Wahrnehmungsbericht 2013 der Ärztekammer für Wien
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Wahrnehmungsbericht 2013 Wir vertreten dynamisch die Interessen aller Ärztinnen und Ärzte und sichern Ärztinnen und Ärzte und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ärztekammer für Wien ihre Zukunft. Wir nutzen alle Herausforderungen wirken dabei entschlossen zusammen. Die ärztliche Ethik ist Basis zur Gestaltung der Zukunft und unserer Arbeit. übernehmen die Themenführerschaft im Gesundheitsbereich. Leitbild der Ärztekammer für Wien
Im Überblick Was wir alles für Sie im Jahr 2013 erreicht haben extern: Vertragsabschluss mit der Wiener Gebietskrankenkasse über der Inflationsrate im Durchschnitt von 3,27 % pro Jahr Etablierung von Vertragsfachärzten für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Wien Sicherung der Honorare in der Sonderklasse und in Privatspitälern für die nächsten fünf Jahre entsprechend der Inflationsrate neue Betriebsvereinbarung an der Medizinischen Universität Wien Umsetzung des Arbeitsruhegesetzes in den Häusern des Wiener Kranken- anstaltenverbunds neue Hygieneverordnung zur Absicherung vor Behördenwillkür intern: Senkung der Kammerumlage um mehr als 10 % von 1,9 % auf 1,7 % vollständige Umsetzung der Neustrukturierung des Kammeramts Antritt zur Facharztprüfung nach 44 Monaten Facharztausbildung Etablierung eines Patientenombudsmanns Wohlfahrtsfonds: nachhaltige Sicherung der Beitragszahlungen durch Ankauf von Immobilien in Wien 6., Mariahilferstraße Neuregelung der Witwen-/Witwerversorgung bei langer Ehedauer oder großem Altersunterschied Anpassung der Richtwerte zur Sicherung des Äquivalenzprinzips von Beiträgen und Leistungen Die im Wahrnehmungsbericht verwendeten personenbezogenen Ausdrücke gelten ausdrücklich für Personen beiderlei Geschlechts. WAHRNEHMUNGSBERICHT 2013 2
Vorwort ao. Univ.-Prof. Dr. Eva Raunig Dr. Hermann Leitner Dir. Dr. Johannes Steinhart Dr. Thomas Szekeres Vizepräsidentin Vizepräsident Vizepräsident Präsident Sehr geehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege! Als Standesvertretung ist die Ärztekammer im Gesundheitswesen eine wichtige Partnerin. Ob beim Tauziehen in politischen Gesundheitsfragen, bei öffentlichkeitswirksamen Aktionen oder beim Organisieren von Informationsveranstaltungen – die Wiener Ärztekammer setzt sich stets dafür ein, die Interessen der Ärzteschaft bestmöglich zu vertreten. Hinter uns liegt ein schwieriges Jahr 2013. Wieder gab es gesundheitspolitisch zentrale Themen, bei denen die Ärztekammer ihre Stimme kräftig und nachhaltig erhoben hat. So forderte die Ärztekammer im Rahmen einer groß angelegten Informationsoffensive 300 zusätzliche Kassenplanstellen in Wien – mit einem ersten Erfolg, wird es doch 2014 erstmals Vertragsordinationen für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Wien geben. Die neue Krankenan- staltenarbeitszeitgesetz-Betriebsvereinbarung an der Medizinischen Universität Wien war nur durch die tatkräftige Unterstützung seitens der Ärztekammer möglich. Auf die Einhaltung der Arbeitsruhe in den Häusern des Wiener Krankenanstaltenverbunds wurde von der Ärztekam- mer sehr genau geachtet. Mit der Installierung eines Patientenombudsmanns hat die Ärzte- kammer eine optimale Hilfestellung für Patienten geschaffen. Ende des Jahres konnte zudem ein erfolgreicher und fairer Honorarabschluss mit der Wiener Gebietskrankenkasse für die Jahre 2013 und 2014 erzielt werden. Eine Einigung gab es auch mit den Privatkrankenversi- cherungen hinsichtlich der Sonderklassengelder. Beschäftigt haben uns weiters die Elektroni- sche Gesundheitsakte sowie die sogenannte „Gesundheitsreform“. Aber nicht nur politisch, sondern auch im Servicebereich steht die Ärztekammer für ihre Mitglieder immer bereit, sei es mit Rechtsberatung, Informationsveranstaltungen, Fortbildun- gen oder der Organisation von kulturellen Events wie dem Ärzteball, Kunstführungen und Filmabenden. Und wir sind laufend bemüht, unsere Serviceleistungen zu erweitern. Damit Sie sich als Mitglied einen Überblick darüber verschaffen können, was die Wiener Ärztekammer im vergangenen Jahr für Sie bewegt hat, haben wir auch heuer wieder einen ausführlichen Wahrnehmungsbericht als Nachweis für Leistung und Transparenz herausgege- ben. Es ist uns ein Anliegen, dass Sie darüber informiert sind, was mit Ihren Kammerumlagen passiert und was die Ärztekammer gesundheits- und standespolitisch umsetzt. Die Zeiten sind nicht einfach. Wir sind konfrontiert mit einer demografischen Entwicklung, die vor allem einen erhöhten Pflegebedarf bedingt. Auch die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten werden immer besser. All das aber kostet Geld – viel Geld. Mit einem starken Partner an der Seite sollte es gelingen, eine Gesundheitspolitik in Öster- reich mitzugestalten, die den Patienten wieder in den Mittelpunkt rückt und gleichzeitig uns Ärztinnen und Ärzten ein Arbeitsumfeld schafft, in dem wir bestmöglich unsere ärztliche Heilkunst anwenden können. Eine solche Partnerin will die Ärztekammer für Sie sein. 3 WAHRNEHMUNGSBERICHT 2013
Topthema 6 Interna 10 Gesundheitspolitik 20 Standespolitik 26 Wohlfahrtsfonds Organisation der Wiener 12 Elektronische Gesundheitsakte 22 Arbeitsruhegesetz KAV 28 Ärztekammer Gesundheitsreform 23 KA-AZG Betriebsvereinbarung 28 Statistische Daten 14 (Art. 15A-Vereinbarung) Medizinische Universität Wien Geschäftsgebaren 16 Kassenplanstellen 29 Gremien 18 Kassenverhandlungen 29 Kammerumlage 18 Medizinische Assistenzberufe 31 Veranstaltungszentrum 18 IMS / Compu-Group 34 Honorare in der Sonderklasse 36 und in Belegspitälern WAHRNEHMUNGSBERICHT 2013 4
Qualitätssicherung 38 Service 50 Patienten 58 Gesellschaft 68 Arztprüfung 40 Elektronische Informationen 52 Apps 60 Ärzteball 70 Ausbildungsreform 41 Jungmedizinier 53 Ärztefunkdienst 61 Ausstellungen 71 Clubbings 72 Ausschuss für ärztliche 42 Mahn- und Inkassostelle 53 Kinderärztlicher Wochenendnot- 62 Ausbildung dienst KiND Filme 73 Ordinationsbildschirme / 54 Diplom-Fortbildungsprogramm 43 Wartezimmer TV Mammascreening 62 Kunstführungen 73 (DFP) Parkpickerl 55 Patientenombudsmann 63 Paul-Watzlawick-Ehrenring 74 Fortbildungsveranstaltungen 45 Stadtführungen 75 Pressearbeit 55 Patientenschiedsstelle 64 Lehrpraxisförderung 45 Theater 75 Schlichtungsausschuss Privat- 56 Praxisplan 65 Ordinationsevaluierung gemäß 46 krankenversicherungen Qualitätsverordnung Teddybär-Krankenhaus 66 Sonderklasseverrechnungsstelle 57 Turnusevaluierung 47 KAV Wien (inklusive AKH) Vorsorgekampagne 67 „Gesagt.Getan.Vorgesorgt.“ Wartezeitenstudie 67 5 WAHRNEHMUNGSBERICHT 2013
Topthema Wohlfahrtsfonds Der Wohlfahrtsfonds der Wiener Ärztekam- mer (im Folgenden kurz Wohlfahrtsfonds) bildet ein gesetzlich vorgesehenes, zweck- gebundenes Sondervermögen der Ärztekam- mer und garantiert Versorgungsleistungen im Bereich der Alters-, Invaliditäts- und Hin- terbliebenenversorgung. Nach historischen Vorbildern in der heutigen Form 1950 als ausschließliches Umlageverfahren für die Versorgung der niedergelassenen Ärzte gegründet, wandelte sich der Wohlfahrtsfonds in den folgenden Jahrzehnten vor allem durch die Einbeziehung der angestellten Ärzte (1964) zu einem umfassenden Versorgungswerk für die gesamte Wiener Kollegenschaft. WAHRNEHMUNGSBERICHT 2013 6
Der Krise der 1980er-Jahre, hervorgerufen durch eine dung – eine Entwicklung, die übrigens auch im Bereich der Unterdeckung und die mangelnde Berücksichtigung des Kammerumlage nachvollzogen wurde. Äquivalenzverfahrens von Einzahlungen und korrespondie- Ungeachtet dessen beschäftigt sich die Ärztekammer renden Leistungen, wurde durch die Etablierung eines neu- aktuell damit, ob man das Beitragssystem noch sozial en Beitragssystems sowie die Einhebung eines sogenannten ausgewogener machen kann, um vor allem die niedrigeren Altlastenbeitrags (Beitragszahlungen ohne individuelle ärztlichen Einkommen zu entlasten. Anrechnung auf die eigene Pension) begegnet. Gleichzeitig wurde Anfang der 1990er-Jahre ein langfristiger Kredit auf- genommen, um die Belastung der Sanierung auf mehrere Leistungen Generationen aufzuteilen. Auf der Ausgabenseite erfolgten im Rahmen der Sanierung Zweimal seit seinem Bestehen – 1998 und 2011 – wurde des Wohlfahrtsfonds stets nur moderate und punktuelle der Wohlfahrtsfonds auch einer Überprüfung durch den Pensionserhöhungen, so in den Jahren 2009, 2011 und Rechnungshof unterzogen, der im Rahmen seiner letzten 2012. Kontrolle auch die gelungene Sanierung des Systems und Gleichzeitig führte der Wohlfahrtsfonds als erstes kam- damit eine langfristige Sicherung der Kammerpensionen mereigenes Pensionssystem mithilfe des Gesetzgebers festgestellt hat. einen Pensionssicherungsbeitrag für all jene Pensionen ein, Mit Stichtag 31. Dezember 2012 wies der Wohlfahrtsfonds deren Unterdeckung zuvor versicherungsmathematisch 11.756 ordentliche zahlende Mitglieder auf und zahlte festgestellt wurde. Auch dieses Steuerungselement erwies Leistungen aus der Alters- und Invaliditätsversorgung an sich letztendlich als verfassungsrechtlich unbedenklich und 2071 Ärzte aus. bestand einer mehrfachen Anfechtung vor dem Verfas- sungsgerichtshof. Beiträge Meilensteine in der Entwicklung des Wohlfahrtsfonds nach der Jahrtausendwende waren weiters die Einführung eines Seit 1994 berechnet sich der Beitrag zum Wohlfahrtsfonds parallel laufenden kapitalgedeckten Verfahrens, bei dem aus dem Bruttogewinn aus ärztlicher Tätigkeit des drittvor- ein bestimmter Prozentsatz der Beitragsleistung einem angegangenen Jahres. kapitalgedeckten Verfahren zugeführt und durch Veranla- gung auf den Finanzmärkten, wie bei einer Pensionskasse, Betrug der Beitragssatz zu Beginn noch 15,8 %, konnte er valorisiert wird, sowie die Einführung von Versorgungsleis- in den letzten Jahren aufgrund der erfolgreichen Sanierung tungen auch für Hinterbliebene aus gleichgeschlechtlichen auf 14,2 % gesenkt werden. In ähnlicher Weise reduzierte eingetragenen Partnerschaften (2010). sich der Altlastenbeitrag von ursprünglich 20 % auf 15 % Die Leistungen des Wohlfahrtsfonds gehen überwiegend in (2007) und 10 % (2011), um ab dem Beitragsjahr 2012 den Bereich der Altersversorgung (58,82 %), gefolgt von völlig abgeschafft zu werden. Leistungen für den Bereich der Witwen- und Witwerversor- Trotz zahlreicher höchstgerichtlicher Verfahren erwies sich gung (29,83 %) sowie der Invaliditätspension das 1994 eingeführte Beitragssystem als stabil und musste (9,2 %). in den 20 Jahren seines Bestehens nicht wesentlich adap- tiert werden. Der Sicherstellung der Leistungen sowie der steigenden Lebenserwartung geschuldet ist auch die stetige Anpas- Eine Ergänzung erfuhr das Beitragssystem um die Jahrtau- sung des sogenannten Richtbeitrags, der Grundlage für die sendwende durch die Einführung von ermäßigten Beiträ- Berechnung der Anwartschaftspunkte ist. Dieser Richtwert gen für Turnusärzte in den ersten drei Jahren ihrer Ausbil- ist jener Wert, der sich dadurch errechnet, wie lange der 7 WAHRNEHMUNGSBERICHT 2013
Topthema Wohlfahrtsfonds Leistungen des Wohlfahrtsfonds 2013 181 Kinderunterstützung 158 Waisenpensionen 259 Invaliditäts- versorgte 1.868 Altersversorgte 1.176 Witwen/ Witwer/Gesch. Witwen Stand: 31. 12. 2013 altersversorgte Arzt bzw. seine Hinterbliebenen Leistungen Die Vermögensbildung im Bereich des Wohlfahrtsfonds aus dem Wohlfahrtsfonds beziehen. Da Ärzte glücklicher- dient in erster Linie der langfristigen Absicherung der weise eine hohe und nach wie vor steigende Lebenserwar- Pensionsanwartschaften. Aufgrund der Alterspyramide der tung haben, muss dieser Faktor immer wieder nach oben Ärzteschaft ist in den nächsten zehn Jahren mit zunehmen- angepasst werden, damit die Sicherheit der Pensionen für den Ärztepensionistenzahlen zu rechnen, für die durch die die gesamte Bezugsdauer garantiert ist. Vermögensentwicklung Vorsorge getroffen wird, damit der Wohlfahrtsfonds nicht wieder in eine finanzielle Schieflage Um auch hier die Entwicklung kontinuierlich beobachten gerät. Jährlich eingeholte versicherungsmathematische zu können, wurde 2013 eine Regelung in die Satzung auf- Berechnungen, die sowohl auf Grundlage der kammereige- genommen, die den Verwaltungsausschuss verpflichtet, der nen Daten als auch aufgrund allgemeiner Altersstatistiken erweiterten Vollversammlung jährlich einen Bericht über die erstellt werden, weisen das System durch die getroffenen notwendige Anpassung des Richtbeitrags vorzulegen. Maßnahmen jedenfalls bis ins Jahr 2040 als stabil aus. Das Vermögen Ausblick in die Zukunft Das Vermögen des Wohlfahrtsfonds entwickelte sich positiv Seit Herbst 2012 bestehen intensive Überlegungen da- in den letzten Jahren. Daher musste der Wohlfahrtsfonds hingehend, das System des Wohlfahrtsfonds in der Form auch im Krisenjahr 2007 aufgrund des hohen Cash- gerechter auszugestalten, dass sich die Beitragssätze Bestands keine nennenswerte Vermögensminderung in künftig – dem System der Einkommenssteuer folgend – Kauf nehmen: Das Vermögen des Wohlfahrtsfonds ist zur stärker an der Einkommenshöhe orientieren. Entsprechen- Zeit überwiegend in Investmentfonds (ca. 73 %), direkt de Überlegungen befinden sich zurzeit in der vertieften erworbenen Immobilien (16 %) sowie Geldmitteln (10 %) versicherungsmathematischen und verfassungsrechtlichen veranlagt und erzielte in den letzten Jahren eine durch- Überprüfung. Erste aussagekräftige Ergebnisse werden für schnittliche Rendite von 3,7 %. das Frühjahr 2014 erwartet. In den nächsten Jahren strebt der Verwaltungsausschuss Ebenfalls schlagend wird 2014 die im Zuge einer großange- eine kontinuierliche Erhöhung der Immobilienquote an, legten Verfassungs- und Verwaltungsreform erfolgte Auflö- wobei Investitionen am Wiener Immobilienmarkt deutlich sung des Beschwerdeausschusses und der damit verbunde- bevorzugt werden. ne Kompetenzübergang an das Verwaltungsgericht Wien. WAHRNEHMUNGSBERICHT 2013 8
Entwicklung des Vermögens des Wohlfahrtsfonds Werte in Euro Tausend 7 12 5. 47 0 500.000 17 8. 44 4 82 Gesamt 1. 42 2 67 400.000 7. 1 35 17 2. 33 1 40 4. 4 30 59 7. 300.000 27 Umlage- 6 4 verfahren 97 34 1 4. 57 6. 3 23 66 29 5. 3. 28 4 21 75 2 1 1. 68 44 19 3 5. 1. 44 24 200.000 24 3. 5 16 01 6 82 3. 20 7. 6 62 12 8 90 0. 26 1 4 8. 11 72 10 .4 16 4. 84 96 5. KDV 15 15 6 .1 88 36 78 100.000 69 9. .0 Fürsorge- 80 12 59 .1 39 45 fonds .0 50 .3 40 .5 78 33 27 .6 57 28 1 7 02 .8 85 39 8. 5. 0 Budgets -20.000 1979 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Jahre KDV = Kapitaldeckungsverfahren Inwieweit die Überprüfung der Wohlfahrtsfondsbescheide Zusammenfassung durch unabhängige Verwaltungsrichter zu einer Verbesse- rung und, vor allem, einer Beschleunigung der Verfahren Durch die gemeinsame politische Arbeit aller Kräfte in den führen wird, bleibt abzuwarten. letzten 25 Jahren ist der Wohlfahrtsfonds nachhaltig saniert und auch für die Zukunft gut gerüstet. Aktuell werden wei- Weiters ist der Verwaltungsausschuss bestrebt, das System terhin Maßnahmen gesetzt, um dies zu erhalten und eine der elektronischen Zustellung weiter auszubauen. Die sozial gestaffelte Beitragszahlung zu gewährleisten. Form der e-Zustellung wurde 2013 von der Wiener Ärzte- Insgesamt ist der Wohlfahrtsfonds durch die steuerliche kammer – als erste Ärztekammer Österreichs – eingeführt Absetzbarkeit der Zahlungen eine am Markt kompatible, und soll mithelfen, vor allem die Postwege der betroffenen sichere Pensionsvorsorge für die Wiener Ärzteschaft, als Ärzte deutlich zu verkürzen. zweites Standbein neben der staatlichen Pensionsvorsorge. Auch beschlossen wurde eine Änderung des Systems der Witwen-/Witwerversorgung vergleichbar dem System des AVSG, wo es bei Ehen je nach Altersunterschied und Dauer der Ehe Abschläge bei der Witwen-/Witwerversorgung gibt. 9 WAHRNEHMUNGSBERICHT 2013
Organisation der Wiener Ärztekammer 12 Statistische Daten 14 Geschäftsgebaren 16 Gremien 18 Kammerumlage 18 Veranstaltungszentrum 18 11 WAHRNEHMUNGSBERICHT 2013
Interna Interna Gesundheitspolitik Gesundheitspolitik Standespolitik Standespolitik Standespolitik Qualitätssicherung Qualitätssicherung Service Service Patienten Patienten Gesellschaft Gesellschaft Organisation der Wiener Ärztekammer Um eine Übersicht über die Organisation der Ärztekammer zu geben und alle Zuständigkeiten und Aufgaben darzustellen, hat die Ärztekammer, entsprechend dem Vorbild anderer Non- profit-Unternehmen, einen sogenannten „Coporate Governance Code“ beschlossen, der unter www.aekwien.at/media/Corporate_Governance_Code.pdf abrufbar ist. Die 2009 begonnene Neustrukturierung des Geschäftsbetriebs der Ärztekammer (= Kammer- amt) wurde 2013 abschließend umgesetzt, indem alle sachlich zusammengehörigen Bereiche auch den jeweiligen Abteilungen zugeordnet wurden. So wurden die Notfallkurse organisato- risch mit dem Fortbildungsreferat und dem Zentrum für Allgemeinmedizin zusammengelegt. Die Patientenschiedsstelle wurde in die Stabsstelle Recht integriert. Verbunden damit gibt es auch neue Mitarbeiterinnen, nachdem Gabriele Painter die Ärztekam- mer verlassen hat. Katharina Luckerbauer wechselte in den Bereich Fortbildung und betreut nunmehr die Notfallkurse. Für die Schiedsstelle wurde Silvia Lehner neu aufgenommen. Die Betreuung des Veranstaltungszentrums (vormals Luckerbauer) übernahm Hans Ulrich Starl. Nachdem der Posten des Kurienmanagers der Kurie angestellte Ärzte vakant war, wurde mit Daniela Bartik auch dieser Posten neu besetzt. Bartik war ehemalige Betriebsratsvorsitzende in einem großen Konzern und bringt daher Erfahrung in der Interessenvertretung von Angestell- ten mit. Auch das Team der Kurie niedergelassene Ärzte wurde verstärkt, indem – vorausblickend auf die umfassende Qualitätssicherung aller Wiener Ordinationen 2015 – mit Melanie Polster eine neue Mitarbeitern, unter anderem für dieses Fachgebiet, aufgenommen wurde. Brigitte Eckl, die mehr als 30 Jahre in der Ärztekammer tätig und vielen Ärzten auch persönlich bekannt war, hat mit Jahresende ihren Ruhestand angetreten. Ihr folgte Zorica Soldo in der Kurie angestellte Ärzte nach. Auch Karenzvertretungen wurden organisiert, um den Betrieb reibungslos fortführen zu können: Für Elisa Cavalieri folgte als Karenzvertretung Susanne Schönmayr, und für Claudia Groenewoud Bernhard Stögmann (alle: Abteilung Medien und Fortbildung). Insgesamt ist die Mitarbeiterzahl seit Jahren erstmals leicht gestiegen. Die dafür zusätzlich ent- standenen Kosten konnten durch Einsparungen in anderen Bereichen wettgemacht werden. Insgesamt waren in der Ärztekammer mit Jahresende 2013 52 Personen beschäftigt. Die Anforderungen an die Expertise der Mitarbeiter steigen stetig. Deshalb wird auf regel- mäßige Fort- und Weiterbildung besonderer Wert gelegt. So hat z.B. Manuela Mangi, Leiterin der Stabsstelle Recht, eine postgraduelle Ausbildung in Medizinrecht an der Universität Linz abgeschlossen. WAHRNEHMUNGSBERICHT 2013 12
Kammeramtsdirektor Assistenz Stabsstelle Recht Stabsstelle Gesundheits- planung und E-Health Finanzen und interne Kurie angestellte Standesführung Kurie niedergelassene Medien und Verwaltung Ärzte Ärzte Fortbildung Rechnungswesen Presse Interne Verwaltung Neue Medien Fortbildung Eine der wesentlichen Anforderungen an die Mitarbeiter ist es, dass sie zeitlich umfassend zur Verfügung stehen müssen, da untertags Kontakte mit anderen Einrichtungen (z.B. Dienstge- bern, Krankenkassen, Stadt Wien etc.) gepflogen werden und Funktionäre bzw. Ärzte erst abends/nachts Zeit für standespolitische Sitzungen bzw. Fortbildungen haben. Da auch die Ärztekammer, wie jeder Betrieb, bestimmten Arbeitszeitregelungen unterliegt, wurde 2013 eine Betriebsvereinbarung abgeschlossen, die es ermöglicht, dass Mitarbeiter der Ärztekammer bis zu maximal zwölf Stunden durchgehend beschäftigt werden können, wobei wöchentliche Höchstarbeitszeiten, Ersatzruhe sowie Durchrechnungszeiträume zu berücksichtigen sind. In diesem Zusammenhang wurde 2013 auch ein elektronisches Zeiterfassungssystem für die Mit- arbeiter zwecks Dokumentation der Arbeitszeit etabliert. 13 WAHRNEHMUNGSBERICHT 2013
Interna Interna Gesundheitspolitik Gesundheitspolitik Standespolitik Standespolitik Standespolitik Qualitätssicherung Qualitätssicherung Service Service Patienten Patienten Gesellschaft Gesellschaft Statistische Daten 2013 verwaltete und betreute die Wiener Ärztekammer Die ordentlichen und die außerordentlichen Mitglieder durchschnittlich 12.000 ordentliche Mitglieder und ca. 2600 werden, wie auch die bereits nicht mehr tätigen, alters- außerordentliche Mitglieder. versorgten und verstorbenen Mitglieder sowie Evidenz- mitglieder, in der Ärzteliste geführt, wodurch sich ein Gesamtbestand von ca. 25.500 Mitgliedern ergibt. 18 % Außerordentliche 18 % Außerordentliche 48Mitglieder 48 % Ordentliche % Ordentliche Mitglieder Mitglieder Mitglieder 30 % Angestellte 30 % Angestellte berufsberechtigte berufsberechtigte 12 Mitglieder 12 % Verstorbene % Verstorbene Mitglieder Ärzte Ärzte 15 % Ärzte in 15 % Ärzte in Ausbildung Ausbildung 1 % Evidenzmitglieder 1 % Evidenzmitglieder 3 % Wohnsitzärzte 3 % Wohnsitzärzte 29 % Abgemeldete 29 % Abgemeldete Mitglieder Mitglieder 12 % Angestellte12Ärzte % Angestellte Ärzte mit Niederlassung mit Niederlassung 22 % Niedergelassene 22 % Niedergelassene Ärzte Ärzte 10 % Außerordentliche 10 % Außerordentliche Mitglieder Mitglieder Die Ärzteliste erfasst alle beruflichen und in geringem Umfang auch private Veränderungen, die sich im Laufe eines Berufslebens als Arzt ereignen: Erstanmeldung, Anstellung (Arbeitsplatz-/ Dienstgeberwechsel, Dienstzuteilung), Unterbrechung der ärztlichen Tätigkeit (Mutterschutz, Ka- renz, Freijahr), Wechsel zu anderen Landesärztekammern, Erlangung bzw. Führung von Diplomen sowie Amts- und Berufstiteln, freiberufliche Tätigkeiten (Niederlassung, Wohnsitzarzt, ärztliche Nebentätigkeiten, Sonderklassegelder), Eintragung und Dokumentation der bestehenden Berufs- haftpflichtversicherung sowie Berufseinstellung (Altersversorgung, Invaliditätsversorgung, Ab- leben). Für 2013 ergaben sich aus all diesen Änderungen im Schnitt zwischen 600 und 700 sogenannte Veränderungsmeldungen pro Woche. Insgesamt wurden 2013 ca. 36.000 Veränderungsmeldun- gen in der Ärzteliste der Ärztekammer erfasst. WAHRNEHMUNGSBERICHT 2013 14
Die Altersstruktur der ordentlichen Mitglieder 2013 11,1 % 60 bis 69 18 % Außerorden Mitglieder 2,7 % 70 bis 79 30 % Angestellte 0,5 % 80 bis 89 berufsberechtigte Ärzte 0,1 % 90 und älter 15 % Ä Ausbild 5,0 % unter 30 24,4 % 30 bis 39 23,6 % 40 bis 49 3 % Wohn 32,5 % 50 bis 59 12 % Angestellte Ärzte mit Niederlassung 22 % Niedergelassene Ärzte Exemplarisch angeführt sind: 380 Erstanmeldungen mit einer Fülle von Eintragungsdaten (das ergibt mit Stichtag 31. Dezember 2013 ca. 2200 Ärzte in Ausbildung) sowie 387 Anmeldungen einer Niederlassung, 211 Verlegungen und 320 Abmeldungen einer Niederlassung, womit es zum Stichtag 31. Dezember 2013 in Wien ca. 5400 niedergelas- sene Ärzte und Wohnsitzärzte gab. Für die mit Stichtag 31. Dezember 2013 knapp 6600 angestellten Ärzte wurden 2013 knapp 20.000 Veränderungsmeldungen in der Ärzteliste erfasst. Diese bezogen sich vor allem auf einen Dienstgeberwechsel, auf den Beginn oder das Ende einer unselbstständi- gen Tätigkeit, auf Dienstzuteilungen, Karenzen, Zweitkammermeldungen oder auf einen Landesärztekammerwechsel. 15 WAHRNEHMUNGSBERICHT 2013
Interna Interna Gesundheitspolitik Gesundheitspolitik Standespolitik Standespolitik Standespolitik Qualitätssicherung Qualitätssicherung Service Service Patienten Patienten Gesellschaft Gesellschaft Bei 271 Mitgliedern erfolgten Eintragungen aufgrund der Gewährung einer Alters- oder Invaliditätsversorgung. Damit erhielten 2013 1952 Wiener Ärzte eine Auszahlung in der Altersversorgung. Daneben gab es 254 invaliditätsversorgte und 68 befristet invaliditätsver- sorgte Mitglieder der Ärztekammer. Bei 171 Mitgliedern wurden in der Ärzteliste Titelverleihungen und Ernennungen erfasst. Darüber hinaus versorgte die Ärztekammer ihre Mitglieder Im Zusammenhang mit den in Ausbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin oder Facharzt mit knapp 900 neu ausge- befindlichen Ärztinnen und Ärzten sind vor allem vier Bereiche erwähnenswert: stellten Ärzteausweisen sowie die Registrierung aller Ausbildungsstellenmeldungen: Demnach wurden 2013 ca. 2300 Fach- 246 Arzt-im-Dienst-Schildern und half im Zusammenhang arzt-Ausbildungsstellenmeldungen registriert, wobei die Erfassung zweimal pro Jahr mit letzteren 70 Ärzten, erfolgt. Außerdem werden sowohl die als besetzt gemeldeten als auch die Anzahl der vor- Parkstrafen abzuwenden, handenen Ausbildungsstellen administriert, womit sich für 2013 ein Umfang von ca. 5800 indem Einsprüche gegen diese Verwaltungsstrafen erhoben Meldungen ergibt. wurden. Zusätzlich wurden in diesem Zeitraum 286 für die Ausbildung besetzte Lehrpraxisstellen registriert. Einreichungen zum Diplom Arzt für Allgemeinmedizin bzw. zum Facharztdiplom: 2013 waren dies 184 Einreichungen zum Diplom Arzt für Allgemeinmedizin bzw. 378 Ein- reichungen zum Facharztdiplom. Darüber hinaus erfolgten über die Ärztekammer die Anmeldungen zur Prüfung zum Arzt für Allgemeinmedizin bzw. zu den Facharztprüfungen (> Qualitätssicherung, Arztprüfung, Seite 40) mit registrierten 191 bzw. 318 Zulassungen. Geschäftsgebaren Budget Verhandlungen über Konditionsgestaltung beziehungsweise Einsparungspotenziale aufgrund von Kostenanalysen und Budgetvorgaben: Im Rahmen der Budgeterstellung werden aufgrund der getroffenen Zielvereinbarungen mit den für den laufenden Betrieb des Unternehmens ständig in Kontakt stehenden Lieferanten beziehungsweise Honorarempfängern Werte für das Jahr 2013 angesetzt, die dementspre- chend die betrieblichen Aufwendungen gegenüber dem Vorjahresbudget reduzieren, sodass ein ausgeglichenes Jahresergebnis zu erwarten ist. Ein wesentlicher, wenn nicht sogar der wichtigste Punkt bei einer Senkung von betrieblichen Aufwandspositionen ist das Verhandlungsergebnis mit jenen Geschäftspartnern, die nicht nur im eigenen Interesse, sondern für die Interessen der Ärztekammer und deren Mitglieder han- deln. WAHRNEHMUNGSBERICHT 2013 16
Jahresvoranschlag 2013 (Ausgaben in %), Gesamtausgaben EUR 12,7 Mio. (inkl. EUR 2,5 Mio. für die ÖÄK) 10,6 % Medien und Fortbildung 20 % Umlagen und Beiträge ÖÄK 44,3 % Funktionäre und Personal 21,6 % Infrastruktur und Mitgliederservice 3,5 % Andere 1,2 % Ergebnis Gebäude- und Raumaufwand 2,3 % Abschreibungen Jahresvoranschlag 2014 (Ausgaben in %), Gesamtausgaben EUR 12,6 Mio. (inkl. EUR 2,6 Mio. für die ÖÄK) 9 % Medien und Fortbildung 20,5 % Umlagen und Beiträge ÖÄK 49,1 % Funktionäre und Personal 18,1 % Infrastruktur und Mitgliederservice 3,3 % Andere 1,2 % Ergebnis Gebäude- und Raumaufwand 2,1 % Abschreibungen Bilanz Nach einem ausgeglichenen Jahresergebnis in der Gewinn- und Verlustrechnung konnte das Gegenstand der Bilanz ist die Erstellung der Jahresabschlüsse Vermögen der Ärztekammer inklusive Rückstellungen, Fonds und Vorsorgen um EUR 5 Mio. von 2012 der Ärztekammer und EUR 37,5 Mio. auf EUR 42,5 Mio. per 31. Dezember 2012 gesteigert werden. des Wohlfahrtsfonds. Der Überschuss im Rahmen des Umlageverfahrens des Wohlfahrtsfonds beträgt EUR 44,1 Mio., das Gesamtvermögen des Wohlfahrtsfonds inklusive dem Kapitaldeckungs- verfahren in der Höhe von EUR 96,4 Mio. ist um EUR 64,2 Mio. gegenüber dem Jahr davor angestiegen und beträgt per 31. Dezember 2012 EUR 421,8 Mio. Die beiden Rechnungsabschlüsse sind in den Gremien der Ärztekammer beschlossen worden. 17 WAHRNEHMUNGSBERICHT 2013
Interna Interna Gesundheitspolitik Gesundheitspolitik Standespolitik Standespolitik Standespolitik Qualitätssicherung Qualitätssicherung Service Service Patienten Patienten Gesellschaft Gesellschaft Gremien 2013 fanden zwei ordentliche (inklusive erweiterter) und eine außerordentliche Vollversamm- lung, sechs Vorstandssitzungen, sechs Sitzungen des Präsidialausschusses sowie sieben Sitzun- gen des Verwaltungsausschusses und zehn Sitzungen des Beschwerdeausschusses des Wohl- fahrtsfonds (> Topthema, Seite 6) der Ärztekammer statt. Weiters gab es mehr als 500 regelmäßige Zusammentreffen der einzelnen Fachgruppen sowie der Bezirksärzte. 2013 wurden auch quartals- mäßige Zusammentreffen der Bezirksärztevertreter sowie halbjährliche Zusammen- Kammerumlage treffen der Fachgruppen- vertreter durchgeführt. Die Wiener Kammerumlage wurde gemäß Beschluss der Vollversammlung im Dezember 2011 von 2,1 % auf 1,9 % um ca. 10 % gesenkt und reduzierte daher die Gesamteinnahmen der Wiener Kammerumlage 2012 im Vergleich zum Jahr davor um ca. EUR 0,3 Mio. bzw. 2,9 % auf EUR 10,6 Mio. Durch extrem sparsames Wirtschaften in den letzten Jahren sowie in den zuvor abgelaufenen Funktionsperioden konnten in nachfolgend angeführten Bereichen 2012 Einsparungen erzielt werden, die somit die Einnahmenverringerung kompensierten: Einsparungen 2012 -4,4 % Verwaltungs- und sonstiger Aufwand -5,2 % Gebäude- und Raumaufwand -32,3 % Abschreibungen von Investitionsgütern -14 % Fremdleistung Postabfertigung und Porti -16 % Bürobedarf, Drucksorten, -29,3 % Öffentlichkeitsarbeit Fachliteratur etc. inklusive Fortbildung Veranstaltungszentrum 2013 fanden insgesamt 1173 Sitzungen im Veranstaltungs- zentrum statt. Davon wurden 819 Sitzungen von der Wiener Ärztekammer bespielt. Die restlichen Sitzungen betrafen ex- terne Institutionen (einschließlich der Österreichischen Ärzte- kammer). WAHRNEHMUNGSBERICHT 2013 18
Der stärkste Veranstaltungsmonat war – gesamt betrachtet – mit 153 Sitzungen der November. Bezogen auf die Sitzungen der Wiener Ärztekammer war es der April mit 104 Sitzungen. Anzahl der Sitzungen gesamt 2013 Anzahl der WÄK Sitzungen 2013 Jänner 111 Jänner 87 Februar 96 Februar 64 März 101 März 75 April 140 April 104 Mai 116 Mai 76 Juni 112 Juni 86 Juli 33 Juli 23 August 22 August 13 September 110 September 69 Oktober 119 Oktober 77 November 153 November 100 Dezember 60 Dezember 45 0 50 100 150 0 50 100 150 19 WAHRNEHMUNGSBERICHT 2013
Gesundheitspolitik WAHRNEHMUNGSBERICHT 2013 20
Elektronische Gesundheitsakte 22 Gesundheitsreform (Art. 15A-Vereinbarung) 23 21 WAHRNEHMUNGSBERICHT 2013
Interna Interna Gesundheitspolitik Gesundheitspolitik Standespolitik Standespolitik Qualitätssicherung Qualitätssicherung Service Service Patienten Patienten Gesellschaft Gesellschaft 1. 9. 2014 1. 1. 2015 Pilot ELGA-Bereiche produktiv Weitere Fonds-, AUVA-Krankenanstalten, ev. Pflege angebunden e-Medikation bereit ELGA-Zugangsportal V2 (Dokumente aus Pilotbereichen) 1. 4. 2014 1. 7. 2015 ELGA-Berechtigungssystem hergestellt Arzt- und Apotheken-Schnittstellen fertig 1. 1. 2014 1. 7. 2016 Widerspruch ermöglicht: Niedergelassener Vertragsbereich angebunden ELGA-Portal V1 (e-Gov-Login und Widerspruch bzw. Widerruf des Regionsweiser Roll-out Widerspruchs) für Vertragsordinationen, 1. 1. 2017 -ambulatorien und ELGA-Widerspruchsstelle Private Krankenanstalten Apotheken angebunden (Start in Testregionen) Quelle: ELGA GmbH 2014 2015 2016 2017 Elektronische Gesundheitsakte Seit 1. Jänner 2013 ist das Gesundheitstelematikgesetz, kurz ELGA-Gesetz, in Kraft. Dieses bildet die rechtliche Basis für die Elektronische Gesundheitsakte (ELGA). Trotz der nunmehr vorhandenen rechtlichen Grundlagen dauern die Diskussionen um ELGA jedoch an. Viele der von der Ärztekammer Gerade vor dem Hintergrund aktueller medialer Diskussion und Berichterstattung rund um den kritisch hinterfragten bzw. infrage gestellten Punkte blei- (Nicht-)Schutz elektronischer Daten müssen die Sicherheitskomponenten von ELGA und die ben noch immer offen. mit deren Umsetzung betrauten Firmen unbedingt im Auge behalten und das Projekt ELGA weiterhin skeptisch betrachtet werden. Auch das Thema der für die Ordinationen anfallenden Kosten, das im Gesetz nicht behandelt wird, ist nach wie vor offen. Eine Klärung, wer die Kosten für die Anbindung der niedergelas- senen Ärzteschaft an ELGA trägt, ist nicht einmal ansatzweise derzeit sichtbar. Doch was hat sich nun – seit Rechtswerdung des ELGA-Gesetzes – konkret getan? Im Februar 2013 wurde eine Arbeitsgruppe zur Usability zu ELGA formiert. Dieser Arbeitsgrup- pe gehören, neben einem externen Usability-Experten, Vertreter der Arztsoftwarehersteller, der ELGA GmbH und der Ärztekammer sowie, erfreulicherweise, auch endlich die wirklichen Anwender, nämlich Ordinationshilfen und niedergelassene Ärzte, an. Bis zum Sommer 2013 wurde in mehreren Sitzungen ein umfangreiches Dokument zu den Usability-Anforderungen an ELGA, der „ELGA Style Guide für Arztsoftwarehersteller“, erarbeitet. Parallel dazu fanden auch vor Ort Termine mit Vertretern der ELGA GmbH und der Ärztekam- mer bei einigen niedergelassenen Wiener Ärzten statt, um die Arbeitsabläufe in den Ordinatio- nen besser kennenzulernen und die so gewonnenen Erkenntnisse aus der Praxis mit einfließen zu lassen. Das Dokument wurde nach Fertigstellung nochmals einer Prüfung unterzogen. Bis zu Redaktionsschluss lag dieser „Styleguide“ aber noch nicht in der endgültigen Form vor. WAHRNEHMUNGSBERICHT 2013 22
Ein weiteres Problem: Trotz eindringlicher Warnungen seitens der Ärztekammer, ELGA im Gesetzgebungsprozess ordentlich aufzu- setzen, sind im ELGA-Gesetz zahlreiche Fra- gen der praktischen Handhabung von ELGA noch ungeklärt. Diese unzureichende Vorbe- reitung wird die Umsetzung von ELGA wohl noch verzögern. Gleiches gilt auch für alle Fristen, die im ELGA-Gesetz für die Anbin- dung der Anwender vorgesehen sind. Unter vorgehaltener Hand sprechen IT-Experten bereits davon, dass die Fristen für die Anbindung der Spitäler nicht zu halten sein werden. Die Ärztekammer fordert daher, den Startschuss für Spitäler und Spitalsärzte sowie für niedergelas- sene Ärzte vom 1. Jänner 2015 bzw. 1. Juli 2016 jeweils nach hinten zu verschieben, damit die Ärzteschaft nicht mit einem nicht funktionierenden Systemen konfrontiert wird. Ein weiteres (negatives) Beispiel liefert die sogenannte ELGA-Verordnung, die unter anderem Details zu Widerspruchs- und Ombudsstellen sowie zur e-Medikation (Dosierung) regeln soll. Seitens der Ärztekammern wurden zahlreiche Einwände eingebracht, die vor allem rechtlicher Natur sind, weil alle zentralen Punkte der Verordnung (Einrichtung des Widerspruchsregisters beim Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, Übertragung der ELGA- Ombudsstelle an die Patientenanwaltschaften, Erweiterung der e-Medikation durch fakultative Daten) verfassungswidrig sind. Die Ärztekammer hat dazu auch ein Gutachten des renommier- ten Verfassungsrechtlers Heinz Mayer eingeholt und auch veröffentlicht. Die Vollversammlung hat den Gesundheitsminister aufgefordert, keine verfassungswidrigen Verordnungen zu unter- schreiben. Die Verordnung wurde dann knapp vor Jahresende kundgemacht und hat die Einwände der Ärztekammer – zum wiederholten Male – kaum berücksichtigt, sodass noch immer massive Bedenken hinsichtlich der Verfassungskonformität bestehen. Gesundheitsreform (Art. 15A-Vereinbarung) Gegen den Willen der Die Kritikpunkte der Ärztekammer waren die Ausgabenbegrenzung im Gesundheitswesen mit Ärztekammer wurde Ende einem jährlichen Plus von 3,6 % (die aus Sicht der Ärztekammer willkürlich und sachlich nicht 2012 die sogenannte „Gesundheitsreform“ – gerechtfertigt ist) sowie die Nichteinbindung der Ärzteschaft und anderer Gesundheitsberufe eigentlich eher eine Finanz- in die Reform. und Organisationsreform im Gesundheitswesen – von Bund, Ländern und Sozial- Beide Kritikpunkte haben sich 2013 bereits als gerechtfertigt erwiesen: Die Ausgabendecke- versicherung beschlossen. lung hätte beinahe zu einem vertragslosen Zustand der Vertragsärzte mit der Wiener Gebiets- krankenkasse (WGKK) geführt (> Standespolitik, Wiener Gebietskrankenkasse, Seite 29). Erst als die WGKK bereit war, den Pfad von 3,6 % bei den Vertragsärzten zu verlassen, war ein 23 WAHRNEHMUNGSBERICHT 2013
Interna Interna Gesundheitspolitik Gesundheitspolitik Standespolitik Standespolitik Qualitätssicherung Qualitätssicherung Service Service Patienten Patienten Gesellschaft Gesellschaft Abschluss möglich. Allein durch die Mehrinanspruchnahme der Vertragsärzte durch die Pa- tienten hatte die WGKK ca. 2 % Mehrausgaben ohne Tarifsteigerungen zu verzeichnen. Bei einer Inflationsrate von ca. 2 % war vorhersehbar, dass dieser Pfad nicht halten kann, so man Ordinationen mit Kassenverträgen auch wirtschaftlich gesund halten möchte. Auch die zweite Kritik der Ärztekammer war schlüssig: Sobald sich die „Bürokratenreform“ auch nur ein wenig mit der Patientenversorgung sowie den medizinischen Notwendigkeiten beschäftigen muss, kommt man an der Expertise von Ärzten und anderen Berufsgruppen nicht vorbei. So konnte bislang kein einziges Projekt der Zielsteuerung 2013 auch nur ansatzweise in die Realität umgesetzt werden. Für 2014 hat man der Ein erster Schritt in diese Richtung wurde im Herbst 2013 gesetzt, indem die Ärztekammer, Ärztekammer auf Bundes- und Landesebene schon avisiert, zumindest am Ende der Verhandlungen, in den Prozess des Landeszielsteuerungsvertrags Wien dass man mit ihr verhandeln aktiv eingebunden war. Der Wiener Landeszielsteuerungsvertrag selbst enthält, wie der Bun- möchte. Die Ärztekammer deszielsteuerungsvertrag, sehr allgemeine Formulierungen mit vielen vagen Projekten und Aus- wird sich Gesprächen natürlich nicht verweigern und auch sagen, z.B. die Erbringung der Leistung am „Best Point of Service“ oder die Etablierung neuer die zahlreichen Ideen der ambulanter Versorgungsformen – nur um zwei Schlagwörter zu zitieren. Ärzteschaft für eine bessere Tatsächlich hat sich die Ärztekammer das ganze Jahr hindurch und unabhängig von allen Ge- und effiziente medizinische Versorgung einbringen. sundheitsreformen im intensiven Kontakt mit der Stadt Wien und der WGKK bemüht, ihre Forderungen nach Stärkung des niedergelassenen freiberuflichen Bereichs, Entlastung der Spitalsambulanzen sowie Entbürokratisierung des ärztlichen Berufs voranzutreiben. Ein Projekt, das 2014 dringend angegangen werden muss, ist die Neustrukturierung der Not- fallversorgung in Wien, insbesondere die langjährige Forderung der Ärztekammer, den Ärzte- funkdienst weiter auszubauen bzw. finanziell besser auszustatten. Ähnliches gilt für die Kinderversorgung am Wochenende. Hier hat zwar 2013 ein Projekt im AKH unter der Ägide des Ärztefunkdienstes gestartet (> Patienten, Kinderärztlicher Wochen- endnotdienst KiND, Seite 62), aber auch auf diesem Gebiet fordert die Ärztekammer dringend weitere Maßnahmen, vor allem außerhalb der Spitalsstrukturen. Auch der Trend zu größeren Ärztezentren in Wien ist unübersehbar. 2013 eröffneten in Wien 22. und 23. einige derartige Zentren, die hauptsächlich von Fachärzten bzw. fachärztlichen Gruppenpraxen „besiedelt“ wurden, indem bestehende Kassenvertragsstandorte in diese Zen- tren verlegt wurden. Diese Ärztezentren stellen keine wesentliche Änderung der Versorgung dar – derartige Zentren existieren seit Jahrzehnten in Wien, auch wenn die neu eröffneten jetzt größer sind als die bisherigen –, sondern sind eine Verlagerung der Versorgung mit teilweise kürzeren Wegen für die Patienten bei Inanspruchnahme mehrerer Fachgebiete. Es wird sich zeigen, ob die Politik, vor allem Stadt Wien und WGKK, willens ist, die Stärkung des extramuralen Bereichs, vor allem der Hausärzte, 2014 endlich umzusetzen und mehr finan- zielle Mittel für zusätzliche Kassenverträge zur Verfügung zu stellen. Die Ärztekammer hat hier eine Kampagne gestartet, die auch 2014 fortgesetzt werden soll (> Standespolitik, Kampagne „Die Bittere Pille“, Seite 30). WAHRNEHMUNGSBERICHT 2013 24
Auch die einzige Versorgungsinnovation im extramuralen Bereich in Wien 2013, nämlich die erstmalige Etablierung von Kassenplanstellen für Kinder- und Jugendpsychiatrie, ist nur dem vehementen und permanenten Druck der Ärztekammer bei den Gesamtvertragsverhandlun- gen zu verdanken. Kampagne „Nationalratswahl 2013“ „Wer hat die beste Medizin für unser Land?“ Um Ärzten sowie Patienten Antworten auf diese Frage zu geben, hat die Ärztekammer einen Folder anlässlich der Nationalratswahl 2013 herausgegeben. Die Spitzenkandidaten der Parla- mentsparteien beantworteten darin Fragen zur aktuellen Gesundheitspolitik und erläuterten ihre Rezepte für das österreichische Gesundheitssystem nach der Wahl. Den Parteien wurden Fragen zu den Themen Strategien für die Kassenentschuldung und Ent- lastung der Ambulanzen, ELGA (> Elektronische Gesundheitsakte, Seite 22) und Datensicher- heit, Maßnahmen für die Aufwertung der Hausärzte sowie Maßnahmen gegen die Mangelver- sorgung bei Fachärzten im niedergelassenen Bereich (> Standespolitik, Kampagne „Die Bittere Pille“, Seite 30) gestellt. Die Folder wurden im Vorfeld der Nationalratswahl an alle niedergelassenen Ärzte geschickt, um diese in den Ordinationen aufzulegen. 25 WAHRNEHMUNGSBERICHT 2013
Standespolitik WAHRNEHMUNGSBERICHT 2013 26
Arbeitsruhegesetz KAV 28 KA-AZG Betriebsvereinbarung Medizinische 28 Universität Wien Kassenplanstellen 29 Kassenverhandlungen 29 Medizinische Assistenzberufe 31 IMS / Compu-Group 34 Honorare in der Sonderklasse und in Beleg- 36 spitälern 27 WAHRNEHMUNGSBERICHT 2013
Interna Interna Gesundheitspolitik Gesundheitspolitik Standespolitik Standespolitik Qualitätssicherung Qualitätssicherung Service Service Patienten Patienten Gesellschaft Gesellschaft Arbeitsruhegesetz KAV Durch einen Bericht des Kontrollamts der Stadt Wien, der im Jänner 2013 veröffentlicht wurde, wurde bekannt, dass es in den Spitälern der Stadt Wien nicht nur gravierende Probleme im Bereich der Arbeitszeiterfassung gibt, sondern vor allem auch die Regelungen des Arbeits- ruhegesetzes nicht eingehalten werden, die auch für die Häuser des Wiener Krankenanstalten- verbunds (KAV) die Einhaltung einer 36-stündigen Wochenruhe pro Kalenderwoche vorsehen. Gemeinsam mit der Personalvertretung hat die Ärztekammer noch vor dem Sommer einen Leit- faden erarbeitet, der die Rahmenbedingungen für den Abschluss einer Betriebsvereinbarung zur wöchentlichen Ruhezeit aufzeigt. In diesem Leitfaden, der auch vom Zentralen Arbeitsin- spektorat im zuständigen Sozialministerium geprüft wurde, ist unter anderem festgehalten, dass Tage des Gebührenurlaubs, des Sonderurlaubs, der Pflegefreistellung und, vor allem, des Krankenstands den Anspruch auf eine durchgehende 36-stündige Wochenruhe nicht mindern. Trotz dieser Klarstellungen kam es im Juli 2013 neuerlich zum Abschluss einer Betriebsvereinba- rung zwischen der zuständigen Personalvertretung und dem KAV, der aus Sicht der Ärztekam- mer diese rechtlichen Vorgaben nicht vollständig umgesetzt hat. Die Ärztekammer hat gemeinsam mit dem zuständigen Zentralen Arbeitsinspektorat wie- derholt auf die Gesetzwidrigkeit vor allem jener Passagen hingewiesen, die einen Entfall der wöchentlichen Ruhezeit im Falle des krankheitsbedingten Ausfalls eines Dienstes vorsehen. Weiters wird seitens der Ärztekammer weiterhin kritisch bewertet, dass auch in der neuen Be- triebsvereinbarung nicht für jede Kalenderwoche eine 36-stündige Wochenruhe gewährleistet wird, sondern man vielmehr auf eine Durchschnittsbetrachtung in einem vierwöchigen Durch- rechnungszeitraum abstellt. KA-AZG-Betriebsvereinbarung Medizinische Universität Wien Aufgrund des Auslaufens der alten Krankenanstaltenarbeitszeitgesetz- (KA-AZG-)Betriebsvereinbarung mit 30. Juni 2013 wurden im Frühjahr Ge- spräche zum Abschluss einer neuen Regelung aufgenommen. Nach lang- wierigen und intensiven Verhandlungen kam es Anfang Juli zu einer Einigung zwischen Betriebsrat und Rektorat der Medizinischen Universität Wien. Diese Einigung konnte mit 1. September 2013 im Rahmen einer neuen KA-AZG- Betriebsvereinbarung festgemacht werden. Die Ärztekammer hat dabei die Verhandlungen des Betriebsrats sowohl orga- nisatorisch als auch durch arbeitsrechtliche Expertise unterstützt. Sie war da- her wesentlich mitverantwortlich für die letztlich erzielten Verbesserungen. So wurde erstmals die Möglichkeit vorgesehen, die Anzahl der Journaldienste für Ärzte mit Kinderbetreuungs- pflichten oder betreuungspflichtigen Angehörigen sowie älteren Ärzten zu begrenzen. Wei- ters wurden sowohl die patientenbezogene Arbeitszeit als auch die Höchstarbeitszeiten nach WAHRNEHMUNGSBERICHT 2013 28
einem verlängerten Dienst verkürzt, und es konnte außerdem festgeschrieben werden, dass die Zeit zwischen Ende eines Journaldienstes und dem Dienstende ausschließlich für Aufgaben der Lehre, Forschung oder Administration, nicht aber für die Patientenbetreuung, zu verwenden ist. Besonders hervorzuheben Ebenfalls konnten erstmals detaillierte Regelungen für teilzeitbeschäftigte Ärzte in den Text der ist, dass es gelang, die Betriebsvereinbarung eingearbeitet werden. ursprünglich drohenden Die neue KA-AZG-Betriebsvereinbarung wurde für sieben Jahre abgeschlossen und gilt bis zum Einkommensverluste der Ärzte zu verhindern. 30. Juni 2020. Kassenplanstellen 2013 gelangten 44 Kassenplanstellen von Ärzten für Allgemeinmedizin zur Ausschreibung, wovon vier Ausschreibungen eine Gruppenpraxis-Neugründung betrafen. Generell ist ein Sinken der Bewerberzahl im Bereich der Kassenplanstellen für Allgemein- Auffällig in diesem Jahr war, dass bei drei Einzelordinati- medizin zu verzeichnen. onsausschreibungen sowie bei Im Bereich der Fachärzte gab es 30 Ausschreibungen, davon 13 als Einzelordinationen. Die zwei Gruppenpraxis-Ausschrei- restlichen 17 Ausschreibungen betrafen Gruppenpraxen. Hierbei wurden sieben Gruppen- bungen keine Bewerbungen einlangten. praxis-Neugründungen, sieben Gruppenpraxis-Erweiterungen und drei Gesellschafterwechsel ausgeschrieben. Bei allen diesen Ausschreibungen wurden knapp 275 Bewerbungen bearbeitet und aufberei- tet sowie Ärzte im Zuge der Vertragsübergabe beraten und begleitet. In besonders schwieri- gen Situationen übernahm die Ärztekammer die Position des Mediators und konnte damit zu zufriedenstellenden Übergaben von Ordinationen wesentlich beitragen. Kassenverhandlungen Wiener Gebietskrankenkasse Im Frühjahr 2013 wurden die Verhand- lungen mit der Wiener Gebietskranken- kasse (WGKK) aufgenommen, die erst im Sommer 2013 seitens der WGKK richtig ins Laufen gekommen sind. Die Verhandlungen gestalteten sich gerade in Bezug auf die 2013 beschlossene Gesundheits- reform (> Gesundheitspolitik, Gesundheitsreform [Art. 15A-Vereinbarung], Seite 23) besonders zäh, da sich die WGKK hier selbst einen Kostendämpfungspfad von 3,6 % auferlegt hatte, der ein Verhandeln nahezu unmöglich machte. Nach langwierigen und schwierigen Verhandlungen ist es Ende November 2013 zu einer Einigung mit der WGKK für die Honorare 2013 und 2014 gekommen. Die Erhöhungen für Allgemeinmediziner und allgemeine Fachärzte liegen dabei durchwegs über den jeweiligen 29 WAHRNEHMUNGSBERICHT 2013
Interna Interna Gesundheitspolitik Gesundheitspolitik Standespolitik Standespolitik Qualitätssicherung Qualitätssicherung Service Service Patienten Patienten Gesellschaft Gesellschaft Inflationsraten. Dies erfolgt durch einen Mix aus Tarifer- höhungen, die zwischen 3,4 % und 5,75 % betragen, sowie Einmalzahlungen in Höhe von EUR 4,3 Mio. Ziel war es, eine Aufwertung der Primärversorgung zu erzielen: So wurde ein Vertrag über die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Wien abgeschlossen. Im Juni 2014 werden die ersten sechs Kassenplanstellen ausgeschrie- ben. Besonders erfolgreich war dabei, dass der in jahre- langen Gesprächen erstellte Einzelleistungshonorarkata- log für die Kinder- und Jugendpsychiatrie von der WGKK akzeptiert wurde. Gerade im Bereich der Allgemeinmedizin und der all- gemeinen Fachärzte konnten auch weiterhin Gesamt- honorardeckelungen für die erbrachten Leistungen ver- hindert werden. Darüber hinaus wurde im Zuge des Abschlusses für 2013 und 2014 auch das Brustkrebs-Früherkennungsprogramm beschlossen, das mit Beginn 2014 startet (> Patienten, Mammascreening, Seite 62). Wie bereits in den Jahren davor, wurden auch 2013 quartalsmäßig sogenannte Task-Force- Sitzungen abgehalten, die zur Verbesserung des Gesprächsklimas zwischen Ärztekammer und WGKK dienen sollen. Die Sitzungen wurden genutzt, um die auf beiden Seiten bestehenden Probleme „amikal“ zu besprechen und Lösungen zu finden. Eines der Haupthemen in diesen Sitzungen waren 2013 die vermehrten und teilweise sehr „forschen“ Vorladungen von Ärzten seitens der WGKK-Abteilung „Missbrauch, Entdeckung und Prävention (MEP)“. Darüber hinaus hat die Ärztekammer für mehr als 700 Kollegen bei den Krankenkassen diver- se Verrechnungsberechtigungen, Ordinationszeitenänderungen, Vertretungstätigkeiten, Über- siedlungsmeldungen und vieles andere beantragt und zufriedenstellend erledigen können. Auch 2013 konnte die Ärztekammer in vielen Fällen Kleine Kassen auf direktem Weg mit den Krankenkassen Einigun- gen in Bezug auf Abrech- 2013 starteten Honorarverhandlungen mit der Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter nungsschwierigkeiten und (BVA) und der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft. Die Verhandlungen Auslegungsdifferenzen von limitierten Positionen erreichen laufen noch. und Nachzahlungen für die Traditionell wird die Krankenfürsorgeanstalt der Stadt Wien erst nach Abschluss der Verhand- Kollegen unbürokratisch lungen mit der BVA verhandelt. Für die Versicherungsanstalt für Eisenbahnen und Bergbau gibt initiieren. es eine längerfristige Vereinbarung. Schwerpunkt in diesen Gesprächen sind, wie gewohnt, Umschichtungen aus dem Laborbereich. Kampagne „Die bittere Pille“ Um auf diverse gesundheitspolitische Missstände in Wien aufmerksam zu machen, hat die Ärztekammer die Kampagne „Die bittere Pille“ ins Leben gerufen. Unter anderem forderte die WAHRNEHMUNGSBERICHT 2013 30
Die Ärztekammerkampagne machte auf diverse gesundheitspolitische Missstände in Wien aufmerksam. Ärztekammer 300 zusätzliche Kassenplanstellen in Wien. Hintergrund war, dass in den letzten Jahren zahlreiche Kollegen ihre Ordinationen nicht mehr übergeben konnten, da die Wiener Gebietskrankenkasse die Planstellen sukzessive heruntergefahren hat, gleichzeitig die Bevölke- rungszahlen sowie die Begehrlichkeiten der Patienten aber ständig steigen. Langfristig gesehen wird das zwangsläufig zu Versorgungsengpässen führen. Ein dramatischer Mangel In den Sujets der Kampagne klagen vier betroffene Patienten, wie sie unter der Mangelversor- herrscht in der Kinder- und gung in den Bereichen Kinder- und Jugendpsychiatrie, physikalische Medizin und allgemeine Jugendpsychiatrie. Hier gab es mit Stichtag Rehabilitation, überfüllte Ambulanzen und zu wenig Zuwendungsmedizin durch zu viel Büro- 31. Dezember 2013 nach kratie leiden. wie vor keine einzige Kassen- Die Sujets waren nicht nur auf Postern in den Ordinationen der niedergelassenen Ärzte zu fin- planstelle in Wien. den, sondern auch in Form von Inseraten in Tages- und Wochenzeitungen, als Rolling Boards, Citylights sowie auf allen Infoscreens in den öffentlichen Verkehrsmitteln in Wien. Die Kampagne wurde zusätzlich durch eine Facebook-Fanpage sowie eine eigene Website unterstützt. Im Rahmen der Facebook-Aktivitäten wurde einerseits aufgerufen, über gesund- heitspolitische Probleme zu diskutieren, zum anderen konnte auf www.diebitterepille.at die Online-Petition für 300 zusätzliche Kassenplanstellen in Wien unterzeichnet werden. Mehr als 4200 Personen gefällt mittlerweile „Die bittere Pille“ auf Facebook, und mehr als 1800 Perso- nen haben die Online-Petition unterzeichnet. Medizinische Assistenzberufe Jahrzehntelang war die Qualifikation der Mitarbeiter in Ordinationen kein Thema. 2013 hat sich das aber radikal geändert: Mit 1. Jänner 2013 ist das Medizinische Assistenzberufe-Gesetz (MABG) in Kraft getreten und hat wesentliche Neuerungen für den Bereich der ehemaligen Sanitätshilfsdienste, hier insbesondere für den Bereich der Ordinationsgehilfen, gebracht. 31 WAHRNEHMUNGSBERICHT 2013
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