THÜRINGER TRACHTENZEITUNG

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THÜRINGER TRACHTENZEITUNG
THÜRINGER
    TRACHTENZEITUNG
     Zeitschrift des Thüringer Landestrachtenverbandes e.V. und der Thüringer Trachtenjugend
                              25. Jahrgang 1/2021 • www.thueringer-trachtenverband.de

ELFHUNDERT JAHRE VOLKSLIED UND VOLKSTANZ IN
 DEUTSCHLAND. DOCH, KEINER TANZT UND SINGT!
                   Das „Bovoliedchen“ gilt als ältester Hit des deutschen Volkes
Kaiser Heinrich II. und Kaiserin Kunigunde ziehen festlich geklei-          verloren und somit gar keine Chance neue Töne zu finden. Ältere
det im Jahr 1021 in Merseburg ein, denn nach sechsjähriger Bau-             Sängerinnen und Sänger haben Angst vor Ansteckung und warten
zeit wird der stattliche Dom eingeweiht. Der Herrscher des Heili-           sehnlichst auf die erlösende Impfung. Zurück in die Normalität ist
gen Römischen Reiches zeichnet viele Urkunden und erwähnt in                der Wunsch des Ehrenamts. Die Menschen sehnen sich nach Be-
jenem Jahr auch das hessische Dorf Wommen, das über neun Jahr-              gegnung, nach gemeinsamen Lachen und dazu gehört eben auch
hunderte später, für vier Jahrzehnte ein Ort im Blickpunkt der Ge-          das Singen, dazu gehört der jauchzende Schrei und eben ganz be-
schichte, direkt an Mauer und Stacheldraht, der innerdeutschen              stimmt auch das Tanzen.
Grenze sein wird. Der Merseburger Dom mit seiner wertvollen Bi-
bliothek ist heute ein bedeutendes Baudenkmal der Romanik, das              Ein altes Thüringer Lied
Städtchen Wommen erblüht heute im Schatten des „Monte Kali“,
eines gigantischen Salzberges. Zwei berühmte Zeugnisse deutscher            Lieder haben die Menschheit durch alle Zeiten begleitet und jeder
Geschichte. Aber wer erzählt elfhundert Jahre später noch vom äl-           deutsche Landstrich hat seine Lieder, oft uralt und hundertfach
testen deutschen Volks- und Tanzlied, das ebenfalls im Jahre 1021           bearbeitet. Wer zum Beispiel denkt „Thüringen holdes Land“ oder
erstmals aufgeschrieben worden ist?                                         „Ich wandre ja so gerne am Rennsteig durch das Land“, das wären
                                                                            die Lieder Thüringens, der irrt gewaltig. Bereits Anfang des
Das älteste Lied des deutschen Volkes?                                      20. Jahrhunderts machen Musikwissenschaftler darauf aufmerk-
                                                                            sam, das in der „Mansfeldischen Chronica“ von Cyriacus Span-
Das bis heute überlieferte „Bovo-Liedchen“ aus dem Jahr 1021 gilt           genberg, gedruckt in Eisleben 1572, bereits ein „Thüringer Lied“
als das älteste überlieferte Volkslied der Deutschen und ist älter als      veröffentlicht worden ist, dessen Text noch heute aktuell ist: „Aber,
der legendäre Minnesang der Wartburg. Aus dem Lateinischen                  so wollen wir heben an; wie sich’s hat angeschwungen; Es ist unser
übertragen lautet seine erste Zeile „Durch den grünen Wald Herr             Land so Gestalt; das wir nie treiben groß Gewalt; Darauf haben wir
Bovo ritt; Merswind, die Schöne, die führte er mit; Was stehn wir? Auf,     gesungen. Thüringer Land, du bist ein feines gutes Land; Wer dich
gehen wir!“. Es ist ein typisches altes Volkslied, das zum Tanze auf-       mit Treu tut meinen; Du gibst uns Weizen und Wein so viel; du
fordert. Der Sänger begann und Herr Bovo und seine Liebste Mers-            kannst ein ganzes Volk ernähren; und bist ein Land von den kleinen.“
wind traten in die Kreismitte,
bei jeder neuen Strophe kam                                                                                     Lieder, die wie Brücken sind!
ein weiteres Pärchen hinzu, bis
sich der ganze Platz zum Tanz-                                                                                  Lieder haben uns so oft geholfen
reigen füllte. Wir kennen in der                                                                                nach schweren Schicksalsschlä-
deutschen Trachtenfamilie                                                                                       gen oder in aussichtslosen Situa-
noch heute viele solche Formen                                                                                  tionen einen Neuanfang zu fin-
des Tanzes und es sind Men-                                                                                     den. Unvergessen ein Auftritt des
schen wie wir, die Tracht tra-                                                                                  Alexandrow-Ensemble auf dem
gen, die über elfhundert Jahre                                                                                  Berliner Gendarmenmarkt im
lang Volkslied und Volkstanz                                                                                    Jahr 1948, als der russische Sän-
erhalten. Unsere Arbeit liegt                                                                                   ger Viktor Nikitin das Lied „Im
nicht zugeklappt zwischen zwei                                                                                  schönsten Wiesengrunde“ an-
Buchdeckeln, unsere Arbeit ist                                                                                  stimmte und eine in Trümmern
das Miteinander der Gruppen                                                                                     liegende Stadt mitsummte.
oder das gemeinsame Lernen                                                                                      Menschen, deren Häuser in
mit den Jüngsten. All das, was                                                                                  Schutt und Asche lagen, sangen
unsere Arbeit ausmacht, was                                                                                     „… liegt meiner Heimat Haus,
ihr ständig neue Impulse ver-                                                                                   von dort ging ich manche Stunde,
leiht, das liegt nun schon seit                                                                                 ins Tal hinaus. Dich mein stilles
über einem Jahr brach. Das ge-                                                                                  Tal, grüß ich tausendmal …“. Als
meinsame Miteinander be-                                                                                        dann noch das „Heidenröslein“
schränkt sich auf SMS und                                                                                       von Johann Wolfgang von Goe-
Wh a t s A p p - Na c h r i c h t e n ,                                                                         the erklang, brach wahre Begeis-
wenn’s hochkommt auf ein Te-                                                                                    terung aus. Russische Soldaten,
lefonat und ganz selten auf ei-                                                                                 deren Familien starben durch
nen Brief, wie ich ihn so gerne                                                                                 Hitlers Krieg, sangen deutsches
schreibe.                                                                                                       Liedgut. Lieder in der Sprache
Chöre, die es bereits seit Jahren                                                                               des ehemaligen Feindes wurden
schwer haben junge Mitglieder                                                                                   zu Botschaftern von Frieden
zu finden, haben ihre Stimme                                                                                    und Versöhnung.
THÜRINGER TRACHTENZEITUNG
THÜRINGER TRACHTENZEITUNG                                               2                                                        VERBANDSNACHRICHTEN

Ähnlich ging es frenetisch kreischenden
Frauen, die einer musikalischen Hysterie
nahe waren, als ihr Idol Elvis Presley im
Jahr 1960 das Lied „Wooden heart“ an-
stimmte und jeder mitsang „Muss i denn,
muss i denn zum Städtele hinaus“. Noch
heute ist dieses uralte deutsche Volkslied,
durch diese Interpretation weltbekannt. Es
gibt nur noch wenige Bergleute, die Kohle
und Erze oder Salze aus der Erde holen.
Der schwere Beruf des Bergmannes ist al-
ternativlos dem Klimaschutz zum Opfer
gefallen. Damit treten auch die Bergmann-
schöre von der Bühne ab, aber ihr Lied
„Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt …“
wird bleiben und jeder gute Chor wird da-
mit sein Publikum zum Mitsingen bewe-
gen. Manches Lied braucht auch nur einen
berühmten Interpreten und schon heißt es
„Alles singt“ und ein ganzes Volk stimmt
ein. Er saß nie auf einem gelben Wagen
und trotzdem schaffte es 1973 der dama-
lige Bundesaußenminister Walter Scheel          Gruppe Karat zur Preisverleihung „Der Friedenstein“ am 28. Juni 2016 in Gotha (Foto: Lutz Ebhardt)
(1919 – 2016) sich mit dem Lied des Thü-
ringers Rudolf Baumbach in die Herzen           sicht gab, dass der Weg sich lohnt, denn                 schwedischen Größen der Pop- und Schla-
der Deutschen zu singen. Leidenschaftlich       „Über sieben Brücken musst du gehen, sie-                gerszene zum „Allsang pa Skansen“ und
schmetterte der liberale Politiker „Hoch        ben dunkle Jahre überstehn, siebenmal wirst              singen mit tausenden Menschen schwe-
auf dem gelben Wagen, sitz ich beim Schwa-      du die Asche sein, aber einmal auch der hel-             dische und internationale Volkslieder, auch
ger vorn, vorwärts die Rosse traben, lustig     le Schein …“. Die Gruppe „KARAT“ und                     „Wooden heart“ erklingt dort zum Ab-
schmettert das Horn …“ stürmte damit zu-        Peter Maffay sorgten weltweit für die Po-                schluss. Warum sollte es uns in Deutsch-
erst die Hitparaden und kurz danach wur-        pularität dieses außergewöhnlich schönen                 land nicht gelingen Helene Fischer oder
de er der vierte Bundespräsident der BRD,       Liedes.                                                  Max Giesinger, Yvonne Catterfeld oder Jo-
was wiederum beweist, das Volkslieder           Als Helmut Richter 1975 seinen Text ver-                 hannes Oerding und viele weitere Stars da-
auch bei der Karriere sehr behilflich sind.     öffentlichte von zweimal sieben Jahren,                  von zu begeistern, gemeinsam mit uns den
                                                konnte er nicht ahnen, welche Kraft seine                Menschen in Tracht zu singen? Wir stehen
                                                Zeilen auslösen, denn genau nach sieben                  für den Erhalt der deutschen Sprache, für
Rudolf Baumbach (1840 – 1905)                   dunklen Jahren und sieben Gängen durch                   die Verbreitung der deutschen Musik und
                                                die Asche brach am 9. November 1989                      des deutschen Volkslieds. Wenn uns der
Hoch auf dem gelben Wagen                       durch die Friedliche Revolution im Osten
                                                die DDR zusammen. Nicht ohne Grund
                                                                                                         Spagat gelingt Profis und Laien zusammen
                                                                                                         zu führen, da wird keiner mehr fragen
Sitz’ ich beim Schwager vorn.                   hat Bundespräsident Joachim Gauck zum                    „Horch was kommt von draußen rein“, kann
Vorwärts die Rosse jagen,                       Abschied aus dem Amt beim Großen Zap-
                                                fenstreich dieses Volkslied gewählt. Zu
                                                                                                         doch nur das „Ännchen von Tharau“ sein,
                                                                                                         denn jeder weiß, „Am Brunnen vor dem
Lustig schmettert das Horn.                     Recht bekamen das Lied, sein Texter, sein                Tore“ und „Vor meinem Vaterhaus steht ei-
                                                Komponist und die Erstinterpreten                        ne Linde“ sind Werte und Orte unserer
Berge und Wälder und Matten,                    „KARAT“ im Jahr 2016 in Gotha den                        Heimat. Stellt dann noch einer fest „Ich
Wogendes Aehrengold.                            Preis „Der Friedenstein“.                                weiß nicht was soll es bedeuten“ wenn
                                                                                                         „Alle Brünnlein fließen“ dann wird es Zeit,
Möchte wohl ruhen im Schatten,                                                                           vor dem „Ade zur guten Nacht“ zu sagen
                                                Perspektiven für Lied und Tanz!
Aber der Wagen rollt.                                                                                    „Wahre Freundschaft soll nicht wanken“.
                                                                                                         Und immer daran denken „Die Gedanken
                                                                                                         sind frei …“. Auf geht’s.
1778 – Das Volkslied wird benannt!
Unsere Welt ist voll Musik, aber wahre
Volkslieder gibt es keine mehr, denn es feh-
len glaubhafte Komponisten und Interpre-
ten. Der Thüringer Johann Gottfried Her-
der (1744 – 1803) veröffentlichte im Jahr
1778 erstmals eine Liedersammlung „Stim-
men der Völker“ in der er für Lieder aus
dem Volke den Titel „Volkslied“ verwende-
te. Aber erst im Jahr 1799, als in Gotha „Das
Mildenheimsche Liederbuch“ erscheint, ist
die erste große Volksliedsammlung auf           Am Ende der Pandemie mit neuen Kon-
dem Buchmarkt.                                  zepten aufwarten, das muss unser aller Ziel
Das bisher wohl letzte glaubhafte Volkslied     sein. Dabei müssen wir nicht alles neu er-
der Deutschen schrieb der Leipziger Hel-        finden, sondern einfach den Blick nach
mut Richter (1933 – 2019) und Ulrich            Norden schicken. In einem der ältesten
Swillms schuf dazu eine Melodie, die be-        Freilichtmuseen der Welt, dem SKANSEN
sonders den Deutschen in Ost und West           im schwedischen Stockholm, gibt es etwas                 Knut Kreuch
Kraft und Halt vermittelte und die Zuver-       Tolles. Alljährlich im Sommer kommen die                 Landesvorsitzender
THÜRINGER TRACHTENZEITUNG
VERBANDSNACHRICHTEN                                                 3                                         THÜRINGER TRACHTENZEITUNG

                            HEIMAT MUSS VERTEIDIGT WERDEN!
                  Was wir von Tieren und aus vergangenen Tagen lernen können
„Danke, mit welchen einfachen Worten Sie        Wechmar vor dem Landhaus Studnitz               vergiftet und missbraucht werden kann,
die Ewiggestrigen entzaubert haben!“            stand und auf die heran marschierenden          sondern immer dort zu Hause ist, wo die
schrieb mir kürzlich ein junger Mann, der       Wechmarer Mühlenpfeiffer wartete, ließ          Menschen Glück empfinden. Heimat kann
die Fernsehsendung „Vergiftete Heimat“          das Fernsehteam eine Drohne steigen, um         man nicht kaufen, Heimat ist kein Orden,
im Südwest Rundfunk gesehen hatte. Ja,          Luftbilder zu machen. Nun kam es zu             der verliehen wird, Heimat ist ein Gefühl,
das war auch nicht einfach, denn ich wuss-      einem einzigartigen Naturschauspiel oder        das man am besten auf der Haut tragen
te nicht, auf was ich mich wirklich einlasse.   Spektakel, was leider nicht im Bild festge-     muss, denn Heimat lässt sich in tausend
Reporter hatten ein ganzes Jahr lang über       halten werden konnte. Die Drohne stieg          Facetten betrachten. Kürzlich habe ich
die sogenannte Identitäre Bewegung ge-          auf am Wechmarer Kirchturm, jener spit-         Antworten auf viele Fragen gefunden und
forscht, einen Zusammenschluss von              zen Lanze in der hügeligen Bergland-            diese lauten so:
Menschen, die von sich behaupten, dass          schaft. Man wollte aus 68 Meter Höhe fil-
Begriffe wie Heimat, Vaterland und Mut-         men. Doch die Fernsehmacher hatten              Heimat im 21. Jahrhundert
tersprache von ihnen benutzt werden kön-        nicht mit den Mietern gerechnet, die seit
nen. Dort, wo Etablierte Platz machen, set-     Jahren im Kirchturm wohnen. Sie er-             Unsere Heimat, das sind nicht
zen sich andere drauf und rauben scham-         kannten in der Drohne sofort eine Gefahr        nur die Städte und Dörfer,
los, was allen gehört.                                                                          unsere Heimat sind auch all
Heimat ist unser Volkseigentum                                                                  die Bäume im Wald.
und eigentlich können wir immer                                                                 Unsere Heimat ist das Gras auf der Wiese,
nur von der Natur lernen. Als ich                                                               das Korn auf dem Feld,
mit diesem Fernsehteam im Regen                                                                 und die Vögel in der Luft und
auf der Hohenkirchenstraße in                                                                   die Tiere der Erde
                                                                                                und die Fische im Fluß sind die Heimat.

                                                                                                Und wir lieben die Heimat, die schöne
                                                                                                und wir schützen sie, weil sie dem
                                                                                                Volke gehört
                                                                                                weil sie unserem Volke gehört.
                                                              und stürzten sich wagemu-
                                                              tig auf sie, um sie zu vertrei-   Wie oft ist dieses Gedicht und Lied ver-
                                                              ben. Was ihnen auch gelang,       spottet und verhöhnt worden, als von
                                                              denn das Team hatte Angst,        Gestern abgetan. Ganz das Gegenteil ist
                                                              ihr technisches Meisterwerk       der Fall. Alle Themen sind in diesen we-
                                                              könnte kaputt gehen.              nigen Zeilen angesprochen. Heimat ist
                                                              Der Wechmarer Kirchturm           eben mehr als Bauwerke, in dem Gedicht
                                                              gehört den Turmfalken, die        steckt die Aufforderung dem Waldster-
                                                              ich schon seit meiner Kind-       ben zu begegnen, den Hunger der Welt zu
                                                              heit kenne, wie sie täglich       bekämpfen, die Schöpfung zu achten und
                                                              den Turm umkreisen und            den Klimawandel zu erkennen. Das Ge-
                                                              ihre Brut aufziehen. Der          dicht ist getragen von der Sorge um eine
                                                              Kirchturm ist ihr zu Hause,       gesunde Ernährung, um sauberes Wasser
                                                              so wie er Heimat für das          und reine Luft. Wir werden aufgefordert
                                                              ganze Dorf ist. Die Vögel er-     die Heimat nicht nur zu lieben, sondern
                                                              kannten eine Gefahr und           in unserem täglichen Handeln für ihren
                                                              waren sofort bereit ihr zu        Schutz einzutreten, denn Heimat gehört
                                                              Hause, ihre Heimat gegen          uns allen!
                                                              den vermutlichen Feind zu         Ist das nicht eine topaktuelle Botschaft? Ich
                                                              verteidigen.                      würde sagen ja, hätte ich sie nicht aus
                                                              Sind wir Menschen auch so         meinem Musikbuch der 3. Klasse der Poly-
                                                              mutig wie die Tiere? Ducken       technischen Oberschule abgeschrieben.
                                                              wir uns nicht viel zu oft weg?    „Unsere Heimat“ ist ein Kinderlied aus
                                                              Wollen doch meist nur hö-         dem Jahr 1951 durchdrungen von der
                                                              ren und nicht entgegnen,          großen Friedenssehnsucht nach Jahren des
                                                              wenn rechte Parolen erklin-       Krieges. Übrigens: Ist Frieden der wich-
                                                              gen? Wird uns die Zunge           tigste Humus der Heimat, ist Nährboden
                                                              nicht auch schon einmal lo-       allen Werdens und Wachsens. Noch immer
                                                              cker nach einem Gläschen,         habe ich die tragende Melodie in den Oh-
                                                              und wir blasen mit ins Horn,      ren, und bin fast fünf Jahrzehnte später
                                                              ohne recht zu überlegen?          noch textsicher.
                                                              Ruhen wir uns nicht viel zu       Für mich ist klar: Heimat muss täglich er-
                                                              oft auf den Erfolgen Anderer      kämpft und auch verteidigt werden!
                                                              aus? Merken wir nicht selbst,
                                                              wie das fordernde ICH dem
                                                              gebenden WIR den Platz
                                                              nimmt? Und warum fehlt
                                                              uns so oft der Mut?
                                                              Es lohnt sich jederzeit dafür     Knut Kreuch
                                                              einzutreten, dass Heimat nie      Landesvorsitzender
THÜRINGER TRACHTENZEITUNG
THÜRINGER TRACHTENZEITUNG                                           4                                              VERBANDSNACHRICHTEN

      ZWEI NEUE RADIERUNGEN FÜR DAS TRACHTENARCHIV
Jedes einzelne Stück in der Sammlung des        Land. Es war das Interesse an ihrer Umge-
Thüringer Landestrachtenverbandes kann          bung, was die Maler der Zeit dazu anhielt,
Geschichten erzählen. So auch die jüngst        alles festzuhalten. Seine ersten Ausbil-
erworbenen Radierungen mit Thüringer            dungsschritte als Künstler absolvierte
Trachtendarstellungen. Dabei knüpfen sich       Fiedler an der Städtischen Gewerblichen
manchmal interessante Bande und es ver-         Fortbildungsschule Gotha bei Max Asper-
blüfft, wie eng alles in Beziehung steht.       ger im Jahre 1895. Max Asperger war nicht
                                                irgendwer, sondern ein bedeutendes Mit-
2018 fand im Wechmarer Landhaus Stud-           glied der Weimarer Malerschule und ein
nitz eine Ausstellung des Thüringer             begnadeter Radierer. So gehörte er auch
Landestrachtenverbandes statt, bei der der      dem in Fachkreisen bekannten Weimarer
Maler Eduard Fiedler (1871 – 1931) im           Radierverein an, der mehrere Jahresmap-
Mittelpunkt stand. Als Maler der Wachsen-       pen herausgab, in denen sich Darstel-
burg widmete er sich vielen anderen The-        lungen Thüringer Landschaften und auch
men, so finden sich im Nachlass einige Bil-     Trachten finden, neben vielen anderen
der mit Trachtendarstellungen aus seinem        Motiven. Die Gothaer Presse dieser Jahre
Heimatort Apfelstädt und dem Gothaer            spricht bei Ausstellungen von der „freund-
                                                             nachbarschaftlich verbundenen
                                                             Schule von Weimar“. Die
                                                             Künstler beider Städte tausch-
                                                             ten sich aus, lernten voneinan-
                                                             der, malten ihre Landschaften.
                                                             Es gab enge Beziehungen.
                                                             Oskar Schulz wird unbedingt        dierungen für die jährlich erscheinenden
                                                             zur Weimarer Schule gerech-        Mappen. Die Gothaer Schlösser Frie-
                                                             net, sein Schaffen fand in den     denstein und Friedrichsthal hielt er in ein-
                                                             Jahren 1860 bis 1897 in Wei-       drucksvollen Tuschzeichnungen fest.
                                                             mar seinen Höhepunkt. Ein          Der Thüringer Landestrachtenverband
                                                             Schwerpunkt seiner Tätigkeit       konnte nun zwei eindrucksvolle Radie-
                                                             lag bei der Radierung. Hier        rungen von Oscar Schulz für sein Archiv
                                                             wird das Motiv in eine Platte      erwerben. Sie zeigen das bunte Treiben
                                                             gebracht, von der dann eine        nach einer Spinnstube und eine junge Frau
                                                             endliche Zahl von Drucken          in Thüringer Tracht. Die Originale haben
                                                             abgenommen werden kann.            damit einen würdigen Besitzer gefunden.
                                                             Das macht die Radierung so         Es ist allerdings nicht klar, in welchem Zu-
                                                             wertvoll, jedoch für eine grö-     sammenhang sie Schulz fertigte. Waren sie
                                                             ßere Anzahl von Interessenten      in den Mappen des Weimarer Radierver-
                                                             zugänglich.                        eins oder zur Illustration der beliebten
                                                             Oscar Schulz stellte erfolg-       Zeitschrift „Gartenlaube“ gedacht? Von
                                                             reich in ganz Deutschland aus      der Spinnstube gibt es zahlreiche normale
                                                             und wirkte natürlich im Wei-       Drucke, sie fand also weitere Verbreitung.
                                                             marer Radierverein mit. Von
                                                             1883 bis 1895 lieferte er 13 Ra-   Dirk Koch, Landesjugendleiter

                    ÖSTERLICHER FOTOTERMIN IN BEHRUNGEN
                            IM SCHÖNEN GRABFELD
Eigentlich wollten viele Trachtenkinder an
der jährlichen Osterferienaktion teilneh-
men, aber daraus wurde schon zum zwei-
ten Male leider nichts. Trotzdem scheint
die Sonne und Ostern kommt.
Zeit für einen Fototermin für den neuen
Trachtenkalender auf 2022 war trotzdem.
Im schönen Behrungen werden wie an vie-
len Orten in Südthüringen die Osterbrun-
nen geschmückt. Hier absolvierten wir ein
Motiv.
Danke an alle Beteiligten und an Anneliese
Rühle, die alles organisiert hat. Auch an die
Kinder, die über eine Stunde im prallen
Sonnenschein durchhielten.
Behrungen ist eine Reise wert!
Wir sehen uns!

Dirk Koch, Landesjugendleiter
THÜRINGER TRACHTENZEITUNG
VERBANDSNACHRICHTEN                                              5                                     THÜRINGER TRACHTENZEITUNG

                         SOMMERGEWINN IN MERKERS/RHÖN

Sommerzug vor dem Ersten Weltkrieg                                   Sommerzug von Monika Lessing

Monika Lessing, Mitglied im Thüringer        lichst detailgetreu nach Originalvorlagen
Landestrachtenverband, ist nicht nur eine    die Trachten nachzunähen.                      Nun treiben wir den Winter aus,
leidenschaftliche Trachtensammlerin, sie     Die Darstellung des Winters entstand mit       den alten, kalten Krächzer;
forscht auch schon seit Jahrzehnten in hi-   winterlicher Kindertrachtenkleidung, ei-       wir jagen ihn zum Land hinaus,
storischen Unterlagen und Dokumenten         ner Strohpuppe, ein Mann mit Zepter
nach Bildern und Informationen, um           (Tannenbaum mit bunten Bändern ge-             den Griesgram, Brummbär, Ächzer,
Trachten mit den Originalstoffen nachzu-     schmückt) und den Mädchen mit den              und laden uns den Frühling ein
nähen. So entstand über Jahre eine ansehn-   Spinnrädern (Spinnstubendarstellung).          mit Blumen und mit Sonnenschein.
liche Sammlung nicht nur an Original-        Die Darstellung des Sommers entspre-           Juchhei! juchhei!
trachten sondern auch Trachten in Pup-       chend mit sommerlicher Kindertrachten-
pengröße. Jede Region hat ihre eigenen       kleidung, Blumenkränzen im Haar, die           O komm herbei,
Trachten und nur wenige Orte fehlen in ih-   Schultern mit Rosentüchern bedeckt, Ern-       o Mai! o Mai!
rer Sammlung, die sie schon mehrfach in      teutensilien wie Sense, Rechen, Dreschfle-
Vorträgen auf den entsprechenden Veran-      gel und Heuballen.                             Das faule Stroh, das dürre Reis
staltungen vorgestellt hat.                  Lt. Überlieferung führte der Umzug durch
Monika Lessing wird bei den Recherchen       das Dorf beginnend am Ortseingang Rich-        und alles, was vermodert,
um die Trachten in ihrer Region tatkräftig   tung Dorndorf (heute), auf der Wiese           das geben wir dem Feuer preis,
von ihrem Mann Hans unterstützt. Dabei       beim alten Friedhof wurde die Strohpuppe       dass hoch die Flamme lodert,
sind sie auf Unterlagen gestoßen, die auf    verbrannt und das Zepter an den Sommer         und laden uns denn Frühling ein
den Sommergewinn in Merkers noch bis         übergeben. Anschließend ging es zurück
zum Beginn des zweiten Weltkrieges hin-      zum Dorf, wo es für die Kinder und Ju-         mit Blumen und mit Sonnenschein.
weisen. Auch Fotos belegen, dass es einen    gendlichen eine Zuckerbrezel und eine          Juchhei! juchhei!
Winter- und Sommerumzug in Merkers           Fassbrause gab. Über einen Dialog zwi-         O komm herbei,
bereits vor dem ersten Weltkrieg gab.        schen Winter und Sommer ist leider nichts      o Mai! o Mai!
Für Monika Lessing war das der Auslöser      bekannt.
zu der Idee, einen Merkerser Sommerge-       Dieser alte Brauch von Merkers wurde
winn mit Trachtenpuppen und den Jahres-      auch im Buch „Thüringische Volkskunde“         Textvorgabe, Fotos und Repros:
zeiten Winter und Sommer darzustellen.       aus dem Jahre 1940 beschrieben. In einem       Monika und Hans Lessing
Natürlich mit Originalstoffen, um mög-       Gedicht von Guido Görres heißt es:

Winterzug vor dem Ersten Weltkrieg                                   Winterzug von Monika Lessing
THÜRINGER TRACHTENZEITUNG
THÜRINGER TRACHTENZEITUNG                                         6                                            VERBANDSNACHRICHTEN

               AKTIVITÄTEN IM TRACHTENVEREIN TABARZ E.V.
Auch in dieser schwierigen Zeit wollten die   Zum Fototermin trafen sich die Feen mit        Thüriade auf der BUGA eine schöne
Mitglieder des Trachtenvereins Tabarz         der Maikönigin im Winkelhof. Leider            Trachtenblüte aus Eurer Tracht. Das war
e.V. nicht untätig zu Hause sitzen. Unter     konnte in diesem Jahr die traditionelle        natürlich eine Herausforderung für die
Einhaltung der Hygienevorschriften trafen     Walpurgisnacht nur virtuell durchgeführt       Mitglieder aus Bad Tabarz und da waren
sie sich auf Abstand in der Lesehalle im      werden, aber die Verkleidung allein hat al-    sie auch sehr aktiv unsere Trachtenfreun-
Winkelhofpark in Bad Tabarz, um diese         len riesigen Spaß gemacht. Und dann war        dinnen, wie man hier sehen kann. Eine
österlich zu dekorieren.                      ja noch dieser Aufruf vom Thüringer Lan-       Blüte schöner als die andere.
Der Brunnen wurde von den Vereinsmit-         destrachtenverband: Bitte stickt für uns zur
glieder mit viel Spaß geschmückt, um zu-
mindest den wenigen Gästen des Ortes
und natürlich den Einwohnern eine öster-
liche Freude zu bereiten.
Auch ein paar Blumen für den Gedenk-
stein von Carl Ferdinand Grübel wurden
nicht vergessen.

                                                                                               Wir möchten auf diesem Weg an un-
                                                                                               ser Ehrenmitglied
                                                                                                   Christa Baumbach
                                                                                               erinnern, die am Donnerstag, dem
                                                                                               21.01.2021, im Alter von 91 Jahren,
                                                                                               von uns gegangen ist.

                                                                                               Sie war über 65 Jahre in Tracht unter-
                                                                                               wegs, hat uns mit ihrer Lebensfreude
                                                                                               und ihrem fröhlichen, aufgeschlos-
                                                                                               senen Charakter immer Mut gemacht
                                                                                               und uns zur Seite gestanden.
                                                                                               Für über 6 Jahrzehnte „Trachten-
                                                                                               Treue“ wurde ihr vom Präsidenten
                                                                                               des Deutschen Trachtenverbandes
                                                                                               und Landesvorsitzenden Knut Kreuch
                                                                                               im Jahre 2018 zu unserem 110jäh-
                                                                                               rigen Jubiläum, die Ehrennadel des
                                                                                               Deutschen Trachtenverbandes in
                                                                                               Gold verliehen.
                                                                                               Auch bei den Jugendlichen war sie be-
                                                                                               liebt, weil sie allem Neuen offen ent-
                                                                                               gegentrat und auch andere Meinun-
                                                                                               gen gelten ließ. Deshalb bekam sie
                                                                                               von ihnen den freundlichen Spitzna-
                                                                                               men „Sternchen“ verliehen.
                                                                                               Nun leuchtet sie als Stern vom Him-
                                                                                               mel auf uns herab und wir werden oft
                                                                                               und gerne an sie denken.
                                                                                               In aufrichtiger Trauer und herzlicher
                                                                                               Anteilnahme

                                                                                               Deine Tabarzer Trachtler
THÜRINGER TRACHTENZEITUNG
VERBANDSNACHRICHTEN                                                7                       THÜRINGER TRACHTENZEITUNG

                                        EURE BLÜTE FÜR ERFURT
                                   Stickt für uns zur Thüriade auf der BUGA!
Sucht einfach eine schöne Trachtenblüte aus
Eurem Repertoire und stickt sie uns. Auf ein
gut gesäumtes Stück Stoff. Eure Blüte sollte
nicht größer als ein A5-Blatt sein. Gern
können es viele Blüten pro
Verein sein, aber auch Einzelpersonen
können sticken.
Liebe Trachtenfreunde, vielen Dank für
Euer Interesse an der Aktion „Blüten für
Erfurt“.
Die fertigen Exemplare sendet Ihr bitte
an unsere Geschäftsstelle
Endtermin wäre erst einmal der
30. Juni 2021.
Thüringer Landestrachtenverband e.V.
Hohenkirchenstraße 13
OT Wechmar
99869 Drei Gleichen
Nachfragen bitte direkt an mich:
Tel. 01747410645
Euer Dirk Koch

So lautete unser Aufruf zum Sticken einer
Trachtenblüte für unser großes Teppich-
projekt, denn Eure Blüten werden zu einem
Blütenteppich, den wir zur Thüriade am
11. September 2021 präsentieren wollen.
Und viele sind unserem Aufruf gefolgt.
Gerne wollen wir Euch eine kleine Auswahl
davon vorab zeigen und bedanken uns
ganz herzlich bei folgenden fleißigen Un-
terstützern unseres Projektes:
– Original Trachtengruppe „Dachsberg-
   gemeinde“ Ernstroda e.V.
– Folkloretanzgruppe Kalten-
   lengsfeld e.V.
– Freundeskreis „Luise Gerbing“
   Friedrichroda
– Trachten- und Traditionsverein               –   Trachtenverein Tabarz e.V.
   Oberschönau/Thüringer Wald e.V.             –   Heimatverein Mosbach e.V.
– Winjereder Hernzen e.V. Wingerode            –   Christa Bayer, Gotha
                                               –   Ursula Dippe, Erfurt
                                               –   Heidrun Diringer, Waltershausen
                                               –   Elisabeth Rudoph, Suhl
                                               –   Roswitha Frosch, Sonneberg

                                               Danke auch an eine unbekannte Person
                                               bzw. Verein, die in den Briefkasten der
                                               Geschäftsstelle im Landhaus Studnitz acht
                                               wunderschön bestickte Blüten eingewor-
                                               fen hat.
THÜRINGER TRACHTENZEITUNG
THÜRINGER TRACHTENZEITUNG                                        8                                             VERBANDSNACHRICHTEN

                         KEINE EUROPEADE 2021 IN KLAIPEDA
                Große Frage: Wie geht es weiter mit Europas größtem Festival?
Wie der Thüringen-Vertreter im Deut-         Die thüringische Stadt Gotha hatte sich be-    peda sehr gut verstehen, habe davor groß-
schen Europeade-Komitee Marcel Andreß        reits vor Jahren um die Ausrichtung der        en Respekt, denn alles ist zu unsicher. Die
aus Gotha den Gothaer Oberbürger-            60. EUROPEADE im Jahr 2023 beworben            Covid 19-Pandemie zwingt den Gedanken
meister Knut Kreuch informierte, wird        und den Zuschlag erhalten. Noch ist aber       der EUROPEADE in die Knie und wenn es
auch im Jahr 2021 im litauischen Klaipeda    nicht sicher, wann dies sein wird, denn erst   uns nicht gelingt, gemeinsam mit den Eu-
keine EUROPEADE stattfinden. Die EU-         muss entschieden werden, wie mit den Be-       ropäischen Institutionen eine solides Fi-
ROPEADE, die 2013 zum ersten Male in         werbungen für Klaipeda (2020, 2021), Tra-      nanz- und Managementkonzept zu fin-
Ostdeutschland in Gotha gastierte, ist das   pani/Sizilien (2021) und Kielce/Polen          den, wird es schwierig sein, neue Ausrich-
größte Folklorefestival des Kontinents,      (2022) umgegangen wird.                        terstädte zu finden. Der Gedanke der EU-
was in den Gastgeberstädten in der Regel     Gothas immer optimistischer Oberbür-           ROPEADE erfüllt sich, wenn Menschen
zu einem regelrechten Europeade-Fieber       germeister Knut Kreuch, um eine Ein-           sich, bei den Händen fassen und tanzen,
führt. Bereits für das Jahr 2020 war lange   schätzung gebeten, äußerte sich wie folgt:     sich umarmen nach einem gelungenen
Zeit im Vorfeld die litauische Hafenstadt    „Ich kann die Entscheidung der Stadt Klai-     Musikauftritt, in engen Turnhallen ins ge-
Klaipeda als Ausrichterstadt der 57. EU-                                                    meinsame Bett fallen und mit wenigen Sa-
ROPEADE ausgewählt worden, denn im                                                          nitärräumen zufrieden sind. Eine Euro-
Baltikum herrscht eine wahre Tanz- und                                                      peade braucht keine Sicherheitsfirma,
Folklorebegeisterung. Durch die Auswir-                                                     muss aber ein Sicherheitskonzept haben,
kungen der Corona-Pandemie konnte das                                                       eine Europeade-Familie mag gemein-
Festival 2020 nicht stattfinden, wurde ab-                                                  sames Essen ohne Schutzwände, beim Ge-
gesagt und die sofortige Verschiebung auf                                                   tränk miteinander anzustoßen, die Leute
das Jahr 2021 durch das Internationale                                                      vor Ort ungezwungen anzuquatschen
Europeade-Komitee machte Hoffnungen.                                                        oder, um es ganz einfach zu sagen: Eine
Diese mussten nun auch begraben werden,                                                     Europeade ist ein Festival ohne Zwänge.
denn noch lange nicht sind die Auswir-                                                      All das wird zukünftig nicht mehr möglich
kungen der Pandemie überwunden, so                                                          sein, deshalb brauchen wir Antworten, be-
dass die Stadt Klaipeda ihren Antrag auf                                                    vor die Vorbereitungen zur nächsten EU-
Ausrichtung zurückgezogen hat. Wie der                                                      ROPEADE beginnen. Ich bin mir fast si-
Präsident des Internationalen Europeade-                                                    cher, erst 2023 wird Gotha deutliche Si-
Komitee, der Bürgermeister der hessischen                                                   gnale setzen müssen, dass der europäische
Stadt Frankenberg, Rüdiger Heß, infor-                                                      Kulturgedanke lebt.“
mierte, wird das Internationale Komitee
erst zusammentreten müssen, um über die                                                     Knut Kreuch
Zukunft der legendären Veranstaltung zu                                                     Präsident des DTV
beraten.                                                                                    Landesvorsitzender des TLTV
THÜRINGER TRACHTENZEITUNG
VERBANDSNACHRICHTEN                                   9   THÜRINGER TRACHTENZEITUNG

                                        ROPEADE
                     nerungen an die EU
  Unvergessliche Erin                 Jens-Uwe Igel
                    2013 in Gotha von
THÜRINGER TRACHTENZEITUNG
THÜRINGER TRACHTENZEITUNG                                         10                                             VERBANDSNACHRICHTEN

                        HOPFGÄRTNER TRACHT UND TRADITION
Mein Heimatdorf Hopfgarten konnte man
vor 100 Jahren gu t und gern als regionale
Hochburg des Trachtenbrauchtums be-
zeichnen. Besonders gut nachvollziehbar
ist das große Trachtenfest vom 22.05.1910.
Außer den Auskünften der ältesten Dorf-
bewohner liegen darüber auch eine ganze
Anzahl von Fotos und anderen Zeitdoku-
menten vor. Die Weimarer Tageszeitung
vom 23.05.1910 berichtete in einem aus-
führlichen Artikel von diesem Ereignis. Die
im nachfolgenden Text kursiv geschrie-
benen Zeilen sind Ausschnitte dieser Re-
portage.

… die Gemeinde war durchweg bemüht, den
Tag der Väter würdig zu gestalten, so kam es,
daß wir am vergangenen Sonntag nicht, wie
es meist der Fall zu sein schein pflegt, ein
Maskenfest, sondern ein Trachtenfest, d. h.
der Väter Kleid und Art in Wirklichkeit zur
Geltung gebracht, sahen. Es ist selten im       Nachdem der Zug vollkommen auf der Hö-        Nach 6 Uhr gegen Abend gruppierte sich der
Umkreis etwas Echteres und Schöneres ge-        he des Berges aufgefahren war … begrüßte      Zug zum Abmarsch ins Tal um im Gemein-
boten worden wie dieser Umzug.                  Herr Adjunkt Reußner … mit begeisternden      degasthof das Fest als Hochzeitsfeier weiter
                                                Worten … und betonte, daß dieses Fest kei-    zu begehen. Gegen 8 Uhr zogen die Gruppen
Es war ein wunderschöner Festzug. Das ei-       ne Maskerade, sondern ein echtes Thüringer    in dem Saale auf, der Ritter von Hopfgarten
gens dazu herausgegebene Urönnerungsblatt       Trachtenfest wäre, aus dem Thüringer Le-      erschien mit seinem Gefolge. … Die Fest-
mit einer hübschen Zeichnung von Herrn          bendsfreude und Kraft und Heimatliebe her-    freude erreichte hiernach ihre höchsten Wo-
Professor Tübbecke gab in Hopfgartener          vorträten und durch das der Thüringer Hei-    gen. Ritter, Bauernmädchen, Burschen, Zi-
Mundart die Anordnung des Zuges …               matschutz genährt würde. Ein Fest, durch      geuner, … und Winzerinnen, Frauen mit
                                                welches die Wertschätzung der dörflichen      Bandhaube und Kopftuch, die Männer mit
Gegen 1 Uhr war das Leben in vollem Gan-        Heimat in der gegenwärtigen Zeit nicht ver-   hoher Mütze und Taillenrock tanzten,
ge. Burschen, zu Pferde in alter Tracht mit     loren ginge.                                  lachten, lärmten…
bunten Bändern am Hut sprangen durch die
Dorfstraße, Zigeuner und fahrendes Volk zog
malerisch einher, Raubritter sammelten ihre
Rosse, und Landsknechte zogen auf.
Dazwischen hübsche Schnitterinnen mit
buntem Mieder und Rock, Burschen und
Mädchen und geputzte Kinder. Scharenwei-
se versammelte man sich auf der Weimarer
Straße bei der Eisenbahnbrücke am Eingang
des Dorfes.
VERBANDSNACHRICHTEN                                                 11                                       THÜRINGER TRACHTENZEITUNG

                                                TRACHTEN IN STEIN
Grabsteine in Elxleben und Niederzimmern erzählen von vergangenen Kleidungssitten
Wohlhabend waren sie, die Bauern um Er-         dacht und zeigt zwei Personen. Interessant     gam, sondern um ein Geschwisterpaar.
furt. Die guten Böden gaben einiges her, die    die Kopfbedeckung der sichtlich jungen         Vielleicht bedeutet die Darstellung im fest-
stattlichen Höfe zeigen es bis heute. Wer       Frau. Sie scheint keine Haare auf dem Kopf     lichen Hochzeitsstaat die Verehelichung
schon länger beim Thüringer Trachtenver-        zu haben und die Haube ähnelt der Braut-       mit dem Himmel. Unsere Altvorderen
band ist, weiß, dass ich 2002 dazu aufrief,     haube unserer Tabarzer Trachtenfreun-          schufen gerne solche Symboliken. Marga-
Thüringer Grabsteine mit Trachtendarstel-       dinnen. Ein Sträußchen ragt heraus. Dort       rethe Tromlitz starb 1724, ihr Bruder Vic-
lungen an den Verband zu melden. Doch ne-       wird berichtet, dass der Braut zur Hochzeit    tor 1725. Bis heute halten sich ihre zwei
benbei entdecken wir auf unseren Touren         alle Haare abrasiert wurden und die Hau-       steinernen Reliefs in geschwisterlicher Lie-
immer wieder einige historische Monu-           be dann aufgeklebt wurde. Wurde hier viel-     be für die Ewigkeit an den Händen.
mente, so bei den Recherchen für den Wehr-      leicht eine Braut bestattet? Vor dem gefin-    Nördlich von Erfurt liegt Elxleben an der
kirchenkalender. Nicht immer kann man           gerten Mieder hält die Frau eine Blume         Gera. Hier hat die Zeit dem historischen
noch viel über die alten Grabsteine erfahren,   oder Pflanze in der Hand. Auf Grabmalen        Trachtengrabstein schon deutlich zuge-
jedoch sprechen sie zu uns mit ihren Bildern.   dieser Zeit tragen Dargestellte manchmal       setzt, aber trotzdem zeichnen sich die De-
Grabsteine dieser Art konnten sich nur bes-     Blumen oder Früchte, die den Verwesungs-       tails gut ab. Der Herr trägt wieder einen
ser situierte Personen leisten.                 geruch bannen sollten. Symbolisch auf          längeren Gehrock mit stattlichen Knöpfen,
                                                dem Grabstein! Eng um den Hals ist ein         dazu langes Haar. Die Frau hat auf dem
Östlich von Erfurt, am Fuße des Etters-         Band gewunden. Der junge Mann trägt ei-        Kopf eine Haube mit Stirnschneppe, eine
berges liegt Niederzimmern. Hier fällt          nen Gehrock mit Stofflappen über den Ta-       völlig andere Kopfbedeckung als in Nie-
nicht nur der zinnenbekrönte Kirchturm          schen, seine Frisur erinnert an eine Perücke   derzimmern. Sie hat ein sichtlich höheres
ins Auge, sondern auch die zahlreichen hi-      und soll wohl auch eine darstellen. Es han-    Lebensalter. Das Mieder gestaltet sich ein-
storischen Grabdenkmäler. Einer ist über-       delt sich hier nicht um Braut und Bräuti-      fach, das Halstuch scheint relativ klein.
                                                                                                                 Nun, dieser Grabstein
                                                                                                                 könnte in einen weiter zu
                                                                                                                 fassenden Zeitraum um
                                                                                                                 1750 eingeordnet werden,
                                                                                                                 durchaus noch bis kurz
                                                                                                                 vor 1800. Er spricht die
                                                                                                                 Formensprache des Ro-
                                                                                                                 koko. Auf dem Dorf
                                                                                                                 hielten sich tradierte
                                                                                                                 Kunstformen lange. Es
                                                                                                                 kann nicht genau gesagt
                                                                                                                 werden, ob die Darge-
                                                                                                                 stellten wirklich regional-
                                                                                                                 typisch gekleidet sind. Si-
                                                                                                                 cher tragen sie die einst in
                                                                                                                 diesem Raum übliche
                                                                                                                 Mode, die allerdings dem
                                                                                                                 Musterbuch entnommen
                                                                                                                 sein könnte. Genauso gut
                                                                                                                 kann es sich aber um reale
                                                                                                                 Abbildungen handeln.
                                                                                                                 Wir wissen es nicht, eben-
                                                                                                                 so wie bei dem Nieder-
                                                                                                                 zimmerner Stein.

                                                                                                                 Text: Dirk Koch
                                                                                                                 Fotos: Michael Fiebig

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Einmal im Monat werden die neuesten Informa-                                             Wir sind aber auch auf Eure Zuarbeit angewie-
tionen über die Arbeit im Thüringer Landes-                                              sen und freuen uns auf Eure Hinweise, Beiträge
trachtenverband e.V. sowie Veranstaltungshin-                                            und Fotos zur Veröffentlichung per E-Mail an:
weise, Einladungen usw. über Newsletter ver-                                             info@thueringer-trachtenverband.de
schickt. Die Anmeldung dafür ist auf unserer
Homepage                                                                                 Vielen Dank und herzliche Heimat-
 https://thueringer-trachtenverband.de                                                   und Trachtengrüße
in einer Box auf der rechten Seite möglich.                                              Der Vorstand des Thüringer
Schneller geht es über den beigefügten QR-Code.                                          Landestrachtenverbandes e.V.
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   RÜCKBLICK 2020 VON DORIS KEPPLER, VORSITZENDE DES
    WINGERÖDER HEIMATVEREIN „WINJEREDER HERNZEN“
Der Heimatverein „Winjeröder Hernzen“ überraschte seine Mit-
glieder mit dem Besuch des Nikolauses und einem kleinen Ge-
schenk. Mit weihnachtlicher Musik von Peter Berthold und dem Ni-
kolaus Doris Keppler besuchten sie im festlich geschmückten Ex-
press die Kinder im Dorf, die ein Bild vom Nikolaus gemalt hatten.
Für jeden hatten sie ein schönes Geschenk dabei. Der Nachmittag
war eine tolle Werbung für unseren Heimatverein, da die Situation
nun ja sehr schwierig ist. Zwischen den Jahren wurden noch die äl-
teren Bewohner des Dorfes, die nicht mehr rausgehen können, mit
einem Fensterkonzert überrascht.
Eine weitere Aktion des Heimatvereins Wingerode war im Frühjahr
„Der Baum der Hoffnung“, der mit über 300 in Handarbeit gefer-
tigte Blüten von Rosi Bertold mit Hilfe der Vereinsmitglieder deko-
riert wurde und auf die derzeitige Situation des Vereins aufmerksam
machen sollte, aber auch gleichzeitig Hoffnung geben soll auf das
Licht am Ende des Tunnels.

                                                                      Anzeigen

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 Druck:        Druckmedienzentrum Gotha GmbH
 Erscheinung: 3 x jährlich
 Redaktion:    Knut Kreuch, Landesvorsitzender
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