Stadtsparkasse Bocholt - Geschäftsbericht 2021
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Geschäftsstellen 180. Geschäftsjahr Stadtsparkasse Bocholt Neutorplatz 1, 46395 Bocholt Telefon: 02871/97-0 Telefax: 02871/97-6000 E-Mail: mailbox@ssk-bocholt.de Internet: www.stadtsparkasse-bocholt.de Kreditanstalt des öffentlichen Rechts Registergericht Coesfeld, HR A 4983 Die Stadtsparkasse Bocholt ist eine mündel- sichere Kreditanstalt des öffentlichen Rechts, gegründet im Jahre 1841. Sie ist Mitglied des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe in Müns- ter und über diesen dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband e.V. in Berlin angeschlossen. Träger der Sparkasse ist die Stadt Bocholt. 3
Geschäftsstellen Hauptstelle Filiale Dinxperloer Straße Neutorplatz 1 Leiter: Christian Wesener 46395 Bocholt Dinxperloer Straße 100 Telefonzentrale: 02871/97-0 Telefon: 02871/97-5070 Fax: 02871/97-6000 Fax: 02871/97-6005 Filiale Moltkestraße Biemenhorst Leiter: Stephan Boekhorst Leiter: Wilbert Bauhaus Moltkestraße 6 Willi-Pattberg-Ring 2 Telefon: 02871/97-5014 Telefon: 02871/97-5120 Fax: 02871/97-6001 Fax: 02871/97-6008 SB-Standorte Kurfürstenstr. 139 Stenern, Robert-Koch-Ring 3 Mühlenweg 27a Shopping-Arkaden, Berliner Platz 2 Markt 8 Kaufland,- SB-Warenhaus, Welfenstraße 21 Barlo, Barloer Ringstraße 33 Edeka Markt Harmeling, Dinxperloer Str. 276 Burloer Weg 31 Welfenstr. 15 Werther Straße 135 Suderwick, Sporker Str. 37a Stand 31.05.2022 4
Überblick Gut für Bocholt Die Stadtsparkasse Bocholt im Überblick 2021 2020 Bilanzsumme 1.338,6 Mio. EUR 1.304,1 Mio. EUR Kundeneinlagen 1.070,7 Mio. EUR 1.047,3 Mio. EUR Kundenkredite 926,8 Mio. EUR 882,4 Mio. EUR Kunden-Depotvolumen 308,5 Mio. EUR 250,8 Mio. EUR Bilanzgewinn 1,4 Mio. EUR 1,4 Mio. EUR Mitarbeiter 199 204 davon Auszubildende 12 12 Geschäftsstellen inkl. SB-Standorte 15 14 5
Lagebericht 1. Grundlagen der Geschäftstätigkeit der Sparkasse Die Stadtsparkasse Bocholt ist beim Registergericht Coesfeld unter der Nummer A 4983 im Handelsregister eingetragen. Sie ist gemäß § 1 SpkG eine Anstalt des öffentlichen Rechts. Sie ist Mitglied des Sparkassenverbands Westfalen-Lippe (SVWL), Münster, und über diesen dem Deutschen Sparkassen-und Giroverband e. V., Berlin und Bonn, angeschlossen. Träger der Sparkasse ist die Stadt Bocholt. Das Satzungsgebiet der Sparkasse umfasst das Ge- biet der Stadt Bocholt, des Kreises Borken sowie das Gebiet der angrenzenden Kreise Wesel und Kleve. Organe der Sparkasse sind der Vorstand und der Verwaltungsrat. Die Sparkasse ist Mitglied im Sparkassenverband Westfalen-Lippe und über dessen Sparkas- sen-Teilfonds dem Sicherungssystem der Sparkassen-Finanzgruppe angeschlossen. Die Bun- desanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat das institutsbezogene Sicherungssys- tem der Sparkassen-Finanzgruppe als Einlagensicherungssystem nach dem Einlagensiche- rungsgesetz (EinSiG) amtlich anerkannt. Das Sicherungssystem stellt im Entschädigungsfall sicher, dass den Kunden der Sparkassen der gesetzliche Anspruch auf Auszahlung ihrer Einla- gen gemäß dem EinSiG erfüllt werden kann („gesetzliche Einlagensicherung“). Darüber hinaus ist es das Ziel des Sicherungssystems, einen Entschädigungsfall zu vermeiden und die Sparkas- sen selbst zu schützen, insbesondere deren Liquidität und Solvenz zu gewährleisten („diskreti- onäre Institutssicherung“). Die Mitgliederversammlung des Deutschen Sparkassen- und Giro- verbandes (DSGV) hat am 27. August 2021 einen gemeinsamen Beschluss zur Weiterentwick- lung des gemeinsamen Sicherungssystems gefasst. Mit ihrer Entscheidung kommt die Gruppe entsprechenden Feststellungen der Aufsichtsbehörden nach. Kern der Einigung ist u. a. ein zusätzlicher Sicherungsfonds, der von den Instituten ab 2025 zu befüllen ist und zusätzlich zu den bestehenden Sicherungsmitteln zur Verfügung stehen soll. Damit soll ermöglicht werden, im Falle einer Krise noch schneller handlungsfähig zu sein. Die Ergebnisse der Mitgliederver- sammlung des DSGV werden in einem nächsten Schritt den Aufsichtsbehörden vorgelegt. Die Sparkasse ist ein regionales Wirtschaftsunternehmen mit der Aufgabe, der geld- und kre- ditwirtschaftlichen Versorgung der Bevölkerung und der Wirtschaft insbesondere des Ge- schäftsgebietes und ihres Trägers zu dienen. Daneben ist das soziale und kulturelle Engage- ment, u. a. durch Spenden der Sparkasse, zu nennen. Im Rahmen der Geschäftsstrategie sind die Grundsätze unserer geschäftspolitischen Ausrichtung zusammengefasst und in die operati- ven Planungen eingearbeitet. Die übergeordneten Ziele werden im Lagebericht im Folgenden dargestellt. Durch die zielorientierte Bearbeitung der strategischen Geschäftsfelder soll die Aufgabenerfüllung der Sparkasse über die Ausschöpfung von Ertragspotenzialen sowie Kosten- senkungen sichergestellt werden. Darüber hinaus hat der Vorstand die Geschäfts- und Risi- kostrategie überprüft und den veränderten Rahmenbedingungen angepasst. Die Strategien wurden mit dem Verwaltungsrat der Sparkasse erörtert und innerhalb des Hauses kommuni- ziert. Die Gesamtzahl der aktiv Beschäftigten nach Mitarbeiterkapazitäten hat sich bis zum 31. Dezember 2021 gegenüber dem Vorjahr um 3,1 % verringert. Der Rückgang ist auf eine natürliche Fluktuation zurückzuführen. Die Gesamtzahl unserer Geschäftsstellen hat sich bis zum 31. Dezember 2021 gegenüber dem Vorjahr um einen zusätzlichen SB-Standort erhöht. Die Veränderung ist auf die Beibehaltung einer SB-Geschäftsstelle am bisherigen Hauptstellenstandort nach Inbetriebnahme und Umzug in das neue Hauptstellengebäude zurückzuführen. 6
Lagebericht 2. Wirtschaftsbericht 2.1. Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen im Jahr 2021 Nach dem historischen Einbruch der Wirtschaftsleistung in 2020 war auch das Jahr 2021 durch die Corona-Pandemie geprägt. Obwohl sich die Hoffnungen auf eine Überwindung der Pande- mie nicht erfüllten und neue Probleme (z. B. Störungen der Lieferketten, insbesondere bei Halbleitern) auftraten, hat sich die Weltwirtschaft im vergangenen Jahr deutlich erholt. Die Prognose zur Entwicklung der weltweiten Produktion, die der Internationale Währungsfonds (IWF) zum Jahresbeginn 2021 veröffentlicht hatte (+5,5 %), wurde mit 5,9 % übertroffen. Eben- so hat sich der Welthandel stärker als vor einem Jahr prognostiziert belebt (9,3 % statt 8,1 %). Deutschland verzeichnete im Gesamtjahr 2021 nach dem starken Rückgang des Bruttoinlands- produkts (BIP) um 4,6 % im Vorjahr eine Zunahme des BIP um 2,9 %. Der größte Teil war auf den Außenbeitrag und die staatlichen Konsumausgaben zurückzuführen. Die zum Jahreswech- sel 2020/2021 veröffentlichten Prognosen für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft wur- den jedoch verfehlt (damals wurde ein BIP-Zuwachs von +3,1 % bis +5,3 % erwartet). Dies lag vor allem an der starken Zunahme des Infektionsgeschehens sowie Lieferengpässen, die sich von einem Problem einzelner Branchen und Unternehmen zu einem nahezu flächendeckenden Problem - insbesondere für das produzierende Gewerbe - ausgewachsen haben. Der Wachs- tumsbeitrag des Außenhandels (Außenbeitrag) fiel nach einem negativen Wert im Vorjahr mit +0,8 %-Punkten positiv aus. Die Exporte stiegen um 9,9 %, die Importe um 9,3 %. Der private Konsum verharrte im Gesamtjahr 2021 annähernd auf dem Niveau von 2020 und die Sparquote ging um rund einen Prozentpunkt auf 15,0 % zurück (2020: 16,1 %). Angesichts der weitreichenden ökonomischen Folgen der Corona-Pandemie hat sich der deut- sche Arbeitsmarkt als sehr robust erwiesen. 2021 stagnierte die Zahl der Erwerbstätigen im Jahresdurchschnitt; im Jahresverlauf gab es jedoch einen deutlichen Anstieg um 506.000 oder 1,1 %. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, die bereits im Krisenjahr 2020 nur ge- ringfügig zurückgegangen war (-0,3 %), konnte in 2021 ein Plus von 1,4 % verzeichnen. Die Inanspruchnahme von Kurzarbeit fiel im Vergleich zum Rekordniveau im Vorjahr (2,94 Mio.) deutlich geringer aus, blieb jedoch mit jahresdurchschnittlich rund 1,85 Mio. auf einem sehr hohen Niveau (2019: 145.000). Die Zahl der Arbeitslosen sank im Jahresdurchschnitt 2021 um 82.000 (-3 %) auf 2.613.000. Die jahresdurchschnittliche Arbeitslosenquote belief sich auf 5,7 % im Bundesgebiet (2020: 5,9 %); in Nordrhein-Westfalen sank sie von 7,5 % im Vorjahr auf 7,3 %. Der Arbeitsmarkt hat sich in den vergangenen zwei Jahren auch deshalb so robust erwiesen, weil die befürchtete Zunahme der Unternehmensinsolvenzen als Folge der Corona-Pandemie bislang ausgeblieben ist. 2021 nahm die Zahl der Unternehmensinsolvenzen gegenüber dem Vorjahr sogar um 10,8 % auf 14.300 ab und erreichte damit den niedrigsten Stand seit 1999. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass bislang massive Finanzhilfen und andere staatli- che Eingriffe einem Anstieg der Insolvenzen entgegenwirken. Die Verbraucherpreise sind in Deutschland in 2021 so stark wie seit 1993 nicht mehr gestiegen (+3,1 %). Die Inflationsrate fiel weit höher aus als vor einem Jahr prognostiziert, obwohl eine gewisse Gegenbewegung bei den Energiepreisen zum damaligen Zeitpunkt bereits genauso zu erwarten war wie die preissteigernden Effekte der Wiederanhebung der Mehrwertsteuer (1 %- Punkt) und der Einführung der CO2-Steuer (0,3 %-Punkte). Auch die Lieferengpässe und die dadurch verursachten Preisanstiege fielen weit stärker aus als zu Jahresbeginn erwartet. Nach einem nahezu konstanten Anstieg der Inflationsrate im Jahresverlauf erreichte die Preissteige- rung gegenüber dem Vorjahresmonat im Dezember mit einem Plus von 5,3 % ihren vorläufigen Höhepunkt; einen stärkeren Preisanstieg hatte es zuvor im Juni 1992 gegeben. Auch die Preis- steigerungen auf dem Immobilienmarkt setzten sich fort und erreichten im 3. Quartal mit ei- nem Anstieg von 12,0 % gegenüber dem Vorquartal den größten Preisanstieg bei Wohnimmo- bilien seit 2000. 7
Lagebericht Die Zentralbanken setzten ihren expansiven Kurs in der Geldpolitik grundsätzlich auch in 2021 fort. Allerdings haben einzelne Notenbanken ihren Expansionsgrad im Jahresverlauf bereits reduziert, andere haben eine Straffung der Geldpolitik angekündigt. Die Europäische Zentral- bank (EZB) blieb sehr abwartend. Zwar hat sie angekündigt, Ende März 2022 die Nettoankäufe im Rahmen des Pandemie-Notfallkaufprogramms PEPP einzustellen, gleichzeitig jedoch den Wiederanlagezeitraum für das PEPP bis mindestens Ende 2024 verlängert und zudem eine vo- rübergehende Aufstockung des monatlichen Ankaufvolumens im Rahmen des Programms zum Ankauf von Vermögenswerten (APP) angekündigt. Der Zinssatz für die Anlage von Überschuss- liquidität der Banken, die über den von der Zentralbank festgesetzten unverzinslichen Freibe- trag in Höhe des Sechsfachen des Mindestreserve-Solls hinausgeht, blieb unverändert bei - 0,5 %. Auch die Fiskalpolitik hat ihren expansiven Kurs fortgesetzt. Viele der in 2020 aufgelegten staatlichen Unterstützungsmaßnahmen wurden fortgesetzt, andere ausgeweitet. Seit Beginn der Corona-Pandemie summierten sich die Hilfen auf Bundesebene auf 170 Mrd. Euro. Die viel- fältigen Stabilisierungsmaßnahmen der Politik haben den wirtschaftlichen Abschwung abgefe- dert, hatten aber auch einen erheblichen Anstieg der öffentlichen Verschuldung zur Folge. Die staatlichen Ausgaben der Bundesrepublik stiegen um 7,4 % und die Einnahmen um 8,9 %, was vor allem an höheren Einnahmen aus Unternehmenssteuern und der Wiederanhebung der Mehrwertsteuer lag. Das daraus resultierende Finanzierungsdefizit liegt mit 132,5 Mrd. EUR rund 12,8 Mrd. EUR unter dem Vorjahr. Nachdem die Aktienmärkte bereits im Jahresverlauf 2020 den dramatischen Einbruch des Früh- jahrs 2020 ausgleichen konnten, haben die meisten Indizes auch in 2021 weitere Steigerungen verzeichnet. Der Deutsche Aktienindex (DAX) schloss am 30. Dezember 2021 mit 15.885 Punkten, ein Plus von fast 16 % im Jahresverlauf. Noch deutlicher konnten der EURO- STOXX 50 mit gut 20 % und der weltweit wichtigste Leitindex S&P 500 mit einem Plus von rund 27 % zulegen. Die Entwicklung an den zinsbezogenen Geld- und Kapitalmärkten war im Jahr 2021 geprägt von anhaltend niedrigen Renditen. Für Geldmarktgeschäfte und Anleihen der öffentlichen Hand sowie Zinsswapgeschäfte unter Banken waren zumindest für Laufzeiten bis zu 10 Jahren im Jahresverlauf weiterhin negative Renditen festzustellen. Im mittel- und insbesondere im lang- fristigen Laufzeitbereich stiegen die Renditen gegen Ende Jahres 2021 deutlich an; eine Ent- wicklung, die auch zu Beginn des Jahres 2022 anhielt. Die Rendite der auch für das Kundenge- schäft wichtigen Bezugsgröße „Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit“ erreichte im Janu- ar 2022 erstmals seit fast drei Jahren wieder einen positiven Wert. Mitte Februar 2022 lag die Rendite mit rd. 0,3 % um rd. 0,7 %-Punkte über dem Wert im Februar 2021 (-0,4 %). Einen ver- gleichbaren Trend verzeichneten auch die langfristigen Zinsswapgeschäfte unter Banken. Wirtschaft im IHK-Bezirk Nord-Westfalen Die gesamtwirtschaftliche Lage in Nord-Westfalen war wie schon im Vorjahr geprägt von der Corona-Pandemie. Die Wirtschaft hat sich 2021 nicht vollständig von der Krise erholt. Trotz eines Wachstums von 2,9 % in 2021 liegt die deutsche Wirtschaftsleistung immer noch zwei Prozent unter ihrem Vorkrisenniveau. In 2020 hatte die Corona-Pandemie das BIP um 4,6 % einbrechen lassen. Die konjunkturelle Entwicklung ist gekennzeichnet von einem Stop and Go, stark abhängig vom Infektionsgeschehen und von den damit einhergehenden Schutzmaßnah- men. Im Vergleich zum vorangegangenen Krisenjahr 2020, in dem die Produktion teilweise massiv eingeschränkt worden war, hat sich die Wirtschaftsleistung im Jahr 2021 in fast allen Wirt- schaftsbereichen erhöht, doch trotz der Zuwächse in den meisten Wirtschaftsbereichen noch nicht wieder das Vorkrisenniveau erreicht. 8
Lagebericht So lag die Wirtschaftsleistung im Verarbeitenden Gewerbe 2021 noch 6,0 % unter dem Niveau von 2019. Die sonstigen Dienstleister, zu denen Sport, Kultur und Unterhaltung zählen, waren besonders stark von der anhaltenden Corona-Pandemie beeinträchtigt. Hier lag die preisberei- nigte Bruttowertschöpfung 2021 sogar noch 9,9 % unter dem Vorkrisenniveau. Im Bereich Öf- fentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit wurde der Rückgang der Wirtschaftsleistung aus dem Krisenjahr 2020 im Jahr 2021 nahezu kompensiert. Das Baugewerbe und der Bereich In- formation und Kommunikation konnten sich in der Pandemie behaupten und ihre Wirtschafts- leistung im Vergleich zu 2019 merklich steigern. Wie schon in der Finanzkrise 2009 reagiert der Arbeitsmarkt bislang vergleichsweise robust, insbesondere was die sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze anbelangt. Das Instrument der Kurzarbeit trägt deutlich zur Stabilisierung der Beschäftigung bei. Der ab 2005 zu beobach- tende Trend steigender Beschäftigung wurde zwar deutlich gebremst, aber nicht gestoppt. In Nord-Westfalen lag die Zahl der Arbeitsplätze zur Jahresmitte 2021 sogar wieder 3,0 % (+27.600) über dem Stand von 2019. Größere Arbeitsplatzverluste verzeichnete insbesondere das Gastgewerbe. Auch die Zahl der geringfügig Beschäftigten und Selbstständigen ist deutlich gesunken. Die Arbeitslosigkeit in Nord-Westfalen ist während der Corona-Pandemie nur kurzzeitig gestie- gen. Bereits im November 2021 lag die Zahl der Arbeitslosen mit rund 82.000 wieder unter Vorkrisenniveau. Seit dem Höchststand im August 2020 (104.000) haben sich die Zahlen wieder in Richtung früheres Niveau bewegt. 2.2. Branchenumfeld und Veränderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen 2021 Die Kredite an inländische Nichtbanken stiegen nach Angaben der Deutschen Bundesbank von November 2020 bis November 2021 um 4,3 %, nach einer Zunahme um 4,0 % im Vorjahreszeit- raum. Maßgeblich dazu beigetragen haben die langfristigen Kredite an Unternehmen und Pri- vatpersonen (November 2021: +5,7 % gegenüber dem Vorjahresmonat), insbesondere die Kre- dite für den Wohnungsbau (September 2021: +7,4 % gegenüber dem Vorjahresmonat). Auf der Einlagenseite hat sich das anhaltende Wachstum an Einlagen in den vergangenen Jah- ren in 2021 verlangsamt fortgesetzt. Die Einlagen von Nichtbanken im Inland nahmen von No- vember 2020 bis November 2021 um 2,9 % zu, die täglich fälligen Bankguthaben um 6,8 % gegenüber 12,1 % im Vorjahreszeitraum. Eine ähnliche Entwicklung war auch bei den Sparkassen in Westfalen-Lippe zu verzeichnen, deren Bilanzsumme um 5,7 % auf 162,1 Mrd. EUR anstieg. Das Kreditvolumen wuchs auf Vor- jahresniveau mit 5,2 % weiter deutlich. Während der Kreditbestand an Unternehmen und wirt- schaftlich Selbstständige im Jahr 2021 um 6,1 % auf 56,9 Mrd. EUR anstieg, erhöhte sich der Kreditbestand der Privatkunden um 5,6 % auf 46,7 Mrd. EUR. Beim privaten Wohnungsbaukre- ditneugeschäft setzte sich der Trend der letzten Jahre fort. Die Darlehenszusagen an Firmen- kunden erhöhten sich um 4,9 %, die an Privatkunden um 8,6 %. Auch bei den westfälisch-lippischen Sparkassen hat sich der Zufluss bei den Kundeneinlagen im Berichtsjahr fortgesetzt, wenn auch langsamer als im Vorjahr. Die Privatkunden konnten durch die Lockerungen der Corona-Maßnahmen in den Sommermonaten wieder mehr Geld für Freizeit, Urlaub und Ausflüge ausgeben - das führte zu einem leichten Rückgang der gesamt- wirtschaftlichen Sparquote auf 15,2 % (2020: 16,1 %). Der Gesamtbestand der Kundeneinlagen erhöhte sich um 4,6 Mrd. Euro bzw. 4,0 % auf 117,5 Mrd. Euro (2020: +9,0 %). Dem Bran- chentrend folgend kam es insbesondere bei täglich fälligen Einlagen - wie bereits in den zu- rückliegenden Jahren - zu besonders starken Mittelzuflüssen. Der Anteil der täglich fälligen Einlagen an den gesamten Kundeneinlagen erreichte zum Jahresende 2021 mit 70,0 % einen neuen historischen Höchststand (nach 67,7 % in 2020). Der Überhang an Einlagen gegenüber den Krediten (Passivüberhang) hat sich gegenüber dem Vorjahr leicht auf 9,6 Mrd. EUR (2020: 9
Lagebericht 10,6 Mrd. EUR) verringert. Der Nettoabsatz von Wertpapieren an Privatpersonen hat gegenüber dem Jahr 2020 von 1,4 Mrd. EUR auf 2,6 Mrd. EUR zugelegt. Das in Folge der Geldpolitik der EZB anhaltend niedrige Zinsniveau macht sich weiterhin nega- tiv in der Ertragslage der Banken bemerkbar. Dies betrifft insbesondere Sparkassen, die - neben den Genossenschaftsbanken - aufgrund ihres Geschäftsmodells besonders von rückläu- figen Zinserträgen betroffen sind. Nach Angaben der Deutschen Bundesbank sanken beispiels- weise die Effektivzinssätze im Bestandsgeschäft mit privaten Wohnungsbaukrediten (mit einer ursprünglichen Laufzeit von mehr als 5 Jahren) von Januar bis November 2021 weiter von 1,95 % auf 1,77 %. Allerdings war im Neugeschäft mit privaten Wohnungsbaukrediten eine Trendwende festzustellen, wenn auch auf niedrigem Niveau. Nachdem das Zinsniveau in 2020 noch rückläufig war, verzeichnete die Deutsche Bundesbank von Januar bis November 2021 einen Anstieg der Effektivzinssätze von 1,23 % auf 1,36 %. Dem standen im Jahr 2021 kaum veränderte Effektivzinssätze für Einlagen (insbesondere Sichteinlagen) von Privatkunden gegenüber. Die aus den starken Mittelzuflüssen resultierende Anlage der Überschussliquidität der deutschen Kreditinstitute bei der Deutschen Bundesbank führte zudem zu entsprechenden Zahlungen von Negativzinsen. Die deutschen Kreditinstitute hatten ihre Kreditrisikovorsorge in 2020 erheblich gesteigert. Die befürchtete Insolvenzwelle blieb jedoch bislang aus. So markierte das Jahr 2021 einen Tief- stand der Unternehmensinsolvenzen seit Einführung der Insolvenzordnung im Jahr 1999. Die Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Pandemie bleibt jedoch ebenso wie das anhaltende Niedrigzinsumfeld ein Risiko für die Ertragslage der Kreditinstitute. Die Analyse für die Kreditwirtschaft im Allgemeinen gilt im Wesentlichen auch für die westfä- lisch-lippischen Sparkassen. Die absoluten Rückgänge aus der zentralen Ertragsquelle „Zins- überschuss“ der Sparkassen konnten vollständig durch gesteigerte Provisionsüberschüsse ausgeglichen werden, so dass - unter Berücksichtigung von sehr moderat gestiegenen Verwal- tungsaufwendungen - das Betriebsergebnis vor Bewertungsmaßnahmen in absoluten Zahlen nahezu den Vorjahreswert erreichte. Die durch die Corona-Pandemie ausgelöste Krise der Realwirtschaft wirkt sich auch auf die wirtschaftliche Situation einer Vielzahl der privaten und gewerblichen Kreditnehmer aus. Die finanzielle Substanz der Kreditnehmer, die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen sowie eine breite Streuung der Kreditvergaben über verschiedene Branchen haben bislang dazu beigetra- gen, dass sich die Aufwendungen für Risikovorsorge im Kreditgeschäft bei der Gesamtheit der westfälisch-lippischen Sparkassen auch im Jahr 2021 auf einem moderaten Niveau bewegen. Neben den gesamtwirtschaftlichen Einflüssen haben auch die Entwicklungen der rechtlichen Rahmenbedingungen das Geschäftsjahr 2021 mitgeprägt. Dies umfasst neben Entwicklungen im Aufsichtsrecht der Kreditinstitute insbesondere gesetzgeberische Initiativen zum Themen- bereich „Nachhaltigkeit“. Darüber hinaus sind Entscheidungen des Bundesgerichtshofs (BGH) zu zwei die gesamte Kreditwirtschaft betreffenden Grundsatzfragen zu nennen. Im Einzelnen ist hervorzuheben: Die nach der Finanzmarktkrise 2009/2010 eingeleiteten aufsichtsrechtlichen Regulierungs- maßnahmen wurden auch im Jahr 2021 fort- bzw. umgesetzt. So wurde beispielsweise von der BaFin im August 2021 die 6. MaRisk Novelle veröffentlicht, mit der u. a. Leitlinien der europäi- schen Bankaufsichtsbehörde (EBA) zu notleidenden und gestundeten Risikopositionen sowie zu Auslagerungen umgesetzt worden sind. Ebenfalls im August 2021 hat die BaFin eine neue Fassung der „Bankaufsichtlichen Anforderungen an die IT (BAIT)“ veröffentlicht, mit der sie ihre Erwartungen an die IT und die Informationssicherheit von Banken weiter konkretisiert. Von besonderer Bedeutung sind darüber hinaus die im Jahr 2021 von der BaFin bzw. der Euro- päischen Kommission vorbereiteten bzw. eingeleiteten Maßnahmen im Zusammenhang mit den von Banken zu erfüllenden Eigenmittelanforderungen. Bereits zum 1. Februar 2022 wurde 10
Lagebericht im Rahmen einer Allgemeinverfügung der sogenannte „antizyklische Kapitalpuffer“ von bislang null auf 0,75 % der risikogewichteten Risikopositionswerte angehoben. Die Quote ist ab dem 1. Februar 2023 einzuhalten. Darüber hinaus beabsichtigt die BaFin, nach einer Abstimmung u. a. mit der Europäischen Zentralbank (EZB) zum 1. April 2022 eine Allgemeinverfügung für die Einführung eines sektoralen Systemrisikopuffers von 2,0 Prozent der risikogewichteten Risi- kopositionswerte auf mit Wohnimmobilien besicherte Kredite zu veröffentlichen. Beide Maß- nahmen, die mit der starken Kreditvergabe durch den Bankensektor und der Preisentwicklung an den Immobilienmärkten begründet werden, wirken kurzfristig auf die Eigenmittelanforde- rungen. Daneben hat die EU-Kommission im Oktober 2021 ihre Vorschläge zur Umsetzung der Finali- sierung von Basel IV vorgelegt. Mit diesem sog. „Bankenpaket 2021“ sollen die Vorgaben des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht (BCBS) zum 1. Januar 2025 in europäisches Recht um- gesetzt werden. Es enthält umfangreiche Änderungen der Kapitalanforderungen im Rahmen der Kapitaladäquanzrichtlinie (CRD VI) und -verordnung (CRR III). Die Vorschläge befinden sich im weiteren Legislativverfahren der EU. Es ist jedoch absehbar, dass sie mittelfristig zu weiter steigenden Eigenmittelanforderungen führen werden. Darüber hinaus ist im „Bankenpa- ket 2021“ auch das Thema „Nachhaltigkeit“ und u. a. dessen Berücksichtigung im Risikoma- nagement der Kreditinstitute stärker verankert. Dies fügt sich ein in eine Vielzahl gesetzgeberi- scher und regulatorischer Maßnahmen u. a. zur stärkeren Berücksichtigung von Nachhaltig- keitsaspekten in der Unternehmensberichterstattung. Dazu hat die EU-Kommission am 21. April 2021 vorgeschlagen, den Kreis der Unternehmen, die einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen müssen, ab dem Geschäftsjahr 2023 deutlich auszuweiten. Unternehmen, die bereits heute gesetzlich verpflichtet sind, eine nichtfinanzielle Erklärung zu erstellen, haben, begin- nend mit dem Geschäftsjahr 2021 umfassende neue Datenerhebungs- und Offenlegungsanfor- derungen im Rahmen der EU-Taxonomie Verordnung (EU 2020/852) und der damit einherge- henden delegierten Rechtsakte zu erfüllen. Insgesamt müssen sich die Kreditinstitute auf eine Fortsetzung der Regulierungspolitik der letzten Jahre, kurz- und mittelfristig auf erhöhte Eigenmittelanforderungen sowie eine ihrer zentralen gesamtwirtschaftlichen Verantwortung und Funktion entsprechenden bedeutsamen Rolle bei den weiteren gesetzlichen Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Thema „Nachhal- tigkeit“ einstellen. Die oben genannten Entscheidungen des BGH betreffen folgende Sachverhalte: Mit Urteil vom 27. April 2021 (AGB-Urteil, XI ZR 26/20) hat der BGH entschieden, dass bislang in der deutschen Kreditwirtschaft weit verbreitete Klauseln in Allgemeinen Geschäftsbedingun- gen (AGB) unwirksam sind, die AGB- Änderungen ohne aktive Zustimmung des Kunden vorsa- hen. Mit Urteil vom 6. Oktober 2021 (XI ZR 234/20) hat der BGH über die Revision im Musterfeststel- lungsverfahren zu Zinsanpassungsklauseln bei Prämiensparverträgen entschieden. Gegen- stand des Verfahrens war im Kern die Frage, wie der während der typischerweise längeren Lauf- zeit dieser von vielen Banken und Sparkassen angebotenen Verträge veränderliche Zinssatz für die laufende Verzinsung zu berechnen ist. Vertragliche Regelungen mit Kunden, die eine Fest- legung im Ermessen des Kreditinstituts vorsehen, sind unzulässig. Für weitere Informationen zu den Auswirkungen auf unseren Jahresabschluss 2021 verweisen wir auf den Anhang zum Jahresabschluss (Abschnitt B. Rückstellungen und die weiteren Aus- führungen in diesem Lagebericht (Abschnitt 2.6. Darstellung, Analyse und Beurteilung der La- ge)). 11
Lagebericht 2.3. Bedeutsamste finanzielle Leistungsindikatoren Folgende Kennzahlen stellen unsere für den Berichtszeitraum bedeutsamsten finanziellen Leis- tungsindikatoren dar. Im Vergleich zum Vorjahr wurden Wachstumsquoten im Kundengeschäft als weitere finanzielle Leistungsindikatoren aufgenommen. Zur Absicherung unseres nachhaltigen Geschäftsmodells ist ein Wachstum in den wesentlichen Geschäftsfeldern der Sparkasse unter Berücksichtigung von Erträgen, Kosten und Risiken erforderlich. Stabile Marktanteile sind darüber hinaus we- sentlicher Garant für den Erfolg der Sparkasse. 2021 2020 Veränderung Ziel 2021 Wachstum in etwa auf Prognoseniveau Wachstum Forderungen ggü. Kunden in % 5,2% 3,0% 2,2% +2,3% Wachstum in etwa auf Prognoseniveau Wachstum Verbindlichkeiten ggü. Kunden in % 2,2% 6,6% -4,4% +0,4% Cost-Income-Ratio in % 74% 71% 3% < 77% In 2021 aufgrund der Sondereffekte aus der Baumaßnahme zur Errichtung des neuen Hauptstellengebäudes unter dem Niveau der Betriebsergebnis vor Bewertung in % der DBS 0,53% 0,60% -0,07% westfälisch-lippischen Sparkassen in unserer Größenklasse. Für die Folgejahre streben wir jedoch an, dieses Niveau wieder zu erreichen. Kernkapitalquote nach CRR 14,23% 15,96% -1,73% mindestens 12,50% Gesamtkapitalquote nach CRR 15,46% 17,37% -1,91% mindestens 16,5% bis 2023 Marktanteil / Giromarktkennziffer 45% 46% -1,00% Stabilisierung der Marktanteile Wachstum im Kundengeschäft = Relatives Wachstum der relevanten Bilanzsummen Cost-Income-Ratio = Verwaltungsaufwand in Relation zum Zins- und Provisionsüberschuss zuzüglich Saldo der sonstigen ordentlichen Erträge und Aufwendungen gemäß Abgrenzung des Betriebsvergleichs (bereinigt um neutrale und aperiodische Positionen) Betriebsergebnis vor Bewertung in % der Durchschnittsbilanzsumme = Zins- und Provisionsüberschuss zuzüglich Saldo der sonstigen ordentlichen Erträge und Aufwendungen und abzüglich der Verwal- tungsaufwendungen gemäß Abgrenzung des Betriebsvergleichs (bereinigt um neutrale und aperiodische Positionen) im Verhältnis zur Durchschnittsbilanzsumme Kernkapitalquote nach CRR = Verhältnis des angerechneten Kernkapitals bezogen auf die risikobezogenen Positionswerte (Adressenausfall-, operationelle, Markt- und CVA-Risiken) Gesamtkapitalquote nach CRR = Verhältnis der angerechneten Eigenmittel bezogen auf die risikobezogenen Positionswerte (Adressenausfall-, operationelle, Markt- und CVA-Risiken) Marktanteil / Giromarktkennziffer = Verhältnis von Privatgirokonten im Geschäftsgebiet zu Einwohnern 12
Lagebericht 2.4. Darstellung, Analyse und Beurteilung des Geschäftsverlaufs Bestand Anteil in % der Veränderung Veränderung Bilanzsummme 2021 2020 in Mio. EUR in Mio. EUR in Mio. EUR % % Bilanzsumme 1.338,6 1.304,1 34,5 2,6% Durchschnittsbilanzsumme 1.347,8 1.291,7 56,1 4,3% 1 Geschäftsvolumen 2.423,6 2.281,3 142,3 6,2% Barreserve 66,9 98,9 -32,0 -32,4% 5,0% Forderungen an Kreditinstitute 24,8 23,3 1,5 6,5% 1,9% Forderungen an Kunden 931,4 885,5 45,9 5,2% 69,6% Wertpapieranlagen 251,4 243,5 7,9 3,2% 18,8% Beteiligungen / verb. Unternehmen 14,2 14,2 0,0 0,0% 1,1% Sachanlagen 48,1 36,0 12,1 33,4% 3,6% Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten 104,9 100,5 4,4 4,4% 7,8% Verbindlichkeiten gegenüber Kunden 1.070,7 1.047,4 23,3 2,2% 80,0% Rückstellungen 22,3 17,4 4,9 28,2% 1,7% Eigenkapital 136,9 133,5 3,4 2,5% 10,2% 1 Geschäftsvolumen = Kundenaktiva und /–passiva zuzüglich Eventualverbindlichkeiten, unwiderrufliche Kreditzusagen und Kunden- Wertpapiergeschäftsvolumen 2.4.1. Bilanzsumme und Geschäftsvolumen Der Grund für den Anstieg der Bilanzsumme ist auf der Aktivseite neben dem starken der An- stieg der Forderungen aus dem Kundenkreditgeschäft auch der Anstieg bei den Sachanlagen. Diese sind u. a. im Zusammenhang mit dem Baufortschritt „Neubau Hauptstelle“ weiter ange- stiegen. Der Bestand an Wertpapieranlagen wurde - bei Wiederanlagen von Fälligkeiten – durch ergänzende Neuinvestitionen gesteigert. Die Passivseite zeigt einen anhaltenden Anstieg der Verbindlichkeiten gegenüber Kunden. Das für 2021 geplante Bilanzsummenwachstum wurde insbesondere auf Grund des höher aus- gefallenen Wachstums des Kundenkreditgeschäftes und der täglich fälligen Kundenverbind- lichkeiten deutlich überschritten. 2.4.2. Aktivgeschäft 2.4.2.1 Forderungen an Kreditinstitute Der Rückgang der Forderungen an Kreditinstitute (inklusive der Forderungen gegenüber der Bundesbank in der Position Barreserve) ist vor allem auf das Wachstum des Kundenkreditge- schäftes auf der Aktivseite zurückzuführen. Der Bestand setzt sich hauptsächlich aus bei Kredit- instituten unterhaltenen Liquiditätsreserven zusammen. Durch die dargestellte Liquiditätshaltung konnten die regulatorischen Anforderungen an die Liquiditäts- ausstattung eingehalten werden. 13
Lagebericht 2.4.2.2. Kundenkreditvolumen Das Neugeschäft im Kundenkreditgeschäft vollzog sich größtenteils im langfristigen Bereich. Die Darlehenszusagen belaufen sich im Jahr 2021 insgesamt auf 224,2 Mio. EUR (Vorjahr: 202,4 Mio. EUR) und überschritten damit den Wert des Vorjahres deutlich. Die gewerblichen Darle- henszusagen erhöhten sich um 10,2 % auf 129,7 Mio. EUR. Die Darlehenszusagen gegenüber Privatkunden erhöhten sich um 16,4 % auf 91,0 Mio. EUR. Die Darlehenszusagen zur Finanzie- rung des Wohnungsbaus stiegen im Gesamtjahr um 15,3 % auf 104,1 Mio. EUR ebenfalls deut- lich. Entgegen des im Vorjahr prognostizierten Wachstums der Kundenforderungen von 2,3 % ist dieses mit 5,2 % deutlich höher. Grund hierfür ist neben einer starken Nachfrage nach Woh- nungsbaufinanzierungen auch die Nachfrage nach Corona-Hilfskrediten und Förderprogram- men. 2.4.2.3. Wertpapieranlagen Der Bestand an Wertpapieranlagen ist im Vergleich zum Vorjahr um rd. 3,2 % gestiegen. Zur Stärkung der Ertragslage wurden fällige festverzinsliche Wertpapiere im Rahmen einer ange- passten Anlagestrategie verstärkt in Immobilienfonds angelegt. Weiterhin wurde bei einem der beiden Spezialfonds das Fondsvolumen aufgestockt. 2.4.2.4. Beteiligungen und verbundene Unternehmen Das Volumen der Beteiligungen und verbundenen Unternehmen war im Berichtsjahr nahezu unverändert. Entsprechend der prognostizierten Erwartung waren Abschreibungen auf Beteiligungen nicht vorzunehmen. 2.4.2.5. Sachanlagen Der Anstieg der Sachanlagen ist vor allem auf Aktivierungen im Zuge des Baufortschrittes der Sparkassenhauptstelle einschließlich Tiefgarage zurückzuführen. Das Objekt wurde in 2021 an- nähernd fertig gestellt. 2.4.3. Passivgeschäft 2.4.3.1. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 4,4 % an. Es handelt sich dabei um Mittel, die der Finanzierung des langfristigen Kreditgeschäfts die- nen. Grund hierfür war u. a. die Nachfrage der Kunden nach CORONA-Hilfskrediten der Kredit- anstalt für Wiederaufbau. 2.4.3.2. Verbindlichkeiten gegenüber Kunden Bei den Kundenverbindlichkeiten ist im Vergleich zum Vorjahr ein weiterer Zuwachs zu ver- zeichnen. Im Wesentlichen steigen Kundeneinlagen in den liquiden Anlageformen. Durch das anhaltende niedrige Zinsniveau erscheinen andere Anlagealternativen aus Sicht der Kunden weniger at- traktiv. 14
Lagebericht Der Zuwachs wurde ausschließlich von der privaten Kundschaft bewirkt. Die Privatkunden er- höhten ihre Einlagenbestände um 29,4 Mio. EUR. Die Einlagen der Unternehmen reduzierten sich um 1,6 Mio. EUR. Die Sichteinlagen öffentlicher Haushalte reduzierten sich um 4,8 Mio. EUR. Damit machen die Sichteinlagen nunmehr 48 % unserer Bilanzsumme aus. Der prognostizierte Anstieg für das abgelaufene Geschäftsjahr 2021 von 0,4 % wurde damit deutlich übertroffen. 2.4.4. Dienstleistungsgeschäft Zahlungsverkehr Der Bestand an Girokonten erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 4,6 % auf 42.548 Stück. Der Ergebnisbeitrag war gegenüber dem Vorjahr rückläufig. Grund hierfür waren die im Anhang beschriebenen Auswirkungen der BGH-Urteile im Zusammenhang mit dem AGB- Änderungsmechanismus (27. April 2021, AGB-Urteil, XI ZR 26/20). Vermittlung von Wertpapieren Das Wertpapiergeschäft wurde im Jahr 2021 trotz anhaltender Corona-Pandemie von der posi- tiven Entwicklung der Kapital- und Aktienmärkte geprägt. Die Kundenbestände stiegen um ins- gesamt 23,0 % auf 308,5 Mio. EUR. Die Wertpapierumsätze nahmen gegenüber dem Vorjahr um 40,3 % zu und erreichten einen Wert von 115,2 Mio. EUR. Immobilienvermittlung Das Immobilienvermittlungsgeschäft betreiben wir über unser S-Immobilien-Center. Insgesamt konnten Immobilien mit einem Kaufpreisvolumen in Höhe von 7,2 Mio. EUR vermarktet werden. Das bedeutet einen Rückgang von 4,0 Mio. EUR im Vergleich zum Vorjahr. Vermittlung von Bausparverträgen und Versicherungen Im Jahr 2021 wurden 301 Bausparverträge der LBS Westdeutsche Landesbausparkasse ein- schließlich der Wohn-Riester-Bausparverträge mit einem Vertragsvolumen von insgesamt 14,7 Mio. EUR abgeschlossen. Die vermittelte Bausparsumme ist damit gegenüber dem Vorjahr deutlich gestiegen. Der Absatz von Lebensversicherungen stieg im Jahr 2021 durch die Ausweitung der Vertriebs- partner volumensmäßig an. Auch der Absatz von Kompositversicherungen stieg leicht an. 2.4.5. Derivate Die derivativen Finanzinstrumente dienten ausschließlich der Sicherung der eigenen Positionen. Hinsichtlich der zum Jahresende bestehenden Geschäfte wird auf die Darstellung im Anhang verwiesen. 15
Lagebericht 2.4.6. Wesentliche Baumaßnahmen Im Zusammenhang mit dem laufenden Neubau der Hauptstelle bestehen aus abgeschlossenen Verträgen der Tochtergesellschaft finanzielle Verpflichtungen gegenüber den Bauhandwerkern. Des Weiteren verweisen wir auf die Angaben im Anhang zum Jahresabschluss. 2.5. Bedeutsamste nichtfinanzielle Leistungsindikatoren Der Unternehmenswert der Stadtsparkasse Bocholt wird außer von finanziellen auch von nicht- finanziellen Einflussfaktoren bestimmt. Sie betreffen die Beziehungen des Unternehmens zu Kunden und Mitarbeitern sowie die Ausgestaltung der Produkte und Umweltbelange. Die Stadtsparkasse Bocholt engagiert sich für eine wirtschaftlich, sozial und ökologisch zu- kunftsfähige Entwicklung. Mit unserer Haltung, unseren Produkten und unseren gesellschaftli- chen Initiativen übernehmen wir Verantwortung für das Gemeinwohl und leisten einen Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung in unserem Geschäftsgebiet. Ein besonderer Fokus lag im Geschäftsjahr auf dem Angebot und der Nutzung nachhaltiger An- lageprodukte im Kunden- und Eigengeschäft, der Bereitstellung von Kreditfinanzierungen für Investitionen in Energieeffizienz und Umweltschutz, unserem eigenen Beitrag zum Umwelt- schutz sowie auf der Sicherstellung verlässlicher und auf Dauer angelegte Beschäftigungsper- spektiven für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Um dies mit einem starken Zeichen zu verdeutlichen, hat die Stadtsparkasse Bocholt, gemein- sam mit 171 anderen Sparkassen und 8 Verbundunternehmen, die freiwillige „Selbstverpflich- tung deutscher Sparkassen für klimafreundliches und nachhaltiges Wirtschaften“ unterzeich- net. In dieser Selbstverpflichtung werden verschiedene übergeordnete Ziele (auf Basis der UN Sustainable Development Goals) formuliert, die bereits jetzt auf viele Prozesse und Projekte unserer Sparkasse wirken - ganz konkret zum Beispiel bei der sparkasseneigenen Geldanlage oder auch beim Bau unserer neuen Hauptstelle am Neutorplatz 1. Die grundlegenden Ziele die- ser Selbstverpflichtung sind: • Sparkassen setzen sich aktiv für den Klimaschutz ein • den Geschäftsbetrieb CO2-neutral gestalten • Finanzierungen und Eigenanlagen auf Klimaziele ausrichten • Kundinnen und Kunden bei der Transformation unterstützen • Bewusstsein der Kundinnen und Kunden für nachhaltige Wertpapierinvestments fördern • Führungskräfte und Mitarbeitende zum Klimaschutz befähigen • den Klimaschutz vor Ort in den Kommunen voranbringen 16
Lagebericht 2.6. Darstellung, Analyse und Beurteilung der Lage 2.6.1. Vermögenslage Gegenüber dem Vorjahr ergaben sich keine bedeutsamen Veränderungen bei den Bilanzstruk- turanteilen. Sämtliche Vermögensgegenstände und Rückstellungen werden vorsichtig bewertet. Die Rück- stellungen werden in Höhe des nach vernünftiger kaufmännischer Beurteilung notwendigen Erfüllungsbetrags angesetzt. Einzelheiten sind dem Anhang zum Jahresabschluss zu entneh- men. Für besondere Risiken des Geschäftszweigs der Kreditinstitute wurde zusätzlich Vorsorge getroffen. Die zum Jahresende ausgewiesenen Gewinnrücklagen erhöhten sich durch die Zuführung des Bilanzgewinns 2020. Insgesamt weist die Sparkasse inklusive des Bilanzgewinns 2020 vor Ge- winnverwendung ein Eigenkapital von 58,2 Mio. EUR (Vorjahr 56,8 Mio. EUR) aus. Neben den Gewinnrücklagen verfügt die Sparkasse über umfangreiche weitere Eigenkapitalbestandteile. So wurde der Fonds für allgemeine Bankrisiken gemäß § 340g HGB durch zusätzliche Vorsorge von 2,0 Mio. EUR auf 77,3 Mio. EUR erhöht. Die in Kapitel 2.2 „Veränderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen im Jahr 2021“ sowie dem Anhang beschriebenen Auswirkungen der BGH-Urteile im Zusammenhang mit dem AGB- Änderungsmechanismus (27. April 2021, AGB-Urteil, XI ZR 26/20) sowie den Zinsanpassungs- klauseln in langfristigen Sparverträgen (6. Oktober 2021, XI ZR 234/20) auf die Vermögenslage beurteilen wir insgesamt als wesentlich, da hierdurch eine deutlich höhere Eigenkapitalzufüh- rung nicht realisiert werden konnte. Die Eigenkapitalanforderungen der CRR wurden jederzeit eingehalten. Die Gesamtkapitalquote nach Art. 92 CRR (Verhältnis der angerechneten Eigenmittel bezogen auf die risikobezogenen Positionswerte (Adressenausfall-, operationelle, Markt- und CVA-Risiken) übertrifft am 31. Dezember 2021 mit 15,46 % (im Vorjahr: 17,37 %) den vorgeschriebenen Mindestwert von 8,0 % gemäß CRR zuzüglich SREP-Zuschlag und Kapitalerhaltungspuffer sowie Stresspuffer (Eigenmittelzielkennziffer). Auch die harte Kernkapitalquote und die Kernkapitalquote übersteigen die aufsichtlich vorge- schriebenen Werte. Die Verschuldungsquote (Verhältnis des Kernkapitals zur Summe der bilanziellen und außerbi- lanziel-len Positionen) beträgt am 31. Dezember 2021 9,75 % und liegt damit über der aufsicht- lichen Mindestanforderung von 3,0 %. Der für 2021 prognostizierte Rückgang der Gesamtkapitalquote fiel trotz planmäßiger Eigenmit- telzuführung aufgrund des überplanmäßigen Anstieges im Kundenkreditgeschäft, den vorge- nommenen Portfolioveränderungen im Depot-A sowie den Effekten aus den neuen Regularien nach Basel IV / CRR II höher aus als geplant. Zum Bilanzstichtag verfügt die Sparkasse über eine gute und solide Eigenmittelbasis. Dies ist Voraussetzung für die Umsetzung unserer Geschäfts- und Risikostrategie insbesondere unter Betrachtung der Risikotragfähigkeit. Unsere Kapitalplanung bis zum Jahr 2027 zeigt eine aus- reichende Kapitalbasis. 17
Lagebericht 2.6.2. Finanzlage Die Zahlungsbereitschaft der Sparkasse war im abgelaufenen Geschäftsjahr aufgrund einer an- gemessenen Liquiditätsvorsorge jederzeit gegeben. Die Liquiditätsdeckungsquote (Liquidity Coverage Ratio - LCR) lag mit 128,7 bis 198,3 oberhalb des ab dem Jahr 2018 zu erfüllenden Mindestwerts von 100. Die LCR-Quote lag zum 31. Dezember 2021 bei 128,7. Zur Erfüllung der Mindestreservevorschriften wurden Guthaben bei der Deutschen Bundesbank geführt. Die strukturelle Liquiditätsquote Net Stable Funding Ratio - NSFR - lag ab dem Anwendungs- zeitpunkt der CRR II (28. Juni 2021) in einer Bandbreite von 115,6 % bis 116,9 %. Damit wurde die aufsichtliche Mindestquote von 100 % durchgängig eingehalten. Zur Erfüllung der Mindestreservevorschriften wurden Guthaben bei der Deutschen Bundesbank geführt. Die Zahlungsbereitschaft ist nach unserer Finanzplanung auch für die absehbare Zukunft gesi- chert. Deshalb beurteilen wir die Finanzlage der Sparkasse als gut. 2.6.3. Ertragslage Die wesentlichen Erfolgskomponenten der Gewinn- und Verlustrechnung laut Jahresabschluss sind in der folgenden Tabelle aufgeführt. Die Erträge und Aufwendungen sind nicht um perio- denfremde und außergewöhnliche Posten bereinigt. Ertragslage 31.12.2021 31.12.2020 Veränderung TEUR TEUR TEUR % Zinsüberschuss 19.774 18.526 + 1.248 + 6,7 Provisionsüberschuss 7.328 6.942 + 386 + 5,6 Nettoergebnis des Handelsbestands --- --- --- --- Sonstige betriebliche Erträge 1.509 1.323 + 186 + 14,1 Personalaufwand 12.637 12.693 - 56 - 0,4 Andere Verwaltungsaufwendungen 6.816 6.187 + 629 + 10,2 Sonstige betriebliche Aufwendungen 1.922 1.936 - 14 - 0,7 Ergebnis vor Bewertung und Risikovorsorge 7.236 5.975 + 1.261 + 21,1 Ergebnis aus Bewertung und Risikovorsorge - 1.865 - 543 + 1.322 + 243,5 Zuführungen Fonds für allgemeine Bankrisiken - 1.950 - 2.400 + 450 + 18,8 Ergebnis vor Steuern 3.421 3.032 + 389 + 12,8 Steueraufwand - 2.031 - 1.651 - 380 - 23,0 Jahresüberschuss 1.392 1.382 + 10 + 0,7 Zinsüberschuss: GuV-Posten Nr. 1 bis 4 Provisionsüberschuss: GuV-Posten Nr. 5 und 6 Sonstige betriebliche Erträge: GuV-Posten Nr. 8 und 20 Sonstige betriebliche Aufwendungen: GuV-Posten Nr. 11, 12, 17 und 21 Ergebnis aus Bewertung und Risikovorsorge: GuV-Posten Nr. 13 bis 16 Zur Analyse der Ertragslage wird für interne Zwecke und für den überbetrieblichen Vergleich der bundeseinheitliche Betriebsvergleich der Sparkassenorganisation eingesetzt, in dem eine detaillierte Aufspaltung und Analyse des Ergebnisses unserer Sparkasse in Relation zur durch- schnittlichen Bilanzsumme erfolgt. Zur Ermittlung eines Betriebsergebnisses vor Bewertung werden die Erträge und Aufwendungen um periodenfremde und außergewöhnliche Posten be- reinigt, die in der internen Darstellung dem neutralen Ergebnis zugerechnet werden. Nach Be- rücksichtigung des Bewertungsergebnisses ergibt sich das Betriebsergebnis nach Bewertung. Unter Berücksichtigung des neutralen Ergebnisses und der Steuern verbleibt der Jahresüber- schuss. Auf dieser Basis beträgt das Betriebsergebnis vor Bewertung 0,53 % (Vorjahr 0,60 %) der durchschnittlichen Bilanzsumme des Jahres 2021. 18
Lagebericht Der im Vorjahreslagebericht prognostizierte Wert von 0,48 % wurde somit überschritten. Die als weitere bedeutsamer finanzieller Leistungsindikator definierte Cost-Income-Ratio er- höhte sich zwar von 71,2 % auf 74,2 %. Der im Vorjahreslagebericht prognostizierte Wert von 77,0 % wurde jedoch insbesondere aufgrund eines im Vergleich zur Planung niedrigeren Sach- aufwandes unterschritten. Im Geschäftsjahr hat sich der Zinsüberschuss positiver entwickelt als erwartet. Das Zinsergeb- nis wurde u. a. durch den überplanmäßigen Anstieg im Kundenkreditgeschäft und einen leich- ten Anstieg des Zinsniveaus begünstigt. Der Zinsüberschuss verminderte sich lediglich um 1,7 % auf 19,2 Mio. EUR. Der Rückgang der Zinserträge übertraf den Rückgang der Zinsaufwen- dungen. Der Provisionsüberschuss lag mit einer Steigerung von rd. 5,1 % deutlich über dem Vorjahres- ergebnis. Das geplante Wachstum im Provisionsüberschuss konnte jedoch nicht vollständig erreicht werden. Insbesondere im Giroverkehr blieben die Erträge hinter unseren Planungen zurück. Der Rückgang ist insbesondere auf Rückerstattungen für im Geschäftsjahr vereinnahm- te Gebühren im Zusammenhang mit dem BGH-Urteil vom 27. April 2021 zum AGB- Änderungsmechanismus zurückzuführen. Die sonstigen ordentlichen Erträge zeigen im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg um 0,5 Mio. EUR, der dem Planansatz entspricht. Der für das Geschäftsjahr prognostizierte Anstieg des Personalaufwandes wurde nicht reali- siert. Mit 12,5 Mio. EUR bleibt der Personalaufwand im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverän- dert. Der Sachaufwand liegt mit 7,8 Mio. EUR rd. 1,0 Mio. EUR über dem Vorjahreswert aber im We- sentlichen aufgrund des innerhalb des Geschäftsjahres verschobenen Einzugstermins in das neue Hauptstellengebäude unterhalb des Planwertes von 8,5 Mio. EUR. Abschreibungen und Wertberichtigungen nach Verrechnung mit Erträgen (Bewertung und Risi- kovorsorge) bestanden insgesamt in Höhe von 0,4 Mio. EUR (Vorjahr 0,5 Mio. EUR). Während sich aus dem Kreditgeschäft im Wesentlichen bedingt durch die Umsetzung neuer Bewertungs- vorschriften zu den Pauschalwertberichtigungen erneut ein negatives Bewertungsergebnis ergab, das deutlich über dem Vorjahreswert lag, stellte sich das Bewertungsergebnis aus den Wertpapieranlagen aufgrund der Realisierung von Kursgewinnen deutlich positiver als im Vor- jahr dar. Die in Kapitel 2.2 „Veränderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen im Jahr 2021“ sowie dem Anhang beschriebenen Auswirkungen der BGH-Urteile im Zusammenhang mit dem AGB- Änderungsmechanismus (27. April 2021, AGB-Urteil, XI ZR 26/20) sowie den Zinsanpassungs- klauseln in langfristigen Sparverträgen (6. Oktober 2021, XI ZR 234/20) auf die Ertragslage be- urteilen wir insgesamt als wesentlich. Sie haben das neutrale Ergebnis von -1,4 Mio. EUR (Vor- jahr -2,0 Mio. EUR) deutlich belastet. Der Sonderposten nach § 340g HGB wurde deutlich um 2,0 Mio. EUR aufgestockt. Für das Geschäftsjahr 2021 war ein um 0,4 Mio. EUR höherer Steueraufwand in Höhe von 2,0 Mio. EUR auszuweisen. Die Prognosen hinsichtlich unserer wichtigsten finanziellen Leistungsindikatoren zur Ertrags- lage konnten übertroffen werden. Demnach ist die Sparkasse insbesondere vor dem Hinter- grund des intensiven Wettbewerbs und der anhaltenden Niedrigzinsphase mit der Entwicklung der Ertragslage im Jahr 2021 zufrieden. 19
Lagebericht Die gemäß § 26a Absatz 1 Satz 4 KWG offen zu legende Kapitalrendite, berechnet als Quotient aus Nettogewinn (Jahresüberschuss) und Bilanzsumme, betrug im Geschäftsjahr 2021 0,10 % (Vorjahr 0,11 %). 2.7. Gesamtaussage zum Geschäftsverlauf und zur Lage Mit der Geschäftsentwicklung im abgelaufenen Jahr sind wir unter Berücksichtigung der Auswir- kungen aus der weiter anhaltenden Covid19-Pandemie insgesamt zufrieden. Ursächlich für die Entwicklung von Geschäftsvolumen und Bilanzsumme war in erster Linie das im Zeitvergleich überplanmäßige Wachstum im Kundenkreditgeschäft. Auch unsere Verbindlichkeiten ggü. Kun- den stiegen stärker als in der Planung angenommen. Das für 2021 prognostizierte Betriebsergebnis vor Bewertung wurde übertroffen. Die Ziele bei den Indikatoren „Cost-Income-Ratio“ und „Betriebsergebnis vor Bewertung in % der Durch- schnittsbilanzsumme“ wurden erreicht. Zusätzlich durch die günstige Entwicklung im Bewertungsergebnis lässt sich die Eigenkapital- basis durch Dotierung zusätzlicher Vorsorgereserven nach § 340g HGB auf Planniveau realisie- ren. Die Kapitalquoten lagen stets im Rahmen der regulatorischen Vorgaben. Die Giromarktkennziffer als Messgröße für den Marktanteil liegt per 31. Dezember 2021 bei 45 % und nur leicht unter dem strategischen Ziel. 3. Nachtragsbericht Die Nachtragsberichterstattung erfolgt gemäß § 285 Nr. 33 HGB im Anhang. 4. Risikobericht 4.1. Risikomanagementsystem In der Geschäftsstrategie werden die Ziele des Instituts für jede wesentliche Geschäftstätigkeit sowie die Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele dargestellt. Die Risikostrategie umfasst die Ziele der Risikosteuerung der wesentlichen Geschäftsaktivitäten sowie die Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele. Die Risikoinventur umfasst die systematische Identifizierung der Risiken sowie die Einschät- zung der Wesentlichkeit unter Berücksichtigung der mit den Risiken verbundenen Risikokon- zentrationen. Basis der Risikoinventur bilden die relevanten Risikoarten bzw. -kategorien. 20
Lagebericht Auf Grundlage der für das Geschäftsjahr 2021 durchgeführten Risikoinventur wurden folgende Risiken als wesentlich eingestuft: Risikoart Risikokategorie Adressenrisiken Kundengeschäft Eigengeschäft Marktpreisrisiken Zinsen (Zinsänderungsrisiko) Spreads Aktien Immobilien Fremdwährungen Liquiditätsrisiken Zahlungsunfähigkeitsrisiko Operationelle Risiken Der Ermittlung der periodischen Risikotragfähigkeit liegt ein Going-Concern-Ansatz zu Grun- de, wonach sichergestellt ist, dass auch bei Verlust des bereitgestellten Risikodeckungspoten- zials die regulatorischen Mindestkapitalanforderungen erfüllt werden können. Am Jahresan- fang hat der Vorstand für 2021 ein Gesamtlimit von 35,0 Mio. EUR bereitgestellt. Im Kontext der Aufstockung eines Spezialfonds wurde das Gesamtbanklimit unterjährig um 6,0 Mio. EUR auf 41,0 Mio. EUR erhöht. Die Risiken wurden durch die bestehenden Limite stets abgedeckt. Zur Berechnung des gesamtinstitutsbezogenen Risikos wurde das Konfidenzniveau auf 95,0 % und ein Risikobetrachtungshorizont für das laufende Jahr bis zum Jahresultimo bzw. für ein- zelne Risiken für einen 12 Monats-Zeitraum festgelegt. Alle wesentlichen Risiken - mit Aus- nahme des Zahlungsunfähigkeitsrisikos, für das eine sinnvolle Unterlegung mit Risikode- ckungsmasse nicht möglich ist - werden auf die Limite angerechnet. Um die Risikotragfähigkeit über den Bilanzstichtag hinaus sicherzustellen, ist in der periodischen Sicht ab dem dritten Quartal eine Betrachtung bis zum übernächsten Bilanzstichtag vorgesehen. Die Risikotragfä- higkeit wird vierteljährlich ermittelt. Wesentliche Bestandteile des bereitgestellten Risikode- ckungspotenzials sind das geplante Betriebsergebnis nach Bewertung und nach Steuern des laufenden Jahres, die Gewinnrücklagen, die Vorsorgereserven nach § 340f HGB und 26a KWG (a.F.) sowie des Fonds für allgemeine Bankrisiken nach § 340g HGB. Das auf der Grundlage des bereitgestellten Risikodeckungspotenzials eingerichtete Limitsys- tem stellte sich zum Stichtag 31.12.2021 wie folgt dar: Risikoart Risikokategorie Limit Anrechnung TEUR TEUR % Adressenrisiken Kundengeschäft 12.000 6.653 55,4 Eigengeschäft 1.000 397 39,7 Marktpreisrisiken aus Zinsen 1.000 0 0,0 aus Zinsen (Direktanlage) 4.000 2.065 51,6 aus (Spezial-)Fonds 15.000 8.444 56,3 aus Immobilien(-Fonds) 8.000 5.315 66,4 Operationelle Risiken 1.000 329 32,9 Die zuständigen Stellen steuern die Risiken im Rahmen der bestehenden organisatorischen Re- gelungen und der Limitvorgaben des Vorstands. Die der Risikotragfähigkeit zu Grunde liegenden Annahmen sowie die Angemessenheit der Me- thoden und Verfahren werden jährlich überprüft. Stresstests werden regelmäßig durchgeführt. Als Ergebnis dieser Simulationen ist festzuhalten, dass auch im Falle der potenziellen Verluste aus den von der Sparkasse für möglich gehaltenen außergewöhnlichen Szenarien die Risikotragfähigkeit gegeben ist. Um einen möglichen etwaigen Kapitalbedarf rechtzeitig identifizieren zu können, bestand im Berichtsjahr ein zukunftsgerichteter Kapitalplanungsprozess bis zum Jahr 2027. Dabei wurden Annahmen über die künftige Ergebnisentwicklung sowie den künftigen Kapitalbedarf getroffen, 21
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