Schulnot zeni - Freie Lehrer
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4/2021 schulnot i zen Po s i t i o n e n z u S c h u l e , B i l d u n g u n d G e s e l l s c h a f t SLV: Waldfriedgasse 10/73, 6800 Feldkirch; Druckerei Wenin, Dornbirn; Verlagspostamt Hohenems, P.b.b. GZ 0 2 Z 0 3 3 9 2 3 M Feuer am Dach Arno Geigers Festrede Schule der Zukunft Unterrichten in Kanada Fehlende Wertschätzung
Inhalt Liebe Leserinnen, lieber Leser, geschätzte Kolleg*innen, 3 Kommentare der Bildungssprecherin der Grünen Den Schulanfang haben wir fast alle mit Bravour ge- und des Bildungssprechers der SPÖ meistert, leider aber nicht ohne Opfer. Einigen wurde 4 Willis Rundschau es zu viel und sie haben die Schulleitung und/oder ihren Lehrauftrag zurückgelegt bzw. gekündigt. Vie- 5 Kommentar von Andreas Angerer le stöhnen und ächzen unter der Belastung und ich 6 Unterrichten in Kanada weiß nicht, wie lange das noch so weiter gehen kann. Die wichtigste Ressource in der Schule sind die Men- 7 Kommentar von Saskia Koller schen und diese werden immer mehr mit Aufgaben 8 Die Tür zum Glück geht nach außen auf zugeschüttet – irgendwann ist die Last zu groß! 11 Schulservice: Spezialpool Endlich wurden seitens des Landes monetäre Mittel 12 Rechtslage: Sie fragen - wir antworten zur Verfügung gestellt. Das ist aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Das Geld wird die Belastung 13 Wie geht es euch? nicht verringern. Es braucht ganz dringend mehr 14 Querbeet Personal – aber woher? Man musste kein Zukunfts- forscher sein, um den aktuellen Personalmangel 15 Kommentar von Alexander Frick schon vor mindestens 10 Jahren bemerkt zu ha- 16 Leser*innenreise in die Emilia Romagna ben. Die Versäumnisse von damals holen uns jetzt mit Riesenschritten ein und die Menschen in den 18 Enttäuschte Junglehrerin Schulen dürfen die Notlage ausbaden. Nicht nur die 19 Die neue Lehrer*innen-Reise Schulleiter*innen und Lehrer*innen – auch die Kin- der leiden unter der Belastung. Jetzt ist die politische Ebene gefragt! Bis 2035 möchte Vorarlberg das chancenreichste Land für Kinder und Impressum Jugendliche sein. Das ist durchaus machbar – aber dann darf in den Schulen ganz bestimmt nicht gespart Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: werden. Dann muss das Land Vorarlberg Geld in die Sozialistischer Lehrer*innen Verein Hand nehmen und mit Regierungsbeschlüssen fest- Vorarlberg, Vorsitzende: Saskia Koller, halten, dass ALLES getan wird, damit unsere Kinder Waldfriedgasse 10/73, 6800 Feldkirch und Jugendlichen auch wirklich eine Chance haben. Das heißt, es müssen genügend Schulleiter*innen, Verantwortliche Redakteure: Lehrer*innen und Supportpersonal (Sekretär*innen, Alexandra Loser, Willi Witzemann Administrator*innen, Schulpsycholog*innen) in den Schulen sein. MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Andreas Angerer, Anja Erath, Alexander Frick, Für diese Ausgabe hat uns der Autor Arno Geiger sei- Jana Maria Hagspiel, Eva Hammerer, ne Laudatio an Hubert Löffler (Netz für Kinder) an- lässlich der Verleihung des Toni-und-Rosa-Russ-Prei- Thomas Hopfner, Saskia Koller, ses 2021 zur Verfügung gestellt (Seite 8). Er spricht Lehrer*innen der VS Dornbirn Wallenmahd über Bildung und die damit verbundenen Chancen Gast: Arno Geiger für Kinder. Herzlichen Dank an Arno Geiger! Layout: Franz Bickel Backanleitung für Schulleiter*innen: Koordinator: Gerhard Unterkofler 1000 g Sokrates Redaktionsschluss: 14.11.2021 500 g Inventur Druck und Herstellung: 500 g administrative Belastung Druckerei Wenin, Dornbirn je 10 g Schulentwicklung, Unterstützung des Die schulnotizen sind ein Diskussionsorgan. Lehrpersonals und Elternarbeit optional: eine Prise Pädagogik Namentlich gekennzeichnete Beiträge Wer möchte, kann das Ganze mit einer Prise müssen nicht vollinhaltlich der Blattlinie Privatleben garnieren. bzw. der Meinung der Freien LehrerInnen Serviervorschlag 24/7 in den Direktionen entsprechen. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen! E-Mail: schulnotizen@hotmail.com Schöne Grüße Homepage: www.freielehrer.at Alexandra Loser Facebook: Freie LehrerInnen 2 schulnotizen 4/2021
Bildungssprecher/in Es braucht Lehrer*innen Lösungen - sofort! dringend gesucht! Eva Hammerer, LAbg. der Grünen Thomas Hopfner, LAbg. und (eva.hammerer@gruene.at) Klubobmann der SPÖ (thomas.hopfner@spoe.at) Die Abstände zwischen den Alarm- und Hilferufen aus der Lehrer*innenschaft an die Politik werden immer kürzer, die Rufe immer lauter. P ersonal fehlt überall! Zu viele Menschen gehen in Pen- sion, zu wenige kommen nach, gleichzeitig steigt der Personalbedarf. Vielfach spitzt sich die Situation zu. Im Ge- sundheitsbereich wird krampfhaft nach Ärzt*innen gesucht. D ie Sorge steigt, dass noch mehr Lehrer*innen und Leiter*innen ihr Amt niederlegen, weil sie schlicht und einfach nicht mehr können, oder auch, weil unter solchen Personalnot führt in der Pflege dazu, dass verfügbare Bet- ten nicht genutzt werden können. Im Polizeibereich wird intensiv Personal gesucht und nicht ausreichend rekrutiert. Voraussetzungen ein Unterricht, hinter dem sie stehen Firmen suchen nach Facharbeitern und in der Gastronomie können, mit dem sie sich identifizieren, nicht mehr mög- fehlen Mitarbeiter*innen an allen Ecken und Enden. lich ist. Im Bildungsbereich gibt es schon seit längerer Zeit die mah- S okrates und überbordende Bürokratie, eklatanter nenden Stimmen, die auf den sich abzeichnenden Mangel Lehrer*innenmangel, immer schwierigere Lebens- an Lehrer*innen hinweisen. Personalstarke Jahrgänge, die realitäten und Probleme der Schüler*innen und Eltern, für die Pension anstehen, waren absehbar und gleichzeitig die Pandemie und deren Auswirkungen auf das System zu wenig neu ausgebildete Lehrkräfte, die zur Verfügung Schule – immer größere Brocken versperren den Weg stehen, lassen eine weitere Verschärfung des Problems er- und die Sicht auf das Schöne an der Arbeit und nehmen warten. die Luft für Neues. Die Personalvertretung und die Gewerkschaft haben auf die schwierige Situation der Pädagoginnen und Pädagogen E s gibt einige Vorschläge und Ideen, wie hier Abhilfe ge- aufmerksam gemacht. Die Belastungsgrenze ist für viele er- schaffen werden könnte, aber von der Präsidialleitung reicht und vielerorts auch überschritten. Entsprechende Hil- hört man viel zu oft: juristisch nicht möglich. Anstatt neue ferufe aus der Vorarlberger Schullandschaft kamen auch von Wege und Lösungen zu suchen, erhalten die Schulen ledig- Schulleiter*innen, Lehrer*innen und Elternvertreter*innen. B lich die Rückmeldung: Das darf man nicht! islang setzte man, um dem Lehrermangel entgegenzu- Der Dienstgeber entfernt sich immer weiter von den Schu- wirken, auch auf Werbung in anderen Bundesländern – len und weiß oft nicht mehr, wie die Realtität an den Schu- allerdings mit mäßigem Erfolg. Zudem werden pensionierte len ausschaut. Dabei wäre es höchste Zeit, Möglichkeiten Lehrerpersonen gebeten, wieder zu unterrichten, viele Teil- und Wege zu suchen, um die Lehrerschaft zu unterstützen zeitkräfte drängt man, mehr zu arbeiten. Außerdem wird bei und ihre Nöte ernst zu nehmen. den Maturant*innen für den Lehrerberuf geworben. Dass sich so Resignation ausbreitet, ist wohl allen klar. Nun sieht mittlerweile auch die Landesregierung die Brisanz der Lage etwas deutlicher und die Frau Landesstatthalterin Eine weitere Folge ist, dass sich immer weniger junge und zuständige Bildungslandesrätin kündigte ein mit dem Menschen dafür entscheiden, diesen wichtigen und wun- Bund zu vereinbarendes Maßnahmenpaket für Vorarlberg an. derbaren Beruf zu ergreifen. Die Pädagogische Hochschule Es ist unabdingbar für die Vorarlberger Landesregierung, hat einen traurigen Minusrekord an Student*innen. mit mehr Nachdruck an die Sache zu gehen. Weil dem ÖVP- Bildungsminister die massiven Probleme in Vorarlberg wohl W ir sind an dem Punkt angelangt, an dem wir uns nicht mehr ohne rot zu werden „chancenreichstes Land für Kinder“ nennen dürfen. Es muss endlich allen in die- auch nicht gänzlich egal sein können, müssen jetzt rasch konkrete Lösungen her. sem Staat klar sein, dass unsere Kinder die beste Ressour- ce für unser Land sind! Also muss sie gehegt und gepflegt M it ein bisschen Personalwerbung lässt sich das Prob- lem aber nicht lösen. Über eine Verkürzung der Leh- rerausbildung als Pilotversuch für Vorarlberg bis hin zu einer werden und benötigt die beste Unterstützung überhaupt. Attraktivierung des Lehrberufes generell, Möglichkeiten für Es braucht Lösungen, und zwar jetzt und sofort! Quereinsteiger*innen und Gehaltsfragen sind derzeit Stich- Es brennt. Jetzt heißt es löschen, Krisenplan und Neuauf- worte. Die Vorarlberger Landesregierung ist gefordert, ge- bau. Aber mutig und zeitgemäß. meinsam mit dem Bildungsministerium jetzt tätig zu werden und es nicht bei Ankündigungen zu belassen. schulnotizen 4/2021 3
Willis Rundschau Zukunftsschule oder Schule der Zukunft ZA-Vorsitzender Willi Witzemann (witzewilli@hotmail.com) Wir schreiben das Jahr 2042 und wie in den vergangenen Jahren freuen sich viele Kinder auf ihren ersten Schultag im August nach den 6-wöchigen Ferien. Die Erstklässler*innen sind sehr aufgeregt, werden sie doch bald als richtige Schüler*innen die Zukunftsschule betreten. Natürlich kennen sie das Gebäude schon sehr gut, befindet sich doch das „Kinderzentrum“ in unmittelbarer Nähe zu den Lernhäusern der Schule. Ja früher, als der Bodensee noch fast ker*innen und Schulexpert*innen wie es heute bei uns bald der Fall bis zum Schulzentrum reichte, nann- vor 20 Jahren den Mut hatten, die- sein könnte. te man die Zukunftsschule noch sen Weg für die Zukunftsschule ein- „Schule am See“, aber das ist schon zuschlagen. Angeblich wurde da- Was ist geschehen? Als allererstes eine ganze Weile her. Noch heute er- mals das ganze Schulsystem in eine wurde endlich einmal erkannt, dass innert unter anderem eine Urkunde Sackgasse manövriert. Kinder die größte und wichtigste im Eingangsbereich an die „Schule Ressource der Gesellschaft sind und am See“, als sie vor über 20 Jahren jeder Penny es wert ist, in den Nach- einen Staatspreis als innovativste Gratulation der „Schule am wuchs zu investieren. Des weiteren Schule Österreichs erhielt. See“ zum Staatspreis 2021 wurde erkannt, dass eine „effektive Führung auf allen Ebenen des Sys- Was damals als Innovation galt, ist als innovativste Schule tems“ einen entscheidenden Ein- heute eine Selbstverständlichkeit. Österreichs! fluss auf die Schulentwicklung hat. In den Lernhäusern spielt sich nicht nur Schule im früheren Sinne ab, Zurück ins Jahr 2021: Ein Element effektiver Führung be- nein, hier wird auch experimentiert, Ich gratuliere der „Schule am See“ stand im „rasing aspirations“ von studiert, gespielt und gemeinsam recht herzlich zum Staatspreis Schüler*innen, Eltern und Lehrper- die Freizeit gestaltet. Hier sind auch 2020/21 als innovativste Schule Ös- sonen. Dies bedeutet, das Vertrauen immer wieder einmal die Kinder der terreichs. Dieser Schulpreis darf als aller Beteiligten im System Schule so angrenzenden Spielgruppen zu Be- wichtiger Schritt gesehen werden, zu erhöhen, dass die Lernenden viel such und freuen sich auf einen klei- wie Schule in der Zukunft funktionie- erreichen können. nen Austausch. ren kann. Dieser Preis muss anregen, Genau hier kommen die Schulleitun- motivieren und zwar weit über Hard gen in den Fokus: Die Lehrer*innen betreuen, bera- hinaus. ten, motivieren und leiten die Grup- Die Schulleiter*innen dieser Schu- pen. Manchmal müssen sie jedoch „Lernentwicklungsberichte“ und len sind einzig und alleine für das auch einschreiten, wenn sich einige „Lernentwicklungsgespräche“ er- Leadership zuständig. Mit unter- Schüler*innen der höheren Jahrgän- gänzen das bisherige KEL-Gespräch. schiedlichen Zugängen motivierten ge nicht „grün“ mit den jüngeren „Sozialkompetenz und Integration die Direktor*innen das Leadership- Mitschülern sind. Meistens jedoch werden großgeschrieben“, so die helfen die älteren Schüler*innen der Jury. Natürlich gibt es noch viele an- Lernhäuser den jüngeren sehr ver- dere Schulen, die vor den Vorhang ständnisvoll, wenn es Probleme gibt. gehören, nur es bleibt den meisten Die Direktorin kümmert sich der- keine Zeit mehr, über Qualität zu dis- weilen um die Lehrer*innen, unter- kutieren und Leadership zu leben. stützt diese und besucht sie fast täg- lich. Sie hat immer einen Spaß parat Es gäbe auch noch andere bemer- und ist meist sehr guter Laune. kenswerte Schulentwicklungen. Eine In der Direktion rauchen die Köpfe davon wurde in einer Studie von beim Verwaltungspersonal, wenn Mag. Dr. Roland Bernhard von der wieder einmal ein Fehler im neu- Universität Salzburg veröffentlicht. en Abrechnungstool auftritt. Dann Er untersuchte in einem Forschungs- kommt meist rasch Hilfe aus Bregenz projekt die Londoner Brennpunkt- angebraust. schulen, die vor 20 Jahren noch als die schlechtesten in ganz England Der Lehrkörper ist immer noch sehr galten. Damals stand das System froh darüber, dass einige Politi- Schule ebenso kurz vor dem Kollaps, 4 schulnotizen 4/2021
Kommentar Team, beraten einzelne Kolleg*innen, hochwirksam beschrieben. suchen gemeinsam nach Lösungen Und was geschieht bei uns? Die Rare bzw. Verbesserungen. Workshops, Schulleitungen können nicht mehr Projektarbeiten, Exkursionen uvm. das tun, wofür sie ausgebildet wur- Highlights ermöglichen einen interessanten den: Erziehen, Leiten und Führen. und abwechslungsreichen Schul- Stattdessen wird evaluiert, gezählt, Kommentar des Vorsitzenden alltag. Gewinner von Schulpreisen dokumentiert, archiviert und admi- des DA-Dornbirn wurden eingeladen, ihre Konzepte nistriert. Andreas Angerer vorzustellen und mögliche Umset- zungsvorschläge für andere Schulen Dadurch bleibt den Direktor*innen Es „verfolgen“ mich ziemlich oft bad zu diskutieren. immer weniger Zeit, sich mit den news: ignorante Impfgegner, stei- Lehrer*innen auszutauschen, ge- gende Coronazahlen, türkise Verfeh- schweige denn, zu führen, da sie lungen (um es nett auszudrücken), „Die Schulleitungen können mit der Administration total einge- unglaublich anstrengende Erstkläss- nicht mehr das tun, wofür deckt werden. Will man eine Schule ler an meiner MS (vermutlich auch der Zukunft, muss dieser Umstand sie ausgebildet wurden.“ „coronageschädigt“). schleunigst beseitigt werden! Nur so können Direktor*innen auch wieder Eine intensive professionelle Ausei- leiten und für die Schule und nicht Diese Liste ließe sich problemlos nandersetzung mit der Unterrichts- für das Ministerium da sein! Das fortsetzen, ABER es gibt sie noch: die arbeit der Lehrpersonen ist ein Schlimmste an der gegenwärtigen highlights, die weniger werden, aber zentraler Hebel für Schulverbesse- Situation ist aber: ALLE wissen dies, noch da sind: rungen. Das individuelle Feedback aber niemand fühlt sich im Stande, Moritz, 4. Klasse MS, muss bei mir nach kurzen Unterrichtsbeobach- dies zu ändern. Auf geht‘s meine Da- ein Deutschreferat halten, aber der tungen durch Schulleitungen („walk- men und Herren Entscheidungsträ- Junge bringt kein Thema, also be- throughs“, „learning walks“) wird als ger! Packen wir‘s an und zwar sofort! kommt er von mir eines: „Nelson Mandela“ – natürlich noch nie ge- hört! Ich erkläre ihm, dass Mandela LEHRER*iNNEN-APP Diese Lehrer*innen-App gibt es im App Store und auf Google für mich ein Held gewesen sei und ich eigentlich bei diesem Begriff sehr Play unter „Freie Lehrer*innen“. vorsichtig wäre. Neue Service-App für Das Interesse war geweckt, denn Vorarlberger Moritz und ich verstanden uns vier Pflichtschullehrer*innen Jahre ausgezeichnet! Wer war wohl • von Pädagog*innen für für Herrn Angerer ein Held? • Pädagog*innen • kostenlos Moritz hielt das Referat und es war beindruckend: passende Bilder, • übersichtlich strukturiert Apartheid und natürlich die Person • mit Push- und Chatfunktion Mandela. Gegen Ende meinte Mo- • laufende Erweiterungen mit ritz: „Mandela hätte die Weißen ver- Infos für den Schulalltag jagen können und es wäre zu einem Bürgerkrieg gekommen, stattdessen Schulrelevante Themen streckte er denjenigen, die ihn jah- schnell und griffbereit relang eingesperrt hatten, die Hand hin und wollte Versöhnung. Ich ver- Newscenter stehe jetzt, warum dieser Mann für (wöchentliche Infos) Sie ein Held war, Herr Angerer.“ Für o Rechtsfrage der Woche mich, der die Zelle Mandelas auf Lehrer*innenlexikon o Unterrichtstipps Robben Island mit eigenen Augen Termine o Mittwochsinfos gesehen hat, war das schon berüh- Bildungsreisen o Bildungspolitik rend, wenn ein Vierzehnjähriger so Service o Veranstaltungen redet. weitere Medien o und vieles mehr Kontakte Auch wenn sie rarer werden, es gibt sie noch - die Highlights. schulnotizen 4/2021 5
Schule international Meine Zeit in Kanada – Unterrichten am anderen Ende der Welt Jana Maria Hagspiel, Lehrerin der VS Koblach (jana.hagspiel@hotmail.com) Es war im Sommer 2016, als mein österreichischen „Bachelor of Edu- ein sehr strenges Aufnahmever- Partner ein Jobangebot in Kanada – cation“ in einem fremden Land zu fahren hat und ein österreichischer genauer gesagt Vancouver – bekam. unterrichten. Und das, obwohl der „Bachelor of Education“ nicht Titel international ist. gleich einem kanadischen „Bache- Nachdem ich gerade mein Studium lor of Education“ entspricht. Selbst für das Volksschullehramt an der Die erste Hürde stellte mein Ar- als „Substitute teacher“ bzw. Sprin- PH Wien abgeschlossen hatte, ent- beitsvisum dar. Ich hatte zwar ein gerin konnte man mich nicht ein- schlossen wir uns dazu, das Aben- „Open Workpermit“, mit dem ich stellen. teuer gemeinsam zu wagen. eigentlich überall arbeiten durfte, jedoch waren der pädagogische „Ich stellte bald fest, Wir packten alle unsere Sachen in Bereich und die Arbeit mit Kindern einen Container und übersiedelten davon ausgenommen. dass ein österreichischer im Jänner 2017 nach Vancouver. „Bachelor of Education“ Um diese Klausel loszuwerden, nicht gleich einem Sobald wir alles Organisatorische musste ich mich zunächst einem kanadischen „Bachelor of mit Visum und „Work Permit“ er- Gesundheitscheck unterziehen. Education“ entspricht.“ ledigt und ein neues Zuhause ge- Doch dem nicht genug: Damit ich funden hatten, ging es für mich auf mein neues Arbeitsvisum ohne Ein- Jobsuche. schränkung bekam, musste ich au- Also versuchte ich es bei einer Wal- ßerdem einmal aus dem Land aus- dorfschule. Nach einem sehr netten Ich muss sagen, ich hatte mir das und wieder neu einreisen. Gespräch mit dem Direktor stell- Ganze etwas einfacher vorgestellt. te sich auch dort heraus, dass sie Ursprünglich bin ich mit der Einstel- Zum Glück liegt Vancouver nahe mich nicht einstellen konnten, weil lung „Lehrpersonen werden auf der an der Grenze zu den USA und wir mir die „Teaching Branch Number“ ganzen Welt gebraucht“ ausgewan- entschlossen uns dazu, einen Kurz- fehlte. dert. trip nach Seattle zu machen. Bei der Rückreise nach Kanada bekam Um diese Nummer zu bekommen, Leider bin ich recht schnell auf den ich ein neues Arbeitsvisum und ich hätte ich noch einmal studieren Boden der Tatsachen zurückgeholt durfte mich nun für Stellen im päd- müssen. Da ich aber gerade erst mit worden und habe festgestellt, dass agogischen Bereich bewerben. meiner Ausbildung fertig geworden Lehrpersonen sehr wohl auf der war, wollte ich vorerst nicht noch ganzen Welt gebraucht werden, es Ich stellte bald fest, dass das öf- einmal die Schulbank drücken. aber nicht so einfach ist, mit einem fentliche kanadische Schulsystem Ich machte mich weiter auf die Su- che und fand eine deutschsprachige Privatschule, die „Vancouver West- side German School“. Da gerade „Spring Break“ war, beschloss ich, im April zum Tag der offenen Tür zu gehen und mich dort vorzustellen. Nach einem netten Gespräch mit der Administratorin traf ich auf die Direktorin der Schule, die mir nach fünf Minuten sofort einen Job als Assistenzlehrerin anbot. Sehr glücklich über meine erste Ar- beit als Lehrerin konnte ich bis zum Ende des Schuljahres gemeinsam 6 schulnotizen 4/2021
Kommentar ten Klasse begleitete. Neben dem Vermitteln der deutschen Sprache Legt die durften natürlich auch die deutsch- sprachige Kultur und Feste wie Ni- Beine hoch! kolaus, Weihnachten und Ostern nicht fehlen. Kommentar von Saskia Koller, In den Senior-Klassen, die ich un- Lehrerin an der VS Feldkirch-Tisis, terrichtete, war das Ablegen der Obfrau des SLV A1- bzw. A2-Prüfung ein wichtiger Bestandteil des Lehrplans. Wenige Wochen nach Schulbeginn hat der Lehrer*innenalltag wieder Ich bekam außerdem die Anfrage eingesetzt. Schon jetzt haben wir eines deutschen Vaters, ob ich In- das Gefühl, im Lernstoff hinterher- teresse daran hätte, im Osten der zuhinken, nicht fertig zu werden. mit einer Kollegin, die ursprünglich Stadt einen deutschsprachigen Un- Zeitgleich fühlt es sich – gemessen aus der Schweiz kam, eine dritte terricht für eine Kindergruppe an- an der Belastung und Erschöpfung Klasse in DaZ unterrichten. zubieten. Gemeinsam mit einer Kol- – an, als hätten wir schon das halbe legin, die zufälligerweise auch aus Schuljahr hinter uns gebracht. Im Gespräch mit den anderen Kol- Vorarlberg kam, nahmen wir das Im Schulalltag gibt es genauso viel leginnen an der Schule, alles Leh- Angebot an und brachten Kindern zu tun, wie eh und je. Wir pendeln rerinnen aus Deutschland bzw. der von fünf bis sieben Jahren spiele- zwischen Unterricht, Elternarbeit, Schweiz, fand ich heraus, dass auch risch die deutsche Sprache und Kul- Vor- und Nachbereitung, Projekten, sie Probleme hatten, im öffentli- tur bei. Konferenzen, Fortbildungen etc. hin chen Schulsystem einen Job zu be- und her. Der Herbst geht in den Win- kommen. Da ich nun an zwei Schulen unter- ter über. Es ist dunkel und kalt. Wir richtete und immer mehr in der sind müde und ausgelaugt. Nachdem das Schuljahr vorbei war, deutschsprachigen Community bekam ich in den Sommerferien die Fuß fasste, wurde ich von einigen Gerade deshalb möchte ich diese Zei- Möglichkeit, gemeinsam mit einer deutschsprachigen Eltern angespro- len unserer psychischen und emotio- Kollegin der deutschen Schule ein chen, ob ich auch Privatunterricht nalen Lehrer*innengesundheit wid- deutsches Sprachcamp zu leiten. geben würde. Nachdem ich immer men. Wir wissen, dass die Gefüh- mehr Anfragen bekam, machte ich le der Erschöpfung und Müdigkeit Außerdem hatte ich mich bei einer mich schließlich selbstständig und nicht überhand nehmen dürfen. Wir Sprachschule für Erwachsene bewor- unterrichtete Kinder und Jugendli- wissen, dass wir uns einen Ausgleich ben und durfte dort zweimal in der che im Alter von 6 bis 16 Jahren im im Alltag schaffen dürfen. Wir wis- Woche einen Deutschkurs geben. Bereich DaF und DaZ. sen, dass unsere Lieblingsmenschen und Lieblingsbeschäftigungen Platz Im neuen Schuljahr bekam ich an Im Mai 2020 entschlossen wir uns, haben dürfen. der „Vancouver Westside German zurück nach Österreich zu gehen School“ dann meine eigene erste und die Zeit in Kanada hinter uns zu Das Wissen allein reicht aber nicht Junior-Klasse, die ich bis zur drit- lassen. aus. Oft kostet es einige Mühe, sich bewusst dem Ausgleich und den Für diese Zeit, die Lieblingsmenschen hinzugeben, der zwar mit anfänglichen Schule auch einmal den Rücken zu- Schwierigkeiten ver- zukehren, etwas liegen zu lassen, bunden war, bin ich manche Dinge nicht zu wichtig zu jedoch sehr dankbar nehmen. und würde diese Er- Tut es! Kümmert euch aktiv um euch fahrung jederzeit wie- und eure Gesundheit! Nehmt euch der machen wollen. Zeit! Widmet euch euren Hobbies! Stärkt die Verbindung mit lieben Menschen! Unternehmt, wofür ihr nie Zeit hattet! Legt einfach mal die Beine hoch! schulnotizen 4/2021 7
Laudatio Arno Geiger Die Tür zum Glück geht nach außen auf Festrede zur Verleihung des Toni-und-Rosa-Russ-Preises 2021 Sehr verehrte Damen und Her- In meiner Kindheit gab es im Herr geboren. Du hast das nie ren, in Russland ist der 1. Sep- Sommer so herrliche Vierteiler, kennengelernt, wie das is, wenn tember der traditionelle Tag des manche werden sich vielleicht man sich in Schlaf heult, wenn Schulanfangs, der sogenannte erinnern, Die Schatzinsel, Micha- man Hunger hat, und der kleine Tag des Wissens. Der war ges- el Strogoff. Der Seewolf mit Rai- Bauch nagt einem und nagt, als tern. Heute ist der Todestag von mund Harmstorf als Wolf Larsen, hätt man eine Ratte drin. Es kann Toni Russ und, jeder Tag hat sei- der mit roher Faust eine rohe nich gut werden, Hump. Wenn nen Kummer und seine Freude, Kartoffel zerquetscht. Im jetzt zu ich möcht morgen Presedent der internationale Tag der - - Ko- Ende gehenden Sommer habe von de Vereinigten Staaten sein, kosnuss. Ausgerechnet, das habe ich Der Seewolf gelesen, ein her- wie könnt mich das den Bauch auch ich mir gedacht. Mir ist vorragendes Buch. Der Ich-Erzäh- füllen für die Zeit, wo ich ‘n klei- dann gleich ein Zitat aus dem ler, ein schiffbrüchig gewordener, ner Junge war? [...] Und da bin Film Die Ritter der Kokosnuss ein- aus dem Meer gefischter Schrift- ich nu. Seh mir an! Seh mir an! gefallen, da sagt einer: „Wenn ich steller ist zunächst dem Schiffs- Wieder die Rippen mit Fußtritten einmal in Fahrt bin, halten mich koch unterstellt. Und dieser vom Rücken geschlagen. Vor acht keine zehn Pferde.“ Und ein an- Schiffskoch, Thomas Mugridge, Glasen werd ich Blut spucken. derer Ritter sagt: „Wir haben hier Smutje genannt, bekommt öfters Wie kann mich das wiedergut- ohnehin nur sieben Pferde.“ einmal Prügel, weil er sich nie gemacht werden? Wer wird das wäscht. Gerade eben hat man tun? Gott? - Wie mir Gott muss ihm ein paar Rippen gebrochen, gehasst haben, als er mir anheu- und er klagt dem feinen Pinkel, ern ließ für eine Fahrt in seine der der Schriftsteller in seinem verfluchte Welt!« - - bisherigen Leben war, sein Leid: Verehrte Damen und Herren, »Nie hab ich ‘ne Möglichkeit ge- Der Seewolf von Jack London, habt, nich mal ‘ne halbe Möglich- erschienen 1904, und immer keit! Wer war da, mir auf Schule noch gültig. Smutje, der Schiffs- zu schicken oder was zu essen in koch, spricht einige schmerzhaf- mein hungrigen Bauch zu stopfen te Punkte an, und der wichtigste oder mich die blutige Nase ab- ist, finde ich, dass es irgendwann zuwischen, als ich ‘n Junge war? nicht mehr gut werden kann, Wer hat je was für mich getan, wenn man in der Kindheit im he? Wer, frag ich?« Stich gelassen worden ist von »Lass es gut sein, Tommy«, sag- Eltern, die ihre Elternpflicht nur te ich und legte ihm beschwich- schlecht oder gar nicht erfüllt 2. September - es passiert viel tigend die Hand auf die Schulter. haben oder erfüllen konnten, an einem Tag. Hat heute jemand »Nur Mut, Tommy. Es wird alles und im Stich gelassen von einer Geburtstag? Falls ja, ich gratu- noch gut. Du hast noch ein langes Gesellschaft, die sich zu wenig liere von Herzen! Lieber Hubert Leben vor dir und kannst aus dir kümmert. Löffler, ich gratuliere heute noch machen, was du willst.« Hubert Löffler sagt im Gespräch, öfters von Herzen. ... 2. Septem- »Das is ‘ne Lüge! ‘ne verdamm- Mitte der neunziger Jahre seien ber: Der Sommer neigt sich, die te Lüge!«, schrie Smutje mir ins Sozialgelder gekürzt worden, der Zwetschgen holen sich das Blau Gesicht und schüttelte meine Staat habe sich wichtiger sozia- vom Himmel, der Himmel wird Hand ab. »Das is ‘ne Lüge, und du ler Verpflichtungen entschlagen, blasser, die geisterhaften Tage weißt es. Ich bin schon gemacht, und er, Hubert Löffler, habe das nahen, wir wissen, die tiefen Ne- aus Resten und Abfall bin ich nicht hinnehmen wollen, er habe bel und die hohen Herren gewin- gemacht. Für dir is alles in Ord- sich gesagt: „Es muss etwas ge- nen immer - am Ende des Jahres. nung, Hump. Du bist als feiner schehen.“ Und wenn hier einer 8 schulnotizen 4/2021
Laudatio sagt, es muss etwas geschehen, Sie erinnern sich an Die Ritter schöpfen. Und dort, wo der Anteil meint er, dadurch, dass die öf- der Kokosnuss, an die sieben zur an schwächeren Schülern größer fentliche Hand sich zurückzieht, Verfügung stehenden Pferde, wo ist, bleibt die Klassengröße dem verändert sich die Welt, und er zehn nötig wären. Zufall überlassen, dort kann man selbst ist ebenfalls bereit, die Beim Thema Bildung reichen bei keinen Aufnahmestopp verkün- Welt zu verändern, nur mit dem mir auch zehn Pferde nicht, falls den im günstigen Moment mit Unterschied, er will sie nicht zum man nach den drei fehlenden Blick auf den Aufteilungsschlüs- Schlechteren verändern, son- schon geschickt hat. sel. Der Staat benachteiligt sei- dern zum Besseren. Es ist dies ne eigenen Schulen, bevorzugt eine sehr konkrete Situation, die „Die kapitale Bedeutung der die privaten Schulen und bezahlt nicht losgelöst stattfindet vom Bildung für den Menschen, auch noch dafür. Verehrte Da- Gesamten, von der Gesellschaft. men und Herren, wenigstens im Es findet Bewegung statt, das Zu- für seine gesellschaftliche Reiche Liliput, bei den Kindern, rückziehen des Staates auf der Stellung und für seine sollte im öffentlichen Raum Fair- einen und das nach vorne Gehen Zukunft, also für die ness und Gleichberechtigung an- eines Einzelnen auf der anderen gestrebt werden. Die öffentli-che Seite, die beiden Bewegungen Zukunft eines jeden Kindes, Hand sollte Ungerechtigkeit nie gleichen einander weitgehend ist bekannt.“ fördern, das kann nicht ihre Auf- aus und die Welt bleibt im Gro- gabe sein. ßen und Ganzen die gleiche. Aber Die Existenz einer sozialen Lei- Hubert Löffler sagt, sein Kernan- sie hätte auch schlechter werden ter mit oben und unten wird liegen sei eine gerechtere Welt, können, wäre der Einzelne nicht niemand bestreiten, es wird sie dafür sorgen, dass wir uns einer nach vorne gegangen. immer geben. Aber man soll die gerechten Welt weiter annähern. Grundsätzlich bin ich dagegen, Sprossen nach oben nicht mit Die kapitale Bedeutung der Bil- dass Privatinitiativen einsprin- Seife einschmieren, das ist un- dung für den Menschen, für sei- gen, wo das Gemeinwesen ver- gehörig. Es erstaunt mich, dass ne gesellschaftliche Stellung und sagt. Das amerikanische System es auch in Vorarlberg staatliche für seine Zukunft, also für die Zu- behagt mir nicht, wo geholfen Brennpunktschulen gibt, die kunft eines jeden Kindes, ist be- wird, solange es jemanden gibt, von Privatschulen quasi umzin- kannt. Bildung ist mit weitem Ab- der bereit ist, sich zu engagieren, gelt sind. Es erstaunt mich, dass stand das beste Kapital, das man und wenn das Spendengeld nicht die Privatschulen - ich rede von Kindern mitgeben kann. Trotz- reicht, wird zwar den einen ge- Volksschulen, von den Schulen dem lassen wir es leichtfertig zu, holfen, aber den anderen nicht, für die Kleinsten und Kleinen - dass sich Blasen bilden, Schulen, und wenn das Spendengeld aus- sich die Schüler aussuchen dür- die schlecht durchmischt sind, geht, wird halt keinem geholfen, fen, die Lehrer aussuchen dürfen übrigens beiderseits. Denn auch Pech gehabt. und auch aktiv Einfluss auf die die Privatschulen sind schlecht Apropos Pech gehabt. Hubert Klassengrößen nehmen dürfen, durchmischt. Man muss das ein- Löffler, der, wie wir gehört haben, was den staatlichen Schulen ver- mal gesehen haben, wenn man aus einem Randgebiet kommt, wehrt bleibt. Dabei wären gera- eine Frage stellt und ausnahms- aus einer Grenzlage, sagt, das de in den privaten Volksschulen los alle Kinder heben die Hand, Netz für Kinder kümmere sich um kleinere Klassen nicht so wichtig, das hat geradezu etwas Beunru- Kinder aus Randgruppen, aus am wie gesagt, man sucht sich die higendes, da fehlt dann doch et- Rand befindlichen oder an den Schüler eh aus, alles Unbequeme was, wie soll ich‘s sagen, so we- Rand gedrängten Gruppen - wo- kann man ablehnen, ADHS, das nig Vielfalt kann nicht erwünscht bei bekannt ist, dass in unserer wollen wir nicht. In den staat- sein, eine Art Monokultur. Und in Gesellschaft nicht nur Grund- lichen Schulen sitzt eine ver- den Brennpunktschulen, wenn‘s stücke („Böda“) vererbt werden, gleichsweise wilde, zufällige und hart kommt, halten sich diejeni- sondern auch Armut und Bil- doch nicht zufällige Mischung, gen, die dem Stoff nicht folgen dungschancen. Vielleicht sollte weil die Privatschulen die meis- können, für Durchschnitt, weil ja ich sagen: die Bildungsnachteile ten Kinder aus alteingesesse- die meisten dem Stoff nicht fol- werden vererbt. Das ist system- nen, ökonomisch starken und gen können. Es fehlen die guten immanent. bildungsbewussten Familien ab- Schüler als Vorbild und als Un- schulnotizen 4/2021 9
Laudatio terstützung für die Schwachen. dänischen Philosophen des trauen aufbauen. Erst wenn das Auch eine Art Monokultur zum 19. Jahrhunderts. Kierkegaard Vertrauen aufgebaut ist, hat das, Schaden aller. schreibt: „Die Tür zum Glück was man den Kindern sagt, Ge- Bildungsnachteile werden, wie geht nach außen auf.“ Er meint wicht. In der Gesellschaft nimmt gesagt, vererbt. Wenn ein Kind damit, dass man das Glück nicht man sich für das Aufbauen von von der Gesellschaft benachtei- im Rückzug findet, sondern im Beziehungen immer weniger ligt wird, werden die Mankos Hinausgehen. Hubert Löffler ist Zeit. Alle wollen flexibel sein und später weitergegeben. Selbst hinausgegangen, zu den Leuten, flexibel bleiben und immer mehr mittelfristig kommt das teurer als und er kommt mir glücklich vor, Menschen sind vor allem mit sich jede nur denkbare Unterstützung nicht nur heute, auch im Alltag. selbst beschäftigt. So wird es im- in der Kindheit - damit vielleicht Hohe Hecken beschützen davor, mer schwieriger, jemanden für auch Kinder aus benachteiligten dass jemand in den Garten hin- ein Ehrenamt zu gewinnen. Das Familien verwirklichen können, einsieht, aber hohe Hecken be- ist ein Problem, denn unsere Ar- was das Leben als Möglichkeit schützen einen nicht vor der Fra- beit ist, wie gesagt, beziehungs- theoretisch für sie bereithält. ge, wofür man lebt. Es scheinen orientiert.“ Ich möchte, da ich nicht gerne doch sehr viele Menschen gera- Wenn ich selber mit Menschen über Abwesende rede (und wenn de aus unserem privilegierten meines Alters zu tun habe, sagen ich hier über Randgruppen rede, Milieu bei der Frage, warum sie sie früher oder später: »Ich muss rede ich über Abwesende), noch leben, keine Antwort zu finden. mehr auf mich schauen.« Ich einmal auf die Monokultur in sage das auch mit Blick auf die manchen Schulen zurückkom- „Erst wenn das Vertrauen Arbeit oder mit Blick auf andere men. Ich halte es für falsch auch Menschen, die mir auf die Ner- aus Elternsicht, dass die gut ge- aufgebaut ist, hat das, ven gehen: »Ich muss mehr auf förderten Kinder aus bildungsna- was man den Kindern sagt, mich schauen.« Aber vielleicht hen, ökonomisch starken Famili- Gewicht.“ ist das ein Denkfehler. Noch nie en unter sich bleiben. Die Kinder habe ich von jemandem gehört: müssen nicht einmal mehr ins Ich muss weniger auf mich schau- Strandbad, denn sie haben ei- Alles pipifein und alles zackzack. en. Solche Einbahnstraßen sind nen eigenen Pool. Eigenen Schul- Aber wozu das Ganze? Das bleibt interessant. Alle sagen dassel- weg haben sie auch nicht, weil unbeantwortet. be, niemand sagt das Gegenteil. sie herumgefahren werden, sie Wolf Larsen, der Seewolf, nimmt Das Gegenteil ist gesellschaftlich kommen zu wenig mit der Welt den schiffbrüchigen Schriftsteller nicht vermittelbar. in Berührung. Ihre Eltern fühlen an Bord, und - das ist sozusagen Es braucht Mut, weniger auf sich sich nicht den Leuten zugehörig, der Clou - er weigert sich, die selbst und mehr auf andere zu sondern der Welt, in Wahrheit ausgemachte Landratte umge- schauen. Es braucht Mut, die Tür gehören sie weder zum einen hend wieder an Land zu setzen, nach außen aufzumachen. Je- noch zum andern, sie gehören zu er sagt, sie seien auf dem Weg mand, der sich wie Hubert Löff- ihrer sozialen Klasse. in die Beringsee zur Robbenjagd, ler sozial engagiert, macht die Ich glaube nicht, dass Abschot- einen Hafen würden sie erst in Tür nach außen auf, auch jemand tung glücklich macht, große He- vier oder fünf Monaten wieder der sich um seine bürgerlichen cke ums Haus, großes Auto, Ab- anlaufen. Er brauche einen Kü- Pflichten kümmert und politisch schottung vom Kindergarten bis chenjungen, der Schöngeist und tätig ist, macht die Tür nach au- hinauf zur Privatuniversität. So Schriftsteller solle das Amt des ßen auf, ein Akt von ungeheurer sieht die momentane Entwick- Küchenjungen übernehmen, Wichtigkeit, vor dem ich großen lung aus. Die Kinder werden viel zum Wohl seiner Seele und da- Respekt habe. Dort draußen sind zu früh in eine Anpassungsge- mit er einmal etwas vom Leben Menschen sehr unterschiedlicher sellschaft hineingeschoben, das mitbekomme. Die Tür zum Glück Natur, dort befindet sich die uns Zweiklassenschulsystem, das ein geht nach außen auf. gemeinsame Welt - dort befindet soziales Zweiklassenschulsystem Hubert Löffler sagt im Gespräch, sich das mögliche Glück. ist, hemmt mehr als es fördert. der wichtigste Grundsatz im Die Erfahrung von Vielfalt und Netz für Kinder sei, ich zitiere: Ich gratuliere Hubert Löffler sehr, Gerechtigkeit bringt Kindern „Es braucht Zeit. Wir betreuen sehr herzlich zum Toni-und-Rosa- mehr, sie profitieren mehr. Kinder ein Jahr, zwei Jahre, teil- Russ-Preis. Und Ihnen, verehrte Es gibt einen interessanten Satz weise länger. Die Arbeit ist bezie- Damen und Herren, danke ich für von Sören Kierkegaard, dem hungsorientiert, man muss Ver- Ihre Aufmerksamkeit. 10 schulnotizen 4/2021
Schulservice SPEZIALPOOL Schulinterne Zusatzstunden für Erziehungsarbeit mit Schüler*innen Lehrer*innen stoßen in ihrer pädago- Hierfür können Lehrer*innen bis zu w w w. f r e i e l e h r e r. a t gischen und erzieherischen 8 Zusatzstunden erhalten. In begrün- Arbeit nicht selten auch an Grenzen. deten Fällen ist eine Verlängerung Um sich intensiver mit bestimmten möglich. Schüler*innen beschäftigen zu können, gibt es den Spezialpool. Wie komme ich zu diesen Stunden? Grundsätze • Auf der Homepage der Bildungs- direktion findet man sämtliche • Im Vordergrund steht die Unterlagen: präventive Arbeit. Bildungsdirektion Vorarlberg /Service/Formulare-Anleitungen/ • Diese Stunden dienen vor Pädagogische Angelegenheiten allem der Beziehungsarbeit www.bildung-vbg.gv.at/service/ zwischen Lehrer*innen und formulare/paedagogik.html Schüler*innen. • Die Lehrperson schreibt einen • Lehrer*innen sollen Zeit für kurzen Bericht, der von der Gespräche und gemeinsame Schulleiterin / dem Schulleiter Aktivitäten haben. bestätigt wird. • Anlässe können sein: Probleme • Eine Kommission, bestehend aus im Elternhaus, Tod oder schwere zwei Personalvertreter*innen und Erkrankungen von Bezugsper- einem / einer Vertreter*in der sonen, Integrationsprobleme, Bildungsdirektion, teilt die besondere Ereignisse im Leben Stunden zu. des Schülers / der Schülerin. • Nach den Fördermaßnahmen ist • Dieses Angebot kann kurzfristig eine schriftliche Rückmeldung beantragt werden. verpflichtend. Willi Witzemann Alexandra Loser Hannes Nöbl Vors. Personalvertretung Vors. Stellvertreterin im ZA Mitglied im ZA 0664 26 85 716 0664 16 25 988 0660 52 72 105 willi.witzemann@vorarlberg.at alexandra.loser@vorarlberg.at hannes.noebl@pts-feldkirch.at schulnotizen 4/2021 11
Rechtslage Sie fragen, wir antworten. Willi Witzemann, Alexandra Loser Jubiläumsgeld Geheime Abstimmung bei tung mitteilst, dass du wieder ? genesen bist und ab … wieder Ich sollte als beamtete konferenzen ? arbeitest. Lehrerin in diesem Schul- Ich hätte gerne bei jahr mein Jubiläumsgeld einem Punkt in der ausbezahlt bekommen. Schulkonferenz eine Pendlerpauschale trotz Allerdings habe ich ledig- geheime Abstimmung. lich eine halbe Lehrverpflichtung. Homeoffice ? Unsere Direktorin ver- Erhalte ich dann nur das halbe Ju- weigert dies. Darf sie das? Vom Amt der Vorarl- biläumsgeld ausbezahlt? § berger Landesregie- § Geheime Abstimmun- rung habe ich im Ka- Im Gehaltsgesetz heißt es lenderjahr 2020 das gen sind in einer unter §20, dass beamtete Pendlerpauschale wei- Lehrer*innenkonferenz Lehrpersonen die Jubi- terhin berücksichtigt bekom- nicht vorgesehen. Dies läumszuwendung in der men, obwohl ich lange Zeit im würde auch mit der Höhe des Monatsbezugs, Homeoffice war. Muss ich et- Vorschrift, dass es keine Stimm- welcher der besoldungsrechtli- was zurückzahlen? enthaltung geben darf, nicht ver- § chen Stellung im Monat des Jubi- einbar sein. Denn bei einer ge- läums entspricht, gebühren. Also Nein. Es wurde eine heimen Abstimmung wäre eine der volle Gehalt. Achtung, dies gilt eigene gesetzliche Be- Stimmenthaltung nicht kontrol- nicht für Vertragslehrpersonen! stimmung geschaffen, lierbar. die vorsieht, dass das Pendlerpauschale auch Fortbildungskosten während der Zeit zusteht, in der Krankenstand und ? COVID-19-bedingt Telearbeit ge- Kann ich meine Fort- Dienstfähigkeit leistet wurde. ? bildungskosten bei der ANV geltend machen? Ich bin seit einigen Tagen im Krankenstand. Dieser dauert noch eine Woche. Teilnahme an § Ja Eine Fortbildung liegt Da ich mich wieder gesund Konferenzen ? vor, wenn bereits eine fühle, möchte ich meine Arbeit als Lehrer wieder aufneh- Wir haben am Mittwoch- berufliche Tätigkeit nachmittag Konferenz. ausgeübt wird und die men. Mein Direktor ist sich aber nicht sicher, ob das möglich ist. Das ist mein schulfreier Bildungsmaßnahmen Tag. Muss ich trotzdem § der Verbesserung von Kenntnis- daran teilnehmen? Im Krankenstand darfst § sen und Fähigkeiten in Ausübung dieser Tätigkeit dienen. Fortbil- du auch nicht arbeiten. Ja. Die Teilnahme an dungskosten sind als Werbungs- Du hast aber trotzdem Schulkonferenzen gehört kosten abziehbar. Auch kauf- die Möglichkeit, deinen zu den Dienstpflichten männische oder bürotechnische Dienst wieder aufzu- der Landeslehrer*innen. Grundausbildungen sind ohne nehmen. Das liegt aber in deiner Lehrer*innen können ge- Prüfung einer konkreten Ver- Verantwortung. Voraussetzung nauso auch an ihren unterrichts- wertbarkeit im jeweiligen Beruf ist, dass du deinem Versiche- freien Nachmittagen zum Supplie- abzugsfähig rungsträger sowie der Schullei- ren eingeteilt werden. 12 schulnotizen 4/2021
Schulalltag Wie geht es euch? Lehrer*innen der VS Dornbirn-Wallenmad Wir sind ein Kollegium zwei verschiedener Jahrzehnte. Acht von uns sind in den 60er Jahren geboren. Sie sind für die jungen Kolleg*innen wichtige Ansprechpartner und Unterstützer, aber oftmals auch Mahn- mal dafür, was schieflaufen kann. Von diesen acht arbeitet nur noch ein Einziger in Vollbeschäftigung. Die meisten wollen und können ihr Pensum nicht erhöhen. Und alle, die im Dienst sind und waren, verstehen das. Neun von uns sind unter 35. In die- nicht noch mehr belasten will? Wer men mehr (wie beispielsweise sem Alter sollte man locker in der krank ist, sollte doch ohne Bedenken die Einführung von Deutschklas- Lage sein, einen Beruf zu stemmen im Bett bleiben können. Aber dafür sen oder das Herabsetzten des und zusätzlich Energie für soziales fehlen uns die Kapazitäten. IQ-Werts für einen SPF) Engagement, Familie, Privatleben, Sport usw. aufbringen können. Im- Hilfe von „oben“ gibt es keine. Es ist Wenn die Regierung an der Bildung merhin ist es die Zeit im Leben, in niemand da – irgendwie beängsti- spart, stiehlt sie uns allen die Zu- der man sich oftmals auch entschei- gend. Bei Krankheit einer Lehrper- kunft. det, die Familie zu vergrößern und son springt meist die Schulleitung sich ein weiteres Päckchen aufzu- ein. Wir sind unserer Direktorin Wie geht es uns also? bürden. unendlich dankbar, dass sie den an- Keine einfache Antwort auf diese strengenden Job übernommen hat Frage in unserem Lehrerzimmer. Lei- Davon sind wir weit entfernt. Jede und alles unternimmt, um uns zu der stellen wir sie uns nur unter uns und jeder der Kolleg*innen fühlt unterstützen. Und das, obwohl es Kolleg*innen. Vom Ministerium, von sich überlastet. Hörstürze, Schwin- keinen echten monetären, gesell- der Gewerkschaft oder vom Schult- del, Müdigkeit, Burnout und andere schaftlichen oder anderen Vorteil räger haben wir nur ein einziges Mal Krankheiten sind nur ein paar unse- für sie gibt. Sie macht es allein um gehört. rer Leiden. unseretwegen. Natürlich ist uns allen bewusst, dass man nach einem Arbeitstag müde Ein Satz, den jede und jeder der jun- „Uns geht es nicht ist. So geht es den meisten. gen Kolleg*innen schon mehrmals besonders gut. Dem fallen ließ: „Ich glaube nicht, dass ich Bildungssystem geht es „Ist es zu verantworten, das bis zur Pension machen kann.“ nicht besonders gut.“ Wir finden, das fasst das Problem dass sich jemand krank in zusammen. die Schule schleppt, weil Uns geht es nicht besonders gut. man weiß, dass es den Es braucht sofortige Entlastung. Wir Dem Bildungssystem geht es nicht anderen auch schlecht geht machen das keine 2 Jahre mehr mit besonders gut. Versteht uns nicht und sie nicht noch mehr und fordern daher: falsch! Wir wissen, was es bedeutet, • Verkürzung der Ausbildung. Lehrer*in zu sein und wie viel Freu- belasten will?“ (Nachdenken über eine duale de es machen kann, das zu tun, wo- Ausbildung) für wir uns alle entschieden haben. Aber ist es normal, mit Mitte 20 be- • Schaffung monetärer Anreize. (In Es war und ist noch oft der schönste reits einen Mittagsschlaf zu brau- welcher Firma zahlt man bei- Beruf der Welt. Wir sind uns unserer chen und um 21.00 Uhr ins Bett zu spielsweise sein Essen bei der Verantwortung bewusst und möch- fallen? Ist es Standard, sich bereits Weihnachtsfeier selbst?) ten unseren Job so gut machen, wie in der 4. Woche nach dem Urlaub zu • Sozialarbeiter*innen sowie Zivil- es geht. fragen, wie lange man noch durch- diener/Volontäre an allen Schulen Aber uns geht die Puste aus – und hält? Ist es zu verantworten, dass • Betreuer*innen an Schulen müs- das bereits zu Beginn des Schul- sich jemand krank in die Schule sen besser bezahlt und behan- jahres. schleppt, weil man weiß, dass es den delt werden. anderen auch schlecht geht und sie • Keine versteckten Sparmaßnah- schulnotizen 4/2021 13
Querbeet Gespräche mit den Bildungssprecher*innen der Landtagsparteien Um der Resolution vom Juni 2021 gerecht zu werden, wurden in weiterer Folge von der Personalvertretung und der Gewerkschaft am 8. November die Bildungssprecher*innen der Landtagsfraktionen zu einem Aus- tausch ins Landhaus eingeladen. Die Schilderungen aus der Praxis der geladenen Leiter*innen hinterließen bei den Damen und Herrn der Politik einen deutlichen Eindruck. Unser Appell, gemeinsam für rasche Verbesserungen an Vorarlbergs Schulen zu sorgen, erhielt eine einhellige Zustimmung. Es liegt nun an der Politik, dies auch rasch umzuset- zen, denn allein die Zahlen sprechen Bände: An den Pflichtschulen werden zum Beispiel derzeit insgesamt 6.684 MDLs gehalten. Dies entspricht rund 303 Dienstposten! Willi Witzemann bedankt sich ganz herzlich bei den teilnehmenden Leiter*innen der Sitzung, die sich die Zeit genommen haben, diesen Nachmittag im Interesse aller Kolleg*innen frei zu halten und ihre Situation zu schildern: Danke an Bettina Prax (PTS Bludenz), Elisabeth Maccani (VS/ASO Lauterach-Unterfeld), Han- nes Rothmund (VS Götzis-Markt) und Andreas Mäser (MS-Thüringen). Danke auch den Bildungssprecher*innen für die angeregte Diskussion, verbunden mit der nochmaligen Bitte um rasche Unterstützung für Vorarlbergs Schulen. Wichtige Information für alle Lehr- personen, Schulleiter*innen und Pensionist*innen zum Kalenderjahresende Mit 1. Jänner 2022 treten im Zuge der Umstel- lung der Landeslehrer*innen-Besoldung einige Änderungen in Kraft. Nähere Informationen fin- den Sie auf Ihrem Dezember Gehaltszettel, wel- cher postalisch an Sie übermittelt wurde. Für allfällige Rückfragen geben die entsprechenden Alexandra Loser, Gerhard Unterkofler, Angelika Baur, Patrizia Zangerl Sachbearbeiter*innen der Präs3 in der Bildungsdi- rektion gerne Auskunft. GÖD-Funktionäre verabschiedet * Im Zuge der Umstellung erhalten alle Landes- Am 8. November 2021 fand anlässlich des Ausschei- lehrpersonen eine neue Personalnummer. dens aus gewerkschaftlichen Funktionen die Verab- * Neues Aussehen des Lohnzettels und nur noch schiedung zahlreicher Funktionäre der GÖD statt. in digitaler Form verfügbar Dabei wurden der ehemalige Vorsitzende der Pflicht- * Für den elektronischen Gehaltszettel gibt es schullehrergewerkschaft, Gerhard Unterkofler, und einen neuen Zugangslink über service.gv.at – der die Schuldirektorin Angelika Baur für ihr langjähriges Zugriff ist ab dem 23.12.2021 möglich. Nähere Engagement im Landesvorstand und in der Landeslei- Informationen unter: https://rb.gy/oaktcd tung der Pflichtschullehrer*innen geehrt. Unterkofler * Die Auszahlung von Reisekosten ist auf dem erhielt für besondere Verdienste um die Gewerkschaft SAP-Gehaltszettel ausgewiesen und erfolgt Öffentlicher Dienst das GÖD-Ehrenzeichen in Silber, wöchentlich. Angelika Baur das GÖD-Ehrenzeichen in Bronze. Gra- * Vergütungen für Klassenführung, Fächervergü- tulationen gab es unter anderen von Alexandra Loser tung, für LBS und LFS. Kustodiate und Lehr- (Vorsitzende der Pflichtschullehrer*innen), Andreas werkstätten werden hinkünftig im Nachhinein Hammerer (Vors. GÖD-Vorarlberg) und Patrizia Zangerl zur Anweisung gebracht. (Vors.-Stellvertreterin der GÖD Vorarlberg). 14 schulnotizen 4/2021
Kommentar Wie hat sich das Schulsystem in der Corona- Pandemie bewährt? Es geht um Antwort aus einem Interview mit Stefan Hopmann in „derStandard“: „Wir haben die Corona-Krise im Großen und Ganzen wegen unserer die Sache Lehrkräfte und Schulleitungen überstanden, die es trotz eines völlig Kommentar des Vorsitzenden chaotischen Krisenmanagements des Ministeriums in den allermeis- des DA-Bludenz Alexander Frick ten Fällen geschafft haben, ihre Schäfchen zusammenzuhalten und das Schuljahr einigermaßen zu retten. Die haben ja bis zum Umfallen Bildung kostet Geld. Gerade in Zei- geackert... Die Stärke in vielen Bereichen bei uns ist, dass die Leute ten des Lehrer*innenmangels be- bereit sind, die Ärmel aufzukrempeln und zu schauen, was geht, egal, steht kein Zweifel daran, dass Geld in was von oben kommt, und das dann auch einfach machen, solange die Hand genommen werden muss. Mit mehr finanziellen Mitteln kann sich niemand einmischt. Dieser ganze Unsinn mit den Deutschför- Verwaltungspersonal angestellt wer- derklassen wäre viel, viel schlimmer, wenn die Schulen das nicht still- den, das die Schulleitungen und de- schweigend umgehen würden. Da läuft so viel Kluges ab, das finde ich ren Teams administrativ entlastet. das Tolle, und das ermutigt mich auch immer wieder, zu sagen: Nö, Außerdem können die Gehälter at- wir haben keine Katastrophe, aber wir sind an einem Punkt, wo wir traktiver gemacht werden, was ge- riskieren, diese Dynamik, die davon lebt, dass man das Recht hat, vor rade in Vorarlberg mit Blick auf die Ort auszuproberen, was das Richtige ist, kaputtzumachen durch eine Nachbarländer notwendig ist. völlige überzogene Vorstellung von Steuerbarkeit und Kontrolle“ (Der Standard, 26.10.2021) Geld wäre ja für den Bildungsbe- reich vorhanden (gewesen) – 1,2 Milliarden. Das geht aus Chats her- vor, in denen es um die Finanzierung schulischer Nachmittagsbetreuung Rundgang in Bregenz: Nationalsozialismus geht. Und auch ein politischer Kon- sens konnte gefunden werden, wie Für Schüler*innen macht der Rundgang die Geschichte des National- denn die Mittel verwendet werden sozialismus greifbar, indem er regionale Bezugspunkte erschließt. Die sollten. So war das Geld als An- Gewaltgeschichte des Nationalsozialismus wird damit als eine regi- schubfinanzierung für zusätzliches onale Geschichte wahrgenommen. Auch in Vorarlberg gab es Täter, Personal in Ganztagsschulen und Opfer und Zuschauer. neue Gebäude gedacht. Die Bregenzerin Maria Stromberger hatte als Krankenschwester im Leider wurde dieses „geile Pro- Konzentrationslager Auschwitz Häftlingen geholfen und den Häft- gramm“ (Zitat Thomas Schmid) nicht wie vereinbart umgesetzt, weil man lingswiderstand unterstützt. Ihre Geschichte und die Geschichten von dem politischen Mitbewerber, ja Menschen, die während des Nationalsozialismus Widerstand leiste- nicht einmal dem eigenen Partei- ten, aus der Wehrmacht desertierten oder die aus rassischen oder chef einen Erfolg gönnen wollte. politischen Gründen verfolgt wurden, stehen im Zentrum des Rund- gangs in Bregenz. Der Rundgang wurde von „erinnern.at“ im Auftrag Außerdem wurde darüber gestrit- der Landeshauptstadt Bregenz erarbeitet. ten, wer denn das Geld verteilen darf: Kann das damals rote Bildungs- Angebot für Schulen: ministerium über das gesamte Geld Zielgruppen sind Schüler*innen ab der 8. Schulstufe sowie bestimmen oder dürfen die Länder Erwachsene auch etwas verteilen? Dauer: 2 Stunden Dieses Hin und Her (manche nen- o & Inf Kosten: Schulklassen bis 15 Schüler*innen € 20, nen es auch Sabotage) konnte den darüber € 30, Lehrende und ldun g Verhandlungserfolg zwischen dem Studierende bis 15 Personen € 45, Anme damaligen Kanzler und Vizekanzler verhindern: Von den ursprünglich 83 z.at darüber € 90 r n . at a l - b regen Millionen Euro pro Jahr sind es nur m andere Gruppen bis 15 Personen erinne andsmahn noch 30 Millionen, weil es eben nicht st € 80, darüber € 160 wider um die Kinderbetreuung allein ging. schulnotizen 4/2021 15
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