GESCHÄFTSBERICHT 2017 - AUSTRIAN POWER GRID AG - APG

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AUSTRIAN POWER GRID AG

GESCHÄFTSBERICHT 2017
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GESCHÄFTSBERICHT 2017

KENNZAHLEN IM DREIJAHRESVERGLEICH
KENNZAHLEN IM DREIJAHRESVERGLEICH

     IN MIO. €, %1)                                                                                              2015      2016      2017

     Umsatzerlöse                                                                                               732,4     619,9     777,4
     Ergebnis vor Zinsaufwendungen und Steuern (EBIT)                                                             83,3      78,9      77,4
     Ergebnis vor Steuern (EGT)                                                                                   55,4      54,3      53,3
     Ergebnis nach Steuern (JÜ)                                                                                   41,6      41,2      40,3

     Bilanzsumme                                                                                               1.584,5   1.578,5   1.562,6
     Anlagevermögen                                                                                            1.285,8   1.353,6   1.384,0
     Investitionen in Sachanlagen                                                                               108,2     139,9     107,3
     Planmäßige Abschreibungen auf Sachanlagen                                                                    73,7      76,6      79,5
     Eigenkapital                                                                                               414,6     422,5     441,7

     Umsatzrentabilität (ROS)                                                                                   11,4 %    12,7 %    10,0 %
     Eigenkapitalrentabilität (ROE)                                                                             15,3 %    13,1 %    13,2 %
     Gesamtkapitalrentabilität (ROI)                                                                             5,3 %     5,0 %     4,9 %

     Eigenkapitalquote                                                                                          26,2 %    26,8 %    28,3 %
     Fiktive Schuldentilgungsdauer (URG)                                                                           6,7       9,5       9,3

     Netto-Geldfluss aus operativer Tätigkeit                                                                     69,3    268,5     107,1
     Net Gearing (Nettoverschuldungsgrad)                                                                      191,8 %   158,5 %   158,1 %

     Betriebswirtschaftlicher Personalstand                                                                       463       475       473
     (davon Lehrlinge)                                                                                             24        24        22

     TRANSPORTMENGE (GWH)                                                                                      46.164    45.031    49.446

1)
     Die Vorjahreswerte der Kennzahlen wurden aufgrund des Rechnungslegungsänderungsgesetzes 2014 angepasst.
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GESCHÄFTSBERICHT

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2017

2017

STROM BEWEGT
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INHALTSVERZEICHNIS
INHALTSVERZEICHNIS

EINLEITUNG
Organe der Gesellschaft                   03
Vorwort des Vorstands                     04
„Eine Frage der Balance“                  06

LAGEBERICHT
Über Uns                                  16
Geschäftsbericht auf einen Blick          16
Energiewirtschaftliche Entwicklungen      17
Netzbetriebliche und MarktEntwicklungen   17
Wirtschaftliche Entwicklungen             20
Rechtliche Entwicklungen                  21
Regulatorische Entwicklungen              21
Internationale Entwicklungen              22
Asset Management                          26
Corporate Social Responsibility           29
Forschung und Innovation                  32
Finanzielle Leistungsindikatoren          33
Geldflussrechnung                         35
Risiko- und Chancenmanagement             37
Ausblick                                  38
Bericht über Zweigniederlassungen         38

JAHRESABSCHLUSS
Bilanz                                    40
Gewinn- und Verlustrechnung               42
Entwicklung des Anlagevermögens           44

ANHANG UND WEITERE DETAILS
Angaben zu den Beteiligungen              46
Anhang Erläuterungen                      48
Glossar                                   62
Bestätigungsvermerk                       64
Bericht des Aufsichtsrats                 67
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GESCHÄFTSBERICHT 2017

ORGANE
ORGANE
DER GESELLSCHAFT
DER GESELLSCHAFT

AUFSICHTSRAT                 ARBEITNEHMERVERTRETER              ARBEITS- UND
                                                                PRÜFUNGSAUSSCHUSS

Dr. Peter Kollmann           Ing. Wolfgang Liebscher            Dr. Peter Kollmann
Vorsitzender                 Zentralbetriebsratsvorsitzender,   Vorsitzender
                             2. Vorsitzender-Stv.
Ing. Mag. Peter Koren                                           Ing. Mag. Peter Koren
1. Vorsitzender-Stv.         Andreas Gross                      1. Vorsitzender-Stv.
                             Zentralbetriebsrat
Dr. Johann Sereinig                                             Ing. Wolfgang Liebscher
                             Karl-Heinz Stieger                 2. Vorsitzender-Stv.
Mag. Dr. Erich Entstrasser   Zentralbetriebsrat

Dr. Christof Germann         Johannes Naber
                             Zentralbetriebsrat
Mag. Leopold Rohrer

Mag. Dr. Georg W. Westphal

Mag. Andreas Wollein

                             VORSTAND

                             Dr. Ulrike Baumgartner-Gabitzer

                             DI Mag. (FH) Gerhard Christiner

                             Mag. Thomas Karall

                                        03
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VORWORT
DES VORSTANDS

                Liebe Leserin, lieber Leser,

                wir befinden uns mitten in der Energiewende. Um in den kommenden Jahren das
                Ziel eines CO2-freien Stromversorgungssystems zu erreichen, bedarf es eines
                grundlegenden Systemumbaus. Die APG ist dabei ein zuverlässiger Partner. Damit
                in Österreich Tag und Nacht Strom aus den Steckdosen kommt, ist eine perfekte
                Abstimmung zwischen Stromerzeugung und Stromverbrauch notwendig. Eine funk-
                tionierende Stromversorgung ist also eine Frage der Balance.

                Unsere größte Herausforderung ist, dass sich die Charakteristik der Kraftwerke
                mit der Energiewende verändert: Während Großkraftwerke so gesteuert werden
                können, dass ihre Erzeugung den Bedarf der Haushalte und Betriebe jederzeit
                deckt, hängt die Stromproduktion von Windkraftwerken und Fotovoltaikanlagen
                von der Witterung ab. Dieses Faktum erhöht den Steuer- und Regelbedarf bei uns
                Stromnetzbetreibern. Um das System in der Balance zu halten, bedarf es vieler fein
                abgestimmter Maßnahmen. Das kommt einem täglichen Balanceakt gleich. Auch
                im Geschäftsjahr 2017 haben sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser
                Aufgabe gewidmet.

                Der vorliegende Geschäftsbericht gibt Ihnen einen Überblick über die konkreten
                Herausforderungen, welche uns in der APG im abgelaufenen Jahr beschäftigt haben.
                Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!

                   DI Mag. (FH) Gerhard Christiner e.h.   Dr. Ulrike Baumgartner-Gabitzer e.h.    Mag. Thomas Karall e.h.
                         Technischer Vorstand                     Vorstandsvorsitzende           Kaufmännischer Vorstand

                                                           Der APG-Vorstand

                                     04
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GESCHÄFTSBERICHT 2017 - AUSTRIAN POWER GRID AG - APG
Eine Frage der Balance
Die Stromversorgung basiert auf einem komplexen und hochsensiblen System von Kraftwerken,
Verbraucherinnen und Verbrauchern und einem ausgeklügelten Logistiknetz, das den Strom-
transport sicherstellt. Dieses komplexe System erfordert ein absolutes Gleichgewicht. In jedem
Bruchteil einer Sekunde müssen Kraftwerke exakt die Menge an Strom erzeugen, die an anderer
Stelle verbraucht wird.

Mit der Veränderung des Kraftwerksparks in Richtung erneuerbarer Energien verändert sich das
Stromversorgungssystem massiv - und damit auch die Maßnahmen, die notwendig sind, um
das Systemgleichgewicht aufrechtzuerhalten. Die Sicherstellung der Stromversorgung ist zum
täglichen Balanceakt geworden, der den Expertinnen und Experten in der APG alles abverlangt.
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WIR FUNKTIONIEREN ÖSTERREICH

Wirtschaft 4.0: Infrastruktur als Grundlage für gute        Stromversorgung: eine Frage der Balance
Wirtschaftsentwicklung
                                                            Die Stromversorgung basiert auf einem einfachen Grund-
Wirtschaftsforscher machen der Politik derzeit weltweit     prinzip: In jeder Sekunde muss exakt so viel Strom erzeugt
Mut zur Zuversicht. Ganz Europa ist auf Wachstumskurs.      werden, wie von den Haushalten und den Betrieben ver-
Dies gilt auch und insbesondere für Österreich. Zu          braucht wird. Denn Strom kann in großen Mengen – aus-
Jahresbeginn 2018 korrigierten die heimischen               genommen in den Pumpspeicherkraftwerken in den Alpen
Wirtschaftsforschungsinstitute die zuvor ohnehin guten      – derzeit nicht gespeichert werden.
Wachstumsprognosen für die kommenden Jahre noch
einmal nach oben. Eine ganz wesentliche Grundlage für die   Aufgrund dieser Charakteristik der Stromversorgung
erfreuliche Wirtschaftsentwicklung in Österreich ist eine   bedarf es eines sensiblen Systems von Erzeugern und
zuverlässige Infrastruktur. Dazu gehört auch eine klaglos   Verbraucherinnen und Verbrauchern, die durch ein
funktionierende Stromversorgung. Und die Qualität des       leistungsfähiges und intelligentes Stromnetz miteinander
Stromversorgungssystems wird mit der zunehmenden            verbunden sind. Die APG managt dieses System in
Digitalisierung der Wirtschaft immer wichtiger.             Österreich.

                                                            Die österreichische Bundesregierung hat sich das Ziel
                                                            gesetzt, bis 2030 in der Gesamtbilanz hundert Prozent des
                                                            benötigten Stroms aus erneuerbaren Energieträgern zu
                                                            erzeugen. Für das Stromnetz bedeuten erneuerbare Energien
                                                            neue Herausforderungen. Wind und Sonne haben ein anderes
                                                            Erzeugungsverhalten als etwa thermische Großkraftwerke.
                                                            Die Erneuerbaren erzeugen nicht verbrauchskonform,
                                                            sondern in Abhängigkeit von der Witterung. Um das System
                                                            trotzdem in Balance zu halten, sind vermehrt regelnde
                                                            Eingriffe im Stromnetz erforderlich. Die zweite Eigenschaft
                                                            der Erneuerbaren – vor allem der Windkraft – ist die, dass
                                                            sie meist konzentriert an wetterbegünstigten Standorten
                                                            und nicht in der Nähe der Verbraucherinnen und Verbraucher
                                                            installiert sind. Der dort erzeugte Strom muss über
                                                            leistungsfähige Stromnetze zu den Verbrauchszentren oder
                                                            zu den Pumpspeichern in den Alpen abtransportiert werden.

                                                            Der Umbau des Kraftwerksparks zugunsten erneuerbarer
                                                            Energien nimmt also Einfluss auf das Gleichgewicht des
                                                            Stromversorgungssystems und macht neue Steuer- und
                                                            Regelmaßnahmen erforderlich.

                                                              08
GESCHÄFTSBERICHT 2017

In Balance bleiben: Anforderungen an die Stromnetze des         Sicherheit: Die Digitalisierung, die inzwischen auch
21. Jahrhunderts                                                wesentliche Grundlage für die Stromversorgung ist, erhöht
                                                                die Herausforderungen in Bezug auf die Systemsicherheit.
Stromnetzbetreiber wie die APG haben sich vor diesem            Die APG muss wachsende Datenmengen und steigende
Hintergrund in den vergangenen Jahren vom Stromtrans-           Datenverarbeitungsgeschwindigkeiten managen
porteur hin zum Systemmanager entwickelt. Die APG ist fest      und gleichzeitig die Sicherheit der Stromversorgung
entschlossen, diese Rolle weiter auszubauen. Dabei stehen       gewährleisten. Damit rückt die Frage der Systemsicherheit
drei Aspekte im Fokus:                                          immer stärker in den Fokus.

Leistungsfähigkeit: Zentrale Grundlage eines gesunden           Die Rolle der APG: verlässlicher Partner für die
Wirtschaftswachstums ist ein leistungsfähiges Stromnetz.        Energiewende
Die APG hat in den vergangenen Jahren laufend in den
Ausbau ihres Leitungsnetzes und die Verstärkung ihrer           Die APG versteht sich als zuverlässiger Partner für die
Umspannwerke und Schaltanlagen investiert. Und diese            Energiewende. Dementsprechend legt sie wie beschrieben
Investitionstätigkeit wird fortgesetzt. So plant die APG        großes Augenmerk auf die laufende Weiterentwicklung und
die Installation von 30 neuen Transformatoren in den            Optimierung ihres Netzes, ihrer Strukturen und Prozesse.
kommenden zehn Jahren, um die neu hinzukommenden
Windkraftwerke im Osten und Nordosten Österreichs               Die tägliche Auseinandersetzung mit technologischen Ent-
in das Stromversorgungssystem zu integrieren und die            wicklungen ist in der APG selbstverständlich. Darüber hinaus
Verteilernetze der Bundesländer noch besser abzustützen.        beschäftigt sich das Unternehmen im Rahmen eigener
Wichtige APG-Leitungen wurden und werden laufend                Forschungsprojekte mit den Trends in wichtigen Zukunfts-
ertüchtigt, um die stärker werdenden Leistungsspitzen           feldern.
großer heimischer Windkraftwerke abfangen und die
Versorgung mit Strom gewährleisten zu können. Der APG-          Eine große Rolle im erneuerbaren Stromversorgungssystem
Netzentwicklungsplan, der die Mittelfristplanung für den        der Zukunft werden neue Speichertechnologien spielen.
Ausbau des APG-Netzes abbildet, sieht für die kommenden         Unsere Expertinnen und Experten beschäftigen sich
zehn Jahre daher Netzinvestitionen in der Höhe von über         daher im Rahmen eigener Forschungsprojekte mit dem
zwei Milliarden Euro vor.                                       technologischen Fortschritt in diesem Bereich.

Flexibilität: Erneuerbare Energien verlangen dem Stromnetz      Im Netzbetrieb selbst ist die APG laufend auf der Suche
ein Höchstmaß an Flexibilität ab. Wesentlich für den sicheren   nach Optimierungspotenzial. So ist es zum Beispiel möglich,
Betrieb eines Stromnetzes ist die Prognostizierbarkeit von      durch Einbeziehung von Witterungsbedingungen (Umge-
Stromerzeugung und –verbrauch. Prognoseabweichungen,            bungstemperatur, Windstärke, Niederschlag) die Kapazitäten
die mit der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien           von Stromleitungen optimal zu nutzen. Dieses so genannte
zwangsläufig verbunden sind, stellen hohe Anforderungen an      Thermal Rating ist nur eines der Resultate der
die Intelligenz und die Reaktionsschnelligkeit des Systems.     APG-Forschungsaktivitäten.
Die APG hat daher in den vergangenen Jahren ihre Prozesse
ganz auf die Anforderungen erneuerbarer Stromerzeuger           Ein weiteres Projekt im Geschäftsjahr 2017 beschäftigte sich
ausgerichtet. Die APG-Steuerzentrale ist heute in der Lage,     mit der Verbesserung der Prognosegüte in der Fotovoltaiker-
nahezu in Echtzeit Fahrpläne etwa für Windkraftlieferungen      zeugung. In Hinblick auf den weiteren Erneuerbaren-Ausbau
an die tatsächlichen Windstromaufkommen anzupassen.             in Österreich ist dies ein wesentlicher Beitrag zur Umsetzung
Damit wird die Integration von Windkraftwerken in das           der Energiewende.
heimische Stromversorgungssystem massiv verbessert.

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08
Eine Frage der Balance
Moderne Volkswirtschaften überall auf der Welt sind von einer klaglos funktionierenden Strom-
versorgung abhängig. Strom ist der Blutkreislauf, der Wirtschaft und Gesellschaft am Leben
erhält. Europa kann sich auf einen intakten Stromkreislauf verlassen.

Neben einer leistungsfähigen technischen Infrastruktur braucht es einen funktionierenden
Markt, der für die Balance zwischen Stromangebot und -nachfrage sorgt. Die APG ist verant-
wortlich für einen Marktplatz, der Österreich in den europäischen Strombinnenmarkt einbindet
und den österreichischen Stromverbaucherinnen und -verbrauchern jederzeit den Zugang zu
einer kostengünstigen und qualitätsvollen Stromversorgung sichert.
AUSTRIAN POWER GRID AG

WIR FUNKTIONIEREN ÖSTERREICH

Das Umfeld: effizientes Genehmigungsregime für                 Europa: Binnenmarkt vs. Renationalisierung
Infrastrukturvorhaben
                                                               Unter dem Titel „Clean Energy for all Europeans“ hat die
Wichtig sind vor allem planbare Genehmigungsverfahren          Europäische Kommission am 30. 11. 2016 zahlreiche
für Infrastrukturprojekte im Stromnetzbereich. Das             Gesetzesentwürfe für den europäischen Energiebereich
Beispiel der Salzburgleitung zeigt, dass Projekte derartiger   präsentiert. Ziel soll sein, den EU-Energiesektor
Komplexität sowohl dem Projektwerber als auch den              wettbewerbsfähiger zu machen und nachhaltig an den Zielen
verfahrenszuständigen Behörden ein Höchstmaß an Einsatz        der EU-Energieunion auszurichten. Die Gesetzesvorschläge
abverlangen. Gerade die Salzburgleitung ist aber eines der     werden derzeit im Europäischen Parlament und im
zentralen Infrastrukturvorhaben für die österreichische        Europäischen Rat verhandelt und sollen Anfang 2019
Energiewende.                                                  zur Beschlussfassung vorliegen. Unsere Expertinnen und
Um mit der Umsetzung der österreichischen Energiewende-        Experten haben sich in diesem Prozess über die letzten
Ziele Schritt halten zu können, brauchen wir rasche und        Jahre intensiv eingebracht.
effiziente Verfahren.
                                                               Ende 2017 ist die so genannte Guideline on Electricity
                                                               Balancing in Kraft getreten. Im Zentrum der Regelung steht
                                                               die Öffnung des europäischen Regelreservemarkts, die zu
                                                               einer internationalen Optimierung von Regelreserveabrufen
                                                               führen wird. In Hinblick auf den steigenden Regelbedarf im
                                                               Rahmen der Energiewende ist dies ein wichtiger Schritt,
                                                               der zu einer weiteren Dämpfung der Kosten für das
                                                               Ausbalancieren des Systems beitragen wird.

                                                               Seit April 2016 sind alle Transaktionsdaten von Energiegroß-
                                                               handelsprodukten und Fundamentaldaten aus Markttrans-
                                                               parenzgründen an die europäische Regulatorenagentur ACER
                                                               zu melden. Dieser Meldeverpflichtung ist die APG auch 2017
                                                               wieder fristgerecht nachgekommen.

                                                               Eine für die APG und für den österreichischen Strommarkt
                                                               insgesamt wichtige Entscheidung ist 2017 ebenfalls gefallen
                                                               – nämlich der Beschluss der Einführung einer Kapazitäts-
                                                               bewirtschaftung an der deutsch-österreichischen Grenze
                                                               ab Oktober 2018. Die APG hat die zur operativen Umsetzung
                                                               der Engpassbewirtschaftung notwendigen Vorbereitungen
                                                               eingeleitet.

                                                                 12
GESCHÄFTSBERICHT 2017

                        ERHALTUNG DER BALANCE ZWISCHEN
                           ERZEUGUNG UND VERBRAUCH
           ERZEUGUNG                                     VERBRAUCH

                                    13
Eine Frage der Balance
Eine funktionierende Stromversorgung erfordert ein leistungsfähiges Stromnetz. Ein solches
Netz bedeutet immer auch Eingriffe in die Lebensumwelt von Menschen. Und es versursacht
natürlich auch Kosten.

Die APG hat den gesetzlichen Auftrag, das Stromnetz instand zu halten und laufend den stei-
genden Anforderungen entsprechend weiterzuentwickeln. Auch das ist ein permanenter Balan-
ceakt, in dem die verschiedenen Interessen unterschiedlicher Stakeholdergruppen ausgeglichen
werden müssen.

                                                       08
AUSTRIAN POWER GRID AG

LAGEBERICHT
LAGEBERICHT

ÜBER UNS                                                     In den darauffolgenden Kapiteln werden die Strategien und
                                                             Maßnahmen dargestellt, um den sich stetig verändernden
Die Austrian Power Grid AG (APG) betreibt als Regelzonen-    Entwicklungen und Rahmenbedingungen bestmöglich
führer das österreichische Übertragungsnetz, das Teil des    entgegenzutreten:
gesamteuropäischen Übertragungsnetzes der Regional
Group Continental Europe der Vereinigung der europäi-        → Internationale Aktivitäten
schen Übertragungsnetzbetreiber (ENTSO-E) ist.               → Asset Management
                                                             → Corporate Social Responsibility
Mit einer Trassenlänge von 3.431 km, darauf verlaufenden     → Forschung und Innovation
Leitungen von 6.970 km Länge sowie
63 Umspannwerken und Schaltanlagen bildet das APG-           Durch die dynamischen Veränderungen und netzbetriebli-
Netz das Rückgrat der heimischen Stromversorgung. Es         chen Entwicklungen steigen die Anforderungen an die
stellt den überregionalen innerösterreichischen sowie den    Übertragungsnetze – daher ist das Asset Management ein
internationalen Stromaustausch zwischen Erzeugern und        wesentlicher Bestandteil der APG, um auch zukünftig die
Verbrauchern sicher und gewährleistet somit die stabile      System- und Versorgungssicherheit gewährleisten zu
Versorgung der Verteilnetze.                                 können.

GESCHÄFTSBERICHT AUF EINEN BLICK                             Dies geschieht auch unter dem Gesichtspunkt der Sicher-
                                                             stellung einer angemessenen Rentabilität für den Eigen-
In den ersten Kapiteln dieses Geschäftsberichts werden die   tümer der APG.
wesentlichsten Entwicklungen dargestellt, welche die APG-
Tätigkeiten im Jahr 2017 maßgeblich beeinflusst haben:       All diesen Herausforderungen kommt die APG nicht nur
                                                             vorausschauend und gewissenhaft nach, sondern sie ach-
→ Energiewirtschaftliche Entwicklungen                       tet dabei auch auf eine nachhaltige Ausrichtung. Für 2017
→ Netzbetriebliche Entwicklungen                             wurde wiederum ein integrierter Geschäftsbericht erstellt,
→ Rechtliche Entwicklungen                                   der das Thema Nachhaltigkeit einschließt. Durch diese
→ Regulatorische Entwicklungen                               Integration erfährt das Thema eine breitere Verteilung und
→ Wirtschaftliche Entwicklungen                              unterstreicht die Bedeutung, welche die APG diesem The-
                                                             ma beimisst.
Hier spannt sich der Bogen von einer erstmalig wieder
langfristig deutlich steigenden Strompreisentwicklung,       Abschließend werden die finanziellen Leistungsindikatoren
einem hohen Bedarf an Engpassmanagement zur Sicher-          und das Risiko- und Chancenmanagement dargestellt und
stellung eines zuverlässigen Netzbetriebs und der Abwick-    ein Ausblick auf das Jahr 2018 gegeben.
lung der Tarifprüfung 2017 bis hin zur Kapazitätsbewirt-
schaftung an der deutsch-österreichischen Grenze. Dar-       Für weitere Details wird auf den Anhang verwiesen.
über hinaus werden wesentliche wirtschaftliche Entwick-
lungen dargestellt.                                          Der APG-Geschäftsbericht 2017 ist elektronisch unter
                                                             http://www.apg.at/de/ueber-uns/daten abrufbar.

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GESCHÄFTSBERICHT 2017

LAGEBERICHT

ENERGIEWIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN                           NETZBETRIEBLICHE UND MARKTENTWICKLUNGEN

Erstmals wieder langfristig deutlich steigende                 Hoher Bedarf an Engpassmanagement (EPM) und
Terminmarktpreise am Strommarkt1)                              strategischer Netzreserve
Der Trend einer Stabilisierung der Terminmarktpreise im        Die APG ist für den sicheren Betrieb des österreichischen
Jahr 2016 wurde auch in der ersten Jahreshälfte 2017           Übertragungsnetzes verantwortlich. Im Jahr 2017 wurden
beobachtet. An der Leipziger Strombörse EEX wurde zu           vom 220/380-kV-Netz insgesamt 49.446 GWh transpor-
Jahresbeginn das Base-Frontjahresprodukt Cal-18 für das        tiert. Damit dieser gesetzliche Auftrag erfüllt werden konn-
gemeinsame Marktgebiet Deutschland-Österreich mit              te, setzte die APG zahlreiche Maßnahmen im koordinierten
30,08 €/MWh gehandelt. Am Ende des ersten Quartals gab         Netzbetrieb um.
es einen leichten Preiseinbruch, wobei das Jahresmini-
mum bei 28,01 €/MWh (27.3.2017) lag. Ab der zweiten            Zur Bewältigung von Engpässen (Engpassmanagement,
Jahreshälfte war der Trend jedoch von einem deutlichen         EPM) waren 2017 oftmals massive kraftwerksseitige
Preisanstieg gekennzeichnet.                                   EPM-Maßnahmen (Redispatch) in Österreich erforderlich,
                                                               um die Netzsicherheit in Österreich und im europäischen
Die Hauptgründe für die Preissteigerung waren die Ent-         Übertragungsnetz zu gewährleisten. Im Jahr 2017 wurden
wicklungen am Kohle- und CO2-Zertifikatemarkt. Während         in der Regelzone APG EPM-Maßnahmen im Gesamtausmaß
man am Kohlemarkt am 22.3.2017 noch 68,464 $/t für das         von rund 4.628 GWh angefordert.
Frontmonatsprodukt bezahlen musste, lag der Preis am
18.12.2017 bereits bei 94,68 $/t. Der CO2-Markt verab-         Gegenüber dem Jahr 2016 war vor allem ein deutlicher
schiedete sich von seinem langjährigen Mittelwert um die       Anstieg von Engpässen im APG-Netz bzw. auf APG-
5 €/tCO2 auf ein Niveau am Jahresende von rund                 Grenzleitungen zu verzeichnen, wodurch das Fünffache
7-8 €/tCO2. Der Grund für diesen Preisanstieg liegt zum        des Vorjahresniveaus an EPM-Maßnahmen zur Lösung
Teil sicher in den auf europäischer Ebene laufenden Dis-       notwendig war.
kussionen über das zukünftige CO2-Preisregime für die Zeit
nach 2020. Der österreichische Spotmarkt EXAA wie auch         Ursache der Engpässe im APG-Netz waren starke, großteils
der deutsch-österreichische Spotmarkt EPEX SPOT zeigten        weiträumige Nord-Süd-, West-Ost- und Ost-West-
in diesem Jahr keine besonderen Auffälligkeiten.               Stromflüsse – zuweilen im Zusammenhang mit notwendi-
                                                               gen instandhaltungsbedingten Leitungsabschaltungen.
Durch die geplante Einführung eines Engpasses an der           Besonders in den Sommermonaten kam es zu einer ange-
deutsch-österreichischen Grenze mit 1.10.2018 wurden an        spannten Netzsituation aufgrund der hohen
der EEX rein deutsche und rein österreichische Futures         Photovoltaikerzeugung in Süddeutschland gepaart mit
eingeführt. Der österreichische Future zeigt allerdings        geringer Laufwassererzeugung in Österreich und Südost-
keine signifikante Liquidität. Auf Basis eines synthetischen   europa. Dies führte zu hohen Stromflüssen und häufigen
Preisindex weist die EEX aber eine Preisindikation für den     Engpässen sowohl an der Grenze zu Deutschland als auch
österreichischen Strommarkt aus. Auf Basis dessen liegt        innerhalb Österreichs. Um diesen Engpässen entgegenzu-
der österreichische Preis für das Jahresbaseprodukt 2019       wirken, wurden Grenzkapazitäten eingeschränkt vergeben
zwischen 1,5 €/MWh und 2,5 €/MWh über dem deutschen.           und die Netzreserve mehrfach ausgeschöpft, und zeitweise
                                                               war es erforderlich, im Ausland zusätzliche Kraftwerkska-
                                                               pazitäten abzurufen.

1)
     Quelle: http://www.eex.com/de/marktdaten

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AUSTRIAN POWER GRID AG

LAGEBERICHT

Kraftwerke in der Regelzone APG wurden 2017 zudem             Höhe von 95,8 Mio. € teilen sich wie folgt auf: Primärrege-
häufig für die Beherrschung von Netzengpässen außerhalb       lung 7,6 Mio. €, Sekundärregelung 60,6 Mio. €, Tertiärrege-
Österreichs – hauptsächlich in Deutschland – eingesetzt.      lung 14,0 Mio. € und ungewollter Austausch 13,6 Mio. €.
Weiträumige Stromflüsse entstanden in Verbindung mit
der zunehmenden Wind- und Photovoltaikerzeugung in            Mit der Einführung einer Engpassbewirtschaftung an der
Deutschland bzw. Nordeuropa und auch im Zusammen-             deutsch-österreichischen Grenze mit Oktober 2018 wird
hang mit der Erzeugungsknappheit in Frankreich am An-         ein moderater Großhandelspreisanstieg für Österreich
fang des Jahres.                                              erwartet. Ausgehend davon ist auch von einem Preisan-
                                                              stieg für Regelreserven auszugehen. Preisrelevante Aus-
2017 sicherte sich die APG die kurzfristige Verfügbarkeit     wirkungen der bestehenden Regelreservekooperationen
thermischer Kraftwerke für Redispatch gegen Kostenab-         sind unterschiedlich zu beurteilen. Da die Kooperation im
geltung für die Sommermonate vertraglich ab (Netzreserve      Bereich der Primärregelreserve keine Grenzkapazitäten in
2017 von rund 2.400 MW). Diese Netzreserve war notwen-        Anspruch nimmt, werden hierbei keine größeren Effekte
dig, um den sicheren Netzbetrieb gewährleisten zu können.     aufgrund der Einführung einer Engpassbewirtschaftung
Diese Kapazitäten kamen häufig zum Einsatz und wurden         erwartet. Die Sekundärregelreservekooperation mit
zeitweise vollständig ausgeschöpft.                           Deutschland erfordert jedoch Grenzkapazitäten. Um ein
                                                              niedriges Preisniveau sicherzustellen, müssen Prozesse
Der Gesamtaufwand der im Jahr 2017 seitens der APG            über Höhe und Ausgestaltung möglicher Kapazitätsreser-
getätigten EPM-Maßnahmen in der Regelzone APG belief          vierungen für die Sekundärregelung mit der Regulierungs-
sich auf rund 318,7 Mio. €; von der APG waren rund            behörde und den Marktteilnehmern entsprechend den
91,8 Mio. € zu tragen. Davon standen rund 1,3 Mio. € im       Vorgaben der Guideline on Electricity Balancing konsultiert
direkten Zusammenhang mit Investitionsprojekten und           werden.
wurden somit aktiviert.
                                                              Zentrale Verantwortung für Verlustenergiebeschaffung
Im Jahr 2018 müssen die Schritte zur Sicherung der Netz-      Die APG beschafft als zentraler Einkäufer rund 97 % der
reserve für den Sommer 2018 und für die Zeit darüber          benötigten Netzverlustenergie für einen Großteil der Netz-
hinaus getroffen werden. Hierfür werden – zusätzlich zum      betreiber in Österreich. Damit tritt das Unternehmen als
Abschluss der umfangreichen zugrunde liegenden techni-        Großeinkäufer auf dem Strommarkt auf. Über eine Web-
schen Analysen – rechtliche Klärungen, Abstimmungen mit       plattform werden wöchentlich Auktionen durchgeführt.
E-Control und Betreibern sowie der Abschluss entspre-         Somit stellt die APG marktbasierte Beschaffungsvorgänge
chender Verträge durchgeführt.                                zur Abdeckung der Netzverlustenergie sicher. Verbleibende
                                                              Fehlmengen werden täglich durch die APG auf Basis von
Optimierung der Regelreservebeschaffung                       Spot-Handelsgeschäften an den Strombörsen ausgegli-
Durch die bereits 2014 umgesetzte Änderung der Präquali-      chen. Die teilnehmenden Netzbetreiber werden täglich mit
fikationsbedingungen zur besseren Integration von Anbie-      den benötigten Energiemengen zur Abdeckung ihrer Netz-
terpools und Demand Side Management sowie durch Adap-         verlustenergie beliefert.
tierungen bei den Ausschreibungsregeln konnten 2017 drei
neue Anbieter für den Sekundärregelreservemarkt (derzeit      Ende des Jahres 2016 musste aufgrund von Unsicherhei-
14 Anbieter) und ein neuer Anbieter für den Tertiärregelre-   ten im Markt betreffend Einführung eines Engpasses an
servemarkt gewonnen werden (derzeit 16 Anbieter).             der deutsch-österreichischen Grenze die gemeinsame
                                                              Beschaffung von Netzverlusten durch die APG in Form von
Nach den sehr niedrigen Gesamtkosten für Regelreserven        Auktionen über eine Over-the-Counter-(OTC-)Plattform
im Jahr 2016 in Höhe von rund 88,5 Mio. € konnten auch        der APG eingestellt werden. Nach Einführung eines börsen-
im Jahr 2017 wiederum verhältnismäßig geringe Regelre-        notierten Terminmarkt-Referenzpreises der EEX für den
servekosten erzielt werden. Die Gesamtkosten für 2017 in      österreichischen Strommarkt wurden Unsicherheiten im

                                                                18
GESCHÄFTSBERICHT 2017

LAGEBERICHT

Markt reduziert. Dadurch konnten im September 2017 die                                        Kapazitätsbewirtschaftung an der deutsch-
Beschaffungsaktivitäten wieder erfolgreich aufgenommen                                        österreichischen Grenze
werden. Die Lieferung von Verlustenergie an die Verteiler-                                    Am 15.5.2017 haben sich die Regulierungsbehörden Bun-
netzbetreiber erfolgte ohne Unterbrechung.                                                    desnetzagentur (BNetzA) aus Deutschland und E-Control
                                                                                              (ECA) aus Österreich darauf geeinigt, mit 1.10.2018 an der
Versteigerung von Grenzkapazitäten/Auktionen                                                  gemeinsamen Grenze ein Engpassmanagement durch
2015 wurde durch den Zusammenschluss der Kapazitäts-                                          Kapazitätsvergabe einzuführen. Die Regulierungsbehörden
auktionshäuser CAO und CASC.EU zum Joint Allocation                                           haben einen Zielwert sowie die Integration der Grenze in
Office (JAO) ein Meilenstein in Richtung eines europäi-                                       die lastflussbasierte Kapazitätsberechnung2) der Region
schen Binnenmarkts gelegt. Inzwischen werden für                                              Central Western Europe (CWE) vorgegeben.
21 europäische Transmission System Operators (TSOs) alle
explizit vergebenen Grenzkapazitäten durch das JAO ver-                                       Für die Umsetzung wurde ein gemeinsames Steering
steigert, wodurch Effizienz- und Synergieeffekte für die                                      Committee der deutschen und österreichischen TSOs
TSOs und die teilnehmenden Stromhändler erzielt werden                                        eingerichtet. Innerhalb der CWE-Region wurde zudem mit
konnten. Im November 2017 wurde das JAO im Zuge der                                           der Integration der APG als eigene Gebotszone begonnen.
Implementierung der Europäischen Guideline on Forward                                         Basis hierfür bildet der rund dreijährige Integrationspro-
Capacity Allocation offiziell zur zentralen europäischen                                      zess der APG (als Übertragungsnetzbetreiber in der aktuel-
Vergabeplattform (Single Allocation Platform) ernannt.                                        len Gebotszone Deutschland-Österreich) in alle lastfluss-
                                                                                              basierten CWE-Prozesse.
Inter-TSO Compensation (ITC)
ITC ist ein multilateral vertraglich geregelter Kompensati-                                   Innerhalb der APG wurde ein gesondertes Projekt aufge-
onsmechanismus für die mit grenzüberschreitenden Liefe-                                       setzt, in dem alle nötigen Umsetzungsarbeiten koordiniert
rungen von elektrischer Energie verbundenen Netznut-                                          werden. Im zweiten Halbjahr 2017 lag der Schwerpunkt der
zungskosten. Die Kompensationszahlungen sind von allen                                        Tätigkeiten in der Klärung weiterer Details der zu imple-
TSOs in deren jeweiligem Ausmaß zu tragen.                                                    mentierenden Prozesse sowie der Durchführung erster
                                                                                              Testrechnungen. Zusätzlich wurde der Dialog mit den Re-
Ökostromabwicklung/Windvermarktung                                                            gulierungsbehörden der CWE-Region begonnen, um regu-
Die APG hat im April 2015 mit der Vermarktung der Mengen                                      latorischen Fragen zur Integration dieser Grenze zu disku-
aus den Prognoseabweichungen von Ökostrom am Intra-                                           tieren. Zudem wurden mehrere Informationsveranstaltun-
day-Markt der EPEX SPOT begonnen. Auf Basis aktueller                                         gen zur Kapazitätsbewirtschaftung an der Grenze
Windeinspeiseprognosen (kontinuierlich für den Intraday-                                      Deutschland-Österreich abgehalten, um österreichische
Bereich) wird die absehbare Ausgleichsenergiemenge im                                         Stakeholder zu informieren und auf die neue Situation
Vergleich zu der am Vortag erstellten Prognose ermittelt.                                     vorzubereiten.
Diese Mengen werden in einem weiteren Schritt bestmög-
lich am Intraday-Markt der EPEX SPOT vermarktet.
Dadurch werden die Fehlbilanzen der Ökobilanzgruppe –
aber auch der gesamten Regelzone – reduziert. Aufgrund
der durchschnittlich günstigeren Preise an der Börse und
der Vermeidung von Ausgleichsenergie bedeutet dies für
die Bilanzgruppe der Abwicklungsstelle für Ökostrom AG
(OeMAG) eine Kostenersparnis und für die APG eine Ver-
besserung der Regelqualität. Durch die im zweiten Quartal
2016 eingeführte 24/7-Vermarktung konnten die Einspa-
rungen weiter optimiert werden.

2)
     Eine Weiterentwicklung des Day-Ahead Market Coupling stellt das sogenannte lastflussbasierte Market Coupling dar. Hierbei werden bei der Berechnung der Übertragungskapazi-
     täten die physikalischen Auswirkungen des Stromhandels besser berücksichtigt.

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AUSTRIAN POWER GRID AG

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WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN                                  Verbindlichkeit für Investitionsrücklage (ausgewiesen in der
                                                               Bilanzposition „Sonstige Verbindlichkeiten“)
Ergebnisentwicklung 2017                                       Bei der Investitionsrücklage handelt es sich um regulatori-
Der Betriebserfolg der APG liegt bei 75,3 Mio. € – dieses      sche Verbindlichkeiten aus der Vergangenheit. Die gebilde-
Ergebnis wurde vor allem durch die Investitionstätigkeiten     te Vorsorge (inkl. der Zinskomponente) dient zur Kompen-
bzw. die Regulatory Asset Base (RAB) und eine stringente       sation der jährlichen Rückzahlungsverpflichtung. Auch der
Kostenbewirtschaftung geprägt.                                 Zinssatz für langfristige Verpflichtungen in Höhe von 1,75 %
                                                               hat sich im Vergleich zum Vorjahr nicht verändert, daher
Investitionstätigkeiten/RAB                                    gibt es aus der Neubewertung der Verbindlichkeit für In-
Die APG-Investitionstätigkeiten in Höhe von 113,4 Mio. €,      vestitionsrücklage keine Ergebnisauswirkung.
welche die Basis für die tariflich erstatteten Kapitalkosten
darstellen, verzeichnen eine angemessene regulatorische        Verfahrensbereinigung Systemnutzungstarife- bzw.
Kapitalverzinsung. Die hohen Investitionstätigkeiten im        Systemnutzungsentgelte-Verordnungen (SNT-/SNE-VOs)
Jahr 2017 führten zu einer unternehmensweiten Vollaus-         Infolge der Verfahrensbereinigungen konnten bereits in
lastung und einem Anstieg der aktivierten Eigenleistungen.     den Vorjahren die gebildeten Vorsorgen großteils verwen-
                                                               det bzw. aufgelöst werden. Im Jahr 2017 wurden die letz-
Kostenbewirtschaftung                                          ten verbleibenden Rückstellungen verwendet bzw. aufge-
Durch eine stringente Kostenbewirtschaftung konnte der         löst. Dies führte zu keinem wesentlichen Ergebniseffekt
Kostenauftrieb auch im Jahr 2017 auf niedrigem Niveau          aus diesem Sachverhalt.
gehalten werden.
                                                               EPEX-Beteiligungserträge
Sozialkapital                                                  Seit 2015 ist die APG Anteilseigner an der Holding des
Die Positionen „Aufwendungen für Abfertigungen“ und            Gestionnaires de Réseau de Transport d’Électricité (HGRT),
„Aufwendungen für Altersversorgung“ in der Gewinn- und         die alle Anteile (49 %) der TSOs (Elia, RTE, Swissgrid,
Verlustrechnung weisen einen Ertrag in Höhe von                Amprion, TenneT, APG) an der Strombörse EPEX SPOT
+1,0 Mio. € aus.                                               zusammenfasst. Die APG-Kapitalbeteiligung ist ein wichti-
                                                               ger Meilenstein in der weiteren Integration Österreichs im
Der positive Wert ist im Wesentlichen auf die versiche-        Stromhandelsgebiet Zentral- und Westeuropa. Im Jahr
rungsmathematischen Gewinne in Höhe von 3,5 Mio. zu-           2017 konnten zudem Beteiligungserträge in Höhe von
rückzuführen. Begründet sind diese Gewinne durch Be-           275,0 Tsd. € generiert werden.
standsveränderungen bei den Krankenzusatzversicherun-
gen (+2,4 Mio. €) und durch die positive Entwicklung der       Finanzierung
Performance des Pensionskassenvermögens (+1,6 Mio. €).         Durch die hohen Investitionsauszahlungen und den im
                                                               Vergleich dazu niedrigeren operativen Cashflow kam es im
Der Zinssatz betrug bei Abfertigungen, Pensionen, Jubilä-      Jahr 2017 zu einem Nettofinanzierungsbedarf. Um die
umsgeldern und Sterbegeldern 1,50 % und bei den Kran-          hohen Investitionen in den kommenden Jahren finanzieren
kenzusatzversicherungen 1,75 % und blieb im Vergleich          zu können, wird es im Jahr 2018 zu einer Umschuldung
zum Vorjahr unverändert.                                       von kurz- auf langfristige Finanzinstrumente und einer
                                                               zusätzlichen Fremdkapitalaufnahme kommen.

                                                                 20
GESCHÄFTSBERICHT 2017

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RECHTLICHE ENTWICKLUNGEN                                     REGULATORISCHE ENTWICKLUNGEN

Rechtsverfahren betreffend Kapazitätsbewirtschaftung         Das Regulierungssystem der APG ist eine Mischung aus
an der deutsch-österreichischen Grenze                       „Cost+ Model“ und „Revenue Cap“. Auf Basis des letztver-
Das Rechtsverfahren betreffend die Entscheidung              fügbaren Jahresabschlusses und der Investitionsplanung
der Agency for the Cooperation of Energy Regulators (ACER)   werden im Rahmen des jährlichen Kostenermittlungsver-
vom November 2016 zur Festlegung der Kapazitätsbe-           fahrens angemessene Kosten festgestellt. Weiters werden
rechnungsregionen, welche die Einführung der Kapazitäts-     aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen Differenzen
bewirtschaftung an der Grenze Deutschland-Österreich         zwischen Plan- und Ist-Erlösen aufgerollt.
enthält, ist nach wie vor anhängig.
                                                             Tarifprüfung 2017
Missbrauchsverfahren betreffend Peagierungsverträge          Im diesjährigen Verfahren wurde die Kapitalverzinsung
Aufgrund der Einleitung eines Missbrauchsverfahrens          (WACC) mit Verweis auf eine mehrjährige Festlegung in
gemäß § 24 E-Control-Gesetz im November 2016 durch           Höhe von 4,88 % vor Steuern neu festgesetzt. Zusätzlich
ECA iZm zwischen der APG und anderen Vertragspartnern        wurde als Investitionsförderung ein Mark-up in Höhe von
bestehenden Peagierungsverträgen hat die APG die bis         0,8 % auf die eigenkapitalfinanzierten Neuinvestitionen ab
dahin geltenden Verträge einseitig beendet; in der Zwi-      dem Geschäftsjahr 2018 festgelegt. Diese Effekte kommen
schenzeit kam es zu einer einvernehmlichen Auflösung der     daher im Jahr 2018 zum Tragen.
wechselseitigen Verträge durch alle Vertragsparteien. Vor
diesem Hintergrund ist eine rasche Einstellung des gegen-    Die Tarifierungsbasis für die Brutto- und Nettotarife der
ständlichen Verfahrens durch E-Control Austria zu erwar-     APG steigt um 83,2 % auf 321,1 Mio. €. Hauptgrund ist die
ten.                                                         Entwicklung der Engpassmanagementkosten.

                                                             Die gesamte Tarifierungsbasis, inklusive Kosten der
                                                             Ebene 3, Verlustenergie und Systemdienstleistungen steigt
                                                             um +32,3 % auf 410,2 Mio. €.

                                                             Das Netzverlustentgelt aller Ebenen steigt durch den hö-
                                                             heren Verlustpreis und geringere Mengen um +8,4 %. Die
                                                             Kosten der Systemdienstleistungen sinken um 48 % und
                                                             sorgen teilweise für eine Kompensation.

                                                    21
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INTERNATIONALE ENTWICKLUNGEN                                                                    Die APG war an der Ausarbeitung der Leitlinien und Netzko-
                                                                                                dizes gestalterisch und federführend beteiligt. Somit wur-
Die Vielzahl an internationalen Projekten aufgrund von                                          den ein wichtiger Schritt zur Erfüllung der rechtlichen
Network Codes (NCs) und Guidelines3) sowie neuen EU-                                            Vorgaben aus dem dritten Energiepaket (seit 2011 in Kraft)
Richtlinien führt dazu, dass die Marktentwicklung und                                           abgeschlossen und dabei die spezifischen Aspekte des
Systemintegration bei der APG einen wichtigen Stellenwert                                       österreichischen Elektrizitätsversorgungssystems und
einnehmen. Die diesbezüglichen Themenbereiche umfas-                                            Elektrizitätsmarkts auch entsprechend berücksichtigt.
sen regelzonenüberschreitende Kooperationen zur Be-
schaffung von Regelreserven und zur Bewirtschaftung des                                         „Clean Energy for All Europeans“ – neue
Day-Ahead-Markts, die Erhöhung und Verbesserung der                                             Gesetzesentwürfe der Europäischen Kommission
Transparenz, Market-Coupling-Initiativen und internatio-                                        Am 30.11.2016 hat die Europäischen Kommission umfang-
nale, strategisch wichtige Kooperationen.                                                       reiche Gesetzesvorschläge für den Energiebereich veröf-
                                                                                                fentlicht. Das sogenannte „Clean Energy for All Euro-
ENTSO-E Network Codes/Guidelines als Ausgangspunkt                                              peans“-Paket soll dazu beitragen, dass der Energiesektor
für zunehmende Internationalisierung                                                            der EU stabiler, wettbewerbsfähiger und nachhaltiger wird
NCs/Guidelines definieren und harmonisieren zahlreiche                                          und die Ziele der Energieunion umsetzt.
Regelungen für das Stromnetz, unter anderem in den
Bereichen Netzbetrieb, Netzanschluss, Engpassmanage-                                            Das Paket enthält diverse Gesetzesvorschläge, vor allem
ment und Regelenergie. Sie sind wichtige Bestandteile des                                       Vorschläge zur Revision verschiedener Richtlinien und
künftigen Rechtsrahmens für den europäischen Elektrizi-                                         Verordnungen des dritten Energiepakets. Die Gesetzesvor-
tätsmarkt. Am 28.11.2017 wurden, nach der Leitlinie für                                         schläge werden im Europäischen Parlament und im Rat der
den Übertragungsnetzbetrieb am 2.8.2017, die letzten                                            Europäischen Union verhandelt und eine Einigung soll
ausstehenden Rechtsdokumente im Europäischen Amts-                                              spätestens Anfang 2019 erfolgen.
blatt veröffentlicht. Diese traten somit am 18.12.2017 in
Kraft.                                                                                          Öffnung des Regelreservemarkts
                                                                                                Die Ende 2017 in Kraft getretene Guideline on Electricity
Es handelt sich hierbei um den Netzkodex über den Notzu-                                        Balancing wird die internationalen Entwicklungen am
stand und den Netzwiederaufbau des Übertragungsnetzes                                           Regelreservemarkt in den nächsten Jahren prägen. Die
und die Leitlinie über den Systemausgleich im Elektrizi-                                        stufenweise Implementierung sieht weitreichende Verän-
tätsversorgungssystem.                                                                          derungen im europäischen Regelreservemarkt vor. Im
                                                                                                Zentrum steht dabei die Schaffung von zentralen, europäi-
Der Netzkodex über den Notzustand und den Netzwieder-                                           schen Plattformen zur ökonomischen Optimierung von
aufbau des Übertragungsnetzes befasst sich mit den Ver-                                         Regelreserveabrufen.
fahren und Abhilfemaßnahmen im Falle einer kritischen
Netzsituation oder eines Blackouts. Dazu gehören unter                                          Die APG arbeitet bereits seit einigen Jahren an der interna-
anderem die Vorbereitung von Systemschutz- und Netz-                                            tionalen Öffnung der Regelreservemärkte und zählt damit
wiederaufbauplänen sowie Informationsaustausch und Ad-                                          in Europa zu den Vorreitern. Die bereits 2013 auf APG-
hoc-Analysen nach eingetretenem Störfall.                                                       Initiative gestartete internationale Primärregelreserve-
                                                                                                Kooperation konnte in den letzten Jahren stetig erweitert
Die Leitlinie über den Systemausgleich im Elektrizitätsver-                                     werden und besteht mittlerweile aus zehn TSOs aus sieben
sorgungssystem setzt einen weiteren Schritt im Bereich                                          Ländern. Die 2016 in Betrieb gegangene Sekundärregelre-
der Regelreservemärkte, in Richtung einer pan-                                                  serve-Kooperation mit Deutschland optimiert den Abruf
europäischen Marktintegration und grenzüberschreitenden                                         der Sekundärregelung grenzüberschreitend anhand einer
Verwendung aller Regelreservearten.                                                             gemeinsamen Merit-Order-Liste und ist in ihrer Form
                                                                                                bislang in Europa einzigartig. Beide Kooperationen tragen
3)
     „Network Codes“ und „Guidelines“ werden nach Inkrafttreten zum Bestandteil der europäischen Verordnung (EG) 714/2009 und somit unmittelbar anwendbares Bundesrecht.
     „Network Codes“ dürfen nach Inkrafttreten keine zu finalisierenden Vorgaben enthalten, während „Guidelines“ auch solche Vorgaben vorsehen, die erst nach Inkrafttreten inner-
     halb definierter Fristen vollendet und somit endgültig rechtsverbindlich werden.

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GESCHÄFTSBERICHT 2017

LAGEBERICHT

weiterhin erheblich zur Kostenreduktion in der Regelzone       Coupling ist an zwei APG-Grenzen (Slowenien-Österreich
APG bei und erhöhen gleichzeitig das Absatzpotenzial für       und Italien-Österreich) implementiert.
österreichische Marktteilnehmer. Durch diese und eine
Vielzahl an anderen Optimierungsmaßnahmen konnten die          Eine Weiterentwicklung stellt das sogenannte lastflussba-
Kosten für Regelreserve seit 2014 wesentlich gesenkt           sierte Market Coupling dar. Hierbei werden bei der Berech-
werden.                                                        nung der Übertragungskapazitäten die physikalischen
                                                               Auswirkungen des Stromhandels besser berücksichtigt.
Durch diese internationalen Kooperationsprojekte bringt        Diese Form von Market Coupling wurde in der CWE-Region
die APG auch wesentliche Erfahrungen bei der Umsetzung         im Mai 2015 erfolgreich gestartet. Die APG ist nach einem
der Vorgaben aus der Guideline on Electricity Balancing ein.   mehrjährigen Integrationsprozess seit November 2016 in
So wurde 2017 unter APG-Beteiligung gemeinsam mit den          die lastflussbasierten CWE-Prozesse eingebunden und
TSOs aus Belgien, Deutschland, Frankreich und den Nie-         damit an den hochliquiden CWE-Raum angekoppelt.
derlanden ein Projekt zur Umsetzung einer europäischen
Plattform für Sekundärregelenergie gestartet. Ebenso           Die lastflussbasierte Kapazitätsberechnung ist auch das
wurden, nach umfangreichen Vorbereitungen in den Vor-          europäische Zielmodell entsprechend der europäischen
jahren, 2017 die Umsetzungsarbeiten für einen koordinier-      Guideline on Capacity Allocation and Congestion Manage-
ten Abruf von Tertiärregelenergie zwischen Österreich und      ment (CACM-Verordnung). Die von der ACER beschlossene
Deutschland gestartet. Als erste derartige Kooperation in      Core-Region umfasst neben der APG 15 weitere TSOs aus
Europa liefert sie bereits vor Inbetriebnahme, welche mit      CWE und Central Eastern Europe (CEE) und hat 2017 ihre
Mitte des Jahres 2018 angestrebt wird, wertvolle Erkennt-      Arbeit aufgenommen. Der bisherige Fokus liegt auf der
nisse für die Ausgestaltung des europäischen Tertiärre-        Entwicklung der lastflussbasierten Kapazitätsberechnung
gelenergiemarkts.                                              für den Day-Ahead-Zeitbereich. Basis hierfür ist die bereits
                                                               operative Lösung in der CWE-Region. Mittlerweile wurde
Alle bestehenden internationalen Kooperationen sind tech-      das Projekt auch auf die Zeitbereiche Long-Term, Intraday
nisch so gestaltet, dass sie über Regelzonengrenzen so-        und Redispatch/Countertrading ausgeweitet.
wohl mit als auch ohne Engpassbewirtschaftung möglich
sind. Die Kooperationen werden deshalb auch nach Einfüh-       Bei der lastflussbasierten Kapazitätsberechnung werden
rung der Engpassbewirtschaftung an der deutsch-                wesentliche Elemente des Übertragungsnetzes detailliert
österreichischen Grenze weiterbestehen. Die Auswirkungen       berücksichtigt. Dadurch kann das Netz von der APG und
auf das Preisniveau sind stark davon abhängig, wie viel        den beteiligten TSOs optimaler unter Berücksichtigung der
Übertragungskapazität am Ende für diesen Austausch zur         Netzsicherheit für den grenzüberschreitenden Handel
Verfügung steht.                                               genutzt werden. Zugleich steigen damit für die APG auch
                                                               die operativen Anforderungen zum Beispiel hinsichtlich der
Umsetzung des Day-Ahead-Markts                                 Bereitstellung von Daten und Abstimmung mit anderen
Unter dem Begriff Day-Ahead Market Coupling versteht           TSOs.
man die Kopplung nationaler oder lokaler Strommärkte.
Strombörsen stellen dabei einen einheitlichen Marktzu-
gang sicher und TSOs stellen Übertragungskapazitäten
bereit. Anstatt wie bisher getrennt voneinander, werden
beim Market Coupling die Übertragungskapazitäten und
die elektrische Energie gemeinsam in einem Schritt ge-
handelt. Dadurch wird der Stromhandel über Landesgren-
zen hinweg harmonisiert und optimiert. Am europäischen
Day-Ahead Market Coupling sind momentan 22 TSOs und
neun Strombörsen in 18 Ländern aktiv beteiligt. Market

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AUSTRIAN POWER GRID AG

LAGEBERICHT

Aktivitäten für regionale Zusammenarbeit der TSOs              Erhöhung und Verbesserung der Transparenz
Das Jahr 2017 war hinsichtlich der regionalen Zusammen-        Durch internationale Vorgaben und um die Informations-
arbeit der TSOs besonders ereignisreich und einige der         versorgung aller Marktteilnehmer weiter zu stärken, arbei-
erreichten Meilensteine sind bestimmend für die weitere        tet die APG intensiv an der Umsetzung der verstärkten
Entwicklung der APG.                                           Anforderungen an Transparenz.

Regionale Koordination der TSOs und ENTSO-E                    Veröffentlichungspflicht: EMFIP
In der mit 14.9.2017 in Kraft getretenen EU-Verordnung         Seit 5.1.2015 ist die neue paneuropäische Transparenz-
zur Festlegung einer Leitlinie für den Übertragungsnetzbe-     plattform EMFIP als Konsequenz der Verordnung
trieb (VO (EU) 2017/1485, „System Operation Guideline“),       (EU) 543/2013 über die Übermittlung und die Veröffentli-
sind unter anderem die rechtlichen Grundlagen der regio-       chung von Daten in Strommärkten bei ENTSO-E in Betrieb.
nalen TSO-Koordination festgehalten. Dies umfasst sowohl       Im Jahr 2017 wurde auf europäischer Ebene, gemeinsam
die Organisation der Dienstleister für TSOs – „Regional        mit anderen Marktteilnehmern, an der Verbesserung der
Security Coordinators“ (RSCs) – als auch die Inhalte und       Markttransparenz gearbeitet. Hierfür wurde das Manual of
Rahmenbedingungen für die Dienste, die sie für die TSOs        Procedures, das die genauen technischen und rechtlichen
erbringen sollen:                                              Anforderungen der Veröffentlichungspflicht definiert,
                                                               überarbeitet. Die sich daraus ergebenden neuen Anforde-
→ Gemeinsame Netzmodelle                                       rungen aufseiten der APG wurden analysiert und imple-
→ Kapazitätsberechnung an Grenzübergabestellen                 mentiert. Die produktive Umsetzung der Änderungen er-
→ Netzsicherheitsanalyse                                       folgt in zwei Schritten, wobei die erste Version mit Ende
→ Abschaltplanungskoordination                                 2017 in Betrieb gegangen ist. Der zweite Teil der Inbetrieb-
→ Kurzfristige Deckungsprognose                                nahme ist derzeit von ENTSO-E mit Ende des ersten Quar-
→ u. v. m.                                                     tals 2018 angesetzt.

Die APG ist hier nicht nur proaktiv integriert, sondern ver-   Darüber hinaus wurden auch einige Maßnahmen imple-
antwortet als Projektmanager die gesamteuropäische             mentiert, um die operative Abwicklung der Veröffentli-
Umsetzung im Rahmen des ENTSO-E-Projekts für die TSO-          chungspflicht und das Monitoring der Datenqualität zu
Koordinationsstrategie.                                        verbessern.

In der Praxis ist die APG Teilhaber eines der führenden        Veröffentlichungspflicht: REMIT
RSCs in Europa, der TSCNET Services GmbH, die als              Die Verordnung (EU) 1227/2011 verpflichtet alle Marktteil-
Dienstleister für die TSOs in der TSO Security Cooperation     nehmer, neben den Verboten des Insiderhandels und der
(TSC) tätig ist, in der 14 europäische TSOs vertreten sind.    Marktmanipulation, zur Veröffentlichung von Insiderinfor-
Darunter fallen alle österreichischen „elektrischen“ Nach-     mationen. In der Durchführungsverordnung
barn sowie TSOs aus weiteren Ländern: Polen, Niederlande,      (EU) 1348/2014 wurde definiert, welche Daten von den
Dänemark, Kroatien und Rumänien. Auch in der TSC ist die       Marktteilnehmern für das europäische Marktmonitoring an
APG gestalterisch tätig; der Chairman der gesamten Ko-         die ACER übermittelt werden müssen.
operation auf Vorstandsebene wurde 2017 durch die APG
gestellt und auch die Leitung des operativen Steuerungs-       Die Verpflichtungen aus den beiden Verordnungen finden
gremiums „Operational Board“ erfolgt durch die APG.            sich in einer eigenen, unternehmensweiten REMIT-
                                                               Richtlinie wieder. Im Jahr 2017 wurden keine Verstöße
                                                               gegen den Artikel 3 (Insiderhandel) oder den Artikel 5
                                                               (Marktmanipulation) der Verordnung (EU) 1227/2011 im
                                                               Zuge des internen REMIT-Prozesses festgestellt. Insiderin-
                                                               formationen, die im Rahmen der operativen Netzführung

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GESCHÄFTSBERICHT 2017

LAGEBERICHT

entstehen, wurden auf der APG-Homepage bzw. auf der
Transparenzplattform EMFIP veröffentlicht.

Seit 7.4.2016 müssen alle Transaktionsdaten von Ener-
giegroßhandelsprodukten und Fundamentaldaten an die
ACER übermittelt werden. Diese Daten wurden auch im
Jahr 2017 fristgerecht übermittelt.

Auf nationaler Ebene wurde die Energiegroßhandelsdaten-
verordnung (EGHD-VO) und die Energiegroßhandels-
Transaktionsdaten-Aufbewahrungsverordnung (ETA-VO)
durch die neue Großhandelsdatenverordnung (GHD-V)
ersetzt. Durch diese neue Verordnung müssen dem Regu-
lator keine Transaktionsdaten mehr für Standard- oder
Nichtstandardprodukte übermittelt werden. Die APG über-
mittelte gemäß der GHD-V im Jahr 2017 detaillierte Daten
zum Regelenergiemarkt und zu den grenzüberschreitenden
Nominierungen.

Gleichzeitig könnten den TSOs durch die Veröffentlichung
der vierten Edition der REMIT-Guidance von der ACER durch
die nationalen Regulierungsbehörden einige zusätzliche
organisatorische und technische Regeln auferlegt werden.
Die möglichen Auswirkungen werden derzeit durch die APG
analysiert.

                                                    25
AUSTRIAN POWER GRID AG

LAGEBERICHT

ASSET MANAGEMENT                                               eine Summenleistung von über 3,7 GW. Dies entspricht
                                                               rund 15 % der gesamten heimischen Kraftwerksleistung.
Im liberalisierten Marktumfeld der europäischen Elektrizi-
tätswirtschaft (vgl. „Clean Energy for All Europeans“-Paket    Durch den starken Ausbau von EE kommt es zu Änderun-
der Europäischen Kommission) stehen Übertragungsnetz-          gen im Systemverhalten. Die Erzeugung aus EE weist weit-
betreiber aufgrund der sich ändernden Rahmenbedingun-          aus höhere Volatilitäten auf und erfolgt zudem in Abhän-
gen und der Energiewende vor immer neuen Herausforde-          gigkeit des Primärenergieträgers Wind und Sonnenein-
rungen. Der enorme Ausbau erneuerbarer Energieträger           strahlung und nicht entsprechend der Nachfrage wie frü-
und der marktpreisbestimmte Kraftwerkseinsatz führen           her bei konventionellen Kraftwerken. Weiters entwickelten
zunehmend zu hohen Netzbelastungen und Engpässen.              sich die Strom- und Marktpreise durch die zunehmende
Von den Marktakteuren werden immer schnellere Markt-           Einspeisung von geförderten EE auf Niveaus, bei denen
prozesse gefordert, um kurzfristige Erzeugungsschwan-          thermische Kraftwerke nicht mehr rentabel betrieben
kungen (z. B. Prognoseabweichungen der Erneuerbaren)           werden können. In weiterer Folge werden diese Kraftwerke
vermarkten zu können. Für die zukünftige Gewährleistung        stillgelegt. Gerade in Zeiten von mangelndem EE-Dargebot
der Versorgungs- und Systemsicherheit sind Kapazitäts-         sind jedoch die thermischen Kraftwerke notwendig, um die
steigerungen und Netzausbauten im Übertragungsnetz             Bedarfs- und Lastdeckung energetisch sicherzustellen (vgl.
dringend erforderlich. Weiters liegen zur Erhaltung der        Netzreservekraftwerke). Dies und der steigende Transport-
Leistungsfähigkeit des Netzes umfangreiche Projekte für        bedarf sowie die erhöhte Dynamik der Stromflüsse führen
Erneuerungen und Verstärkungen bestehender Anlagen vor.        dazu, dass immer größere Anstrengungen unternommen
                                                               werden müssen, um einen sicheren Netzbetrieb zu ge-
Unser Energiesystem im Umbruch                                 währleisten.
Aufgrund des Bekenntnisses zum Klimaschutz in Europa
kommt es zu bedeutenden Veränderungen im Elektrizitäts-        Für die Gewährleistung der Versorgungs- und Systemsi-
system. Einerseits muss der Ausbau der erneuerbaren            cherheit ist es demnach wichtig, den Netzausbau zeit- und
Energieträger (EE) massiv vorangetrieben werden, um die        bedarfsgerecht voranzutreiben und die erforderlichen
gesetzlichen Vorgaben zum Klimaschutz zu erfüllen. Ande-       Ausbaumaßnahmen in den Übertragungs- und Verteiler-
rerseits sind die Elektrifizierung der Sektoren Wärme (z. B.   netzen rechtzeitig einzuleiten. Der Netzausbau dauert
Wärmepumpen) und Mobilität (Elektromobilität) in Kombi-        aufgrund äußerer Einflussfaktoren (umfangreiche Geneh-
nation mit dem Ausbau der EE ein wichtiger Beitrag, um         migungsverfahren, viele beteiligte Parteien durch große
die CO2-Einsparungsziele zu erreichen. Weitere Bekennt-        räumliche Ausdehnung von Leitungsprojekten etc.) um ein
nisse wie die Ratifizierung des UN-                            Vielfaches länger als die Errichtung der EE. Daher sind eine
Klimaschutzabkommens von Paris bestätigen das politi-          umfangreiche Planung und eine gründliche Analyse der
sche Interesse und die Notwendigkeit, entsprechende            Anforderungen sowie die gesamthafte Betrachtung des
Anstrengungen für den Schutz des Weltklimas zu unter-          Elektrizitätssystems von enormer Bedeutung. Die APG
nehmen.                                                        unternimmt große Anstrengungen, den gesetzlichen
                                                               Pflichten im Elektrizitätswirtschafts- und -
Die EU-weit installierten Anlagenleistungen von rund 150       organisationsgesetz (ElWOG) zum Ausbau und Erhalt eines
GW Windkraft sowie rund 100 GW Photovoltaik zeigen,            leistungsfähigen Übertragungsnetzes nachzukommen.
dass die EE bereits bedeutende Größenordnungen in Euro-        Dennoch liegen im Netzausbau starke Verzögerungen vor,
pa erreicht und damit Einflüsse auf den Systembetrieb          die bereits umfangreiche Markteinschränkungen und mas-
haben. Dies wird auch durch den fortschreitenden Ausbau        siv gestiegene Redispatchmaßnahmen und Kosten nach
der Erneuerbaren bestätigt – im Jahr 2016 waren 21,1 GW        sich ziehen.
bzw. 86 % der Kraftwerksneuinstallationen in der EU Erneu-
erbare. Auch in Österreich erfolgten in den letzten Jahren
Ausbauten von Windkraft- und Photovoltaikanlagen auf

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