Stadtentwicklung braucht Mut neu zu denken - Architekten ...

 
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Stadtentwicklung braucht Mut neu zu denken - Architekten ...
HESSEN                                                                                                               AKTUELLES    [ DAB REGIONAL ]

Stadtentwicklung braucht Mut
neu zu denken
Liebe Kolleginnen und Kollegen,

der Beirat Innenstadt beim Bundesministerium      von Cockers Hit heißt es unter anderem
des Innern, für Bau und Heimat veröffentlichte    „Despite the heat it will be alright“ – „Trotz der
Ende Juli mit der Innenstadtstrategie 37 Emp-     Hitze wird alles gut“. Was können wir tun, da-
fehlungen zur Stärkung lebendiger Innen-          mit tatsächlich alles gut wird? Klar ist, es gibt
städte. Für die Förderung der Resilienz und       nicht die eine Lösung, die für alle Orte passt,
Krisenbewältigung in Städten und Gemeinden        sondern es braucht eine differenzierte Be-
wurden im Programm „Zukunftsfähige Innen-         trachtung der Städte und Gemeinden, der
städte und Zentren“ 250 Millionen Euro bereit-    Ballungs- und ländlichen Räume. Und doch
gestellt. Auch die Hessische Landesregierung      gibt es die grundlegende Erkenntnis, dass
ist aktiv: Das Landesprogramm „Zukunft In-        Nutzungsmischung im Quartier und im Ge-
nenstadt“ startete im Frühsommer mit der          bäude, Funktionsvielfalt und eine hohe Auf-
ersten Förderrunde, für die insgesamt über 27     enthaltsqualität des öffentlichen Raums für
Millionen Euro zur Verfügung stehen. Als          eine resiliente und nachhaltige Stadtentwick-
Stadtplanerin begrüße ich es ganz besonders,      lung maßgeblich sind. Wandlungsfähigkeit ist
dass der dringende Handlungsbedarf mittler-       gefragt, denn Planung muss zukünftige Nut-

                                                                                                                                                        Foto: Kirsten Bucher
weile vom Bund bis zur kommunalen Ebene           zungen antizipieren!
erkannt wurde. Die Architekten- und Stadt-           Die Stadt lebt von der Vielfalt ihrer Bür-
planerkammer Hessen engagiert sich ebenfalls      ger*innen. Wir brauchen neue Wohnformen,
für die Zukunft unserer Städte. So ist die AKH    Nachbarschaftszentren, die den sozialen Zu-
beispielsweise Gründungsmitglied des „Bünd-       sammenhalt stärken. Besonders (bezahlba-             sind die Kommunen und Genehmigungsbe-
nis für die Innenstadt“ und wirkt bei dem Lan-    res!) Wohnen muss wieder in die Innenstädte          hörden als untere Planungsebene gefordert,
desprogramm „Zukunft Innenstadt“ mit.             und Zentren. Intelligente Mobilitätskonzepte         Impulsgeber zu sein und hierbei Mut für krea-
    Dass der Strukturwandel der Städte für die    und Parkraummanagement eröffnen Gestal-              tive und neue Lösungen für eine multifunktio-
ganze Gesellschaft und für uns Planende im        tungsspielraum, so wie auch das Bau- und             nale, resiliente und kooperative Innenstadt zu
Besonderen große Fragestellungen aufwirft,        Planungsrecht durchaus Ermessensspielräume           zeigen. Am Geld jedenfalls sollte es diesmal
ist keine neue Erkenntnis. Sowohl die Corona-     bei Nutzungskonflikten beinhaltet.                    nicht fehlen.
Krise als auch der Klimawandel verstärken            Klimaschutz und Anpassung an den Klima-               Unser Berufsstand spielt hierbei eine ent-
massiv den Handlungsdruck. Innenstädte und        wandel sind weitere Herausforderungen für            scheidende Rolle – natürlich braucht es auch
Stadtquartiere wurden zu lange funktionsge-       Stadtplanung und Stadtentwicklung und be-            mutige Bauherren und kreative Projektent-
trennt geplant mit eigenen Bereichen für Han-     treffen graue, grüne und blaue Infrastruktur         wickler. Aber das Planen, das nachhaltige Pla-
del, Büros und Wohnen. Die Konzentration          sowie deren Vernetzung. Kurz gesagt: weni-           nen und Bauen, ist unsere Kernkompetenz.
der Innenstädte auf Handel und Konsum             ger versiegelte Flächen, um die Stadttechnik         Bringen wir sie zum Wohle der Gesellschaft
machte sie in der Corona-Krise besonders an-      bei Starkregen nicht zu überfordern, mehr            ein und nutzen wir die Chance für einen resi-
fällig und beschleunigte den Attraktivitätsver-   Grün und Wasser in der Stadt als Schwamm             lienten Stadtumbau. Denn die Akzeptanz von
lust auch des öffentlichen Raums und der          und natürliche Klimaanlage.                          Veränderungen steht und fällt mit der Quali-
Grün- und Freiflächen, denen aber gerade in           Alle in der Kammer vertretenen Fachrich-          tät der Alternativen.
Pandemiezeiten eine besondere Bedeutung           tungen sind gefordert und auch bereit, flexible
zukommt.                                          und maßgeschneiderte, angepasste Lösungen            Ihre
    Die fortschreitende Versiegelung von im-      anzubieten. Dies gilt sowohl für den Umbau           Annelie Bopp-Simon
mer mehr Flächen, die steinerne Stadt führt       und die Weiterentwicklung des Bestands als           Vizepräsidentin
zur Überhitzung, die in den letzten Jahren den    auch bei der Entwicklung neuer Quartiere.
von Joe Cocker besungenen „Summer in the             Bund und Land stellen hohe Fördermittel
City“ beschwerlich werden ließen. Im Refrain      für den Transformationsprozess bereit, jetzt

DAB 10·21                                                                                                                                          3
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Hessischer Architektentag 2021
Green Deal: Planen und Bauen – den Wandel gestalten

D
            er Hessische Architektentag ge-            Mechthild Harting im Vorfeld des Hessischen                                    Wie fragil unsere Welt ist, hat uns die
            hört zu den wichtigsten Veranstal-         Architektentags zum Gespräch. Harting wird                                  Hochwasserkatastrophe im Juli sehr deutlich
            tungen der Architekten- und                den Hessischen Architektentag wie in den                                    gezeigt. Es waren erschütternde Bilder, die
            Stadtplanerkammer Hessen im                Jahren zuvor moderieren.                                                    uns unter anderem aus Rheinland-Pfalz und
Jahresablauf. Vor dem Hintergrund der sehr                                                                                         Nordrhein-Westfalen erreicht haben. Was
positiven Resonanz auf die im vergangenen              M. Harting: Frau Holz, Sie stellen in diesem                                dort geschehen ist, ist ein Indikator dafür,
Jahr erstmals im Live-Stream durchgeführten            Jahr den hessischen Architektentag unter das                                dass sich in Deutschland strukturell etwas
Tagung und der Unsicherheiten zur Entwick-             große europäische Thema „Green Deal“. Im                                    ändern muss. Einerseits müssen wir besser
lung der Pandemie-Lage wird der Hessische              Fall von Architekt*innen und Stadtplaner*in-                                mit für uns ungewöhnlichen Ereignissen um-
Architektentag am 26. Oktober 2021 erneut              nen geht es natürlich um Planen und Bauen                                   gehen. Dies gilt für die Pandemie, aber auch
digital stattfinden.                                    und darum, was sie dazu beitragen können,                                   für Wetterextreme. Anderseits müssen wir
   Das Schwerpunktthema orientiert sich an             den Wandel zu gestalten. Wo sehen Sie für                                   uns ab sofort den Klimaschutzzielen ver-
dem von der EU-Kommission ausgerufenen                 Ihren Berufsstand Anknüpfungspunkte?                                        pflichten.
Green Deal mit dem neuen europäischen                  B. Holz: Die Präsidentin der EU-Kommission                                     Für den Berufsstand sehe ich viele An-
Bauhaus. Die Konferenz wird aus verschie-              Ursula von der Leyen hat in ihrer Rede zur                                  knüpfungspunkte, aber auch Herausforderun-
denen Blickwinkeln aufzeigen, welchen Bei-             Lage der Union im letzten Jahr ein neues                                    gen. Der Bausektor wird seinen Beitrag zur Er-
trag Architekt*innen aller Fachrichtungen zu           europäisches Bauhaus gefordert. Sie hat uns                                 reichung der Klimaschutzziele und zum ver-
diesem ambitionierten Projekt beitragen                als Architektinnen und Architekten dabei ex-                                antwortungsvollen Umgang mit schwinden-
können.                                                plizit angesprochen. Die Rede der Kommis-                                   den Ressourcen nur mit Planenden leisten
   Traditionell trafen sich AKH-Präsidentin            sionspräsidentin war überschrieben mit „Die                                 können, die so nachhaltig agieren, dass Stoff-
Brigitte Holz, die Geschäftsführerin der Aka-          Welt von morgen schaffen: Eine vitale Union                                 kreisläufe wirklich zustande kommen.
demie Isabella Göring und F. A. Z.-Redakteurin         in einer fragilen Welt“.                                                       Ich greife exemplarisch die Stadtplanung
                                                                                                                                   heraus. Einerseits muss der Klimaschutz be-
                                                                                                                                   rücksichtigt werden, andererseits muss jede
                                                                                                                                   Planung auf den nicht aufzuhaltenden Klima-
                                                                                                                                   wandel reagieren. lch gehe so weit zu sagen,
                                                                                                                                   dass dies überprüfbar erfolgen muss. Wasser
                                                                                                                                   spielt hierbei eine bedeutende Rolle. Es ist ein
                                                                                                                                   knappes Gut. Wir benötigen im Sinne einer
                                                                                                                                   „Schwammstadt“ ganz andere Retentionsflä-
                                                                                                                                   chen, ganz andere Speicher, um mit extremen
                                                                                                                                   Wetterereignissen umzugehen. Wenn man bei
                                                                                                                                   Starkregen Wasser klug speichert, steht es in
                                                                                                                                   Dürrephasen, hier müssen wir nur an den
                                                                                                                                   Sommer im letzten Jahr denken, zur Verfü-
                                                                                                                                   gung. Dieses Wasser könnte man zur Bewäs-
                                                                                                                                   serung von Vegetation im gesamten öffentli-
                                                                                                                                   chen Raum heranziehen. Das hört sich einfach
                                                                                                                                   an, ist jedoch eine Herkulesaufgabe für Städte
                                                                                                              Foto: Andreas Henn

                                                                                                                                   und Kommunen, da insbesondere im Bal-
                                                                                                                                   lungsraum viele Flächen bereits multicodiert
                                                                                                                                   genutzt werden. Dennoch geht kein Weg da-
Ein Blick auf den Aufbau des Hessischen Architektentags 2020, der als Live-Stream aus dem Haus der                                 ran vorbei, Klimaschutz und Klimaanpassung
Architekten übertragen wurde. Im Gespräch auf der Bühne (v.l.n.r.): Brigitte Holz, Staatssekretär im Hessi-                        müssen zu einer ressortübergreifenden Auf-
schen Wirtschaftsministerium Jens Deutschendorf, Mechthild Harting.                                                                gabe werden.

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Stadtentwicklung braucht Mut neu zu denken - Architekten ...
HESSEN                                                                                                                  AKTUELLES     [ DAB REGIONAL ]

M. Harting: Wie stehen Architekt*innen und           Motto „Urban Mining“ im Jahr 2020 anknüp-           unsere Gebäude besser werden müssen von
Stadtplaner*innen angesichts der vielen Her-         fen. Mehr Wertstoffe wiederzuverwenden, das         der Materialität bis zum Umgang mit Energie.
ausforderungen zur Übernahme von immer               ganze Thema Kreislaufwirtschaft oder auch           Dabei sind wir zwangläufig bei der Frage, wo
mehr Verantwortung?                                  cradle to cradle sowie CO2-Neutralität berüh-       sich der Energiepreis einpendeln wird. Wie
I. Göring: Unser Berufsstand muss an dieser          ren einzelne Gebäude wie die gesamte Stadt-         teuer wird Strom? Zukünftig soll und wird er
Stelle nicht erst wachgeküsst werden. Klima-         entwicklung.                                        der Alleskönner sein. Die Politik hat erkannt,
neutrales, klimaangepasstes und klimapositi-            Wir freuen uns sehr darüber, dass wir als        dass eine echte CO2-Preis-Besteuerung zu
ves Bauen stehen lange schon im Fokus. Ins-          eine Referentin für den diesjährigen Hessi-         sehr deutlichen Kostenerhöhungen der Ener-
besondere der Umgang mit nachhaltigen,               schen Architektentag Ruth Reichstein aus            gieversorgung führen wird. Das wird nicht nur
lokalen Materialien, mit ihrer Wiederverwen-         dem I. D. E. A.-Beratungsgremium der Kom-           jeden von uns, sondern auch die gesamte
dung und -verwertung wie die Wiederentde-            missionspräsidentin gewinnen konnten. Sie           Wirtschaft berühren. Es war nicht umsonst ein
ckung traditioneller Bauweisen werden als            wird die Idee des neuen europäischen Bau-           leises Erschrecken erkennbar, als Details des
wesentliche Aufgaben gesehen. Beim diesjäh-          hauses erläutern.                                   Kommissionsplans veröffentlicht wurden. Im
rigen Hessischen Architektentag wird zum                                                                 Gegenzug soll es eine soziale Unterstützung
Beispiel Jette Cathrin Hopp von Snøhetta aus         M. Harting: Frau von der Leyen hat Ihrer Zunft      für diejenigen geben, die diese Verteuerung
Oslo in ihrem Vortrag darauf eingehen, wie           mit der Initiative eines europäischen Bauhau-       nicht stemmen können. Die Frage, wie wir da-
sich Planen und Bauen vor dem Hintergrund            ses einen Auftrag erteilt, über den sie das Ziel    für sorgen können, dass Wohnen nicht immer
des Klimawandels verändern, wie Architektur          ankündigt, für Europa lebenswerten und be-          teurer wird, ist vor diesem Hintergrund aber
neu gedacht werden kann. Das ursprüngliche           zahlbaren Wohnraum zu schaffen und zu-              auch mit Blick auf weiterhin ungebremst stei-
Bauhaus der 1920er Jahre war ein Aufbruch            gleich Klima und Umwelt zu schützen. Ist das        gende Boden- und Immobilienpreise nicht
in die Moderne, es fand ein Umdenken in Poli-        nicht die Forderung nach der Quadratur des          einfach zu beantworten.
tik und Gesellschaft statt. Ein solches Umden-       Kreises?
ken braucht es auch heute.                           B. Holz: Damit sprechen Sie spannende ge-           M. Harting: Die Preissteigerungen im Baube-
                                                     samtgesellschaftliche Fragen an. Man kann           reich sind ein wichtiger Aspekt. Was ist da im
M. Harting: Bei welchen Aspekten ist aus Ihrer       von einer Quadratur des Kreises oder von            Moment los mit den Material- und Baukosten?
Sicht ein Umdenken erforderlich?                     einer zu schaffenden Balance sprechen. Ich          B. Holz: Wir erleben massive Preissteigerun-
                                                     glaube, dass es nicht nur gelingen kann, son-       gen und enorme Engpässe in der Lieferung
Umdenken beim Umgang                                 dern gelingen wird, Wohnen für alle mit Nach-       von Materialien. Die Rohstoffpreise explodie-
                                                     haltigkeit zu verbinden. Dies bedeutet, dass        ren und die Baustofflager leeren sich. Dies be-
mit Ressourcen
B. Holz: Das Umdenken berührt letztlich den
gesamten Umgang mit Ressourcen. Da wir
gerade über Wasser sprachen: Auch Abwas-
ser ist ein wichtiger Faktor. Es wird zuneh-
mend als Wärmequelle und Energielieferant
entdeckt. Die vertiefende Auseinandersetzung
mit der öffentlichen Infrastruktur liefert sicher-
lich viele weitere Ansatzpunkte.
    Auf allen Ebenen von der Mobilität bis zum
Bauen im Bestand und im Neubau müssen wir
konsequent die Reduzierung von Treibhaus-
gas- bzw. CO2-Emissionen und Immissionen
verfolgen. Ein großes Thema in diesem Kon-
text ist die Digitalisierung, die auch ein Ele-
ment der von der EU-Kommissionspräsidentin
ausgerufenen Renovation Wave ist, weil sie
sehr intensiv daraufsetzt, dass die Anstren-
                                                                                                                                                            Foto: Christoph Rau

gungen im Verbund digital unterstützt am
besten gelingen.
I. Göring: Bei einem weiteren Themenfeld des
Green Deal der EU-Kommission können wir an           Archivfoto: Die AKH-Präsidentin Brigitte Holz und Mechthild Harting beim Gespräch zum Hessischen
den Hessischen Architektentag unter dem              Architektentag im Jahr 2019.

DAB 10·21                                                                                                                                               5
Stadtentwicklung braucht Mut neu zu denken - Architekten ...
[ DAB REGIONAL ]    AKTUELLES                                                                                                                                                           HESSEN

                                                                                                                                                eine Initiative wie dem „Neuen Europäischen
                                                                                                                                                Bauhaus“ diesen Zyklus zu durchbrechen?

                                                                                                                                                Renovation Wave
                                                                                                                                                B. Holz: Im Bestand steckt enorm viel graue
                                                                                                                                                Energie. Wir sollten uns als Gesellschaft von
                                                                                                                                                Bestand nur sehr wohlüberlegt trennen. Wir
                                                                                                                                                müssen uns insbesondere Gedanken machen,
                                                                                                                                                wie wir mit der häufig noch hervorragenden
                                                                                                                                                Rohbausubstanz besser umgehen als heute.
                                                                                                                                                Bauen im Bestand, also die energetische,
                                                                                                                                                funktionale und gestalterische Sanierung der
                                                                                                                                                Bestandsgebäude, ist eine Herkules-Aufgabe,
                                                                                                                                                vor der Europa steht. Die EU-Kommission hat
                                                                                                                                                35 Millionen Bestandsgebäude identifiziert,

                                                                                                                           Foto: Andreas Henn
                                                   Foto: Sandra Hauer

                                                                                                                                                die aus ihrer Sicht zu erhalten, weiterzuentwi-
                                                                                                                                                ckeln und zu qualifizieren wären. Da darin
                                                                                                                                                vielfach, natürlich nicht immer, gute Materia-
Archivfoto: Die Geschäftsführerin der Akademie                          Archivfoto: F.A.Z.-Redakteurin Mechthild Harting                        lien verbaut worden sind, sind wir beim
Isabella Göring im Gespräch.                                            moderierte den Hessischen Architektentag 2020.                          Thema Urban Mining und der von der EU-
                                                                                                                                                Kommission ausgerufenen Renovation Wave.
trifft insbesondere den gerade erst „salonfä-                           Lowtech Bauen als Teil der                                              Hier sind wir als Architektinnen und Architek-
hig“ gewordenen Holzbau. Der Preis für Kons-                                                                                                    ten gefordert, da wir „alte“ Materialien noch
truktionsvollholz stieg in einem Jahr um circa
                                                                        Lösung                                                                  zu wenig klassifizieren können und in der Ver-
80 Prozent, der für Dachlatten um circa 45                              B. Holz: Nein, natürlich nicht. Ich greife ein                          gangenheit zu wenige gut trennbare Produkte
Prozent. Aber auch die Stahlpreise und die                              anderes Thema heraus, das kostengünstiges                               eingesetzt wurden.
Preise für Dämm- und Kunststoffe treiben die                            Bauen nicht beflügelt. Es sind die Kosten der
Kosten in die Höhe. Es fehlt nahezu alles. Da-                          technischen Gebäudeausstattung, die im Ab-                              M. Harting: Ursula von der Leyen sagt, die Ini-
bei ist nicht absolut klar, ob es sich um Nach-                         gleich mit den „klassischen Gewerken“ vom                               tiative „Neues Europäisches Bauhaus“ soll Brü-
holeffekte der Corona-Pandemie oder um ver-                             Rohbau bis zur Innenausstattung in den letz-                            cken schaffen zwischen Wissenschaft und Tech-
schobene Lieferketten auf den Weltmärkten                               ten Jahren prozentual immer weiter gestie-                              nologie, aber auch zwischen Kunst und Kultur.
mit Nachfrager-Hotspots handelt. Wie zu Be-                             gen sind. Wir alle wissen, dass mit der Ge-                             Braucht es aus Ihrer Sicht so eine Initiative?
ginn der Corona-Pandemie ist natürlich auch                             bäudetechnik erhebliche Instandsetzungsauf-                             B. Holz: Ich halte Frau von der Leyens Initia-
vorstellbar, dass Marktteilnehmer den „Markt                            wendungen verbunden sind. Daher ist Low-                                tive für mehr als sinnvoll. Ihr ist zumindest auf
einfach leer“ kaufen.                                                   tech im Augenblick ein ganz wichtiges                                   der Ebene des Anspruchs ein großer Wurf ge-
    Fest steht, fast jedes Handwerk ist betrof-                         Stichwort, auch beim europäischen Green                                 lungen. Die entscheidende Frage ist, ob es
fen. Ich habe mit Susanne Haus, der Präsiden-                           Deal. Lowtech heißt, dass ein Gebäude hoch-                             auch gelingen wird, die sehr unterschiedlichen
tin der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-                                effizient ist und die Bedürfnisse seiner Nutzer                         Staaten in Europa auf eine einheitliche Strate-
Main, ein Treffen vereinbart, bei dem wir uns                           von der Wärme im Winter bis zur Kühlung im                              gie und gemeinsam getragene ambitionierte
zu diesem Thema austauschen werden. Unter                               Sommer erfüllt. Der Einsatz von hochwerti-                              Ziele einzuschwören. Da bin ich sehr ge-
den jetzigen Rahmenbedingungen ist es aus                               gen, ressourcenschonenden und sehr dauer-                               spannt. Für unseren Berufsstand hoffe ich,
meiner Sicht nicht möglich, kostengünstiger                             haften Baumaterialien ist hierfür eine wich-                            dass die Themen, die schon lange auf unserer
als vor der Pandemie zu bauen. Allerdings                               tige Voraussetzung.                                                     Agenda stehen, durch die EU-Initiative gesell-
wissen wir nicht, ob die aktuelle Situation, die                                                                                                schaftsfähig werden. Wir brauchen nicht nur
natürlich auch Mitnahmeeffekte generiert, an-                           M. Harting: Der starke Trend zu boomenden                               einen technischen Wandel.
halten wird.                                                            Städten und Regionen, wie etwa dem Rhein-                                   Uns muss allerdings klar sein, dass es nicht
                                                                        Main-Gebiet, hat in der vergangenen Dekade                              bei einem Weckruf bleiben wird. Neue Anfor-
M. Harting: Der Präsidentin der EU-Kommis-                              dazu geführt, dass sich das Rad aus Abriss und                          derungen führen über kurz oder lang auch zu
sion geht es mit dem Green Deal aber nicht                              Neubau von immer technologisch ausgefeilte-                             Überprüfungen. Ich bin gespannt, was unter
um eine Reaktion auf gestiegene Material-                               ren, aber nicht unbedingt nachhaltigen Gebäu-                           dem neuen Sanierungspass in der Praxis zu
kosten.                                                                 den immer schneller dreht. Gelingt es durch                             verstehen ist.

6                                                                                                                                                                                     DAB 10·21
Stadtentwicklung braucht Mut neu zu denken - Architekten ...
HESSEN                                                                                                                                         AKTUELLES   [ DAB REGIONAL ]

M. Harting: Warum ist die Initiative so wich-
tig, wenn Ihr Berufsstand den Weckruf Ihrer
Ansicht nach doch gar nicht brauchte?
I. Göring: Besonders die junge und nachkom-
mende Generation von Architektinnen und
Architekten setzt sich intensiv mit dem Klima-
wandel auseinander, sie ist engagiert und
tauscht sich kreativ in Initiativen aus. Dass das
Thema nun weit oben auf der politischen
Agenda steht, ist Bestätigung und Beförde-
rung zugleich. Das könnte der Kipppunkt sein.
B. Holz: Und die Präsidentin der Europäischen
Kommission spricht die ganze Gesellschaft an.
Ich verstehe Frau von der Leyen so, dass sie
einen gesellschaftlichen Ruck generieren
möchte, um klarzumachen, dass Ressourcen
begrenzt sind, dass Energie teuer ist und auch
weiterhin teurer werden muss, wenn man CO2-
Neutralität ernst nimmt. Planen und Bauen
                                                    Foto: Christoph Rau

kann einen großen Beitrag dazu leisten. Einer-
seits ist der Begriff Nachhaltigkeit zwar schon
etwas abgegriffen, andererseits ist noch gar
nicht richtig durchdekliniert, was es wirklich                            Archivfoto: Brigitte Holz bei einem Videotelefonat in ihrem Darmstädter Büro.
bedeutet, einen nachhaltigen Weg einzuschla-
gen. Ich denke, wir stehen erst am Anfang.                                Bestand vorhandenen Materialien voraus. Wie          Gebäude aus? Gibt es auch von dieser Seite
                                                                          gehen wir vor, wenn beispielsweise ein Fens-         Unterstützung für den Kurs des Green Deal?
M. Harting: Die Herausforderung ist sicherlich,                           ter erneut verwendet wird? Wer zertifiziert,          B. Holz: Ja, ich denke schon. Insbesondere die
vorhandenes Wissen über das Bauen allge-                                  dass dieses gebrauchte Fenster bedenkenlos           freie Bauwirtschaft hat erkannt, dass ihre Ge-
mein, über Materialkunde im Besonderen mit                                verwendet werden kann? Wie gelingt Gewähr-           bäude auf Dauer an Wert verlieren, dass die
neuen Technologien zu verbinden. Einer der                                leistung bei wiederverwendeten Materialien?          Gebäude nicht werthaltig sein werden, wenn
Vorträge beim Hessischen Architektentag the-                              All dies meine ich, wenn ich sage, wir stehen        sie Nachhaltigkeitskriterien nicht entsprechen.
matisiert nachhaltiges Bauen mit digitalen                                erst am Anfang nachhaltigen Bauens.                  Das ist durchaus angekommen.
Methoden. Es wird spannend sein zu hören,                                                                                          Natürlich gibt es auch Investoren, die an-
wie diese beiden Wissenswelten zusammen-                                  M. Harting: Das Ganze ist zweifellos ein Pro-        gesichts des Drucks kostengünstige Wohnun-
geführt werden können.                                                    zess, der auf vielen Ebenen diskutiert werden        gen bauen zu müssen, immer noch den ver-
                                                                          muss.                                                meintlich „einfachen“ Weg wählen. Es wird
                                                                          B. Holz: Ja, wir werden uns sicherlich ganz          beispielsweise kein Gründach angelegt, ge-
Hoher Stellenwert der                                                     neu kodieren müssen. Auch BIM wird hier eine         schweige denn eine Überlagerung von Grün-
Digitalisierung                                                           große Rolle spielen. In den Datenbanken wird         dach und Photovoltaik-Elementen, die man
B. Holz: Wenn die anstehende Klimawende im                                verwaltet, was, wann, wo, wie und in welcher         hervorragend gestalterisch integrieren kann.
Bausektor gelingen soll, wird dies nur mit fort-                          Qualität verbaut wurde. Eine gute Dokumen-           Immer noch werden problematische Stoffe
schreitender Digitalisierung möglich sein.                                tation in der Entstehungsphase von Gebäuden          wie ein Wärmedämmverbundsystem für die
Architekten und Ingenieure legen auf Genera-                              und Quartieren ist eine Grundvoraussetzung           Fassade verwendet, die schlecht altern und
tionen hinaus die Verwendung der Ressourcen                               für Urban Mining sowie Re-Use und Recycling.         am Ende des Tages als Sondermüll teuer ent-
in Form von grauer Energie fest. Sie beeinflus-                            Ich kenne kaum ein Gebäude, das einen kom-           sorgt werden müssen. Aus billig gebaut wird
sen auch die energetische Bilanz ganzer                                   pletten und nachvollziehbaren Materialpass           über den gesamten Lebenszyklus eines Ge-
Städte und damit ihre Klimaresilienz.                                     hat, der Baustoff- und Bauproduktkreisläufe          bäudes dann teuer gebaut.
    Dass Materialien mehrfach genutzt werden,                             vorausdenkt. Das ist unsere zukünftige Auf-
gehört weder für die Architektinnen und                                   gabe.                                                M. Harting: Werden die Referierenden beim
Architekten noch für die Bauindustrie bislang                                                                                  Hessischen Architektentag wie im Vorjahr
zum klassischen Geschäftsmodell. Kreislauf-                               M. Harting: Wie sieht es seitens der Investoren      auch 2021 wieder eine Mischung aus Theorie
fähiges Bauen setzt viel Wissen über die im                               sowie Nutzer*innen und Bewohner*innen der            und Praxis präsentieren?

DAB 10·21                                                                                                                                                                   7
Stadtentwicklung braucht Mut neu zu denken - Architekten ...
[ DAB REGIONAL ]     AKTUELLES                                                                                                                     HESSEN

                                                                                                                                                              Foto: Schnepp Renou
Anlässlich des 100. Bauhaus-Jubiläums entstand in Berlin der bauhaus reuse Pavillon mit originalen Fassadenelementen aus dem Bauhaus Dessau. Der bau-
haus reuse Pavillon eröffnete 2019 als Zentrum für den Austausch zwischen den Ideen der Moderne, Politik und Gesellschaft. Der komplett zerlegbare Pavillon
besteht aus 43 Tür- und Fassadenelementen, die aus der Nachkriegssanierung des Dessauer Bauhausgebäudes von 1976 stammen.

B. Holz: Ja, absolut, wir bleiben bei diesem Er-     gesetzt. Es ging kurz gesagt um einen verant-        Ursula von der Leyen wieder. Architektinnen
folgskonzept. 2020 haben wir uns mit vielen          wortungsvolleren Umgang mit vorhandener              und Architekten zeigen, was wir zur gelunge-
Fragestellungen, die der Green Deal aufwirft,        Bausubstanz für mehr Klimaschutz. Viele Ele-         nen Umsetzung des Green Deals beitragen
in einem anderen Gesamtkontext auseinander-          mente finden sich jetzt im Green Deal von             können.                                   ‡

Hessischer Architektentag 2021
Programm:                                            Prof. Hans Joachim Schellnhuber,                     Mechthild Harting, Redakteurin F. A. Z.
                                                        Gründer des Potsdam-Instituts für                 Moderation
Brigitte Holz, Präsidentin der Architekten-             Klimafolgenforschung, Potsdam
    und Stadtplanerkammer Hessen                     Carbon Positive – Das Bauhaus der Erde
Einführung
                                                     Prof. Eike Roswag-Klinge,
Jens Deutschendorf, Staatssekretär im                    Natural Building Lab TU Berlin,                       Hessischer Architektentag
   Hessischen Ministerium für Wirtschaft,                ZRS Architekten, Berlin
   Energie, Verkehr und Wohnen                       Creating Natural Change – Bauen in                        Green Deal
Grußwort                                             planetaren Grenzen
                                                                                                               Planen und Bauen – den Wandel
                                                                                                               gestalten
Ruth Reichstein, European Commission,                Dr. Verena Brehm, cityförster, Hannover
   Brüssel                                           Creating Better Places – Bauen für die                    Wann: 26. Oktober 2021,
New European Bauhaus – Eine Initiative der           Gesellschaft                                                    14:00 – 17:30 Uhr
Europäischen Kommission                                                                                        Wo: Live-Stream
                                                     Susanne Wartzeck, Sturm und Wartzeck                      Weitere Informationen und
Jette Cathrin Hopp, Snøhetta, Oslo                      GmbH, Dipperz und Präsidentin BDA                      Anmeldung:
Continuous Reinvention – Architektur neu             Renovation Wave – Den Bestand                             pwww.hessischer-architektentag.de
denken                                               weiterbauen

8                                                                                                                                                 DAB 10·21
Stadtentwicklung braucht Mut neu zu denken - Architekten ...
HESSEN                                                                                                          AKTUELLES    [ DAB REGIONAL ]

                       Vertreterversammlung

                       Ergebnisse weiterer Umlaufbeschlüsse

        D
                                    ie diesjährige Sommer-Vertreter-    zur Ausgestaltung des digitalen Abstim-          Stimmen und 2 Enthaltungen wurden die Än-
                                    versammlung tagte erstmals on-      mungsverfahrens, um rechtsändernde oder          derungen der Hauptsatzung der AKH einstim-
                                    line. Rechtliche Grundlage war      rechtsgestaltende Beschlüsse digital fassen zu   mig beschlossen
                                    eine Ergänzung des Hessischen       können, wurden während der Sommerwochen              Die Ergänzung der Hauptsatzung zur Um-
                       Architekten- und Stadtplanergesetzes durch       in einem intensiven Austausch mit der Auf-       setzung der Verhältnismäßigkeitsrichtlinie er-
                       den hessischen Gesetzgeber im Dezember           sichtsbehörde der Kammer, dem Hessischen         folgt durch einen neuen § 5 Absatz 3 (die vor-
                       2020, wonach die Vertreterversammlung di-        Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr     maligen Absätze 3 und 4 werden zu den Ab-
                       gital, also ohne persönliche Anwesenheit der     und Wohnen, abgestimmt und anschließend          sätzen 4 und 5). Die Ergänzung der Hauptsat-
                       Stimmberechtigten am Versammlungsort,            der Vertreterversammlung zur Beschlussfas-       zung zur digitalen Beschlussfassung erfolgt
                       durchgeführt werden kann. Rechtsändernde         sung per Umlaufverfahren vorgelegt.              durch die neuen §§ 7a bis 7d der Hauptsat-
                       oder rechtsgestaltende Beschlüsse, wie zum           Ein weiterer, davon unabhängiger Sachver-    zung. Die aktualisierte Hauptsatzung der AKH
                       Beispiel die Entlastung des Vorstands oder       halt machte zusätzlich Änderungen der            steht seit Anfang September auf der Website
                       Satzungsänderungen, konnten bei der Ver-         Hauptsatzung der AKH erforderlich. Dabei         der Kammer zum Download zur Verfügung
                       treterversammlung am 8. Juni allerdings noch     ging es um die Umsetzung der Verhältnismä-       (Link s. u.).
                       nicht digital gefasst werden. Dazu war eine      ßigkeitsrichtlinie der EU. Gegenstand der            Ein zweiter Umlaufbeschluss beinhaltete
                       Änderung der AKH-Hauptsatzung erforder-          Richtlinie (EU) 2018/958 ist, dass die Mit-      eine Grundschuldbestellung an dem Grund-
                       lich, die zwischenzeitlich per Umlaufverfahren   gliedsstaaten der Europäischen Union vor         stück der AKH. Die Vertreterversammlung
                       durch die Vertreterversammlung beschlossen       dem Erlass oder der Änderung von Vorschrif-      fasste mit 47 Ja-Stimmen, 4 Nein-Stimmen
                       wurde.                                           ten, die den Zugang zum Beruf oder dessen        und 3 Enthaltungen den Beschluss, dass zur
                           Alle rechtsändernden oder rechtsgestal-      Ausübung regeln, eine Verhältnismäßigkeits-      Absicherung des Darlehens zur Finanzierung
                       tenden Beschlüsse, die bei der Vertreterver-     prüfung vornehmen müssen. Die Grundlagen         der Sanierung des Hauses der Architekten
                       sammlung im Juni 2021 vorbereitet wurden,        der Verhältnismäßigkeitsprüfung sind bereits     (Haus | Innen | Garten) das Grundstück der
                       sind mittlerweile im Umlaufverfahren abge-       im HASG geregelt. Darüber hinaus ist durch       AKH bis zu einer Höhe von drei Millionen Euro
                       schlossen worden. In der Ausgabe 8/2021 des      das HASG zwingend eine Öffentlichkeitsbe-        durch Grundschulden belastet werden darf.
                       DAB-Hessen-Teils sind die Ergebnisse der ers-    teiligung vorgesehen. Wie diese zu erfolgen          Die AKH-Hauptsatzung steht auf der AKH-
                       ten vier Umlaufbeschlüsse nachzulesen. Im        hat, wurde nun durch die Änderung der            Website zum Download zur Verfügung:
                       Juli und August 2021 hatten die Mitglieder der   Hauptsatzung der AKH geregelt.                   pwww.akh.de/haus-der-architekten/
                       Vertreterversammlung über zwei weitere Um-           Die Mitglieder der Vertreterversammlung      auftrag-akh
                       laufbeschlüsse zu entscheiden.                   entschieden über beide Sachverhalte in einem     Unter dem Unterpunkt Satzungen finden Sie
                           Die Änderungen der AKH-Hauptsatzung          Umlaufbeschluss. Mit 51 Ja-Stimmen, 0 Nein-      als Erstes die Hauptsatzung.                ‡

                                                                        Udo Raabe in
                                                                        AHO-Vorstand gewählt
Foto: Kirsten Bucher

                                                                            Bei der AHO-Mitgliederversammlung am         Vorstand gewählt. Mehr erfahren Sie in der
                                                                        09.09.2021 in Berlin wurde Udo Raabe, Mit-       November-Ausgabe des Hessen-Teils und auf
                                                                        glied des Vorstands der AKH, in den AHO-         www.akh.de                              ‡

                       DAB 10·21                                                                                                                                     9
Stadtentwicklung braucht Mut neu zu denken - Architekten ...
[ DAB REGIONAL ]    AKTUELLES                                                                                                                                                 HESSEN

Allianz für Wohnen vor Ort in Rüsselsheim
Die AKH-Präsidentin Brigitte Holz begleitete den hessischen Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir beim Start seiner
diesjährigen Sommertour in Rüsselsheim.

                                                                                   Fotos: LIQUID Kommunikationsdesign

Vor dem Familienzentrum in der Böllensee-Siedlung: Hessens Wohnungsbauminister                                          Das Nachbarschafts- und Familienzentrum in der
Tarek Al-Wazir, Dr. Axel Tausendpfund, Vorstand des VdW südwest, AKH-Präsidentin                                        Böllensee-Siedlung in Rüsselsheim
Brigitte Holz und Rüsselsheims Oberbürgermeister Udo Bausch (v.l.n.r.)

H
            essens Wohnungsbauminister             Die Sommertour des Ministers führte in die-                                           Flächenverbrauch reduzieren
            Tarek Al-Wazir hat auf die Bedeu-      sem Jahr zu richtungsweisenden Projekten
            tung der sozialen Infrastruktur für    der „Allianz für Wohnen in Hessen“. In der Al-
                                                                                                                                         durch Nachverdichtung
            Wohnungs- und Städtebau hinge-         lianz haben sich rund 20 Verbände und Insti-                                          Eine dieser Herausforderungen ist die Not-
wiesen: „Ein Wohngebiet ist mehr als eine          tutionen zusammengeschlossen, darunter                                                wendigkeit, den Flächenverbrauch zu reduzie-
Ansammlung von Häusern. Dazu gehören               auch die Architekten- und Stadtplanerkammer                                           ren. Eine Antwort ist die Nachverdichtung be-
auch Grünflächen, Kindergärten, Sportplätze.        Hessen. Mit Kammerpräsidentin Brigitte Holz,                                          stehender Quartiere. Dass auch auf diese
Sonst schafft man sich die sozialen Probleme       VdW Vorstand Dr. Axel Tausendpfund sowie                                              Weise hohe Wohnqualität zu erreichen ist,
der Zukunft“, so der Minister beim Start sei-      weiteren Vertreter*innen der Allianz für Woh-                                         zeigt die Anlage „Wohnen am Verna-Park“ der
ner Sommertour am 18. August 2021 in Rüs-          nen traf der Minister in Rüsselsheim zu einem                                         Rüsselsheimer gewobau mit ihren anspre-
selsheim, wo er verschiedene Projekte be-          Erfahrungsaustausch über die Herausforde-                                             chenden Gebäuden und Freiflächen.
suchte: „Rüsselsheim hat die Herausforde-          rungen des Städtebaus und Stadtumbaus im                                                 „Qualität schafft Akzeptanz für Verände-
rung angenommen, Aspekte wie Nachhaltig-           Ballungsraum zusammen. Thematisiert wur-                                              rung,“ sagte AKH-Präsidentin Brigitte Holz.
keit und Baukultur schon bei der Planung           den beispielsweise wie Nachverdichtung und                                            „Die Wohnanlage am Verna-Park überzeugt
mitzudenken“, lobte Al-Wazir.                      auch eine Mobilitätswende gelingen können,                                            durch eine angemessene Dichte, eine gute
   Rüsselsheim wird als Wohnort sehr nach-         wie Innenstädte fit für die Zukunft gemacht                                            Vernetzung mit der Umgebung und eine Ma-
gefragt und ist wie viele Kommunen mit             werden und welche Breite beim Wohnungs-                                               terialwahl bei Gebäuden und Freiflächen, die
einem Strukturwandel der Innenstädte kon-          angebot erforderlich ist, um den unterschied-                                         aus der Nachbarschaft abgeleitet wurden. Alt
frontiert. Der stationäre Einzelhandel geht zu-    lichen Lebensformen zu entsprechen und ein                                            und Neu fügen sich hervorragend zusammen,
rück, so dass sich Chancen für Wohnungsbau         Zusammenleben von Jung und Alt im Quar-                                               ohne die jeweilige Entstehungszeit zu verleug-
auch in der Innenstadt ergeben. Die mit            tier zu ermöglichen. Rüsselsheim zeigte an-                                           nen.“ Vor den ergänzenden Neubauten gab es
66.000 Einwohner*innen größte Stadt im Kreis       hand verschiedener Projekte, die neuen                                                auf dem Grundstück am Verna-Park nur zwei
Groß-Gerau ist auf einem guten Weg, der Be-        Wege, die die Stadt bereits eingeschlagen                                             Wohneinheiten. Mittlerweile finden sich dort
darf an Wohnungen aber noch nicht gedeckt.         hat.                                                                                  sieben Einzelhäuser mit unterschiedlichen

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Stadtentwicklung braucht Mut neu zu denken - Architekten ...
HESSEN                                                                                                                                                             AKTUELLES    [ DAB REGIONAL ]

                                                                                                                          Foto: AKH/Florian Dreher

                                                                                                                                                                                                      Foto: AKH/Florian Dreher
Das Projekt Wohnen am Verna-Park ist eines der Short-List-Projekte der Vorbildlichen Bauten im Land Hessen 2020. Nominiert wurden Projekte zum Thema
Nachhaltiges Planen und Bauen.

Wohnungstypologien und insgesamt 66                                                  Rüsselsheim. Auf knapp fünf Hektar werden                          Dass jedes Quartier auch der sozialen Mitte
Wohneinheiten.                                                                       rund 400 Wohnungen entstehen. Das räum-                         bedarf zeigte das neue Nachbarschafts- und
                                                                                     liche Konzept sieht einen großen Quartiers-                     Familienzentrum der bereits in den 1930er
Innenentwicklung hat Vor-                                                            platz vor, um den sich vier Unterquartiere mit                  Jahren errichteten Böllensee-Siedlung. Eine
                                                                                     eigenen Höfen und unterschiedlichen Ge-                         innovative Wohn- und Nutzungsgemeinschaft
rang vor Außenentwicklung                                                            bäude- und Wohnformen gruppieren. Viel-                         aus Kita, Jugendarbeit, Familienzentrum und
Noch in der Planung befindet sich das                                                 fältige Sicht- und Wegebeziehungen sowie                        Seniorenwohnen trägt dazu bei, den sozialen
ebenso vorgestellte Projekt „Vier Höfe“. Das                                         ein Wechsel zwischen Punkthäusern, Zeilen                       Zusammenhalt im Quartier zu fördern.
zukünftige Quartier befindet sich unweit des                                          und winkelförmigen Baukörpern sichern die                          Letzte Station des Ministerrundgangs bil-
Schul- und Sportzentrums in der Nähe des                                             Einbindung in eine heterogene städtebauli-                      dete das ehemalige Karstadt-Areal. Die Son-
Ostparks in der südlichen Innenstadt von                                             che Struktur.                                                   derimmobilie wurde abgerissen und auch an
                                                   Visualisierung: A-Z Architekten

                                                                                                                                                                                                      Visualisierung: A-Z Architekten

Das Projekt Vier Höfe wurde von der Fachjury der
Vorbildlichen Bauten im Land Hessen 2020 für
die Short-List in der Rubrik Quartiersplanung/
Stadtentwicklung ausgewählt.                                                         Impression der Planung für einen der Innenhöfe

DAB 10·21                                                                                                                                                                                        11
Stadtentwicklung braucht Mut neu zu denken - Architekten ...
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                                                                                                                                                                                                 Foto: LIQUID Kommunikationsdesign
                                                                                                Quelle: raumwerk GmbH / rendertaxi
Illustration der Planung für das Karstadt-Areal in Rüsselsheim. In einem Wettbewerb belegte                                          Brigitte Holz im Gespräch mit Tarek Al-Wazir. Im Hinter-
der Entwurf von raumwerk einen ersten Platz für den Entwurf eines Neubaus von Wohn- und                                              grund die Baustelle des neuen Wohnungsbaus auf dem
Geschäftshaus.                                                                                                                       ehemaligen Karstadt-Areal.

dieser Stelle entsteht neuer Wohnungsbau für             jährlich über 100 Millionen Euro an hessische
Rüsselsheim.                                             Städte und Gemeinden. Die von Bund und
                                                         Land stammenden Mittel verteilen sich auf
Hessen fördert mehr als                                  unterschiedliche Programme. Ihre Ziele sind die
                                                         Belebung von Ortskernen, die Anpassung an
Wohnungsbau                                              die Klimaerwärmung und den Bevölkerungs-
Al-Wazir betonte, dass Hessen nicht nur den              wandel, die Stärkung des sozialen Zusammen-
Bau von Wohnungen mit erheblichen Summen                 halts und die Sanierung öffentlicher Sport-
fördert, sondern auch die Gestaltung ganzer              plätze und -hallen. Im laufenden Jahr liegt die
Quartiere. Aus der Städtebauförderung fließen             Gesamtsumme bei 107,2 Millionen Euro. ‡

     Die Allianz für Wohnen in Hessen, …
     … ein Bündnis für bezahlbares Wohnen, wurde 2015 ins Leben gerufen, um Strategien für
     guten und bezahlbaren Wohnungsbau in Hessen zu entwickeln. Mit dieser Allianz haben die
     Partnerinnen und Partner einen Prozess zur zukunftsfähigen Weiterentwicklung der Wohn-
     quartiere und Wohnungsbestände in den hessischen Städten und Gemeinden initiiert. Ge-
     fragt sind neue Ideen, innovative Herangehensweisen sowie konkrete und praktikable Lö-
     sungsmöglichkeiten, um die Wohnqualität der Menschen, die in Hessen leben und leben
     möchten, zu gewährleisten.
     Durch die Allianz sollen auch die Zusammenarbeit und Vernetzung der vielfältigen Akteure
     und deren Interessen im weiten Feld der Wohnungspolitik verbessert werden. Ziel ist es,
     weitere Investitionen in den Wohnungsbau und in die nachhaltige Umgestaltung von Wohn-
     quartieren zu ermöglichen.

     Quelle: https://wohnungsbau.hessen.de/die-allianz/die-allianz-für-wohnen-hessen

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HESSEN                                                                                                              AKTUELLES    [ DAB REGIONAL ]

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Auszeichnung Vorbildlicher Bauten im Land Hessen 2020
Preis für Architektur und Städtebau

D
            as Auszeichnungsverfahren Vor-          Programm:
            bildlicher Bauten im Land Hessen
            2020 prämiert Best-Practice-Bei-        Begrüßung und Eröffnung                            ‡ Dr. Martin Worms, Staatssekretär im Hes-
            spiele auf dem Gebiet des nach-         Brigitte Holz, Präsidentin der Architekten- und       sischen Ministerium der Finanzen und
haltigen Planen und Bauens und richtete sich        Stadtplanerkammer Hessen                              Jurymitglied
mit der aktuellen Auslobung erstmals an alle        Michael Boddenberg, Staatsminister der Fi-         Preisverleihung
vier Berufsfachrichtungen Architektur, Innen-       nanzen in Hessen                                   Präsentation Sustainability Paper
architektur, Landschaftsarchitektur und Städ-       Keynote: Alles könnte anders sein (Arbeitstitel)
tebau.                                              Prof. Harald Welzer, Soziologe, FUTURZWEI
    Die Fachjury hatte aus den insgesamt 124        Zukunftsstiftung, Berlin
Projekteinreichungen zunächst eine Short-List       Podiumsdiskussion: Zukunft in Hessen nach-
mit 21 Projekten erstellt. Die Preisträger*innen    haltig gestalten
                                                                                                          Preisverleihung Auszeichnung
in den Kategorien Bauen im Bestand, Neubau,         Teilnehmer*innen u. a.:
                                                                                                          Vorbildlicher Bauten im Land
Freiraumplanung/Landschaftsplanung und              ‡ Brigitte Holz, Präsidentin der Architekten-
                                                                                                          Hessen 2020
Quartiersplanung/Stadtentwicklung stehen               und Stadtplanerkammer Hessen
nun fest. Sie werden bei der Preisverleihung        ‡ Mirjam Niemeyer, Architektin/Stadtplane-           Wann: Freitag, 19. November 2021,
am Freitag, dem 19. November 2021 im Jagd-             rin, Helsinki Zurich Office und stellvertre-             ab 15:30 Uhr
schloss Platte in Wiesbaden verkündet.                 tende Juryvorsitzende                              Wie: Live-Stream
    Interessierte AKH-Mitglieder und Gäste          ‡ Prof. Matthias Schuler, Dipl.-Ing., CEO            Weitere Informationen und
können per Live-Stream an der Veranstaltung            Transsolar, Stuttgart und Jurymitglied             Anmeldung:
teilnehmen. Die AKH vergibt 3 Fortbildungs-         ‡ Prof. Harald Welzer, Soziologe, FUTUR-             pwww.akh.de/vorbildliche-bauten
punkte.                                                ZWEI Zukunftsstiftung, Berlin

         Nachhaltiges
         Planen und Bauen
         ˜–ˆDz†‹‘˜‘Š                              PREIS FÜR
                                                   ARCHITEKTUR
         ’• Dz‡Dz†‹ˆ•                             UND STÄDTEBAU
                                                                                                                                                     Grafik: AKH/Kraus Lazos

         „˜—ˆ‘Dz„‘‡
          ˆ––ˆ‘ĺĸĺĸ

DAB 10·21                                                                                                                                       13
[ DAB REGIONAL ]    AKTUELLES                                                                                                         HESSEN

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Neue Entwicklungen im Gesundheitsbau – ökologisch
nachhaltige Konzepte für eine heilende Umgebung

D
             ie Tagungsreihe „Neue Entwicklun-    Die Teilnehmer*innen erwarten die neuesten       ‡
                                                                                                    Roland Bechmann, Dipl.-Ing., Werner
             gen im Gesundheitsbau“, von der      Informationen über komplexe Planungs- und         Sobek AG, Stuttgart
             Akademie der Architekten- und        Bauaufgaben von Gesundheitsbauten, span-         ‡
                                                                                                    Thomas Fritsch, HT Group GmbH,
             Stadtplanerkammer Hessen ver-        nende Diskussionen und die Gelegenheit, sich      Heideck
anstaltet, ist seit vielen Jahren ein Forum für   mit den Akteur*innen der beteiligten Diszipli-   ‡
                                                                                                    Heiko Zies, Dipl.-Ing., HHP West Bera-
Architekt*innen und Krankenhausplaner*in-         nen online auszutauschen.                         tende Ingenieure GmbH, Bielefeld
nen, Bauherr*innen und Investor*innen wie            Seien Sie dabei am Donnerstag, 25. No-        ‡
                                                                                                    Barbara Vogt, Dipl.-Ing., White Arkitek-
auch für Vertreter*innen öffentlicher und pri-    vember 2021, 14:00 bis 19:00 Uhr!                 ter, Malmö
vater Krankenhausträger*innen und Vertre-                                                          ‡
                                                                                                    Jette Cathrin Hopp, Dipl.-Ing., Snøhetta,
ter*innen aus Politik, Betriebsorganisation       Begrüßung                                         Oslo
und Planung und findet in diesem Jahr digital      Isabella Göring, Dipl.-Ing., Architektin, Ge-
statt.                                            schäftsführerin Akademie der AKH
    Vor dem Hintergrund der großen Heraus-
forderungen in unserer älter werdenden Ge-        Referierende
sellschaft und den einhergehenden neuen           ‡Petra Wörner, Dipl.–Ing., Architektin, BDA,
                                                                                                      Neue Entwicklungen im
komplexen Aufgaben aller Beteiligten im             Geschäftsführerin wörner traxler richter
                                                                                                      Gesundheitsbau
Pflege- und Klinikbereich, führen wir diese er-      planungsgesellschaft mbH, Frankfurt
folgreiche Veranstaltungsreihe weiter.            ‡Amandus Samsøe Sattler, Dipl.-Ing. univ.          Wann: Donnerstag, 25. November 2021,
    Es referieren im Live-Stream Expert*innen       Architekt, Allmann Sattler Wappner .                    14:00 – 19:00 Uhr
der Branche über notwendige, planerische            Architekten GmbH, München, Präsident              Wie: Live-Stream
und unternehmerische Strategien und präsen-         DGNB e.V.                                         Weitere Informationen und
tieren bauliche Lösungen, die den Herausfor-      ‡Astrid Tiemann-Petri, Dipl.-Ing. Freie            Anmeldung:
derungen ökologisch nachhaltiger Konzepte           Architektin BDA, Tiemann-Petri Koch Pla-          pwww.akh.de/gesundheitsbau
für eine heilende Umgebung gewachsen sind.          nungsgesellschaft mbH, Stuttgart

                                                                                                                                                 Foto: Luxigon + White Arkitekter

14                                                                                                                                   DAB 10·21
HESSEN                                                                                                        AKTUELLES      [ DAB REGIONAL ]

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                                                                                                   3. Fachkongress Holzbau in
                                                                                                   Hessen
                                                                                                   Wann: Donnerstag, 4. November 2021

D
          ie Clusterinitiative pro holzbau     richtete sich an Architekt*innen, Tragwerks-              ab 10 Uhr
          hessen setzt sich für den Holzbau    und Stadtplaner*innen, Kommunen, Bauwil-            Wie: digital
          ein. Im November findet in Koope-     lige, die Holzwirtschaft und das Handwerk.          Weitere Informationen und
          ration mit der Architekten- und          Seien Sie am Donnerstag, dem 4. Novem-          Anmeldung:
Stadtplanerkammer Hessen der 3. Fachkon-       ber 2021 dabei, wenn der Fachkongress Holz-         pwww.pro-holzbau-hessen.de
gress Holzbau in Hessen statt. Der Kongress    bau in Hessen erstmals digital stattfindet. ‡

Wichtiger Hinweis der AKH
Rücksprache mit der Kammer bei Gesellschaftsgründung

G
            esellschaftsgründungen oder die        Die rechtlichen Anforderungen an Gesell-     sche Firmierung oder Gesellschafterstruktur
            Aufnahme neuer Gesellschafter in   schaftsgründungen sind komplex. Die AKH          zu vermeiden.                            ‡
            bestehende Berufsgesellschaften    bietet daher allen Mitgliedern sowie den sie
            werden in der Regel zum Jahres-    beratenden Rechtsanwälten und Steuerbera-
ende in die Wege geleitet. So können die Än-   teren an, die Satzung der neuen Gesellschaft
derungen mit Beginn des kommenden Jahres       unter berufsrechtlichen Gesichtspunkten vor
ins Handelsregister eingetragen werden und
in Kraft treten. Bei Gesellschaften in deren
                                               der notariellen Beurkundung zu prüfen. Dies
                                               gilt auch für die Aufnahme von neuen und das
                                                                                                   Sie haben Fragen?
Firmenname geschützte Berufsbezeichnun-        Ausscheiden alter Gesellschafter.                   Frau Sigrun Lang, Referentin des Justi-
gen verwendet werden (z. B. Max Muster-            Ob Sie diese Beratung der Rechtsexperten        ziariats der AKH beantwortet sie gern.
mann Architekten), ist das Architektenrecht    der AKH nutzen möchten, steht Ihnen selbst-         Telefon: 0611 – 17 38-0
bei Gesellschaftsvertrag und Gesellschafter-   verständlich frei. Ziel des Rechtsberatungsan-      E-Mail: info@akh.de
struktur zu berücksichtigen.                   gebots ist es, mögliche Kosten durch eine fal-

DAB 10·21                                                                                                                                    15
[ DAB REGIONAL ]    VERGABE + WETTBEWERBE                                                                                                     HESSEN

Eine neue Mitte für Walldorf
Schaffung eines räumlich ausgeprägten städtebaulichen Zentrums „Waldenser Mitte“

Text: Caroline Delbasteh

                                                                                                       schule sowie das Gastronomiegebäude zu bei-
                                                                                                       den Seiten des Waldenser Hofs und wahren so
                                                                                                       Struktur und Maßstäblichkeit der Langstraße.
                                                                                                       Die Bebauung auf der Südseite der Langstraße
                                                                                                       nimmt die vorgegebenen Fluchten des Be-
                                                                                                       stands auf. Den Preisrichter*innen gefielen
                                                                                                       auch die klaren Raumkanten und die strin-
                                                                                                       gente Wegeführung der neuen Wohngebäude
                                                                                                       im Blockinneren. Der neu geschaffene, zent-
                                                                                                       rale und wohlproportionierte Platz, der sich
                                                                                                       zum seitlichen Eingang des Waldenserhauses
                                                                                                       öffnet, überzeugte die Jury durch die offene
                                                                                                       Gestaltung, die Raum biete für Veranstaltun-
                                                                                                       gen der Musikschule wie des Quartiershauses,
                                                                                                       das die Platzflucht fortsetzt. Begrüßt wird
                                                                                                       auch der Vorschlag, durch Ausbildung eines
                                                                                                       Retentionsdachs anfallendes Niederschlags-
                                                                                                       wasser zurückzuhalten und für die Bewässe-
                                                                                                       rung der Bepflanzung zu nutzen. Der Erhalt
                                                                                                       der Stellplätze südlich des Museums mit Um-
                                                                                                       widmung zur Mobilitätsstation biete flexible
                                                                                                       Anpassungsmöglichkeiten für die Zukunft, so
                                                                                                       die Jury weiter. Insgesamt, so das Fazit der
1. Preis: FFM-Architekten. Tovar+Tovar, Frankfurt am Main mit hofmann_röttgen
LANDSCHAFTSARCHITEKTEN BDLA, Limburgerhof

D
            as historische Zentrum des einst        Hof durch die möglichst integrierte Verknüp-
            als Straßendorf entstandenen            fung von Wohnen, Arbeiten, Kultur und Frei-           Fachrichtung: Stadtplanung, Freiraum-
            Stadtteils Walldorf mit rund            zeit, eingebettet in attraktive kleine Freizeit-      planung
            18.000 Einwohnern soll neugestal-       und Grünräume. Im Ideenteil geht es um die            Wettbewerbsform: Städtebaulich-
tet und zu einem vitalen und urbanen Ort im         benachbarten kirchlichen Grundstücke sowie            freiraumplanerischer Realisierungs-
Stadtgefüge werden, der zugleich neuen              das Grundstück des Stadtmuseums. Betreut              wettbewerb mit städtebaulichem und
Wohnraum bietet. Mörfelden-Walldorf ist             wurde der Wettbewerb durch die Mainzer                hochbaulichem Ideenteil
Partnerkommune der Landesinitiative Großer          a:dk architekten datz kullmann.                       Ort: Stadt Mörfelden-Walldorf
Frankfurter Bogen, das Projekt „Waldenser              Unter den zwölf eingereichten Arbeiten             Auslober: Magistrat der Stadt
Mitte“ ist Teil der Zukunftswerkstatt der Ini-      vergab das Preisgericht unter Vorsitz von Prof.       Mörfelden-Walldorf
tiative. Der Realisierungsteil des vom Land         Mathias Hähnig einen ersten, einen zweiten            Betreuung: a:dk architekten datz
Hessen geförderten städtebaulichen Wettbe-          und einen dritten Preis sowie zwei Anerken-           kullmann, Mainz
werbs, den die Kommune Mörfelden-Walldorf           nungen.                                               Preisrichter*innen: Prof. Mathias
ausgelobt hat, umfasst die zentralen Grund-            Als Sieger setzten sich FFM-Architekten.           Hähnig (Vorsitz), Claudia Bogs, Michael
stücke im öffentlichen Besitz zwischen Lang-        Tovar+Tovar aus Frankfurt mit hoffmann_rött-          Triebswetter, Jan Schulz, Xenia Diehl,
straße und Ludwigstraße. Ziel ist die Schaf-        gen LANDSCHAFTSARCHITEKTEN BDLA, Lim-                 Claudia Battistella, Anette Keim,
fung einer identifikationsstiftenden neuen           burgerhof, mit einer feinfühligen Ergänzung           Thomas Winkler, Karsten Groß
Mitte rund um den historischen Waldenser            des Bestands durch. Sie platzieren die Musik-

16                                                                                                                                           DAB 10·21
HESSEN                                                                                            VERGABE + WETTBEWERBE          [ DAB REGIONAL ]

2. Preis: KOPPERROTH Architektur und Stadtumbau, Berlin mit KOEBER         3. Preis: monochrom architekten, Mainz mit FREIRAUM Rabsilber +
LANDSCHAFTSARCHITEKTUR, Stuttgart                                          Heckmann, Wiesbaden

Preisrichter*innen, ergänzten die vorgeschla-    mung, die den Entwurf als sehr gelungenen             Eine Anerkennung ging an Studio GELB –
genen Baustrukturen den Bestand auf sensible     Beitrag zum Verfahren würdigten.                   Neff Kuhn Architekten, Weinheim, und Bjoern
Weise, ohne sich historisierend anzubiedern,         Der dritte Preis ging an die Mainzer mono-     Schmidt Architektur mit Drei Eins, beide
und ließen angemessen dimensionierte Frei-       chrom architekten mit FREIRAUM Rabsilber +         Frankfurt, deren Arbeit sich durch das sensible
räume entstehen.                                 Heckmann aus Wiesbaden, die mit ihrem sehr         Einfügen der Neubauten in den städtischen
    Die zweitplatzierten KOPPERROTH Archi-       eigenständigen Konzept für die Anordnung           Kontext auszeichnet. Ebenfalls eine Anerken-
tektur und Stadtumbau aus Berlin mit KOEBER      der Waldenser Mitte eine robuste städtebau-        nung erhielten die Mannheimer STUDIO SF
LANDSCHAFTSARCHITEKTUR, Stuttgart, ver-          liche Antwort auf die komplexe Situation gä-       Simon Fischer & Architekten mit faktorgruen
orten das neue städtebauliche Zentrum östlich    ben, lobte die Jury. Besonders das Mobilitäts-     Landschaftsarchitekten Beratende Ingenieure
neben dem Waldenser Hof. Der durch ein           konzept mit einer automatisierten, oberirdi-       aus Freiburg, die ein breites Spektrum an Nut-
Baumkarree markierte Stadtplatz wird in den      schen Garage, das eine großzügige Begrünung        zungsmöglichkeiten mit besonderem Fokus
Straßenverlauf hineingeschoben, wodurch ein      des Quartiers und eine einfache Retention er-      auf integrativen und gemeinschaftsorientier-
Shared Space entsteht. Weitere Freiräume         mögliche, überzeugte die Preisrichter*innen.       ten Wohnformen formulierten.
schließen sich an. Die Jury lobte die vorgese-   Kritisch gesehen wurden die Höhe des Gebäu-           Das Preisgericht empfiehlt dem Auslober,
henen privaten Gärten, insbesondere Vorgär-      des „Quartierspilot“ an der Langstraße sowie       den Träger des ersten Preises mit den weite-
ten, und deren Wirksamkeit für den öffentli-     die Freifläche mit Stellplätzen und Fahrradab-      ren Planungsleistungen zu beauftragen. ‡
chen Raum und die Kommunikation. Auch die        stellanlagen westlich des Waldenser Hofs. Das
sinnvolle Anordnung der Neubauten für viel-      Konzept biete eine Reihe innovativer und be-
fältige Wohnkonzepte und Wohnbedürfnisse         sonderer Ansätze für die Entwicklung der Wal-
stieß bei den Preisrichter*innen auf Zustim-     denser Mitte, bilanzierte die Jury.
                                                                                                        Entscheidungen zu
                                                                                                        Architektenwettbe-
                                                                                                        werben im Oktober
                                                                                                        ‡
                                                                                                         Rathaus und Stadthalle, Eschborn
                                                                                                        ‡
                                                                                                         Hotelerweiterung Kloster Eberbach
                                                                                                        Die kompletten Wettbewerbsergebnisse
                                                                                                        und weitere aktuelle Informationen finden
                                                                                                        Sie auf der AKH-Website. Bei Fragen hier-
                                                                                                        zu wenden Sie sich bitte an Herrn Soleiman
Anerkennung: Studio GELB - Neff Kuhn Architek-   Anerkennung: STUDIO SF Simon Fischer &                 Wahed (Telefon: 0611 1738-38).
ten, Weinheim und Bjoern Schmidt Architektur,    Architekten, Mannheim mit faktorgruen Land-            pwww.akh.de/baukultur/
Frankfurt am Main mit Drei Eins Stadt Freiraum   schaftsarchitekten bdla Beratende Ingenieure,           wettbewerbe-in-hessen
Architektur, Frankfurt am Main                   Freiburg

DAB 10·21                                                                                                                                            17
[ DAB REGIONAL ]    FORTBILDUNG                                                                                                             HESSEN

Seminarkalender                                   Seminar W127 Gebäudeintegrierte Photo-
                                                  voltaik – Konzepte für Null- und Plusener-
                                                                                                      vollsten unternehmerischen Herausforderun-
                                                                                                      gen. Schlüssel zum Erfolg sind ein stimmiges
                                                  giegebäude und -quartiere                           Gesamtbild in Ihrer Außendarstellung. Ihre
Seminar W157 Konzeption von Abbruch-              Die photovoltaische Solarenergie gilt als Schlüs-   Unternehmerpersönlichkeit, die Kernbotschaf-
maßnahmen – Schadstoffe beim Rückbau              seltechnologie für die Energiewende in              ten und Ihr Markenauftritt arbeiten dabei
von Gebäuden                                      Deutschland, für deren zukünftigen Ausbau           Hand in Hand.
Wer etwas Neues im Bestand bauen will,            mehrere Milliarden Quadratmeter benötigt wer-       Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht,
muss zuvor häufig vorhandene Bausubstanz           den. Da diese insbesondere in Form von Dach-        welcher Kunde bzw. welche Kundin zu IHNEN
abbrechen. Doch bei Abbruchmaßnahmen              und Fassadenflächen zur Verfügung stehen,            passt? Welche Bedürfnisse und Erwartungen
kommt es nicht selten zu Komplikationen, die      wird die Photovoltaik als sichtbare Technologie     IHRE Kundschaft an Sie richtet? Auf welche
den Bauprozess empfindlich stören und da-          sukzessive zu einem Element der Baukultur, die      Art und Weise Sie die richtigen Botschaften
mit die Beteiligten terminlich und finanziell in   es für das solare Zeitalter zu gestalten gilt.      wirksam platzieren? In unserem Seminar er-
Bedrängnis bringen können. Bei Bestandsge-        Aus der Perspektive der Gebäudeplanung ist          arbeiten wir mit Ihnen den „Golden Circle“ –
bäuden ist mit dem Vorkommen von Altlas-          die Photovoltaiktechnologie zudem ein Ele-          den Kern Ihrer Positionierung – und wie Sie ihn
ten und Schadstoffen zu rechnen. Um diese         ment des Energiekonzepts, das zunehmend             bei Ihren Kunden richtig anwenden.
Risiken einzugrenzen, ist eine sorgfältige Pla-   an Bedeutung gewinnt. Zur Erfüllung der ste-        Was Sie als Person transportieren ist ebenso
nung und Projektvorbereitung der Abbruch-         tig steigenden Anforderungen an die Energie-        relevant wie Ihre Website. SIE repräsentieren
maßnahme erforderlich. Dabei sind vielfältige     kennwerte von Gebäuden entwickelt sich die          mit Ihrer Persönlichkeit IHR Unternehmen.
sicherheitstechnische, abbruchstatische,          Erzeugung und Anrechnung von Solarstrom             Was macht Ihr Unternehmen aus? Welche
rechtliche und technische Anforderungen zu        mehr und mehr zum Standard und wird auch            Botschaften wollen Sie senden? Wie treffen
berücksichtigen. Doch wie kann man erken-         in wirtschaftlicher Hinsicht immer attraktiver.     Sie auf emotionaler Ebene ins Schwarze? Wel-
nen, ob ein Bestandsgebäude kontaminiert          Die konstruktive und gestalterische Integra-        che Kommunikationskanäle wollen Sie bedie-
ist? Im Seminar wird dies praxisbezogen be-       tion von Photovoltaik in Bauwerke aller Art         nen? Welche sind für Ihr Unternehmen von
leuchtet. Dabei werden die Herangehens-           hat daher bereits heute einen hohen Stellen-        entscheidender Bedeutung?
weise, die Vorarbeiten und mögliche Kriterien     wert. Ziel des praxisorientierten Seminars ist      Inhalte:
zur Objektbeurteilung erläutert.                  die umfassende Vermittlung aller Grundlagen,        ‡ Marke und Persönlichkeit
Wesentlicher Inhalt des Seminars ist der sach-    die zur Entwicklung gestalterisch hochwerti-        ‡ Zielgruppen und ihre unterschiedlichen
gerechte Umgang mit Gefahrstoffen und die         ger und wirtschaftlicher Lösungen befähigen.           Bedürfnisse
Einbindung Sachkundiger. Dabei geht man           Inhalte:                                            ‡ Büro und Leistungen
schrittweise vor: Erkundungen, Risikobewer-       ‡  Grundlagen der Solartechnik                     ‡ Definition Kernbotschaften Akquise
tung, Schadstoffgutachten und Feststellung        ‡  Kennwerte und Eigenschaften                     ‡ Besonderheiten von Dienstleistungs-
von Handlungsbedarf. Besonderes Augen-            ‡  Funktionale Synergie-Effekte                       unternehmen
merk gilt hier dem Umgang mit Asbest. Es          ‡  Gestaltungsmöglichkeiten                        ‡ Unternehmenspersönlichkeit entwickeln
folgen Ausführungen zur Sanierungsplanung,        ‡  Konstruktive Lösungen                           ‡ Kanäle für Akquise
zur Überwachung einer Schadstoffsanierung         ‡  Baurechtliche Einordnung                        ‡ Kunden führen durch Motive
und der Entsorgung von Gefahrstoffen und          ‡  Abschätzung der Energieerträge                  ‡ Die Basismotive jedes Menschen (aus der
Abbruchmaterialien. Auch das Thema                ‡  Einbindung in das Energiekonzept                   Wissenschaft)
Arbeitssicherheit bei Abbrucharbeiten und         ‡  Berechnungsgrundlagen und Nachweise             ‡ Selbstreflexion – die eigenen Motive kennen
Schutz der Umgebung werden diskutiert. Es         ‡  Ermittlung der Wirtschaftlichkeit               ‡ Motive richtig einsetzen – Motive und
wird auf Fragen der Verantwortung und Haf-        ‡  Hinweise zum Planungsprozess                       Nutzen
tung sowie auf Vorschriften und Auflagen           Referent Prof. Dr.-Ing. Thomas Stark, Darm-         ‡ Fallsimulationen
eingegangen.                                      stadt                                               Das Seminar richtet sich an Entscheider und
Auf die besonderen Anforderungen an aus-          Termin Dienstag, 12.10.2021, 9:30 – 17 Uhr          Büroverantwortliche, die über die Aufgaben-
sagekräftige Ausschreibungen von Abbruch-         Fortbildungspunkte 8                                stellung Akquise das Büro ganzheitlich weiter-
maßnahmen wird ebenfalls Bezug genom-             Ort Online                                          entwickeln wollen.
men.                                                                                                  Referent*innen Marcus Herget, Dipl.-
Referent Harold Neubrand, Dipl.-Ing.,             Seminar W147 Akquisition – Der erfolgreiche         Betriebsw. (FH), Stuttgart, Christina
Bad Boll                                          Weg zum Bauherrn                                    Spielberger, Dipl.-Betriebsw., Business
Termin Montag, 11.10.2021 und Dienstag,           Wirken mit Persönlichkeit – mit den richtigen       Coach, Trainerin, Stuttgart
12.10.2021, 9:30 – 13 Uhr                         Botschaften Kunden überzeugen.                      Termin Dienstag, 19.10.2021, 9:30 – 17 Uhr
Fortbildungspunkte 8                              Neue Kunden zu gewinnen und bestehende              Fortbildungspunkte 8
Ort Online                                        Kunden zu erhalten ist eine der anspruchs-          Ort Online

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