HANDWERK MEHR BILD UNG - Handwerkskammer Bremen

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HANDWERK MEHR BILD UNG - Handwerkskammer Bremen
HANDWERK
                                                                                                         Oktober 2020

                                                                  in Bremen und Bremerhaven

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                                                               ­Verstand
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  zur Coron           te
                                                               Eine Handwerksausbildung ist ein guter Start in das
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                                                               Berufsleben – mit besten Aussichten für die Zukunft.
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  Im Interview                               Digitalisierung
  Arbeitsagentur-Chef Joachim Ossmann über   Die Bremer Handwerkskammer lädt ihre
  die Lage auf dem Ausbildungsmarkt.         ­Betriebe zu einem Workshop-Tag ein.
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Wir erwärmen
          Ihr Heim,
          nicht das Klima.
          inhome-Klimaschutzpaket für
          Altbau- und Neubauprojekte
          > Individuelle Heizungslösungen
          > Optimale Photovoltaik-Anlagen
          > Lithium-Ionen-Batteriespeicher
          > Bedarfsgerechte Wärmepumpen
          > Wallbox für Ihr Auto

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09/2020
HANDWERK MEHR BILD UNG - Handwerkskammer Bremen
„
Trend zu Abitur mit direkt anschließendem
                                                                                                    EDITORIAL
                                                                                                                3

Studium scheint temporär unterbrochen
                                                                         “
                Liebe Handwerkerinnen und Handwerker,
                sehr geehrte Leserinnen und Leser,

    seit rund acht Wochen läuft das neue Ausbildungsjahr, doch in vielen Bremer Handwerks-
    betrieben sind auch weiterhin Ausbildungsplätze frei. Der Grund: Im bremischen Hand-
    werk haben sich in diesem Jahr deutlich weniger junge Menschen um eine Ausbildung
    beworben als üblich. Folglich wurden auch weniger Ausbildungsverträge geschlossen.
    Zuletzt schien sich die Situation für die Betriebe aber leicht zu entspannen. Nun ist zu hof-
    fen, dass sich bei den Nachvermittlungsaktionen, die die Handwerkskammer gemeinsam
    mit der Agentur für Arbeit durchführt, noch weitere Jugendliche für eine Ausbildung im
    Handwerk interessieren oder Späteinsteiger sich über eine Einstiegsqualifizierung dafür
    gewinnen lassen. Darum gilt es nun, dass die Betriebe nicht nachlassen, interes-
    sante Ausbildungs- und Praktikumsplätze für spannende Handwerksberufe
    anzubieten. Das Schöne: Unter Umständen können Betriebe finanziell
    unterstützt werden, wenn sie einen Lehrling einstellen. Dies gilt gleicher-
    maßen in Form eines Ausbildungsbonus, wenn Betriebe für besonders
    förderungsbedürftige Jugendliche, die seit mindestens einem Jahr
    einen Ausbildungsplatz suchen, zusätzliche betriebliche Ausbildungs-
    plätze bereitstellen. Ebenso gibt es Unterstützung für Einstiegsquali-
    fizierungen, wenn Betriebe einem Jugendlichen ohne Ausbildungs-
    platz ein sechs- bis zwölfmonatiges Praktikum anbieten. Hier kann es
    sich für Ausbildungsbetriebe lohnen, wenn sie sich bei der Agentur für
    Arbeit jeweils vorher nach den Voraussetzungen für eine Förderung er-
    kundigen. Für Späteinsteiger ab Oktober empfiehlt die Handwerkskam-
    mer unter Umständen eher eine Einstiegsqualifizierung. Sie kann gefördert
    und auf die Dauer der Lehrzeit angerechnet werden.

    Diejenigen, die eine Ausbildung beginnen, werden in manchem Gewerk nach ein paar Wo-
    chen offiziell begrüßt. Mit am bekanntesten ist der „Bau-Start“ im HandWERK. Traditionell
    beglückwünschen Vertreter und ältere Azubis des Bauhandwerks die neuen Lehrlinge
    zu ihrem Entschluss und begrüßen sie offiziell als Kollegen. Dabei stellen sich stets auch
    Lehrkräfte den Jugendlichen vor und informieren sie über den Ablauf der überbetrieb-
    lichen Ausbildung in den verschiedenen Ausbildungszentren. Zwar hat der Bau-Nach-
    wuchs mit seinen Berufen eine hervorragende Wahl für die eigene Zukunft getroffen, und
    auch das HandWERK ist den Schulen gleichgesetzt, sodass es wieder wie in Zeiten des
    Normalbetriebs läuft. Doch leider lässt die Vorsicht vor neuen Corona-Fällen in diesem
    Jahr keinen „Bau-Start“ zu. Ich bedauere dies sehr. Umso mehr freue ich mich aber, dass
    die Augenoptiker zurück sind. Des Weiteren haben wir in unserem Kompetenzzentrum für
    eine bessere Ausbildung investiert und die Maler-, Bäcker- und Elektro-Werkstätten um
    moderne Technologien ergänzt. Ich wünsche allen Teilnehmern und Lehrkräften sowie
    dem Bildungszentrum, dass sich die Investitionen lohnen und die Aus- und Weiterbildung
    im HandWERK weiterhin stets auf dem besten Stand ist und bleibt. Zum Schluss noch ein
    kleiner vermeintlicher Lichtblick: Laut dem N
                                                ­ ationalen Bildungsbericht werden wir aktuell
    und in den kommenden Jahren in Deutschland weniger Abiturienten haben. Damit dürfte
    der langfristige Trend zu Abitur und einem direkt anschließenden Studium temporär
    unterbrochen sein. Ich hoffe und wünsche uns allen, dass sich dies 2021 in den Bewerber-
    zahlen widerspiegelt.

                                Thomas Kurzke
                    Präses der Handwerkskammer Bremen
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INHALT
4

    INHALT                                            MEHR
                                                      AUSBILDUNG
    TITELTHEMA                        6
    AUS-/WEITERBILDUNG                15
    NEWS / BETRIEBE                   26
    HANDWERK AKTIV                    28
    TIPPS & TRENDS                    29
    IM FOKUS                          32
    BETRIEBSBÖRSE                     34
    VERANSTALTUNGEN                   36
    PERSONALIEN                       38

    AUS- / WEITERBILDUNG
    Meisterhaft bestanden                  15
    Virtuelle Lackierung                   16
    Nur Augen für das Handwerk             17     TITELTHEMA
    Langzeitpraktikum und mehr             18
    Dachdecker begrüßen Jung-Gesellen 23

                                                 Ausbildung
    Spannungsvolle Kfz-Ausbildung          24
    Im Praktikum die Welt entdecken        25

    NEWS / BETRIEBE
    Kfz-Markt bleibt schwierig             26   Mit Sinn und Verstand                                6
                                                 Ausbildung in Corona-Zeiten: Die HiBB blickt hinter
    75 Jahre Elektro Litten                27
                                                 die Kulissen zweier Betriebe.
    125 Jahre Dachdeckerei Ahrens          27
                                                 „Generation Corona vermeiden“                        10

    HANDWERK AKTIV                               Joachim Ossmann von der Agentur für Arbeit
                                                 ­Bremen-Bremerhaven im Interview. 
    Gebäudereiniger polieren Image auf     28
                                                 Was, wer, wo?                                        12
    Innungen pflegen weiterhin Kontakt     28
                                                 Übersicht mit Ansprechpartnern und
    KH erhält Radio-Bremen-Torte           29   ­Adressen der Handwerksinstitutionen. 
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INHALT
                                                                                                                5

                                                       TIPPS & TRENDS
                                                       Sicherer Hafen für kleine Kfz-Flotten              29
                                                       Workshop Digitalisierung                           30
                                                       Innovationen leben                                 31

                                                       IM FOKUS
                                                       KH Bremen bei der CDU-Fraktion                     32

                                                       SERVICE
                                                       Betriebsbörse                                      34
                                                       Impressum                                          35

                                                       VERANSTALTUNGEN
                                                       Oktober 2020                                       36

                                                       PERSONALIEN
                                                       Jubiläen & Geburtstage                             38

                                                       HWK Bremen erweitert Team                          32
                                         6

  ANKÜNDIGUNG

WORKSHOPTAG – DIGITALISIERUNG

Das digitale Handwerk
– zukunftsfähige Aufstellung des Handwerks zur
Bewältigung der digitalen Herausforderungen –
am Mittwoch, 4. November 2020, 14:30 bis 18:30 Uhr
in der Handwerkskammer Bremen

Einladung an alle Handwerkerinnen und Handwerker
Zum Austausch mit Akteuren der Kammer und der
Politik mit dem Ziel Unterstützungsangebote für die
Betriebe zu erarbeiten                                        In der Abschlussrunde mit dabei: Kristina Vogt,
                                                              Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa zu
                                                              den Herausforderungen und Möglichkeiten der
(Nähere Informationen auf Seite 30)                           Digitalisierung in der Handwerkspraxis
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TITELTHEMA
6

     MEHR
     AUSBILDUNG

Merrit Finke hat trotz Corona-Krise im Sommer ihre Ausbildung zur Konditorin begonnen. Sie freut sich auch über die guten Perspektiven, die ihr das
Handwerk zu bieten hat.                                                                                             Fotos: Frauke Janßen, Autohaus Hinte

                  Mit Sinn und Verstand
                  Eine Ausbildung kann für junge Menschen die Erfüllung ihrer Träume bedeuten. Ob
                  mit oder ohne Abitur – eine duale Handwerkslehre ist ein guter Weg, das eigene
                  Berufsleben zu beginnen. Die Perspektiven sind trotz Pandemie ausgezeichnet
                  und es gibt zahl­reiche freie Plätze

  Bereits als kleines Mädchen hat Merrit Finke davon geträumt,                  Für Merrit Finke ist Vanilla Instinct der ideale Ausbildungsbetrieb.
Hochzeitstorten zu backen. Irgendwann wollte sie dann ihr                       Sie kommt aus Worpswede und hat nach ihrem Schulabschluss
eigenes kleines Café eröffnen. Nun ist die 20-Jährige ihrem                     der zwölften Klasse im dortigen Café von Warnecke und Alpers
Ziel entscheidend nähergekommen. Seit August macht sie                          gekellnert. Nun freut sie sich über ihren Ausbildungsplatz in
eine Ausbildung zur Konditorin bei Vanilla Instinct. Angelernt                  der Bremer Innenstadt. Und Warnecke freut sich, ihr Wissen
wird sie von den Konditormeisterinnen Mona Warnecke und                         ­weiterzugeben. Die 26-jährige Konditormeisterin war nach
Kelly-Amelie Alpers. Die beiden haben das Café mit Konditorei-­                  ihrem Abitur zehn Monate lang im Ausland und wollte eigent-
Werkstatt Ende vergangenen Jahres in der Bremer Knochen-                         lich ­studieren. „Aber dann habe ich die vielen schönen Cafés in
hauerstraße eröffnet – und ein Jahr zuvor ein Wochenendcafé                      England gesehen. Weil ich immer schon gerne gebacken habe
in Worpswede. „Unser Hauptgeschäft besteht allerdings aus                        und etwas Kreatives machen wollte, habe ich mich nach mei-
unseren Hochzeits- und Eventtorten“, sagt Mona Warnecke.                         ner R­ ückkehr einfach mal bei einigen Konditoreien beworben.“
Die liefern sie täglich aus, insbesondere an den Wochenenden. ­                  Mit Erfolg: Sie bekam gleich mehrere Zusagen. Mit ihrer nur ein
„Im Sommer ist Hauptsaison, vor allem für Hochzeiten, Ein-                       Jahr älteren Kollegin legte Mona Warnecke seitdem eine steile
schulungen oder Taufen“, zählt die Handwerksmeisterin auf.                       ­Karriere hin.
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                                                                                                                                                     7

    Voller Tatendrang sind auch Merrit Finkes (Mitte) Ausbilderinnen, die
    Konditormeisterinnen Mona Warnecke (links) und Kelly-Amelie Alpers              Patrick Hinte (links) und Serviceleiter Jörg Bischoff (rechts)
    (rechts) in ihrem neuen Bremer Café mit Werkstatt.                              setzen auf die Jugend. Mit den in diesem Jahr neu eingestell-
                                                                                    ten Auszubildenen Eileen Ebel, Dario Daher, Sabir Ibrahim und
                                                                                    Timm Dahnken (v.l.) beschäftigt das Autohaus Hinte insgesamt
                                                                                    sechs Nachwuchskräfte.

Anfangs arbeiteten sie nebenberuflich als Gesellinnen an einem              Auch beim Autohaus Hinte in Bremen-Blumenthal lässt man
kleinen Stand in der Bremer Markthalle, wo sie sich mit ihren               sich von Corona nicht entmutigen, sondern plant tatkräftig für
Torten einen Namen machten.                                                 die Zeit nach der Pandemie. Vier Auszubildende hat der Kfz-In-
                                                                            nungsbetrieb mit 22 Mitarbeitern in diesem Jahr eingestellt. Mit
Auch Corona konnte die beiden jungen Frauen bisher nicht                    einer Ausbildungsquote von mehr als 20 Prozent übertrifft die
aufhalten. Wie alle Ladengeschäfte mussten natürlich auch sie               Nord-Bremer Traditionsfirma den Durchschnitt der deutschen
vorübergehend die Türen schließen. Aber mit Kurzarbeit und                  Gesamtwirtschaft und selbst den des Handwerks deutlich.
Außerhauslieferungen überstanden sie die Zeit bislang gut. Für
ihre Auszubildende beantragten sie die Ausbildungsprämie, die               Geschäftsführer Patrick Hinte begreift dieses Engagement als
momentan als Unterstützung für Ausbildungsbetriebe angebo-                  Investition in die Zukunft seines wachsenden Unternehmens. In
ten wird (lesen Sie dazu auch die Infos auf Seite 13). „Jetzt läuft         diesem Jahr hat sich das Autohaus, das vier Marken vertritt und
es sogar noch besser als vor dem Lockdown“, freut sich Mona                 eine freie Werkstatt betreibt, noch einmal vergrößert. Hinte: „Wir
Warnecke.                                                                   haben den Anbau des Autohauses so gut wie fertig, ­möchten ...
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TITELTHEMA
8

                        ... unser Personal aufbauen und setzen
                        dabei verstärkt auf die Jugend.“ Sein Ziel
                        ist es, möglichst alle vier Auszubildenden,
                        darunter drei Kfz-Mechatroniker sowie
                        eine Automobilkauffrau, nach ihrer Lehre
                        zu übernehmen.

                        Die Sicherung von Fachkräften ist aber
                        nicht der einzige Grund, warum Patrick
                        Hinte und sein Team auch in Zeiten von
                        Corona auf die Ausbildung setzen. Es ist
                        auch die Freude, junge Menschen aus-
                        zubilden und sie in der „Hinte-Familie“
                        begrüßen zu dürfen. „Die Ausbildung
                        bereitet uns einfach viel Spaß“, sagt der
                        Firmenchef.

                        Die Freude an ihrem Handwerk ist auch
                        den Konditorinnen deutlich anzumerken.
                        Sie beschäftigen inzwischen vier Mit-
                        arbeiterinnen, darunter auch eine weitere
                        Meisterin. Am Ende ihrer Träume sind
                        Mona Warnecke und Kelly-Amelie Alpers
                        indes noch lange nicht. „Ich kann mir gut
                        vorstellen, weitere Filialen in anderen
                        Städten zu eröffnen“, sagt Warnecke.
                        Das findet auch die Auszubildende Merrit
                        ­Finke spannend: „Vielleicht kann ich
                         irgendwann eine davon übernehmen.“

                               Text: Frauke Janßen, Oliver Brandt

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HANDWERK MEHR BILD UNG - Handwerkskammer Bremen
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HANDWERK MEHR BILD UNG - Handwerkskammer Bremen
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     „Generation Corona vermeiden“
                 Joachim Ossmann leitet seit zweieinhalb Jahren die Agentur für Arbeit
                 Bremen-Bremerhaven. Im HiBB-Gespräch berichtet der Vorsitzende der
                 Geschäftsführung von der aktuellen Situation auf dem Ausbildungsmarkt
                 und ermuntert Betriebe, auch in schwierigen Zeiten weiter auszubilden

   HiBB: Herr Osmann, wie würden sie die aktuelle Ausbildungs-        den Filmen stellen wir unter anderem unser Angebot BERUFENET
situation im Land Bremen beschreiben?                                 vor, wo man sich über alle möglichen Berufe gut informieren
Joachim Ossmann: Dieses Jahr ist wegen der Pandemie wirk-             kann. In weiteren Videos geht es um einen Selbsterkundungstest,
lich ein besonderes Jahr – eines der ungewöhnlichsten, die wir je     das Verhalten in Vorstellungsgesprächen oder die Formulierung
erlebt haben. Wir haben große Schwierigkeiten gehabt, mit den         eines guten Bewerbungsschreibens. Das sind praktische Beispie-
Bewerbern in Kontakt zu kommen. Und wir haben gemerkt, dass           le, die genau den Bedarf der Jugendlichen treffen, wie uns die
sich die Betriebe wegen der wirtschaftlichen Unsicherheiten gro-      gute Resonanz zeigt.
ße Gedanken machen, ob und in welchem Umfang sie ausbilden.
Gemessen daran sind wir sehr froh, dass wir mit beiden Seiten         Wie sehen denn konkret die Zahlen in Sachen Ausbildung aus?
doch vergleichsweise gut ins Gespräch gekommen sind.                  Wir können sagen, dass wir – Stand August – für den kompletten
                                                                      Agenturbezirk Bremen-Bremerhaven bei den uns gemeldeten
Wie haben Sie das angestellt?                                         Ausbildungsstellen einen Rückgang von 11,2 Prozent im Vergleich
Zunächst einmal haben wir zusammen mit den beiden großen              zum Vorjahr zu verzeichnen haben. Bei den Bewerbern hatten
Kammern sehr viel Öffentlichkeitsarbeit gemacht. Wir haben uns        wir einen Rückgang von 0,5 Prozent. Das bezieht sich auf alle
mit der Handwerkskammer und der Handelskammer eng ab-                 Ausbildungsplätze, wir haben keine eigenen Zahlen für das Hand-
gestimmt, um immer wieder auf die Bedeutung einer Ausbildung          werk. Was für uns in dem Zusammenhang immer ganz wichtig ist:
aufmerksam zu machen. Um den Betrieben noch einmal deut-              Wie viele Stellen sind denn eigentlich noch offen? Und das sind
lich zu machen, dass sich der Fachkräftemangel durch Corona           1.237 im gesamten Agenturbezirk. Gleichzeitig gab es im August
nicht verflüchtigt hat, sondern genauso aktuell ist wie vorher.       1.488 Jugendliche, die noch einen Ausbildungsplatz suchten.
Dem Fachkräftemangel wirkt man eben ganz stark dadurch ent-           Aber der entscheidende Fakt ist, dass wir immer noch ganz viele
gegen, dass man ausbildet. Auf der anderen Seite wollten wir den      offene Ausbildungsstellen haben. Das stellen wir gegenüber den
Jugendlichen signalisieren, dass viele Betriebe auch nun weiter       Bewerbern ganz stark heraus. Also es lohnt sich auch nun noch,
suchen und dass es sich lohnt, sich zu bewerben. Wir haben            eine Stelle zu suchen und sich zu bewerben.
Unternehmen und Eltern angeschrieben und dabei eng mit dem
Bildungsressort zusammengearbeitet. Die Sommerferien haben            Die Zahl der offenen Stellen zeigt, was viele Betriebe aus der
wir dazu genutzt, uns telefonisch an 2.500 noch unversorgte Ju-       Praxis berichten: Es fehlt häufig an geeigneten Bewerbern. Wie
gendliche zu wenden. Und im September haben wir zusammen              lässt sich dieses Problem lösen und was können die Betriebe
mit den beiden Kammern in Bremen und Bremerhaven eine tele-           tun, um nun noch Auszubildende zu gewinnen?
fonische Nachvermittlungsaktion durchgeführt. Auch wenn das           Wir tun wirklich alles, um beide Seiten zusammenzuführen. Da
Ausbildungsjahr offiziell zum 1. August begonnen hat: Es gibt die     sind wir zunächst einmal froh, dass uns die Betriebe diese Stellen
Möglichkeit, später noch in die Ausbildung einzusteigen. Wir ha-      auch melden. In der Nachvermittlung sind unsere Berufsberater
ben darum mit unserer Ausbildungsvermittlung nicht auf einen          genauso aktiv wie die Ausbildungsberater der Handwerkskam-
Schlag aufgehört, sondern setzen unsere Bemühungen fort.              mer. Wir pflegen da einen engmaschigen Kontakt zu den Jugend-
                                                                      lichen. Wer sich die Zahl der offenen Ausbildungsstellen und die
Sie haben außerdem im Juni eine YouTube-Reihe gestartet, in           der noch suchenden Bewerber anschaut, könnte zu dem Ergeb-
der einer Ihrer Berufsberater in Erklärvideos Tipps rund um die       nis kommen: Das geht ja mathematisch einigermaßen auf. Aber
Ausbildung gibt. Worum geht es da genau und wie werden die            das ist natürlich nicht die ganze Wahrheit. Viele Bewerber suchen
Filme angenommen?                                                     nicht unbedingt die Stellen, die noch offen sind. Viele sind zudem
Wir wissen ja, dass Jugendliche nicht unbedingt auf den klassi-       gar nicht geeignet, die offenen Ausbildungsberufe zu ergreifen.
schen Wegen angesprochen werden möchten. Auf YouTube sind             Wir sagen den Jugendlichen immer, dass sie sich nicht auf ihren
wir aktiv, damit die Schüler in diesen Zeiten, in denen die Berufs-   Traumberuf kaprizieren sollen, sondern einen Plan B brauchen.
beratung an den Schulen praktisch nicht präsent war, sich zum         Natürlich muss die Ausbildung einigermaßen zu den Vorstellun-
Beispiel über unsere Internetangebote informieren können. In          gen des Jugendlichen und zu seiner Eignung passen. Aber das
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                                                                                                                                  11

Schlimmste ist es, keine Ausbildung zu machen. Wir sehen in          Mit Blick auf die aktuelle wirtschaftliche Verunsicherung stel-
unseren Statistiken, dass eine abgeschlossene Berufsausbildung       len wir einen Rückgang der Ausbildungsplätze vor allem in den
die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit ist. Das sollten die   Branchen fest, die direkt von Corona betroffen sind. Trotzdem
Jugendlichen unbedingt beherzigen.                                   muss ich sagen, dass wir einen deutlich stärkeren Rückgang er-
                                                                     wartet hatten als die erwähnten minus 11,2 Prozent. Wir glauben,
Welche Angebote können Betriebe und potenzielle Auszu-               dass wir durch die starke Werbung, die wir zusammen mit den
bildende denn konkret nutzen, um schneller und besser                Kammern gemacht haben, viele Betriebe davon überzeugen
zusammenzufinden? Auch vor dem Hintergrund, dass viele               konnten, dass eine Ausbildung einfach eminent wichtig ist. Wer
Berufsorientierungsveranstaltungen wegen Corona ausfallen            an die Zukunft glaubt und ein Fundament für sein Unternehmen
mussten.                                                             braucht, der bildet weiter aus. Wir dürfen nicht vergessen: Die
Der enge Kontakt zur Arbeitsagentur ist ganz wichtig, weil wir       demografischen Effekte werden ja durch Corona nicht gestoppt.
dann wissen, ob die Betriebe noch suchen. Zudem sollten die          In den kommenden fünf Jahren werden viele ältere Beschäftigte
Betriebe sich darauf einlassen, die Unterstützungsangebote für       die Betriebe verlassen, und dann müssen die Firmen für Ersatz
schwächere Schüler zu nutzen. Es gibt zum Beispiel die Möglich-      sorgen. Und wie können sie das tun? Indem sie junge Leute
keit, über ausbildungsbegleitende Hilfen dem Jugendlichen eine       ­nachziehen – und zwar durch Ausbildung.
Art Nachhilfeunterricht zu geben, damit er den theoretischen
Teil der Ausbildung besteht. Das ist ein ganz wichtiges Unter-       Inwiefern hilft dabei die Ausbildungsprämie, die der Bund jetzt
stützungsinstrument für die Betriebe, und das sollten sie auch       ins Leben gerufen hat?
nutzen beziehungsweise uns signalisieren, wenn sie einen Bedarf      Die Zahlen, die wir bisher haben, sind sehr überschaubar. Ich
sehen. Sie sollten also Jugendlichen eine Chance geben, die sie      glaube, dass die Ausbildungsprämie allenfalls einen ergänzenden
für praktisch stark halten, bei denen sie aber Schwächen in der      Beitrag leisten kann.
Theorie sehen. Da lässt sich mit den ausbildungsbegleitenden
Hilfen sehr gut nachjustieren.                                       Wie ist Ihr Ausblick für die kommenden Monate?
                                                                     Für uns ist die Arbeit nicht beendet. Wir bleiben weiter dran.
Welche Rolle spielt in dem Zusammenhang die Einstiegs­               Unser Ehrgeiz besteht darin, eine Generation Corona zu ver-
qualifizierung (EQ)?                                                 meiden. Wir wollen nicht, dass die Jugendlichen unter anderem
Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Wir haben es wie eingangs          wegen der Pandemie ihre berufliche Karriere mit Arbeitslosigkeit
gesagt mit einem sehr besonderen Jahr zu tun, in dem wir bei         beginnen. Es ist unser Bestreben, das unter allen Umständen zu
allen Betrieben eine wirtschaftliche Verunsicherung feststellen      verhindern.
und viele nicht genau wissen, ob sie ausbilden sollen oder nicht.
Da ist für mich die Einstiegsqualifizierung das Mittel der Wahl,                     Interview: Anne-Katrin Wehrmann, Frauke Janßen
weil ein Unternehmen einen Jugendlichen auf diesem Weg in
den Betrieb integrieren kann, ohne sich fest zu binden. Die EQ ist
ein Langzeitpraktikum und kann zu einem späteren Zeitpunkt
in eine Ausbildung einmünden. Ich möchte wirklich bei den
Unternehmen werben, dieses Instrument intensiv zu nutzen. In                  INFO
der Vergangenheit haben wir bereits gute Erfahrungen damit ge-
macht. 66 Prozent aller Einstiegsqualifizierungen münden in ein
reguläres Ausbildungsverhältnis, das ist eine sehr hohe Zahl.            Hotline der Berufsberatung in der Agentur für Arbeit:

Der gemeinsame Rat von Arbeitsagentur, Kammern und Politik               0421 / 178 12 45
lautet: „Bildet aus trotz Corona!“ Wie lassen sich Betriebe
davon überzeugen?
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       TITELTHEMA                                                                           INFORMATIONEN

Berufsorientierung wieder angelaufen
Auch in diesem Ausbildungsjahr ist eine Nachvermittlung
in vielen Fällen noch möglich

  Die Berater der Passgenauen Besetzung werben wieder in den Schulen für
die Handwerksausbildung. „Das klappt sehr gut – alle tragen während der
Präsentation einen Mundschutz“, berichtet Günter Roes aus Bremen.

„In den jetzigen zehnten Klassen machen wir Werbung für das kommende
Ausbildungsjahr, aber wir fragen auch für dieses Jahr bei den Betrieben noch
die freien Plätze ab und haben zudem gemeinsam mit der Jugendberufsagen-
tur eine Nachvermittlungsaktion durchgeführt.“ Auch seine Kollegin Regina
Falke von der Passgenauen Besetzung in Bremerhaven bringt Nachzügler im
Corona-Jahr noch in die Ausbildung. „Die Jugendberufsagentur hat in einer
Telefonaktion nach potenziellen Auszubildenden gesucht und uns die Hand-
werksinteressierten für die Weitervermittlung in die Betriebe gemeldet.“ An
Ausbildungsplätzen mangelt es nicht. „Um so wichtiger ist es, Jugendlichen
wieder mehr Praktika zu ermöglichen“, sagt Roes. „Es wäre schön, wenn das
Handwerk ihnen für die kommende Praktikumsphase ab Ende Oktober Plätze
zur Verfügung stellen würde.“

Praktikumsplätze können Betriebe direkt bei der Passgenauen Besetzung                Endlich wieder im Klassenverbund über Ausbildung
bekanntgeben oder in der Lehrstellenbörse online stellen unter                       informieren und austauschen: Schüler einer 10. Klasse
www.es-ist-deine-staerke.de                                                          der Oberschule Roter Sand.         Foto: OS Roter Sand

     Passgenaue Besetzung von Ausbildungsplätzen

     Kontakt in Bremen:
     Anna Karantinaki
     Telefon: 0421 / 30 500-136
     E-Mail: karantinaki.anna@hwk-bremen.de

     Günter Roes
     Telefon: 0421 / 30 500-137
     E-Mail: roes.guenter@hwk-bremen.de

     Kontakt in Bremerhaven:
     Regina Falke
     Telefon: 0471 / 97 249-15
     E-Mail: falke.regina@hwk-bremen.de
                                                              Bei der Passgenauen Besetzung von Ausbildungsplätzen helfen
     Bremer Lehrstellenbörse für das Handwerk                 Günter Roes, Anna Karantinaki (Mitte) und Regina Falke.
     www.es-ist-deine-staerke.de                                                                                       Foto: Frauke Janßen

      Handwerkskammer Bremen                    HandWERK gGmbH,                           Berufsbildungs- und
      www.hwk-bremen.de                         Kompetenzzentrum der                      Technologiezentrum des Handwerks
                                                Handwerkskammer Bremen                    BTZ in Bremerhaven
                                                www.handwerkbremen.de                     www.hausdeshandwerks-bhv.de/btz
ZUR AUSBILDUNG                                                                                            TITELTHEMA
                                                                                                                               13

       Ausbildungsprämie
       Seit dem 1. August gilt das Bundesprogramm „Ausbil-        Arbeit beantragt werden kann, beträgt 2.000 Euro pro
       dungsplätze sichern“, das kleine und mittlere Unter-       Ausbildungsvertrag, wenn das Vorjahresniveau gehalten
       nehmen (KMU) mit bis zu 249 Beschäftigten dabei            wird. Ausgezahlt wird sie nach erfolgreicher Beendigung
       unterstützen soll, auch in der Corona-Krise ihr Angebot    der Probezeit. Wer mehr Ausbildungsverträge abschließt
       an Ausbildungsplätzen stabil zu halten oder sogar aus-     als im Durchschnitt der vergangenen drei Jahre, erhält im
       zubauen.                                                   Rahmen der „Ausbildungsprämie plus“ sogar 3.000  Euro
                                                                  pro Vertrag. Ebenfalls 3.000 Euro können Betriebe be-
       Antragsberechtigt sind Betriebe, die in der ersten Jah-    antragen, die bis Ende des Jahres Auszubildende aus
       reshälfte mindestens einen Monat Kurzarbeit durch-         insolventen Betrieben übernehmen.
       geführt haben oder deren Umsatz im Mai und April um

        NG
       durchschnittlich mindestens 60 Prozent gegenüber dem       Ansprechpartner in der Handwerkskammer:
       entsprechenden Vorjahreszeitraum gesunken ist. Die         Passgenaue Besetzung von Ausbildungsplätzen
       Ausbildungsprämie, die bei der zuständigen Agentur für     (siehe Kasten linke Seite).

  Der Willkommenslotse im Bremer HandWERK unterstützt Betriebe
  bei der Integration von Geflüchteten in Ausbildung und Arbeit:

  •

  •

  •
      DUBeratung zu Praktika-, Einstiegsqualifikation-, Ausbildungs-
        und Arbeitsstellen sowie bei der Etablierung einer Willkommenskultur
        Berufsorientierung und Beratung von Geflüchteten sowie
        Aufbau eines Bewerberpools mit geeigneten Bewerber/-innen
        Matching von Unternehmen und Geflüchteten
  •     Organisation der formellen und rechtlichen Abläufe bei
        Einstellungen und Unterstützung beim Kontakt zu Behörden
  •     Beratung über rechtliche Rahmenbedingungen, Formalitäten sowie
    IL
        Fördermöglichkeiten

        Kontakt: Markus Siebert
        Schongauer Straße 2
        28219 Bremen
        Telefon: 0421 / 222 744 314
  SB

        E-Mail: siebert.markus@handwerkbremen.de
   R
 EH
M
AU

      Was wir tun, macht uns

      zu dem, was wir sind.
      Wir wissen, was wir tun.

                                                                                                                 HANDWERK.DE
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       TITELTHEMA                                     INFORMATIONEN ZUR AUSBILDUNG
     Wenn's in der Ausbildung mal nicht so rund läuft:     Ausbildungsbegleitende Hilfen (abH)

     VerA bringt Auszubildende mit einem Profi im          Auszubildenden, die Schwierigkeiten bei der Bewältigung des theo-
     ­Ruhestand zusammen, der ihn durch die Aus­           retischen Lernstoffs haben, bieten die Agenturen für Arbeit und
      bildung begleitet.                                   die Jobcenter „Nachhilfe“ in Form der ausbildungsbegleitenden
                                                           Hilfen (abH) an. Ziel ist es, einen vorzeitigen Ausbildungsabbruch
     VerA Bremen:                                          oder einen Abbruch der Einstiegsqualifizierung zu verhindern.
                                                           Mindestens drei Stunden pro Woche erhalten die Jugendlichen
     Regionalkoordinator Ausbildungsinitiative             die Unterstützung, zum Beispiel Nachhilfe in Theorie und Praxis,
     Horst-Peter Witt                                      Vorbereitung auf Prüfungen, Unterstützung bei Alltagsproblemen
     Telefon: 0421 / 698 90 17                             oder auch vermittelnde Gespräche mit Ausbildern, Lehrkräften und
     Mobil: 0176 / 39 15 33 44                             Eltern. Bei Bedarf wird auch eine sozialpädagogische Begleitung
     E-Mail: bremen@vera.ses-bonn.de                       angeboten. Kosten entstehen weder dem ­Betrieb noch den Auszu-
                                                           bildenden. Die ausbildungsbegleitenden Hilfen finden außerhalb
     VerA Bremerhaven:                                     der Arbeitszeit statt.

     Regionalkoordinator Ausbildungsinitiative Bernd       Ansprechpartner für Ausbildungsbetriebe:
     Kleinschmidt                                          Der jeweilige Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur
     Telefon: 0471 / 858 26                                oder die Arbeitgeber-Hotline unter Telefon 0800 / 4 5555 20 (kos-
     Mobil: 0170 / 242 28 20                               tenfrei).
     E-Mail: bremerhaven@vera.ses-bonn.de
                                                           Ansprechpartner für Auszubildende:

                                                           Berufsberatung der Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven: Tel.
                                                           0421 / 178 12 45 (kostenpflichtig, montags bis freitags von 10 bis
                                                           13 Uhr und donnerstags zusätzlich von 14 bis 16.30 Uhr) oder die
                                                           ­allgemeine Service-Rufnummer: 0800 / 4 5555 00 (kostenfrei).

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Meisterhaft
bestanden
  Ende Juni haben elf Kraftfahrzeugtech-
niker ihre Meisterbriefe von Präses Thomas
Kurzke (oben links) und Hauptgeschäfts-
führer Andreas Meyer(oben rechts) über-
reicht bekommen:

Kevin Ahrens, Hamze El Chehab, Bevar
Dagli, Daniel Fries, Marco H
                           ­ ohmeier, Kevin
Everding, Michael Heuer, Jascha Murck,
Sergej Zyguljow, Jakob Schäfer und Pascal
Szepanski.

Acht Anlagenmechaniker für Sanitär-,
Heizungs- und Klimatechnik (Bild oben)
bekamen Ende Juni ihre Meisterurkun-
den überreicht: Basel Ali, Lesego Böning,
Jannis Friedrich, Patrick Liebe, Maximilian
Lohbreyer, Kevin Malasch, Horst Zellmer,
Benjamin Büsing sowie die Friseurin Mandy
Mia Opalka.                 Fotos: Fotostudio Penz
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                                                                                                                                             15

  Anfang September bekamen diese frisch gebackenen Meister            im Installateur- und Heizungsbauerhandwerk heißen Alexan-
ihre Urkunden in der Handwerkskammer Bremen ausgehändigt.             der Derksen, Max Kregel, Claas Rixmann, Fabian Stock, Carsten
                                                                      Trelle und Matthias van Dekken. Benjamin Wöltjen bekam den
Darüber freuten sich die Absolventen aus dem Kraftfahrzeug-          Meistertitel im Gewerk der Maler- und Lackierer. Elektrotechni-
techniker-Handwerk Pattrick Caluzinski, Daniel Bleiber, Jannis        kermeister sind nun Artur Defer, Joschka Langer und Kevin von
Dimoulas, Claas Ennen, Julian Alexander Kemna, Hero Sando             Western­hagen. Außerdem bekamen vier Tischler die Meister-
Christians, Stefanos Kiossos, Jan-Thore Mecklenborg, Dominic          urkunde überreicht: Bastian Pfeifer, Jonah Weiß, Felix Siemer
Moritz, Chris Georg Tessarek und Steffen Wolf. Die neuen Meister      und Hans-Joachim von Oesen.

                                                HWK-Präses Thomas Kurzke ließ es sich nicht nehmen, den höchsten Titel der handwerk-
                                                lichen Ausbildung persönlich zu überreichen.                       Fotos: Fotostudio Penz
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16

                                                                  Virtuelle Lackierung
                                                                               In der Werkstatt der Fahrzeuglackierer im
Am Display lassen sich Mischungsverhältnisse                                   Bremer Kompetenzzentrum können die
mit kleinsten Farbeinheiten zusammenstellen.
                                                                               Auszubildenden mit modernsten Techniken
                                Fotos: Frauke Janßen
                                                                               ihr Handwerk üben

                                                                                 Seit Juni darf Torsten Matzner seine Auszubildenden
                                                                               wieder in Kleingruppen beschulen. Das ist aus Sicht des
                                                                               Maler- und Lackierer-Meisters schon deshalb wichtig,
                                                                               um den Lernstoff aufzuholen. Denn auch wenn er und
                                                                               seine Kollegen den Corona-Lockdown dafür genutzt
                                                                               haben, die Werkstatt im Bremer HandWERK generalzu-
                                                                               überholen, ist es gut, den Jugendlichen wieder per-
                                                                               sönlich zur Seite zu stehen. Hinzu gekommen ist seit
                                                                               neustem auch ein Spritzsimulator.

     Neu in der Werkstatt: Mit dem Spritzsimulator können die Auszubildenden   „Das ist ein virtueller Trainer, mit dem die Auszubildenden
     das Lackieren üben.                                                       im dreidimensionalen Raum das Lackieren verschie-
                                                                               denster Teile üben können“, erklärt Ausbilder Matzner.
                                                                               Sie setzen dazu eine Virtual Reality (VR) – Brille auf,
                                                                               ­bekommen die zugehörige Lackierpistole in die Hand,
                                                                                die sich hinsichtlich des Luftdrucks, Spritzstrahls und der
                                                                                -technik konfigurieren lässt und erfahren so eine lebens-
                                                                                echte Arbeitssituation mit allen Details einer Lackier­
                                                                                kabine. „Auch Farbwahl und Schwierigkeitsgrade lassen
                                                                                sich variieren“, so Matzner weiter. Natürlich gehen von
                                                                                einem Automaten auch keine Emissionen wie von echter
                                                                                Farbe aus und es wird zudem kein Material verbraucht.
                                                                                Nachhaltig ist der Simulator somit auch.

                                                                               Neue Möglichkeiten im Sinne des Umweltschutzes

                                                                               Darüber hinaus wurde die Werkstatt mit einer digital
                                                                               gesteuerten Farbmischmaschine ausgestattet. Über
                                                                               deren Vorteile freut sich der Ausbilder besonders: „Sie
Mit VR-Brille und Spritzpistole lässt sich eine echte Arbeits­                 kann für kleine Flächen beziehungsweise einen geringen
situation nachahmen – ohne Farbe zu verbrauchen.                               Verbrauch Mengen von bis zu 30 Gramm anmischen.“
                                                                               Das ist nicht nur praktisch, sondern wie auch der Spritz­
                                                                               simulator umweltfreundlicher. So werden Farbüberschüs-
                                                                               se ­vermieden, die sonst entsorgt werden müssten. „Auch
                                                                               für größere Mengen kann ich die entsprechende Wunsch-
                                                                               farbe eingeben, die Maschine programmieren und
                                                                               selbstständig mischen lassen – in der Zeit kann ich andere
                                                                               Arbeiten erledigen. Wenn ich zurückkomme, ist das Misch-
                                                                               ergebnis so präzise, das lässt sich nicht genauer machen“,
                                                                               fügt Matzner weitere Pluspunkte der sogenannten Daisy
                                                                               Wheel hinzu. Davon profitieren auch die Auszubildenden,
                                                                               die alle prüfungsrelevanten Techniken in der Schulwerk-
                                                                               statt üben können – mit Blick in die Zukunft sind sie so
                                                                               bestens gerüstet.

Erleichtert Ausbilder Torsten Matzner die Arbeit und spart Ressourcen: Die                                                 Frauke Janßen
­digital gesteuerte Farbmischmaschine „Daisy Wheel“.
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                                                                                                                                                    17

     Nur Augen für das Handwerk
     Die überbetriebliche Ausbildung ist zurück – für die Augenoptiker-Azubis findet sie
     künftig wieder im Bremer Kompetenzzentrum HandWERK statt

  Während des Corona-Lockdowns war Tim Meyer keineswegs                     den Vorteil, dass die Auszubildenden ihre Daten auf dem Stick
untätig. Der Augenoptikermeister ist seit Ende April für die                mitbringen und direkt in das Gerät einlesen können.“ Darüber
Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung (ÜLU) im HandWERK                    freut sich auch HandWERK-Geschäftsführer Jens Rigterink:
zuständig.                                                                  „Ich wünsche mir, dass künftig auch die Gesellenprüfungen der
                                                                            Augenoptiker in unserem Kompetenzzentrum stattfinden und
„Ich habe während der Schließung sämtliche Theorieeinheiten                 nicht wie bisher in Hankensbüttel.“ Die Beschulung und Prüfung
und Praxismittel strukturiert und auf den neuesten Stand ge-                der Auszubildenden möglichst in der Nähe ihrer Lehrbetriebe
bracht – zum Beispiel die Lernmittel zu Gleitsichtgläsern, die ja           durchzuführen, sei durchaus angebracht. Das Interesse, in das
ständig weiterentwickelt werden“, erläutert Meyer. Seit Anfang              Augenoptikerhandwerk zu gehen, wachse bei jungen Leuten wie-
August darf er den Auszubildenden sein Fachwissen vor Ort in der            der, das zeigten auch die steigenden Ausbildungszahlen in dem
Werkstatt weitergeben. Das freut den 31-Jährigen. Auch für die              Gewerk, fügt Meyer hinzu. Das wundert wenig, denn auch die
Augenoptiker-Azubis ist die Rückkehr in den Schulungsalltag er-             technologischen Neuerungen und die sich rasant entwickelnden
freulich, denn sie dürfen nun wieder in die Bremer Lehrwerkstatt            Möglichkeiten im Bereich der Augenoptik bieten den Kunden wie
kommen. Zwei Jahre lang hatte die ÜLU in der niedersächsischen              den zukünftigen Fachkräften erstklassige Perspektiven.
Fachakademie für Augenoptik in Hankens­büttel stattgefunden  –
160 Kilometer entfernt von Bremen. „Ein Riesenaufwand nicht                                                                         Frauke Janßen
nur die für Auszubildenden, sondern auch für die Betriebe, die
ihren Lehrlingen den Internatsaufenthalt sowie auch die Fahrt-
kosten finanzieren mussten,“ sagt Meyer.

„Die Gesellenprüfungen sollten wieder in Bremen stattfinden“

Nun kehren die Bremer, Oldenburger und zum Teil auch die
Auszubildenden aus anderen Teilen Niedersachsens in das
Kompetenzzentrum HandWERK zurück. Damit ist zugleich der
Startschuss für eine zukunftsorientierte Beschulung in der
Augenoptikerausbildung gefallen: „Neben dem theoretischen
Material modernisieren wir auch die Gerätschaften“, sagt Meyer.
Dafür wurden unter anderem zahlreiche Übungsgläser und ein                  Augenoptikermeister Tim Meyer arbeitet seit März als Ausbilder im
digital gesteuerter Schleifautomat bestellt. „Er hat zum Beispiel           ­HandWERK – nun darf er seine Schützlinge endlich vor Ort unterrichten.
                                                                                                                                    Fotos: Frauke Janßen

                                                                                                         Das Schleifen der Brillengläser gehört
HandWERK-Geschäftsführer Jens Rigterink (links) freut sich darüber, dass die Ausbildung der Augen-       zu den Grundfähigkeiten – bald können
optiker wieder im Kompetenzzentrum stattfindet. Nun hofft er, dass auch die Gesellenprüfungen            die Auszubildenden das auch am digital
wieder bei ihm im Haus abgenommen werden.                                                                ­gesteuerten Schleifautomaten üben.
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  Langzeitpraktikum bietet Chancen für
  Ausbildungsbetriebe und Jugendliche
     Für Betriebe, die noch keinen Auszubildenden finden konnten    lich an die Ausbildung heran und vermittelt erste Inhalte und
  oder sich grundsätzlich lieber erst langsam an das für sie neue   Anforderungen; der Besuch der Berufsschule gehört dazu. Bei
  Thema Ausbildung heranwagen möchten, kann nach Auskunft           Übernahme in Ausbildung kann die Zeit der Einstiegsqualifi-
  der Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven die Einstiegsqua-       zierung teilweise auf die Ausbildungszeit angerechnet werden.
  lifizierung (EQ) eine passende Lösung sein. Dabei handelt es      Die Mindestvergütung von 247 Euro wird von der Arbeitsagen-
  sich um ein Langzeitpraktikum, bei dem sich junge Leute, die in   tur ­erstattet. Zusätzlich erhalten Betriebe einen monatlichen
  diesem oder bereits im Vorjahr keinen Ausbildungsplatz gefun-     ­Zuschuss von 121 Euro zur Sozialversicherung.

        NG
  den haben, auf den Ausbildungsbeginn 2021 vorbereiten können.
  Je nach Starttermin kann das Langzeitpraktikum sechs bis zwölf    Arbeitgeber, die sich genauer über die Einstiegsqualifizierung
  Monate dauern.                                                    informieren möchten, können sich an ihren persönlichen
                                                                    Vermittler beim Arbeitgeberservice wenden oder die kosten-
  Laut Arbeitsagentur bietet die Einstiegsqualifizierung Arbeit­    freie ­Service-Rufnummer 0800 / 4 5555 20 nutzen. Weitere
  gebern verschiedene Vorteile. Sie führt Jugendliche fach-         ­Informationen für Arbeitgeber auf www.arbeitsagentur.de

      DU
  Mehrheit der Azubis
  fühlt sich gut betreut
    IL
    Nach dem Ende des Lockdowns hat das Netzwerk WorldSkills        Von 47 Prozent der Teilnehmer wird die schulische Betreuung
  Germany, unter anderem bekannt für die Berufs-Europa- und         weiterhin als gut oder sogar besser eingeschätzt. Sie gaben unter
  Weltmeisterschaften, im Mai und Juni 475 Auszubildende und        anderem an, dass der Online-Unterricht gut funktioniert und
  43  Schüler zu ihrer persönlichen Lage während der Corona-Krise   ziehen diesen teilweise dem Präsenzunterricht vor. Bei der Frage
  sowie ihren Erwartungen an die Zukunft befragt. Dabei zeigte      nach den Erwartungen an ihre berufliche Zukunft gaben 64 Pro-
  sich, dass die Mehrheit von 77 Prozent mit der Betreuung durch    zent an, dass Corona nichts verändert habe. 18 Prozent blicken
  SB

  ihren Ausbildungsbetrieb zufrieden ist. Die Berufsschulen kom-    sogar zuversichtlicher nach vorn. Die Ergebnisse der kompletten
  men bei der Frage nach der Betreuung nicht ganz so gut weg. 52    Umfrage hat WorldSkills Germany auf seiner Internetseite
   R

  Prozent der Auszubildenden fühlen sich weniger gut umsorgt.       www.worldskillsgermany.com veröffentlicht.
 EH
M
AU

  Trend zum Abitur abgeschwächt
     Jahrelang zeigte die Kurve nach oben. Immer mehr Jugend-        Trotz der sinkenden Abiturquote ist die Zahl der Studienanfänger
  liche strebten das Abitur und damit die direkte Zugangsmöglich-    nahezu konstant geblieben. Allerdings steigen heute mehr junge
  keit zur Hochschule oder Universität an. Nun scheint der Trend     Leute über den Weg einer Berufsausbildung statt über das
  gebrochen. Laut dem jüngsten nationalen Bildungsbericht im         klassische Abitur oder Fachabitur in ein Studium ein. Ihr An-
  Auftrag der Bundesregierung ist der Anteil der Schulabgänger       teil unter den Erstsemestern liegt laut dem Bildungsbericht
  mit Abitur oder Fachhochschulreife im Zeitraum von 2014 bis        bei ­aktuell 3,5 Prozent. Zur Jahrtausendwende lag dieser Wert
  2018 von 53 auf 51 Prozent gesunken. Gestiegen ist dagegen die     bei lediglich 0,4 Prozent. Interessierte können den kompletten
  Quote derjenigen, die ohne Hauptschulabschluss abgehen. Sie        Bildungsbericht im Internet unter www.bildungsbericht.de
  stieg von 5,8 Prozent (2014) auf 6,8 Prozent.                     ­nachlesen.
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                                                                                                                                                                   Information
                                                                                                                                                                   der AOK Bremen /
                                                                                                                                                                   Bremerhaven

                                                                                                                  BRANCHENREPORT
                                                                                                                  HANDWERK
                                                                                                                  5 I 2020

                                                        Als Arbeitgeber eine                                                          ONLINE-
                                                           Marke werden                                                                TIPP

                                                      Gut ausgebildete Handwerker können sich heute in vielen                Strategie auf die Mitarbeiter ausrichten Seit 2015 unterstützte das
                                                      Gewerken ihren Arbeitgeber aussuchen. Und diese Situa-                 vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und vom Europä-
                                                      tion wird sich angesichts der demografischen Entwick-                  ischen Sozialfonds geförderte Programm unternehmensWert:Mensch
                                                      lung und des Fachkräftemangels in den nächsten Jahren                  bereits knapp 10.000 kleine und mittlere Unternehmen (KMU) auf ih-
                                                      noch verschärfen. Handwerksunternehmen müssen sich                     rem Weg zu einer mitarbeiterorientierten Unternehmenskultur (mehr
                                                      daher mehr denn je als attraktive Arbeitgeber präsentie-               dazu auf Seite 2). Auch in der aktuellen Krise stehen die Berater Unter-
                                                      ren. Dabei spielt natürlich das Gehalt eine Rolle – aber               nehmen zur Seite. Wegen der Kontaktbeschränkungen durch die Co-
                                                      vor allem auch die Unternehmenskultur. Sie ist entschei-               vid-19-Pandemie kann die sonst persönlich vor Ort stattfindende Bera-
                                                      dend dafür, ob sich Mitarbeiter im Unternehmen wohl-                   tung jetzt auch digital durchgeführt werden, wenn das gewünscht ist.
                                                      fühlen und bereit sind, volle Leistung zu bringen. Wie                     unternehmens-wert-mensch.de
                                                      eine neue Unternehmenskultur etabliert werden kann,
                                                      die die Mitarbeiter stärker einbezieht, können Sie in un-
Fotos: AOK Bremen/Bremerhaven; Adobe Stock/SimpLine

                                                      serem Porträt auf der nächsten Seite nachlesen.
                                                                                                                                                                          ONLINE-
                                                      Zu einem attraktiven Arbeitsplatz gehören heute auch
                                                      Angebote aus der Betrieblichen Gesundheitsförderung
                                                                                                                                                                           TIPP
                                                      (BGF). Das können Gesundheitstage im Unternehmen,
                                                      sportliche Freizeitangebote für das Team oder Zuschüsse                Gesund führen Der Führungsstil ist für viele Mitarbeiter entschei-
                                                      zu Gesundheitskursen sein. In den vergangenen Monaten                  dend, wenn es um die Frage geht, ob sie dem Unternehmen weiter treu
                                                      wurde auch das digitale Angebot deutlich ausgebaut,                    bleiben oder sich woanders umschauen. Die Methoden des gesunden
                                                      mehr dazu auf Seite 4. Bei Fragen zur betrieblichen Ge-                Führens helfen, Beschäftigte an das Unternehmen zu binden. Denn wer
                                                      sundheit bietet die AOK Bremen/Bremerhaven als kom-                    sich wertgeschätzt fühlt, bei seinem Vorgesetzten ein offenes Ohr findet
                                                      petenter Partner Hilfe an.                                             und auf Hilfe zählen kann, arbeitet mit Freude und Engagement und
                                                                                                                             bringt volle Leistung. In den sechs interaktiven Modulen des Online-
                                                                           Jörg Twiefel                                      Programms "Gesund Führen" können Vorgesetzte ihre Kompetenzen
                                                           Direktor Markt der AOK Bremen/Bremerhaven                         und ihr Stress- und Ressourcenmanagement weiterentwickeln.
                                                                                                                                 aok-gesundfuehren.de
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                                Ein gemeinsames
                                Ziel verbindet
                                Firmenporträt In Zeiten des Fachkräftemangels suchen sich Bewerber ihren neuen Betrieb gründlich aus. Ein
                                Ruf als attraktiver Arbeitgeber kann da das ausschlaggebende Argument sein. Die Bergmann GmbH hat ihre in-
                                terne Kommunikation umgekrempelt und überzeugt die Mitarbeiter mit einer modernen Unternehmenskultur.

                                           „Der Neue ist irgendwie komisch.“ Mit diesem Spruch und      trieb. Die Idee war, den Betrieb als Ganzes zu begreifen
                                           dem Bild eines Monteurs im Raumfahrtdress gewinnt die        und Verständnis für die Anforderungen der anderen Abtei-
                                           Bergmann GmbH Aufmerksamkeit in den sozialen Medien.         lungen zu entwickeln, statt nur seinen unmittelbaren Auf-
                                           Mitarbeiter und Geschäftspartner verbreiten die mal hu-      gabenbereich zu betrachten.
                                           morvollen, mal kernigen Stellenanzeigen. Derzeit sucht       Seiher treffen sich mehrmals im Jahr Vertreter aus jedem
                                           der Heizungs- und Sanitärbetrieb zwei erfahrene Gesellen     Arbeitsbereich und stimmen ihre Abläufe besser aufei-
                                           und noch einen Azubi für das kommende Lehrjahr. Trotz        nander ab. Welche Informationen benötigt das Büro, be-
                                           Fachkräftemangels kommen einige Bewerbungen herein,          vor eine Rechnung rausgehen kann? Wie werden Kunden-
                                           aber auch das Unternehmen hat Ansprüche: „Wir suchen         anfragen während der Bauphase an die Handwerker wei-
             Wir konnten die               Leute, die selbstständig arbeiten können und Verantwor-      tergeleitet? So erfuhren die Planer zum Beispiel, dass mit
               Identifikation              tung übernehmen“, erklärt Marco Unger, der für Perso-        einem Kernbohrgerät immer wieder Schwierigkeiten auf-
               aller mit dem               nalangelegenheiten zuständig ist. Um diese Leute für         tauchten. Jetzt wird nach einer Alternative gesucht. Auch
                                           sich zu gewinnen, müsse ein Handwerksbetrieb heute           die Idee, ein Übergabetagebuch für jede Baustelle zu füh-
              Unternehmen                  seine Qualitäten als Arbeitgeber herausstellen und Neu-      ren, entstand in der Runde. Die Meetings sind auf Wunsch
                     stärken.              gier wecken.                                                 der Mitarbeiter nach Projektende weitergeführt worden.
       Jens Bergmann, Geschäftsführer
     Bergmann GmbH Sanitär + Heizung       Kommunikation verbessert Regelmäßige gesellige               Unternehmensstil überzeugt „Der Zusammenhalt
                                           Treffen und ein guter Lohn mit zusätzlichen Leistungen       hat sich seither wesentlich verbessert. Reibungspunkte
                                           sind Unger zufolge zwar wichtig für die Identifikation mit   werden früh erkannt und können überwunden werden“,
                                           dem Arbeitgeber. Doch das allein reiche nicht mehr, um       sagt Jens Bergmann. „Das Wichtigste aber ist die Stim-
                                           neue Mitarbeiter anzuziehen. „Es geht auch darum, wie        mung im Betrieb. Alle haben ein gemeinsames Ziel: einen
                                           wir arbeiten, wie wir miteinander umgehen und wie sich       guten Job machen an einem guten Arbeitsplatz und den
                                           Gesellen im Unternehmen entwickeln können“, erklärt          Betrieb voranbringen.“ In Gesprächen mit potenziellen
                                           Jens Bergmann. Deshalb beteiligte sich Bergmann vor drei     Mitarbeitern kann das Unternehmen mit der offenen Kom-
                                           Jahren am EU-weiten Programm „unternehmensWert:              munikationskultur punkten. „Eigentlich bewerben heute
                                           Mensch“. Zusammen mit einem Coach prüften Mitarbeiter        wir uns“, schmunzelt Jens Bergmann, „und müssen die
                                           und Führungskräfte die interne Kommunikation im Be-          Bewerber von uns überzeugen.“
NEWS / BETRIEBE
                                                                                                                                                                                                       praxisinfo                                            21

                                                                                 Handwerker sind gesucht
                                                                                 Im Handwerk gibt es viele Berufe, in denen offene Stellen nur
                                                                                 schwierig neu besetzt werden können.

                                                                                        Klempnerei, Sanitär, Heizung, Klima                                                                                                       207

                                                                                                                   Altenpflege                                                                                                  204

                                                                                 Industrielle Glasherstellung, -verarbeitung                                                                                              194

                                                                                 Leder-, Pelzherstellung und -verarbeitung                                                                                               189

                                                                                                                Bodenverlegung                                                                                       186

                                                                                                                 Energietechnik                                                                                      185

                                                                                          Berg-, Tagebau und Sprengtechnik                                                                                         181

                                                                                                          Aus- und Trockenbau                                                                                      180

                                                                                          Bau- und Transportgeräteführung                                                                                          180

                                                                                                             Metallbearbeitung                                                                                    179

                                                                                 Engpassberufe nach durchschnittlicher Vakanzzeit in Tagen in Deutschland im Jahr 2019
                                                                                                                                                                                                                          Quelle: Bundesagentur für Arbeit, 2020

                                                                                                                         Handwerksbetriebe
                                                                                                                         müssen sich zeigen
                                                                                                                         Holger Schwannecke ist Generalsekretär des Zentralverbandes des
                                                                                                                         Deutschen Handwerks (ZDH)

                                                                                    Wo kann das Handwerk als Arbeitgeber                                    Wie finden Fachkräfte heute einen Ar-
                                                                                    punkten?                                                                beitgeber?
Text und Interview: Richard Verhoeven; Employer Branding Fotos: Harald Rehling

                                                                                    Handwerk schafft mit höchsten qualitativen Ansprüchen individu-         Ein guter Arbeitgeber ist in seiner Region bekannt – der Austausch
                                                                                    elle Lösungen für seine Kunden. Es zeichnet sich durch ein hohes        mit Kollegen oder Bekannten kann den entscheidenden Tipp bringen.
                                                                                    Maß an Flexibilität, Kreativität und Innovationsgeist aus. Handwerk     Neben den üblichen Stellenbörsen und Jobvermittlungsformaten ist
                                                                                    ist auch Teamwork. In den überwiegend kleineren Betrieben kennt         auch ein Blick auf die Homepage des neuen Arbeitgebers lohnend –
                                                                                    man sich und baut aufeinander. Und: Handwerk bietet sichere Jobs        viele Handwerksbetriebe stellen dort umfangreich ihr Leistungsport-
                                                                                    mit vielfältigen Karrieremöglichkeiten bis hin zum selbstständigen      folio und ihre Mitarbeiter-Incentives dar.
                                                                                    Unternehmer.
                                                                                                                                                            Wie kann ein einzelner Handwerksbe-
                                                                                    Welche Klischees müssen dabei ausge-                                    trieb gezielt an seinem Image als Ar-
                                                                                    räumt werden?                                                           beitgeber arbeiten?
                                                                                    Nicht nur in unserer Imagekampagne zeigen wir: Handwerk findet          Indem er sich zeigt. Auf Jobbörsen, Messen, bei Veranstaltungen und
                                                                                    längst nicht mehr in staubigen Werkstätten statt, sondern ist modern,   Tagen der offenen Tür. Und immer wichtiger: auf den Kanälen der so-
                                                                                    dynamisch, zukunftsorientiert, nah am Kunden und in vielerlei Hin-      zialen Medien, um gezielt junge Menschen anzusprechen. Die Hand-
                                                                                    sicht digital.                                                          werksorganisationen unterstützen die Betriebe vor allem auch über
                                                                                                                                                            unsere Imagekampagne mit zahlreichen Materialien, um sich als at-
                                                                                                                                                            traktiver Arbeitgeber zu präsentieren.
NEWS / BETRIEBE
22

Partner des Handwerks
Online trainieren – live                                                                                                      Auf Nummer
und mit Anleitung                                                                                                             sicher gehen
Die Arbeit im Homeoffice – mit Kindern auf dem                                                                                Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt
Schoß und Laptop auf dem Küchentisch – gehört                                                                                 nachhaltig verändert. Wie müssen Ar-
derzeit für viele zum beruflichen Alltag. Dauersit-                                                                           beitsabläufe, Kommunikation, Führungs-
zen und Fehlbelastungen führen zu Gewichtszu-                                                                                 aufgaben, Infektionsschutz und Teamar-
nahme und Verspannungen. Dagegen hilft Bewe-                                                                                  beit neu gedacht werden, um möglichst
gung, und deshalb hat die AOK Bremen/Bremer-                                                                                  gut durch diese Zeit zu kommen? Ant-
haven gemeinsam mit regionalen Partnern mehre-                                                                                worten und konkrete Umsetzungshilfen
re Online-Sportprogramme entwickelt.                           einheiten sollen die Ausdauer verbessern und                   liefert die AOK Bremen/Bremerhaven
   Unternehmen können diese Präventionsange-                   durch funktionelle Kraftübungen den gesamten                   online im Themenspezial „Zusammen-
bote im Rahmen ihrer Betrieblichen Gesundheits-                Körper beanspruchen. Im Workshop „Rücken Fit“                  Arbeiten – mit Abstand am besten“.
förderung einsetzen. Die kostenlosen Online-Kur-               von „MD Health & Performance“ erklärt Trainer                      aok.de/fk/zusammenarbeiten
se finden live statt. Zertifizierte Trainer leiten die         Mazlum Demirci unter anderem, wie sich ein Ar-
Mitarbeiter an und korrigieren sie während der                 beitsplatz auch im Homeoffice ergonomisch ge-
Übungen. Die Gruppentrainings sind sowohl für                  stalten lässt. Es folgen Übungen für eine stabilere
Einsteiger als auch für Fortgeschrittene geeignet.             und beweglichere Wirbelsäule und ein Faszien-
   Mit der Firma Cornamix als Partner bietet die               training mit einer Rolle.
AOK Bremen/Bremerhaven den 45-minütigen                             aok.de/fk/bremen/onlineprogramme
Live-Workout „Fitness-rundum“ als Trainingsrei-
he mit mehreren Terminen an. Die Trainings-

Familiencoach hilft pflegenden Angehörigen
Der „Familiencoach Pflege“ ist ein neues Online-                Pflege“. Nutzer erhalten in interaktiven Übungen
Programm der AOK. Es soll pflegende Angehörige                  ein maßgeschneidertes Feedback. Sie können sich
psychisch stärken und vor Überlastung schützen.                 Interviews mit Experten-Hinweisen ansehen und
Interaktive Übungen, mehr als 40 Videos und 14                  Hörübungen zur Entspannung und Achtsamkeit
Audiodateien zeigen den Nutzern, wie sie besser                 nutzen.
mit den seelischen Herausforderungen umgehen                       Der Familiencoach Pflege ist nicht nur für AOK-
können, die ihnen die Pflege aufbürdet. Ein Fokus               Versicherte, sondern für alle Teilnehmer kostenlos.

                                                                                                                                                                        Fotos: AOK-Mediendienst; Carsten Heidmann
liegt dabei auf der Betreuung von Menschen mit                        familiencoach-pflege.de
Demenz: Wie gehe ich damit um, dass mein Ange-
höriger ständig die gleichen Fragen noch einmal
stellt? Wie sollte ich auf Aggressivität, Wahnvorstel-
lungen oder Misstrauen des Erkrankten reagieren?
   Auch der Umgang mit Gefühlen wie Trauer, Wut,
Ekel oder Angst ist ein Thema im „Familiencoach

AOK BREMEN / BREMERHAVEN. GESUNDHEIT IN BESTEN HÄNDEN.
                                                                                                                          Anerkennung und Wertschätzung im
AOK Bremen / Bremerhaven                                      AOK-Service-Fax 0421 1761-91991                             Beruf sind wichtige Faktoren für das ge-
Bürgermeister-Smidt-Straße 95 · 28195 Bremen                  Clarimedis-Ärzte-Team 0800 1265265                          sundheitliche Wohlbefinden und die Mo-
E-Mail info@hb.aok.de                                         Unsere Medizinexperten vom AOK-Gesundheitstelefon           tivation der Mitarbeiter. Es gibt viele
Internet aok.de/arbeitgeber/ bremen                           Clarimedis (inkl. Babytelefon) finden eine Antwort auf      Arten, wie Arbeitgeber gegenüber ihren
                                                              Ihre Fragen rund um die Gesundheit, zum Beispiel zu         Beschäftigten Wertschätzung zeigen
AOK-Service-Telefon Unter 0421 1761-0 erreichen Sie
                                                              Ernährung, Bewegung oder Stressbewältigung und zu           können. Lesen Sie in der kommenden
die AOK Bremen/Bremerhaven 24 Stunden am Tag.                 allen AOK-Gesundheitsangeboten. Rund um die Uhr, an         Ausgabe, worauf es dabei ankommt.
Auch an Wochenenden und Feiertagen.                           365 Tagen im Jahr.

Impressum: Herausgegeben und verlegt von der AOK Bremen/Bremerhaven, 28195 Bremen, und CW Haarfeld GmbH,
Postfach 16 61, 50333 Hürth · Verantwortlich für den Inhalt: Olaf Woggan · Redaktionsschluss war der 4. September 2020.
Gemäß § 13 SGB I sind die Sozialversicherungsträger verpflichtet, die Bevölkerung im Rahmen ihrer Zuständigkeit
aufzuklären. Informationen zum Datenschutz unter aok.de/hb/datenschutzrechte
AUS- / WEITERBILDUNG
                                                                                                                                   23

                                                                                                                      Foto: H. Brandes

Dachdeckerinnung begrüßt
Jung-Gesellen
Das Coronavirus macht selbst vor Jahrhunderte alten Traditio-    dem Gelände der Firma Brandes Bedachungen in Bremerhaven
nen keinen Halt. Das bekamen jetzt auch die Auszubildenden des   stattfinden. Mit den acht Jung-Gesellen freuten sich Innungs-­
Dachdeckerhandwerks, ihre Prüfer sowie die Dachdeckerinnung      Obermeister Detlef Melzer und Lehrlingswartin Joana Wegner
Bremerhaven-Wesermünde zu spüren. Statt in großem Rahmen         (hintere Reihe von rechts) sowie Beisitzer Volker Wilkens (hintere
musste die Freisprechungsfeier in etwas kleinerer Runde auf      Reihe, links).

                                                                                                                             ANZEIGE

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