Strategie nachhaltige Ernährung Stadt Zürich - Pura Verdura

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Strategie nachhaltige Ernährung Stadt Zürich - Pura Verdura
Strategie nachhaltige Ernährung Stadt Zürich
Strategie nachhaltige Ernährung Stadt Zürich - Pura Verdura
Impressum

Herausgeberin
Stadt Zürich
Umwelt- und Gesundheitsschutz
Walchestrasse 31
Postfach, 8021 Zürich
Tel. +41 44 412 20 20
Fax +41 44 412 50 41
ugz-gesundheitsschutz@zuerich.ch
www.stadt-zuerich.ch/ugz

Juni, 2019

Redaktionelle Bearbeitung
Yvonne Lötscher, Lisa Halter

Fachliche Begleitung
François Aellen, Anna Schindler, Birgit Wartmann, Christine Bräm, Claude Hunold,
Urs Leibundgut, Bettina Volland, Christine Siegrist, Daniel Gerber, Elisabeth Rohner,
Jasmin Bussmann, Karl Suter, Marianne Honegger, Martin Krapf, Stephan Keller,
Werner Liechtenhan, Beat von Felten, Ina Walthert, Stephan Lienin

Gestaltung und Layout
Designpunkt, Niederweningen

Lektorat
expresskorrektorat, Appenzell

Druck
Printshop, Zürich

Auflage
200 Exemplare
Gedruckt auf Recyclingpapier «Recystar», 100% Altpapier – aus Verantwortung für die Umwelt.
Strategie nachhaltige Ernährung Stadt Zürich - Pura Verdura
Vorwort
Für mich gehört gutes Essen zu einem genussvollen Leben – sei es
mit Freunden oder der Familie. Rund 60 Tonnen Lebensmittel werde
ich, wie der durchschnittliche Schweizer, in meinem ganzen Leben kon-
sumieren. Jährlich verspeisen die Stadtzürcherinnen und Stadtzürcher
rund 320 000 Tonnen Lebensmittel.

Die Ernährung gehört zu den grossen globalen Herausforderungen.
Was die Welt konsumiert, ist ein wichtiger Faktor für die Umwelt und
für das Klima. Alle Menschen sollen sich gesunde Lebensmittel leisten
können. Ebenfalls ist es wichtig, dass die Arbeitskräfte der Land- und
Ernährungswirtschaft gute Arbeitsbedingungen haben. Alle diese As-
pekte – Umwelt, Gesundheit, Wirtschaftlichkeit und soziale Gerechtig-
keit – sind Teil einer nachhaltigen Ernährung.

Zürich bietet die besten Voraussetzungen für das Gelingen einer nach-
haltigen Ernährung. Eine klare Mehrheit der Stadtzürcher Stimmbevöl-
kerung hat sich im November 2017 für die Förderung einer umweltscho-
nenden Ernährung ausgesprochen. Neue Kooperationen zwischen
Konsumentinnen und Produzenten erblühen stadtweit, Vereine und Or-
ganisationen engagieren sich für das Thema Ernährung. Der vielfältige,
multikulturelle Gastronomiesektor schafft fast täglich neue, verlockend
nachhaltige Angebote.

Mit der vorliegenden Strategie für eine nachhaltige Ernährung zeigen
wir Ziele, Handlungsfelder und konkrete Schritte auf. In unseren eige-
nen 450 städtischen Betrieben lassen wir die Nachhaltigkeit zu einem
integralen Bestandteil des kulinarischen Genusses werden. Unsere
Stadtbevölkerung soll wissen, wie eine nachhaltige Ernährung aussieht
und wie sie den nachhaltigen Genuss aktiv wählen kann. Denn es ist
nicht schwierig, sich gesund und gleichzeitig umweltfreundlich zu er-
nähren.

Es ist entscheidend, wie wir uns hier und jetzt ernähren; für die heutige
und die künftige Generation, für Zürich und die ganze Welt. Packen wir
es gemeinsam an.

Stadtrat Andreas Hauri
Vorsteher Gesundheits- und Umweltdepartement
Strategie nachhaltige Ernährung Stadt Zürich - Pura Verdura
Inhalt

   1     Zusammenfassung                            6

   2     Ausgangslage                              10

   2.1   Rahmenbedingungen10

   2.2   Stadtverwaltung10

   2.3   Politischer Auftrag11

   2.4   Zielpublikum11

   2.5   Umsetzung in der Stadtverwaltung11

   2.6   Verständnis «nachhaltige Ernährung»12

   3     Ziele der Stadt Zürich                    14

   4     Handlungsfelder                           16

   4.1   Information und Bildung18

   4.2   Regionale Produktion und Verteilung 22

   4.3   Beschaffung und Verpflegung24

   4.4   Lebensmittelverluste und Entsorgung26

   4.5   Kooperation und Monitoring 29

   5     Herleitung der quantitativen Ziele für
         städtische Verpflegungsbetriebe und
         deren Umsetzung                           33

   5.1   Ziel 1: Die vermeidbaren Lebensmittelverluste
         liegen unter 10% der Produktionsmenge
         respektive unter 50 g pro Teller34

   5.2   Ziel 2: Das Angebot entspricht den
         Empfehlungen der Lebensmittelpyramide35

   5.3   Ziel 3: Der Anteil nachhaltiger Produkte
         beträgt 50%. Besonders bedenkliche
         Produkte werden gar nicht verwendet36

   5.4   Ziel 4: Die Umweltbelastung der Ernährung
         sinkt um 30% gegenüber dem Jahr 202037
Strategie nachhaltige Ernährung Stadt Zürich - Pura Verdura
Anhänge

   A1     Fachliche Grundlagen, Synergien
          und Zielkonflikte                           38

   A 1.1 Gesundheit und Umwelt38

   A 1.2 Nachhaltige Produkte39

   A 1.3 Sozialverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit 41

   A2     Übersicht Massnahmen und Priorisierung      43

   A3     Glossar                                     48

   A4     Abkürzungen                                 51

   A5     Mailänder Abkommen über städtische
          Ernährungspolitik (Milan Urban Food
          Policy Pact MUFPP)                          52
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1                                             2                                            3

6       Zusammenfassung                               Ausgangslage                                 Ziele der Stadt

    1           Zusammenfassung
    Die Strategie nachhaltige Ernährung Stadt Zürich                         lungsgrundlagen operationalisieren. Die Strategie
    verbindet in einem ganzheitlichen Ansatz verschie-                       orientiert sich an den übergeordneten Zielen, knüpft
    dene Politikbereiche und Handlungsfelder die direkt                      an bestehende Instrumente und Initiativen der Stadt
    oder indirekt Einfluss auf das Ernährungssystem                          Zürich an und nutzt Synergien durch die Koopera-
    nehmen. Sie ist ein wirkungsvolles Instrument der                        tion mit Know-how-Trägerinnen und -Trägern. Sie
    städtischen Ernährungspolitik, welche die Dimensi-                       richtet sich in besonderem Masse an sämtliche
    onen Gesundheit, Soziales, Umwelt und Wirtschaft                         stadtinternen und -externen Entscheidungsträgerin-
    vereint und Synergien zwischen verschiedenen Be-                         nen und -träger aller Stufen, die am Ernährungssys-
    reichen und weiteren Strategien herstellt.                               tem der Stadt Zürich beteiligt sind.
            Die Ernährung hat neben dem persönlichen,                                Die Stadt Zürich setzt sich Ziele für eine nach-
    individuellen Charakter auch eine hohe Relevanz                          haltige Entwicklung auch im Ernährungsbereich.
    für die Gesellschaft und die Umwelt. Deutlich wird                       Deshalb fördert sie gesunde und sichere Lebens-
    dies in den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung,                       mittel, die umweltverträglich hergestellt werden. Sie
    dem Kernstück der UNO-Agenda 2030. Von diesen                            achtet darauf, dass diese Lebensmittel ethisch ver-
    haben sechs Ziele einen direkten Bezug zur Ernäh-                        antwortungsvoll produziert wurden und für alle zu-
    rung. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in                    gänglich sind. Sie ist sich bewusst, dass diese Ent-
    Städten. Sie haben eine strategische Rolle bei der                       wicklung wirtschaftlich tragfähig sein muss. Konkret
    Entwicklung nachhaltiger Ernährungssysteme und                           verfolgt die Stadt Zürich im Bereich Ernährung die
    der Förderung einer gesunden, umweltfreundlichen                         folgenden drei Ziele (S. 14):
    Ernährung. Bereits 184 Städte aus aller Welt haben                       1) Die Stadt Zürich nimmt eine Vorbildrolle in
    sich deshalb dem «Milan Urban Food Policy Pact»                              ihren Verpflegungsbetrieben ein und bietet ein
    angeschlossen und sich verpflichtet, ihr Ernäh-                              nachhaltiges Angebot an, indem sie folgende
    rungssystem im Sinne der nachhaltigen Entwicklung                            Schwerpunkte setzt:
    auszurichten.                                                                a) Lebensmittelverluste senken: reduzieren in
            Für Zürich bedeutet dies auch einen Beitrag                              allen Bereichen
    zu den Zielen der 2000-Watt-Gesellschaft und ihrer                           b) Ausgewogene Ernährung stärken: nach den
    Umweltpolitik. Die Ernährung verursacht ein Drittel                              Empfehlungen der Lebensmittelpyramide
    der Umweltbelastung1 respektive 20% der Treib-                               c) Nachhaltige Produkte bevorzugen: empfeh-
    hausgasemissionen1 unserer konsumierten Güter                                    lenswerte Labels, regional und saisonal
    und ist ein wichtiger Faktor für die Gesundheit2. Mit                    2) Die Stadt Zürich setzt sich für nachhaltige
    einem Selbstversorgungsgrad von 48%3 stammt                                  Beschaffungskriterien in der gesamten Wert-
    über die Hälfte unserer Nahrungsmittel aus dem                               schöpfungskette ein. Sie fördert eine nachhalti-
    Ausland. Es ist daher wichtig, die gesamte Produk-                           ge Produktion, die Zusammenarbeit regionaler
    tionskette – auch ausserhalb der Stadt- und Lan-                             Akteurinnen und Akteure und eine Verteilung
    desgrenze – zu betrachten.                                                   mittels kurzer Wege.
            Die Volksabstimmung vom November 2017                            3) Die Stadt informiert die Öffentlichkeit über die
    ergänzt die Gemeindeordnung mit der «Förderung                               Auswirkungen der Ernährung auf die Umwelt
    der umweltschonenden Ernährung und der Informa-                              und das globale Klima. Durch bevölkerungs-
    tion über den Einfluss der Ernährung auf das globale                         gruppenspezifische Projekte, Angebote und
    Klima». Zudem gilt es, den «Milan Urban Food Policy                          Initiativen trägt die Stadt Zürich zum Zugang zu
    Pact» umzusetzen. Aus diesem Grund formuliert die                            nachhaltiger Ernährung für alle bei.
    Stadt Zürich eine Ernährungsstrategie. Es werden
    Ziele, Handlungsfelder und konkrete Schritte formu-
    liert, welche die gesetzlichen und politischen Hand-

    1       Energieforschung Stadt Zürich (2012), Bericht 08, Umweltbelastungen des Konsums in der Schweiz und in der Stadt Zürich,
            Grundlagendaten und Reduktionspotenziale.
    2       Ernährungsstrategie Schweiz 2017–2024, Eidgenössisches Departement des Inneren (EDI).
    3       Agrarbericht 2018, Bundesamt für Landwirtschaft.
Strategie nachhaltige Ernährung Stadt Zürich - Pura Verdura
4                                    5
                                      Quantitative Ziele für
 Handlungsfelder                      städtische Betriebe                  Anhang                                  7

Ziel 1                               Ziel 2                                Ziel 3

Vorbildrolle in städtischen          Nachhaltige Beschaffung               Informationen, Projekte
Verpflegungsbetrieben                in der gesamten                       und Angebote für alle
einnehmen                            Wertschöpfungskette                   EinwohnerInnen

                                          Information und Bildung

         Regionale Produktion                  Beschaffung                    Lebensmittelverluste
            und Verteilung                    und Verpflegung                   und Entsorgung

                                       Kooperation und Monitoring

Für die Umsetzung sollen zahlreiche bereits laufende     Eine verbesserte Zusammenarbeit von regionalen
städtische Aktivitäten durch eine verbesserte Koor-      Akteuren und der Aufbau einer effizienten Verteilung
dination in ihrer Wirkung verstärkt werden. Die Stadt    verbessern den Zugang der Bevölkerung zu regio-
Zürich kann und will diese nachhaltige Entwicklung       nalen und saisonalen Produkten. Das Handlungsfeld
nicht alleine bewirken. Die Zusammenarbeit mit Or-       Beschaffung und Verpflegung umfasst Massnah-
ganisationen sowie Akteurinnen und Akteuren aus          men in Verpflegungsbetrieben. Diese erwerben ihre
Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft bei der        Lebensmittel mit einer nachhaltigen Beschaffungs-
Planung und Umsetzung ist zu stärken.                    strategie. Die Gäste können nachhaltige Ernährungs-
       Um die Ziele und das Verständnis einer nach-      angebote in städtischen und privaten Verpflegungs-
haltigen Ernährung in die Praxis umzusetzen, sind        betrieben wählen. Die Stadt unterstützt Initiativen für
Massnahmen in fünf Handlungsfeldern vorgesehen           eine nachhaltige Verpflegung auch in externen Be-
(ab S. 16).                                              trieben. Das Handlungsfeld Lebensmittelverluste
       Das Handlungsfeld Information und Bildung         und Entsorgung stellt die effiziente Ressourcen-
legt wichtige Grundlagen mittels Bildung, Informati-     nutzung in den Fokus. Lebensmittel werden mög-
on und Dialog. Nur informierte Konsumentinnen und        lichst vollständig genutzt. Lebensmittelverluste und
Konsumenten können Entscheidungsmöglichkeiten            Abfälle, wie z. B. Verpackungsmaterialien, werden
gezielt wahrnehmen. Die Stadt stärkt die (Weiter-)Bil-   vermieden, reduziert, weiterverwendet, recycelt oder
dung im Bereich Ernährung und Nachhaltigkeit in al-      fachgerecht entsorgt. Das Handlungsfeld Koopera-
len Bevölkerungsschichten. Sie informiert und moti-      tion und Monitoring ist eine Querschnittsaufgabe,
viert die städtische Bevölkerung, ihre Mitarbeitenden    relevant für alle Aktivitäten. Für Projekte und Mass-
und ihre Verpflegungsbetriebe zu einer genussvollen,     nahmen nutzt und fördert die Stadt die Kooperation
nachhaltigen Ernährung. Das Handlungsfeld Regio-         mit und zwischen Akteurinnen und Akteuren. Geeig-
nale Produktion und Verteilung spricht die städ-         nete Strukturen ermöglichen die Koordination und
tische und regionale Produktion mit ihrer Bedeutung      die Zusammenarbeit aller wesentlichen stadtinter-
für die städtische Wirtschaft an. Die Stadt berück-      nen sowie -externen Akteurinnen und Akteure. Um
sichtigt die verschiedenen Ansprüche an die eigenen      die Fortschritte zu messen, wird ein Monitoring mit
Grünflächen und schafft Raum für Lebensmittelpro-        aussagekräftigen Kennzahlen aufgebaut.
duktion, -umschlag, -verarbeitung und -verteilung.
1                                 2                                    3

8    Zusammenfassung                   Ausgangslage                         Ziele der Stadt

    Die wichtigsten städtischen Massnahmen in diesen Handlungsfeldern sind (Hauptverantwortung):

                                       Ein städtisches Kommunikationskonzept entwickeln (UGZ)

                                       Kompetenzen gemäss Lehrplan 21 in den Bereichen «Konsum ge-
                                       stalten», «Ernährung und Gesundheit», «Beziehung Natur  –  Mensch»
         Information und Bildung       und «Verarbeitung von Rohstoffen, Produktion von Gütern»
                                       vermitteln (Schulen)

                                       Die Verantwortlichen für Einkauf, Verpflegung, Betreuung und
                                       Pflege in den Betrieben der Stadt Zürich schulen und die Teilnahme
                                       auch für externe Interessierte ermöglichen (GUD)

                                       Flächen für vielfältige Bewirtschaftungsformen zur Verfügung stellen
                                       (GSZ)
         Regionale Produktion
         und Verteilung
                                       Vermarktungskonzept für Landwirtschaftsprodukte aus der Stadt
                                       Zürich erarbeiten (GSZ)

                                       Gemäss den Richtlinien ökologische und soziale Anforderungen
                                       im Beschaffungsprozess stadtweite Vorgaben/Standards mit
                                       nachhaltigen Anforderungen erarbeiten (Departemente mit
         Beschaffung                   Verpflegungsbetrieben)
         und Verpflegung
                                       Richtlinien und Entscheidungsgrundlagen für städtische
                                       Verpflegungsbetriebe erarbeiten und umsetzen
                                       (GUD, städtische Verpflegungsbetriebe)

                                       Lebensmittelverluste erheben und Massnahmen ergreifen
                                       (städtische Verpflegungsbetriebe)
         Lebensmittelverluste
         und Entsorgung
                                       Umweltverträgliche Entsorgung von Lebensmittelresten und
                                       weiteren Abfällen praktizieren (städtische Verpflegungsbetriebe)

                                       Bestehendes Wissen und erfolgreiche Modelle von externen
                                       Partnerinnen und Partnern und in städtischen Dienstabteilungen
                                       beidseitig nutzen (verschiedene Dienstabteilungen)

                                       Den Austausch nach aussen institutionalisieren und die Vernetzung
         Kooperation
                                       von Personen aus Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft
         und Monitoring
                                       unterstützen (UGZ, externe PartnerInnen)

                                       Einheitliche, aussagekräftige Indikatoren/Zielwerte festlegen
                                       und ein Mess-/Feedbacksystem aufbauen (UGZ, städtische
                                       Verpflegungsbetriebe)
4                 5
                  Quantitative Ziele für
Handlungsfelder   städtische Betriebe      Anhang   9
1                                              2                                             3

10       Zusammenfassung                                Ausgangslage                                  Ziele der Stadt

     2           Ausgangslage
     Die vorliegende Strategie soll Rolle und Handlungs-                       für eine umwelt-, sozial- und wirtschaftsverträgliche
     spielraum der Stadtverwaltung klären und Anknüp-                          Versorgungskette. Denn die Ernährung verursacht
     fungspunkte mit Akteurinnen und Akteuren aus Ge-                          ein Drittel der Umweltbelastung4 respektive 20%
     sellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft aufzeigen                         der Treibhausgasemissionen4 unserer konsumierten
     – immer mit dem Ziel einer schmackhaften, gesun-                          Güter und ist ein wichtiger Faktor für die Gesund-
     den, sicheren und ressourcenschonenden Ernäh-                             heit5. Mit einem Selbstversorgungsgrad von 48%6
     rung. Diese Ernährung ist wirtschaftlich tragbar, für                     stammt über die Hälfte unserer Nahrungsmittel aus
     alle zugänglich und geniesst eine hohe Akzeptanz in                       dem Ausland. Es ist daher wichtig, die gesamte
     breiten Teilen der Bevölkerung.                                           Produktionskette – auch ausserhalb der Stadt- und
                                                                               Landesgrenze – zu betrachten.
     2.1 Rahmenbedingungen                                                            Städte haben eine strategische Rolle bei der
     Die Ernährungsfrage hat neben dem persönlichen,                           Entwicklung nachhaltiger Ernährungssysteme und
     individuellen Charakter auch eine hohe Relevanz für                       der Förderung einer gesunden, umweltfreundlichen
     die Gesellschaft und die Umwelt. Die Wichtigkeit                          Ernährung. Denn mehr als die Hälfte der Weltbevöl-
     dieses Themas wird mit Blick auf die internationale                       kerung lebt in Städten. Konkrete Handlungsfelder
     Ebene deutlich, so unter anderem in den 17 Zielen                         und Ziele der Stadt Zürich sind im Kapitel 4 «Hand-
     für nachhaltige Entwicklung. Diese sind das Kern-                         lungsfelder» beschrieben.
     stück der UNO-Agenda 2030 und wurden von der
     UNO-Generalversammlung im September 2015 ver-                             2.2 Stadtverwaltung
     abschiedet. Nachhaltige Ernährung ist in den Zielen                       Mit rund 450 städtischen Verpflegungsbetrieben,
     zur Beendigung des Hungers mit Neuausrichtung                             die jährlich rund 7 Millionen Menus bereitstellen, ist
     landwirtschaftlicher Praktiken, zum Schutz der Um-                        die Stadt Zürich direkt am Ernährungssystem be-
     welt, der Gewährleistung der Nahrungsmittelqualität                       teiligt. Zu den städtischen Verpflegungsbetrieben
     und der Gesundheitsförderung sowie für nachhal-                           zählen die Stadtspitäler, Alters- und Pflegezentren,
     tigen Konsum und nachhaltige Produktion mit Re-                           Personalrestaurants und -cafeterias, die schulische
     duktion der Lebensmittelverschwendung erwähnt.                            Betreuung und die Verpflegung in städtischen Kin-
     Immer mehr Städte weltweit definieren ihre Rolle                          dertagesstätten. Die meisten städtischen Verpfle-
     und setzen sich Ziele rund um das Thema einer                             gungsbetriebe sind Produktionsbetriebe und produ-
     nachhaltigen Ernährung und eines nachhaltigen Er-                         zieren ihre Mahlzeiten vor Ort. Ausnahme sind einige
     nährungssystems. Internationale Initiativen wie der                       Personalrestaurants und die schulische Betreuung.
     «Milan Urban Food Policy Pact» verdeutlichen dabei                        In letzterer werden die Mahlzeiten von einem Cate-
     die Breite der damit verbundenen Themen, Heraus-                          rer kalt angeliefert und vor Ort regeneriert. Zusätz-
     forderungen und möglichen Handlungsfelder für                             lich verpachtet die Stadt Betriebe wie z. B. öffentli-
     die öffentliche Hand. Bis heute haben bereits 184                         che Restaurants oder Kioske in Badeanlagen.7 Die
     Städte aus aller Welt mit insgesamt mehr als 450                          landwirtschaftlichen Nutzflächen nehmen rund 9%
     Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern den «Mi-                          oder 810 Hektar der städtischen Gesamtfläche ein.
     lan Urban Food Policy Pact» unterschrieben. Dazu                          Davon sind über 60% im Besitz der Stadt Zürich.
     gehört auch die Stadt Zürich.                                             Die Flächen werden von 8 Pachtbetrieben, einem
            Eine Ausrichtung des Ernährungssystems                             städtischen Gutsbetrieb und 18 Privatbetrieben be-
     im Sinne der nachhaltigen Entwicklung sowie der                           wirtschaftet. Dazu kommen rund 155 Hektar Grün-
     Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft und der Umwelt-                          flächen, die als Klein-, Gemeinschafts- oder Sied-
     politik birgt grosse Potenziale für eine Umwelt- und                      lungsgärten genutzt werden. In den Volksschulen
     Klimaentlastung, für eine hohe Lebensqualität und                         ist die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)

     4       Energieforschung Stadt Zürich (2012), Bericht 08, Umweltbelastungen des Konsums in der Schweiz und in der Stadt Zürich,
             Grundlagendaten und Reduktionspotenziale.
     5       Ernährungsstrategie Schweiz 2017–2024, Eidgenössisches Departement des Inneren (EDI).
     6       Agrarbericht 2018, Bundesamt für Landwirtschaft.
     7       Diese verpachteten Anlagen sind unter dem Begriff «städtische Verpflegungsbetriebe» nicht mitgemeint.
4                                     5
                                       Quantitative Ziele für
 Handlungsfelder                       städtische Betriebe                  Anhang                                 11

im Lehrplan 21 verankert und deshalb von hoher            2.4 Zielpublikum
Bedeutung. Während der Schulzeit setzen sich die          Das Strategiepapier richtet sich in besonderem Mas-
Schülerinnen und Schüler in Theorie und Praxis auch       se an sämtliche stadtinternen und -externen Ent-
mit dem Thema Ernährung auseinander.                      scheidungsträgerinnen und -träger aller Stufen, die
                                                          in irgendeiner Art und Weise mit der landwirtschaftli-
2.3 Politischer Auftrag                                   chen Produktion, der Herstellung, der Verteilung, der
Die Förderung einer nachhaltigen Ernährung ist in         Angebotsplanung, der Beschaffung, der Zuberei-
der Gemeindeordnung der Stadt Zürich verankert.           tung, dem Konsum und der Verwertung von Lebens-
Die Stimmberechtigten der Stadt Zürich haben sich         mitteln in der und für die Stadt Zürich zu tun haben.
am 26. November 2017 für diese Ergänzung der
Gemeindeordnung ausgesprochen. Mit der Anpas-             2.5 Umsetzung in der Stadtverwaltung
sung der Gemeindeordnung wird die Stadt Zürich            Die Strategie nachhaltige Ernährung Stadt Zürich
zur «Förderung der umweltschonenden Ernährung             definiert den Weg zu einem nachhaltigen Ernäh-
und der Information über den Einfluss der Ernährung       rungssystem. Diese enthält das Verständnis der
auf das globale Klima» verpflichtet. Zudem gilt es,       nachhaltigen Ernährung, qualitative und quantitative
den «Milan Urban Food Policy Pact» umzusetzen,            Ziele sowie fünf Handlungsfelder. Die Handlungsfel-
indem entsprechende Strategien und Koordination           der nehmen direkt oder indirekt Einfluss auf das Er-
auf Gemeindeebene entwickelt werden. Die lokalen          nährungssystem. Aus den in den Handlungsfeldern
Strategien sollen kohärent mit den nationalen Stra-       genannten konkreten Schritten werden gemeinsam
tegien sein und alle Sektoren des Ernährungssys-          mit den zuständigen Dienstabteilungen spezifische
tems einbinden.                                           Massnahmen definiert und in Zusammenarbeit mit
       Der Auftrag, eine Strategie nachhaltige Ernäh-     den relevanten Akteuren umgesetzt. Die Verantwor-
rung Stadt Zürich zu entwickeln, ist angebunden an        tung für die Umsetzung der Massnahmen überneh-
die Strategien 2035 und weitere Instrumente der           men die Dienstabteilungen unter Berücksichtigung
Stadt Zürich. Konkrete Anknüpfungspunkte sind die         der Wirksamkeit, den spezifischen Rahmenbedin-
folgenden:                                                gungen und der Wirtschaftlichkeit.
–– Roadmap 2000-Watt-Gesellschaft                                Die Ernährungsstrategie und die daraus fol-
–– Masterplan Umwelt der Stadt Zürich                     genden konkreten Schritte sind für die Verwaltung
–– Leitbild «Koordinierte Beschaffung»                    handlungsanweisend. Die Vorgesetzten und Mit-
–– Richtlinie Ökologische Anforderungen                   arbeitenden setzen sich für deren Umsetzung ein.
    im Beschaffungsprozess
–– Richtlinie Soziale Anforderungen
    im Beschaffungsprozess
–– Ernährungsrichtlinien für Schulen
–– Stadtlandwirtschaft – Bedeutung und Entwicklung
    der Landwirtschaft in der Stadt Zürich
–– Städtisches Gartenland 2018. Grundlagen,
    Strategien, Massnahmen

Mit der Ernährungsstrategie werden Ziele, Hand-
lungsfelder und konkrete Schritte formuliert, welche
die gesetzlichen und politischen Handlungsgrund-
lagen operationalisieren. Die Strategie orientiert sich
an den übergeordneten Zielen, knüpft an bestehen-
de Instrumente und Initiativen der Stadt Zürich an
und nutzt Synergien durch die Kooperation mit
Know-how-Trägerinnen und -Trägern.
1                                    2                                       3

12    Zusammenfassung                      Ausgangslage                            Ziele der Stadt

     2.6 Verständnis «nachhaltige Ernährung»                2) Ausgewogene Ernährung stärken
     Nachhaltige Ernährung wird als mehrdimensionale           Die Empfehlungen der Schweizerischen Ge-
     Herausforderung verstanden, bei der die Dimen-            sellschaft für Ernährung fördern die Gesundheit
     sionen Umwelt, Gesundheit, Wirtschaftlichkeit und         und den Umweltschutz. Dies bedeutet eine aus-
     soziale Gerechtigkeit gleichermassen von Bedeu-           gewogene, abwechslungsreiche Ernährung auf
     tung sind. Diese nachhaltige Ernährung soll für alle      Basis pflanzlicher Produkte nach den Empfeh-
     Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt Zürich zu-         lungen der Lebensmittelpyramide:
     gänglich und erschwinglich sein. Nicht thematisiert       a) Mehr Früchte und Gemüse
     werden Ernährungsbedürfnisse von Personen, die            b) Mehr Nüsse und pflanzliche Fette
     sich aus verschiedenen Gründen spezifisch ernäh-          c) Massvoller Fleischkonsum und mehr pflanz-
     ren (z. B. religiöse Essvorschriften, Ernährung als           liche Alternativen bei der Gruppe der Protein-
     Therapie, Allergien, Weltanschauung).                         träger
            Wirksame Hebel für Verbesserungen im Er-           d) Weniger tierische Fette, Süsses und Salziges
     nährungssystem finden sich bereits beim Anbau und
                                                            3) Nachhaltige Produkte bevorzugen
     reichen über die Beschaffung und bis hin zur Vermei-
                                                               Wenn von einem Produkt oder einer Produkte-
     dung von Lebensmittelverlusten. Deshalb wird der
                                                               gruppe mehrere Varianten zur Auswahl stehen:
     Blick auf die gesamte Wertschöpfungskette gerichtet.
                                                               a) Saisonalen und regionalen Produkten den
            In einer fachlichen Analyse (Anhang 1) wurden
                                                                  Vorzug geben
     die verschiedenen Ansprüche zusammengestellt auf
                                                                   i. Der Kauf von regionalen Produkten garan-
     den grössten gemeinsamen Nenner gebracht. Wo
                                                                      tiert kurze Transportwege ohne Flugtrans-
     dies nicht möglich war, wurden Zielkonflikte benannt
                                                                      porte, fördert die einheimische Wirtschaft
     und die Ansprüche gewichtet. Basierend auf dieser
                                                                      und unterstützt unser lokales Ernährungs-
     Analyse verfolgt die Stadt folgende Schwerpunkte:
                                                                      system.
     1) Lebensmittelverluste senken                               ii. Mit dem Kauf von saisonalen Produkten
        Reduzieren in allen Bereichen:                                können mit fossilen Brennstoffen beheizte
        a) Weniger Verluste in Produktion und                         Gewächshäuser vermieden werden.
           Verarbeitung                                        b) Umwelt- und sozialverträgliche Produkte be-
        b) Sorgfältige Planung und Einkauf                        vorzugen; daher Produkte mit anerkanntem
        c) Sinnvolle Verpackung und Lagerung                      Label wählen
        d) Zweckmässige Menuangebote und
           Portionengrösse
        e) Kreative Restenverwertung

                                                                      Umwelt                          Gesundheit

                                                                                   Nachhaltige
                                                                                   Ernährung

                                                                     Wirtschaft-                       Soziale
                                                                      lichkeit                       Gerechtigkeit

     Die Dimensionen Umwelt, Gesundheit, Wirtschaft-
     lichkeit und soziale Gerechtigkeit sind gleichermas-
     sen Bestandteil einer nachhaltigen Ernährung.
4                 5
                  Quantitative Ziele für
Handlungsfelder   städtische Betriebe      Anhang   13
1                                              2                                             3

14       Zusammenfassung                                Ausgangslage                                  Ziele der Stadt

     3           Ziele der Stadt Zürich
     Die Stadt Zürich bekennt sich zur Nachhaltigkeit und                      der Planung und Umsetzung ist zu stärken. Dabei
     will die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung auch im                     sind bestehende Initiativen und das vorhandene Wis-
     Ernährungsbereich umsetzen. Deshalb fördert sie                           sen in der Gastronomie, bei Unternehmen und bei
     gesunde und sichere Lebensmittel, die umweltver-                          Verbänden zu berücksichtigen.
     träglich hergestellt werden. Sie achtet darauf, dass
     diese Lebensmittel ethisch verantwortungsvoll pro-                        Quantitative Ziele für städtische
     duziert wurden und für alle zugänglich sind. Sie ist                      Verpflegungsbetriebe
     sich bewusst, dass diese Entwicklung wirtschaftlich                       Die Stadt lebt ihre Vorbildrolle konsequent und trans-
     tragfähig sein muss. Mit der Förderung dieser nach-                       parent (Ziel 1). Konkrete Ziele geben den städtischen
     haltigen Ernährung leistet die Stadt auch einen Bei-                      Verpflegungsbetrieben einen Orientierungsrahmen.
     trag zur 2000-Watt-Gesellschaft und zu den umwelt-                        Diese werden durch einen Absenkpfad in realisier-
     politischen Zielen. Konkret verfolgt die Stadt Zürich                     bare Schritte aufgeteilt. Bei Bedarf operationalisieren
     im Bereich Ernährung die folgenden drei Ziele:                            Richtlinien die Ziele. Bewusst wird auf vorgeschrie-
     1) Die Stadt Zürich nimmt eine Vorbildrolle in ihren                      bene Massnahmen verzichtet. Dies erlaubt den
         Verpflegungsbetrieben ein und bietet ein nach-                        städtischen Betrieben, die Zielvorgaben eigenverant-
         haltiges Angebot an.                                                  wortlich und mit betriebsspezifischen Massnahmen
     2) Die Stadt Zürich setzt sich für nachhaltige                            zu realisieren. Messbare Resultate unterstützen eine
         Beschaffungskriterien in der gesamten Wert-                           glaubwürdige Kommunikation der erreichten Verbes-
         schöpfungskette ein. Sie fördert eine nachhaltige                     serungen und zeigen Potenziale auf. Die Umsetzung
         Produktion, die Zusammenarbeit regionaler Ak-                         soll langfristig keine Mehrkosten verursachen. Ziel-
         teurinnen und Akteure und eine Verteilung mittels                     setzung bis 2030:
         kurzer Wege.                                                          4) Die vermeidbaren Lebensmittelverluste liegen
     3) Die Stadt informiert die Öffentlichkeit über die                          unter 10% der Produktionsmenge resp. unter
         Auswirkungen der Ernährung auf die Umwelt und                            50 g pro Teller.8
         das globale Klima. Durch bevölkerungsgruppen-                         5) Das Angebot entspricht den Empfehlungen der
         spezifische Projekte, Angebote und Initiativen                           Lebensmittelpyramide.9
         trägt die Stadt Zürich zum Zugang zu nachhal-                         6) Der Anteil nachhaltiger Produkte beträgt 50%.
         tiger Ernährung für alle bei.                                            Besonders bedenkliche Produkte werden gar
                                                                                  nicht verwendet.10
     Für die Umsetzung sollen zahlreiche bereits laufende                      7) Die Umweltbelastung der Ernährung sinkt um
     städtische Aktivitäten in Personalrestaurants, Alters-                       30% gegenüber dem Jahr 2020.
     zentren, Pflegezentren, Spitälern, Schulen, bei Grün
     Stadt Zürich und durch die Arbeitsintegration in Gas-                     Eine Auslegeordnung zur fachlichen Begründung,
     tronomiebetrieben etc. mit einer verbesserten Koor-                       zum aktuellen Stand, zum Absenkpfad, zur Mess-
     dination in ihrer Wirkung verstärkt werden. Die Stadt                     methodik und zu den Zuständigkeiten ist im Kapitel 5
     Zürich kann und will diese nachhaltige Entwicklung                        für jedes Ziel einzeln aufgeführt. Verschiedene, in den
     nicht alleine bewirken. Die Zusammenarbeit mit loka-                      Handlungsfeldern aufgeführte konkrete Schritte un-
     len Organisationen sowie Akteurinnen und Akteuren                         terstützen die städtischen Verpflegungsbetriebe bei
     aus Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft bei                         der Zielerreichung.

     8       Als Lebensmittelverluste werden alle Lebensmittel bezeichnet, die für den menschlichen Verzehr produziert wurden, aber nicht von Men-
             schen gegessen werden. Dabei werden vermeidbare und unvermeidbare Lebensmittelverluste unterschieden. Als vermeidbar wird alles
             bezeichnet, was essbar ist oder vor seinem Verderb essbar war. Unvermeidbar sind nichtessbare Teile wie Bananenschalen, Pfirsich-
             steine und Knochen, sowie Nahrungsmittel, die trotz Handeln nach bestem Wissen und Gewissen bei Unglücksfällen schlecht geworden
             sind (nach Lebensmittelverlusten in der Schweiz – Ausmass und Handlungsoptionen 2012 WWF und foodwaste.ch).
     9       Wenn städtische Richtlinien zur gesunden Verpflegung vorhanden sind (z. B. Schulische Betreuung), sind diese massgeblich. Für alle
             anderen Betriebe gelten die Qualitätsstands für eine gesundheitsfördernde Gemeinschaftsgastronomie, www.kleines-gewissen.ch oder
             www.blv.admin.ch → Lebensmittel und Ernährung → Ernährung → Gemeinschaftsgastronomie → Schweizer Qualitätsstandards.
     10      Label mit der Bewertung «Empfehlenswert» oder höher gemäss Labelbewertung GUD (basierend auf www.konsumentenschutz.ch/label),
             regionale und saisonale Produkte. Dieses Ziel wird über die in den Richtlinien ökologische und soziale Anforderungen im Beschaffungs-
             prozess vorgesehen Prozesse zur Verwendung stadtweiter Vorgaben operationalisiert. Referenzgrösse ist der Warenwert. Es wird eine
             laufend aktualisierte Liste über gänzlich vermiedene Produkte geführt.
4                 5
                  Quantitative Ziele für
Handlungsfelder   städtische Betriebe      Anhang   15
1                                   2                                   3

16    Zusammenfassung                     Ausgangslage                        Ziele der Stadt

     4      Handlungsfelder
     Der «Milan Urban Food Policy Pact» (MUFPP) definiert   feldern angestrebt. Dabei wird der wirtschaftlichen
     37 umfassend formulierte Massnahmen in 6 Katego-       Situation aller Marktbeteiligten Rechnung getragen.
     rien (Anhang 5). Diese decken in Ihrer Gesamtheit      Wo immer möglich, werden bestehende Angebote
     die möglichen Themen rund um ein «nachhaltiges         und Initiativen sowie die Chancen der Digitalisie-
     Ernährungssystem» für eine Stadt ab. Mit einer We-     rung genutzt. Die Stadt ist sich ihrer Vorbildwirkung
     sentlichkeitsanalyse hat die Stadt Zürich die Themen   bewusst, deshalb beginnen die konkreten Umset-
     priorisiert und für die Stadt relevante Ansatzpunkte   zungsschritte bei der Stadtverwaltung, gefolgt von
     für eine Verbesserung der Nachhaltigkeit des Er-       Kooperationsmöglichkeiten und Bereichen, wo die
     nährungssystems in fünf Handlungsfelder eingeteilt.    Verantwortlichkeit ganz ausserhalb der Stadtver-
     Sie zeigen Ansätze auf, die eine Veränderung des       waltung liegt. Hier kann die Stadt allenfalls Anstösse
     städtischen Ernährungssystems bewirken. Es wird        und Unterstützung für private Akteurinnen und Ak-
     eine Verbesserung in allen genannten Handlungs-        teure bieten.
4                                       5
                                         Quantitative Ziele für
 Handlungsfelder                         städtische Betriebe                  Anhang                          17

Ziel 1                                  Ziel 2                               Ziel 3

Vorbildrolle in städtischen             Nachhaltige Beschaffung              Informationen, Projekte
Verpflegungsbetrieben                   in der gesamten                      und Angebote für alle
einnehmen                               Wertschöpfungskette                  EinwohnerInnen

                                             Information und Bildung

         Nur informierte Konsumentinnen und Konsumenten können Entscheidungsmöglichkeiten gezielt
         wahrnehmen. Die Stadt stärkt die (Weiter-)Bildung im Bereich Ernährung und Nachhaltigkeit in
         allen Bevölkerungsschichten. Die Stadt informiert und motiviert die städtische Bevölkerung, ihre
         Mitarbeitenden und ihre Verpflegungsbetriebe zu einer genussvollen, nachhaltigen Ernährung.

          Regionale Produktion                    Beschaffung                    Lebensmittelverluste
             und Verteilung                      und Verpflegung                   und Entsorgung

         Die Stadt unterstützt eine          Städtische Verpflegungs-           Eine effiziente Ressourcen-
         nachhaltige, regionale Pro-         betriebe planen ihr An-            nutzung geniesst hohe
         duktion. Sie berücksichtigt         gebot und beschaffen ihre          Priorität, deshalb werden
         die verschiedenen Ansprü-           Lebensmittel mit einer             Lebensmittelverluste und
         che an die städtischen              nachhaltigen Strategie. Die        Abfälle wie Verpackungs-
         Grünflächen und schafft             Gäste können nachhaltige           materialien möglichst
         Raum für Lebensmittel-              Ernährungsangebote in              reduziert.
         produktion, -umschlag,              städtischen und privaten           Anfallende Resten und
         -verarbeitung und -ver-             Verpflegungsbetrieben              weitere Abfälle werden
         teilung. Eine verbesserte           wählen. Die Stadt unter-           sinnvoll verwertet.
         Zusammenarbeit von re-              stützt entsprechende Initia-
         gionalen Akteurinnen und            tiven in externen Betrieben.
         Akteuren und der Aufbau
         einer effizienten Verteilung
         verbessern den Zugang der
         Bevölkerung zu regionalen
         und saisonalen Produkten.

         Für Projekte und Massnahmen nutzt und fördert die Stadt die Kooperation mit und zwischen ex-
         ternen Akteurinnen und Akteuren. Geeignete Strukturen ermöglichen die Koordination und die
         Zusammenarbeit aller wesentlichen stadtinternen sowie -externen Akteurinnen und Akteure. Um
         die Fortschritte zu messen, wird ein Monitoring mit aussagekräftigen Kennzahlen aufgebaut

                                         Kooperation und Monitoring
1                                      2                                      3

18    Zusammenfassung                        Ausgangslage                           Ziele der Stadt

     4.1 Handlungsfeld 1: Information und Bildung

          Nur informierte Konsumentinnen und Konsumenten können Entscheidungsmöglichkeiten gezielt
          wahrnehmen. Die Stadt stärkt die (Weiter-)Bildung im Bereich Ernährung und Nachhaltigkeit in
          allen Bevölkerungsschichten. Sie informiert und motiviert die städtische Bevölkerung, ihre Mit-
          arbeitenden und ihre Verpflegungsbetriebe zu einer genussvollen, nachhaltigen Ernährung.

     Information und Dialog

     Aktueller Stand                                             Zielsetzung
     Die Mehrheit der Einwohnerinnen und Einwohner               Die Bürgerinnen und Bürger wissen, mit welchen
     von Zürich hat sich in einer Volksabstimmung dafür          Verhaltensweisen sie selber zu einem nachhaltigen
     ausgesprochen, dass ihre Stadt auch die Ernährung           Ernährungssystem beitragen können. Dies betrifft
     nachhaltig gestaltet und darüber informiert. Ver-           sowohl Auswirkungen der Produktwahl der Kon-
     schiedene Verpflegungseinrichtungen bieten heute            sumentinnen und Konsumenten als auch das Ver-
     nachhaltige Mahlzeiten an (siehe Handlungsfeld 3)           ständnis für die Wertschöpfungskette der einzelnen
     und nutzen dies zugleich für die Sensibilisierung           Produkte. Attraktive Angebote motivieren die Bevöl-
     ihrer Gäste. Essbare Terrassen (z. B. im Amtshaus           kerung, die städtischen Mitarbeitenden und die Ver-
     IV) machen die Nahrungsmittelproduktion für die             pflegungsbetriebe zum Dialog und zur genussvollen
     städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erleb-         Umsetzung. Es besteht die Möglichkeit, die Produk-
     bar. Die Öffentlichkeit wurde mit dem Erlebnismonat         tion und Verarbeitung zu erleben und sich daran zu
     «Zürich Isst 2015» breit angesprochen. Seitdem fin-         beteiligen (konkrete Aktivitäten sind im Handlungs-
     den punktuell immer wieder solche Aktivitäten statt,        feld 2 beschrieben). Eine transparente Information
     am prominentesten ist die Beteiligung der Stadt am          bei Lebensmitteln (z. B. städtisches Signet, Her-
     Food Zurich. Die «Grünagenda» von Grün Stadt Zü-            kunftsnachweis, Ampelsystem) bietet eine Orientie-
     rich publiziert eigene Veranstaltungen und solche           rungshilfe für die nachhaltige Gestaltung der persön-
     von ihren PartnerInnen. Regionaler Anbau (siehe             lichen Ernährung. Da die Stadt und ihre PartnerInnen
     Handlungsfeld 2) macht die Lebensmittelproduktion           koordiniert und umfassend informieren, besteht ein
     für die städtische Bevölkerung erlebbar und dient           guter Überblick über Aktivitäten und Fortschritte des
     der Bewusstseinsbildung.                                    nachhaltigen Ernährungssystems der Stadt Zürich.

     Konkrete Schritte

                                                                                               Hauptverantwortlich
                Inhalt
                                                                                               Beteiligt

      1.1.a     Ein städtisches Kommunikationskonzept entwickeln. Dieses enthält               UGZ
                Botschaften zu einer genussvollen, nachhaltigen Ernährung und
                Umsetzungstipps, schafft einen Überblick und macht bestehende
                Angebote der Stadt und ihrer KooperationspartnerInnen bekannt,
                etabliert die Stadt Zürich als nachhaltige Stadt (Zürich isst nachhaltig)
                und erstattet transparent Bericht über Aktivitäten und erreichte
                Fortschritte

      1.1.b     Multiplikation durch verstärkte Kooperation mit PartnerInnen aus               UGZ
                Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft (siehe Handlungsfeld 5.1)            externe PartnerInnen
4                                              5
                                                Quantitative Ziele für
 Handlungsfelder                                städtische Betriebe                            Anhang                                         19

Schulische Bildung

Aktueller Stand                                                         Zielsetzung
Der Lehrplan 21 verankert Bildung für nachhaltige                       Im Fachbereich «Natur, Mensch, Gesellschaft (NMG)»
Entwicklung im Unterricht. Konkret vermittelt der                       vermittelt die Volksschule unter der inhaltlichen Per-
Hauswirtschaftsunterricht Kompetenzen in gesun-                         spektive «Wirtschaft, Arbeit, Haushalt (WAH)» Kom-
der, umweltfreundlicher Ernährung (Kochen, Menu-                        petenzen in den Bereichen «Konsum gestalten» und
planung, Restenverwertung). 82 Schul- und Schü-                         «Ernährung und Gesundheit – Zusammenhänge
lergärten11 dienen als Schau-, Pflanzgarten und                         verstehen und reflektiert handeln». In der Oberstufe
Experimentierfläche. Die Naturschulen fördern die                       betrachten Schülerinnen und Schüler der Stadt Zü-
Naturbeziehung der Kinder mit ausserschulischen                         rich ökonomische, ökologische oder soziale Folgen
Angeboten. Viele Schulklassen nehmen die Natur-                         des Konsums und können erklären, wie persönliche
schulangebote auf städtischen Bauernhöfen in An-                        Entscheidungen die Folgen des Konsums beein-
spruch. Dort ist die lokale, saisonale und biologische                  flussen. Sie lernen Lebensmittel kriterienorientiert
Produktion von Lebensmitteln für Schülerinnen und                       auszuwählen und die globalen Herausforderungen
Schüler der Stadt Zürich direkt erlebbar und be-                        der Ernährung von Menschen zu verstehen. Um die
greifbar. Dies stärkt den Bezug zur Landwirtschaft,                     Kompetenzen lebenspraktisch zu vermitteln, steht
fördert das Verständnis für die Nahrungsmittelpro-                      den Lehrpersonen die Möglichkeit offen, mit Dritten
duktion und liefert somit eine wichtige Grundlage für                   zusammenzuarbeiten (z. B. Schule auf dem Bau-
eine nachhaltige Ernährung. Die Mittagsverpflegung                      ernhof, Betriebsbesichtigungen, private Umweltbil-
in der schulischen Betreuung ist auf Nachhaltig-                        dungsangebote).
keit ausgerichtet (siehe Ernährungsrichtlinien für die
Schulen der Stadt Zürich im Handlungsfeld 3) und
mit einer dazugehörigen Nachhaltigkeitsbox mit
Spielen und Wissen kann dies den Kindern auf spie-
lerische Weise vermittelt werden.

Konkrete Schritte

                                                                                                              Hauptverantwortlich
             Inhalt
                                                                                                              Beteiligt

 1.2.a       Kompetenzen gemäss Lehrplan 21 in den Bereichen «Konsum                                          Schulen
             gestalten», «Ernährung und Gesundheit», «Beziehung Natur–Mensch»
             und «Verarbeitung von Rohstoffen, Produktion von Gütern» vermitteln

 1.2.b       Wahlweise Zusammenarbeit mit Dritten zur Vertiefung der erworbenen                               Schulen
             Kompetenzen in Form konkreter, lebenspraktischer Anschauungen                                    Externe PartnerInnen
             und Fragestellungen

 1.2.c       Für die praktischen Inhalte bedarfsdeckende Angebote zur Verfügung                               Externe PartnerInnen
             stellen                                                                                          GSZ

 1.2.d       Mit dem Angebot der Naturschulen die Bevölkerungsentwicklung                                     GSZ
             nachvollziehen

11    Schulgärten sind Teil des Unterrichts und werden von den Lehrpersonen nach Konzepten der Schule durchgeführt. Schülergärten
     werden von SchülerInnen bestimmter Jahrgänge in der Freizeit unter der Anleitung geschulter Gartenleiterinnen und Gartenleiter bewirt-
     schaftet.
1                                   2                                    3

20    Zusammenfassung                     Ausgangslage                         Ziele der Stadt

     Berufsbildung

     Aktueller Stand                                        Zielsetzung
     In Zürich werden über 200 Berufslehren entlang         Den Lehrpersonen für Berufe mit Bezug zur Ernäh-
     der Wertschöpfungskette von Lebensmitteln ange-        rung stehen sowohl ein Weiterbildungsangebot zum
     boten (gemäss Angaben Berufsberatung.ch in den         Thema Nachhaltigkeit als auch pädagogische Kon-
     Branchen Gastronomie mit Unterfilter Küche, Res-       zepte zur Verfügung, welche es ihnen erleichtern,
     tauration, Natur mit Spezifikation Landwirtschaft,     das Thema Nachhaltigkeit im Rahmen des Berufs-
     Tierzucht und Tierpflege, Umwelt und Ökologie und      alltags ihrer Lehrlinge zu diskutieren und dadurch
     Nahrung). Nachhaltigkeit ist in allen Grundausbil-     die Handlungskompetenz der Lernenden in der Pra-
     dungen im Rahmen der BNE im Lehrplan enthal-           xis zu fördern.
     ten. Die Eingliederung im Kontext der spezifischen
     Lehrberufe und Praxisbezüge liegt weitgehend in
     der Verantwortung der Lehrpersonen. Für einzelne
     Berufslehren der Allgemeinen Berufsschule Zürich
     (Bsp.: Grundausbildung Koch/Köchin EFZ) wurden
     sowohl das Lehrmittel als auch die pädagogischen
     Konzepte hinsichtlich einer ressourcenschonenden
     Produktewahl überarbeitet und ergänzt

     Konkrete Schritte

                                                                                          Hauptverantwortlich
              Inhalt
                                                                                          Beteiligt

      1.3.a   Schwerpunkte in der städtischen Lehrlingsausbildung setzen                  HRZ
                                                                                          städtische
                                                                                          Verpflegungsbetriebe

      1.3.b   Berufsschulen in der Bereitstellung von Informations-                       UGZ
              und Unterrichtsmaterial unterstützen und auf Wunsch                         externe PartnerInnen
              Unterrichtssequenzen halten

      1.3.c   Nachhaltige Ernährung als Bestandteil der Lehrpläne für Berufe              externe PartnerInnen
              mit Bezug zur Ernährung etablieren
4                                   5
                                     Quantitative Ziele für
 Handlungsfelder                     städtische Betriebe                  Anhang                              21

Weiterbildung

Aktueller Stand                                        Zielsetzung
Die Naturschulen bieten eine Lehrerinnen- und Leh-     Personen mit Multiplikatorfunktion (z. B. Lehrperso-
rerfortbildung mit dem Thema «Gärtnern im Schul-       nen, Berufsbildende, KüchenchefInnen, Pflege- und
garten mit Schulklassen» an. Das Schulamt führt        Betreuungspersonal), städtische Angestellte mit Be-
jährlich eine Gartenfachversammlung für Garten-        zug zur Ernährung und Personen mit kleinem Bud-
lehrpersonen durch. Die Pädagogische Hochschule        get haben in besonderem Masse Zugang zu Weiter-
führt einen Weiterbildungskurs mit dem Titel «Bil-     bildungsangeboten für nachhaltige Ernährung.
dung für Nachhaltige Entwicklung in den Unterricht
integrieren» durch, dabei können die Teilnehmenden
die inhaltlichen Schwerpunkte selber wählen.

Konkrete Schritte

                                                                                    Hauptverantwortlich
         Inhalt
                                                                                    Beteiligt

 1.4.a   Die Verantwortlichen für Einkauf, Verpflegung, Betreuung und Pflege        GUD
         in den Betrieben der Stadt Zürich schulen und die Teilnahme auch für       städtische
         externe Interessierte ermöglichen                                          Verpflegungsbetriebe

 1.4.b   Projekte und Fördermassnahmen in städtischen Betrieben und für             UGZ
         städtische Mitarbeitende wie zum Beispiel die Bereitstellung von           externe PartnerInnen
         Informations- und Unterrichtsmaterial oder Schulungsangeboten
         unterstützen

 1.4.c   Fortbildung für Lehr- und Betreuungspersonen zum Thema nachhaltige         UGZ
         Ernährung stärken                                                          SAM, SG, externe
                                                                                    PartnerInnen

 1.4.d   Angebote für die Öffentlichkeit mit prioritärem Zugang für Personen        UGZ, SOD, AZL
         mit kleinem Budget bereitstellen                                           externe PartnerInnen
1                                             2                                             3

22    Zusammenfassung                               Ausgangslage                                  Ziele der Stadt

     4.2 Handlungsfeld 2: Regionale Produktion und Verteilung

          «Made in Zürich» ist für die städtische Wirtschaft relevant, die Stadt unterstützt dies insbesondere
          auch im Bereich der Lebensmittel. Sie berücksichtigt die verschiedenen Ansprüche an die städti-
          schen Grünflächen und schafft Raum für Lebensmittelproduktion, -umschlag, -verarbeitung und
          -verteilung. Eine verbesserte Zusammenarbeit von regionalen Akteurinnen und Akteuren und der
          Aufbau einer effizienten Verteilung verbessern den Zugang der Bevölkerung zu regionalen und
          saisonalen Produkten.

     Städtischer Lebensmittelanbau

     Aktueller Stand                                                       Zielsetzung
     Die städtische Landwirtschaft trägt 2 bis 4% zur                      In Zukunft soll den verschiedenen Anliegen an die
     Selbstversorgung mit Lebensmitteln bei. Sie er-                       bestehende, begrenzte Anzahl von Grünflächen
     füllt weitere wichtige Aufgaben: Durch ihre Präsenz                   verstärkt Rechnung getragen und Synergien ge-
     macht sie die Lebensmittelproduktion für die Stadt-                   sucht und genutzt werden, insbesondere im Über-
     bevölkerung erleb- und sichtbar. Die Bevölkerung hat                  gangsbereich Gärten–Landwirtschaft. Interessierte
     Zugang zu stadteigenen Betrieben und attraktive Mit-                  Gruppen und Quartierinitiativen erhalten die Mög-
     wirkungsmöglichkeiten, beispielsweise auf Quartier-                   lichkeit, aktiv an der Nahrungsmittelproduktion und
     höfen. Weiter stehen Interessierten klassische Klein-                 der Tierhaltung mitzuwirken (z. B. Quartierhöfe, Ge-
     gärten, gemeinschaftlich genutzte Gartenflächen und                   meinschaftsgärten, Urban Farming). Basierend auf
     Schülergärten zur Verfügung. Vorübergehend un-                        privaten, partnerschaftlichen Initiativen entstehen
     genutzte Flächen (Brachen) können im Rahmen von                       neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Pro-
     Zwischennutzungen für Urban Gardening und Nah-                        duzentInnen und KonsumentInnen (z. B. Solida-
     rungsmittelanbau genutzt werden. Um die Boden-                        rische Landwirtschaft, Krautgärten13). Die bereits
     fruchtbarkeit und Biodiversität zu erhalten, werden                   bestehenden, gut funktionierenden Modelle sollen
     die städtischen Landwirtschaftsbetriebe nach den                      gestärkt werden und verbreitet Anwendung finden.
     Grundsätzen des biologischen Landbaus bewirt-
     schaftet. Auch für die verpachteten Gartenflächen
     bestehen entsprechende Nutzungsvorschriften.12

     Konkrete Schritte

                                                                                                                Hauptverantwortlich
                  Inhalt
                                                                                                                Beteiligt

      2.1.a       Flächen für vielfältige Bewirtschaftungsformen zur Verfügung stellen                          GSZ

      2.1.b       Gelungene Modelle für die aktive Beteiligung der Bevölkerung an                               externe PartnerInnen
                  der Nahrungsmittelproduktion stärken, um deren Wirkung durch die                              GSZ
                  Multiplikation solcher Modelle zu verbreitern

      2.1.c       Neue Formen der Zusammenarbeit zwischen ProduzentInnen                                        GSZ
                  und KonsumentInnen unterstützen und eingehen                                                  externe PartnerInnen

     12   Kleingartenordnung (KGO) von Grün Stadt Zürich.
     13   Krautgärten sind gemeinschaftlich genutzte Gemüsegärten, welche von einem Landwirt oder einer Landwirtin aufbereitet und
          saisonweise an eine Gartengemeinschaft zur Nutzung überlassen werden.
4                                              5
                                                Quantitative Ziele für
 Handlungsfelder                                städtische Betriebe                 Anhang                                23

Städtische und regionale Wertschöpfungskette

Aktueller Stand                                                   Zielsetzung
Die Stadt hat gemeinsam mit lokalen ProduzentInnen                Regionale ProduzentInnen vernetzen sich stärker mit
den Verein «Made in Zürich Initiative» gegründet, der             dem Ziel einer gemeinsamen Positionierung lokaler
die lokale Produktion in den verschiedensten Bran-                Produkte und des Anschlusses an eine koordinierte
chen stärken und die Sichtbarkeit verbessern will.                Verteilung in der Stadt Zürich. Die ProduzentInnen
Die städtische Produktion wird damit auch im Le-                  verstärken die Direktvermarktung ihrer regionalen
bensmittelbereich stärker sichtbar. Im Rahmen von                 Produkte. Eine gemeinsame Logistik ermöglicht die
Zwischennutzungen können städtische Freiräume                     effiziente und koordinierte Verteilung von regionalen
zur Produktion oder Verarbeitung lokaler Lebens-                  Produkten. Dadurch erzielen regionale Produzen-
mittel genutzt werden (z. B. Honigproduktion oder                 tInnen höhere Verdienste. Verstärkt setzt sich die
Herstellung von lokalem Bier). In Zürich finden elf-              Stadt Zürich für Raum zugunsten von Lebensmittel-
mal wöchentlich an sechs Standorten Märkte statt,                 umschlag, -verarbeitung und -verteilung auf lokaler
auf denen die Bevölkerung regionale, saisonale Pro-               Ebene ein. Sie ermöglicht dies mittels attraktiver
dukte erwerben kann.14 Verschiedene Höfe aus der                  Rahmenbedingungen für Projekte und Initiativen
Stadt Zürich und dem Umland betreiben Hofläden.15                 (z. B. Gemeinschaftsküchen in Gemeindezentren,
Die grossen Lebensmittelgeschäfte bieten regionale                Food-Konzept, Verpachtungskriterien Gastronomie-
Produktelinien an.                                                betriebe, Produktionshubs). Aufgrund dieser viel-
                                                                  fältigen Initiativen hat die städtische Bevölkerung
                                                                  erleichterten Zugang zu regionalen Produkten. Die
                                                                  Stadt unterstützt dies, indem sie die Öffentlichkeit
                                                                  bezüglich Verkaufsstellen lokal produzierter, ökolo-
                                                                  gischer Produkte verstärkt informiert.

Konkrete Schritte

                                                                                               Hauptverantwortlich
             Inhalt
                                                                                               Beteiligt

 2.2.a       Vermarktungskonzept für Landwirtschaftsprodukte aus der Stadt                     GSZ
             Zürich erarbeiten

 2.2.b       Raum für Projekte und Initiativen schaffen und nach transparenten                 UGZ
             Kriterien vergeben; mit diesen Kriterien wird der Zugang für alle
             Bevölkerungsschichten sichergestellt

 2.2.c       Netzwerk stadtnaher ProduzentInnen gründen und regionale Produkte                 externe PartnerInnen
             positionieren

14   www.zuercher-maerkte.ch.
15   Direktvermarktung, www.stadt-zuerich.ch/landwirtschaft.
1                                     2                                     3

24    Zusammenfassung                       Ausgangslage                          Ziele der Stadt

     4.3 Handlungsfeld 3: Beschaffung und Verpflegung

          Städtische Verpflegungsbetriebe erwerben ihre Lebensmittel mit einer nachhaltigen Beschaffungs-
          strategie. Die Gäste können nachhaltige Ernährungsangebote in städtischen und privaten Verpfle-
          gungsbetrieben wählen. Die Stadt unterstützt entsprechende Initiativen in externen Betrieben.

     Städtisches Beschaffungswesen

     Aktueller Stand                                           Zielsetzung
     Beim Einkauf der Lebensmittel werden Nachhaltig-          Nach Möglichkeiten des geltenden Submissions-
     keitskriterien umgesetzt.16 So gilt heute z. B. für die   rechts erhalten nachhaltige Kriterien wie umwelt-
     gemeinsame Beschaffung von Lebensmitteln durch            schonende Produktionskriterien, faire Preise, Gleich-
     das GUD ein Mindestanteil an Bioprodukten und             stellung von Mann und Frau oder eine ökologische
     Angebote, welche Produkte mit empfehlenswerten            Wertschöpfung bei der Lebensmittelbeschaffung ein
     Umweltlabels beinhalten, werden besser bewertet.          hohes Gewicht. Die Umsetzung erfolgt über den Aus-
     Im Verpflegungssystem der Betreuungseinrichtun-           schluss bedenklicher Produkte (z. B. mit dem Flugzeug
     gen des SSD mit Kaltanlieferung und Regenera-             transportierte Ware) und das Etablieren klarer Beurtei-
     tion gilt heute für den Caterer ein Mindestanteil an      lungsgrundlagen (z. B. Labels, Umwelteinfluss-Indika-
     Bioprodukten. Alle LieferantInnen sind verpflichtet,      toren). Kleinere und/oder regionale ProduzentInnen
     insbesondere die geltenden Umwelt- und Arbeits-           und LieferantInnen sind in den Beschaffungsprozess
     schutzbestimmungen, das Arbeitsgesetz sowie den           integriert (z. B. über eine zentrale Einkaufs- und Ver-
     Grundsatz der Nichtdiskriminierung, namentlich der        teilplattform mit definierten Nachhaltigkeitskriterien,
     Gleichbehandlung von Mann und Frau, einzuhalten.          spezifische Direktlieferverträge). Mit einer koordinier-
     Bei ausländischen Produkten ist sicherzustellen,          ten Beschaffung – wie sie bereits heute angewendet
     dass die Mindestanforderungen der IAO-Kernar-             wird – ergeben sich Preisvorteile. Mit der Vermeidung
     beitsnormen eingehalten sind. Soziale Produktions-        von Lebensmittelverlusten und einer ausgewogenen
     formen werden gezielt gefördert.17                        Ernährung werden Kosten eingespart. Auf der ande-
                                                               ren Seite gibt es Mehrausgaben durch die Wahl nach-
                                                               haltiger Produkte. Die Umsetzung soll in der Summe
                                                               weitgehend kostenneutral erfolgen.

     Konkrete Schritte

                                                                                              Hauptverantwortlich
                 Inhalt
                                                                                              Beteiligt

      3.1.a      Gemäss den Richtlinien ökologische und soziale Anforderungen im              Departemente mit
                 Beschaffungsprozess stadtweite Vorgaben/Standards mit nachhaltigen           Verpflegungsbetrieben
                 Anforderungen erarbeiten                                                     Fachstelle Beschaf-
                                                                                              fungskoordination,
                                                                                              UGZ

      3.1.b      Als Beurteilungsgrundlage für einen nachhaltigen Beschaffungsprozess         UGZ
                 Zielwerte und Indikatoren entwickeln (siehe 5.3.a)

     16   StRB Nr. 976/2014 und Beilage.
     17   StRB Nr. 0459/2010.
Sie können auch lesen