ONLINEVIDEO WHITEPAPER BEHIND THE SCREENS - PublishingExperts

 
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ONLINEVIDEO
BEHIND THE SCREENS

APA-IT
Informations Technologie GmbH
Tel.: +43 1 36060-6060
it@apa.at
www.apa-it.at
ONLINEVIDEO WHITEPAPER BEHIND THE SCREENS - PublishingExperts
EINLEITUNG

Weltweit wandelt sich die Medienlandschaft. Videos im Web sind aktuell das Thema.
Warum boomen Onlinevideos? Wie kann man von diesem Trend profitieren?
Sind Onlinevideos das Marketinginstrument der Zukunft? Welche Strategien wirken?
Welche bewegten Bilder bewegen uns? Wie und wo setzen Medienunternehmen
Videos und Videomarketing richtig ein?

BREITBAND ERMÖGLICHT BANDBREITE

Videocontent ist in der Produktion und Verbreitung durch die Digitalisierung und das
Internet mit Breitbandzugang kostengünstiger geworden. Die immer schneller und
besser werdenden Übertragungstechnologien spielen für die erfolgreiche Verbreitung
und Nutzung von Onlinevideos ebenso eine Rolle wie die Tatsache, dass (von der
Produktionsseite her) das technische Equipment günstiger, nutzerfreundlicher und
(von der Rezeptionsseite her) vielen Menschen erst in den letzten Jahren zugänglich
geworden ist.

WIR HABEN ES IN DER HAND

Die Gründe für den Videoboom liegen im wahrsten Sinne des Wortes auf der Hand:
Aktuelle Studien zeigen den anhaltenden Aufwärtstrend, was Videonutzung am Handy
betrifft, ganz deutlich. Laut Statista wird in fünf Jahren die mobile Videonutzung
rund ¾ des gesamten mobilen Datenverkehrs ausmachen. Durch die zunehmende
Verbreitung von internetfähigen Smartphones mit großen Displays wächst der mobile
Videokonsum und eröffnet neue Marketingmöglichkeiten. Immer mehr User nutzen
Bewegtbild im Internet zu Unterhaltungs- und Informationszwecken. Immer und
überall.

Das Thema Onlinevideo ist kommerziell und journalistisch gesehen spannend.
Dieses Whitepaper soll Ihnen einen Überblick verschaffen, die große Bandbreite an
Möglichkeiten für Onlinevideos und Videomarketing aufzeigen und Einblicke hinter die
Kulissen geben. Werfen Sie mit uns einen Blick „Behind the Scenes“, oder in diesem
Fall „Behind the Screens“.

Gute Unterhaltung wünscht Ihnen

Alexander Falchetto
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INHALT
 1   RÜCKBLICK04

     1.1   WARUM UNS BEWEGTE BILDER BEWEGEN                                    04

 2   ÜBERBLICK04

     2.1   VENI VIDEO VICI – DER SIEGESZUG DES ONLINEVIDEOS                    04

     2.2   VIELFALT DER VIDEOS IM WEB – VIELE FORMEN, VIELE FORMATE            05

     2.3   WIE, WO UND WANN ONLINEVIDEOS GESEHEN WERDEN – NUTZUNGSVERHALTEN    11

     2.4   WELCHER CONTENT FÜR ABRUFE SORGT – AUF DEN ERSTEN KLICK             15

 3   EINBLICK 16

     3.1   WIE VIDEOS GELD BRINGEN – ONLINEVIDEOWERBUNG UND -MARKETING         16

     3.2   WOHIN MIT DEM FERTIGEN VIDEO – (TECHNISCHE) PROBLEME UND LÖSUNGEN   24

 4   AUSBLICK25

     4.1   PROGNOSEN MIT FOKUS AUF ONLINEVIDEOS                                25

     4.2   BEST OF – TIPPS FÜR IHR ONLINEVIDEO                                 26

 5   LITERATUR                                                                  26

     EXPERTENINTERVIEWS

     ALEXIS JOHANN, STYRIA DIGITAL ONE GMBH                                     07

     BORIS SCHÄRF, ADVERSERVE DIGITAL ADVERTISING SERVICES GMBH                 10

     LARS FANTER, CONSTANTIN FILM HOLDING GMBH                                  13

     EVA REITER, ORF – ÖSTERREICHISCHER RUNDFUNK                                17

     WOLFGANG SCHMITZ-VIANDEN, OMS ONLINE MARKETING SERVICE GMBH & CO. KG       20

     ROBERT SZUKA, APA-IT INFORMATIONS TECHNOLOGIE GMBH                         22

                                                                                 3
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1. RÜCKBLICK

1.1. WARUM UNS BEWEGTE BILDER BEWEGEN

Der Mensch nimmt seine Umwelt zu 80 Prozent               nicht. Der Mensch glaubt eher, was er gesehen hat.
über seine Augen wahr. Bilder werden schneller er-        Daher die alte Weisheit: Show, don’t tell. Ein Bild
fasst als Texte (vgl. Di Falco, S. 17). Bilder sprechen   sagt mehr als tausend Worte. Ein Video zeigt mehr.
Menschen emotional stärker an und die Emotionen           Laut Dr. James McQuivey (Forrester) ist eine Minute
bleiben länger im Gedächtnis. Und: Bilder lügen           eines Videos sogar 1,8 Millionen Wörter wert.

    Foto: Caro / picturedesk.com

2. ÜBERBLICK

2.1. VENI VIDEO VICI – DER SIEGESZUG DES ONLINEVIDEOS

Videos sind keine neue Erfindung. Warum erle-             20 Prozent (vgl. Link Videostatistik). Video goes
ben sie gerade jetzt so einen Boom im Internet?           SEO: Ein Video macht eine Webseite nicht nur
Steigende Bandbreiten, steigende Internetnut-             optisch attraktiver und dynamischer. Es wirkt sich
zerzahlen, neue Smartphones mit größerem Dis-             auch positiv auf Suchmaschinenrankings aus.
play, mehr Smartphonenutzer, das einheitliche             Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Video auf der ers-
Format (HTML5), für verschiedene Plattformen              ten Suchergebnisleiste erscheint, ist gegenüber
optimierter Content, sinkende Übertragungskos-            einer klassischen Content-Webseite etwa 53-mal
ten sowie sinkende Kosten für Werbetreibende              höher (vgl. Alpar, S. 305). Das Ranking wird zu-
sind der Treibstoff für den Siegeszug des Videos          nehmend anhand der Aufenthaltsdauer und der
(vgl. Alpar, S. 298 und Link Report). Die Aufmerk-        Absprungrate festgelegt. Videos sind besonders
samkeit eines Nutzers wird von Bewegtbildern              gut geeignet, die Verweildauer der User auf der
angezogen. Der durchschnittliche Internetnutzer           Webseite zu verlängern und so für ein höheres
verbringt 88 Prozent mehr Zeit auf einer Webseite         Ranking zu sorgen. Weitere Vorteile von Online-
mit Videocontent. Außerdem steigern Websei-               videos (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) hier
ten-Videos die Konversionsrate um mindestens              auf einen Blick:

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2.1.1. Vorteile von Videocontent

 Wird schneller erfasst                             W
                                                         irkt sich positiv auf Suchmaschinen-
                                                        rankings aus
 W
    ird besser erinnert und bleibt
   länger im Gedächtnis                               Besitzt Vermarktungspotenzial

 Steigert die Glaubwürdigkeit                       E
                                                         rhöht die Konversionsrate, z. B. bei
                                                        Produktkäufen
 T
    ransportiert Sachverhalte kurz und
   prägnant                                           Ist einem breitem Publikum zugänglich

 Vermittelt emotionale Eindrücke besser             Ist für alle, Erwachsene und Jugendliche,
                                                         interessant
 K
    ann in kürzerer Zeit vergleichsweise
   mehr Informationen liefern                         K
                                                         ann rasch bzw. viral verbreitet und
                                                        geteilt werden
 K
    ann Komplexes vereinfacht und
   verständlicher darstellen                          E
                                                         rmöglicht den direkten Dialog mit
                                                        Zuschauern (z. B. live mit Chat,
 Hat ein modernes und innovatives Image              Kommentarfunktion)

 Ist in der Produktion und Verbreitung             K
                                                         ann schnell downgeloadet/gestreamt
    durch Digitalisierung und Internet                  werden
    kosten­­günstiger geworden
                                                      K
                                                         ann zeit- und ortsunabhängig abgerufen
 E
    rhöht die Verweildauer der User auf                werden
   der Webseite

2.1.2. Nachteile von Onlinevideos

 S
    ind nicht jedem zugänglich (Internetan-          B
                                                         enötigen einen Beschreibungstext, um
   schluss, WLAN, Smartphone, gewisse                   in der Masse gefunden zu werden
   Datenübertragungsrate etc. sind
   notwendig)                                         S
                                                         ind meist immer noch zeitaufwendig
                                                        und relativ teuer in der Produktion
 E
    rfordern technisches und gestalterisches
   Know-how (in Produktion und
   Verbreitung)

2.2. VIELFALT DER VIDEOS IM WEB – VIELE FORMEN, VIELE FORMATE

Vom Animationsfilm bis zum Zuspieler gibt es zahl-   2.2.1. Bericht und Breaking News
reiche Filmformen. Um einen Überblick über die       Damit Breaking News möglichst schnell online
unglaublich vielseitigen Einsatzmöglichkeiten von    sind, bedarf es eines reibungslosen Workflows. Ist
Videos im Internet zu geben, hier eine Auswahl der   ein Video erst vier Stunden nach dem Erscheinen
spannendsten und am rasantesten wachsenden           des Onlineartikels abrufbar, sind die Klicks schon
Formen:                                              schwindend. Die Vermutung liegt nahe, dass

                                                                                                      5
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„In Österreich sind Video News Releases
                  noch nahezu unbekannt, PR-ExpertInnen
                        gehen davon aus, dass es hier bald
                            zu einem Boom kommen wird.“
                                  Martin Wolfram, „Die kleine Videofibel. Ein Auf- und Nachschlagewerk
                                                              für PR, Werbung, Marketing und Verkauf“

   die Zeitverzögerung dafür verantwortlich ist,      2.2.4. Crowdfunding-Video
dass die News-Videonutzung im Web momentan            Auf Plattformen, wie Kickstarter oder Startnext,
noch so gering ist. Die Nachfrage und der Bedarf      zeigen Unternehmer ihre Geschäftsidee oder ihr
an Videocontent sind jedoch steigend und an der       Produkt anschaulich in Form eines Videos, um Geld
Schnelligkeit wird im Eiltempo gearbeitet.            dafür zu lukrieren.

2.2.2. Video News Release                             2.2.5. Informativ: Erklärvideo, Tutorial-Video
„In Österreich sind Video News Releases noch          Ein Erklärvideo vermittelt komplexe Sachverhalte
nahezu unbekannt, PR-ExpertInnen gehen davon          auf einfache Weise. „Die Suche nach Handlungs-
aus, dass es hier bald zu einem Boom kommen           anleitungen ist eine der Hauptmotivationen,
wird“, schreibt Martin Wolfram in „Die kleine         um im Internet nach Filmen zu suchen“, meint
Videofibel. Ein Auf- und Nachschlagewerk für          Martin Wolfram (S. 112). Bei Videorezensionen
PR, Werbung, Marketing und Verkauf.“ (S. 113).        oder Unboxing-Videos wird ein Produkt ausge-
In den USA produzieren Unternehmen neutrale,          packt und die Inbetriebnahme Schritt für Schritt
nicht gebrandete Berichte und Rohmaterial über        beschrieben. Ebenfalls in diese Sparte gehören
ihre Leistungen und Produkte. Dieses Material         animierende Mitmach- und Lernvideos, How-to-
stellen sie als Gratis-Content rechtefrei zum Down-   Videos – vom Strickkurs bis zu Lifehacks, die das
load zur Verfügung. Damit ersparen sich Journalis-    Leben einfacher machen sollen. „Wie Sie mit dem
ten bzw. Auftraggeber aufwendige Dreharbeiten,        Video Geld verdienen, ist da zweitrangig. Die Be-
Zeit und Geld. Medien brauchen Videos, weil sie       zahlung liegt darin, dass Sie als Experte in einem
oft nur wenig Ressourcen und Budget für eige-         Bereich wahrgenommen werden“, schreibt Graap
nen Content haben und Videos einen Mehrwert           in „Video-Marketing – Erfolgreicher Content für
für Leser schaffen. In Österreich stellt z. B. die    YouTube & Co.“ (S. 52f.).
APA Video-News für TV-Stationen und Online­
portale als Raw Footage (tagesaktuelles Roh­          2.2.6. Imagevideo, Video-Visitenkarte
material) und Ready-Made-Clips zur Verfügung.         Diese Formen stellen (bei Messen, Präsentati-
                                                      onen, auf der Startseite) das Unternehmen vor.
2.2.3. Exkurs Videojournalismus                       Emotional, verständlich, übersichtlich. Auch ein
Ein Videojournalist (VJ) erstellt Berichte im         Veranstaltungsbegleitfilm oder Eventvideo kann
Alleingang – von der schnittigen Idee bis zum         eine informative und kundenbindende Maßnahme
idealen Schnitt. Es ist schon eine Herausforderung    sein.
für einen VJ, ein Interview zu führen während er
die Kamera und das Mikrofon hält und auf Bild,
Ton und Inhalt gleichzeitig achten muss. Das Ein-
Personen-Team erledigt gleich mehrere Jobs
und ist dadurch kostengünstig. Marcus Hebein
(Stv. Chefredakteur APA, 2016) hat es getestet
und festgestellt: „Beim Video geht’s um einen
sehr intelligenten Workflow und um intensive
Zusammenarbeit einzelner Bereiche (Redaktion,
Kamera, Produktion, Schnitt), da muss jeder für
sich wahnsinnig viel können. Es wird nie funktio­
nieren, insbesondere nicht im tages­a ktuellen
Bereich, dass all diese Rollen von nur einer Person     QR-Code zum Imagevideo der APA-IT:
ausgefüllt werden.“                                     www.apa-it.at/Site/About.de.html

6
ALEXIS
JOHANN

                                                                                                     Foto: sd one / Mayr
Alexis Johann ist Geschäftsführer von styria digital one (sd one),
der digitalen Vermarktungsunit der Styria Media Group.

Videotraffic soll bis 2020 rund 75 Prozent des        Wie kommt das Video zu den richtigen Leuten?
mobilen Datenverkehrs ausmachen. 2015 waren es
55 Prozent. Wird es so rasant weitergehen?            Facebook liegt mit seiner Targeting-Technologie
                                                      ganz vorne. Der Konzern hat sehr viele Nutzungs-
Die Prognosen stimmen ganz sicher. 2014 kamen         daten und kauft weitere Daten zu. Diese werden
50 Prozent der Zugriffe auf unsere Medienportale      verknüpft, sodass der Facebook-Algorithmus
über mobile Endgeräte. 2015 waren es 71 Prozent,      den richtigen Content bzw. die richtige Werbung
also rund 4 Mio. Österreicher. Das bedeutet einen     ausspielt. Die Hierarchie dessen, was ein User in
sehr schnellen Wandel und zeigt klar, dass die        seinem Newsfeed sieht, entsteht durch soziale
mobile Nutzung gegenüber der stationären immer        Interaktion. Wenn man nur auf den User und
stärker überwiegt. Wir gehen davon aus, dass der      dessen individuelles Userverhalten optimiert, be-
Mobil-Anteil für heuer sogar bei 80 Prozent liegen    kommt dieser früher oder später in den meisten
wird.                                                 Algorithmen immer dieselben Inhalte. Das erleben
                                                      die User als sehr enttäuschend, weil das Über­
Warum ist die Nachfrage nach videobasierter           raschungsmoment, Serendipity, fehlt. Und diese
Werbung so hoch?                                      Überraschung ist ganz wichtig.

Für werbetreibende Unternehmen ist es sehr            Und umgekehrt: Wie kommen die Leute zum
simpel: Wenn sie mehr digitale Werbung machen         Video?
wollen, nehmen sie – überspitzt gesagt – einfach
bestehende TV-Spots, kürzen diese ein bisschen        Wir beobachten, dass Startseiten massiv an Zu-
und buchen sie um. Sie brauchen keine speziellen      griffen verlieren. User steigen stattdessen immer
Formate, keine speziellen Anpassungen, keine spe-     häufiger über Artikelseiten ein, auf die sie über
zielle Kreation. Gerade in einem kleinen Markt wie    andere Plattformen, wie z. B. Facebook, aufmerk-
Österreich ist das eine hochintelligente Strategie.   sam geworden sind. Mittlerweile ist Facebook das
Umgekehrt ist die Herausforderung an Publisher,       stärkste Einfallstor. Die Empfehlung lautet daher
so vielversprechenden und spannenden Content          ganz klar, in sozialen Netzwerken extrem präsent
zu produzieren, dass User sich diesen anschauen,      zu sein und Facebook nicht als Feind, sondern als
obwohl vorher 10, 15 oder 20 Sekunden Werbung         Freund zu sehen. Wenn User von Facebook auf das
kommen.                                               eigene Portal kommen, ist die ganz große Challen-
                                                      ge, sie dazu zu bringen, dass sie auch das nächste
Wie wichtig ist für den Werbekunden das (redak-       Video aufrufen und ihre User Journey verlängern.
tionelle) Umfeld?                                     Will man mehr Direkteinstiege, also Zugriffe
                                                      ohne Facebook als Intermediär, ist eine mögliche
Es gibt zwei Zugänge: Einerseits gibt es Kunden,      Strategie, User stärker an das eigene Portal zu
denen sehr wichtig ist, in welchem Umfeld die         binden (z.B. über Gamification-Ansätze) und in
Werbung läuft. Das sehen wir auch an den              eigene Ökosysteme (z.B. eigene Apps) zu leiten.
Buchungen und Auflagen, die wir von den Kun-
den bekommen. Gerade deshalb, weil das Inventar       Apropos Einbindung – sollen die Konsumenten
im Videobereich beschränkt ist, läuft Pre-Clip-       zahlen? Können Werbeeinnahmen die Produk­
Advertising mitunter auf fraglichen Portalen,         tionskosten decken?
wo z.B. die in den Ventilator speiende Katze vor-
kommt. Andererseits gibt es eine stärker werdende     Wir haben hochprofitable Portale, wie z.B.
Nachfrage auf User-Basis, wo Werbekunden das          ichkoche.at. Das Rezept wird sozusagen nicht
Wissen über den User höher bewerten als das           alt und bleibt über einen längeren Zeitraum
Umfeld, in dem die Werbung läuft.                     aktuell. In der schwierigsten Disziplin, in der
                                                      Nachrichtenproduktion in einem hochqualitativen
                                                      Umfeld, wie z.B. bei Die Presse, Kleine Zeitung

                                                                                                                       7
oder WirtschaftsBlatt, ist das komplexer:           kommt im mobilen Web deutlich schlechter an.
Dort ist eine große Anzahl an Journalisten mit         Die Aufmerksamkeit wäre allerdings deutlich
hoher Kompetenz notwendig und die Erwartungen          höher, wenn der Reporter das Handy nehmen
an das Portal in puncto Qualität sind sehr hoch.       und um das Auto herumgehen würde. Die Zahl
Entsprechend höher sind die Kosten der Content-        der Abrufe wäre wahrscheinlich 1:10, also ein Auf-
Produktion, die wiederum durch entsprechend            ruf beim klassischen TV-Beitrag und zehn beim
höhere Erlöse gedeckt werden müssen. Das ist eine      „Blair-Witch-Project-Stil“. Diese völlig neuen
große Herausforderung, weil Werbung bisher auch        Erzählformen sind speziell im Videojournalismus
bei Qualitätszeitungen nur 50 Prozent der Erlöse       relevant. Der Zeitungsdesigner Mario García
beisteuert.                                            nennt das „the raw and the cooked“: Raw heißt
                                                       nicht, dass der Inhalt schlecht oder schlechter re-
Wie gut funktioniert Programmatic Video, auto-         cherchiert ist. Es heißt nur, dass die Umsetzung,
matisiert gebuchte Onlinevideowerbung?                 das Storytelling, in einer rohen Form stattfindet.
                                                       Das erzeugt eine viel höhere Authentizität und da-
Programmatic heißt, dass Werbetreibende gewisse        mit eine höhere Qualitätswahrnehmung bei den
Vorgaben machen, wie z.B. einkommensstarke             Usern.
Frauen mit Interesse am Grillen als Zielsegment.
Für dieses Segment sind sie bereit, einen Tausen-      Wie wichtig ist eine einfache technische Lösung
derkontaktpreis von 10 Euro zu zahlen. Immer,          (für die Integration von Videos)?
wenn ein User kommt und die Information vor-
handen ist, dass es sich um eine kochinteressierte     Sie ist vielleicht sogar der Schlüssel. Wir haben
Frau handelt, findet eine automatisierte Auktion im    mit den Redaktionen der Styria Media Group
Hintergrund statt. Innerhalb von Sekundenbruch-        analysiert, was funktioniert und was nicht:
teilen laufen Millionen Abfragen und Requests          Aktuell dauert es 40 Minuten vom Erkennen
gegen andere Anbieter und Bidder, bevor die            einer relevanten Story bis zur Veröffentlichung
Ad Impression ausgespielt wird. Das Resultat:          eines Videos zu dieser. Die APA-IT löst dabei
Der jeweilige User sieht passende Videowerbung.        viele Schnittstellen: Die APA spielt ihre Inhalte in
So funktioniert Programmatic Advertising. Der Vor-     den APA-OnlineManager (AOM) ein, der mit dem
teil liegt in der Vereinfachung und im Effizienzge-    Videoplayer verknüpft ist. Alles funktioniert über
winn für denjenigen, der wirbt, weil er keine oder     Drag-and-drop. Dieser Workflow macht einen
geringere Streuverluste hat. Für den Anbieter des      enormen Unterschied. Im Vergleich dazu dauert es
Werbeplatzes, den Publisher, ist der Vorteil, dass     4–6 Stunden, bis ein Video veröffentlicht ist, wenn
er weniger Leute im Verkauf braucht, weil dieser       es keinen technisch integrierten Workflow gibt.
automatisch abläuft.                                   Das bedeutet, dass zwar sehr rasch (ca. nach
                                                       zehn Minuten) ein Artikel online ist. Das einige
Ist qualitativ hochwertiger Onlinevideojourna­lis­     Stunden später veröffentlichte Video erzählt
mus möglich?                                           jedoch eine im Prinzip sehr ähnliche Story.
                                                       Nur kennen die User zu diesem Zeitpunkt den In-
Diese perfekte Umsetzung, der herkömmliche             halt bereits und klicken entsprechend nicht mehr
TV-Nachrichtenstil, bei dem z.B. ein Reporter in       darauf.
die Kamera schaut und hinter ihm ein Auto brennt,

2.2.7. Interaktiv: Hypervideo, Personalisiertes       360°-Video, ermöglicht Interaktion in Echtzeit und
        Video, 360°-Video                              funktioniert am eindrucksvollsten mit Virtual Reality
Einen Hype gab es vor fünf Jahren um Hypervideos.      Brille. User können selbständig navigieren und
Gerne eingesetzt werden Videos mit Hyperlinks zu       sind mitten im Geschehen. Das neue Video­
Unterhaltungszwecken und im Bereich E-Learning.        format könnte die Werbewelt verändern.
Interaktivität erlaubt den Usern sogar, selbst mit     User wollen in der Regel vor Videos keine
einem Klick zu entscheiden, wie eine Geschichte        Werbung sehen, sich aber in der Werbung auf-
weitergeht. Die Tipp-Ex Kampagne zeigte 2010,          zuhalten und sie von allen Seiten betrachten zu
wie wirkungsvoll Interaktivität in Videos sein kann,   können, hat großes Potenzial, die Views in die Höhe
wenn die Idee witzig und die Umsetzung technisch       schießen zu lassen (vgl. Link 360). „360°-Video ist
sauber gelöst ist. Ein interaktives Video erhöht das   auch im Kommen und braucht noch Content“,
Engagement der User. Der Videoinhalt kann besser       bestätigt Lars Fanter (Head of Digital Marketing
monetarisiert werden. Der neue Allrounder, das         Cineplexx, 2016) umsichtig.

8
„Vlogger erzählen ihrer Com­munity,
 was sie bewegt und können in diesen
 Inhalt Werbebotschaften einbauen bzw.
 Marken transportieren. Und zwar mit einer
 Glaubwürdigkeit, die wir mit einem Pre-roll
 niemals hinbekommen würden.“
  Lars Fanter, Head of Digital Marketing, Cineplexx

2.2.8. Video-Blog/Vlog                                    können in kürzester Zeit viele Abrufe generieren
Die Zahl der Video-Blogs, der gefilmten Blogs,            und Menschen bekannt machen. Paradebeispiel
nimmt stark zu. Vom Erscheinungsbild her                  ist der inzwischen millionenschwere Sänger Justin
ähneln sie sich: Eine Person spricht – oft in einem       Bieber, dessen Mutter ab 1997 kurze „homemade“
One-Take-Shot ohne Nachbearbeitung – in die               Videos auf YouTube gestellt hat, in denen ihr drei-
Kamera zu einem Thema (von Modetipps bis zu               jähriger Junge mit Gitarre singt.
politischen Statements). Seit dem Tsunami 2004
im Indischen Ozean sind sie unter der Bezeich-            2.2.10. Webinar
nung Vlogs bekannt. Fernsehstationen strahlten            Diese Seminare im Internet sind im Normalfall live
nicht eigene, sondern Bilder von Vloggern vor             und oft eine technische Herausforderung. Eine Per-
Ort aus (vgl. Link Vlog). Professionelle Vlogger          son referiert in Echtzeit vor der Webcam über ein
stellen nicht nur regelmäßig und zu bestimmten            Thema, z.B. mithilfe von Grafiken. Als Schulungen
Zeiten Videos online, sondern treten via Chat in          und Online-Kurse, die Wissen vermitteln, kann das
Interaktion mit ihren Zuschauern. Sie gelten als          auch den Expertenstatus stärken und eine Einnah-
Influencer. Lars Fanter (2016): „Vlogger erzählen         mequelle für Agenturen oder Blogger sein (vgl.
ihrer Com­munity, was sie bewegt und können               Graap, S. 92).
in diesen Inhalt Werbebotschaften einbauen
bzw. Marken transportieren. Und zwar mit einer            2.2.11. Werbespot bzw. Video-Ad (siehe Kapitel
Glaubwürdigkeit, die wir mit einem Pre-roll niemals                Onlinevideowerbung und -marketing)
hinbekommen würden“.
                                                          2.2.12. Formatsalat
2.2.9. Virale Videos                                      FLV/F4V, H.264/3GP/MP4/M4V, MPEG-2 (MPA,
Darunter versteht man Videos, die sich – schnell          M2V, MPG, M2T), MPEG-4, QuickTime (MOV), DivX,
wie Viren – im Internet verbreiten. Über Facebook         WMV, AVI … und nicht jeder Rechner konnte alle
verbreiten sich Videos durch den Teilen-Button be-        Videoformate abspielen. Mit Flash kam etwas
sonders gut. 92 Prozent der mobilen Videonutzer           auf den Markt, das crossmedial funktionierte, für
teilen Videos mit anderen (vgl. Link Videostatistik).     Mac, Windows, Linux, für Webseiten und Videos.
Es spielt dabei eine Rolle, ob das Video Unterhal-        Doch das einzig Konstante an der Technologie
tung oder Nutzen (z. B. Information, Gewinnspiel)         bleibt die ständige Veränderung. HTML5, die fünf-
bietet oder emotionale Betroffenheit auslöst.             te Fassung der Hypertext Markup Language und
Der Vorteil von Videos ist – bei kreativer und anspre-    ein Standard zum Abspielen von Videos, funktio-
chender Umsetzung – ihr Potenzial, empfohlen und          niert ohne Flash. Rund 85 Prozent der Internetuser
viral verbreitet zu werden. Aber Viralität kann man       können heutzutage Onlinevideos im HTML5-Stan-
nicht planen. Wer schnell und unprofessionell pro-        dard betrachten, weil ihr Browser das unterstützt.
duziert, kann ebenso schnell einen Shitstorm ern-         Die HTML-Gestaltungsprinzipien (vgl. Link HTML5)
ten (vgl. Plank, S. 158ff.). Zwei Beispiele: Making-Of-   zeigen ganz gut, worauf es generell bei technischen
Videos, die einen Blick hinter die Kulissen erlauben      Abläufen ankommt: Kompatibilität, Verwend-
und oft Hoppalas bei der Entstehung eines Videos          barkeit, Sicherheit, Konsistenz, Vereinfachung,
oder Werbespots zeigen, eignen sich zur Verbrei-          Universalität und Barrierefreiheit.
tung auf sozialen Kanälen. Auch Musikvideos

                                                                                                            9
BORIS
SCHÄRF

                                                                                                         Foto: adverserve / Unterberger
Boris Schärf ist Geschäftsführer von adverServe digital advertising
Services GmbH, Pionier und Marktführer in der Abwicklung von
digitalen Kampagnen.

Sie sind seit 15 Jahren in einer Branche tätig, die      Welche Kombinationen mit Video sind sinnvoll im
einem ständigen Wandel unterliegt – kann man             Multichannel-Marketing?
aus der Vergangenheit Lehren für das Onlinevideo
ziehen?                                                  Es funktionieren alle sehr gut. Es ist zusätzlicher
                                                         Traffic im mobilen Bereich entstanden. Früher
Onlinevideo hat immer sehr gut funktioniert.             war es so, dass man den Computer im Büro und
Da sind auch die höchsten Preise für Werbung             Zuhause gehabt hat. Dazwischen ist jetzt der
zu erzielen. Generell ist das größte Problem mit         nächste Kanal aufgegangen: Am Weg zur Arbeit
Video-Pre-roll-Inventar, dass es zu wenig gibt, also     oder im Garten wird schnell aufs Smartphone
qualitativ hochwertige Inhalte, die dafür geeignet       geschaut. In Bezug auf Video und alle nativen
wären, auch die richtige Werbung zu schalten.            Formate, auch in der Werbung, ist es so, dass die
Auf der anderen Seite hat die Pre-roll-Werbung           mobilen Sachen sehr gut funktionieren. Weil ich
auch die Adblocker-Thematik wieder sehr stark            nicht drei oder vier Spalten habe, sondern das
aktiviert. Weil es den User nervt, wenn man              Auge nur auf eine Spalte schaut. Damit erkenne
1-Minutenvideos vor 30-Sekunden-Contentvideos            ich und lese auch den Inhalt besser. So habe ich
schaltet. Das gehört ein bisschen angepasst.             auch bessere Chancen, dass irgendwer auf mein
                                                         Video oder meine Werbung klickt.
Apropos Anpassung – wie optimiert man Video-
kampagnen?                                               Gibt es technische Hürden beim Mobile Adver­
                                                         tising?
Für Videokampagnen wie auch alle Display- oder
nativen Kampagnen gilt: Die beste Optimierung            Auf den mobilen Seiten gibt es klarerweise weniger
und die höchste Preissteigerung bekommt man im-          Werbeplätze. Man kann weniger Werbung unter-
mer, indem man das nochmal mit Daten verknüpft.          bringen. Die Werbung, die drin ist, funktioniert
Das heißt, ich krieg die höchsten TKP, Tausender-        aber normalerweise um einiges besser – wegen
kontaktpreise, wenn ich so gut wie möglich eine          der besseren Sichtbarkeit usw. Die datengetriebene
ganz spitze Zielgruppe erwische. Leveln kann man         Auslieferung ist ein Riesenthema beim mobilen
den Preis nur über datengetriebene, zielgruppen-         Traffic, weil wir das Retargeting im Prinzip bei
getriebene Platzierungen.                                vielen Geräten nicht nutzen können. Die zweite
                                                         Problematik ist die In-App-Werbung. Da gibt es
Wie nutzt man Big Data effektiv für Onlinevideos?        viele verschiedene Standards. Die Marktteilnehmer
                                                         sind nicht sehr abgestimmt aufeinander. Je krea-
Big Data ist so ein großes Wort. Fangen wir einmal       tiver die Kreativ- oder Mediaagenturen werden,
mit Little Data an. Wie krieg ich z.B. einen User, der   desto fehleranfälliger wird die User Experience.
eine Glatze hat? Wie komme ich an diese Daten?           Da gibt es ja alle Varianten von lustigen Werbefor-
Das hat immer sehr viel mit Content zu tun. Hier         men, die zwar nett sind, um einen Award zu gewin-
funktioniert Videocontent sehr gut. Wenn ein User        nen, aber die Smartphones zum Absturz bringen.
z.B. auf YouTube Haushaltstipps anschaut, wie man        Werbung muss nicht so kompliziert funktionieren.
eine Badewanne repariert, kann ich nebenbei fil-         Man sollte sich eher auf den Inhalt konzentrieren
tern und erkennen, dass dieser User selbst gerne         als auf Lustigkeiten. Das klappt meistens besser.
etwas repariert und gerade dieses Problem hat.
Das ist wieder Know-how, das ich weiterverwerten         Wobei der Inhalt auch unterhaltsam sein darf?
kann. Für das nächste Video, Display-Ad oder die
nächste Platzierung. Das kann man in alle Richtun-       Der Inhalt darf unterhaltsam sein, soll aber dem
gen nochmal verknüpfen.                                  User auch einen Nutzen bringen. Was in den
                                                         letzten 20 Jahren im Displaybereich und in der
                                                         Onlinewerbung passiert ist – das ist wie eine

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Printwerbung, die wir animiert haben. Es hat sich      Bouncerates, also Absprungraten. Wir messen den
nicht sehr viel verändert. Nur sind die Banner         Erfolg immer nach: Hat der User nach der Zielseite
im Vergleich zu früher im digitalen Bereich um         noch eine Impression gemacht? Wie lange war er
50 Prozent größer geworden. Früher war es              auf der Zielseite? Das ist für uns das Relevantes-
DTML und Flash und heute HTML5. Das ist im             te. Cost-per-Information, Cost-per-Qualified-User.
Prinzip fast das Gleiche. Also keine riesige Innova-   Solche Sachen. Man sieht’s, indem man im Hinter-
tion, obwohl man es gern als innovativ darstellt.      grund auf den Werbeseiten einfach genau trackt.
Aber man hat nie daran gedacht, dass man den           Das wird in Österreich sehr wenig gemacht.
User gleich dort, wo er ist, „engaged“, neugierig
macht und aktiviert. Dass z.B. Autobilder nicht        Wie macht man mit Onlinevideos Geld?
erst auf der Zielseite von BMW gesehen werden,
sondern gleich durchklickbar sind. Die Slideshow       Mit Onlinevideos ist das sehr leicht zu kalkulieren.
ist eines der wichtigsten Elemente im weltweiten       Es sind nur immer sehr hohe TKP. Ich muss wissen,
Netz, aber die Werbebranche hat sich damit noch        was der Kunde für ein Inventar hat, dann muss er
nicht auseinandergesetzt. Mein Tipp: Das Spiel         vielleicht noch bei Adblockern ein paar Prozente
umdrehen. Nicht mit Kraft versuchen, den User          abziehen und dann das Inventar, das übrigbleibt,
auf meine Seite zu bringen, sondern ihn dort las-      mal TKP rechnen. Es ist eine relativ einfache
sen, wo er ist, und es ihm überlassen. Will er die     Sache. Zum Inventarproblem: Jeder braucht noch
Seite verlassen, auf der er gerade ist? Im Normal-     mehr Inventar. Man hat nicht die Thematik, wie
fall nicht. Mit 0,1 Prozent Klickrate und 90 Prozent   im Displaybereich, dass der Preis, der reinkommt,
Abbruchrate, also im Prinzip 0,01 Prozent Klickrate,   ganz niedrig ist, sondern kann Video für 30, 40,
sehen wir ja, dass dieser Approach nicht gerade        50 Euro TKP verkaufen. Ich muss nur schauen,
der erfolgreichste ist.                                dass ich genug User habe, die sich das anschau-
                                                       en und im besten Falle keinen Adblocker haben.
Sehr User Experience orientiert.                       Generell ist es smart, wenn man Videocontent, der
                                                       ja in der Produktion sehr teuer ist, so weit wie mög-
Wenn es für den User funktioniert, dann meist          lich verteilt und den Anbietern zur Verfügung stellt.
auch für den Werbekunden. Simpel ist oft besser.       Damit hat man eine bessere Monetarisierung.
Die User sind für mich relevant, von ihnen kann
ich lernen. Ich beobachte mich auch selbst und         Der Ausblick in die Zukunft des Onlinevideos …
passe sehr gut auf, wohin ich klicke – und ich ver-
klick mich trotzdem drei- oder viermal am Tag.         Ich glaube, da ist die APA bzw. APA-IT am richtigen
Das meiste könnte man verbessern, indem man            Weg mit Video-Syndication und Video-Spreading-
logisch darüber nachdenkt: Was gefällt mir als User    Mechaniken. Das Video möglichst vielen Menschen
und was stört mich und klick ich nie an?               zeigen. Mit der Werbung ein bisschen aufpassen,
                                                       dass der User auch noch gerne ein zweites oder
Wie messen Sie Erfolg, sind Klickraten ent­­­schei­    drittes Video anschaut. Im Gesamtumsatz macht
dend?                                                  das einen Riesenunterschied. Eine Frequenz
                                                       reinkriegen, Videos austauschen. Verschiedene
Klickraten können schon einiges verraten. Aber es      Content-Provider ausprobieren. Genau analysie-
gibt sehr viel Verklickraten oder Werbung, die         ren, ob man was rauslesen und aus dem etwas
so getarnt ist, als wäre es Content – da hat man       lernen kann. Die Technologie ist nur so gut, wie
sehr schnell hohe Klickraten, aber dann sehr hohe      man sie benutzt.

2.3. WIE, WO UND WANN WEB-VIDEOS GESEHEN WERDEN – NUTZUNGSVERHALTEN

Insgesamt steigen sowohl die Internet- als auch        bringen knapp die Hälfte ihrer Videonutzungszeit
die Smartphonenutzerzahlen und damit der               auf YouTube (vgl. Link Statista 2). Alexis Johann
Onlinevideokonsum. In Österreich nutzen rund           (Geschäftsführer styria digital one, 2016): „Für jun-
85 Prozent der Bevölkerung Internet. Der Anteil        ge Leute sind Videoinhalte besonders glaubwürdig.
der Smartphonenutzer liegt bei 54 Prozent, im          Vielleicht ist es eine gewisse Faulheit, nicht lesen
Jahr 2020 werden bereits 71 Prozent der Öster-         zu wollen, sondern sich etwas erzählen zu lassen.
reicher Smartphones nutzen. Obwohl Bezahl­             Sie schauen nicht auf Wikipedia, wenn sie etwas
video­dienste wie Netflix boomen, sehen die User       wissen wollen, sondern auf YouTube und YouTube
Videos immer noch am liebsten gratis. User ver-        wird somit zur Wissenssuchmaschine“.

                                                                                                          11
„Videos verändern die Art, wie wir
                                          uns im Netz informieren,
                                           unterhalten und lernen.“
                                            Andreas Graap, „Video-Marketing – Erfolgreicher Content für
                                                                                        YouTube & Co.“

   Graap (2015): „Videos verändern die Art, wie wir   funktionierende Technik quasi vorausgesetzt.
uns im Netz informieren, unterhalten und lernen.      Die technischen Entwicklungen verhelfen dem
Klassische Unternehmen entwickeln sich dank           Videokonsum am Smartphone zum Durchbruch:
effektivem Content Marketing mehr und mehr zu         die gesteigerten Übertragungsgeschwindigkeiten,
Medienunternehmen und liefern ihre Inhalte an         die Verbreitung von High-End-Geräten und die Nei-
eine neue Generation, die den Fernseher durch         gung der User, Inhalte mit höheren Bandbreiten zu
YouTube ersetzt hat“. Doch ein Medium wurde           konsumieren. Der weltweite mobile Datenverkehr
noch nie gänzlich von einem anderen, neuen            ist über die letzten 15 Jahre vierhundertmillionen-
Medium verdrängt, besagt in der Medientheorie         fach angestiegen. Videonutzung machte im ver-
das Gesetz der Komplementarität. So hat der           gangenen Jahr 55 Prozent des gesamten mobilen
Film nicht das Theater und das Internet nicht         Datenverkehrs aus (vgl. Link Cisco).
die Printmedien verdrängt. Jedoch verändert
(vgl. Haas, S. 63). Wird das TV-Gerät also tatsäch-   2.3.3. Spontane Videonutzung und
lich ersetzt, oder bei genauerer Betrachtung nur              Micromoments
ergänzt?                                              Videonutzung (mobil und nicht mobil) tendiert
                                                      dazu, in den Abendstunden aufzutreten und hat
2.3.1. E
        ins, Zwei, Drei … Mehr über Second           somit eine Primetime, anders als die generelle
       Screen und Multiscreen                         Webnutzung (vgl. Link Cisco). Die Kombination
Menschen nutzen in ihrer Freizeit vier verschiedene   aus Kurzentschlossenheit und der Zugänglich-
Screens: TV, PC/Laptop, Tablet und Smartphone.        keit zu einem Medium (das Handy in der Tasche)
Täglich durchschnittlich 4,4 Stunden. Dabei wird      verschafft Usern ein Gefühl von gut genutzter Zeit,
oft auf einem „Bildschirm“ fortgesetzt, was auf       „found time”. Sie nutzen diese Micromoments
einem anderen begonnen wurde. Videosehen,             (z.B. vor der Kassa in der Warteschlange) auch
Onlineshopping etc. Der Fernseher verlangt nicht      über mehrere Geräte hinweg, um zu shoppen, et-
mehr nach unserer hundertprozentigen Aufmerk-         was zu recherchieren, zu kommunizieren und zur
samkeit. Das ist vielleicht mit ein Grund, warum      Unterhaltung. Das verschafft Werbetreibenden
Werbetreibende nach anderen Werbe(platt)formen        mehr Kontaktmöglichkeiten innerhalb eines Tages
suchen bzw. warum sie ihre TV-Strategie mit der       (vgl. Link Google-Studie). Keep it short: 59 Prozent
Marketing-Strategie für digitale Geräte verbinden     der User schauen ein Video komplett an, das weni-
sollten (vgl. Link Google-Studie).                    ger als eine Minute dauert (vgl. Link Videostatistik).

2.3.2. Mobile Videonutzung                            2.3.4. Video-on-Demand (VoD)
Adobe prognostiziert im „US Digital Video             Die Nutzer werden immer selbstbestimmter.
Inaugural Repor t“, dass 2016 die mobilen             Sie suchen aktiv Videoinhalte, die sie interes-
Videoabrufzahlen das stationäre Internet über­        sieren. Zeitunabhängig. Sogar ortsunabhängig,
holen werden. Noch ist die Videonutzungsdauer         wenn sie mobil Videos ansehen. Neben Media­
am Desktop 14 Mal länger als am Smartphone.           theken von Fernsehsendern gibt es kostenpflich-
Die größeren Bildschirme der Smartphones              tige VoD-Plattformen, meist mit Abo-Abrech-
sorgen aber für einen Anstieg der Videonutzung        nung, wie Netflix, Maxdome oder Watchever.
und Dauer. Die durchschnittliche Dauer beim           Die ORF-TVthek ist Österreichs erfolgreichste
Ansehen eines Videos auf Medien- und Entertain-       Videoplattform. Lars Fanter (2016): „Videos sind
mentseiten am Smartphone liegt bei 22 Sekun-          in der Tat bei jeder Video-on-Demand-Plattform –
den. Der Erfolg der Mobilkommunikation steht und      das ist meine Meinung und aus Erfahrung spreche
fällt mit der Frage nach „Usability“, hieß es vor     ich von Cineplexx – das größte Upselling-Argu-
zehn Jahren, als sich das Handy vom simplen           ment. Bevor ich mich entscheide, einen Film auf
Telefon zum multifunktionalen Entertainment-Tool      einer Video-on-Demand-Plattform zu leihen oder
entwickelte (vgl. Steuerer, S. 47). Heute werden      zu kaufen, schau ich mir den Trailer an. Da kann
eine einfache Bedienung und stets reibungslos         ich zehnmal den Kurzinhalt lesen oder eine

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LARS
FANTER

                                                                                                        Foto: Cineplexx
Lars Fanter ist seit 2014 Head of Digital Marketing bei Cineplexx
und Constantin Film. Davor war er über acht Jahre bei Constantin
Film AG in München tätig.

Inwiefern nutzen Sie Videocontent für Online­            zwischen 15 und 45 Sekunden. Ich muss heute
marketing?                                               eine Werbung gestalten, die eine Story erzählt.
                                                         Die Österreicher sind, was Werbung angeht, ein
Bei uns ist Contentmarketing zu mehr als 80 Prozent      viel lustigeres Volk. Sie bauen Spaß besser in die
davon getrieben, dass wir Videos, wie z.B. Trailer,      Werbung ein. Ohne das Produkt auf die Schip-
die uns zur Verfügung gestellt werden, in unseren        pe zu nehmen, aber trotzdem lustig gestaltet.
Social-Media-Kanälen entsprechend verbreiten.            Sich nicht ganz ernst zu nehmen bringt oft einen
Wir bewegen uns darüber hinaus ganz klassisch            viralen Effekt. Die Leute konsumieren diese Wer-
auf den drei Säulen: Owned Media, Earned Media           bung viel lieber, weil nicht die Werbekeule ge-
und Paid Media. Der Mensch hat die Angewohn-             schwungen wird, sondern sie durch die Werbung
heit immer wieder zu kopieren, was bereits gut           unterhalten werden. Ich glaube, das ist ein ganz
funktioniert hat. Dabei entwickelt man sich aber         wichtiger Aspekt. Den haben wir im Kino durch
nicht weiter. Das „Periodensystem des Content            unsere Trailer natürlich. Fazit: Videowerbung sehr
Marketing“ hilft uns bei der Produktion, immer           gerne, in allen gängigen Netzwerken, auch mobil.
wieder neu zu prüfen, was wir tun und ob wir             Wobei wir da noch ein bisschen zurückhaltend
bereits am Limit sind. (Anm.: Er zeigt am Plakat         sind.
„The Periodic Table of Content Marketing”
von Chris Lake auf die „Sharing Triggers“ – siehe        Warum nicht auch mobil?
http://bit.ly/ptcontma).
                                                         Noch nicht alle haben eine Flatrate. Wir halten
Sie produzieren keine eigenen Videos für Marke-          uns zurück, bis jeder so seine 3–5 GB pro Monat
tingzwecke?                                              Datenvolumen hat. Dann scheuen wir mobile
                                                         Videowerbung auch nicht mehr. Aber da nehmen
Das haben wir früher getan, mit CineplexxTV,             wir Rücksicht auf den Verbraucher.
wo wir die Premieren mit einem kleinen Kame-
rateam begleitet und auch Interviews gemacht             Was funktioniert crossmedial gut?
haben. Hier, mussten wir leider feststellen, wa-
ren wir nur mittelmäßig erfolgreich. Es stand            Unsere Faustregel: Die Leute muss ich dort er­
nicht in Relation zu unseren Produktionskos-             reichen, wo sie Zeit haben. Das heißt morgens
ten. Natürlich produzieren wir eigene Videos.            auf dem Weg in die Arbeit, z.B. in der U-Bahn,
Das sind jedoch vorrangig Spots für die Lein­            sowie abends und in der Mittagspause. Wir ha-
wände, die dann noch für online adaptiert werden.        ben mittlerweile über 60 Prozent mobile Nutzung.
Das heißt, für Video-Ads machen wir eine kürzere         Da müssen wir weiterhin stärker investieren.
Version. Da habe ich ein super Beispiel (zeigt den       Das ist früher – generell, nicht nur bei uns – aus
44-Sekunden Cineplexx-Club-der-Super­helden-             Kostengründen nicht getan worden. Der zweite
Trailer: http://bit.ly/clubsuperhelden). Von der Länge   Punkt war, dass man gemeint hat, das Handy ist
her ist das eigentlich schon fast zu lang für ein        doch etwas sehr Intimes, übertreiben wir es nicht
herkömmliches Video-Ad. Der wurde innerhalb der          an der Stelle? Aber dem ist nicht so. Die Kunden
sozialen Netzwerke verteilt.                             lassen sich da gerne penetrieren, solange der
                                                         Content auf ihre Interessen gematcht ist. Die mo-
Könnte man das generell als Empfehlung ausspre-          bile Konsumation in Verbindung mit guten, bezahl-
chen: Spots, die man hat, für die Verwendung im          baren Datenpaketen seitens der Provider wird es
Netz zu kürzen?                                          letzten Endes bringen. Wir sind da auf dem besten
                                                         Weg. 2016 wird das weiter zunehmen.
Ja, laut YouTube-Analytics nimmt die Aufmerk-
samkeitsspanne schon nach sieben Sekunden ab.
Die erfolgreichsten digitalen Spots bewegen sich

                                                                                                             13
Wie sieht es mit der Monetarisierung aus?          aufzubauen. Was wunderbar funktioniert, ist die
                                                        Kooperation mit Vloggern. Die haben einen Trust,
Insgesamt muss man – wie bei dem Pirateriethe-          eine Glaubwürdigkeit. Sie sind Influencer für den
ma – weiterhin große Aufklärung betreiben.              Markt. Ein professioneller Vlogger wird sich nie-
Der deutschsprachige Kunde ist immer noch auf           mals ganz für eine Marke hergeben, aber es funk­
diesem Trip, dass Internet kostenlos ist. Man           tioniert hervorragend, wenn ich ein Gewinnspiel
bezahlt nur ungern für Content. Viele Verlage bie-      habe oder einen Vlogger ins Kino zur Premiere
ten mittlerweile Micropayments an, z.B. 99 Cent         schicke. Die Kiddies wissen genau, zu welcher Uhr-
für einen Artikel. Wir haben momentan diese             zeit welcher Vlogger online geht. Das bedeutet für
Riesendebatte mit den Werbeblockern, wo jetzt           mich als Marketing-Profi, dass ich da eine gewisse
auch Axel Springer vorgestoßen ist und katego-          Berechenbarkeit habe. Ich weiß, wann ich wen und
risch Kunden aussperrt, wenn sie einen Adblocker        wie viele potenzielle Kunden zu ganz festen Zeiten
aktiviert haben. Ich stehe voll hinter diesem Modell,   erreiche und kann Interaktionsraten messen.
weil der Konsument verstehen muss, dass das, was
er konsumiert, von irgendwem erschaffen wird.           Wie sieht die Zukunft von Bewegtbild-Nutzung im
Da stecken ja Werte dahinter. Auf der anderen           Internet aus?
Seite verstehe ich die Verbraucher, wenn die
auf eine Seite kommen, die so zugemüllt ist mit         Livestreaming! Streaming – in Interaktion mit dei-
Werbung, dass sie den Content nicht mehr finden.        nem Star sein können. Und mobile Konsumation
Die Verantwortung liegt auf beiden Seiten. Wir          von Bewegtbild. Mobiles Entertainment. Die tech-
haben auch unsere Werbung auf der Webseite,             nischen Möglichkeiten gab es ja bisher noch nicht.
und zwar so, dass sie den Content nicht stört.          Wir werden eine Zukunft erleben, wo wir maximal
Jetzt tun wir uns aber leichter, weil das, was wir      noch einen Laptop Zuhause haben, ansonsten den
als Content bezeichnen auf unserer Webseite,            großen Fernseher und als Second Screen das
Information zu unserem Produkt ist, die wir nochmal     Tablet oder Handy. Da setzt sich keiner mehr vor
um Werbung anreichern.                                  den Desktop-Computer. Der ist nur noch zum
                                                        Arbeiten da. Ein brandheißes Thema ist Twitch,
Wie messen Sie den Erfolg, sind Klickraten alles?       Livestreaming war nie größer. Da wird noch ganz
                                                        viel passieren im Bereich Bewegtbild, Echtzeit-
Sicherlich sind die Klickraten ein sehr wichtiger       Content, Streaming. Auch Facebook hat das
Faktor, um Erfolg zu messen. Man versucht aber          bereits erkannt und bietet ein Streaming-Tool für
auch über Projekte, wie z.B. den Aufbau eines           die Timeline an.
Instagram-Channels, in Interaktion mit dem Ver-
braucher zu treten, um längerfristig eine Awareness

   Bildergalerie betrachten. Das bewegte Bild sagt      können in Interaktion mit ihrer Zielgruppe treten –
einfach mehr. Da krieg ich eine Stimmung raus           und Informationen sammeln. „Bei Twitch z.B.
und das ist das wichtigste Verkaufsargument“.           bekommt man sofort eine Push-Notification
Laut Digitalisierungsbericht 2014 haben mehr als        aufs Handy, wenn ein Streamer live ist“, erklärt
45 Prozent der Personen in Deutschland schon            Lars Fanter (2016). Streaming ist im Vormarsch.
einmal Livestreaming oder VoD-Inhalte genutzt.          Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Nach­
                                                        richtenportale steigern dank Livestreams von
2.3.5. Live (Livestream)                                Events oder Naturereignissen ihre Besucherzahlen.
Livestreams vereinen Aktualität und Interakti­          Unternehmen können live eine große Reichweite
vität. Interessanterweise verzichten die User da-       zum Launch eines Produktes erreichen, sofern
für auf den Faktor der zeitlichen Unabhängigkeit.       sie vorher die Werbetrommeln gerührt haben
Livestream wird der neue Mainstream. Es wird            (vgl. Graap, S. 86).
zum interaktiven Social-TV in Reinform (vgl. Link
Goldmedia). Denn viele Livestreaming-Lösungen           Mobiles Livestreaming ist relativ neu: Dafür wird
haben eine Kommentar- oder Chat-Funktion und            oft die eigene Mobilfunkverbindung genutzt und es
ermöglichen den Zuschauern den Austausch und            kommen Smartphones oder Tablets mit speziellen
ein Gemeinschaftserlebnis. Und die Live­streamer        Apps als Kamera zum Einsatz.

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2.4. WELCHER CONTENT FÜR ABRUFE SORGT – AUF DEN ERSTEN KLICK

2.4.1. Dieser Absatz wird Ihr Leben verändern …                                        2.4.2. Tierischer Erfolg mit Humor
„Clickbaiting“ ist in Onlineredaktionen derzeit ein                                    Welche Werbevideos werden geteilt und geliked?
heiß diskutiertes Thema: So nennt man es, wenn                                         Die Antwort ist nicht überraschend. Werbespots
Onlinemedien mit reißerischen Überschriften                                            mit süßen Tieren: Android, Purina und Budweiser
Klicks jagen. Polarisieren, Provozieren und Verein-                                    landeten mit Tieren in den Top 5. Weltweit wurde
fachen sind typische Strategien des Clickbaitings.                                     2015 das Video „Friends Furever“ von Android fast
Mit Effekthascherei, simplen Psychotricks und                                          6,5 Millionen Mal geteilt, auf Twitter, Facebook
neugierig machenden Überschriften sollen höhere                                        und „in der Blogosphäre“ (vgl. Link Unruly). Auf die
Zugriffszahlen, ein besseres Socia-Media-Ranking                                       Frage, wie Werbung sein sollte, antworteten
und damit mehr Werbeeinnahmen durch Internet-                                          rund 70 Prozent: Vor allem witzig (vgl. Lun, S. 25).
werbung erzielt werden. Emotionale Themen, wie                                         Humor steigert die Aufmerksamkeit, die Grund­
Tiere oder Babys, sind für Clickbaiting besonders                                      voraussetzung für die Wahrnehmung einer Bot-
beliebt. Oft halten die Artikel, Videos, Bildstrecken                                  schaft ist, und bewirkt oft nachhaltig eine verstärkte
oder Listicles nicht, was ihre Headlines verspre-                                      Auseinandersetzung mit dem Spot, der Marke
chen. Über die journalistische Qualität gibt es                                        und dem beworbenen Produkt (vgl. Lun, S. 111).
geteilte Meinungen. „Auch renommierte Medien                                           Fun fact: Das mit Abstand am meisten abgerufe-
gehen zunehmend mit markigen Überschriften                                             ne YouTube-Video ist das Musikvideo „Gangnam
auf Klickjagd. Allerdings wissen natürlich alle                                        Style“ von Psy mit unglaublichen 2.533.745.967
Meinungsmacher, dass es irgendwann nicht mehr                                          Views (Stand: 09.03.2016).
funktioniert, wenn man „Klickköder“ auswirft, hin-
ter denen nichts steckt.“ (vgl. Link Clickbaiting).

      ALS SIE ZULETZT ONLINEVIDEOS GESCHAUT HABEN – AUS WAS FÜR
   GENRES BZW. THEMENBEREICHEN HABEN SIE DAS VIDEO ANGESEHEN?
                    49 %
                            27 %
                                   20 %
                                           17 %
                                                   15 %
                                                          14 %
                                                                  14 %

                                                                                                                                               13 %
                                                                          11 %
                                                                                  10 %
                                                                                          9%
                                                                                                    8%
                                                                                                           8%
                                                                                                                  8%
                                                                                                                         7%
                                                                                                                                7%
                                                                                                                                          5%
                    s
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                                   e

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                                                                 tes

                                                                         ing

                                                                                  f)
                                                                                         ets

                                                                                                ing

                                                                                                           us

                                                                                                                 pte

                                                                                                                        ng
                                                                                                                               uge

                                                                                                                                      on

                                                                                                                                               e
                 deo

                                          liti
                                 Film

                                                                                                                                           stig
                                                                               sel
                                                        Spo

                                                                                                      sm

                                                                                                                       ildu

                                                                                                                                     shi
                                                              iva

                                                                       am

                                                                                       adg

                                                                                               ain

                                                                                                             eze
                       Com

                                               dun

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                                                                             our
                 kvi

                                                                                                                                          Son
                                                                                                     uri

                                                                                                                                   , Fa
                                                           , Pr

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                                                                                    ,G
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                                                                           it y

                                                                                                    , To

                                                                                                                  ung

                                                                                                                                uty
                                                                  ele

                                                                                                           hen
                                                                                         ess
                                                          eos

                                                                                  nik
            ,M

                                   ich

                                                                                                                        le,
                                                                                                sen
                                                                         (do
                                          TV

                                                                                                                              Bea
                                                                 Spi

                                                                                                                 ieh
                                                                                 tro
                                                                                       Fitn
                                                        Vid

                                                                                                      Koc

                                                                                                                       obi
                                 chr
           sik

                                                                                              Rei
                                                                    DIY

                                                                             lek

                                                                                                             Erz
                                                                                                                   tom
         Mu

                                                     me
                             Na

                                                                                    it,

                                                                                                     en,
                                                                           e, E

                                                                                  dhe
                                                                  os,
                                                   Ho

                                                                                                                  Au
                                                                                                 Ess
                                                                         ogi
                                                                 w-t

                                                                                 sun
                                                                       nol
                                                               Ho

                                                                               Ge
                                                                       h
                                                                   Tec

                                                                                                                                                Quelle: Statista 2015

                                                   Ergebnis einer Umfrage in Österreich zu den beliebtesten Genres bei Onlinevideos 2014/2015

                                                                                                                                                                    15
3. EINBLICK

3.1. WIE VIDEOS GELD BRINGEN – ONLINEVIDEOWERBUNG UND -MARKETING

Videowerbung ist ein stark wachsendes digitales          Dienstleistung oder ein gesellschaftspolitisches
Werbeformat. Statt statischen Bannern werden             Anliegen. Das meiste spielt sich im Pre-roll-Be-
nun aktivierende, bewegte Werbevideos in Websei-         reich ab. In Österreich wird meist nur ein Spot, in
ten integriert. Die Vorteile: Videos können mithilfe     England werden auch bis zu drei Spots vor dem
von Targeting zielgruppen- oder kontextgerecht           Content ausgespielt. Boris Schärf (Geschäftsführer
ausgeliefert werden. Die Wirkung wird optimiert,         adverServe digital advertising Services GmbH,
der Streuverlust minimiert. Laut Forbes besuchen         2016): „Das Wichtigste für den User ist, dass die
65 Prozent der User, die sich ein Video angesehen        Relation von Werbung und Content stimmt. Es ist
haben, danach die Webseite (vgl. Link Onlinemarke-       für den User sehr nervig, wenn er sich fünf Videos
ting). Sehr nützlich ist die Möglichkeit des Trackings   auf einer Plattform anschaut und jedes Mal das
zur Messung des Erfolgs. Kleiner Wehrmutstrop-           gleiche 45-Sekunden-Video kommt. Eine bessere
fen: Videowerbung ist nur dann effektiv, wenn die        Verteilung, ein Limit pro Zeitraum, wäre gut.
Qualität des Werbespots stimmt – ansonsten fallen        Die Mid-rolls sind eher für längere Berichte oder
die ablehnenden Reaktionen der Nutzer stärker aus        Dokumentationen geeignet. Post-roll kommt kaum
als bei klassischen Bannern (vgl. Link pwc). Fern-       vor und wenn, dann quasi wie ein Mid-roll, bevor
sehsender, Verlage oder auch Videoportale nutzen         das nächste Video anfängt.“
Video-Ads zur Refinanzierung ihrer Geschäfts-
modelle, um den Bewegtbildinhalt größtenteils            Die älteste Form der Onlinevideowerbung sind
kostenfrei für den User zur Verfügung stellen zu         In-Page-Formate, die nicht in Videocontent ein-
können. Die Alternative wäre Paid Content, den           gebettet sind. Hier werden Standard- und Sonder-
der User bezahlt. Umgekehrt bringen Fernsehsen-          werbeformen mit Streaming-Inhalten versehen.
der mit ihren professionellen Bewegtbildinhalten
auch attraktive In-Stream-Werbeplätze ins Netz.          Weiters gibt es In-Text-Videos, die mitten im redak-
Marcus Hebein (Stv. Chefredakteur der APA, 2016):        tionellen Content platziert werden. Publisher brau-
„Heute ist es erstmals wirklich möglich, das For-        chen kein eigenes Videoinventar. Anders als bei
mat Video auch sinnvoll einzusetzen. Wichtig dafür       In-Stream-Formaten werden User nicht gezwun-
war auch die Entwicklung des Werbemarktes. On-           gen, ein Video anzusehen. Sie empfinden dieses
linewerbung ist erst Ende der 90er, Anfang 2000          Werbeformat als weniger störend. Wie es bei in-
stetig gewachsen. Irgendwann gab es dann die             Read™ funktioniert: Das Video lädt im Hintergrund,
Möglichkeit der Refinanzierung für Portale. Die Me-      startet aber nicht, solange weniger als 50 Prozent
dienhäuser brauchen heute Bewegtbild, um den             sichtbar sind. Das Video startet bei mehr als
Markt zu bedienen und Werbegelder zu lukrieren“.         50 Prozent Sichtbarkeit, Sound spielt bei Mouse-
                                                         Over. Das Video verschwindet nach vollständiger
3.1.1. Klassische Werbeformate                           Durchsicht. Die Werbetreibenden bezahlen nur für
Videowerbung im Internet gibt es als In-Stream-          100 Prozent Completed Views.
Formate, die vor, während oder nach einem Video­
stream-Abruf geschaltet werden, also Pre-, Mid-          Außerdem gibt es Videomarketing in Form von
und Post-rolls. Diese Form der Videowerbung              längeren, unterhaltsamen, informativen, weniger
ist allgemein akzeptiert und wird vom Nutzer             werblichen Produktvideos von Unternehmen.
als „Bezahlung“ für den kostenlosen Videocon-            Im Gegensatz zur klassischen Videowerbung sind
tent angesehen. Die kurzen, oft vom TV adap-             diese als Branded Entertainment bezeichneten
tierten Werbespots bewerben ein Produkt, eine            Videoformate darauf ausgerichtet, freiwillig

                                     „Das Wichtigste für den User ist,
                                       dass die Relation von Werbung
                                                und Content stimmt.“
                               Boris Schärf, Geschäftsführer adverServe digital advertising Services GmbH

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EVA
REITER

                                                                                                          Foto: ORF
Eva Reiter ist für die Leitung der ORF-Videoplattform TVthek
und der Serviceseite ORF insider (ORF extra) verantwortlich.
Darüber hinaus gehören Planung und Koordination der Rahmen-
bedingungen des Online- und Teletext-Angebots des ORF zu
ihrem Aufgabengebiet. Seit Oktober 2015 leitet sie als Karenz-
vertretung zusätzlich die strategische Online-Vermarktung und
Marketing-Abteilung.

Welcher Videocontent sorgt in der TVthek für Ab-       Wie wird das Angebot an Livestreams angenom-
rufe?                                                  men?

Jede Kategorie kann für Abrufe sorgen und Quote        Bei Sport, bei Unterhaltung oder Shows – das ist
machen, wenn der Content der Geschichte, Serie         ähnlich wie beim Fernsehen die Top-Quote – ist das
oder Sendung gut ist. Natürlich gibt es Bereiche,      Angebot natürlich ganz stark gefragt. Zu Bürozeiten
wo das einfacher ist, wie chronikale Themen oder       oder untertags und wenn man eher unterwegs als
ein Unterhaltungsformat, wie die „Vorstadtweiber“,     Zuhause ist, erreichen wir die kompletten Spitzen.
das die Leute gerne schauen. Aber wenn ich das         Wenn ein Skirennen am Nachmittag läuft, wo man
richtige Stückerl rausfinde von einer Sendung,         unter Umständen keinen Fernseher zur Verfügung
das eine gut erzählte Geschichte ist, dann muss        hat, dann ist das topgefragt. Und im Hinblick auf
ich mich nicht auf die Kategorie beschränken – es      die Fußball-EM: Wenn ich beim Public Viewing bin
kommt wirklich ganz auf den Inhalt an.                 und zusätzlich mein eigenes Tablet oder Smart-
                                                       phone nutze, das muss ja nicht durchgehend sein,
Auf die Geschichte kommt es an – auf Storytelling?     dann sind das schon die großen Bringer.

Ich glaube, man kann auch als Öffentlich-Recht-        Wie ist die mobile Videonutzung, nutzen Men-
licher über fast jedes Thema berichten. Das Um         schen die TVthek-App?
und Auf ist einfach das WIE. Wie mache ich die
Geschichte auf, dass sie seriös, aber trotzdem span-   Mobile Nutzung – ich glaube, das merkt jeder
nend ist. Das ist das absolute Erfolgsgeheimnis.       im Alltag, wenn er in der U-Bahn fährt – ist das
                                                       Um und Auf. Die TVthek wird zunehmend mobil
Welche Arten der Videowerbung nutzen Sie?              genutzt. Mobile Nutzung bedeutet zum einen Apps,
                                                       das ist einfach praktisch, aber auch responsives
Die TVthek war ursprünglich werbefrei. Vor etwa        Design, also dass die Webseite, die man anbietet,
zwei Jahren kam der Bescheid, dass wir unter           für „mobil“ optimiert ist und dass man sie gut ab-
gewissen Auflagen Werbung schalten dürfen.             rufen kann. Ich glaube, dass da der Plafond noch
Also nicht nur Displaywerbung, sondern auch            nicht erreicht ist. Die TVthek nutzen im Moment
Pre-roll-Werbung, die sehr stark am Markt nach-        knappe 30 Prozent mobil.
gefragt ist. Wir haben keine Werbung vor Nach-
richtensendungen, bei Kindersendungen und in           Die TVthek bietet über 200 Sendungen live und on
den Archiven. Wir spielen Werbung nur alle zehn        demand – welche technischen Herausforderungen
Minuten aus. Teilweise sind auch Post-rolls ge-        sind wie zu meistern?
bucht, in erster Linie aber Pre-rolls. Es ist altbe-
kannt, dass es in Österreich noch zu wenig Video-      Spitzenabdeckungen. Je mehr gleichzeitige Ab­
material in Onlineangeboten gibt. Das begrenzt die     rufe ich habe, desto schwieriger wird es zu bewerk­
Werbemöglichkeiten.                                    stelligen. Es ist nicht wie ein Fernsehsignal, das ich
                                                       in die Welt hinausstrahle und es kann von beliebig
                                                       vielen konsumiert werden, sondern es ist wirklich
                                                       ganz stark getrieben davon, wie viele Menschen
                                                       den Stream gerade aufrufen. Das ist immer wie-
                                                       der eine technische Herausforderung. Noch dazu
                                                       ist die Entwicklung in dem Bereich rasant.

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