GESCHÄFTSBERICHT 2017 - AUSTRIAN POWER GRID AG - APG
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
GESCHÄFTSBERICHT 2017 KENNZAHLEN IM DREIJAHRESVERGLEICH KENNZAHLEN IM DREIJAHRESVERGLEICH IN MIO. €, %1) 2015 2016 2017 Umsatzerlöse 732,4 619,9 777,4 Ergebnis vor Zinsaufwendungen und Steuern (EBIT) 83,3 78,9 77,4 Ergebnis vor Steuern (EGT) 55,4 54,3 53,3 Ergebnis nach Steuern (JÜ) 41,6 41,2 40,3 Bilanzsumme 1.584,5 1.578,5 1.562,6 Anlagevermögen 1.285,8 1.353,6 1.384,0 Investitionen in Sachanlagen 108,2 139,9 107,3 Planmäßige Abschreibungen auf Sachanlagen 73,7 76,6 79,5 Eigenkapital 414,6 422,5 441,7 Umsatzrentabilität (ROS) 11,4 % 12,7 % 10,0 % Eigenkapitalrentabilität (ROE) 15,3 % 13,1 % 13,2 % Gesamtkapitalrentabilität (ROI) 5,3 % 5,0 % 4,9 % Eigenkapitalquote 26,2 % 26,8 % 28,3 % Fiktive Schuldentilgungsdauer (URG) 6,7 9,5 9,3 Netto-Geldfluss aus operativer Tätigkeit 69,3 268,5 107,1 Net Gearing (Nettoverschuldungsgrad) 191,8 % 158,5 % 158,1 % Betriebswirtschaftlicher Personalstand 463 475 473 (davon Lehrlinge) 24 24 22 TRANSPORTMENGE (GWH) 46.164 45.031 49.446 1) Die Vorjahreswerte der Kennzahlen wurden aufgrund des Rechnungslegungsänderungsgesetzes 2014 angepasst.
AUSTRIAN POWER GRID AG INHALTSVERZEICHNIS INHALTSVERZEICHNIS EINLEITUNG Organe der Gesellschaft 03 Vorwort des Vorstands 04 „Eine Frage der Balance“ 06 LAGEBERICHT Über Uns 16 Geschäftsbericht auf einen Blick 16 Energiewirtschaftliche Entwicklungen 17 Netzbetriebliche und MarktEntwicklungen 17 Wirtschaftliche Entwicklungen 20 Rechtliche Entwicklungen 21 Regulatorische Entwicklungen 21 Internationale Entwicklungen 22 Asset Management 26 Corporate Social Responsibility 29 Forschung und Innovation 32 Finanzielle Leistungsindikatoren 33 Geldflussrechnung 35 Risiko- und Chancenmanagement 37 Ausblick 38 Bericht über Zweigniederlassungen 38 JAHRESABSCHLUSS Bilanz 40 Gewinn- und Verlustrechnung 42 Entwicklung des Anlagevermögens 44 ANHANG UND WEITERE DETAILS Angaben zu den Beteiligungen 46 Anhang Erläuterungen 48 Glossar 62 Bestätigungsvermerk 64 Bericht des Aufsichtsrats 67
GESCHÄFTSBERICHT 2017 ORGANE ORGANE DER GESELLSCHAFT DER GESELLSCHAFT AUFSICHTSRAT ARBEITNEHMERVERTRETER ARBEITS- UND PRÜFUNGSAUSSCHUSS Dr. Peter Kollmann Ing. Wolfgang Liebscher Dr. Peter Kollmann Vorsitzender Zentralbetriebsratsvorsitzender, Vorsitzender 2. Vorsitzender-Stv. Ing. Mag. Peter Koren Ing. Mag. Peter Koren 1. Vorsitzender-Stv. Andreas Gross 1. Vorsitzender-Stv. Zentralbetriebsrat Dr. Johann Sereinig Ing. Wolfgang Liebscher Karl-Heinz Stieger 2. Vorsitzender-Stv. Mag. Dr. Erich Entstrasser Zentralbetriebsrat Dr. Christof Germann Johannes Naber Zentralbetriebsrat Mag. Leopold Rohrer Mag. Dr. Georg W. Westphal Mag. Andreas Wollein VORSTAND Dr. Ulrike Baumgartner-Gabitzer DI Mag. (FH) Gerhard Christiner Mag. Thomas Karall 03
VORWORT DES VORSTANDS Liebe Leserin, lieber Leser, wir befinden uns mitten in der Energiewende. Um in den kommenden Jahren das Ziel eines CO2-freien Stromversorgungssystems zu erreichen, bedarf es eines grundlegenden Systemumbaus. Die APG ist dabei ein zuverlässiger Partner. Damit in Österreich Tag und Nacht Strom aus den Steckdosen kommt, ist eine perfekte Abstimmung zwischen Stromerzeugung und Stromverbrauch notwendig. Eine funk- tionierende Stromversorgung ist also eine Frage der Balance. Unsere größte Herausforderung ist, dass sich die Charakteristik der Kraftwerke mit der Energiewende verändert: Während Großkraftwerke so gesteuert werden können, dass ihre Erzeugung den Bedarf der Haushalte und Betriebe jederzeit deckt, hängt die Stromproduktion von Windkraftwerken und Fotovoltaikanlagen von der Witterung ab. Dieses Faktum erhöht den Steuer- und Regelbedarf bei uns Stromnetzbetreibern. Um das System in der Balance zu halten, bedarf es vieler fein abgestimmter Maßnahmen. Das kommt einem täglichen Balanceakt gleich. Auch im Geschäftsjahr 2017 haben sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Aufgabe gewidmet. Der vorliegende Geschäftsbericht gibt Ihnen einen Überblick über die konkreten Herausforderungen, welche uns in der APG im abgelaufenen Jahr beschäftigt haben. Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre! DI Mag. (FH) Gerhard Christiner e.h. Dr. Ulrike Baumgartner-Gabitzer e.h. Mag. Thomas Karall e.h. Technischer Vorstand Vorstandsvorsitzende Kaufmännischer Vorstand Der APG-Vorstand 04
Eine Frage der Balance Die Stromversorgung basiert auf einem komplexen und hochsensiblen System von Kraftwerken, Verbraucherinnen und Verbrauchern und einem ausgeklügelten Logistiknetz, das den Strom- transport sicherstellt. Dieses komplexe System erfordert ein absolutes Gleichgewicht. In jedem Bruchteil einer Sekunde müssen Kraftwerke exakt die Menge an Strom erzeugen, die an anderer Stelle verbraucht wird. Mit der Veränderung des Kraftwerksparks in Richtung erneuerbarer Energien verändert sich das Stromversorgungssystem massiv - und damit auch die Maßnahmen, die notwendig sind, um das Systemgleichgewicht aufrechtzuerhalten. Die Sicherstellung der Stromversorgung ist zum täglichen Balanceakt geworden, der den Expertinnen und Experten in der APG alles abverlangt.
AUSTRIAN POWER GRID AG WIR FUNKTIONIEREN ÖSTERREICH Wirtschaft 4.0: Infrastruktur als Grundlage für gute Stromversorgung: eine Frage der Balance Wirtschaftsentwicklung Die Stromversorgung basiert auf einem einfachen Grund- Wirtschaftsforscher machen der Politik derzeit weltweit prinzip: In jeder Sekunde muss exakt so viel Strom erzeugt Mut zur Zuversicht. Ganz Europa ist auf Wachstumskurs. werden, wie von den Haushalten und den Betrieben ver- Dies gilt auch und insbesondere für Österreich. Zu braucht wird. Denn Strom kann in großen Mengen – aus- Jahresbeginn 2018 korrigierten die heimischen genommen in den Pumpspeicherkraftwerken in den Alpen Wirtschaftsforschungsinstitute die zuvor ohnehin guten – derzeit nicht gespeichert werden. Wachstumsprognosen für die kommenden Jahre noch einmal nach oben. Eine ganz wesentliche Grundlage für die Aufgrund dieser Charakteristik der Stromversorgung erfreuliche Wirtschaftsentwicklung in Österreich ist eine bedarf es eines sensiblen Systems von Erzeugern und zuverlässige Infrastruktur. Dazu gehört auch eine klaglos Verbraucherinnen und Verbrauchern, die durch ein funktionierende Stromversorgung. Und die Qualität des leistungsfähiges und intelligentes Stromnetz miteinander Stromversorgungssystems wird mit der zunehmenden verbunden sind. Die APG managt dieses System in Digitalisierung der Wirtschaft immer wichtiger. Österreich. Die österreichische Bundesregierung hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 in der Gesamtbilanz hundert Prozent des benötigten Stroms aus erneuerbaren Energieträgern zu erzeugen. Für das Stromnetz bedeuten erneuerbare Energien neue Herausforderungen. Wind und Sonne haben ein anderes Erzeugungsverhalten als etwa thermische Großkraftwerke. Die Erneuerbaren erzeugen nicht verbrauchskonform, sondern in Abhängigkeit von der Witterung. Um das System trotzdem in Balance zu halten, sind vermehrt regelnde Eingriffe im Stromnetz erforderlich. Die zweite Eigenschaft der Erneuerbaren – vor allem der Windkraft – ist die, dass sie meist konzentriert an wetterbegünstigten Standorten und nicht in der Nähe der Verbraucherinnen und Verbraucher installiert sind. Der dort erzeugte Strom muss über leistungsfähige Stromnetze zu den Verbrauchszentren oder zu den Pumpspeichern in den Alpen abtransportiert werden. Der Umbau des Kraftwerksparks zugunsten erneuerbarer Energien nimmt also Einfluss auf das Gleichgewicht des Stromversorgungssystems und macht neue Steuer- und Regelmaßnahmen erforderlich. 08
GESCHÄFTSBERICHT 2017 In Balance bleiben: Anforderungen an die Stromnetze des Sicherheit: Die Digitalisierung, die inzwischen auch 21. Jahrhunderts wesentliche Grundlage für die Stromversorgung ist, erhöht die Herausforderungen in Bezug auf die Systemsicherheit. Stromnetzbetreiber wie die APG haben sich vor diesem Die APG muss wachsende Datenmengen und steigende Hintergrund in den vergangenen Jahren vom Stromtrans- Datenverarbeitungsgeschwindigkeiten managen porteur hin zum Systemmanager entwickelt. Die APG ist fest und gleichzeitig die Sicherheit der Stromversorgung entschlossen, diese Rolle weiter auszubauen. Dabei stehen gewährleisten. Damit rückt die Frage der Systemsicherheit drei Aspekte im Fokus: immer stärker in den Fokus. Leistungsfähigkeit: Zentrale Grundlage eines gesunden Die Rolle der APG: verlässlicher Partner für die Wirtschaftswachstums ist ein leistungsfähiges Stromnetz. Energiewende Die APG hat in den vergangenen Jahren laufend in den Ausbau ihres Leitungsnetzes und die Verstärkung ihrer Die APG versteht sich als zuverlässiger Partner für die Umspannwerke und Schaltanlagen investiert. Und diese Energiewende. Dementsprechend legt sie wie beschrieben Investitionstätigkeit wird fortgesetzt. So plant die APG großes Augenmerk auf die laufende Weiterentwicklung und die Installation von 30 neuen Transformatoren in den Optimierung ihres Netzes, ihrer Strukturen und Prozesse. kommenden zehn Jahren, um die neu hinzukommenden Windkraftwerke im Osten und Nordosten Österreichs Die tägliche Auseinandersetzung mit technologischen Ent- in das Stromversorgungssystem zu integrieren und die wicklungen ist in der APG selbstverständlich. Darüber hinaus Verteilernetze der Bundesländer noch besser abzustützen. beschäftigt sich das Unternehmen im Rahmen eigener Wichtige APG-Leitungen wurden und werden laufend Forschungsprojekte mit den Trends in wichtigen Zukunfts- ertüchtigt, um die stärker werdenden Leistungsspitzen feldern. großer heimischer Windkraftwerke abfangen und die Versorgung mit Strom gewährleisten zu können. Der APG- Eine große Rolle im erneuerbaren Stromversorgungssystem Netzentwicklungsplan, der die Mittelfristplanung für den der Zukunft werden neue Speichertechnologien spielen. Ausbau des APG-Netzes abbildet, sieht für die kommenden Unsere Expertinnen und Experten beschäftigen sich zehn Jahre daher Netzinvestitionen in der Höhe von über daher im Rahmen eigener Forschungsprojekte mit dem zwei Milliarden Euro vor. technologischen Fortschritt in diesem Bereich. Flexibilität: Erneuerbare Energien verlangen dem Stromnetz Im Netzbetrieb selbst ist die APG laufend auf der Suche ein Höchstmaß an Flexibilität ab. Wesentlich für den sicheren nach Optimierungspotenzial. So ist es zum Beispiel möglich, Betrieb eines Stromnetzes ist die Prognostizierbarkeit von durch Einbeziehung von Witterungsbedingungen (Umge- Stromerzeugung und –verbrauch. Prognoseabweichungen, bungstemperatur, Windstärke, Niederschlag) die Kapazitäten die mit der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien von Stromleitungen optimal zu nutzen. Dieses so genannte zwangsläufig verbunden sind, stellen hohe Anforderungen an Thermal Rating ist nur eines der Resultate der die Intelligenz und die Reaktionsschnelligkeit des Systems. APG-Forschungsaktivitäten. Die APG hat daher in den vergangenen Jahren ihre Prozesse ganz auf die Anforderungen erneuerbarer Stromerzeuger Ein weiteres Projekt im Geschäftsjahr 2017 beschäftigte sich ausgerichtet. Die APG-Steuerzentrale ist heute in der Lage, mit der Verbesserung der Prognosegüte in der Fotovoltaiker- nahezu in Echtzeit Fahrpläne etwa für Windkraftlieferungen zeugung. In Hinblick auf den weiteren Erneuerbaren-Ausbau an die tatsächlichen Windstromaufkommen anzupassen. in Österreich ist dies ein wesentlicher Beitrag zur Umsetzung Damit wird die Integration von Windkraftwerken in das der Energiewende. heimische Stromversorgungssystem massiv verbessert. 09
08
Eine Frage der Balance Moderne Volkswirtschaften überall auf der Welt sind von einer klaglos funktionierenden Strom- versorgung abhängig. Strom ist der Blutkreislauf, der Wirtschaft und Gesellschaft am Leben erhält. Europa kann sich auf einen intakten Stromkreislauf verlassen. Neben einer leistungsfähigen technischen Infrastruktur braucht es einen funktionierenden Markt, der für die Balance zwischen Stromangebot und -nachfrage sorgt. Die APG ist verant- wortlich für einen Marktplatz, der Österreich in den europäischen Strombinnenmarkt einbindet und den österreichischen Stromverbaucherinnen und -verbrauchern jederzeit den Zugang zu einer kostengünstigen und qualitätsvollen Stromversorgung sichert.
AUSTRIAN POWER GRID AG WIR FUNKTIONIEREN ÖSTERREICH Das Umfeld: effizientes Genehmigungsregime für Europa: Binnenmarkt vs. Renationalisierung Infrastrukturvorhaben Unter dem Titel „Clean Energy for all Europeans“ hat die Wichtig sind vor allem planbare Genehmigungsverfahren Europäische Kommission am 30. 11. 2016 zahlreiche für Infrastrukturprojekte im Stromnetzbereich. Das Gesetzesentwürfe für den europäischen Energiebereich Beispiel der Salzburgleitung zeigt, dass Projekte derartiger präsentiert. Ziel soll sein, den EU-Energiesektor Komplexität sowohl dem Projektwerber als auch den wettbewerbsfähiger zu machen und nachhaltig an den Zielen verfahrenszuständigen Behörden ein Höchstmaß an Einsatz der EU-Energieunion auszurichten. Die Gesetzesvorschläge abverlangen. Gerade die Salzburgleitung ist aber eines der werden derzeit im Europäischen Parlament und im zentralen Infrastrukturvorhaben für die österreichische Europäischen Rat verhandelt und sollen Anfang 2019 Energiewende. zur Beschlussfassung vorliegen. Unsere Expertinnen und Um mit der Umsetzung der österreichischen Energiewende- Experten haben sich in diesem Prozess über die letzten Ziele Schritt halten zu können, brauchen wir rasche und Jahre intensiv eingebracht. effiziente Verfahren. Ende 2017 ist die so genannte Guideline on Electricity Balancing in Kraft getreten. Im Zentrum der Regelung steht die Öffnung des europäischen Regelreservemarkts, die zu einer internationalen Optimierung von Regelreserveabrufen führen wird. In Hinblick auf den steigenden Regelbedarf im Rahmen der Energiewende ist dies ein wichtiger Schritt, der zu einer weiteren Dämpfung der Kosten für das Ausbalancieren des Systems beitragen wird. Seit April 2016 sind alle Transaktionsdaten von Energiegroß- handelsprodukten und Fundamentaldaten aus Markttrans- parenzgründen an die europäische Regulatorenagentur ACER zu melden. Dieser Meldeverpflichtung ist die APG auch 2017 wieder fristgerecht nachgekommen. Eine für die APG und für den österreichischen Strommarkt insgesamt wichtige Entscheidung ist 2017 ebenfalls gefallen – nämlich der Beschluss der Einführung einer Kapazitäts- bewirtschaftung an der deutsch-österreichischen Grenze ab Oktober 2018. Die APG hat die zur operativen Umsetzung der Engpassbewirtschaftung notwendigen Vorbereitungen eingeleitet. 12
GESCHÄFTSBERICHT 2017 ERHALTUNG DER BALANCE ZWISCHEN ERZEUGUNG UND VERBRAUCH ERZEUGUNG VERBRAUCH 13
Eine Frage der Balance Eine funktionierende Stromversorgung erfordert ein leistungsfähiges Stromnetz. Ein solches Netz bedeutet immer auch Eingriffe in die Lebensumwelt von Menschen. Und es versursacht natürlich auch Kosten. Die APG hat den gesetzlichen Auftrag, das Stromnetz instand zu halten und laufend den stei- genden Anforderungen entsprechend weiterzuentwickeln. Auch das ist ein permanenter Balan- ceakt, in dem die verschiedenen Interessen unterschiedlicher Stakeholdergruppen ausgeglichen werden müssen. 08
AUSTRIAN POWER GRID AG LAGEBERICHT LAGEBERICHT ÜBER UNS In den darauffolgenden Kapiteln werden die Strategien und Maßnahmen dargestellt, um den sich stetig verändernden Die Austrian Power Grid AG (APG) betreibt als Regelzonen- Entwicklungen und Rahmenbedingungen bestmöglich führer das österreichische Übertragungsnetz, das Teil des entgegenzutreten: gesamteuropäischen Übertragungsnetzes der Regional Group Continental Europe der Vereinigung der europäi- → Internationale Aktivitäten schen Übertragungsnetzbetreiber (ENTSO-E) ist. → Asset Management → Corporate Social Responsibility Mit einer Trassenlänge von 3.431 km, darauf verlaufenden → Forschung und Innovation Leitungen von 6.970 km Länge sowie 63 Umspannwerken und Schaltanlagen bildet das APG- Durch die dynamischen Veränderungen und netzbetriebli- Netz das Rückgrat der heimischen Stromversorgung. Es chen Entwicklungen steigen die Anforderungen an die stellt den überregionalen innerösterreichischen sowie den Übertragungsnetze – daher ist das Asset Management ein internationalen Stromaustausch zwischen Erzeugern und wesentlicher Bestandteil der APG, um auch zukünftig die Verbrauchern sicher und gewährleistet somit die stabile System- und Versorgungssicherheit gewährleisten zu Versorgung der Verteilnetze. können. GESCHÄFTSBERICHT AUF EINEN BLICK Dies geschieht auch unter dem Gesichtspunkt der Sicher- stellung einer angemessenen Rentabilität für den Eigen- In den ersten Kapiteln dieses Geschäftsberichts werden die tümer der APG. wesentlichsten Entwicklungen dargestellt, welche die APG- Tätigkeiten im Jahr 2017 maßgeblich beeinflusst haben: All diesen Herausforderungen kommt die APG nicht nur vorausschauend und gewissenhaft nach, sondern sie ach- → Energiewirtschaftliche Entwicklungen tet dabei auch auf eine nachhaltige Ausrichtung. Für 2017 → Netzbetriebliche Entwicklungen wurde wiederum ein integrierter Geschäftsbericht erstellt, → Rechtliche Entwicklungen der das Thema Nachhaltigkeit einschließt. Durch diese → Regulatorische Entwicklungen Integration erfährt das Thema eine breitere Verteilung und → Wirtschaftliche Entwicklungen unterstreicht die Bedeutung, welche die APG diesem The- ma beimisst. Hier spannt sich der Bogen von einer erstmalig wieder langfristig deutlich steigenden Strompreisentwicklung, Abschließend werden die finanziellen Leistungsindikatoren einem hohen Bedarf an Engpassmanagement zur Sicher- und das Risiko- und Chancenmanagement dargestellt und stellung eines zuverlässigen Netzbetriebs und der Abwick- ein Ausblick auf das Jahr 2018 gegeben. lung der Tarifprüfung 2017 bis hin zur Kapazitätsbewirt- schaftung an der deutsch-österreichischen Grenze. Dar- Für weitere Details wird auf den Anhang verwiesen. über hinaus werden wesentliche wirtschaftliche Entwick- lungen dargestellt. Der APG-Geschäftsbericht 2017 ist elektronisch unter http://www.apg.at/de/ueber-uns/daten abrufbar. 16
GESCHÄFTSBERICHT 2017 LAGEBERICHT ENERGIEWIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN NETZBETRIEBLICHE UND MARKTENTWICKLUNGEN Erstmals wieder langfristig deutlich steigende Hoher Bedarf an Engpassmanagement (EPM) und Terminmarktpreise am Strommarkt1) strategischer Netzreserve Der Trend einer Stabilisierung der Terminmarktpreise im Die APG ist für den sicheren Betrieb des österreichischen Jahr 2016 wurde auch in der ersten Jahreshälfte 2017 Übertragungsnetzes verantwortlich. Im Jahr 2017 wurden beobachtet. An der Leipziger Strombörse EEX wurde zu vom 220/380-kV-Netz insgesamt 49.446 GWh transpor- Jahresbeginn das Base-Frontjahresprodukt Cal-18 für das tiert. Damit dieser gesetzliche Auftrag erfüllt werden konn- gemeinsame Marktgebiet Deutschland-Österreich mit te, setzte die APG zahlreiche Maßnahmen im koordinierten 30,08 €/MWh gehandelt. Am Ende des ersten Quartals gab Netzbetrieb um. es einen leichten Preiseinbruch, wobei das Jahresmini- mum bei 28,01 €/MWh (27.3.2017) lag. Ab der zweiten Zur Bewältigung von Engpässen (Engpassmanagement, Jahreshälfte war der Trend jedoch von einem deutlichen EPM) waren 2017 oftmals massive kraftwerksseitige Preisanstieg gekennzeichnet. EPM-Maßnahmen (Redispatch) in Österreich erforderlich, um die Netzsicherheit in Österreich und im europäischen Die Hauptgründe für die Preissteigerung waren die Ent- Übertragungsnetz zu gewährleisten. Im Jahr 2017 wurden wicklungen am Kohle- und CO2-Zertifikatemarkt. Während in der Regelzone APG EPM-Maßnahmen im Gesamtausmaß man am Kohlemarkt am 22.3.2017 noch 68,464 $/t für das von rund 4.628 GWh angefordert. Frontmonatsprodukt bezahlen musste, lag der Preis am 18.12.2017 bereits bei 94,68 $/t. Der CO2-Markt verab- Gegenüber dem Jahr 2016 war vor allem ein deutlicher schiedete sich von seinem langjährigen Mittelwert um die Anstieg von Engpässen im APG-Netz bzw. auf APG- 5 €/tCO2 auf ein Niveau am Jahresende von rund Grenzleitungen zu verzeichnen, wodurch das Fünffache 7-8 €/tCO2. Der Grund für diesen Preisanstieg liegt zum des Vorjahresniveaus an EPM-Maßnahmen zur Lösung Teil sicher in den auf europäischer Ebene laufenden Dis- notwendig war. kussionen über das zukünftige CO2-Preisregime für die Zeit nach 2020. Der österreichische Spotmarkt EXAA wie auch Ursache der Engpässe im APG-Netz waren starke, großteils der deutsch-österreichische Spotmarkt EPEX SPOT zeigten weiträumige Nord-Süd-, West-Ost- und Ost-West- in diesem Jahr keine besonderen Auffälligkeiten. Stromflüsse – zuweilen im Zusammenhang mit notwendi- gen instandhaltungsbedingten Leitungsabschaltungen. Durch die geplante Einführung eines Engpasses an der Besonders in den Sommermonaten kam es zu einer ange- deutsch-österreichischen Grenze mit 1.10.2018 wurden an spannten Netzsituation aufgrund der hohen der EEX rein deutsche und rein österreichische Futures Photovoltaikerzeugung in Süddeutschland gepaart mit eingeführt. Der österreichische Future zeigt allerdings geringer Laufwassererzeugung in Österreich und Südost- keine signifikante Liquidität. Auf Basis eines synthetischen europa. Dies führte zu hohen Stromflüssen und häufigen Preisindex weist die EEX aber eine Preisindikation für den Engpässen sowohl an der Grenze zu Deutschland als auch österreichischen Strommarkt aus. Auf Basis dessen liegt innerhalb Österreichs. Um diesen Engpässen entgegenzu- der österreichische Preis für das Jahresbaseprodukt 2019 wirken, wurden Grenzkapazitäten eingeschränkt vergeben zwischen 1,5 €/MWh und 2,5 €/MWh über dem deutschen. und die Netzreserve mehrfach ausgeschöpft, und zeitweise war es erforderlich, im Ausland zusätzliche Kraftwerkska- pazitäten abzurufen. 1) Quelle: http://www.eex.com/de/marktdaten 17
AUSTRIAN POWER GRID AG LAGEBERICHT Kraftwerke in der Regelzone APG wurden 2017 zudem Höhe von 95,8 Mio. € teilen sich wie folgt auf: Primärrege- häufig für die Beherrschung von Netzengpässen außerhalb lung 7,6 Mio. €, Sekundärregelung 60,6 Mio. €, Tertiärrege- Österreichs – hauptsächlich in Deutschland – eingesetzt. lung 14,0 Mio. € und ungewollter Austausch 13,6 Mio. €. Weiträumige Stromflüsse entstanden in Verbindung mit der zunehmenden Wind- und Photovoltaikerzeugung in Mit der Einführung einer Engpassbewirtschaftung an der Deutschland bzw. Nordeuropa und auch im Zusammen- deutsch-österreichischen Grenze mit Oktober 2018 wird hang mit der Erzeugungsknappheit in Frankreich am An- ein moderater Großhandelspreisanstieg für Österreich fang des Jahres. erwartet. Ausgehend davon ist auch von einem Preisan- stieg für Regelreserven auszugehen. Preisrelevante Aus- 2017 sicherte sich die APG die kurzfristige Verfügbarkeit wirkungen der bestehenden Regelreservekooperationen thermischer Kraftwerke für Redispatch gegen Kostenab- sind unterschiedlich zu beurteilen. Da die Kooperation im geltung für die Sommermonate vertraglich ab (Netzreserve Bereich der Primärregelreserve keine Grenzkapazitäten in 2017 von rund 2.400 MW). Diese Netzreserve war notwen- Anspruch nimmt, werden hierbei keine größeren Effekte dig, um den sicheren Netzbetrieb gewährleisten zu können. aufgrund der Einführung einer Engpassbewirtschaftung Diese Kapazitäten kamen häufig zum Einsatz und wurden erwartet. Die Sekundärregelreservekooperation mit zeitweise vollständig ausgeschöpft. Deutschland erfordert jedoch Grenzkapazitäten. Um ein niedriges Preisniveau sicherzustellen, müssen Prozesse Der Gesamtaufwand der im Jahr 2017 seitens der APG über Höhe und Ausgestaltung möglicher Kapazitätsreser- getätigten EPM-Maßnahmen in der Regelzone APG belief vierungen für die Sekundärregelung mit der Regulierungs- sich auf rund 318,7 Mio. €; von der APG waren rund behörde und den Marktteilnehmern entsprechend den 91,8 Mio. € zu tragen. Davon standen rund 1,3 Mio. € im Vorgaben der Guideline on Electricity Balancing konsultiert direkten Zusammenhang mit Investitionsprojekten und werden. wurden somit aktiviert. Zentrale Verantwortung für Verlustenergiebeschaffung Im Jahr 2018 müssen die Schritte zur Sicherung der Netz- Die APG beschafft als zentraler Einkäufer rund 97 % der reserve für den Sommer 2018 und für die Zeit darüber benötigten Netzverlustenergie für einen Großteil der Netz- hinaus getroffen werden. Hierfür werden – zusätzlich zum betreiber in Österreich. Damit tritt das Unternehmen als Abschluss der umfangreichen zugrunde liegenden techni- Großeinkäufer auf dem Strommarkt auf. Über eine Web- schen Analysen – rechtliche Klärungen, Abstimmungen mit plattform werden wöchentlich Auktionen durchgeführt. E-Control und Betreibern sowie der Abschluss entspre- Somit stellt die APG marktbasierte Beschaffungsvorgänge chender Verträge durchgeführt. zur Abdeckung der Netzverlustenergie sicher. Verbleibende Fehlmengen werden täglich durch die APG auf Basis von Optimierung der Regelreservebeschaffung Spot-Handelsgeschäften an den Strombörsen ausgegli- Durch die bereits 2014 umgesetzte Änderung der Präquali- chen. Die teilnehmenden Netzbetreiber werden täglich mit fikationsbedingungen zur besseren Integration von Anbie- den benötigten Energiemengen zur Abdeckung ihrer Netz- terpools und Demand Side Management sowie durch Adap- verlustenergie beliefert. tierungen bei den Ausschreibungsregeln konnten 2017 drei neue Anbieter für den Sekundärregelreservemarkt (derzeit Ende des Jahres 2016 musste aufgrund von Unsicherhei- 14 Anbieter) und ein neuer Anbieter für den Tertiärregelre- ten im Markt betreffend Einführung eines Engpasses an servemarkt gewonnen werden (derzeit 16 Anbieter). der deutsch-österreichischen Grenze die gemeinsame Beschaffung von Netzverlusten durch die APG in Form von Nach den sehr niedrigen Gesamtkosten für Regelreserven Auktionen über eine Over-the-Counter-(OTC-)Plattform im Jahr 2016 in Höhe von rund 88,5 Mio. € konnten auch der APG eingestellt werden. Nach Einführung eines börsen- im Jahr 2017 wiederum verhältnismäßig geringe Regelre- notierten Terminmarkt-Referenzpreises der EEX für den servekosten erzielt werden. Die Gesamtkosten für 2017 in österreichischen Strommarkt wurden Unsicherheiten im 18
GESCHÄFTSBERICHT 2017 LAGEBERICHT Markt reduziert. Dadurch konnten im September 2017 die Kapazitätsbewirtschaftung an der deutsch- Beschaffungsaktivitäten wieder erfolgreich aufgenommen österreichischen Grenze werden. Die Lieferung von Verlustenergie an die Verteiler- Am 15.5.2017 haben sich die Regulierungsbehörden Bun- netzbetreiber erfolgte ohne Unterbrechung. desnetzagentur (BNetzA) aus Deutschland und E-Control (ECA) aus Österreich darauf geeinigt, mit 1.10.2018 an der Versteigerung von Grenzkapazitäten/Auktionen gemeinsamen Grenze ein Engpassmanagement durch 2015 wurde durch den Zusammenschluss der Kapazitäts- Kapazitätsvergabe einzuführen. Die Regulierungsbehörden auktionshäuser CAO und CASC.EU zum Joint Allocation haben einen Zielwert sowie die Integration der Grenze in Office (JAO) ein Meilenstein in Richtung eines europäi- die lastflussbasierte Kapazitätsberechnung2) der Region schen Binnenmarkts gelegt. Inzwischen werden für Central Western Europe (CWE) vorgegeben. 21 europäische Transmission System Operators (TSOs) alle explizit vergebenen Grenzkapazitäten durch das JAO ver- Für die Umsetzung wurde ein gemeinsames Steering steigert, wodurch Effizienz- und Synergieeffekte für die Committee der deutschen und österreichischen TSOs TSOs und die teilnehmenden Stromhändler erzielt werden eingerichtet. Innerhalb der CWE-Region wurde zudem mit konnten. Im November 2017 wurde das JAO im Zuge der der Integration der APG als eigene Gebotszone begonnen. Implementierung der Europäischen Guideline on Forward Basis hierfür bildet der rund dreijährige Integrationspro- Capacity Allocation offiziell zur zentralen europäischen zess der APG (als Übertragungsnetzbetreiber in der aktuel- Vergabeplattform (Single Allocation Platform) ernannt. len Gebotszone Deutschland-Österreich) in alle lastfluss- basierten CWE-Prozesse. Inter-TSO Compensation (ITC) ITC ist ein multilateral vertraglich geregelter Kompensati- Innerhalb der APG wurde ein gesondertes Projekt aufge- onsmechanismus für die mit grenzüberschreitenden Liefe- setzt, in dem alle nötigen Umsetzungsarbeiten koordiniert rungen von elektrischer Energie verbundenen Netznut- werden. Im zweiten Halbjahr 2017 lag der Schwerpunkt der zungskosten. Die Kompensationszahlungen sind von allen Tätigkeiten in der Klärung weiterer Details der zu imple- TSOs in deren jeweiligem Ausmaß zu tragen. mentierenden Prozesse sowie der Durchführung erster Testrechnungen. Zusätzlich wurde der Dialog mit den Re- Ökostromabwicklung/Windvermarktung gulierungsbehörden der CWE-Region begonnen, um regu- Die APG hat im April 2015 mit der Vermarktung der Mengen latorischen Fragen zur Integration dieser Grenze zu disku- aus den Prognoseabweichungen von Ökostrom am Intra- tieren. Zudem wurden mehrere Informationsveranstaltun- day-Markt der EPEX SPOT begonnen. Auf Basis aktueller gen zur Kapazitätsbewirtschaftung an der Grenze Windeinspeiseprognosen (kontinuierlich für den Intraday- Deutschland-Österreich abgehalten, um österreichische Bereich) wird die absehbare Ausgleichsenergiemenge im Stakeholder zu informieren und auf die neue Situation Vergleich zu der am Vortag erstellten Prognose ermittelt. vorzubereiten. Diese Mengen werden in einem weiteren Schritt bestmög- lich am Intraday-Markt der EPEX SPOT vermarktet. Dadurch werden die Fehlbilanzen der Ökobilanzgruppe – aber auch der gesamten Regelzone – reduziert. Aufgrund der durchschnittlich günstigeren Preise an der Börse und der Vermeidung von Ausgleichsenergie bedeutet dies für die Bilanzgruppe der Abwicklungsstelle für Ökostrom AG (OeMAG) eine Kostenersparnis und für die APG eine Ver- besserung der Regelqualität. Durch die im zweiten Quartal 2016 eingeführte 24/7-Vermarktung konnten die Einspa- rungen weiter optimiert werden. 2) Eine Weiterentwicklung des Day-Ahead Market Coupling stellt das sogenannte lastflussbasierte Market Coupling dar. Hierbei werden bei der Berechnung der Übertragungskapazi- täten die physikalischen Auswirkungen des Stromhandels besser berücksichtigt. 19
AUSTRIAN POWER GRID AG LAGEBERICHT WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN Verbindlichkeit für Investitionsrücklage (ausgewiesen in der Bilanzposition „Sonstige Verbindlichkeiten“) Ergebnisentwicklung 2017 Bei der Investitionsrücklage handelt es sich um regulatori- Der Betriebserfolg der APG liegt bei 75,3 Mio. € – dieses sche Verbindlichkeiten aus der Vergangenheit. Die gebilde- Ergebnis wurde vor allem durch die Investitionstätigkeiten te Vorsorge (inkl. der Zinskomponente) dient zur Kompen- bzw. die Regulatory Asset Base (RAB) und eine stringente sation der jährlichen Rückzahlungsverpflichtung. Auch der Kostenbewirtschaftung geprägt. Zinssatz für langfristige Verpflichtungen in Höhe von 1,75 % hat sich im Vergleich zum Vorjahr nicht verändert, daher Investitionstätigkeiten/RAB gibt es aus der Neubewertung der Verbindlichkeit für In- Die APG-Investitionstätigkeiten in Höhe von 113,4 Mio. €, vestitionsrücklage keine Ergebnisauswirkung. welche die Basis für die tariflich erstatteten Kapitalkosten darstellen, verzeichnen eine angemessene regulatorische Verfahrensbereinigung Systemnutzungstarife- bzw. Kapitalverzinsung. Die hohen Investitionstätigkeiten im Systemnutzungsentgelte-Verordnungen (SNT-/SNE-VOs) Jahr 2017 führten zu einer unternehmensweiten Vollaus- Infolge der Verfahrensbereinigungen konnten bereits in lastung und einem Anstieg der aktivierten Eigenleistungen. den Vorjahren die gebildeten Vorsorgen großteils verwen- det bzw. aufgelöst werden. Im Jahr 2017 wurden die letz- Kostenbewirtschaftung ten verbleibenden Rückstellungen verwendet bzw. aufge- Durch eine stringente Kostenbewirtschaftung konnte der löst. Dies führte zu keinem wesentlichen Ergebniseffekt Kostenauftrieb auch im Jahr 2017 auf niedrigem Niveau aus diesem Sachverhalt. gehalten werden. EPEX-Beteiligungserträge Sozialkapital Seit 2015 ist die APG Anteilseigner an der Holding des Die Positionen „Aufwendungen für Abfertigungen“ und Gestionnaires de Réseau de Transport d’Électricité (HGRT), „Aufwendungen für Altersversorgung“ in der Gewinn- und die alle Anteile (49 %) der TSOs (Elia, RTE, Swissgrid, Verlustrechnung weisen einen Ertrag in Höhe von Amprion, TenneT, APG) an der Strombörse EPEX SPOT +1,0 Mio. € aus. zusammenfasst. Die APG-Kapitalbeteiligung ist ein wichti- ger Meilenstein in der weiteren Integration Österreichs im Der positive Wert ist im Wesentlichen auf die versiche- Stromhandelsgebiet Zentral- und Westeuropa. Im Jahr rungsmathematischen Gewinne in Höhe von 3,5 Mio. zu- 2017 konnten zudem Beteiligungserträge in Höhe von rückzuführen. Begründet sind diese Gewinne durch Be- 275,0 Tsd. € generiert werden. standsveränderungen bei den Krankenzusatzversicherun- gen (+2,4 Mio. €) und durch die positive Entwicklung der Finanzierung Performance des Pensionskassenvermögens (+1,6 Mio. €). Durch die hohen Investitionsauszahlungen und den im Vergleich dazu niedrigeren operativen Cashflow kam es im Der Zinssatz betrug bei Abfertigungen, Pensionen, Jubilä- Jahr 2017 zu einem Nettofinanzierungsbedarf. Um die umsgeldern und Sterbegeldern 1,50 % und bei den Kran- hohen Investitionen in den kommenden Jahren finanzieren kenzusatzversicherungen 1,75 % und blieb im Vergleich zu können, wird es im Jahr 2018 zu einer Umschuldung zum Vorjahr unverändert. von kurz- auf langfristige Finanzinstrumente und einer zusätzlichen Fremdkapitalaufnahme kommen. 20
GESCHÄFTSBERICHT 2017 LAGEBERICHT RECHTLICHE ENTWICKLUNGEN REGULATORISCHE ENTWICKLUNGEN Rechtsverfahren betreffend Kapazitätsbewirtschaftung Das Regulierungssystem der APG ist eine Mischung aus an der deutsch-österreichischen Grenze „Cost+ Model“ und „Revenue Cap“. Auf Basis des letztver- Das Rechtsverfahren betreffend die Entscheidung fügbaren Jahresabschlusses und der Investitionsplanung der Agency for the Cooperation of Energy Regulators (ACER) werden im Rahmen des jährlichen Kostenermittlungsver- vom November 2016 zur Festlegung der Kapazitätsbe- fahrens angemessene Kosten festgestellt. Weiters werden rechnungsregionen, welche die Einführung der Kapazitäts- aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen Differenzen bewirtschaftung an der Grenze Deutschland-Österreich zwischen Plan- und Ist-Erlösen aufgerollt. enthält, ist nach wie vor anhängig. Tarifprüfung 2017 Missbrauchsverfahren betreffend Peagierungsverträge Im diesjährigen Verfahren wurde die Kapitalverzinsung Aufgrund der Einleitung eines Missbrauchsverfahrens (WACC) mit Verweis auf eine mehrjährige Festlegung in gemäß § 24 E-Control-Gesetz im November 2016 durch Höhe von 4,88 % vor Steuern neu festgesetzt. Zusätzlich ECA iZm zwischen der APG und anderen Vertragspartnern wurde als Investitionsförderung ein Mark-up in Höhe von bestehenden Peagierungsverträgen hat die APG die bis 0,8 % auf die eigenkapitalfinanzierten Neuinvestitionen ab dahin geltenden Verträge einseitig beendet; in der Zwi- dem Geschäftsjahr 2018 festgelegt. Diese Effekte kommen schenzeit kam es zu einer einvernehmlichen Auflösung der daher im Jahr 2018 zum Tragen. wechselseitigen Verträge durch alle Vertragsparteien. Vor diesem Hintergrund ist eine rasche Einstellung des gegen- Die Tarifierungsbasis für die Brutto- und Nettotarife der ständlichen Verfahrens durch E-Control Austria zu erwar- APG steigt um 83,2 % auf 321,1 Mio. €. Hauptgrund ist die ten. Entwicklung der Engpassmanagementkosten. Die gesamte Tarifierungsbasis, inklusive Kosten der Ebene 3, Verlustenergie und Systemdienstleistungen steigt um +32,3 % auf 410,2 Mio. €. Das Netzverlustentgelt aller Ebenen steigt durch den hö- heren Verlustpreis und geringere Mengen um +8,4 %. Die Kosten der Systemdienstleistungen sinken um 48 % und sorgen teilweise für eine Kompensation. 21
AUSTRIAN POWER GRID AG LAGEBERICHT INTERNATIONALE ENTWICKLUNGEN Die APG war an der Ausarbeitung der Leitlinien und Netzko- dizes gestalterisch und federführend beteiligt. Somit wur- Die Vielzahl an internationalen Projekten aufgrund von den ein wichtiger Schritt zur Erfüllung der rechtlichen Network Codes (NCs) und Guidelines3) sowie neuen EU- Vorgaben aus dem dritten Energiepaket (seit 2011 in Kraft) Richtlinien führt dazu, dass die Marktentwicklung und abgeschlossen und dabei die spezifischen Aspekte des Systemintegration bei der APG einen wichtigen Stellenwert österreichischen Elektrizitätsversorgungssystems und einnehmen. Die diesbezüglichen Themenbereiche umfas- Elektrizitätsmarkts auch entsprechend berücksichtigt. sen regelzonenüberschreitende Kooperationen zur Be- schaffung von Regelreserven und zur Bewirtschaftung des „Clean Energy for All Europeans“ – neue Day-Ahead-Markts, die Erhöhung und Verbesserung der Gesetzesentwürfe der Europäischen Kommission Transparenz, Market-Coupling-Initiativen und internatio- Am 30.11.2016 hat die Europäischen Kommission umfang- nale, strategisch wichtige Kooperationen. reiche Gesetzesvorschläge für den Energiebereich veröf- fentlicht. Das sogenannte „Clean Energy for All Euro- ENTSO-E Network Codes/Guidelines als Ausgangspunkt peans“-Paket soll dazu beitragen, dass der Energiesektor für zunehmende Internationalisierung der EU stabiler, wettbewerbsfähiger und nachhaltiger wird NCs/Guidelines definieren und harmonisieren zahlreiche und die Ziele der Energieunion umsetzt. Regelungen für das Stromnetz, unter anderem in den Bereichen Netzbetrieb, Netzanschluss, Engpassmanage- Das Paket enthält diverse Gesetzesvorschläge, vor allem ment und Regelenergie. Sie sind wichtige Bestandteile des Vorschläge zur Revision verschiedener Richtlinien und künftigen Rechtsrahmens für den europäischen Elektrizi- Verordnungen des dritten Energiepakets. Die Gesetzesvor- tätsmarkt. Am 28.11.2017 wurden, nach der Leitlinie für schläge werden im Europäischen Parlament und im Rat der den Übertragungsnetzbetrieb am 2.8.2017, die letzten Europäischen Union verhandelt und eine Einigung soll ausstehenden Rechtsdokumente im Europäischen Amts- spätestens Anfang 2019 erfolgen. blatt veröffentlicht. Diese traten somit am 18.12.2017 in Kraft. Öffnung des Regelreservemarkts Die Ende 2017 in Kraft getretene Guideline on Electricity Es handelt sich hierbei um den Netzkodex über den Notzu- Balancing wird die internationalen Entwicklungen am stand und den Netzwiederaufbau des Übertragungsnetzes Regelreservemarkt in den nächsten Jahren prägen. Die und die Leitlinie über den Systemausgleich im Elektrizi- stufenweise Implementierung sieht weitreichende Verän- tätsversorgungssystem. derungen im europäischen Regelreservemarkt vor. Im Zentrum steht dabei die Schaffung von zentralen, europäi- Der Netzkodex über den Notzustand und den Netzwieder- schen Plattformen zur ökonomischen Optimierung von aufbau des Übertragungsnetzes befasst sich mit den Ver- Regelreserveabrufen. fahren und Abhilfemaßnahmen im Falle einer kritischen Netzsituation oder eines Blackouts. Dazu gehören unter Die APG arbeitet bereits seit einigen Jahren an der interna- anderem die Vorbereitung von Systemschutz- und Netz- tionalen Öffnung der Regelreservemärkte und zählt damit wiederaufbauplänen sowie Informationsaustausch und Ad- in Europa zu den Vorreitern. Die bereits 2013 auf APG- hoc-Analysen nach eingetretenem Störfall. Initiative gestartete internationale Primärregelreserve- Kooperation konnte in den letzten Jahren stetig erweitert Die Leitlinie über den Systemausgleich im Elektrizitätsver- werden und besteht mittlerweile aus zehn TSOs aus sieben sorgungssystem setzt einen weiteren Schritt im Bereich Ländern. Die 2016 in Betrieb gegangene Sekundärregelre- der Regelreservemärkte, in Richtung einer pan- serve-Kooperation mit Deutschland optimiert den Abruf europäischen Marktintegration und grenzüberschreitenden der Sekundärregelung grenzüberschreitend anhand einer Verwendung aller Regelreservearten. gemeinsamen Merit-Order-Liste und ist in ihrer Form bislang in Europa einzigartig. Beide Kooperationen tragen 3) „Network Codes“ und „Guidelines“ werden nach Inkrafttreten zum Bestandteil der europäischen Verordnung (EG) 714/2009 und somit unmittelbar anwendbares Bundesrecht. „Network Codes“ dürfen nach Inkrafttreten keine zu finalisierenden Vorgaben enthalten, während „Guidelines“ auch solche Vorgaben vorsehen, die erst nach Inkrafttreten inner- halb definierter Fristen vollendet und somit endgültig rechtsverbindlich werden. 22
GESCHÄFTSBERICHT 2017 LAGEBERICHT weiterhin erheblich zur Kostenreduktion in der Regelzone Coupling ist an zwei APG-Grenzen (Slowenien-Österreich APG bei und erhöhen gleichzeitig das Absatzpotenzial für und Italien-Österreich) implementiert. österreichische Marktteilnehmer. Durch diese und eine Vielzahl an anderen Optimierungsmaßnahmen konnten die Eine Weiterentwicklung stellt das sogenannte lastflussba- Kosten für Regelreserve seit 2014 wesentlich gesenkt sierte Market Coupling dar. Hierbei werden bei der Berech- werden. nung der Übertragungskapazitäten die physikalischen Auswirkungen des Stromhandels besser berücksichtigt. Durch diese internationalen Kooperationsprojekte bringt Diese Form von Market Coupling wurde in der CWE-Region die APG auch wesentliche Erfahrungen bei der Umsetzung im Mai 2015 erfolgreich gestartet. Die APG ist nach einem der Vorgaben aus der Guideline on Electricity Balancing ein. mehrjährigen Integrationsprozess seit November 2016 in So wurde 2017 unter APG-Beteiligung gemeinsam mit den die lastflussbasierten CWE-Prozesse eingebunden und TSOs aus Belgien, Deutschland, Frankreich und den Nie- damit an den hochliquiden CWE-Raum angekoppelt. derlanden ein Projekt zur Umsetzung einer europäischen Plattform für Sekundärregelenergie gestartet. Ebenso Die lastflussbasierte Kapazitätsberechnung ist auch das wurden, nach umfangreichen Vorbereitungen in den Vor- europäische Zielmodell entsprechend der europäischen jahren, 2017 die Umsetzungsarbeiten für einen koordinier- Guideline on Capacity Allocation and Congestion Manage- ten Abruf von Tertiärregelenergie zwischen Österreich und ment (CACM-Verordnung). Die von der ACER beschlossene Deutschland gestartet. Als erste derartige Kooperation in Core-Region umfasst neben der APG 15 weitere TSOs aus Europa liefert sie bereits vor Inbetriebnahme, welche mit CWE und Central Eastern Europe (CEE) und hat 2017 ihre Mitte des Jahres 2018 angestrebt wird, wertvolle Erkennt- Arbeit aufgenommen. Der bisherige Fokus liegt auf der nisse für die Ausgestaltung des europäischen Tertiärre- Entwicklung der lastflussbasierten Kapazitätsberechnung gelenergiemarkts. für den Day-Ahead-Zeitbereich. Basis hierfür ist die bereits operative Lösung in der CWE-Region. Mittlerweile wurde Alle bestehenden internationalen Kooperationen sind tech- das Projekt auch auf die Zeitbereiche Long-Term, Intraday nisch so gestaltet, dass sie über Regelzonengrenzen so- und Redispatch/Countertrading ausgeweitet. wohl mit als auch ohne Engpassbewirtschaftung möglich sind. Die Kooperationen werden deshalb auch nach Einfüh- Bei der lastflussbasierten Kapazitätsberechnung werden rung der Engpassbewirtschaftung an der deutsch- wesentliche Elemente des Übertragungsnetzes detailliert österreichischen Grenze weiterbestehen. Die Auswirkungen berücksichtigt. Dadurch kann das Netz von der APG und auf das Preisniveau sind stark davon abhängig, wie viel den beteiligten TSOs optimaler unter Berücksichtigung der Übertragungskapazität am Ende für diesen Austausch zur Netzsicherheit für den grenzüberschreitenden Handel Verfügung steht. genutzt werden. Zugleich steigen damit für die APG auch die operativen Anforderungen zum Beispiel hinsichtlich der Umsetzung des Day-Ahead-Markts Bereitstellung von Daten und Abstimmung mit anderen Unter dem Begriff Day-Ahead Market Coupling versteht TSOs. man die Kopplung nationaler oder lokaler Strommärkte. Strombörsen stellen dabei einen einheitlichen Marktzu- gang sicher und TSOs stellen Übertragungskapazitäten bereit. Anstatt wie bisher getrennt voneinander, werden beim Market Coupling die Übertragungskapazitäten und die elektrische Energie gemeinsam in einem Schritt ge- handelt. Dadurch wird der Stromhandel über Landesgren- zen hinweg harmonisiert und optimiert. Am europäischen Day-Ahead Market Coupling sind momentan 22 TSOs und neun Strombörsen in 18 Ländern aktiv beteiligt. Market 23
AUSTRIAN POWER GRID AG LAGEBERICHT Aktivitäten für regionale Zusammenarbeit der TSOs Erhöhung und Verbesserung der Transparenz Das Jahr 2017 war hinsichtlich der regionalen Zusammen- Durch internationale Vorgaben und um die Informations- arbeit der TSOs besonders ereignisreich und einige der versorgung aller Marktteilnehmer weiter zu stärken, arbei- erreichten Meilensteine sind bestimmend für die weitere tet die APG intensiv an der Umsetzung der verstärkten Entwicklung der APG. Anforderungen an Transparenz. Regionale Koordination der TSOs und ENTSO-E Veröffentlichungspflicht: EMFIP In der mit 14.9.2017 in Kraft getretenen EU-Verordnung Seit 5.1.2015 ist die neue paneuropäische Transparenz- zur Festlegung einer Leitlinie für den Übertragungsnetzbe- plattform EMFIP als Konsequenz der Verordnung trieb (VO (EU) 2017/1485, „System Operation Guideline“), (EU) 543/2013 über die Übermittlung und die Veröffentli- sind unter anderem die rechtlichen Grundlagen der regio- chung von Daten in Strommärkten bei ENTSO-E in Betrieb. nalen TSO-Koordination festgehalten. Dies umfasst sowohl Im Jahr 2017 wurde auf europäischer Ebene, gemeinsam die Organisation der Dienstleister für TSOs – „Regional mit anderen Marktteilnehmern, an der Verbesserung der Security Coordinators“ (RSCs) – als auch die Inhalte und Markttransparenz gearbeitet. Hierfür wurde das Manual of Rahmenbedingungen für die Dienste, die sie für die TSOs Procedures, das die genauen technischen und rechtlichen erbringen sollen: Anforderungen der Veröffentlichungspflicht definiert, überarbeitet. Die sich daraus ergebenden neuen Anforde- → Gemeinsame Netzmodelle rungen aufseiten der APG wurden analysiert und imple- → Kapazitätsberechnung an Grenzübergabestellen mentiert. Die produktive Umsetzung der Änderungen er- → Netzsicherheitsanalyse folgt in zwei Schritten, wobei die erste Version mit Ende → Abschaltplanungskoordination 2017 in Betrieb gegangen ist. Der zweite Teil der Inbetrieb- → Kurzfristige Deckungsprognose nahme ist derzeit von ENTSO-E mit Ende des ersten Quar- → u. v. m. tals 2018 angesetzt. Die APG ist hier nicht nur proaktiv integriert, sondern ver- Darüber hinaus wurden auch einige Maßnahmen imple- antwortet als Projektmanager die gesamteuropäische mentiert, um die operative Abwicklung der Veröffentli- Umsetzung im Rahmen des ENTSO-E-Projekts für die TSO- chungspflicht und das Monitoring der Datenqualität zu Koordinationsstrategie. verbessern. In der Praxis ist die APG Teilhaber eines der führenden Veröffentlichungspflicht: REMIT RSCs in Europa, der TSCNET Services GmbH, die als Die Verordnung (EU) 1227/2011 verpflichtet alle Marktteil- Dienstleister für die TSOs in der TSO Security Cooperation nehmer, neben den Verboten des Insiderhandels und der (TSC) tätig ist, in der 14 europäische TSOs vertreten sind. Marktmanipulation, zur Veröffentlichung von Insiderinfor- Darunter fallen alle österreichischen „elektrischen“ Nach- mationen. In der Durchführungsverordnung barn sowie TSOs aus weiteren Ländern: Polen, Niederlande, (EU) 1348/2014 wurde definiert, welche Daten von den Dänemark, Kroatien und Rumänien. Auch in der TSC ist die Marktteilnehmern für das europäische Marktmonitoring an APG gestalterisch tätig; der Chairman der gesamten Ko- die ACER übermittelt werden müssen. operation auf Vorstandsebene wurde 2017 durch die APG gestellt und auch die Leitung des operativen Steuerungs- Die Verpflichtungen aus den beiden Verordnungen finden gremiums „Operational Board“ erfolgt durch die APG. sich in einer eigenen, unternehmensweiten REMIT- Richtlinie wieder. Im Jahr 2017 wurden keine Verstöße gegen den Artikel 3 (Insiderhandel) oder den Artikel 5 (Marktmanipulation) der Verordnung (EU) 1227/2011 im Zuge des internen REMIT-Prozesses festgestellt. Insiderin- formationen, die im Rahmen der operativen Netzführung 24
GESCHÄFTSBERICHT 2017 LAGEBERICHT entstehen, wurden auf der APG-Homepage bzw. auf der Transparenzplattform EMFIP veröffentlicht. Seit 7.4.2016 müssen alle Transaktionsdaten von Ener- giegroßhandelsprodukten und Fundamentaldaten an die ACER übermittelt werden. Diese Daten wurden auch im Jahr 2017 fristgerecht übermittelt. Auf nationaler Ebene wurde die Energiegroßhandelsdaten- verordnung (EGHD-VO) und die Energiegroßhandels- Transaktionsdaten-Aufbewahrungsverordnung (ETA-VO) durch die neue Großhandelsdatenverordnung (GHD-V) ersetzt. Durch diese neue Verordnung müssen dem Regu- lator keine Transaktionsdaten mehr für Standard- oder Nichtstandardprodukte übermittelt werden. Die APG über- mittelte gemäß der GHD-V im Jahr 2017 detaillierte Daten zum Regelenergiemarkt und zu den grenzüberschreitenden Nominierungen. Gleichzeitig könnten den TSOs durch die Veröffentlichung der vierten Edition der REMIT-Guidance von der ACER durch die nationalen Regulierungsbehörden einige zusätzliche organisatorische und technische Regeln auferlegt werden. Die möglichen Auswirkungen werden derzeit durch die APG analysiert. 25
AUSTRIAN POWER GRID AG LAGEBERICHT ASSET MANAGEMENT eine Summenleistung von über 3,7 GW. Dies entspricht rund 15 % der gesamten heimischen Kraftwerksleistung. Im liberalisierten Marktumfeld der europäischen Elektrizi- tätswirtschaft (vgl. „Clean Energy for All Europeans“-Paket Durch den starken Ausbau von EE kommt es zu Änderun- der Europäischen Kommission) stehen Übertragungsnetz- gen im Systemverhalten. Die Erzeugung aus EE weist weit- betreiber aufgrund der sich ändernden Rahmenbedingun- aus höhere Volatilitäten auf und erfolgt zudem in Abhän- gen und der Energiewende vor immer neuen Herausforde- gigkeit des Primärenergieträgers Wind und Sonnenein- rungen. Der enorme Ausbau erneuerbarer Energieträger strahlung und nicht entsprechend der Nachfrage wie frü- und der marktpreisbestimmte Kraftwerkseinsatz führen her bei konventionellen Kraftwerken. Weiters entwickelten zunehmend zu hohen Netzbelastungen und Engpässen. sich die Strom- und Marktpreise durch die zunehmende Von den Marktakteuren werden immer schnellere Markt- Einspeisung von geförderten EE auf Niveaus, bei denen prozesse gefordert, um kurzfristige Erzeugungsschwan- thermische Kraftwerke nicht mehr rentabel betrieben kungen (z. B. Prognoseabweichungen der Erneuerbaren) werden können. In weiterer Folge werden diese Kraftwerke vermarkten zu können. Für die zukünftige Gewährleistung stillgelegt. Gerade in Zeiten von mangelndem EE-Dargebot der Versorgungs- und Systemsicherheit sind Kapazitäts- sind jedoch die thermischen Kraftwerke notwendig, um die steigerungen und Netzausbauten im Übertragungsnetz Bedarfs- und Lastdeckung energetisch sicherzustellen (vgl. dringend erforderlich. Weiters liegen zur Erhaltung der Netzreservekraftwerke). Dies und der steigende Transport- Leistungsfähigkeit des Netzes umfangreiche Projekte für bedarf sowie die erhöhte Dynamik der Stromflüsse führen Erneuerungen und Verstärkungen bestehender Anlagen vor. dazu, dass immer größere Anstrengungen unternommen werden müssen, um einen sicheren Netzbetrieb zu ge- Unser Energiesystem im Umbruch währleisten. Aufgrund des Bekenntnisses zum Klimaschutz in Europa kommt es zu bedeutenden Veränderungen im Elektrizitäts- Für die Gewährleistung der Versorgungs- und Systemsi- system. Einerseits muss der Ausbau der erneuerbaren cherheit ist es demnach wichtig, den Netzausbau zeit- und Energieträger (EE) massiv vorangetrieben werden, um die bedarfsgerecht voranzutreiben und die erforderlichen gesetzlichen Vorgaben zum Klimaschutz zu erfüllen. Ande- Ausbaumaßnahmen in den Übertragungs- und Verteiler- rerseits sind die Elektrifizierung der Sektoren Wärme (z. B. netzen rechtzeitig einzuleiten. Der Netzausbau dauert Wärmepumpen) und Mobilität (Elektromobilität) in Kombi- aufgrund äußerer Einflussfaktoren (umfangreiche Geneh- nation mit dem Ausbau der EE ein wichtiger Beitrag, um migungsverfahren, viele beteiligte Parteien durch große die CO2-Einsparungsziele zu erreichen. Weitere Bekennt- räumliche Ausdehnung von Leitungsprojekten etc.) um ein nisse wie die Ratifizierung des UN- Vielfaches länger als die Errichtung der EE. Daher sind eine Klimaschutzabkommens von Paris bestätigen das politi- umfangreiche Planung und eine gründliche Analyse der sche Interesse und die Notwendigkeit, entsprechende Anforderungen sowie die gesamthafte Betrachtung des Anstrengungen für den Schutz des Weltklimas zu unter- Elektrizitätssystems von enormer Bedeutung. Die APG nehmen. unternimmt große Anstrengungen, den gesetzlichen Pflichten im Elektrizitätswirtschafts- und - Die EU-weit installierten Anlagenleistungen von rund 150 organisationsgesetz (ElWOG) zum Ausbau und Erhalt eines GW Windkraft sowie rund 100 GW Photovoltaik zeigen, leistungsfähigen Übertragungsnetzes nachzukommen. dass die EE bereits bedeutende Größenordnungen in Euro- Dennoch liegen im Netzausbau starke Verzögerungen vor, pa erreicht und damit Einflüsse auf den Systembetrieb die bereits umfangreiche Markteinschränkungen und mas- haben. Dies wird auch durch den fortschreitenden Ausbau siv gestiegene Redispatchmaßnahmen und Kosten nach der Erneuerbaren bestätigt – im Jahr 2016 waren 21,1 GW sich ziehen. bzw. 86 % der Kraftwerksneuinstallationen in der EU Erneu- erbare. Auch in Österreich erfolgten in den letzten Jahren Ausbauten von Windkraft- und Photovoltaikanlagen auf 26
Sie können auch lesen