Standortmarketing ETH Zürich, Frühlingssemester 2021 Vorlesung "Standortmanagement" 30. April 2021, Dr. Christof Abegg - ETH Zürich
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Standortmarketing ETH Zürich, Frühlingssemester 2021 Vorlesung «Standortmanagement» 30. April 2021, Dr. Christof Abegg
Standortwettbewerb und Aufmerksamkeit Standortwettbewerb als Wettlauf von Standorten um mobile Produktionsfaktoren“ ➢ Konkurrenz um Sachkapital, um produktive Investitionen privater Unternehmen ➢ Konkurrenz um qualifizierte Arbeitskräfte ➢ Konkurrenz um erwünschte öffentliche Investitionen (z.B. Hochschulen, Infrastruktur) ➢ Konkurrenz um intakte Umwelt, um Verschonung von unerwünschten öffentlichen Investitionen (z.B. Kehrichtverbrennung, Endlagerstätten) ➢ Konkurrenz um Aufmerksamkeit und Image («Aufmerksamkeitsökonomie») 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 2
Handlungsfelder des Standortmanagements Unternehmens Bestands- Ansiedlungen -gründungen betreuung Standort- Standort- Innovations- marketing management förderung Interessens- Standort- Governance vertretung entwicklung 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 4
Inhalte der Vorlesung ➢ Standortmarketing: Annäherung an einen Begriff ➢ Der Standort als Marke ➢ Standortmarketing und raumbezogene Identität ➢ Events und Architektur als Mittel des Standortmarketings ➢ Erfolgsfaktoren und Risiken des Standortmarketings 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 5
Standortmarketing: Annäherung an einen Begriff 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich © EBP | 6
Quelle: Representation of a Marketing-Mix with the four instruments product, price, distribution and communication., CC BY-SA 3.0, 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 7 https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5428453
Markting-Mix für Standorte Produktmarketing Wie haben Städte und Regionen die Idee adaptiert? (4Ps) PRODUCT - Standortanalyse und Wettbewerbsvorteile identifizieren («USP») Produktpolitik: Eigenschaften des - Zielgruppen definieren und Positionierung festlegen Produktes analysieren - Standortmanagement: Schwächen angehen, „Stärken stärken“ PRICE - Landpreise, Steuern, Güter und Dienstleistungen / Kapital / Löhne / etc. Preispolitik: Preis setzen PLACE - Interne Kooperationen: Ämter, Unternehmen, Verbände, Vertriebspolitik: Weg zum Tourismusagenturen, Kulturorganisationen Endverbraucher - Externe Kooperationen: Städtepartnerschaften, Unternehmen, Botschafter PROMOTION - Markenpolitik: Identität, Logo, Claim, Bilderwelt Kommunikationspolitik: Gestaltung - Inbound Marketing: Web, Social Media, Content Marketing von Informationen - Outbound Marketing: Fernseh/Radio/Zeitung, Plakate, Flyer - Publikation von Ranglisten, positive Erhebungen und Umfragen - Events / Architektur und Flagship-Projekte 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 8
Definition Standortmarketing “Standortmarketing umfasst die Standortanalyse sowie Planung, Organisation, Durchführung und Kontrolle von Strategien zur Vermarktung regionaler Standorte und zielt hauptsächlich auf die Stärkung der Wettbewerbsposition des jeweiligen Standortes im internationalen Kampf um Zielgruppen. Standortmarketing ist somit ein ganzheitlicher Ansatz, der den Standort als Qualitäts- bzw. Markenprodukt definiert und profiliert”. Balderjahn (2000): Standortmarketing 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 9
Definition Standortmarketing (II) «Unter Standortmarketing versteht man die Planung, Realisation und Kontrolle von Zielen, Strategien und Massnahmen eines privat- und/oder öffentlich-rechtlichen Trägers zur Vermarktung kommunaler oder regionaler Standorte. Im Mittelpunkt steht dabei die Zielsetzung, die Wettbewerbsposition des Standorts zu verbessern, indem zielgruppengerechte Leistungsangebote entwickelt und verfügbar gemacht sowie Standortvorteile und Leistungsangebote gezielt kommuniziert werden.» Fritz, W. (2003): Marketing für Regionen. 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 10
Standort als Marke «Marken sind Vorstellungsbilder in den Köpfen der Konsumenten, die eine Identifikations- und Differenzierungsfunktion übernehmen und das Wahlverhalten prägen» (F.-R.Esch) 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich © EBP | 11
Quelle: Tagesanzeiger, 09.10.2017 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 12
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Landeskommunikation: Marke Schweiz 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 14
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Quelle: Postfinance (2015): Swissness für KMU 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 16
Bestimmung der Marken-Identität 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 17
Marken-Identität Quelle: Reiter (2013) 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 18
1 4 2 5 3 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 19
30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich London ranks as the top “City Brand.” Sydney emerges in second place, while Paris declines 20 from first in 2017 to third in 2020 | Ipsos
ING_Global_Cities_Digital_Visibility_Series-Europe- s_Most_Talked_About_Cities-report.pdf (squarespace.com) 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 21
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30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich © EBP | 24
Storytelling − Geschichte als Ausdrucksform für Informationen und Inhalte: Komplexe Inhalte verständlich und passend verpacken − Ziel: Aufnahme fördern und langfristig im Gedächtnis verankern − Eine gute Geschichte − aktiviert − emotionalisiert − begeistert − bindet Quelle: textbroker.de 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich © EBP | 25
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3. Praxisbeispiel Marke Winterthur Referat M. Domeisen vom 5.4.2019
Marke Winterthur − Wir sind Winterthur! − Winterthur setzt sich einen Stempel auf. − Dachmarke für Wirtschaftsstandort und Destination. #LoveWinterthur 28
Standortmarketing und raumbezogene Identität 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich © EBP | 29
„Die Bohnen in der Dose müssen nicht nach ihrer Meinung zum Label auf der Verpackung gefragt werden.“ Wally Olins „Jeder einzelne Bewohner ist potenziell ein „walking talking advertisement“ Stöber (2006) 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 30
Markting-Mix für Standorte Produktmarketing Wie haben Städte und Regionen die Idee adaptiert? (4Ps) PRODUCT - Standortanalyse und Wettbewerbsvorteile identifizieren («USP») Produktpolitik: Eigenschaften - Zielgruppen definieren und Positionierung festlegen des Produktes analysieren - Standortmanagement: Schwächen angehen, „Stärken stärken“ PRICE - Landpreise, Steuern, Güter und Dienstleistungen / Kapital / Löhne / etc. Preispolitik: Preis setzen PLACE - Interne Kooperationen: Ämter, Unternehmen, Verbände, Tourismusagenturen, Vertriebspolitik: Weg zum Kulturorganisationen Endverbraucher - Externe Kooperationen: Städtepartnerschaften, Unternehmen, Botschafter PROMOTION - Markenpolitik: Identität, Logo, Claim, Bilderwelt Kommunikationspolitik: - Inbound Marketing: Web, Social Media, Content Marketing Gestaltung von Informationen - Outbound Marketing: Fernseh/Radio/Zeitung, Plakate, Flyer - Publikation von Ranglisten, positive Erhebungen und Umfragen - Events / Architektur und Flagship-Projekte & PEOPLE - Beteiligung / Legitimation - Regionale Identität, regionale Bewusstseinsbildung 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 31
Quelle: Hassemer (2010) 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 32
Standortidentität und Standortimage Standortimage (Fremdbild) --- Standortidentität (Selbstbild) Marken nach aussen und innen kommunizieren und leben Quelle: Hassemer (2010) 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 33
Quelle: www.lieblingsplatz.ch 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 34
Quelle: Breitenmoser (2015) 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 35
Quelle: KEK (2020) 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich © EBP | 36
Auf dem Weg zu einer regionalen Identität Wunsch nach einer regionalen Identität als Resultat • eines „Heimatverlustes“ im Zuge der Globalisierung • einer zunehmenden Bevölkerungswanderung • sich verändernder räumlicher Handlungsmuster im Alltag • Begrenzter Möglichkeiten lokalen Handelns 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 37
Regionale Identität: Ausprägungen Kollektive regionale Identität − Selbstverständigungsprozess in Form eines öffentlichen Diskurses − Gemeinsamer Wissensvorrat um die Besonderheiten des Standortes − „In-Wert-Setzung“ durch positive Images / Marken Individuelle regionale Identität − Subjektiv sinnvolle Verknüpfung verschiedener Selbstverständnisse − Emotionale Beziehung, beeinflusst: … die Raumbindung bzw. das Umzugsverhalten … das Engagement bei der Mitgestaltung des Standortes Quelle, in Anlehnung an: Hochschule Luzern (2009): Regionale Identität Sursee-MIttelland 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 38
Regionale Identität: Bewusstseinsbildung Erarbeitungs- und Aushandlungsprozess unter den regionalen Akteuren − Ansprechen aller (vieler) Akteursgruppen − Initiierung und Nutzung von Netzwerken − Unterschiedliche Verankerungen, Verantwortungen und Einflussmöglichkeiten − Thematisierung unterschiedlicher Perspektiven − Erlebbarkeit, „gemeinsamer Nenner“ − Aktiv propagieren und leben Quelle, in Anlehnung an: Hochschule Luzern (2009): Regionale Identität Sursee-Mittelland 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 39
Events und Architektur als Mittel des Standortmarketings 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich © EBP | 40
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paris_tourisme_question.png (1000×1083) (underconsideration.com) 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 42
30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich Cities by Picture #1 (jetpunk.com) 43
Flagship-Projekte − Flagship-Projekte: Grössere städtische Erneuerungsgebiete (Einzelprojekte, Industrieareale, ‚urban waterfronts‘) − Können als Symbole eine grosse Rolle für Aufbau und Pflege des Markenwertes spielen und sind/werden Teil der Identität − Architektur-Objekte können sehr medienwirksam sein; - anhaltender Wettbewerb bezgl. Höhe, Form, Licht etc. - grosse Namen („Architektur-Stars“) als Verkaufsargument − oft in Verbindung mit Events (z.B. Stadien) oder Nischen- Positionierung (z.B. Kongresszentren) 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 44
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Quelle: Tagesanzeiger, 15.01.2017 Quelle: Tagesanzeiger, 16.01.2017 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 47
Quelle: skyscraperpage.com 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 48
… under construction / on hold (2021) 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 49
Quelle: skyscraperpage.com 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 50
Events Top Events können das Image von Städten und Regionen weltweit verbreiten, z.B. ▪ Olympische Spiele ▪ Fussball-EM und -WM ▪ Europäische Kulturhauptstadt ▪ America‘s Cup ▪ Expo …. ▪ Tour de France/Suisse ▪ Schwingfest 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 51
30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 52
30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich Rigi: 800'000 sind genug! | Statement Overtourism - Rigi: 800'000 sind genug! (rigi-800000-sind- 53 genug.ch)
Wirkung von Events ➢ Der Event wird direkt vermarktet kurzfristiger Anstieg im Städtetourismus ➢ Über die Marketingkanäle des Events werden die generellen Standortqualitäten angepriesen, die nichts mit dem eigentlichen Event zu tun haben, z.B. - Kultur - Entertainment / Shopping - Stadtbild / Freizeit / Erholung langfristiger Städtetourismus / Promotion als Wohnstandort 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 54
Erfolgsfaktoren und Risiken des Standortmarketings 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich © EBP | 55
Erfolgsfaktoren des Standortmarketings (I) Ansatz ➢ Umfassender, integrierter Ansatz ➢ Langfristigkeit ➢ Klare Definition der Ziele und Inhalte Akteure und Politik ➢ Kooperationsbereitschaft kommunaler Akteure ➢ Existenz von Promotoren ➢ Aktive und dauerhafte Unterstützung durch Politik Nach Götz (2009): Stadtmarketing als Instrument der Kommunikation, Kooperation und Koordination 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 56
Erfolgsfaktoren des Standortmarketings (II) Kooperation und Kommunikation ➢ Bürgerbeteiligung ➢ Externe Beratung Organisation und Arbeitsweise ➢ Strategische Gesamtkonzeption ➢ Finanzielle Absicherung ➢ Umsetzungs-/Projektorientierung ➢ Prozessmonitoring und Erfolgskontrollen Nach Götz (2009): Stadtmarketing als Instrument der Kommunikation, Kooperation und Koordination 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 57
Risiken des Standortmarketings ➢ Standort als schwierig «steuerbares» Produkt ➢ Bedürfnisse der externen Welt (neue Zielmärkte) im Konflikt zu Bedürfnissen der Bevölkerung und der ansässigen Unternehmen ➢ „Produkt“ liegt nicht mehr im Trend ➢ «Homogenisierung» der Attraktionen ➢ «Event-Überdruss» ➢ Fokus auf bestimmte Teilgebiete, z.B. Zentrum, Waterfronts ➢ Zeitdruck Verfahrensbeschleunigung vs. Partizipation / Demokratie ➢ Flagship-Projekte: mangelhafte Integration ins Umfeld Minimierung der Risiken durch Einsatz im Rahmen des integrierten Standortmanagements! 30.04. 2021 Vorlesung Standortmanagement, ETH Zürich 58
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