Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 39 November 2019

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Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 39 November 2019
Städtepartnerschaft
Treptow-Köpenick – Cajamarca

Schwerpunktthema
Kindergärten und außerschulische
Jugendarbeit – gelebte Partnerschaft

                                        Ausgabe Nr. 39
                                       November 2019
Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 39 November 2019
Editorial
    Liebe Leserinnen und Leser,
    wir freuen uns, Ihnen die Herbstbroschüre 2019 der AG Städtepartnerschaft mit
    neuem Aussehen präsentieren zu können.
    Im Mittelpunkt dieser Ausgabe stehen die Besuche von Mitgliedern unserer
    Partnergruppe aus Cajamarca in zwei befreundeten Kindergärten von Treptow-
    Köpenick und ihr sehr erfolgreicher Erfahrungsaustausch. Dabei kommen so-
    wohl die Gäste als auch unsere besuchten Erzieherinnen zu Wort.
    Für MICANTO konnte nach langem Suchen ein Austauschpartner gefunden wer-
    den. Lesen Sie, wie es dazu kam und was der TJP e.V. damit zu tun hat.
    Wir berichten über die erste Olympiade der Senior/innen in unserem Bezirk, mit
    der wir dem Beispiel von Cajamarca folgen und geben die Veranstaltungsreihe
    des Partnervereins Treptow-Köpenick e.V. für 2020 bekannt.
    Außerdem informieren wir über weitere Aktivitäten der AG StäPa und lassen
    eine Peruanerin zu Wort kommen, die seit 30 Jahren in Deutschland lebt und
    ihre Erfahrungen schildert.
    Am Ende geben wir, wie gewohnt, ein Update zur aktuellen Lage in Peru, dieses
    Mal mit einer Sittengeschichte über rund 20 Jahre Regierungszeit voller Korrup-
    tion und Intrigen.
    Freuen Sie sich auf eine interessante Ausgabe!
    Die Redaktion

    Inhalt
    Editorial                                                                     2
    Kindergärten                                                                  3
    Außerschulische Jugendarbeit                                                 8
    Senior*innenolympiade                                                        11
    Weitere Infos aus Treptow-Köpenick: Verabschiedung Sonja Eichmann |          14
    Die „Treptow-Köpenicker Bohne“ | Treptow-Köpenick und seine
    Partnerschaften
    30 Jahre Deutschland – Ein Rückblick von Felesmira Glandien                 20
    Eindrücke vom Cajamarcagruppentreffen in Herzogenaurach                     22
    Korruption und Intrigen – Eine Sittengeschichte aus Peru                    24
    Impressum, Links                                                            27
    Termine                                                                     28

2               Broschüre 39 | November 2019
Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 39 November 2019
Vier Kindergärten kommen sich näher
Bericht über einen intensiven Erfahrungsaustausch

Seit 20 Jahren besteht eine fruchtba-            lungsreiches Programm in Zusam-
re Zusammenarbeit zwischen zwei                  menarbeit der Kitas Waldspielhaus
Kitas in Treptow-Köpenick und zwei               der Pfefferwerk Stadtkultur gGmbH
Kindergärten in Cajamarca. Durch                 und Kleiner Fratz sowie den Mitglie-
Erfahrungsaustausche und verschie-               dern der AG StäPa vorbereitet. Für
dene Aktivitäten der Partnerkitas                viele der peruanischen Erzieherinnen
wurde der Kontakt immer intensiver.              war es die erste Reise ins Ausland.
Den Höhepunkt einer solchen Part-                Unsere Gäste besichtigten den Part-
nerschaft bildet aber das persönliche            nerbezirk Treptow-Köpenick, bummel-
Kennenlernen und der kulturelle und              ten durch die Altstadt und kosteten
pädagogische Austausch in der Kita.              Berliner Spezialitäten, bewältigten
Darum begrüßten wir voller Freude                „gefährliche Drehtüren“ im Forum
am 28. Juli sieben Erzieherinnen aus             Köpenick und lernten die Besonder-
Cajamarca in Berlin-Tegel. Für die               heiten des öffentlichen Nahverkehrs
nächsten zwölf Tage war ein abwechs-             kennen. Besonders die „Berliner Wei-
TT Unsere Besucherinnen lernen den Bezirk kennen
   Nuestras visitantes llegan a conocer el distrito

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Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 39 November 2019
ße“ wurde dann ein ständiger Beglei-      erwehr (FFW) Rauchfangswerder mit
    ter der nächsten Abende. Nach einem       dem Feuerwehrauto abgeholt und
    sehr lustigen und stimmungsvollen         waren Ehrengäste des alljährlichen
    Begrüßungsabend konnten wir uns           Feuerwehrfestes. Den Kontakt stellte
    auch schon gut mit Händen und Fü-         Alex Nierich im Jahr zuvor beim Be-
    ßen verständigen. In den nächsten         such der FFW in Cajamarca her. Nach
    Tagen besuchten wir die Partnerkitas      der ausführlichen Besichtigung der
    Waldspielhaus in Grünau und Kleiner       neuen Wache wurden Wildschwein
    Fratz in Bohnsdorf zu einem ersten pä-    gegessen, allerlei Cocktails getestet
    dagogischen Austausch.                    und bis in die Nacht mit lateinameri-
    Da auch Peru mit einer Flüchtlings-       kanischem Temperament die Tanzbei-
    welle aus Venezuela konfrontiert ist,     ne geschwungen.
    war der Besuch einer großen Neu-          Die nächste Woche startete mit einer
    köllner Kita des Kleinen Fratz für alle   aktiven Mitarbeit in den jeweiligen
    sehr interessant. Nicht nur der hohe      Partnerkitas. In der Kita Kleiner Fratz
    Anteil der Kinder mit Migrationshin-      wurden die fünf Partner-Erziehe-
    tergrund, sondern auch die Betreuung      rinnen, Rocío, Cati, María del Rocío,
    von Kindern mit Fluchterfahrung war       Nancy und Raquél aus dem Jardín 017
    für die Peruanerinnen Neuland. Es         von unseren Kindern mit einem spani-
    wurden viele Fragen auf beiden Seiten     schen Lied begrüßt. Die Kinder zeig-
    gestellt und beantwortet. Dieser Aus-     ten stolz ihre Kita, und die Peruane-
    tausch konnte sehr intensiv gestaltet     rinnen erlebten eine Geburtstagsfeier
    werden, da eine Erzieherin aus Mexiko     mit Indoorlagerfeuer und viel Musik.
    daran teilnahm, die nicht nur zwei-       Sie bauten voll Begeisterung mit den
    sprachig war, sondern auch aus eige-      Kindern auf der Bewegungsbaustelle
    nen Erfahrungen die jeweiligen Le-        große Bauwerke und lernten die Be-
    bensbedingungen schildern konnte.         nutzung des Lükkastens kennen, den
    Am gleichen Abend wurden alle Ca-         sie dann, für ihre eigene Kita, auch
    jamarquinas im Rathaus Köpenick           gleich mit nach Peru nehmen konn-
    von Bezirksbürgermeister Oliver Igel,     ten. Unterstützt durch mehrere spa-
    dem BVV-Vorsteher Peter Groos und         nischsprachige Erzieherinnen konn-
    den Mitgliedern der StäPa Treptow-        ten auch detaillierte Inhalte unserer
    Köpenick – Cajamarca im großen Rats-      Arbeit besprochen werden. So wurden
    saal mit viel Freude und Herzlichkeit     auf Wunsch der Gäste ganze Entwick-
    begrüßt. Alle freuten sich über das       lungsbögen ins Spanische übersetzt.
    Wiedersehen, schwelgten in Erinne-        Im Kindergarten 017 wird gerade dar-
    rungen und genossen das wohlschme-        aufhin gearbeitet, die meist schulähn-
    ckende Buffet.                            liche Betreuung der drei- bis fünfjäh-
    Am Samstag wurden die peruani-            rigen Kinder etwas spielerischer zu
    schen Gäste von der Freiwilligen Feu-     gestalten. Deshalb stellten wir haupt-

4             Broschüre 39 | November 2019
Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 39 November 2019
sächlich Möglichkeiten vor, die kei-
nen finanziellen Aufwand oder einen
großen Garten benötigen. Der Jardin
017 hat keinen Garten. Bei einem ge-
meinsamen Grillabend konnten noch
viele Fragen beantwortet und die Zu-
sammenarbeit unserer beiden Kitas
für die Zukunft geplant werden.
Zur gleichen Zeit erlebten die Erzie-
herinnen des Jardín 105 „Pachacutec“
Marisol und Pilar das Waldkonzept
im Waldspielhaus, ihrer Partnerein-
richtung. Nach einer Einführung, Be-         SS Besuch im Waldspielhaus
                                                Visita en el „Waldspielhaus“
obachtung der Umsetzung und einem
regen Austausch darüber wurden
beide selbst aktiv und genossen das
Waldbaden im Grünauer Forst und das
Basteln mit Naturmaterialien.
Auch in ihrem Kindergarten wurde der
Prozess angestoßen, den Kitaalltag
und Projekte freier zu gestalten und
mehr an den Interessen der Kinder zu
orientieren. Die freie und selbstbe-
stimmte Waldzeit beobachteten un-
sere Gäste daher mit großer Neugier
und vertieften ihre Erlebnisse durch
den Austausch mit Ramona Herzberg            SS Neue Erfahrungen im Wald
                                                Nuevas experiencias en el bosque
und Jana Pohland.
Ein besonderer Höhepunkt war der             einem kleinen Spaziergang erreichten
Besuch verschiedener Einrichtungen           wir das Familienzentrum des Kleinen
des Kleinen Fratz in Neukölln. Uns war       Fratz „Haus der Familie“, in dem wir
es wichtig, unseren Gästen das multi-        sehr herzlich von der Leiterin des Hau-
kulturelle Berlin erfahrbar zu machen        ses und dem Leiter des benachbarten
und Beispiele der pädagogischen Ar-          Jugendclubs empfangen wurden. Wir
beit in diesem Bereich zu zeigen. Wir        lernten die interkulturelle Betreuung
besuchten die Zürich-Grundschule in          der Kinder und Familien und die vie-
Neukölln, in der wir eine Unterrichts-       len verschiedenen Projekte kennen
stunde miterleben durften, und Andy          und erfreuten uns an dem köstlichen
Sporn, der Hortleiter, stellte die Aktivi-   multikulturellen (türkisch-arabisch-
täten in der Hortbetreuung vor. Nach         italienisch-deutschen) Büffet. Wäh-

                                             Broschüre 39 | November 2019              5
Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 39 November 2019
rend des Essens fand ein sehr persön-     nem gemeinsamen Abendessen im
    licher und intensiver Austausch in der    „Kaffeekahn“ in Schmöckwitz, der
    großen Runde statt, der für alle sehr     Einladung des BVV-Vorstehers Peter
    anregend war.                             Groos folgend. Da es für die Mehr-
    Zur Entspannung ging es danach zum        zahl der Teilnehmer/innen die letzte
    Waldfratz nach Späthsfelde. Auf einer     Begegnung vor der Abreise unserer
    unbewirtschafteten Wiese mit Brom-        Gäste war, wurden viele Dankesworte
    beerhecken stehen mehrere Indianer-       gesprochen und das Gefühl einer le-
    zelte, eine Sonnenuhr mit Jahreskreis,    bendigen Partnerschaft vertiefte sich
    mehrere Feuerstellen, ein Bienenhaus      durch angeregte Gespräche und herz-
    und es gibt viel Platz zum Toben und      liche Verabschiedungen.
    Verstecken. Marco entfachte ohne          Viel zu schnell verging unsere gemein-
    Hilfsmittel der heutigen Zeit im Zelt     same Zeit. An unserem letzten Abend
    ein Feuer, daraufhin nahmen alle an       bekochten wir unsere Gäste in ihrer
    einem Reinigungsritual teil und bil-      Unterkunft, tauschten Geschenke und
    deten einen Gesprächskreis. Gemein-       Telefonnummern aus und verabschie-
    same Lieder rundeten das spirituelle      deten uns mit dem Versprechen einer
    Erlebnis ab.                              regen Kommunikation bis zu unserem
    Diesen aufregenden Tag beschlossen        Gegenbesuch.
    wir mit Mitgliedern der StäPa bei ei-
    TT Abschied auf dem Kaffeekahn                       Kerstin Nierich, Jana Pohland
       Despedida en el „Kaffeekahn“

6              Broschüre 39 | November 2019
Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 39 November 2019
Unser wunderbares Erlebnis mit der
Städtepartnerschaft 2019

Wir Erzieherinnen aus dem Kinder-         Bestehens der Städtepartnerschaft
garten 017 starteten am 27. Juli unsere   partnerschaftlich verbunden haben.
Reise nach Deutschland, in den Part-      Den Vertreterinnen der Kitas sowie al-
nerbezirk Treptow-Köpenick. Ziel war      len anderen Mitgliedern der AG Städ-
der Austausch von pädagogischen Er-       tepartnerschaft, die uns wie stets ihre
fahrungen zur Erhöhung der Qualität       aufrichtige Fürsorge und Freundschaft
unserer Arbeit als verantwortungsbe-      entgegenbrachten, sind wir für die Be-
wusste und engagierte Erzieherinnen,      treuung während unseres Aufenthal-
um dadurch das Lernvermögen un-           tes sehr dankbar.
serer Mädchen und Jungen weiter zu        Für jede von uns ging der Traum, ein-
verbessern.                               mal Deutschland zu besuchen, die
Wir danken sehr für die Einladung         Stadt und die Kultur zu genießen, in
durch den angesehenen Kindergarten        Erfüllung. Viele unserer Erwartungen
„Kleiner Fratz“ und seine Erzieherin-     sowohl in menschlicher als auch in be-
nen Kerstin und Grit Nierich, mit de-     ruflicher Hinsicht erfüllten sich.
nen wir uns anlässlich des 20-jährigen
TT Empfang im Rathaus
   Recepción en la alcaldía

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Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 39 November 2019
Peter Groos, dem BVV-Vorsteher, die
                                                  als Behördenvertreter ein Beispiel für
                                                  Dienstleistung und Management sind.
                                                  Alle diese vielfältigen Erfahrungen
                                                  haben uns motiviert und sind uns Ver-
                                                  pflichtung, im Jahr 2020 einen päda-
                                                  gogischen Vorschlag auszuarbeiten,
                                                  der auf dem Spielen als grundlegen-
                                                  der und lebendiger Aktivität im Leben
                                                  und in der Entwicklung der Kinder ba-
                                                  siert. Wir denken dabei an die Erwei-
                                                  terung unserer Räumlichkeiten, damit
SS Fröhliche Stimmung auf dem Weg zum nächsten    sich unsere Kinder bei entsprechender
   Treffen | De buen humor al próximo encuentro
                                                  Anleitung und Unterstützung frei ent-
     Wir haben unzählige und interessante         falten und glücklich spielen können.
     Erfahrungen gemacht in vorbehaltlo-          Es war sehr angenehm, die Zeit mit
     ser Begleitung unserer Freundinnen           euch zu teilen. Wir erhoffen euren bal-
     und Freunde Michael, Ramona, Jana,           digen Besuch in unserem Cajamarca
     Ida, Cora, Erika, Monika, Uwe, Sonja,        und insbesondere in unserem Kinder-
     Andrea, Antje, Manja, Felesmira und          garten.
     Alex. Besonderer Dank gilt dem Be-           Danke – wir werden euch immer in un-
     zirksbürgermeister Oliver Igel und           seren Herzen tragen.

                    Rocío Hernández, Raquel Sánchez, María del Rocío Vega, Aurora Mujica
                                                    Erzieherinnen des Kindergartens 017

     MICANTO und TJP lernen sich kennen
     Eine spannende Reise zum Beginn eines neuen Projekts

     Nach 14 Jahren bin ich wieder nach           Cajamarca erste direkte Kontakte zwi-
     Deutschland gereist, dieses Mal aber         schen meiner Organisation MICANTO
     nicht, um den Papst zu treffen, son-         und dem Technischen Jugendbil-
     dern echte Freunde aufzusuchen oder          dungsverein in Praxis TJP e.V. zu knüp-
     wiederzusehen, die mir diese Reise er-       fen, die beide zur Städtepartnerschaft
     möglichten.                                  gehören.
     Zwei gute Gründe hatte ich dafür. Der        In den ersten beiden Wochen meiner
     eine war, mit Unterstützung der AG           Deutschlandreise wurde ich durch die
     Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick –       AG und meine Partnereinrichtung,

 8              Broschüre 39 | November 2019
Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 39 November 2019
vertreten durch Karoline Kromm und        der unsere Aktivitäten in Cajamarca
Rocío López, die auch übersetzte,         zum Wohle unserer Schützlinge un-
betreut. Ich konnte ihre Arbeit mit       terstützt.
Kindern und Senior/innen, die ver-        Ich bin den ehemaligen Freiwilligen
schiedenen Kurse und die intensiven       von MICANTO und der AG Städtepart-
Bemühungen um die Kursteilneh-            nerschaft sehr dankbar für die Mög-
mer/innen kennenlernen. Einige Kur-       lichkeit, die Arbeit in Cajamarca fort-
se, die sowohl TJP als auch MICANTO       zusetzen.
anbieten, gleichen sich (Handarbeiten
und Kochen), allerdings mit großen
Unterschieden bezüglich der dafür
vorhandenen Räumlichkeiten.
Im Ergebnis der Reise haben wir kon-
kret einige Maßnahmen zwischen
beiden Einrichtungen vereinbaren
können, die ihren Niederschlag in Mo-
natsinformationen finden und detail-
liert die Aktivitäten schildern, die im
Verlaufe eines Jahres stattfinden wer-
den. Wir hoffen, dass in Zukunft neue
Vorschläge dazukommen, die die Zu-
sammenarbeit erweitern und zu mehr        SS Gemeinsam für eine gute Zusammenarbeit
                                             Junt@s para una buena colaboración
Erfahrungsaustausch führen werden.
Der zweite Grund bestand darin, die       In besonderem Maße bedanke ich
Kirchen und Gruppen in Deutsch-           mich bei den jungen Freiwilligen, die
land zu besuchen, die jährlich            ich getroffen habe, für die Betreuung,
MICANTO unterstützen, sie zu infor-       für ihre Zeit und ihre Geduld und da-
mieren und den Dank unserer Kinder        für, dass sie mich zu sich nach Hause
und Jugendlichen zu überbringen. Für      einluden, um wundervolle Momente
mich war es eine sehr schöne, erfreu-     mit ihren Familien zu teilen.
liche und angenehme Gelegenheit, di-      Gott segne sie.
rekt jeden Einzelnen kennenzulernen,
                                                                    Dianira Trigoso

                                          Broschüre 39 | November 2019                9
Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca - Ausgabe Nr. 39 November 2019
Zwei neue Partner: MICANTO und TJP
     Außerschulische Jugendarbeit als neues Thema der StäPa

     Im Februar 2019 meldete sich Micha-       Michael Schrick stellte den Kontakt
     el Schrick beim Technischen Jugend-       her, und es fand ein erstes Kennenler-
     bildungsverein in Praxis e.V. (TJP) mit   nen und Vorstellen per Mail statt. Die
     der Bitte, die AG Städtepartnerschaft     direkte Kommunikation übernahm
     dabei zu unterstützen, für MICANTO,       meine Kollegin Rocío Lopez.
     eine Organisation der Partnerschafts-     Für Juni war der Besuch von Erziehe-
     gruppe in Cajamarca, einen mögli-         rinnen aus zwei cajamarquinischen
     chen Partner zu finden. Bei der ers-      Kindergärten in Treptow-Köpenick ge-
     ten Vorstellung der Tätigkeit dieser      plant. Glücklicherweise hat sich dem
     peruanischen Einrichtung zeigte eine      auch Dianira Trigoso von MICANTO an-
     begeisterte Ida Beier viele Fotos und     geschlossen. Ihren Aufenthalt nutzten
     schwärmte von Cajamarca.                  wir, um Dianira einen Einblick in unse-
     Nach Schilderung unserer Arbeit war       re Arbeit zu geben. Der Besuch stand
     dann klar, dass der TJP ein geeigneter    im Zeichen des Kennenlernens und
     Partner für MICANTO sein kann.            Austausches. Neben einem Rundgang

     TT Auf eine gute Zusammenarbeit!
        iHacía una buena cooperación!

10              Broschüre 39 | November 2019
durch unsere Räumlichkeiten in der      in die Arbeit anderer Institutionen in
Stillerzeile und der Keplerstraße gab   Cajamarca, in diesem Fall der Kinder-
es einen Workshop im 3-D-Druck. Am      gärten, zu erhalten. Auf einem letzten
Dienstag hospitierte Dianira bei der    Zusammentreffen wurde dann von
Durchführung eines Schulklassenpro-     Dianira als Vertreterin von MICANTO
jektes im METEUM, einem Projekt des     und dem TJP bekräftigt, dass der be-
TJP, welches Praxisangebote in den      gonnene Austausch intensiv fortge-
Bereichen Erneuerbare Energie, Bio-     setzt wird.
nik und Biochemie unterbreitet. Ein     Das Kennenlernen soll der Startschuss
Treffen in unserem Lernlabor Energie    für eine längerfristige Zusammen-
bildete den Abschluss eines interes-    arbeit sein. Wir möchten den Bezirk
santen Austausches, bei dem beide       weiterhin tatkräftig bei der Städte-
Seiten viel dazugelernt haben.          partnerschaft unterstützen und wer-
Auf eine gute Zusammenarbeit! Hacía     den MICANTO mit Informationen und
una buena cooperación!                  Anregungen zur Seite stehen. Die of-
Rocio und ich nahmen gemeinsam          fene und herzliche Art, mit der uns die
mit allen peruanischen Gästen an der    Peruanerinnen begegneten, wird uns
Sitzung der AG Städtepartnerschaft      noch lange in Erinnerung bleiben. Wir
zu Ehren des Besuches teil. Das war     hoffen also auf ein baldiges Wiederse-
eine gute Gelegenheit, einen Einblick   hen…

                                                               Karoline Kromm

„Sport kennt kein Alter“

Das ist nicht nur ein kluger Spruch,    am 1. Oktober statt, dem Internationa-
sondern war auch das diesjährige        len Tag der älteren Menschen.
Motto der Sport- und Freizeitolym-      Die Idee für eine derartige Veran-
piade für ältere Menschen in unserer    staltung entstand im Ergebnis des
Partnerstadt Cajamarca.                 Projektes „Fachaustausch zur verbes-
Gegenseitig gut informiert und von      serten gesellschaftlichen Teilhabe
unseren Partnern und ihren langjähri-   von Se­nior/innen“, das unser Bezirk
gen Erfahrungen inspiriert, haben wir   im Rahmen des 20-jährigen Partner-
in Treptow-Köpenick gleichzeitig mit    schaftsjubiläums gemeinsam mit der
ihnen unsere „Erste Olympiade der       Pro­vinzregierung von Cajamarca im
Seniorinnen und Senioren“ durchge-      Oktober vergangenen Jahres durch-
führt. Beide Veranstaltungen fanden

                                        Broschüre 39 | November 2019              11
führte. Wir berichteten darüber in der           Räume, für Plakate, Urkunden oder
      Ausgabe Nr. 38 unserer Broschüre.                den Ablauf der Veranstaltung selbst,
      Der damalige Abschlussworkshop er-               folgte. Am Ende standen, neben unse-
      brachte viele gute Ideen und Anknüp-             rer AG, als Akteure das Amt für Sozia-
      fungspunkte zur Verbesserung der                 les, die Kiezklubs, die Seniorenvertre-
      Lage der Senior/innen in beiden Part-            tung, der Bezirkssportbund, der PSV
      nerstädten.                                      Berlin, die Sternenfischer, die Volks-
      Unter anderem entstand die Über-                 solidarität, die Evangelische Schule
      legung, von unseren peruanischen                 Köpenick, die Musikschule Treptow-
      Freund/innen zu lernen und erstmals              Köpenick und der Taekwondo Club
      für Berlin und Treptow-Köpenick eine             Sidestep e.V. fest.
      Olympiade für Seniorinnen und Se-                Die Sporthalle Adlershof in der Mer-
      nioren zu organisieren. Wir als AG               litzstraße konnte als Austragungsort
      Städtepartnerschaft konnten dafür                reserviert werden. Das erwies sich als
      das Amt für Soziales im Bezirksamt               richtig gute Wahl, nicht nur wegen der
      mit seinen zehn kommunalen Kiez-                 vielen sportlichen Möglichkeiten, die
      klubs als Hauptakteur gewinnen. Mit              die verschieden großen Räume und
      einem ersten Aufruf zu einer Informa-            vielseitigen Ausstattungen bieten,
      tionsveranstaltung Anfang Mai dieses             sondern auch wegen des intensiven
      Jahres begann die Suche nach interes-            Regens, der jegliche Aktivitäten im
      sierten Einrichtungen, Gremien und               Freien ausschloss. Möglicherweise war
      Vereinen im Bezirk.                              er auch mit daran schuld, dass einige
     TT Auf dem Weg zur Senior/innenolympiade          ältere Menschen den Weg scheuten.
        En el camino a la olimpiada del adulto mayor   Mit dem Einmarsch der Fahnen von
                                                       Treptow-Köpenick und Cajamarca, den
                                                       Hymnen und dem Grußwort der Leite-
                                                       rin des Amtes für Soziales begann der
                                                       olympische Tag.
                                                       Parallel dazu (den Zeitunterschied
                                                       zu Peru außer Acht lassend) und mit
                                                       vielen Ähnlichkeiten in den Abläufen
                                                       eröffnete unter der eigenen und der
                                                       Deutschlandfahne der Bürgermeis-
                                                       ter von Cajamarca die Senior/innen-
                                                       Olympiade in seiner Stadt. Viele
                                                       Mitglieder unserer Partnergruppe,
                                                       beispielsweise die Kindergärten,
      Eine Serie von Besprechungen und Ab-             MICANTO und Christa Stark, nahmen
      stimmungen mit einer Menge guter                 daran teil.
      Einfälle, auch zur Ausgestaltung der

12                Broschüre 39 | November 2019
Schön zu sehen und zu hören (siehe               und Pokale für die Besten. Sie wurden
Fotos), wie die enge Verbundenheit               jeweils vom Bürgermeister, Bezirks-
beider Partnerstädte auch in solchen             bürgermeister und stellvertretenden
Symbolen wie Fahnen oder Hymnen                  Bezirksbürgermeister überreicht.
zum Ausdruck kommt.                              Für die medizinische Betreuung stan-
In Treptow-Köpenick fanden ver-                  den Ersthelfer bereit. Für das leibliche
schiedene Disziplinen statt, neben               Wohl war gleichfalls gesorgt.
einem Tischtennisturnier waren das               Es gab Musik und ein Tänzchen zur
mehrere Geschicklichkeitsübungen,                Einstimmung in Cajamarca. Bei uns
Gummi­stie­fel­weitwurf und Schnupper­           spielte eine Gruppe lateinamerikani-
angebote wie Yoga, Tanz und Neuro-               scher Musiker mitreißende Stücke.
athletik.                                        Ein großes Dankeschön gilt allen, die
Fußball- und Volleyballturniere, Schach          diese wunderbaren Veranstaltungen
und ebenso Geschicklichkeitsspiele               ermöglichten.
standen in Cajamarca auf dem Pro-                Sie sind ein Beispiel dafür, wie echte
gramm.                                           Städtepartnerschaft gelebt und im In-
Natürlich gab es am Ende beider Ver-             teresse der Menschen umgesetzt wer-
anstaltungen Urkunden, Medaillen                 den kann.

                                                                           Monika Meng
TT Medaillen und Pokale für die Besten
   Medallas y trofeos para las y los campeones

                                                 Broschüre 39 | November 2019               13
„Nach 15 Jahren wird es Zeit, etwas Neues zu beginnen.“

     Das sagte Sonja Eichmann, bis Ende       partnerschaft Treptow-Köpenick – Ca-
     August 2019 Beauftragte für EU und       jamarca, offizielle Vertreterin des
     Städtepartnerschaften im Büro des        Bezirksamtes in unserer mehrheitlich
     Bezirksbürgermeisters von Treptow-       zivilgesellschaftlichen Arbeitsgruppe,
     Köpenick anläßlich ihres zeitweiligen    Ideengeberin, Projekt- und Finanz-
     Abschieds aus dem Bezirksamt.            mittel-Organisatorin, Autorin und kri-
     Ihre vielfältigen und langjährigen Er-   tische Lektorin... Diese Reihe ließe
     fahrungen in der internationalen Zu-     sich fortsetzen.
     sammenarbeit und ihr umfangreiches       Es wird sicher deutlich, wir werden
     Wissen über EU-Einrichtungen und         Sonja sehr vermissen.
     auch deren Probleme prädestinierten      Gleichzeitig aber wünschen wir ihr
     sie geradezu, eine neue Aufgabe in der   für die neue Tätigkeit viel Freude, Zu-
     Bundesregierung in Vorbereitung und      gewinn an Erfahrungen, kompetente
     Wahrnehmung der deutschen EU-            Mitstreiter/innen und spürbare Erfol-
     Ratspräsidentschaft zu übernehmen.       ge.
     Sie wurde am 26. August im Rathaus       Wir haben die Hoffnung, dass Sonja
     offiziell verabschiedet.                 nach ihrem Einsatz zurückkehrt, auch
     Warum befindet sich diese Meldung        in unsere Arbeitsgruppe. Wir freuen
     gerade in der vorliegenden Broschüre?    uns schon darauf.
     Sonja Eichmann war auch 15 Jahre en-
     gagiertes Mitglied unserer AG Städte-                              Monika Meng

14             Broschüre 39 | November 2019
Von der Idee in die Weltläden
Wie die „Treptow-Köpenicker Bohne“ kreiert wurde

Am 12. Januar 2019 wurde dem Bezirk       Recherchen ergaben, dass die GEPA,
Treptow-Köpenick der Titel „Fairtrade-    ein von kirchlichen Gesellschaften
Town“ verliehen. Bezirksbürgermeis-       getragener hundertprozentiger Fair-
ter Igel verwies aus diesem Anlass        Händler, der hohe Produktqualität mit
darauf, dass mit dem Siegel die Ver-      hohen sozialen Standards verbindet,
pflichtung eingegangen wurde, den         langfristige Lieferverträge und eine
fairen Handel im Bezirk weiter auszu-     direkte Zusammenarbeit mit unserem
bauen und weiterhin dafür zu werben,      Zielland besitzt.
auf faire Produkte und Produzenten        Es handelt sich um die Norandino, ei-
zu setzen.                                nen Dachverband verschiedener Ko-
Auch in der AG StäPa diskutieren          operativen von über 7000 Kleinbau-
wir seit langem, wie wir uns in die       ern im Norden Perus, zu dem auch die
Umsetzung der kommunalen Nach-            Region Cajamarca gehört.
haltigkeitsstrategie im Rahmen der        Und so kam es zur Zusammenarbeit
UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) ein-       zwischen der Fairtrade-Town-Kampa-
bringen können.                           gne und der AG Städtepartnerschaft
In Rede stand in diesem Fall das          und zur Einführung der „Treptow-Kö-
SDG 17, Partnerschaften zur Errei-        penicker Bohne“ als Stadtkaffee unse-
chung der globalen Ziele zu schlie-       res Bezirks.
ßen oder zu nutzen. Das heißt, unsere     Am 31. Juli dieses Jahres, anlässlich des
Städtepartnerschaft war gefragt.          Empfangs der Delegation aus Caja-
Bei einem bezirklichen Workshop zu        marca (siehe Bericht in diesem Heft),
den SDGs 16 und 17 entstand die Idee,     wurde dem Bezirksbürgermeister die
bei unserem Partnerland Peru, einem       erste „Ausgabe“ übergeben.
der weltweit zehn größten Kaffeepro-      Der Bio- und Fairtrade-Kaffee „Trep-
duzenten, an fair gehandelten Kaffee      tow-Köpenicker Bohne“ stammt zu
zu denken und diesen für eine Stadt-      75 Prozent von Norandino. Von seinem
marke zu verwenden.                       Absatz sollen hauptsächlich die inte-
Dabei hatten wir auch vor Augen, dass     grierten peruanischen Kooperationen
bei uns Kaffee eines der beliebtes-       und Kleinbäuerinnen und Kleinbau-
ten Getränke ist und wir laut Statistik   ern profitieren.
(Stiftung Öko-Test) jedes Jahr über       Der Arabica-Kaffee bewirbt mit sei-
160 Liter davon konsumieren.              nem guten und kräftigen Geschmack
Deutschland ist nach den USA welt-        die Städtepartnerschaft zwischen
weit der zweitgrößte Importeur von        Treptow-Köpenick und Cajamarca. Er
Kaffee.                                   folgt gleichzeitig der Verpflichtung,

                                          Broschüre 39 | November 2019                15
als Fairtrade-Town auch weiterhin
                                                 fairen Handel zu unterstützen. Als
                                                 ideales Mitbringsel, Gastgeschenk
                                                 oder als Genuss für den Kaffeelieb-
                                                 haber kann die „Treptow-Köpenicker
                                                 Bohne“ vorerst in den Weltläden Kö-
                                                 penick (Bahnhofstr. 9) und Baum-
                                                 schulenweg (Baumschulenstr. 83), im
                                                 Laden „Charle“ (Plönzeile 41) sowie an
                                                 den Ständen der AG StäPa erworben
                                                 werden.

                                                                Dennis Lumme, Uwe Bauer

                                                 WW Übergabe einer Kaffeeprobe
                                                    Entrega de una muestra de café

     Treptow-Köpenick – ein Bezirk in Berlin und seine Partner
     in aller Welt

     Treptow-Köpenick ist der größte der         und wirtschaftlicher Zusammenar-
     Berliner Bezirke und Teil der lebendi-      beit.
     gen und weltoffenen Metropole Ber-          Das friedliche Miteinander der Men-
     lin. Seit vielen Jahren pflegt der Bezirk   schen, die Stärkung des europäischen
     Beziehungen mit Städten und Kom-            Gedankens und eine global nachhalti-
     munen in Deutschland, Europa und in         ge Entwicklung leiten den Bezirk Trep-
     der Welt. Jede der zwölf Partnerschaf-      tow-Köpenick bei seiner Politik der
     ten hat ihre eigene Geschichte, Bedeu-      internationalen Partnerschaften. Und
     tung, Intensität und Ausrichtung. Das       doch geht es bei allen Aktivitäten vor
     Spektrum der Aktivitäten reicht von         allem darum, dass sich Menschen aus
     Schüleraustauschen, Sportwettkämp-          unterschiedlichen Ländern und Kultu-
     fen und Jugendbegegnungen über              ren begegnen. Ein weltweit vernetztes
     Kunstausstellungen und Delegations-         Treptow-Köpenick, in dem Interkul-
     reisen bis hin zu Bildungsprojekten         turalität wertgeschätzt wird, nützt

16              Broschüre 39 | November 2019
uns allen! Es hält uns dynamisch und      staltungen verschiedener Städtepart-
steigert die Lebensqualität für seine     nerschaften zu besuchen. Wir laden
Bewohnerinnen und Bewohner. Kom-          Sie herzlich dazu ein:
munalpartnerschaften leben vom En-
gagement der Menschen – von Ihrem
Engagement.
Der Verein Partner Treptow-Köpe-
nick e.V., ein Verein für die Förderung
internationaler Kontakte, wurde 2003
mit dem Ziel gegründet, die Bezie-
hungen des Bezirks Treptow-Köpenick
mit seinen Partnergemeinden zu un-
terstützen. Wir wollen das Interesse
füreinander wecken und Freundschaf-       Warschau Mokotów: Eine musikalisch
ten vertiefen durch gemeinsame kul-       kulinarische Entdeckungsreise
turelle und sportliche Begegnungen        1993 wurde der Partnerschaftsvertrag
und soziale Verantwortung überneh-        zwischen dem Bezirk Treptow und
men, um voneinander zu lernen und         Warschau-Mokotów feierlich in Trep-
um uns gemeinsam für eine friedliche      tow unterzeichnet. Mokotów gehört
nachhaltige Welt einzusetzen.             seit 1916 als Bezirk zur polnischen
Die Intensität der Beziehungen zu         Hauptstadt Warschau und ist mit sei-
unseren Partnerstädten ist sehr unter-    nen mehr als 230.000 Einwohnern
schiedlich, hängt sie doch immer vom      und seiner Atmosphäre sehr gut mit
Engagement einzelner Gruppen aus          Treptow-Köpenick zu vergleichen: die
unserem Bezirk ab. Durch Mitarbeit in     dichte Besiedlung ist umgeben von
diesen Gruppen bieten wir Ihnen die       Parks und Grünanlagen, die zum Ver-
Chance, andere Kulturen kennenzu-         weilen und Erholen einladen. Wun-
lernen, Erfahrungen zu sammeln und        derschöne Häuser und Villen gilt es
neue internationale Freundschaften        ebenso zu entdecken wie vielfältige
aufzubauen.                               Einkaufsmöglichkeiten.
Begleiten Sie uns am Dienstag, 23. Juni   Die Städtepartnerschaft bekam 2013
2020, im Rathaus Treptow, auf einen       durch die Teilnahme polnischer Gäs-
internationalen Streifzug zum Ken-        te an der Berliner Konferenz „Bür-
nenlernen unserer Arbeit und vor al-      gerbeteiligung im Stadtteil“ neuen
lem unserer Partnerstädte und entde-      Schwung, der 2015 zu einer Erneue-
cken Sie Ihre Möglichkeiten, um sich      rung des Partnerschaftsabkommens
persönlich in unsere Städtepartner-       führte. Seitdem fanden Treffen zur
schaften einzubringen.                    Verwaltungszusammenarbeit, zur In-
Bereits vor diesem Termin haben Sie       tensivierung des Tourismus und vor
die Gelegenheit, interessante Veran-      allem der Jugendaustausch statt.

                                          Broschüre 39 | November 2019           17
Begleiten Sie uns auf unserer musika-     Treptow-Köpenick zum gemeinsamen
     lisch kulinarischen Entdeckungsreise      Kochen ein. Die Kochkurse beschrän-
     am Donnerstag, 12. März 2020, in der      ken sich nicht nur auf die reine Zu-
     Mittelpunktbibliothek Treptow.            bereitung von Speisen. Aktuelle und
                                               interessante Informationen über Land
     Cajamarca – Peruanisch kochen zwi-        und Leute in Peru und speziell in Caja-
     schen Tradition und Exotik                marca werden ebenso ausgetauscht.
     Einundzwanzig Jahre ist es her, dass      Haben Sie Appetit bekommen? Dann
     die Vereinbarung zwischen den so un-      sind Sie herzlich eingeladen, den
     gleichen Partnern Köpenick und Caja-      nächsten Kochkurs am Dienstag,
     marca in Peru unterschrieben wurde:       28. April 2020, zu besuchen. Für Le-
     hier ein Berliner Bezirk und dort eine    bensmittel sind ca. 10 Euro an die
     auf 2.750 Metern Höhe in den Anden        Dozentinnen zu entrichten. Ein Ge-
     gelegene Provinzstadt in überwie-         schirrtuch und eine Schürze sollten
     gend ländlicher Gegend im Norden          gleichfalls mitgebracht werden.
     Perus. Gemeinsam ist beiden Partnern
     seit dem Beginn ihrer Partnerschaft       Albinea – eine literarisch-kulinarische
     die Orientierung an den Nachhaltig-       Annäherung an unsere italienische
     keitszielen der Vereinten Nationen,       Partnerstadt
     ihr Einsatz für eine nachhaltige Welt     1997 wurde zwischen Treptow und
     und für ein partnerschaftliches Zu-       der norditalienischen Stadt Albinea
     sammenleben in einer solidarischen        eine Städtepartnerschaft geschlossen.
     Welt.                                     Der Ursprung liegt viel länger zurück:
     Seit 1998 wurden viele gemeinsame         Während des Zweiten Weltkrieges
     Aktivitäten durchgeführt: Der Aus-        war der aus Treptow kommende deut-
     tausch von Kindergärten und Schulen       sche Soldat Hans Schmidt dort stati-
     beispielsweise, Projekte zur Arbeit mit   oniert. Er wollte jedoch diesem Krieg
     Senior/innen, im Gesundheitswesen         ein Ende bereiten und nahm mit an-
     und in der außerschulischen Jugend-       deren deutschen Soldaten Kontakt zu
     arbeit. Trotz der großen Entfernung       Partisanen auf. Dafür bezahlte er mit
     von 11.000 Kilometern blicken die         seinem Leben.
     Mitglieder der Städtepartnerschaft in     Die Erinnerungen an die Ereignisse
     Treptow-Köpenick und Cajamarca auf        und an den unmenschlichen Krieg,
     viele wertvolle gemeinsame Erfahrun-      aber auch die Versöhnung tragen die
     gen zurück.                               Städtepartnerschaft seither. Im Lau-
     Die peruanische Küche gilt als eine       fe der Jahre wurde die Partnerschaft
     der exquisitesten Südamerikas und         durch eine Vielzahl von Aktivitäten be-
     eine der variantenreichsten der Welt.     lebt: den Austausch von Künstlern und
     Zweimal im Jahr lädt die AG Städte-       Sportvereinen, den Jugendaustausch
     partnerschaft in der Volkshochschule      im Rahmen der United Games of Na-

18             Broschüre 39 | November 2019
tions, Schüleraustausche, Teilnahme          len Skulpturen. In jedem Jahr finden
am Winzerfest in Treptow-Köpenick,           der Internationale Kunst-Workshop,
Reisen von Reisen von Bürger/innen           das Internationale Poesie-Treffen –
in die jeweilige Partnerstadt, den Aus-      beides immer wieder unter Teilnah-
tausch von Literatur für die Bibliothe-      me von Künstlerinnen und Künstlern
ken sowie weitere Aktivitäten.               aus Treptow-Köpenick – und weitere
Wir wollen Sie mit dieser Veranstal-         kulturelle Höhepunkte statt. 2019 gab
tung am Dienstag, 5. Mai 2020, dazu          es die große Ausstellung „Karawane
einladen, Albinea und die Hintergrün-        ins Abendland“ mit bildenden Künst-
de der Partnerschaft kennenzulernen          lerinnen und Künstlern aus beiden
Lassen Sie sich überraschen: Das Le-         Bezirken in Adlershof, die demnächst
bensgefühl der Region wird literarisch       mit der Ausstellung „Karawane ins
und kulinarisch spürbar gemacht…             Morgenland“ in Tepebaşı erwidert
                                             werden wird.
Eskişehir-Tepebaşı – großer Auftritt         Mit einem Sommerfest im August 2019
der Kunst in unserer türkischen Part-        wurde die Partnerstadt im Garten der
nerstadt                                     „Novilla“ vorgestellt. Daran wollen wir
Die Städtepartnerschaft zwischen             am Samstag, 13. Juni 2020, anknüpfen
Treptow-Köpenick und dem Bezirk              und am selben Ort Kunst aus Tepebaşı
Tepebaşı der türkischen Großstadt            präsentieren. Wir laden Sie dazu ein,
Eskişehir besteht seit 2010. Von Be-         sich zu informieren und sich selbst in
ginn an ist sie künstlerisch geprägt:        der Terrakotta-Welt auszuprobieren.
Die Tradition des Terrakotta-Sym-            Es kann getöpfert werden, man kann
posiums bestimmt das Gesicht von             sich an orientalischen Klängen und
Eskişehir-Tepebaşı. Auf öffentlichen         kulinarischen Überraschungen erfreu-
Plätzen sowie im Rathaus begegnet            en sowie von spannenden Partner-
man den entstandenen phantasievol-           schaftsprojekten anregen lassen.

                                                  Verein Partner Treptow-Köpenick e.V.
                                                    und Bezirksamt Treptow-Köpenick

Details zu allen Veranstaltungen finden sich in der Terminvorschau auf der letzten Seite
dieser Broschüre sowie auf der Internetseite des Vereins Partner Treptow-Köpenick e.V.:
www.partner-tk.de.

                                             Broschüre 39 | November 2019                  19
Ich ging fort, ohne daran zu denken, was ich zurücklasse –
     „mein Peru“
     30 Jahre in Deutschland

     Am 27. Juni 1989 flog ich nach Deutsch-   einem deutschen Freund, in Kontakt,
     land ohne festes Ziel.                    den ich bis heute bewundere und
     Es war im letzten Jahr der Regierung      schätze. Später wurde er mein Ehe-
     Alán García – eine Zeit mit Bürger-       mann.
     krieg, Guerilla-Kämpfen (Sendero Lu-      Rainer war Student und arbeitete an
     minoso) und fehlenden Perspektiven        der FU in Berlin. Auf seinen Rat hin
     für Studierende und Berufstätige.         ging auch ich nach Berlin, um größere
     In dieser Zeit lernte ich deutsche Tou-   Chancen zu haben, eine Arbeit – viel-
     risten kennen, die mir empfahlen,         leicht als Spanischlehrerin für Stu-
     Deutsch zu lernen und nach Deutsch-       dent/innen – zu finden. Ich habe in
     land zu gehen.                            Moabit, Charlottenburg und in Neu-
     Ich kam am 28. Juni 1989 in Frankfurt     kölln gewohnt.
     an und reiste, begleitet von zwei deut-   In Neukölln habe ich mich wie zu
     schen Freunden, gleich nach München       Hause gefühlt. Hier lebten viele Aus-
     weiter. Bald darauf kam ich mit Rainer,   länder/innen, es gab türkische Märk-

20             Broschüre 39 | November 2019
te – Multikulti eben. Ohne Angst und      Was die Teilung Deutschlands an-
Gefahren konnte ich zum damaligen         geht: Ich habe mir die zwei total un-
Zeitpunkt durch die Straßen laufen,       terschiedlichen Lebensweisen nicht
ich fühlte mich sicher.                   vorstellen können. Ich erinnere mich
Die deutschen Leute waren sehr ex-        an meinen ersten Besuch in Ostberlin.
pressiv, liebenswürdig und hilfsbereit.   Als Ausländerin bekam ich Schwierig-
Als ich eines Tages mit Rainer eine       keiten am Checkpoint Charlie, wurde
Fahrradtour entlang der Mauer mach-       extrem streng kontrolliert und musste
te, überraschte mich der Anblick der      auch noch für nur zwei Stunden 30 DM
unzähligen Graffitis und das Symbol       bezahlen. Ich habe mir die Friedrich-
der Teilung sehr. Ich hatte mir nie zu-   straße und das Brandenburger Tor
vor bewusst gemacht, dass es auf der      angesehen. Die Straßen ringsum er-
anderen Seite eine andere Lebenswelt      schienen mir trist, Geschäfte und Bäu-
gibt.                                     me fehlten, überall kontrollierte Mili-
In Westberlin waren die Menschen          tär, alle Autos sahen gleich aus… Und
frei, hatten ein komfortables Leben, es   die langen Schlangen an den Bäckerei-
gab viele Grünflächen, schöne Seen.       en konnte ich nicht verstehen.
Andererseits störte mich die Bauart       Es war am 9. November, als wir am
der Häuser in Kreuzberg, die besetz-      Fernseher saßen und auf einmal die
ten Häuser imponierten mir jedoch,        Meldung über die Öffnung der Mau-
die Straßenmusik, die Parks voller Le-    er kam. Wir konnten es kaum glau-
ben, Sommerfeste…. – das hat mir an       ben. Sofort sind wir mit dem Taxi zum
Westberlin gefallen.                      Brandenburger Tor gefahren. Da erst,
Es gab aber auch sehr schwerwie-          nachdem ich auch persönlich die Re-
gende Dinge: Die Sprache beispiels-       aktion der Menschen, insbesondere
weise. Dabei habe ich sehr intensiv       der ostdeutschen, erlebt hatte, wurde
Deutschkurse besucht, um eine Auf-        mir klar, was die Mauer und ihr Fall
nahmeprüfung an der Universität zu        auch in der Weltgeschichte bedeuten.
bestehen. Manchmal habe ich mich          Nach diesem einschneidenden Erleb-
sehr einsam dabei gefühlt und Sehn-       nis bemühte ich mich weiter, Deutsch
sucht nach meinem Land gehabt. Und        zu lernen und schrieb mich an der
trotzdem wollten Hürden überwun-          Humboldt-Universität ein. Letztend-
den werden, wie die neue Grammatik        lich gab es, auch vor dem Hintergrund
zu lernen. Schwierig waren auch der       langer Wartelisten, keine Chance für
Kulturschock, die anderen Sitten, die     mich, mein in Peru begonnenes Studi-
deutsche Mentalität und Art zu leben.     um fortzusetzen.
Nur gut, dass ich mit liebenswerten       Ich zog in eine typische Wohnung in
Menschen zusammen war, die mir das        den Prenzlauer Berg, erteilte Spa-
Eingewöhnen leichter machten.             nischunterricht und arbeitete als
                                          Küchenhilfe in einer Waldorfschule.

                                          Broschüre 39 | November 2019              21
Und ganz wichtig, ich gründete eine      Ich finde diese Art der Zusammen-
     Familie. Wir haben zwei Töchter, die     arbeit mit meinem Heimatland gut,
     ich als Hausfrau und Mutter viele Jah-   Besuche meiner Landsleute begleite
     re betreut habe. Zeitgleich belegte      ich gern, unabhängig vom Anlass ihres
     ich Kurse in Naturmedizin, danach in     Aufenthaltes. Sporadisch unterstütze
     Krankenpflege (MTA), um anschlie-        ich auch die Infostelle Peru.
     ßend in verschiedenen Gesundheits-       Heute, nach 30 Jahren, liegen Deutsch-
     einrichtungen zu arbeiten.               land und Peru für mich auf dem glei-
     Einige meiner Geschwister wohnen         chen Kontinent.
     ebenfalls in Berlin, ich war der Dreh-   Ich bin ständig im Kontakt mit mei-
     und Angelpunkt bei ihrer Ankunft. Sie    nem Heimatland. Bei Familientreffen
     kommen immer noch regelmäßig zu          wird Deutsch und Spanisch gespro-
     Besuch.                                  chen. Peruanische Sitten sind integra-
     Gegenwärtig arbeite ich in verschie-     ler Bestandteil auch im Leben meiner
     denen sozialen Projekten mit, zum        deutsch-peruanischen Töchter.
     Beispiel im Nachbarschaftszentrum in     Und meine Tochter Linda, die Medizin
     Wedding. Wertvolle Erfahrungen ma-       studiert, hat kürzlich ein zweimonati-
     che ich auch in der AG Städtepartner-    ges Praktikum in einem Krankenhaus
     schaft Treptow-Köpenick – Cajamarca,     in Cajamarca absolviert...
     mit Michael Schrick als Koordinator.
                                                                  Felesmira Glandien

     Eindrücke vom Cajamarcagruppentreffen in
     Herzogenaurach

     Ihnen als interessierte Leser/innen      Hauptthema war die Gesundheitsver-
     unserer Broschüre ist sicher bekannt,    sorgung. Leider musste die vorgesehe-
     dass mit unserer Partnerstadt Caja-      ne Hauptreferentin, Dr. Ida Beier aus
     marca und der gleichnamigen Region       Treptow-Köpenick, aus gesundheit-
     zahlreiche Gemeinden und Gruppen         lichen Gründen kurzfristig absagen.
     zwischen Castrop-Rauxel und Ulm          Da so schnell kein Ersatz gefunden
     partnerschaftliche Beziehungen pfle-     werden konnte, musste das Vorberei-
     gen. Einmal jährlich treffen wir uns     tungsteam improvisieren, um das The-
     zum Erfahrungsaustausch. In diesem       ma allein stemmen zu können. Das ist
     Jahr war Anfang Oktober das fränki-      sehr gut gelungen: die Herzogenaura-
     sche Kleinstädtchen Herzogenaurach       cher Partnergruppe trug wichtige Ba-
     Gastgeber. 35 Vertreter/innen nahmen     sisdaten zusammen, andere erstellten
     am Gruppentreffen teil.                  aussagefähige Grafiken. Eine in der

22             Broschüre 39 | November 2019
Gastgebergruppe mitarbeitende Ärz-         von ehemaligen Freiwilligen der
tin informierte über Ursachen, Verlauf     MANTHOC-Schule in Cajamarca, er-
und Folgen von Tuberkulose und Anä-        hielten wir von einem in Trier leben-
mie, die in Peru häufige Krankheiten       den Cajamarquino aktuelle Informati-
sind. Und aus Tettnang wurde ein neu-      onen aus der „Zielregion“. So erfuhren
es Projekt vorgestellt: trockene Trenn-    wir, dass es aktuell keine funktionie-
toiletten, die jetzt in der Partnerschu-   rende Abwasserentsorgung in Caja-
le in Porcón bei Cajamarca aufgestellt     marca gibt und dass die Müllentsor-
werden. Sie sollen dazu beitragen,         gung ebenfalls problematisch ist.
die Nutzung des knappen Wassers            Das nächste Treffen der Cajamarca-
für Toilettenspülungen zu ersetzen.        gruppen findet vom 9. bis 11. Oktober
Seitens der AG StäPa wurde über den        2020 in Ulm statt. Es wird sich schwer-
Austausch von Krankenhauspersonal          punktmäßig mit Wasserver- und -ent-
informiert (wir berichteten in der letz-   sorgung und Fragen der Zusammenar-
ten Broschüre).                            beit auf diesem Gebiet beschäftigen.
In der Diskussion wurde deutlich, dass     Wie immer wird es auch Zeit zum per-
das Thema Gesundheitsversorgung in         sönlichen Austausch, zum Kennenler-
allen Partnerschaften eine Rolle spielt.   nen und zur Vernetzung geben. Und
Insbesondere die Idee der Trockentoi-      auch das leibliche Wohl kommt bei
letten stieß auf großes Interesse.         keinem dieser Treffen zu kurz…
Nach den Berichten aus den elf ver-        Unseren diesjährigen Gastgebern vie-
tretenen Gruppen, darunter auch            len Dank!
                                                                   Michael Schrick

                                           Broschüre 39 | November 2019              23
Korruption und Intrigen
     Eine Sittengeschichte aus Peru

     Es ist keine gute Zeit für peruanische    nommen und sitzt seitdem in Auslie-
     Ex-Präsidenten und ihre Familienan-       ferungshaft.
     gehörigen.                                Fujimoris Vorgänger Alán García re-
     Im Zuge der Ermittlungen zum ganz         gierte von 2006 bis 2011. In seine Zeit
     Lateinamerika erfassenden Beste-          fällt der Bau der Stadtbahnlinie 1 in
     chungsskandal um den mittlerweile         Lima, für den Bau machte Odebrecht
     insolventen brasilianischen Baukon-       große Geldsummen locker. Garcías
     zern Odebrecht, über den wir regel-       Versuch, 2018 politisches Asyl in Uru-
     mäßig berichteten, kamen weitere          guay zu beantragen, scheiterte. Als
     Details ans Licht, die fast alle ehema-   der Korruptionsverdacht gegen ihn
     ligen Präsidenten der letzten 30 Jahre    immer größer wurde und am 17. April
     betreffen.                                2019 die Polizei bei ihm klingelte, er-
     Alberto Fujimori (Präsident von 1990      schoss er sich.
     bis 2000) sitzt nach wie vor im Gefäng-   Garcías Nachfolger Ollanta Humala
     nis, verurteilt zu 25 Jahren Haft wegen   (2011 bis 2016) versprach im Wahl-
     des Einsatzes von Todesschwadro-          kampf, alles anders machen zu wol-
     nen. Alle Berufungsanträge wurden         len, knüpfte dann aber auch an die
     zurückgewiesen, die vom damaligen         neoliberale Wirtschaftspolitik seiner
     Präsidenten Kuczynski auf Heilig-         Vorgänger an. Gegen seine Frau und
     abend ausgesprochene Begnadigung          ihn wurde der Vorwurf laut, sein Wahl-
     führte dazu, dass Kuczynski zurück-       kampf 2011 sei von Odebrecht mit
     treten musste. Korruptionsvorwürfe        2,63 Millionen US-Dollar unterstützt
     gegen Fujimori traten bisher wegen        worden, während seine Frau es offen-
     seiner schwerwiegenden Menschen-          bar mit der Trennung zwischen dienst-
     rechtsverbrechen zurück, schweben         lichen und privaten Kreditkarten nicht
     aber weiterhin im Raum.                   so genau nahm. Beide wurden nach
     Von 2001 bis 2006 übernahm Alejan-        einer Untersuchungshaft wieder auf
     dro Toledo die Amtsgeschäfte. Er wird     freien Fuß gesetzt.
     beschuldigt, für den Bau der Interoze-    Mehrfach hatte sich auch Keiko Fuji-
     anischen Straße, unter anderem auch       mori um die Präsidentschaft bewor-
     durch den peruanischen Regenwald,         ben, die älteste Tochter des Ex-Präsi-
     von Odebrecht hohe Bestechungs-           denten, deren rechtsautoritäre Fuerza
     gelder angenommen zu haben. Er            Popular (FP) mit großem Abstand
     flüchtete mit seiner Frau vor der peru-   stärkste Fraktion im Kongress ist. Sie
     anischen Justiz in die USA. Am 16. Juli   konnte nie erklären, mit welchem
     2019 wurde Toledo in den USA festge-      Geld sie ihre Ausbildung in den USA

24             Broschüre 39 | November 2019
finanziert hatte. Wegen des Verdachts              Reformen und Korruptionsbekämp-
der Bestechlichkeit und der Geldwä-                fung einzusetzen und wurde daher
sche wurde sie im Oktober 2018 für bis             von der FP und der García-Partei Apra,
zu 36 Monate in Untersuchungshaft                  die zusammen im Kongress die abso-
gesetzt.                                           lute Mehrheit nur knapp verfehlen,
Nach der Stichwahl gegen Keiko Fu-                 massiv unter Druck gesetzt. Alle Re-
jimori übernahm Pedro Pablo Ku-                    formvorstellungen Vizcarras wurden
czynski 2016 die Präsidentschaft. Im               torpediert. Das gelang nur, weil sich
folgenden Jahr kam heraus, dass auch               die übrigen Parteien im Parlament
er in seiner Zeit als Wirtschaftsminis-            nicht einig waren. Mitunter stimm-
ter von Odebrecht bestochen worden                 ten sogar die beiden linken Parteien
war. Dies und die Begnadigung von                  im Kongress unterschiedlich ab und
Fujimori (für die offenbar ebenfalls               verhalfen so fallweise der FP zu Mehr-
Geld geflossen war) führten zu seiner              heiten.
Amtsniederlegung im März 2018. Ku-                 Weil wegen des zerstrittenen Kongres-
czynski befindet sich weiterhin auf                ses und der weiterhin herrschenden
freiem Fuß.                                        Korruption nichts vorankommt, hat
Kuczynskis Amtsgeschäfte übernahm                  die gesamte Politik in Peru drastisch
2018 Vizepräsident Martín Vizcarra.                an Ansehen verloren. Präsident Viz-
Als erster Präsident scheint sich Viz-             carra hat daher für 2020 vorgezogene
carra aktiv und energisch für politische           Neuwahlen beantragt (die Amtspe-
TT Unfall in voller Fahrt: Totalschaden bei den Fujimoristen: das Parlament ist aufgelöst Keiko
   Fujimori faucht aus dem Gefängnis. Ihr Bruder Kenji gibt zurück: „Ich hab‘s dir doch gesagt...“

                                                   Broschüre 39 | November 2019                      25
riode geht noch bis 2021), FP und Apra    weile sind die Vorbereitungen für die
     reagierten mit der Ankündigung eines      Neuwahlen angelaufen.
     Misstrauensvotums und dem Versuch,        Nachdem es im Norden Perus und
     bei der anstehenden Neuwahl der           insbesondere in der Region Cajamar-
     peruanischen Verfassungsrichter alle      ca um den Bergbau weitgehend ruhig
     Posten mit Parteigängern zu besetzen.     geworden ist (das Conga-Projekt wird
     Am 26. September 2019 hat die FP-/        anscheinend nicht weiterverfolgt, und
     Apra-Mehrheit im Verfassungsaus-          die Mine Yanacocha wird offenbar
     schuss des Kongresses vorgezogene         heruntergefahren), wird der Berg-
     Neuwahlen abgelehnt. Aus den Regio-       baukonflikt im Süden Perus um die
     nen des Landes gab es hierzu unisono,     Kupfermine Tía María in der Region
     aber erfolglos Wiederspruch.              Arequipa schärfer. Wegen großer Um-
     Am 30. September 2019 spitzte sich die    weltschäden in einer landwirtschaft-
     Lage weiter zu: nach einer turbulen-      lichen Gegend gibt es hier seit Jahren
     ten Kongresssitzung löste Präsident       Proteste.
     Vizcarra in Übereinstimmung mit der       Nach einem Generalstreik seit Juli
     Verfassung den Kongress auf und rief      2019 hat die Regierung die Lizenz für
     für den 26. Januar 2020 Neuwahlen         das umstrittene Projekt für 120 Tage
     aus. Daraufhin erklärte die Kongress-     ausgesetzt.
     mehrheit Vizcarra für abgesetzt und       Anfang November erklärte der Berg-
     ließ Vizepräsidentin Mercedes Ará-        baurat, ein hohes peruanisches Gremi-
     oz als „amtierende Präsidentin“ den       um, die Lizenz für Tía María für gültig.
     Amtseid ablegen, die aber nach nur ei-    Dem widersprach sofort die neue, erst
     nem Tag im „Amt“ zurücktrat. Vizcarra     34-jährige Wirtschafts- und Finanzmi-
     behielt die Nerven, berief – wie von      nisterin María Antonieta Alva: Bevor
     der Verfassung vorgeschrieben – eine      in Tía María weitergearbeitet werden
     komplett neue Regierung und wird bei      könne, müsse man auch soziale und
     seinen Maßnahmen von 80 Prozent           Umweltstandards einhalten.
     der Bevölkerung unterstützt. Mittler-

                                                                        Michael Schrick

     Regelmäßige Informationen zu Peru finden Sie auf der Website der Informationsstelle
     Peru und auf Twitter:
     http://www.infostelle-peru.de/web/
     https://twitter.com/InfostellePeru.
     Über eine szenische Lesung zum Odebrecht-Skandal informiert:
     http://www.infostelle-peru.de/web/aufklaerung-ueber-korruption-einmal-anders/

26             Broschüre 39 | November 2019
Impressum
Herausgeber:
AG Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick – Cajamarca
c/o Partner Treptow-Köpenick e.V., Neue Krugallee 4, 12435 Berlin
In der AG Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick – Cajamarca arbeiten enga-
gierte Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich zusammen. Unser Ziel ist es, Men-
schen in beiden Partnerstädten einander näher zu bringen. Wir freuen uns im-
mer über neue Mitglieder und jede Art von Unterstützung.
Kontakt:        info@staepa-cajamarca.de, www.staepa-cajamarca.de
Redaktion:      Monika Meng, Michael Schrick (V.i.S.d.P.), Karoline Kromm
Fotos:          Bezirksamt Treptow-Köpenick von Berlin, F. Glandien,
                La República, G. Maier, K. Nierich, N. Ortiz, M. Schrick
Layout:         Silvia Bodemer
Spendenkonto: Partner Treptow-Köpenick e.V.
              Berliner Volksbank
              IBAN DE15 1009 0000 7199 8560 00

Foto Vorderseite: Besuch im Kindergarten Kleiner Fratz
Redaktionsschluss: 3. November 2019

Links
Bezirksbeauftragte für EU und             www.berlin.de/europabeauftragte-
Städtepartnerschaften                     treptow-koepenick.de
Partner Treptow-Köpenick e.V.             www.partner-tk.de
Informationsstelle Peru e.V.              www.infostelle-peru.de/web/
Kampagne „Bergwerk Peru –                 www.kampagne-bergwerk-peru.de
Reichtum geht, Armut bleibt“
Berliner entwicklungspolitisches          www.eineweltstadt.berlin
Landesnetzwerk BER

Auflage: 750 Exemplare
Gedruckt auf Recyclingpapier

In Zusammenarbeit mit dem:

                                          Broschüre 39 | November 2019         27
Terminkalender der AG Städtepartnerschaft

Mi. 27.11.2019        Sitzung der AG Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick –
17:45 Uhr             Cajamarca
                      Rathaus Köpenick, Cajamarcazimmer (Raum 107)
Do. 12.03.2020        Warschau Mokotów: eine musikalisch-kulinarische
                      Entdeckungsreise*
                      Mittelpunktbibliothek Treptow
Fr. – Sa.             Jahresseminar der Informationsstelle Peru
24.–26.04.2020        Köln
                      (Details unter www.infostelle-peru.de)
Di. 28.04.2020        Cajamarca – Peruanisch kochen zwischen Tradition und
17:30–21:00 Uhr       Exotik*
                      Volkshochschule Treptow-Köpenick
Di. 05.05.2020  Albinea – eine literarisch-kulinarische Annäherung an
18:00–20:00 Uhr unsere italienische Partnerstadt*
                Rathaus Johannisthal, Sterndamm 102
Sa. 16.05.2020  Fest für Demokratie und Toleranz
13:00–19:00 Uhr Schnellerstraße, Schöneweide
Sa. 13.06.2020  Eskişehir-Tepebaşı – großer Auftritt der Kunst aus unserer
15:00–18:00 Uhr türkischen Partnerstadt*
                Novilla, Hasselwerderstr. 22, Schöneweide
Di. 23.06.2020  „Partner Treptow-Köpenick“ – ein Verein für die Förderung
18:00–20:00 Uhr internationaler Kontakte*
                Rathaus Treptow, Raum 218

* Veranstaltung des Vereins Partner Treptow-Köpenick e.V. (www.partner-tk.de), siehe Artikel in die-
  ser Broschüre

Weitere Termine der Sitzungen der AG Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick –
Cajamarca auf unserer Homepage: www.staepa-cajamarca.de

Die nächste Ausgabe erscheint im Mai 2020.
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