Unterlagen für Schulen - Das Spektakel der Revolution 14.9.2018 20.1.2019
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Landesmuseum Zürich. «Imagine 68. Das Spektakel der Revolution» 14.09.2018 bis 20.01.2019 BILDUNG & VERMITTLUNG | LANDESMUSEUM ZÜRICH. UNTERLAGEN FÜR SCHULEN | SEKUNDARSTUFE I UND II Inhalt «IMAGINE 1968. DAS SPEK TAKEL DER RE VOLUTION » 3 Angebote für Schulen 4 Einführung in die Ausstellung 6 Ausstellungsplan 7 Bezug Lehrpläne 8 Didaktische Inputs 11 Medienverzeichnis 12 Timeline Klassenmaterialien 19 KM1* «IMAGINE» – WIRKLICH VORSTELLBAR? 20 KM2* MAKE LOVE … – NUR DUMME SPRÜCHE? 21 KM3* BARBAPAPAS SCHULE – (D)EINE TRAUMSCHULE? 22 KM4* GLOBUSKRAWALL – WER PROTESTIERT? 23 KM5** «ZÜRCHER MANIFEST» – WOFÜR STEHEN WIR EIN? 28 KM6** BEFREIUNG DER KUNST = BEFREIUNG DURCH KUNST? 31 KM7** KUNST DER GEGENSÄTZE – NUR EINE PROVOKATION? 33 Lösungen * einfache Ausgaben ** komplexe Aufgaben Impressum UNTERLAGEN FÜR SCHULEN Idee, Konzept und Inhalt: Bildung & Vermittlung Gestaltung und Illustration: Mirabella-Morganti.ch Alle Rechte vorbehalten. © Schweizerisches Nationalmuseum LANDESMUSEUM ZÜRICH. | Bildung & Vermittlung 2 / 34
Angebote für Schulen Angebote für Schulklassen aus der Schweiz sind kostenlos. Auf Anmeldung. SEKUNDARSTUFE I Imagine 68 – auf die Barrikaden für eine bessere Welt In den 1960er-Jahren kam es weltweit und auch in der Schweiz zu Protestbewegungen der Jugendlichen. Sie wünschten sich Frieden, Freiheit und Love and Peace, waren po- litisch engagiert und revoltierten gegen alles, was sie einengte. In der Führung machen wir einen Rundgang zu Objekten, die von diesen Aufbrüchen erzählen. Führung 60 min | kostenlos SEKUNDARSTUFE II Imagine 68 – Kunst, Krawall & Kalter Krieg Zu 1968 gehören für uns Flower-Power, Hippies, Love and Peace. Vor allem viele junge Menschen träumten damals von einer anderen, friedlichen und besseren Welt. Dafür «IMAGINE 1968. DAS SPEK TAKEL DER RE VOLUTION » demonstrierten sie, revoltierten und brachen mit alten Normen. Sie veränderten die Kunst, die gesellschaftliche Ordnung ihrer Zeit und prägten neue Werte, die bis in un- sere Zeit von Bedeutung sind. In der Führung entdecken wir Objekte, welche die Gegensätze, Wünsche und Hoffnun- gen der 68er-Generation zeigen. Führung 60 min | kostenlos SEKUNDARSTUFE II Imagine 68 – Spektakel oder Revolution? Wenn wir «1968» hören, fallen uns meist Schlagworte wie Flower-Power, Hippies, Love and Peace ein. Viele junge Menschen revoltierten in dieser Zeit gegen die altherge- brachte Ordnung, gegen gesellschaftliche Zwänge und die Konsumorientierung ihrer Zeit. Sie haben mit kreativen Protesten viel bewegt und verändert, und doch werden sie oft belächelt. Auf der interaktiven Führung entdecken wir Objekte, welche die Unzufriedenheit, Wün- sche und Hoffnungen der 68er-Generation zeigen. Gemeinsam überlegen wir, welche Folgen die Proteste der 1968er-Bewegung bis in unsere heutige Zeit haben und wofür wir heute bereit sind zu protestieren. Interaktive Führung 90 min | kostenlos SELBSTSTÄNDIGE BESICHTIGUNGEN Wir empfehlen einen Besuch ab Sekundarstufe I. Der selbstständige Besuch der Aus- stellung mit einer Schulklasse ist nur auf Anmeldung möglich. Zur Besichtigung stehen Klassenmaterialien und ein Rätselblatt zur Verfügung. UNTERLAGEN FÜR SCHULEN Materialien zum Ausstellungsbesuch sowie Ideen zur Vor- und Nachbereitung stehen auf der Website zum Download bereit: www.landesmuseum.ch EINFÜHRUNG FÜR LEHRPERSONEN IN DIE AUSSTELLUNG «IMAGINE 68», Führung durch die Ausstellung und Inputs zur Arbeit mit Schulklassen ab Sekundar- stufe I. Mit Juri Steiner und Stefan Zweifel, Ausstellungskuratoren, Anna Wälli, Projektleiterin, und Stefanie Bittmann, Leiterin Bildung & Vermittlung. Mi 19.09.2018 | 17.30–19.00 Information & Anmeldung Mo–Fr 09.00–12.30 | 044 218 66 00 | reservationen@nationalmuseum.ch LANDESMUSEUM ZÜRICH. | Bildung & Vermittlung 3 / 34
Einführung in die Ausstellung Imagine 68 «Damals dachten wir alle: Morgen wird es besser Ungehorsam Breitenwirksamkeit erstreiten können. sein, und wenn nicht morgen, dann übermorgen. Naja 1964 kam es in den USA zu ersten Protestaktionen an – vielleicht nicht unbedingt besser, aber doch anders, der University of California. vollkommen anders, auf jeden Fall. Alles wird anders sein. Ein wunderbares Gefühl. Ich erinnere mich.» Die neue Generation in Deutschland wurde provo- (H. M. Enzensberger, der Untergang der Titanic, 1978) ziert durch das Schweigen der Väter und Mütter zur Nazivergangenheit, durch den Ekel vor herumkom- Eigentlich dauerte Achtundsechzig nur einen Som- mandierenden Autoritäten, die Brutalität der Ber- mer lang. Dennoch ist «68» zur Chiffre für ein Jahr- liner Mauer und den grossen Schlaf des von den USA zehnt, ja einer ganzen Generation geworden, die den nach Europa importierten Massenkonsums. Auch gesellschaftlichen Umbruch der Nachkriegszeit in gegen Napalm und die Niederschlagung des Prager allen Lebensbereichen bewirkt hat. Die Revolte war Frühlings schien es nur ein Mittel zu geben: die Un- jung, international, spontan und theoretisch, befrei- mittelbarkeit der Jugend. Und dazu gehörten auch end und kämpferisch. Problematisch auch. Aber 68 die Symbole des Zeitgeistes: lange Haare, Jeans, Mu- «IMAGINE 1968. DAS SPEK TAKEL DER RE VOLUTION » bestimmte den Sound und das Gefühl einer ganzen sik, Sex, Drogen und das Peace-Logo. Epoche samt ihren Revivals bis heute. Die Ausstel- lung «Imagine 68» im Landesmuseum Zürich unter- Die Jugend 1968 stellte sich gegen das herrschende nimmt ein lustvolles Hinein- und Nachleben in die ideologische Blockdenken und das Wettrüsten zwi- Atmosphäre der 68er-Kultur und bettet lokale Ereig- schen Ost und West, das zur akuten atomaren Bedro- nisse in ein globales «1968» ein. hung während der Kubakrise von 1962 geführt hatte. Stellvertretend wurde der Krieg der Systeme in Korea Die Erzählung startet 1967. Damals veröffentlichte und Vietnam ausgetragen. Vietnam und die apoka- Guy Debord Die Gesellschaft des Spektakels, eine ra- lyptischen Bilder, welche die Reporter davon nach dikale Kulturkritik, die in Paris den Mai 68 intellektu- Hause lieferten, skandalisierten die Weltöffentlich- ell, künstlerisch und weltanschaulich vorbereitete. keit und forderten zur Solidarität heraus. Zwar stell- Mit provokativem Aktionismus wollten Debord und ten sich die Studenten in Kalifornien, Paris oder Ber- seine Gruppe der «Situationistischen Internationa- lin die Befreiung aus der Unterdrückung anders vor le» betonierte gesellschaftliche Strukturen aufbre- als der Vietcong. Selbst die Verbrüderung der Stu- chen und Poesie ins Alltagsleben bringen. Die Revol- denten mit den Arbeiterinnen und Arbeitern in den te schien die Realisierung des Traums vom freien Fabriken und Zechen des Westens blieb nicht ohne Leben in Griffnähe zu bringen. grundlegende Missverständnisse. Doch solidarisch verbunden fühlte man sich in der Kritik des tristen Weltweit durchlief der Widerstand verschiedene Sta- Alltagslebens, das viele Exponenten von damals als dien. In der Schweiz verharrte der Impuls 1968 in der «grau in grau» beschreiben. Revolte rund um den Globuskrawall in Zürich. In den USA weitete er sich ab 1964 zur Rebellion ganzer Be- Dem Krieg und der Konvention nicht Hass, sondern völkerungsgruppen und breiten Ablehnung des Viet- Liebe entgegensetzen, das propagierten die Hippies. namkriegs aus. In Deutschland mündete die Eskala- Im Sommer der Liebe des Jahres 1967 besangen sie tion in der Isolation des Terrors und führte das Land von Kalifornien aus über den Globus hinweg die Flo- 1977 an den Rand einer Staatskrise. Nur in Frank- wer-Power und praktizierten in Love-Ins freie Liebe. reich entfaltete der Widerstand für einen Moment In der Schweiz las man von der neuen Sensibilität, sein ganzes Potenzial, als im Mai 1968 der Sprung und die jungen Liebespaare unterwanderten das vom Generalstreik zur Revolution möglich schien. herrschende Konkubinatsverbot. Minijupe-Wettbe- Doch es kam anders. Desillusioniert ob der Brutalisie- werbe auf offener Strasse machten die erotischen rung und Kommerzialisierung des Widerstands lösten Verheissungen der Gegenkultur auch hierzulande sich die Situationisten 1972 wieder auf. Und in diesem breitentauglich. Opposition wurde sexy! Jahr endet auch die Erzählung von «Imagine 68». Die Rolle der Frau indes kam für die 68er-Männer Doch zurück zu den Anfängen: Bereits in den erst an zweiter Stelle, nach dem Widerspruch zwi- 1950er-Jahren keimte gegen die Biederkeit und Kon- schen Bourgeoisie und Proletariat. Denn es handle ventionen der Eltern länderübergreifend eine neue sich um einen «Nebenwiderspruch». Die Aktivistin- Jugend- und Gegenkultur. Das Wort Teenager tauch- nen der Frauenbewegung sahen das anders und de- te auf, und Rock and Roll befreite die Libido. In den finierten sich im Marx’schen Sinn als das richtige his- USA zeigte die Bürgerrechtsbewegung um Malcolm X torische Subjekt, das sich soziale Kompetenzen und Martin Luther King, wie Widerstand und ziviler aneigne. Sie kritisierten bestehende Machtverhält- LANDESMUSEUM ZÜRICH. | Bildung & Vermittlung 4 / 34
nisse, widersetzten sich der Bevormundung und Und 31 Jahre später bekannte der Schweizer Schrift- prangerten soziale Ungleichheit an. In der Schweiz steller Daniel de Roulet, 1975 das Gstaader Chalet konstituierte sich 1968 die Frauenbefreiungsbewe- von Axel Springer, Feindbild der deutschen Studen- gung (FBB). Mit medienwirksamen Aktionen forderte tenbewegung, angezündet zu haben. sie Veränderungen, welche die geschlechtshierarchi- sche Arbeitsteilung in der Familie ebenso betrafen «Imagine 68» strebt weder ein politisches Schauge- wie die repressive Sexualmoral. Die Emanzipations- richt noch ein enzyklopädisches Ausfransen in alle bewegung beeinflusste die Mode in so unterschied- damaligen lokalen Positionen und Figuren an. Viel- lichen Strömungen wie der Forderung nach Hosen, mehr wird eine spontane Lust am Vertiefen einzelner der «No Bra»-Bewegung oder der Minijupe-Debatte. Momente gefördert. Zu sehen sind kulturhistorische Transparente Plastikmode kam auf, und selbst Objekte, Kunstwerke, Fotografien, Tonaufnahmen Nacktheit wurde als «Brave Nude World» zum State- und Filme aus Museen und privaten internationalen ment der aufgeklärten Frau. Sammlungen sowie aus den Beständen des Schwei- zerischen Nationalmuseums. Ausserdem wird mit «Die Beatles wollen dein Händchen halten, die Sto- Film, Musik und digitalen Medien gearbeitet. nes wollen deine Stadt abfackeln.» (Tom Wolfe) Juri Steiner und Stefan Zweifel, Kuratoren der Ausstellung «Imagine 1968» In Zürich gingen den 68er-Jugendunruhen das Kon- zert der Rolling Stones 1967 und der Auftritt von Jimi Hendrix am 31. Mai 1968 im Hallenstadion voraus. Beide Anlässe endeten in Krawallen mit der Stadtpo- lizei. «Wir sind brave Kinder – wir bauen uns ein Al- «IMAGINE 1968. DAS SPEK TAKEL DER RE VOLUTION » tersheim.» Mit diesem Aufruf forderten Flugblätter zur Demonstration vom 29. Juni 1968 für ein Jun- gendhaus im sogenannten Globus-Provisorium auf. Was folgte, ging als Globuskrawall in die Stadtge- schichte ein. Dieser Höhe- und Tiefpunkt der lokalen 68er-Jugendbewegung mündete in Verhaftungen, Strafanklagen und Prozessen und in der Republik Bunker, einem Jugendhaus-Experiment, das bald wieder abgebrochen wurde. Jürg Hassler hat die Ge- schehnisse in seinem Dokumentarfilm Krawall fest- gehalten, der in «Imagine 68» gezeigt wird. Als direkte Reaktion auf den Globuskrawall und als «Aufruf zur Besinnung» unterzeichneten 21 Perso- nen aus Politik, Kultur und Wissenschaft, die sich auf die Seite der Jugendlichen stellten, das Zürcher Ma- nifest. Und zwischen dem 4. und 9. September 1968 traf man sich im Centre Le Corbusier zur Veranstal- tung «6 Tage Zürcher Manifest», die als Diskussions-, Informations- und Unterhaltungsforum angelegt war. Die Teilnehmer des Happenings hatten die Möglich- keit, sich anhand einer Wandzeitung zu äussern. Rund 400 handbeschriebene und 50 gedruckte Pla- kate sind erhalten geblieben. Sie widerspiegeln die brennenden Themen: Polizeigewalt, autonomes Ju- gendzentrum, Vietnam, Pazifismus, Frauenbewe- gung, Schul- und Universitätsreformen. Von Berkeley über Paris bis Berlin stellte sich den Studenten angesichts der Konfrontationen mit der Polizei die Frage nach der eigenen Gewaltbereit- schaft, als die Protestkundgebungen immer mehr zu bürgerkriegsähnlichen Strassenkämpfen eskalier- ten. Spätestens seit dem tödlichen Kopfschuss eines Polizisten auf den Studenten Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 zirkulierten in Westberlin Anleitungen zur Herstellung von Molotowcocktails. Militante Splitter- gruppen wie die RAF gingen in den Untergrund, plan- ten und realisierten Entführungen und Attentate, die im Deutschen Herbst von 1977 gipfelten. Selbst in Zürich Altstetten gab es eine «Revolutionäre Zelle». LANDESMUSEUM ZÜRICH. | Bildung & Vermittlung 5 / 34
«IMAGINE 1968. DAS SPEKTAKEL DER REVOLUTION» Ausstellungsplan LANDESMUSEUM ZÜRICH. | Bildung & Vermittlung P Prolog | Krieg vs. Peace KM 1 1 Protest (Schweiz – International) 3 KM 2/4/5/6/7 2 Pop-Art KM 6/7 3 Sphärischer Teil 2 4 Mann | Frau | Kind KM 3/6 1 6 /32 4 NOTAUSGANG P
Bezug Lehrpläne Lehrplan 21, Zyklus 3 5.5 Aspekt Politik A Politische Fragen und Probleme analysieren RKE 1.1 B Sich Werte aneignen und politische Meinungen Die Schülerinnen und Schüler können menschliche entwickeln Grunderfahrungen BNE - Gesundheit beschreiben C Am politischen Leben teilnehmen und reflektieren. D Politische Meinungen teilen RKE 1.2 Die Schülerinnen und Schüler können philosophi- sche Fragen stellen und über sie nachdenken. Kantonaler Lehrplan für die Berufsmaturität (ZH) RKE 2.1 5.1. Geschichte und Politik Die Schülerinnen und Schüler können Werte und 5.1.4. | 4.5. Neue soziale Bewegungen Normen erläutern, prüfen und vertreten. – Ursprung, Ausdrucksformen und Folgen von Jugendbewegungen aufzeigen RKE 2.2 – den Einfluss von Mentalitäten, Lebensformen «IMAGINE 1968. DAS SPEK TAKEL DER RE VOLUTION » Die Schülerinnen und Schüler können Regeln, und Geschlechterrollen an geeigneten Themen Situationen und RZG.8.2 Handlungen hinterfragen, untersuchen ethisch beurteilen und Standpunkte begründet vertreten. RKE 5.2 Rahmenlehrplan für die Maturitätsschulen Die Schülerinnen und Schüler können Geschlecht Schweizerische Konferenz der kantonalen Erzie- und Rollen reflektieren. hungsdirektoren (EDK), Bern 1994 RZG 6.3 Lernbereich Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissen- Die Schülerinnen und Schüler können ausgewählte schaften Phänomene der Geschichte des 20. und 21. Jahr- hunderts analysieren und deren Relevanz für heute Grundkenntnisse: erklären. Die wichtigsten Epochen der Geschichte, mit Einbezug der Schweiz und im Hinblick auf die Gegenwart, in RZG 7.1 folgenden Bereichen kennen: Die Schülerinnen und Schüler können sich an – politische Strukturen und ihre Veränderungen ausserschulischen geschichtlichen Bildungsorten – soziale und ökonomische Grundlagen zurechtfinden und sie zum Lernen nutzen. – kulturelle Prägungen (Kunst, Religion, Wissen- schaft, Technik) – Mentalitäten und Lebensformen Berufsschule Grundfähigkeiten: Berufliche Grundbildung, eidgenössischer Rahmen- – Sich sachgerecht informieren und eine eigene lehrplan ABU 2003 Meinung bilden – Tatsachen und Meinungen unterscheiden 5.2 Aspekt Identität und Sozialisation – Kontroverse Meinungen würdigen und einordnen B Die persönlichen Lebensentscheidungen – Historische Quellen und Literatur kritisch und bestimmen und zur Diskussion stellen sachgerecht verarbeiten und in ihrem Kontext C Andere Lebensstile identifizieren und sie verstehen akzeptieren – Historische und aktuelle Phänomene adäquat in Worte fassen und miteinander Verknüpfen 5.3 Aspekt Kultur – Die Veränderbarkeit der Strukturen über längere A Sich mit dem Einfluss von kulturellen Aus- Zeit hinweg erfassen drucksformen auseinandersetzen D Einen Dialog über Kunst und Wirklichkeit führen LANDESMUSEUM ZÜRICH. | Bildung & Vermittlung 7 / 34
Didaktische Inputs VORBEREITUNG DES AUSSTELLUNGSBESUCHS Auf schülerorientierte Materialien, die den historischen Hintergrund der Ausstellung erklären, wurde bewusst verzichtet, da einschlägige Schulmaterialien dazu umfassen- de Informationen bieten. Die Timeline richtet sich in erster Linie an Lehrpersonen und soll einen Überblick über die Ereignisse rund um 1968 ermöglichen; sicherlich ist sie aber auch für vorinfor- mierte Schülerinnen und Schüler geeignet. Wir empfehlen, mit den Schülerinnen und Schülern die geschichtlichen Zusam- menhänge zur Vorbereitung des Ausstellungsbesuchs wenigstens im Überblick zu be- handeln, um das Potenzial der Ausstellung besser nutzen zu können. Die zusammen- gestellten Thementexte gewähren einen Einblick in die Inhalte der Ausstellung. Sie stehen ebenfalls als Download zur Verfügung. Die Ausstellung bietet zahlreiche Anregungen und Vertiefungsmöglichkeiten und könnte im Unterricht in folgende Themenbereiche eingebunden werden: – Kunst der 1968er «IMAGINE 1968. DAS SPEK TAKEL DER RE VOLUTION » – Mode als Spiegel gesellschaftlichen Wandels – Rollenverhältnis zwischen Mann und Frau – Protestbewegung und Formen des Protests – Kalter Krieg – Erziehung und Bildung Didaktische Anregungen zur Vorbereitung auf die Ausstellung – Einstimmung über «Imagine» von den Beatles (KM1) – Einstimmung über Parolen / Sprüche (KM2) • SuS schreiben Parolen auf, die sie kennen. Anschliessend Diskussion über deren Bedeutung. • LP legt zwei bis drei bekannte Parolen aus den 68ern auf. Anschliessend Diskussion über deren Bedeutung. • Was waren Wünsche und Nöte der damaligen Generation? – Einstimmung über ein Protestbild (z. B. Globuskrawall) • Bildbeschreibung • Vermutungen formulieren • LP erzählt oder SuS recherchieren selbst. – Einstimmung über eine aussagekräftige Fotografie von damals, z. B. von einer Demonstration mit Plakaten und Spruchbändern • Wie sah die Welt vor 50 Jahren aus? • Warum revoltierte die junge Generation? Folgende KMs eignen sich zudem für die Vorbereitung des Ausstellungsbesuchs KM1* IMAGINE – WIRKLICH VORSTELLBAR? KM2* MAKE LOVE … NUR DUMME SPRÜCHE? KM3* BARBAPAPAS SCHULE – (D)EINE TRAUMSCHULE? KM4* GLOBUSKRAWALL – WER PROTESTIERT? KM5** «ZÜRCHER MANIFEST» – WOFÜR STEHEN WIR EIN LANDESMUSEUM ZÜRICH. | Bildung & Vermittlung 8 / 34
IN DER AUSSTELLUNG GEFÜHRTER AUSSTELLUNGSBESUCH Führungen | Dauer 60 min | kostenlos SEKUNDARSTUFE I Imagine 1968 – auf die Barrikaden für eine bessere Welt SEKUNDARSTUFE II Imagine 1968 – Kunst, Krawall & Kalter Krieg Interaktive Führung | Dauer 90 min | kostenlos SEKUNDARSTUFE I UND II Imagine 1968 – Spektakel oder Revolution? SELBSTSTÄNDIGER AUSSTELLUNGSBESUCH Die Ausstellung bietet viel Diskussionsstoff. Aus diesem Grund wurden alle KMs im Ti- tel mit einer Frage versehen, die zum Gespräch anregen kann. Wir empfehlen, dass die LP die Schülerinnen und Schüler (SuS) auf diese Frage auf- merksam machen und sie auffordern, diese zusätzlich zur Bearbeitung der notierten Arbeitsaufträge auf den KMs zu beantworten bzw. in kleinen Gruppen zu diskutieren. Folgender Ablauf ist für einen selbstständigen Ausstellungsbesuch denkbar: - Die Lehrperson wählt im Vorfeld ein oder mehrere KMs aus und verteilt diese als «IMAGINE 1968. DAS SPEK TAKEL DER RE VOLUTION » Kopien an die SuS, die in Kleingruppen eingeteilt werden. - Die SuS besuchen die Ausstellung und gehen den Arbeitsaufträgen und Fragen nach. Sie besprechen am Ende in ihrer Kleingruppe die Aufgaben und suchen auch nach einer gemeinsamen Antwort auf die Frage im Titel. - Im Anschluss präsentieren die Kleingruppen in der Ausstellung ihre Arbeitser- gebnisse. Als Anhaltspunkt für die Präsentation durch die Gruppen oder bei der Moderation durch die LP kann die Titel-Frage aufgegriffen und, soweit möglich, von den SuS diskutiert werden. Folgende KMs können während des selbstständigen Museumsbesuchs besonders gut eingesetzt werden: KM1* IMAGINE – WIRKLICH VORSTELLBAR? KM3* BARBAPAPAS SCHULE – (D)EINE TRAUMSCHULE? KM4* GLOBUSKRAWALL – WER PROTESTIERT? KM5** «ZÜRCHER MANIFEST» – WOFÜR STEHEN WIR EIN? KM6** BEFREIUNG DER KUNST = BEFREIUNG DURCH KUNST? KM7** KUNST DER GEGENSÄTZE – NUR EINE PROVOKATION? In der Ausstellung kann auch mit dem Rätselblatt gearbeitet werden. Es kann am Wel- come Desk bezogen oder auf der Website heruntergeladen werden. LANDESMUSEUM ZÜRICH. | Bildung & Vermittlung 9 / 34
NACHBEREITUNG DES AUSSTELLUNGSBESUCHS Folgende KMs eignen sich zur Nachbereitung im Schulzimmer oder als vertiefende Aufgabe: KM3* BARBAPAPAS SCHULE – (D)EINE TRAUMSCHULE? KM4* GLOBUSKRAWALL – WER PROTESTIERT? KM5** «ZÜRCHER MANIFEST» – WOFÜR STEHEN WIR EIN? Darüber hinaus bietet das Thema zahlreiche Anknüpfungsmöglichkeiten für weiterfüh- rende Projekte oder Vertiefungen: – Besuch von Schauplätzen des Zeitgeschehens: Globusprovisorium, Polizeimuseum, Münsterhof (hier hielt 1969 erstmals eine Frau eine 1.-Mai-Rede) … – Oral History • SuS befragen Grosseltern, Verwandte und Bekannte über die Zeit von damals: Stellung der Frau, Mode, Musik, Politik … • SuS werden gebeten, Gegenstände aus der Zeit um 1968 mitzubringen, z. B. Kleidung von älteren Familienmitgliedern, Zeitungen, Bücher, Alltagsgegenstände usw. – Vintage, Retro und Co.: SuS gehen gemeinsam der Frage nach, warum zurzeit Mode und Design der 1960er- und 1970er-Jahre wieder aktuell und beliebt sind und worin die Besonderheiten des «Stils» dieser Zeit bestehen. «IMAGINE 1968. DAS SPEK TAKEL DER RE VOLUTION » – Rollenspiel/Podiumsdiskussion der Generationen: Waren die 1968er erfolgreich? SuS recherchieren vorab, inwiefern wichtige Forderungen der Protestbewegung vor 50 Jahren heute umgesetzt sind oder in welchen Bereichen es nach wie vor aus Sicht der 1968er Handlungsbedarf gäbe; in einem Rollenspiel könnten SuS in die Rolle damaliger Protestierender schlüpfen, die unsere heutige Situation hinterfra- gen und nach Antworten suchen. – «Hätte es die 1968er nicht gegeben …?» SuS recherchieren, in welchen Bereichen unseres heutigen Lebens die Folgen der Jugendrevolte von damals besonders zu spüren sind. Aspekte könnten sein: Vielfalt der Lebenswege, Befreiung der Sexual- moral, Rollenverhältnis zwischen Mann und Frau, autoritäre/antiautoritäre Erziehung und ihre Folgen für heutige Erziehungsmodelle und die Gestaltung von Schule und Unterricht, Umwelt- und Antiatomkraftbewegung. * einfache Aufgaben ** komplexe Aufgaben LANDESMUSEUM ZÜRICH. | Bildung & Vermittlung 10 / 34
Medienverzeichnis Literatur und Links Sekundärliteratur Romana Leuzinger, Die 68er-Generation. Protest und Damir Skenderovic/Christina Späti, Die 1968er-Jahre Sehnsucht, elk Verlag, Winterthur 2017. in der Schweiz. Aufbruch in Politik und Kultur, Baden 2012. Links Dossier des SRF: Jakob Tanner, Geschichte der Schweiz im 20. Jahr- https://www.swissinfo.ch/ger/dossiers/1968-in-der- hundert, München 2015, S. 381–420. schweiz (letzter Zugriff: 28.6.2018). Beat Grossrieder, Das Jahr mit den Blumen im Haar. Zur Recherche von Quellen und zeitgenössischen Do- Der Summer of Love 1967 in Zürich, Zürich 2018. kumenten, Fotos, Filmaufnahmen: Schweizerisches Sozialarchiv, https://www.sozialarchiv.ch/ Angelika Linke (Hg.), Der Zürcher Sommer 1968 zwi- schen Krawall, Utopie und Bürgersinn, Zürich 2008; eine digitale Übersicht dazu unter: http://www.cos- mov.uzh.ch/edition68.html «IMAGINE 1968. DAS SPEK TAK TEL DER RE VOLUTION» Ingrid Gilcher-Holtey, Die 68er Bewegung. Deutsch- land, Westeuropa, USA (Beck’sche Reihe, Bd. 2183), München 2018. Christina von Hodenberg, Das andere Achtundsech- zig. Gesellschaftsgeschichte einer Revolte, München 2018. GEO Epoche Heft 88/2018; 1968, erschienen am 1. April 2018. GEO Epochen Heft 91/2018; Der kalte Krieg, erschie- nen am 13. Juni 2018 Zur Kunst der 1968er Thomas Kellein (Hg.), 1968. Die Grosse Unschuld, Köln 2009. Andreas Beitin/Eckhart Gillen (Hgg.), Flashes oft the Future. Die Kunst der 68er oder Die Macht der Ohn- mächtigen, Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung des Ludwig Forum Aachen (http://lud- wigforum.de/event/flashes-of-the-future/ ), erschie- nen auch bei http://www.bpb.de/shop/buecher/ zeitbilder/267677/flashes-of-the-future-die-kunst- der-68er-oder-die-macht-der-ohnmaechtigen Schulbücher und Lehrmittel Regula Argast/Alexandra Binnenkade u. a., Viele Wege – eine Welt. Erster Weltkrieg bis Globalisierung (Menschen in Zeit und Raum 9), Schulverlag plus, Zü- rich 52014. Kap. 3, «Der Traum vom besseren Leben», S. 74–107. LANDESMUSEUM ZÜRICH. | Bildung & Vermittlung 11 /34
«IMAGINE 1968. DAS SPEK TAK TEL DER RE VOLUTION» Timeline Die Zeitleiste gibt einen allgemeinen Überblick über die Ereignisse in der Zeit um 1968. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Erste «Antibabypille» kommt auf Es wird in der Öffentlichkeit Der Bundesrat verfügt erstmals, Durch Volksabstimmung wird im LANDESMUSEUM ZÜRICH. | Bildung & Vermittlung den Markt. Zunächst wird sie zunehmend über das «Überfrem- dass die Zahl der ausländischen Kanton Zürich die Einführung des aber nur verheirateten Frauen dungsproblem» durch die Arbeitnehmerinnen und Arbeit- Frauenstimmrechts abgelehnt. verschrieben – nachdem ihre Zuwanderung ausländischer nehmer durch Kontingente be- Ehemänner der Einnahme zu- Arbeitskräfte diskutiert. schränkt wird. stimmten. SCHWEIZ Die DDR-Regierung beginnt mit Kurt Georg Kiesinger wird Bun- Gründung der Kommune 1 in dem Bau der Berliner Mauer. In deskanzler der Bundesrepublik West-Berlin. Die Kommune 1 war den folgenden Monaten werden Deutschland. Der Aufstieg des eine politisch motivierte Wohn- alle Grenzgebiete zur Bundes früheren NSDAP-Mitglieds ist für gemeinschaft, die zum Vorbild republik mit militärischen Siche- die Ausserparlamentarische Op- zahlreicher WGs der Studenten- rungsanlagen versehen, um die position ein Beweis dafür, dass und Protestbewegung dieser Zeit Flucht aus der DDR nach West- der Nationalsozialismus in der wird. EUROPA deutschland zu verhindern. BRD längst nicht besiegt sei. 12 /34 1961 1963 1965 1966 1967 13. August Februar Mai 10. November 20. November 1. Januar Die USA entsenden erstmals of- fiziell Kampftruppen in den Bür- gerkrieg in Vietnam. Sie unter- stützen das Regime in Südvietnam, da sie befürchten, dass der kommunistische Nor- den sich nach einem Sturz der südvietnamesischen Regierung in ganz Südostasien ausbreiten USA könnte. In China beginnt die Kulturrevo- lution unter Mao Zedong, der damit seine Macht sichern will. Hunderttausende Funktionäre, Intellektuelle und Künstler wer- den verfolgt, gefoltert und umge- bracht. Offiziell für beendet er- WELTWEIT klärt wurde die Kulturrevolution erst mit Maos Tod im Jahr 1976.
«IMAGINE 1968. DAS SPEK TAK TEL DER RE VOLUTION» Die Rolling Stones spielen ihr Minirock-Demo vor dem Café In Bern findet die Ausstellung erstes Konzert in der Schweiz. Im Odeon in Zürich. Der Odeon- «Sciene fiction» statt. Gezeigt LANDESMUSEUM ZÜRICH. | Bildung & Vermittlung Anschluss an das Konzert besitzer verbietet jungen Frauen werden Zukunftsbilder von kommt es zu Ausschreitungen den Eintritt im Minirock. In Mini- Künstlerinnen und Künstlern des Publikums, das die Bestuh- Jupes und mit Transparenten des Neuen Realismus und der lung des Hallenstadions kurz protestieren Frauen medienwirk- Pop-Art. und klein schlägt. sam vor dem Odeon. SCHWEIZ Der persische Schah Reza Pahle- wi besucht als offizieller Staats- gast West-Berlin. Der Schah steht einerseits für Modernisie- rung, und andererseits ist er ein brutaler Machthaber, der im Um- gang mit kritischen Menschen EUROPA keine Gnade kennt. Das gibt den Anlass für zahlreiche Demonst- rationen. 13 /34 1967 14. April Sommer 2. Juni 5.–10. Juni 6. Juli 12. Juli 8. Juli – 17. Sep. 21. Oktober In Newark, New Jersey, beginnen Weltweit kommt es zu Massen- schwere Unruhen zwischen weis- demonstrationen gegen den Viet- sen und afroamerikanischen namkrieg. Die grösste Protestak- Bürgerinnen und Bürgern, die tion mit rund 250 000 Teilnehmern sich über den gesamten Süden findet in Washington vor dem der USA ausbreiten. Menschen Verteidigungsministerium statt. mit dunkler Hautfarbe wehren Die Maxime der Hippies: «Make sich gegen die Benachteiligung Love, Not War». und Diskriminierung in den USA. USA Die langjährigen Auseinander- Beginn des Biafra-Kriegs in Ni- setzungen zwischen Israel und geria. Während seines dreijähri- den arabischen Staaten Ägypten, gen Verlaufs kommen etwa zwei Syrien und Jordanien eskalieren Millionen Menschen, grössten- zum «Sechstagekrieg». Die Isra- teils Kinder, ums Leben. In die elis erobern den Gaza-Streifen, Auseinandersetzungen mischen WELTWEIT die Sinai-Halbinsel in Ägypten, sich Grossbritannien, die USA, das Westjordanland und die Portugal, Frankreich und China Golan-Höhen in Syrien. ein, zum Beispiel, indem sie mili- tärische Unterstützung leisten.
«IMAGINE 1968. DAS SPEK TAK TEL DER RE VOLUTION» Besetzung des Lehrerseminars Locarno. Die angehenden Lehre- LANDESMUSEUM ZÜRICH. | Bildung & Vermittlung rinnen und Lehrer fordern eine Reform der Unterrichtsmethoden, Demokratisierung der Stunden pläne und Anerkennung eines Schülerparlaments. SCHWEIZ Spanische Studenten treten an Die berühmteste Band der Welt, Gewaltsame Auseinanderset- In Warschau protestieren Studen- den Universitäten von Barcelona, die Beatles, zieht sich nach Ris- zungen zwischen Polizei und ten gegen die Verhaftung von Compostela, Malaga und Sevilla hikesh zurück zu Guru Maharishi Studierenden in Italien. Kommilitoninnen und Kommilito- in den Streik. Mahesh Yogi, um zu sich selbst nen. Die Universität wird gewalt- zu finden. Im Anschluss entsteht sam geräumt, worauf es zu tage- das «White Album», ihre meist- langen Strassenschlachten verkaufte Schallplatte. Kurz dar- kommt. Bei weiteren Streiks in EUROPA auf löst sich die Band auf. Warschau und Danzig schliessen sich Arbeiter und andere Einwoh- ner den Protestierenden an. 14 /34 1968 16. Januar 16. Februar 1. März 8. März 8.–15. März 16. März 17. März In London demonstrieren über 20 000 Menschen gegen den Vietnamkrieg. USA Die US-Army verübt in dem süd- vietnamesischen Dorf My Lai ein Massaker, dem über 500 Zivilis- ten zum Opfer fallen, darunter viele Kinder und Greise. WELTWEIT
«IMAGINE 1968. DAS SPEK TAK TEL DER RE VOLUTION» In Genf wenden sich Gruppen um Jimi Hendrix spielt in Zürich. Im das Maison des jeunes et de la Anschluss an das Konzert LANDESMUSEUM ZÜRICH. | Bildung & Vermittlung culture von Saint-Gervais in De- kommt es zu Krawallen und Aus- monstrationen gegen die traditi- einandersetzungen mit der onelle Kulturpolitik und fordern Polizei. Wegen seiner dunklen mehr finanzielle Mittel für die Hautfarbe wird ihm der Eintritt alternative Kultur. in eine Diskothek verweigert. SCHWEIZ Der tschechoslowakische Präsi- Studentenführer Rudi Dutschke Osterunruhen: Zehntausende Nach blutigen Auseinanderset- dent und Stalin-Anhänger wird bei einem Mordanschlag in gehen in West-Berlin, Hamburg, zungen zwischen demonstrieren- Antonin Novotny tritt zurück. West-Berlin schwer verletzt. Das Frankfurt, München, Essen und den Studenten und der Polizei Sein Nachfolger Alexander Attentat führt in vielen Teilen der anderen Städten auf die Strasse. wird die Pariser Universität Sor- Dubček markiert durch zahlrei- Bundesrepublik zu Demonstrati- bonne geschlossen. In den folgen- che Reformen, zum Beispiel die onen und teilweise blutigen Aus- den Tagen schliessen sich die Abschaffung der Zensur und der einandersetzungen mit der Poli- Arbeiter mit einem Generalstreik EUROPA Gewährung der Reisefreiheit für zei; in München gibt es zwei Tote. den Studentenprotesten an. die Bürger, den Beginn des so Europaweit erfahren die französi- genannten Prager Frühlings. schen Proteste grosse Solidarität. 15 /34 1968 22. März 1. April 4. April 11. April 11.–18. April 29. April Mai 3./10./13. Mai 31. Mai Der Bürgerrechtler Martin Luther Das Hippie-Musical «Hair» feiert King wird in Memphis (Tennes- am New Yorker Broadway Pre- see) erschossen. miere. USA Zehntausende Arbeiter und Stu- denten protestieren in Brasilien gegen die Militärdiktatur unter General Arturo da Costa e Silva. WELTWEIT
«IMAGINE 1968. DAS SPEK TAK TEL DER RE VOLUTION» Der «Globusskandal» in Zürich In unmittelbarem Anschluss an bildet den Auftakt für Unruhen den Globus-Krawall formuliert LANDESMUSEUM ZÜRICH. | Bildung & Vermittlung zwischen Jugendlichen und der eine überparteiliche Gruppe In- Polizei. Gefordert wird die Errich- tellektueller im «Zürcher Mani- tung eines autonomen Jugend- fest» einen Forderungskatalog zentrums in dem leer stehenden an den Zürcher Stadtrat. Im Cen- Kaufhaus «Globus». Vorange- tre Le Cobusier organisieren sie SCHWEIZ gangen waren Krawalle nach eine sechstägige «permanente Konzerten der Rolling Stones Diskussion» zu gesellschafts und von Jimi Hendrix. politischen Themen. Bei einem Konzert in Belgrad Papst Paul VI. verbietet mit der Der «Prager Frühling» wird ge- kommt es zu schweren Ausein- Enzyklika «Humanae vitae» waltsam durch den Einsatz mili- andersetzungen zwischen Stu- Katholiken jede Schwanger- tärischer Truppen des Warschau- denten und Polizisten. Einen Tag schaftsverhütung, auch den er Pakts beendet. später besetzen Tausende Stu- Verheirateten. denten die Universität in Belgrad. EUROPA 16 /34 1968 2. Juni 3. Juni 6. Juni 21. Juni 29./30. Juni 25. Juni 6. August 21. August 4.–9. September Die Feministin Valerie Solanas Der Präsidentschaftskandidat schiesst mehrere Male auf Andy der Demokratischen Partei, Warhol. Er überlebt das Attentat Robert Kennedy (Bruder von Prä- schwer verletzt. sident John F. Kennedy), stirbt, nachdem er am Tag zuvor mitten im Wahlkampf von einem Atten- täter angeschossen wurde. Mit «Bobby» stirbt die Hoffnung, das Land zu einen und den Vietnam- USA krieg zu beenden. In Rio de Janeiro eskalieren an- Mehr als 30 000 Studenten for- haltende Auseinandersetzungen dern bei einer Demonstration in zwischen Studenten und dem Mexiko-Stadt die Freilassung Militärregime. Eine Studentin von Hunderten verhafteter Kom- wird von der Militärpolizei bei ei- militonen und Hochschulrefor- ner Anti-Vietnam-Demonstration mern sowie eine Demokratisie- WELTWEIT vor der US-Botschaft erschossen. rung des mexikanischen Staats. Die Demonstration wird vom Mi- litär brutal aufgelöst.
«IMAGINE 1968. DAS SPEK TAK TEL DER RE VOLUTION» Der Betrieb des Farbfernsehens Eine Gruppe junger Frauen und Erstmals tritt der Frauenbefrei- Inbetriebnahme des ersten Kern- wird mit der Livesendung Männer stürmt die 75-Jahr-Ju- ungsbund (FBB) bei einer Kund- kraftwerks der Schweiz: LANDESMUSEUM ZÜRICH. | Bildung & Vermittlung «Holiday in Switzerland» aufge- biläumsfeier des Zürcher Frau- gebung für das Frauenstimm- Beznau-1. nommen. enstimmrechtsvereins und pro- recht in der Öffentlichkeit auf. testiert mit einem Sit-in: «Wir Der FBB gründet sich sich Ende sollten nicht jubilieren, sondern 1968 im Zuge der Studentenre- protestieren!» Diese Störaktion volten. Es folgten Gründungen in SCHWEIZ gilt als Auftakt der neuen, provo- weiteren Städten der Schweiz, kativen Frauenbewegung in der die sich lose vernetzen. Schweiz. Franco, Diktator von Spanien, Charles de Gaulle tritt nach ei- verhängt nach Studentenunru- nem gescheiterten Referendum hen den Ausnahmezustand über und den Folgen der Pariser das ganze Land. Mai-Unruhen als Staatspräsi- dent zurück. EUROPA 17 /34 1968 1969 1. Oktober 2./17. Oktober 24. Oktober 10. November 21. November 24. Januar 1. Februar 28. April 17. Juli Heftiger Polizeieinsatz an der Universität Berkeley gegen de- monstrierende Studenten. Anlass der Proteste ist der Ent- zug der Lehrerlaubnis für den afroamerikanischen Schriftstel- ler und führenden Sprecher der «Black Panther Party», Eldridge Cleaver. USA Vor der Eröffnung der Olympischen Es kommt zu heftigen Studenten- Spiele in Mexiko-Stadt schiessen unruhen in der Stadt El Mansura Soldaten auf Demonstranten. (nördlich von Kairo), als Schüler Während der Siegerehrung stre- von zwei Oberschulen gegen ein cken die Athleten Tommie Smith neues Schulgesetz demonstrie- und John Carlos ihre schwarz be- ren. Die Polizei geht gegen die WELTWEIT handschuhten Fäuste als Symbol Demonstranten mit Gewalt vor. der Black-Power-Bewegung Als Reaktion darauf gehen in Kairo, empor, daraufhin werden sie aus Assiut und Alexandria Zehntau- der Mannschaft suspendiert. sende Studenten auf die Strasse.
«IMAGINE 1968. DAS SPEK TAK TEL DER RE VOLUTION» Demonstranten machen in Basel Nationalrat James Schwarzen- Die Schweizer Männer nehmen Zum ersten Mal dürfen auch ein Sit-In auf den Tramgleisen, bach legt ein Gesetz vor, dass die Einführung des Stimm- und Frauen an einer Nationalrats- LANDESMUSEUM ZÜRICH. | Bildung & Vermittlung um für einen kostenlosen Nah- den Anteil von Ausländern in der Wahlrechts für Frauen auf eidge- wahl teilnehmen. Es werden 10 verkehr zu demonstrieren. Die Schweiz auf maximal 10 % be- nössischer Ebene in einer natio- weibliche Abgeordnete ins Parla- Demonstration wird von der Poli- grenzen soll. Die «Schwarzen- nalen Volksabstimmung an. Der ment gewählt. zei aufgelöst. bach-Initiative» wird mit 54 % in Entscheid fällt mit 66 % Ja-Stim- der Abstimmung abgelehnt. Doch men, bei einer Stimmbeteiligung SCHWEIZ immerhin gibt es sieben Kanto- von 58 %. ne, in denen mehrheitlich mit Ja gestimmt wird. Gründung der RAF (Rote Armee Fraktion) in Westdeutschland. Sie wird für 33 Morde an Füh- rungskräften aus Politik, Wirt- schaft und Verwaltung, Entfüh- rungen, Geiselnahmen, Banküberfälle und Spreng- EUROPA stoffattentate mit über 200 Ver- letzten verantwortlich gemacht. 18 /34 1969 1970 1971 18. Juli 23. Juli 15.–18. August 7. Juni Mai 7. Februar 31. Oktober Die US-Astronauten Neil Jimi Hendrix, Janis Joplin, Joe Armstrong und Edwin Aldrin Cocker und und viele mehr treten betreten als erste Menschen am Musikfestival in Woodstock den Mond. auf. Mit fast einer Million Besuchern ist es das bis dahin grösste Massentreffen junger Leute. Woodstock wird zum Synonym für den Bruch mit den tradierten gesellschaftlichen USA Normen und Werten. Quellen: teilweise zitiert nach: 1968. Die grosse Unschuld, Dumont 2009. Und Die 68er-Ge- neration. Protest und Sehnsucht, elk Verlag, 2017 https://de.wikipedia.org/wiki/Kommune_I (25.04.2018) https://www.swissinfo.ch/ger/die-schweizer-geschichte---zeittafel/29192306 (26.04.2018) WELTWEIT http://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/die-68er-chronik-einer- rebellion-a-536794.html (26.04.2018) https://www.watson.ch/Schweiz/SVP/275881581-Diese-Initiativen- wollten-die-Zuwanderung-steuern (26.04.2018) http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D16504.php (23.05.2018)
«IMAGINE» – WIRKLICH VORSTELLBAR ? «Imagine» Stell dir vor Imagine there’s no heaven Stell dir vor, es gäbe kein Himmelreich It’s easy if you try Es ist ganz leicht, wenn du’s versuchst No hell below us Keine Hölle unter uns Above us only sky Über uns nur Himmel Imagine all the people Stell dir vor, alle Menschen Living for today Leben nur für das Hier und Jetzt Imagine there’s no countries Stell dir vor, es gäbe keine Staaten It isn’t hard to do Das ist gar nicht so schwer Nothing to kill or die for Nichts, wofür man tötet oder stirbt And no religion, too Und auch keine Religion Imagine all the people Stell dir vor, alle Menschen Living life in peace Leben einfach nur in Frieden You, you may say I’m a dreamer Du sagst vielleicht, ich sei ein Träumer But I'm not the only one Aber ich bin nicht der Einzige «IMAGINE 1968. DAS SPEK TAK TEL DER RE VOLUTION» I hope someday you will join us Ich hoffe, eines Tages schliesst du dich uns an And the world will be as one Und die ganze Welt wird eins sein Imagine no possessions Stell dir vor, es gäbe keinen Besitz I wonder if you can Es nimmt mich wunder, ob du das kannst KM1 No need for greed or hunger Kein Grund für Gier oder Hunger A brotherhood of man Alle Menschen in Brüderlichkeit Imagine all the people Stell dir vor, alle Menschen Sharing all the world Teilen sich die Welt «IMAGINE» – WIRKLICH VORSTELLBAR? You, you may say I’m a dreamer Du sagst vielleicht, ich sei ein Träumer But I’m not the only one Aber ich bin nicht der Einzige I hope someday you will join us Ich hoffe, eines Tages schliesst du dich uns an And the world will live as one Und die ganze Welt wird eins sein John Lennon, 1971 Anfang des Jahres 1971 schrieb John Lennon den Aufgaben Song «Imagine». Im September wurde er auf dem 1. Lies den Songtext sorgfältig durch. Könnten gleichnamigen Album veröffentlicht. Sofort wurde Menschen deiner Meinung nach so zusam- das Lied ein grosser Hit. Viele Menschen verstanden menleben? Würdest du in einer solchen Gesell- den Text als einen Aufruf zum friedlichen Zusammen- schaft leben wollen? Begründe deine Antwort. leben, und der Song wurde zur Hymne der Friedens- 2. Seit 1968 hat sich die Welt verändert. Ist diese bewegung. Doch der im Lied beschriebene Traum ei- Welt heute, von der John Lennon in seinem ner Gesellschaft ohne Religion, Nationalstaaten und Lied träumt, näher, als sie es damals war? Privateigentum stiess auch auf Kritik. Auch heute 3. Unsere Ausstellung trägt den Titel «Imagine 68 noch zählt das Lied zu den Klassikern der Popmusik. – Das Spektakel der Revolution». Formuliere Als im Jahr 2004 das US-Musikmagazin Rolling Sto- Ideen dazu, warum die Ausstellungsmacher ne eine Liste mit den «500 besten Songs aller Zeiten» diesen Titel gewählt haben. Findest du ihn für veröffentlichte stand «Imagine» von John Lennon auf das Thema «1968» passend? dem dritten Platz.1 4. Suche mindestens drei Objekte in der Ausstel- lung, die deiner Meinung nach zu dem Song- text passen. Stelle diese Objekte in einem kur- zen Steckbrief vor und begründe, warum du sie ausgewählt hast. 1 Nach: https://www.swr3.de/musik/Imagine-John-Lennon/-/id=47316/ did=3031820/1fpz8hj/index.html und https://www.golyr.de/john-lennon/ songtext-imagine-129673.html (3.5.2018). LANDESMUSEUM ZÜRICH. | Bildung & Vermittlung 19 / 34
MAKE LOVE … – NUR DUMME SPRÜCHE ? In der Zeit um 1968 gab es viele Protestslogans, Aufgaben Sprüche auf Plakaten, Liedtexte und andere Zitate. 1. Vervollständige die Zitate, indem du das pas- Sie wurden auf Wände gesprüht, in Liedtexten verar- sende Ende suchst. beitet, auf Flugblätter gedruckt oder in Artikeln und 2. Wie wirken diese Zitate auf dich? Sprechen sie Büchern verwendet. Bei vielen Zitaten ist nicht be- dich an – oder findest du sie ganz veraltet und kannt, von wem sie ursprünglich stammen. unwichtig? Suche einen Satz heraus, der auch heute noch passt, und erkläre den aktuellen Zusammenhang in Stichworten. 3. Welches Zitat gefällt dir besonders gut, wel- ches findest du besonders blöd? Begründe deine Antwort. 4. Finde in der Ausstellung Objekte, die zu diesen beiden Sprüchen passen. 1. Du hast keine Chance, 10. Stell dir vor, es ist Krieg «IMAGINE 1968. DAS SPEK TAK TEL DER RE VOLUTION» 2. Eine Frau ohne Mann 11. Traue keinem KM2 3. Euch die Macht 12. Unter dem Pflaster MAKE LOVE … – NUR DUMME SPRÜCHE? 4. High sein, frei sein 13. Wenn eine Gesellschaft alle Abenteuer zer- stört, dann ist das einzige Abenteuer, das noch bleibt, 5. Keine Macht 14. Wer kämpft, kann verlieren; wer nicht kämpft, 6. Macht kaputt, 15. Wer zweimal mit derselben pennt, 7. Make love a) – uns die Nacht. 8. Nonsens statt b) darum nutze sie! c) für niemand! d) gehört schon zum Establishment. e) hat schon verloren. 9. Ratschläge f) ist wie ein Fisch ohne Fahrrad. g) Konsens. h) liegt der Strand. i) not war. j) sie selbst zu zerstören. k) sind auch Schläge. l) Terror muss dabei sein. m) über dreissig. n) und keiner geht hin. o) was euch kaputt macht. LANDESMUSEUM ZÜRICH. | Bildung & Vermittlung 20 / 34
BARBAPAPAS SCHULE – (D)EINE TRAUMSCHULE? «IMAGINE 1968. DAS SPEK TAK TEL DER RE VOLUTION» 1976 © Annette Tison und Talus Taylor Ende der 1960er-Jahre stellten junge Leute vieles in- kurze Stunden. Sobald sie merkt, dass die Kinder er- frage, was sie in ihrer Umwelt und Gesellschaft erleb- müden, hört sie mit dem Unterricht auf. ten. Besonders die Kindererziehung und die Schule standen im Mittelpunkt der Kritik. Dort galt bisher, Kein Wunder, dass alle von Barbapapas Schule be- KM3 dass Eltern und Lehrerinnen und Lehrer sehr streng geistert sind! Mathematik macht von nun an Spass, mit ihren Zöglingen umgehen sollten; es war erlaubt, weil es weder Klassenarbeiten noch Hausaufgaben Kinder auch mit Schlägen zu bestrafen. Kinder sollten gibt. Die Kinder zeichnen Figuren an die Tafel und brav und angepasst sein, fleissig lernen, ordentlich ge- spielen mit Dreiecken, Vierecken und Kreisen. Das kleidet sein und vor allem nicht aus der Reihe tanzen. Rechnen ist gar nicht wichtig – es sei denn, jemand BARBAPAPAS SCHULE – (D)EINE TRAUMSCHULE? will es von sich aus. Auch in Kinderbüchern aus der damaligen Zeit lässt Die Kinder sind sehr glücklich, und Barbapapa ist sich diese Haltung finden. Im Bilderbuch Barbapapas froh darüber.» Schule wird erzählt, wie die Barbapapas, grosse, freundliche farbige Wesen, die ihre Gestalt ändern Aufgaben können, die bisherige Schule erleben – und verän- 1. Fasse in (möglichst) einem Satz zusammen, dern wollen: was die Besonderheit an Barbapapas Schule «Die Eltern und der Schuldirektor sind über das ist. schlechte Benehmen der Schüler erschüttert. Sie 2. Denke dir drei weitere Vorschläge zum Unter- wollen etwas dagegen tun. Manche Eltern denken, richt und Alltag in Barbapapas Schule aus. dass sie die Kinder streng bestrafen müssten. Barba- 3. Welche Vorteile und welche Nachteile könnte papa ist damit gar nicht einverstanden. Er meint, es haben, Schülerin oder Schüler in Barbapa- dass Kinder gern lernen, aber nur das, was ihnen pas Schule zu sein? Würdest du gern auf diese Spass macht. Manche Kinder mögen Musik gern, an- Schule gehen? Begründe deine Antwort. dere interessieren sich mehr für Tiere. 4. Das Ideal der 68er in der Bildung war die «an- Barbapapas Meinung gefällt dem Schuldirektor tiautoritäre Erziehung». Recherchiere und er- nicht, denn seine Kinder lieben alles Technische, er kläre den Begriff. Folgt Barbapapas Schule der aber will, dass sie später einmal Schuldirektor wer- antiautoritären Erziehungsidee? Begründe den, so wie er. Barbapapa macht den Vorschlag, den deine Antwort. Unterricht neu zu gestalten: In den Schulstunden soll 5. Es wird immer wieder gesagt, die 68er-Bewe- nur das vorkommen, was den Kindern Spass macht. gung habe Folgen bis in unsere heutige Zeit. Erkläre mithilfe des Textes (und, wenn möglich, Barbarella gibt Tanzstunden. Nicht nur Mädchen ma- auch mit Objekten aus der Ausstellung), was chen mit, auch Jungen haben Spass am Tanzen. In die 1968er im Bereich von Bildung und Erzie- Barbabos Malstunde darf jeder an die Wände malen, hung bis in unsere heutige Zeit verändert ha- was er will und so gut er kann. ben. Aber auch beim besten Unterricht müssen die Kinder zwischendurch tüchtig toben können. In Barbapapas Schule gibt es für Spiel und Sport täglich eine Dop- pelstunde. Barbaletta kümmert sich darum, dass die Text gekürzt aus: Annette Tison (Text)/Talus Taylor (Illustrationen), Die Barbapapa-Schule, erstmals erschienen 1970; Neuauflage Atlantis Kinder lesen und schreiben lernen. Es gibt bei ihr nur Verlag, Zürich 2007. LANDESMUSEUM ZÜRICH. | Bildung & Vermittlung 21 / 34
GLOBUSKRAWALL – WER PROTESTIERT? Globuskrawall Zürich (29./30. Juni 1968): Demonstranten, Passanten. © Sozialarchiv Zürich Viele junge Menschen waren Ende der 1960er-Jahre «IMAGINE 1968. DAS SPEK TAK TEL DER RE VOLUTION» unzufrieden mit den gesellschaftlichen Umständen in der Schweiz. Unter dem Eindruck zahlreicher De- monstrationen weltweit regte sich immer mehr Wi- derspruch und Widerstand. Zu ersten Krawallen war es nach Konzerten der Rolling Stones im April 1967 KM4 und von Jimi Hendrix im Mai 1968 gekommen. Der Globuskrawall in Zürich in der Nacht vom 29. zum 30. Juni 1968 wurde zu einem Höhepunkt der Unruhen zwischen Jugendlichen und der Polizei. Gefordert Globuskrawall Zürich (29./30. Juni 1968): Tafel «Aktionskomittee Jugendzen- trum ruft zur Diskussion auf», Jugendlicher auf dem Dach einer Verkehrsin- wurde die Errichtung eines autonomen Jugendzent- GLOBUSKRAWALL – WER PROTESTIERT? sel.© Sozialarchiv Zürich rums in dem leer stehenden Kaufhaus Globus nahe des Hauptbahnhofs. Die Strassenschlachten und Pro- testkundgebungen wurden zwar von der Polizei, teils auch mit Wasserwerfern und Schlagstöcken, beendet, doch die Unzufriedenheit der Jugendlichen blieb. Aufgaben Schau dir in der Ausstellung die Fotos vom Globus- krawall und den Protesten in Zürich im Jahr 1968 an. In der Ausstellung sind vor allem die Schaulustigen zu sehen, auf den hier abgebildeten Fotos siehst du Globuskrawall Zürich (29./30. Juni 1968): Demonstrierende auf den Tramge- leisen. © Sozialarchiv Zürich auch viele Protestierende. 1. Beschreibe, wie die Schaulustigen und die Pro- testierenden aussehen, wie sie gekleidet sind und was sie tun. 2. Damals galten diese protestierenden jungen Menschen, oft Studentinnen und Studenten und Schülerinnen und Schüler, als Aufwiegler und gefährliche Unruhestifter. Kannst du dir erklären, warum sie so wahrgenommen wur- den? Begründe. 3. Warst du schon einmal an einer Demonstrati- Globuskrawall Zürich (29./30. Juni 1968): Einsatz von Feuerwehrschläuchen, nasse Demonstranten.© Sozialarchiv Zürich on? Wenn ja: Wofür oder wogegen wurde dort demonstriert? Wenn nein: Gibt es ein Thema, für das du demonstrieren würdest, z. B. Um- weltschutz, Krieg, Baumassnahmen, mehr Rechte und Schutz für Minderheiten, Men- schenrechte …? LANDESMUSEUM ZÜRICH. | Bildung & Vermittlung 22 / 34
«ZÜRCHER MANIFEST» – WOFÜR STEHEN WIR EIN? Während des Globuskrawalls waren in Zürich viele Jugendliche auf die Strasse gegangen. Zwar de- monstrierten sie zunächst vor allem für ein autono- mes Jugendzentrum. Doch es ging ihnen um viel mehr. Sie wollten die Gesellschaft verändern. Aus diesem Grund schloss sich eine überparteiliche Gruppe Intellektueller auf Initiative des Künstlers und Grafikers Gottfried Honegger zusammen. Ge- meinsam verfassten sie im «Zürcher Manifest» einen Forderungskatalog an den Zürcher Stadtrat. Im Cen- tre Le Cobusier organisierten sie eine «permanente Diskussion» zu gesellschaftspolitischen Themen, während der die Forderungen gesammelt werden. Zahlreiche Plakate, Collagen und Zeichnungen ent- standen, die während der sechstägigen Protestakti- on ausgehängt wurden. «IMAGINE 1968. DAS SPEK TAK TEL DER RE VOLUTION» Aufgaben 1. Informiere dich in der Ausstellung über die «Sechs Tage Zürcher Manifest». Sieh dir die Plakate und Texte des «Zürcher Manifests» an. 1/5 Sammle in Stichworten, was die Menschen KM5 damals beschäftigte und was sie verändern wollten. 2. Prüfe die Forderungen auf den Plakaten und Texten, die vor 50 Jahren formuliert wurden. Haben sich die Wünsche der «68er» erfüllt? «ZÜRCHER MANIFEST» – WOFÜR STEHENWIR EIN? Veranstaltung im Zusammenhang mit dem «Zürcher Hat sich in den angesprochenen Bereichen in Manifest»: Gruppe von Teilnehmern, vor der Wand- zeitung diskutierend. © Sozialarchiv Zürich unserer Gesellschaft etwas verändert? 3. Wofür setzt du dich ein? Was ist dir wichtig? Wofür würdest du demonstrieren, protestie- ren, dich einsetzen? Entwirf ein Plakat oder schreibe einen Text dazu. Veranstaltung im Zusammenhang mit dem «Zürcher Manifest»: Mann am Mikrofon, Gruppe von Zuhörenden. © Sozialarchiv Zürich LANDESMUSEUM ZÜRICH. | Bildung & Vermittlung 23 / 34
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