30 Jahre LÖWE Sonderausgabe - Niedersächsische Landesforsten
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Liebe Leserinnen & Leser, ob Klimakrise, Waldsterben oder Corona – in letzter Zeit gibt es wirklich mehr als genug Gründe, um sich zu sorgen, vielleicht gar, um zu resignieren und den Kopf in den Sand zu stecken. Aber Aufgeben oder Anklagen verändert nun einmal nichts. Es ist das überlegte Tun, das uns weiterbringt. Insofern lagen unsere Vorgänger goldrichtig, als sie 1991 LÖWE auf den Weg brachten, das Programm für die langfristige ökologische Waldentwicklung. In den letzten 30 Jahren durfte diese Philosophie wachsen und wirken. Mit Erfolg! Denn wenn wir den Blick einen Moment vom Negativen abwenden und uns eine bessere Zukunft vorstellen wollen, sehen wir all die wunderbaren Früchte, die LÖWE in unseren Wäldern bereits trägt. Und weiterhin tragen wird. Denn wir müssen und wollen diesen Weg weitergehen. Es warten neue, Fotos: Thomas Gasparini/NLF extreme Herausforderungen auf uns, und die folgenden Generationen werden uns daran messen, wie wir ihnen begegnet sind und auf welcher fachlichen Grundlage. Gehen Sie deshalb mit uns in den Forst und freuen sich über die kleinen und großen Erfolge im LÖWE-Wald. Ihr Klaus Merker Präsident der Niedersächsischen Landesforsten 1 30 Jahre LÖWE – 2021
Die Geburtsstunde der FEUERWALZE Der große Waldbrand 1975 bringt erneut LÖWE riesige Kahlflächen, die vorwiegend mit schneller wachsenden Nadelhölzern aufgeforstet wurden. Vor 30 Jahren wurde LÖWE geboren. Zunehmend von Bedeutung sind die „besonde- Ein Programm, das zur Philosophie wurde. ren Waldfunktionen“. Klingt so unscheinbar, wird Ein Rückblick … aber immer wichtiger. Unter diesem Grundsatz wer- den die Ökosystemleistungen des Waldes zusam- mengefasst. Etwa die Hälfte aller niedersächsischen Wasserschutzgebiete liegt im Wald der NLF (obwohl diese nur 10 Prozent der Landesfläche einnimmt). Dadurch wird zum Beispiel deutlich, welche Bedeu- tung die Wälder für den Wasserhaushalt und auch E für die Qualität des Wassers haben. Und auch im Punkt CO2, einem der Hauptprobleme unserer Zeit, spielt der Wald eine herausragende Rolle. Heute wer- VERWÜSTUNG Am 13.11.1972 vernichtete den etwa 101 Millionen Tonnen CO2 vom Wald ge- der Orkan Quimburga mit Geschwindigkeiten bis speichert. In den 80er-Jahren waren es noch 76 Mil- 245 km/h rund 16 Millionen Festmeter Holz. lionen Tonnen. LÖWE ist zwar als Regierungsprogramm einge- führt worden, zeigt sich aber anpassungsfähig. 2017 Es ist der 13. November 1972. Um 6 Uhr morgens wurde es erweitert, um die Nationale Biodiversitäts- kommen die Wälder der Landesforsten in Bewe- strategie zu integrieren, die vorsieht, dass 10 Prozent gung. Orkan Quimburga peitscht über Niedersach- „Die Leistung, wissenschaftliche waldökologische der Flächen für eine natürliche Waldentwicklung sen, biegt und bricht riesige Bäume wie Streichhöl- Erkenntnisse in eine Form gebracht zu haben, so- vorzusehen sind. 2020 wurde in einer Erweiterung zer. In nur drei Stunden vernichtet der Sturm die dass sie von Praktikern verstanden und praxisnah der Niedersächsische Weg und ein neues Wildnis jahrzehntelange Arbeit von Förstergenerationen. angewendet werden können, kann man nicht hoch gebiet im Solling verankert. „Die 1991 entwickelten Zurück bleibt ein 100.000 Hektar großer Trümmer- genug einschätzen“, so Merker. Bewirtschaftungsgrundsätze mit einem Schwer- haufen. Und die Erkenntnis, dass etwas anders wer- Wer heute mit offenen Augen durch die Landes- punkt des Umbaus in Mischwälder oder auch die Be- den muss. forsten streift, begegnet LÖWE überall. Der Laub- vorzugung der Naturverjüngung sind immer noch Als dann 1975 auch noch der größte Waldbrand baumanteil in den Hauptbeständen liegt bei rund voll zutreffend. Lediglich das Tempo des Klimawan- der jüngeren Geschichte Niedersachsens über das 46 Prozent, der des Nachwuchses bei 71 Prozent. Die dels hat sich – damals unvorhersehbar – beschleu- Land zieht, ist die Zeit endgültig reif für einen Pa- Naturverjüngung stieg auf knapp 70 Prozent. Kahl- nigt.“ Die Klimakrise, sie ist bereits jetzt die größte Otto radigmenwechsel. Es entsteht die Konzeption zur schläge gehören – abgesehen von Kalamitätsflächen Herausforderung, nicht nur für den Wald. Und sie VISIONÄR Professor Hans-Jürgen „Langfristigen regionalen Waldbauplanung“, mit – der Vergangenheit an. wird es die nächsten Jahrzehnte bleiben. Es braucht E-Programm war es, der federführend das LÖW dem Waldsterben in den 80er-Jahren verstärken sich die richtigen, nachhaltigen Entscheidungen. Und formulier te. die Bemühungen, Laubbäume beizu- „Der Umbau zu Mischwäldern auch Optimismus. mischen, 1987 verabschiedet die Lan- ist eine durchweg positive „Der Umbau zu Mischwäldern ist eine durchweg desregierung das „Walderneuerungs- Entwicklung, die wir optimistisch positive Entwicklung, die wir optimistisch angehen. programm Harz“. angehen!“ Traurig ist eher der Blick in die Gegenwart oder den Es ist vor allem dem Waldbau Rückspiegel, wenn generationenübergreifend ge- referenten Walter Kremser und Der Anteil von Mischwäldern mit Laubbaumbetei- pflegte Waldbestände verloren gehen. Für uns lang- ihm nachfolgend Professor Hans- ligung wuchs auf 59 Prozent, ebenso der Anteil der fristig denkende Försterinnen und Förster wandeln Jürgen Otto zu verdanken, dass Schutzgebiete. Auf nationalem und europäischem sich damit Waldbilder in einem zuvor unvorstell 1991 schließlich an den Start geht, Recht basierende Schutzgebiete sowie die Wald- baren Tempo.“ was auch heute noch das Wirken schutzgebiete in Eigenbindung der NLF beeinflus- LÖWE wird also auch in Zukunft das prägende und Werken der Landesforsten be- sen auf rund 81 Prozent der Fläche die Bewirtschaf- Instrument zur Waldgestaltung sein, sich aber si- stimmt: LÖWE, das Programm zur tung des Waldes. Darüber hinaus übernehmen die cherlich auch weiterentwickeln müssen, um der Kli- Fotos: NLF-Archiv langfristigen ökologischen Wald- NLF auch auf großer Flächen gesellschaftliche Ver- makrise gerecht zu werden und auch den nächsten entwicklung. antwortung für besondere Waldfunktionen. „Wenn Generationen einen stolzen Blick auf den Wald zu „Das Programm hat die Form wir vor Waldbildern stehen, die durch die aktuel- ermöglichen. einer Betriebsphilosophie ange- len klimatischen Extreme stark geschädigt wurden nommen, weil es so überzeugend – und in der Nachbarschaft stehen Waldbestände, die verschiedenen Aspekte einer die im Zuge des LÖWE-Programms bereits umge- multifunktionalen Waldbewirt- baut wurden und keine Schäden zeigen, kann ich schaftung harmonisiert“, sagt Dr. Klaus Merker, mich immer wieder sehr freuen“, sagt Merker. „Dann Präsident der Niedersächsischen Landesforsten, an- bekommt man ein Gefühl dafür, wie richtig es war, erkennend. LÖWE ist ein Programm für die Praxis. bereits in den 80er-und 90er-Jahren auf die LÖWE- Grundsätze umzuschwenken.“ 2 3 30 Jahre LÖWE – 2021 30 Jahre LÖWE – 2021
Wald 13 Grundsätze für LÖWE Seit 1991 bestimmen sie in Theorie und Praxis das Werken mit der Niedersächsischen Landesforsten. Ein kleiner Einblick in das Programm … Zukunft 1. BODENSCHUTZ UND STANDORTGEMÄSSE BAUMARTENWAHL: Die Böden, wortwörtlich die Grundlage vielfältiger und leistungsstarker Wälder, werden besser behandelt, als es lange üblich war. Holzerntemaschinen dürfen deswegen nur noch auf Wegen und Gassen fahren. Es sollen zudem nur solche Bäume gepflanzt werden, die an den jeweiligen Boden und das Klima angepasst sind. 2. LAUB- UND MISCHWALDVERMEHRUNG: Reinbestände sollen Schritt für Schritt in Mischwälder mit größtmöglicher Artenvielfalt umgebaut werden. 90 Prozent der Flächen der NLF sollen sich dahin entwickeln. Nur ein Zehntel der Flächen ist so arm oder extrem gelegen, dass dort weiter Reinbestände wachsen. 3. ÖKOLOGISCHE ZUTRÄGLICHKEIT: Auf den jeweiligen Standorten sollen die Arten gedeihen, die auch natürlicherweise dort wachsen. Das Artenspektrum wird behutsam Heute mit dem Gestern für morgen arbeiten: etwa um die Douglasie, Roteiche oder die Japanische Lärche erweitert, um den Wald klima In den Landesforsten wird in Dekaden gedacht. stabiler und produktiver zu machen. Vier Forstleute* zeigen uns bei einem 4. BEVORZUGUNG NATÜRLICHER WALDVERJÜNGUNG: Der Wald soll sich Waldspaziergang die Erfolge von LÖWE künftig weitgehend selbst verjüngen. An Orten, wo noch nicht die gewünschten Baumarten wachsen, pflanzen und säen Forstwirte und Förster nach und nach die Wälder der Zukunft. 5. VERBESSERUNG DES WALDGEFÜGES: In LÖWE-Wäldern stehen unterschied lich dicke und hohe, junge und alte Bäume verschiedenster Art nebeneinander. Gut struktu rierte Wälder sind weit stabiler, vielfältiger und lebendiger als Reinbestände. 6. ZIELSTÄRKENNUTZUNG: Erreichen Bäume nach langer Pflege ihren Zieldurch messer, werden sie einzeln oder gruppenweise geerntet. 7. ERHALTUNG ALTER BÄUME, SCHUTZ SELTENER UND BEDROHTER PFLANZEN- UND TIERARTEN: Alte, starke, aber auch seltene Bäume bleiben den Wäldern erhalten – und damit auch viele seltene Tier- und Pflanzenarten als Habitat. 8. AUFBAU EINES NETZES VON WALDSCHUTZGEBIETEN: Hier werden typische oder seltene Wälder langfristig erhalten und entwickelt. Teile davon bleiben sich selbst überlassen und entwickeln sich frei von menschlichem Einfluss. 9. GEWÄHRLEISTUNG BESONDERER WALDFUNKTIONEN: Wälder liefern Trinkwasser, filtern die Luft, schützen vor Erosion und Lärm – um nur einige Funktionen zu benennen. Es gilt, den Wald so zu pflegen und zu schützen, dass er all seine Aufgaben bestmöglich erfüllen kann. 10. WALDRANDGESTALTUNG UND -PFLEGE: Ein dichter Waldrand wirkt wie eine Mauer, die bei starken Stürmen „einstürzen“ kann. Stufenartig aufgebaute Waldränder bieten dem Wind weit weniger Angriffsfläche. Sie schützen die Wälder und sind zugleich Hort vieler Pflanzen- und Tierarten. 11. ÖKOLOGISCHER WALDSCHUTZ: Ist der Wald infolge von Stürmen oder wegen Insektenbefall in Gefahr, ist der ökologische Waldschutz vorrangig. Erst wenn diese Maßnah men nicht helfen, dürfen als letztes Mittel auch chemische Maßnahmen ergriffen werden. 12. ÖKOSYSTEMVERTRÄGLICHE WILDBEWIRTSCHAFTUNG: Wild gehört zum Wald – zu hohe Wildbestände aber schaden vor allem den jungen Bäumen und gefährden Foto: Thomas Gasparini/NLF, NLF den Aufbau naturnaher Wälder. Vor allem Rot-, Reh-, und Damwild müssen deswegen konse quent, aber immer auch mit Blick für die Bedürfnisse des Wildes, bejagt werden. 13. ÖKOLOGISCH VERTRÄGLICHER EINSATZ DER FORSTTECHNIK: Auch in *Meike Fahning aus dem Dezernat Forsteinrichtung und Waldökologie und Henning Küper naturnah bewirtschafteten Wäldern kann man auf Holzerntemaschinen nicht verzichten. Revierleiter in Luhne bei Rotenburg/ Wümme besuchen im Nordwesten Niedersachsen Ihr Einsatz darf den Wald und den Waldboden nicht dauerhaft beeinträchtigen. Löwe-Spuren im Wald. Alexander Frese, Forstwirtschaftsmeister in Clausthal und Abteilungs- leiter Wald und Umwelt Dr. Hans-Martin Hauskeller sind im vom Klimawandel gezeichneten Harz unterwegs und zeigen, was LÖWE vor Ort bedeutet. 4 5 30 Jahre LÖWE – 2021 30 Jahre LÖWE – 2021
Bodenschutz & 1 standortgemäße Baumartenwahl säumt von Fichten, die kürzlich vom Käfer angegrif- fen wurden und abgestorben sind. „Wir wollen bei der Wiederbewaldung sehr differenziert vorgehen“, sagt Dr. Hans-Martin Hauskeller. „Solange wir das Douglasie, Lärche, Roteiche, Spitzahorn. „Alles Ar- Ausfliegen der Borkenkäfer vermeiden können, fäl- ten, die gut mit der Freifläche zurechtkommen. Un- E len wir die betroffenen Bäume. Wenn es dafür aber ter den Fichten gedeihen bereits Buchen und Weiß- zu spät ist, dann entscheiden wir uns wie hier auch tannen. dazu, sie stehen zu lassen. Tatsächlich ist eine tote Für Hauskeller ist dieses Mosaik ein Erfolg ver- Fichte besser als gar keine Fichte. Denn unter den ab- sprechendes Modell. „Hier treffen unsere normale gestorbenen Bäumen können schattenliebende Ar- Methode des Waldumbaus und eine katastrophen ten bestens gedeihen.“ bedingte Methode aufeinander“, sagt Hauskeller. „In einer optimalen Welt entsteht eine gesunde Ein Mosaik. Das ist das Ziel. Dr. Hans-Martin „Wir lassen abgestorbene Bäume Mischung von selbst, wir wollen gar nicht immer Hauskeller, Abteilungsleiter für Wald und Umwelt bewusst stehen. Lieber eine tote pflanzen. Letztlich ist es in der Praxis meist so – wo der Landesforsten, ist mit Forstwirtschaftsmeister Fichte als gar keine Fichte.“ die Vielfalt durch die Förster hingekommen ist, da Alexander Frese im Revier Radauberg unterwegs. lassen wir die Natur machen.“ Das Revier liegt an der Grenze zum Nationalpark, Die Katastrophenfläche wird zur idealen Kinder- unterhalb der Eckertalsperre. Die beiden Forstleute stube. Alexander Frese ergänzt: „Zudem sorgt das stehen auf einer ehemaligen Fichten-Fläche, auf der Totholz für Windruhe und speichert Feuchtigkeit.“ einst Buchen unter dem schützenden Schirm der al- Zwischendrin finden sich auf der Fläche Bergahorn, ten Fichten gepflanzt wurden. Im aktiven Borkenkäferkampf wurden die befal- lenen Fichten entnommen, und die Buchen sind nun Sonne, Wind und Frost ausgesetzt. Soweit nicht un- gewöhnlich. Spannend wird der Standort aus der Vogelperspektive. Denn die Buchen-Fläche ist ge- Fotos: Thomas Gasparini/NLF Im Reitgras wachsen die Buchen empor. Auch der Bergahorn, der früh Samen produziert, gedeiht hier gut in Naturverjüngung. 6 7 30 Jahre LÖWE – 2021 30 Jahre LÖWE – 2021
Laub- & 2 Mischwald- vermehrung A Alexander Frese lächelt zufrieden. Mit der Fläche „Am Roten Handschuh“ in der Försterei Altenau ver- bindet ihn eine besondere Geschichte. „Ich bin ge- rade frisch ins Forstamt gekommen, als wir diese Fläche nach Kyrill 2007 aufgeforstet haben. Es sah furchtbar aus hier.“ Heute präsentiert sich das Ge- biet als Vorzeigefläche mit gesundem Mischwald- bestand. Doch der Weg dorthin war steinig, erin- nert sich Frese. „Ich kann mich noch sehr gut an die Pflanzung erinnern. Es hat lange gedauert, bis die Bäume über- haupt Fuß gefasst haben. So richtig in Gang gekom- men sind sie erst, als die Begleitvegetation wuchs und ihnen Schutz bot. Das ist etwas, worüber ich mir oftmals Gedanken mache: Die heutigen Flächen ha- ben meist nicht diesen Vorteil der Windruhe. Da fegt einfach alles drüber.“ Es waren die Windwurfstub- ben, die den Pflanzen unter die Arme griffen. „Wir arbeiten nach dem Prinzip der Möglichkeiten. Wir hinter lassen Optionen für die nachfol genden Generationen.“ Heute tummeln sich am Roten Handschuh Buchen, Bergahorn, Douglasie, Fichten, Weiden, Eberesche. „Wir haben hier vor Kyrill schon Buchen unter den Fichten, auf freien Flächen Bergahorn angepflanzt, nach Kyrill kam Douglasie hinzu, aber auch eine Naturverjüngung durch Weide, Eberesche und Fich- te haben wir zugelassen und integriert“, sagt Haus- keller. „Letztlich arbeiten wir nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit der Möglichkeiten – wir hinterlassen mit unserer Arbeit verschiedene Optionen. Unsere Nachfolger werden entscheiden, welche der Baum arten in der Klimakrise und für die nachfolgenden Generationen funktionieren.“ Die Entwicklung des Klimas – einst ein Rand aspekt fließt sie heute in alle Entscheidungen ein. Fotos: Thomas Gasparini/NLF „Bei jedem einzelnen Hang, den wir gestalten, wer- den Klimaprognosen eingearbeitet“, sagt Alexander Frese. Langfristig soll der Anteil der Laubbaumarten auf 65 Prozent erhöht werden, Reinbestände sollen auf natürliche Waldgesellschaften beschränkt wer- Die alten Windwurfstubben sorgten für Schutz den. Ein Ziel, dem diese Fläche schon ziemlich nahe und für ein Mikroklima, in dem die neuen Pflanzen kommt. gedeihen konnten. 8 9 30 Jahre LÖWE – 2021 30 Jahre LÖWE – 2021
E Ökologische 3 Zuträglichkeit Eine gute Mischung ist das Rezept für eine gesun- de Zukunft der Wälder. Große Hoffnung liegt da- bei auch auf eingeführten Arten aus anderen Län- dern. Im LÖWE-Programm steht festgeschrieben, dass nur Baumarten eingeführt werden dürfen, die standortgemäß sind, keine Krankheiten verbreiten, mit anderen Baumarten mischbar sind und sich na- türlich verjüngen lassen. „Diese Roteichen sind da absolut beispielhaft“, sagt Henning Küper, Revierleiter der Försterei Luh- ne bei Rotenburg. Gemeinsam mit Meike Fahning vom Dezernat für Forsteinrichtung und Waldöko- logie ist er im Luhner Holz in einem Roteichenbe- stand unterwegs. „Die Roteiche stammt vom ame- rikanischen Kontinent und passt sehr gut in unsere Wälder“, sagt Küper. „Sie ist gesund, produktiv und verbessert den Boden. Dies hier ist einer der besten Bestände, der auch regelmäßig beerntet wird.“ „Douglasie, Japanlärche, Küsten tanne und Roteiche zählen zu den Gewinnern.“ Welche Baumarten gestalten die Zukunft? Wer ist gerüstet für die Herausforderungen der Klima krise? Die Antworten entscheiden, welche Bäume gepflanzt werden. „Es zeichnet sich ab, dass sich die Douglasie, Japanlärche, Küstentanne und die Roteichen bewähren. Auch bei Trockenperioden“, sagt Küper. „Wobei sich meine Euphorie über die Douglasie in Grenzen hält“, so Meike Fahning. „Sie ist sehr naturverjüngungsfreundlich.“ „Ich habe die Douglasie zunächst auch kritisch gesehen“, wendet Küper ein. „Tatsächlich ist sie aber nicht invasiv, wie anfangs gefürchtet, und sie lässt sich wirklich gut mischen.“ Fahning: „Ich will sie auch gar nicht pauschal verteu- feln, man sollte sie kleinflächig mit anderen Bauma rten mischen.“ Tatsächlich ist die Douglasie die beliebteste Baumart unter den „neuen“. In den letzten Jah- ren wurde sie vor allem im Norddeutschen Tief- land in ältere Kiefernbestände eingebracht und fügt sich dort gut ein. Wichtig bei nichtheimi- schen Baumarten ist, dass sie sich in das Wald- gefüge eingliedern ohne sich negativ auf das Ökosystem auszuwirken. Dabei geht es auch nicht nur um Nadelbäume, Henning Küper er- gänzt: „Baumhasel und Esskastanie könnten in der Zukunft zum Spektrum unserer Laubbaum- arten zählen.“ Kleine Eichel ganz groß. Roteichen, ursprünglich vom Amerikanischen Kontinent stammend, sind erfolgreich bei uns angekommen. Fotos: Thomas Gasparini/NLF 10 11 30 Jahre LÖWE – 2021 30 Jahre LÖWE – 2021
‚survival of the fittest‘. Die Baumkinder stehen in ständiger Konkurrenz zueinander. Die Bäume, die schließlich überleben, haben für sich Plätze mit op- timalen Bedingungen gefunden.“ Ein weiterer Punkt, der auf das Konto der Natur- verjüngung einzahlt, ist die Wurzelentwicklung. Alexander Frese hat einen jungen Bergahorn aus- gegraben und hält ihn in die Luft. Die starke, ver- zweigte Wurzel ist fast schon so lang wie die Pflan- ze selbst. „Die Qualität der Wurzel ist elementar für den Nährstoff- und Wassertransport und die Veran- kerung im Boden“, erklärt er. Pflanzungen können das nur in Teilen imitieren. „Wenn die Naturverjüngung funk- Bevorzugung tioniert, macht die Natur das viel 4 üppiger als wir.“ natürlicher Natürliche Waldverjüngung führt zu einem höheren genetischen Anpassungspotenzial, Gefahren durch Mäuse und Spätfrost sind geringer und die Qualität Waldverjüngung der Jungbestände ist im Allgemeinen besser, voraus- gesetzt die Saatbäume sind entsprechend veranlagt. Dennoch wird ein Großteil der zukünftigen Wälder durch manuelle Pflanzung und Saat entstehen müs- S sen, da schlicht die geeigneten Mutterbäume nicht vorhanden sind. Stürme und Käfer fordern massive Eingriffe, und so wird der Anteil der geplanten Freiflächenkulturen in den nächsten Jahren wohl weiter ansteigen. „Etwa ein Drittel der Wiederbewaldung soll jedoch durch Naturverjüngung entstehen“, sagt Hauskeller. Doch „ Soweit die Wälder nach Standortanpassung und nicht nur auf Schadflächen ist das Wirken des Men- Mischung bereits einem naturnahen, zielgerechten schen notwendig. Auch die Lichtbaumarten, vor allem Zustand entsprechen oder nahekommen, sollen sie die Eichen, brauchen Unterstützung. Sie lassen sich bevorzugt aus natürlicher Ansamung verjüngt wer- nur schlecht in inniger Nachbarschaft mit konkur- den.“ So heißt es in den LÖWE-Grundsätzen. Dr. renzstärkeren Baumarten verjüngen. Hans-Martin Hauskeller und Alexander Frese strei- fen durch eine üppige Buchenverjüngung im Revier Radauberg. „Wenn die Naturverjüngung funktioniert, dann macht die Natur das viel üppiger und besser als wir“, sagt Hauskeller. „Es geht dabei nur um das Prinzip Fotos: Thomas Gasparini/NLF Unter dem Schirm der großen Bäume gedeiht die nächste Generation. 12 13 30 Jahre LÖWE – 2021 30 Jahre LÖWE – 2021
Verbesserung 5 des Waldgefüges A Alt trifft Jung. Groß trifft Klein. Dick trifft dünn. Der optimale LÖWE-Wald ist aus jeder Perspek tive strukturreich. Um dies zu erreichen, braucht es manchmal Mut zur Lücke. „Mehr Licht führt zu einer höheren Artenvielfalt. Es ist also richtig und wichtig, nicht alles zu 100 Prozent zuzupflanzen“, sagt Meike Fahning. Gemeinsam mit Henning Küper steht sie auf ei- ner Fläche, die größtenteils mit Buche und Doug- lasie bewachsen ist. Doch unter dem Schirm sieht man allerlei junge Bäume und Sträucher gedeihen. „Es stellt sich halt immer die Frage, wie die Revierleitung mit der Viel- falt umgeht.“ „Es stellt sich immer die Frage, wie die Revierleitung mit der Vielfalt umgeht.“ Spätestens seit der LÖWE-Einfüh- rung ist das klar! Manchmal auch schon früher. Henning Küper er- innert sich dazu: „Nach dem 72er- Sturm haben wir viele Bestände mit Fichte und Kiefer begründet. Darun- ter haben sich sehr viele Birken und Vogelbeeren angesamt. Die haben wir damals nicht beseitigt, sondern ge- schützt. Das hat nicht nur für Struktur gesorgt, sondern auch die Nährstoffe optimal im Boden verbreitet.“ Das Waldgefüge zu verbessern ist eine Generationenaufgabe. Ausgangs- Fotos: Thomas Gasparini/NLF punkt waren die aus der Vergangenheit übernommenen, meist einschichtigen und nicht gemischten Altbestände. So soll es sein! Das perfekte Waldgefüge Um eine bunte Struktur zu erreichen, müssen ist aus jeder Perspektive strukturreich. diese Bestände zeitlich gestreckt und differenziert genutzt werden. 14 15 30 Jahre LÖWE – 2021 30 Jahre LÖWE – 2021
Zielstärken- 6 nutzung E Es ist wohl einer der Grundsätze im LÖWE-Pro- gramm, der das Umdenken im forstlichen Handeln besonders gut verdeutlicht: die Zielstärkennutzung. „Früher wurden Forst-Kulturen gepflanzt, gepflegt und auch durchforstet. Nach etwa 120 Jahren gab’s dann einen Kahlschlag, und auf der Freifläche wur- de die nächste Generation angepflanzt. Im Prinzip funktionierte der Forst damals ähnlich wie die Land- wirtschaft“, sagt Dr. Hans-Martin Hauskeller. „Der „Heute sollen die besten die dicksten werden“, sagt Grundgedanke war schon nachhaltiges Handeln; es Hauskeller und blickt in die imposante Krone. Ziel sollte auf diese Weise eine berechenbare Menge Holz ist es, die Vorräte zu erhöhen, die Waldstruktur zu produziert werden. Dass früher Flächen kahl ge- verbessern, die Naturverjüngung zu fördern und schlagen wurden, lag aber auch daran, dass es nicht eine gleichmäßige Energieumsetzung zu sichern. die passende Technik gab. Die hatten noch keine gro- Tatsächlich wird heute bei keiner Baumart mehr ßen Maschinen, um das Holz rauszuziehen“, ergänzt zielstarkes Holz genutzt als nachwächst. Der Grund- Alexander Frese. satz ist also ein Erfolg. Problematisch wird es manchmal mit dem Alter … „Früher funktionierte Laut LÖWE sollen sie alt werden, die Wälder. Klingt Forstwirtschaft ähnlich wie simpel, ist es aber oftmals nicht. Denn mit dem Alter Landwirtschaft. Mit LÖWE steigen auch die Risiken etwa durch Spritzkern bei haben wir umgedacht.“ der Buche oder eine erhöhte Windwurfgefahr bei der Fichte. „Es gilt also auch hier, genau abzuwägen und Fotos: Thomas Gasparini/NLF Der Grundgedanke des LÖWE-Programms ist ein differenziert vorzugehen“, sagt Hauskeller. Auf der anderer, nämlich der des Dauerwaldes. Die beiden Fläche zeigt sich, wie sinnvoll die Zielstärkennut- Forstleute stehen in der Nähe von Riefenbach in der zung ist: „Durch die vereinzelte Entnahme wird es Försterei Radauberg vor einer stattlichen Buche. sukzessive lichter. Irgendwann gibt es dann genug Licht, und die nächste Generation starker Bäume setzt sich durch.“ In der Försterei Radauberg steht diese stattliche Buche. Die Zielstärkennutzung sieht vor, dass die besten Bäume die dicksten werden sollen. 16 17 30 Jahre LÖWE – 2021 30 Jahre LÖWE – 2021
Baum- & 7 Artenschutz Die „Eiche an der Weiche“ hat ein bewegtes Leben hinter sich. Nun darf sie in Würde altern – und irgendwann als Totholz hier verbleiben. M Meike Fahning und Henning Küper wirken wie Zwerge neben der stattlichen Stieleiche. Etwa 1890 die bei den Schmetterlingen so beliebt sind. „Wie alt ist denn der älteste Baum in deinem Revier?“, fragt Meike Fahning. „Das ist eine Sammlung von Bu- chen, die 1760 gepflanzt und seither von Generatio- ist sie gepflanzt worden und hat sogar einen eige- nen von Förstern gepflegt wurden.“ „Das muss man nen Namen: „Eiche an der Weiche“. Küper kennt die sich immer mal klarmachen: Die sind vor der Fran- Geschichte des Baumes, der auch Naturdenkmal ist: zösischen Revolution gepflanzt worden“, so Fahning. „Als die Ausbeutung des Moores begann, führte hier „Ja, es gibt tatsächlich einige Bäume, über die ich eine Lorenbahn entlang, die von Pferden gezogen mich besonders freue und die ich sogar grüße, etwa wurde. Die Strecke führte von der Verarbeitung zum eine alte Eiche am Moor, die langsam zerfällt.“ Bahnhof, und diese Eiche stand eben genau dort, wo Ebenfalls verfallen ist eine mittelalterliche Sied- sich die Weiche befand.“ lung, deren Überreste sich heute mitten im Natur- wald Weichel finden. „Die Siedlung wurde wahr- „Je mehr Totholz, umso struk scheinlich 1351 im Zuge der Pest aufgegeben. Was turierter und wertvoller sind die früher die Viehtränke war, wird heute von den Wild- Wälder.“ schweinen als Suhle genutzt. Irgendwie ist also alles ein Kreislauf.“ Mittlerweile hat die Eiche nur noch in der Krone Blattwerk. Aber auch als Totholz ist sie noch wert- voll. „Je mehr Totholz, umso strukturierter und wertvoller die Wälder“, sagt Küper. „Wo es keine Fotos: Thomas Gasparini/NLF Probleme bringt, also etwa für den Arbeitsschutz oder Borkenkäferbefall, wollen wir es daher erhal- ten und fördern.“ Henning Küper hat viele dieser besonderen Bäu- me in seinem Revier. Etwa die Buche, die den eigent- lichen Stamm zur Wurzel machte. Oder die alten Eichen in ehemaligen Hutewäldern und die Aspen, 18 19 30 Jahre LÖWE – 2021 30 Jahre LÖWE – 2021
Waldschutz- 8 gebiete Wer wohnt hier? Meike Fahning und Henning Küper betrachten eine Wasserprobe aus dem Luhner Teich. I I n der Natur ist alles miteinander verbunden. Wird an einer Stellschraube gedreht, hat das direkte und sie wieder richtig voll werden.“ „Das wäre wichtig“, indirekte Auswirkungen auf viele andere. Im nega sagt Fahning. „Der Teich selbst ist ökologisch natür- tiven Sinne, aber auch im positiven, wie sich am Luh- lich schon unglaublich wertvoll, vor allem aber pro- ner Teich zeigt. fitiert auch das Umfeld davon.“ Henning Küper erzählt Meike Fahning die Ge- schichte des Teichs. „Um die Jahrhundertwende „Wir haben sukzessiv immer wurde an dieser Stelle ein erster Teich künstlich an- mehr Fläche aus der Nutzung gelegt. Er diente als Karpfenteich, aber diese Nut- genommen.“ zung war irgendwann nicht mehr verträglich mit der Wir brauchen diese großflächigen Räume ohne Stö- Torfgewinnung und so wurde das Wasser abgelas- Küper gerät ins Schwärmen, erzählt von der Arten- rungen“, sagt Fahning. „Das war uns bewusst“, so sen. Ende der 50er-Jahre wurden zwei Teiche ange- vielfalt hier am Luhner Teich, von den Kranichpaa- Küper. „Wir haben hier sukzessiv immer mehr aus legt.“ Doch auch die haben unter hohen Tempera- ren, die hier ihre Brutplätze haben, von den vielen der Nutzung genommen.“ Doch nicht nur große turen und fehlendem Niederschlag zu leiden. „Die kleinen Vögeln, die das Schilf ihr Zuhause nennen. Flächen wie der Luhner Teich mit seinen zwei Hek- letzten beiden Jahre sind sie trockengefallen. Wir Begeistert zeigt Meike Fahning auf eine Sumpf- tar Wasserfläche sind wichtig für den Artenschutz. Fotos: Thomas Gasparini/NLF haben den Damm verbessert und hoffen nun, dass Calla. „Von der ist hier das größte Vorkommen im „Wir brauchen auch Flächen mit Trittsteinfunk- Landkreis“, sagt Henning Küper. „Aber auch Kö- tion und einzelne Habitatbäume. Für immobile nigsfarn und Sumpffarn gedeihen hier.“ Arten und auch für jene, die wandern müssen“, sagt Der Luhner Teich ist ein Paradebeispiel für den Fahning. siebten LÖWE-Grundsatz. „Die Flächen drum her- um werden nicht genutzt, gehen in Naturwald über. 20 21 30 Jahre LÖWE – 2021 30 Jahre LÖWE – 2021
Gewährleistung 9 besonderer Waldfunktionen Das Wasser – mal ist es zu viel, dann wieder zu we- nig. Auf Phasen extremer Trockenheit folgen Stark- regenereignisse. Ein Phänomen, das in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird. „Der Wald ist dabei Opfer und Teil der Lösung“, sagt Hauskeller. „Auf der einen Seite werden Wälder schnell anfällig bei Trockenheit, auf der anderen Seite sind sie aber für die Sicherung der Wasserversorgung extrem wich- tig. Ein einziger Hektar Waldboden speichert etwa zwei Millionen Liter Wasser.“ Zudem gibt Waldbo- den die Feuchtigkeit deutlich langsamer ab als an- dere Böden. „Die kühlende Funktion der Wälder re- duziert darüber hinaus die Außentemperatur.“ Ein Faktor, der in der Klimakrise immer wichtiger wird. „Der Wald ist beim Thema Wasser Opfer und Teil der Lösung.“ Frese und Hauskeller nehmen auf einer Bank Platz. Eine Gruppe Wanderer zieht strammen Schrittes vorbei. „Im Harz wird traditionell viel gewandert“, sagt Frese. „Aber seit Corona zieht es noch viel mehr Menschen raus. Viele sprechen uns auf das Wald- sterben an. Sie fragen uns, wie wir nun weiterma- chen und wann wieder alles ungefähr so aussehen E wird wie früher. Wenn ich dann antworte, dass das mindestens 80 Jahre dauert, sehe ich oft in ent- täuschte Gesichter.“ Es bleibt die Hoffnung, dass auch in Post-Corona-Zeiten etwas hängen bleibt: Dass die Menschen achten und schützen, was sie kennen und lieben. Ein Wald ist ein Wald ist ein Wald? Von wegen! Denn ein Wald ist eben nicht „nur“ eine Ansamm- lung von Bäumen. Er ist Wasser-, Boden-, Klima- und Biotopschützer. Er hält Lärm und Immissionen Auch das ist der Wald: ein Ort der in Schach. Und er ist ein Ort, an dem wir uns erho- Erholung und des Innehaltens. len können. Auch diese Funktionen des Waldes sol- Das genießen auch die Forstleute. len nach LÖWE erhalten und gefördert werden. Das Thema Wasser spielt dabei eine zunehmend wichtige Rolle. Dr. Hans-Martin Hauskeller und Alexander Fre- se sind auf ihrem Rundgang an der Okertalsperre angekommen. Mit 2,25 Quadratkilometern Wasser- oberfläche ist sie eine der größten Talsperren im Harz. Sie dient der Energiegewinnung, dem Hoch- wasserschutz und auch der Trinkwassergewinnung. Doch in den letzten Jahren bot sie oft einen trauri- gen Anblick. „Die Talsperren sind häufig nicht voll genug oder gar leer gewesen“, sagt Frese. „Der Harz versorgt aber weite Teile Niedersachsens mit Trinkwasser.“ Und zwar mit hochwertigem Trinkwasser. Die Qua- lität wird besonders deutlich beim Blick auf den Fotos: Thomas Gasparini/NLF Nitratgehalt. Im Wasser aus dem Wald im Harz be- trägt er ca. 4,4 mg/l. In landwirtschaftlich intensiv genutzten Regionen des Landes überschreitet er häu- fig sogar den gesetzlichen Grenzwert von 50 mg/l. 22 23 30 Jahre LÖWE – 2021 30 Jahre LÖWE – 2021
Waldrand- 10 Gestaltung & -Pflege Rare Schönheit: Meike Fahning fotografiert begeistert den geschützten Königsfarn. eine sehr hohe Artendichte auf und bietet in wind exponierten Lagen Schutz für die Bäume. Waldrän- der tragen zum Klima- und Bodenschutz bei und letztlich auch zur Erholungsfunktion des Waldes und dem Landschaftserleben.“ D „Wir wollen keinen harten, sondern einen gestuften Übergang vom Wald ins Offenland.“ Die Naturschutzexpertin sieht den Waldrand als gu- tes Beispiel, an dem man Waldbesuchern das Wer- ken und Wirken im Forst erklären kann. „Besucher Der perfekte Übergang ist fließend. Ein LÖWE- sehen oft ja nur eine Momentaufnahme, die vielleicht Wald endet nicht einfach in einem Feld, er geht im erschreckend wirkt. Etwa, wenn wir mit großen Ma- Idealfall sanft über ins Offenland mit einem arten- schinen den Wald durchforsten. Es ist wichtig, sie reichen Waldrand. „Was wir wollen, ist kein harter, abzuholen und ihnen zu erklären, wie nachhaltiges sondern ein gestufter Übergang von den Bäumen in Wirtschaften im Wald funktioniert.“ einen Strauchbereich und einen blütenreichen Wald- Henning Küper nickt: „Ich suche gerne den Kon- saum“, sagt Meike Fahning. takt zu den Leuten und erkläre, was wir machen. „In der Praxis haben wir es allerdings oft mit al- Dass auch massive Eingriffe eine Entwicklung zum ten Waldrändern zu tun, bei denen eine Verbesse- Positiven darstellen. Ich sage dann immer, dass ich rung in den vorhandenen Strukturen nicht so ein- das schon über 35 Jahre mache, und lade sie ein, fach ist“, wirft Küper ein. „Die haben aber auch ihren in drei Jahren noch mal an dieser Stelle vorbeizu Wert, und trotzdem bringen wir manchmal einfach schauen, um die Entwicklung zu sehen.“ Und einen Fotos: Thomas Gasparini/NLF nur einen Blütensaum ein, einen kleinen Farbklecks, Blick für die kleinen Dinge zu entwickeln, etwa den das ist ja auch schon was.“ „Und ihr habt hier die Königsfarn, den Meike Fahning gerade begeistert Obstgehölze konsequent freigestellt, das ist sehr fotografiert. „Er steht auf der Roten Liste für beson- gut“, so Fahning. „Sonst würden die zuwachsen und ders bedrohte Arten. Ich finde es einfach faszinie- absterben. Der Waldrand wird oft unterschätzt. Da- rend, wie er sich ausrollt.“ bei ist er wichtiger Rückzugsraum für Pflanzen und Tiere, weist als Übergang von Freifläche zum Wald 24 25 30 Jahre LÖWE – 2021 30 Jahre LÖWE – 2021
Ökologischer 11 Waldschutz an, heute nutzen wir diese Bäume zum Beispiel als Vorwald unter dem die nächsten Generationen ge- V deihen können. Wir brauchen nur Geduld.“ Ein schö- nes Beispiel zeigt Alexander Frese im Revier Göttin- gerode. „Das ist eine Fläche, die von Kyrill zerstört wurde. Hier fand eine Naturverjüngung vor allem eben durch Birken statt. Unter ihrem Dach wächst nun der zukünftige Wald.“ Alexander Frese (vorne) und Dr. Hans-Martin Hauskeller sind auf Vorbeugen ist besser als Nachsorgen. So könnte man „Früher sahen wir Katastrophen einer Fläche unterwegs, die von den Punkt „Ökologischer Waldschutz“ des LÖWE- folgearten oft als hinderlich. Kyrill zerstört und anschließend naturverjüngt wurde. Programms zusammenfassen. Er zielt darauf ab, Heute nutzen wir sie als Vorwald, dass Wälder, die über eine größtmögliche Arten- unter dem die nächste Generation und Strukturvielfalt verfügen, gesunde Wälder mit funktionierenden Selbstheilungskräften sind. Eine gedeiht.“ Gestaltung mit diesem Ziel sorgt für einen guten Dass Verjüngung unter dem Schirm statt auf Freiflä- Schutzschild. In den letzten Jahrzehnten hat sich so chen stattfindet, dass Wälder struktur- und artenrei- Hauskeller. „Allerdings dürfen die Insektizide nicht auch der Blick auf die früher „ungebetenen Gäste“ cher geworden sind, das hat auch dazu geführt, dass flächig eingesetzt werden und auch nicht an stehen- verändert. in den letzten Jahren immer weniger chemische Mit- den Bäumen. Meist kommen sie nur sehr dosiert „Birken und Weiden sind typische Katastrophen- tel eingesetzt werden mussten. Auch die Weiterent- am aufgepolterten Holz am Wegesrand zum Ein- folgearten, werden aber nicht alt“, sagt Hans-Martin wicklung technischer Möglichkeiten wie etwa die satz, wenn der Logistiker die Stämme nicht recht- Fotos: Thomas Gasparini/NLF Hauskeller. „Früher sahen wir sie oft als hinderlich Folienlagerung und die konsequente Aufarbeitung zeitig abtransportieren kann.“ von potenziellen Käferbrutbäumen hat den Einsatz Anders als etwa in der Landwirtschaft ist der Ein- reduziert. satz von Pflanzenschutzmitteln im Forst kein ge- „In den letzten Jahren mussten wir aufgrund des planter Bestandteil der Bewirtschaftung. „Es han- massiven Borkenkäferbefalls allerdings wieder ver- delt sich vielmehr um die allerletzte Alternative“, so mehrt auf chemische Mittel zurückgreifen“, sagt Hans-Martin Hauskeller. 26 27 30 Jahre LÖWE – 2021 30 Jahre LÖWE – 2021
Ökosystem- 12 verträgliche Wild- bewirtschaftung Fegeschäden wie dieser und Verbiss können massive Folgen für den Wald haben. Eine kontrollierte Jagd beschränkt die Schäden. D greist der gesamte Wald. Es ist wichtig, den Wildbe- stand zu regulieren.“ Das geschieht zum einen durch die gemeinsame Jagd, auch mit den angrenzenden A und O für einen gesunden Waldbestand ist ein Reviernachbarn. Zum anderen ist ein Jäger zurück, angepasster Wildbestand. Das Wild kann nun mal der zumindest den Damwildbestand ebenfalls regu- solche Schäden anrichten, dass es nicht nur Bäume, liert: der Wolf. sondern ganze Blühhorizonte vernichtet. Der ganze Alles in allem reicht das aber nicht für eine effizi- Das war’s. Dieses Bäumchen wird es nicht zum Kreislauf kann ins Stocken geraten. Vor allem bei ente Jagd. Es ist wichtig, dass das Wild insbesondere ausgewachsenen Baum schaffen. Meike Fahning Laubbäumen können Schälschäden von Dam- und da, wo der Wald sich verjüngen soll, reguliert wird. und Henning Küper beugen sich über eine junge Rotwild schlimm werden.“ Denn dann wächst ein den örtlichen Gegebenheiten Fotos: Thomas Gasparini/NLF Douglasie, Rauhaardackel Algol wuselt zwischen angepasstes, breites Artenspektrum in der nächsten den beiden umher. Ein Fegeschaden vom Rehbock „Das A und O für einen gesunden Waldgeneration sicherer heran. hat dieser Douglasie den Garaus beschert. Waldbestand ist ein angepasster „Der Wildbestand darf nicht überhandnehmen“, Wildbestand.“ sagt Meike Fahning. „Wald und Wild gehören zu- sammen“, findet auch Henning Küper. „Aber das Den Vorwurf, es gehe den Forstleuten nur um die Wirtschaftlichkeit, schüttelt Küper ab. „Wenn wir zulassen, dass die Verjüngung verbissen wird, ver- 28 30 Jahre LÖWE – 2021
H Ökologisch 13 verträglicher Technikeinsatz Harvester, Forwarder, Seilschlepper. Im Revier Alte- nau am Sperberhaier Damm ist aufgefahren, was die moderne Forsttechnik hergibt. Es herrscht der Aus- nahmezustand. Auch hier hat der Borkenkäfer sein Unwesen getrieben, etwa 1500 Festmeter Holz sind ihm zum Opfer gefallen. Nun wird gefällt, gerückt, geschleppt. „Es ist diese moderne Forsttechnik, die es uns überhaupt ermöglicht, dem Borkenkäfer ent- gegenzutreten“, sagt Dr. Hans-Martin Hauskeller. „Händisch wäre es gar nicht möglich, diese Schad- situation in den Griff zu bekommen.“ „Ohne die moderne Forsttechnik wäre es uns überhaupt nicht möglich, dem Borkenkäfer entge genzutreten.“ Auch in der Krise wird nach LÖWE-Auflagen ge- arbeitet. „Die Forsttechnik hat sich an den ökolo- gischen Erfordernissen auszurichten. Es sind Ver- fahren anzuwenden, die die Waldböden und die Waldbestände in ihrer Struktur und Artenvielfalt schonen“, heißt es im Programm. Auf der vom Bor- kenkäfer zerstörten Waldfläche ist zu erkennen: Auch hier wird Reisig untergelegt, um den Boden zu schonen. Auch in der Käferkalamität werden aus- schließlich die alten Rückegassen für die Befahrung durch Maschinen genutzt. „Wenn der Maschinen- einsatz vernünftig organisiert wird, entstehen kei- ne größeren Schäden. Um das Holz nutzen zu kön- nen, muss man es nun mal aus dem Wald holen“, sagt Forstwirtschaftsmeister Alexander Frese. Dabei spielt das dauerhafte Gassensystem eine entschei- dende Rolle. Es konzentriert Bodenverdichtungen über zig Dekaden auf wenige und immer gleichblei- bende Bereiche im Wald. Ersatzplanungen im Ma- schineneinsatz machen ein witterungsbedingtes Ausweichen möglich. Ein Harvester bringt eine der befallenen Fichten zu Fall, eine Steilvorlage für Hauskeller: „Das ist üb- rigens ein ganz entscheidender Punkt, wenn wir über Forsttechnik sprechen: Durch die Maschinen hat sich die Arbeitssicherheit enorm erhöht.“ „Das stimmt“, ergänzt Frese. „Holzfällung ist zwar noch immer eine der gefährlichsten Ar- beiten überhaupt, weil immer die Möglichkeit besteht, dass die Krone bricht, etwas von oben runterkommt, das Holz Fotos: Alexander Ahrenhold/NLF, Thomas Gasparini/NLF unter Spannung ist oder Äste auch über weitere Strecken geschleudert werden, aber insgesamt haben wir dank der Technik deutlich weni- ger Unfälle.“ Feste Gassensysteme und eine gute Vorbereitung und Planung der Holzernte konzentrieren die Auswirkungen der schweren Maschinen 30 auf die Böden auf ein mögliches Minimum. 30 Jahre LÖWE – 2021
30 Jahre LÖWE – 2021 32 Foto: Thomas Gasparini/NLF eit. Mit LÖWE s erer Z olle uns nd ng ie eru Wä l rd d fo er us ra we e ite teH rg ß e grö stä ie rk t td werden … Klimakrise is ck. Die Man Dru kan em ne siv as Impressum sd m re er he n t „WALDSTÜCK“ ist das Magazin der Niedersächsischen Landesforsten. u Struktur und Inhalt sind urheberrechtlich geschützt. nd un HERAUSGEBER/ VERANTWORTLICH FÜR DEN INHALT: Niedersächsische Landesforsten AöR w en Bienroder Weg 3, D-38106 Braunschweig e eh E-Mail: magazin@nlf.niedersachsen.de, www.landesforsten.de nd V.i.S.d.P. Mathias Aßmann en, r st w CHEFREDAKTION: Christian Talla, Stephan Averbeck älde GESTALTUNG & PRODUKTION: ie ma n will: Unsere W Christian Talla | Editorial | Corporate | Communication www.talla.hamburg TEXT: Gipfeltexte – Nina Ruhland, Katharina von Ruschkowski SCHLUSSREDAKTION: Dr. Stefanie Marschke BILDREDAKTION: Christian Talla BILDBEARBEITUNG & LAYOUT: Boockservice – Andreas Boock DATENSCHUTZ: Der Schutz Ihrer Daten ist uns wichtig. Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in den Datenschutzhinweisen der Niedersächsischen Landesforsten unter: http://www.landesforsten.de/Datenschutz/Datenschutzhinweise DRUCK: Leinebergland Druck GmbH und Co.KG Industriestr. 2A, 31061 Alfeld (Leine) 100 100% PEFC %PEFC zertifiziert zertifiziert Das DasPapier "Waldstück" Papier fürfür „Waldstück“ stammt ausstammt nachhaltig aus nachhaltigbewirtschafteten Wäldern und bewirtschafteten kontrollierten Wäldern und Quellen. kontrollierten Quellen. www.pefc.de www.pefc.de PEFC/04-31-1739 24 30 Jahre LÖWE – 2021
Sonderausgabe Zahlen & Fakten guten in H d än Wal den • La • de sf o r s t e n n 34 Geschäftsbericht 2020 Geschäftsbericht 2020
Liebe Leserinnen & Leser des Waldstücks, einmal im Jahr erreicht Sie im Sommer ein Sonderheft unseres „Wald- stücks“. Es weicht von den vier „normalen“ Ausgaben ab. Während wir in den „normalen“ Ausgaben Wissenswertes und Interessantes über den „Wald der vier Jahreszeiten“ zusammentragen und für Sie erzählen, veröffentlichen wir in dem Sonderheft unsere Geschäftsergebnisse des Vorjahres. Als öffentliches Unternehmen arbeiten wir unsere Jahresergebnisse transparent auf und ermöglichen der Öffentlichkeit einen vollständigen Einblick in unsere Arbeit. Um nicht nur „nackte Zahlen“ zu präsentieren, erläutern wir in der anderen Hälfte des Heftes, was wir eigentlich tun. Ich hoffe deshalb, dass Sie auch an dieser Sonderausgabe Gefallen finden werden. Sie vermittelt Ihnen einen vollständigen Einblick in die Bewirtschaftung des Landeswaldes mit allen Facetten. Die Jahre 2017, 2018, 2019 und 2020 haben den Wäldern sehr stark zugesetzt. Und dies liegt nicht an dem Corona-Virus. Stürme, Trockenheit und Hitze haben in diesen Jahren die Wald- ökosysteme geschwächt und einen kleinen Käfer begünstigt, der sich – ähnlich einem Virus - explosionsartig vermehrt und verbreitet hat. Dem sich wandelnden Klima und den Folgen haben unsere Wälder, vor allem aber einige heimische Baumarten, wenig entgegenzusetzen. Häufig werden wir angesichts der dramatischen Schäden, die insbesondere in den Fichten- wäldern mancherorts zu einem Totalverlust geführt haben, gefragt, ob dies für die Wälder eine Art „Stunde Null“ bedeutet. Glücklicherweise ist dies nicht der Fall. Seit Ende der 1980er Jahre bauen wir die Wälder in großem Stil zu Mischwäldern um. Grund- lage hierfür bildet das niedersächsische Programm zu einer Langfristigen ökologischen Wald- entwicklung (kurz LÖWE-Programm). Selbst wenn wir heute Fichten in großem Umfang entnehmen müssen, so sind häufig bereits Pflanzungen vorhanden, die aus diesem Programm initiiert wurden. Wo dies nicht der Fall ist, setzen wir auf eine natürliche Verjüngung der vor- handenen Bäume oder helfen mit künstlichen Saaten nach. Vielerorts pflanzen wir alte und neue Mischbaumarten hinzu. Dies untermauert unsere großen Anstrengungen, die Wälder für den Klimawandel fit zu machen. Tauchen Sie gerne etwas tiefer ein in die Arbeit der Niedersächsischen Landesforsten. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen auch dieser besonderen Ausgabe des Waldstücks. Ihr Klaus Merker Präsident der Niedersächsischen Landesforsten INHALT: Geschäftsbericht 38 Wer wir sind: Die Niedersächsischen 52 Die Erklärung der NLF zum Deutschen Landesforsten im Selbstporträt Corporate Governance Kodex 39 Struktur der Niedersächsischen Landesforsten 52 Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers 40 Bericht des Verwaltungsrats 53 Datenschutzhinweise Fotos: Thomas Gasparini/NLF, NLF 42 Lagebericht der NLF 54 Gewinn- und Verlustrechnung MUSTERKNABE So soll ein gesunder und Grundlagen (42), Geschäftsmodell der NLF (42), 56 Sustainability Balanced Scorecard-Strategie NLF strukturreicher Wald nach LÖWE-Richtlinien Wirtschaftsbericht (43), Lage (44), 2025 Aufwandsstruktur (45), Finanzlage (45), aussehen. Nach wie vor – und noch stärker Beteiligungen (47), Prognose-, Chancen- unter dem Eindruck des massiven Borkenkäfer- und Risikobericht (49) befalls – ist dies das Ziel der Niedersächsischen Landesforsten. 37 Geschäftsbericht 2020
Wer wir sind Struktur der Niedersächsischen Die Niedersächsischen Landesforsten im Selbstporträt Landesforsten VERWALTUNGSRAT Nachhaltigkeit – das Erfolgsprinzip Faszination Wald – Es ist ein so einfaches wie effizientes Prinzip: mehr erlebte Umweltbildung PRÄSIDENT anbauen als abbauen. Es ist ein Prinzip, das aus der Die Natur. Vielen Menschen ist sie heutzutage fremd Interne Revision/Kontinuierlicher Verbesserungsprozess Not geboren wurde, als die Holzvorräte erschöpft geworden. Wir wollen früh dagegen angehen, schon waren, als es bedrohliche Engpässe gab. Das liegt den Allerkleinsten zeigen, wie faszinierend und PRODUKTION & WALD & UMWELT FINANZEN PERSONAL & RECHT nun 300 Jahre zurück, doch die Idee der Nachhaltig- schützenswert unsere Natur ist. In Waldpädagogik- MARKT Waldbau, Jagd, Controlling, Innerer Service, keit ist aktueller und attraktiver denn je. Auf unse- zentren, in Kinderwäldern, Wildgehegen und an- Waldarbeit, Holzverkauf, Naturschutz, Finanzmanagement, Personalmanagement, ren Flächen wachsen pro Tag knapp 7.700 Fm Holz deren Naturerlebniseinrichtungen lassen wir den Leistungen für Dritte Kommunikation, Liegenschaftsmanagement Organisationsentwicklung, nach, das sind pro Stunde etwa 320 Fm, die wir Nachwuchs erleben, was Natur bedeutet. Denn nur Flächenmanagement, Justiziariat, Träger nachhaltig dem Wald je nach Markt- und Preislage wer selber gefühlt, gehört, geschmeckt, gerochen Naturdienstleistungen öffentlicher Belange, entnehmen könnten. Unser nachhaltiger Umgang und gesehen hat, wie Wälder und ihre Bewohner Betriebliches hat dazu geführt, dass heute so viel, so altes und so Prozessmanagement, funktionieren, entwickelt ein Gefühl dafür. Wir wol- wertvolles Holz wie niemals zuvor seit dem Mittel Walderlebnis, len das Verständnis für eine schonende Pflege und Waldpädagogik alter im Niedersächsischen Landeswald wächst. Nutzung des Waldes im Rahmen einer modernen, nachhaltigen Waldwirtschaft wecken. Dabei setzt Unsere Mitarbeiter – unsere zertifizierte Waldpädagogik seit einigen Jah- Forstämter: ein starkes Team ren neue Qualitätsstandards. Ahlhorn, Ankum, Clausthal, Dassel, Fuhrberg, Göhrde, Grünenplan, Harsefeld, Lauterberg, Liebenburg, Münden, Neuenburg, Neuhaus, Nienburg, Oerrel, Oldendorf, Reinhausen, Riefensbeek, Rotenburg, Saupark, Natur bedeutet stetigen Wechsel, jederzeit anpas- Seesen, Sellhorn, Unterlüß, Wolfenbüttel sungsfähig zu sein, niemals Stillstand und stän- Wald – der Alleskönner dige Weiterentwicklung. Das müssen auch wir bei Wenn man darüber nachdenkt, welche Ansprüche Servicestellen: den Landesforsten. Vom Mitarbeiter, der kontinuier- wir an den Wald stellen, könnte diesem angst und Niedersächsisches Forstplanungsamt – EDV, Betriebsabrechnung, Forsteinrichtung, Naturschutz lich in den Verbesserungsprozess eingebunden wird, bange werden: Saubere Luft soll er liefern. Unsere Niedersächsisches Forstliches Bildungszentrum – Aus- und Fortbildung, Forschung und Entwicklung bis zur Managementebene in den 24 Forstämtern CO 2-Ausstöße regulieren. Durch seinen Boden und 225 Förstereien. Wir sind ein Team, offen für Trinkwasser produzieren. Bedrohten Arten einen Beauftragte für: Gleichstellung, Schwerbehinderte, Datenschutz, Arbeitssicherheit Innovationen, bereit zum Wandel, die Zukunft Rückzugsraum liefern. Für Millionen Besucher stets im Blick. Und Letztere sieht rosig aus: Die Erholungsraum, für uns Unternehmer und die Be- Umstellung der europäischen Energiestrategie auf nachwachsende Rohstoffe – in zweiter Generation mit Tendenz zum Holz – und die weltweit knapper völkerung Rohstofflieferant sein. Zum Glück inte- ressiert den Wald wenig, was wir von ihm wollen. Er macht seit Jahrtausenden sein Ding. Holz ist ein Unsere Wälder: werdenden Holzvorräte ermöglichen uns eine Produkt der Zukunft, Wald wird mit seinen Haupt- erfolgreiche Prognose. leistungen weiter an Bedeutung gewinnen. Die Öko- und Energiebilanz des Waldes ist ohne Vergleich. Wachstum – immer bergauf Wald bedeutet Zukunft. Die Landesforsten sind ein erfolgreiches Unterneh- men mit einem Jahresumsatz von rund 130 Millionen Waldbesitz – Euro und einer Nettowertschöpfung von etwa Verantwortung für Generationen Harsefeld 70 Millionen Euro. Wir beschäftigen ca. 1.300 Mitar- Unter dem Begriff der Corporate Social Responsibi- Neuenburg beiterinnen und Mitarbeiter und 100 Auszubildende lity (CSR) wird der verantwortungsvolle Einsatz von vorwiegend im ländlichen Raum. Rund 60 Millionen Unternehmen für die Gesellschaft verstanden. So Sellhorn Göhrde Euro fließen vor allem in niedersächsische Unter- ziales, ökologisches und ethisches Engagement ge- Rotenburg nehmen, die als Dienstleister für uns arbeiten. Wir hören zum modernen Nachhaltigkeitsbegriff dazu. sichern unsere umweltbedingt hohen Risiken durch Die Landesforsten sehen sich in besonderer Verant- eine Diversifizierung unserer Geschäftstätigkeit, wortung und erbringen vielfältige Leistungen für Oerrel durch Wachstum in den Kerngeschäften und durch die Gesellschaft. Erst der betriebliche Erfolg ermög- Ahlhorn Unterlüß den Aufbau einer ausreichenden Risikorücklage. licht uns Gestaltungsfreiräume für eine umfassend nachhaltige Entwicklung im Bereich der Ökologie, Vielfalt schaffen – der Waldpädagogik und des Erholungsraums. Nienburg die Zukunft gestalten Fuhrberg Ankum Unsere Flächen bewirtschaften wir nach den im LÖWE-Programm beschriebenen und durch die Einhaltung der vom PEFC-Zertifizierungssystem definierten Waldbau- und Waldnaturschutz-Grund- Saupark Wolfenbüttel sätzen. Den Arten- und Lebensraumverlusten in der Oldendorf Welt stehen deshalb in den Landesforsten sehr posi- tive Entwicklungen gegenüber. Viele seltene Arten Liebenburg finden hier ihren Rückzugsraum und haben sich in Grünenplan den vergangenen Jahren vermehrt. Ein Drittel unse- Seesen rer Flächen sind in die NATURA 2000-Kulisse der Landeswald Dassel Clausthal EU eingebunden. Betreuungswald Neuhaus Riefensbeek Nationalpark Harz Forstamt Karte: NLF Lauterberg Forstamtsgrenze Münden Reinhausen 38 39 Geschäftsbericht 2020 Geschäftsbericht 2020
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