"The biggest television event in history" - Wie Medienereignisse durch die journalistische Berichterstattung geprägt werden - RERO DOC
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m&z 3/2018 „The biggest television event in history“ Wie Medienereignisse durch die journalistische Berichterstattung geprägt werden Silke Fürst Departement für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung, Universität Fribourg Abstract Jene Ereignisse, die als „Medienereignisse“ in das kollektive Gedächtnis eingehen, werden ge- meinhin an einem außergewöhnlich großen Medienpublikum festgemacht („huge audience – the whole world watching“, Katz & Liebes 2007, 158). Trotz dieser konzeptionellen Bedeutung der Größe des Medienpublikums gibt es hierzu bislang kaum Forschung. In einer kritischen Zusam- menfassung des Forschungsstands zeigt dieser Beitrag zunächst, dass WissenschaftlerInnen ihre Informationen zum Milliardenpublikum globaler Medienereignisse insbesondere aus den Medien selbst beziehen – und auch RezipientInnen durch diese Berichterstattung beeinflusst werden. Damit gewinnt die Frage an Bedeutung, wie und auf welcher Basis journalistische Medien über das globale Publikum berichten. Mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse der britischen Bericht- erstattung über die Trauerfeier für Lady Diana wird exemplarisch gezeigt, dass Medienberichte die Quantität und Qualität des globalen Zuschauerverhaltens bereits im Vorfeld des Mediener- eignisses definieren und diese Spekulationen allenfalls auf interessengeleitete Aussagen stützen. Daraus folgen konzeptionelle Überlegungen zu Medienereignissen und Anregungen für künftige Studien. V or über 25 Jahren veröffentlichten Daniel Dayan und Elihu Katz (1992) ihr grund- legendes Buch zu Medienereignissen, das sich – Zwar grenzen sich inzwischen zahlreiche Autor- Innen von der Annahme ab, dass Medienereig- nisse weitgehend homogene Wirkungen entfalten; dem Untertitel folgend – als Analyse des „Live ein außergewöhnlich großes Medienpublikum Broadcasting of History“ versteht. Dieses Werk gilt aber nach wie vor als wichtiges Definitions- hat nicht nur zahlreiche Studien angeregt und merkmal von Medienereignissen (Bösch 2010; beeinflusst, sondern wurde auch kritisch dis- Couldry 2003, 61-64; Dekavalla 2012; Hepp kutiert und konzeptionell erweitert (Dekavalla & Couldry 2010; Rothenbuhler 2001; Scannell 2012; Couldry 2003; Hepp & Couldry 2010; 1995, 2014). Trotz dieser zentralen Bedeutung Scannell 1995; Sonnevend 2018). Die Autoren ist das Publikum „usually a ghostly concept in selbst haben in den vergangenen Jahren auf die- the media events theoretical debate“ (Kyriakidou se kritische Auseinandersetzung reagiert (Katz & 2008, 274) und wird auch empirisch kaum unter- Dayan 2018; Katz & Liebes 2007). Das konzep- sucht (Cui, Rui & Su 2016, 482; Dayan & Katz tionelle Verständnis der Rolle des Publikums hat 1992, 120; Scannell 1995, 152). Es fehlt bislang sich im Zuge dieser Debatten jedoch kaum ver- insbesondere an kritischen Reflexionen dazu, was ändert. Dayan und Katz setzen als definitorisches genau als außergewöhnlich großes Medienpubli- Kriterium fest, dass Medienereignisse „electrify“ kum gelten soll und woher WissenschaftlerInnen und „enthrall very large audiences“ (Dayan & ein solches Wissen überhaupt nehmen. Katz 1992, 8, 12, Herv. i. O.) bzw. „the largest Dieser Beitrag setzt genau an dieser Stelle an und audiences in the history of the world“ (Dayan legt zunächst dar, was unter dem Begriff Medien- & Katz 1992, 13). Dies bekräftigen die Autoren ereignis verstanden wird und wie Studien auf die auch in neueren Veröffentlichungen (beispielswei- Größe des Medienpublikums Bezug nehmen. Es se mit dem Kriterium „huge audience – the whole zeigt sich, dass dabei Medienberichte und PR- world watching“, Katz & Liebes 2007, 158). Informationen zentrale Quellen sind. Im näch- 3
m&z 3/2018 sten Schritt wird am Fallbeispiel von Lady Dianas dien über die Reaktionen bestimmter Gruppen Trauerfeier durch eine qualitative Inhaltsanalyse und Gemeinschaften, was weitere Reaktionen aufgezeigt, dass Medienberichte die Quantität auslöst und damit die enorme Reichweite und und Qualität des globalen Zuschauerverhaltens außergewöhnliche Bedeutung von Medienereig- bereits im Vorfeld des Medienereignisses schil- nissen erzeugt (Dietze 2008; Morgner 2016). dern und vordefinieren. Auf Basis der Ergebnisse In beiden Traditionen wird als definitorisches werden konzeptionelle Konsequenzen für die For- Merkmal festgehalten, dass Medienereignisse schung zu Medienereignissen abgeleitet und An- durch Medien performativ hervorgebracht und regungen für künftige Studien gegeben. mit einer historischen Bedeutung aufgeladen werden (Bösch 2010; Couldry 2003; Dayan & Katz 1992; Dietze 2008; Schlott 2013). Eine Definition und Typologisierung von gemeinsame Annahme ist zum Teil auch, dass Medienereignissen Medienereignisse vom Medienpublikum in weit- gehend homogener und stark emotionaler Wei- In der Forschung zu Medienereignissen lassen se wahrgenommen werden (Bösch 2008, 2010; sich zwei Traditionen unterscheiden: zum einen Dayan & Katz 1992; Real 2001; Rothenbuhler die internationale Forschung, die stark durch 2001) – was allerdings zunehmend infrage gestellt die Arbeit von Dayan und Katz (1992) beein- wird (Couldry 2003; Dekavalla 2012; Hepp & flusst ist; zum anderen eine insbesondere durch Couldry 2010; Örnebring 2004; Scannell 1995; deutsche Forschung inspirierte historische Me- Sonnevend 2018). Beide Traditionen betonen die dienereignisforschung (Ytreberg 2017). Beide Bedeutung von Narrativen (Bösch 2010; Dayan Traditionen haben gemeinsam, dass sie Me- & Katz 1992; Ytreberg 2017). Dayan und Katz dienereignisse durch ein sehr großes, nahezu (1992, 31) unterscheiden analytisch zwischen allumfassendes Publikum sowie durch eine au- drei grundlegenden Narrativen: 1) Contests (regel- ßergewöhnlich starke Medienpräsenz definieren geleitete Wettbewerbe mit Hervorbringung von (Bösch 2010; Couldry 2003, 61-64; Dekavalla SiegerInnen und VerliererInnen, z.B. die Olym- 2012; Hepp & Couldry 2010; Morgner 2016; pischen Spiele), 2) Conquests (HeldInnentaten, Rothenbuhler 2001; Scannell 1995, 2014). die bisherige Grenzen überwinden und einen Letzteres ist bei Dayan und Katz fast ausschließ- Umbruch markieren, z.B. die Mondlandung) lich auf die Live-Berichterstattung des Fernse- und 3) Coronations („rites of passage“ großer Per- hens bezogen, die als Unterbrechung des Alltäg- sönlichkeiten, die gesellschaftliche Werte symbo- lichen nahezu alle Fernsehsender umfasse und lisieren, z.B. die royale Hochzeit von Charles und mit einer loyalen, werbenden Darstellungsweise Diana). Die drei genannten Narrative gehören verbunden sei (Dayan & Katz 1992, 78-92). Die zum Typus der Ceremonial Events (kurz: CE), die nachfolgende internationale Forschung wie auch geplant und vorab beworben werden und Dayan die historische Tradition haben sich von dieser und Katz (1992, 8, 13 , Herv. i. O.) zufolge mit engen Bestimmung gelöst und verstehen die einer „norm of viewing“ einhergehen. Diese Me- außergewöhnlich starke Medienpräsenz statt- dienereignisse werden in ihrer integrativen Funk- dessen als eine medienübergreifende Themati- tion betrachtet und stehen im Mittelpunkt der sierung des Medienereignisses (Darstellung und Analyse von Dayan und Katz (1992). Im Zuge Vermittlung durch verschiedenste Medientitel, der kritischen Würdigung dieses Werkes hat sich -formate und -techniken, zumeist mehrtätige in der gesamten Forschung zu Medienereignis- sowie internationale Berichterstattung, Bösch sen durchgesetzt, dass auch nicht geplante Ereig- 2008; Hepp & Couldry 2010; Örnebring 2004; nisse, sogenannte Disruptive Events (kurz: DE), Schlott 2013; Sonnevend 2018; Ytreberg 2017). wie Naturkatastrophen, Terroranschläge, Kriege, In der historischen Medienereignisforschung Todesfälle und Skandale zu Medienereignissen wird dabei die Selbstreferenzialität der Medien werden können (Bösch 2010; Couldry 2003, betont (Bösch 2010; Schlott 2013, 16f ), denn 64; Katz & Dayan 2018; Katz & Liebes 2007; Medien berichten darüber, wie andere Medien Ytreberg 2017). Die weitgehend dichotome Ge- das Ereignis darstellen (z.B. ein Pressebericht mit genüberstellung von integrativ wirkenden CE Informationen zur bevorstehenden Fernsehüber- einerseits und DE andererseits wird inzwischen tragung). Wenige AutorInnen konzipieren Me- aber auch kritisch betrachtet. So plädieren einige dienereignisse als medienvermitteltes Netzwerk ForscherInnen dafür, sich von voreiligen Prämis- kollektiver Reaktionen: Demnach berichten Me- sen zu lösen und stattdessen von Fall zu Fall zu 4
m&z 3/2018 untersuchen, welches Narrativ in der Berichter- Aid-Konzert 1985 mit 650 Millionen, die royale stattung über ein Medienereignis vorherrschend Hochzeit von Prinz Andrew und Sarah Fergu- ist und welche Wirkungen bei verschiedenen Pu- son 1986 mit 400 Millionen ZuschauerInnen blika festzustellen sind (Hepp & Couldry 2010; sowie die Mondlandung mit mindestens 500 Jiménez-Martínez 2014; Kyriakidou 2008). Aller- Millionen Menschen (Dayan & Katz 1992, 127, dings mangelt es bisher in beiden Traditionen der 238, 250, 253, 271). Diese Zahlen werden von Medienereignisforschung an einer eingehenden Dayan und Katz nur sporadisch belegt. Insge- Auseinandersetzung mit dem definierenden Kri- samt werden für alle diese Aussagen zu globa- terium der Größe des Medienpublikums und der len Medienpublika drei Artikel aus Magazinen Rolle von Nutzungszahlen. und Zeitungen zitiert. Dies zeigt nicht nur einen Mangel an verwendeten Quellen auf, sondern bedeutet auch: Die Medien selbst informieren Das globale Medienpublikum in der die Wissenschaftler über den herausragenden Medienereignisforschung Charakter jener Ereignisse, deren medialen In- szenierungscharakter sie untersuchen wollen. Dayan und Katz (1992) nehmen in ihrer Arbeit Eine kritische Reflektion dazu, woher diese Nut- eine betont konstruktivistische Perspektive ein. zungszahlen stammen und auf welcher Basis und Im Unterschied zu wichtigen VorreiterInnen der zu welchem Zweck sie generiert wurden, findet Erforschung von Medienereignissen (Lang & sich in den Arbeiten von Dayan und Katz nicht. Lang 1953) streben sie keinen Vergleich zwischen Nur am Rande gibt es eine Anmerkung, die die der Realität des Ereignisses und dessen Fernseh- Validität dieser Zahlen in Frage stellt: übertragung an. Denn aus Sicht von Dayan und Katz (1992, 78; Katz & Dayan 2003, 123-125) „Estimates of the world audience reach 500 bringt das Fernsehen das Ereignis performativ million or more […], although nobody can mit hervor. Entsprechend interessieren sie sich certify these numbers.“ für rhetorische Elemente des Medienereignisses. (Dayan & Katz 1992, 127) Die Größe des Medienpublikums sowie die Art der Medienrezeption klammern sie aus dieser Tatsächlich gibt es weder globale Zuschauermes- konstruktivistischen Perspektive jedoch aus. Aus sungen noch einheitliche nationale Messsysteme ihrer Sicht handelt es sich hierbei um Aspekte, die (Bourdon & Méadel 2014; Dyreson 2017; Mar- außerhalb der Medieninszenierung liegen und be- tin & Reeves 2001). Deshalb müssen Zahlen zu stimmbar sind. Die Autoren (1992, 8, 12 , Herv. globalen Publika – und Aussagen wie „largest au- i. O.) legen nicht nur die „very large audiences“ diences“ oder „most watched event in history“ – als Definitionskriterium zu Grunde, sondern se- grundsätzlich kritisch reflektiert und eingeordnet hen darin auch die besondere Relevanz ihres Un- werden (de Moragas Spà, Rivenburgh & Larson tersuchungsgegenstands begründet: 1995, 209-221). Dies findet in der Forschung zu Medienereignissen „Why study media events? [...] 1. The live typischerweise nicht statt. Zahlreiche Forscher- broadcasting of these television events attracts Innen geben gar keine Quelle für die Aussagen an, the largest audiences in the history of the dass zum Beispiel vier Milliarden Menschen eine world.” olympische Eröffnungsfeier verfolgten (Gong (Dayan & Katz 1992, 14 , Herv. i. O.) 2012, 197) oder Medienereignisse gemeinhin „global audiences of billions“ evozieren (Scan- Der Superlativ legt dabei nahe, dass es globale nell 2014, 2162). Darüber hinaus werden globale Nutzungsdaten gibt, die für die Bestimmung von Nutzungszahlen in Milliardenhöhe mit Aussagen Medienereignissen genutzt und angegeben wer- belegt, die von den veranstaltenden Organisa- den. tionen selbst (Tomlinson 1996; Weichert 2006, Im Werk werden einige Beispiele für Ereignisse 199) oder aus einem Pressebericht stammen gegeben, die von hunderten Millionen Zuschau- (Jiménez-Martínez 2014; Weichert 2006, 140, erInnen auf der ganzen Welt gleichzeitig verfolgt 202) oder während der Übertragung des Medien- wurden und somit als Medienereignisse behan- ereignisses durch die FernsehkommentatorInnen delt werden. Dazu gehören etwa eine Rede von geäußert wurden (Hartley 2008, 81, 219; Tom- Papst Johannes Paul II. im Jahr 1987 mit 1,0 linson 1996, 595). Daneben berufen sich manche bzw. 1,5 Milliarden Menschen weltweit, das Live Wissenschaftler-Innen (Hayashi, Curran, Kwak, 5
m&z 3/2018 Esser, Hallin & Lee 2016, 935; Otnes & Macla- gibt, die aber nicht an die Öffentlichkeit gelangen, ran 2015, 121; Rowe 1999, 34) auch auf andere sondern organisationsintern Einfluss ausüben: wissenschaftliche Arbeiten, die für das angege- bene Milliardenpublikum PR-Informationen und „From the moment the lights are lit – indeed, Presseartikel zitieren, gar keine Quelle beibringen even as the lights are lit in the minds of the three oder dazu tatsächlich gar keine Aussage treffen. partners [organizers, broadcasters, audiences; Wenige WissenschaftlerInnen zeigen am Rande Anm. S. Fürst] in anticipation of the event – effects begin to take place. The anticipated size eine gewisse Skepsis und vermerken in Fußnoten of an expectant audience, for example, may oder Klammern, ähnlich wie Dayan und Katz affect the work and rhetoric of organizers and (1992, 127), dass es sich bei globalen Nutzungs- broadcasters.“ zahlen um grobe Schätzungen handelt (Tomlin- (Dayan & Katz 1992, 189) son 1996, 585; Weichert 2006, 199, FN 196). Ein besonderer Fall ist hierbei eine Studie zur olympischen Eröffnungsfeier 1992 in Barcelo- Die ZuschauerInnen werden also im Kontext des na, die gemäß den Autoren ein „estimated tele- Einflusses, den Erwartungen zur Publikumsgröße vision audience of 3,5 billion“ (Blain, Boyle & ausüben können, nicht genannt. O’Donnell 1993, 156) erreichte. Nur in der zu- Trotzdem gehen Dayan und Katz (1992), und eine gehörigen Fußnote erfolgt eine Einordnung, die Reihe weiterer AutorInnen, von der grundlegen- viele weitere Fragen aufwirft: den Annahme aus, dass RezipientInnen Vorstel- lungen vom (Mit-)Publikum haben (Cui, Rui & „This figure was actually a forecast, and had Su 2016; Hartmann & Dohle 2005; Rowe 1999, been in the public domain long before the 83). Dazu gehört auch, dass RezipientInnen eine opening ceremony actually took place. It was „norm of viewing“ wahrnehmen (Dayan & Katz not replaced subsequently by any estimation of 1992, 8, 13 , Herv. i. O.). Diese entstehe dadurch, actual viewing figures. There is a clear sense dass Menschen sich gegenseitig im Vorfeld des Me- in which this figure was part of the advertising dienereignisses erzählten, dass dessen Rezeption ein campaign for the Olympics themselves.“ (Blain, Boyle & O’Donnell 1993, 186, FN 1, Muss sei. Die besondere Attraktivität von Medien- Herv. i. O.) ereignissen läge genau darin, dass NutzerInnen sich als Teil einer nationalen oder weltweiten Gemein- schaft fühlten, die zeitgleich und mit starker emoti- Hiermit geht es nun nicht mehr nur um die onaler Anteilnahme das Ereignis verfolge: mangelnden und intransparenten Grundlagen von globalen Nutzungszahlen, sondern um deren „It is such an experience of ‚watching with‘ that Rolle für die Produktion des Medienereignisses Elihu Katz and I have tried to describe with selbst. Wer also generiert solche Zahlen und in regard to ‚Ceremonial Television‘ and the swell welcher Form und in welchem Zeitraum werden of emotion felt by the public when confronted with events that submerge the individual in a sie in der Öffentlichkeit vermittelt? community both immense and fleeting.“ (Dayan 2001, 743) Berichterstattung über das Publikum und Publikums- Inzwischen liegen vereinzelt Studien vor, die vorstellungen von RezipientInnen aufzeigen, dass sich einige ZuschauerInnen mit einer nationalen oder globalen Gemeinschaft Die Forschung geht überwiegend davon aus, dass verbunden fühlen und dies die eigene Rezeption der Status als Medienereignis sich erst im Zuge der motiviert und emotional verstärkt (Bodroghkozy tatsächlich gespendeten Aufmerksamkeit des Me- 2013; Cui, Rui & Su 2016; Kyriakidou 2008). dienpublikums realisiert und OrganisatorInnen Eine eingehendere Auseinandersetzung damit, und JournalistInnen im Anschluss an das Medien- wie solche Publikumsvorstellungen und Rezepti- ereignis über diese erzielte Aufmerksamkeit berich- onsnormen bei Medienereignissen entstehen, hat ten (Dayan & Katz 1992, 9f, 54; de Moragas Spà, bisher jedoch nicht stattgefunden. Rivenburgh & Larson 1995, 209; Rothenbuhler Dieser Beitrag zeigt, dass die journalistische Be- 2001; Turnock 2000, 96). Dayan und Katz (1992, richterstattung im Vorfeld des Medienereignisses 189) nehmen zudem mit Blick auf CE an, dass es ein potentieller Faktor der Ausbildung von Publi- bereits im Vorfeld Prognosen zur Publikumsgröße kumsvorstellungen ist. Potentiellen NutzerInnen 6
m&z 3/2018 wird bereits vorab vermittelt, welche Art von Fallbeispiel: Berichterstattung über Gemeinschaft durch das Medienereignis erzeugt Lady Dianas Trauerfeier werden wird. Dieses Publikumsbild kann dazu bei- tragen, dass Menschen Teil dieser „imagined com- Die Trauerfeier für Lady Diana am 6. September munity“ sein wollen (Anderson 1983; Cui, Rui 1997 gilt als typisches Beispiel für ein CE und & Su 2016) – oder sich im Gegenteil, im Sinne kann dem Narrativ der Coronation zugeordnet einer sozialen Distinktion, von dieser imaginierten werden (Hepp 2004, 336f; Real 2001, 177). Gemeinschaft abgrenzen (Bourdieu 1982; Thomas Die Forschung geht davon aus, dass diese Zere- 2008, 373). Zur Berichterstattung liegen bereits monie im Fernsehen von Milliarden Menschen erste Erkenntnisse vor. In soziologischen, sport- auf der Welt live verfolgt wurde. Die zugeschrie- und medienwissenschaftlichen sowie historischen benen Publikumszahlen reichen von 1,2 Milliar- Arbeiten wurde festgestellt, dass in den Nachrich- den (Real 2001) und zwei Milliarden (Couldry ten über das (erwartete) globale Publikum von 2003, 66) bis zu – besonders häufig genannten Medienereignissen berichtet wird, etwa bei Sport- – 2,5 Milliarden (Brown, Basil & Bocarnea 2003; ereignissen, Trauerfeierlichkeiten für Päpste oder Garde-Hansen 2011, 47; Hepp 2004, 337; Otnes der Ermordung Kennedys (Bartz 2003; Dyreson & Maclaran 2015, 121). Diese Zahlen werden 2017; Martin & Reeves 2001; Morgner 2009; entweder gar nicht oder mit wenigen Nachrich- 2016; Schlott 2013; Schneider 2007). Diese Au- tenartikeln belegt. Zudem wird auf dieser Basis torInnen gelangen auf Basis von qualitativen Ana- behauptet, dass die Trauerfeier das bis dato meist- lysen, Beispielen und eigenen Beobachtungen zu gesehene Ereignis in der Geschichte der Mensch- den Annahmen, dass der Journalismus konkrete heit sei und eine weltweite Trauergemeinschaft Zahlen zu globalen Publika veröffentlicht, das Aus- erzeugt habe (Brown, Basil & Bocarnea 2003; maß der Partizipation des Medienpublikums stark Otnes & Maclaran 2015, 121; Real 2001). generalisiert („die ganze Welt trauert“, „alle Augen Morgner (2009, 310-314) nimmt an, dass die bri- schauen nach Rom“) und Vergleiche zum globalen tische und internationale Berichterstattung über Publikum vergangener Medienereignisse herstellt, Lady Dianas Trauerfeier keine Aussagen zu welt- um dem Medienereignis eine außergewöhnliche weitem Publikum und weltweiter Trauer enthielt. Dimension zu verleihen. Dabei werden Superla- Darüber hinaus gibt es bislang keine Studien, die tive verwendet („das weltweit größte Ereignis“) dies detaillierter untersuchen. Dagegen liegen ei- und die historische Einzigartigkeit der Resonanz nige Arbeiten vor, die analysieren, wie Nachrich- betont („noch niemals zuvor gab es eine so große tenmedien über die Reaktionen der Menschen in Trauer“). Diese Studien bieten keine systematische London und Großbritannien berichteten. Dem- Analyse der Vor- und Nachberichterstattung zu nach zeichnete sich die Berichterstattung über einem Medienereignis, sind aber ein fruchtbarer Dianas Tod und Trauerfeier dadurch aus, dass Ausgangspunkt. Sie werden bisher kaum von der starke und weitgehend homogene Emotionen der Forschung zu Medienereignissen wahrgenommen Öffentlichkeit geschildert wurden. Die ganze Na- und knüpfen selbst überwiegend nicht an diese tion sei in tiefer Trauer vereint gewesen und wur- Forschungsliteratur an. de, insbesondere durch den britischen Premier- Innerhalb der Forschung zu Medienereignissen minister und die Queen, auch dazu aufgefordert, gibt es ein Fallbeispiel, das bereits starke Auf- als trauernde Gemeinschaft gegenüber der Welt- merksamkeit mit Blick auf mediale Repräsenta- öffentlichkeit sichtbar zu werden (Couldry 1999; tionen des Publikums erfahren hat. Dies ist die Marriott 2007; Montgomery 1999; Morgner Trauerfeier anlässlich des Todes von Lady Diana. 2009, 306-314; Thomas 2008; Turnock 2000). Studien zu diesem Medienereignis fokussieren auf Zahlreiche Berichte zeigten trauernde Menschen- die Berichterstattung über das britische Publikum mengen in London und machten insbesondere sowie die partizipierenden Menschenmengen in jene Personen sichtbar, die besondere Anteil- London. Repräsentationen des globalen Medien- nahme zeigten oder aussagten, Teil einer allum- publikums wurden dabei bislang vernachlässigt. fassenden Trauergemeinschaft zu sein (Biddle & Im Folgenden wird zunächst der hier relevante Walter 1998; Marriott 2007; Puijk 2009; Myers Forschungsstand zu diesem Medienereignis kurz 2000; Turnock 2000). umrissen, um im Anschluss daran Methodik und Diese nahezu omnipräsente „rhetoric of nati- Ergebnisse einer qualitativen Inhaltsanalyse zur onal unity“ und die zahlreichen „prescriptions Berichterstattung über das globale Publikum vor- for appropriate public responses and behavior“ zustellen. (Turnock 2000, 97) trugen aus Sicht einiger For- 7
m&z 3/2018 scherInnen dazu bei, dass mehr BritInnen Teil die- zur weltweiten Verbreitung des Fernsehens in den ser Gemeinschaft sein wollten und an öffentlichen 1990er-Jahren sowie zum Einfluss verschiedener Trauerbekundungen teilnahmen – was wiederum Zeitzonen und unterschiedlicher Betroffenheit die Berichterstattung über öffentliche Reaktionen von Ländern widerspricht dem deutlich (de Mo- stimulierte (Couldry 1999; McNair 1998, 48f; ragas Spà, Rivenburgh & Larson 1995, 209-221; Puijk 2009). In der Studie von Turnock (2000, Webster & Phalen 1997, 26f, 37). Insofern ist zu 71-79) räumten manche Befragte explizit ein, fragen, inwiefern die Berichterstattung über die dass sie von der Berichterstattung über trauernde Trauerfeier Repräsentationen eines globalen Pu- Menschenmengen angezogen wurden und Teil blikums enthielt, wie sich diese gegebenenfalls im dieses kollektiven Erlebnisses werden wollten. Verlauf der Zeit veränderten und welche Quellen Trotz dieser potentiell selbstverstärkenden Effekte dem zugrunde lagen. gab es einen großen Teil der britischen Bevölke- rung, der sich nicht mit der konstruierten nati- Methodik onalen Trauergemeinschaft identifizieren konnte Diesen Fragen wird auf Basis einer qualitativen und weder die umfassende Berichterstattung noch Inhaltsanalyse (Fürst, Jecker & Schönhagen die Fernsehübertragung der Trauerfeier verfolgen 2016) der britischen Presse nachgegangen. Die wollte (Thomas 2008; Turnock 2000). Diese britische Presse ist von besonderer Relevanz, da Menschen sahen sich mit ihrer Position nicht in diese im Kontext der Trauerfeier mutmaßlich der Medienöffentlichkeit vertreten, spürten einen unter internationaler Beobachtung stand und so- starken sozialen Druck und hielten sich daher in mit potentiell auch die Berichterstattung anderer Gesprächen über das Thema eher zurück. Zum Länder beeinflusst hat. Ausgewählt wurden fünf Teil empfanden selbst jene Menschen, die an Zeitungen (inkl. der zugehörigen Sonntagszei- Lady Dianas Tod und Trauerfeier Anteil nahmen, tungen), die ein breites Spektrum an politischen das Ausmaß der nationalen Trauer als übertrieben Ausrichtungen, journalistischen Darstellungs- (Thomas 2008; Turnock 2000). Im Anschluss an formen und Lesergruppen abdecken: Dies sind die Trauerfeier wurde durch die Fernsehzuschau- The Sun, Daily Mirror & Sunday Mirror, The Gu- erforschung bekannt, dass nicht die ganze Nation, ardian & The Observer, The Independent & The sondern etwa die Hälfte der britischen Bevölke- Independent on Sunday und The Financial Times rung die Fernsehübertragung in Teilen verfolgt (vgl. hierzu Broersma & Graham 2012, 409; hatte (Turnock 2000, 91, 104). In den folgenden Firmstone 2008, 214). Die Recherche erfolgte Wochen und Monaten erschienen dann wenige über die Datenbanken LexisNexis und Factiva. Da Medienberichte, in denen die mediale Konstruk- diese Datenbanken keine Bilder oder Grafiken tion homogener Reaktionen („the people’s grief“) archivieren, konzentriert sich die Analyse auf die kritisiert und infrage gestellt wurde (Couldry Nachrichtentexte. In beiden Datenbanken wur- 1999, 85; Thomas 2008). de das Untersuchungsmaterial anhand von zwei Diese Erkenntnisse sind hier aus zwei Gründen Suchbefehlen recherchiert, die auf die Berichter- von besonderem Interesse. Zum einen wird deut- stattung über das globale Medienpublikum der lich, dass mediale Repräsentationen des Publikums Trauerfeier abzielten.1 von RezipientInnen wahrgenommen werden und Als Zeitraum wurde der 31. August 1997 (Tod das Publikumsverhalten selbst beeinflussen kön- von Diana Spencer) bis 31. Dezember 1997 an- nen. Zum anderen erscheint es vor dem Hin- visiert, um nicht nur die Vorberichterstattung tergrund des britischen Zuschauerverhaltens als zu erfassen, sondern auch die Nachberichter- hochgradig unwahrscheinlich, dass die Hälfte der stattung bis einschließlich der Ende Dezember Weltbevölkerung das Medienereignis verfolgt hat erscheinenden, typischen Jahresrückblicke. Bei – wie die Forschung bis heute zumeist annimmt. einer ersten Durchsicht des Materials wurden nur Denn dies würde bedeuten, dass das Interesse an diejenigen Artikel ausgewählt, die Aussagen zum einer Trauerfeier des britischen Königshauses so- globalen Publikum der am 6. September 1997 wie die Möglichkeiten zur Fernsehrezeption im stattgefundenen Trauerfeier enthalten. Sofern Rest der Welt genauso stark ausgeprägt waren Aussagen also nicht zum Ausdruck brachten, dass wie in Großbritannien. Das vorliegende Wissen die Resonanz sich auf die Trauerfeier (z.B.: „grief 1 Dies waren „Diana and (funeral or ceremony or coffin or television) and (world or billion*)“ sowie „Diana and global and (audience* or viewer*)“. 8
m&z 3/2018 at Diana’s tragic death“) und ein Medienpublikum suchten Zeitungen insgesamt 94 Artikel erschie- bezieht (z.B. „significant international occasion“), nen, die das globale Medienpublikum von Lady das explizit über Großbritannien hinausgeht (z.B. Dianas Trauerfeier thematisieren.2 Die Hälfte der „millions will watch it on TV“), wurden die be- erschienenen Berichte lässt sich als Vorberichter- treffenden Artikel nicht in die Analyse aufgenom- stattung klassifizieren (n = 47, erschienen vom men. Artikel, die sich stark ähnelten, wurden nur 01.09.97 bis 06.09.97), die andere als Nachbe- dann aufgenommen, wenn sie in unterschied- richterstattung (n = 47, erschienen vom 07.09.97 lichen Zeitungsausgaben erschienen sind. bis 26.12.97). Zahlen zum globalen Publikum Auf Basis des dargestellten Forschungsstands kommen in der überwiegenden Mehrheit aller wurden folgende, deduktiv abgeleitete Analyse- Artikel vor und reichen von „millions“ und „tens kategorien untersucht: Zahlen (z.B. „2.5 billion of millions“ bis zu einer Milliarde, „billions“, zwei viewers“) und Emotionen des globalen Medien- Milliarden, 2,5 Milliarden und sogar drei Milli- publikums (z.B. „sorrow“), Vergleiche zu früheren arden. Dabei finden sich in allen untersuchten Medienereignissen (z.B. Hochzeit von Charles und Zeitungen Artikel, in denen von mehreren Mil- Diana: „even more are expected to tune in“), Su- liarden ZuschauerInnen weltweit berichtet wird. perlative des Ereignischarakters (z.B. „biggest TV In über 20 Artikeln vorkommend und damit event ever screened“), Generalisierungen der glo- vorherrschend ist die Zahl 2,5 Milliarden. Zu- balen Publikumsresonanz (z.B. „the world took meist wird für die globale Zuschauerzahl weder part“) und angegebene Quellen und Grundlagen eine Quelle angegeben noch gibt es Hinweise, wie der Aussage (z.B. „TV chiefs“). Induktiv wurde diese Zahl entstanden sein könnte. In knapp 20 im Zuge der Analyse die Kategorie Faktizität er- Artikeln werden die Zahlen in ihrer suggerierten gänzt. Hiermit wurde erfasst, ob Aussagen zum Faktizität leicht eingeschränkt, mit Begriffen wie globalen Publikum in ihrer Geltung bzw. Aussa- „estimated“, „is expected“, „was put at“ oder „be- gekraft eingeschränkt (z.B. „two and a half bil- lieved to have numbered“. Diese Begriffe vermit- lion alleged to be watching“) oder im Gegenteil teln den Eindruck, dass es AkteurInnen gibt, die besonders betont werden. Zudem wurde die Ka- diese Schätzungen, Erwartungen und Annahmen tegorie der Emotionen weiter differenziert. Zum zum Ausdruck bringen. Allerdings werden solche einen wurden neben zugeschriebenen Emotionen SprecherInnen in Verbindung mit diesen Formu- auch Handlungen erfasst, die als ritualisierter lierungen in keinem Fall genannt. Die wenigen Ausdruck von Trauer etabliert sind (wie etwa die im gesamten Untersuchungsmaterial vorkom- Teilnahme an einer Schweigeminute für eine ver- menden Quellen für globale Publikumszahlen storbene Person). Zum anderen wurde induktiv sind beteiligte Rundfunkveranstalter, Journali- die Kategorie Einheit / Differenz von Emotionen stInnen und Mitwirkende der Trauerfeier wie gebildet. Hierzu zählen explizite Äußerungen zu etwa Earl Spencer, Dianas Bruder. Auch in diesen geteilten oder differenten Emotionen mehrerer Fällen wird nicht thematisiert, was die jeweilige Gruppen. Insofern erfasst diese Kategorie, ob die Basis für die angegebenen Zahlen ist bzw. wie die Emotionen des globalen Medienpublikums durch AkteurInnen zu diesen Zahlen gelangt sind. In Bezug auf andere Gruppen anschaulich gemacht vielen Artikeln werden nicht nur Zahlen ange- werden und eine homogene Wirkung des Medien- geben, sondern auch Aussagen getroffen, die die ereignisses konstruiert wird. globale Publikumsresonanz in ihrem quantita- tiven Ausmaß und/oder ihrer emotionalen Quali- Ergebnisse tät generalisieren („The world follows the funeral Seit dem 1. September 1997 bis einschließlich of Diana […]. A Grief-stricken world came to a 26. Dezember 1997 sind in den fünf unter- standstill“, Mirror, 07.09.97). Daneben gibt es ei- 2 Welchen Anteil die analysierten Artikel an der gesamten Berichte, die unmittelbar vor und nach der Trauerfeier erschie- Berichterstattung über die Trauerfeier ausmachen, kann nicht nen sind (06.-07.09.97), überwiegend die Trauerfeier thema- genau bestimmt werden. Nach eigener Kenntnis liegt nur eine tisieren. Im Mirror sind beispielsweise an diesen beiden Tagen Studie vor, die die Berichterstattung der britischen Presse über insgesamt 75 Beiträge erschienen. Bei einem großen Teil da- Dianas Tod und Trauerfeier analysiert und die Daten hierzu von handelt es sich typischerweise nicht um Text-, sondern offengelegt hat (Frazer 2000, 220). Zwar stehen dabei nicht um Bildbeiträge (Frazer 2000, 221). In der vorliegenden Stu- Berichte über die Trauerfeier im Fokus, sondern die gesamte die sind für diesen Zeitraum 24 Textbeiträge aus dem Mirror Berichterstattung über Diana seit ihrem Tod im Zeitraum erfasst und untersucht worden. Insofern hat Dianas Trauer- vom 1. bis 8. September 1997 (inklusive Berichte zum Un- feier eine immense Berichterstattung in der Presse evoziert, fallgeschehen, Diskussionen zur Bedeutung der Monarchie, von der hier ein bedeutsamer Teil untersucht wird. zu Parteipolitik etc.). Es ist aber davon auszugehen, dass jene 9
m&z 3/2018 nige Artikel, die die Trauerfeier mit früheren Me- 1994 genannt. Diese Vergleiche mit herausra- dienereignissen vergleichen oder diese als größtes genden Medienereignissen tragen dazu bei, dass Medienereignis der Geschichte bezeichnen. die bevorstehende Trauerfeier bereits eine histo- Bereits am 1. September, also einen Tag nach rische Bedeutung gewinnt (im Sinne von: hie- Lady Dianas Unfalltod, berichtet die Financial ran werden wir und spätere Generationen uns Times, die Trauerfeier erinnern). Ein besonders markantes Beispiel für solche Vergleiche ist ein Artikel des Independent „is destined to be a landmark of global shared vom 4. September. Während die Schlagzeile die experience, comparable – but reaching far more Trauerfeier bereits als „Biggest television event in people – to the 1953 coronation, Sir Winston history“ proklamiert, wird im Artikel ein Ranking Churchill’s funeral in 1965 and Diana’s own der sechs bisher meistgesehenen Medienereignisse doomed wedding to the Prince of Wales in mit Angabe globaler Zuschauerzahlen präsentiert. 1981“. Die für die Trauerfeier angesetzte Zahl von 2,5 Milliarden Menschen übersteigt bei Weitem die Zu diesem Zeitpunkt stehen weder die Rah- meisten der hier aufgelisteten Medienereignisse. menbedingungen der Trauerfeier fest noch gibt Paradoxerweise wird das proklamierte „biggest es Informationen zu möglichen Fernsehübertra- television event“ jedoch von der Eröffnungsfeier gungen. Dennoch wird das Ereignis bereits in die der Olympischen Spiele 1996 mit angeblich 3,5 Geschichte früherer Medienereignisse eingeordnet Milliarden ZuschauerInnen übertroffen. Dieser und zugleich in seinem kollektiven Erlebnischa- Widerspruch mag auch auf mangelnde journalis- rakter beschrieben: „a landmark of global shared tische Sorgfalt zurückgehen. Er ist aber vor allem experience“. Am 3. September erfolgt eine Annä- Ausdruck davon, dass alle angegebenen globalen herung an Superlative: Die Boulevardzeitungen Zuschauerzahlen und postulierten Superlative sprechen von „one of the biggest worldwide TV keine solide Basis haben und keine Widerrede an- audiences in history“ (Mirror) und „the biggest derer AkteurInnen provozieren, sondern in erster TV audience ever recorded in Britain“ (Sun). Am Linie der Aufmerksamkeitserzeugung und Bedeu- folgenden Tag steht für mehrere Zeitungen be- tungssteigerung dienen. reits fest, dass es sich um das „biggest TV event Dies zeigt sich auch an den im gesamten Unter- in history“ handelt. Diese Beschreibungen eines suchungszeitraum veröffentlichten Zahlenanga- herausragenden und noch nie in diesem Ausmaß ben zum globalen Publikum der Trauerfeier. Am dagewesenen Medienereignisses treten zwischen 2. September schildert der Mirror, dass nur we- dem 4. bis 8. September gehäuft auf. Insofern nige Menschen extrinsisch zur Rezeption ermu- bestätigen JournalistInnen in ihrer unmittelbar tigt werden müssten. In Großbritannien würden an das Ereignis anschließenden Berichterstattung demnach Millionen und Abermillionen zusehen, das, was sie bereits zuvor prognostizierten. das weltweite Publikum sei „beyond calculation“. Vergleiche mit globalen Publika früherer Me- Hiermit wird einerseits ein gewaltiges Ausmaß dienereignisse spielen lediglich bis zum 7. Sep- impliziert. Andererseits wird auch vermittelt, tember eine Rolle und sind damit vor allem ein dass es keine Daten zum globalen Publikum gibt. Charakteristikum der Vorberichterstattung. Ins- Bereits zwei Tage später wird dieses globale Pu- besondere werden Bezüge zum globalen Publi- blikum in einer Schlagzeile des Mirror jedoch kum der Hochzeit von Charles und Diana 1981 genau beziffert: „2.5 billion will watch funeral hergestellt. Ausnahmslos wird angenommen, dass in 187 countries […]: TV coverage biggest tele- das globale Publikum der Trauerfeier jenes der da- vision audience ever“. Auch der Independent und maligen Hochzeit um ein Vielfaches übertreffen die Sun veröffentlichen gleichentags Artikel, die wird. Aber auch andere Medienereignisse, die zu ein Milliardenpublikum postulieren, dabei Su- ihrer Zeit als Publikumsrekorde in die Geschichte perlative verwenden und die Anzahl der Länder eingegangen seien, würden – so der dominieren- benennen, in denen das Ereignis im Fernsehen de Tenor – von der Trauerfeier in den Schatten übertragen werden soll. In allen drei Artikeln gestellt werden. Hierbei werden die Krönung von werden SprecherInnen von Fernsehsendern, die Queen Elisabeth II. im Jahre 1953, die Bestat- eine Übertragung des Ereignisses planen, zitiert. tung des US-amerikanischen Präsidenten Ken- Diese SprecherInnen machen allerdings keine nedy 1963 sowie des britischen Premierministers Aussage zum gesamten globalen Publikum, son- Churchill 1965, das Live Aid-Konzert 1985 und dern nur zu Teilen des Publikums. Mit Verweis das Finale der Herren-Fußballweltmeisterschaft auf die Anzahl der Länder wird beispielsweise von 10
m&z 3/2018 einem „potential audience“ von 500 Millionen es etwa heißt: „Millions will be glued to televi- Menschen gesprochen, die CNN erreichen kön- sions“ (Guardian, 06.09.97). In einigen Berich- ne. Somit wird hier ohne nähere Einordnung eine ten wird zudem die Simultanität gemeinsamen Zahl verbreitet, die sich auf das maximal erreich- Handelns in den Fokus gerückt, etwa durch bare Publikum eines Senders bezieht, und nicht Aussagen, dass die Menschen weltweit während auf das vermutete Zuschauerverhalten (vgl. auch der Trauerfeier am gemeinsamen Gebet und der Webster & Phalen 1997, 24f ). Am 6. September anschließenden Schweigeminute teilnehmen oder ist schließlich in allen untersuchten Zeitungen teilnehmen sollen. mehrfach zu lesen, dass die Trauerfeier weltweit Nur selten findet sich eine explizite, wenn auch von mindestens 2 oder 2,5 Milliarden Menschen holzschnittartige Differenzierung der Emotionen gesehen werden wird. unterschiedlicher Gruppen, wie im Independent Im unmittelbaren Anschluss an das Ereignis, ab vom 6. September: dem 7. September, nimmt die Thematisierung konkreter Zahlen leicht ab. Stattdessen wird häu- „Well, today the world is grieving. […] But who figer von „millions“ und „billions“ gesprochen. is really suffering in the wake of Diana’s death? Ab jenem Zeitpunkt also, an dem Schilderungen Her own people – the Brits“. des Publikumsverhaltens überhaupt erst logisch möglich wären, wird dieses in diffuseren Formen Typisch sind dagegen Artikel, die erwartbare vermittelt. Während Aussagen zum Milliarden- Differenzen negieren und eine Einheit jeglicher publikum vor dem Ereignis sporadisch mit Quel- Gruppen konstruieren. Diese Artikel basieren len belegt werden (SprecherInnen und Journali- insbesondere auf den Trauerreden des Erzbischofs stInnen von beteiligten Rundfunkveranstaltern), von Canterbury und Earl Spencer, die in vielen ist dies in den Tagen und Wochen nach dem Er- Zeitungen abgedruckt wurden. In diesen Re- eignis gar nicht mehr der Fall. Im gesamten Unter- den werden die royale Familie, die eingeladenen suchungsmaterial finden sich nur zwei Aussagen, Trauergäste, die sich versammelnden Menschen- die eine Nicht-Partizipation von Teilen des glo- mengen in London, die britische Nation sowie balen Publikums thematisieren. Bemerkenswert die Millionen FernsehzuschauerInnen auf der ist ein Artikel des Independent vom 7. September, ganzen Welt als eine Gemeinschaft verstanden, demzufolge das chinesische Staatsfernsehen mit die in Trauer und Anteilnahme vereint ist und seinen potentiell 700 Millionen ZuschauerInnen Lady Diana die letzte Ehre erweist. Darüber hi- das Ereignis nicht übertragen hat und dieses somit naus konstruieren einige Artikel eine Einheit aus von der chinesischen Nation verpasst wurde. britischem und globalem Publikum („minute’s Dagegen sind Emotionen und Trauerhandlungen silence expected to bring the nation and much of des globalen Publikums ein durchgängiges The- the world to a halt“, Mirror, 06.09.97) oder aus ma der Berichterstattung. Zumeist werden dem Medienpublikum und Publikum vor Ort: Publikum homogene Emotionen und Verhal- tensweisen zugeschrieben. Die meisten Gene- „[T]here’s no doubting the intensely personal ralisierungen des globalen Publikums, die sich quality of feeling that has drawn millions to the im Untersuchungsmaterial finden („the world“, streets of the metropolis and global billions to „everyone“, „people all over the world“), hängen theior [sic] television sets this morning.“ (Independent, 06.09.97) mit der Zuschreibung von Emotionen zusam- men. Typischerweise wird zum Ausdruck ge- bracht, dass das globale Publikum bzw. die Welt Die Anteilnahme der sich versammelnden Men- bewegt oder gar erschüttert ist, um Lady Diana schen, die auch in dem damit verbundenen Auf- trauert und weint, sie bewundert und sich an sie wand zum Ausdruck kommt, wird hier mit jener erinnern wird. Dem Publikum werden hierbei der FernsehzuschauerInnen und dem Akt des teilweise konkrete Absichten unterstellt, wie etwa, Einschaltens des eigenen Fernsehgerätes gleichge- dass dieses im Rahmen der Trauerfeier von Dia- setzt. Es wird nahegelegt, dass sich die Reaktionen na Abschied nehmen wolle. Neben Generalisie- des unsichtbaren Medienpublikums gewisserma- rungen wie „worldwide grief“ werden in manchen ßen am sichtbaren Publikum auf den Londoner Artikeln alle FernsehzuschauerInnen pauschal als Straßen ablesen lassen. Bemerkenswert ist an die- „mourners“ bezeichnet. Dabei werden nicht nur sem Artikel auch, dass die starke Partizipation als starke Emotionen, sondern auch eine besonders bereits vollzogenes Geschehen dargestellt wird, konzentrierte Aufmerksamkeit unterstellt, wenn obschon die Zeitungsausgabe einige Stunde vor 11
m&z 3/2018 dem Ereignis erschienen ist. Die Aussage kann 2013). Allein der Umfang der Berichterstattung logisch gesehen nur eine Spekulation sein, wird über das weltweite Publikum eines Ereignisses – aber durch stilistische Mittel mit einer besonde- 94 Artikel in fünf Zeitungen – zeigt, dass es sich ren Faktizität verbunden (Zeitform Present Per- um ein relevantes Phänomen handelt, das mehr fect, „there’s no doubting“). Aufmerksamkeit der Forschung verdient. Dabei ist es wichtig, die Vor- und Nachbericht- erstattung zu unterscheiden. Denn wesentliche Fazit Charakterisierungen der globalen Resonanz, wie etwa die Zuschauerzahlen, der Status im Ver- Diese Studie hat zunächst den bisher weitgehend gleich zu früheren Medienereignissen und das unkritischen Umgang mit globalen Publikums- konkrete Publikumsverhalten mitsamt der Emo- zahlen in der Forschung zu Medienereignissen tionen der ZuschauerInnen, wurden bereits vor offengelegt und problematisiert. Dies ist von gro- Stattfinden des Ereignisses definiert und waren ßer Relevanz, da Medienereignisse per Definition für die Nachberichterstattung überwiegend von an einem außergewöhnlich großen Medienpu- geringerer Bedeutung. In den meisten Berichten blikum festgemacht werden. Im Fall der Bericht- wurden weder der spekulative Charakter noch die erstattung über Lady Dianas Trauerfeier, die als Herkunft dieser Aussagen ausreichend kenntlich typisches CE gilt, gibt es bisher kaum Forschung gemacht. Durch fehlende Quellen sowie durch zum globalen Publikum. In Bezug auf Großbri- medienübergreifende Berichterstattung über das tannien haben einige Studien aufgezeigt, dass die Milliardenpublikum und „biggest television event in den Medien dominierende Darstellung von in history“ erzeugte die Presse gemeinsam einen „national unity“ (Thomas 2008, 364) und „mass kaum angreifbaren Konsens. Niemand, weder mourning“ (Turnock 2000, 97) die Publikums- MedienforscherInnen noch Organisationsspre- vorstellungen von RezipientInnen beeinflusste, cherInnen, musste im Anschluss an das Ereignis aber nicht mit dem empirisch messbaren Publi- mit einer Aussage zum globalen Publikum öffent- kumsverhalten übereinstimmte. Das Nutzungs- lich in Erscheinung treten – denn der Erwartungs- verhalten der britischen Bevölkerung war deutlich horizont war in Grundzügen bereits abgesteckt diverser und kritischer als dies in den britischen und das globale Medienereignis längst als solches und internationalen Medien dargestellt wurde. etabliert. Die Verbindung von vorab erfolgenden Den Status als Medienereignis machen die mei- Spekulationen und ausbleibenden Überprü- sten ForscherInnen jedoch am globalen Publikum fungen globaler Zuschauerzahlen im Anschluss der Trauerfeier fest – und hierbei gehen sie von an ein Medienereignis wurde in dieser Studie Milliarden trauernder Menschen aus. In den Au- erstmals systematisch untersucht. Die Erkennt- gen einiger WissenschaftlerInnen handelt es sich nisse decken sich mit ersten Beobachtungen, die um das „most watched event in history“ (Brown, bezüglich der Berichterstattung über das globale Basil & Bocarnea 2003, 588). Die sporadischen Publikum des Super Bowl, der olympischen Er- Belege für solche Aussagen gehen zumeist auf Me- öffnungsfeier 1992 und der Trauerfeier für Papst dienberichte zurück. Johannes Paul II. gemacht wurden (Blain, Boyle Insofern kann die hier unternommene qualita- & O’Donnell 1993, 186; Martin & Reeves 2001, tive Inhaltsanalyse der britischen Presse nicht 229f; Schlott 2013, 221). Der Status als globales nur einen potentiellen Einflussfaktor der Publi- Medienereignis ist also offenbar – anders als die kumsvorstellungen von RezipientInnen erhellen, Forschung gemeinhin annimmt – nicht davon sondern gibt auch Aufschluss darüber, inwiefern abhängig, welche globale Publikumsresonanz sich wissenschaftliche Arbeiten sich bei Aussagen zum während eines Ereignisses einstellt und danach globalen Medienpublikum ansatzweise auf jour- festgestellt wird. nalistische Berichte stützen können. Die Ergeb- Wenn mit dem Begriff Medienereignis jene Er- nisse machen sehr deutlich, dass es sich bei der eignisse erfasst werden sollen, die zum Teil des journalistischen Darstellung des globalen Publi- kollektiven Gedächtnisses werden (Dayan & kums der Trauerfeier um spekulative, interessen- Katz 1992; 1995; Dekavalla 2012, 297; Garde- geleitete Aussagen handelt, die offenkundig in Hansen 2011, 37f ), so wäre es fruchtbarer, die erster Linie der Aufmerksamkeitserzeugung und konzeptionelle Bestimmung an der medienüber- Relevanzverstärkung des Themas dienten (vgl. greifenden Berichterstattung über die Resonanz auch Schneider 2007, 167). Denn eine starke des Ereignisses auszurichten. In diesem Sinne Publikumsresonanz hat Nachrichtenwert (Fürst wäre für die Definition als CE nicht entscheidend, 12
m&z 3/2018 wie viele Menschen auf der Welt ein Ereignis in- Publikums in den Medien zu untersuchen. Stu- tensiv und emotional verfolgen, sondern dass ein dien, die beide Bereiche miteinander verbinden, Geschehen im öffentlichen Diskurs über mehrere könnten unser Verständnis der mit Mediener- Tage hinweg als ein bewegendes, eine simultane eignissen verbundenen Rezeptionsnormen (Da- (Welt-)Gemeinschaft erzeugendes Ereignis dar- yan & Katz 1992) und „imagined communities“ gestellt wird. Dies ist nicht mit einer starken Fo- (Anderson 1983; Cui, Rui & Su 2016) deutlich kussierung auf das Fernsehen verbunden (Dayan verbessern. & Katz 1992), denn solche öffentlichen Diskurse Für die künftige Forschung bietet sich auch an, gab es bereits vor der Etablierung des Fernsehens die hier dargelegten Ergebnisse mit Blick auf die (Marschik 2004). Auch schmälert diese Konzep- Berichterstattung anderer Länder zu vergleichen tion nicht die Bedeutung von Nutzungs- und sowie die Analyse auf jene früheren Medienereig- Wirkungsstudien zu Medienereignissen, im Ge- nisse auszuweiten, mit denen die Resonanz von genteil: Es ermöglicht eine kritische Reflektion Dianas Trauerfeier verglichen wurde. Möglicher- und Distanzierung von Aussagen zum Publikum, weise stellt sich auch hier heraus, dass globale Me- die im öffentlichen Diskurs als Prognosen und dienereignisse bereits in der Vorberichterstattung Spekulationen kursieren und Teil der Entstehung in zentralen Punkten vordefiniert werden. Die in und Inszenierung des Medienereignisses sind. dieser Studie gewonnenen Erkenntnisse indizie- Mit dieser konzeptionellen Bestimmung wäre ren, dass der Journalismus als wichtiger (Mit-) die Forschung stärker als bisher gefordert, erstens Produzent von Medienereignissen kritisch reflek- die Nutzung und Wirkung von Medienereignis- tiert werden muss – und sich nicht als Evidenz- sen mittels wissenschaftlicher Methodik selbst zu quelle für Aussagen zum weltweiten Publikum erforschen sowie zweitens die Repräsentation des empfiehlt. Bibliographie Anderson, B. (1983). Imagined Communities. Reflections on the Origin and Spread of Nationalism. London. Bartz, C. (2003). Sport – Medium des Fernsehens. In: Schneider, I., Hahn, T. & Bartz, C. (Hg.), Medi- enkultur der 60er Jahre. Diskursgeschichte der Medien nach 1945. Wiesbaden, S. 35-49. Biddle, L. & Walter, T. (1998). The Emotional English and Their Queen of Hearts. In: Folklore, 109 (1-2), S. 96-99. Blain, N., Boyle, R. & O’Donnell, H. (1993). Sport and National Identity in the European Media. Leicester. Bodroghkozy, A. (2013). Black Weekend. A Reception History of Network Television News and the Assassination of John F. Kennedy. In: Television & New Media, 14 (6), S. 560-578. Bösch, F. (2008). Transnationale Trauer und Technikkritik? Der Untergang der Titanic. In: Lenger, F. & Nünning, A. (Hg.), Medienereignisse der Moderne. Darmstadt, S. 79-94. Bösch, F. (2010). Europäische Medienereignisse. In: Europäische Geschichte Online. Abgerufen von http://ieg-ego.eu/de/threads/europaeische-medien/europaeische-medienereignisse/frank-boesch- europaeische-medienereignisse, Zugriff am 18. Juli 2018. Bourdieu, P. (1982). Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Frankfurt am Main. Bourdon, J. & Méadel, C. (Hg.) (2014). Television Audiences Across the World. Deconstructing the Ratings Machine. Basingstoke. Broersma, M. & Graham, T. (2012). Social Media as Beat: Tweets as a News Source During the 2010 British and Dutch Elections. In: Journalism Practice, 6 (3), S. 403-419. Brown, W. J., Basil, M. D. & Bocarnea, M. C. (2003). Social Influence of an International Celebrity: Responses to the Death of Princess Diana. In: Journal of Communication, 53 (4), S. 587-605. Couldry, N. (1999). Remembering Diana. The Geography of Celebrity and the Politics of Lack. In: New Formations, 36, S. 77-91. Couldry, N. (2003). Media Rituals. A Critical Approach. London. Cui, X., Rui, J. & Su, F. (2016). From Immediate Community to Imagined Community. Social Identity and the Co-Viewing of Media Event. In: Global Media and China, 1 (4), S. 481-496. 13
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