NATÜRLICHE RESSOURCEN KLUG NUTZEN - Regiosuisse

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NATÜRLICHE RESSOURCEN KLUG NUTZEN - Regiosuisse
MODELLVORHABEN NACHHALTIGE RAUMENTWICKLUNG 2014–2018
NATÜRLICHE RESSOURCEN KLUG NUTZEN
NATÜRLICHE RESSOURCEN KLUG NUTZEN - Regiosuisse
IMPRESSUM

    Herausgeber
    Bundesamt für Raumentwicklung (ARE),
    Bundesamt für Umwelt (BAFU),
    Bundesamt für Landwirtschaft (BLW),
    Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO)

    Autor
    Felix Walter, Ecoplan
    Corinne Spillmann, Ecoplan
    Julian Frank, Ecoplan
    Stefan Suter, Ecoplan

    Begleitgruppe
    Daniel Arn (BAFU), Samuel Zahner (BAFU),
    Thomas Bettler (BAFU), Gabriella Silvestri (BAFU),
    Daniel Baumgartner (BLW), Johnny Fleury (BLW),
    Ueli Salvisberg (BLW), Jan Béguin (BLW),
    Melanie Butterling (ARE), Maria-Pia Gennaio Franscini (ARE),
    Annette Christeller Kappeler (SECO), Adrian Riser (SECO),
    Ricardo Bandli (BFE), Gabrielle Bakels (ASTRA)

    Konzept und Gestaltung
    Tisato und Sulzer GmbH, basierend auf Grundgestaltungskonzept

    Titelbild
    Durch Bearbeitung des Andeerer Granits in der regionalen Gewerbezone
    Val Schons entsteht mehr Wertschöpfung vor Ort

    Die Fotos und Illustrationen sind – falls nicht anders
    vermerkt – von den Projektträgern der Modellvorhaben
    zur Verfügung gestellt.

    Die Erkenntnisse und Einschätzungen des Berichtes geben
    die Sicht der Verfasser wieder und sind nicht als Positionspapier
    des Bundes zu interpretieren.

    Produktion
    Rudolf Menzi, Kommunikation (ARE)

    Zitierweise
    Bundesamt für Raumentwicklung (ARE),
    Bundesamt für Umwelt (BAFU),
    Bundesamt für Landwirtschaft (BLW),
    Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO)
    (Hrsg.) (2018): Modellvorhaben Nachhaltige Raumentwicklung 2014–2018:
    Natürliche Ressourcen klug nutzen

    Bezugsquelle
    Vertrieb: BBL, Bundespublikationen, 3003 Bern
    Art.-Nr. 812.112.d
    www.bundespublikationen.admin.ch
    In elektronischer Form: www.modellvorhaben.ch
    Auch in Französisch und Italienisch erhältlich.

    Bern, 8. August 2018
NATÜRLICHE RESSOURCEN KLUG NUTZEN - Regiosuisse
VORWORT

    Ein lauer Abend am See, eine erholsame Pause im Stadt-           Mit dem Programm «Modellvorhaben Nachhaltige Raum-
    park, das duftende Heu bei einer Bergrast oder das ra-           entwicklung» haben acht Bundesämter gemeinsam Pro-
    schelnde Laub im Herbstwald. Welch faszinierende Vielfalt        jekte gefördert, die neue, innovative Wege aufzeigen. 2014
    an Landschaftserlebnissen! Attraktive Landschaften mit           wurde die dritte Phase dieses Programms gestartet, die bis
    hohen Natur- und Kulturwerten sind bedeutende Stand-             2018 dauerte. Einige der 31 vom Bund geförderten Modell-
    ortfaktoren. Sie tragen wesentlich zu Wohlfahrt und Wohl-        vorhaben stellten die nachhaltige Nutzung und Inwertset-
    befinden in der Schweiz bei. Die Bevölkerung schätzt die         zung natürlicher Ressourcen ins Zentrum. Der vorliegende
    ländliche Landschaftsqualität, wie die Umfragen zur Land-        Themenbericht wurde von der Ecoplan AG im Auftrag der
    schaftsbeobachtung Schweiz belegen. Gerade der ländliche         am Schwerpunkt beteiligten Bundesämter für Umwelt
    Raum verfügt über ein grosses Potenzial: Nicht nur die Touris-   (BAFU), für Raumentwicklung (ARE), für Landwirtschaft
    musbranche, sondern auch Gewerbe- und Dienstleistungs-           (BLW) sowie des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO)
    betriebe profitieren von den dort vorhandenen natürlichen        verfasst.
    Ressourcen und landschaftlichen Qualitäten.
                                                                     Der Bericht setzt die gewonnenen Erfahrungen in einen
    Eine gute Landschaftsqualität ist jedoch keine Selbstver-        grösseren Zusammenhang und kommt zu einem verblüffend
    ständlichkeit. Sie erfordert ein breites Engagement auf allen    einfachen Ergebnis: Der Schlüssel für eine kluge Nutzung der
    staatlichen Ebenen. So zielt beispielsweise die Politik des      natürlichen Ressourcen sind sensibilisierte und motivierte
    Bundes für ländliche Räume und Berggebiete darauf ab,            Akteure. Sie haben dasselbe Zielbild und verfolgen einen ge-
    die natürlichen Ressourcen wie Landschaft, Wasser, Biodi-        meinsamen Weg zur Zielerreichung, tauschen gute Lösungs-
    versität oder Boden langfristig zu sichern. Durch geeignete      ansätze untereinander aus, nutzen die Synergien zwischen
    Mechanismen sollen sie so in Wert gesetzt werden, dass die       den Instrumenten der verschiedensten Politikbereiche und
    Wertschöpfung vermehrt vor Ort und bei den Leistungser-          denken und planen über die Grenzen hinaus, sei es über die
    bringern anfällt.                                                Sachbereiche oder über Gemeinde- und Kantonsgrenzen.

    Die zentrale Herausforderung besteht darin, mittels inno-        Es gibt weiterhin viel zu tun – und letztlich nur einen Weg:
    vativer Angebote eine regionale Wertschöpfung zu erzie-          Die Bevölkerung befähigen, das Natur- und Kulturkapital
    len, ohne die vorhandenen Landschaftsqualitäten mit ihren        ihrer Region zu erkennen, zu bewahren und aufzuwerten.
    Natur- und Kulturwerten zu beeinträchtigen. Statt in jeder       So gelingt es, langfristig Nutzen aus den natürlichen Res-
    Region dieselben Ansätze zu verfolgen, verspricht der Fo-        sourcen zu erzielen. Diese Übersichtspublikation motiviert
    kus auf regional einzigartige Potenziale mehr Erfolg. Zudem      dazu, den regional passenden Weg zur Weiterentwicklung
    ermöglicht ein kluger Einsatz der natürlichen Ressourcen         zu finden und Neues auszuprobieren.
    eine regionale Wertschöpfung, ohne dass zusätzliche Bau-
    ten und Anlagen nötig sind.

    Dr. Franziska Schwarz, Vizedirektorin, BAFU
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INHALTSVERZEICHNIS

          Vorwort                                      3
          Kurzfassung                                  5

    1     Einleitung: worum es geht                    6

    2     Kluge Ressourcenpolitik: nachhaltige
          Nutzung und Inwertsetzung                     9
    2.1   Aktuelle Ansätze zu Schutz und Nutzung von
          natürlichen Ressourcen                        9
    2.2   Beispiele für nachhaltige Nutzung und
          Inwertsetzung                                24
    2.2.1 Einleitung: Wert der Ressourcen für die
          Regionalentwicklung nutzen                   24
    2.2.2 Beispiele für Inwertsetzung im Tourismus     27
    2.2.3 Beispiele für Inwertsetzung in der
          Landwirtschaft                               30
    2.2.4 Beispiel für Inwertsetzung unter Einbezug
          des Gewerbes                                 34
    2.3   Folgerungen                                  36

    3     Koordinierte Wege: Synergien nutzen
          und Konflikte lösen                          37

    4     Umsetzung: wichtige Akteure und
          ihre Rollen                                  44

    5     Empfehlungen                                 48

          Literaturverzeichnis                         51

4
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KURZFASSUNG

    Wir alle profitieren von den Qualitäten der natürlichen        Situationen erreicht werden können, bei denen natürliche
    Ressourcen wie Wasser, Boden, Biodiversität, Wald und          Ressourcen erhalten und gleichzeitig für verschiedene
    Landschaft: Sie bilden die Basis für unsere Lebensqualität,    Nutzungen in Tourismus, Landwirtschaft oder Gewerbe in
    Gesundheit, Erholung und Identität. Gleichzeitig sind sie      Wert gesetzt werden konnten. Abschnitt 2.3 zeigt Erfolgs-
    ein wichtiger Wirtschafts- und Standortfaktor, etwa für die    faktoren für die Entwicklung und Umsetzung solch an-
    Wertschöpfung in der Forst-, Land- und Ernährungswirt-         spruchsvoller Projekte auf.
    schaft, im Tourismus oder bei der Wasserkraftnutzung.
    Wenn sich das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum in         Für die Lösung von Konflikten zeigt sich immer wieder, dass
    der Schweiz fortsetzt, dürften sich die Konflikte zwischen     eine systematische Gesamtbetrachtung aller Interessen
    den verschiedenen Schutz- und Nutzungsinteressen weiter        und Synergiepotenziale wichtig ist (siehe Kapitel 3). In der
    verschärfen.                                                   Wasserwirtschaft wurde hierfür beispielhaft ein systema-
                                                                   tisches Vorgehen für die Koordination wasserwirtschaftli-
    Die Problematik der Konflikte zwischen Schutz- und Nut-        cher Vorhaben entwickelt. Dabei wird zunächst der Koordi-
    zungsinteressen ist nicht neu. Der vorliegende Bericht         nationsbedarf ermittelt und, falls nötig, die Koordinationsform
    zeigt, dass in den letzten Jahren in zahlreichen Politikfel-   bestimmt.
    dern Strategien und Programme entstanden sind, welche
    auf eine bessere Koordination der verschiedenen Anliegen       Bei sektorübergreifenden Schutz- und Nutzungsprojekten
    abzielen und auf eine langfristige Erhaltung und nachhaltige   spielen verschiedene Akteure eine wichtige Rolle (siehe Ka-
    Nutzung der natürlichen Ressourcen ausgerichtet sind, wie      pitel 4). Insbesondere die Regionen und Gemeinden spielen
    beispielsweise die Förderung von Pärken oder die Ressour-      eine wichtige Rolle beim Schutz und bei der Nutzung ihrer
    cenprogramme in der Landwirtschaft.                            natürlichen Ressourcen als Kapital für Lebensqualität und
                                                                   regionalwirtschaftliche Entwicklung. Sie sind dafür zustän-
    Die «Modellvorhaben Nachhaltige Raumentwicklung» des           dig, nachhaltige Projekte in der Region mit den relevanten
    Bundes zielen ebenfalls in diese Richtung. Ein Themen-         Akteuren aufzugleisen und bekannt zu machen. Der vorlie-
    feld dieser Modellvorhaben widmet sich den natürlichen         gende Bericht liefert den Regionen hierfür einige Anstösse
    Ressourcen und umfasst in der Periode 2014 bis 2018 vier       und Hinweise auf einschlägige Erfahrungen. Den Regionen
    Projekte:                                                      wird empfohlen, zunächst die vorhandenen natürlichen
                                                                   Ressourcen zu analysieren und zu priorisieren, anschlies-
    • Schutz und Nutzung von Gewässern im Aare- und Gürbetal       send die Entwicklungspotenziale ihrer Region zu ermitteln
    • Landwirtschaft und Siedlung im Norden Lausannes              und sich gestützt auf diese Analysen klar zu positionieren.
    • Integrales Wassermanagement Seeland–Broye                    Es sind aber auch Rahmenbedingungen und Impulse von
    • Nutzung von Biomasse im Entlebuch                            Bund und Kantonen wichtig, damit die möglichen Wege zu
                                                                   einer nachhaltigen Ressourcennutzung vermehrt beschritten
    Die Ergebnisse dieser Modellvorhaben werden im Bericht         werden. Dabei sind neben der Information sowohl Anreize
    genauer beschrieben und in einen grösseren Kontext ein-        wie finanzielle Unterstützung oder das «Einfordern» einer
    gebettet. Es werden aber auch strategische Ansätze erläu-      guten Praxis möglich, etwa durch das Festlegen von An-
    tert und weitere Projekte aufgeführt, die versucht haben,      forderungen an eine vorausschauende und breit abge-
    Schutz- und Nutzungsanliegen besser unter einen Hut zu         stimmte Planung, die Schutz und Nutzung vorausschauend
    bringen und natürliche Ressourcen klug zu nutzen (siehe        berücksichtigt.
    Abschnitte 2.1 und 2.2). Die Beispiele zeigen, dass Win-win-

                                                                                                                                     5
NATÜRLICHE RESSOURCEN KLUG NUTZEN - Regiosuisse
1   EINLEITUNG: WORUM ES GEHT

        THEMA: NATÜRLICHE RESSOURCEN IM                                            • Landwirtschaft und Siedlung im Norden von Lausanne
        SPANNUNGSFELD VON NUTZUNG UND SCHUTZ                                        Weitere Informationen:
        Natürliche Ressourcen bilden die Basis für unsere Lebens-                   Schlussbericht: www.sdnl.ch > Chantiers territoriaux
        qualität: Ihre dauerhafte Erhaltung spielt aus ökologischer                 Modellvorhaben: www.modellvorhaben.ch
        Sicht eine zentrale Rolle für die Lebensgrundlagen. Sie
        brauchen daher einen wirksamen Schutz vor der heute                        • Integrales Wassermanagement Seeland–Broye
        oft übermässigen Nutzung. Auf der anderen Seite sind                        Weitere Informationen:
        die natürlichen Ressourcen ein wichtiger Wirtschafts- und                   Schlussbericht: https://proagricultura.ch/projekte
        Standortfaktor, beispielsweise für die landwirtschaftliche                 		Pro Agricultura Seeland: www.proagricultura.ch
        Produktion, die Wasserkraftnutzung oder bei der Wahl des                    Modellvorhaben: www.modellvorhaben.ch
        Wohnstandorts oder einer Feriendestination. Häufig kommt
        es zu Konflikten zwischen den verschiedenen Schutz- und                    • Nutzung von Biomasse im Entlebuch
        Nutzungsinteressen.                                                         Weitere Informationen:
                                                                                    Energierama: www.energierama.ch
        Damit die natürlichen Ressourcen auch in Zukunft in ge-                     Modellvorhaben: www.modellvorhaben.ch
        nügender Menge und Qualität zur Verfügung stehen, sind
        sie langfristig zu erhalten und nachhaltig zu nutzen. Wie                  Die Modellvorhaben decken nur einen Teil des Themas ab.
        können die Bedürfnisse von Umwelt, Wirtschaft und Gesell-                  Deshalb wird die Synthese mit Ergebnissen aus anderen Mo-
        schaft ausgewogen erfüllt werden? Wie können die Kon-                      dellvorhaben oder Projekten ergänzt, die sich mit Aspekten
        flikte zwischen Schutz und Nutzung überwunden werden?                      der Thematik natürliche Ressourcen und deren Inwertset-
        Welchen Wert haben intakte Ressourcen, und wie kann                        zung befassen:2
        dieser für eine regionale Entwicklung genutzt werden? Mit
        welchen Strategien und mit Hilfe welcher Akteure können                    • Modellvorhaben «Wertschöpfung durch Geotourismus im
        natürliche Ressourcen für die Regional- und Raumentwick-                    Mattertal», unter anderem zur Reduktion der Abwande-
        lung nachhaltig in Wert gesetzt werden? Diese Fragen stehen                 rung aus der Region oder zur Steigerung der regionalen
        im Zentrum des Themenberichts.                                              Wertschöpfung

        GRUNDLAGEN: ERGEBNISSE AUS MODELLVORHABEN,                                 • Modellvorhaben «Siedlungsränder von St. Gallen bis an
        WEITEREN PROJEKTEN UND STUDIEN                                              den Bodensee»: Aufwertung der Übergangsräume von
        Für den Bund spielen die erwähnten Fragen in zahlreichen                    Siedlung zu offener Landschaft
        Politikfeldern eine wichtige Rolle: Mit verschiedenen Stra-
        tegien und Programmen wird angestrebt, die erwähnten                       • Modellvorhaben «Gewerbezone als Entwicklungspol in
        Konflikte bestmöglich anzugehen (siehe Kapitel 2.1). Eine                   der Val Schons»: regionale Entwicklung durch Verknüp-
        Massnahme sind die Modellvorhaben des Bundes, die ei-                       fung von natürlichen Ressourcen und Gewerbe
        nen sektorübergreifenden Charakter haben.1 Ein Themen-
        feld dieser Modellvorhaben widmet sich den natürlichen                     • Pilotprojekt «Wasserknappheit und Landwirtschaft im
        Ressourcen. In der Periode 2014 bis 2018 wurden vier Pro-                   Kanton Thurgau»: Präventive Anpassungsmassnahmen
        jekte dazu unterstützt:                                                     an neue klimatische Bedingungen zur Sicherung einer
                                                                                    nachhaltigen Wassernutzung
        • Schutz und Nutzung von Gewässern im Aare- und Gürbetal
            Weitere Informationen:                                                 • Naturpark Thal: Stärkung der regionalen Wertschöpfungs-
            Schlussbericht: www.ecoplan.ch/projekte                                 kette mit Pärken von nationaler Bedeutung
            Modellvorhaben: www.modellvorhaben.ch

        1    Mit den Modellvorhaben fördert der Bund Projekte von lokalen, regionalen und kantonalen Akteuren, die neue Ansätze und Methoden
             für die Umsetzung einer nachhaltigen Raumentwicklung erproben. Insgesamt umfasst das Programm «Modellvorhaben Nachhaltige
             Raumentwicklung» in der Periode 2014–2018 31 Projekte in fünf Themenschwerpunkten.

6       2    Detailliertere Beschreibungen finden sich in den Kästen im Bericht.
NATÜRLICHE RESSOURCEN KLUG NUTZEN - Regiosuisse
Hohe Landschaftsqualität ist eine bedeutende natürliche Ressourcen, welche beispielsweise im Mattertal mit geotouristischen Angeboten
in Wert gesetzt wird.

• Hochstamm Seetal: Ökologische Aufwertung von Hoch-                        natürlichen Ressourcen sowie ihre Funktionen wie zum
    stammbäumen zur Verbesserung der regionalen Wert-                       Beispiel für die Erholung langfristig gesichert sind und die
    schöpfung (PRE, Projekt zur regionalen Entwicklung)                     drei Zieldimensionen der nachhaltigen Entwicklung – Um-
                                                                            welt, Wirtschaft und Gesellschaft – ausgewogen berück-
• Programm Energie-Region: Förderung von erneuerbaren                       sichtigt werden.
    Energien und Effizienzmassnahmen auf regionaler Stufe
                                                                           • Inwertsetzung:4 Natürliche Ressourcen in Wert setzen
SCHLÜSSELBEGRIFFE: «NACHHALTIGE NUTZUNG» UND                                heisst, den natürlichen Ressourcen einen Wert zu geben
«INWERTSETZUNG»                                                             und diesen zu nutzen. Dies umfasst die Identifikation und
Zwei Schlüsselbegriffe beim Thema Nutzung natürlicher                       Nutzung verschiedener Elemente der natürlichen Res-
Ressourcen sind «nachhaltige Nutzung» und «Inwertsetzung»:                  sourcen, die aus gesellschaftlicher, ökologischer oder
                                                                            betriebs- respektive regionalwirtschaftlicher Sicht einen
• Nachhaltige Nutzung gefährdet die Erneuerungsfähig-                       Wert darstellen. Die betriebs- oder regionalwirtschaftliche
    keit der genutzten Ressourcen nicht:3 Dies entspricht                   Nutzung der Ressourcen kann direkt (z. B. Holznutzung,
    dem Postulat der nachhaltigen Entwicklung, das in der                   Grundwasser, Wasserkraft) oder indirekt erfolgen (z. B.
    Schweiz seit dem Jahr 1999 mit dem Artikel 73 in der                    Nutzung einer Landschaft mit hoher Qualität für den
    Bundesverfassung verankert ist: «Bund und Kantone                       Tourismus), oder sie kann auch einen ideellen Wert dar-
    streben ein auf Dauer ausgewogenes Verhältnis zwi-                      stellen, wie zum Beispiel die Bewahrung einer Naturland-
    schen der Natur und ihrer Erneuerungsfähigkeit einer-                   schaft. Es geht somit auch um die Frage, wie der Wert von
    seits und ihrer Beanspruchung durch den Menschen                        intakten Ressourcen betriebs- bzw. regionalwirtschaftlich
    anderseits an.» Es soll darauf geachtet werden, dass die                genutzt werden kann.

3    Vgl. Schweizerischer Bundesrat (2016), Strategie Nachhaltige Entwicklung 2016–2019; DEZA/ARE (2004), Die Nachhaltige Entwicklung in der
     Schweiz: Methodische Grundlagen; Schweizerischer Bundesrat (2015), Politik des Bundes für die ländlichen Räume und Berggebiete.

4    Simmen/Walter et al. (2006), Den Wert der Alpenlandschaften nutzen.                                                                       7
NATÜRLICHE RESSOURCEN KLUG NUTZEN - Regiosuisse
AUFBAU DES BERICHTS                                                 • Kapitel 3 präsentiert Lösungsansätze: Synergien sollen
    Der Bericht ist wie folgt aufgebaut:                                  über Sektoren hinweg genutzt und Konflikte durch syste-
                                                                          matische Gesamtbetrachtung gelöst werden.
    • Kapitel 2: Mit zahlreichen Ansätzen reagieren verschie-
     denste Politikbereiche auf die Interessenskonflikte um die         • Die Umsetzung einer klugen Ressourcenpolitik geschieht
     Nutzung und den Schutz der natürlichen Ressourcen. In                auf verschiedenen Staatsebenen. Damit Vorhaben um-
     Abschnitt 2.1 sind ausgewählte Ansätze aus der jüngeren              gesetzt werden können, braucht es die politische Akzep-
     Zeit und mit Bezug zu den Modellvorhaben beschrieben. In             tanz und den Willen aller Akteure zur Umsetzung. In die-
     Abschnitt 2.2 zeigen verschiedene Beispiele, wie natür-              sem Zusammenhang sind auch die Privatpersonen und
     liche Ressourcen klug genutzt werden können, sodass                  Unternehmen angesprochen. Kapitel 4 widmet sich den
     der Schutz von natürlichen Ressourcen einen Wert für                 relevanten Akteuren und ihren Rollen.
     die Regionalentwicklung erhält (siehe Schnittmenge in
     Abbildung 1).                                                      • In Kapitel 5 werden Empfehlungen für den Weg zu einer
                                                                          klugen Ressourcenpolitik abgeleitet.

    Abbildung 1. zeigt, dass eine nachhaltige Nutzung der Ressourcen dann erreicht ist, wenn sich die Bereiche von Schutz und
    Nutzung überlappen. Beispielsweise kann eine Landschaft von hoher Qualität für die touristische Nutzung in Wert gesetzt
    werden, wenn gleichzeitig dafür gesorgt wird, dass die hohen Qualitäten erhalten und aufgewertet werden.

                                                      SCHUTZ

                                                      Wasser
                                                                     Boden
                                     Bio-
                                     diversität

                                                                                     Wald                  INWERTSETZUNG

                                                                                                           NACHHALTIGE
                                                                                                           NUTZUNG
                            Energie                                       Tourismus

                                                          Industrie/
                                   Land-                  Gewerbe
                                   wirtschaft
                                                                       Wohnen

                                                 Regionalwirtschaft

                                                    NUTZUNG

    Abbildung 1: Schutz und Nutzung von natürlichen Ressourcen – schematische Darstellung mit einigen Beispielen für Schutzgüter und
    Nutzungsarten.

8
NATÜRLICHE RESSOURCEN KLUG NUTZEN - Regiosuisse
2 KLUGE RESSOURCENPOLITIK: NACHHALTIGE NUTZUNG UND
			INWERTSETZUNG
 2.1   AKTUELLE ANSÄTZE ZU SCHUTZ UND NUTZUNG VON NATÜRLICHEN RESSOURCEN

       Natürliche Ressourcen wie Wasser, Boden, Landschaft, Bio-              In verschiedenen Politikbereichen wurde auf die Interes-
       diversität, Wald, Holz, saubere Luft oder Bodenschätze bezie-          senskonflikte reagiert, indem Massnahmen in Strategien
       hungsweise Rohstoffe bilden die Basis für unser Wirtschaften           und Aktionsplänen verankert wurden. Wie Abbildung 2
       und unsere Lebensqualität. Gleichzeitig ist bekannt, dass die          zeigt, gibt es viele Politikfelder, welche die Nutzung von
       natürlichen Ressourcen heute massiv übernutzt werden.                  natürlichen Ressourcen betreffen, insbesondere im länd-
       Einen entsprechenden Hinweis liefert der ökologische                   lichen Raum. Daneben gibt es auch verschiedene Schutz-
       Fussabdruck: Hätten alle Bewohnerinnen und Bewohner                    politiken. In den folgenden Ausführungen konzentrieren
       der Erde den gleichen Lebensstandard wie die Schweizer                 wir uns auf ausgewählte Ansätze aus jüngerer Zeit, bei
       Bevölkerung, wären mehr als drei Erden erforderlich.5 Es               denen die Schutz- und Nutzungsaspekte eine besondere
       resultieren Interessen- und Zielkonflikte zwischen Nutzung             Rolle spielen und die einen Bezug zu den Modellvorhaben
       und Schutz der natürlichen Ressourcen, die teilweise auch              haben. Zudem werden auch konkrete Umsetzungsbeispiele
       in den unterschiedlichen Zielsetzungen der verschiedenen               aufgeführt.
       relevanten Gesetze angelegt sind.

       Zur Landschaftsqualität gehören auch baukulturelle Werte: Auf der wieder Instand gestellten alten Averserstrasse kann das Tal erwandert und Geschichte
       erlebt werden. Foto: Daniel Arn, Bern

       5   Vgl. BAFU (2017), Ressourcenverbrauch: www.bafu.admin.ch (08.08.2017); BFS, Der ökologische Fussabdruck der Schweiz:
           www.bfs.admin.ch (08.08.2017).                                                                                                                       9
NATÜRLICHE RESSOURCEN KLUG NUTZEN - Regiosuisse
Regionalpolitik und Tourismuspolitik (SECO)

         • Neue Regionalpolitik NRP (Mehrjahresprogramme)
         • Tourismusstrategie und -instrumente (Innotour, Förderung der Beherbergungswirtschaft, Schweiz Tourismus)

         Raumordnungspolitik (ARE)

         • Raumkonzept Schweiz
         • Raumplanungsgesetz
         • Zweitwohnungsgesetz
         • Genehmigung der kantonalen Richtpläne
         • Sachpläne und Konzepte des Bundes

         Umwelt- und Ressourcenpolitik (BAFU)

         • Biodiversität- und Landschaftspolitik, inkl. Pärkepolitik
         • Wasser inkl. Gewässerrenaturalisierung
         • Waldpolitik sowie Ressourcenpolitik Holz
         • Gefahrenprävention
         • weitere Ressourcenpolitiken wie Bodenschutz, Luftreinhaltung etc.

         Agrarpolitik (BLW)

         • Strukturverbesserungen
         • Direktzahlungen und Ressourcenprogramme
         • Qualitäts- und Absatzförderung

         Energiepolitik (BFE)

         Energiestrategie 2050, dabei insbesondere
         • Förderung erneuerbarer Energien, Forschung, Pilot- und Demonstrationsprojekte
         • Programm «Energie-Region»

     Abbildung 2: Überblick über Politikbereiche und Instrumente des Bundes mit Bezug zu Nutzung und/oder Schutz natürlicher Ressourcen6

     6    Vgl. Ecoplan (2012), Politikinstrumente für den ländlichen Raum: Synergien, Widersprüche und Lücken;
          SECO (2017), Tourismusstrategie des Bundes: www.seco.admin.ch (20.12.2017);
          SECO (2017), Regional- und Raumordnungspolitik: www.seco.admin.ch (20.12.2017);
          regiosuisse, Neue Regionalpolitik (NRP): www.regiosuisse.ch;
          ARE, Strategie und Planung: www.are.admin.ch (20.12.2017);
          ARE, Raumplanungsrecht: www.are.admin.ch (20.12.2017);
          BAFU, Thema Biodiversität: www.bafu.admin.ch (20.12.2017);
          BAFU, Thema Wasser: www.bafu.admin.chl (20.12.2017);
          BAFU, Thema Wald und Holz: www.bafu.admin.ch (20.12.2017);
          BAFU, Thema Naturgefahren: www.bafu.admin.ch (20.12.2017);
          BLW, Agrarpolitik (2016), www.blw.admin.ch (20.12.2017);
          BLW (2017), Ländliche Entwicklung und Strukturverbesserungen: www.blw.admin.ch (20.12.2017);
          BLW (2017), Direktzahlungen: www.blw.admin.ch (20.12.2017);
          BLW (2017), Ressourcenprogramm: www.blw.admin.ch (20.12.2017);
          BLW (2016), Qualitäts- und Absatzförderung: www.blw.admin.ch (20.12.2017);
          BFE (2017), Energiestrategie 2050: www.bfe.admin.ch (20.12.2017).
10        Eine Übersicht über Instrumente der Landschaftspolitik liefert auch Steiger (2016).
NACHHALTIGE ENTWICKLUNG                                                     Umsetzung dieser Massnahme soll sich der Bund insbe-
Die übergeordnete Strategie Nachhaltige Entwicklung7 um-                    sondere an folgenden Handlungsansätzen orientieren:
fasst Schutz- und Nutzungsaspekte und widmet sich auch                      partnerschaftliche sowie grenz- und sektorübergreifende
gesellschaftlichen Fragen. Beispielsweise anerkennt der                     Zusammenarbeit stärken, Nutzungsschwerpunkte setzen
Bundesrat darin die verschiedenen Leistungen der Land-                      und Zentren stärken, Instrumente, Massnahmen und Pro-
schaft, indem ihren Qualitäten eine entscheidende Rolle für                 jekte räumlich aufeinander abstimmen sowie lokale Initia-
die Lebensqualität und die Standortattraktivität einer Re-                  tiven stärken.9
gion zugeschrieben wird. Ausserdem stellt die Landschaft
gemäss der Strategie die Grundlage für die qualitative                    • Ein wichtiges Instrument ist die Neue Regionalpolitik
Sicherung der Regenerationsfähigkeit natürlicher erneuer-                   (NRP).10 Mit der NRP unterstützt der Bund Projekte, die
barer Ressourcen dar.8 Ein anderes Ziel des Handlungsfel-                   regionale Potenziale innovativ in Wert setzen. Beispiels-
des «Natürliche Ressourcen» ist beispielsweise die lang-                    weise bietet sich die Landschaft als Potenzial für einen
fristige Erhaltung der Bodenfunktionen. Weitere wichtige                    natur- und kulturnahen Tourismus an. Die NRP ist 2016
Handlungsfelder mit Bezug zu Schutz und Nutzung von                         in die zweite achtjährige Umsetzungsperiode gestartet.
natürlichen Ressourcen sind auch «Siedlungsentwicklung,                     Das Mehrjahresprogramm 2016–2023 setzt die Akzente
Mobilität und Infrastruktur» sowie «Energie und Klima».                     bei regionalen Innovationssystemen (RIS) und im Tou-
Die Strategie Nachhaltige Entwicklung wird regelmässig                      rismus. Ein Beispiel, um die regionalen Landschaftsqua-
aktualisiert, zurzeit gilt die Strategie 2016 – 2019. Sie ent-              litäten in den Vordergrund zu rücken und sie sichtbar
hält die zur Erreichung der Ziele nötigen Massnahmen der                    sowie erlebbar zu machen, ist das NRP-Projekt «Klang-
verschiedenen Sektoralpolitiken.                                            welt Toggenburg». Im Rahmen des Projekts wurde der
                                                                            Wanderpfad von der Alp Sellamatt nach Wildhaus mit
REGIONALPOLITIK, TOURISMUS UND LÄNDLICHER                                   jährlich wechselnden Klanginstallationen versehen, um
RAUM                                                                        einen abwechslungsreichen Landschaftsspaziergang zu
• Die Politik für die ländlichen Räume und das Berggebiet                   schaffen.11
    (P-LRB) bildet den übergeordneten nationalen Ziel- und
    Handlungsrahmen für die vielfältigen Sektoralpolitiken                • Mit der BAFU-Strategie ländlicher Raum12 will das BAFU
    des Bundes mit Wirkung auf die ländlichen Räume und                     mit seinen Politiken wie Gefahrenprävention, Wasser, Bio-
    Berggebiete. Die Politik dient verschiedenen Bundesstel-                diversität und Landschaft oder Wald zu den besonderen
    len als Orientierung für ihre Sektoralpolitiken und soll die            Landschafts- und Lebensqualitäten des ländlichen Raums
    Zusammenarbeit und die kohärente Raumentwicklung                        sowie zur Attraktivität als Lebens- und Wirtschaftsraum,
    (KoRE) stärken. Ein Ziel ist dabei, die natürlichen Res-                zur Wettbewerbsfähigkeit und zur Identitätsbildung der
    sourcen langfristig zu sichern und in Wert zu setzen.                   Regionen beitragen. Die BAFU-Strategie basiert auf der
    Eine der vorgeschlagenen Massnahmen lautet, dass der                    oben erwähnten P-LRB. Sie verfolgt unter anderem das
    Bund die Regionen bei der Erarbeitung eines räumlich-                   Ziel, in Projekten die Landschaft als Leitthema für die
    strategischen Gesamtrahmens unterstützt, damit die                      wirtschaftliche und raumplanerische Entwicklung einer
    Regionen – abgestützt auf die vorhandenen Potenziale –                  Region und somit als Leitlinie für eine nachhaltige Ent-
    über eine Strategie für ihre regionale Entwicklung verfü-               wicklung zu nutzen. Die vorhandenen gebietsspezifischen
    gen. Die Sektoralpolitiken sollen sich anschliessend daran              Landschaftsqualitäten sollen als wichtige Ressource erhal-
    orientieren und aufeinander abgestimmt werden. Bei der                  ten, optimiert und qualitativ aufgewertet werden.

7  Schweizerischer Bundesrat (2016), Strategie Nachhaltige Entwicklung 2016–2019.
8  BAFU/WSL (2017), Wandel der Landschaft.
9  Vgl. ARE, Politik des Bundes für die ländlichen Räume und Berggebiete: www.are.admin.ch (30.08.2017);
   regiosuisse, Politik für die ländlichen Räume und Berggebiete: regiosuisse.ch (30.08.2017); Schweizerischer Bundesrat (2015),
   Politik des Bundes für die ländlichen Räume und Berggebiete.
10 Siehe u. a. SECO (2017), Broschüre zur Neuen Regionalpolitik des Bundes, SECO (2017), Regional- und Raumordnungspolitik:
   www.seco.admin.ch (19.09.2017); regiosuisse, Neue Regionalpolitik (NRP): www.regiosuisse.ch (19.09.2017).
11 Vgl. Steiger (2016), Den Landschaftswandel gestalten; KlangWelt Toggenburg: www.klangwelt.ch (03.01.2018).
12 BAFU (2015), Ländlicher Raum: www.bafu.admin.ch (30.08.2017); BAFU (2015), BAFU-Strategie ländlicher Raum.                            11
Mitarbeitende geniessen in der naturnah gestalteten Umgebung ihres Bürogebäudes in Porrentruy die morgendliche Pause.
     Foto: Flurin Bertschinger, Ex-Press, BAFU

     • Die Tourismus-Strategie bildet die Grundlage der Touris-               im Rahmen der Raumordnungskonferenz ROK und des
       muspolitik des Bundes. Die Strategie hebt unter anderem                Bundesnetzwerks Kohärente Raumentwicklung. Letzteres
       hervor, dass die Attraktivität der Schweiz als Tourismus-              stellt insbesondere die Umsetzung, Evaluation und Wei-
       standort wesentlich auf den hohen landschaftlichen und                 terentwicklung der kohärenten Raumentwicklung, insbe-
       baukulturellen Qualitäten beruht. Diese Rahmenbedin-                   sondere der Agglomerationspolitik und der Politik für die
       gungen sollen im Rahmen von Ziel 1 in Zusammenarbeit                   ländlichen Räume und Berggebiete, sicher.15
       mit dem SECO und anderen relevanten Bundesämtern
       erhalten und gestärkt werden. Zudem wird auf die grosse                BIODIVERSITÄT
       Bedeutung der Schnittstellenthemen zwischen Touris-                    Mit der Strategie Biodiversität Schweiz16 wird das Ziel ver-
       mus und Raumplanung aufmerksam gemacht. Für die                        folgt, die Biodiversität reichhaltig und gegenüber Verän-
       Umsetzung der Tourismuspolitik des Bundes stehen vier                  derungen reaktionsfähig werden zu lassen. Zudem sollen
       Förderinstrumente zur Verfügung: Innotour (Förderung                   die Biodiversität und ihre Ökosystemleistungen langfristig
       von Innovation, Zusammenarbeit und Wissensaufbau im                    erhalten bleiben. In Ziel 1 wird festgehalten, dass «die Nut-
       Tourismus), Schweiz Tourismus, Förderung der Beherber-                 zung von natürlichen Ressourcen und Eingriffe in diese»
       gungswirtschaft (Schweizerische Gesellschaft für Hotel-                durch die Sektoralpolitiken nachhaltig zu erfolgen haben.
       kredit, SGH) sowie die Neue Regionalpolitik (NRP).14                   Der Aktionsplan zur Strategie Biodiversität17 umfasst einen
                                                                              Katalog von Sofort- und Synergiemassnahmen sowie Pilot-
     KOORDINATION UND KOOPERATION RAUMRELEVANTER                              projekten zur Erhaltung und Förderung der Arten und ihrer
     BUNDESAUFGABEN                                                           Lebensräume. Pilotprojekte sollen sich beispielsweise der
     Die Bundesstellen sind verpflichtet, eine kohärente Raum-                regionalen Vernetzungsplanung von ökologisch wertvollen
     entwicklung sicherzustellen, indem sie ihre raumrelevanten               Lebensräumen und der Optimierung von sektorübergrei-
     Vorhaben aufeinander abstimmen. Die Koordination erfolgt                 fender Lebensraumförderung widmen.

     14 Schweizerischer Bundesrat (2017), Tourismus-Strategie des Bundes sowie SECO (2017), Tourismusstrategie des Bundes:
        www.seco.admin.ch (20.12.2017).
     15 Verordnung über die Koordination und Kooperation bei raumrelevanten Bundesaufgaben (KoVo) vom 7. September 2016 (Stand am
        1. November 2016), Art. 1 Abs. 1 und 2; Schweizerischer Bundesrat (2015), Politik des Bundes für die ländlichen Räume und Berggebiete.
     16 Schweizerischer Bundesrat (2012), Strategie Biodiversität Schweiz; BAFU (2016), Strategie Biodiversität Schweiz und Aktionsplan:
        www.bafu.admin.ch (30.08.2017).
12   17 BAFU (2017), Aktionsplan Strategie Biodiversität Schweiz.
LANDSCHAFT                                                               Im Rahmen des NFP 48 «Landschaften und Lebensräume
In verschiedenen Sektoralpolitiken und auf allen staatlichen             der Alpen» hat sich ein Forschungsschwerpunkt der «Raum-
Ebenen sind landschaftspolitische Instrumente vorhanden,                 nutzung und Wertschöpfung» der Alpenlandschaften gewid-
mit welchen das Ziel der Gestaltung des Landschaftswan-                  met. Die Forschungsprojekte haben unter anderem gezeigt,
dels und dabei die Erhöhung der Landschaftsqualitäten                    dass die Landschaft ein zentraler Pfeiler im Tourismus ist
erreicht werden      kann.18   Das Landschaftskonzept Schweiz            (Erkenntnisse sind z. B. mit der Pärkepolitik umgesetzt, Ab-
(LKS) ist als Konzept nach Art. 13 des Raumplanungsgesetzes              schnitt 2.2.2). Dank der NFP-48-Projekte sind verschiedene
(RPG)19 auf Stufe Bund das wichtigste Instrument: Es defi-               Wechselwirkungen wie Finanzströme, Landschaftsnutzung,
niert behördenverbindliche Ziele bezüglich Biodiversität und             Landwirtschaft und Tourismus klarer geworden. Zudem
Landschaft für die landschaftsrelevanten Sektoralpolitiken               konnte ein Überblick über Potenziale verschiedener Strate-
des Bundes und zielt auf eine kohärente Landschaftspo-                   gien für die regional- und betriebswirtschaftliche Entwick-
litik des Bundes ab. Das Landschaftskonzept wird zurzeit                 lung des Alpenraums geschaffen werden.22
aktualisiert.
                                                                         Die Landschaftsbeobachtung Schweiz (LABES) weist darauf
Weitere Instrumente kommen auf der kantonalen, regio-                    hin, dass im Hinblick auf die Entwicklung der Landschafts-
nalen und kommunalen Ebene hinzu. Mit der kantonalen                     qualität in vielerlei Hinsicht nach wie vor Handlungsbe-
Landschaftskonzeption sollen die Kantone eine kohärente                  darf besteht. Dabei werden folgende Herausforderungen
Gesamtsicht zu Landschaftserhaltungs- und -entwicklungs-                 genannt:23
zielen erhalten und bei der Abstimmung der verschiedenen
landschaftspolitischen Instrumente der Sektoralpolitiken                 • kompakte Siedlungen mit hoher Freiraumqualität gestalten
unterstützt werden. Die Erarbeitung einer kantonalen Land-               • landwirtschaftliche Kulturlandschaft trotz grossem Druck
schaftskonzeption als Grundlage für die kantonale Richt-                   aufwerten
planung im Sinne des Raumplanungsgesetzes20 ist grund-                   • abwechslungsreiches Waldmosaik fördern
sätzlich freiwillig, jedoch Ziel der Bundesbeiträge nach dem             • den Gewässerraum vernetzen
Bundesgesetz über den Natur- und Heimatschutz.21                         • Landschaft vor diffusen Beeinträchtigungen bewahren

18   Steiger (2016), Den Landschaftswandel gestalten.
19   Bundesgesetz über die Raumplanung (Raumplanungsgesetz, RPG) vom 22. Juni 1979 (Stand am 1. Januar 2016).
20   Vgl. Bundesgesetz über die Raumplanung (Raumplanungsgesetz, RPG) vom 22. Juni 1979 (Stand am 1. Januar 2016), Art. 6 Abs. 2 Bst. b.
21   BAFU (2015), Merkblatt «Kantonale Landschaftskonzeption und kohärente Landschaftsqualitätsziele».
22   Simmen/Walter et al. (2006), Den Wert der Alpenlandschaften nutzen.
23   BAFU/WSL (2017), Wandel der Landschaft.                                                                                               13
Die revitalisierte Aare bei Belp berücksichtigt die Anliegen von Natur-, Hochwasser- und Grundwasserschutz und ermöglicht mitten in der
     Agglomeration Bern ein hochwertiges Landschaftserlebnis. Foto: Vinzenz Maurer, AWA Bern

     WASSER                                                                In einem Modellvorhaben wurden ebenfalls solche organi-
     Im Gewässerbereich widmen sich verschiedene Ansätze                   satorischen Fragen aufgegriffen (siehe grauer Kasten zum
     Interessenkonflikten. Einige Beispiele:                               Modellvorhaben Schutz und Nutzung von Gewässern im
                                                                           Aare- und Gürbetal S. 17)
     Im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms «Nach-
     haltige Wassernutzung» (NFP 61) wurden Grundlagen und                 Zum haushälterischen Umgang mit den Wasserressourcen
     Methoden für einen nachhaltigen Umgang mit den Wasser-                und der frühzeitigen Auseinandersetzung mit Wassermen-
     ressourcen in der Schweiz erarbeitet. Eine thematische Syn-           genkonflikten hat das BAFU Praxisgrundlagen in drei Mo-
     these widmet sich – im Zusammenhang mit Interessen- und               dulen erarbeitet (siehe S. 32):25
     Nutzungskonflikten in der Wasserwirtschaft – dem Aspekt
     der Wassergouvernanz. Dabei geht es um die Steuerung                  • Bestimmung von Regionen mit Handlungsbedarf bei
     der Wasserressourcen sowie um Regeln, Normen und Zu-                    Trockenheit
     sammenarbeitsprozesse, welche die Aktivitäten im Zusam-               • Erarbeitung von Massnahmen zur langfristigen
     menhang mit Wasser leiten. Die Synthese gibt Anstösse zur               Sicherstellung der Wasserressourcen
     Form und Intensität der Zusammenarbeit in den verschie-               • Umgang mit Wasserressourcen in Ausnahmesituationen
     denen Phasen im Zyklus des Wassermanagements (siehe
     Abbildung 3). Des Weiteren werden Einflussmöglichkeiten               In diesem Themenfeld ist auch das Modellvorhaben «In-
     des Bundes und der Kantone zur Förderung der Ansätze im               tegrales Wassermanagement Seeland–Broye» angesiedelt
     integralen Einzugsgebietsmanagement (IEM) aufgeführt.24               (siehe Kasten auf Seite 18).

     24 Schmid/Walter et al. (2014), Nachhaltige Wassergouvernanz. Herausforderungen und Wege in die Zukunft.
     25 www.bafu.admin.ch/wasserressourcenmanagement
14
Die Wasser-Agenda 21 zeigt auf vier Faktenblättern Ziel-                         zung von Gewässern im Aare- und Gürbetal» (siehe Kasten
konflikte in der Wasserwirtschaft auf:                                           Seite 17).

• Siedlung / Verkehr – Wasserversorgung: Zielkonflikte um                        Die Energiestrategie 2050 will unter anderem die Was-
  Schutzzonen                                                                    serkraftnutzung fördern und erkennt ihr daher neu ein
• Gewässerschutz – Landwirtschaft: Zielkonflikte bei Revi-                       nationales Interesse zu: Dies gilt für einzelne Anlagen zur
  talisierungen                                                                  Nutzung erneuerbarer Energien wie Speicherkraftwerke,
• Landwirtschaft – Gewässerschutz: Zielkonflikte um Be-                          Pumpspeicherkraftwerke sowie Kleinwasserkraftwerke ab
  wässerung                                                                      einer bestimmten Grösse und Bedeutung. In gewissen Fäl-
• Gewässerschutz – Wasserversorgung: Zielkonflikte bei                           len, beispielsweise bei Biotopen von nationaler Bedeutung,
  Revitalisierungen                                                              sind neue Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien
                                                                                 aber ausgeschlossen. Wenn künftig zwischen Schutz- und
In den Faktenblättern wird insbesondere auch auf praktische                      Nutzungsinteressen entschieden werden muss, sollen
Ansätze zum Vorgehen und zur Konfliktlösung hingewiesen.                         grundsätzlich beide Anliegen – Schutz und Nutzung – den
Im Vordergrund stehen dabei regionale Planungen. Hierzu                          Status eines nationalen Interesses einnehmen und gleich-
werden auf den Faktenblättern auch Tipps zur Entwicklung                         wertig gegeneinander abgewogen werden. Somit wird mit
von Planungen gegeben.26 Mit ausgewählten Konflikten                             der Energiestrategie 2050 eine Akzentverschiebung zu-
befasst sich auch das Modellvorhaben «Schutz und Nut-                            gunsten der erneuerbaren Energien angestrebt.27

       Situationsanalyse
                                                      Auslösung                             Visio n
        Einzugsgebiete festlegen
                                                                                                                 En
                                                                                                                      tw
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                                                                    U                                                          r
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                                                                                                                               ol
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                                                                                                                                     le
                                                          bu

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                                                         ri e
                                                        Bet

                                                                                 PROZESSLEITUNG
                                                                                                                                          Massn

            Initiative
                                                        g

            Prozesszyklus
                                                        ru n

                                                                                                                                        ahm
                                                          sie

                                                                                                                                            e

            Voraussetzungen
                                                                                                                                    np
                                                               li
                                                            ea

                                                                                                                                   la
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                                                                                          Projektierung

                                          PARTIZIPATION                               FINANZIERUNG                                        MONITORING

Abbildung 3: Leitgrafik zum Einzugsgebiet
Quelle: vgl. BAFU (Hrsg.) (2012) Einzugsgebietsmanagement, Anleitung für die Praxis zur integralen Bewirtschaftung des Wassers in der Schweiz,
Teil3: Initiative, S.2

26 Wasser-Agenda 21 (2017), Faktenblätter zu Zielkonflikten in der Wasserwirtschaft.
27 Siehe Energiegesetz (EnG) vom 30. September 2016, Art. 12; BFE (2017), Energiestrategie 2050 nach der Volksabstimmung vom 21. Mai
   2017; BFE (2016), Massnahmen zum Ausbau der erneuerbaren Energien: www.bfe.admin.ch (12.09.2017).                                                   15
Beim Laj Palpuogna erfolgen naturnaher Tourismus und Wasserkraftnutzung seit 1898 im Einklang. Ein mögliches Vorbild für die
     Energiestrategie 2050? Foto: Daniel Arn, Bern

16
MODELLVORHABEN «SCHUTZ UND NUTZUNG VON GEWÄSSERN
•   IM AARE- UND GÜRBETAL»

    Bei Projekten im Zusammenhang mit Gewässern treffen oft Ansprüche und Interessen aufeinander,
    die sich teilweise widersprechen. Gegensätze können sich zwischen den verschiedenen Wassersek-
    toren Gewässerschutz, Wassernutzung und Schutz vor den Gefahren des Wassers oder auch über
    den Wassersektor hinaus ergeben, etwa mit der Landwirtschaft. Das Projekt ging der Frage nach, wie
    über Ausgleichsmechanismen und geeignete Organisationsformen dennoch eine Win-win-Situation
    erreicht und lokale Partikularinteressen überwunden werden können.

    Die Analysen basierten auf drei konkreten Fallbeispielen im Aare- und Gürbetal (Kanton Bern), in
    denen Anreize und Mechanismen gesucht wurden, um Anlagenbetreiber dazu zu motivieren, ihre
    Nutzungen zugunsten des Naturschutzes einzuschränken.

    Die Diskussionen mit den beteiligten Akteuren haben gezeigt, dass sich die Umsetzung von grossräu-
    migen und sektorübergreifenden Massnahmen, die aus volkswirtschaftlicher Sicht positiv bewertet
    wurden, oft als schwierig erweist. Der Grund kann sein, dass ein aus ökologischer Sicht sinnvolles
    Vorhaben betriebswirtschaftlich nicht rentabel ist oder ein betriebswirtschaftlich sinnvolles Projekt
    an organisatorischen Hindernissen oder Akzeptanzproblemen scheitert. Die Vielfalt der Ausgangs-
    und Problemlagen erfordert, dass zusammen mit den Betroffenen im Einzelfall Lösungen gesucht
    werden. Der Bericht liefert hierzu einen Werkzeugkasten mit ökonomischen und organisatorischen
    Instrumenten.

    Unter anderem werden im Bericht Varianten für Zusammenarbeitsformen in einem Perimeter (z. B.
    Einzugsgebiet) erläutert:

    • Zusammenarbeit aller relevanten Träger im Perimeter und in allen Phasen des Wassermanagements,
     das heisst von Planung und Projektierung über Realisierung und Bewirtschaftung der Massnahmen.

    • Formelle Zusammenarbeit aller relevanten Träger im Perimeter in spezifischen Phasen des Wasser-
     managements, zum Beispiel in der Planung. In den restlichen Phasen (z. B. Realisierung) sind die
     einzelnen Träger selber verantwortlich.

    • Informelle Zusammenarbeit aller relevanten Träger im Perimeter in spezifischen Phasen, beispiels-
     weise Schaffung einer Koordinations- und Informationsplattform.

    • Zusammenarbeit in einem Teil-Perimeter, etwa im Primärbereich der Wasserversorgung und Abwas-
     serentsorgung, aber ohne Endversorgung und -entsorgung. Die Endversorgung und -entsorgung er-
     folgt durch die Gemeinden.

    • Einbezug weiterer Sektoren im Perimeter ausserhalb der Wasserwirtschaft, beispielsweise Wald.

    Weitere Informationen:
    Schlussberichte: www.ecoplan.ch/projekte > Energie und Umwelt
    Modellvorhaben: www.modellvorhaben.ch

                                                                                                            17
MODELLVORHABEN
     «INTEGRALES WASSERMANAGEMENT SEELAND–BROYE»

     Im Gebiet Seeland– Broye häuften sich in den letzten Jahren Phasen lokaler Wasserknappheit, kri-
     tischer Trockenheit und Niedrigwasser. Gleichzeitig gilt das Gebiet als eines der wichtigsten land-
     wirtschaftlichen Produktions- und Vorranggebiete in der Schweiz. Diese Entwicklungen führen zu
     Konflikten zwischen den verschiedenen Nutzungs- und Schutzansprüchen, wobei die Landwirtschaft
     eine zentrale Rolle einnimmt.

     Ursprüngliches Ziel des Projekts war es, Grundlagen, Varianten und Modelle für ein überkantonales
     Wassermanagement (BE, VD und FR) im Einzugsgebiet Seeland–Broye zu erstellen und darauf ba-
     sierend Entscheidungsmechanismen und konkrete Handlungsanweisungen für die Kantone auszu-
     arbeiten. Der Ansatz wurde aus verschiedenen Gründen nicht wie geplant weiterverfolgt. Vor dem
     Hintergrund des IEM-Projektzyklus gemäss Abbildung 3 wurde diesbezüglich auf folgende Aspekte
     aufmerksam gemacht:

     • Ausgangslage: Die Ausganglage im Seeland war komplex, etwa aufgrund unterschiedlicher gesetz-
      geberischer Voraussetzungen in den drei Kantonen, weshalb ein sehr hoher Koordinationsbedarf
      in allen drei Dimensionen (inhaltlich, räumlich, zeitlich) gegeben war. Für Vorhaben mit einem sehr
      hohen Koordinationsbedarf wird ein Vorgehen nach dem IEM-Zyklus vorgeschlagen.

     • Projektphase: Es wurde versucht, eine gemeinsame Vision zu entwickeln, aber es fehlte noch eine
      fundierte Situationsanalyse.

     • Entwicklungskonzept/Massnahmenplan: Nach der Neuausrichtung des Projekts verfolgte man das
      Ziel eines interkantonalen Richtplans und erstellte gleichzeitig eine Situationsanalyse. Eine gemein-
      same langfristige Vision gab es aber noch nicht. Diese ist aktuell in Entwicklung.

     Aus diesen Gründen wurde das Projekt neu ausgerichtet. Das Ziel ist nun, einen «Plan Stratégique
     Régional Intercantonal» für die Region Seeland–Broye zu erarbeiten. Das Konzept basiert auf einer
     Aufbereitung von Daten, der Bildung von Typenregionen, der modellhaften Lösungsentwicklung für
     diese Typen und der Übertragbarkeit der Lösungen auf andere Regionen. Das Projekt ist noch in
     Bearbeitung.

     Weitere Informationen:
     Schlussbericht: https://proagricultura.ch/projekte
     Pro Agricultura Seeland: www.proagricultura.ch
     Modellvorhaben: www.modellvorhaben.ch

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Situation 1981

Situation aktuell

Nicht nur Veränderungen in der Landwirtschaft, sondern auch Siedlungsentwicklung, Freizeitnutzungen und Verkehrsträger prägen die Broye-Ebene
bei Avenches (Vergleich 1981 und 2017). Quelle: swisstopo

                                                                                                                                                19
BODEN                                                                Die Ressourcenpolitik Holz wird mit dem Aktionsplan Holz
     Zurzeit ist einerseits eine nationale Bodenstrategie in              umgesetzt. Der aktuelle Aktionsplan 2017–2020 fokussiert
     Erarbeitung, und andererseits steht das Nationalfonds-               auf drei Schwerpunkte: «optimierte Kaskadennutzung»,
     Programm «Nachhaltige Nutzung der Ressource Boden»                   «klimagerechtes Bauen und Sanieren» sowie «Kommuni-
     (NFP 68) kurz vor dem Abschluss.28 Im Vordergrund der                kation, Wissenstransfer und Zusammenarbeit». Der Aktions-
     Bodenstrategie steht ein nachhaltiges und integrales Ma-             plan konzentriert sich auf flankierende und unterstützende
     nagement der Ressource Boden. Dafür werden Ziele und                 Instrumente wie Beratung und Information, Kommunikation,
     Stossrichtungen in verschiedenen Bereichen wie Landwirt-             Wissenstransfer, Abstimmung und Koordination etc.30 Über-
     schaft, Raumplanung oder Wald genannt. Als Massnahmen                dies hat das Nationale Forschungsprogramm «Ressource
     zur Reduktion des Verlusts von Bodenquantität und -qua-              Holz» (NFP 66) wissenschaftliche Grundlagen und praxis-
     lität wird unter anderem empfohlen, die Bodenqualität in             orientierte Lösungsansätze für eine bessere Verfügbarkeit
     der Raumplanung vermehrt zu beachten, den Bodenver-                  und eine breitere Nutzung der Ressource Holz erarbeitet.31
     brauch quantitativ zu begrenzen, die Verwaltung sowie
     Nutzer für die Probleme des Bodens zu sensibilisieren und            BIOMASSE
     die Zusammenarbeit zwischen Bund, Kantonen, Gemeinden                Die Biomassestrategie Schweiz32 basiert auf der Vision,
     und Fachverbänden, aber insbesondere zwischen Boden-                 dass die Fläche für den Anbau von Biomasse quantitativ
     schutz- und Raumplanungskreisen zu stärken.                          und qualitativ auf dem heutigen Niveau erhalten bleiben
                                                                          soll. Um dies zu erreichen, sollen die verschiedenen Politik-
     HOLZ                                                                 bereiche (Raumplanung, Umwelt, Energie, Landwirtschaft
     Mit der Ressourcenpolitik Holz werden Ziele formuliert, da-          etc.) daran ausgerichtet werden. Die Strategie umfasst
     mit das Holz aus Schweizer Wäldern nachhaltig und ressour-           acht Ziele. Unter anderem ist festgehalten, dass zur Sicher-
     ceneffizient bereitgestellt, verarbeitet und verwertet wird.         stellung der inländischen Versorgungssicherheit die in der
     Dafür werden vier Ziele abgeleitet, unter anderen, dass das          Schweiz produzierte Biomasse einen möglichst hohen Bei-
     Holznutzungspotenzial des Schweizer Waldes nachhaltig                trag leisten soll. Des Weiteren sollen Verluste minimiert so-
     ausgeschöpft wird und die Innovationskraft der Wertschöp-            wie die Produkte und Nebenprodukte möglichst hochwertig
     fungskette Wald und Holz zunimmt. Mit der Nutzung der                verwertet werden. Dafür sollen Synergien bei der Produktion
     Ressource Holz soll ein Beitrag zur Minderung des Klima-             und Verwertung von Biomasse sowie zwischen verschiede-
     wandels geleistet werden:29                                          nen Nutzungsarten der Landressourcen genutzt werden.

     • Senkenfunktion des Waldes: Mit einer zusätzlichen Holz-            In der UNESCO Biosphäre Entlebuch soll im Rahmen eines
      nutzung im Rahmen der nachhaltigen Waldbewirtschaftung              Modellvorhabens eine regionale Biomassestrategie umge-
      entsteht Platz für neue Bäume, welche der Atmosphäre                setzt und ein Zentrum zur nachhaltigen Nutzung von Bio-
      CO2 entziehen.                                                      masse geschaffen werden (siehe den folgenden Kasten).
     • Lagerung von Kohlenstoff in Holzprodukten: Eine Verwen-
      dung von Holz in Gebäuden oder Möbeln führt dazu, dass
      der Kohlenstoff in Holzprodukten gespeichert wird.
     • Substitution: Energieintensive Baustoffe wie Stahl und
      Beton oder auch fossile Rohstoffe können substituiert
      werden.

     28   Nationales Forschungsprogramm Ressource Boden (NFP 68): www.nfp68.ch/de (19.09.2017).
     29   Vgl. SSH, CO2- Senkenleistung von Schweizer Holz.
     30   Vgl. BAFU (2017), Ressourcenpolitik Holz.
     31   Nationales Forschungsprogramm Ressource Holz (NFP 66): www.nfp66.ch/de (19.09.2017).
     32   BFE/BLW et al. (2009), Biomassestrategie Schweiz.
20
MODELLVORHABEN «NUTZUNG VON BIOMASSE IM ENTLEBUCH» 33

Holz und Biomasse sind heute wichtige Bestandteile der regionalen Wertschöpfung. Allerdings ist das
Potenzial einer nachhaltigen energetischen Nutzung der Biomasse und der Schaffung von regiona-
len Stoffkreisläufen um ein Vielfaches grösser. Mit dem Ziel, die Biomasse in der UNESCO Biosphäre
Entlebuch nachhaltig zu verwerten, wurde im Rahmen des Projekts angestrebt, eine verbindliche,
regionale Biomassestrategie für die UNESCO Biosphäre Entlebuch zu erstellen und ein Zentrum zur
nachhaltigen Nutzung der Biomasse zu schaffen. Das Projekt befindet sich zurzeit noch in Erarbeitung.

Als Grundlage für das Projekt wurden die regionalen Biomassenströme erfasst und visualisiert. Diese
Daten sollen nicht nur als Grundlage zur Lösung von Interessenskonflikten, sondern auch zur Simu-
lierung und Veranschaulichung unterschiedlicher Verarbeitungstechniken dienen. Des Weiteren wird
angestrebt, die gewonnen Erkenntnisse mittels Bildungsangeboten und einer Ausstellung langfristig
einer breiten Öffentlichkeit und einem Fachpublikum zugänglich zu machen. Die regionale Biomas-
sestrategie soll zukünftig zudem in den regionalen Richtplan integriert werden.

Als Zwischenergebnis konnten unter anderem die folgenden Erkenntnisse formuliert werden:

• Bei der Verwertung von Biomasse ist eine Vielzahl von «autonom» entscheidenden Produzenten
 und Verarbeitern involviert. Zudem gibt es auf regionaler Ebene keine Instanz, welche die formelle
 Kompetenz hätte, eine Strategie umzusetzen. Folglich ist auf regionaler Ebene eine Biomassenstra-
 tegie wenig zielführend. Vielmehr geht es darum, die Zielrichtung zu kennen und konsequent die
 Gelegenheiten zu nutzen, die eine Optimierung in die vorgesehene Richtung ermöglichen.

• Für die Aufbereitung der Ist-Situation des Biomassenpotenzials sind Gespräche vor Ort und Ab-
 schätzungen notwendig. Es reicht nicht, wenn nationale oder kantonale Studien auf eine Region
 heruntergebrochen werden, da jede Region eigene Nutzungen und Eigenheiten aufweist.

• Indem nochmals an der Problemwahrnehmung gearbeitet wurde (z. B. durch Vernetzung mit For-
 schung), konnte die Ausgangslage differenzierter betrachtet und die ambitionierte Zielsetzung
 verworfen werden.

• Als Voraussetzung für eine breite Abstützung des Projekts ist eine enge Zusammenarbeit mit den
 verschiedenen betroffenen Akteuren aus dem Marktumfeld wichtig. Es hat sich gezeigt, dass kon-
 krete Verbesserungen nur dort stattfinden, wo die Produzenten und Verwerter Handlungsbedarf
 und -möglichkeiten sehen. Deshalb treffen sich nun die Produzenten und Verwerter von Biomasse
 jährlich oder zweijährlich und konkretisieren die Ziele, den Handlungsbedarf und die Handlungs-
 möglichkeiten an ihren Branchentreffen.

• Zurzeit ist offen, wer den Zielfindungsprozess moderiert und ob dieser nach Projektabschluss weiter
 bestehen wird.

• Der Handlungsbedarf soll in einer Zusammenarbeit mit den relevanten Akteuren bestimmt und
 nicht im Rahmen einer Top-down-Strategie vorgegeben werden.

Weitere Informationen:
Energierama: www.energierama.ch
Modellvorhaben: www.modellvorhaben.ch

33 Nebst dem Projektträger Energierama (bestehend aus UNESCO Biosphäre Entlebuch, der Gemeinde Entlebuch und des Businessparks
   AEntlebuch.ch – Park für Arbeiten und Wohnen) sind im Modellvorhaben diverse Partner eingebunden.                             21
Bei Übergangszonen von der Siedlung zur Landwirtschaftszone – wie hier in Romanel-sur-Lausanne – ist es wichtig, ein harmonisches
     Zusammenleben zwischen den Nutzern zu fördern.

     LANDWIRTSCHAFT                                                           Zu den Förderinstrumenten der Agrarpolitik zählen die
     Mit der Agrarpolitik schafft der Bund Rahmenbedingen                     Strukturverbesserungen einschliesslich Projekten zur re-
     für eine nachhaltige, ressourcenschonende und auf den                    gionalen Entwicklung (siehe dazu Abschnitt 2.2.3), Direkt-
     Markt ausgerichtete Produktion von qualitativ hochwertigen               zahlungen inkl. der Ressourcenprogramme sowie die Ab-
     Nahrungsmitteln. Der zentrale Wirkungsort der Agrarpolitik               satzförderung.
     ist der ländliche Raum. Bei der Agrarpolitik liegt der Fokus
     auf der Nutzung des Bodens, gleichzeitig formuliert die Ag-              Das Ressourcenprogramm ist ein Innovationsprogramm für
     rarpolitik aber auch viele Schutzanliegen und enthält ent-               die Landwirtschaft. Im Vordergrund steht die Unterstützung
     sprechende Förderinstrumente. Gemäss der Botschaft zur                   von technischen, organisatorischen und strukturellen Neu-
     Weiterentwicklung der Agrarpolitik in den Jahren 2014 bis                erungen, die nachweislich wirksam sind und deren Erpro-
     201734 entwickelt sich der ländliche Raum «im Spannungs-                 bung in einer Region oder Branche einen Erkenntnisgewinn
     feld zwischen der weiteren Liberalisierung der Agrarmärkte               über die Projektregion respektive -branche hinaus haben.
     und dem Strukturwandel auf der einen und der zunehmen-
     den Ressourcenverknappung auf der anderen Seite.» Des                    Solche Neuerungen werden finanziell unterstützt, wenn
     Weiteren wird darauf hingewiesen, dass es wichtig ist, einen             dies zur Einführung nötig ist und sie in absehbarer Zeit
     vitalen ländlichen Raum zu erhalten, da mit den knapper                  ohne Bundesunterstützung weitergeführt werden. Die öko-
     werdenden natürlichen Ressourcen langfristig stabile regio-              logische Verbesserung soll nicht durch die Reduktion der
     nale Wirtschaftskreisläufe wieder an Bedeutung gewinnen.                 inländischen Produktion, sondern durch eine Steigerung
     Ein Modellvorhaben widmete sich der Sensibilisierung der                 der Effizienz beim Ressourceneinsatz erreicht werden.35
     Raumplanung für die Anliegen der Landwirtschaft (siehe
     Kasten zum Modellvorhaben «Landwirtschaft und Siedlung
     im Norden Lausannes»).

     34 Schweizerischer Bundesrat (2012), Botschaft zur Weiterentwicklung der Agrarpolitik in den Jahren 2014–2017 (Agrarpolitik 2014–2017).
     35 BLW (2017), Ressourcenprogramm: www.blw.admin.ch (13.11.2017); BLW (2014), Erläuterungen zur nachhaltigen Nutzung natürlicher
22      Ressourcen gemäss Art. 77a und 77b LwG.
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