TRANSFER aktuell Kommunales Bildungsmanagement in Bayern - Transferagentur Bayern

Die Seite wird erstellt Lennard Schreiber
 
WEITER LESEN
TRANSFER aktuell Kommunales Bildungsmanagement in Bayern - Transferagentur Bayern
TRANSFER aktuell
Newsletter der Transferagentur Bayern Ausgabe 1/2017

                                                                   Kommunales Bildungsmanagement in Bayern

                                                                                                   EHRENAMT

                                      BILDUNGSANBIETER

                                                                                                                          POLITIK

                   DATENBASIERTES
                      ARBEITEN

                                                                                                                       JOBCENTER

        TITELTHEMA

      Integration durch                                                                        Kommunen als Jongleure
      Koordination                                                                             zwischen Heterogenität
      Was kann zielgerichtete Koordination                                                     und Zusammenhalt
      für die Integration leisten?
                                                                                               Im Gespräch mit Kornelia Haugg und
          Seite 4                                                                              Prof. Dr. Thomas Rauschenbach
                                                                                                Seite 5

 Dieses Vorhaben wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert
TRANSFER aktuell Kommunales Bildungsmanagement in Bayern - Transferagentur Bayern
EDITORIAL

Liebe Leserinnen und Leser,
das Thema Zuwanderung bestimmt nach wie vor die öffentli-           gegangen sind (Seite 8). Wie solche Ziele in der Praxis gemein-
che Debatte in Deutschland, auch wenn im vergangenen Jahr           sam erarbeitet werden können, zeigt das Beispiel Landkreis
die Zahl der geflüchteten Menschen, die zu uns gekommen             Augsburg: Dort haben die Verantwortlichen gemeinsam
sind, abgenommen hat. Viele Kommunen sehen sich dennoch             mit der Transferagentur Bayern Süd bereichsübergreifende
weiterhin der Herausforderung gegenüber, den Neuzuge-               Zielsetzungen für die Koordinierung der Bildungsangebote für
wanderten die Integration in Ausbildung, in Arbeit und in die       Neuzugewanderte festgelegt (Seite 10).

                                                                    Unter der Rubrik Veranstaltungen haben wir für Sie Eindrücke
                                                                    und Ergebnisse von unseren bayernweiten Fachveranstaltun-
                                                                    gen zu den Themen Fachkräfte, Bildungsübergänge, Stiftun-
                                                                    gen und Bildungsberatung zusammengefasst. Ausführliche
                                                                    Dokumentationen, aktuelle Termine sowie weitere Informa-
                                                                    tionen stehen auf unserer Website www.transferagentur-
                                                                    bayern.de zur Verfügung.

                                                                    Auf Seite 11 informieren wir Sie wieder über aktuelle Entwick-
                                                                    lungen in der Transferinitiative. Eine gute Nachricht vorweg:
                                              Dr. Tobias Schmidt
                                                                    Die Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement wird
                                              und
                                              Florian Neumann       um fünf weitere Jahre bis Ende 2022 verlängert. Die Transfer-
                                                                    agenturen stehen Kommunen also weiterhin auf ihrem Weg
                                                                    zum datenbasierten kommunalen Bildungsmanagement zur
Gesellschaft zu erleichtern. Bildung spielt dabei eine Schlüssel-   Seite.
rolle. Damit Neuzugewanderte am gesellschaftlichen Leben
teilhaben können, ist es zum Beispiel wichtig, sie beim Erwerb      Beim Lesen von TRANSFER aktuell wünschen wir Ihnen nun
deutscher Sprachkenntnisse sowie beim Einstieg in Kita, Schu-       viel Spaß.
le, berufliche oder allgemeine Weiterbildung durch passende
Orientierungs- und Beratungsangebote zu unterstützen. Auch          Herzlich, Ihr
bei diesen Aufgaben müssen die beteiligten Akteure zusam-
mengebracht, die vorhandenen Maßnahmen aufeinander
abgestimmt und eventuell auch neue Angebote auf den Weg
gebracht werden. Es bedarf einer kommunalen Koordinierung           Dr. Tobias Schmidt		                        Florian Neumann
der Bildungsakteure und -angebote für Neuzugewanderte.
Dabei werden Landkreise und kreisfreie Städte vom Bundesmi-
nisterium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des
Förderprogramms Kommunale Koordinierung der Bildungsan-
gebote für Neuzugewanderte finanziell unterstützt. 321 Land-
kreise und kreisfreie Städte haben einen Antrag für einen oder
mehrere Kommunale Koordinatorinnen bzw. -koordinatoren
gestellt. In Bayern nehmen 75 Kommunen am Programm teil
(Stand: 31.10.2017).                                                    PERSONELLES

Mit dem Titelthema Integration beleuchten wir daher in un-             Florian Neumann leitet seit September 2016 das Nürnberger
serem dritten Newsletter, was die zielgerichtete Koordination          Regionalbüro der Transferagentur Bayern. Er ist Diplom-
einer bedarfsgerechten Bildungslandschaft für die Integration          Sozialwirt und Organisations- und Personalentwickler (Master
Neuzugewanderter leisten soll und kann (Seite 4). Welchen              of Arts). Neumann hat langjährige Erfahrung als wissenschaft-
Einfluss hat die neue Zuwanderung auf unsere Gesellschaft,             licher Fachgruppenleiter am Forschungsinstitut Betriebliche
und welche Handlungsbedarfe ergeben sich daraus für die                Bildung (f-bb) in Nürnberg. Er leitete zahlreiche Gestaltungs-
Kommunen? Darüber haben wir mit Kornelia Haugg, Leiterin               und Entwicklungsprojekte, zuletzt mit Schwerpunkt Arbeits-
der Abteilung „Berufliche Bildung; Lebenslanges Lernen“ im             marktintegration von Asylsuchenden und Flüchtlingen, sowie
BMBF, und Prof. Dr. Thomas Rauschenbach, Vorstandsvor-                 Transfer- und Beratungsprojekte in der Aus- und berufli-
sitzender und Direktor des Deutschen Jugendinstituts e.V.,             chen Weiterbildung. Zwischen 2012 und 2015 war Florian
gesprochen (Seite 5). Kommunale Bildungskoordinatorinnen               Neumann als Organisations- und Personalberater für kleine
und -koordinatoren berichten im Heft außerdem, welche Ziele            und mittelständige Betriebe tätig.
sie erreichen wollen und welche ersten Schritte sie bereits

TRANSFER aktuell 1/2017
TRANSFER aktuell Kommunales Bildungsmanagement in Bayern - Transferagentur Bayern
INHALT

                                                                                                                                                                                            Landkreis
                                                                                                                                                                                             Coburg
                                                                       EHRENAMT                                                                           Stadt
                                                                                                                                                      Aschaffenburg
                    BILDUNGSANBIETER

                                                                                                                                                                                                                              Landkreis
                                                                                                  POLITIK                                                                                                                     Altötting

                                                                                                                                                                          Aus den
        DATENBASIERTES
                                                                                                                                                     8                    Kommunen
           ARBEITEN
                                                                                                                                                                                                                    Stadt
                                                                                                                                                                                                                  Rosenheim

                                                                                                JOBCENTER

       4                 Titelthema                                                                                                              13                       Veranstaltungen

Inhalt
       TITELTHEMA
4 Integration durch Koordination                                                                            10 Ziele für die Koordination
       Was kann zielgerichtete Koordination                                                                         Ein Praxisbericht aus dem Landkreis Augsburg
       für die Integration leisten?
                                                                                                                    AUS DER TRANSFERINITIATIVE
5 Kommunen als Jongleure zwischen                                                                           11 „Bildung kann nur vor Ort gelingen“
  Heterogenität und Zusammenhalt                                                                                    Verlängerung der Transferinitiative bis Ende 2022
       Im Gespräch mit Kornelia Haugg und
       Prof. Dr. Thomas Rauschenbach                                                                                VERANSTALTUNGEN
                                                                                                            13 Rückschau auf Themenkonferenzen
       AUS DEN KOMMUNEN                                                                                        und Werkstätten
8 Hand in Hand für Bildungsangebote,
  die ankommen
       Vier Bildungskoordinatoren und -koordinatorinnen
       berichten über erste Schritte

Impressum
Transfer aktuell, Ausgabe: 01/2017, Newsletter der Transferagentur Bayern                                   Redaktion: Gerlinde Knöpfle, Dr. Tobias Schmidt
Herausgeberin: Transferagentur Bayern für Kommunales Bildungsmanagement                                     Die Verantwortung für den Inhalt tragen die zu den einzelnen Beiträgen genannten Autoren und Autorinnen.
Regionalbüro Süd: Deutsches Jugendinstitut e. V., Nockherstr. 2, 81541 München                              Gestaltung und Druck: Markus Rojek Medienproduktion, München, www.markus-rojek.de
Telefon: 089/62306-229, Fax: 089/62306-162                                                                  Bildnachweis: Fotolia (Titel, S. 3, 4), David Ausserhofer/DJI (S. 2, 6), Rudi Ott (S. 2, 13, 15), Transferagentur Bayern (S. 3,
Regionalbüro Nord: Europäische Metropolregion Nürnberg e. V., Theresienstr. 9, 90403 Nürnberg               13, 15), Stadt Aschaffenburg (S. 8), Stadt Rosenheim (S. 8), BMBF/Photothek, T. Köhler (S. 11), Landkreis Augsburg (S. 10),
Telefon: 0911/231-7972, Fax: 0911/231-10516                                                                 Landkreis Coburg (S. 8), Landkreis Altötting (S. 9), Bundesministerium für Bildung und Forschung (S. 7)
E-Mail: bayern@transferagenturen.de, Web: www.transferagentur-bayern.de

                                                                                                                                                                                                                                        3
TRANSFER aktuell Kommunales Bildungsmanagement in Bayern - Transferagentur Bayern
TITELTHEMA
                                                                                    EHRENAMT

                                 BILDUNGSANBIETER

                                                                                                                   POLITIK

                     DATENBASIERTES
                        ARBEITEN

                                                                                                              JOBCENTER

     Integration durch
       Koordination
           Was kann die zielgerichtete Koordination einer
       bedarfsgerechten Bildungslandschaft für die Integration
                    Neuzugewanderter leisten?

Bildung ist der Schlüssel für eine gelingen-   on erfolgreich ist, entscheidet sich auch in   ke gegründet sowie die Vernetzung und
de Integration der Neuzugewanderten in         großem Maße vor Ort in den Städten und         Koordination von Ehrenamtlichen voran-
unsere Gesellschaft. Sie ist Voraussetzung     Landkreisen. Viele Kommunen verfügen be-       gebracht. Für die Neuzugewanderten und
für den Zugang zum Arbeitsmarkt und zur        reits seit Jahren über bewährte Strukturen     Ehrenamtlichen gibt es Informationsma-
Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Doch     und Modelle zur Integration zugewanderter      terial in Form von Flyern oder Websites, es
wie muss Bildung vor Ort aussehen, damit       Menschen in das Bildungssystem. So gibt es     werden Schulungen und Projekte angebo-
Integration gelingen kann?                     Projekte und Maßnahmen zur Sprachförde-        ten sowie Integrationskonzepte entwickelt.
    Bei der Ausgestaltung der Bildungs-        rung, zur kulturellen Integration sowie zur    Einige Kommunen verfügen bereits über
landschaft kommt den Kommunen eine             Aus- und Weiterbildung. Auch wurden Ar-        eine Datenerhebung zum Thema Bildung
maßgebliche Rolle zu. Denn ob Integrati-       beitsgruppen, Runde Tische oder Netzwer-       im Bereich der neuen Zuwanderung.

 4   TRANSFER aktuell 1/2017
TRANSFER aktuell Kommunales Bildungsmanagement in Bayern - Transferagentur Bayern
TITELTHEMA

     Doch um die Vielfältigkeit der      Tandem-Interview
Bildungsangebote für Neuzugewan­
derte aufeinander abzustimmen
und den aktuellen Bedarfen anzu-
passen, müssen die relevanten Bil-
                                         Kommunen als Jongleure
                                         zwischen Heterogenität
dungsakteure und ihre Angebote
auf kommunaler Ebene koordiniert
werden. Dazu bedarf es einer zentra-

                                         und Zusammenhalt
len Stelle, die diese Koordinierungs-
aufgabe innerhalb der Kommune
übernimmt. Aufgabe dieser Koordi-
nierungsstelle ist es, sämtliche Bil-
dungsakteure und deren Angebote
für Neuzugewanderte zu identifizie-
ren und sich einen Überblick über
die Bildungslandschaft vor Ort zu        Im Gespräch mit Kornelia Haugg, Leiterin der Abteilung „Berufliche
verschaffen. Die Vielfalt der Gruppe     Bildung; Lebenslanges Lernen“ im Bundesministerium für Bildung
der Neuzugewanderten und deren           und Forschung (BMBF) und Prof. Dr. Thomas Rauschenbach,
Bedarfe kann anhand vorhandener          Vorstandsvorsitzender und Direktor des Deutschen Jugendinstituts e. V.
Daten ermittelt werden. Den so fest-
                                         (DJI) über den Einfluss der neuen Zuwanderung auf unsere Gesellschaft
gestellten Bedarfen entsprechend,
müssen Sprachkursangebote, Alpha-
                                         und welche Handlungsbedarfe sich daraus für Kommunen ergeben.
betisierungs- oder Integrationskurse
sowie Maßnahmen zum Einstieg in          Transferagentur Bayern: Welche He­            Wird sich aus Ihrer Sicht unsere Gesell­
den Arbeitsmarkt aufeinander ab-         raus­forderungen gibt es für unsere Ge­       schaft in Deutschland durch die neue
gestimmt werden. Hier spielen auch       sellschaft durch die neue Zuwanderung         Zuwanderung verändern?
die Vernetzung der verschiedenen         und welche Konsequenzen ergeben sich          Prof. Dr. Thomas Rauschenbach: Klar,
Bildungsakteure und ein Austausch        daraus für einzelne Bildungsbereiche?         aber fast wichtiger ist mir: Unsere Gesell-
untereinander eine maßgebliche           Kornelia Haugg: Wie bei vorange-              schaft verändert sich durch die jüngste
Rolle für das Gelingen.                  gangenen Migrationswellen spielt Bil-         Zuwanderung von Flüchtlingen seit
     In dieser Koordinierung, Syste-     dung eine zentrale Rolle. Bildung ist der     dem Sommer 2015 weitaus weniger
matisierung und Vernetzung liegen        Schlüssel für die Teilhabe am wirtschaftli-   als dies ständig unterstellt wird. Diese
die Hauptaufgaben einer kommu-           chen, kulturellen und gesellschaftlichen      Republik hat sich in der Zusammenset-
nalen Koordinierung der Bildungs-        Leben. Noch sind die Unterschiede im          zung der Bevölkerung – mit übrigens
angebote für Neuzugewanderte. Es         Bildungserfolg von Kindern, Jugendli-         gerade mal einem Prozent Gesamtzu-
gilt, ein Steuerungs- und Koordi-        chen und Erwachsenen mit und ohne             wachs in diesem halben Jahr – weniger
nierungssystem aufzubauen, das           Migrationshintergrund zu groß, auch           verändert als oft der Eindruck erweckt
die Zusammenarbeit der Ämter             wenn wir hier in den letzten Jahren viele     wird. Was sich allerdings stark verändert
erleichtert, externe und interne Ak-     positive Entwicklungen erreicht haben.        hat, ist die Stimmungslage. Hier treten
teure respektvoll einbezieht und         Wir müssen uns hier weiter anstrengen.        die Risse zwischen einem engagierten,
gemeinsamen Wirkungszielen folgt.        Auch die Integration der neu Zugewan-         flüchtlingssensiblen Teil der Bevölke-
Für die Entwicklung entsprechender       derten wird nur durch Bildung erfolg-         rung sowie einem barsch ablehnenden,
Strukturen braucht es eine tragfähi-     reich sein können. Wir wissen, dass dies      fremdenfeindlichen Milieu offen zutage.
ge Strategie, Daten als Basis, interne   Zeit und große Anstrengungen bei allen        Das Thema Flucht lässt eine politisch-
sowie externe Kooperation, Steue-        Beteiligten erfordert. Alle Bildungsberei-    mentale Krise unseres Landes offenkun-
rung, Qualität und die Einbeziehung      che sind hier gefordert. Je nach Alters-      dig werden.
der Öffentlichkeit. Dies sind auch       gruppe betrifft es v. a. die Schulen, wir
zentrale Elemente eines datenba-         setzen aber auch auf die Integrations-        Was bedeutet Migration für das Auf­
sierten kommunalen Bildungsma-           leistung unseres Berufsbildungssystems.       wachsen junger Menschen?
nagements. Somit kann die neue           Unser zentrales Ziel muss sein, dass          Rauschenbach: Zunächst einmal eine
Zuwanderung eine Chance für die          unsere Gesellschaft als Ganzes erhalten       ansteigende kulturelle Heterogenität.
Entwicklung von Strukturen im kom-       bleibt, ohne Risse, ohne Auseinander-         Und diese verändert die Rahmenbedin-
munalen Bildungsmanagement sein.         driften, ohne Parallelgesellschaften. Wir     gungen des Aufwachsens junger Men-
Text: Regionalbüro Süd                   brauchen Zusammenhalt.                        schen deutlich – allerdings, wie gesagt,

                                                                                                                              5
TRANSFER aktuell Kommunales Bildungsmanagement in Bayern - Transferagentur Bayern
TITELTHEMA

schon seit vielen Jahren. Insbesondere in      tion und Flucht zur Verfügung stellt. Dass     Bildungsangebote mit den Menschen, die
Kleinstädten und Gemeinden erleben jun-        dadurch nicht alle Ressentiments und           sie brauchen, zusammen zu bringen und
ge Menschen verstärkt, dass sie nicht nur      Vorbehalte beseitigt werden, nicht alle        in der Region strategische Ansätze zu ent-
von anderen jungen Menschen mit ähnli-         Folgeprobleme aus der Welt geschaffen          wickeln. Deshalb haben wir die Transfer-
chen oder zumindest vertrauten Lebens-         werden, ist klar – aber es ist ein wichtiger   initiative um eine weitere Förderrichtlinie
geschichten umgeben sind, sondern dass         Baustein für eine neue politische Identität    ergänzt. Die Resonanz zeigt, dass wir den
viele Jugendliche und deren Eltern nicht       und Kultur dieses Landes. Zum anderen          Bedarf der Kommunen getroffen haben:
jeweils vor Ort geboren und aufgewach-         benötigen die große Zahl an Fachkräften        gut 80 Prozent der antragsberechtigten
sen sind. Früher, im Zeitalter vor der auto-   und ehrenamtlich Engagierten vor Ort in        Kommunen haben einen Antrag gestellt.
mobilen Mobilität, bildete die Dorfgrenze      vielen Fragen zur Zuwanderung einen                 Unser Ziel ist es, den Kommunen die
fast einen mentalen Zaun vor Fremdheit.        funktionierenden Kompass, verlässliche         Möglichkeit zu geben, den oder die Kom-
Im Unterschied dazu macht sich heutzu-         Informationen und Fakten, aber auch Hin-       munalen Koordinatorinnen oder Koordi-
tage das Gefühl breit, es drohe unkontrol-     weise auf noch ausstehende Herausforde-        natoren zu dem Zeitpunkt beschäftigen
lierte Zuwanderung aus der ganzen Welt.        rungen. Und dazu kann Forschung einen          zu können, der ihnen richtig und wichtig
Für größere Städte ist das offenkundig we-     kleinen Beitrag leisten.                       erscheint. Anschließend möchten wir die
niger ein Problem, weil sie vielfach schon
seit der Industrialisierung mit Zuwande-
rung und Heterogenität konfrontiert wa-
ren bzw. vielfach genau dadurch zu Groß-
städten wurden. Daher entfalten sich dort
Formen des Fremdheitsempfindens nicht
so stark wie in kleineren Gemeinden.

Wo sehen Sie Handlungsbedarf für Kom­
munen?
Rauschenbach: Die lokale Politik muss sich
auf die gewachsene Heterogenität der Be-
völkerung einlassen. Selbstkritisch muss
man einräumen, dass Deutschland zu lan-
ge ignoriert hat, dass Migration die Kehr-
seite und Folge der Internationalisierung
und Globalsierung moderner Gesellschaf-
ten ist. Deutschland ist Exportweltmeister
und eines der reisefreudigsten Länder auf
der ganzen Welt, sprich: wir profitieren
hierzulande gewaltig von den Früchten
der uns näher kommenden Welt – und                Prof. Dr. Thomas Rauschenbach, Vorstandsvorsitzender
erleben nun verstärkt einige Nebenwir-            und Direktor des Deutschen Jugendinstituts e. V. (DJI)
kungen und Konsequenzen dieser welt-
weiten wechselseitigen Abhängigkeiten.
Es bleibt zu hoffen, dass die Bundespolitik    Das BMBF unterstützt Landkreise und            neuen Kolleginnen und Kollegen in den
klug genug ist, diese Zusammenhänge            kreisfreie Städte bei der Integration Neu­     Kommunen in Zusammenarbeit mit den
zu erkennen, um die Kommunen in ihren          zugewanderter in unser Bildungssystem          Transferagenturen durch Vernetzungs- und
Anstrengungen gezielt zu unterstützen.         durch das Förderprogramm „Kommuna­             Fortbildungsveranstaltungen bestmöglich
Denn diese müssen an diesem Prozess der        le Koordinierung der Bildungsangebote          bei den anspruchsvollen Aufgaben, die sie
sozialen Integration von Zugewanderten         für Neuzugewanderte“. Was waren die            erwarten, unterstützen.
und der Schaffung eines neuen Zusam-           zentralen Beweggründe des BMBF, die­
mengehörigkeitsgefühls aktiv mitwirken.        ses Förderprogramm auf den Weg zu              Welche Ziele verbindet das BMBF mit
Mehr noch: Sie sind in diesen Fragen der       bringen?                                       dem Förderprogramm?
Schlüssel.                                     Haugg: Viele Kommunen sahen sich mit           Haugg: Im Kern steht natürlich die Kom-
                                               einer extremen Situation konfrontiert:         munale Koordination der Bildungsange-
Was kann die Kinder-, Jugend- und Fami­        Durch die Entwicklungen im Mittleren und       bote für Neuzugewanderte. Hinzu kommt
lienforschung dazu beitragen?                  Nahen Osten und der damit verbundenen          aber, dass Elemente des kommunalen Bil-
Rauschenbach: Zum einen kann sie dazu          hohen Anzahl zu uns geflüchteter Men-          dungsmanagements bei dem Thema Inte-
beitragen, die Debatte zu versachlichen        schen standen und stehen sie vor enor-         gration von Geflüchteten von besonderer
und zu entdramatisieren, indem sie Fak-        men Herausforderungen. Uns war es wich-        Relevanz sind. Wie können beispielsweise
ten statt Gerüchte liefert, indem sie der      tig, die Kommunen rasch zu unterstützen,       zivilgesellschaftliche Akteure sinnvoll, effi-
Gesellschaft belastbares Wissen zu Migra-      vor Ort die richtigen Unterstützungs- und      zient und gewinnbringend eingebunden

 6   TRANSFER aktuell 1/2017
TRANSFER aktuell Kommunales Bildungsmanagement in Bayern - Transferagentur Bayern
TITELTHEMA

werden? Und hiermit meine ich neben Ver-       Die dafür zuständigen Ämter und kom-             kostenfrei Beratung, kontinuierliche Pro-
einen, Stiftungen und Verbänden auch die       munalen Einrichtungen müssen zusam-              zessbegleitung sowie Weiterbildungs- und
große Zahl an Einzelnen, die sich mit enor-    menarbeiten und viele Vereine, Stiftungen,       Qualifizierungsmaßnahmen an. Je nach
mem Engagement eingebracht haben.              ehrenamtliche Initiativen und Freiwilligen-      Ausgangslage erhalten die Kommunen
Auch datenbasiertes Vorgehen erweist           Netzwerke wollen eingebunden werden.             konkrete Handlungsempfehlungen, die
sich bei der Integration von Geflüchteten          Das mag vielleicht banal und selbst-         ihnen beim Aufbau kommunaler Koor-
vor Ort als hilfreiche Vorgehensweise. Etli-   verständlich klingen, ist es aber nicht. Bil­-   dinationsstrukturen helfen sollen; ein
che Kommunen setzen sich über die Kom-         dung – und nicht nur die Bildung für die Ge-     datenbasiertes Bildungsmanagement ist
munalen Koordinatorinnen und Koordina-         flüchteten – ist eine anspruchsvolle Quer­-      dabei ein wesentliches Ziel. Außerdem
toren erstmals mit diesen Fragestellungen      schnittsaufgabe, an der viele verschiede-        bekommen die teilnehmenden Kommu-
auseinander. Es zeigt sich schon jetzt, dass   ne Akteure beteiligt sind: der kommunale,        nen Gelegenheit, sich untereinander aus-
diese Kommunen ein verstärktes Interesse       kirchliche oder freie Träger der Kita, das       zutauschen. Mit Unterstützung durch die
an einem modernen Bildungsmanage-              Schulamt, die Volkshochschule, der Sport-        Transferagentur können sie gemeinsam
ment und damit am Gesamtprogramm               verein, die Musikschule, die Jugendhilfe,        an konkreten Aufgaben und praktischen
Transferinitiative zeigen. Die Transferagen-   Bürgerstiftungen, ehramtliche Lesepaten-         Problemstellungen arbeiten. Dazu hat das
                                                                                                bei uns am DJI angesiedelte Regionalbüro
                                                                                                Süd der Transferagentur Bayern ein regel-
                                                                                                mäßig stattfindendes Fachforum für die
                                                                                                Kommunalen Koordinatorinnen und Koor-
                                                                                                dinatoren aus den beteiligten Kommunen
                                                                                                ins Leben gerufen. Das Team des Regional-
                                                                                                büros Nord, angesiedelt bei der Metropol-
                                                                                                region Nürnberg, unterstützt ebenfalls mit
                                                                                                dezentralen bedarfsorientierten Entwick-
                                                                                                lungsworkshops interessierte Kommunen
                                                                                                durch thematische Inputs und ermöglicht
                                                                                                über erste konkrete Praxisbeispiele einen
                                                                                                direkten und offenen Austausch.

                                                                                                Das BMBF hat die Verlängerung der
                                                                                                Transferinitiative bis 2022 beschlossen.
                                                                                                Können Sie uns zum Abschluss einen
                                                                                                Ausblick des BMBF auf diese kommenden
                                                                                                fünf Jahre geben?
                                                                                                Haugg: Die Struktur der Transferagenturen
                                                                                                und ihre Arbeit haben sich als erfolgreich
Kornelia Haugg, Leiterin der Abteilung „Berufliche Bildung; Lebenslanges                        herausgestellt. Weit über 200 Kommunen
Lernen“ im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)                                   haben bereits eine langfristig angelegte
                                                                                                Zielvereinbarung mit einer Transferagentur
                                                                                                geschlossen und wir sind sicher, dass diese
turen arbeiten nun bundesweit mit vielen       schaften, die von Rentnern übernommen            Zahl weiter steigen wird. Deshalb hat sich
Kreisen und kreisfreien Städten zusammen,      werden, Studierende, die in ihrer Freizeit       die Bundesministerin für Bildung und For-
zu denen bisher wenig oder kein Kontakt        Deutschnachhilfe geben.                          schung, Frau Prof. Dr. Wanka, entschieden,
bestand. Das bietet große Chancen.                 Die Kommunalen Koordinatorinnen              die Transferinitiative zu verlängern und so-
                                               und Koordinatoren sorgen für ämter- und          mit die Idee eines kommunalen Bildungs-
Welche Aufgaben haben die Kommuna­             institutionenübergeifende Zusammenar-            managements bundesweit nachhaltig zu
len Koordinatorinnen und Koordinato­           beit und systematische Einbindung dieser         verankern. Transferagenturen und Kom-
ren vor Ort, wenn es um die Integration        Vielzahl an Bildungs- und Weiterbildungs-        munen haben mit dieser Entscheidung
der Neuzugewanderten in und durch Bil­         akteuren. Das erreichen sie beispielswei-        eine verlässliche Basis für eine längerfris-
dung geht?                                     se durch den Aufbau von Arbeitskreisen,          tige Zusammenarbeit. In den nächsten
Haugg: Wie der Titel der Förderrichtlinie      Stabsstellen, Steuerungsgruppen oder             Jahren gilt es, das richtige Gleichgewicht
schon andeutet, sollen verbesserte Koor-       Netzwerken.                                      zwischen der vertieften Zusammenarbeit
dinations- und Kooperationsstrukturen in                                                        und dem weiteren Transfer in die Breite zu
den Kommunalverwaltungen geschaffen Welche Rolle spielen dabei die Transfer­                    halten und inhaltliche Schwerpunkte, die
werden. Denn Bildungs- und Weiterbil- agenturen?                                                es schon jetzt bei den neun Transferagen-
dungsangebote auf der einen, die Bedar- Rauschenbach: Die Transferagenturen                     turen gibt, weiter zu vertiefen.
fe von Neuzuwandernden auf der andern bie­   ten den teilnehmenden Kommunen                     Das Interview führte: Regionalbüro Süd
Seite müssen in Einklang gebracht werden. – Landkreisen und kreisfreien Städten –

                                                                                                                                            7
TRANSFER aktuell Kommunales Bildungsmanagement in Bayern - Transferagentur Bayern
AUS DEN KOMMUNEN

Hand in Hand für Bildungsangebote,
die ankommen
Abhängig von der Einwohnerzahl einer Kommune werden im                    ren – eine neue und herausfordernde Aufgabe. Wir haben vier
Rahmen des Förderprogramms „Kommunale Koordinierung der                   Bildungskoordinatorinnen und -koordinatoren gefragt, was ihre
Bildungsangebote für Neuzugewanderte“ Vollzeit-Personalstellen            ersten Schritte waren, wo sie erste Anknüpfungspunkte für die
von bis zu drei Kommunalen Koordinatorinnen oder Koordinato-              Koordinierungsarbeit in ihren Kommunen sehen, welche Ziele sie
ren gefördert. Ihre Aufgabe ist es, die relevanten Bildungsakteure        dabei erreichen wollen und wie sie die Transferagentur Bayern da-
vor Ort ressortübergreifend zu organisieren und zu koordinie-             bei unterstützt.

                        „In der Stadt Aschaffenburg gibt es bereits seit längerem sowohl ein Bildungsbüro als auch ein Integra-
                         tionsmanagement. Diese Tradition wollen wir weiter verstärken. Meine Arbeit setzt an der Schnittstel-
                         le zwischen beiden Sachgebieten an. Erste Schritte sind die Vernetzung von Bildungsanbietern und die
                         Erstellung einer Übersicht der bestehenden Bildungsangebote für Neuzugewanderte, die für Beratungs-
                         fachstellen und für Migrantinnen und Migranten selbst aufbereitet wird. Ziel dabei ist es, die Bildungs-       Stadt
                         landschaft transparenter zu gestalten sowie eventuelle Lücken im Angebot zu entdecken und zu schließen.    Aschaffenburg
                         Die von der Transferagentur organisierte Vernetzung mit anderen Kommunen und der fachliche Input
                         sowie die Beratung sind sehr hilfreich, gerade wenn wir von den Erfahrungen anderer Kommunen an der
                         Schnittstelle der beiden Bereiche Bildung und Integration profitieren.“
                        Clara Leibfried, Bildungskoordinatorin, Stadt Aschaffenburg

                        „Unser oberstes Ziel ist es, dass die Bildungsangebote, die für Neuzugewanderte gemacht werden, auch
                        wirklich bei den Menschen ankommen und das bieten, was tatsächlich gebraucht wird. Um die Bildungs-
                        angebote am Bedarf ausrichten zu können, ist es wichtig, im ersten Schritt die Angebotsstruktur vor Ort
                        zu analysieren. Dafür haben wir in und außerhalb der Verwaltung die wichtigsten Bildungsakteure
                        identifiziert, deren Angebote abgefragt und uns einen Überblick über die Datenlage verschafft. Die Er-
                        gebnisse haben wir im Bericht „Integration durch Bildung – Neuzuwanderung in der Stadt Rosenheim“
                        veröffentlicht. Durch die Koordinierung wollen wir Bildungsakteure, Institutionen, Ämter und zivilge-
                        sellschaftliche Initiativen zusammenbringen und dafür sorgen, dass insbesondere die Schnittstellen zwi-
                        schen diesen Akteuren gut funktionieren. Mit der Transferagentur haben wir einen verlässlichen Partner
                        an unserer Seite, der uns auch den Zugang zu Praxis-Know-how aus anderen Kommunen ermöglicht.“
                        Katharina Zeh, Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte, Stadt Rosenheim

              VORSCHAU UND TERMINE

                                16                                                                    20-21
                                 NOV                                                                       NOV

                             München                                                                       Köln

                 Bildungsmanagement in Bayern:                                          Datenbasiertes Bildungsmanagement
                  Erfahrungen und Perspektiven                                              BMBF-Fachforum im Programm
          Statuskonferenz der Transferagentur Bayern                                             Bildung integriert
        Mehr unter www.transferagentur-bayern.de/statuskonferenz

 8    TRANSFER aktuell 1/2017
TRANSFER aktuell Kommunales Bildungsmanagement in Bayern - Transferagentur Bayern
AUS DEN KOMMUNEN

                                                    „Stadt und Landkreis Coburg arbeiten bereits seit dem Prozess der Bil-
                                                     dungsregion eng zusammen. Deswegen konnten wir auch zeitnah mit
                                                     der Bildungskoordinatorin der Stadt Coburg, Karin Hübner, und dem
                                                     Bildungsmanagement im Haus tätig werden. Erste Schritte meiner Arbeit
                                                     waren u.a. die Erfassung der Bildungsangebote für Neuzugewanderte in
                                                     der Region, die Koordinierung der Übertritte von Neuzugewanderten an
                                                     die Berufsschule, die Konzeptionierung von dolmetschergeführten Lernent-
                                                     wicklungsgesprächen an Schulen sowie die Arbeit mit drei Modellgemein-
                                                     den. Mit dem Jahresthema „Integration und Bildungschancen für Men-
                                                     schen mit Migrationshintergrund“ der Bildungsregion Coburg wurde 2015
                                                     der Grundstein für erfolgreiche gemeinsame Projekte wie die „Sprachpaten
                                                     an Schulen“ gelegt. Gleiche Bildungs- und Teilhabechancen als Voraus-
                                                     setzung von Integration – das kann gelingen, wenn alle Bildungsakteure
Landkreis                                            Hand in Hand arbeiten. Deshalb ist die Netzwerkarbeit auch ein Themen-
 Coburg                                              schwerpunkt meiner Tätigkeit. Die Workshops der Transferagentur bieten
                                                     eine gute Plattform, um sich mit anderen Kommunen praxisnah und spe-
                                                     ziell auch zu funktionierenden Stadt/Land-Kooperationen auszutauschen.“
                                                     Carolin Bräutigam, Bildungskoordinatorin, Landkreis Coburg

                      Landkreis                      „Im Landkreis Altötting haben wir speziell im Bereich Asyl viele Bildungs-
                      Altötting                       angebote. Unser Ziel ist es, die transparente Darstellung der Bildungsan-
                                                      gebote sowie die Vernetzung der Bildungsakteure und insbesondere die
                                                      Zusammenarbeit der internen und externen Akteure zu fördern und zu
                                                      stärken. Mir als Bildungskoordinator ist es deshalb ein großes Anliegen, die
                                                      in der Verwaltung erfassten Daten zusammenzuführen und den Informa-
                                                      tionsfluss innerhalb der Verwaltung zu verbessern. Außerdem wollen wir
                Stadt                                 die Verwaltung und die anderen Bildungsakteure näher zueinander brin-
              Rosenheim                               gen. Erste Treffen haben bereits stattgefunden. Wichtig ist uns dabei auch
                                                      die Zusammenarbeit mit benachbarten Landkreisen. Die Transferagentur
                                                      Bayern ist ein zentraler Ansprechpartner für mich. Sie bietet mir ein offenes
                                                      Ohr, vermittelt mir Expertenwissen und verschafft mir Möglichkeiten zur
                                                     Vernetzung mit anderen Kommunen.“
                                                     Maximilian Melyarki, Bildungskoordinator, Landkreis Altötting

                                                                                                                                 Interviews: Regionalbüro Nord und Süd

       Publikationshinweis:
       Der Leitfaden „Bildungsberichterstattung für Landkreise“ ist
       eine praxisnahe Arbeits­hilfe für Fachstellen in bayerischen Landkreis-
       Verwal­tungen zur Erstellung eines Bildungs­berichts. Selbstverständ-
       lich kann er auch von Verwaltungsmitarbeitenden in Landkreisen
       außerhalb Bayerns und kreisfreien Städten genutzt werden. Down-
       load unter: www.transferagentur-bayern.de; Bestellung gedruckter
       Exemplare unter bayern@transferagenturen.de

                                                                                                                                                                   9
TRANSFER aktuell Kommunales Bildungsmanagement in Bayern - Transferagentur Bayern
AUS DEN KOMMUNEN

Handlungsfeld: Strategisches Management

Aus der Praxis:
Ziele für die Koordination

Kommunale Koordination braucht bereichsübergreifende Ziele. Das Praxisbeispiel zeigt, wie der Landkreis Augsburg
strategische Zielsetzungen für die Kommunale Koordination entwickelte.

I
       m Südwesten Bayerns liegt zwischen           Landkreis zusammen. Sie erarbeitete vor              ●●   Aufbau des Bildungs- und Beratungs­
       Donautal und Unterallgäu der Land­           Ort in einer Sitzung der AG Bildung* ge­                  marketings und Vermarktung der
       kreis Augsburg. Mit seinen rund              meinsam mit den Verantwortlichen Meilen­                  Angebote
       243.000 Einwohnern ist er bevöl­             steine, die der Landkreis erreichen will. Es         ●●   Aufbau einer soliden Basis für eine
kerungsmäßig der drittgrößte Landkreis              wurde dabei schnell deutlich, dass die Kom­               bedarfsgerechte Weiterentwicklung der
in Bayern. Bildung hat hier einen hohen             munalen Koordinatorinnen übergreifende                    Angebote
Stellenwert. So war die Initiative „Bildungs­       Ziele als Grundlage für ihre Arbeit brauchen.        ●●   Intensivierung der Zusammenarbeit mit
landkreis Augsburg“ der erste Schritt in            Diese wurden gleich in der nächsten Sitzung               der Zivilgesellschaft
Richtung einer bedarfsorientierten kom­             der AG Bildung erarbeitet. Damit diese               ●●   Verankerung der interkulturellen Bil­
munalen Bildungsplanung. Zusammen mit               Zielsetzungen im Einklang mit dem Förder­                 dung in der Region
der Transferagentur Bayern möchte der               programm „Kommunale Koordinierung“                   ●●   Aufbau einer integrativen Fachplanung
Landkreis diesen Weg fortsetzen und seine           stehen, diente ein inhaltlicher Vergleich der
Bildungssteuerung weiter ausbauen. Dazu             Vorgaben der entsprechenden Förderricht­             Zum 1.9.2016 starteten im Landkreis zwei
hat der Landkreis im November 2015 eine             linie mit dem bewilligten Förderantrag des           Kommunale Koordinatorinnen, die in
Zielvereinbarung mit der Transferagentur            Landkreis Augsburg durch die Transfer­               einem ersten Schritt ein Strategiepapier
Bayern abgeschlossen.                               agentur Bayern als Entscheidungsgrundlage.           erarbeitet haben, wie diese Ziele für die
                                                    Abschließend vermittelte die Transferagen­           Zielgruppe „Neuzugewanderte“ praktisch
Chancengerechte Zugänge zu Bildungsan­              tur theoretische Grundlagen und Praxis­              erreicht werden können.
geboten schaffen und dauerhaft sicherstel­          tipps, wie strategische Zielstellungen von
len ist ein Schwerpunkt des Landkreises auf         der Kommunalverwaltung künftig selbst                Doris Stuhlmiller hat den Prozess von
seinem Weg zu einem datenbasierten kom­             entwickelt werden können. Dabei war es               Beginn an als Leiterin des Fachbereichs
munalen Bildungsmanagement (DKBM).                  wichtig, dass sich die Mitglieder der AG             22, Jugendbildung und Prävention, im
Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf            Bildung zunächst auf fachliche Definitionen          Landratsamt Augsburg begleitet. Sie freut
der Integration von Neuzugewanderten in             für die Begriffe Neuzugewanderte, Bildung,           sich über die Unterstützung durch die
und durch Bildung. Aus diesem Grund hat             Integration, Bildungsangebote und Kom­               Transferagentur: „Die Präsenz der Trans­
der Landkreis einen Antrag auf Förderung            munale Koordination verständigen konnten.            feragentur hat uns dabei geholfen, unsere
im Rahmen des Förderprogramms „Kom­                 Bei der Erarbeitung der strategischen Ziele          Diskussions- und Verständigungsprozesse
munale Koordinierung der Bildungsange­              wurden Grenzen und Potenziale herausge­              in der AG Bildung zu ordnen. Nun haben
bote für Neuzugewanderte“ gestellt.                 arbeitet und Handlungsschwerpunkte fest­             wir eine Strategie vorliegen, wie die Ziel­
                                                    gelegt. Insgesamt hat sich die AG Bildung            setzungen für Kommunale Koordination
Um den Landkreis bei der Umsetzung des              so auf folgende strategische Ziele geeinigt:         systematisch bearbeitet werden können
datenbasierten kommunalen Bildungsma­                                                                    und gleichzeitig eine breite Beteiligung
na­gements zu unterstützen, fasste die Trans­       ●●   Aufbau kommunaler Koordinierungs­               der Bildungsakteure sicher gestellt wird.“
feragentur Bayern die Ausgangslage im                    strukturen                                      Text: Regionalbüro Süd

 *) Die AG Bildung wurde als Steuerungsgremium eingerichtet und setzt sich zusammen aus der Leitung des Geschäftsbereichs Jugend, Familie, Bildung und
  Gesundheit, der Leitung des Staatlichen Schulamts, der Leitung des Amts für Ausländerwesen und Integration, der Leitung des Fachbereichs Schule, Sport,
  Kultur und Kreisheimatpflege, der Leitung des Fachbereichs Soziales Betreuungswesen und Seniorenfragen, der Leitung des Fachbereichs Pädagogische
  Jugendhilfe, der Leitung des Fachbereichs Jugendbildung und Prävention sowie einem Ansprechpartner für Bildungsportal/Medienbildung, Jugendhilfepla-
  nung, der Wirtschaftsförderung und der Leitung VHS Augsburg-Land.

 10 TRANSFER aktuell 1/2017
AUS DER TRANSFERINITIATIVE

„Bildung kann nur vor Ort gelingen“
Bundesministerin Wanka kündigt Verlängerung der Transferinitiative Kommunales
Bildungsmanagement bis Ende 2022 an

I
        n ihrer Eröffnungsrede zur Bundes- derzeit drei BMBF-Aktivitäten:
        konferenz       Bildungsmanagement das Transferagenturen-Netz-
        2016 am 7. November in Berlin sprach werk, die ESF-Förderrichtlinie
        die Bundesministerin für Bildung „Bildung integriert“ und die
 und Forschung (BMBF), Prof. Dr. Johanna BMBF-Förderrichtlinie „Kom-
 Wanka, über die Bedeutung des kommu- munale Koordinierung der Bil-
 nalen Bildungsmanagements. Dieses habe dungsangebote für Neuzuge-
 sich in den vergangenen Jahren nicht nur wanderte“ (vgl. Abbildung 1).
 etabliert, sondern sei zu einer bundeswei-      Die erste Transferagentur
 ten Bewegung herangewachsen. Im Zuge startete vor rund drei Jahren.
 dessen kündigte sie die Verlängerung der Mittlerweile arbeiten deutsch-
„Transferinitiative Kommunales Bildungsma- landweit rund 200 Kreise und
 nagement“ um fünf weitere Jahre bis Ende kreisfreie Städte fest mit einer
 2022 an. Somit werden die Transferagentu- von bundesweit neun Trans-
 ren weiterhin den Kommunen als professi- feragenturen zusammen und
 oneller Partner zur Seite stehen und sie bei haben eine Zielvereinbarung
 Umgestaltung und Modernisierung des Bil- unterzeichnet. Mit der Transfe-
 dungsmanagements unterstützen können. ragentur Bayern haben aktuell
 Denn „Bildung kann nur vor Ort gelingen“, 48 Kommunen eine Zielver-
 so Wanka.                                    einbarung abgeschlossen, da-
     Die „Transferinitiative Kommunales Bil- von 41 aus Bayern, sechs aus Baden-Würt-   versetzt werden, ein Bildungsmanagement
 dungsmanagement“ ist das zentrale Pro- temberg und eine aus Thüringen. Darüber         mit einer kontinuierlichen Bildungsbe-
 gramm des BMBF, um bundesweit Land- hinaus haben bislang 48 Kooperations-              richterstattung auf kommunaler Ebene
 kreise und kreisfreie Städte dabei zu un- kommunen ohne Zielvereinbarung Qualifi-      aufzubauen. Die erste Förderrunde des
 terstützen, ein ressortübergreifendes und zierungs- und Weiterbildungsveranstaltun-    Programms ist 2015 gestartet – im Juli
 datenbasiertes Bildungsmanagement auf gen der Transferagentur Bayern besucht.          dieses Jahres hat das BMBF eine zweite
 kommunaler Ebene aufzubauen und wei-            Mit dem Förderprogramm „Bildung        Förderrunde veröffentlicht. Danach kön-
 terzuentwickeln. Unter ihrem Dach stehen integriert“ sollen Kommunen in die Lage       nen bereits geförderte Kommunen eine

                                    TRANSFERINITIATIVE KOMMUNALES BILDUNGSMANAGEMENT

            TRANSFERAGENTUREN                            ESF-FÖRDERRICHTLINIE                    KOMMUNALE
                                                         „BILDUNG INTEGRIERT“               KOORDINATORINNEN UND
                   2014-2017                                                                   KOORDINATOREN
                  (2018-2022)                                    2015-2019
                                                           (verlängert bis 2021)                     ab 2016

                                                             LERNEN VOR ORT
                                                                    2009-2014

                                       LERNENDE REGIONEN – FÖRDERUNG VON NETZWERKEN
                                                                    2001-2008

Abbildung 1: Die Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement
(Quelle: Transferinitiative für Kommunales Bildungsmanagement)

                                                                                                                           11
AUS DER TRANSFERINITIATIVE

 Verlängerung beantragen und antragsbe- Bildungsakteure. Für das erfolgreiche Zu-                          Bayern bieten regelmäßig Veranstaltungen
 rechtigte Kreise und kreisfreie Städte, die sammenspiel aller Akteure müssen in den                       zum Thema „Integration und Bildung“ als
 bislang noch nicht am Programm teilneh- Kommunalverwaltungen              Kooperations-                   Handlungsfeld des kommunalen Bildungs-
 men, können sich neu um eine Förderung und Koordinierungsstrukturen aufgebaut                             managements an.
 bewerben.                                     werden. Und es muss Personen geben,                             So bietet das Regionalbüro Süd mit
      Viele der 26 derzeit bereits geförderten die sich gezielt darum kümmern. Das sind                    dem Fachforum „Kommunale Koordinie-
„Bildung integriert“-Kommunen aus der neben den Bildungsmanagerinnen und                                   rung in der Praxis“ einen regelmäßig statt-
 ersten Förderrunde, die mit der Transfer- -managern beispielsweise auch die Kom-                          findenden, praxisnahen Fachdialog für die
 agentur Bayern zusammenarbeiten, be- munalen Koordinatorinnen und Koordi-                                 Kommunalen Koordinatorinnen und Koor-
 schäftigen sich gerade mit der Konzeptar- natoren der Förderrichtlinie „Kommunale                         dinatoren an. Im Rahmen dieser Fachforen
 beit für einen Bildungsbericht bzw. einen Koordinierung der Bildungsangebote für                          erhalten sie Praxistipps durch Impulsrefe-
 Faktencheck. Dafür sondieren die Kom- Neuzugewanderte“ des BMBF.                                          rate von Expertinnen und Experten und
 munen, wo wichtige bildungsbezogene               Die Resonanz auf diese Förderrichtlinie                 können sich untereinander vernetzen.
 Problemlagen und Handlungsfelder in der war enorm. Deutschlandweit haben sich                                 Das Regionalbüro Nord unterstützt die
 jeweiligen Kommune liegen und bilden 321 Kommunen um eine Förderung be-                                   Bildungskoordinatoren und -koordinato-
 Angebote, Lücken und Bedarfe anhand worben. Das sind 80 Prozent aller antrags-                            rinnen für Neuzugewanderte mit themen-
 verlässlicher Daten ab und entwickeln da- berechtigten Landkreise und kreisfreien                         und regionalspezifischen Angeboten. Im
 von ausgehend geeignete Maßnahmen. Städte. Auch in Bayern fand das Programm                               Fokus steht dabei der Ansatz, dass die Ker-
 Weitere aktuelle Themen sind Bildungs- großen Anklang: 75 Kommunen (Stand:                                nelemente des datenbasierten kommu-
 konferenzen oder Gremienaufbau.               31.10.2017) haben eine Bewilligung er-                      nalen Bildungsmanagements auch für die
      Bildung ist eine anspruchsvolle Quer- halten und die Bildungskoordinatorinnen                        Umsetzung der Aufgaben mit Blick auf die
 schnittsaufgabe. Auf kommunaler Ebene und -koordinatoren haben vor Ort in den                             Zielgruppe der Neuzugewanderten ange-
 sind daran viele verschiedene Akteure be- Kommunen ihre Arbeit aufgenommen (vgl.                          passt angewandt werden können. Für das
 teiligt: die kommunalen, kirchlichen oder auch die Rubrik „Aus den Kommunen“).                            Jahr 2017 sind fünf Unterstützungsformate
 freien Kita-Träger, das Schulamt, die Volks-     Auch bei diesem Förderprogramm                           vorgesehen, die Themen werden anhand
 hochschule, die Jugendhilfe, der Sport- kommen die Unterstützungsleistungen                               des aktuellen Bedarfs der Kommunen aus-
 verein, die Musikschule – aber auch die der Transferagenturen vor Ort zum Tragen.                         gewählt.
 vielen zivilgesellschaftlich organisierten Beide Regionalbüros der Transferagentur                        Text: Regionalbüro Süd

   „Bildung integriert“ geht in die nächste Runde
    Das erfolgreiche Programm „Bildung integriert“ startet in eine zweite Förderrunde. Bereits geförderte Kommunen können eine Verlänge-
    rung beantragen. Gleichzeitig können antragsberechtigte Kreise und kreisfreie Städte, die bislang noch nicht am Programm teilnehmen,
    sich neu um eine Förderung bewerben.

    Die neuen Kommunen können eine dreijährige Förderung beantragen. Die Fördermittel aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) stehen
    als Personalmittel für einen Bildungsmanager und einen Bildungsmonitorer sowie als Mittel für eine Monitoring-Software und für Dienst-
    reisen zur Verfügung. Förderanträge können noch bis zum 31. Dezember 2017 über „easy-Online“ eingereicht werden.

    Bereits am Programm „Bildung integriert“ beteiligte Kommunen können zur Vertiefung und Stabilisierung aufgebauter Monitoring- und
    Managementstrukturen eine Verlängerung um weitere zwei Jahre beantragen. Hierzu ist rechtzeitig, möglichst sechs Monate vor Laufzei-
    tende des Basisvorhabens, ein Aufstockungsantrag beim Projektträger einzureichen.

    Das späteste Laufzeitende aller Vorhaben ist der 30. Juni 2021. Für Neueinsteiger und bereits geförderte Kommunen bleiben die inhaltli-
    chen Grundlagen der bestehenden Förderrichtlinie unverändert.

    Die Förderrichtlinie „Bildung integriert“ unterstützt aktuell 89 Kommunen dabei, ein datenbasiertes Bildungsmanagement aufzubauen
    und weiterzuentwickeln. Dazu sollen die kommunalen Bildungsakteure vernetzt und bisher verteilte Zuständigkeiten in der Kommu-
    nalverwaltung gebündelt werden. Aktuelle Daten über das kommunale Bildungssystem stellen eine grundlegende Voraussetzung für
    ein auf alle Bereiche des lebenslangen Lernens bezogenes Management von Bildung dar. Mithilfe eines Bildungsmonitorings erhalten
    Kommunen das nötige Rüstzeug, um fundierte bildungspolitische Entscheidungen zu treffen. So gestalten und etablieren Kreise und
    kreisfreie Städte Managementstrukturen, die alle zivilgesellschaftlichen Bildungsakteure einbeziehen. Hierbei werden sie von neun regio-
    nalen Transferagenturen unterstützt.

    Weitere Informationen finden Sie unter www.transferinitiative.de oder www.transferagentur-bayern.de.

 12 TRANSFER aktuell 1/2017
VERANSTALTUNGEN

        Bayernweite Themenkonferenzen und Werkstätten zu den Handlungs-
        feldern des Bildungsmanagements unterstützen die Mitarbeiterinnen
        und Mitarbeiter in den Kommunen bei der Umsetzung ihrer Aufgaben
           mit Fachwissen, Impulsen und einem interkommunalen Austausch.

Fachkräfte für die Region bilden. Bildungsmanagement als
kommunale Strategie
Werkstatt am 6. Juli 2016 in Weißenburg-Gunzenhausen
Im Rahmen der Werkstatt „Fachkräfte für die        Ausgangslage der Region betonte Dr. Christa         des Übergangs von der Schule in den Beruf“ vor.
Region bilden“ sind am 6. Juli 2016 im kunst-      Standecker, Geschäftsführerin der Metropolre-       Das Bildungsbüro stimmt sich im Übergangs-
stoffcampus Bayern in Weißenburg rund 30           gion Nürnberg. Die Metropolregion verfolge          management mit Akteuren vor Ort ab, die sich
Bildungsverantwortliche aus bayerischen Kom-       eine dreiteilige Strategie für die Zusammenar-      in einer Lenkungsgruppe sowie in Bildungskon-
munen der Frage nachgegangen, wie Bildungs-        beit mit Kommunen, der Wissenschaft und der         ferenzen, Fachkonferenzen sowie Arbeits- und
management in der Kommune zur regionalen           Wirtschaft: Image-Kampagne zur Stärkung der         Expertengruppen treffen.
Fachkräftesicherung beiträgt. Dabei standen        regionalen Identität, eine Willkommensplatt-             Wie das Projektbüro Schule-Beruf der Stadt
zwei Perspektiven im Zentrum: die Entwicklung      form „Leben und Arbeiten“ für neu zuziehende        Fürth die Herausforderung von Förderprogram-
von Nachhaltigkeitsstrategien durch die Einbin-    Fachkräfte und die Beratung von Kommunen            men, Trägerschaften und Akteuren bewältigt,
dung von Stiftungen und die Einbindung von         über die Transferagentur.                           zeigte Veit Bronnenmeyer auf. Eine mögliche
regionalen Akteuren bei der Entwicklung von           Prof. Dr. Tobias Chilla, Professor für Geogra-   Hilfe ist das Engagement von lokal agierenden
Bildungsangeboten zur (Arbeitsmarkt-)Integra-      phie an der Friedrich-Alexander-Universität Er-     Stiftungen.
tion von Neuzugewanderten.                         langen-Nürnberg, thematisierte die Herausfor-            Hinsichtlich der Integration neuzugewan-
    Robert Westphal, stellvertretender Landrat     derungen der Fachkräftesicherung im Zuge des        derter Fachkräfte hielten zunächst Stephan
im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, hob          demografischen Wandels. Auch für wachsende          Schiele von MigraNet, dem IQ Landesnetzwerk
in seiner Begrüßung hervor, dass durch „die Ver-   Zentren sei es sinnvoll, auf Innovation und Bil-    Bayern, und Reinhold Konrad als Vertreter der
stärkung im Bildungsmanagement an der nach-        dung zu setzen, um Familien anzuziehen und          Agentur für Arbeit Ansbach-Weißenburg Fach-
haltigen bildungspolitischen Entwicklung“ des      der Bildungswanderung entgegenzuwirken.             vorträge. Im Anschluss wurde u.    a. diskutiert,
Landkreises weitergearbeitet werden könne.            Volker Zimmer vom Bildungsbüro des Ost-          welche Handlungslücken sich identifizieren
    Die hohe Bedeutung der Fachkräftesiche-        albkreises stellte die Arbeit der baden-württem-    lassen.
rung im Hinblick auf die gute ökonomische          bergischen „Modellregion zur Neugestaltung          Text: Regionalbüro Nord

                                                                                                                                                   13
VERANSTALTUNGEN

Bildungsübergänge gestalten: eine Gemeinschaftsaufgabe!
Themenkonferenz am 21. Juli 2016 in Augsburg

Mit einem gezielten Management der Akteure          Matthias Müller vom Deutschen Jugendin-                maßnahmen nicht einfach sei. Beim Übergang
und Angebote an Bildungsübergängen können stitut zeigte die Rahmenbedingungen für ein                      Schule-Beruf gäbe es generell einen Mangel an
Kommunen dafür sorgen, dass in den verschiede- Übergangsmanagement an der Schnittstelle                    Koordination zwischen Akteuren, Institutionen,
nen Phasen und Institutionen der Bildungswege Schule-Ausbildung-Beruf auf und berichtete über              Bildungsgängen und Förderangeboten. Da die
ihrer Bürgerinnen und Bürger keine Brüche, son- die Effekte der Veränderungen aus Demografie,              Kommunen mit den Folgen nichtgelingender
dern erfolgreiche Bildungsketten entstehen.      Arbeitsmarkt und Lebenswelt von Jugendlichen.             Integration leben müssen, sei es gut, dass sie „bei
    Wie das gelingen kann, darüber informierten „Der Blick muss weiterhin auf das Übergangssys-            der Erfüllung von Koordinierungsfunktionen Ver-
sich am 21. Juli 2016 rund 90 Vertreterinnen und tem und dessen Auswirkungen gerichtet wer-                antwortung übernehmen.“
Vertreter aus bayerischen Städten und Land- den“, lautete sein Fazit.                                          Am Nachmittag standen kommunale Pra-
kreisen im Rahmen einer Themenkonferenz im          Dr. Wilfried Kruse, Koordinator der Arbeitsge-         xisbeispiele im Mittelpunkt. Auf dem „Markt der
Kulturhaus Milbertshofen in München. Einen meinschaft Weinheimer Initiative, erläuterte, wa-               Ideen“ zeigten sieben Kommunen ihre Projekte
Schwerpunkt bildete dabei die Gestaltung von rum Übergangsmanagement ein Handlungsfeld                     und Ansätze eines kommunalen Übergangsma-
Übergängen zwischen Schule, Ausbildung und für Kommunen ist und wo hier die Chancen und                    nagements. Die Vertreterinnen und Vertreter der
Beruf. Auch die Möglichkeiten eines gezielten Herausforderungen liegen.                                    jeweiligen Kommunen diskutierten dabei mit
Übergangsmanagements zur Integration von            Einen Blick auf die Integration Neuzugewan-            den Teilnehmenden Gelingensbedingungen und
Neuzugewanderten bildeten einen Schwerpunkt derter legte Dr. Frank Braun, ehem. Leiter des For-            Herausforderungen bei der Gestaltung von Über-
im Programm.                                     schungsschwerpunkts „Übergänge im Jugendal-               gängen.
    Drei wissenschaftliche Fachvorträge gingen ter“ des Deutschen Jugendinstituts. Er gab einen            Mehr zur Themenkonferenz erfahren Sie in unse-
auf Übergangsmanagement als Aktionsfeld des Überblick zur beruflichen Qualifizierung von                   rem Veranstaltungsvideo unter http://www.trans
datenbasierten kommunalen Bildungsmanage- Flüchtlingen, was aufgrund der Vielfältigkeit der                feragentur-bayern.de/materialien/videos.html
ments ein.                                       Zuständigkeiten für Bildungsgänge und Förder-             Text: Regionalbüro Süd

Stiftungen – starke Partner für das kommunale
Bildungsmanagement
Fachveranstaltung in Kooperation mit dem Netzwerk Stiftungen und Bildung im Bundesverband Deutscher
Stiftungen am 20. Oktober 2016 in Augsburg
Die Fachveranstaltung „Stiftungen – starke Part-      Koordinierungsstelle Netzwerk Stiftungen und             Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine
ner für das kommunale Bildungsmanagement“             Bildung, gab einen Einblick, welche Möglichkei-      Diskussion mit Mitgliedern des Agenturnetz-
am 20. Oktober 2016 in Augsburg bot den rund          ten Stiftungen Kommunen auf dem Weg zu ei-           werks der Transferagentur Bayern und weiteren
80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen Ein-         nem gelingenden Bildungsmanagement bieten            Gästen zum Thema „Stiftungen als Partner für das
stieg in die Zusammenarbeit von Kommunen mit          können.                                              Bildungsmanagement“. Dazu blickten Wolfgang
lokalen Stiftungen und weiteren Akteuren der Zi-           Einen sehr anschaulichen Praxisbericht, wie     Brehmer und Claudia Holzner von den „Lernen
vilgesellschaft. Im Mittelpunkt standen dabei         es zu einer gelingenden Kooperation zwischen         vor Ort“-Modellstandorten Landeshauptstadt
zwei Leitfragen: Wie kann die Zusammenarbeit          einer Kommune und einer Stiftung kam, liefer-        München und Landkreis Mühldorf a. Inn auf die
zwischen kommunalen Partnern und Stiftungen           ten Dr. Uli Glaser von der Stadt Nürnberg und        Anfänge der Zusammenarbeit ihrer Kommunen
(und weiteren zivilgesellschaftlichen Akteuren) für   Alexander Brochier von der Brochier-Stiftung. Ers-   mit Stiftungen zurück. Angela Novotny von der
die Bildungslandschaft entwickelt werden? Und:        te Schritte zum Aufbau von Kooperationen mit         Hermann-Gutmann-Stiftung in Nürnberg be-
Wie kann die Zusammenarbeit von Stiftungen            Stiftungen und weiteren Akteuren der Zivilge-        tonte, dass es auf die Menschen ankäme, „man
und Kommunen konkret aussehen und gelin-              sellschaft unternimmt der Landkreis Oberallgäu.      muss engagierte Menschen finden, um etwas zu
gen?                                                  Andrea Merkle und Dr. Gloria Jahn aus dem dorti-     bewegen“. Und Alexander Brochier fügte hinzu,
     Expertinnen und Experten beider Seiten –         gen Bildungsbüro berichteten über ihr Vorgehen       dass eine gegenseitige Wertschätzung wichtig
Stiftungen und Kommunen – lieferten Antwor-           und ihre Erfahrungen im Aufbau von Kontakten         für eine erfolgreiche Kooperation sei.
ten auf diese Fragen. Sabine Süß, Leiterin der        zu zivilgesellschaftlichen Akteuren im Landkreis.    Text: Regionalbüro Süd

 14 TRANSFER aktuell 1/2017
VERANSTALTUNGEN

Bildungsbiographien begleiten. Qualitätsentwicklung,
Vermittlung und Transparenz in der Bildungsberatung
Themenkonferenz am 23. November 2016 in Erlangen

Unter dem Motto „Bildungsbiographien beglei-            oder angedockt an verschiedene Organisationen,               hin zu einer trägerübergreifenden Bildungsbera-
ten“ informierten sich im Erlanger Rathaus über         auf – immer unter der Prämisse der Trägerunab-               tung.
80 Vertreterinnen und Vertreter bayerischer Kom-        hängigkeit, denn: „Sonst ist der Ruf der Beratungs-             Am Nachmittag vertieften die Teilnehmerin-
munen über verschiedene Ansätze kommunaler              stelle in kürzester Zeit ruiniert“, konstatierte Prof. Dr.   nen und Teilnehmer in drei Foren verschiedene
Bildungsberatung.                                       Gieseke.                                                     Gesichtspunkte rund um die Bildungsberatung
    Dr. Dieter Rossmeissl, Referent für Bildung, Kul-       Im anschließenden Fachgespräch gaben                     und informierten sich über Strategien zu geeig-
tur und Jugend der Stadt Erlangen, sprach von           neben Prof. Gieseke und Dr. Rossmeissl auch                  neten Formen der Koordination, z. B. durch die
Bildungsberatung als wesentlichem Element zur           Alfred Riermeier, Leiter des Referats Jugend und             Vernetzung von Anbietern und Angeboten, zur
Weiterentwicklung des kommunalen Bildungs-              Familie der Stadt Kaufbeuren einen Einblick in               Beratung für Neuzugewanderte und zur Trans-
managements und stellte mit dem Kulturservice           die Beratungspraxis: Als es in Kaufbeuren darum              parenz von Bildungsangeboten, z. B. auf Bildungs-
Erlangen und dem strategischen Übergangsma-             ging, Beratungsangebote zu etablieren, standen               portalen.
nagement zwei wesentliche Bausteine vor.                zu Beginn die Themen Bildungsgerechtigkeit,                  Text: Regionalbüro Nord
    Prof. Dr. Wiltrud Gieseke, Seniorprofessorin an     Gestaltung von Übergängen und Integration im
der Humboldt Universität zu Berlin, betonte in ih-      Fokus. Ein strukturelles Gerüst bildet das Kaufbeu-          Ausführliche Dokumentationen zu allen
rem Fachvortrag die Bedeutung funktionierender          rer Stufenmodell Bildungsberatung. Es reicht von             Veranstaltungen sowie die Vorträge der
Netzwerke beim Aufbau von Bildungsberatungs-            Informationspunkten mittels Flyern, Plakaten oder            Referenten und Referentinnen stehen
strukturen vor Ort. Sie zeigte verschiedene Orga-       Broschüren in öffentlichen Räumlichkeiten über               für Sie unter www.transferagentur-
nisations- und Geschäftsmodelle, eigenständig           (mobile) Bildungslotsen und Bildungsnetzwerke                bayern.de zum Download bereit.

                                                                  Links: Mitglieder des Agenturbeirats der Transferagentur Bayern diskutieren, wie die
                                                                  Zusammenarbeit von Stiftungen und Kommunen aussehen und gelingen kann.
                                                                  Unten: Die Themenkonferenz „Bildungsbiographien begleiten“ zeigte Möglichkeiten
                                                                  der Qualitätsentwicklung, Vermittlung und Transparenz in der Bildungsberatung.

                                                                                                                                                                 15
Sie können auch lesen