TANDEMAusgabe 105 | Mai 2017 - 50 Jahre - Lebenshilfe Neuss

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TANDEMAusgabe 105 | Mai 2017 - 50 Jahre - Lebenshilfe Neuss
TANDEM
                       Ausgabe 105 | Mai 2017

                                Von der Elterninitiative
                                zur gemeinnützigen
                                Gesellschaft
                                Erinnerungen an die
                                Gründerjahre
                                Unser Leitbild
                                Freundinnen seit
                                40 Jahren

Jubiläumsmagazin der     50
                        Jahre
TANDEMAusgabe 105 | Mai 2017 - 50 Jahre - Lebenshilfe Neuss
Inhaltsverzeichnis
                 EDITORIAL                                  24	Unser Auszubildender
                                                                im Pflegedienst
                 04	Vorwort der
                     Vorstandsvorsitzenden
                                                            WOHNEN
                 05      Grußwort der Geschäftsführung
                                                            25	Wir bauen – neu und um

                 LEBENSHILFE WISSENSWERT                    27	Fürsorglich betreut, ob daheim
                                                                oder im Wohnhaus
                 06	Von der Elterninitiative
                     zur gemeinnützigen                     UWO –
                     Gesellschaft                           Ambulant Unterstütztes Wohnen

                 09	Erinnerungen an die                    29	Interview mit der UWO-Nutzerin
                     Gründerjahre                               Sonja G.

                 12	„Wir laufen mit beim Firmen-           30	15 Jahre Ambulant Unterstütztes
                     puls!“                                     Wohnen

                 13	In Gold auf dem
                     Kappessonntags­zug

                 14	Tolle Stimmung bei
                     „Jeck op Jeckerei“
                                                            IMPRESSUM
                 16	Entwicklung unseres Leitbildes
                                                            Herausgeber:
                 17	Starkes Interesse an Infoveran-        Lebenshilfe Neuss gGmbH
                     staltungen der Lebenshilfe             Hamtorwall 16, 41460 Neuss
                                                            kontakt@lebenshilfe-neuss.de
                 18	Neues vom Kunstworkshop: ein           www.lebenshilfe-neuss.de
                     Bild für die „Engelausstellung“        02131-369 18 0

                 19	Eindrücke zweier                       Geschäftsführer:
                     Lebenshilfe-Künstlerinnen              Gesine Eschenburg, Winfried Janßen

                 20	13 Jahre KoKoBe                        Redaktion: Marion Stuckstätte

                 21	Tandem-Beratung in der KoKoBe          Realisation:
                                                            © 2017 Katja Maßmann, Neuss
                 22      lnklusiver Lauftreff ist wieder   www.iD-Signs.de
                          gestartet
                                                            © Fotos: Lebenshilfe Neuss gGmbH
                 22	Das Lebenshilfe-Center: ein Ort        Titelfoto mit Marcel Gräwert (Leiter
                     der Beratung, des Austausches          UWO) und Sonja G. (UWO-Nutzerin)
                     und zum Feiern

02   TANDEM: INHALTSVERZEICHNIS
TANDEMAusgabe 105 | Mai 2017 - 50 Jahre - Lebenshilfe Neuss
Wohnhäuser                              47	FZ Marienburg: vom Kinder­
                                            garten zum Familienzentrum
32	Freundinnen seit 40 Jahren aus
    dem Wohnhaus Weckhoven              49	Chronik des Familienzentrums
                                            Am Baldhof
33	
   Das Wohnhaus Furth… Anno 1989
                                        51	Bericht einer
33	Bewohnerbeiratswahl                     Kindergartenmutter
    Wohnhaus Furth
                                        52	Kunterbuntes Familienzentrum
35	Wohnhaus Grimlinghausen –
    Erinnerungen                        53	Wie viele Zuckerstückchen sind
                                            im Fruchtjoghurt?
36	Weihnachten im Wohnhaus
                                        54	Von ‚Mensch ärgere dich nicht!‘
38     ein Ausflug in das Restaurant
      M                                     zum ‚Schach‘
      „Extrablatt“
                                        54	Vater-Kind-Nachmittag im
39	Wohnhaus Bauerbahn: eine                FZ Am Baldhof: Die Kugel muss
    Oase des Rückzugs                       rollen

                                        Kitas
OFFENE HILFEN
                                        55	„Ich bin jetzt schon drei, so alt
40     ffene Hilfen: Wer wir sind
      O                                     wie die Kita Hammfeld“
      und was wir machen
                                        56	Kita Abenteuerland: vom provi-
41     ie Kegelgruppen „Pudelkönig“
      D                                     sorischen Pavillon in den kom-
      und „Alle Neune“ im Hermkes Bur       fortablen Neubau

42	Die Pudelkönige verabschieden       58	Projekt KiKü in der Kita
    Herrn Bosniak                           Wimmelgarten: Was gibt es
                                            heute zu essen?
42	Neues Programmheft für die
    Freizeitgruppen der Offenen         58	Die fünfzügige moderne Kita
    Hilfen                                  Farbenland

43    www.familienratgeber.de          Kinder- und Jugendzentrum
       Das Internet-Angebot für Men-
       schen mit Behinderung und ihre   61	Das Lebenshilfe-KiJuZe: Hier
       Familien                             haben die Kids das Sagen

KINDER & JUGEND

Familienzentren

44	Die „Sonnenblume“ als Vorreiter

46	„O‘zapft is“

                                                                    TANDEM: INHALTSVERZEICHNIS   03
TANDEMAusgabe 105 | Mai 2017 - 50 Jahre - Lebenshilfe Neuss
Editorial
                  Sehr geehrte Damen und Herren,
                  liebe Freunde/-innen der Lebenshilfe Neuss,

                  seit Anfang des Jahres hängt nun ganz         kann Verstärkung gut gebrauchen. Wir
                  offiziell ein großes Plakat an unserer        laden Sie deshalb herzlich ein, Mitglied
                  Lebenshilfe-Zentrale am Hamtorwall            zu werden bzw. neue Mitglieder zu
                  mit der Aufschrift: „50 Jahre“. Wir feiern    werben. Der Verein nimmt sehr wich­
                  unser Jubiläum – ein ganzes Jahr lang!        tige Aufgaben wahr. So ist er – auch und
                  Angefangen haben wir mit dem tradi­           gerade heute – Wegbereiter und enger
                  tionellen Jazz-Frühschoppen in unserem        Begleiter der Inklusion. Wir mischen
                  Familienzentrum Sonnenblume. Golden           uns ein, stellen Forderungen, geben Im-
                  präsentiert haben wir uns beim Kap-           pulse, informieren und beraten unsere
                  pessonntagszug mit einer fröhlichen           Mitglieder und sind schließlich auch
                  Hundertschaft aus Bewohner(inne)n,            Gesellschafter der Lebenshilfe gGmbH
                  Nutzer(inne)n, Mitarbeiter(inne)n und         sowie Mitgesellschafter der Gemeinnüt-
                  Freund(inn)en der Lebenshilfe. Höhe-          zigen Werkstätten gGmbH. Kommen Sie
                  punkt wird das große Familienfest am          dazu und verstärken unseren Verein!
                  20. Mai 2017 auf dem Markt und Freit­
                  hof sein, zu dem Sie dieses Tandem            Mit freundlichen Grüßen Ihre
                  frisch in den Händen halten. Sie sind
                  herzlich eingeladen!

                  Aber selbstverständlich wird nicht nur
                  gefeiert: Unsere Bauprojekte schrei-
                  ten voran – mehr dazu auf Seite 25.           Angelika Quiring-Perl
                  Und auch das im Dezember nach                 Vorsitzende des Lebenshilfe Neuss e.V.
                  langen Diskussionen verabschiedete            Vorsitzende des Aufsichtsrates der
                  Bundesteilhabegesetz enthält für uns          Lebenshilfe Neuss gGmbH
                  viele Aufgaben. In unserer Vorstands-/
                  Aufsichtsratsklausur im Februar haben         im Namen von Vorstand und Aufsichtsrat
                  wir uns deshalb ganz besonders diesem
                  Thema gewidmet. Im Frühjahr haben
                  wir bereits erste Informationsveranstal-
                  tungen angeboten und werden diese
                  kontinuierlich fortführen. Denn nicht
                  nur für uns als Träger ändert sich viel,
                  sondern vor allem für Menschen mit
                  Behinderungen und deren Angehörige/
                  Betreuer/-innen. Die Lebenshilfe wird
                  Sie in diesem Prozess eng begleiten.

                  Aber auch die Mitgliedergewinnung für
                  unseren Verein war ein zentrales The-
                  ma der Klausur. Und deshalb gestatten
                  Sie mir ein wenig Werbung in eigener
                  Sache. Unser nun 50 Jahre alter Verein

04   TANDEM: EDITORIAL
TANDEMAusgabe 105 | Mai 2017 - 50 Jahre - Lebenshilfe Neuss
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,

bei Erscheinen dieses Heftes haben die       16). Dafür setzen sich unsere Mitarbei-
Landtagswahlen gerade stattgefunden,         ter/-innen tagtäglich mit großem En-
die Bundestagswahlen stehen 2017             gagement ein.
noch bevor. Wir haben uns deshalb an
einem Projekt des Büros für Leichte          Auch wir möchten Sie abschließend
Sprache Ruhrgebiet beteiligt, mit dem        herzlich zum Jubiläumsjahr der Lebens­
ein Film in Leichter Sprache erstellt wur-   hilfe in Neuss ganz besonders grüßen.
de, um die Bedeutung der Wahlen zu           Kommen Sie zu unseren Festen oder
vermitteln und die Selbstbestimmung          jederzeit ins Lebenshilfe-Center am
auch in dieser Frage zu stärken.             Hamtorwall 14 und lernen unsere
                                             Arbeit kennen. Unterstützen Sie uns –
Leichte Sprache ist dabei ein Thema,         ehrenamtlich oder hauptamtlich. Wir
mit dem wir uns verstärkt auseinan-          freuen uns auf Sie!
dersetzen. So haben wir u.a. die In-
klusionsbeauftragte der Stadt Neuss
unterstützt. Unser Lebenshilfe-Rat liest
ehrenamtlich erste Formulare gegen,
die die Stadt Neuss in Leichter Sprache
erstellt hat.                                Gesine Eschenburg
                                             Geschäftsführerin
Im Juli finden in Neuss die NRW-Aus-
scheidungskämpfe von den Special
Olympics statt, zu denen mehr als 1.000
Athleten erwartet werden. Wir freuen
uns auf diese Veranstaltung und un-
terstützen sie nach Kräften. So werden
wir u.a. unsere Kita Baldhof als „Haupt-     Winfried Janßen
quartier“ zur Verfügung stellen können.      Geschäftsführer

Angesichts von aktuellen Berichter-
stattungen ist es uns ein besonderes
Bedürfnis, auch die Haltung unserer
Mitarbeiter/-innen in ihrer täglichen
Arbeit anzusprechen. Sie findet Aus-
druck in unserem Leitbild, das wir in
einem Zeitraum von knapp einem
Jahr in mehreren Veranstaltungen mit
Mitarbeiter(inne)n, Vertreter(inne)n des
Lebenshilfe-Rates, der Eltern und den
Vereinsmitgliedern entwickelt haben.
Zentrales Thema war hier einvernehm-
lich der sorgsame, wertschätzende und
respektvolle Umgang miteinander in
allen Bereichen (mehr dazu ab Seite

                                                                                 TANDEM: EDITORIAL   05
TANDEMAusgabe 105 | Mai 2017 - 50 Jahre - Lebenshilfe Neuss
50 Jahre Lebenshilfe Neuss

                 Von der Elterninitiative
                 zur gemeinnützigen                                           50
                                                                             50
                 Gesellschaft
                                                                              Jahre
                                                                             Jahre

                                                           die Gründung eines Lebenshilfe-Ver-
                                                           eins vor, wie es diese schon in anderen
                                                           Städten zu finden gab. Anfängliches Ziel
                                                           war das Sammeln von Geldern, um den
                                                           Aufbau von Angeboten für Kinder und
                                                           Menschen mit geistiger Behinderung
                                                           finanziell zu unterstützen.

                                                           Geburt und Weg der Lebenshilfe
                                                           Neuss
                                                           Gesagt, getan – auch wenn sich die Fin-
                                                           dung der sieben Gründungsmitglieder
                                                           nicht einfach gestaltete: 1967 wurde der
                                                           Lebenshilfe Neuss e.V. als Selbsthilfe-
                                                           vereinigung für Menschen mit geistiger
                                                           Behinderung aus einer Elterninitiative,
                                                           angeregt durch Liesel und Klaus Mi-
                                                           chels, gegründet.

                                                           Was dann folgte, war ein langer Weg,
                                                           mit vielen Errungenschaften, aber auch
                                                           schweren Bürden und Hürden. Es wur-
                                                           den Wohnhäuser errichtet, Anlauf- und
                                                           Beratungsstellen bereitgestellt sowie in-
                                                           tegrative Kindertagesstätten, Bildungs-
                                                           veranstaltungen, ambulante Dienste
                                                           und Freizeitangebote aufgebaut. Die
                                                           Besprechungen in Wohnzimmern und
                 Es war die Not betroffener Eltern, die    Gaststätten der Elterninitiative in der
                 die Lebenshilfe entstehen ließ. Ange-     Pionierzeit waren längst vergessen, nun
                 hörige von Menschen mit geistiger         standen Expansion, Differenzierung,
                 Behinderung, die mit ihren Sorgen und     betriebswirtschaftliches Denken und
                 Problemen allein auf sich gestellt wa-    Handeln sowie die Weiterqualifizierung
                 ren. Denn in den 60er-Jahren gab es       von Mitarbeiter(inne)n auf dem Plan.
                 weder Beratungs- oder Betreuungsstel-     Kommunikation musste geschaffen und
                 len noch Wohnmöglichkeiten oder Son-      Transparenz gewahrt werden, die Aus-
                 derkindergärten in Neuss. Der Bedarf      richtung, Aufgaben und Zielsetzungen
                 und die Anfragen waren groß, Angebote     wurden spezifiziert und definiert und
                 jedoch nicht vorhanden.                   die Qualitätsstandards gesichert.

                 So erkannte auch die Stadt die dringen-   War es anfangs das immense Engage-
                 de Handlungsnotwendigkeit und schlug      ment Einzelner, die mit Durchsetzungs-

06   TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT
TANDEMAusgabe 105 | Mai 2017 - 50 Jahre - Lebenshilfe Neuss
kraft, Enthusiasmus und Emotion die
Lebenshilfe ins Laufen brachten, muss-
ten zunehmend die Aufgaben unter
professionellen Standards gehandhabt
werden. Sozialpolitische Arbeit und
Öffentlichkeitswirken traten verstärkt
nach vorne. Der rasch fortlaufende
Entwicklungsprozess und die damit
verbundenen veränderten Geschäfts-
prozesse erforderten erhöhte Verant-
wortungsbereiche sowie steigende
Leitungs- und Koordinationsaufwände.

„Es ist normal, verschieden zu sein.“
Die Bemühungen der Pionierzeit und
der Expansionsphase tragen reife
Früchte. Heute gehören dem gemein-
nützigen Verein fast 600 Mitglieder an;
Menschen mit (geistigen) Behinderun-
gen, deren Eltern, Angehörige, Freunde
und Förderer.

Mit dem Ziel, Menschen mit Behinde-
rung als vollwertige Mitglieder unserer
Gesellschaft anzusehen, haben sich die
Herausforderungen potenziert. Daher
werden die vielfältigen Dienstleistun-
gen seit 2014 in einer gemeinnützigen
GmbH erbracht, deren alleiniger Gesell-
schafter der Verein ist. In ihr sind mehr
als 450 Mitarbeiter/-innen im Einsatz,
um Menschen mit primär geistiger
Behinderung eine gleichberechtigte
Teilhabe zu ermöglichen. Die Lebens-
hilfe setzt sich nicht nur für ihre Rechte
ein, sondern lässt ihnen – im partner-
schaftlichen Miteinander – genau die         men über offene Hilfen sowie inklusive
Unterstützung und Hilfe zukommen, die        Kitas und Familienzentren bis hin zur
sie für ein selbstbestimmtes Leben in        Jugendarbeit und einem Pflegedienst.
unserer Gemeinschaft benötigen.
                                             #TeilhabeStattAusgrenzung
Die Neusser Lebenshilfe unterstützt          Mitbestimmung und Wahlrecht der Be-
und begleitet sie von der Geburt über        wohner/-innen und Nutzer/-innen sind
alle Lebensphasen bis ins hohe Alter.        wesentliche Aspekte in allen Einrichtun-
Die Angebote gestalten sich den Alltag       gen der Lebenshilfe Neuss; Fortbildung
umfassend und sind individuell wie           für die Mitarbeiter/-innen ein etablierter
fachkundig angepasst. Sie reichen von        Bestandteil zur Sicherung von fachkun-
der Beratung, der ambulanten und             diger Leistung und qualifiziertem Know-
stationären Wohnunterstützung, von           how.
Freizeit-, Reisen- und Bildungsprogram-

                                                                     TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT   07
TANDEMAusgabe 105 | Mai 2017 - 50 Jahre - Lebenshilfe Neuss
Mit professioneller und fortschrittli-    und dem Pflegedienst „Hand in Hand“.
                 cher Ausrichtung hat die Lebenshilfe      Zudem werden sieben inklusive Kinder-
                 Neuss über fünf Jahrzehnte eines nie      tagesstätten, darunter drei zertifizierte
                 außer Acht gelassen: die menschliche      Familienzentren, und ein inklusives
                 Komponente ihres Wirkens. Das Arbei-      Kinder- und Jugendzentrum von ihr
                 ten im Team und die Orientierung an       betrieben, in der Kinder mit und ohne
                 gemeinsamen Werten schafft die Basis      Behinderung im selbstverständlichen
                 für den Lebenshilfe-Erfolg. Der Prozess   Zusammensein betreut und gefördert
                 der Leitbildentwicklung in diesem Jahr    werden. Das neueste Angebot der
                 bekräftigt dies.                          Neusser Lebenshilfe ist der Jugendbus,
                                                           dessen gezielter mobiler Stadtteilein-
                 Spektrum der Lebenshilfe Neuss            satz die inklusive Jugendarbeit der Stadt
                 2017                                      Neuss ausbaut.
                 Die Lebenshilfe Neuss gGmbH ist Trä-
                 ger von fünf Wohnhäusern und sechs        In den 50 Jahren ihres Bestehens hat
                 weiteren Wohngruppen für geistig und      sich die Lebenshilfe Neuss, die Mitglied
                 mehrfach behinderte Kinder, Jugendli-     im Landesverband und der Bundes-
                 che und Erwachsene mit ca. 160 Wohn-      vereinigung der Lebenshilfe sowie des
                 plätzen. Das „Ambulant Unterstützte       Paritätischen Wohlfahrtsverbands ist,
                 Wohnen“ (UWO) betreut Menschen in         zu einem wichtigen, komplexen und
                 der eigenen Häuslichkeit. Die „Offe-      gesellschaftlich anerkannten Dienst-
                 nen Hilfen“ unterstützen mit ambulant     leister für Menschen mit Behinderung
                 mobilen Dienstleistungsangeboten,         sowie deren Eltern und Angehörige
                 wie dem „Ambulant Unterstützenden         entwickelt. Zugleich zu einem aktiven
                 Dienst“ (AUD), der „Sozialpädagogi-       Fürsprecher und Weichensteller. Die
                 schen Familienhilfe“ (SPFH) und der       Errungenschaften im neuen Bundesteil-
                 Schulbegleitung.                          habegesetz (BTHG) sprechen für sich.

                 Darüber hinaus ist die Lebenshilfe        Wir haben viel erreicht – und noch
                 Neuss gGmbH Träger von zwei Bera-         einiges vor.
                 tungsstellen, einem Lebenshilfe-Center    Herzlichen Dank für Ihre Hilfe zu helfen!

08   TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT
TANDEMAusgabe 105 | Mai 2017 - 50 Jahre - Lebenshilfe Neuss
Erinnerungen an die Gründerjahre von Liesel Michels

„Wenn wir helfen können, tun wir das.“

Als Liesel Michels mit ihrem Mann Klaus    kamen aus Köln, da gab es bereits Son-
und den beiden Kindern Christoph,          derkindergärten.“ Ihr sei schnell klar ge-
5 Jahre, und Ruth, 3 Jahre, 1965 nach      wesen, dass sie für Ruth Hilfe brauche.
Neuss zog, ahnte sie nicht, was dieser     „Ruth war fast taub bei der Geburt. Sie
Umzug für sie und für viele weitere Bür-   hatte keine starke geistige Beeinträchti-
ger der Quirinusstadt einmal bedeuten      gung. Aber ich wusste es anfangs nicht
würde. Ihre kleine Tochter hatte eine      und konnte sie schwer erreichen.“
geistige Behinderung. Daher suchte sie
für Ruth einen Platz in einem Sonderkin-   Dass es nicht ihr Weg sei, Ruth zu
dergarten. Doch die Auskunft des Sozial-   ver­stecken oder ihr die nötige Unter-
dezernenten der Stadt war ernüchternd:     stützung zu verwehren, wusste sie
Man denke zwar über einen solchen          allerdings sofort. „Das war eine Zeit, da
Kindergarten für Neuss nach, aber es       waren die Schrecken des Dritten Rei-
gebe noch keine konkreten Pläne.           ches noch gegenwärtig. Geistig behin-
                                           derte Menschen galten zur Hitlerzeit als
„Wenn wir helfen können, tun wir das“,     nicht lebenswertes Leben. Viele wurden
hatte Liesel Michels im Telefonat mitge-   aus den Familien geholt und umge-
teilt. Drei Wochen später besuchte Sozi-   bracht. Nach dem Krieg gab es keine
aldezernent Franz-Josef Schmitt Familie    Förderung für die Kinder oder Arbeit für
Michels und schlug die Gründung eines      Erwachsene und keine Unterstützung
Vereins Lebenshilfe vor.                   für die Angehörigen.“

Aus der Not geborenes Handeln              Tom Mutters und die Idee der
„Ja, das war vermutlich ein Angebot,       Lebenshilfe
auf das man in Neuss gewartet hatte“,      Es war ein Holländer, Tom Mutters,
erinnert sich die heute 88-Jährige. „Wir   der 1958 die Not erkannte. Seine Idee

                                                                   TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT   09
TANDEMAusgabe 105 | Mai 2017 - 50 Jahre - Lebenshilfe Neuss
war, Eltern in gemeinnützigen Vereinen    waren Vertreter aus der Stadt, Ärzte
                 zusammenzuführen, um mit Unter-           und Schuldirektoren.“ Daher dienten
                 stützung des Staates die Lebensbe-        die anfänglichen Treffen in Wohnzim-
                 dingungen für Menschen mit geistiger      mern dazu, weitere betroffene Familien
                 Behinderung und für ihre Familien zu      ausfindig zu machen und zusammenzu-
                 verbessern. Angedacht war, Lebenshil-     bringen. „Beim Jugendamt waren zwar
                 fe-Elternverbände auf Ortsebene ent-      die Adressen bekannt, aber es gab kei-
                 stehen zu lassen, die in Landesverbän-    nen Kontakt.“ Dass sich schließlich eine
                 den und in einer Bundesvereinigung        Gruppe fand, war mit hohem Aufwand
                 zusammengefasst werden sollten.           und vielen Telefonaten verbunden.
                                                           „Die ersten Zusammenkünfte in einer
                 „Damals gab es keine Anlaufstellen. Es    Gaststätte waren hoch emotional. Wir
                 gab weder Fachbücher noch Elterngrup-     waren anfangs 12 Eltern. Alle waren
                 pen und ebenso keine Erzieher für Kin-    sehr erschöpft, einige kamen im Alltag
                 der mit Behinderungen. Keiner konnte      kaum zum Schlafen. Es sind viele Trä-
                 helfen. Aber man wusste ja selbst auch    nen geflossen. Das zeigte, wie sehr sich
                 nicht, was das Beste für sein Kind war,   die Eltern in ihrer Situation überfordert
                 wie man gut Zugang finden konnte oder     fühlten.“
                 was es für Bedürfnisse hatte.“
                                                           Inzwischen war bei der Stadt Neuss das
                 Außerdem trauten sich viele Eltern        Bewusstsein einer notwendigen Hilfe
                 nicht, mit ihren Kindern vor die Tür zu   für die Betroffenen gewachsen. Ein Son-
                 gehen. „Das war wie ein Spießruten-       derkindergarten wurde eröffnet. Auch
                 lauf.“ Liesel Michels ist die Ablehnung   eine kleine Werkstatt für Jugendliche
                 von außen noch lebendig im Gedächt-       mit Behinderungen zog hier mit ein.
                 nis. „Wir wurden angestarrt. Oft schüt-
                 telten Passanten den Kopf. Es war         Gute Zusammenarbeit zwischen
                 furchtbar. Man wollte nicht sehen, dass   Stadt und Lebenshilfe-Verein
                 unsere behinderten Kinder liebevolle      „Die meisten Eltern der Kinder dieser
                 Menschen mit ganz normalen Empfin-        Einrichtungen wurden Mitglieder der
                 dungen sind.“                             Lebenshilfe, weil sie sahen, dass die
                                                           Vereinsarbeit – in Kooperation mit
                 Aus dieser Not griffen die Michels die    der Stadt – das Leben der Kinder und
                 Anregung der Stadt auf, einen Lebens-     Jugendlichen mit Behinderungen ver-
                 hilfe-Verein zu gründen. Dieser sollte    besserte.“
                 zunächst einmal Mittel sammeln, um
                 die Arbeit mit behinderten Kindern        Eine erste große Vereinsaktion war
                 mitzufinanzieren, denn die zu erwarten-   die Anschaffung eines Busses, der die
                 den Zuschüsse berücksichtigten nur das    Kinder vom Elternhaus zur Einrichtung
                 Allernotwendigste.                        und zurück transportieren konnte. „Das
                                                           Geld hierfür sollte ein vom Oberbürger-
                 Erste Vereinstreffen in der Gaststätte    meister vermitteltes Konzert der Bun-
                 „Es war schon nicht einfach, die sieben   deswehr bringen. Der Verein übernahm
                 Gründungsmitglieder zu finden“, erklärt   die Aufgabe, genügend Zuhörer zu
                 Liesel Michels, die selbst viele Jahre    mobilisieren.“ Mit Erfolg.
                 Vereinsvorsitzende war und mittlerwei-
                 le Ehrenvorsitzende der Lebenshilfe       Doch noch war die Lebenshilfe wenig
                 ist. „Neben meinem Mann gab es im         bekannt. Eine pressewirksam bewor-
                 Vorstand nur noch eine Mutter mit         bene Schiffstour auf dem Rhein sollte
                 einem behinderten Kind. Die anderen       das ändern. „Diese Werbeaktion sprach

10   TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT
neben interessierten Neussern auch         wuchs die Lebenshilfe Schritt für Schritt.
Familien mit behinderten Kindern und       Aber nicht immer problemlos.
Angehörigen an. So wurde aus einer
fröhlichen Rheinfahrt ein erstes großes    Das Ringen um Akzeptanz
Treffen dieser Familien, das mit dazu      „Ab 1980 begann der Vorstand mit der
beitrug, dass sich allmählich ein Gefühl   Planung des Wohnhauses Am Hasen-
der Zusammengehörigkeit entwickelte,       berg 19. Es gab viel Widerstand zu über-
das im Laufe der folgenden Jahre im-       winden, da die Vorbehalte der Nach-
mer mehr wuchs. Vielen gab das schon       barn aus den umliegenden Häusern
Kraft zu sehen: Da sind ja noch andere.    sehr groß waren. Doch durch Gesprä-
Wir sind nicht allein.“                    che, die Feier zur Grundsteinlegung und
                                           das ausgeklügelte Konzept des Hauses,
Ein nächster Schritt war die Finanzie-     das ‚Außenleben‘ der Bewohner auf den
rung eines Urlaubs für die Kinder des      Innenhof zu konzentrieren, gewann das
Sonderkindergartens im Ferienhaus der      Projekt Akzeptanz.“
Stadt in Herchen an der Sieg.
                                           Ein Konzept, das sich bewährte. Wie
Ein Zuhause in der Lebenshilfe             viele Errungenschaften im Laufe der
„Schon bald erhob sich die Frage nach      letzten 50 Jahre der Neusser Lebenshil-
einem Wohnhaus, in dem erwachse-           fe. Dass aus einer Wohnzimmergruppe
ne Menschen mit Behinderung leben          ein über 450 Mitarbeiter/-innen star-
konnten“, erinnert sich Liesel Michels.    kes, im Angebot umfassend aufgestell-
„Der Vorstand entschloss sich, zunächst    tes gemeinnütziges Unternehmen ge-
ein Haus anzumieten. Zur Bewältigung       wachsen ist, das konnte Liesel Michels
der damit verbundenen Verwaltungsak-       zu Beginn ihres großen Engagements
te brauchten wir jedoch professionelle     nicht ahnen.
Hilfe, die uns die Stadt Neuss durch
einen Mitarbeiter des Rechnungsprü-        „Wissen Sie, man muss im Leben das
fungsamtes stellte.“                       tun, was das Leben von einem fordert.“
                                           Ihr Antrieb war ihr Pragmatismus. Eine
Das erste Wohnhaus der Neusser Le-         zielstrebige Frau, die früh Verantwor-
benshilfe war ein Mehrfamilienhaus in      tung übernehmen musste. Schon als
Weckhoven. Auf 3 Etagen wohnten je 8       Heranwachsende, als sie für ihre jünge-
Menschen mit geistigen Behinderungen       ren Schwestern sorgte, da die Mutter im
in familienähnlichen Gruppen zusam-        Krieg ums Leben gekommen war.
men. Insgesamt 24 Menschen wurden
von Fachpersonal – unterstützt von         „Mit dem Schicksal abfinden, das war
mütterlichem Hilfspersonal – betreut.      nie mein Ding.“
Alle Bewohner/-innen waren Mitarbei-
ter/-innen der GWN.

„Schnell zeigte sich ein wachsender
Bedarf an Wohnhausplätzen. Durch die
positiven Erfahrungen mit dem ersten
Wohnhaus bestärkt, beschloss der Vor-
stand, ein zweites zu bauen.“ Kurz dar-
auf wurden zwei Eigentumswohnungen
erworben, in denen besonders selb-
ständige Bewohner/-innen in Wohn-
gruppen zusammenleben konnten. So

                                                                   TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT   11
Lebenshilfe-Team aktiv beim Firmenpuls

                 „Wir laufen mit!“

                 Eine Laufgruppe gibt es in der Neusser      bei. Dieses Mal sogar mit 34 Anmeldun-
                 Lebenshilfe schon seit Jahren. Bewegung     gen und beachtenswerter Verstärkung:
                 macht Spaß und ist gesund. Zudem wird       Neben Lebenshilfe-Geschäftsführerin
                 Vielseitigkeit in der Lebenshilfe großge-   Gesine Eschenburg liefen auch die
                 schrieben; genauso wie Inklusion. Men-      prominenten Neusser Politiker Dr. Jörg
                 schen mit und ohne Behinderung gehen        Geerlings und Arno Jansen im Lebens-
                 hier Hand in Hand. Da lag es nahe, dass     hilfe-Team. Selbst widrige Höchsttem-
                 die Neusser Lebenshilfe ein Team für        peraturen von 32 Grad minimierten
                 den Firmenpuls-Lauf aufstellte. Erstmals    den Eifer nicht. Die Lebenshilfe-Teil-
                 2015 starteten 23 Lebenshilfe-Läufer,       nehmer/-innen – Bewohner/-innen der
                 Nutzer/-innen wie Mitarbeiter/-innen        Wohnhäuser, Nutzer/-innen der Offenen
                 samt Vorstandsmitglied Wolfgang Grüe,       Hilfen sowie des Ambulant Unterstütz-
                 beim beliebten Neusser Firmenlauf im        ten Wohnens mit M  ­ itarbeiter(inne)n und
                 Südpark. Mit Startnummern bestückt,         Betreuer(inne)n der Lebenshilfe – ließen
                 ging es gemeinsam die 5 Kilometer rund      sich das tolle Ereignis nicht entgehen.
                 um den Reuschenberger See. Nicht ohne       Die Lebenshilfe schafft Lebensraum, in
                 Anstrengung, dennoch mit großer Freu-       dem Menschen mit und ohne Behinde-
                 de und Begeisterung, arbeitete sich das     rung selbstverständlich miteinander um-
                 Lebenshilfe-Team um Kapitän Carsten         gehen. Menschen im Team; genau wie
                 Schmid ins Ziel. Vor allem die aufmun-      beim Firmenpuls. So stellt sich weder die
                 ternden Zurufe der Zuschauer spornten       Frage, noch gibt es irgendeinen Zweifel:
                 zur „Höchstform“ an. Daher zeigte sich
                 schnell, eine neue Leidenschaft war         Am 12. September ist die Neusser
                 entbrannt.                                  Lebenshilfe wieder mit am Start
                 Gedacht, getan – 2016 war die Neusser       beim Firmenlauf 2017 im Südpark!
                 Lebenshilfe ohne zu zögern wieder da-

12   TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT
Große Jubiläums-Karnevalstruppe

In Gold auf dem Kappessonntags­zug
Themengebend für die Kappessonn-
tags-Verkleidung der Lebenshilfe Neuss
war in diesem Jahr das 50-jährige Jubilä-
um, welches dem Anlass entsprechend
mit goldenen Kostümen und Hüten
umgesetzt wurde. Auch der begleitende
Bus wurde festlich in Gold geschmückt.
Die Teilnehmerzahl war in diesem Jahr
mit 105 Beteiligten, davon 10 aus der
Tanzgarde „Delrather Piratess“, doppelt
so groß wie im letzten Jahr.

Im Vorfeld des Zuges trafen sich die
Teilnehmer/-innen im Lebenshilfe-Cen-
ter, um sich gemeinsam vorzubereiten,
zu schminken und zu frühstücken. Im         Auf dem Zugweg trafen wir auf viele
Anschluss ging es dann zum Landes-          bekannte Gesichter, die die Lebenshilfe
theater zum Aufstellen für den Kappes-      Neuss freudig in Empfang nahmen. Der
sonntagszug.                                unmittelbar vor uns fahrende Wagen
                                            sorgte durch Livemusik von „MaximNoi-
Unter dem Wurfmaterial befanden sich        se“ für eine ausgelassene Stimmung.
neben einer Spende von 5.000 Tütchen        Die Reaktionen der Zuschauer/-innen
Gummiherzen der Mediaagentur Frank          und Teilnehmer/-innen waren durch-
Küpping, Veranstalter der 1. Neusser        weg positiv und viele möchten nächstes
Kinder- und Familienmesse, auch Luft-       Jahr mitgehen beim Karnevals­umzug.
ballons und diverse andere Süßwaren.

                                                                  TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT   13
Buntes Treiben in Gedenken an Jörg Fischer

                 Tolle Stimmung bei „Jeck op Jeckerei“

                 Im Laufe der letzten 15 Jahre ist es      sondern auch ein toller Teamkollege im
                 schon zu einer festen Tradition gewor-    Integrativen Freundeskreis.
                 den, dass die Nutzerinnen und Nutzer
                 sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter    Die diesjährige Sitzung war nicht nur
                 der Lebenshilfe Neuss mit vielen wei-     eine sehr schöne Karnevalsfeier, son-
                 teren Besuchern an der integrativen       dern auch eine wunderbare Gedenkfei-
                 Karnevalssitzung „Jeck op Jeckerei“       er für Jörg Fischer, denn auch in diesem
                 teilnehmen.                               Jahr hat der ausverkaufte Saal im Mar-
                                                           tin-Luther-Haus wieder gebebt. Hierzu
                 Geleitet wird die Karnevalssitzung vom    beigetragen haben die ca. 200 Gäste
                 Integrativen Freundeskreis, dem Mitar-    und die Künstler/-innen, die es sich
                 beiterinnen und Mitarbeiter der Le-       nicht nehmen ließen, mit viel Musik,
                 benshilfe Neuss und der evangelischen     Witz und Charme sowie einem bunten
                 Christuskirchengemeinde angehören.        Programm den Saal „zum Kochen zu
                                                           bringen“.
                 In diesem Jahr wurde die Sitzung zu Eh-
                 ren von Jörg Fischer durchgeführt, der    Latino-Rhythmen und krachende
                 Anfang Januar plötzlich und unerwartet    Beats
                 verstorben ist. Jörg Fischer war nicht    Auf der Bühne tanzten phantasievoll
                 nur ein guter Musiker, der mit seiner     kostümierte Menschen mit Behinde-
                 Musik und humorvollen Art in den ver-     rung zu heißen Disco-Rhythmen. Mit
                 gangenen Jahren durch das Bühnenpro-      spürbarer Begeisterung zeigten die
                 gramm bei Jeck op Jeckerei geführt hat,   Mitglieder der Tanzschule Dirk Reißer

14   TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT
aus Dormagen ihr Können. Das bunt
gemischte Publikum aller Generationen
bestehend aus Scheichs, Katzen, Frö-
schen, Wikingerinnen, Cowboys, Matro-
sen, Piratinnen und sogar FBI-Männern
brauchten zum Mittanzen nicht lange
überredet werden.

Boris Quest, alias Clown Bobori, brachte
sowohl die kleinen als auch die großen
Zuschauer mit Zaubereien und Späßen
zum Lachen.

Richtig eingeheizt wurde dem Publikum
von den Zumbamädels der TG Neuss
unter Leitung von Fibi. Mit ihrem Tanz
zu exotischen Klängen, kraftvollen
Latino-Rhythmen und internationalen
Beats brachten sie den Saal gehörig in
Stimmung.

Auch die Jungs der „Dreikönige Play-        tollen Stimmung und Unterstützung aller
backdancers“ haben mit ihren Tanz-          Beteiligten – einmal mehr ein voller Erfolg.
künsten zu bekannten Disco-Sounds die
Bühne gerockt.                              Dass Jeck op Jeckerei verbindet, hat
                                            sich wieder bewiesen, weil Menschen
Wie sollte es anders sein – Höhepunkt       mit und ohne Behinderung, groß oder
und eine schöne Tradition der Sitzung       klein, dick oder dünn, gemeinsam dafür
war der Einzug des Neusser Prinzen-         gesorgt haben, dass die Sitzung auch
paares, Prinz Dieter III. und seine No-     in diesem Jahr wieder zu einem unver-
vesia Anita 1 und das Kinderprinzen-        gesslichen Erlebnis wurde.
paar der Blauen Funken, Thomas I und
Mia I. Aber nicht nur die Prinzenpaare
sorgten dafür, dass alle aus dem Häus-
chen waren. Auch die Tanzmariechen
der Blauen und Roten Funken sowie
Heinz Langnitz und die Band 2nd Try,
die bei Jeck op Jeckerei ihren ersten
öffentlichen Auftritt hatte, begeisterten
das Publikum.

Sitzungspräsidentin Natalie Witte-Goo-
ren führte mit musikalischer Unter-
stützung von Martin Müller durch ein
abwechslungsreich gestaltetes Pro-
gramm. Die 15. Karnevalssitzung Jeck
op Jeckerei war durch das erprobte
Zusammenspiel von Moderation, Musik
und Künstler(inne)n – gepaart mit der

                                                                     TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT   15
Gemeinsame Entwicklung eines Leitbildes für die Lebenshilfe Neuss

                 Wir stehen für Wertschätzung,
                 Offenheit, Respekt und Akzeptanz
                                                               ergebnisoffen diskutiert und die Schwer-
                                                               punkte anschließend zusammengefasst.
                                                               In einer Gruppe wurde aus diesen Er-
                                                               gebnissen im Anschluss ein Leitbildent-
                                                               wurf entwickelt, der erneut den Mitar-
                                                               beiter/-innen und Vereinsmitgliedern
                                                               vorgestellt wurde.

                                                               Wir haben für den zweiten Schritt die
                                                               Form der sog. „Aktiven Mittags-Zeit“
                                                               genutzt. Hier wurde im Januar 2017 in
                                                               verschiedenen, zufällig zusammenste-
                 Die Lebenshilfe Neuss hat nunmehr             henden Gruppen über die Ergebnisse
                 eine fünfzigjährige Tradition. Sie ist eine   des Leitbildes diskutiert und Anmerkun-
                 besondere Organisation mit Zielen,            gen gemacht.
                 die nicht nur mit der täglichen Arbeit
                 verbunden sind, sondern auch in die           Wichtige Aussagen aus der Entste-
                 Gesellschaft wirken. Teilhabe von Men-        hungsphase des Leitbildes
                 schen mit Behinderungen ist dabei ein         „Eine wichtige Haltung ist der Schutz,
                 Grundprinzip, für dessen umfassende           die Geborgenheit, die Wärme, die
                 Umsetzung die Lebenshilfe Neuss sich          Sicherheit, die Akzeptanz und die Wert-
                 engagiert.                                    schätzung gegenüber Kollegen/Nut-
                                                               zern/Kindern/Bewohnern…“
                 Um transparent darzustellen, welche           „Der Respekt ist das A und O im Mitein-
                 gemeinsamen Überzeugungen wir in              ander…“
                 der Lebenshilfe Neuss vertreten, wurde        „Gemeinsam tragen die Mitarbeiter, trägt
                 unter großer Beteiligung ein Leitbild         man ein positives Menschenbild und
                 entwickelt.                                   dadurch entsteht eine Gemeinschaft…“
                 Es ist die Erklärung der Lebenshilfe          „…füreinander da sein…“
                 Neuss über unser Selbstverständnis und        „Ich werde trotz meiner Behinderung
                 unsere Grundprinzipien. Das Leitbild for-     (empathisch) als normaler Mensch
                 muliert, wie wir uns sehen, wie wir sind      behandelt. Man traut mir Intelligenz
                 und wie wir noch werden wollen. Es soll       und Ideen zu und ich merke sehr, dass
                 Orientierung geben und deutlich ma-           es dem Personal mehr um Hilfe und
                 chen, wofür die Lebenshilfe Neuss steht.      Freude bei der Arbeit geht und nicht in
                                                               erster Linie um ihr eigenes Ego (Kohle
                 Um möglichst vielfältige Aspekte ein-         und Karriere).“
                 fließen zu lassen, haben wir, die Mit-        „Die Lebenshilfe orientiert ihre Arbeit
                 arbeiter/-innen und Vereinsmitglieder,        an den Wünschen und Bedürfnissen
                 Elternvertreter/-innen und Nutzerver-         der Klienten und Mitarbeiter…“
                 treter/-innen uns zu unserem World-Ca-        „Wir sind Sprachrohr für Menschen mit
                 fé im April 2016 zu einem Austausch           besonderen Bedürfnissen…“
                 getroffen. Dort wurden in wechselnden,        „Das Miteinander verschiedener Religio-
                 kleinen Runden unterschiedliche Fragen        nen und Kulturen/Nationen…“

16   TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT
Unser Leitbild
   Das Leitbild gilt für alle, die mit der Lebenshilfe verbunden sind: Nutzer/-innen,
   Bewohner/-innen, Mitarbeiter/-innen, Ehrenamtliche, Mitwirkende im Verein
   und den Einrichtungen, die Unterstützer/-innen und Sympathisant/-innen.
                                                                 Vor
   Wir alle sind das „WIR“ der LebenshilfewNeuss;
                                            ort   füreinander und miteinander!
                                                              Die L
                                                                    e
                                                             von benshilfe
   Das Ergebnis – unser Leitbild – zeigt,
                                       Im L welche
                                           aufe enen Elt sWerte       uns gemeinsam wichtig sind:
                                             etroff  Neus        b
                                                            wurd
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                                                            entw n soziale re hat sie ründet. e 1967
                                                                   ic              n
                                                           Behin kelt, die Dienstle sich zu e
   Es ist normal, verschieden zu sein.                    indiv
                                                                   deru
                                                                          ngen
                                                                                  Men
                                                                                         sche
                                                                                                 istun
                                                                                                          g
                                                                                               n mit sorganis
                                                                                                                  iner

                                                                                                                                                                            Unse
                                                                id
                                                         in all uelle An und ihre                                     ation
                                                               en L            gebo            n An
   Die Lebenshilfe steht für Begegnung auf Augenhöhe.                 eb                               ge
                                                                                                                                                                                 r
                                                                                                                                                                           Lebe Leitbild
                                                        alle A                          te
                                                               lters ensbereic und Die hörigen
                                                                      stufe                             n
                                                                             n zu hen und stleistun
                                                                                                                                                                                nshi      fü
                                                                                     r Ver
                                                     Mit d                                  fügu für beina gen
   Die Lebenshilfe ist Wegbegleiterin in allen Lebensphasen.
                                                   das,
                                                             ie
                                                    Lebe sem Leit
                                                            nshil
                                                                  fe Ne
                                                                            bild
                                                                                   gebe
                                                                                                  ng ste
                                                                                                            llt.
                                                                                                                   he
                                                                                                                                                                                     lfe N r die
                                                  wich
                                                           was
   Die Lebenshilfe steht für Wertschätzung, Offenheit, Respekt
                                                         tig
                                                                uns
                                                                          uss,
                                                                       in u uns Or
                                                 Es gil und we nserem ientierun
                                                                                           n wir
                                                                                                 , die                                                                                    euss
                                                         t              s                 E               g
                                               verb für alle, entlich is ngagem über
   und Akzeptanz.                             inne
                                              Mitw
                                                       unde
                                                     n, M
                                                              n sin
                                                            itarb
                                                                      die m
                                                                              it
                                                                     d: Nu der Leb
                                                                             tzer/i
                                                                                        t.
                                                                                              ensh
                                                                                                        ent

                                                     ir            eit                n              ilfe
                                            Einric kende im er/innen nen, Bew
   Die Lebenshilfe ist ein attraktiver Arbeitgeber. h
                                           Sym tungen, Verein u hrenam hner/
                                                  path             d               n
                                                                                    ,E
                                                                                                   tl
                                                                                                      o
                                                         isant/ ie Unte d den                         iche,
   Die Lebenshilfe ist eine solide, gesunde, zukunftsorientierte
                                         Wir a
                                                 ll
                                       Neu e sind d
                                                                 inne
                                                                        n.
                                                                               rstütz
                                                                                         er/in
                                                                                               nen
                                                                                                       und
                                              ss, fü           a
   Organisation.                      Das
                                                       reina s „WIR“
                                                               nder
                                                                       u nd m
                                                                             d er Le
                                                                                       b  en
                                            Le
                                     viele itbild ist                            itein shilfe
   Die Lebenshilfe ist fester Bestandteil des öffentlichen Lebens.
                                           n                 e                           ande
                                    Bete Ideen in ntstande                                     r!
                                          iligte            Disk           n  a uf Ba
                                   Hier           n de            ussio                  sis
                                         fü              rL               ne
   Die Lebenshilfe ist Vorreiterin für Inklusion.
                                  April r gab es ebenshil n mit za von
                                         2
                                 um d 016 und ehrere g .
                                                          m              fe                hlreic
                                                                                                  hen
                                        ie               im Ja          roße
                                 Mitw Arbeit d                  n               T                                          Lebe
                                      irken             er Ste uar 2017 reffen im                                                 nshil
                                Lebe          den               u e rung      , e  r g                                                  fe N
                                                     aus a                 sgru änzt                                                         euss
   Unser Leitbild ist als Flyer erhältlich und auf unserer
                                     nshil
                                             fe.             llen                 ppe                                   H amto                    gGm
                                                                   Bere                  mit                                     r wall                 bh
                                                                          ichen                                          T e            1
                                                                                    der                                      le           6,
                                                                                                                     konta fon 021 41460 N
   Homepage hinterlegt.                                                                                                www
                                                                                                                            kt@le
                                                                                                                                    be
                                                                                                                                         31 -
                                                                                                                                              369
                                                                                                                              .lebe nshilfe-n 18 0
                                                                                                                                                     e u ss
                                                                                                                                    nshil
                                                                                                                                          fe-ne euss.de
                                                                                                                                               uss.d
                                                                                                                                                     e

Starkes Interesse an
Infoveranstaltungen der Lebenshilfe
Fast 100 Interessierte folgten im März der                                             liche Unterstützung zugesagt.
Einladung zu einem Themenabend zum
Bundesteilhabegesetz. Mit Christoph Es-                                                Als Interessenvertreter vor Ort infor-
ser war dazu der Jurist des Landesverban-                                              miert die Lebenshilfe fortlaufend aktiv
des der Lebenshilfe nach Neuss gekom-                                                  über neue Regelungen. Besonderer
men, um über das neue umfangreiche                                                     Schwerpunkt wird in den nächsten Jah-
Gesetz und dessen Folgen sehr frühzeitig                                               ren weiterhin die Reform der Eingliede-
zu berichten. In seinem zweistündigen                                                  rungshilfe sein. Die Auswirkungen aus
Vortrag ging er auf die Veränderungen                                                  dem großen Gesetzespaket Bundesteil-
ein, die das neue Gesetz zur Folge haben                                               habegesetz/ Pflegestärkungsgesetz III
wird. Weniger umfangreiche Neuerungen                                                  treten bis 2023 nach und nach in Kraft.
sind bereits seit dem 1.1.2017 in Kraft,                                               Sie haben für Bewohner/-innen statio-
darunter die Pflicht zur Vorlage eines er-                                             närer Einrichtungen, ambulant betreute
weiterten Führungszeugnisses für Mitar-                                                Nutzer/-innen, deren Angehörige und
beiter/-innen im pädagogischen Bereich.                                                gesetzliche Betreuer/-innen, aber auch
Ab dem 1.1.2020 wird es jedoch völlig                                                  für die Träger, erhebliche Veränderun-
neue Verfahren im Sinne der Umsetzung                                                  gen zur Folge.
der Personenzentrierung geben. Mit der
Veranstaltung wurde Verständnis für die                                                Nähere Informationen unter:
Veränderungen geschaffen und persön­                                                   www.lebenshilfe-neuss.de

                                                                                                                                                              TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT   17
Neues vom Kunstworkshop der Offenen Hilfen

                 Unser Bild für die „Engelausstellung“

                 Die Offenen Hilfen der Lebenshilfe Neuss     keiten wahrnehmbar verbessern und
                 bieten seit 5 Jahren Kunstworkshops für      somit auch an Zutrauen gewinnen, sich
                 Menschen mit und ohne Behinderung            an anspruchsvollere Bildideen zu wa-
                 an, die sich unverändert großer Beliebt-     gen. So entstand in den letzten Mona-
                 heit erfreuen. Im Mittelpunkt steht dabei    ten z.B. eine Serie von sehr schönen
                 das Malen von Bildern. Die bis zu fünf       Landschaftsbildern zu verschiedenen
                 Teilnehmer/-innen pro Workshop treffen       Jahreszeiten, die zusammen mit an-
                 sich hierfür an sechs Wochenenden im         deren Bildern aus den Workshops im
                 Jahr, um sich in der Kunst des Malens zu     Treppenhaus der Verwaltung der Le-
                 üben und gemeinsam neue Bildideen zu         benshilfe Neuss ausgestellt werden.
                 entwickeln und umzusetzen.
                                                              „So stellen wir uns einen Schutzengel
                 Unterstützt werden sie hierbei von der       vor. Der beschützt die Menschen, vor
                 Neusser Künstlerin Simone Klerx, die         allem die Kinder. Wir haben lange an
                 durch ihre Ausbildung und Arbeit sehr        dem Bild gemalt und uns viel Mühe

                                                                          «
                 viel Geschick und Erfahrung in der kreati-   gegeben. Ich finde das Bild schön.“
                 ven Förderung von Menschen mit Behin-
                 derung mitbringt. So vermittelt Simone       Renate F.
                 Klerx zu Beginn eines jeden Workshops
                 den Teilnehmer(inne)n die wichtigsten        Bestärkt durch den zunehmenden
                 Grundtechniken des Malens. Mit wach-         Erfolg und die große Freude am ge-
                 sender Sicherheit gehen die Maler/-innen     meinsamen Malen haben die Teilneh-
                 dann dazu über, eigene Bildideen mit Un-     mer/-innen im Laufe der Jahre auch
                 terstützung der Kursleiterin umzusetzen.     an verschiedenen, viel besuchten
                                                              Kunstausstellungen (z.B. in der Sparkas-
                 Auf diese Weise konnten die Teilneh-         se Neuss oder im Romaneum) teilge-
                 mer/-innen ihre malerischen Fähig-           nommen. Und das mit Erfolg, denn die

18   TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT
Rückmeldungen der Besucher/-innen         teiligen und das Kunstwerk den Apos-
waren durchweg positiv.                   telpfarren zu schenken.

Als die Maler/-innen des Kunstwork-        i   	
                                                Die „Engelausstellung – Mitmach-
shops von Gürcan Gövem, dem Leiter              ausstellung für Berufskünstler und
des Kinder- und Jugendzentrums Aller-           Laien“, bei der das Bild „Schutzen-
heiligen, von der „Engelausstellung –           gel“ der Lebenshilfe-Künstler/-in-
Mitmachausstellung für Berufskünstler           nen des Kunstworkshops gezeigt
und Laien“ der Apostelpfarren Neusser           wird, findet vom 29.09.17 bis zum
Süden erfuhren, entschieden sie sich            14.10.17 in der kath. Kirche St.
daher einstimmig dafür, sich mit einem          Peter Rosellen, Brunnenstraße,
eigenen Bild an der Ausstellung zu be-          41470 Neuss, statt.

Eindrücke zweier
Lebenshilfe-Künstlerinnen
Melanie F.: „Ich bin von Anfang an         i   	
                                                Falls Sie Interesse an der Teilnah-
mit dabei. Mir machen die Workshops             me an den Kunstworkshops oder
großen Spaß. Die Simone macht das               Fragen haben, rufen Sie gerne
super!“                                         Björn Vieregge unter der Rufnum-
Renate F.: „Am Anfang haben wir viel            mer 02131-36918-0 an.
gezeichnet. Wir haben z.B. Rechtecke            Neue Maler sind herzlich will-
und Kreise gezeichnet. Wir haben auch           kommen!
geübt, Farben zu mischen. Das fand ich
immer spannend.“                          	Wenn Sie sich ein eigenes Bild
Renate F.: „Wir malen auch oft Ge-          vom kreativen Schaffen unseres
meinschaftsbilder. Das ist gar nicht so     Kunstkurses machen möchten, la-
einfach, wenn mehrere an einem Bild         den wir Sie herzlich ein, uns beim
malen. Die Simone hilft uns aber dabei.     Jubiläumsfest der Lebenshilfe
Dann klappt das.“                           Neuss am 20. Mai zu besuchen.
Melanie F.: „Von mir sind auch schon
Bilder gezeigt worden. Da bin ich stolz          Wir haben einen eigenen
                                                „
drauf.“                                         Stand. Da zeigen wir unsere
Renate F.: „Ich mag vor allem die               schönsten Bilder. Wir freuen

                                                             «
Winterbilder. Die sind uns wirklich gut         uns auf alle Besucher!“
gelungen.“
                                                Melanie F.

                                                                  TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT   19
Umfassende Beratung zu den Themen Wohnen und Freizeit

                 13 Jahre KoKoBe
                                                              ren kam dieser zu der Erkenntnis, dass
                                                              Menschen mit Behinderung umfassende
                                                              Beratung und Unterstützung bei der
                                                              Suche nach einer passenden Wohnform
                                                              benötigen. Zwar waren einige Träger der
                                                              Behindertenhilfe bekannt, aber jedoch
                                                              nicht alle. Ferner war es für viele Men-
                                                              schen nicht einfach zu erkennen, wie
                                                              man Anträge stellt und welche Unterla-
                                                              gen notwendig sind, um einen Platz in
                                                              einem Wohnhaus zu bekommen. Viele
                                                              Menschen mit Behinderung wussten
                                                              noch nicht von der Möglichkeit, dass man
                                                              auch mit Unterstützung in einer eigenen
                                                              Wohnung wohnen kann. Außerdem war
                 Im Jahr 2004 öffnete die KoKoBe im           es nicht immer einfach für sie, eine inte­
                 Rhein-Kreis Neuss ihre Türen. Damals war     ressante Freizeitaktivität zu finden.
                 die KoKoBe, die sich in der Trägerschaft
                 der Lebenshilfe Neuss gGmbH befindet,        Das Ergebnis war, dass es gut ist, wenn
                 auf der Drususallee im Martin-Luther-        es im Rheinland Stellen gibt, die sich mit
                 Haus. Dort waren auch noch andere            dem Thema „Wohnen“ und dem Thema
                 Abteilungen der Lebenshilfe. Die ersten      „Freizeit“ auskennen und Menschen mit
                 beiden Menschen, die in der K ­ oKoBe        Behinderung beraten können. So ent-
                 gearbeitet haben waren Eva B ­ ackus und     stand die Idee, für ein flächendeckendes
                 Christian Huppert. Zusammen haben sie        Netz von unabhängigen Beratungsstellen
                 die KoKoBe mit Engagement und Fach-          im ganzen Rheinland. Diese Beratungs-
                 kompetenz aufgebaut. Danach folgten          stellen sollten alle den Namen „KoKoBe“
                 weitere Kolleginnen und Kollegen, die die    tragen; das ist die Abkürzung für Koordi-
                 Arbeit in der KoKoBe weiterentwickelt        nierungs-, Kontakt- und Beratungsstelle.
                 haben: Anja Rosskamp, Anja Peter, Marcel
                 Gräwert, Christiane Moes und Melanie         Die KoKoBe hat in den vergangenen
                 Kraiczek. Von der Drususallee zog die        13 Jahren viele Menschen mit Behin-
                 KoKoBe dann in die Mainstraße in Neuss-      derung, ihre Angehörigen und ge-
                 Norf. Im Jahr 2010 konnte die KoKoBe in      setzlichen Betreuer beraten und dazu
                 die neuen Räumlichkeiten am Hamtorwall       beigetragen, dass viele Menschen ein
                 umziehen; dorthin, wo auch heute noch        Zuhause gefunden haben, in dem sie
                 die Verwaltung der Lebenshilfe Neuss         sich wohl fühlen und die für sie passen-
                 gGmbH zu finden ist. Seit 2011 verfügt die   de Unterstützung haben.
                 KoKoBe über eigene Räumlichkeiten in
                 der Erftstraße 56.                           Mehr erfahren auf informativen Ver-
                                                              anstaltungen
                 Mit KoKoBe-Hilfe die passende Wohn-          Die Mitarbeiterinnen der KoKoBe sind
                 form finden                                  regelmäßig bei den Werkstätten für
                 Die Idee für die Schaffung der KoKoBe‘s      Menschen mit Behinderung, um auch
                 entstand beim Landschaftsverband             dort vor Ort zu beraten und besuchen
                 Rheinland (LVR): Vor ungefähr 15 Jah-        die Menschen ebenso zu Hause.

20   TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT
Es werden und wurden viele Informa-          tungsreihe wurden bereits Ausflüge zu
tionsveranstaltungen durchgeführt;           Polizei, Feuerwehr, in eine Brauerei oder
z.B. zu den Themen: Grundsicherung,          auch zur Firma Teekanne unternommen.
Ich werde 18, Autismus, Behinderten­
erbrecht und noch viele weitere. Eine        Rückblickend lässt sich festhalten, dass die
besondere Informationsveranstaltung          KoKoBe für viele Menschen eine kompe-
war die Wohnbörse im Jahr 2015: Hier         tente Anlaufstelle geworden ist, die zu vie-
konnten sich Menschen mit Behinde-           len Fragen rund um das Thema Wohnen,
rung über die unterschiedlichen Ange-        Antragsstellung und Freizeit beraten kann.
bote im Rhein-Kreis Neuss informieren.
                                             Koordinierungs-, Kontakt- und Bera-
Eine Vielzahl von inklusiven Freizeitange-   tungsstelle für Menschen mit geistiger
boten hat bereits stattgefunden: z.B. ein    Behinderung
Radioprojekt; ein Projekt, wie man gut
und kostengünstig leben kann („Ohne           i   	
                                                   Anja Peter
Moos nix los“); die große Jubiläumsparty           Erftstr. 56
zum 10-jährigen Bestehen der KoKoBe                41460 Neuss
im Jahr 2014. Seit dem Jahr 2016 gibt es           Tel: 02131 - 13 30 322
die Veranstaltungsreihe „Die KoKoBe                Fax: 02131 - 12 59 609
besucht…“ Im Rahmen dieser Veranstal-              erftstrasse@kokobe-rkn.de

Tandem-Beratung in der KoKoBe

Von Erfahrungen anderer profitieren
Im Jahr 2017 startete die KoKoBe der
Lebenshilfe Neuss gGmbH mit der Tan-
dem-Beratung mit Ingo Baranski.

Ingo Baranski ist ein Mensch mit Behinde-
rung, der zukünftig in der Sprechstunde
der KoKoBe in der Erftstraße 56 in Neuss
gemeinsam mit den Beraterinnen der Ko-
KoBe Menschen mit Behinderung und ihre
Angehörigen berät. Der Vorteil ist, dass
Ingo Baranski aufgrund seiner langjährigen
und umfassenden Erfahrungen viel zum
Thema Wohnen und Selbstbestimmung            Ingo Baranski unterstützt. Seit dem
zu erzählen hat und dieses auch gern den     30.04.2015 wohnt er in einer Wohnge-
Menschen weitergibt, die noch nicht so       meinschaft, die vom Ambulant Unter-
viele Erfahrungen sammeln konnten.           stützten Wohnen der Lebenshilfe Neuss
                                             gGmbH betreut wird.
So hat Ingo Baranski im Laufe der letz-
ten 15 Jahre viele verschiedene Wohn-        Ingo Baranski als ehrenamtlicher
formen kennengelernt und kann aus            Tandem-Berater
erster Hand berichten. Er hat bei der        Ingo Baranski hat im Laufe seines Le-
Lebenshilfe in Bochum in einem Wohn-         bens nicht nur verschiedene Wohnfor-
haus und in einer Außen-WG gewohnt.          men kennengelernt, sondern er ist sehr
Zudem hat er in einer Wohnung gelebt,        hilfsbereit und hat immer da geholfen,
die in der Nähe einer Außen-WG lag.          wo Unterstützung notwendig war: Er war
Die Mitarbeiter dieser Außen-WG haben        Gründungsmitglied des Landeslebenshil-

                                                                      TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT   21
ferats und war dort zunächst als Schrift-   der Lebenshilfe Neuss gGmbH und setzt
                 führer tätig. Danach war er 15 Jahre lang   sich gemeinsam mit den anderen Mit-
                 1. Vorsitzender des Landeslebenshilfera-    gliedern für die Belange von Menschen
                 tes. Im Rahmen dieser Tätigkeit hat er an   mit Behinderung weiterhin erfolgreich
                 vielen Fachtagungen in Deutschland und      ein.
                 im Ausland teilgenommen. Hier stand er
                 im intensiven Austausch mit Menschen        Nun ist Ingo Baranski als Tandem-Bera-
                 mit und ohne Behinderung mit dem Ziel,      ter ehrenamtlich in der KoKoBe tätig. Er
                 sich für Teilhabe und Selbstbestimmung      freut sich auf seine neue Aufgabe und
                 behinderter Menschen einzusetzen. Die       bringt viele interessante Ideen mit. Für
                 gewonnenen Kenntnisse konnte Ingo           die Mitarbeiterinnen der KoKoBe ist die
                 Baranski erfolgreich umsetzen: Er hat       Zusammenarbeit mit ihm eine wert-
                 viele örtliche Lebenshilfen beraten, wie    volle Bereicherung für die Arbeit in der
                 man einen Lebenshilferat gründet und        KoKoBe.
                 welche Aufgaben ein Lebenshilferat
                 übernehmen kann. Seit Mai 2015 ist Ingo     Herzlich willkommen Herr Baranski!
                 Baranski Mitglied des Lebenshilferates

                 Der Winter ist vorbei!

                 lnklusiver Lauftreff ist wieder gestartet
                 Seit April trainiert der Lauftreff wieder   tion und Training sorgen im Lauftreff
                 einmal in der Woche im Jahnstadion.         Anke Olschowsky und Wolfgang Grüe.
                 Dabei steht nicht allein der Sport im       Alle sind herzlich eingeladen mitzulaufen!
                 Vordergrund, sondern es geht auch um
                 die Freude am Laufen und das Mitei-         Wir treffen uns:
                 nander in der Gruppe. Und dass es           mittwochs um 17.15 Uhr.
                 gemeinsam mehr Spaß macht, konnten          Wir trainieren etwa 1 Stunde,
                 die Läuferinnen und Läufer bereits beim     auf der Sport-Anlage Jahnstadion,
                 Sommernachtslauf und Erftlauf zeigen.       Jahnstraße, Neuss.
                 Für das ausreichende Maß an Motiva-

                 Unser Lebenshilfe-Center

                 Ein Ort der Beratung, des
                 Austausches und zum Feiern
                 2010 erfolgte der große Umzug der           wurde schon das erste Fest hier aus-
                 Verwaltung, der Offenen Hilfen, des         gerichtet: Karneval 2010 in den neuen,
                 Pflegedienstes und des UWOs von der         bunt geschmückten Räumen. Sogar das
                 Mainstraße zum Hamtorwall 16 in der         Kinderprinzenpaar gab uns die Ehre. Es
                 Innenstadt.                                 wurde kräftig bei leckeren Speisen und
                                                             Getränken gefeiert, getanzt und gelacht.
                 Kurz vor dem Umzug wurde unser              Weitere Karnevalsfeiern folgten.
                 neues Angebot, das Lebenshilfe-Cen-
                 ter am Hamtorwall 14, eröffnet. Doch        Nach dem ersten großen Fest wurde
                 bevor noch die ersten Möbel da waren,       das Lebenshilfe-Center behaglich ein-

22   TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT
gerichtet. Neben einer Küche und drei
Arbeitsplätzen ist im vorderen Bereich
ein gemütliches Café entstanden, ein
Treffpunkt für Menschen mit und ohne
Behinderung. Außerdem werden hier
Fragen zu den vielfältigen Angeboten der
Lebenshilfe Neuss gGmbH beantwortet.

Am 29.05.2010 gab es dann ein großes
Einweihungsfest und die Gäste hatten
die Möglichkeit, die neuen Räumlich-
keiten zu besichtigen. Musik, Essen und
Trinken sorgten für eine gute Stimmung
im Lebenshilfe-Center.

2011: Signet-Verleihung „barrierefrei“
Am 16.11.2011 wurde unseren Be-
triebsstätten Hamtorwall 16 und dem
Lebenshilfe-Center feierlich das Signet
„barrierefrei“ überreicht.

Inzwischen gab es einige Veranstaltun-
gen und Feste im Lebenshilfe-Center. So
fanden beispielsweise eine Informations-
veranstaltung zum Thema Ausbildung
und Beruf, Elternveranstaltungen für die
Eltern unserer Kindertageseinrichtungen
bzw. Familienzentren sowie eine Veran-
staltung zur Entwicklung des Leitbildes
der Lebenshilfe Neuss g­ GmbH statt.

Auch der Eifelverein war im Lebenshil-
fe-Center zu Gast und hat mit den Gäs-
ten gesungen. Ein Kreativkreis sowie ein
Spielenachmittag wurden initiiert und
ein Waffeltag eingerichtet.
                                           Wir freuen uns auf Ihren Besuch.
Das Lebenshilfe-Center war Treffpunkt      Kommen Sie vorbei, wir beantworten
für unsere Sportler, die am Sommer-        Ihre Fragen.
nachtslauf teilgenommen haben. Laut-       Das Lebenshilfe-Center ist montags
stark wurden sie von Eltern und Ange-      bis freitags von 10:00 bis 12:30 Uhr
hörigen angefeuert.                        und von 13:30 bis 17:30 Uhr geöffnet.

Also alles in allem war in den 7 Jahren     i    Eva Backus berät Sie gerne.
                                                	
im Lebenshilfe-Center eine ganze Men-            Kontakt auch unter:
ge los!                                          02131 - 369 18 40,
                                                 e.backus@lebenshilfe-neuss.de

                                                                TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT   23
Unser Auszubildender im Pflegedienst „Hand in Hand“

                 Helfen aus Überzeugung
                 und mit Begeisterung
                                                          die er aufgrund seiner eingeschränkten
                                                          Deutschkenntnisse nicht beendete.

                                                          Während dieser Pflegeausbildung in
                                                          2014 hospitierte er beim ambulanten
                                                          Pflegedienst „Hand in Hand“ der Le-
                                                          benshilfe Neuss gGmbH. Diese Arbeit
                                                          am Menschen gefiel ihm so gut, dass er
                                                          sich entschloss, im Oktober 2015 eine
                                                          3-jährige Altenpflegeausbildung zu be-
                                                          ginnen. Diese besteht aus fünf Blöcken
                                                          à 6 Wochen Praxis beim ambulanten
                                                          Pflegedienste der Lebenshilfe Neuss
                                                          und aus acht Blöcken von je 4 Wochen
                 Pardeep Kumar wurde 1981 in Indien       Theorie in der Hildegard Pautsch Schule.
                 geboren und wuchs mit drei Geschwis-
                 tern auf.                                Besonders schätzt Pardeep Kumar die
                 Er arbeitete bis zu seinem 17. Lebens-   1zu1-Betreuung durch seine Praxisan-
                 jahr in dem kleinen Milchproduktehan-    leitung Ingrid Mathes. Sie steht wäh-
                 del seines Vaters mit.                   rend der Pflegetätigkeit helfend und
                 Als seine Mutter erkrankte, kümmerte     erklärend neben ihm.
                 sich Pardeep Kumar liebevoll um sie.
                                                          “Ich freue mich jeden Tag aufs Neue,
                 In dieser Zeit entstand der Wunsch,      in die Pflege zu gehen“, erklärt er. „Ich
                 beruflich eine Pflegetätigkeit auszu-    mag den Kontakt mit den Menschen.
                 üben. Aus familiären Gründen kam er      Sie zu versorgen und zu pflegen, ist eine
                 2007 nach Deutschland. Hier verfolgte    anspruchsvolle wie dankbare Aufgabe.
                 er konsequent seine Idee und begann      Zudem lerne ich viel hier.“
                 eine Krankenpflegehelferausbildung bei
                 der Kaiserswerther Diakonie in 2014,     So hat Pardeep Kumar schon einen
                                                          Wunsch für die Zukunft: „Die Mitarbei-
                                                          ter sind sehr nett und hilfsbereit, ich
                                                          fühle mich sehr wohl hier und könnte
                                                          mir vorstellen, nach der Ausbildung
                                                          als examinierte Pflegefachkraft bei der
                                                          Lebenshilfe weiterzuarbeiten.“

                                                           i   	Unsere Pflegedienstleitung
                                                                 Andrea Fuchs-Kahlki berät Sie
                                                                 fachkundig. Nähere Infos unter
                                                                 www.pflege-in-neuss.de.
                                                                 Kontakt unter
                                                                 Tel. 02131-369 18 55 oder
                                                                 pflege@lebenshilfe-neuss.de

24   TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT
Die Lebenshilfe gibt
vielen Menschen ein Zuhause

Wir bauen –
neu und um
Als sich vor fünfzig Jahren die ersten
„Lebenshelfer“ zusammenfanden, wa-
ren das Eltern, die sich um die Zukunft
ihrer Kinder sorgten. Was passiert,
wenn wir nicht mehr können oder nicht
mehr da sind?, so die beängstigende
Frage.

Die Lösung lag in der Schaffung von Ein-
richtungsplätzen, in denen sich die nun
schon jungen Erwachsenen wohl fühlen
und bei denen die Eltern wissen, dass
ihre Kinder gut und fürsorglich aufge-
hoben sind. So wurde das erste Wohn-
haus der Lebenshilfe Neuss 1974 in
der Theresienstraße 18 in Weckhoven
eröffnet. Heute haben 160 Menschen
in unseren Wohnhäusern ein Zuhause
gefunden.

Die vergangenen Jahrzehnte brachten
einen großen Wandel in Sichtweisen
und Erkenntnissen. Die Bestimmungen
haben sich deutlich verbessert und
damit auch die Finanzierungsbedingun-
gen. Zum Glück. Heute ist vorgeschrie-
ben, dass jedem/jeder Bewohner/-in
(in Neubauten) ein Einzelzimmer mit
eigenem Bad zusteht. Zudem müssen
zu jeder Wohngruppe ein Aufenthalts-
raum, eine (Tee-)Küche und ein Balkon
(oder eine Terrasse) gehören. Eine
Ausstattung, die die Lebens- und Wohn-
qualität erhöht. Daher bauen wir – neu
und um.

Standard erhöhen, aber Geduld wah-
ren
Aktuell ist der Start des Umbaus des
Wohnhauses Theresienstraße 16 in
greifbarer Nähe. Die Voraussetzungen
sind geschaffen. Bewohner/-innen,
Mitarbeiter/-innen, Angehörige und der

                                           TANDEM: WOHNEN   25
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