Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2018
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www.tmil.info Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2018 mit Sonderpreis Holzbau Ausgelobt vom Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft in Koope- ration mit der Architektenkammer Thüringen und der Stiftung Baukultur Thüringen
Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2018 mit Sonderpreis Holzbau Grußworte Birgit Keller, Thüringer Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Dr.-Ing. Hans-Gerd Schmidt, Architekt BDA, Präsident der Architektenkammer Thüringen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Prof. em. Dr.-Ing. Gerd Zimmermann, Architekt BDA, Präsident der Stiftung Baukultur Thüringen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Zur Auslobung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Preisträger Betriebsgebäude mit Produktionshalle und Büros in Probstzella . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Sonderpreis Holzbau Kindergarten „Holzwürmchen“ in Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Anerkennung Barrierefreiheit „Wohnen mit Weitblick“ – Friedensberg-Terrassen Jena. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Anerkennungen „Porzellankirche“ auf der Leuchtenburg. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Kommunikations- und Informationszentrum der Universität Erfurt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Gartendenkmal „Herressener Promenade“ in Apolda. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Nominierungen Forstamt Jena-Holzland in Stadtroda . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Sanierung / Erweiterung Ernst-Abbe-Gymnasium Jena . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 „Nachhaltig bewegen“ – Sport- und Rehazentrum in Erfurt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Kletterhalle „EnergieWände“ in Weimar. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 Empfangspavillon an der Wartburgschleife in Eisenach. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Weitere Einreichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Preisträger und Anerkennungen seit 1996 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2018 mit Sonderpreis Holzbau Grußwort des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft Mit dem Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau Die Jury hatte keine leichte Entscheidung zu treffen. Mit allen zeichnet die Landesregierung 2018 bereits zum zwölften Mal 34 eingereichten Projekten wurden hochwertige Vorhaben ganz qualitätvolle architektonische und städtebauliche Konzeptio- unterschiedlicher Art präsentiert. Am Ende gelangten 11 Pro- nen aus und fördert damit zugleich die Vernetzung von Architek- jekte in die engere Wahl und in eine Nominierungsliste, die im ten, Bauherren und Politik. Wir wollen mit dem Wettbewerb das August 2018 veröffentlicht wurde. Aus diesen Einsendungen Bewusstsein für baukulturelle Leistungen in der Öffentlichkeit hat sich die Jury letztlich für einen Staatspreis und einen Son- stärken, weil Architektur und Städtebau unsere Umwelt formen derpreis Holzbau, drei Anerkennungen und eine Anerkennung und gestalten und damit ganz wesentlich zur Lebensqualität in zur Barrierefreiheit entschieden. unseren Städten und Gemeinden beitragen. Mein Dank gilt allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Wir Mit dem Staatspreis engagiert sich der Freistaat Thüringen aktiv freuen uns auch in diesem Jahr über die hohe Qualität der vor- für Baukultur. Sehr gern habe ich deshalb auch in diesem Jahr gestellten Bauprojekte und das breite Themenspektrum, das wieder dafür die Schirmherrschaft übernommen. Zusammen mit Energieeffizienz, kosten- und flächensparendes Bauen ebenso unseren Partnern, der Architektenkammer Thüringen und der beinhaltet wie barrierefreies Bauen oder den Einsatz nachwach- Stiftung Baukultur Thüringen, ist es uns wieder eine Freude, den sender Baustoffe. Staatspreis für Architektur und Städtebau 2018 zusammen mit dem Sonderpreis Holzbau zu vergeben. Wir würdigen, immer Mein Dank geht auch an die Jury, die unter Vorsitz der Architek im Wechsel mit dem alle zwei Jahre vergebenen Staatspreis für tin Silvia Schellenberg-Thaut mit ihren Entscheidungen einen Ingenieurleistungen, herausragende baukulturelle Projekte im profunden Beitrag zur Förderung der Baukultur Thüringens Freistaat Thüringen, die von Planerinnen und Planern der Fach- geleistet hat. Nach der Preisverleihung wird eine Ausstellung richtungen Architektur, Stadtplanung, Landschafts- oder Innen- zum Wettbewerb an verschiedenen Orten in Thüringen zu sehen architektur realisiert wurden. Die Preise erhalten Bauherren und sein. Ich lade Sie dazu herzlich ein! Planer gemeinsam. In der Hoffnung, dass wir noch mehr Interesse für modernes, Damit bringen wir unsere große Wertschätzung zum Ausdruck. zeitgenössisches Bauen in Thüringen wecken können, werden Zum einen gegenüber der gesamten Berufsgruppe und zum wir die Baukultur im Freistaat in ihrer Breite und Vielfalt auch anderen gegenüber den Bauherren, die gemeinsam mit ihren weiterhin nach Kräften unterstützen. Planern einen hohen ästhetischen Anspruch an Gebäude, Ich gratuliere den Preisträgerinnen und Preisträgern herzlich. Freiraum und Städtebau gelegt haben und mit ihren Projekten einen ausgezeichneten und bleibenden baukulturellen Beitrag geleistet haben. Birgit Keller, Thüringer Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft 3
Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2018 mit Sonderpreis Holzbau Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2018 mit Sonderpreis Holzbau Grußwort der Architektenkammer Thüringen Grußwort der Stiftung Baukultur Thüringen Der Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau ist die baulicher Barrierefreiheit. Allen Preisträgern gemein ist die In einer Ökonomie der Aufmerksamkeit, von der wir angesichts hervorheben, nicht um das, was wir vielleicht „Staatsarchitek- höchste Architekturauszeichnung des Landes. Sie wird seit Empathie für den Ort und das Augenmaß in der gestalterischen des globalen Medienszenarios sprechen müssen, muss die tur“ nennen würden, also Repräsentationsbauten des Staates 1996 in Kooperation mit der Architektenkammer Thüringen und Lösung. Einfach zu gestalten, den Geist des Ortes zu erspüren Architektur ganz generell ihren Rang behaupten. Das kann ver- selbst. Es geht vielmehr um die klare Widmung auf die Aus- seit 2016 gemeinsam mit der Stiftung Baukultur Thüringen ver- und darauf angemessen zu reagieren, ohne zeitgeistigen Trends mutlich am besten geschehen mit Blick auf beispielgebende zeichnung bester Architektur, ganz unabhängig von der Typo liehen. Über diese gute und bewährte Zusammenarbeit freue zu folgen, ist nach wie vor eine hohe Kunst. Architekturen oder auch herausragende Architekten. Architek- logie, der schieren Größe oder auch der Prestigeträchtigkeit der ich mich sehr. turpreise sind hier ein wirkungsmächtiges Format. Der Pritz- jeweiligen Bauaufgaben. Hervorzuheben ist auch, dass mit dem Mit dem Staatspreis wird der Blick auf innovative städtebauli- Zu den hervorragenden Ergebnissen ihrer Zusammenarbeit gra- ker-Preis, der „Nobelpreis der Architektur“ zeigt uns das, aber Holzbaupreis ein deutlicher programmatischer Akzent auf die che und architektonische Konzepte gelenkt, welche die zeitge- tuliere ich den Preisträgern herzlich. Die Wettbewerbsbeiträge auch viele andere Preise, etwa der Mies-van-der-Rohe-Award, ökologischen Imperative gesetzt wird, mit denen wir es zu tun mäße bauliche Entwicklung im Freistaat dokumentieren. Bau- stehen sinnbildlich für die gewachsene Bereitschaft der Bauher- der regelmäßig für beste europäische Architektur vergeben haben, und dies im „Waldland“ Thüringen. kultur als Ausdruck eines nachhaltigen und qualitätsvollen Pla- ren, eine hohe Gestalt- und Bauqualität für ihr Objekt zu bean- wird, oder der Fritz-Höger-Preis, speziell vergeben für Back- nen und Bauens ist nach wie vor von höchster Relevanz. spruchen, aber auch für die Leistungsfähigkeit der Architektin- stein-Architektur, oder die RIBA-Awards mit Untergruppen wie Der Preis wird in Zusammenarbeit mit der Architektenkammer nen und Architekten, die sich auf die Wünsche der Auftraggeber zum Beispiel dem Charles-Jencks-Award, vergeben „to reward Thüringen und der Stiftung Baukultur vergeben. Die Stiftung Beispielhaft dafür stehen die in diesem Jahr zum Wettbewerb einlassen und sie mit ihren Ideen zur Realisierung bringen. an individual (or practice) that has recently made a major con- sieht in der Konzeption und Organisation dieses Preises, mit eingereichten 34 Projekte. Die Jury hatte nicht nur erneut eine tribution simultaneously to the theory and practice of archi- der sie betraut ist, eine ihrer vornehmen Aufgaben, ist sie doch bemerkenswert hohe Anzahl an Beiträgen zu beurteilen, son- Mein Dank gilt dem Freistaat Thüringen, dem es erneut gelun- tecture“. Interessant ist, dass der Gewinner hier nicht nur das angetreten, das Neueste und Beste der Architektur zu fördern dern auch eine durchgehend beeindruckende Qualität. Erfreu- gen ist, Mittel für den Preis bereitzustellen, aber auch all jenen, Preisgeld erhält, sondern verpflichtet ist, eine Vorlesung am und zu vermitteln. Das sollte der Sinn von Baukultur sein und lich ist zudem die breite Palette der Arbeiten, die von städte- die sich an dem Wettbewerb beteiligt haben – Auftraggebern Royal Institute for British Architects zu halten. daran arbeiten wir. Es ist natürlich die Substanz der qualita- baulichen Komponenten und Freianlagen über Hochbauten ver- wie Planern – und allein durch die Aufbereitung und Präsenta- So verschieden diese Preise also angelegt sind, haben sie doch tiv hochstehenden Arbeit der Architekten, Stadtplaner, Land- schiedener Funktion bis hin zu kleinen, aber feinen Objekten tion ihrer Projekte für mehr Baukultur im Lande werben. Nicht alle die Funktion, Qualitätsstandards zu setzen. Das bedeutet schaftsarchitekten und Innenarchitekten, welche allen Preisen, sowie anspruchsvollen Innenraumgestaltungen reicht. zuletzt bedanke ich mich bei der Stiftung Baukultur Thüringen natürlich, dass auch Auffassungen lanciert werden oder dass auch dem Staatspreis die Basis verleiht und schließlich aus- für die außerordentlich gute Vorbereitung und Durchführung der diese Preise stilbildend wirken können, zumal dann, wenn mit gezeichnet wird. Es ist deshalb allen Teilnehmern an der dies Diese Ausgewogenheit kommt auch mit den sechs prämier- Preisvergabe. der Vergabe der Preise eine entsprechende mediale Präsenz jährigen Ausschreibung zu danken und den Preisträgern zu gra- ten Bauwerken zum Ausdruck. Neben dem Staatspreis vergab einhergeht. Architekturpreise also sind Mediatoren, Werkzeuge tulieren. Die Ausstellung aller Arbeiten wird wiederum ein Spie- die Jury den Sonderpreis Holzbau und sprach vier Anerkennun- Lassen auch Sie sich von den baukulturellen Leistungen, die des Diskurses. gel der progressiven Thüringer Architekturszene zu sein. gen aus, darunter eine für die besonders gelungene Umsetzung in dieser Broschüre vorgestellt werden, inspirieren. So ist überaus zu begrüßen, dass der Freistaat Thüringen nun Mein Dank geht an den Freistaat für das erneut in uns gesetzte in 2018 zum wiederholten Male den Staatspreis für Architek- Vertrauen, an alle Partner, aber auch an die Akteure der Stif- tur und Städtebau vergibt, kombiniert mit dem Sonderpreis tung: Astrid Oestereich, Vorstand, sowie Dr. Ulrich Wieler und Holzbau. Es geht bei diesem Preis, und dies sollten wir erneut Katja Gehlfuß, Projektmanagement. Dr.-Ing. Hans-Gerd Schmidt, Architekt BDA, Präsident der Architektenkammer Thüringen Prof. em. Dr.-Ing. Gerd Zimmermann, Architekt BDA, Präsident der Stiftung Baukultur Thüringen 4 5
Zur Auslobung Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2018 mit Sonderpreis Holzbau Reihe vorn von links: Silvia Schellenberg-Thaut (Vorsitzende), Prof. Joachim Deckert, Jun.-Prof. Sigrun Langner Reihe hinten von links: Prof. Gerd Zimmermann, Prof. Olaf Langlotz, Prof. Christian Moczala, Dr. Hans-Gerd Schmidt, Sabine Feuer (Fachliche Beratung Barrierefreiheit), Dr. Ulrich Wieler (Vorprüfung) Auslober Zusammenspiel der einzelnen Planungsbereiche bei der Gestal- Vergeben wurden: Jury Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft tung öffentlicher und privater Räume. Mit dem Preis angespro- –– ein Staatspreis (7.500 Euro) –– Silvia Schellenberg-Thaut, Architektin BDA, atelier st, chen werden sowohl Bauherren als auch Planer der Fachrichtun- –– ein Sonderpreis Holzbau (5.000 Euro) Leipzig (Vorsitzende) Kooperationspartner gen Architektur, Städtebau/Stadtplanung, Landschaftsarchitek- –– eine Anerkennung Barrierefreiheit (2.500 Euro) –– Prof. Joachim Deckert, Architekt BDA, Fachhochschule Erfurt, Architektenkammer Thüringen und tur und Innenarchitektur. –– drei weitere Anerkennungen (je 2.500 Euro) Fakultät für Architektur und Stadtplanung, Professur für Stiftung Baukultur Thüringen Entwerfen, Gestaltungs- und Darstellungslehre Zusammen mit dem Staatspreis wird der Thüringer Holzbaupreis Die Preisgelder wurden den einreichenden Bauherrn und –– Prof. Olaf Langlotz, Thüringer Ministerium für Infrastruktur Verfahren als Sonderpreis ausgelobt. In diesem Jahr lag der Schwerpunkt Planungsbüros jeweils hälftig zuerkannt. und Landwirtschaft, Abteilungsleiter für Städte- und Der Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau wird auf den architektonischen Aspekten im Holzbau, die es in der Wohnungsbau sowie Staatlichen Hochbau alle zwei Jahre durch das Thüringer Ministerium für Infrastruk- Einreichung besonders darzulegen galt. Darüber hinaus waren Organisation, Vorprüfung und Protokollführung –– Jun.-Prof. Dr.-Ing. Sigrun Langner, Landschaftsarchitektin, tur und Landwirtschaft ausgelobt. In Kooperation mit der Archi- Anerkennungen für die besonders innovative und nachahmens- –– Dr. Ulrich Wieler, Architekt, Stiftung Baukultur Thüringen Bauhaus-Universität Weimar, Fakultät für Architektur tektenkammer Thüringen und der Stiftung Baukultur Thüringen werte Umsetzung baulicher Barrierefreiheit sowie für die Umset- –– Katja Gehlfuß, Stiftung Baukultur Thüringen und Urbanistik, Professur für Landschaftsarchitektur und suchte das Ministerium in diesem Jahr so bereits zum zwölften zung baukultureller Aspekte (zum Beispiel Brachenkonversion, Landschaftsplanung Mal die innovativsten Architektur- und Städtebaukonzepte im Innenentwicklung, digitale Produktion) möglich. Fachliche Beratung zur baulichen Barrierefreiheit –– Prof. Christian Moczala, Architekt und Stadtplaner, Gebiet des Freistaates. –– Sabine Feuer, Koordinierungsstelle Barrierefreiheit beim Fachhochschule Dortmund, Fachbereich Architektur, Insgesamt wurden 34 Wettbewerbsbeiträge für den Staatspreis Beauftragten der Thüringer Landesregierung für Menschen Professur für Städtebau Mit dem Staatspreis werden Projekte ausgezeichnet, die sich eingereicht. Die Jury tagte am 19. Juli 2018 in den Räumen der mit Behinderung –– Dr.-Ing. Hans-Gerd Schmidt, Architekt BDA, Präsident der ganzheitlich aktuellen Themen stellen (wie zum Beispiel dem Neufert-Box in Weimar-Gelmeroda. Unter Leitung der Archi- Architektenkammer Thüringen schonenden Umgang mit Umwelt und Ressourcen, der Nach- tektin Silvia Schellenberg-Thaut nominierte die siebenköpfige –– Prof. em. Dr.-Ing. Gerd Zimmermann, Architekt BDA, nutzung von Flächen und Gebäuden oder der Energieeffizienz Jury insgesamt elf Arbeiten für den Staatspreis. Die Bekannt- Präsident der Stiftung Baukultur Thüringen und Wirtschaftlichkeit), dabei einem besonders hohen ästhe- gabe der Nominierten erfolgte am 1. August 2018, die Bekannt- tischen Anspruch genügen und somit das Bauen unserer Tage gabe der Preisträger zur feierlichen Preisverleihung am 6. Sep- prägen. Eine besondere Rolle spielen dabei die komplexe tember 2018 im Kommunikations- und Informationszentrum der Betrachtung von Gebäude, Freiraum und Städtebau sowie das Universität Erfurt. 6 7
Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2018 Betriebsgebäude mit Produktionshalle und Büros in Probstzella PREISTRÄGER Betriebsgebäude mit Produktionshalle und Büros in Probstzella Betriebshof von Südosten 10 11
Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2018 · Preisträger Betriebsgebäude mit Produktionshalle und Büros in Probstzella Projektadresse Lageplan Am Überlandwerk 1b, 07330 Probstzella Beauftragt durch grimelo GmbH & Co. KG, Leutkirch Planungsbüros / Entwurfsverfasser F64 Architekten Kopp, Leube, Lindermayr, Meusburger, Walter Architekten und Stadtplaner PartGmbB, Kempten –– Dipl.-Ing. Architekt und Stadtplaner Martin Kopp –– Dipl.-Ing. Architekt und Stadtplaner Philip Leube –– Dipl.-Ing. Architekt und Stadtplaner Rainer Lindermayr –– Dipl.-Ing. Architekt Thomas Meusburger –– Dipl.-Ing. (FH) Architekt und Stadtplaner Stephan Walter Baron Landschaftsarchitekt BDLA, Ulm –– Dipl.-Ing. (FH) Landschaftsarchitekt Hans Jürgen Baron Erläuterungen der Einreicher Auf einer Industriebrache nahe der ehemaligen innerdeutschen Grenze im Thüringer Schiefergebirge wurde das neue Betriebs- gebäude als Ersatz für den alten Standort in der Nähe errichtet. Der Baukörper liegt längs im engen Tal, parallel zur Bahnlinie. Der eingeschossige Kopfbau mit Büros weist zur Ortschaft hin. Ein lockerer Birkenhain in Schieferschotter und magerem Rasen verwebt den Neubau mit seiner grünen Umgebung. Der hohe Anspruch an die Arbeitsumgebung der Mitarbeiter äußert sich nicht nur in einem sehr großzügigen Sozialraum, sondern auch Baukulturelle Aspekte: Das Bauvorhaben zeigt beispielhaft die Fernwirkung, Blick des Vorbeifahrenden im Materialkonzept mit sichtbaren Holzoberflächen, der gro- Verwendung regionalen Laubholzes als Konstruktionsholz. Vor ßen Transparenz im Gebäudeinneren sowie im Fehlen gebauter dem Hintergrund des Klimawandels ist neben dem CO2-neutra Hierarchien zwischen den verschiedenen Arbeitsbereichen und len Bauen auch der notwendige Waldumbau von Nadelwald zu dem sehr guten Außenbezug zur Landschaft an jedem Arbeits- Misch- und Laubwald ein Thema. Die verarbeitende Industrie platz. Der Gedanke der Teamarbeit soll mit dem demokratischen und das Handwerk werden sich umstellen müssen, wenn die Ansatz gestärkt werden. Die Nutzer berichten über sehr gute regionale Wertschöpfung funktionieren soll. Der verwendete Arbeitsbedingungen. Im Inneren des Holzbaues rhythmisiert die Schiefer findet sich in unmittelbarer Nachbarschaft an älteren tragende Struktur aus heimischer Baubuche die weiß lasierten Häusern und auf den Halden ehemaliger Gruben. Oberflächen aus Nadelholz. Ein fein aufgelöstes Dachtragwerk Holzbau: Das Tragwerk der Halle sollte 25 Meter einer möglichst aus Buche-Fachwerkträgern lässt den hellen Hallenraum in vol- filigranen Konstruktion überspannen. Die Konstrukteure kon- ler Größe erleben. Zwischen Eingangsbereich, Büros, Bespre- zipierten einen Streben-Fachwerkträger, der sich aufgrund der chungs- und Sozialraum liegt als „grünes Zimmer“ ein eingezo- hohen Zug- und Druckfestigkeit von Buchen-Furnierschichtholz Grundriss Obergeschoss gener Hof. Das Erdgeschoss stellt sich als gläserner Sockel dar, mit geringer Bauhöhe und gleichzeitig schlanken Bauteilen rea- darüber liegt leicht verschoben ein flächig gestaltetes geschlos- lisieren ließ. Im Vergleich zu herkömmlichen Brettschichtholz- senes Volumen. Dessen Hülle aus Schieferplatten nimmt Trägern beträgt die Materialersparnis aufgrund der schlanken Bezug auf zum Materialeinsatz der traditionellen Bauweise im Dimensionierung der Bauteile rund 42 Prozent. Obergurte und Schiefergebirge. Es enthält die Technik, Umkleiden sowie den Stützen wurden gleich Lisenen flächenbündig in die Hülle aus Luftraum der Halle und bildet ein Vordach über dem Lade- Nadelholz eingelassen. Der rötlich-warme Ton der Buche setzt hof. Je nach Lichteinfall auf die unterschiedlich geneigten Flä- sich von der weißen Lasur auf dem Nadelholz ab. Auch Wand- chen changiert das natürliche Material matt oder schimmernd. und Dachflächen wurden weitgehend vorgefertigt, die Wände Die traditionelle Deckungsart erfährt in dieser Anwendung eine als Holzrahmenwände, das Dach aus Holzkastenelementen. moderne Interpretation, indem die Textur des Schiefers in der Die Aussteifung des Gebäudes übernehmen V-förmige Böcke in Grundriss Erdgeschoss monolithischen Großform des Gebäudes abgebildet wird. der Fassade, sogar die Kranbahnträger konnten in Buchenholz Auch beim Energiekonzept wird der ressourcenschonende Weg hergestellt werden. eingehalten. Photovoltaik vor Ort erzeugt über 100 Prozent der eigentlich benötigten Energie, Speichertechnik sorgt für ca. Bauzeit: 08/2015–11/2016 60 Prozent reale Autarkie beim Energieverbrauch für Heizung und Kühlung mit Wärmepumpen sowie Strom für Gebäude und Grundstücksfläche: 11.586 m2 Produktion. Auf diese Weise wird das im Passivhausstandard Hauptnutzfläche: 1.618 m2 erbaute Gebäude zum Plusenergiehaus. Längsschnitt 12 13
Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2018 · Preisträger Betriebsgebäude mit Produktionshalle und Büros in Probstzella Produktionshalle vor dem Ausbau Südwesten, Zugang, Verwaltung, Birkenhain Beurteilung der Jury Auf einer ehemaligen Industriebrache im Thüringer Schiefer als Material der Außenhaut das äußere Erscheinungsbild, wobei gebirge wurde ein architektonisch sehr hochwertiges und zu- zugleich ein analoges Bild der geologischen Strukturen des gleich ökologisches neues Betriebs- und Produktionsgebäude Schiefers zum Relief der Fassade wird – ein sehr kreatives und Produktionshalle vor dem Ausbau Südfassade, Blick des Bahn-Reisenden errichtet. kraftvolles Moment dieses Projekts. Die Produktionshalle und die Büros wurden gekonnt in einem langen Rechteck zusammengefasst, welches sich parallel zu Selbst wenn die offenbare Differenz zwischen Innen und Außen den Bahngleisen legt. Diese stadt- und landschaftsräumliche auch kritisch hinterfragt werden kann, resultiert doch genau Anordnung verweist bereits hier auf den ökologischen Grund- hieraus die Stärke und der architektonische Ausdruck dieses gedanken des Projekts, das Gebäude aus dem Ort heraus zu Projekts. Die Jury hebt ebenso die Landschaftsarchitektur her- denken, es am Ort zu verankern. Dies geschieht hier aber eben vor, die hier kongenial mit dem Projekt arbeitet, indem etwa nicht durch irgendwelche Imitation vorgeblich regionaler Archi- der Schiefer sich im Schieferschotter fortsetzt und der Trocken- tektur, sondern durch das Rekurrieren auf elementare, quasi rasen die Brachfläche aufnimmt, wohl auch das Moment der einheimische Stoffe, welche zu den architektonischen Schlüs- Kargheit des Gebirges generell. Die ökologische Basierung der selthemen dieses Projekts werden: das Holz und der Schiefer. Gesamtarchitektur setzt sich auch im Energiekonzept fort, von Das Holz, vor allem regionale Baubuche, sowie der Schiefer, dem die Autoren sagen, dass Photovoltaik mehr als 100 Prozent denn wir befinden uns im Thüringer Schiefergebirge. Ist also der benötigten Energie erzeugt, dass Speichertechnik mehr als der wichtige Grundgedanke des Projekts ein ökologischer, so 60 Prozent reale Autarkie des Energieverbrauchs gewährleistet, Patio, grünes Zimmer zwischen Foyer und Personalraum Detailansicht innen erwächst die architektonische Qualität aus dem äußerst klaren dass das im Passivhausstandard errichtete Gebäude schließlich strukturellen Gebrauch der Werkstoffe. zum Plusenergiehaus wird. Die Tragkonstruktion der Halle – Stützen, Binder, Aussteifun- Die Jury hebt die ausgesprochene Symbiose aus zeitgemäßer gen – besteht komplett aus Baubuche, kann daher wegen der und zugleich nachhaltiger Architektur hervor und würdigt dieses hohen Festigkeit des Materials außergewöhnlich und wohltuend Projekt mit dem Thüringer Staatspreis 2018. schlank ausfallen. Selbst die Kranbahn ist aus diesem Material. Das Zusammenspiel von einem transparenten lichtdurchflute- Da die trennenden Teile der Halle aus weiß lasiertem Nadelholz ten Gebäude mit hoher Aufenthaltsqualität, dem äußerst filigra- und die Außenwände im Erdgeschoss sowie die Stirnseiten der nen Dachtragwerk, dem ressourcenschonenden Einsatz und Halle komplett verglast sind, tritt die buchene Tragkonstruktion Umgang der Materialen bis hin zur stimmigen Außenraumge- in ihrer äußersten Logik bildprägend in Erscheinung, zumal die staltung sind vorbildlich und setzen sowohl architektonisch als Halle sehr schön belichtet ist und der Blick auch in die Land- auch ökologisch ein Zukunftszeichen, nicht nur im Bereich der schaft geht. Ebenso klar wie das Holz in der Linearität der Trag- Industriearchitektur, sondern über die Grenzen Thüringens und konstruktion den Innenraum dominiert, bestimmt der Schiefer Deutschlands hinaus. 14 15
Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2018 Kindergarten „Holzwürmchen“ in Weimar SONDERPREIS HOLZBAU Kindergarten „Holzwürmchen“ in Weimar Erdgeschoss, Blick in die Piazza 16 17
Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2018 · Sonderpreis Holzbau Kindergarten „Holzwürmchen“ in Weimar Projektadresse Barrierefreiheit: Aufgrund der Vorgaben des Bebauungsplans Eduard-Rosenthal-Straße 41 b, 99423 Weimar wurde ein zweigeschossiges Gebäude geplant. Durch den Ein- bau eines barrierefreien Aufzugs konnte jedoch die Zugänglich- Beauftragt durch keit des Obergeschosses für Menschen mit körperlichen Ein- Hufeland-Träger-Gesellschaft Weimar mbH schränkungen sichergestellt werden. Die Übergänge in den Frei- bereich wurden schwellenlos ausgeführt. Im Erdgeschoss wurde Planungsbüro / Entwurfsverfasser ein barrierefreies WC eingebaut. raum 33 | architekten. Jörg Weber & Dirk Hädicke PartG, Weimar Baukulturelle Aspekte: Der Neubau liegt im Denkmalensemble –– Dipl.-Ing. Architekt Jörg Weber „Ehemaliger Schlachthof“ in Weimar. Aufgabe war es, für ein zeitgemäßes pädagogisches Konzept ein nachhaltiges, moder- Erläuterungen der Einreicher nes Gebäude zu entwerfen. Dabei musste die denkmalpflege- Nach Durchführung eines Städtebauwettbewerbs zum ehemali- risch wertvolle Umgebung mit berücksichtigt werden, um das gen Schlachthofgebiet im Norden von Weimar wurde im vorde- Ensemble nicht zu stören. Obergeschoss, Blick in die Piazza Treppenauge ren Teil des Gesamtgebietes (Rosenthalstraße / Ecke Schlacht Holzbau: Zum Einsatz kam das Massivholzmauer-System mit hofstraße) ein Kindergarten geplant. Die Hufeland-Träger-Ge- 34 Zentimeter dicken Außenwänden und tragenden Bauteilen sellschaft Weimar hatte das Grundstück erworben, um dort eine (Träger und Stützen) aus Baubuche. Die Decken sind als Brett- Kindertagesstätte für 99 Kindergartenkinder mit einem Krippen- stapeldecken ausgeführt. Zur Aussteifung des Gebäudes wur- bereich für 22 Kinder in massiver Holzbauweise zu errichten. den drei Betonkerne errichtet. Die statischen Berechnungen hat das Büro Dr. Hunger aus Weimar ausgeführt. Das gewählte Sys- Der Baukörper besteht aus einer U-förmigen Anlage, welche tem hat einen hohen Vorfertigungsgrad der Bauelemente Wand einen Hof nach Süden zur Gartenseite bildet. Die Platzseite ist und Decke und somit eine vergleichsweise geringe Bauzeit vor im Mittelteil des Gebäudes im Erdgeschossbereich geöffnet, Ort. Der Ausbau des Gebäudes wurde vorwiegend mit ökolo um einen Bezug zu dem neuen öffentlichen Platz herzustellen. gischen Baustoffen durchgeführt, um einen gesunden Ort für Im Erdgeschoss befinden sich die Gemeinschaftsfunktionen, die Kinder zu schaffen. wie Speise- und Begegnungsraum, Garderoben, Sanitäranla- gen, die Verwaltung der Einrichtung sowie der Krippenbereich. Im Obergeschoss sind die Funktionsräume der Kindergarten- Bauzeit 11/2016–05/2018 kinder angeordnet. Die Erschließung erfolgt über zwei separate Zugänge für Kita und Krippe. Die innere Erschließung wird über Grundstücksfläche: 2.050 m2 einen zweigeschossigen Spielflur (Halle) realisiert, von dem Hauptnutzfläche: 824 m2 die einzelnen Gruppenbereiche abgehen. Grundriss Obergeschoss Freiraumplanung Grundriss Erdgeschoss 18 19
Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2018 · Sonderpreis Holzbau Kindergarten „Holzwürmchen“ in Weimar Ansicht Nord Ansicht West Ansicht Süd Ansicht Ost Ansicht vom Forum Beurteilung der Jury Dieser Kindergarten beweist auf außerordentliche Weise die Bis auf drei notwendige Aussteifungskerne aus Beton haben ökologischen, sozialen und ästhetischen Chancen des moder- wir einen kompletten Bau in Massivholzmauerbauweise und nen Holzbaus. mit Brettstapeldecken, damit auch einen relativ hohen Vorferti- Städtebaulich integriert in das in Entwicklung befindliche Areal gungsgrad der Elemente. des alten Schlachthofs in Weimar setzt der neue Kindergarten „Holzwürmchen“ am Eingang zu dem Gebiet einen klaren und Die Jury hebt besonders die Art und Weise hervor, in der das programmatischen Akzent mit einem wohlverstandenen öko- Holz als Material für die Konstitution der Atmosphäre und des logischen Ansatz, zumal für Kinder. Das Gebäude, geplant für Milieus des Kindergartens genutzt wird. Mit dem Holz wird sehr 100 Kindergartenplätze und einen Krippenbereich für 22 Kin- subtil umgegangen – zu sehen etwa an der feinen Gliederung Ansicht Hof Blick zum Hof der, ist in einer U-förmigen Anlage organisiert, wobei sich die der Verschalung der Außenhaut, aber auch durch den Gebrauch große Eingangsfront zum Hauptplatz orientiert und diesen auch der Farbe. Das Orange akzentuiert den Gesamtauftritt des Hau- räumlich fasst, während sich der offene Hofbereich nach Süden ses, indem Fenstergewände, Fenstergliederungen, Eingänge, und zum Freigelände hin öffnet. Ein durchgehendes Pultdach auch Brüstungen entsprechend farblich gefasst sind. Insge- fasst die Anlage zusammen und verleiht ihr eine gewisse Skulp- samt wird so bei großer Einfachheit des Hauses zugleich eine turalität und Bewegtheit. So plausibel wie diese städtebauliche hohe Lebendigkeit erreicht. Dieser Kindergarten beweist wiede- Anordnung erweist sich auch die Binnengliederung des Hauses. rum, dass der Holzbau sich eben nicht in einer groben Rustika- Im Erdgeschoss befinden sich die Gemeinschaftsräume, wie lität erschöpft und er zeigt, dass ein schönes Ambiente für Kin- etwa der Speiseraum, Begegnungsräume, Garderoben, Sanitär- der gerade dann entstehen kann, wenn auf die vorgeblichen anlagen, Verwaltung und auch der Krippenbereich. Die Räume Klischees der Kindhaftigkeit verzichtet wird. des Kindergartens, die sich zum Teil auf Dachterrassen öffnen, Die Freiflächengestaltung hingegen ist ausbaufähig und bietet befinden sich im Obergeschoss. Die Erschließung erfolgt über noch genügend Raum für eine adäquate Gestaltung. separate Zugänge für die Kita und die Krippe, für die Kita vom Hauptplatz aus, für die Krippe an der Westseite, beide Eingänge Insgesamt würdigt die Jury dieses Projekt mit dem Sonderpreis klar markiert und sichtbar. Besonders attraktiv ist das Konzept Holzbau. Es ist ein vorbildlicher Beitrag für die wichtige Bauauf- der inneren Erschließung über einen Raum, den die Autoren als gabe Kindergarten und stellt einen beispielhaften Holzbau dar. „zweigeschossigen Spielflur“ beschreiben. 20 21
Anerkennungen sortiert nach Projektstandort (PLZ)
Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2018 „Wohnen Diemit Weitblick“ – Friedensberg-Terrassen Friedensberg-Terrassen, Jena eine kompakte Wohnanlage ANERKENNUNG BARRIEREFREIHEIT „Wohnen mit Weitblick“ – Friedensberg-Terrassen Jena Projektadresse bilden halböffentliche Gemeinschaftshöfe mit Spiel- und Ruhe- Helene-Holzmann-Straße 1–18, plätzen. Gärten, Balkone, Loggien und Dachterrassen stehen als Friedrich-Schelling-Straße 13/15, 07745 Jena private Freiräume zur Verfügung. Die Gebäude weisen eine sehr effiziente Grundrissstruktur auf, die zum einen das „Durchwoh- Beauftragt durch nen“ in Ost-West-Richtung und zum anderen die leicht umsetz- jenawohnen GmbH, Jena bare Veränderung der Wohneinheiten in Gebäudelängsrich- tung ermöglicht. Das statische System lässt Grundrissänderun- Planungsbüros / Entwurfsverfasser gen ohne große Eingriffe in die tragende Bausubstanz zu. Jedes Junk & Reich Architekten BDA Planungsgesellschaft Haus der Wohnanlage spiegelt durch die Mischung von kleinen mbH, Weimar und großen Wohnungen den Leitgedanken des Mehrgeneratio- –– Dipl.-Ing. Architekt Ulrich Junk nenwohnens wider. Die Auswahl der Materialien orientiert sich stock landschaftsarchitekten bdla, Jena an regionalen Bezügen, Dauerhaftigkeit und Ökologie. Putzfas- –– Dipl.-Ing. Landschaftsarchitekt Wolfram Stock saden im Farbton des regionalen Kalksteins und das ortstypi- sche Motiv der Gartenmauer unterstreichen dies. Ausladende Erläuterungen der Einreicher Loggien und eingeschnittene Terrassen geben den Häusern Die Friedensberg-Terrassen sind ein modernes Wohngebiet für Individualität, ihre Farbglasbrüstungen beleben die Fassaden Familien, Singles und Senioren. Das Gelände einer ehemali- struktur und verleihen den Häusern eine markante Optik. gen Gartenanlage, das temporär brach lag, wurde zur Schaf- Barrierefreiheit: Die in den Hang integrierte Tiefgarage verfügt fung neuen Wohnraums herangezogen. Ziel des Bauherrn über einen barrierefreien Ausgang (Aufzug), sodass trotz topo- war es, Mietwohnungsbau mit einem innovativen städtebau- grafischer Erschwernisse die zentrale „Promenade“ und ein Teil lichen, sozialen und wirtschaftlichen Konzept umzusetzen. der Gebäude barrierefrei zugänglich sind. Behindertengerechte Die kompakte Wohnbebauung definiert den bislang fehlen- Stellplätze werden auch in direkter Nähe der barrierefreien, den Abschluss der Stadt hin zur Landschaft. Die Häuser wurden rollstuhlgerechten Wohneinheiten angeboten. 20 Prozent der mit 90-Grad-Ausrichtung zum Hang und in direkter Blickbezie- Wohneinheiten sind barrierefrei erreichbar. hung zur Innenstadt angeordnet. Die zentrale Wohnstraße – die Baukulturelle Aspekte: Durch die Umsetzung eines innovativen „Promenade“ – greift die Blickachse zum städtischen Wahrzei- Energiekonzeptes kann der laufende Energiebedarf der Wohn- chen, dem Jentower, auf. An ihrem östlichen Ende wurden die anlage niedriggehalten werden. Sie wird über ein zentrales Gebäude torähnlich gesetzt, um diese Blickbeziehung zu beto- Blockheizkraftwerk (BHKW) mittels Nahwärmenetz versorgt. Alle nen. Durch die Ausbildung von Terrassen wurden die Eingriffe Wohnungen verfügen über dezentrale Lüftungsanlagen mit Wär- in den Hang reduziert und die Bebauung harmonisch in den merückgewinnung sowie dreifachverglaste Fenster. Die gesamte natürlichen Geländeverlauf eingefügt. Die Ost-West-Ausrich- Außenbeleuchtung (LED) wird über das BHKW betrieben. Die tung sämtlicher Wohneinheiten ermöglicht die Einbeziehung Gebäude erreichen den Standard „Effizienzhaus 70“. Zur Förde- der „grünen“ Umgebung und die ganztägige Besonnung der rung von E-Mobilität werden Ladestationen angeboten. Schwarzplan Lageplan Wohnungen. Aufgrund der Höhenstaffelung der Gebäude bie- tet sich jeder Wohneinheit ein unverstellbarer Ausblick. Unter Ausnutzung der Hanglage wurde eine Tiefgarage realisiert. Das Bauzeit 02/2014–10/2016 Gebietsinnere ist verkehrsberuhigt. Hier werden öffentliche, halböffentliche und private Freiräume mit Aufenthaltsqualität Grundstücksfläche: 14.935 m2 angeboten: Soziale Mitte ist die „Promenade“, die durch einen Hauptnutzfläche: 11.633 m2 Bouleplatz belebt wird. Den Übergang zu den Wohngebäuden 24 25
Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2018 · Anerkennung Barrierefreiheit „Wohnen mit Weitblick“ – Friedensberg-Terrassen Jena Östlicher Zugang zur „Promenade“ Haus 1: Grundrisse Erdgeschoss und erstes Obergeschoss (oben), zweites Obergeschoss und Dachgeschoss (unten) Blick in die „Promenade“ „Promenade“ mit Bouleplatz Gemeinschaftshof zur Erschließung der Wohnhäuser Vielfältige Freiräume Ausgang aus der Tiefgarage (Aufzug) Beurteilung der Jury Die Frage, wie wir in unseren Städten in angemessener, ver- Die zentrale „Promenade“ verbindet die langgestreckten Bau- dichteter und zugleich durchgrünter Weise die Nachfrage nach körper untereinander und mit der in den Hang geschobenen Wohnraum erfüllen können, stellt eine zentrale städtebauliche Tiefgarage. Mit ihr entsteht als Pendant zu den Terrassen ein und architektonische Herausforderung dar, der sich das Pro- zentraler Treffpunkt für die vielfältigen Bewohnergruppen aus jekt „Wohnen mit Weitblick“ in Jena stellt. Familien, Singles und Senioren, mit dessen Hilfe 20 Prozent der Das Wohnquartier auf dem Friedensberg besticht dabei durch Wohnungen trotz der Hanglage barrierefrei erschlossen werden die genaue und kunstvolle Austarierung zwischen städtischer können. Die „Promenade“ hat die Anmutung einer historischen Dichte und landschaftlicher Offenheit. Dies gelingt, weil die Gasse mediterraner Orte. Dass es dem Quartier in seiner durch- Baukörper in diagonaler Abstaffelung zum Hang die Grund- gehend zeitgenössischen Materialität und Architektursprache struktur der Umgebung aufgreifen und dabei die Topografie mit der angebotenen Barrierefreiheit gelingt, diesen starken auf selbstverständliche Weise nachzeichnen. Es entstehen gut Ortscharakter zu erzeugen und an das Stadtbild und die typi- proportionierte, jeweils einer Hauseinheit zugeordnete Terras schen historischen Merkmale Jenas wie den örtlichen Kalkstein, sen als Gärten und Zugangshöfe. Gleichzeitig profitieren die die landschaftliche Lage und den Umgang mit der Topografie Wohnungen vom dem unverstellbaren Blick ins Tal und der anzuschließen, ist beispielgebend. Die Jury würdigt dieses Pro- ganztägigen Besonnung durch die Ost-West-Orientierung. Das jekt mit einer Anerkennung bezüglich der Barrierefreiheit beim Spiel mit der Topografie wird durch Gartenmauern, verwinkelte Thüringer Staatspreis 2018. Treppen, gestaffelte Baukörper und die „Nuancen der Recht- winkligkeit“ an jeder Stelle spürbar. 26 27
Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2018 „Porzellankirche“ auf der Leuchtenburg ANERKENNUNG „Porzellankirche“ auf der Leuchtenburg Projektadresse Seit Oktober 2016 steht der Raum für Gottesdienste, Taufen Dorfstraße 100, 07768 Seitenroda sowie kirchliche Hochzeiten wieder zur Verfügung. Dreißig Por- zellanschwerter bilden einen ovalen Vorhang. Sie filtern das Beauftragt durch Licht und spannen einen symmetrischen Raum im heterogenen Stiftung Leuchtenburg, Seitenroda Bestand auf. Der Einbau bringt Ruhe und Klarheit. Die Schwer- ter sind so rotiert, dass sie gezielte Ein- und Ausblicke ermögli- Planung / Entwurfsverfasser chen. Auf den Bänken sitzend, wirkt der Raum geschlossen und Nau2 GmbH, Zürich/Schweiz fokussiert den Blick auf den Altar. Die Akustik wird mit der Stel- –– Dipl. Arch. Jean-Lucien Gay lung der Lamellen kontrolliert und verbessert. Hinter dem Altar –– Arch. Michael J. Brown wird ein reflektierendes Band geschaffen, das ein unverstärktes in Zusammenarbeit mit Sven-Erik Hitzer, Sprechen erlaubt. Die Porzellanoberflächen an den Innenseiten Vorstand Stiftung Leuchtenburg verleihen Menschlichkeit, die Außenseiten aus poliertem Alu- minium entmaterialisieren den Raum und verstärken das Tages- licht. Symmetrie, Vertikalität und Licht schaffen eine besinn- liche Atmosphäre, eine Ruhepause um das Überirdische zu ver- Erläuterungen der Einreicher mitteln. Die bescheidene Burgkapelle des Schlosses Leuchtenburg wird nach diversen Zwischennutzungen (unter anderem als Gefäng- nis) durch eine elegante Geste wieder in ihrer liturgischen Funk- Bauzeit 01/2016–10/2016 tion wahrgenommen. In der Neunutzung des Schlosses als Por- 3D-Studien Hauptnutzfläche: 400 m2 zellan-Erlebniswelt entsteht die weltweit erste Porzellankirche. 28 29
Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2018 · Anerkennung „Porzellankirche“ auf der Leuchtenburg Grundriss: 01 Altar 02 Kapellenraum 03 Sitzbänke (für 62 Personen) 04 Lounge / zusätzliche Sitzflächen 05 Taufbecken (gelagert) 06 zusätzliche Bänke (gestaut) 07 neue Treppe (Zugang Mezzanin) 08 Lagerraum Detail Lamellen Beurteilung der Jury Die Verwendung des Materials Porzellan als Oberfläche der Die Verfasser*innen erzeugen mit ihrem Eingriff in den histori Lamellen scheint im Zusammenhang mit dem musealen Thema schen Raum ein völlig neuartiges Raumerlebnis, das ohne der Burganlage sinnfällig, wenngleich der etwas direkte Marke tatsächlichen Raumabschluss auskommt. Vielmehr werden tingaspekt in der Jury kontrovers diskutiert wurde. Auch die gewohnte Umfassungswände durch vertikale Lamellen auf spiegelnden Lamellen-Rückseiten führten zu Diskussionen. gelöst. Diese lassen Tageslicht gezielt eintreten, den eigent Während die Reminiszenz an Spiegelkabinette positiv betrach- lichen Raumabschluss jenseits der Lamellen spüren. tet wurde, war der verwirrende Unterhaltungswert des reflek tierenden Einbaus im Zusammenhang mit der sakralen Nutzung Die Eingriffe in die denkmalgeschützte Baustruktur bleiben in der Kritik. Als überstrapaziert wird die wiederholte Verwen- damit auf ein Minimum begrenzt. Das historische Raumgefüge dung des christlichen Kreuzes betrachtet. bleibt erhalten und erlebbar. Gleichzeitig wird mit dem durch die Lamellen erzeugten Zylinder auf elliptischer Grundform eine Ohne jede Anbiederung stellt das Projekt einen eigenständigen Raumfigur implantiert, die dem andächtigen Besucher trotz und dabei innovativen Beitrag für den innenräumlichen Umgang aller Offenheit einen würdigen Sakralraum zur Verfügung stellt. mit historischer Substanz dar. Es besticht durch Reduktion, Einfache Bänke komplettieren das zurückhaltende Gesamt Klarheit und konsequente Umsetzung und wird von der Jury mit konzept. einer Anerkennung gewürdigt. 30 31
Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2018 Kommunikations- und Informationszentrum der Universität Erfurt ANERKENNUNG Kommunikations- und Informationszentrum der Universität Erfurt Projektadresse Nordhäuser Straße 63, 99089 Erfurt Beauftragt durch Freistaat Thüringen, vertreten durch das Landesamt für Bau und Verkehr, Erfurt Planungsbüro / Entwurfsverfasser Nickl & Partner Architekten AG, Berlin –– Prof. Dipl.-Ing. Architekt Hans Nickl –– Prof. Dipl.-Ing. Architektin Christine Nickl-Weller –– Dr.-Ing. Architekt Benjamin Rämmler Erläuterungen der Einreicher Innenraum dominieren natürliche Materialien. Holz in warmen Das neue Kommunikations- und Informationszentrum (KIZ) der Nuancen für Türen und Böden und ein dunkler Schiefer-Natur- Universität Erfurt flankiert den südlichen Eingangsbereich zum stein im Erdgeschoss setzen einen reizvollen Kontrast zur metal- Campus am Kreuzungspunkt zwischen Nordhäuser Straße und lischen Fassade, die sich auch im Innenraum des Foyers fort- Max-Weber-Allee. Es beherbergt ein Hörsaalzentrum mit zwei setzt. Doch das KIZ zeichnet sich nicht nur durch gestalterische Sälen sowie das Universitätsrechen- und Medienzentrum mit Präzision, große Funktionalität und hohe Aufenthaltsqualität Seminar- und Büroräumen. Beide Funktionseinheiten werden aus. Auch das Energiekonzept des Gebäudes ist besonderer durch eine gläserne Fuge zugleich verbunden sowie klar erkenn- Erwähnung wert, denn für die Kälte- und Wärmeversorgung des bar getrennt. Der nordöstliche, höhere Gebäudeteil formu- Gebäudes wurde auf die Weiterentwicklung innovativer Eis liert eine klare städtebauliche Kante und betont die Eingangs- speichertechnologie gesetzt. situation zum Campus. Diese Abstufung der Gebäudehöhe ver- Barrierefreiheit: Das KIZ strebt auf Grundlage des Thüringer leiht dem Baukörper eine skulpturale Qualität mit angemesse- Maßnahmenplans zur Umsetzung der UN-Konvention über ner Präsenz ohne den umgebenden Campus zu dominieren. Die Rechte von Menschen mit Behinderungen die vollständige Par- Transparenz der Fuge verleiht dem Projekt zusätzliche Quali- tizipation von Menschen mit Behinderungen an den Bildungs- tät. Zum einen ermöglicht sie als großzügiger Luftraum Durch- angeboten des Gebäudes an. Dabei wurde auf eine architekto- blicke durch den gesamten Baukörper und Kontakt mit dem nisch ansprechende Umsetzung besonders der Vorgaben zur Außenraum. Zum anderen bildet die Fuge ein gemeinsames visuellen Barrierefreiheit Wert gelegt. Hervorzuheben ist der Foyer mit verschiedenen Sitzmöglichkeiten, fördert den Aus- Umgang mit Materialwechseln in Böden und Wänden und die tausch mit dem öffentlichen Raum und ermöglicht eine öffent- gute natürliche Belichtung der zentralen Verkehrsflächen. liche Nutzung. Die Größe und Proportionierung des Foyers Baukulturelle Aspekte: Das KIZ setzt als Auftakt zur weiteren schafft Raum für Ausstellungen und Veranstaltungen. Da sich Bebauung des Campus an der Max-Weber-Allee ein mutiges das Foyer über drei Geschosse erstreckt, können parallel statt- Zeichen für die Baukultur. Mit seiner goldschimmernden, findende Veranstaltungen im neuen KIZ ausgerichtet werden. semitransparenten Fassade und der prägnanten Kubatur gibt Besonderes Augenmerk wurde auf die hohe Qualität der Innen- dieses Gebäude ein klares Bekenntnis zu Modernität und Inno- raumausstattung und der Fassadengestaltung des Neubaus vation im Kontext des teils unter Denkmalschutz stehenden gelegt. Golden schimmernde, eloxierte und perforierte Alumini- Campus ab. Hochwertige Materialien und präzise ausgeführte umpaneele umhüllen beide Gebäudeteile. Die dezente dreidi- Details im Innenraum vermitteln Studierenden und Mitarbei- mensionale Wellenform dieser Paneele erzeugt ein homogenes tern Wertschätzung und Identifikationspotenzial. und doch lebhaftes Fassadenbild, welches punktuell von Fens- terbändern und den großformatigen Fensterflächen der Hörsäle durchbrochen wird. Am Abend wird die Leichtigkeit der Fassade Bauzeit 01/2014–10/2016 besonders erkennbar, wenn Licht von innen durch die Perforie- Hauptnutzfläche: 2.760 m2 rungen dringt und sich die Volumen dahinter abzeichnen. Im 32 33
Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2018 · Anerkennung Kommunikations- und Informationszentrum der Universität Erfurt Grundriss Erdgeschoss und Schnitt Beurteilung der Jury Eingangsbereich befindet, eine eigene Adresse aus. Die klare Der Campus der Universität Erfurt wurde um einen klaren und Grundrisstypologie ermöglicht eine sehr gute Orientierung im modernen Baustein erweitert. Der Neubau des Kommunika- Gebäude. Der lichtdurchflutete Zwischenbereich fungiert als tions- und Informationszentrums (KIZ) positioniert sich selbst- Foyer und Verteiler sowie als Raum für Ausstellungen und Ver bewusst als Campusauftakt an der Max-Weber-Allee. Die Höhen- anstaltungen. Er lädt mit seiner hohen Aufenthaltsqualität abstufung des Neubaus überzeugt städtebaulich und nimmt Studierende, Lehrende und Besucher zum kurzen Verweilen, Bezug zu den zwei anderen zentralen Campusbausteinen Orientieren und Innehalten ein. Zugleich bietet der großzügige, Bibliothek und Mensa. transparente Luftraum attraktive Aus- sowie Durchblicke durch den gesamten Baukörper und verknüpft den Campus mit dem Auffallend ist die gold-gelb-metallisch schimmernde, perforierte südlichen Universitätsgarten. und somit semitransparente Aluminiumfassade, die sich als eine wellenartige Haut um das gesamte Gebäude legt. Je nach Die Jury überzeugt zudem die gestalterische Präzision des Tageszeit und Witterungsverhältnissen präsentiert sie sich Gebäudes, die Detaillausformulierung, die Auswahl und der abwechslungsreich und durchaus erfrischend. Der Neubau hebt präzise Einsatz der Materialien sowie das Energiekonzept, sich somit von den sonstigen, meist unter Denkmalschutz ste- welches die innovative Eisspeichertechnologie weiterentwi- henden Gebäuden klar ab und unterstreicht eine moderne und ckelt hat. zeitgenössische Entwurfshaltung. Das KIZ ist innen wie außen ein sympathisch offenes Gebäude Das Gebäude gliedert sich in zwei Einheiten und bildet durch und somit ein gelungenes Beispiel für ein modernes Hochschul- seine verglaste mittige Fuge, in welcher sich ganz sinnfällig der gebäude und wird mit einer Anerkennung gewürdigt. 34 35
Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2018 Gartendenkmal „HerressenerPasserelle, Promenade“ in Apolda Blick nach Süden ANERKENNUNG Gartendenkmal „Herressener Promenade“ in Apolda Projektadresse Adolf-Aber-Straße / Herressener Straße, 99510 Apolda Beauftragt durch Stadt Apolda Planungsbüro / Entwurfsverfasser Marcel Adam Landschaftsarchitekten BDLA, Potsdam In der Konzeption der Parkanlage spiegelt sich der Übergang –– Dipl.-Ing. (FH) Landschaftsarchitekt Marcel Adam von der Stadt zur Landschaft wider. Der nördliche Parkbereich –– Dipl.-Ing. Landschaftsarchitektin Veronika von Bechtolsheim bildet den intensiveren Teil mit neuen Wegeverbindungen, –– Dipl.-Ing. Landschaftsarchitekt Andreas Ziegeler einem Spielbereich und einer urbanen Promenadenkante am Lohteich. Zusätzlich sorgen ein neuer Kiosk und ein Bootsver- Erläuterungen der Einreicher leih für eine Belebung dieses Parkbereichs. Nach Süden wird Das Gartendenkmal „Herressener Promenade“ ist eine mit der der Park immer landschaftlicher, der Friedensteich ist umgeben Stadt gewachsene historische Grünanlage, die identitätsstif- von Schilf- und Röhricht. Die Teichflächen wurden entschlammt, tend ist und ihrem ursprünglichen Sinne gemäß heute noch die Uferlinien der Gewässer herausgearbeitet und mit sanften eine wichtige rekreative Funktion hat. Der Park wurde Ende des Böschungen natürlicher gestaltet. Um den Friedensteich mehr 19. Jahrhunderts angelegt. Zunächst wurden die Ufer des nahe- in Szene zu setzen, wurde eine Passerelle entlang der west gelegenen Herressener Bachs befestigt und eine erste Allee lichen Uferzone angelegt. Weite Wiesenflächen südlich des Frie- gepflanzt. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Anlage suk- densteiches öffnen sich zur Landschaft und werden durch eine zessive erweitert und eine erste Wasserfläche mit dem Lohteich große Rasenskulptur kontrastiert, die als auffällige Landmarke angelegt. Nach dem Ersten Weltkrieg erfuhr der Park eine wei- fungiert. Von hier ist ein weiter Blick auf die hügelige Land- tere Vergrößerung mit dem südlich angrenzenden Friedensteich. schaft Apoldas möglich. Der Park gewinnt durch die Neuge- staltung sinnvoll nutzbare Flächen und die umliegenden Stadt- Das geringe Kostenbudget erforderte es, genau auszuloten, mit gebiete werden durch den Park besser mit der Kernstadt ver- welchen Maßnahmen eine Wiederherstellung und gleichzeitig bunden. Zwei zusätzliche Brücken über den Herressener Bach eine behutsame Erneuerung der Gartenanlage gelingen kann. intensivieren die Verbindung zwischen dem östlich gelegenen Um den einstigen Grundcharakter der Anlage wieder stärker Sport- und Freizeitbereich und dem Bürgerpark. wahrzunehmen, wurden störender Aufwuchs entfernt, die Wege- breiten angepasst und lückige Baumreihen ergänzt. Moderne Ergänzungen des historischen Parks erfolgten hingegen zurück- haltend und punktuell. Sie sind durch eine klare Formensprache Bauzeit 10/2014–12/2016 erkennbar, die sich deutlich von den landschaftlich geschwun- Grundstücksfläche: 148.753 m2 genen Wegen und Flächen des Parks ablesen lässt. Naturnahe Ufergestaltung 36 37
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