Stunde Null Guillaume Bruère Geheimnisvolle Musen
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MAGAZIN 2 · APRIL 2019 CHF 8.– Stunde Null Seite 10 Guillaume Bruère Seite 20 Geheimnisvolle Musen Seite 28
3 Fernand Lége Die Frau in Blau, 1912, Detail, Kunstmuseum Basel, Schenkung Dr.h.c. Raoul La Roche, 1952 © 2019, ProLitteris, Zurich EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser Haben Sie schon Ihr Billet für den Mond-Ball am Samstag, den 11. Mai? Es gibt noch Tickets, aber Sie müssen sich beeilen, um mit rund tausend bestens gelaunten Ballgästen das ultimative, garantiert schräge Tanzvergnügen zum 50. Jahrestag der Landung auf dem Mond zu feiern – wir sind gespannt auf Ihr Kostüm …! Häufig werden wir gefragt, was uns bewegt, einer bestimmten Position Raum zu geben – vor allem, wenn es um zeitgenössische Kunst geht. Tatsächlich verfolgen wir die Entwicklung mancher Künstlerinnen und Künstler über einen langen Zeitraum und schaffen Möglichkeiten zur Zusammenarbeit. Guillaume Bruère fragte vor mehr als zehn Jahren, ob er im Kunsthaus nach den Originalen zeichnen dürfe. Auch im Schauspielhaus hat er vor und hinter den Kulissen gearbeitet. Inzwischen ist er international unterwegs und geachtet und nun ist es soweit: Wir präsentieren eine Ausstellung seiner Bilder aus dem Kunsthaus und dem Schauspielhaus. Das Museum als Atelier und manchmal sogar als Probestätte: Wir erinnern uns gerne daran, wie der grosse Bruno Ganz einige Kosmos seiner wichtigsten Rollen, darunter als Protagonist im Film «Der Untergang», in den ehrwürdigen Sälen der Alten Meister stundenlang einstudierte … Es ist viel los im Kunsthaus und am Heimplatz: Die Arbeiten an der Fassade der Kunsthaus-Erweiterung sind fast abge- schlossen; im Inneren läuft der Ausbau auf Hochtouren (und da ist noch viel zu tun). Am Tag der offenen Tür haben sich tausende Gäste einen allerersten Eindruck verschafft und wir freuen uns, Kubismus dass sie unsere Begeisterung teilen. Unsere Restaurierungs- abteilung arbeitet bereits intensiv an einigen Hauptwerken, die in den Chipperfield-Bau einziehen werden, darunter auch das monumentale Wandbild von Max Ernst, das dank einer Zu- wendung der Hans Imholz-Stiftung restauriert und ein Prunk- stück der neuen Bar sein wird. In den kommenden Monaten erwartet Sie ein interessantes Projekt: Wir sind neugierig, was es mit der «Stunde Null» in der Von Picasso bis Léger Kunst auf sich hat. In einer eindrücklichen Präsentation in den historischen Sammlungsräumen werden ungesehene Schätze der Schweizer und internationalen Kunst ans Licht gehoben. Und falls Sie den Mond-Ball wider Erwarten verpassen: Das nächste grosse Tanzvergnügen – «The Roaring Twenties» – findet am Modellfoto Bar: © David Chipperfeld Architects 25. April 2020 statt. (Aber wir sehen uns vorher!) Viele Grüsse Ihr Christoph Becker 30.03. 04.08.19 Cover: Guillaume Bruère, Zeichnung nach Vincent van Gogh im Kunsthaus Zürich, 2013 Courtesy the artist, © Guillaume Bruère
6 GUT ZU WISSEN GUT ZU WISSEN 7 San Keller, Wer schläft zuerst, 2005, Videoinstallation, Kunsthaus Zürich, © beim Künstler MITGLIEDER OBJEKT DER BEGIERDE Grosses Kino für Kunsthaus-Mitglieder Grande Julian Schnabels «Van Gogh – At Eternity’s Gate» ist eine faszinierende Reise in den Körper und Geist von Femme II Vincent van Gogh, der einige der beeindruckendsten und gefeiertsten Kunstwerke der Welt erschuf. Kunsthaus- Wie schon Paul Cézanne, © Digital Arts Association Mitglieder erhalten gegen Vorweisen ihres Mitglie- glaubte auch Alberto derausweises an der Kinokasse ihr Ticket für CHF 15* Giacometti, dass das Abbil- anstelle der CHF 19 in den Arthouse Kinos und im den eines Menschen schei- KULTURNEWS Kosmos in Zürich (ab 18. April, während der ganzen Laufzeit). tern müsse. Denn während er Digitale Kunst Am Mittwoch, 15. Mai um 20 Uhr läuft «Operation diesen noch nachzubilden Im Museum of Digital Art (MuDA) Avalanche» – der kanadische Thriller um die erste versuche, verändere er sich in Zürich ist bis zum 19. Mai MITGLIEDER + GÄSTE Mondlandung von Matt Johnson (2016) im Kino Kosmos. ständig. Dennoch versuchte die Ausstellung «Zach Lieberman. After-Work Nach dem Film unterhält sich Cathérine Hug (Kuratorin er das Unmögliche immer Künstler, Forscher, Lehrer» zu «Fly me to the Moon», Kunst- wieder von Neuem und hoffte, sehen. Der Künstler experimentiert haus Zürich) mit Ulrich Koehler mit neuen Ausdrucksformen und @ Kunsthaus (Planetengeologe, DLR, Berlin). trotz allem Fortschritte zu möchte mit dem spielerischem Kunsthaus-Mitglieder er- machen. Auch sein ambitio- Gebrauch von Technologie über- halten reduzierte Tickets für niertestes Projekt – der Auf- raschen, Grenzen zwischen dem CHF 17 statt CHF 19. Online trag für eine Platz-Skulptur Sichtbaren und Unsichtbaren Geniessen Sie Ihren Feierabend donnerstags ein reguläres Ticket reservieren in New York – scheiterte. verschwinden lassen. zwischen 17 und 20 Uhr mit einem erfrischenden und beim Bezug vor Ort den Apéro und lassen Sie sich anschliessend im Die grossen Skulpturen aber, www.muda.co/zurich Mitgliederausweis vorweisen. Kunsthaus inspirieren! Als Mitglied erhalten Sie die der Künstler von 1957 * Nicht kumulierbar mit im Kunsthaus-Restaurant 10 % Rabatt – auch anderen Reduktionen. bis 1960 dafür schuf, wurden auf Ihren Apéro – und freien Eintritt ins Museum. dennoch realisiert – und Für Ihre Gäste haben wir ein neues Angebot weltberühmt. Zusätzlich zu entwickelt: Apéro im Kunsthaus-Restaurant einigen originalen Gipsen (und ab Herbst 2019 im wiedereröffneten Café für das Projekt aus dem im Foyer) mit anschliessendem Besuch Besitz der Giacometti-Stiftung der Sammlung: kann das Kunsthaus ab Sommer auch wieder den CHF 18.– pro Person: Softdrink, Bier, Wein Bronzeguss einer der monu- inkl. kleine Apéro-Platte und Museumseintritt. CHF 22.– pro Person: Aperitif (Hugo, Aperol mentalen Frauenfiguren Spritz, Milano Spritz, Bombay & Tonic) inkl. kleine SHOP zeigen. «Grande femme II» Apéro-Platte und Museumseintritt. heisst das Werk – und Gestern Flasche – wenn Scheitern so aussieht, heute Tasche! dann ist das Scheitern auf Vincent van Gogh, Sämann bei Sonnenuntergang, 1888 Sammlung Emil Bührle staunenswertem Niveau! Mit der «I was a bottle»-Kollektion präsen- tiert Francesco Rossi ein zeitgemässes KULTURNEWS Recycling-Konzept: Mit modernster Techno- logie wird aus gebrauchten PET-Flaschen Sammlung Emil Bührle ein robustes und geschmeidiges Gewebe im Musée Maillol hergestellt. Alberto Giacometti, Grande femme II, 1960 Kunsthaus Zürich, Alberto Giacometti-Stiftung, Noch bis zum 21. Juli sind im Musée Maillol in In exklusiver Zusammenarbeit mit dem Geschenk Bruno und Odette Giacometti, Kunsthaus Zürich ist daraus nun eine © Succession Alberto Giacometti / 2019 Paris die Meisterwerke der Sammlung Emil Bührle schöne und praktische Tasche im Kandinsky- ProLitteris, Zürich ausgestellt. Diese hochkarätige Sammlung – Look entstanden. Kunsthaus-Besucher kennen sie aus der Aus- stellung 2010 – ist zum ersten Mal in Frankreich Tasche «Kandinsky» zu sehen. CHF 49.– / Mitglieder CHF 44.10 www.museemaillol.com
ANIsH kApooR Ohne Titel, 2004 schale aus japanischem Lack auf holz 150 × 150 cm © 2019, ProLitteris, zurich AUkTIoN Moderne und zeitgenössische Kunst 19. JUNI 2019 EINLIEFERUNGEN NEHMEN WIR ANREISE MIT DER BAHN JEDERZEIT GERNE ENTGEGEN. Bequem reisen – ausgeruht ankommen. Mit dem Railjet alle 2 Stunden ab Zürich HB nach Österreich. Tagesverbindung und Nachtzug – ohne Umsteigen nach Wien und Graz. Fahrplan und Buchung auf sbb.ch. Mit dem Flugzeug direkt Weitere Tipps für Ihre Österreich-Reise Schwarzwaldallee 171 4058 Basel 061 312 32 00 info@bbw-auktionen.com www.bbw-auktionen.com von Zürich nach Wien und Graz. Weiter mit dem Mietauto ins Burgenland. finden Sie auf austria.info/entdecken.
10 AUSSTELLUNG AUSSTELLUNG 11 STUNDE Kunst zwischen Resignation und Aufbruch NULL 7. Juni – 22. September 2019 KURATOR Philippe Büttner Isabelle Waldberg, Construction en bois, 1945 Sophie Taeuber-Arp, Douze Espaces, 1939 Holz, 44 × 56 × 54 cm Öl auf Leinwand, 80,5 × 116 cm Kunsthaus Zürich, 1981, © 2019 ProLitteris, Zürich Kunsthaus Zürich, Geschenk Hans Arp, 1958
12 AUSSTELLUNG AUSSTELLUNG 13 W ie repräsentiert die Kunsthaus- Sammlung die Kunst der Jahre 1933 bis 1955? Das Kunstschaffen dieser Jahre ist geprägt durch starke Ver- änderungen und massive Kontraste. Nach der Vorkriegszeit und den Kriegsjahren selber – die in der «Stunde Null» des Kriegsendes gipfelten – wird im Jahrzehnt nach 1945 der wie Serge Brignoni, Otto Tschumi oder Alberto Giacometti (bis 1934) dem Surrealismus nahe, während andere wie Max Bill, Fritz Glarner oder Sophie Taeuber-Arp ungegen- ständliche Herangehensweisen vertraten. Dazu stossen massgebende internationale Positionen: Werke von Miró, Dalí, Tanguy, Picasso, Léger, Kokoschka oder Klee ver- treten wichtige Spielarten der internationalen Moderne mit Werken ab den frühen 1950er-Jahren vertretene nordamerikanische Abstraktion eines Jackson Pollock oder Jean-Paul Riopelle. Ihnen allen gegenüber stehen Jean Dubuffet und Alberto Giacometti für die andauernde Prä- senz beziehungsweise Wiederaufnahme der figürlichen Tradition mit veränderten Vorzeichen. In der Skulptur dominiert die Arbeit an der menschli- Schritt von der Auseinandersetzung mit den tiefgreifenden zwischen Surrealismus und Figuration, während etwa chen Figur (Germaine Richier, Marino Marini, ab 1935 Folgen des Krieges zur Erschaffung einer neuen künstleri- Kupka, Vantongerloo und Moholy-Nagy die Abstraktion Alberto Giacometti), doch fehlen auch einige gewichtige schen Sprache vollzogen, mit der eine neue Freiheit des Aus- repräsentieren. abstrakte Positionen nicht (Alexander Calder, nach drucks einhergeht. dem Krieg Antoine Pevsner). Später tritt mit dem aufkom- Besonders schön zu fassen sind die Kontraste in der DIE PRÄSENZ DER ABSTRAKTION menden Nouveau Réalisme eines Jean Tinguely der Malerei der Zeit von 1933 bis zum Kriegsende. Was die Nach dem Krieg wird die ungegenständliche Kunst zum neue Ding-Charakter des Kunstwerks zu Tage. Schweiz betrifft, ist zum einen die traditionelle Kunst ge- führenden Idiom: In der Schweiz stehen dafür, abgesehen Auch inhaltlich sind die Unterschiede riesig. In den genständlicher Prägung etwa von Hermann Huber zu von den bereits etablierten Zürcher Konkreten (mit Glarner 1930er-Jahren finden sich Werke mit dezidiert politisch- nennen. Begleitet werden diese Werke von einer ebenfalls als «malerischem» Sonderfall in den USA), namentlich sozialkritischem Hintergrund wie etwa Otto Baumbergers gegenständlichen Schweizer Malerei, die für eine moder- Wilfrid Moser und Hugo Weber. International manifestieren «Masse» von 1936, und andere, die den Krieg im engeren nere Auffassung steht – erwähnt seien hier Max Gubler und sich einerseits das europäische Informel mit Wols, Nicolas Sinn thematisieren (Mirós düstere, vom Geschehen in Varlin. Daneben stechen die stärker international ver- de Staël, Georges Mathieu und Maria Vieira da Silva, Spanien markierte Komposition «Personnages et oiseaux netzten Positionen hervor: Unter ihnen standen Künstler und andererseits die im Kunsthaus zur Hauptsache erst dans la nuit» von 1939, Kokoschkas «What Are We Fighting For» von 1943 und natürlich Giacomettis Hauptwerk «La main» von 1947). Kontrastierend dazu – obwohl eben- falls aus der Kriegszeit – Fernand Légers vitalistische, 1944 in den USA entstandene Komposition «Fleur jaune». VOM RÉDUIT ZUM «ALL OVER» Schweizer Reduit-Idyllen repräsentieren eine mental und künstlerisch andere Welt, so etwa Hermann Hubers be- rührendes, Geborgenheit zelebrierendes Bild «Vorlesende und Knabe» von 1940/41, oder Jakob Ritzmanns Beschwö- rung eines Schrebergartenhäuschens als bescheidener Energiezelle inmitten des bangen Alltags der vom Toben des Weltkriegs umgebenen Schweiz. Nach dem Krieg verarbeiten im Figürlichen Dubuffet, Giacometti und Tschumi, im abstrakten Informel etwa de Staël in ihren Werken die massive Zäsur, die jener mit sich gebracht hat. Später lichtet sich das Bild, leuchtende abstrakte Strukturen wie in Bildern von Vieira da Silva in Frankreich oder Riopelle in Nordamerika verkünden eine neue, energetisierte Weltschau durch Farbe. Insgesamt zeigt die Präsentation sehr deutlich, wie viele Energien der Krieg band und wie viele sein Ende wiederum freisetzte. Von entscheidender Bedeutung ist Fernand Léger, La fleur jaune, 1944 der als Folge des Ersten Weltkriegs lancierte Surrealismus, Öl auf Leinwand, 74 × 91,5 cm Kunsthaus Zürich, Geschenk in memoriam C. und der Ausdrucksweisen für die psychische und physische S. Giedion-Welcker, 1982, © 2019 ProLitteris, Zürich Katastrophe von Faschismus und Krieg bereithielt und im Hilla von Rebay, With Tenderness, 1946 New Yorker Exil schliesslich Grundlagen für den Abstrak- Öl auf Leinwand, 94 × 77 cm Kunsthaus Zürich, Geschenk der Künstlerin, 1947 ten Expressionismus Pollocks zur Verfügung stellte. © The Hilla von Rebay Foundation Eindrucksvoll ist die innovative Präsenz von Künstlerin- Hermann Huber, Spinnendes Mädchen, 1940 nen: Werke wie Taeuber-Arps abstrakte Formfindung Tempera auf Leinwand, 69 × 53 cm Kunsthaus Zürich, Geschenk Herr Ruch-Baur zur «Douze Espaces» von 1939, Richiers Neuerfindungen des Erinnerung an seine Gattin, 1940 weiblichen und des männlichen Körpers in der Kriegs- © Nachlass Hermann Huber
14 AUSSTELLUNG AUSSTELLUNG 15 zeit, Isabelle Waldbergs organisch-konstruktive Versuchs- anordnung «Construction en bois» von 1945, eine spek- takuläre abstrakte Komposition Hilla von Rebays von 1946 oder Verena Loewensbergs kühl geladene konkrete Komposition von um 1950 markieren einige der dichtesten Stationen der Ausstellung. DIE GLEICHZEITIGKEIT DES ANDEREN Trotz aller Brüche und Einschnitte: Das Figürliche und die Abstraktion bleiben nebeneinander als grundlegende Idiome der Moderne bestehen und tragen nach dem Krieg beide zur grundsätzlichen Erneuerung der künstlerischen Arbeit bei: Die sich animistisch gebende Abstraktion eines Pollock wird zum entscheidenden Paradigma einer neuen, nun von Amerika getragenen und von ihm im Kalten Krieg durchaus auch politisch genutzten Kunst, während in Europa Alberto Giacometti (und später Francis Bacon) weiterhin darauf setzen, die grundsätzlichen Fragen der Kunst anhand der essenziell erneuerten Arbeit am mensch- lichen Körper verdichten und ausdrücken zu können. In der Ausstellung ist Pollocks «Number 21» von 1951 neben einem gleich grossen und aus demselben Jahr stammenden Selbstbildnis des zur Entstehungszeit 40- jährigen Zürcher Malers Walter Sautter zu sehen: Sautter malte sich fast etwas ratlos im Atelier stehend. Sein qualitätsvolles Bild zeigt, wie er nach einer offenen Mal- weise strebte, die ihn, den ihn umgebenden Raum und sein Bild insgesamt zu etwas Ganzem machen konnte. Dem- gegenüber bewegte sich der zur Entstehungszeit seines Bildes nur ein Jahr jüngere Pollock in völlig anderen Sphä- ren: Seine «All Over»-Malerei ist ein brandender energeti- scher Rhythmus, der zum Teil zwar noch Erinnerungen an Anthropomorphes zu enthalten scheint, aber vor allem ein entfesseltes, völlig neues «Sprechen» von Malerei zele- briert. Kurzum: Neben Sautters Selbstbildnis ist Pollocks Bild eines der Malerei selber. Die Position der Schweizer Kunst ist insgesamt schil- lernd: Neben den Künstlerinnen und Künstlern, die sich einer formalen und inhaltlichen Radikalität öffneten, finden wir wie erwähnt auch die an einer traditionelleren Narra- tion festhaltenden Maler. Sie schufen Bilder, die formal zwar nichts Neues hervorbrachten, die aber eine bis heute berührende Einfühlung in die Schweizer «condition hu- maine» dieser Jahre an den Tag legen. Am Ende der gewähl- ten Epoche steht dann der geniale Bewegungsrebell Jean Tinguely, der die Kunst mit einer ebenso freien wie spieleri- schen Geste ganz neu zu den Menschen zurückbringt. Der folgende Beitrag berichtet über eine der Ausstellung Jackson Pollock, Number 21, 1951 Kunstharzfarbe auf Leinwand, 145 × 94 cm Walter Sautter, Selbstbildnis, 1951 zugeordnete Präsentation der Ergebnisse des Projekts Kunsthaus Zürich, Geschenk des Holenia Trust im Öl auf Leinwand, 146 × 97 cm Andenken an Joseph H. Hirshhorn, 1988 Kunsthaus Zürich, Leihgabe des Kantons zur Erforschung der Provenienzen der in den Jahren 1933 © Pollock-Krasner Foundation / 2019 ProLitteris, Zürich Zürich, 1952, © Nachlass Walter Sautter bis 1950 erworbenen Werke der Grafischen Sammlung.
16 AUSSTELLUNG AUSSTELLUNG 17 PROVENIENZEN schmälern müsste, hat seine Autorität verloren». Wie sich das gen Geschäften im internationalen Kunsthandel, zahlreiche Sammlungsfeld in der Zwischenkriegszeit änderte, lässt sich Ankäufe tätigte. So stand Wartmann in den 1940er-Jahren in aus heutiger Sicht daran erkennen, dass unter anderem fol- reger Korrespondenz mit dem Basler Antiquar Oskar Schloss, gende «Klassiker der Moderne» neu in die Sammlung gelang- dem Vorgänger von Ernst Beyeler, und kaufte ab und an selbst IM FOKUS ten: Kirchner, Cézanne, Munch, Kollwitz, Toulouse-Lautrec, oder über Mitglieder der Sammlungskommission bei der Liebermann, Klimt, Picasso, Corinth, Pechstein, Kokoschka, Galerie Aktuaryus in Zürich oder auf Auktionen bei Dr. August Heckel, Klee, Schiele, Nolde, van Gogh, Dix. Klipstein in Bern Werke an. Viel umfangreicher waren die Zugänge aus Schweizer Privatsamm- DEM FLUCHTGUT AUF DER SPUR lungen, etwa aus der Sammlung des Welche Wege die Blätter dieser heute Basler Kunsthistorikers Paul Ganz, weltbekannten Künstlerinnen und der auf dem internationalen Kunst- Künstler nahmen, bevor sie ihr Do- markt Werke des Künstlers Johann mizil in den Beständen der Grafi- Heinrich Füssli ankaufte und zusam- schen Sammlung fanden, wird an- men mit dem Zürcher Sammler Paul hand von rund sechs Schlaglichtern Hürlimann dafür sorgte, dass die in der Ausstellung präsentiert. Dabei Grafische Sammlung am Kunsthaus geht es um Ankäufe des norwegi- seit den 1940er-Jahren über einen schen Kunsthändlers Harald Horst weltweit einmaligen Zeichnungs- Halvorsen, der vom NS-Regime au- und Grafikbestand des Künstlers torisiert wurde, Werke Edvard verfügt. Als Abschluss wird sodann Munchs aus der Aktion «Entartete von einem ominösen Diebstahl aus Kunst» im Ausland zu veräussern. dem Davoser Künstlernachlass von Munchs mehrfarbiger Holzschnitt Ernst Ludwig Kirchner die Rede «Kopf an Kopf» aus dem Jahr 1905 sein – ein beispielhafter Fall, der auf- wurde von ebendiesem Kunsthänd- zeigt, wie die internationale Zusam- ler als «Mann und Weib sich menarbeit der Provenienzforschung küssend» angekauft und birgt bis Früchte trägt. heute Rätsel. Anhand einiger Bei- spiele wird auch das vieldiskutierte MEHRHEITLICH UNBEDENKLICH Thema Fluchtgut ausgeleuchtet: Die Zu Projektende können rund zwei «Sammlung B.» – nach umfangrei- Drittel der Provenienzen der Zu- cher Recherche als Sammlung Otto gänge zwischen 1933 und 1950 als Oppenheimer zu identifizieren – hat unbedenklich und lückenlos oder als Die Erwerbungen der Grafischen Sammlung 1933–1950 das Kunsthaus für ein Werk mit dem lückenhaft ohne Hinweise auf be- bekannten Motiv der «Kuh» von denkliche Handwechsel eingestuft TEXT Joachim Sieber, wissenschaftlicher Mitarbeiter Provenienzforschung Rudolf Koller getauscht. Wie es zu werden. Von den restlichen Fällen diesem Tausch von fast 1000 Blättern deutscher expressionis- konnte mindestens der Vorbesitzer identifiziert werden, hier tischer Grafik mit einem opulenten Ölgemälde kam, wird besteht weiterer Forschungsbedarf. Im Rahmen des Projekts Dieser Teil der Ausstellung basiert auf den Forschungsergeb- venienz war hingegen nur teilweise möglich. Bei keinem Werk genauer unter die Lupe genommen. wird die Publikation dieser letzten Besitzer auf der Website nissen des vom Bundesamt für Kultur geförderten Proveni- konnte jedoch ein eindeutiger Hinweis auf einen konfiskato- Es ist bekannt, dass das Kunsthaus Zürich in den 1930er- des Kunsthauses oder in der Sammlung Online realisiert. enzprojekts (siehe auch Magazin 3/18) und thematisiert, wie rischen Handwechsel und somit auf NS-Raubkunst gefunden und 1940er-Jahren einige ( jüdische) Eigentümerinnen und zwischen 1933 und 1950 Werke auf Papier in die Sammlung der werden. Zwischen 1933 und 1950 gelangten zehn Prozent der Eigentümer bei der Ausfuhr und dem Depositum von Werken Zürcher Kunstgesellschaft gelangten. Sammlungsbestände der Grafischen Sammlung – rund 9500 aus Deutschland oder von Deutschland besetzten Gebieten Ziel des Projekts war es, die Provenienzen für den Zeitraum Werke – ans Haus. Davon lag der Bestand von 3900 Blättern unterstützte. Dass dabei teilweise auch Werke angekauft oder von 1933 bis 1945 durch Recherchen weitmöglichst zu klären im engeren Fokus. Die grosse Anzahl an Werkzugängen ist der geschenkt wurden, wird anhand des Nachlasses von Lovis und zu prüfen, ob Blätter aus einschlägigen Quellen stammen, Verdienst Dr. Wilhelm Wartmanns, der sich in seiner Tätigkeit Corinth, welcher zwischen 1933 und 1938 von der Witwe die im Verdacht stehen, mit NS-Raubkunst Handel getrieben als erster Konservator und Direktor seit 1910 mit grossem Charlotte Berend-Corinth im Kunsthaus Zürich eingelagert Schenkung aus dem im Kunsthaus deponierten zu haben. Engagement der Erschliessung und dem Ausbau der grafi- wurde, aufgegriffen. Nachlass des Künstlers: Lovis Corinth, Der Teich, 1886 schen Bestände widmete. Einen Fokus legte Wartmann auf die Grafitstift auf Maschinenbüttenpapier, 30,4 × 47,5 cm Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung, 1935 KEINE RAUBKUNST GEFUNDEN französische und deutsche Moderne. So schrieb er bereits 1925 KUNSTHANDELSPLATZ SCHWEIZ Ernst Ludwig Kirchner, Strassenszene, 1922 Eine Identifikation der Vorbesitzerinnen und Vorbesitzer im Neujahrsblatt, «der Satz, dass die Berücksichtigung der Ein weiterer Fokus wird auf den Kunsthandelsplatz Schweiz Farbholzschnitt auf Papier, 67,7 × 37,5 cm konnte dabei fast ausnahmslos erfolgen, die Klärung der Pro- nichtschweizerischen Kunst den inneren Wert der Sammlung gelegt, wo das Kunsthaus Zürich, im Gegensatz zu den weni- Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung, 1947
GALERIE KORNFELD • BERN KENNERSCHAFT UND TRADITION SEIT 1864 © 2019, ProLitteris, Zurich ROBERT MANGOLD. Red with Green Ellipse / Black frame. 1988/89. Acryl und Bleistift auf Leinwand, 2-teilig. 140 x 210 cm. JETZT EINLIEFERN! PAUL KLEE Haeusliches Requiem. 1923 INTERNATIONALE MODERNE UND Ölpause, Bleistift und Aquarell. 31,2 × 38,5 cm. Catalogue raisonné 3245. Auktion Juni 2019 ZEITGENÖSSISCHE KUNST Juni-Auktionen in Zürich AUKTIONEN 13. UND 14. JUNI 2019 Silke Stahlschmidt freut sich auf Ihre Kontaktaufnahme. Tel. 044 445 63 42 | stahlschmidt@kollerauktionen.ch KUNST DES 19./20. JAHRHUNDERTS UND GEGENWARTSKUNST Galerie Kornfeld Auktionen AG Laupenstrasse 41 GRAPHIK UND HANDZEICHNUNGEN ALTER MEISTER Postfach CH-3001 Bern Koller Auktionen VORBESICHTIGUNG Tel. +41 (0)31 381 46 73 Hardturmstrasse 102 ∙ 8031 Zürich in Zürich (Auswahl) Titlisstrasse 48 | 28. bis 31. Mai 2019 galerie@kornfeld.ch Tel. 044 445 63 63 ∙ office@kollerauktionen.ch in Bern (sämtliche Werke) Laupenstrasse 41 | 6. bis 12. Juni 2019 www.kornfeld.ch www.kollerauktionen.ch
20 AUSSTELLUNG 21 Guillaume Bruère 24. Mai – 8. September 2019 KURATORIN Mirjam Varadinis Guillaume Bruère zeichnet an der Langen Nacht 2018 Die Zürcher Zeichnungen Guillaume Bruère Porträt von Andrea im Kunsthaus Zürich, 2018 Buntstifte, Ölkreide und Acryl auf Papier, 200 ×148 cm
22 AUSSTELLUNG AUSSTELLUNG 23 u bist in den letzten Anfänglich habe ich in Museen viel beobach- Jahren sehr oft tet und gelernt, dort aber während einiger nach Zürich gekom- Jahre wenig gezeichnet. Dies, weil ich mit men. Kannst du meinem kleinen Skizzenblock (30×40 cm) etwas über die Hin- nicht zurechtkam. Mein rechter Arm musste tergründe erzählen, die dich zum den Block halten, damit meine linke Hand ersten Mal hierher gebracht haben? zeichnen konnte, und so war meine körper- Der französische Künstler GB Nach Zürich kam ich zum ersten Mal im März 2012. Ich wollte gerne im Kunsthaus liche Energie zu stark eingeschränkt. Ich verstand langsam, dass ich im selben Format Zürich zeichnen, nachdem ich das zuvor wie im Atelier zeichnen musste, nämlich Guillaume Bruère (* 1976) war schon im Louvre in Paris, in der Gemäldega- lerie in Berlin, der Staatsgalerie in Stuttgart 50 × 70 cm. Um meinen Körper zu befreien, brauchte ich aber einen Tisch oder eine Staf- in den letzten Jahren immer sowie der Tate Britain in London getan hatte. Alberto Giacometti interessierte mich, denn felei. Normalerweise ist es nicht erlaubt, mit Tisch in einer Museumssammlung zu zeich- wieder im Kunsthaus Zürich mit ihm begann sozusagen mein künstleri- sches Leben. Aber auch nach Arnold Böcklins nen. Das kam im Kunsthaus auch erst mit der Zeit, als mich die Mitarbeiter schon besser sowie im Schauspielhaus «Der Krieg» (um 1897) wollte ich zeichnen. Robert Fleck, mein langjähriger Förderer und kannten. Aber bei Böcklin hatte ich bewusst die Grauzonen des Erlaubten ausgetestet. zu Gast. Insgesamt hat er an Begleiter, stellte den Kontakt zu Bice Curiger Denn wenn du fragst, ob es erlaubt ist, eine her, die zu der Zeit Kuratorin am Kunsthaus so grosse Rolle auf dem Boden auszubreiten, war. Daraufhin reiste ich mehrere Male nach sagt man dir sicher nein. Also habe ich es den zwei Orten über 400 Zürich. einfach gemacht. Zeichnungen realisiert. In Wie gehst du vor, wenn du in Museumssammlungen zeichnest? Deine Arbeiten haben etwas zutiefst Menschliches. Kein Wunder spielt seiner ersten Einzelaus- Wählst du im Vorfeld die Werke aus, die du zeichnen willst, oder lässt das Porträt eine so wichtige Rolle. Es scheint mir, dass es das Gesicht du dich eher von der Energie am Ort und insbesondere die Augen sind, die stellung in der Schweiz zeigt treiben und wählst dann Werke spontan aus? dir Zugang verschaffen zur Persön- lichkeit deines Gegenübers, und Bruère eine Auswahl aus Wenn ich in ein Museum gehe, suche ich die Exponate nicht nach rationalen Kriterien uns die Menschen, die du abzeichnest, neu entdecken lassen. Ist das so? diesen beiden Werkgruppen. aus, sondern intuitiv: Ich gehe schnell durch die Räume und stoppe bloss, wo mich etwas Mich prägen die Fayum-Porträts, die Por- träts von Rogier van der Weyden, Hans Hol- Kuratorin Mirjam Varadinis zum Zeichnen aufruft. Das passiert nur bei wenigen Exponaten. Dieser Prozess ist sehr bein oder Albrecht Dürer. Ein gemaltes Por- trät stellt uns vor einen Widerspruch: Man unterhielt spannend für mich, es ist ein bisschen wie hat den Eindruck, einen Menschen zu sehen, wenn ich ein Tier auf der Jagd wäre. der einen selbst wiederum beobachtet (durch den weissen Punkt in der gemalten Pupille), sich mit dem Im Unterschied zu den klassischen Kopisten, denen man in den grossen obwohl es lediglich ein Gemälde ist. Parallel zu meinen ersten Museumszeichnungen, bei Künstler. Museen dieser Welt begegnet und die jeweils monatelang vor den Werken denen es oft um Porträts geht, habe ich 2009 selber damit begonnen, Porträts zu machen. der grossen Meister sitzen und diese Dabei bekam ich bald den Eindruck, dass et- minutiös abzeichnen, arbeitest du was vom Wesen des Menschen, der mir Mo- sehr schnell – und meist nicht einfach dell sass, unmittelbar in das Bild einfloss. Ein mit dem kleinen Zeichenblock auf Porträt hilft, der Vergänglichkeit zu entflie- den Knien, sondern mit Tisch oder hen, und ich sehne mich danach, diese Ver- Staffelei ausgerüstet. Manchmal antwortung zu übernehmen, mit den Mitteln tauchst du auch auf, rollst eine riesige der Zeichnung und der Malerei. Papierrolle aus und zeichnest darauf, Die grosse Papierrolle vor Böcklins «Der Krieg» wie z. B. als du Böcklins «Krieg» in Guillaume Bruère Für die Ausstellung im Kunsthaus Zeichnung nach Arnold Böcklins «Der Krieg» im Kunsthaus Zürich, 2012 unserer Sammlung abgezeichnet hast. Buntstifte auf Papier, 70 × 50 cm sind speziell vier neue, grossforma-
24 AUSSTELLUNG AUSSTELLUNG 25 tige Porträts entstanden. Die Modelle Guillaume Bruère kreide und Aquarell). Ähnlich wie die Eindrü- waren Menschen, die normalerweise Zeichnung nach Alberto Giacometti im cke aus meinen Museumsbesuchen prägen nicht im Rampenlicht stehen: nämlich Kunsthaus Zürich, 2013 Buntstifte und Ölkreide auf Papier, 70 × 50 cm mich jene aus Tanz und Theater. Gerne würde zwei Aufsichten des Kunsthaus Guillaume Bruère ich mal direkt auf der Bühne mitmachen und Zürich sowie zwei Mitarbeiterinnen Zeichnung während der Proben zu «Yvonne, auch den Bereich Musik, insbesondere die vom Schauspielhaus Zürich. Warum die Burgunderprinzessin» im Schauspielhaus Zürich, 2015 Buntstifte, Ölkreide und Aquarell auf Oper, erkunden. wolltest du genau diese Menschen Papier, 70 × 50 cm porträtieren? Alle Werke: Courtesy the artist, © Guillaume Bruère Dich verbindet offensichtlich eine Aufsichtspersonen zu porträtieren war ein spezielle Beziehung mit Zürich. alter Wunsch von mir, und ich freue mich Wie stellst du dir deine Zukunft vor? sehr, dass ich mir diesen für die Ausstellung Zürich ist für mich tatsächlich eine Her- im Kunsthaus erfüllen durfte. Die Aufsichts- zensangelegenheit. Ich hab hier viele Freunde personen sind ein Teil des Museums, werden und Freundinnen gefunden und in vielen aber meist nicht beachtet. Während sie nor- Bereichen grosse Unterstützung erfahren. malerweise die Aufgabe haben, Exponate zu Daher freue ich mich auch sehr, dass wir nun schützen und Besuchende zu beobachten, die Ausstellung im Kunsthaus machen. Ich werden sie durch meine Porträts selbst kann mir auch vorstellen, dass ich mich nach Thema der Kunstwerke und rücken so ins Jahren des mobilen Zeichnens hier etwas Zentrum des Museums. permanenter niederlasse. Ich suche einfach noch ein Atelier oder eine kleine Wohnung … Die Porträts entstanden als öffentli- che Zeichnungsperformances am Zur Ausstellung erscheint ein umfassender Tag der offenen Tür sowie an der Katalog mit allen Zeichnungen (448 Seiten, Langen Nacht der Museen 2018. Das rund 400 Abbildungen). Er ist am Kunsthaus- Performative spielt insgesamt Shop für CHF 48.– erhältlich. eine wichtige Rolle in deinem Schaf- Die Ausstellung wird unterstützt von fen, und wir werden im Rahmen Swiss Re – Partner für zeitgenössische Kunst, der Ausstellung ja auch zwei Perfor- sowie der Dr. Georg und Josi Guggenheim- mances zeigen. War dieses Inte- Stiftung. resse an der Performance der Grund, dass du in den letzten Jahren immer wieder auch im Schauspiel- haus Zürich gezeichnet hast? 2013 durfte ich bei Tanzproben von Sasha Waltz in Berlin zeichnen, und da dachte ich mir, dass es interessant wäre, den Bereich des Theaters weiter zu erkunden. Anfang 2014 BEGLEIT VERANSTALTUNGEN bot mir Barbara Frey an, während der Vorbe- Freitag 24. Mai, 19 Uhr reitungen ihrer nächsten Inszenierung der Zeichnungsperformance mit Guillaume «Drei Schwestern» von Anton Tschechow zu Bruère im Vortragssaal. Mit Ausstellungsticket und für Mitglieder zeichnen, ein paar Tage zu Beginn und ein gratis, sonst CHF 10.– / CHF 8.– reduziert. paar am Ende der Probenzeit. Danach kam Samstag, 8. Juni, 11 Uhr ich erneut ins Schauspielhaus für die Proben Künstlergespräch mit Bice Curiger, von «Yvonne, die Burgunderprinzessin» von Direktorin Fondation Vincent van Gogh WIR BRAUCHEN IHRE Witold Gombrowicz, und 2015 für «Meer» Arles, Barbara Frey, Intendantin UNTERSTÜTZUNG! von Jon Fosse. Während der drei Proben Schauspielhaus Zürich und Guillaume Das Buch zur Ausstellung umfasst alle Bruère. Moderiert von Mirjam wurde mir ein Tisch zur Verfügung gestellt Varadinis, Kuratorin der Ausstellung. Zeichnungen, die in Zürich entstanden sind. Das sind über 400. Dieser Umfang sprengt und ich zeichnete nur, wenn die Schauspiele- Mit Ausstellungsticket und für Mitglieder unseren normalen Budgetrahmen, und rinnen und Schauspieler auf der Bühne etwas gratis, sonst CHF 10.– / CHF 8.– reduziert. wir lancieren daher unsere erste Crowd- ausprobierten. Die Blätter legte ich rasch auf Sonntag, 25. August, 14 Uhr funding-Initiative. Unterstützen Sie uns! Als dem Boden um mich herum aus, ich verwen- Öffentliche Performance mit Guillaume Belohnung wartet u.a. die allererste Bruère bei der Henry Moore-Plastik Lithografie von Guillaume Bruère auf Sie. dete dasselbe Papier und Material wie im an der Seepromenade in Zürich. Mehr Info unter: wemakeit.com/projects/ Kunsthaus Zürich (meistens Buntstifte, Öl- Eintritt frei. guillaume-bruere-das-buch
26 ANZEIGEN ANZEIGEN 27 2.3.– 4.8.2019 FEINE SCHWEIZER IMMOBILIEN Wir pflegen noch die Kunst Oetenbachgasse 7 – 8001 Zürich Ecke Rennweg Bahnhofstrasse der diskreten und k petenten Objektvermiung. www.fsp.immo Tel. 044-915 4600 paradisdesinnocents.ch positive luxury brand swiss design – swiss made Mit bewährter Anlagephilosophie. KMTG_Ins_KhM_89x122_01032019 Wir halten Wort. Raymond Pettibon, No Title (I expect to...), 1988, Ink on paper, © Raymond Pettibon, Courtesy the artist, David Zwirner, and Regen Projects, Los Angeles 19. Mai 2019 bis 13. April 2020 ALBERT ANKER L’univers de Germaine. 8. - 11. Mai 2019 Muda Mathis, Sus Zwick, Hipp Mathis FRÜHJAHRSAUKTION Kunstmuseum Thurgau GEMÄLDE • GRAFIK • PLAKATE • SCHMUCK SCHWEIZER KUNST • ANTIQUITÄTEN Kartause Ittingen Finanzberatung muss nicht abstrakt sein. www.kunstmuseum.ch Vorbesichtigung: 1. Mai bis 30. September Täglich vom 27. April bis 5. Mai 2019 10 bis 19 Uhr • täglich 11–18 Uhr 1. Oktober bis 30. April Montag bis Freitag 14 –17 Uhr Grosse private Vermögen sind oft vielschichtig und bestehen aus komplexen DOBIASCHOFSKY AUKTIONEN AG Samstag, Sonntag und Finanzanlagen. Mit unserem individuellen Beratungsansatz schaffen wir Klarheit Monbijoustrasse 30/32 Tel. 031 560 10 60 www.dobiaschofsky.com allgemeine Feiertage 11–17 Uhr und optimieren Ihre finanzielle Situation. CH-3001 Bern Fax 031 560 10 70 info@dobiaschofsky.com Magazin Kunsthaus Zuerich_128_A_89x122mm.indd 1 27.02.19 14:22
28 SAMMLUNG SAMMLUNG 29 weibliche Figuren, nun als Skulpturen real im Raum – aus Marmor, Holz, Bronze. Eine kleine Geschichte der weiblichen Figur in der europäischen Skulptur von 1860 bis 2006. Werke von Vincenzo Vela, Auguste Rodin, Marino Marini, Rebecca Warren – und in ihrer Mitte eine hoch aufragende Bronzeskulptur Alberto Gia- comettis. Werke wie diese zentrale Figur, würde man der antiken Person versichern, zitieren für unsere Zeit eigentlich das, was in deren Zeit die «Kultbilder» waren, also etwa die grosse Statue der Athene im Par- thenon in Athen. Feierliche Frontalität, erhabene Würde ... Wobei bei Giacometti, würde man anfügen, die hieratische Prä- senz nicht auf die Wirkungsmacht des Göttlichen verweise. Sie meine das Ver- mögen der Skulptur selber, anhand der Gestalt des Menschen – und zwar in ei- ner aus der Sinnhaftigkeit gestürzten Epo- che – einen bedeutungshaften Raum zu Geheimnisvolle eröffnen; das Vermögen eine Präsenz zu verdichten, die zugleich Unnahbarkeit meint. Letzteres nicht zuletzt aufgrund der Oberfläche der Figur, die nicht die ei- Musen nes Menschen imitiert, sondern Gestal- tung erfahrbar macht. Und damit zugleich den Prozess der Wahrnehmung, auf dem diese Gestaltung basiert. Aber längst wäre unsere antike Person schon in den letzten Raum dieser Ausstel- lung geflüchtet. «Warten Sie», würde man ihr nachrufen, «dort ist nochmals eine Zöge man derzeit mit einer halbwegs gebil- Dann aber würde es knifflig. Denn gegen- Raum Salvador Dalí abkupfert – zwei ge- Muse zu sehen!» – «Ist ja nur ein Kopf», deten Person aus der klassischen Antike über von Böcklins Gemälde hängen vier heimnisvolle, aber eben durchaus beunru- würde die entsetzte Antwort lauten … durch das Kunsthaus, so würde diese wohl bedeutende Bilder des wichtigsten italie- higende Figuren von Musen. Ihre kopflo- «und überdies schläft sie ja!» Unter Einbeziehung einiger spektakulärer spätestens vor Cy Twomblys Achilles-Bild nischen Künstlers der Moderne, die zwar sen Gestalten waren wohl von Abbildun- Das ist es ja gerade: «Muse endormie» in einen Zustand katatonischer Verstörung tiefe Wurzeln in dem haben, was wir heute gen beschädigter, archaischer griechischer heisst dieses Werk, eine Skulptur von Leihgaben wird im ersten Stock des fallen. Kurz aufatmen würde sie vielleicht Antike nennen, aber zugleich etwas dar- Skulpturen inspiriert. Hier würde unsere Constantin Brancusi, aus Rumänien stam- Altbaus aktuell eine Sonderpräsentation vor Poussins Bild der schlafenden Venus. Trost spenden könnte dann möglicher- stellen, was die Antike so nicht kannte: eine Welt, die zwar im Mythischen badet, leidgeprüfte antike Person wohl nach Luft schnappend sagen: «Von mir aus Kykla- mend, geboren nur ein paar hundert Kilo- meter entfernt von jenem antiken Tomis der Sammlung gezeigt. weise auch die aktuelle Sammlungspräsen- tation im ersten Stock des Moserbaus mit aber nicht im Sinne eines allen bekannten und zugänglichen kollektiven Mythos – den-Kunst, aber doch nicht so!» Wie auch immer, dieses Bild der Musen, dunkel, tot, am Schwarzen Meer, in das Augustus den Dichter Ovid verbannte … schlafende dem Titel «Geheimnisvolle Musen». Im sondern in Form individueller, traumarti- aber eingefügt in eine mysteriöse Spiel Muse, erwachende Wahrnehmung. Bis 22. September 2019 ersten Saal zelebrieren dort Angelika Kauff- ger Welten der Wahrnehmung, die die anordnung, in die Unbekanntes seinen mann und Hans Jakob Oeri in klassizisti- Kunst für immer verändern sollten. Schatten wirft, eröffnete völlig neue Mög- scher Manier antike Erzählstoffe. Und Von diesen vier Bildern Giorgio de Chi- lichkeiten, wie Bilder funktionieren, was Foto © Kunsthaus Zürich, Franca Candrian TEXT Philippe Büttner Sebastiano Ricci delektiert sich malerisch ricos stammen drei aus einer privaten sie uns gegenüber behaupten können. an den Resten untergegangener antiker Sammlung. Das wichtigste, historisch sehr Pracht. einflussreiche dieser Bilder heisst «Die EINE KLEINE GESCHICHTE Im zweiten Saal gefiele wohl Böcklins beunruhigenden Musen» (1918). De Chi- DER WEIBLICHEN FIGUR Werke: wunderbares Bild «Frühlingserwachen» rico malt hier das Schloss seines heimi- Im nächsten Saal dann, ausgehend von de Alberto Giacometti: © Succession Alberto Giacometti / 2019 ProLitteris, Zurich mit seiner hypnotisch dichten Vergegen- schen Ferrara und davor – auf einem Bret- Chiricos auf der Leinwand evozierten, ver- Marino Marini: © 2019 ProLitteris, Zurich wärtigung mythischen antiken Personals. terboden, den in einem andern Bild im stümmelt sitzenden Musen-Statuen: fünf Rebecca Warren: © Rebecca Warren
30 ANZEIGEN ab 20 Uhr Live-Band pianobeat DJ David Suivez Eintritt in die Ausstellung «Fly me to the Moon» Vorverkauf CHF 45.– Abendkasse CHF 55.– Mitglieder CHF 40.– Felix Maria Diogg (1762-1834), 1793, Öl auf Leinwand, 148x176 cm, JETZT EINLIEFERN verkauft für CHF 10’000.- Kontaktieren Sie unser Expertenteam Tel. 043 399 70 63 Seestrasse 341 | CH-8038 Zürich | www.schulerauktionen.ch | info@schulerauktionen.ch O b e r d o r f s t r a s s e 1 3 . 8 0 0 1 Z ü r i c h . w w w. s t e f i t a l m a n . c h Unterstützt von: Privatklinik Bethanien, Helvetia Kunstversicherungen, accurART Kunstversicherungsmakler AG, JTI, Welti-Furrer Fine Art AG
32 ANZEIGEN ANZEIGEN FWR_Kopf_Ad_4c_89x122_hoch.qxp_Layout 1 10.12.18 09:07 Seite 1 33 KUNST BRAUCHT FORUM % RORSCHACH „Ich K R E AT I V E KÖPFE. IMMOBILIEN bewahre Von Kopf AUCH. Marc Quinn, AAA GTATA GGCAG, 2009, Inv. 13583, © Marc Quinn, 2019 Werte“ Ralph Geigle, Leiter Verwaltung Ginesta Immobilien bis Fuss Küsnacht, Horgen, Chur www.ginesta.ch Menschenbilder im Fokus der 2EHUGRUIVWUDVVH=ULFKZZZEOXPHQELQGHUFK Sammlung Würth 12. Februar 2019 GALERIE bis 21. Februar 2021 AUSSTELLUNGEN Eintritt frei www.utebarth.com Eberhard Ross refugium 23. März - 16. Mai 2019 ART FORUM UTE BARTH www.forum-wuerth.ch Galerie für Moderne & Zeitgenössische Kunst Kartausstrasse 8 CH-8008 Zürich T +41 44 3802711 info@utebarth.com Alle Kunstaktivitäten des Forum Würth Rorschach sind Projekte von Würth. Alles, was Kunst braucht. 18. 5. – 11. 8. 2019 AT E L I E R R I G H I N I | F R I E S boesner-Läden sind mehr als Bezugsquellen für Künstlermaterialien, Bilderrahmen und Bücher. Es sind Orte der Inspiration und Begegnung Jean-Luc Mylayne BUNTE NATUR Herbst im Paradies für Künstler und Kunstbegeisterte. Die Farbstiftzeichnungen von Sigismund Righini 27. April bis 6. Juli 2019 Aarberg | BE Stefan Gritsch Do 17 – 20 Uhr | Sa 10 – 17 Uhr | Eintritt frei Bones n’ Roses Münchwilen | TG Unterentfelden | AG Zürich | ZH www.boesner.ch CARAVAN 2 / 2019: Featured Artist: Anz_CH_Kunsthaus_Zurich_89x60_0917.indd 1 05.09.17 11:52 Moritz Hossli Lydia Martin Featured Featured Artist: Artist: Nicole Nicole Schuste Schuste *Aargauer Kunsthaus Aargauerplatz CH–5001 Aarau Di – So 10 –17 Uhr Do 10 – 20 Uhr Die Ausstellung zeigt farbenfrohe www.aargauerkunsthaus.ch Landschaftsdarstellungen aus dem Spätwerk von Sigismund Righini (1870 – 1937). Jean-Luc Mylayne, N° 524, Février Mars Avril 2007 © Jean-Luc Mylayne, Courtesy Mylène & Jean-Luc Mylayne; Gladstone Gallery, New York, Bruxelles; Atelier Righini Fries, Klosbachstrasse 150, 8032 Zürich Sprüth Magers, Berlin, London, Los Angeles www.foc.ch Weitere Informationen unter: www.righini-fries.ch inserat_89x122_feb-19.indd 1 27.02.19 19:05
34 ERWEITERUNG 35 Vom Ist zum Soll Wie wird es in der Kunsthaus-Erweiterung aussehen? TEXT Björn Quellenberg Festsaal Das Neue Kunsthaus weckt die Neugier seiner Besucher. Am Tag der offenen Tür Bar vom Samstag, 2. März, haben sich über 1300 Baustellen- und Kunsthaus-Fans ein Bild von den Orten gemacht, an denen die diversen Innenausbaugewerke be- schäftigt sind. Während draussen die letz- ten Teile der Fassade fertig gemauert werden, arbeiten im Innern bis zu 100 Handwerkerinnen und Handwerker parallel auf verschiedenen Geschossen. Sie montieren Lifte und Türen, isolieren und gipsen, verlegen Leitungen und installieren die Lüftungstechnik in soge- nannten Doppelböden. Wir stellen Ihnen den heutigen und den zukünftigen Zustand dreier öffenli- cher Einrichtungen in Bildern vor – die Bar, den Festsaal und den Shop. Modellfotos © David Chipperfield Architects; Fotos © Amt für Städtebau, Juliet Haller Shop
36 ANZEIGEN INTERN 37 lung und bekomme oft spontane Anfra- EKSTASE gen. Diese bespreche ich wenn nötig im Team, mit dem Sammlungskonservator oder auch mit anderen beteiligten Abtei- lungen und Personen. Ich schätze diese Interdisziplinarität sehr. In letzter Zeit ist die Planung und Be- gleitung der vielen Sponsoringprojekte, z. B. die Restaurierung einer Polyurethan- skulptur von Fischli / Weiss, zu einem recht grossen Teil meiner Arbeit gewor- den. Ausserdem laufen im Hinblick auf die Eröffnung des Erweiterungsbaus derzeit viele interne Projekte an, die es restaura- torisch zu koordinieren gilt, so auch die Einbindung der privaten Sammlungen Bührle, Looser und Merzbacher. Für hand- werkliche Aufgaben habe ich im Moment nur sehr wenig Kapazität. Was ist die grösste Herausfor- derung in Ihrem Job? 04.04. – 04.08.19 V.l.n.r.: Sandra Weber, Tobias Haupt, Jean F. Rosston, Julia Sawitzki, Patrick Decker, Kerstin Mürer, Eva Glück. Finanzielle Barrieren sind ja immer auch eine Herausforderung für die Umset- Erhalten und Eine Kooperation mit: zung von Aufgaben und auch Teil meines Alltags. Bisher ist es mir aber in meiner noch kurzen Amtszeit gelungen, Lösun- erfahrbar machen gen zu finden und dafür Unterstützung zu 190225_ZPK_Ins_Kunsthaus-Magazin_Ekstase_181x122mm.indd 1 25.02.2019 09:54:30 erhalten. Gibt es ein besonderes Erlebnis? Für mich sind das immer die Momente, Die Restaurierung am Kunsthaus Zürich engagiert sich in denen ich mich intensiv mit Künstlerin- dafür, die rund 110 000 Werke der Sammlung zu erhalten nen und Künstlern und deren Kunst, und nicht nur mit dem Material beschäftigen und präsentabel zu machen. Das Kunsthaus-Magazin konnte. Aus den letzten Jahren sind mir unterhielt sich mit der Leiterin, Kerstin Mürer. darum besonders die Zusammenarbeit INTERVIEW Kristin Steiner mit Pipilotti Rist, Abraham Cruzvillegas oder Peter Fischli in Erinnerung geblie- HIPPOLYTE ET ARICIE ben. Grundsätzlich macht es mich immer F glücklich, wenn durch gute Zusammenar- beit ein «Schaffensrausch» entsteht. rau Mürer, was genau schnelle Klimaschwankungen, hohe Licht- beinhaltet Ihre Arbeit? einwirkung oder starke Erschütterung Und was ist Ihre Motivation? Die Arbeit als Museumsrestauratorin nicht ausschliessen können. Mit Blick auf die Zukunft des Kunst- und Leiterin der Abteilung ist vielfältig Recherchen und Analysen, aber auch hauses ist dies sicher, das Team und die und spannend. Das Team und ich arbeiten die Dokumentation unserer eigenen Ar- Abteilung für das neue, grössere Museum täglich für den Erhalt und Schutz der beit spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. so zu positionieren, dass auch die zusätz- Foto © Kunsthaus Zürich, Franca Candrian Sammlungswerke. Unsere erste Priorität Besonders bei der installativen, zeitgenös- lichen Herausforderungen und Bedürf- ist klar die Schadensvorbeugung. Wir be- sischen Kunst sind sie oft eine Erhaltungs- nisse abgedeckt werden können. Um die urteilen zum Beispiel bei Leihanfragen die massnahme, mit welcher Schlüsseleigen- Kunst in die Zukunft tragen zu können, Oper von Jean-Philippe Rameau Ausleihfähigkeit eines Kunstwerks und schaften oder Dos and Don’ts festgehalten müssen wir besonders im Bereich Medien- wägen alle Risikofaktoren ab. Immer wie- werden. Einen typischen Arbeitstag gibt kunst noch Kompetenzen ausbauen. PR EMIER E 19 M AI 2O19 der empfehlen wir, von einer Ausleihe ab- es so nicht. Ich bin Ansprechpartnerin für zusehen, weil wir Beschädigungen durch alle Belange um die Erhaltung der Samm-
38 GLOSSE CLICK Lieber Oskar CLICK Kokoschka Liebe und Leid bestimmen Kunst und Literatur. Mal mehr und mal weniger. Sind es doch gerade diese Sujets, die jeden von uns aus der Fassung bringen. Glauben wir sonst alles im Griff zu haben. Doch die Liebe hat uns im Griff, wehe, sie lässt uns fallen! Leid, 2 Tod und Verlust pulst in uns, wir rennen die Angst weg oder versuchen es mit anderen Mitteln. Zuerst war es schwierig, Sie, lieber Oskar Kokoschka, ohne Ihre Obsession zu Alma Mahler zu sehen. Geisterte doch eine Biografie von Alma in meinem Kopf herum. Bei der Ausstellung winkte mich sogleich Ihre Puppe zu sich heran. Gerne hätte ich den Alma-Ersatz gestreichelt, um den Frust richtig nachempfinden zu können, aber eigentlich reichte schon der Augenschein in sicherem 3 Museumsabstand. Nein, dieses Ding konnte wirklich keine Frau ersetzen, erst recht wohl nicht eine Femme fatale. Ausser den Beziehungskriegen gibt es noch die wahren Schlachtfelder; Sie wandten sich ihnen zu, Oskar. Sie zogen freiwillig 1914 in den ersten Weltkrieg, Sie flüchteten vor der Verlet- Tag der zung der Seele durch die Liebe. Sie nahmen in Kauf zu sterben, aber überlebten Kopf- und Lungenver- offenen Tür letzung. Krieg schafft eigene Traumata der Seele. Was dachten Sie wohl später über Ihren postjugend- 2. März 2019 lichen Unsinn zur Sinnlosigkeit? Mit einem Bild «What We Are Fighting For» 1 Baustelle offen: Treppauf, treppab durchliefen 1352 Personen den haben Sie mich am Haken. Seit Tagen geistert mir gesicherten Parcours. Wow! dieses Bild durch Kopf und Herz. Ein apokalyp- 2 Schülerinnen und Schüler traten als Junges Literaturlabor Zürich mit tisches Wimmelbild. Bitte verzeihen Sie mir den Ver- eigenen Texten auf. gleich, Oskar. Warum? Warum Krieg, warum in 3 Was läuft hinter den Kulissen? dieser Form. Das Chaos der Striche, die dünn aufge- Ein Blick in die Grafische Sammlung und 4 ins Restaurierungsatelier gehört zu den tragene Farbe und die naturgetreuen Nager. Nur Highlights an jedem Tag der offenen Tür. Ratten werden fett im Krieg, sie sehen glücklich aus 4 und tragen Uniformen. Ach Oskar, wie sehr müs- Bitte mitmachen! Manche künstlerische Strategie setzt auf 1 den Spieltrieb des Publikums. sen Sie gelitten haben in Ihrem Leben, bis hinein in Ihre Träume. Wie wichtig sind Ihre Kunstwerke für uns: Wir empfinden Ihre Erschütterung mit – Fotos © Caroline Minjolle nichts ist okay, OK? Ihre Sabine Meisel www.sabinemeisel.com
40 SERVICE SERVICE 41 Hier finden Sie eine Auswahl SAMMLUNG FAMILIENWORKSHOPS 9 – 12 JAHRE AUSSTELLUNGEN VERANSTALTUNGEN Samstags 15 – 16 Uhr. Eine Sonntags 10.30 – 12.30 Uhr Cool-Tur around Fly me to the Moon. Fly me to the Moon. an Führungen, Veranstal- Anmeldung ist nicht erforderlich. Erwachsene CHF 10.– / the Moon 50 Jahre Mondlandung 50 Jahre Mondlandung Kinder und Jugendliche CHF 5.– / Kosten: Eintritt mit Janina Kriszun (Musikver- bis 30. Juni 2019 Das Begleitprogramm zur Familienpreis CHF 25.– mittlerin) und Regula Straumann tungen und Workshops. Das Grosser Ausstellungssaal 20. 04. Frühling wird’s Ausstellung: (Kunstvermittlerin) 27. 04. Highlights in www.kunsthaus.ch Der Mond im Mittelpunkt 29. / 30. April und 2. / 3. Mai, Guillaume Bruère der Sammlung und vieles drum herum 9 – 16 Uhr ganze Programm unter 24. Mai – 8. September 2019 Vernissage 23. Mai, 18 Uhr JE DE N LE TZ SA MS TAG IM MO NAT! TE N MOND-BALL Samstag, 11. Mai, ab 20 Uhr So 28. April Abschlusspräsentation: 3. Mai, 16.30 Uhr Mondlandschaften www.kunsthaus.ch EG Müllerbau Die ausserirdische Party CHF 125.–. Anmeldung: 04. 05. Himmlische Liebespaare Vorverkauf CHF 45.– /Abendkasse www.kulturvermittlung-zh.ch So 30. Juni Stunde Null. 11. 05. Tag und Nacht, gemalt CHF 55.– / Mitglieder CHF 40.– Kunst zwischen Resigna- um 1900 Welche Farbe hat Sommerwerkstatt in tion und Aufbruch 18. 05. Giorgio de Chirico das Wasser? den Sommerferien 01. 06. Abgehoben: Atmosphäri- Werner Merzbacher TI P P ! SOMMER 7. Juni – 22. September 2019 im Gespräch So 28. Juli Anmeldung für einen oder FERIEN sche Wolkenbilder Vernissage 6. Juni, 17 und mehrere Tage möglich: 08. 06. Augusto Giacomettis Dienstag, 21. Mai, 18.30 Uhr 18.30 Uhr 16. / 17. / 18. / 19. Juli Blick zu den Sternen Der Sammler spricht mit Familientag Mondlandung 1. OG Müllerbau 13. / 14. / 15. / 16. August 15. 06. Bodenständig: Erdige Kunsthaus-Direktor Christoph Malatelier, Raketenbasteln, jeweils von 10 – 16 Uhr Untergründe Becker über sein Leben, Mondbibliothek, Führungen und www.kunsthaus.ch/de/ CHF 40.– pro Tag 22. 06. Real / surreal – die Kunst und das Kunsthaus. Geschichten für Erwachsene ausstellungen/aktuell Lunch mitbringen. Skulpturen von Vorverkauf ab 1. Mai an der und Kinder (ab vier Jahren). Alberto Giacometti Kunsthaus-Kasse: CHF 10.– / So 26. Mai, 11 – 17 Uhr CLUB 3PLUS 06. 07. Giovanni Giacometti und Mitglieder CHF 5.– Familie: CHF 35.– (max. 4 Pers.) SAMMLUNG KINDER ZWISCHEN 3 UND Cuno Amiet Einzeln: CHF 23.– / reduziert 6 JAHREN IN BEGLEITUNG 13. 07. Schweizer Kunst in CHF 18.– / Kinder CHF 5.– Installationskunst 3 der Gründerzeit Guillaume Bruère Neue Daten nach den Sommer- bis 12. Mai 2019 20. 07. Alpenbilder Die Ausstellung wird von 3 – 6 JAHRE ferien. 1. OG / EG Müllerbau drei Veranstaltungen begleitet. (IN BEGLEITUNG) Poetischer Rundgang Details dazu auf Seite 25. CLUB 6PLUS Die geheimnisvollen Paris: Rilke meets Rodin Villa Kun(s)terbunt KINDER ZWISCHEN 6 UND Musen So 5. Mai, 15 – 16 Uhr Generalversammlung 10. / 24. Mai, 7. / 21. Juni, 5. Juli, 9 JAHREN INFORMATIONEN bis 22. September 2019 CHF 25.– / Mitglieder CHF 10.– der Zürcher Kunst- 10 – 11.30 Uhr 1. OG Moserbau gesellschaft Bitte Znüni mitbringen und Neue Daten nach den Sommer- MUSEUM Arbeitskleider anziehen – es wird ferien. Kunst und Religion Montag, 27. Mai, 17.30 Uhr bunt. Anmeldung für einzelne Heimplatz 1, 8001 Zürich im Dialog: Seele Eintrittskasse 044 253 85 43 FÜHRUNGEN oder mehrere Termine möglich. CLUB 9PLUS Mit Ulrike Büchs (Theologin) und WORKSHOPS CHF 18.– pro Morgen Fr – So / Di 10 –18 Uhr KINDER AB 9 JAHREN Sibyl Kraft (Kunstvermittlerin) Mi/Do 10–20 Uhr AUSSTELLUNGEN So 12. Mai, 15 – 16.30 Uhr Aufgeweckte AB 5 JAHREN Rollentausch – Theater Fly me to the Moon. Kosten: Sammlungseintritt. Kunst-Geschichten DIREKTION UND VERWALTUNG Eine Anmeldung ist nicht spielen und malen 50 Jahre Mondlandung * Ein Angebot für Menschen Malatelier am Sonntag Tel. 044 253 84 84 erforderlich. Du kannst dich für einen oder mit Demenz und ihre Angehöri- 5. / 12. / 19. Mai, 2. / 9. / 16. / Fax 044 253 84 33 Mittwochs 18 Uhr und sonntags mehrere Termine anmelden. gen oder Betreuungspersonen. 23. Juni, 10.30 – 12 Uhr, CHF 12.– info@kunsthaus.ch 11 Uhr Kunst-Stück Di 4. / 11. / 18. / 25. Juni, 25. Mai, 15. Juni, 6. Juli, 10.30 – 12.30 Uhr In zwei Stunden einen Überblick 14.45 – 16.45 Uhr Sonne, Mond GRAFISCHE SAMMLUNG Stunde Null. über die wichtigsten Epochen CHF 60.– für vier Nachmittage, CHF 18.– pro Mal STUDIENSAAL Kunst zwischen Resigna- FRÜH- und Sterne der Kunstgeschichte erhalten inkl. Imbiss für zwei Personen. L IN G S Mo – Fr nach Voranmeldung tion und Aufbruch und Künstlerinnen und F E R IE N Mi 24. April, Mi 12. Juni, Anmeldung für alle Veranstal- Tel. 044 253 85 36 / 39 Sa 15. Juni, 13 Uhr 14 – 16 Uhr, CHF 15.– tungen erforderlich: Künstler vom Mittelalter bis ins ERWACHSENE UND grafischesammlung@kunsthaus.ch So 7. Juli, 11 Uhr 044 253 84 84 oder kunstver- 20. Jahrhundert kennenlernen. JUGENDLICHE AB 16 JAHREN Do 5. September, 15 Uhr Do 25. April / 9. Mai / 23. Mai Der Mond im Mittelpunkt mittlung@kunsthaus.ch. Preise inkl. Eintritt und Material. BIBLIOTHEK Englisch: Do 13. Juni Early Bird: Sa 22. Juni, 10.30 – 12.30 Uhr Rämistrasse 45, 8001 Zürich * Mit elektronischem jeweils 18 – 19.45 Uhr Fiktion und Realität V CHF 15.– Tel. 044 253 85 31 FM-Gruppenführungssystem. Änderungen vorbehalten. CHF 39.– / CHF 29.– Mitglieder Mit Eveline Schüep (Kunsthaus Fax 044 253 86 51 Speziell auch für Personen 7 – 12 JAHRE Freie Gruppen und Schulklassen und reduziert (inkl. Sammlungs- Zürich) und Cynthia Gavranic Ausleihe Tel. 044 253 85 32 mit Hörminderungen geeignet. nur nach Voranmeldung. eintritt, Einführung Kunstge- (Migros Museum für Mo – Fr 13 –18 Uhr Billett CHF 6.– / Mitglieder schichte, Führung «Highlights» Gegenwartskunst) Halbmond, Vollmond, www.kunsthaus.ch/bibliothek Das ganze Angebot der Kunstver- CHF 4.–. Bitte an der Kasse in der Sammlung). Fr 14. Juni, 9 – 11 Uhr Sichel … lösen. Teilnehmerzahl mittlung auch auf CHF 20.– (Barzahlung) Fr 26. April, FRÜH- www.kunsthaus.ch Für die Sonderöffnungszeiten beschränkt! Geräteausgabe 10.30 – 14.30 Uhr L IN G S Anmeldung: F E R IE N während den Ferien und 10 Minuten vor Beginn. CHF 25.– www.kulturvermittlung-zh.ch Feiertagen: siehe Website. Lunch mitbringen.
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