Ständig steigende Qualität - Digitales Fernsehen auf dem Weg zu hochaufgelösten Bildern Von Michael Spading und Dirk Lüdemann
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Ständig steigende Qualität Digitales Fernsehen auf dem Weg zu hochaufgelösten Bildern Von Michael Spading und Dirk Lüdemann M Die ersten Stufen der Qualitätsverbesserung sind deut- it der Digitalisierung der Fernseh- signale seit Mitte der 90er Jahre lich erkennbar. Wer heute digital fernsieht über Kabel, haben sich auf der Produktions- und Ausstrahlungs- wie auf der Satellit oder Antenne – und das sind schon mehr als Empfangsseite bereits grundsätzliche Änderun- gen ergeben, ohne dass sich die bisher aus dem 17 Mio TV-Haushalte –, erhält schärfere Bilder, einen analogen Fernsehen bekannte Bildauflösung von 720 x 576 Bildpunkten verändert hat. besseren Ton und überwiegend das neue Breitbildformat Für den Zuschauer fand durch die digitale und damit störungsärmere Signalverarbeitung 16 : 9. Je besser sein Empfänger und sein Bildschirm sind, generell eine Optimierung der Bild-/Tonqualität auf Basis des bisherigen TV-Formats statt, das desto klarer ist der technische Fortschritt zu erkennen. auch als Standard Definition TV (SDTV) be- zeichnet wird. Bei diesem Verfahren erfolgt die Doch auch wenn die ARD inzwischen ihre Qualitäts- Signalverarbeitung und Abbildung auf den ana- logen Röhrenfernsehgeräten in Form von zwei offensive für das Standard Definition TV (SDTV) erfolg- aufeinanderfolgenden, getrennten Halbbildern mit je 25 Hz. reich abgeschlossen hat: Es geht noch besser – mit Dieses »Zeilensprung-« oder »Halbbildver- fahren« (Englisch: interlace) wurde im Zusam- digitalem High Definition TV (HDTV). Diese nächste menhang mit der Entwicklung des analogen Fernsehens eingeführt, um die Bildauflösung Stufe der Qualitätsverbesserung soll 2010 erklommen zu verbessern und gleichzeitig die notwendige Übertragungsbandbreite zu minimieren. Da- werden. Der Weg dahin ist inzwischen vorgezeichnet, bei wird durch die abwechselnde Übertragung von Bildern mit jeweils der halben Auflösung und erste »Showcases« haben den Zuschauern einen – erstes Halbbild alle ungeraden, zweites Halb- bild alle geraden Zeilen mit je 25 Hz – im Zu- Vorgeschmack gegeben, was mit HDTV möglich ist. sammenspiel mit dem Nachleuchteffekt von Bildröhren und der Trägheit des Auges eine Für ARD und ZDF dienen diese Probeläufe dazu, die neue höhere Auflösung als vorhanden vermittelt. Die Bewegungsinformation mit 2 x 25 Bildern pro Technik umfassend zu erproben und erst einzuführen, Sekunde beträgt 50 Hz. Obwohl nur Informati- onen für 25 Vollbilder pro Sekunde übertragen wenn alle Ansprüche erfüllt werden können. 48 Artikel ARD-JAHRBUCH 08
werden, gelingt so eine nahezu ruckelfreie Dar- und Zusatzdienste wie elektronische Programm- stellung. Der Erfolg dieses Verfahrens ist aller- führer (Electronic Programm Guide – EPG) in dings eng mit den physikalischen Eigenschaften den Endgeräten realisiert werden. Die digitale von Bildröhren verbunden. Verbreitung ermöglicht zudem die Bildung von Werden keine Bildröhren zur Anzeige ver- Senderfamilien, indem zusammengehörige An- wendet, sondern moderne Flachdisplays, die gebote der Programmveranstalter in Bouquets grundsätzlich nur Vollbilder darstellen, müssen »gebündelt« werden – eine Funktion, die zu- die Halbbilder entsprechend in Vollbilder ge- künftig immer mehr an Bedeutung gewinnen wandelt werden. Dieser Prozess wird De-Inter- wird. lacing genannt und ist aufwändig, da bei be- wegten Sequenzen prinzipbedingt ein Versatz zwischen den Zeilen der aufeinanderfolgenden Halbbilder besteht, woraus sich »Kammef- fekte« und Unschärfen ergeben. Das eingesetzte Bildverarbeitungsverfahren (Processing) in den Displays hat hier wesentlichen Einfluss auf die letztendliche Bildqualität, mehr als die angege- bene Auflösung. Ein Beispiel hierfür zeigen die unten stehenden Bilder aus einer Testreihe der Europäischen Rundfunkunion (UER/EBU). Neben der Qualitätsverbesserung der Sende- signale wurde es im Rahmen der Digitalisierung auch möglich, mehr Programme und Tonvarian- ten zu übertragen. Basis dafür ist die effizientere Komprimierbarkeit digitaler Signale, die eine Die Möglichkeiten aktueller TV-Displays führt sehr viel bessere Ausnutzung der Übertragungs- die ARD in ihrem mobilen digitalen Wohn bandbreite ermöglicht, so dass ein herkömm- zimmer vor, hier in einer Version für das Sende- licher analoger Übertragungskanal nunmehr gebiet des NDR. für eine Vielzahl von Programmen im SDTV- Format nutzbar ist. Dadurch vervielfachte sich auf nationaler und internationaler Ebene die Um alle bisher genannten Vorteile des digi- Anzahl der Fernsehangebote. _ talen Fernsehens – Um eine bessere Orientierung in der Menge der Angebote zu ermöglichen, wurden zusam- _ bessere Bildqualität, zusätzliche Tonvarianten inklusive Mehrka- men mit dem digitalen TV so genannte DVB- _ nalton, Service-Informationen (DVB-SI) eingeführt, die eine Beschreibung aller Sendungen inklusive _ mehr Programme/Programmvielfalt, bessere Programminformation/Navigation Vorschau bieten. Damit können Navigatoren und Zusatzdienste – nutzen zu können, benötigt der Zuschauer pro Fernseher/Display ein internes oder externes Zusatzempfangsgerät (Set-Top-Box). Solche Ge- räte gibt es nach dem »Digitalisierungsbericht 2008« der Landesmedienanstalten inzwischen in fast 17,5 Mio TV-Haushalten, was derzeit – Mitte 2008 – einem Digitalisierungsgrad von 46,7 Pro- zent entspricht. Fast alle seit Beginn der Digi- talisierung verkauften Geräte, darunter mehr als neun Mio DVB-T-Empfänger, sind nur für das anfangs beschriebene SDTV-Fernsehformat ausgelegt. Mit Bezug auf die Bildauflösung und das Links: interlaced (Zeilensprung/Halbbildver- Zeilensprung-/Halbbildverfahren wird dieses fahren), rechts progressive (Vollbildverfahren) Format auch als 720 x 576/i25 bezeichnet. Es soll bis etwa 2018/2020 genutzt werden, bevor die HDTV ARD-JAHRBUCH 08 49
vollständige, flächendeckende Ablösung durch Alle Zuschauer mit digitalen Empfangsgeräten ein Nachfolgeformat mit höherer Auflösung profitieren von der Qualitätsverbesserung, vor (High Definition TV – HDTV) erfolgen kann. allem die Zuschauer mit Flachdisplays, da bei Ein wesentlicher Schritt in der Vorbereitung des großen Bildschirmdiagonalen Signalbeeinträch- neuen Formats war die in 2007 erfolgte Um- tigungen schnell sichtbar werden. Für eine gute stellung vom bisherigen Bildseitenverhältnis Bildqualität ist neben dem Quellsignal auch 4 : 3 auf 16 : 9, da dieses bereits den zukünftigen die Qualität des beschriebenen De-Interlacing Fernseh- und Displayformaten entspricht. und der optimale Anschluss der Displays an die _ Die ARD-Qualitätsoffensive – optimales SDTV Empfangsgeräte entscheidend. für alle und sofort _ Der Weg in Richtung HDTV Im Zusammenhang mit der steigenden Anzahl Hintergrund für die bereits jetzt absehbare Be- der digitalen Empfangsgeräte und vor dem Hin- grenzung der Ausstrahlung im SDTV-Format tergrund, dass seinerzeit die Initiative Digitaler ist die erkennbare internationale Weiterent- Rundfunk (IDR) den vollständigen Umstieg auf wicklung des TV-Markts in Richtung hoch- die digitale Verbreitung bis 2010 und damit die auflösendes Fernsehen – High Definition TV Abschaltung der bisherigen analogen Fernseh- (HDTV) –, die eine weitere wesentliche Bildver- Übertragungswege für die Bundesrepublik besserung bedeutet, die aber auch umfangreiche geplant hat, hat die ARD langfristig eine um- Änderungen in allen Bereichen von der Pro- fassende SDTV-Qualitätsoffensive vorbereitet, duktion bis zur Ausstrahlung sowie auch neue die bis zum 2. 6. 2008 abgeschlossen worden ist. Endgeräte beim Zuschauer erfordert. Daher Ziel war es, die rasant steigende Anzahl von Zu- und wegen des damit verbundenen Investitions- schauern mit digitalen SDTV-Empfangsgeräten aufwands sind für den Umstieg von SDTV zu bestmöglich zu versorgen. Im Ergebnis werden HDTV umfangreiche Vorplanungen sowie ein alle 18 ARD-Fernsehprogramme zuzüglich aller Migrationskonzept erforderlich, das einen flie- Regionalfenster, die gemeinsam mit dem ZDF ßenden Übergang zulässt. Wesentlich dabei ist, betriebenen Kanäle sowie alle 63 Radiowel- dass HDTV nicht abwärtskompatibel zu SDTV len – durch optimierte Bandbreitenverteilung hochqualitativ mit MPEG-2 (bzw. Audio mit Abschaltung der analogen Satellitensignale MPEG-1/L-2) komprimiert – im DVB-Verfahren (Digital Video Broadcasting) über Satellit und im Kabel digital übertragen. Für die terrestri- Analog sche Verbreitung wird in diesem Jahr mit der vollständigen Umstellung auf DVB-T die Digi- talisierung abgeschlossen (vgl. Rundfunktechnik DVB-S: SDTV 2007), wobei hier die Übertragungsbandbreite an die Gegebenheiten angepasst ist. Damit sind für alle Zuschauer mit digitalen HDTV Endgeräten wesentliche Vorteile des digitalen Fernsehens nutzbar. Der jetzt erreichte SDTV- Stand stellt für Produktion und Übertragung ein Optimum an Bildqualität und Verbreitungs- ist, so dass hier wiederum eine Simulcastphase effizienz dar und bildet die Basis für die Jahre erforderlich wird, die nach derzeitiger Planung nach Abschaltung der analogen Verbreitung, bis etwa 2018/2020 andauert, um auch auf der also die Jahre 2010 bis 2018/2020. Endgeräteseite beim Verbraucher einen Investi- Welche Bedeutung diese Optimierung der tionsschutz sicherzustellen. SDTV-Aussendung hat, lässt sich auch deutlich Durch die parallele Austrahlung in SDTV daran erkennen, dass in Deutschland bis Ende und HDTV ergeben sich jedoch auch wieder 2007 neben den genannten digitalen Set-Top- zusätzliche Verbreitungskosten, so dass eine Boxen bereits mehr als sechs Mio »HD-Ready«- vollständige reguläre HDTV-Aussendung erst Displays, aber nur maximal 450 000 HD-Emp- nach einer Abschaltung der analogen Verbrei- fangsgeräte (Set-Top-Boxen inklusive Boxen für tung finanzierbar ist. Internet Protocol TV – IPTV) verkauft wurden. 50 Artikel ARD-JAHRBUCH 08
_ HDTV-Formate und Unterschiede zwischen Bei der theoretisch erreichbaren hohen Auflö- Halb- und Vollbildverfahren sung ist zu berücksichtigen, dass diese aufgrund Die Fotos oben ermöglichen einen plakativen des natürlichen Auflösungsvermögens des Vergleich der Bildauflösung vom aktuellen menschlichen Auges erst ab einer bestimmten SDTV- und von zukünftigen HDTV-Formaten. Bildschirmgröße oder bei geringem Betrach- Ein tatsächlicher Vergleich dieser Formate ist tungsabstand erkennbar ist. jedoch nur im Zusammenhang mit den ein- Um die benötigten Bandbreiten zu verrin- gangs beschriebenen Abtast-/Signalformaten gern, findet bei einem anderen HDTV-Format (Zeilensprung/Halbbild bzw. interlaced und mit der Bezeichnung 1920 x 1080/i25 wieder das Vollbild bzw. progressive) möglich. In der Pra- eingangs beschriebene (alte) Zeilensprung-/ xis sind deshalb folgende Formate zu unter- Halbbildverfahren Anwendung. Dabei sind je- scheiden – Ausgangspunkt für den Vergleich doch auch hier die gleichen Einschränkungen ist hierbei noch einmal das bisher verwendete zu berücksichtigen, so dass der praktische _ SDTV-Format: SDTV: 720 x 576/i25 (= 2 x 25 Halbbilder pro Qualitätsgewinn geringer ausfällt, als die Zah- len vermuten lassen. Das wird besonders bei _ Sekunde mit je 720 x 288 Punkten), HDTV mit 1280 x 720/p50 (= 50 Vollbilder schnell bewegten Bildinhalten und großen Bildschirmen sichtbar. Der Zusatz /i25 steht _ pro Sekunde mit je 1280 x 720 Punkten), HDTV mit 1920 x 1080/i25 (= 2 x 25 Halbbilder für ein sehr altes Verfahren, um Bandbreite zu reduzieren, was die Bildqualität sowie die _ pro Sekunde mit je 1920 x540 Punkten), HDTV mit 1920 x 1080/p50 (= 50 Vollbilder Produktion, die Kompression/Übertragung und die Verarbeitung beim Zuschauer negativ pro Sekunde mit je 1920 x 1080 Punkten). beeinflusst. Grund dafür ist, dass sich Einzel-/ Dabei bietet das HDTV-Format 1920 x 1080/ Vollbilder elektronisch besser verarbeiten bzw. p50 die höchste Auflösung und Bildqualität. komprimieren lassen als zwei versetzte Halb- Aufgrund der sehr hohen Bandbreitenanforde- bilder nach einem Verfahren vom Beginn des rung ist dieses Vollbild-Format jedoch derzeit analogen Fernsehens, das für Röhrenmonitore nicht durchgängig von der Produktion über optimal war. die Aussendung bis zu Empfang und Darstel- Das HDTV-Format 1280 x 720/p50 (mit 50 lung auf den Flachdisplays einführbar. Ohne Vollbildern pro Sekunde) bietet bezüglich der Signalkompression sind hierfür Datenraten von soeben genannten Faktoren eine gute Alter- 3 GB/s zu verarbeiten. Die Vollbildverarbeitung native, da die negativen Einflüsse des Zeilen- (/p50) hat wesentlichen Einfluss auf die Bildqua- sprung-/Halbbildverfahrens in der gesamten lität, aber auch auf die erforderlichen Bitraten. HDTV ARD-JAHRBUCH 08 51
Signalkette entfallen und die Bildpunkte bereits und Aussendung in HDTV ausnahmslos alle kleiner sind, als das menschliche Auge auflösen Bereiche einer Rundfunkanstalt, von Redaktion kann – bezogen auf Displays mit bis zu 50 Zoll bis Technik, betroffen sind, was bei der vorher- Bildschirmdiagonale und üblichen Betrach- gehenden Digitalisierung durch die Beibehal- tungsabständen. tung des SDTV-Fernsehformats nicht in dieser An dieser Stelle noch einmal der Hinweis, Konsequenz der Fall war. dass auch bei digitalen Signalen die letztendlich Die Tests der unterschiedlichen HDTV- erreichbare Bildqualität auf den Displays wesent- Formate – anhand der Kriterien Auflösung, _ lich von zwei weiteren Faktoren abhängig ist: dem Signalprozessing im Display (besonders Displaygröße, Betrachtungsabstand, Halb- oder Vollbildformat und Komprimierbarkeit – fan- _ beim De-Interlacing) und der Anbindung der digitalen Empfangsteile den unabhängig voneinander bei verschiedenen Institutionen (UER, Institut für Rundfunktech- (Set-Top-Boxen oder geräteinterne Empfänger) nik/IRT) und den Rundfunkanstalten statt: an das Display. in umfangreichen Testreihen mit aktuellen Für eine gute Display-Anbindung sind min- Flachdisplays in verschiedenen Größen und mit destens drei getrennte YUV-Signale erforder- demselben Ergebnis. lich – YUV ist das Farbmodell des analogen In diesen Testreihen wurden die beiden Fernsehens, das die einsetzbaren HDTV-Formate mit dem Format Lichtstärke Y und die 1920 x 1080/p50 verglichen. Dabei bestätigte sich, Farbanteile U und V dass aufgrund des begrenzten Auflösungsver- zur Darstellung der mögens des menschlichen Auges bis zu einer Farbinformation benö- Bildschirmgröße von 50 Zoll und dem üblichen tigt. Optimal ist eine Betrachtungsabstand ein Unterschied zu dem digitale Variante per HDTV-Format 1280 x 720 Bildpunkte nicht HDMI (High Defini- wahrnehmbar ist. Im Gegensatz dazu fielen vor tion Multimedia In- allem die Probleme auf, die durch das De-Inter- terface) in Verbindung lacing bei schnell bewegten Bildern entstehen. mit einem HDTV-Voll- Die hohen Anforderungen an die Displays zur bildformat, so dass im Minimierung dieses Problems sind besonders Display keine Zusam- im Preissegment der gängigen Endgeräte schwer menführung von zwei zu erfüllen. HDMI-Buchse (o.) Halbbildern erfolgen Unten dazu noch einmal ein Ausschnitt aus und HDMI-Stecker muss. Dadurch kann einer Testsequenz des IRT, wobei der Halbbild- (u.) das De-Interlacing ent- versatz und der Qualitätsverlust besonders gut fallen, das die Bildqua- auf der linken Abbildung an der Baumkante lität besonders negativ beeinflusst. (rechts im Bild) zu erkennen ist. Das bedeutet vereinfacht, dass auch ein sehr Die Skalierung der Formate 1920 x 1080 oder hochauflösendes Display keine scharfen Bilder 1280 x 720 auf die jeweilige Displayauflösung zeigen wird, wenn die Signale von einem analo- gen Empfangssignal über eine einfache analoge Videoleitung zugeführt werden. _ Die HDTV-Formatentscheidung der ARD Die ARD hat frühzeitig die HDTV-Entwick- lungen in allen wichtigen Bereichen wie Pro- duktion, Verbreitung und Endgerätemarkt verfolgt und umfangreiche Untersuchungen hinsichtlich der verschiedenen Formate durch- geführt, um die bestmögliche Bildqualität zu er- mitteln und den Aufwand zur Einführung von HDTV genau einschätzen zu können. Dabei ist zu berücksichtigen, dass für die Produktion 52 Artikel ARD-JAHRBUCH 08
3IGNALKETTEßF~RßDIEßVONßDERß($46 %INF~HRUNGßBETROFFENENß"EREICHE ;]ZO`V_TZY 0YNZOTYR ÆMP]_]LR`YR 0X[QLYR ,YePTRP 3/?A" 8;02"0YNZOTYR /A-"ÆMP]_]LR`YR^VLYLW 3/?A"0X[QÊYRP] 3/?A"/T^[WLd ;]ZO`V_TZY^_PNSYTV /T^_]TM`_TZY"6ZX[]P^^TZY /A-">÷"8ZO`WL_TZY >P_"?Z["-Zc 6LXP]L XT_8;023#÷ûù$ 8T^NSP] ,A.0YNZOTYR 3/84"AP]MTYO`YR ,`QePTNSY`YR^^_`OTZ >PYOPLMbTNVW`YR /T^[WLd_PNSYTV### HDTV ARD-JAHRBUCH 08 5 =`YOQ`YVLY^_LW_$>PYOP] AP]M]PT_`YR^[WL__QZ]X 0X[QÊYRP]$E`^NSL`P] zeigte spading-original.indd 5 weniger Einfluss auf die Bildqualität, da reichen durch das ARD Play-Out-Center beim 20.06.2008 14:15:46 ohnehin immer eine Anpassung an die physika- RBB in Potsdam. In diesem Rahmen konnten lisch vorhandenen Bildpixel erforderlich ist. umfangreiche Erkenntnisse für die weitere Weitere Untersuchungen zu den HDTV-For- HDTV-Einführung der ARD insgesamt gewon- maten fanden auf Produktions-, Kompressions- nen werden. und Ausstrahlungsebene statt. Auch hier erge- HDTV-Ausstrahlungen im deutschsprachi- ben sich durch das alte Zeilensprung-/Halb- gen Raum gibt es seit Ende 2007 auch vom bildverfahren Nachteile. So lassen sich – wie Schweizer Fernsehen mit dem Kanal »HD schon erwähnt – progressive Signale leichter suisse«, der als reiner HDTV-Kanal und nicht komprimieren, was bei gleicher Bitrate dem als Simulcast mit SDTV angelegt ist. Hier Format 1280 x 720/p50 gegenüber 1920 x 1080/i25 wurde frühzeitig ebenfalls durchgängig auf das zugutekommt und die Bildqualität verbessert. Format 1280 x 720/p50 gesetzt. Dies ist besonders mit Hinblick auf die begrenzt !BSCHALTUNGßDERßANALOGENß3ATELITENSIGNALE Am 7. 6. 2008, mit Beginn der Fußball-EM verfügbare Übertragungsbandbreite und die 2008 in Österreich und der Schweiz, begann der damit verbundenen Kosten zu berücksichtigen. Simulcastbetrieb von ORF 1 ebenfalls in HDTV ÷õõõZur Komprimierung der HDTV-S ÷õöõ ignale ÷õ÷õ 1280 x 720/p50. kommt das neue Format MPEG H.264/AVC (Advanced Video Coding) zum Einsatz, um ,YLWZR _ Die HDTV-Roadmap von ARD und ZDF die Kompressionseffizienz zu verbessern. Der Wie bereits frühzeitig bei den Showcases in Übertragungsweg wird durch den Einsatz des EinsFestival festzustellen war, unterscheiden weiterentwickelten Modulationsverfahrens sich »echte« HDTV-Produktionen wesentlich /A-">%>/?A DVB-S2 effizienter nutzbar. von herkömmlichem, hochkonvertiertem Angesichts der genannten Faktoren wird SDTV-Material, so dass in Vorbereitung der Ein- klar, dass die Einführung von HDTV sehr viele führung ein entsprechendes HDTV-Programm- Bereiche betrifft, wobei für ein 3/?Aoptimales End- volumen aufzubauen ist, damit von Beginn an ergebnis die gesamte Signalkette zu betrachten ein nennenswerter Anteil im neuen Format an- #HRONIKßUNDß"ERICHTEßßß ! 2 $ * ! ( 2 " 5 # ( ß ß ist (vgl. Grafik oben). geboten werden kann. Nur mit echten HDTV- Um Erfahrungen über die gesamte Kette Produktionen wird der wahre Mehrwert von hinweg zu erhalten, fanden neben einzelnen HDTV erkennbar. Tests Grafiken_08.indd 3 erstmals während der Internationalen Dazu ist im Vorfeld die entsprechende18.07.2008 Tech- 21:51:18 Uhr Funkausstellung (IFA) 2007 und dann im Jahr nik für Produktion und Aussendung bereitzu- 2008 zu Ostern so genannte HDTV-Showcases stellen. Zusammen mit der Vorbereitung der im Digitalkanal EinsFestival als Simulcast zur ARD-Qualitätsoffensive haben ARD und ZDF regulären SDTV-Aussendung statt. In Zusam- bereits weitere Satellitenkapazitäten angemietet menarbeit mit der federführenden Redaktion sowie Verhandlungen mit den Kabelnetzbetrei- beim WDR erfolgte die Ausstrahlung von bern zur Weiterleitung eines HDTV-Äquivalents mehreren Hundert Stunden nativen (»echten«) (die Bitrate für ein HDTV-Programm) geführt. HDTV-Produktionen aus unterschiedlichen Be- Zum Abgleich der umfangreichen Vorberei- tungen wurde Anfang 2008 ein Fahrplan, eine HDTV ARD-JAHRBUCH 08 53
»Roadmap«, zur HDTV-Einführung zwischen SDTV-Programm-Material zurückgegriffen wer- den öffentlich-rechtlichen Rundfunkveranstal- den muss. Dabei wird senderseitig auf die best- tern vereinbart (vgl. Grafik unten). Die dunkleren mögliche Konvertierung geachtet. Flächen in der Grafik stellen einen 24-Stunden- Nach der Einführung der HDTV-/SDTV-Si- Regelbetrieb dar, der dann bereits aus einer mulcastverbreitung der Hauptprogramme wird nennenswerten Anzahl echter HDTV-Produkti- im weiteren Verlauf die gleiche Umstellung für onen, aber auch aus hochkonvertiertem SDTV- die Dritten und die gemeinsam mit Dritten ver- Programm-Material gespeist wird. anstalteten Programme folgen. Voraussetzung Bis zum HDTV-Regelbetrieb, der zu den hierfür ist eine Ausweitung der HDTV-Pro- Olympischen Winterspielen 2010 starten soll, grammproduktion sowie eine Umstellung der sind demnach eine Reihe weiterer Showcases Technik in den Rundfunkanstalten. Die not- mit überwiegend nativem (hochauflösenden) wendigen Übertragungskapazitäten müssen im Sendematerial geplant, wobei ab August 2009 Zusammenhang mit der Abschaltung der alten zur Leichtathletik-WM in Berlin eine Auswei- analogen Verbreitung bereitgestellt werden. tung auf Das Erste HD und ZDF HD – das sind die HDTV-Simulcastprogramme zu den _ Zusammenfassung und Ausblick Hauptprogrammen von ARD und ZDF – ge- Die Ausführungen zeigen den hohen Aufwand plant ist. ARTE als deutsch-französisches Ko- für die HDTV-Einführung auf allen Ebenen operationsprogramm wird bereits 2008 mit sowie die Zusammenhänge mit dem laufenden dem HDTV-/SDTV-Simulcastbetrieb beginnen Digitalisierungsprozess und der in 2008 abge- (ARTE HD). schlossenen Qualitätsoffensive. Zur Einführung Der Anteil der Beiträge aus echten HDTV- von HDTV gehört weitaus mehr als eine ein- Produktionen oder Filmabtastungen wird sich fache Hochkonvertierung der bisherigen SDTV- erst in den nächsten Jahren schrittweise erhö- Signale. Es sind nahezu alle Bereiche von der hen. Zu groß ist der Aufwand für eine vollstän- Produktion über die Aussendung bis hin zu dige Umstellung der Produktion, so dass vor Empfänger und Display betroffen. Die Ände- allem zum Beginn der HDTV-Ausstrahlung auf rungen gehen sogar so weit, dass grundsätzliche Vereinfachte HDTV-Roadmap von ARD und ZDF Veranstaltungen Das Erste HD ZDF HD ARTE HD EinsFestival HD und Ereignisse Transponder Transponder Transponder Transponder (TP / MHz (TP / MHz (TP / MHz (TP / MHz Horizontal) Horizontal) Horizontal) Horizontal) Osterzeit SHOWCASE . – . . 2008 IFA Berlin SHOWCASE . . – . . Weihnachtszeit SHOWCASE . . – . . Start HDTV-Regelbetrieb Leichtathletik-WM SHOWCASE SHOWCASE SHOWCASE . . – . . TRA I L E R IFA Berlin SHOWCASE SHOWCASE SHOWCASE 2009 . . – . . Weihnachtszeit SHOWCASE SHOWCASE SHOWCASE . . – . . Start HDTV-Regelbetrieb Start HDTV-Regelbetrieb Start HDTV-Regelbetrieb Olympische Winter- HDTV-SPORTEVENT HDTV-SPORTEVENT SHOWCASE spiele Vancouver . . – . . 2010 Fußball-WM HDTV-SPORTEVENT HDTV-SPORTEVENT . . – . . Abschaltung analoger Abschaltung analoger Transponder und erster Transponder und erster ARD-Transponder für HDTV ARD-Transponder für HDTV 54 Artikel ARD-JAHRBUCH 08
Zeitplan bis zum Start des Regelbetriebs der HDTV-Simulcastausstrahlung zu SDTV bis 2010 vorgegeben. Neben den Vorbereitungen zur stufenwei- sen Umstellung der Programmproduktion in den Rundfunkanstalten werden seit 2007 und verstärkt in 2008 durch regelmäßige Showcases praktische Erfahrungen mit der gesamten Sig nalkette bis zu den Empfängern und Displays gesammelt, um eine reibungslose Einführung der HDTV-Ausstrahlung ab 2010 vorzubereiten. Die Auswertung der Ergebnisse dieser Tests neh- men ARD und ZDF sowie die Endgeräteindus trie gemeinsam vor. RBB-Intendantin Dagmar Reim und Insgesamt gesehen ist mit der HDTV-Einfüh- ARD-Vorsitzender Fritz Raff eröffneten 2007 rung weit mehr verbunden als eine reine Bild- den HDTV-Showcase auf der IFA. verbesserung. Neben zusätzlichen Tonkanälen zur Ausstrahlung von Dolby-Digital-Ton und Technologien aus den Anfängen des analogen Audiodescription, werden zukünftig auch ver- Fernsehens wie das Zeilensprung-/Halbbildver- besserte Funktionen zur Programmnavigation fahren abgelöst werden sollen. sowie zum Abruf von Zusatzinformationen Der volle Mehrwert von HDTV erschließt eine größere Rolle spielen. Diese Zusatzfunk- sich erst, wenn jeder Teilbereich die Umstel- tionen müssen daher in dem neuen, hochauf- lungen vollzogen hat. Auf der Seite der Rund- lösenden HDTV-Standard abgebildet werden funkveranstalter sind die Produktionen auf das und für ein modernes Erscheinungsbild auf den neue Format um- und die notwendigen Über- Flachdisplays der Zuschauer sorgen. tragungskapazitäten bereitzustellen, was jeweils nur schrittweise passieren kann. Auf der Endge- Michael Spading, räteseite sind neben neuen Displays auch neue Leiter der Hauptabteilung Technik und Betrieb Empfangsgeräte erforderlich. beim RBB Es liegt auf der Hand, dass derart umfang- reiche Umstellungen ein abgestimmtes Handeln Dirk Lüdemann, aller Beteiligten erfordern. Aus diesem Grund Leitung DVB-Systemplanung/-Service beim haben ARD und ZDF ihre Roadmap zur Ein- ARD-Play-Out-Center in Potsdam führung von HDTV erstellt und damit den HDTV ARD-JAHRBUCH 08 55
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