2018/2019 CREDITREFORM KUNDENREPORT - Creditreform Compliance

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2018/2019 CREDITREFORM KUNDENREPORT - Creditreform Compliance
ERFAHRUNG GIBT
      SICHERHEIT

CREDITREFORM KUNDENREPORT   2018/2019
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Siebo Woydt
    Vorstand Creditreform AG

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VORWORT

Neuen Herausforderungen erfolgreich
begegnen
Digitalisierung: Möglichkeiten gemeinsam entwickeln

Der digitale Wandel ist im Mittelstand angekommen. Die damit einhergehende techno-
logische Beschleunigung, die Veränderung der Märkte und die daraus resultierenden An-
forderungen stellen heute wie auch in Zukunft eine große Herausforderung für Unter-
nehmen dar. Geschäftsmodelle und -prozesse müssen überdacht und auf den Prüfstand
gestellt werden, ganze Wertschöpfungsketten werden sich verändern. Die Digitalisierung
erreicht nicht nur einzelne Funktionen und Unternehmensbereiche, sondern betrifft die
Unternehmen als Ganzes. Wollen die Chancen des digitalen Wandels erfolgreich genutzt
werden, sind nachhaltige Veränderungen in Risikosteuerung, Kommunikation, Vertrieb und
Services unerlässlich.

Unsere nunmehr sechste Ausgabe des Creditreform Kundenreports stellt Projekte mit
erfolgreichen Lösungen im Bereich Digitalisierung, aber auch für andere Aufgabenstellun-
gen von Unternehmen verschiedenster Branchen und Größen vor.

Bei den ausgewählten Praxisbeispielen geht es beispielsweise um ein datenbasiertes Mar-
keting bei Rot-Weiss Essen, die digitale Marktumfeldanalyse bei HolzLand, die Digitali-
sierung kompletter Risikobewertungsprozesse durch den Einsatz von leistungsstarken
Scorings bei der MYTOYS GROUP oder die Verschlankung von Kreditentscheidungs-
prozessen bei Lendico Deutschland, einem der bekanntesten FinTech-Unternehmen. Den
durch die Digitalisierung erhöhten Anforderungen an den Datenschutz wird die Misr Bank-
Europe mit der Unterstützung der Creditreform Compliance Services gerecht.

Für das entgegengebrachte Vertrauen unserer Geschäftspartner und ihrer Projektverant-
wortlichen, die sich inhaltlich in diesen Kundenreport eingebracht haben, bedanken wir
uns herzlich. Erst ihr Mitwirken ermöglichte uns, den Nutzen unserer fruchtbaren Zu-
sammenarbeit für den Leser greifbar darzustellen.

Unsere Mitarbeiter und die beteiligten Vereine Creditreform haben mit ihrem Engagement,
ihrer Erfahrung und Expertise ebenfalls einen entscheidenden Beitrag zum Gelingen dieser
Projekte geleistet. Auch ihnen sei dafür herzlich gedankt.

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INHALT

MARKETING SERVICES
Rot-Weiss Essen e. V.
Kunden einfach charakterisieren und gezielt ansprechen_________________________________________________________________________________ 8

Handwerksgruppe Philip Mecklenburg GmbH
Mehr Umsatz und weniger Kosten mit integrier tem Datenmanagement_________________________________________ 11

HolzLand GmbH
Marktumfeldanalyse mit Geomarketing_______________________________________________________________________________________________________________________ 15

WIRTSCHAFTSINFORMATIONEN
myToys.de GmbH (MYTOYS GROUP)
Mehr Mut zu weniger Risiko: myToys optimier t Risikomanagement______________________________________________________ 18

PVS Mosel-Saar GmbH
Automatisier te Bonitätsprüfungen für schlankere Prozesse und
geringere Forderungsausfälle_______________________________________________________________________________________________________________________________________________ 21

SYSTEME & BERATUNG
Projekt RCI Banque Deutschland
Mehr Ressourcen für die Analyse durch die Auslagerung der Jahresabschlusserfassung________ 24

CCS – Misr Bank-Europe
Datenschutz im Finanzsektor – mehr als nur das Bankgeheimnis____________________________________________________________ 27

Investitionsbank Berlin
Ausfallzeitreihen für das Risikocontrolling__________________________________________________________________________________________________________________ 32

Lendico Deutschland GmbH
Automatisier te Kreditentscheidungen durch die Risikomanagementlösung CRS________________________ 35

BNP Paribas Leasing Solutions
Schneller und besser entscheiden durch Bilanzinformationen___________________________________________________________________ 38

                                                                                                                                                                                      7
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Gundmar Beckers

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MARKETING SERVICES

Rot-Weiss Essen e. V.

Kunden einfach charakterisieren und
gezielt ansprechen

Ausgangssituation und Zielsetzung

Rot-Weiss Essen ist der bekannteste Fußballverein dieser Ruhrgebietsmetropole und wurde
1907 als SV Vogelheim gegründet. Seit 1923 lautet der Vereinsname nach mehreren Zusam-
menschlüssen mit anderen Vereinen Rot-Weiss Essen.

Die größten Erfolge verzeichnete der Verein in den Fünfziger Jahren. Hier gewann er 1953
den DFB-Pokal und 1955 zum bisher einzigen Mal die Deutsche Meisterschaft. Insgesamt
spielte Rot-Weiss Essen dreimal in der Bundesliga – momentan befindet er sich in der Re-
gionalliga. Der Verein hat über 5.000 Mitglieder deutschlandweit und verzeichnet mehr als
4.500 Dauerkartenbesitzer.

Rot-Weiss Essen setzte sich zum Ziel, mehr über seine Mitglieder und Dauerkartenbesitzer
zu erfahren. Die Analyse durch microm sollte bei der strategischen Ausrichtung des Vereins
helfen, sowohl im Bereich Fanbindung und -gewinnung als auch bei der Vermarktung. Die so
gewonnenen Erkenntnisse sollten auch in die Sponsorenansprache mit einfließen.

Vorgehen

Zunächst wurden die Mitglieder- und Dauerkartenbesitzer georeferenziert, d. h., Geoschlüssel
wurden an die Fanadressen angespielt, die eine Anreicherung mit microm-Variablen ermög-
lichen. Zur Visualisierung der räumlichen Verteilung der Mitglieder und Dauerkartenbe-
sitzer sowie zur Festlegung des Analysegebietes wurden zunächst Karten auf Postleitzahlen-
ebene angefertigt.

Das Kerngebiet von Rot-Weiss Essen wurde anschließend auf Basis jener Postleitzahlen
festgelegt, die eine bestimmte Summe an Mitgliedern und Dauerkartenbesitzern versammeln.

Der Zielgruppensteckbrief liefert eine umfassende Charakterisierung bestehender Kunden
oder Interessenten anhand ausgewählter microm-Variablen zu den Themen Soziodemografie,
Wohnumfeld, Konsumverhalten und Mediennutzung. Die leicht zu interpretierenden Profile
bringen auch Erkenntnisse über Lebenswelten und Lebensstile der Kundengruppe(n) sowie
deren Motiv- und Emotionssystem. Zudem zeigt der Steckbrief, welche Merkmale die
Zielgruppe am trennschärfsten beschreiben.

                                                                                                         9
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Fazit

     Die Karten gaben Aufschluss darüber, wo die Mitglieder und Dauerkartenbesitzer leben.
     Dies wurde im Vorfeld anders vermutet. Haushalte über 60 Jahre sind in beiden Gruppen
     unterrepräsentiert. Mitglieder haben einen höheren sozialen Status und sind zudem etwas
     jünger, was mit einem hohen Kinderanteil zu erklären ist. Das Wohnumfeld ist in beiden
     Gruppen heterogen, wird aber bei den Mitgliedern insgesamt besser bewertet. Mitglieder
     und Dauerkartenbesitzer haben eine starke Versandhandelsaffinität und werden bevorzugt
     über den Werbekanal Briefkasten angesprochen. Die Milieus „Bürgerliche Mitte“ und „Pre-
     käre“ beschreiben die Dauerkartenbesitzer am besten, während unter den Mitgliedern neben
     der bodenständigen „Bürgerlichen Mitte“ auch überdurchschnittlich viele „Konservativ-Eta-
     blierte“ und „Sozialökologische“ zu finden sind.

     „Das Wissen über unsere Fans und Mitglieder ist essenziell für unsere tägliche Arbeit. Die
     Analyse von microm hat uns zunächst insofern positiv überrascht, als wir uns nicht vorstellen
     konnten, dass tatsächlich über diesen Weg so viele relevante Informationen über unsere
     Zielgruppe identifizierbar sind“, so Prof. Dr. Michael Welling, geschäftsführender 1. Vorsit-
     zender (2010–2017). „Die Ergebnisse geben uns nun die Möglichkeit, in der Fanansprache
     noch zielgenauer vorzugehen, sowohl was den Inhalt als auch was die Wege und Orte der
     Ansprache betrifft“, so Welling weiter.

     „Darüber hinaus geben uns die Daten wichtige Impulse für die Sponsorenansprache, um hier
     zielgenaue gemeinsame Ansätze mit unseren Partnern zu entwickeln und neue Sponsoren zu
     gewinnen, die bei Rot-Weiss Essen ihre eigenen Kunden finden und ansprechen können.
     Kurzum: Das ist datenbasiertes Marketing, wie es eigentlich Standard sein sollte.“

     Projektverantwortung:
     Prof. Dr. Michael Welling [Rot-Weiss Essen e. V.]
     Gundmar Beckers [microm Mikromarketing-Systeme und Consult GmbH]
     Dominik Barth [Creditreform Essen Stenmans & Waterkamp KG]

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MARKETING SERVICES

                                                                                 André Schmidt

Handwerksgruppe Philip Mecklenburg GmbH

Mehr Umsatz und weniger Kosten mit
integriertem Datenmanagement

Ausgangssituation und Zielsetzung

Die Handwerksgruppe Philip Mecklenburg (kurz: HPM) ist eine Unternehmensgruppe von
traditionellen und erstklassigen Handwerksbetrieben in ganz Deutschland. Hervorragende
Mitarbeiter, modernes Management sowie engagierte Aus- und Fortbildung sichern die hohe
Qualität ihrer Arbeit, ihr gesundes Wachstum und eine sichere Zukunft.

                                                                                                   11
Von der Dämmung bis zur Gebäude-Automation
     Die über 100 Handwerksfirmen der HPM sind gemäß ihrem Tätigkeitsspektrum in vier Leis-
     tungsbereiche unterteilt:

      l   Maler und Ausbau

      l   Haus- und Elektrotechnik

      l   Fenster und Fassade

      l   Gebäudedienste

     Die Handwerksgruppe Philip Mecklenburg ist ein sehr qualitätsbewusstes Unternehmen.
     Dies gilt nicht nur kundenseitig, sondern auch für interne Prozesse und Strukturen. Um
     gesund und erfolgreich zu wachsen, müssen Prozesse den unternehmerischen Gegeben-
     heiten angepasst werden. Dabei tragen Effizienz und Unternehmenskultur symbiotisch
     zum gemeinsamen Unternehmenserfolg bei.

     Die Partnerschaft mit beDirect begann 2016, als HPM die Entscheidung traf, die Systeme
     und Daten der einzelnen Unternehmen zusammenzuführen. Das bisherige Datenmanage-
     mentsystem war der Kontaktmenge und -häufigkeit nicht länger gewachsen, denn es um-
     fasste mittlerweile über 100.000 deutschlandweite Kundenkontakte.

     Vorgehen

     Das Projekt verlief in vier Schritten:

     1. Ziele definieren

     Die Projektziele standen bei HPM bereits vor Projektstart fest. Dazu zählten u. a.:

      l   korrekte Stammdaten für einwandfreie Kundenkommunikation von der Anfrage
          bis zur Rechnungsstellung,

      l   Anreicherung der Stammdaten mit Zusatzmerkmalen für zielgenaue und
          bedarfsgerechte Ansprache,

      l   systemgestützte Adressneuanlagen für mehr Usability und Entlastung der Mitarbeiter,

      l   Anreicherung von rechnungsrelevanten Informationen für schnelles und lückenloses
          Forderungsmanagement.

      l   Professionelle Dublettenprüfung und -bereinigung

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MARKETING SERVICES

2. Status ermitteln

In dem beDirect-Datenaudit wurden die Kundendaten gegen die beDirect-Referenzdaten-
bank abgeglichen. So ließen sich schnell und fokussiert Stärken und Schwächen des HPM-
Datenpools identifizieren. Zusammen mit den bereits definierten Projektzielen legten die
Auditergebnisse die nächsten Schritte zur Optimierung der Kundendatenbank von HPM fest.

3. Datenbank bereinigen, anreichern und einem Monitoring unterziehen

In diesem Prozessschritt wurden die Kundendaten von HPM gegen die Referenzdatenbank
abgeglichen und referenziert. Korrekte Daten wurden bestätigt, nicht korrekte aktualisiert.

Auch hier zeigte sich wieder das Qualitätsbewusstsein von HPM: Damit kein Kundenkontakt
verloren ging, bat HPM darum, nicht nur maschinell zu arbeiten, sondern auch manuell und
in Einzelrecherche jeden einzelnen Kontakt zu qualifizieren. Am Ende hatte beDirect fast
100 % aller Kontakte identifiziert.

Im Anschluss wurden die Daten um gewünschte Zusatzinformationen angereichert. Im Fokus
standen abermals die Bedürfnisse der Kunden von HPM. So stellen etwa Informationen zur
Unternehmensgröße zielgerichtetes und bedarfsgerechtes Marketing sicher. Und zuverlässige
kaufmännische Informationen ermöglichen ein komfortables und schnelles Forderungsmana-
gement.

Damit die Datenbank jederzeit aktuell und korrekt ist, liefert beDirect nun regelmäßig
Datenveränderungen wie z. B. Umzüge, Namensänderungen oder Insolvenzen. HPM nutzt
diese für eine jederzeit korrekte Kundenansprache.

4. Adresserfassung automatisieren

Der letzte Schritt dieses Projektes diente der Prozessoptimierung rund um die Adress-
erfassung im täglichen Kundenkontakt. Hier standen die Bedürfnisse der HPM-Mitarbeiter
im Vordergrund.

Statt wie bisher den Kundenkontakt manuell im ERP-System zu suchen, nicht zu finden
und dann manuell neu anzulegen, implementierte beDirect in Zusammenarbeit mit dem
ERP-Dienstleister von HPM eine Schnittstelle. Zusätzlich wurde die Schnittstelle im haus-
eigenen CRM aufgesetzt, so dass gewährleistet ist, dass der Prozess der Adressanlage unter-
nehmensweit identisch ist.

Die Neuanlage ist nun systemgestützt, einfach, schneller, erfordert geringeren manuellen
Aufwand und ist frei von Fehlern und doppelten Kundendatensätzen.

                                                                                                         13
Fazit

     Die Partnerschaft mit dem Kunden basiert auf Vertrauen und einem gemeinsamen Quali-
     tätsverständnis. Zielorientierung und strukturiertes Vorgehen sind in Datenmanagement-
     prozessen unerlässlich und erfolgsentscheidend.

     Vom ersten Projekttag an haben Jan Kern (Leitung Informationstechnologie) und Thomas
     Wilting (Mitarbeiter Informationstechnologie) Nutzen und Ziele dieses Projektes effizient
     analysiert und verfolgt.

     „beDirect hat uns bei der Schaffung von Mehrwert, basierend auf Daten und Informationen
     in den Unternehmensbereichen wie Marketing, Vertrieb, Customer Service, Controlling und
     Forderungsmanagement, erfolgreich unterstützt“, so Jan Kern.

       Neuanlage von Geschäftspartnern mit wenigen Klicks

                                     1                              Fehlertolerante Suche   2
           Client                                                   „beDirekt“

                                           beDirect-
                                           Referenzdatenbank

                                     4                                                      3
           Client                                                   Übernahme der Auswahl

                                            Kundensystem

     Projektverantwortung:
     Jan Kern, Thomas Wilting [Handwerksgruppe Philip Mecklenburg GmbH]
     André Schmidt [beDirect GmbH & Co. KG]
     Gerold Thiel [Creditreform Hamburg von der Decken KG]

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MARKETING SERVICES

                                                                            Gundmar Beckers

HolzLand GmbH

Marktumfeldanalyse mit Geomarketing

Ausgangssituation und Zielsetzung

Die Holzhändler, die sich unter dem Dach der HolzLand GmbH zusammengeschlossen
haben, stellen mit jährlich knapp 1,5 Mrd. Euro Umsatz die führende Kooperation im Holz-
handel dar. Und doch ist HolzLand kein „Megakonzern“ – vielmehr stehen dahinter mittel-
ständische Holzhändler, die sich an über 250 Standorten jeden Tag engagiert dem Handel
mit Holz widmen. Sie profitieren von der Stärke der Kooperation, etwa von günstigen Ein-
kaufskonditionen, und bieten Fachkompetenz sowie Verlässlichkeit eines Familienbetriebs.

Für die Kooperation ist die objektive Bewertung von ortsspezifischen Erfolgskriterien not-
wendige Voraussetzung zu einer umfassenden Standortbewertung: Wo wohnen ihre Kunden?

                                                                                                     15
Wo können je nach Sortimentsbereich Umsatzerwartungen realisiert werden? Wo ist die
     Abgrenzung zu anderen Marktteilnehmern gegeben?

     HolzLand hat daher gemeinsam mit dem Geomarketing-Spezialisten microm ein standar-
     disiertes, auf die Bedürfnisse der HolzLand-Partner abgestimmtes Analyseverfahren ent-
     wickelt, das valide Standortbewertungen ermöglicht.

     Vorgehen

     Um eine Bewertung des Standortes durchzuführen, musste zunächst ein realistisches Ein-
     zugsgebiet für Bestands- und Neukunden sowie der ansässigen Wettbewerber definiert wer-
     den. Hierfür wurden drei flexible, vordefinierte Fahrzeitzonen (10 min, 15 min und 20 min)
     mithilfe des Geoinformationssystems mapChart Manager rund um den Standort berechnet
     und kartografisch dargestellt. Für diese Fahrzeitradien wurden die Zielgruppenpotenziale im
     B2C- und B2B-Bereich ermittelt sowie die Wettbewerbssituation analysiert.

     Zur Ermittlung des B2C-Potenzials erfolgte die Bildung drei verschiedener Zielgruppen-
     varianten: Bei Variante 1 und Variante 2 wurde mit jeweils drei bzw. vier microm-Variablen
     (Alter des Haushaltsvorstandes, Haustyp, Wahrscheinlichkeit für Wohneigentum, Status inkl.
     Haushaltsnettoeinkommen) eine Zielgruppe definiert und der Anteil der Zielgruppe auf
     PLZ8-Ebene in den drei Fahrzeitzonen dargestellt. Für die Variante 3 wurde eine Zielgruppe
     aus der Markt-Media-Studie b4p („best for planning“) definiert und dann mithilfe der microm
     geo b4p in den Raum übertragen.

     Für eine genauere Herausarbeitung der B2B-Potenziale wurden sämtliche relevanten Unter-
     nehmenszweige (etwa Dachdecker, Schreinereien oder Garten- und Landschaftsbauer) nach
     Branchen, Umsatzklassen und den jeweiligen Fahrzeitzonen betrachtet. In allen Varianten
     wurde der Zielgruppenanteil berechnet und die Ergebnisse in digitalen Karten in mapChart
     dargestellt. Die Visualisierung half dabei, die Gebiete mit den höchsten Potenzialen zu er-
     mitteln.

     Fazit

     Anhand der standardisierten Standortanalyse von microm kann HolzLand seinen Partnern
     nun in vielerlei Hinsicht einen enormen Mehrwert bieten. In erster Linie können grundsätz-
     liche Kundenpotenziale im B2B- und B2C-Umfeld erkannt und kann mithilfe der geografi-
     schen Verortung identifiziert werden, wo überhaupt Kundenpotenziale aufzufinden sind.
     Die Unternehmen lernen ihr Einzugsgebiet besser kennen und schaffen neue Anreize für
     Vertrieb und Marketing. Die gewonnenen Informationen sind nicht nur hilfreich für die

16
MARKETING SERVICES

Bewertung des aktuellen Standortes, sondern lassen sich darüber hinaus auch für geplante
Expansionsprojekte nutzen.

Zwei HolzLand-Partner haben mit dem Analyseverfahren bereits die Wettbewerbssituation
an ihrem eigenen Standort und dem gesamten Marktumfeld untersucht. Hierdurch sind sie in
der Lage, Schlüsse für eine effiziente Marktbearbeitung unter Zuhilfenahme einer differen-
zierten, räumlichen Betrachtung potenzieller Märkte, Kunden und Konkurrenten zu ziehen.

Zudem unterstützen die gewonnenen Informationen vertriebliche Ausrichtungen und liefern
einen bedeutenden Mehrwert für zukünftige Werbeaktionen: Streuverluste können aufgrund
der örtlichen Lokalisierung der Zielgruppe deutlich reduziert und dadurch Kosten für Werbe-
maßnahmen eingespart werden.

Darstellung der Fahrzeitradien

Projektverantwortung:
Maike Breuer [HolzLand GmbH]
Gundmar Beckers [microm Mikromarketing-Systeme und Consult GmbH]
Har tmut Irmer [Creditreform Dortmund/Witten Scharf KG]

                                                                                                      17
Tim Dickehage

              myToys.de GmbH (MYTOYS GROUP)

              Mehr Mut zu weniger Risiko:
              myToys optimiert Risikomanagement

              Ausgangssituation und Zielsetzung

              Die MYTOYS GROUP ist der Nr. 1 Online-Händler für Family-Shopping in Europa. Mit Sitz
              in Berlin betreibt die Unternehmensgruppe unter der Marke myToys seit 1999 den Nr. 1
              Online-Shop für Spielzeug und Produkte rund ums Kind in Deutschland sowie 17 gleichnamige
              Filialen. Zur Markenfamilie gehören ebenfalls die Shopping-Angebote von mirapodo, ambellis,
              yomonda und limango. Die MYTOYS GROUP ist damit einer der führenden Multi-Channel-
              Anbieter für Kindersortimente im deutschsprachigen Raum. Das myToys-Sortiment beginnt
              bei Artikeln und Kleidungsstücken für schwangere Frauen und der ersten Babyausstattung

18
WIRTSCHAFTSINFORMATIONEN

und endet bei Klausurvorbereitungsbüchern für Abiturienten. myToys begeistert aktuell über
4 Mio. aktive Kunden und wurde u. a. als familienfreundlichstes Unternehmen der Branche
Spielwaren/Babybedarf 2013, 2014, 2015 und 2016 sowie 2017 zu Deutschlands bestem
Online-Shop in der Kategorie Kind und Baby ausgezeichnet.

Bereits seit 2005 arbeitet myToys mit Boniversum zusammen und seitdem sorgt Boniversum
mit verschiedenen Prüfungstools für ein optimiertes Risikomanagement. Die Komponenten
Bonitätsprüfung, BONIMA Score, AdressCheck und Identifizierung in Verbindung mit indivi-
duell definierten Warenkorblimits führen zu weniger Zahlungsausfällen bei gleichzeitig hohen
Annahmequoten. Angebunden ist myToys über eine XML-Schnittstelle, sodass die Abfragen
voll automatisiert und in Echtzeit erfolgen.

Die sehr zufriedenstellenden Ergebnisse konnten durch die Umstellung auf neu entwickelte
Boniversum Produkte noch weiter verbessert werden. Dabei bietet die langjährige und ver-
trauensvolle Zusammenarbeit die ideale Voraussetzung, um im engen Austausch weitere
Potentiale auszuschöpfen und neue Ideen umzusetzen.

Vorgehen

Im ersten Schritt wurden gezielte Datentests und -analysen durchgeführt, um eine stetige
Verbesserung der KPIs zu erreichen. Außerdem führten intensive Inkassoanalysen zur Veri-
fikation der internen Entscheidungsmatrix. Eine weitere Analyse der Kundendaten machte
weiteres Verbesserungspotenzial deutlich: Durch die gezielte Umsetzung des neuen VERITA
Score in Verbindung mit dem Produkt Premium Ident und nicht meldepflichtigen Sonder-
adressen konnten Zahlungsausfälle reduziert und die Annahmequoten gleichzeitig erhöht
werden. Außerdem werden aktuell auch Risikoadressen ausgesteuert und die interne Kredit-
limitsteuerung konnte optimiert werden. Es erfolgte auch eine Anpassung der alten Ent-
scheidungsmatrix: Diese wurde für die neue Entscheidungsmatrix adaptiert und zeitgleich die
Konfiguration optimiert.

Für die Zukunft wird zudem gemeinsam an der Bestandskundenbewertung gearbeitet.
Dadurch erhofft man sich genaue Prognosen über mögliche Ausfälle langjähriger Bestands-
kunden.

Fazit

Die höhere Trennschärfe des neuen Scores in Kombination mit der Premium-Identifizierung
und der Hinzunahme der Sonderadressen führt schließlich zu mehreren positiven Effekten:

                                                                                                   19
Die Annahmequote erhöht sich weiter, wobei Ausfälle reduziert werden. Dadurch steigt für
     myToys der ‚gute‘ Umsatz bei gleichbleibendem Risiko. Der Abgleich mit risikobehafteten
     Sonderadressen trägt dazu bei, dass Zahlungsausfälle durch nicht realisierbare Beitreibungen
     im Inkasso vermieden werden.

     Dabei gibt es noch immer Luft nach oben und das nächste Projekt befindet sich schon in
     Planung: Thema ist hier die Bestandskundenbewertung. Es soll der Frage nachgegangen wer-
     den, wie Zahlungsausfälle von langjährigen Bestandskunden anhand von Mustern bereits im
     Voraus erkannt werden können. Es bleibt also spannend!

                                                                  Potential
                                                                  Potential

                   Potential                                Umsatz

                  Umsatz

                       Ausfall                                                     Aus-
                                                                                   fall

         vorher                                      nachher

     Dank optimiertem Risikomanagement: mehr echter Umsatz, höhere Annahmequoten und geringerer Zahlungsausfall!

     Projektverantwortung:
     Florian Forstmann, Kristin Körner, Monique Paulsen [myToys.de GmbH]
     Tim Dickehage [Creditreform Boniversum GmbH]

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WIRTSCHAFTSINFORMATIONEN

                                                                                        Manuel Friedrich

PVS Mosel-Saar GmbH

Automatisierte Bonitätsprüfungen
für schlankere Prozesse und geringere
Forderungsausfälle

Ausgangssituation und Zielsetzung

Schon seit einigen Jahren zählt die PVS Sachsen zu den Kunden von Boniversum. Als ärztliche
Gemeinschaftseinrichtung steht die PVS (Privatärztliche Verrechnungsstelle) in der Tradition
des genossenschaftlichen Prinzips. Hauptanliegen ist die umfassende und qualitativ hochwer-
tige Betreuung der Ärzte. Diesem Gedanken folgend arbeitet die PVS nicht auf die Maxi-
mierung des eigenen Profits hin – im Fokus steht vielmehr die transparente, nachvollziehbare

                                                                                                           21
und rechtlich einwandfreie Abrechnung privatärztlicher Leistungen. Zudem entlastet die Ver-
     rechnungsstelle die angeschlossenen Ärzte mit einem Patientenservice und beantwortet
     beispielsweise Rückfragen zu Rechnungen oder berät bei Erstattungsproblemen mit Ver-
     sicherungen. Genauso wie die PVS Sachsen ist auch die PVS Mosel-Saar Mitglied im PVS-
     Verband, einem starken Zusammenschluss der elf auf berufsständiger Basis gegründeten
     Privatärztlichen Verrechnungsstellen, die als ärztliche Gemeinschaftseinrichtung im Auftrag
     ihrer 25.000 Mitglieder tätig sind. In diesem Zusammenhang sollten auch die Geschäftspro-
     zesse der PVS Mosel-Saar optimiert und denen der PVS Sachsen angepasst werden. Als
     zentrales Produkt sollte die Bonitätsprüfung für Factoring und Inkasso implementiert
     werden. In Ergänzung dazu benötigte die PVS eine Prüfung von Portfolios im Rahmen
     von Massenabfragen sowie die Möglichkeit, Einzelfallprüfungen durch den Sachbearbeiter
     innerhalb der eingesetzten Systeme durchzuführen. Für alle Leistungen wünschte sich der
     Kunde einen Rahmenvertrag analog zu bereits bestehenden Verträgen zwischen Boniversum
     und anderen Privatärztlichen Verrechnungsstellen.

     Vorgehen

     Zum Projektstart führte Boniversum zunächst mehrere Datentests via Batch und XML durch.
     Die PVS stellte dafür Testdaten zur Verfügung. In den Boniversum Datentests werden die
     Kundendaten mit branchenübergreifenden Informationen angereichert und die Ergebnisse
     grafisch aufbereitet. So ist auf einen Blick zu erkennen, zu wie viel Prozent der Personen
     innerhalb der Testdatei negative bzw. positive Zahlungserfahrungen vorliegen. Daraus lässt
     sich ableiten, wie viele Zahlungsausfälle hätten vermieden werden können. Aufgrund der
     überzeugenden Testergebnisse entschied sich die PVS für einen Rahmenvertrag zur Nutzung
     der Produkte BONIMA Pool via Batch für Massenabfragen in Zusammenhang mit der
     Vorprüfung beim Factoring sowie BONIMA Score Pool Ident via XML für die Einzelfallprüfung
     in der Inkassosachbearbeitung. Da Boniversum bereits fundierte Erfahrungswerte für die
     kundenspezifischen Anforderungen einer PVS hat, erfolgte die technische Anbindung rei-
     bungslos und im vorgegebenen Zeitrahmen.

22
KREDIT- UND RISIKOMANAGEMENT

                                                     Factoring

                                        Bonitätsprüfung via Batch

                   Factoring wird angenommen                        Factoring wird abgelehnt

                Keine Probleme                Forderungsausfall

                                         Bonitätsprüfung via XML

                   Inkasso wird durchgeführt                      Inkasso wird nicht durchgeführt

Reduzierung der Forderungsausfälle und Erhöhung der Erfolgsquote im Inkasso durch doppelte Prüfung

Fazit

Durch die automatisierte Überprüfung der Patientenbonität konnte eine erhebliche Ver-
schlankung der gesamten internen Prozesse erreicht werden. Die infolge der Bonitätsprü-
fungen verbesserte Inkassosteuerung führte nicht nur zu einer weiteren Prozessoptimierung,
sondern auch zu höheren Erfolgsquoten in der Beitreibung und geringeren Forderungsaus-
fällen im Factoring.

Als zusätzlichen Service erhält die PVS jeden Monat einen Chart-Report. Diese Auswertung
informiert in übersichtlicher und grafisch aufbereiteter Form über Menge, Zusammensetzung
und Ergebnis der getätigten Anfragen. So kann die Verrechnungsstelle die Negativquoten
immer im Auge behalten und die Prozesse fortlaufend optimieren.

Projektverantwortung:
Michael Penth [PVS Sachsen GmbH / PVS Mosel-Saar GmbH]
Manuel Friedrich [Creditreform Boniversum GmbH]
Dr. Carsten Uthoff [Creditreform Saarbrücken Dr. Uthoff KG]

                                                                                                                  23
Jennifer Spitz,
     Matthäus Nordhausen

                 Projekt RCI Banque Deutschland

                 Mehr Ressourcen für die Analyse
                 durch die Auslagerung der Jahres-
                 abschlusserfassung

                 Ausgangssituation und Zielsetzung

                 Die deutsche Niederlassung der französischen RCI Banque (RCI) betreut von Neuss aus das
                 flächendeckende Händlernetz der Fahrzeugmarken Nissan und Renault. Die Planung der RCI
                 sieht vor, den Tätigkeitsschwerpunkt ihrer Kreditanalysten zu verlagern. Zukünftig sollen die
                 zeitlichen Ressourcen der Mitarbeiter nicht mehr durch reine Datenpflegeprozesse, wie etwa
                 die Jahresabschlusserfassung, gebunden werden. Die dadurch frei werdenden Kapazitäten
                 können für eine intensivere und umfangreichere Analysetätigkeit sowie aufkommende Neu-

24
SYSTEME & BERATUNG

geschäfte genutzt werden. Realisiert werden soll die Entlastung durch die Auslagerung der
Erfassungsprozesse an einen externen Dienstleister.

Für die RCI steht die Güte der angebotenen Erfassungsdienstleistung im Fokus. Um die
Qualität der bankinternen Risikobewertung nicht zu beeinträchtigen, müssen alle hauseigenen
Bilanzierungsregeln durch den Dienstleister übernommen werden. Wichtig ist zudem, dass
mit Auslagerungen verbundene gesetzliche Rahmenbedingungen, wie z. B. der Datenschutz
(DSGVO) oder aufsichtsrechtliche Anforderungen, durch den Dienstleister erfüllt werden.
Ebenfalls von Bedeutung ist die Fähigkeit des Anbieters, den Erfassungsprozess vollständig
automatisiert mithilfe entsprechender IT-Infrastruktur abbilden zu können.

Vorgehen

Zu Beginn der Zusammenarbeit wurden gemeinsam mit dem Kunden die Anforderungen
an die künftige Auslagerung formuliert. Die RCI stellte hierfür mit Herrn Daniel Wloch
und Herrn Michael Tenbuhs zwei erfahrene Senioranalysten als Projektmanager bereit.
Im konstruktiven Austausch unterstützte die Creditreform Rating AG (CRA) den Kunden
beratend, um so die richtigen Komponenten aus dem breiten Leistungsspektrum der CRA
auszuwählen. So konnte aus dem Anforderungskatalog zeitnah ein passgenaues und effizientes
Prozessmodell entwickelt werden.

Geplanter Prozess:

 l   Anlage eines Erfassungsauftrags in der CRA-eigenen Webanwendung CRS durch RCI

 l   Abholen und Scannen der Bilanzen durch einen zertifizierten Logistikpartner der CRA

 l   Erfassung der gescannten Bilanzen durch die CRA

 l   Übermittlung von Erfassungskommentaren und Hinweisen per E-Mail an die
     Analysten der RCI

 l   Übergabe der strukturierten Bilanzen auf einem gesicherten Server der RCI

In intensiven Workshops wurde zwischen den Spezialisten der CRA und Analysten der
RCI ein fachliches Konzept für die Erfassung von Händlerbilanzen abgestimmt. Anschließend
erfolgte die Konkretisierung der ursprünglichen Konzeption durch Erfassungstests samt an-
schließenden Analysen. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden gemeinsam mit detaillierten
Erfassungsregeln des Kunden in einer Arbeitsanweisung für die Bilanzteams der CRA zu-
sammengefasst.

                                                                                                      25
Simultan zur fachlichen Umsetzung des Projektes, musste bereits die technische Imple-
     mentierung vorbereitet werden, damit der knappe Zeitplan eingehalten werden konnte.
     Für den Import der erfassten Jahresabschlüsse in die IT-Systeme der RCI mussten die struk-
     turierten Daten in ein spezielles Format transferiert werden. Zu diesem Zweck erstellte die
     CRA sogenannte Mappings, welche die Bilanzdaten automatisiert in die kundeneigenen
     Strukturen überführen. Ebenfalls notwendig war es, die CRS-Anwendung technisch zu erwei-
     tern, um das geplante E-Mail-Benachrichtigungssystem für die Analysten der RCI einzurich-
     ten. Die Analysten erhalten nach jeder abgeschlossenen Erfassung eine informative E-Mail,
     die alle Auffälligkeiten und Gliederungshinweise zur erfassten Bilanz enthält. In Testumgebun-
     gen wurde der aktuelle Entwicklungsstand der Anwendung fortlaufend mit dem Kunden
     getestet und für eine produktive Arbeit vorbereitet.

     Durch eine enge Zusammenarbeit zwischen RCI und CRA konnten alle relevanten Projekt-
     abschnitte binnen drei Monaten umgesetzt werden. Sämtliche Meilensteine wurden durch
     gutes Management und Engagement auf beiden Seiten zügig erreicht.

     Fazit

     Die Auslagerung der Bilanzerfassung stellt ein probates Mittel zur Entlastung der Kredit-
     analyse dar. Die sich daraus ergebenden Vorteile können durch die Dienstleistungen der
     CRA ohne Qualitätsverluste wahrgenommen werden. Die CRA agiert während des gesamten
     Prozesses Seite an Seite mit dem Kunden.

     Projektverantwortung:
     Michael Tenbuhs, Daniel Wloch [RCI Banque]
     Matthäus Nordhausen, Jennifer Spitz [Creditreform Rating AG]

26
SYSTEME & BERATUNG

                          Silvia Rohe

CCS – Misr Bank-Europe

Datenschutz im Finanzsektor –
mehr als nur das Bankgeheimnis

Ausgangssituation und Zielsetzung

Die Misr Bank-Europe GmbH, „Ägyptens Bank in Europa“, hat ihren Sitz in Frankfurt am Main
und ist das einzige ägyptische Kreditinstitut in Deutschland. Ihr Geschäftsschwerpunkt liegt
auf der Abwicklung des mitteleuropäisch-ägyptischen Handels.

Als Kreditinstitut steht die Misr Bank-Europe GmbH wie alle Institute, insbesondere im
Compliance-Umfeld, laufend vor neuen gesetzlichen und/oder aufsichtsrechtlichen Heraus-
forderungen. Hohe Komplexität, großer Interpretationsbedarf und rasche Veränderungen prä-

                                                                                                      27
gen die Themenfelder der Compliance. Als Teilkomponente des Risikomanagements einer
     Bank gewinnt insbesondere Compliance noch einmal zusätzlich an Bedeutung.

     In einem komplexen Umfeld mit anhaltend hohen Herausforderungen und Risiken kommt der
     optimalen Nutzung der vorhandenen Ressourcen eine große Bedeutung zu. Häufig fehlt es in
     Unternehmen jedoch an Erfahrung und risikoorientier ter Exper tise bei den Beauftragten im
     eigenen Hause oder einfach an Zeit und Mitarbeiterkapazität.

     Mit Inkrafttreten der EU-DSGVO (EU-Datenschutz-Grundverordnung) im Mai 2016, die
     innerhalb einer zweijährigen Übergangsfrist bis zum 25. Mai 2018 umzusetzen war, kam eine
     weitere neue Herausforderung auf die Unternehmen zu.

     Da der Person des Datenschutzbeauftragten eine besondere Fachkunde und Zuverlässigkeit
     abverlangt wird und darüber hinaus Interessenkonflikte verhindert werden sollen, gehen viele
     Unternehmen dazu über, diese Position mit externen Beratern zu besetzen. Dies wurde vom
     Bundesdatenschutzgesetz ausdrücklich vorgesehen und hieran ändert sich auch mit dem
     Wirksamwerden der EU-DSGVO nichts.

     Die Misr Bank-Europe GmbH hat bereits seit Mai 2013 bzw. Januar 2014 die Funktion des
     Geldwäschebeauftragten und die Pflichten zur Verhinderung der sonstigen strafbaren Hand-
     lungen („Zentrale Stelle“) sowie die Funktion des Compliance-Beauftragten nach MaRisk
     (Mindestanforderungen an das Risikomanagement) an die Creditreform Compliance Services
     GmbH (CCS) ausgelagert.

     Aufgrund der positiven Erfahrungen und zur Abrundung der Compliance-Themen wurde im
     März 2017 auch die Funktion des Datenschutzbeauftragten an die CCS ausgelagert.

     Vorgehen

     Im ersten Schritt wurde ein entsprechender Rahmenvertrag erarbeitet, in dem u. a. die Auf-
     gaben und Pflichten der beiden Parteien klar definiert sind, sowie eine Bestellungsurkunde
     erstellt.

28
SYSTEME & BERATUNG

Die CCS übernimmt als ausgelagerter Datenschutzbeauftragter folgende Aufgaben:

                                      Überwachung der Einhaltung
    Unterrichtung und Beratung                                        Begleitung bei der Erstellung
                                      von Vorgaben des Daten-
    bei der Umsetzung von                                             von Prozessen zur Einhaltung
                                      schutzes im Rahmen des
    Anforderungen zum Daten-                                          der gesetzlichen Anforderun-
                                      betrieblichen Datenschutz-
    schutz                                                            gen im Datenschutz
                                      managements

    Ansprechpartner für
                                      Prüfung von Sachverhalten zur   Überwachung der Erstellung
    Mitarbeiter der Misr
                                      Benachrichtigung Betroffener    von Informationen und
    Bank-Europe GmbH bei
                                      bei Datenverlust oder sonsti-   Dokumentationen zum
    datenschutzrelevanten
                                      gen kritischen Vorfällen        Datenschutz
    Sachverhalten

                                      Prüfung der Erforderlichkeit
                                      von Vorabkontrollen/Folge-      Bereitstellung von Informatio-
    Ansprechpartner bei Anfragen
                                      abschätzungen bei neuen         nen und Durchführung von
    von Betroffenen und Aufsichts-
                                      Produkten, Verfahren und        Sensibilisierung der Mitarbeiter
    behörden
                                      Outsourcing (Cloud-Services,    zum Datenschutz
                                      Apps, SaaS, Big Data)

Die vorgenannten Aufgaben werden abgerundet durch ...

l   Erstellung von Risikoanalysen zur Zulässigkeit der Verarbeitung personenbezogener Daten,

l   Vorschläge zur datenschutzgerechten Gestaltung von arbeitsvertraglichen Regelungen zur
    (ggf. privaten) Nutzung von E-Mail und Internet durch die Mitarbeiter,

l   individuelle Erstellung von umfangreichen Informationen und Dokumenten zum betrieb-
    lichen Datenschutz (Verzeichnis von Verarbeitungstätigkeiten bzw. internes Verfahrens-
    verzeichnis, Vereinbarungen zum Datenschutz, Datenschutzkonzept, Datenschutzhinweise,
    Einwilligungserklärungen etc.),

l   Unterstützung zur datenschutzgerechten Gestaltung von Verträgen,

l   Überprüfung der datenschutzgerechten Gestaltung des Internetauftritts,

l   Durchführung von Umsetzungsmaßnahmen aus der Bestandsaufnahme,

l   Erstellung von Unterlagen für das Verfahrensverzeichnis,

l   Planung und Durchführung von Audits von Lieferanten und Dienstleistern,

l   spezielles Tätigwerden in Krisensituationen und bei besonderen Vorkommnissen/Anfragen,

l   Durchführung von Vorabkontrollen/Folgenabschätzungen bei der Neueinführung/Verän-
    derung von Verfahren und IT-Lösungen, mit denen personenbezogene Daten verarbeitet
    werden (Cloud-Services, Apps, SaaS, Big Data), und

l   Beratung bei der Auswahl und Einführung von spezifischen IT-Anwendungen und Prüfung
    ihrer Datenschutzkonformität.

                                                                                                                29
Um diese Aufgaben ordnungsgemäß wahrnehmen zu können, hat die Misr Bank-Europe GmbH
     dem Datenschutzbeauftragten u. a. den Zugang zu allen relevanten Daten und Unterlagen zu
     ermöglichen bzw. diese zur Verfügung zu stellen und für deren Vollständigkeit und Richtigkeit
     einzustehen. Außerdem ist der Datenschutzbeauftragte bei Anwendung seiner Fachkunde
     auf dem Gebiet des Datenschutzes weisungsfrei. In dieser Funktion berichtet er auf direktem
     Wege an die Geschäftsleitung. Selbstverständlich ist der Datenschutzbeauftragte bei der
     Erfüllung seiner Aufgaben an die Wahrung der Geheimhaltung und Vertraulichkeit gebunden.

     Das Mandat des Datenschutzbeauftragten startete mit einer eintägigen Bestandsaufnahme
     vor Ort. Zum einen erfolgte die Ermittlung des Status quo sowie die Prüfung und Sichtung
     vorhandener Dokumentationen. Zum anderen wurden diverse Interviews mit relevanten
     Ansprechpartnern aus den einzelnen Fachbereichen zur Identifikation von Verbesserungs-
     potenzial und der Risikominimierung im Bereich Datenschutz geführt. Ein Rundgang durch
     die Räumlichkeiten vervollständigte das Bild.

     Im Fokus der Bestandsaufnahme standen die administrativen und organisatorischen Prozesse
     mit Schwerpunkten in den gemeinsam definierten Bereichen.

     Die Erkenntnisse aus der Bestandsaufnahme wurden als Statusbericht in Bezug auf die
     Abweichungen zu gesetzlichen Anforderungen und Best-Practice-Ansätze erfasst. Hierbei
     wurden insbesondere fehlende Elemente oder Mängel bei der Umsetzung mit Vorschlägen
     zur Optimierung versehen. Zudem erfolgte eine Priorisierung nach Kritikalität der jeweiligen
     Feststellungen, insbesondere im Hinblick auf die zukünftig zu berücksichtigenden, gestiegenen
     Anforderungen durch die EU-DSGVO. Auf dieser Basis konnte ein für beide Seiten verständ-
     licher „Fahrplan“ entwickelt werden, um die nächsten Schritte zu definieren.

     Für ein funktionierendes Datenschutzmanagement essenziell notwendig ist, ähnlich wie auch
     für den Bereich der Compliance, zunächst das Vorliegen klarer Unternehmensgrundsätze
     und Regeln in Bezug auf das Thema Datenschutz, damit insbesondere auch für Mitarbeiter
     Klarheit hinsichtlich des Umgangs mit und der Verarbeitung von personenbezogenen Daten
     herrscht. Diese unternehmensweiten Grundsätze sollten im Rahmen einer sogenannten
     Datenschutzrichtlinie festgelegt werden. Das Basisdokument mit den wichtigsten Inhalten
     stellte zunächst die CCS zur Verfügung, woraufhin die Misr Bank-Europe GmbH individuelle
     Anpassungen vornahm und diese mit dem Datenschutzbeauftragten im Detail besprach.
     Aktuell befindet sich die Datenschutzrichtlinie in der Finalisierung.

30
SYSTEME & BERATUNG

Ebenso befindet sich derzeit das Verzeichnis von Verarbeitungstätigkeiten gemäß Art. 30 EU-
DSGVO im Aufbau. Auch hier unterstützt die CCS mit einem mustergültigen Dokument, das
den Rahmen und die Inhalte generell vorgibt. Die konkreten Verarbeitungstätigkeiten (Verfah-
ren mit personenbezogenen Daten) werden von den jeweiligen Fachabteilungen nach bestem
Wissen und Gewissen eingepflegt und durch den Datenschutzbeauftragten kontrolliert. Inso-
weit steht Letzterer jederzeit beratend zur Verfügung und unterstützt bei auftretenden Fra-
gen zum korrekten Ausfüllen des Verzeichnisses.

Des Weiteren wurden die Vertraulichkeitsverpflichtungen für Mitarbeiter (ehemals Daten-
geheimnis gemäß § 5 BDSG) im Hinblick auf die Vorgaben der EU-DSGVO sprachlich sowie
inhaltlich angepasst.

Als Nächstes werden auf der Basis dieser grundlegenden Dokumentation zum Datenschutz
Schulungen zur Sensibilisierung der Mitarbeiter durchgeführt sowie Prozesse zur Umsetzung
der Betroffenenrechte implementiert.

Fazit

Die Auslagerung des Datenschutzbeauftragten bietet viele Vorteile für die Misr Bank-Europe
GmbH. So können die eigenen Mitarbeiter entlastet werden und die Aktualität bei der
Umsetzung der gesetzlichen Regelungen ist gewährleistet. Dadurch kann sich die Misr Bank-
Europe GmbH in angemessenem Umfang auf ihr Kerngeschäft konzentrieren.

Weitere Vorteile sind das umfängliche Leistungsportfolio „Alles aus einer Hand“ durch die
CCS und das bereits über Jahre eingespielte Vertrauensverhältnis. Der Misr Bank-Europe
GmbH stehen feste Ansprechpartner zur Verfügung, die das Haus sehr gut kennen und
fachliche Profis in allen Bereichen der Compliance sind.

Die Auslagerung ist gerade für kleine und mittlere Unternehmen mit geringeren Kosten ver-
bunden als eine Besetzung der Datenschutzbeauftragten-Funktion durch eigene Mitarbeiter,
da Arbeitgeber diesen Mitarbeitern von Gesetzes wegen ein finanzielles sowie zeitliches
Kontingent zur Wahrnehmung ihrer diesbezüglichen Aufgaben zur Verfügung stellen müssen.
Aufgrund des Kündigungsschutzes ist die Abberufung und Kündigung von internen Daten-
schutzbeauftragten nur sehr eingeschränkt möglich.

Projektverantwortung:
Bülent Menemenci [Misr Bank-Europe GmbH]
Silvia Rohe, Benjamin Spallek [Creditreform Compliance Services GmbH]

                                                                                                      31
Alkan Aydin,
     Ulrike Haldermans

32
SYSTEME & BERATUNG

Investitionsbank Berlin

Ausfallzeitreihen für das
Risikocontrolling

Ausgangssituation und Zielsetzung

Die Investitionsbank Berlin (IBB) ist die Förderbank des Landes Berlin. Seit dem 1. Septem-
ber 2004 agiert die IBB selbstständig in der Rechtsform einer Anstalt öffentlichen Rechts.
Der aufsichtsrechtliche Konsolidierungskreis umfasst neben der IBB fünf weitere Finanz-
unternehmen.

Die IBB hat einen Risikomanagementprozess implementiert, der von einem funktional wie
organisatorisch unabhängigen Risikocontrolling begleitet wird. Dieses ist u. a. für die Identi-
fizierung, Messung, Limitierung und Überwachung, die Berichterstattung der für die Bank
relevanten Risiken sowie für alle Fragen rund um die Bewertung von Finanzinstrumenten
verantwortlich.

Die Messung von Adressrisiken ist für die IBB von zentraler Bedeutung. Zur Quantifizierung
des Adressrisikos nutzt die IBB das von J. P. Morgan konzipierte CreditMetricsTM-Modell.
Dieses ermöglicht die Messung von Kreditrisiken im Portfoliokontext anhand einer Reihe von
Input-Faktoren. Dazu gehören zum Beispiel die Ausfallwahrscheinlichkeiten, Recovery Rates,
Migrationsmatrizen und Korrelationen. Die Korrelationen zwischen einzelnen Portfoliomit-
gliedern sind in den meisten Fällen nicht auf dem Markt beobachtbar. Um trotzdem jedem
Paar aus dem Portfolio eine sinnvolle Korrelation zuordnen zu können, wird das Portfolio in
geeignete Teilportfolios – in diesem Fall Branchen – aufgeteilt.

Die eigentliche Schätzung erfordert repräsentative Zeitreihen, die bestmöglich das Markt-
verhalten jeder Branche widerspiegeln. Zum Marktstandard haben sich Ansätze entwickelt,
die auf Equity-Zeitreihen, Ausfallzeitreihen oder beiden gleichzeitig basieren.

Folgende Ausfallzeitreihen wurden für die Analysen benötigt:

 l   Verbraucherinsolvenzen

 l   Unternehmensausfälle nach WZ08-Code für alle klassifizierten Abschnitte und
     Abteilungen sowie Größenunterteilungen in Abhängigkeit der Beschäftigtenzahl

                                                                                                         33
Die Ausfallquoten beziehen sich auf eine Periode von einem Jahr und beinhalten mindestens
     zehn Beobachtungen für aufeinanderfolgende Jahre ab 2006.

     Vorgehen

     Creditreform Rating stellte in einem ersten Schritt Zeitreihen von Verbraucherinsolvenzen
     und Unternehmensausfällen zusammen. Als Datengrundlage diente die Creditreform Wirt-
     schaftsdatenbank, über die sich einerseits die Anzahl der Insolvenzen von Unternehmen und
     andererseits die Grundgesamtheit an Unternehmen in Deutschland ermitteln lassen. Für
     die Analyse der IBB wurden nur wirtschaftsaktive Unternehmen betrachtet sowie die Aus-
     falldefinition gemäß EU-Verordnung 575/2013 zugrunde gelegt. Das Ausfallereignis gemäß
     dieser EU-Verordnung wird in der Creditreform Wirtschaftsdatenbank mit einem Bonitäts-
     index von 500 und 600 ausgewiesen.

     Die Betrachtung der Ausfallzeitreihen wurde auf Basis des WZ08-Codes vorgenommen.
     Zusätzlich erfolgte eine Einteilung nach Mitarbeiterklassen. Die Verbraucherinsolvenzen wur-
     den im Rahmen einer Kennziffer pro 10.000 Bürger in Deutschland ausgewiesen.

     Alle Analysen wurden im XLS-Format zur Verfügung gestellt, um der IBB die Möglichkeit zu
     geben, die Daten in die eigenen Systeme zu spielen und weitere Analysen zu erstellen.

     Fazit

     Die erforderlichen Zeitreihen für die Parametrisierung des Portfoliomodells konnten
     innerhalb kurzer Zeit und in einer guten Qualität von Creditreform zur Verfügung gestellt
     werden. Rückfragen seitens der IBB wurden binnen kurzer Zeit beantwortet. Die IBB ist sehr
     zufrieden mit der Zusammenarbeit mit Creditreform und verfügt nun dank der Daten über
     die Möglichkeit, wechselseitige Abhängigkeiten zwischen den verschiedenen Branchen in der
     Risikomessung zu berücksichtigen.

     Projektverantwortung:
     Maria Beitz, Kamil Domagala [Investitionsbank Berlin]
     Alkan Aydin, Ulrike Haldermans, Michael Meissner [Creditreform Rating AG]
     Michael Bretz [Verband der Vereine Creditreforn e. V.]
     Manuela Faber [Creditreform Berlin Brandenburg Wolfram KG]

34
SYSTEME & BERATUNG

Stephan Schütrumpf,
Michael Schnitzler

             Lendico Deutschland GmbH

             Automatisierte Kreditentscheidungen
             durch die Risikomanagementlösung CRS

             Ausgangssituation und Zielsetzung

             Die Lendico Deutschland GmbH (nachfolgend Lendico) wurde im Jahr 2013 von Rocket
             Internet gegründet und ist führender Kreditmarktplatz für Konsumenten- und Firmenkredite.
             Der Online-Marktplatz ermöglicht privaten und institutionellen Investoren, direkt in diese
             Kredite zu investieren. Innerhalb der letzten vier Jahre erschloss Lendico weitere europäische
             und globale Märkte und beschäftigt bereits mehr als 100 Mitarbeiter. Ende Februar 2018
             wurde die Übernahme von Lendico durch die ING-DiBa bekannt.

                                                                                                                     35
Die Kreditprüfung erfolgt bei Lendico über ein selbst entwickeltes SME-Ratingmodell, das
     seit Beginn Informationen aus den Creditreform Wirtschaftsdatenbanken verarbeitet. Be-
     strebt, den eigenen SME-Ratingprozess weiterzuentwickeln und zu verbessern, ist Lendico
     auf Creditreform zugegangen, um gemeinsam nach weiteren Optimierungsmöglichkeiten
     unter Einbezug von Creditreform Leistungen zu suchen.

     Als Ergebnis des gemeinsamen Austauschs hat Lendico sich dafür entschieden, die Erfassung
     und Strukturierung von Jahresabschlüssen durch Creditreform Rating durchführen zu lassen,
     und setzt für die quantitative Kreditprüfung das Creditreform Ratingsystem unter Ein-
     beziehung der Wirtschaftsauskunft ein.

     Vorgehen

     In Zusammenarbeit mit Lendico wurden die Einsetzbarkeit des Ratingsystems auf dem zukünf-
     tigen Zielportfolio geprüft und die Bilanzerfassungsprozesse definiert. Diese lassen sich wie
     folgt zusammenfassen:

      l   Erstellung von 20 Testratings

      l   Simulationsrechnungen zur Anwendbarkeit des Ratingsystems auf Kriterien
          des zukünftigen Zielportfolios

      l   Erfassung durch CRA inkl. Prüfung sowie Erfassung durch Lendico

      l   Schnelle Bearbeitung der Aufträge binnen 24 Stunden

      l   Täglicher Export strukturierter Jahresabschlüsse und weiterer Inhalte zur
          Weiterverarbeitung im CSV-Format

     Über die Risikomanagementlösung Credit Risk Solution (CRS) lädt Lendico Jahresabschlüsse
     hoch und erteilt den Auftrag zu deren Strukturierung an Creditreform Rating. Die Jahresab-
     schlüsse werden nach Gliederungsvorgaben von Lendico erfasst und im Vier-Augen-Prinzip
     geprüft.

     Um seinen Kunden eine schnelle Antragsabwicklung garantieren zu können, legt der Online-
     Marktplatz großen Wert auf eine sofortige Bearbeitung der erteilten Aufträge. Die Erfassung
     der Jahresabschlüsse wird deshalb innerhalb von 24 Stunden nach Beauftragung erledigt.
     Zu jedem beauftragten Unternehmen wird für die Bewertung zusätzlich eine aktuelle Wirt-
     schaftsauskunft abgerufen.

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SYSTEME & BERATUNG

Die erfassten exklusiven Jahresabschlussinformationen bilden zusammen mit ausgewählten
Merkmalen aus der Creditreform Wirtschaftsauskunft die Grundlage für die quantitative Bo-
nitätsbeurteilung durch das Creditreform Ratingsystem. Die Ergebnisse des Ratingsystems
können im Anschluss als PDF-Bericht über das CRS abgerufen werden. Zusätzlich erfolgt täg-
lich ein Export der strukturierten Jahresabschlüsse sowie weiterer Merkmale als CSV-Datei.

Das Creditreform Ratingsystem ist ein Marktstandard, der von Banken und Investoren glei-
chermaßen anerkannt wird. Zur Kommunikation mit den Investoren erhält Lendico eine um-
fangreiche Dokumentation über die Entwicklung und Funktion des Ratingsystems sowie über
die jährlich durchgeführte Validierung des Gesamtsystems.

Fazit

In enger Abstimmung zwischen Lendico, Creditreform Berlin und Creditreform Rating
wurden die Anforderungen durch einen ganzheitlichen Lösungsansatz von Creditreform in
kurzer Zeit umgesetzt.

Mit dem neuen Klassifizierungssystem können Kreditentscheidungen zukünftig durch einen
automatisierten, schlanken und schnellen Prozess getroffen werden. Gleichzeitig ermöglicht
die hohe Aufklärungsgüte des Systems eine deutliche Reduktion der Negativauslese bei
Kreditanträgen. Die Nutzung der Bilanzerfassungssoftware CRS ermöglicht zudem eine ein-
heitliche Strukturierung und Bewertung der Jahresabschlüsse.

Auch nach der Übernahme durch die ING-DiBa freuen wir uns darauf, die gemeinsame
Zusammenarbeit noch weiter zu intensivieren.

Projektverantwortung:
Friedrich Hubel, Mar tin Kohlbeck [Lendico Deutschland GmbH]
Michael Schnitzler, Stephan Schütrumpf [Creditreform Rating AG]
Michael von Czenstkowski [Creditreform Berlin Brandenburg Wolfram KG]

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Matthäus Nordhausen,
                       IoDna Bogdan

     BNP Paribas Leasing Solutions

     Schneller und besser entscheiden
     durch Bilanzinformationen

     Ausgangssituation und Zielsetzung

     BNP Paribas Leasing Solutions ist einer der führenden Absatzfinanzierer in Europa mit
     weltweiter Präsenz und Spezialist für Kredit-, Leasing- und Mietlösungen für mobile Inves-
     titionsgüter sowie daran geknüpfte Dienstleistungen wie Versicherungen, Wartungs- und
     Servicedienste.

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SYSTEME & BERATUNG

In Deutschland ist das Unternehmen seit 1985 bundesweit mit Sitz in Köln tätig. Das Unter-
nehmen beschäftigt 330 Mitarbeiter und hat 2017 ein Neugeschäftsvolumen von 2,82 Mrd.
Euro erwirtschaftet.

BNP Paribas Leasing Solutions plante die Entwicklung einer Scorekarte u. a. auf Basis von
Bilanzdaten. Zu diesem Zweck war ein leistungsstarker Datenprovider erforderlich, der in
der Lage ist, historische Bilanzinformationen in einer strukturierten, einheitlichen Form zu
liefern.

Das entstehende Scoringmodell soll auch innerhalb des Antragsprozesses verwendet werden.
Hier sind der Zeit- und der Kostendruck besonders hoch. Um eine aufwändige manuelle
Bilanzerfassung während der Antragsphase zu vermeiden, war insbesondere der Zugriff auf
eine aktuelle Bilanzdatenbank entscheidendes Kriterium.

Für die Abfrage von Bonitätsauskünften nutzte BNP Paribas Leasing Solutions bereits
CrefoSystem, die innovative Kundenplattform der Creditreform Unternehmensgruppe. Es
bot sich also an, CrefoSystem als zentrales Instrument der Datenbeschaffung zu nutzen.
Entsprechend sollte die vorgesehene Lieferung von Bilanzinformationen über die bestehende
Schnittstelle abgewickelt werden.

Um einen schlanken Prozess zu realisieren, soll eine interne Weiterverarbeitung der Roh-
bilanzdaten umgangen werden. Daher sollten alle notwendigen Bilanzbereinigungen und -an-
passungen durch die Creditreform Rating AG (CRA) abgebildet werden. Die entstehende
Strukturbilanz musste dann im unternehmenseigenen Format über die Schnittstelle bereit-
gestellt werden.

Vorgehen

Die Anforderungen konnten in zwei große Arbeitsabschnitte eingeteilt werden. Zunächst
wurde die Entwicklung der Scorekarte mit passgenauen Entwicklungsdaten unterstützt.
Im zweiten Schritt mussten technische Rahmenbedingungen geschaffen werden, um den
Scoringprozess im operativen Tagesgeschäft mit notwendigen Bilanzinformationen zu
versorgen.

In der ersten Umsetzungsphase unterstützte die CRA das Unternehmen fachlich bei der
Erstellung einer Mapping-Logik, welche eine Überführung der strukturierten Bilanzen aus
dem Bilanzschema der CRA in das hauseigene Schema der BNP Paribas Leasing Solutions
ermöglichte. Damit dieser Mapping-Prozess zukünftig automatisiert durchgeführt werden

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kann, wurde das Mapping im System der CRA implementiert. Im Anschluss konnte die CRA
     die für die Entwicklung benötigten historischen Bilanzinformationen zeitnah im kundeneigenen
     Bilanzschema zur Verfügung stellen.

     In der zweiten Phase galt es eine Möglichkeit zu schaffen, um die durch die CRA aufbereiteten
     Bilanzen über CrefoSystem abzurufen. Bei der finalen Lösung handelt es sich um eine Art
     technischen ‚Bypass‘. Anfragen von BNP Paribas Leasing Solutions sowie die entsprechenden
     Rücklieferungen der Daten seitens der CRA werden im Hintergrund durch die Infrastruktur
     von CrefoSystem geleitet. Aus Kundensicht ergibt sich dabei der Vorteil, dass Leistungen der
     CRA wahrgenommen werden können, ohne dabei eine umfassende Implementierung einer
     weiteren Schnittstelle vornehmen zu müssen.

     Um den hohen Qualitätsansprüchen von BNP Paribas Leasing Solutions, CRA und
     CrefoSystem zu genügen, wurden bis zur finalen und erfolgreichen Produktivschaltung Ende
     November 2017 ausführliche Testzyklen durchgeführt.

     Fazit

     Bilanzdaten sind und bleiben weiterhin ein zentrales Element finanzwirtschaftlicher Analy-
     sen. Durch den Einsatz von vorstrukturierten Bilanzen aus dem Hause Creditreform lässt
     sich der Antragsprozess spürbar verschlanken. Aufwändige manuelle Erfassungen bleiben
     erspart oder können zumindest deutlich reduziert werden. Die CRA ist hier ein erfahrener
     Partner, der besonders auf die Bedürfnisse von Finanz- und Kreditinstituten eingehen kann.
     Eine leistungsstarke technische Infrastruktur im Hintergrund ermöglicht der CRA zudem,
     auf kundenspezifische Wünsche einzugehen.

     Projektverantwortung:
     Dr. Peter Poppe, Thomas Schmidt [BNP Paribas Leasing Solutions]
     Ioana Bogdan, Matthäus Nordhausen [Creditreform Rating AG]
     Thorsten Berg [Verband der Vereine Creditreform e. V., CrefoSystem]
     Bernd Demski [Creditreform Köln v. Padberg KG]

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