TEODOR CURRENTZIS & MUSICAETERNA - KONZERTHAUS DORTMUND

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TEODOR CURRENTZIS & MUSICAETERNA - KONZERTHAUS DORTMUND
Teodor
Currentzis
& MusicAeterna
TEODOR CURRENTZIS & MUSICAETERNA - KONZERTHAUS DORTMUND
Teodor
         Currentzis
         & MusicAeterna

         Abo: Internationale Orchester I – Meisterkonzerte

         In unserem Haus hören Sie auf allen Plätzen gleich
         gut – leider auch Husten, Niesen und Handyklingeln.
         Ebenfalls aus Rücksicht auf die Künstler bitten wir Sie,
         von Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung
         abzusehen. Wir danken für Ihr Verständnis!

2,50 €
TEODOR CURRENTZIS & MUSICAETERNA - KONZERTHAUS DORTMUND
Gustav Mahler

    Orchestre Philharmonique de Radio France
    Mikko Franck Dirigent
    Sol Gabetta Violoncello
                                                                  MusicAeterna
                                                                  Teodor Currentzis          Dirigent
    Hector Berlioz (1803 – 1869)
    Ouvertüre zu »Béatrice et Bénédict« (1862)
                                                                  Alexey Retinsky (*1986)
                                                                  »Anaphora« für Sinfonieorchester (2021)
    Dmitri Schostakowitsch (1906 – 1975)
    Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 2                    – Pause ca. 21.10 Uhr –
    op. 126 (1966)
                                                                  Gustav Mahler (1860 – 1911)
     Largo                                                        Sinfonie Nr. 5 cis-moll (1904)
     Allegretto                                                   I. Abteilung
                                                                      Trauermarsch. In gemessenem Schritt, streng, wie ein Kondukt
     Allegretto
                                                                      Stürmisch bewegt, mit größter Vehemenz
                                                                  II. Abteilung
     – Pause ca. 21.00 Uhr –                                          Scherzo. Kräftig, nicht zu schnell
                                                                  III. Abteilung
                                                                      Adagietto. Sehr langsam
    Peter Iljitsch Tschaikowsky (1840 – 1893)                         Rondo-Finale. Allegro
    Sinfonie Nr. 6 h-moll op. 74 (1893)
                                                                   – Ende ca. 22.30 Uhr –
    »Pathétique«
     Adagio – Allegro non troppo
     Allegro con grazia                                           Einführungen um 19.15 und 19.55 Uhr im Komponistenfoyer
     Allegro molto vivace
     Finale. Adagio lamentoso

     – Ende ca. 22.15 Uhr –

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TEODOR CURRENTZIS & MUSICAETERNA - KONZERTHAUS DORTMUND
Langes Ringen
Werke von Alexey Retinsky und Gustav Mahler

Gustav Mahler und der russische Komponist Alexey Retinsky haben eines gemeinsam:
Ihre Werke sind hart erarbeitet. Und das Ergebnis ist großartige Musik! Retinskys
»Anaphora« lehrt das Orchester das Fliegen, während Gustav Mahler sich in seiner
fünften Sinfonie erst durch das irdische Jammertal kämpfen muss, um zu übermü-
tiger Freude zu gelangen. »Die Fünfte ist ein verfluchtes Werk. Niemand capiert
sie«, lautet Mahlers Fazit noch 1905. Heute ist sie eines seiner beliebtesten Werke.

Die Werke des Abends
auf einen Blick

              1600                             1700                              1800   1800                        1900                         2000

    Renaissance                                                   (Wiener) Klassik                             Impressionismus
    1430 – 1600                     Barock                          1750 – 1830                                  1890 – 1920
                                                                                                Romantik                                       Neue Musik
                                  1600 – 1750
                                                                                               1820 – 1860                                      ab 1905
                                                                                                                        Expressionismus
                                                                                                                         1900 – 1925
                                                                                                        Spätromantik
                                                                                                         1860 – 1910

                                                                                                                                          Retinsky »Anaphora«

                                                                                                         Mahler Sinfonie Nr. 5

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8
Beflügelte Klänge                                                                  In seinen Kompositionen scheut Retinsky vor nichts zurück. »Heute ist es hun-
Alexey Retinsky »Anaphora« für Sinfonieorchester                                   dertmal schwerer, eine Brücke zu einer tonalen Aussage zu bauen als ein gut
                                                                                   klingendes Geräusch zu schreiben«, meint er. Seine Musik ist nicht nur weit
     Entstehung 2021                                                               entfernt von spätromantischem Epigonentum, sondern auch von minimalis-
     Uraufführung 28. September 2021 durch MusicAeterna und Teodor Current-        tischen Einflüssen und der Avantgarde. Dennoch sind diese Stile in seiner Mu-
     zis in St. Petersburg                                                         sik vorhanden. »Anaphora« (deutsch »Anapher«) hat Retinsky für ein großes
     Dauer ca. 10 Minuten                                                          Sinfonieorchester komponiert, das auch E-Gitarre, drei Simantrons (hölzer-
                                                                                   ne Schlagbretter, die als Glockenersatz benutzt werden) und 100 Water
»Alexey Retinsky ist ein faszinierender junger Komponist. Seine Musik gehört       Whistles beinhaltet. Letzteres sind kleine zwitschernde Blasinstrumente
in eine ganz andere Kategorie.« Mit diesen Worten feiert Dirigent Teodor Cur-      in Vogelform, die mit Wasser befüllt werden. Wie sich darüber hinaus der
rentzis den Komponisten, den er selbst entdeckt hat und intensiv fördert. Ale-     Titel des Werkes in Musik umsetzt, darauf darf man gespannt sein. Eine Ana-
xey Retinsky hat für das Ensemble MusicAeterna ein neues Werk verfasst. Der        pher bezeichnet in der Rhetorik eine Wiederholung bestimmter Worte zu
Russe, 1986 auf der Krim in Simferopol geboren, übersiedelte 2009 nach Zürich,     Beginn von Strophen, Versen, Sätzen oder Satzteilen. Was Retinsky in seinem
um dort an der Hochschule Komposition zu studieren. 2014 ließ er sich in Wien     'neuen Werk darüber hinaus plant, hat er bereits mitgeteilt: »Eine Gegen-
nieder, wo er heute lebt.                                                          überstellung einer klassisch gewachsenen Instrumentierung mit atypischen
                                                                                   Instrumenten ist der dramaturgischen Idee eines qualitativen Übergangs in ein
Zwischendurch absolvierte er 2016 in Graz ein weiteres Studium bei Beat Furrer,    neues Stadium geschuldet. Sie verdankt sich einer zahlenmäßigen Anhäufung,
einem der bekanntesten Komponisten der Alpenregion. Retinskys Œuvre ist zwar       die – scheinbar – durch die orchestrale Textur hindurchbricht.« Dieser Vor-
weit gespannt, aber noch nicht sehr groß. In seinen Werken deckt er sämtliche      gang wird das musikalische Koordinatensystem, das wir gewohnt sind, ver-
Genres ab, komponiert für die Bühne, für das Orchester, für die Kammer und         schieben und ins Wanken bringen, verspricht Retinsky. Oder wie er es geheim-
für elektronische Klänge. Auf Einladung von Currentzis zog er im letzten Jahr      nisvoll ausdrückt: »Zum Schluss wird sich zeigen, dass der entgleiste Zug
nach St. Petersburg, um dort für anderthalb Jahre als Artist in Residence für      plötzlich Flügel bekommen hat.«
MusicAeterna zu arbeiten.

     Kompositionswerkstatt: Alexey Retinsky im »Muzlifemagazine«                  Höllisches Jammertal, himmlische Freude
     »Für manche mag es so scheinen, als sei ich ein so produktiver Komponist.    Gustav Mahler Sinfonie Nr. 5 cis-moll
     Aber das bin ich nicht. Tatsächlich schreibe ich sehr langsam und auf eine
     sehr schmerzhafte Art und Weise. Während ich an einem Werk arbeite, ent-         Entstehung 1901 – 1904
     stehen parallel dazu drei andere Kompositionen. Vielleicht benötigen sie         Uraufführung 18. Oktober 1904 in Köln durch das Gürzenich-Orchester
     fünf oder zehn Jahre, um zu reifen.«                                             unter der Leitung des Komponisten
                                                                                      Dauer ca. 68 Minuten
In der Vergangenheit hat der Komponist Selbstvermarktung eher abgelehnt.
»Das einzige, an dem ich interessiert war: Stiftungsgelder und Stipendien zu      Wenn etwas Alexey Retinskys neues Werk mit der fünften Sinfonie von Gustav
bekommen. Ganz einfach, um allein zu sein, in Frieden studieren und schreiben     Mahler verbindet, so ist es vielleicht die Bewegung der Musik von einem »Aggre-
zu können«. Mittlerweile versteht sich Retinsky auf Selbstinszenierung jedoch     gatzustand« in einen anderen. In der Fünften vollzieht sich eine enorme musi-
recht gut, worüber nicht zuletzt sein Instagram-Account Auskunft gibt. Aller-     kalische Metamorphose von abgrundtiefer Verzweiflung zu grenzenlosem Jubel.
dings sind Bilder und Filme, mit denen er dort eigene Projekte dokumentiert,      Ein von Mahler sanktioniertes Programm existiert jedoch nicht. Die Anfänge der
auch Ausdruck seiner Leidenschaft für Fotografie.                                 Sinfonie führen zurück in den Sommer 1901. Mahler ist wie gewohnt in Maier-

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nigg am Wörthersee, in der Sommerfrische. Er schätze die Ruhe, besonders die
seines »Komponierhäusls«, in dem er Jahr für Jahr seine Werke schreibt. Mahler
ist ein »Sommerkomponist«, der Beruf des Hofoperndirektors lässt ihm meist zu
schöpferischer Arbeit wenig Zeit. Die Ergebnisse jenes Jahres sind sieben Lieder
und die ersten beiden Sätze seiner fünften Sinfonie. In jenem Komponiersommer
ist Mahler noch allein. 1902 jedoch kehrt er, frisch vermählt, in Begleitung seiner
zwanzig Jahre jüngeren Frau Alma Schindler an den Wörthersee zurück.

Im September ist die neue Schöpfung im Rohzustand vorhanden. Eine Post-
karte gilt als Beweis: »Endlich bin ich fertig! V. [Sinfonie] ist also auch da! Bin
ganz frisch trotz anhaltender Anstrengung.« Wirklich vollendet ist sein neues
Werk allerdings noch lange nicht. Wie bei keiner anderen Sinfonie zuvor ringt
Mahler bei seiner Fünften mit der Instrumentierung. Noch einen Monat vor der
Uraufführung am 18. Oktober 1904 im Kölner Gürzenich arbeitet er die Schlag-
zeugpartie vollständig um. Nicht nur bis zur ersten Drucklegung, sondern bis
zu seinem Tod ist Mahler mit der Perfektionierung des Werkes beschäftigt. Sein
Ziel ist es, den »neuen Stil« noch deutlicher erkennbar zu machen, der mit dieser
Sinfonie in sein Schaffen Einzug hält. Die motivisch-thematischen Bezüge sind
nun derart dicht verzweigt, dass die Transparenz des Orchestersatzes an erster
Stelle stehen muss.

Mahlers erste vier Sinfonien – auch »Wunderhorn-Sinfonien« genannt – haben
noch aus dem reichen Schatz der Sammlung von Volksliedtexten aus »Des Kna-
ben Wunderhorn« geschöpft, den zwischen 1805 und 1809 Achim von Arnim
und Clemens Brentano angehäuft haben. Mahler hat sich aus diesem Fundus
eine ganze sinfonische Welt erschaffen, voller Lieder, Gesänge, Chöre und Pro-
gramme, die für Hörer viele Möglichkeiten zum Verständnis geliefert haben. In
der Sinfonie Nr. 5 jedoch sind Form, Harmonik und Ausdruck nun wesentlich
erweitert. Mahler kehrt zurück zur reinen Instrumentalmusik und schlägt damit
einen vertrauten, doch zugleich wieder neuen Pfad ein. Die fünf Sätze sind in
drei Abteilungen gegliedert, zeichnen aber auch den traditionellen Sinfonie-
ablauf nach. Der Tonart cis-moll hier besondere Bedeutung zuzumessen, wäre
pure Konvention – sie ist lediglich dem Beginn des ersten Satzes zugeordnet.

Schon der erste Satz der I. Abteilung, ›In gemessenem Schritt. Streng. Wie ein
Kondukt‹, trifft den Hörer ins Mark. Mahler, durch dessen Kinderzimmer in Iglau
die Klänge von Militärmärschen und -fanfaren der nahen Kaserne wehten, hat
hier eine schwer lastende, dunkel gefärbte Musik geschrieben. Wohnen wir hier

                                                                           Werke
einem Leichenzug bei? Das prägnant punktierte, zackig aufwärts gereckte                Schluss entgegen. In einer Apotheose führt Mahler fünf Motive des Satzes kon-
Hauptmotiv der Trompete stellt laut Musikforscher Michael Kube eine nach Moll          trapunktisch zusammen. Wie kann man diesen überbordenden Satz interpre-
gewendete Variante des Generalmarsches der ungarisch-österreichischen Ar-              tieren? Eine Äußerung Mahlers hilft: »Der Mensch im vollen Tagesglanz« sei hier
mee dar. Nach den harschen, von Trommelwirbeln begleiteten Klängen entfaltet           porträtiert, »auf dem höchsten Punkte des Lebens«.
sich eine traurige Streichermelodie, mit der die »Wunderhorn«-Welt doch wie-
der Einzug hält, in Gestalt von Anklängen an Mahlers Lied ›Der Tamboursg’sell‹.            Theodor W. Adorno zu Mahlers Scherzo-Sätzen
Dann bricht sich eine Leidenschaft Bahn, die aus purer Verzweiflung besteht.               »Mahler ist ein spätes Glied der Tradition des europäischen Weltschmer-
In diesem Satz hat Mahler zudem auch eine Anspielung auf die ebenfalls im                  zes. Gleichnisse des Weltlaufes sind bei ihm durchweg die ziellos in sich
Sommer 1901 entstandenen »Kindertotenlieder« verborgen.                                    kreisenden, unaufhaltsamen Sätze, das perpetuum mobile. Das Subjekt ist
                                                                                           eingespannt in den Weltlauf, ohne darin sich wiederzufinden, ohne ihn von
Nachdem der Marsch sich in der Ferne verloren hat, bäumt sich der zügellose                sich aus verändern zu können. Darum plädiert Mahlers Sinfonik erneut ge-
zweite Satz auf, ›Stürmisch bewegt, mit größter Vehemenz‹. Er fällt aber schon             gen den Weltlauf. Sie ahmt ihn nach, um ihn zu verklagen.«
bald in sich zusammen, um dann in Tonfall und Motivik wieder auf den ersten
Satz zurückzugreifen, mit dem er eng verzahnt ist. Manches erscheint aber nun          Mit dem Adagietto öffnet sich eine Zauberwelt – und es beginnt die III. Abtei-
wärmer instrumentiert, mutet an wie eine Trauerarbeit, die auch Tröstendes             lung. Diese Musik als Mahlers Liebeserklärung an seine Frau Alma zu verstehen,
bringt. Klagende Celli stehen neben wild auffahrenden, polyphonen Strukturen           fällt nicht schwer. Die zerbrechlich wirkende Melodik spielt auf Mahlers Rückert-
und glanzvollen, hoffnungsfrohen Aufschwüngen, die jäh in sich zusammen-               Lied ›Ich bin der Welt abhandengekommen‹ an. Die magisch wirkenden Klänge,
krachen. Schmetternde Fanfaren wirken wie ein Sonnenstrahl aus düsterem                mit denen der Komponist selbst seine größten Kritiker überzeugt hat, kennen
Himmel. Dann endet der Satz und die erste Abteilung unentschlossen, wie ver-           Cineasten auch aus der Thomas-Mann-Verfilmung »Tod in Venedig« (1970) von
wehende Asche.                                                                         Luchino Visconti.

Es beginnt die II. Abteilung der Sinfonie, das Scherzo (›Kräftig nicht zu schnell‹).   Nach so viel glutvollem Gesang lugt dann scheu das Finale um die Ecke, be-
Mit 819 Takten sprengt es alle zuvor bekannten Grenzen. Mahler schlägt hier            gleitet von einer verspielten Einleitung. Man sollte sich von diesem »Nebenbei«
zum ersten Mal unbeschwerte Töne an. Schwungvoll-tänzerisch zieht der an               nicht täuschen lassen: In diesen wenigen Takten breitet Mahler alle Themen des
seiner Oberfläche unkompliziert wirkende Ländler vorbei. Dass Mahler größte            folgenden Satzes aus. Fast unentwegt ist die Musik dieses in jeglicher Hinsicht
Schwierigkeiten hatte, ihn harmonisch angemessen zu verankern, beweisen                übertrieben wirkenden Finales in Bewegung. Formal verschmilzt Mahler Sonate,
die Worte, die er zu seiner Freundin Natalie Bauer-Lechner geäußert haben              Fuge und Rondo miteinander – auf virtuose Art und Weise. Trotz aller Gebro-
soll: »Das würde sich heute keiner mehr zu machen getrauen. Dadurch ist die            chenheit seiner Werke konnte er zuweilen schlicht auf den Effekt zielen. Zum
Akkordführung so schwer, besonders bei meinem Prinzip, dass ich nicht ein-             Beispiel beim ins Furiose überdrehten Schluss, auf den die Musik lustvoll und
mal etwas wiederholen darf, sondern alles aus sich heraus weiter entwickeln            lärmend hinarbeitet.
muss.«

Die Musik verkompliziert sich, bis schließlich ein Hornruf das Entree zu einem         Gehört im Konzerthaus
charmanten Walzer bildet. Ein Stück heile Welt. Mit einem archaisch wirkenden          Mahlers Sinfonie Nr. 5 stand seit 2008 häufiger auf dem Konzerthaus-Spielplan.
Klang bremsen die Hörner, die mit in die Höhe gerecktem Schalltrichter spielen,        Interpreten waren u. a. das City of Birmingham Symphony Orchestra unter Sa-
den emsigen Fluss der Musik. Danach zitiert Mahler einen böhmischen Klage-             kari Oramo, das London Philharmonic Orchestra unter Yannick Nézet-Séguin,
gesang. Das wohl komplexeste und anspruchsvollste Sinfonie-Scherzo, das                das Gewandhausorchester Leipzig unter Andris Nelsons und zuletzt 2019 die
je geschrieben wurde, strebt schließlich in Wellen seinem temperamentvollen            Sächsische Staatskapelle Dresden unter Daniele Gatti.

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MusicAeterna                                                                       theaters Perm. Anschließend wurde auch MusicAeterna eingeladen, der Thea-
                                                                                   tertruppe beizutreten. Der Ausbau des Ensembles zu einem Sinfonieorchester
Das Orchester MusicAeterna wurde 2004 von Teodor Currentzis in Novosibirsk         wurde von der Kommune gefördert. Damit begann ein neues Kapitel in der Ge-
gegründet. Zu dieser Zeit war Currentzis Musikdirektor des Novosibirsker Opern-    schichte von MusicAeterna: Die Musiker waren nun voll und ganz mit Urauffüh-
und Balletttheaters. In dieser Funktion führte er gemeinsam mit dem Theateror-     rungen, Aufnahmen, Tourneen und Konzerten beschäftigt.
chester bekannte Musikwerke auf. Er wollte jedoch das Repertoire und die Auf-
führungstraditionen ausweiten, also versammelte er ein Kollektiv von Musikern,     Im Sommer 2019 hat MusicAeterna den Status eines eigenständigen Ensembles
die bereit waren, ein gemeinsames Ziel zu erreichen: der Musik ihr Bestes zu ge-   erlangt. Sein Kreativlabor befindet sich nun im Dom Radio in St. Petersburg mit
ben, die Schönheit der Werke eines bestimmten Komponisten voll auszudrücken        Residenzen in Moskau, Luzern und anderen Kulturhauptstädten.
und jede Partitur auf eine Weise zu erforschen, wie es kein anderes Orchester
zuvor getan hatte. MusicAeterna debütierte erfolgreich in Europa und wurde in      Heute ist das Orchester MusicAeterna ein renommiertes Ensemble mit einer
russischen Kulturkreisen bekannt.                                                  beeindruckenden Liste an Auszeichnungen und Konzerten auf den wichtigsten
                                                                                   Bühnen der Welt. Gleichzeitig bleiben die Musiker ihren Idealen treu, der Musik
2011 wurde Teodor Currentzis Künstlerischer Leiter des Opern- und Ballett-         zu dienen, eine makellose Aufführungsqualität zu wahren und jede neue Parti-
                                                                                   tur in ihrem Repertoire aufrichtig zu lieben.

                                                                                   Teodor Currentzis
                                                                                   Teodor Currentzis ist Chefdirigent des SWR Symphonieorchesters Stuttgart
                                                                                   und Künstlerischer Leiter des Ensembles MusicAeterna und des MusicAeterna
                                                                                   Kammerchores. Die Ensembles waren von 2011 bis 2019 am Opern- und Ballett-
                                                                                   theater Perm ansässig. Im Juli 2019 trat Teodor Currentzis als Künstlerischer
                                                                                   Leiter der Oper Perm zurück, um sich darauf zu konzentrieren, sein Orchester
                                                                                   MusicAeterna als unabhängiges, privat finanziertes Ensemble zu neuen Höhen
                                                                                   zu führen.

                                                                                   Mit MusicAeterna tourt er regelmäßig durch Europa mit Auftritten bei den Ber-
                                                                                   liner Philharmonikern, der Philharmonie de Paris, dem Festspielhaus Baden-
                                                                                   Baden, der Mailänder Scala und dem Auditorio Madrid. Sie verbindet eine
                                                                                   langjährige Beziehung zu den »Salzburger Festspielen«; zu den Aufführungen
                                                                                   in Salzburg zählen eine Neuproduktion von »La clemenza di Tito« unter der Re-
                                                                                   gie von Peter Sellars im Jahr 2017, ein vollständiger Beethoven-Sinfonie-Zyklus
                                                                                   im Jahr 2018 mit fünf ausverkauften Konzerten und »Idomeneo« im Jahr 2019
                                                                                   unter der Regie von Peter Sellars in Zusammenarbeit mit dem Freiburger Barock-
                                                                                   orchester und dem MusicAeterna Chor.

                                                                                   Currentzis und MusicAeterna gaben 2018 ihr »BBC Proms«-Debüt, im Februar

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2019 ihr Japan-Debüt mit Konzerten in Tokio und Osaka und 2019/20 in New            Heimat, als er sein Dirigierstudium am Staatlichen Konservatorium von St. Pe-
York im The Shed mit Verdis Requiem zu bewegten Bildern des verstorbenen            tersburg bei Professor Ilya Musin begann, dessen Schüler unter anderem die
Filmemachers Jonas Mekas.                                                           renommierten Dirigenten Odyseuss Dimitriadis, Valery Gergiev und Semyon
                                                                                    Bychkov waren.
Als ehemaliger Künstlerischer Leiter der Oper Perm hat Currentzis mehrere wich-
tige neue Werke in Auftrag gegeben, darunter Phillipe Hersants »Tristia« (2016),
Dmitrii Kourliandskis Oper »Nosferatu« (2014), Alexei Syumaks Oper »Cantos«         Teodor Currentzis und MusicAeterna im Konzerthaus Dortmund
(2016) und ein Violinkonzert von Sergey Nevsky (2015).                              Seit seinem ersten Auftritt 2011 ist Teodor Currentzis regelmäßig im Konzert-
                                                                                    haus zu Gast. Mit seinem Ensemble MusicAeterna brachte er Mozarts Da-Ponte-
Teodor Currentzis und MusicAeterna sind exklusive Sony-Künstler und haben           Opern und weitere konzertante Opern zur Aufführung, dazu Werke von Mozart
dort letztes Jahr eine Aufnahme von Beethovens Sinfonie Nr. 7 veröffentlicht.       und Beethoven mit der Solistin Patricia Kopatchinskaja. Darüber hinaus gab er
2017 zeichnete der »ECHO Klassik« die DVD/Blu-ray-Produktion von Purcells           Konzerte mit dem Mahler Chamber Orchestra, den Wiener Symphonikern und
»Indian Queen« unter der Regie von Peter Sellers mit Currentzis und MusicAeter-     dem SWR Symphonieorchester.
na aus, nach einem früheren »ECHO Klassik« 2016 für ihre Aufnahme von Stra-
winskys »Le sacre du printemps«, die beide bei Sony Classical erschienen sind.

2015 nahmen Teodor und sein Bruder Vangelino Currentzis den Soundtrack der
Eröffnungsfeier der European Games in Baku auf und wurden für einen »Emmy
Award« in der Kategorie »Outstanding Music Direction and Composition« no-
miniert.

Teodor Currentzis wurde 2008 mit dem Freundschaftsorden der Russischen Fö-
deration ausgezeichnet und erhielt 2016 den renommierten »Kairos-Preis« der
Toepfer Foundation. Im selben Jahr kürte die »Opernwelt« Teodor Currentzis
für seinen »Macbeth« am Opernhaus Zürich zum besten Dirigenten des Jahres.
Currentzis wurde bisher mit sieben »Goldenen Masken« – Russlands renom-
miertem Theaterpreis – ausgezeichnet, zuletzt 2017 als bester Operndirigent für
»La traviata«, eine Opernproduktion der Staatsoper Perm unter der Regie von
Robert Wilson.

Im Jahr 2006 verband Teodor Currentzis sein Wissen und seine Leidenschaft
für Alte Musik mit zeitgenössischen Komponisten und Neuer Musik und gründe-
te das »Territoria Modern Art Festival«, das sich in kurzer Zeit zum renommier-
testen und fortschrittlichsten jährlichen Musikfestival in Moskau entwickelt hat.
Seit 2012 kuratiert Teodor auch das »Diaghilew Festival«, das in der Heimat der
russischen Geburtsstadt des Komponisten stattfindet.

Russland ist für den gebürtigen Griechen seit Anfang der 1990er-Jahre seine

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               Unsere Tipps für Ihren nächsten Konzertbesuch

                           Dem Horizont entgegen
Zubin Mehta und das Orchestra del Maggio Musicale Fiorentino durchschrei-
ten das Hochgebirge Bruckner’scher Kompositionskunst und bringen mit seiner
  Neunten eine Sinfonie für kommende Zeiten ins Konzerthaus, zeitlos modern.

                           So 07.11.2021 16.00 Uhr

                             Inniger Abgesang
Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 9 ist eine Musik über die letzten Dinge, ein Drama
zwischen Leben und Tod, Vergangenheit und Zukunft. Iván Fischer und sein Bu-
    dapest Festival Orchestra führen uns durch dieses monumentale Werk.

                           Fr 19.11.2021 19.00 Uhr

                           Fabelhaftes Musiktheater
Konzerthaus-Exklusivkünstlerin Mirga Gražinytė-Tyla entführt mit Janáčeks
zauberhafter Oper »Das schlaue Füchslein« in tierische Märchenwelten. Die
Dirigentin leitet das City of Birmingham Symphony Orchestra, Chöre und So-
                       listen in einer ihrer Lieblingsopern.

                           So 21.11.2021 18.00 Uhr

                                                                    Termine
Texte Markus Bruderreck

Fotonachweise
S. 08 © Julia Wesely
S. 16 © Olga Runyova
S. 22 © Alice Calypso for Malina

Herausgeber KONZERTHAUS DORTMUND
Brückstraße 21, 44135 Dortmund
T 0231 – 22 696 200, www.konzerthaus-dortmund.de

Geschäftsführer und Intendant
Dr. Raphael von Hoensbroech

Redaktion Dr. Jan Boecker, Marion Daldrup

Konzeption Kristina Erdmann

Anzeigen Marion Daldrup, T 0231 – 22 696 213

Druck druckpartner Druck- und Medienhaus GmbH

Wir danken den beteiligten Künstleragenturen und
Fotografen für die freundliche Unterstützung. Es war
nicht in allen Fällen möglich, die Bildquellen ausfindig
zu machen. Rechteinhaber bitte melden.

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