Sterblichkeit der Lungenembolie in der DACH-Region

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Sterblichkeit der Lungenembolie in der DACH-Region
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 Year: 2021

               Sterblichkeit der Lungenembolie in der DACH-Region

   Hobohm, Lukas ; Sebastian, Tim ; Valerio, Luca ; Mahmoudpour, Seyed Hamidreza ; Vatsakis,
Georgios ; Johner, Fabian ; Keller, Karsten ; Münzel, Thomas ; Kucher, Nils ; Konstantinides, Stavros
                                          V ; Barco, Stefano

Abstract: BACKGROUND Pulmonary embolism (PE)-related mortality is decreasing worldwide. AIM
Little is known about the burden imposed by pulmonary embolism for Germany, Austria and Switzerland
(DACH countries). MATERIALS AND METHODS We aimed to assess pulmonary embolism-related
mortality and time trends for the DACH countries based on data from the WHO Mortality Database.
Deaths were considered pulmonary embolism-related if the International Classification of Disease-10 code
for acute pulmonary embolism or any code for deep or superficial vein thrombosis was listed as the primary
cause of death. RESULTS Between 2000 and 2015, age-standardized annual pulmonary embolism-related
mortality rates decreased linearly from 15.6 to 7.8 deaths per 1000 population. In the 5‑year period be-
tween 2012 and 2016, an average of 9127 pulmonary embolism-related deaths occurred annually in the
DACH countries with a population of 98,273,329. Interestingly, pulmonary embolism-related mortality
rates were considerably higher among women aged 15-55 years compared to age-matched men. CONCLU-
SION The observed decreasing trends in pulmonary embolism-related mortality might reflect improved
management of the disease including new treatment options as well as advances in imaging technologies.
However, pulmonary embolism remains a substantial contributor to total mortality, especially among
women aged 15-55 years. For this reason, campaigns to increase physician and public awareness are
urgently required to further improve the management and treatment of this preventable thrombotic dis-
order, which still remains the leading preventable cause of death. Hintergrund Kürzlich veröffentliche
Studien zeigen eine steigende Inzidenz für die Lungenarterienembolie (LE) bei gleichzeitigem Rückgangs
der LE-assoziierten Mortalität. Ziel der Studie Detaillierte Daten zur Mortalität der LE in Deutsch-
land, Österreich und der Schweiz (DACH-Region) sind derzeit nicht vorhanden. Material und Methoden
Datensätze wurden aus der Mortalitätsdatenbank der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgewertet.
Hierbei analysierten wir die Häufigkeit sowohl der akuten LE als auch der tiefen/oberflächlichen Ve-
nenthrombose als primärer Todesursache. Ergebnisse Demnach sank die jährliche altersstandardisierte
Mortalität zwischen Januar 2000 und Dezember 2015 von 15,6 auf 7,8 Todesfälle pro 1000 Einwohner.
Zwischen Januar 2012 und Dezember 2016 ereigneten sich in der DACH-Region (Bevölkerungsanzahl:
98.273.320 Menschen) durchschnittlich 9127 durch LE verursache Todesfälle pro Jahr. Interessanterweise
ist LE–assoziierte Gesamtmortalität bei Frauen zwischen dem 15. und 55. Lebensjahr deutlich höher
als bei gleichaltrigen Männern. Schlussfolgerung Der Rückgang der Mortalität durch die Erkrankung
LE seit dem Jahr 2000 ist vermutlich durch eine verbesserte Patientenversorgung mit Einführung neuer
Antikoagulanzien und durch den vermehrten Einsatz und diagnostischen Fortschritt bei den comput-
ertomographischen Untersuchungen erklärt. Festzuhalten ist, dass die LE eine wichtige Todesursache
vor allem im höheren Alter darstellt. Außerdem ist der Anteil der Frauen im gebärfähigen Alter, die
nach einer akuten LE sterben, mit 3,5 % hoch. Daher sind, trotz des medizinischen Fortschritts, weitere
Anstrengungen für eine Verbesserung der Prävention, Diagnostik und Therapie, aber insbesondere auch
des Krankheitsbewusstseins notwendig.

DOI: https://doi.org/10.1007/s00063-021-00854-9

Other titles: Trends in mortality related to pulmonary embolism in the DACH countries
Sterblichkeit der Lungenembolie in der DACH-Region
Posted at the Zurich Open Repository and Archive, University of Zurich
ZORA URL: https://doi.org/10.5167/uzh-206433
Journal Article
Published Version

The following work is licensed under a Creative Commons: Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)
License.

Originally published at:
Hobohm, Lukas; Sebastian, Tim; Valerio, Luca; Mahmoudpour, Seyed Hamidreza; Vatsakis, Georgios;
Johner, Fabian; Keller, Karsten; Münzel, Thomas; Kucher, Nils; Konstantinides, Stavros V; Barco, Ste-
fano (2021). Sterblichkeit der Lungenembolie in der DACH-Region. Medizinische Klinik - Intensivmedizin
und Notfallmedizin:Epub ahead of print.
DOI: https://doi.org/10.1007/s00063-021-00854-9

                                                  2
Originalien
Med Klin Intensivmed Notfmed
https://doi.org/10.1007/s00063-021-00854-9
Eingegangen: 2. März 2021
                                                Sterblichkeit der Lungenembolie
Überarbeitet: 22. Mai 2021
Angenommen: 3. Juli 2021                        in der DACH-Region
© Der/die Autor(en) 2021                        Lukas Hobohm1,2 · Tim Sebastian3 · Luca Valerio1 ·
                                                Seyed Hamidreza Mahmoudpour1,4 · Georgios Vatsakis3 · Fabian Johner3 ·
Redaktion
                                                Karsten Keller4,5 · Thomas Münzel2 · Nils Kucher2 · Stavros V. Konstantinides1 ·
Michael Buerke, Siegen
                                                Stefano Barco1,3
                                                 1
                                                   Centrum für Thrombose und Hämostase (CTH), Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Deutschland
                                                 2
                                                   Zentrum für Kardiologie, Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Deutschland
                                                 3
                                                   Klinik für Angiologie, Universitätsspital Zürich, Zürich, Schweiz
                                                 4
                                                   Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI), Universitätsmedizin Mainz,
                                                   Mainz, Deutschland
                                                 5
                                                   Innere Medizin VII, Universität Heidelberg, Heidelberg, Deutschland

                                                     Zusammenfassung

                                                     Hintergrund: Kürzlich veröffentliche Studien zeigen eine steigende Inzidenz für
                                                     die Lungenarterienembolie (LE) bei gleichzeitigem Rückgangs der LE-assoziierten
                                                     Mortalität.
                                                     Ziel der Studie: Detaillierte Daten zur Mortalität der LE in Deutschland, Österreich und
                                                     der Schweiz (DACH-Region) sind derzeit nicht vorhanden.
                                                     Material und Methoden: Datensätze wurden aus der Mortalitätsdatenbank der
                                                     Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgewertet. Hierbei analysierten wir die
                                                     Häufigkeit sowohl der akuten LE als auch der tiefen/oberflächlichen Venenthrombose
                                                     als primärer Todesursache.
                                                     Ergebnisse: Demnach sank die jährliche altersstandardisierte Mortalität zwischen
                                                     Januar 2000 und Dezember 2015 von 15,6 auf 7,8 Todesfälle pro 1000 Einwohner.
                                                     Zwischen Januar 2012 und Dezember 2016 ereigneten sich in der DACH-Region
                                                     (Bevölkerungsanzahl: 98.273.320 Menschen) durchschnittlich 9127 durch LE
                                                     verursache Todesfälle pro Jahr. Interessanterweise ist LE–assoziierte Gesamtmortalität
                                                     bei Frauen zwischen dem 15. und 55. Lebensjahr deutlich höher als bei gleichaltrigen
                                                     Männern.
                                                     Schlussfolgerung: Der Rückgang der Mortalität durch die Erkrankung LE seit dem Jahr
                                                     2000 ist vermutlich durch eine verbesserte Patientenversorgung mit Einführung neuer
                                                     Antikoagulanzien und durch den vermehrten Einsatz und diagnostischen Fortschritt
                                                     bei den computertomographischen Untersuchungen erklärt. Festzuhalten ist, dass die
                                                     LE eine wichtige Todesursache vor allem im höheren Alter darstellt. Außerdem ist der
                                                     Anteil der Frauen im gebärfähigen Alter, die nach einer akuten LE sterben, mit 3,5 %
                                                     hoch. Daher sind, trotz des medizinischen Fortschritts, weitere Anstrengungen für eine
                                                     Verbesserung der Prävention, Diagnostik und Therapie, aber insbesondere auch des
                                                     Krankheitsbewusstseins notwendig.

                                                     Schlüsselwörter
Die Autoren L. Hobohm und T. Sebastian teilen        Prävention · Therapie · Deutschland · Österreich · Schweiz
sich die Erstautorenschaft.

                                                Hintergrund und Fragestellung                           LE gilt nach dem Myokardinfarkt und dem
                                                                                                        Schlaganfall als die dritthäufigste kardio-
                                                Die venöse Thromboembolie (VTE), die die                vaskuläre Erkrankung mit einer jährlichen
                                                Entitäten der tiefen Beinvenenthrombose                 Inzidenzrate von 39–115 neuen Fällen pro
                                                (TVT) und der akuten Lungenarterienem-                  100.000 Einwohner [5, 6, 17]. Innerhalb
                                                bolie (LE) umfasst, stellt eine häufige akute            der letzten zwei Jahrzehnte wurde in vie-
QR-Code scannen & Beitrag online lesen          kardiovaskuläre Erkrankung dar. Die akute               len westlichen Ländern eine Zunahme der

                                                                                              Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin     1
Originalien
Inzidenz und Abnahme der Letalität beob-             tem Vorgehen vor Veröffentlichung dieser       reich, Luxemburg, Niederlande, Österreich,
achtet [4, 11, 12]. Auch wenn die Gesamt-            Daten eine Plausibilitätsprüfung durch.       Schweiz) zu ermöglichen, erfolgte eine
zahl der Todesfälle nach einer LE relativ                In dieser vorliegenden Arbeit wurden      Altersstandardisierung der Mortalität un-
gering erscheint, liegt sie weiterhin bei            die Zahl der mit LE assoziierten Todesfäl-    ter Angabe des 95%-Konfidenzintervalls.
mehr als 80 Todesfälle pro 100.000 Ein-              le, die Gesamttodesfälle und die Bevölke-     Dazu verwendeten wir die europäische
wohner unter älteren Menschen, die älter             rungszahlen aus der WHO-Datenbank für         Standardpopulation, welche durch die
als 80 Jahre waren. Bei jüngeren Menschen            das Zeitfenster der Jahre 2000 bis 2016       Europäische Kommission 2013 veröffent-
ist zwar die Mortalität niedriger, allerdings        analysiert (Stand 05/2019); einschränkend     lich wurde [16]. Die Datensätze wurden
ist die akute LE – insbesondere bei Frauen           bleibt zu bemerken, dass für Österreich die   dabei in 18 Gruppen à 5-Jahres-Altersklas-
im Alter von 15–55 Jahren – im Vergleich             oben genannten Daten erst ab dem Jahr         sen (0–4 Jahre, 5–9 Jahre, 10–14 Jahre,
zu anderen Erkrankungen eine relativ häu-            2002 verfügbar waren. Die zeitliche Ent-      15–19 Jahre, 20–24 Jahre, 25–29 Jahre,
fige Todesursache und für bis zu 13 von               wicklung der berechneten Mortalitätsra-       30–34 Jahre, 35–39 Jahre, 40–44 Jahre,
1000 Todesfällen verantwortlich [3].                 ten wurden für die verschiedenen Alters-,     45–49 Jahre, 50–54 Jahre, 55–59 Jahre,
    Detaillierte Daten zur Entwicklung der           Geschlechts- und Ländergruppen analy-         60–64 Jahre, 65–69 Jahre, 70–74 Jahre,
LE-assoziierte Mortalität aus der DACH-              siert und werden im Folgenden beschrie-       75–79 Jahre, 80–84 Jahre, > 85 Jahre)
Region (Deutschland, Österreich, Schweiz)            ben.                                          unterteilt.
fehlen. Die Mortalität nach einer LE war                 Dabei wurden Todesfälle ursächlich ei-        Um mögliche Veränderungen der al-
zuletzt bis 2004 in Deutschland gestiegen,           ner LE zugeschrieben, wenn:                   tersstandardisierten Mortalität der LE über
während sie in Österreich leicht gesunken            1. die primäre Todesursache als akute         die Zeit (Trendanalysen) zu untersuchen,
war [10]. Neueste Untersuchungen zeig-                   LE mit oder ohne Angabe eines Cor         wurden eine Joinpoint-Regressionsanaly-
ten, dass zwischen den Jahren 2005 und                   pulmonale kodiert wurde (I26);            se (JoinPoint Version 4.6.0.0) nach dem Ge-
2015 die Hospitalisierungen aufgrund aku-            2. oder ein Code verwendet wurde,             schlecht durchgeführt. Dieses Modell iden-
ter LE-Ereignisse in Deutschland anstiegen               welcher einer sonst nicht tödlichen       tifiziert anhand des Regressionsgraphen
bei gleichzeitiger Abnahme der Mortalität                Manifestation einer venösen Throm-        Änderungspunkte („joinpoints“) und lie-
[11]. Ein ähnlicher Trend wurde in einer                 boembolie zuzuordnen ist; dies be-        fert die dazugehörigen durchschnittlichen
Auswertung von Versicherungsdaten der                    inhaltet beispielsweise eine tiefe        Änderungsraten pro Zeitabschnitt, welche
AOK Hessen aus den Jahren 2000 bis 2006                  Beinvenenthrombose, Phlebitis und         als Steigungen („slopes“) mit dem dazu-
beobachtet [13].                                         Thrombophlebitis (I80).                   gehörigen 95%-Konfidenzintervall (KI) an-
    Das Ziel dieser Arbeit war die Ent-                                                            gegeben werden.
wicklung der lungenembolieassoziierten               Dieses Vorgehen wurde bereits bei einer
Mortalität in der DACH-Region inner-                 früher publizierten Veröffentlichung über      Ergebnisse
halb der letzten zwei Jahrzehnte anhand              die europäischen Trends der LE-assoziier-
validierter Personendaten aus der Mor-               ten Mortalität angewandt und kann dort        Zwischen 2002 und 2016 wuchs die
talitätsdatenbank der Weltgesundheitsor-             im Detail nachgelesen werden.                 Gesamtbevölkerung der DACH-Region
ganisation (WHO) altersstandardisiert zu                 Die LE-verbundene Mortalität („crude      von 97,9 auf 99,5 Mio. Einwohner (Deutsch-
untersuchen.                                         mortality rate“) wurde berechnet, indem       land:      82,5–82,3 Mio.;      Österreich:
                                                     die Anzahl der durch LE verursachten To-      8,1–8,7 Mio.; Schweiz: 7,3–8,4 Mio.). In
Studiendesign und                                    desfälle durch die Bevölkerungszahl (an-      diesem Zeitraum war die LE regional für
Untersuchungsmethoden                                gegeben pro 100.000 Personen) im ent-         insgesamt 157.760 Todesfälle verantwort-
                                                     sprechenden Zeitintervall dividiert wurde.    lich (Deutschland: 143.145; Österreich:
Die Mortalitätsdatenbank der WHO be-                 Der Anteil der LE an der Gesamtmortali-       8459; Schweiz: 6156). Der Anteil der LE
inhaltet Datensätze zur primären Todesur-            tät („proportional mortality rate“) wurde     an der Gesamtmortalität in der DACH-
sache aller erfassten Todesfälle aus den je-         berechnet, indem die Anzahl der durch LE      Region sank im Beobachtungszeitraum
weiligen Mitgliedsstaaten, welche jährlich           verursachten Todesfälle durch die Anzahl      von 13,0 pro 1000 Todesfällen im Jahr
an die WHO gemeldet werden und nach Al-              aller Todesfälle im entsprechenden Zeit-      2000 auf 8,1 pro 1000 Todesfällen im Jahr
ter und Geschlecht untergliedert übermit-            intervall dividiert wurde (angegeben pro      2016; für Frauen von 14,9 auf 9,0 pro 1000
telt werden. Die primäre Todesursache ist            1000 Personen). Diese Berechnungen er-        Todesfällen und für Männer von 10,8 auf
dabei als die Erkrankung oder das Ereignis           folgten sowohl für die Periode 2012 bis       7,1 pro 1000 Todesfällen.
definiert, welche oder welches unmittel-              2016 als auch für die individuellen Jahre         Die durchschnittliche Gesamtbevölke-
bar zum Tod führte. Diese Daten stammen              zwischen 2000 und 2016. Der Zeitraum          rung in der DACH-Region betrug 98,3 Mio.
aus Registern der nationalen Standesäm-              2012 bis 2016 wurde gewählt, um geson-        Personen zwischen den Jahren 2012 und
ter, welche gemeldete Todesfälle anhand              dert nochmals aktuelle Mortalitätsdaten       2016. Innerhalb dieser fünfjährigen Peri-
der internationalen statistischen Klassifi-           zu analysieren.                               ode wurden 45.635 Todesfälle der LE zu-
kation der Krankheiten und verwandter                    Um einen geografischen und zeitli-         geordnet. Diese verteilten sich auf 41.151
Gesundheitsprobleme nach ICD-10 klassi-              chen Vergleich in den DACH-Ländern und        Fälle in Deutschland, 2403 Fälle in Öster-
fizieren. Die WHO führt nach standardisier-           Westeuropa (Belgien, Deutschland, Frank-      reich und 2081 Fälle in der Schweiz. Die

2   Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin
Mortalität an Lungenembolie stieg mit zu-      bei Männern und zwischen 2002 und               achtungszeitraum zwischen 9,2 und 10,8
nehmendem Alter bei Frauen (. Abb. 1a)         2012 bei Frauen; in der Schweiz, zwischen       pro 100.000 Einwohnern. Damit befindet
sowie bei Männern (. Abb. 1b) exponenti-       2000 und 2007 bei Männern und zwischen          sich Deutschland oberhalb des westeu-
ell an. Im gleichen Beobachtungszeitraum       2000 und 2006 bei Frauen). Die Ergebnisse       ropäischen Durchschnitts. Diese jährliche
war der Anteil der LE an der Gesamtmor-        der Joinpoint-Regressionsanalyse, aufge-        Abnahme variierte im gleichen Zeitraum
talität bei Frauen zwischen dem 15. und        schlüsselt nach Geschlecht und Region,          zwischen 8,5 und 9,9 Todesfällen pro
55. Lebensjahr im Vergleich zu Männern         finden sich in . Tab. 1.                         100.000 Einwohnern. Demgegenüber
der gleichen Altersgruppe in allen Regio-                                                      liegt die Mortalität in Österreich (5,2–6,0
nen deutlich erhöht (. Abb. 2).                Diskussion                                      Todesfälle pro 100.000 Einwohnen) und
    Die Mortalitätsrate der LE sank zwi-                                                       in der Schweiz (4,9–5,3 Todesfälle pro
schen 2000 und 2016 in der DACH-Region         Die Ergebnisse dieser Arbeit bestätigen,        100.000 Einwohnern) unterhalb des west-
von 13,1 auf 8,6 pro 100.000 Einwohner;        ergänzend zu kürzlich veröffentlichten Da-       europäischen Durchschnitts. Trotz dieser
für Deutschland von 13,6 auf 9,2, für Öster-   ten der gesamteuropäischen Region, den          positiven Entwicklung hinsichtlich des
reichvon8,8 auf 5,8 und für dieSchweizvon      beobachteten Rückgang der Mortalität            Mortalitätsrückgangs ist und bleibt die
6,9 auf 5,1 pro 100.000 Einwohner. Die al-     der LE in Westeuropa und insbesondere           LE eine lebensbedrohliche Erkrankung
tersstandardisierte Lungenemboliemorta-        auch in den Ländern der DACH-Region.            und eine häufige Todesursache; dies gilt
lität nahm im Beobachtungszeitraum von         Erklärungsansätze beinhalten Fortschritte       insbesondere für Frauen zwischen dem
15,6 auf 7,8 pro 100.000 Einwohner ab (für     in der Prävention, Diagnostik und Be-           15. und 55. Lebensjahr.
Frauen von 14,9 auf 7,4 und für Männer von     handlung von VTE-Ereignissen. Zu den                Als mögliche Ursachen der Ungleich-
16,2 auf 8,1 pro 100.000 Einwohner). Die       potenziellen Ursachen der gestiegenen           heit der Mortalitätsraten innerhalb der
. Abb. 3 zeigt die Entwicklung der alters-     Inzidenz und gesunken Mortalität gehört         Länder der DACH-Region vermuten wir
standardisierten Mortalitätsrate für Frau-     neben dem medizinischen Fortschritt mit         die Unterschiede in den berichteten In-
en (. Abb. 3a) und Männer (. Abb. 3b) für      verbessertem Überleben von Patienten            zidenzen von wichtigen Risikofaktoren
die jeweiligen Regionen. Mit einer Morta-      mit schwerem Krankheitsverlauf auch die         (wie Adipositas, ischämische Herzkrank-
litätsrate von 16,2 im Jahr 2000 und 8,3 im    flächendeckende Verfügbarkeit und häu-           heit und Krebserkrankungen), welche mit
Jahr 2016 zeigte Deutschland geschlechts-      figere Anwendung von hochauflösender              dem Auftreten von VTE-Ereignissen asso-
unabhängig die höchste und die Schweiz         Schnittbildgebung der Computertomo-             ziiert sind. So zeigen beispielsweise Daten
mit 8,5 in 2000 und 5,2 pro 100.000 Ein-       graphie (CT). Durch den diagnostischen          der Organisation für wirtschaftliche Zu-
wohnern im Jahr 2016 die geringste Rate        Fortschritt, insbesondere in der CT-Tech-       sammenarbeit und Entwicklung (OECD)
der altersstandardisierten LE-Mortalität.      nik (mit höherer Sensitivität der ver-          für das Jahr 2015 in Deutschland eine fast
    Für Westeuropa zeigte sich in der Join-    schiedenen Verfahren), können häufiger           bzw. mehr als doppelt so hohe Inzidenz ei-
point-Regressionsanalyse eine signifikante      periphere, subsegmentale LE-Ereignisse          ner Adipositas unter Erwachsenen (23,6 %)
Abnahme der altersstandardisierten LE-         diagnostiziert werden, welche vor dem           im Vergleich zu Österreich (14,7 %) und
Mortalität bei Männern um jährlich durch-      technischen Fortschritt vermutlich nicht        der Schweiz (10,3 %) [14]. Ähnlich liegt
schnittlich 0,46 Todesfälle pro 100.000        erkannt wurden. Daher stieg durch den           die geschätzte Inzidenz, basierend auf
Einwohner (95%-KI: 0,40–0,52) für den          diagnostischen Fortschritt die Zahl der LE-     den Daten der Global-Burden-of-Disease-
Zeitraum 2000 bis 2009 und 0,88 To-            Ereignisse mit geringerer Thrombuslast          Studie (Stand 2016), für die ischämische
desfälle pro 100.000 Einwohner (95%-KI:        und somit auch in der Mehrzahl jener mit        Herzkrankheit in Deutschland mit 469
0,19–1,56) für den Zeitraum 2009 bis 2012.     besserer Prognose an [1, 11, 12]. Zudem         Neuerkrankungen pro 100.000 Einwoh-
Ebenfalls signifikant sank die altersstan-      resultiert hieraus aber auch zwangsläufig        nern deutlich höher als in Österreich (375
dardisierte LE-Mortalität in der Gruppe        eine Zunahme der inzidentellen (zufälli-        Neuerkrankungen) und der Schweiz (351
der Frauen um jährlich durchschnittlich        gen) Diagnose von peripheren, klinisch          Neuerkrankungen). Daten der Internatio-
0,52 Todesfälle pro 100.000 Einwohnern         häufig stummen Embolien. Ein Beispiel            nalen Agentur für Krebsforschung (Stand
(95%-KI: 0,48–0,56) für den Zeitraum 2000      ist die serielle Schnittbildgebung im Rah-      2018) zeigen für Deutschland mit 313 Neu-
bis 2014. Ein ähnlicher Trend konnte in        men der Stadienbestimmung (Staging)             erkrankungen pro 100.000 Einwohnern
allen Ländern der DACH-Region beobach-         der Patienten mit Tumorerkrankung. Es           eine höhere (altersstandardisierte) Inzi-
tet werden: In Deutschland ergab sich          ist daher umso wichtiger zu untersuchen,        denz von Krebserkrankungen im Vergleich
für den gesamten Zeitraum 2000–2016            ob insbesondere auch ein Rückgang der           zu Österreich (248 Neuerkrankungen), al-
eine durchschnittliche Abnahme von 0,53        altersstandardisierten Lungenembolie-
Todesfällen pro 100.000 Einwohner (95%-        mortalität zu beobachten ist. Dennoch           Abb. 1 7 Altersstandardisierte Lungenarteri-
KI: 0,57–0,49) bei Männern und 0,46 To-        zeigen sich in der DACH-Region deutliche        enembolie-assoziierte Mortalität pro 100.000
desfällen pro 100.000 Einwohner (95%-KI:       länderspezifische Unterschiede.                  Personen aus der Bevölkerung, angegeben für
0,50–0,42) bei Frauen; in Österreich und           Für Deutschland zeigte sich zwischen        Westeuropa und die DACH-Region (Deutsch-
                                                                                               land, Österreich und Schweiz) für den Zeitraum
in der Schweiz zeigte sich die Abnahme         2012 und 2016 die höchste (altersstan-          2000–2016 (a für Frauen, b für Männer). (West-
vor allem in den ersten Jahren der Periode     dardisierte) Mortalitätsrate innerhalb der      europa: Belgien, Deutschland, Frankreich, Lu-
(in Österreich, zwischen 2002 und 2013         DACH-Region. Diese variierte im Beob-           xemburg, Niederlande, Österreich, Schweiz)

                                                                                     Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin   3
Originalien

4   Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin
Abb. 2 9 Nach Alters-
                                                                                                                  gruppen aufgeschlüsselte
                                                                                                                  Mortalität der Lungenar-
                                                                                                                  terienembolie pro 100.000
                                                                                                                  Einwohnern, analysiert für
                                                                                                                  Westeuropa und die DACH-
                                                                                                                  Region (Deutschland,
                                                                                                                  Österreich und Schweiz)
                                                                                                                  zwischen 2012 und 2016.
                                                                                                                  a Für Frauen, b für Männer.
                                                                                                                  (Westeuropa: Belgien,
                                                                                                                  Deutschland, Frankreich,
                                                                                                                  Luxemburg, Niederlande,
                                                                                                                  Österreich, Schweiz)

lerdings bei einer ähnlich hohen Rate in     müssen kritisch betrachtet und aktiv hin-       tet auftreten oder als Folge einer nicht be-
der Schweiz (311 Neuerkrankungen) [15].      terfragt werden. Durch Hochrechnungen,          handelten, nicht erkannten VTE verursacht
Einen alternativen, nicht krankheitsspezi-   beruhend auf einer Analyse von Cohen            wurden. Ob diese Annahme den aktuel-
fischen Erklärungsansatz stellen mögliche     et al., wird die Gesamtzahl der LE-Toten in     len diagnostischen und therapeutischen
länderspezifische Unterschiede im Kodie-      Deutschland auf 40 bis 100.000 Todesfälle       Standards noch gerecht wird, ist als kri-
rungsverhalten dar, wobei dies als weniger   pro Jahr geschätzt [7]. Diese Schätzungen       tisch anzusehen. Dennoch ist anzumerken,
wahrscheinlich anzusehen ist.                basieren auf älteren Daten und der Annah-       dass aufgrund der hohen Dunkelziffer, die
   Bisher veröffentlichte geschätzte Inzi-    me, dass die Mehrzahl (bis zu 93 %) der         durch uns beobachtete jährliche Gesamt-
denz- und Mortalitätszahlen für die LE       Todesfälle durch LE plötzlich und unerwar-      todeszahl von 8633 (in 2012) und 7579

                                                                                   Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin   5
Originalien

Abb. 3 8 Anteil der Lungenarterienembolie-assoziierten Todesfälle an der Gesamtmortalität (pro 1000 Todesfälle), aufge-
schlüsselt nach Altersgruppen und Geschlecht in Deutschland (a), Österreich (b), der Schweiz (c) und Westeuropa (d). (West-
europa: Belgien, Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Schweiz)

6    Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin
(in 2016) in Deutschland, die „wahre“ LE-
                                                                                                                                                                                                                             assoziierte Todeszahl unterschätzt wird.

Mittels Joinpoint-Regressionsanalyse wurden Veränderungszeitpunkte („joinpoints“) identifiziert und durchschnittliche Veränderungsraten als Steigung („slope“) der Regressionsgeraden mit dem dazugehörigen
                                                                                                                                                                                                   (–0,57, 0,61)

                                                                                                                                                                                                   (–0,11, 0,05)

                                                                                                                                                                                                   (–0,75, 0,89)
                                                                                                                                                                                                                                 Ein weiterer wichtiger Punkt für die Be-
                                                                                                                                                                                                   (95%-KI)                  trachtung der steigenden Inzidenz stellt
                                                                                                                                                                                                   Slope

                                                                                                                                                                                                   –0,03
                                                                                                                                                                                                   0,02                      die stetige Zunahme der CT-Untersuchun-

                                                                                                                                                                                                   0,07

95%-Konfidenzintervall im identifizierten Zeitabschnitt angegeben. Zeitintervalle mit statistisch signifikanter Reduktion der altersstandardisierten Lungenemboliemortalität sind kursiv hervorgehoben
                                                                                                                                                                                                   –
                                                                                                                                                                                                                             gen dar. Zwischen 2007 und 2016 nah-
                                                                                                                                                                                                                             men die CT-Untersuchungen in Deutsch-
                                                                                                                                                                                    2012–2016

                                                                                                                                                                                    2006–2016

                                                                                                                                                                                    2014–2016
                                                                                                                                                                                    Periode 2

                                                                                                                                                                                                                             land um etwa 45 % zu [2]. Daten aus
                                                                                                                                                                                    Jahre

                                                                                                                                                                                                                             dem Jahr 2015 zeigen, dass in Österreich
                                                                                                                                                                                                                             die meisten Computertomographien mit
                                                                                                                                                                                    –

                                                                                                                                                                                                                             etwa 166 Untersuchungen im Jahr pro
                                                                                                                                                                                                                             1000 Einwohner durchgeführt werden. In
                                                                                                                                                            (–0,72, –0,44)

                                                                                                                                                            (–0,50, –0,42)

                                                                                                                                                            (–0,76, –0,40)

                                                                                                                                                            (–0,56, –0,48)

                                                                                                                                                                                                                             Deutschland sind es 132 Untersuchungen
                                                                                                                                                                                                                             jährlich pro 100.000 Einwohner und in
                                                                                                                                                            95%-KI

                                                                                                                                                                                                                             der Schweiz lediglich 104 Untersuchun-
                                                                                                                                                            Slope

                                                                                                                                                            –0,58

                                                                                                                                                            –0,46

                                                                                                                                                            –0,58

                                                                                                                                                            –0,52
          Trends der altersstandardisierten lungenarterienembolieassoziierten Mortalität, aufgeschlüsselt nach Regionen, Subregionen und Geschlecht

                                                                                                                                                                                                                             gen jährlich pro 100.000 Einwohner. Ob-
                                                                                                                                                                                                                             wohl es durch den technischen Fortschritt
                                                                                                                                             2002–2012

                                                                                                                                             2000–2016

                                                                                                                                             2000–2006

                                                                                                                                             2000–2014

                                                                                                                                                                                                                             der Mehrschichtsspiraltomographie zu ei-
                                                                                                                                             Periode 1
                                                                                                                                             Frauen

                                                                                                                                                                                                                             ner Zunahme der Diagnose von klinisch
                                                                                                                                             Jahre

                                                                                                                                                                                                                             stummen (oft peripheren) LE gekommen
                                                                                                                                                                                                                             ist, werden gegenteilig, durch den Rück-
                                                                                                                                                                                                                             gang der Häufigkeit von Autopsien, insbe-
                                                                                                                                                                                                                             sondere, wenn kardiopulmonale Begleiter-
                                                                                                                      (–0,29, 0,13)

                                                                                                                                                                                                                             krankungen vorliegen, tödlich verlaufende
                                                                                                                      95%-KI

                                                                                                                                                                                                                             LE womöglich übersehen. Niedrige Ob-
                                                                                                                      Slope

                                                                                                                      –0,08

                                                                                                                                                                                                                             duktionszahlen finden sich mit 4,2 % ins-
                                                                                                                      –

                                                                                                                      –

                                                                                                                      –

                                                                                                                                                                                                                             besondere in der Schweiz. Im Vergleich
                                                                                                      2012–2016

                                                                                                                                                                                                                             betragen diese für die EU-Mitgliedsstaa-
                                                                                                      Periode 3

                                                                                                                                                                                                                             ten im Durchschnitt 15,3 % und für Öster-
                                                                                                      Jahre

                                                                                                                                                                                                                             reich 11,0 %. Für Deutschland existierten
                                                                                                      –

                                                                                                      –

                                                                                                      –

                                                                                                                                                                                                                             keine veröffentlichten genauen Obdukti-
                                                                                                                                                                                                                             onsraten von der WHO [8]. Epidemiologi-
 Westeuropa: Belgien, Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Schweiz

                                                                                                                                                                                                                             sche Messgrößen lassen sich daher nicht
                                                                           (–1,56, –0,19)
                                                                           (–0,39, 0,99)

                                                                           (–0,17, 0,03)

                                                                                                                                                                                                                             zufriedenstellend erheben.
                                                                                                                                                                                                                                 Alarmierend ist zudem die hohe LE-as-
                                                                           95%-KI
                                                                           Slope

                                                                           –0,88
                                                                           –0,07
                                                                           0,30

                                                                                                                                                                                                                             soziierte Mortalität bei Frauen zwischen
                                                                           –

                                                                                                                                                                                                                             15 und 55 Jahren. Eine kürzlich veröffent-
                                                                                                                                                                                                                             liche Studie zeigte, dass auch Schwangere
                                                           2013–2016

                                                           2007–2016

                                                           2009–2012
                                                           Periode 2

                                                                                                                                                                                                                             eine hohe Mortalität aufwiesen (3–4 To-
                                                           Jahre

                                                                                                                                                                                                                             te pro 100 Schwangeren pro Jahr) und
                                                           –

                                                                                                                                                                                                                             diese etwa 500-fach höher im Vergleich
                                                                                                                                                                                                                             zu Schwangeren ohne LE ist. Bei Frauen
                                                                                                                                                                                                                             mit LE und hämodynamischer Instabilität
                                   (–0,52, –0,36)

                                   (–0,57, –0,49)

                                   (–0,53, –0,25)

                                   (–0,52, –0,40)

                                                                                                                                                                                                                             steigt die Krankenhausmortalität auf sehr
                                                                                                                                                                                                                             hohe 37 % [9].
                                   (95%-KI)
                                   Slope

                                   –0,44

                                   –0,53

                                   –0,39

                                   –0,46

                                                                                                                                                                                                                             Ausblick
                   2002–2013

                   2000–2016

                   2000–2007

                   2000–2009

                                                                                                                                                                                                                             Mit steigender Inzidenz stellt die LE, trotz
                   Periode 1
                   Männer

                                                                                                                                                                                                                             des beobachteten Rückgangs der LE-as-
                   Jahre

                                                                                                                                                                                                                             soziierten Mortalität, eine zunehmende
KI Konfidenzintervall

                                                                                                                                                                                                                             Herausforderung für die Gesundheitssys-
Westeuropa*

                                                                                                                                                                                                                             teme der westlichen Länder mit alternden
Deutschland
Österreich

                                                                                                                                                                                                                             Gesellschaften dar. Die steigende Inzidenz
Schweiz
Tab. 1

                                                                                                                                                                                                                             von LE kann zum Teil auf den wachsenden
                                                                                                                                                                                                                             Einsatz der CT-Untersuchungen zurück-
*

                                                                                                                                                                                                                   Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin   7
Abstract

geführt werden. Der Rückgang der LE-                      Trends in mortality related to pulmonary embolism in the DACH
assoziierten Mortalität kann sowohl durch                 countries
eine Verbesserung der Patientenversor-
gung als auch durch die stetige Zunahme                   Background: Pulmonary embolism (PE)-related mortality is decreasing worldwide.
an CT-Untersuchungen mit Diagnose klei-                   Aim: Little is known about the burden imposed by pulmonary embolism for Germany,
                                                          Austria and Switzerland (DACH countries).
nerer (bisher nicht detektierter) als auch
                                                          Materials and methods: We aimed to assess pulmonary embolism-related mortality
asymptomatischer LE-Ereignisse erklärt
                                                          and time trends for the DACH countries based on data from the WHO Mortality
werden. Die LE ist eine lebensbedrohliche
                                                          Database. Deaths were considered pulmonary embolism-related if the International
Erkrankung und stellt eine häufige To-
                                                          Classification of Disease-10 code for acute pulmonary embolism or any code for deep
desursache dar; insbesondere bei Frauen                   or superficial vein thrombosis was listed as the primary cause of death.
zwischen dem 15. und 55. Lebensjahr                       Results: Between 2000 and 2015, age-standardized annual pulmonary embolism-
ist die LE-assoziierte Mortalitätsrate im                 related mortality rates decreased linearly from 15.6 to 7.8 deaths per 1000 population.
Vergleich zum männlichen Geschlecht er-                   In the 5-year period between 2012 and 2016, an average of 9127 pulmonary embolism-
höht. Die LE-assoziierten Mortalitätsraten                related deaths occurred annually in the DACH countries with a population of 98,273,329.
unterscheiden sich innerhalb der Länder                   Interestingly, pulmonary embolism-related mortality rates were considerably higher
der DACH-Region deutlich und sind in                      among women aged 15–55 years compared to age-matched men.
Deutschland am höchsten. Hierfür sind                     Conclusion: The observed decreasing trends in pulmonary embolism-related mortality
vermutlich unterschiedliche Inzidenzen                    might reflect improved management of the disease including new treatment options
wichtiger Risikofaktoren wie Adipositas,                  as well as advances in imaging technologies. However, pulmonary embolism remains
ischämische Herzkrankheit und Krebser-                    a substantial contributor to total mortality, especially among women aged 15–55 years.
krankungen als mögliche Ursachen der                      For this reason, campaigns to increase physician and public awareness are urgently
Ungleichheit der Mortalitätsraten anzu-                   required to further improve the management and treatment of this preventable
führen. Andere Erklärungsansätze bein-                    thrombotic disorder, which still remains the leading preventable cause of death.
halten den Rückgang der Häufigkeit von
                                                          Keywords
Autopsien in den betreffenden Ländern                      Prevention · Treatment · Germany · Austria · Switzerland
und mögliche Unterschiede im Kodie-
rungsverhalten. Gesundheitskampagnen
sowie die Erforschung verbesserter Stra-
tegien zur Prävention, Diagnostik und                     Korrespondenzadresse                                     Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine
                                                                                                                   Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt.
Therapie sollten in den nächsten Jahren                 Dr. Stefano Barco                                          Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort
dazu beitragen, die Mortalität der LE                   Centrum für Thrombose und Hämostase (CTH),                 angegebenen ethischen Richtlinien.
weiter zu senken.                                       Universitätsmedizin Mainz
                                                        Langenbeckstraße 1, 55131 Mainz,                           Open Access. Dieser Artikel wird unter der Creative
                                                                                                                   Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz
                                                        Deutschland
    Fazit für die Praxis                                                                                           veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung,
                                                        s.barco@uni-mainz.de                                       Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jegli-
4    Zwischen Januar 2000 und Dezember                                                                             chem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die
     2015 sank die jährliche altersstandardi-                                                                      ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsge-
     sierte Mortalität der akuten Lungenem-                                                                        mäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz
     bolie in der DACH-Region von 15,6 auf 7,8          Funding. Open Access funding enabled and organi-           beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenom-
     Todesfälle pro 1000 Einwohner.                     zed by Projekt DEAL.                                       men wurden.
4    Die LE-assoziierte Gesamtmortalität bei
     Frauen zwischen dem 15. und 55. Lebens-                                                                       Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges
                                                                                                                   Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten
     jahr war deutlich höher als bei gleichaltri-       Einhaltung ethischer Richtlinien                           Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbil-
     gen Männern.                                                                                                  dungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das be-
     Für Deutschland zeigte sich zwischen               Interessenkonflikt. L. Hobohm erhielt Fördergel-
4
                                                        der vom Bundesministerium für Bildung und For-             treffende Material nicht unter der genannten Creative
     2012 und 2016 die höchste altersstandar-                                                                      Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung
                                                        schung (BMBF 01EO1503). Er erhielt Honorare von
     disierte Mortalitätsrate (zwischen 9,2 und         MSD und Actelion außerhalb der vorliegenden Arbeit.        nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für
     10,8 pro 100.000 Einwohnern) innerhalb             K. Keller erhielt Fördergelder vom Bundesministe-          die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Ma-
     der DACH-Region.                                   rium für Bildung und Forschung (BMBF 01EO1503).            terials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers
4    Deutschland befindet sich oberhalb des             S.V. Konstantinides erhielt Fördergelder vom Bun-          einzuholen.
     westeuropäischen Durchschnitts, bezo-              desministerium für Bildung und Forschung (BMBF
                                                        01EO1503). Er erhielt Fördergelder und Honorare von        Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der
     gen auf die altersstandardisierte Mortali-
                                                        Boehringer Ingelheim, Bayer, Daiichi-Sankyo, MSD,          Lizenzinformation auf http://creativecommons.org/
     tätsrate für die akute Lungenembolie.                                                                         licenses/by/4.0/deed.de.
4    Die Erforschung von verbesserten Strate-           Pfizer – Bristol-Myers Squibb, Actelion außerhalb der
                                                        vorliegenden Arbeit. S. Barco erhielt Fördergelder
     gien zur Prävention, Diagnostik und The-
                                                        vom Bundesministerium für Bildung und Forschung
     rapie sollten in den nächsten Jahren dazu          (BMBF 01EO1503). Er erhielt Vortragshonorare von           Literatur
     beitragen, die Mortalität der LE weiter zu         Bayer Health, BTG PharmaceuticalsCare, Leo Pharma,
     senken.                                            Daiichi Sankyo außerhalb der vorliegenden Arbeit.           1. Agarwal S, Clark D 3rd, Sud K et al (2015) Gender
                                                        T. Sebastian, L. Valerio, S.H. Mahmoudpour, G. Vatsakis,       disparities in outcomes and resource utilization
                                                        F. Johner, T. Münzel und N. Kucher geben an, dass kein         for acute pulmonary embolism hospitalizations in
                                                        Interessenkonflikt besteht.

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