HELMHOLTZ NACHHALTIG AKTIV - Beispiele aus der Helmholtz-Gemeinschaft 2021 - FORUM NACHHALTIGKEIT
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ARBEITSKREIS FORUM NACHHALTIGKEIT HELMHOLTZ NACHHALTIG AKTIV Beispiele aus der Helmholtz-Gemeinschaft 2021
INHALT VORWORT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 EINLEITUNG. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 STANDORTE DER HELMHOLTZ-ZENTREN. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 PRAXISBEISPIELE ZUM FUNKTIONSBEREICH ORGANISATIONSFÜHRUNG. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 CISPA – Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 PRAXISBEISPIELE ZUM FUNKTIONSBEREICH FORSCHUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie (HZB). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Karlsruher Institut für Technologie (KIT). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 PRAXISBEISPIELE ZUM FUNKTIONSBEREICH PERSONAL. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Forschungszentrum Jülich (FZ-Jülich). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 PRAXISBEISPIELE ZUM FUNKTIONSBEREICH GEBÄUDE UND INFRASTRUKTUR. . . . . . . . . . . 36 Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (HMGU). . 38 Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Helmholtz-Zentrum Hereon. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 PRAXISBEISPIELE ZUM FUNKTIONSBEREICH UNTERSTÜTZENDE PROZESSE. . . . . . . . . . . . . . . 50 Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 IMPRESSUM. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 3
VORWORT Liebe Leserinnen und Leser, Starkregen und Brandkatastrophen, Hitzesommer und Überschwemmungen: Die Naturkatastrophen dieses Sommers machen einmal mehr deutlich, wie sehr der Kampf gegen den Klimawandel drängt. Der wichtigste Schlüssel dabei ist ein schonender Umgang mit unseren Ressourcen. Hier kommt der Wissenschaft enorme Bedeutung zu: Wir liefern die Daten, Modellrechnungen und Lösun- gen für den Wandel zu einer nachhaltigen Gesellschaft. Nahezu jedes unserer Forschungszentren entwickelt mittlerweile Ideen für eine klimaschonende Wirtschaft oder die Nutzung erneuerbarer Ressourcen. Auch der Politik stellen unsere Wissenschaftler:innen immer wieder ihre Expertise zur Verfügung. Doch die Helmholtz-Gemeinschaft und ihre 18 Zentren wollen mehr als das: Gemeinsam entwickeln sie einen ambitionierten Plan und erarbeiten Ziele und Maßnahmen zur Umsetzung. Das ist – zugegebenermaßen – ein ehrgeiziges Unterfangen. Als größte Forschungsorganisation Deutschlands betreiben wir eine Vielzahl an hochmodernen Gebäuden und Geräten. Dazu kommen zum Beispiel auch Schiffe oder Flugzeuge, die für uns wichtige Daten sammeln, etwa zum Klimawandel. Diese Infrastruktur ist Garant unserer Spitzenforschung – doch sie verbraucht auch Energie und Rohstoffe und produziert belastende Emissionen. Es ist uns ein dringendes Anliegen, unseren Umgang mit Ressourcen kritisch zu hinterfragen: Künftig wollen wir sie noch effizienter und nachhaltiger einsetzen. Das bringt einen Umbruch in unserem alltäglichen Handeln mit sich, sei es beim Betrieb wissenschaftlicher Großgeräte, bei der Planung neuer, umweltschonender und energie- effizienter Gebäude oder bei der Wiederverwertung von Geräten, Materialien und Ressourcen. Ein wichtiges Element ist dabei die Helmholtz–Klima-Initiative: Hier engagieren wir uns im Rahmen unserer Spitzenforschung für die Eindämmung des Klimawandels und für die Entwicklung von Anpassungsmaßnahmen an seine unvermeidlichen Folgen – über die Grenzen von Disziplinen und Forschungszentren hinweg. Denn als Forschungsorganisation tragen wir eine besondere Verantwortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft. Um ihr gerecht zu werden, haben wir im September 2020 unser Bekenntnis zur nachhaltigen Entwicklung der Helmholtz- Gemeinschaft verabschiedet. Wir bekräftigen damit unseren Anspruch, die nachhaltige Entwicklung der Zentren mit einer Vielzahl von Aktivitäten voranzutreiben. Die Vielfalt unserer Forschungszentren ist von großem Vorteil: Denn die einzelnen Standorte zeigen uns ganz unterschiedliche Wege in eine ressourcenschonendere Zukunft auf. 18 dieser Routen stellen wir in der neuen Auflage von HELMHOLTZ NACHHALTIG AKTIV vor. Diesmal legen wir dabei einen Schwerpunkt auf das Thema Ressourcen- und Energieeffizienz. Zusammen belegen diese Praxisbeispiele, dass sich Spitzenforschung auch ressourcenschonend betreiben lässt. Noch liegen große Herausforderungen vor uns. Das Engagement unserer Forschungszentren stimmt mich jedoch zuversichtlich: Ich bin sicher, es gelingt uns, eine nachhaltigere Zukunft nicht nur zu erforschen, sondern auch aktiv zu gestalten. Herzlich, Ihr Otmar D. Wiestler Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft 5
EINLEITUNG Das Motto NACHHALTIG AKTIV – auch Titel unsere Broschüre – hat bei uns in der Helmholtz-Gemeinschaft in den vergangenen Monaten mehr und mehr an Bedeutung gewonnen. Mit unserer Spitzenforschung leisten wir Beiträ- ge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft. In allen Forschungs- bereichen untersuchen wir, wie wir zu nachhaltigen Lösungen finden. Doch auch die Forschungszentren selbst treiben ihre nachhaltige Entwicklung stetig voran. Als Gemeinschaft setzen wir uns deshalb für politische Rahmenbedingungen und Handlungsspielräume ein, die sowohl Forschung für Nachhaltigkeit als auch nachhaltige Forschung ermöglichen. Mit unserem Bekenntnis zur nachhaltigen Entwicklung haben wir dabei bereits einen Rahmen für unsere eigenen Aktivitäten gesteckt. Die LeNa-Handreichung stellt dafür zusätzlich die wesentlichen Handlungsfelder unserer Forschungszentren dar. Diese umfassen: Organisationsführung, Forschung, Personal, Gebäude und Infrastruktur sowie Unterstützende Prozesse. Basierend darauf haben wir eigene Eckpunkte für eine nachhaltige Entwicklung formuliert. ORGANISATIONSFÜHRUNG Wir möchten unsere Organisationsführung integrierend umsetzen, um langfristigen wissenschaftlichen Erfolg sicherzustellen. Dabei setzen wir auf eine werteorien- tierte und wirksame Organisations- und Führungskultur, die Rollen und Abläufe klar definiert, Gestaltungsspielräume schafft und die Beschäftigten ermutigt, kreativ und innovativ zu sein. Wir achten auf die Einhaltung der Grundprinzipien guter und verantwortungsvoller Organisationsführung sowie auf die Förderung einer Kultur, in der die Grundsätze einer integrierenden Organisationsführung beachtet werden. FORSCHUNG Wir reflektieren bedeutsame Forschungsthemen und -prozesse und verschaffen den Ergebnissen sozialkompetent Wirkung. Wir sorgen außerdem für ein Arbeitsumfeld, welches Chancen für Innovation bietet. Die Prinzipien guter wissenschaftlicher Pra- xis halten wir ein und fördern Kompetenzen für eine ganzheitliche und gesellschaft- lich verantwortliche Betrachtungsweise von Forschungsprozessen. Der Wissensaus- tausch mit der Gesellschaft, Politik und Wirtschaft ist hier ein wichtiger Bestandteil. PERSONAL Als Wissenschaftsorganisation wollen wir ein attraktives Arbeitsumfeld bieten und zukunftsfähiges Personalmanagement leisten. Für uns ist entscheidend, auf allen Ebenen qualifizierte Mitarbeiter:innen zu gewinnen und sie ihren Kompetenzen entsprechend einzusetzen. Voraussetzung dafür ist ein professionelles Personalma- nagement. Deshalb unterstützen wir unser Personal bei der Karriereentwicklung, achten auf einen verantwortungsvollen Umgang mit befristeten Beschäftigungs- verhältnissen, garantieren Chancengleichheit und die Wertschätzung von Vielfalt, sorgen für gesundheitserhaltende Arbeitsbedingungen und fördern die Kompetenz- entwicklung für zukunftsfähiges und verantwortliches Handeln. 6
EINLEITUNG GEBÄUDE UND INFRASTRUKTUREN Unsere großen Forschungsinfrastrukturen wollen wir sowohl beim Bau als auch im Betrieb ressourceneffizient organisieren. Denn exzellente Forschungsinfrastruk- turen sind ein Markenzeichen der Helmholtz-Gemeinschaft. Beim Planen, Bauen und Betreiben von Gebäuden und Forschungsinfrastrukturen legen wir deshalb großen Wert auf die Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung. Unser Ziel ist es, eine optimale Laborumgebung zu gestalten und so auch attraktive Arbeitsplätze in Forschung, Administration und Betrieb zu schaffen. Hierzu bedarf es eines ganzheit- lichen Ansatzes: Wir wollen technische und funktionale Anforderungen erfüllen, die Zufriedenheit unserer Nutzer:innen sicherstellen und die Themen Wirtschaftlichkeit und Energie- und Ressourceneffizienz berücksichtigen. UNTERSTÜTZENDE PROZESSE IAlle Prozesse, die unsere Forschung und den Betrieb unserer Zentren unterstützen, wollen wir ressourceneffizient und verantwortungsvoll gestalten. Dabei integrieren wir verschiedene Aspekte von Nachhaltigkeit, beispielsweise beim Einkauf von Produkten und Dienstleistungen, bei der Mobilität unserer Mitarbeiter:innen oder bei der Organisation und Durchführung von Forschungskonferenzen. In all diesen unterschiedlichen Facetten von Nachhaltigkeit haben wir uns bereits auf den Weg gemacht. Dabei sehen wir uns gut gerüstet: Verfolgen wir die öffentliche Berichterstattung, so ist Ressourcenschonung das Wort der Stunde. Und Forschungsorganisationen besitzen eine Vielzahl an Ressourcen – ob nun materielle oder immaterielle. Auch uns ist deshalb ein verantwortungsbewusster Umgang mit diesen Ressourcen ein wichtiges Anliegen, seien es Geld, Personal und Daten oder Wissen, Kompetenzen und Geräte. Denn ohne sie können wir keine Spitzenforschung betreiben. Deshalb sehen wir uns in der Verantwortung, diese möglichst effizient, um- weltverträglich und nachhaltig einzusetzen. Mit dieser 2. Ausgabe von HELMHOLTZ NACHHALTIG AKTIV, welche sich speziell dem Thema Energie- und Res- sourceneffizienz widmet, möchten wir Ihnen anhand von 18 stellvertretenden Beispielen zeigen, wie wir unsere Ressourcen nachhaltig nutzen. Darunter ist sicherlich die eine oder andere Überraschung. Zum Schluss eine Anmerkung in eigener Sache: Unsere Forschungszentren sind in diesem Prozess die Wegbe- reiter. Sie tragen durch ihre Aktivitäten zu mehr Nachhaltigkeit in unserer großen Gemeinschaft bei. Ihnen gilt unser Dank. Ihr Helmholtz Arbeitskreis Forum Nachhaltigkeit 7
Deutschlandkarte Variante 01 der helmholtz-zentren standorte FORSCHUNGSBEREICHE: • Energie • Erde und Umwelt GEOMAR 13 • Gesundheit • Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr • Materie • Information AWI 4 9 8 Hereon DESY MDC 2 1 HZB GFZ 17 HZI 3 15 UFZ 14 DLR 7 HZDR 11 FZ Jülich 5 DZNE GSI 6 CISPA 11 DKFZ 18 12 KIT HMGU 16 8
STANDORTE DER HELMHOLTZ-ZENTREN 1 BERLIN 10 HEIDELBERG HELMHOLTZ-ZENTRUM BERLIN FÜR DEUTSCHES KREBSFORSCHUNGSZENTRUM (DKFZ) MATERIALIEN UND ENERGIE (HZB) www.dkfz.de www.helmholtz-berlin.de 11 JÜLICH 2 BERLIN-BUCH FORSCHUNGSZENTRUM JÜLICH MAX-DELBRÜCK-CENTRUM FÜR MOLEKULARE MEDIZIN IN DER HELMHOLTZ-GEMEINSCHAFT (MDC) www.fz-juelich.de www.mdc-berlin.de 12 KARLSRUHE 3 BRAUNSCHWEIG KARLSRUHER INSTITUT FÜR TECHNOLOGIE (KIT) HELMHOLTZ-ZENTRUM FÜR INFEKTIONSFORSCHUNG (HZI) www.kit.edu www.helmholtz-hzi.de 13 KIEL 4 BREMERHAVEN GEOMAR HELMHOLTZ-ZENTRUM FÜR OZEANFORSCHUNG KIEL ALFRED-WEGENER-INSTITUT www.geomar.de HELMHOLTZ-ZENTRUM FÜR POLAR- UND MEERESFORSCHUNG (AWI) 14 KÖLN www.awi.de DEUTSCHES ZENTRUM FÜR LUFT- UND RAUMFAHRT (DLR) 5 BONN www.dlr.de DEUTSCHES ZENTRUM FÜR NEURODEGENERATIVE ERKRANKUNGEN (DZNE) 15 LEIPZIG www.dzne.de HELMHOLTZ-ZENTRUM FÜR UMWELTFORSCHUNG – UFZ www.ufz.de 6 DARMSTADT GSI HELMHOLTZZENTRUM FÜR SCHWERIONENFORSCHUNG 16 MÜNCHEN www.gsi.de HELMHOLTZ ZENTRUM MÜNCHEN – DEUTSCHES FORSCHUNGSZENTRUM FÜR GESUNDHEIT UND UMWELT (HMGU) 7 DRESDEN HELMHOLTZ-ZENTRUM DRESDEN-ROSSENDORF (HZDR) www.helmholtz-muenchen.de www.hzdr.de 17 POTSDAM HELMHOLTZ-ZENTRUM POTSDAM – 8 GEESTHACHT DEUTSCHES GEOFORSCHUNGSZENTRUM GFZ HELMHOLTZ-ZENTRUM HEREON www.gfz-potsdam.de www.hereon.de 18 SAARBRÜCKEN HAMBURG CISPA – HELMHOLTZ-ZENTRUM FÜR 9 DEUTSCHES ELEKTRONEN-SYNCHROTRON DESY INFORMATIONSSICHERHEIT www.desy.de https://cispa.saarland 9
Funktionsbereich organisationsführung Praxisbeispiele • HELMHOLTZ-ZENTRUM FÜR INFEKTIONSFORSCHUNG (HZI) • HELMHOLTZ-ZENTRUM FÜR UMWELTFORSCHUNG – UFZ • CISPA – HELMHOLTZ-ZENTRUM FÜR INFORMATIONSSICHERHEIT
HELMHOLTZ-ZENTRUM FÜR INFEKTIONSFORSCHUNG (HZI) Mobile Pandemiebekämpfung — Die Software SORMAS hilft bei der Eindämmung von Covid-19 – und künftigen Krankheitsausbrüchen Nicht erst seit der Corona-Pandemie bedrohen von Programmierer:innen, Wissenschaftler:innen, Krankheitsausbrüche in unregelmäßigen Abständen Mediziner:innen und afrikanischen Gesundheitsbehör- Millionen von Menschen. In den Jahren 2014/15 war den entstand so SORMAS, das Surveillance, Outbreak es eine noch tödlichere, dafür aber regional begrenzte Response Management and Analysis System. Krause Epidemie, die weltweit die Schlagzeilen beherrschte: und seine afrikanischen Kolleg:innen konnten das Ebola-Fieber, an dem mindestens 11.000 Men- Regierungsbehörden der betroffenen Region ebenso schen in Westafrika starben. Um für künftige Fälle von dem Konzept überzeugen wie internationale besser vorbereitet zu sein, kontaktierte damals eine Organisationen. Mitarbeiterin des Lagezentrums zur Seuchenkontrolle SORMAS ist sowohl als Desktopanwendung in Nigeria einen Kollegen in Deutschland: Prof. Gérard als auch als App für mobile Endgeräte und Laptops Krause, leitender Epidemiologe am Helmholtz-Zentrum verfügbar. Mediziner:innen, Krankenpfleger:innen und für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig. Mitarbeiter:innen der Gesundheitsbehörden nutzen „Damals fassten wir den Plan, die Erfassung von sie, um auftretende Infektionskrankheiten zu erfassen. Krankheitsausbrüchen mit Hilfe einer Software für Verdachtsfälle werden identifiziert, ihre Daten in die mobile Endgeräte zu beschleunigen“, sagt Krause. Endgeräte eingegeben und an die zentralen Datenbanken In mehrjähriger gemeinsamer Entwicklungsarbeit der Gesundheitsbehörden weitergeleitet. Dort ent- 12
steht so in Echtzeit ein Bild der Gesamtsituation – entscheiden“, sagt zum Beispiel Inga Abeln, Leiterin eine übergreifende Analyse aller derzeit verfügbaren der Abteilung Infektionsschutz und Umweltmedizin Informationen. im Gesundheitsamt des Landkreises Emsland. „Die Das System wurde in mehreren afrikanischen Entscheidung hat sich mit Beginn der zweiten Welle im Ländern implementiert und für die Gesundheitsbe- Oktober 2020 mehr als ausgezahlt, da wir die deutlich hörden verfügbar gemacht. Es hilft seitdem im Kampf höhere Fallzahl mit einer höheren Effektivität als im gegen die verschiedensten Erreger, denn die Soft- Frühjahr abarbeiten konnten.“ ware lässt sich grundsätzlich auf jede übertragbare Mit SORMAS sind Gesundheitsbehörden jetzt Krankheit adaptieren. Unter anderem wurde SORMAS dafür gerüstet, das Gesamtbild einer Erkrankungs erfolgreich zur Bewältigung von Ausbrüchen von welle sehr schnell zu erfassen, Änderungen in Echtzeit Lassafieber, Meningitis und Affenpocken eingesetzt. zu verfolgen und Gegenmaßnahmen zeitnah und In Europa hörte man zunächst wenig davon. Das flächendeckend einzuleiten. Und das nicht nur gegen änderte sich, als Anfang 2020 die Covid-19-Pandemie Covid-19: „Weil SORMAS mit geringem Aufwand für über den Kontinent hereinbrach. Das Bundesgesund- alle ansteckenden Krankheiten adaptiert werden kann, heitsministerium erkannte die Chance, mit SORMAS konnte es in Afrika schon mehrfach bei akuten neuen ein einheitliches System für die Identifizierung und Epidemien zum Einsatz kommen, wie zu Beispiel bei Nachverfolgung von Personen zu etablieren, die mit den lange Zeit in Vergessenheit geratenen Affen- Erkrankten oder Infizierten in Kontakt gekommen pocken“, erklärt Gérard Krause. SORMAS kann so waren – schnell, papierlos, regionenübergreifend und einen entscheidenden Beitrag zur Digitalisierung des im Einsatz erprobt. Gesundheitswesens leisten und dabei überdies inter- Zügig wurde SORMAS mit Unterstützung des essante Erkenntnisse für die Forschung liefern. Gesundheitsministeriums für Covid-19 adaptiert. Dafür wurde das System mit Schnittstellen zu bestehenden „SORMAS erfüllt alle Kriterien für ein “Global Good”, Programmen zur Epidemiebekämpfung versehen, wie insbesondere die Fähigkeit, über zahlreiche Länder DEMIS oder SurvNet@RKI, und sein Einsatz allen Ge- und Anwendungen hinweg wirksam zu sein und in sundheitsämtern in Deutschland empfohlen. „Ich weiß, großem Umfang genutzt zu werden. Global Goods dass der Umstieg auf eine neue Software in einer unterstützen genau da, wo andere „Tools“ häufig angespannten Zeit wie dieser sicher nicht einfach ist“, nicht ausreichen. Daher sind die Nachhaltigkeit die- schrieb Minister Jens Spahn den Mitarbeiter:innen ser Technologien und die kontinuierliche Investition der Ämter, „aber die Erfahrung zeigt, dass SORMAS in sie von entscheidender Bedeutung, um die Lücken Ihre Arbeit nach kurzer Eingewöhnungszeit schnell zu schließen und allen Menschen eine gerechte Gesundheitsversorgung zu ermöglichen.“ effektiver macht.“ Nicht alle Gesundheitsämter entschieden sich dafür, ihre vertrauten regionalen Carl Fourie, stellvertretender Direktor der gemein- Software-Lösungen inmitten der akuten Spitzenbelas- nützigen Organisation „Digital Square“ tung durch den einheitlichen Standard zu ersetzen. Diejenigen, die den Schritt wagten, wurden durch Mehr Information unter: eigens für dieses Großprojekt rekrutierte Freiwillige www.helmholtz.de/digital-square aus der Helmholtz-Gemeinschaft in der Handhabung von SORMAS geschult. „Das war wirklich ein beein- druckender Einsatz“, sagt SORMAS-Projektmanagerin Die Wissenschaftler:innen des HZI haben dabei die Christin Walter vom HZI. „Die Zusammenarbeit mit der entscheidende Starthilfe geleistet – weiterführen Helmholtz-Gemeinschaft funktioniert hervorragend können das Projekt indes auch andere: „Die Software und ist eine große Unterstützung. “Von denjenigen ist ein Open-Source-System, dessen Programmkodes Ämtern, die den Sprung in die SORMAS-Welt wagten, kostenfrei und öffentlich verfügbar sind“, sagt Krause. gab es hinterher viel Lob für das neu eingeführte „Die internationale Entwickler-Community ist aufgeru- System. „Ich würde mich immer wieder für eine fen, daran zu arbeiten und es weiter zu verbessern.“ Umstellung unseres alten Systems – bestehend aus xceltabellen und Worddokumenten – auf SORMAS 13
HELMHOLTZ-ZENTRUM FÜR UMWELTFORSCHUNG – UFZ Compliance Management – für mehr Sicherheit und Verantwortung im Unternehmen Der kontinuierliche jährliche Verbesserungsprozess des EMAS-Umweltmanagementsystems sowie strukturelle Verankerung in der gesamten Organisation Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) Kontext-, Stakeholder- sowie Risiken- und Chancen- ist sich seiner expliziten Verantwortung bewusst, analyse umfasst, die bedeutenden Umweltaspekte und nicht nur für die Verbesserung der Umwelt und ihrer -auswirkungen der UFZ-Tätigkeiten identifiziert und be- Leistungen für die Gesellschaft zu forschen, sondern wertet wurden und bei Veränderungen entsprechend auch die eigenen negativen Umweltauswirkungen angepasst werden. Darauf aufbauend werden die möglichst gering zu halten. Aus diesem Grund hat das Umweltleitlinien formuliert. Diese sind als Selbstver- UFZ bereits 2002 entschieden, das anspruchsvolle pflichtung zu verstehen, um einen vom UFZ angestreb- Umweltmanagementsystem (UMS) EMAS der Euro- ten Idealzustand zu erreichen, dem sich das Zentrum päischen Union zu etablieren und sich somit freiwillig mit konkreten, möglichst quantifizierten, Zielen und dazu zu verpflichten, mehr Umweltschutz zu leisten als Maßnahmen annähert. In den partizipativ erarbeiteten gesetzlich gefordert ist. Das UFZ wurde erstmals 2005 aktuellen Umweltleitlinien ist der Anspruch formuliert, erfolgreich validiert. Seitdem etablierte es ein UMS, durch Forschung und Transfer den Wandel zu einer das nicht nur die Einhaltung geltender Umweltgeset- nachhaltigen Gesellschaft anzustoßen und diesen Pro- ze sicherstellt, sondern mit dem fortlaufend unter zess aktiv zu gestalten sowie exzellente Forschung mit systematischer Einbeziehung der Mitarbeitenden neue dem Prinzip der Nachhaltigkeit zu vereinbaren. Dies Umweltziele und -verbesserungen identifiziert und ent- will das UFZ beispielsweise mit einer effizienten und sprechende Maßnahmen umgesetzt werden, sodass umweltverträglichen Mobilität, Energieeffizienz und daraus ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess des dem Einsatz erneuerbarer Energien, der Förderung von Umweltmanagements und der Umweltleistung des Biodiversität an den Standorten sowie einer umwelt- Zentrums erwächst. Das bedeutet, dass zunächst in und sozialverträglichen Beschaffung erreichen. Eine einer umfassenden Umweltprüfung, die u. a. auch eine der größten Herausforderungen ist dabei das Streben 14
des UFZs, ein klimaneutrales Forschungszentrum Wirksamkeit des UMS und identifiziert Verbesserungs- zu werden. Das umfasst auch die Verpflichtung, die möglichkeiten, womit der jährliche Prozess erneut eigenen Treibhausgas (THG)-Emissionen kontinuierlich beginnt. Die Umweltmanagementkoordinatorin (UMK) zu verringern. Die Verminderung von THG-Emissionen steuert diesen Prozess im Auftrag der GF und leitet wurde in der Vergangenheit u. a. durch den Austausch den Umweltausschuss, das zentrale Steuerungsgre- energieeffizienter Geräte und Anlagen, Abwärmenut- mium für den betrieblichen Umweltschutz am UFZ. zung, die Erzeugung erneuerbarer Energien, Ökostrom Die Arbeitsgruppen dieses Ausschusses sind offen an den Standorten, die Förderung der Nutzung von für alle Mitarbeiter:innen. In jeder OE fungiert zudem Videokonferenzen und von Fahrradmobilität, Wieder- eine Umweltkontaktperson als Ansprechperson für die aufbereitung veralteter IT, Ökowiesen, Forschungs- UMK, den Umweltausschuss und die Mitarbeitenden gründächer sowie die Sensibilisierung innerhalb des der jeweiligen OE. Auf diese Weise ist der betriebliche UFZ durch transparente Kennzahlen vorangetrieben. Umweltschutz fest in der organisatorischen Struktur Nicht vermeidbare, durch Flugreisen und einzelne des UFZ verankert. Die kontinuierliche Verbesserung Veranstaltungen emittierte - THG-Emissionen werden des UMS und der Umweltleistung sowie die ökologi- bereits seit 2009 durch REDD1 und Gold Standard sche Rechtssicherheit werden jährlich von einem/r zertifizierte Klimaschutzprojekte kompensiert. unabhängigen externen Umweltgutachter:in umfas- Das UFZ hat zudem einen Monitoringprozess send überprüft und in der öffentlichen Umwelterklä- entwickelt, der die THG-Emissionen der jeweiligen rung transparent gemacht. Dienstreisen für jede Organisationseinheit (OE) Das fest integrierte UMS ist damit ein wichtiges transparent macht. Durch die Maßnahme können die Hilfsmittel, um sicherzustellen, dass das UFZ seiner Organisationseinheiten ihre jeweiligen dienstreise- ökologischen Verantwortung gerecht werden kann. bedingten THG-Emissionen besser einschätzen und Darüber hinaus werden weitere Managementsysteme einordnen, was auch mit einem gesteigertem Be- und Prozesse angewandt, um die eigene spezifische wusstsein, konkreten Maßnahmen und verbesserten Verantwortung gegenüber der Umwelt, Gesellschaft Steuerungsmöglichkeiten einhergeht. und den eigenen Mitarbeitenden wahrzunehmen. In Das UMS und die Umweltleitlinien werden den kommenden Jahren will das UFZ die ökonomische, regelmäßig und systematisch überprüft, u. a. mit Hilfe ökologische und soziokulturelle Dimension von Nach- interner Audits und aussagekräftiger Kennzahlen. haltigkeit noch enger verzahnen und Prozesse und Die Geschäftsführung (GF) bewertet daran anschlie- Strukturen hinsichtlich der integrativen Berücksichti- ßend die fortdauernde Eignung, Angemessenheit und gung von Nachhaltigkeit weiterhin anpassen. 1 Ein Konzept mit mess- und überprüfbaren Emissionsreduzierungen durch Waldschutzmaßnahmen in Entwicklungsländern. 15
CISPA – HELMHOLTZ-ZENTRUM FÜR INFORMATIONSSICHERHEIT Global denken, lokal handeln: Ein CISPA-Hackathon für mehr Nachhaltigkeit im eigenen Viertel Einen Hackathon für Nachhaltigkeit: Dieses Mitmach- dem einen großen Ding gesucht – dem „Game-Changer”. Event initiiert das CISPA Helmholtz-Zentrum für Die Suche danach gleicht einer Mammutaufgabe, da die Informationssicherheit in Saarbrücken. Bei dem globale Klimakrise – provokant formuliert – fast acht Treffen wollen die Forscher:innen lokale Lösungen Milliarden Gesichter hat. Also genauso viele wie gegen den Klimawandel entwickeln – gemeinsam mit Menschen auf der Erde leben. Und jede:r Einzelne den Bürger:innen vor Ort. Eingeladen sind Schülerin- von uns trägt auf ganz unterschiedliche Weise zur nen genauso wie Unternehmer, Politiker ebenso wie Erderwärmung bei: durch unser Leben in unseren IT-Expert:innen. Der Hackathon kann damit auch ein Mikrokosmen, unseren Städten, unseren Vierteln, un- Signal senden: Wir alle können Klimaretter:innen sein. serem Zuhause. Positiv betrachtet hat die Klimakrise Geht es um die Lösung der Klimakrise, wird oft nach also acht Milliarden Hebel, um direkt Einfluss auf den 16
drohenden Öko-Kollaps zu nehmen. Deshalb bemüht mitmachen können alle: Forscher:innen genauso wie sich das CISPA nicht nur darum, den eignen ökologi- Student:innen und Schüler:innen oder Bürger:innen schen Fußabdruck zu minimieren, sondern will seine und Politiker:innen. Auch Unternehmer:innen sind Expertise auch gewinnbringend für alle einsetzen, vor eingeladen, ganz gleich, ob sie etablierte Firmen leiten allem in den Bereichen Informatik, Cybersicherheit oder Start-ups. Teilnehmen können also alle, die Ideen und Künstliche Intelligenz. zur Lösung der Klimakrise haben und sie gemeinsam Dazu hat das CISPA-Team einen Hackathon weiterentwickeln wollen – für die Menschen in ihrer ins Leben gerufen – also ein Event, bei dem Nachbarschaft. Teilnehmer:innen aus verschiedenen Forschungsbe- Beim 48-Stunden-Hackathon sollen die reichen zusammenkommen, um in kleinen Gruppen Teilnehmer:innen parallel an verschiedenen Lö- innerhalb kürzester Zeit an Problemen zu tüftelt, neue sungsansätzen arbeiten: Kleine Projektteams ana- Lösungen zu entwickeln und dazu passende Anwen- lysieren, was funktioniert und was nicht, entwickeln dungen zu programmieren. Dabei konzentrieren sich Lösungen und bereiten die Umsetzung dieser Ideen die Teilnehmer:innen auf Ideen für mehr Nachhaltig- für die Zeit nach dem Hackathon vor. Im Idealfall keit in der Stadt Saarbrücken. 48 Stunden lang sollen finden die Teams also viele ganz unterschiedliche so Lösungen entstehen, die einen direkten Einfluss auf Hebel, die in den verschiedenen Mikrokosmen der das nachhaltige Leben der Bürger:innen vor Ort haben. Teilnehmer:innen zum Einsatz kommen können. Streng nach dem Motto: Global denken, lokal handeln. So fördert der Hackathon nicht nur den Dialog CISPA geht es dabei nicht um das nächste, über neue soziale und technologische Entwicklungen große Ding, sondern um die Suche nach den vielen sondern auch das gegenseitige Verständnis von Wis- kleinen Hebeln: etwa spezielle Daten-Visualisierungen, senschaft und Gesellschaft. die den Klimawandel in der Stadt offenlegen, oder Anwendungen für smartes Urban-Gardening. Gesucht sind also Projekte, die zeigen, dass Klimawandel kein weit entferntes Problem ist, sondern durch uns selbst verschuldet und auch durch jede:n von uns wieder gelöst werden kann. Damit das gelingt, findet der Hackathon bewusst nicht in der eigenen „IT-Bubble“ statt. Er wird stattdes- sen als offenes Mitmach-Event geplant, als haptische „Open Social Innovation“-Erfahrung. Die globale Her- ausforderung „Klimawandel und Nachhaltigkeit“ wird so mit neuen Lösungen in der Region angegangen. Dabei setzt der Hackathon auf das Wissen und die Er- fahrungen aus unterschiedlichen Lebenswelten, denn 17
Funktionsbereich forschung Praxisbeispiele • HELMHOLTZ-ZENTRUM POTSDAM – DEUTSCHES GEOFORSCHUNGSZENTRUM GFZ • HELMHOLTZ-ZENTRUM BERLIN FÜR MATERIALIEN UND ENERGIE (HZB) • GSI HELMHOLTZZENTRUM FÜR SCHWERIONENFORSCHUNG • KARLSRUHER INSTITUT FÜR TECHNOLOGIE (KIT) • GEOMAR HELMHOLTZ-ZENTRUM FÜR OZEANFORSCHUNG KIEL
HELMHOLTZ-ZENTRUM POTSDAM – DEUTSCHES GEOFORSCHUNGSZENTRUM GFZ „Power-to-Gas-to-Power“: Geologische Speicherung von Überschussstrom in Form von synthetischem Methan „Power-to-Gas-to-Power“-Kreislauf mit integrierter geologischer Speicherung Um die selbstauferlegten Ziele des Pariser Klimaab mit dem geregelten Energiebedarf der Verbrauchs- kommen zu erreichen, muss Deutschland seine sektoren. In der Fachwelt ist die Idee von P2G bereits Energieversorgung tiefgreifend verändern. Das Helm- weitgehend anerkannt, auch Umsetzungspläne dafür holtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungs- sind bereits weit verbreitet – sie scheitern derzeit nur Zentrum GFZ befasst sich daher mit dem Potenzial noch an Hindernissen regulatorischer und vor allem der geologischen Energiespeicherung: Dabei wird die wirtschaftlicher Art. Überschussenergie aus erneuerbaren Stromquellen Mit P2G wird überschüssiger Wind- und Solar in Form von synthetischem Erdgas genutzt. Diese strom in Wasserstoff (H2) und anschließend mit umweltfreundliche Technologie wird „Power-to-Gas“ Kohlenstoffdioxid (CO2) in Methan (CH4 - synthe- (P2G) genannt. Sie bietet einen vielversprechenden tisches Erdgas) umgewandelt. Bei Bedarf kann der Ansatz für die Langzeitspeicherung von Energie und Strom dann durch die Verbrennung des Methans in ist so auch in der Lage, das fluktuierende Energieauf- einem Gasturbinenkraftwerk wiedergewonnen werden. kommen nachhaltiger Quellen in Einklang zu bringen Auf diese Weise wird das P2G-Verfahren erweitert 20
auf „Power-to-Gas-to-Power“ (PGP). Um den Kohlen- reduzieren und sie durch grünes „Wind- und Solargas“ stoffkreislauf von PGP zu schließen, wird das bei der zu ersetzen – was Deutschland wesentliche Vorteile Verbrennung entstehende CO2 vor Ort aufgefangen. auf dem Weg zur Unabhängigkeit vom globalen Ener- Für die potenziell anfallenden großen Mengen an giemarkt verschaffen würde. synthetischem Erdgas sowie für das abgetrennte CO2 Der geologische Untergrund in Deutschland bietet aber stehen Speicher im geologischen Untergrund zur Ver- noch ein weit größeres Anwendungspotenzial für die fügung (Abbildung). Basierend auf einer Fallstudie für hier vorgestellte Technologieinnovation. Schätzungen die Stadt Potsdam wurde gezeigt, dass die Technolo- dazu können aus der Forschung zur CO2-Speicherung gie einen wesentlichen Beitrag zur Energieversorgung (Carbon Capture and Storage, CCS) abgeleitet werden. leisten kann. Weitere Untersuchungen basieren auf Hier wurden in Deutschland Speicherkapazitäten von den tatsächlichen Erdgasspeichern in Deutschland 9 Milliarden Tonnen CO2 abgeschätzt, basierend auf und belegen die Wettbewerbsfähigkeit von PGP am 400 Standorten. Berücksichtigt man die Speichervolu- Energiemarkt. mina von Kohlenstoffdioxid und Methan sowie den spe- Erdgas ist nach wie vor die zweitwichtigste zifischen Brennwert des letzteren, liegt das Speicherpo- Primärenergiequelle für Deutschland und dient bisher tenzial noch um mehr als zwei Größenordnungen über vor allem der täglichen bis saisonalen Kompensation den bereits erwähnten Werten, bei ungefähr 30 PWh. von Verbrauchsspitzen. Das Gas wird größtenteils Aufgrund fehlender Daten ist noch unsicher, wie importiert. Aus diesem Grund spielen geologische hoch die Kosten der PGP-Technologie liegen, auch im Gasspeicher eine zentrale Rolle im deutschen Ener- Vergleich mit anderen Technologien zur Energieer- giesystem. Mittlerweile aber stagniert das verfügbare zeugung und speicherung. Eine vorläufige Bewertung Gasvolumen, außerdem spielen Kavernenspeicher der Wettbewerbsfähigkeit ist aber dennoch möglich. eine immer größere Rolle – auf Kosten der porösen Demnach ist die PGP-Technologie mit integrierter geo- Reservoire. Deshalb wurden in den letzten Jahren logischer Speicherung wirtschaftlich konkurrenzfähig, einige Untergrundspeicher mit großer Kapazität wenn die gesamte Bandbreite der Kosten berücksich- stillgelegt. In der Summe sind dadurch rund 10 TWh tigt wird. Speicherpotenziale verloren gegangen. Dabei hätten Die hier vorgestellte ökologische Speicherung von diese Anlagen die überschüssige Energie aus erneuer- Strom in Form von synthetischem Methan beruht auf baren Quellen speichern können. dem aktuellen Stand der Technik und ist damit auch Auf lange Sicht steht im Untergrund sogar ein kurzfristig umsetzbar. Zudem finden sich in Deutsch- Speicherpotenzial von mehr als 80 TWh zur Verfügung – lands geologischem Untergrund mehr als ausreichend ohne Aufwand für die Erschließung. Dies entspricht große Speicher. In einer Übergangsphase – bis die di- in etwa der Menge an Überschussenergie, die für rekte Wasserstoffspeicherung marktfähig ist – könnte Deutschland im Jahr 2050 erwartet wird. Diese Kapa- PGP also dabei helfen, die Emission von Treibhausga- zitäten bieten die Chance, Erdgasimporte deutlich zu sen zu reduzieren. 21
HELMHOLTZ-ZENTRUM BERLIN FÜR MATERIALIEN UND ENERGIE (HZB) CatLab: Internationaler Leuchtturm für die Forschung an Katalysatoren für grünen Wasserstoff Im Energiesystem der Zukunft nimmt grüner Wasser- Fritz-Haber-Institut (FHI) und Institut für Chemische stoff eine Schlüsselfunktion ein: Nachhaltige was- Energiekonversion (MPI CEC), ihre Kompetenzen in serstoff-basierte chemische Energieträger werden der Dünnschicht- und Nanotechnologie sowie in der im Energiesystem als Langzeitspeicher benötigt. Sie Katalyse: Gemeinsam bauen sie die Forschungsplatt- würden so auch die klimaneutrale Gestaltung indust- form CatLab auf. CatLab soll eine Brücke zwischen rieller Prozesse ermöglichen. Auch die Nationale Grundlagenforschung und Industrie schlagen und Wasserstoffstrategie der Bundesregierung benennt wird durch das Bundesministerium für Bildung und den großen Bedarf an Forschung in diesem Bereich, Forschung (BMBF) mit mehr als 50 Millionen Euro denn deren Resultate sollen Innovationssprünge gefördert. Insgesamt umfasst das fünfjährige Aufbau- fördern. Daher bündeln das Helmholtz-Zentrum projekt rund 100 Millionen Euro. Katalysatoren sind Berlin (HZB) und die beiden Max-Planck-Institute, der Schlüssel für viele Technologien und Prozesse, 22
die für den Aufbau einer klimaneutralen Wirtschaft spielt auch eine zentrale Rolle in der Infrastruktur, benötigt werden. Sie sind u.a. notwendig, um mit die für die Forschung notwendig ist – hier in Form erneuerbaren Energien Wasserstoff und synthetische eines Gebäudes. „Mit CatLab werden wir einen neuen Kraftstoffe in einem geschlossenen Kohlenstoffdioxid- Forschungsschwerpunkt in der Katalyse in unmittel- Kreislauf zu produzieren. Konventionelle Katalysator- barer Nachbarschaft zur Synchrotronstrahlungsquelle Systeme bestehen meist aus komplexen Materialkom- BESSY II in Adlershof etablieren. Dort stehen mo- binationen in Pulverform in einem Reaktor, welche dernste Synthese- und Analysemethoden bereit, um durch konventionelle Energieträgern beheizt werden. chemische und physikalische Abläufe während der In CatLab stehen dagegen völlig neue Ansätze im katalytischen Prozesse in atomarer Auflösung und in Fokus, die Innovationssprünge versprechen. Das Herz Echtzeit zu analysieren“, sagt Prof. Dr. Bernd Rech, des Projekts stellt die Entwicklung von Katalysatoren wissenschaftlicher Geschäftsführer am HZB. dar, die auf maßgeschneiderten funktionellen Dünn- Prof. Dr. Robert Schlögl, Direktor am FHI und schichten basieren. Diese können zielgerichtet an CEC hebt hervor: „Wir haben bereits in den letzten die benötigten Prozesse angepasst werden und so Jahren eine einzigartige operando-Messinfrastruktur konventionelle Reaktionsprozesse revolutionieren vor an BESSY II aufgebaut und ergänzen uns hier perfekt. allem hinsichtlich einer nachhaltigen Energiezufuhr. Damit konnten wir ein neues Funktionsmodell von Das HZB verfügt über große Expertise in der Katalysatoren gewinnen, das mittels der Dünn- Synthese und Charakterisierung von dünnen Schich- schichttechnologie optimiert werden kann. Nun wer- ten und Materialsystemen. Das FHI sowie das MPI den wir diese Aktivitäten unter dem Dach von CatLab CEC bringen ihre Kompetenzen in der Katalysefor- durch eine einzigartige Symbiose von Synthese und schung ein. Gemeinsam bündeln die Partner ihr enor- operando-Analyse weiterentwickeln und ausbauen.“ mes Fachwissen und koppeln Synthese- und Analy- Auch die chemische Industrie ist von Anfang an semethoden mit neuen Verfahren zur automatischen in das Projekt eingebunden. BASF beteiligt sich am Auswertung. Diese „digitale Katalyse“ beschleunigt Aufbau sowie an der Auswahl und Skalierung der Pro- ein rationales Materialdesign für maßgeschneiderte zesse und der Entwicklung der Reaktoren. Außerdem Katalysatoren. gibt es Kooperationen mit der Humboldt-Universität, Das Projekt startet mit einer fünfjährigen dem Exzellenzcluster UniSysCat und dem Labor Bas- Aufbauphase. Die Partner bringen dabei signifikante Cat, welches die TU Berlin und das FHI zusammen finanzielle Eigenbeiträgen in das Labor ein, darüber mit BASF betreibt. Über diese Kooperationen können hinaus wird CatLab im Rahmen der Nationalen Was- weitere Partner integriert werden. CatLab hat somit serstoffstrategie gefördert und erhält vom Bundesmi- das Potenzial, mit einer großen Berliner Allianz aus nisterium für Bildung und Forschung (BMBF) rund universitären und außeruniversitären Forschungsein- 50 Mio. Euro. richtungen die Weltspitze der Katalyse- und Wasser- Während schon jetzt im IRIS-Gebäude der stoff-Forschung zu erreichen. Humboldt-Universität in Berlin-Adlershof die ersten Forschungsarbeiten starten, wird das eigentliche CatLab-Gebäude auf dem HZB-Campus am Stand- ort Adlershof errichtet. Bei dem interdisziplinären Architekturwettbewerb, der Ende 2020 entschieden wurde, spielten Kriterien der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes eine wichtige Rolle. So bietet der Sie- gerentwurf sowohl auf der Dachfläche als auch in der Fassade Flächen für Photovoltaik, außerdem soll das Gebäude teilweise mit Holzbauelementen errichtet werden. Eine Zertifizierung des Gebäudes gemäß des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB) mit mindestens “Silber“ ist vorgesehen. Nachhaltigkeit ist so nicht nur Forschungsschwerpunkt, sondern 23
GSI HELMHOLTZZENTRUM FÜR SCHWERIONENFORSCHUNG Green IT Cube Rechenzentrum – quadratisch, praktisch, effizient Blauer Engel für innovative Kühlung Mit seiner weltweit einmaligen Beschleunigeranlage Research). Die Anlage wird mit höchst innovativen produziert das GSI Helmholtzzentrum für Schwerio- wissenschaftlichen Geräten arbeiten und vollkommen nenforschung gewaltige Datenmengen. Diese treiben neue Experimente erlauben. Das erfordert den Einsatz die Forschung entscheidend voran, denn sie verhelfen enormer Rechenkapazitäten und modernster Informa- den Wissenschaftler:innen bei GSI zu grundlegen- tionstechnologie. den Erkenntnissen über den Aufbau der Materie und Mit dem zusätzlichen Bedarf an Rechenleistung die Entwicklung des Universums. Künftig steht den steigt in der Regel auch der Energieverbrauch eines Forscher:innen dafür sogar eine noch modernere Rechenzentrums – ein weltweit wachsendes Problem. Anlage zur Verfügung: das internationale Beschleu- 2030 könnten bereits 13 Prozent des globalen Strom- nigerzentrum FAIR (Facility for Antiproton and Ion verbrauchs durch Rechenzentren verursacht werden. 24
Einige Regionen trifft diese Entwicklung bereits jetzt: Volker Lindenstruth, Professor der Goethe-Universität In Frankfurt etwa, einem der größten europäischen Frankfurt und damals Leiter der GSI-IT, sowie Horst Standorte für Rechenzentren, verbrauchen diese Anla- Stöcker, ebenfalls Professor in Frankfurt und ehemals gen rund 1,3 Terawattstunden Strom, etwa ein Fünftel Wissenschaftlicher Geschäftsführer von GSI, entwar- des städtischen Gesamtverbrauchs (Stand 2018). Ein fen das System in Zusammenarbeit mit dem Frankfurt großer Teil davon floss in die Kühlleistung, denn Re- Institute for Advanced Studies (FIAS). Das leistungs- chenzentren heizen sich rasch auf. Mit der Abwärme starke Konzept gewann schon mehrfach Auszeichnun- einzelner großer Zentren könnten heute bereits bis zu gen für Innovation und Umweltfreundlichkeit, darunter 10.000 Haushalte beheizt werden. auch den Blauen Engel. GSI will diese Ressourcen nachhaltiger nutzen: „Wir sind sehr froh und natürlich stolz, eine so Das Computerzentrum Green IT Cube bietet höchste bekannte und renommierte Auszeichnung wie den Rechenleistung, Speicherkapazität und Zugriffsge- Blauen Engel für unser Rechenzentrum zu erhalten“, schwindigkeit, achtet aber zugleich auf den scho- sagte Professor Paolo Giubellino, der Wissenschaft- nenden Energieeinsatz. Sukzessive wird das Zentrum liche Geschäftsführer von FAIR und GSI. „Die Tech- bedarfsgerecht mit Rechnersystemen bestückt: nologie für die Kühlung ist nicht nur ein Beispiel für Hunderttausende Rechenkerne werten langfristig die Kompetenz und den Erfindungsgeist unserer die mehr als 100 Petabyte großen Datenmengen aus Wissenschaftler*innen, sondern auch für das Poten- Experimenten aus und entwickeln und simulieren neue zial eines Forschungszentrums wie dem unseren, zur wissenschaftliche Geräte und Experimente. Das Re- Verbesserung auch bereits etablierter Technik im chenzentrum auf dem GSI/FAIR-Campus gehört damit Hinblick auf Nachhaltigkeit und Effizienz beizutragen. zu den leistungsfähigsten der Welt. Dieses Potenzial zu verfolgen und auszubauen, ist uns „Der Green IT Cube ist ein besonders energie- bei unserer Forschung an GSI und FAIR ein großes effizientes Rechenzentrum, weil der Energieaufwand Anliegen.“ für die Kühlung der Computer im Vergleich zu her- Der Blaue Engel ist seit über 40 Jahren das kömmlichen Anlagen sehr gering ist“, erläutert Leiter Umweltzeichen der Bundesregierung und gibt Orientie- Dr. Helmut Kreiser. „Der Green IT Cube kühlt seine rung beim nachhaltigen Einkauf. Unabhängig und Rechner mit einem innovativen Luft-Wasser-Verfahren. glaubwürdig setzt er anspruchsvolle Maßstäbe für um- Dadurch entspricht der zusätzliche Energieaufwand weltfreundliche Produkte und Dienstleistungen. Das für das Kühlen weniger als sieben Prozent der für das Umweltbundesamt überprüft zudem regelmäßig die Rechnen aufgewendeten elektrischen Leistung. In her- Vergabekriterien. So sind Unternehmen und Organisa- kömmlichen Rechenzentren liegt dieser Wert bei 30 tionen gefordert, ihre Produkte immer umweltfreundli- bis 100 Prozent.“ cher zu gestalten. Das effektive Kühlverfahren ermöglicht es zudem, die Rechner im Green IT Cube platzsparend unterzubringen: In dem würfelförmigen Gebäude sollen bei Vollbelegung 768 Rechnerschränke in sechs Stockwerken dicht an dicht stehen. Zurzeit sind zwei von sechs Stockwerken mit einer maximalen Kühlleis- tung von vier Megawatt ausgebaut. Im Endausbau wird der Green IT Cube eine Kühlleistung von zwölf Me- gawatt erreichen. Und mit seiner Abwärme heizt der Würfel bereits jetzt ein modernes Büro- und Kantinen- gebäude auf dem Campus. Das neue Rechenzentrum spart so nicht nur Energie, sondern auch Platz, und ist zudem besonders kosteneffizient zu bauen. Somit sind die Anschaffungs- und Betriebskosten minimiert – und Ökologie und Ökonomie sinnvoll gekoppelt. Entwi- ckelt wurde die innovative Kühltechnik direkt bei GSI: 25
KARLSRUHER INSTITUT FÜR TECHNOLOGIE (KIT) Energy Lab 2.0 liefert Systemwissen für die Energiewende Das Energy Lab 2.0 am KIT Campus Nord. Ganz links befindet sich im SenSSiCC-Gebäude das Herz und Hirn des Energy Lab 2.0, rechts daneben im Hintergrund sind die Lithium-Ionen-Batterie und die Redox-flow-Batterie zu sehen. In den Containe- reihen im Vordergrund sind von links nach rechts zu sehen: Jeweils Kontroll- und Technikcontainer für zwei verschiedene Formen von Methanisierungsanlagen, für eine Fischer-Tropsch-Syntheseanlage sowie ein Container mit einer PEM-Elektro- lyseanlage. Die Speicher ganz rechts speichern Wasserstoff bzw. Kohlendioxid als Pufferspeicher. Die drei Modellhäuser für das Living Lab befanden sich zum Zeitpunkt der Aufnahme noch im Bau. Nur mit einem flächendeckenden Einsatz von Ener- Karlsruher Institut für Technologie (KIT) im Energy gie aus erneuerbaren Quellen kann der Klimawandel Lab 2.0 das flexible Zusammenspiel von elektrischen, abgebremst werden. Das erfordert eine umfassende thermischen und chemischen Energieträgern so reali- Transformation: Nicht allein die Stromversorgung tätsnah wie möglich. muss sich wandeln, sondern das Gesamtsystem Gemeinsam mit Partnern aus der Helmholtz Energie steht vor einem Umbruch, einschließlich des Gemeinschaft – dem Deutschen Zentrum für Luft und Wärme-, Mobilitäts- und industriellen Sektors. Um Raumfahrt und dem Forschungszentrum Jülich – ist es diese komplexe Problematik zu erforschen und die dem KIT damit gelungen, eine vollkommen neuartige anstehenden Prozesse zu optimieren, simuliert das Infrastruktur aufzubauen: Im Energy Lab 2.0 werden 26
künftige Energiesysteme erforscht und neue Ansät- Solarthermiebauteile. Das dritte verwendet hingegen ze zur Stabilisierung der Versorgungsnetze erprobt. eine Erdgas-Brennstoffzelle zur Temperaturregu- Gefördert wird das Projekt vom Land Baden-Würt- lierung. Bei exakt identischen Wetterbedingungen temberg, dem Bundesministerium für Bildung und können so die Energiedaten der verschieden ausge- Forschung und dem Bundesministerium für Wirtschaft statteter Haushalte analysiert werden. Durch diesen und Energie. direkten Vergleich können Kühl- und Heizsysteme op- Das großskalige Reallabor arbeitet auf dem Cam- timiert werden – was lernfähigen, vorausschauenden pus Nord des KIT, der Forschungsuniversität in der und vernetzten Gebäudekonzepte zugute kommt. Helmholtz-Gemeinschaft. Die dort bis 2023 gewonnen Gemeinsam haben diese Häuser, dass alle über Erkenntnisse sollen die Grundlage bilden für ein ehr- eine E-Auto-Ladestation und eine Technikgarage mit geiziges Pilotprojekt: Eine 300 000 Einwohner-Stadt einem Schichtspeicher verfügen. Die Elektrotank- soll dann beim Wechsel zu erneuerbaren Energieträ- stelle lädt die Elektroautos bei Bedarf und kann so gern begleitet werden, einschließlich Geothermie und überschüssigen Ökostrom auch in der Autobatterie Biomasse. speichern. Somit fungieren die Fahrzeuge als Puf- Das Energy Lab 2.0 verknüpft aber nicht nur ferspeicher für Zeiten, in denen wenig regenerative elektrische, thermische und chemische Energieströ- Energie zur Verfügung steht oder sehr viel Energie auf me, sondern auch neue Informations- und Kommuni- einmal benötigt wird. kationstechnologien. Diese Systeme können wesent- Im Schichtspeicher kann sowohl Wärme als auch lich dabei helfen, den Transport sowie die Verteilung, Kälte gespeichert und bei Bedarf freigegeben werden. Speicherung und Nutzung von Energie zu verbessern. So lässt sich ein intelligentes Nachbarschaftsnetzwerk Denn Wind- und Sonnenenergie liefert nicht zu aufbauen, das das öffentliche Stromnetz unterstützt. jeder Tages- und Jahreszeit konstant Strom. Dieses Die ausgewählten Bürogebäude sind zudem mit Ungleichgewicht zwischen Produktion und Verbrauch Sensoren ausgestattet und liefern damit wichtige verlangt nach neuen Konzepten. Das Energy Lab 2.0 Forschungsdaten zum realen Energieverbrauch. So setzt dabei auf Kommunikationstechnologien: Das können die Forscher:innen des Energy Lab 2.0 mit „Smart Energy System Simulation and Control Center“ einer Vielzahl von Technologien und Strategien dabei (SenSSiCC) bildet dafür das Herzstück des Projekts. helfen, die Speicherung und Nutzung von Energie zu Dieses Experimentierfeld bietet alle relevanten Kom- optimieren. ponenten im Labormaßstab und dient so als Testfeld für die Steuerung lokaler intelligenter Energiesysteme. Es verbindet die virtuelle mit der realen Welt – deshalb können im SenSSiCC standardisierte wie auch kriti- sche Betriebszustände simuliert und erforscht werden. Am KIT Campus Nord entstehen darüber hinaus drei baugleiche Einfamilienhäuser mit etwa 100 Quadratmetern Wohnfläche: Sie zählen zur Helmholtz- Forschungsinfrastruktur „Living Lab Energy Campus“ (LLEC) und sind als Reallabor konzipiert. Die voll möblierten Experimentalgebäude erscheinen äußerlich identisch, sind aber mit verschiedenen regelbaren Heizsystemen ausgestattet. Diese Musterhäuser sind neben zwei Bürogebäuden Teil eines Projekts, welches das KIT mit dem Forschungszentrum Jülich und der RWTH Aachen realisiert. Ziel des Gemeinschaftspro- jekts ist ein CO2-neutraler Campusbetrieb bei größt- möglicher Netzunterstützung. Das erste Haus besitzt Wärmepumpen zur Regulierung der Innentemperatur. Modelhäuser Das zweite Haus nutzt Elektroheizung, Heizkabel und 27
GEOMAR HELMHOLTZ-ZENTRUM FÜR OZEANFORSCHUNG KIEL Maßnahmen zur Stabilisierung des Klimas – Beiträge der Ozeanforschung am GEOMAR Blue Carbon Management Mangroven Marine Biomasse für Biokohle Fe/ N&P Deponien Nährstoffdüngung terrestrischer Biomasse Marine Biomasse für Bioenergie Seetangproduktion / mit CCS Marine Biomasse Seegras Alkalinitäts- eintrag CO₂ Direkte Artwork: Rita Erven, OceanNETs / GEOMAR CO2-Entnahme aus dem Meerwasser Künstlicher Künstlicher mit CCS Abtrieb Negative Auftrieb (CO2-Abscheidung CO₂ und -Speicherung) Emissions-Technologien Speicherung im Ozean CO₂ Speicherung CO2+ H2O Das Pariser Klimaabkommen setzt klare Ziele: Die glo- Die dafür benötigten Flächen wären allerdings sehr bale Erwärmung muss begrenzt werden – auf deutlich groß. Ein Großteil der fruchtbaren Böden wird zudem unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriel- für den Anbau von Nahrungs- und Energiepflanzen len Niveau. Dazu müssen die weltweiten Treibhausgas- benötigt und steht damit nicht zur Verfügung. Deshalb emissionen so schnell wie möglich sinken und bis zum richtet sich der Blick verstärkt auch auf den Ozean. Jahr 2050 global auf Netto-Null reduziert werden. Es Mit seiner Funktion als Wärme- und Kohlenstoffspei- gibt keine plausiblen Szenarien, wie dies allein durch cher ist er für das Klimasystem der Erde von zentraler Emissionsminderung erreicht werden kann. CO2 muss Bedeutung: Derzeit binden die Meere etwa ein Viertel deshalb auch zusätzlich aktiv aus der Atmosphäre der weltweiten Kohlendioxidemissionen. entnommen werden – und das in großen Mengen: Durch gezielte Maßnahmen ließe sich die nach aktuellen Berechnungen bis zum Jahr 2100 rund Aufnahme von Kohlendioxid in den Ozean zukünftig 670 Milliarden Tonnen. Doch wie können solch große noch verstärken. Dazu betreibt das GEOMAR intensive Mengen gespeichert werden? Diskutiert werden dafür Forschung: Verschiedene interdisziplinäre Projekte verschiedene Methoden. Eine terrestrische ist die untersuchen Methoden der marinen CO2-Entnahme Wiederaufforstung. und Speicherung (Carbon Dioxid Removal, CDR). 28
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