Trau dich zu helfen! Ein Leitfaden zur Ersten Hilfe bei Erkrankungen und Verletzungen Begleitskript zu den Grund- und Refresherkursen Erste Hilfe
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Trau dich zu helfen! Ein Leitfaden zur Ersten Hilfe bei Erkrankungen und Verletzungen Begleitskript zu den Grund- und Refresherkursen Erste Hilfe
Inhaltsverzeichnis Einleitung: Was tun im Notfall? 3 Sicherheit, Selbstschutz, Hygiene 8 Rechte, Pflichten, Partner 10 Erkrankungen Störungen der Atemwege / Erstickungsnotfall 11 Sonstige Störungen der Atmung 12 Allergie12 Störungen des Kreislaufs / Herzinfarkt 13 Störungen des Bewusstseins / Bewusstlosigkeit 13 Schlaganfall14 Unterzuckerung14 Krampfanfall15 Vergiftungen durch Drogen 15 Bauchschmerzen15 Verletzungen Sichtbare Blutungen 17 Nasenbluten18 Amputation18 Ausgeschlagener Zahn 18 Knochenbruch & Verstauchung 19 Rückenverletzung19 Gehirnerschütterung20 Augenverletzung20 Stromschlag21 Verbrennung22 Sonnenstich / Hitzschlag 22 Unterkühlung / Erfrierung 23 Autoren: Helge Regener, Anja Oehen Ertrinken23 und Ernst Hilfiker, SIRMED AG Fotos: Walter Eggenberger, SPS Quellen und weiterführende Informationen 24 Stichwortverzeichnis25 © SIRMED, November 2017 Jegliche Vervielfältigung oder Verwendung von Texten, Fotos und Grafiken, insbesondere in anderen elektronischen oder gedruckten Publikationen ist nur mit schriftlicher Zustimmung von SIRMED gestattet. 2
Unterkühlung / Erfrierung warmen Ort gehen; wenn immer Probleme hatte und gerettet werden musste, möglich Kopf bedecken). Falls Kleider ist zwingend ein Fall für den Rettungs- Informationen des Patienten nass sind und Wechsel dienst – auch wenn der Badende den Ebenso wie Hitze kann auch Kälte zu kleider oder Wolldecken greifbar sind, Eindruck hat, es gehe ihm nun wieder gut. gesundheitlichen Schäden führen. Während nasse Kleider ausziehen die Gefahr einer Erfrierung vor allem für die – Keine direkten Aufwärmversuche Erkennen vom Körperstamm am weitesten entfernten – Wache Betroffene in der Lagerung – Badender schreit um Hilfe oder winkt und deshalb am schwächsten durchbluteten unterstützen, meist ist Setzen oder verzweifelt mit den Armen Körperteile wie Zehen oder Nase besteht, Hinlegen sinnvoll – Badender liegt auf dem Grund des betrifft die Unterkühlung den gesamten Kör- – Von weiteren Bewegungen abhalten Schwimmbeckens, eines Gewässers oder per und damit auch die Leistungsfähigkeit – Ist der Betroffene bei Bewusstsein, darf treibt leblos an der Oberfläche aller wichtigen Organe. Eine starke Unter- er ein heisses, zuckerhaltiges Getränk – Bewusstseinsstörung bis Bewusstlosigkeit kühlung kann zum lebensbedrohlichen Not- konsumieren – aber keinen Alkohol und – Atemstörung bis Atemstillstand fall werden! Bei jedem Erkrankten oder Ver- keine Zigaretten. – Eventuell blasse Hautfarbe, Zittern, Angst letzten ist – auch in einer für Gesunde tem- – Beruhigen peraturmässig angenehmen Umgebung – für – Bewusstlose in Bewusstlosenlagerung Handeln Wärmeerhalt zu sorgen, um eine Unterküh- bringen und weiterhin die Atmung – Ist ein Badender in Schwierigkeiten oder lung zu vermeiden. überprüfen (siehe Seite 13) wurde ein lebloser Mensch aus dem Wasser geborgen, sofort Bademeister Erkennen Unterkühlung: informieren und parallel dazu Alarmie- Unterkühlung: – Muss ein stark Unterkühlter noch vor rung des Rettungsdienstes via Notruf- – Betroffener ist vorerst oft aufgeregt, dem Eintreffen des Rettungsdienstes nummer 144 zittert; später kommt es zur Bewusst sofort aus einem Gefahrenbereich – Befindet sich der Badende, der Probleme seinstrübung bis zur Bewusstlosigkeit geborgen werden, hat dies so schonend hat, noch im Wasser, ist Selbstschutz und zum Kreislaufstillstand wie möglich zu geschehen, das heisst vorrangig: Wer nicht schwimmen kann, – Die Atmung eines stark Unterkühlten möglichst mit wenigen Bewegungen soll auch keinen Ertrinkenden aus tie- ist oft oberflächlich und nur schwer fem Wasser zu bergen versuchen. Wer wahrnehmbar Erfrierung: jedoch helfen kann, soll sofort eingrei- – Falls möglich, erfrorene Stelle steril fen, dabei aber daran denken, dass Erfrierung: abdecken und umpolstern Ertrinkende in ihrer Panik oft mit Armen – Deutlich fühlbar kalter Körperteil und Füssen um sich «schlagen» und so – Hartes, eventuell gefrorenes Gewebe den Helfer verletzen oder durch einen mit unnatürlicher Farbe (von blass über Ertrinken extrem klammernden Griff mit in die marmoriert bis blauschwarz) Tiefe ziehen können – Patient spürt Kribbeln, später Schmerzen Informationen – Betroffenen schnellstens an Land brin- und letztlich nichts mehr in der betroffe- Ertrinkungsunfälle ereignen sich in der gen und flach lagern. Ist der Patient nen Körperregion Schweiz mehrheitlich in Seen und Flüssen. ohne Bewusstsein und hat noch eine Immer wieder kommt es auch zu sogenann- normale Atmung: stabile Seitenlagerung Handeln ten «unechten» Ertrinkungsunfällen, wenn – Bei Bewusstlosigkeit und nicht norma- – Alarmierung des Rettungsdienstes via Menschen im Wasser ein medizinisches ler Atmung: sofortiger Start der BLS Notrufnummer 144 Problem haben und, zum Beispiel nach Massnahmen – Für Wärme und Wetterschutz sorgen einem Herzinfarkt, einfach untergehen. Jeder (mit Woll- oder Rettungsdecke oder an Badende, der im Wasser gesundheitliche
Quellen und weiterführende Informationen – IFRC International Federation of Red Cross and Red Crescent Societies (2016) International first aid and resuscitation guidelines 2016 for National Society first aid program managers, scientific advisory groups, first aid instructors and first responders, Geneva, www.ifrc.org – NAEMT National Association of Emergency Medical Technicians (2015). PHTLS – Pre Hospital Trauma Life Support (8th Edition), Jones & Bartlett Publ. – ERC (2015) European Resuscitation Council Guidelines for Resuscitation 2015 Section 2. Adult basic life support and auto- mated external defibrillation – SRC Swiss Resuscitation Council (2015) Lehraussagen BLS-AED-SRC, www.resuscitation.ch www.resuscitation.ch (Swiss Resuscitation Council) www.sirmed.ch (Schweizer Institut für Rettungsmedizin) www.swissheart.ch (Schweizerische Herzstiftung) www.toxi.ch (Schweizerisches Toxikologisches Informationszentrum) 24
Einleitung Was tun im Notfall? / Im Notfall Die Publikation ist nicht als eigenständiges (richtig) handeln! Lehrmittel angelegt, sondern als Begleit Niemand ist davor gefeit, irgendwann skript zu unseren verschiedenen Notfall einmal in einer Notfallsituation Erste Hilfe seminaren für Ersthelfer gedacht. Wer dar- leisten zu müssen oder selber Erste Hilfe über hinaus an der Materie interessiert ist, zu benötigen. Wenn Sie sich vorstellen, findet eine grosse Zahl umfangreicher jetzt in einer solchen Situation stehen Erste-Hilfe-Bücher im Buchhandel. zu müssen, spielen wahrscheinlich Ängste und Unsicherheiten, etwas falsch zu Inhalte dieses Skriptes machen, eine Rolle. Kann man in der Das Skript ist aufgeteilt in allgemeine Ersten Hilfe tatsächlich Fehler machen Erläuterungen zur grundsätzlichen Vor oder falsche Erste Hilfe leisten? Wir wol- gehensweise für Ersthelfer und skizziert len Ihnen aufzeigen, dass Sie in Notfall danach die wichtigsten Massnahmen situationen grundsätzlich keinen Schaden bei Erkrankungen und Verletzungen. anrichten, wenn Sie bedacht handeln Konkret werden folgende Themen behan- und sich an einige einfache Grundlagen delt: halten. Ihr Mut und die Zivilcourage zur Ers- – Vorgehensweise im Notfall und ten Hilfe stellen ein sehr hohes, wenn nicht Selbstschutz sogar das höchste Gut in Notfallsituationen – W ichtige Telefonnummern und dar und sind Grundlage für eine optimale Alarmierung Patientenversorgung. – Störungen der Atemwege Natürlich sind Notfälle immer unterschied- – Störungen der Atmung lich und erfordern je nach Ursache ange- – Störungen des Kreislaufs passte Massnahmen der Ersten Hilfe. Dies – Störungen des Bewusstseins wird sich jedoch auf gezielte Einzelmass- – Weitere Erkrankungen nahmen beschränken. Die grundsätzliche – Weitere Verletzungen Herangehensweise oder Strategie wird – Informationsquellen immer dieselbe bleiben. Notfälle sind nicht alltäglich und deshalb ist es sinnvoll, sich Der Themenkomplex Kreislaufstillstand rechtzeitig darauf vorzubereiten. und Reanimation wird in einem separaten Wer nicht beruflich regelmässig mit Not- Skript «Du kannst Leben retten» behandelt. fallsituationen zu tun hat, wird verständ- Im vorliegenden Text wird aus Gründen licherweise niemals in der Lage sein, sich der besseren Lesbarkeit i.d.R. die männli- für alle möglichen Fälle vorzubereiten. Die- che Form verwendet. Gemeint sind jeweils ses Skript versucht daher nicht, eine grosse beide Geschlechter. Bandbreite von Ereignissen zu behandeln, sondern fasst vielmehr eine Auswahl der häufigsten und wichtigsten Notfallsitua tionen zusammen, mit denen Sie im Alltag konfrontiert werden können. 3
Einleitung Die Rettungskette Professionelle Retter: Braucht ein Mensch medizinische Hilfe, Spitalärzte Nothelfer, Rettungssanitäter, dann sind Sie als Ersthelfende eine zen Wer Ersthelfer Transportsanitäter, und Pflege- personal Personal SNZ Notarzt, Dienstarzt trale Person. Es benötigt Mut und den Willen, nach bestem Wissen und Gewissen schnellstmöglich Erste Hilfe zu leisten. Sie Die Rettungskette Behandlung schaffen mit Ihrem Handeln die Grundlage Notfallstation, OP, für eine optimale Patientenversorgung Intensivstation Spital und helfen mit, dass auch weiterführende rettungsdienstliche Massnahmen sowie die Notfalltransport spätere Versorgung im Spital die Aussicht Ambulanz, auf Erfolg haben. Ihre Sofortmassnahmen Rettungshelikopter Transport können lebenserhaltend oder gar lebens- rettend sein, eine sofortige Alarmierung des Rettungsdienstes ermöglicht ein früh Was Laien Erste Hilfe Professionelle Retter estmögliches Eintreffen der professionellen Basismassnahmen erweiterte Lebensrettende Helfer. Massnahmen Zeit ist in vielen Notfall- und Erkrankungs- situationen eine entscheidende Grösse. Notruf Notruf 144 Als Ersthelfende sorgen Sie mit Ihren Kennt- Aufgebot professioneller Retter, nissen und Fertigkeiten dafür, dass diese telefonische Anweisungen für Basismassnahmen Zeit nicht zur verlorenen Zeit wird. Das Symbol der Kette wird in der Ersten Hilfe noch an anderer Stelle gebraucht Nothilfe Sofortmassnahmen Sichern, alarmieren, und zwar in Form der sog. Überlebens- bergen kette beim Kreislaufstillstand bzw. bei der Reanimation. Auch wenn sie inhaltlich ver- wandt sind, sollten diese beiden Begriffe Wo Notfallort Transport Spital auseinander gehalten werden. Die Glieder der sogenannten Rettungskette beschreiben die Versorgungsphasen der Ersten Hilfe: 1. Erkennung der Notfallsituation und notwendige primäre Sofortmassnahmen 2. Alarmierung der professionellen Helfer 3. Gezielte erweiterte Massnahmen der Ersten Hilfe, abhängig von der Ursache 4. Übernahme durch professionelle Helfer und Transport 5. Interdisziplinäre Versorgung im Spital 4
Vorgehensweise und Selbstschutz – Anziehen von Schutzhandschuhen – In der Regel ist das Schlimmste bereits pas- möglichst von Anfang an, sicher siert, wenn Sie dazukommen, um Erste aber vor dem ersten Kontakt mit Hilfe zu leisten. Deshalb: Bleiben Sie ruhig Körperflüssigkeiten und versuchen Sie, diese Ruhe auf den – Absperrung / Signalisation bei Unfällen Patienten und die Umstehenden zu über- im Strassenverkehr tragen! – Vorsicht vor fliessendem Verkehr – Zurückhaltung bei aggressiven Ein grundsätzliches Prinzip in der Ersten Auseinandersetzungen Hilfe wird als sogenanntes Ampelschema – Abstand bei Brand-, Explosions- oder bezeichnet und umfasst hauptsächlich Absturzgefahr die Sorge um Ihre eigene Sicherheit: – Achtung vor Strom und Vergiftungen 1. Schauen (rot wie «Stopp!») Überlegen Sie, was unbedingt erforderlich 2. Denken (gelb wie «Jetzt beginnt ist und welche Hilfe die betroffene Person die Handlungsphase») benötigt. 3. Handeln (grün wie «Nun laufen die Massnahmen») 3. Handeln Reagieren Sie entsprechend Ihrem Aus- Dahinter steht die Überzeugung, dass bildungsstand sowie gemessen daran, jeder in der Lage sein soll, couragiert Hilfe was Sie sich zutrauen, und beginnen Sie zu leisten, ohne dabei selber zum Opfer möglichst ohne zu zögern. Je bedrohlicher zu werden. die Situation für den Betroffenen, desto dringender ist Ihre Hilfe. Ziehen Sie immer 1. Schauen weitere Hilfe zu, wenn Sie das Gefühl Versuchen Sie zunächst zu erfassen, was haben, dass der Betroffene diese Hilfe überhaupt passiert ist. Achten Sie ganz braucht oder wenn Sie sich überfordert besonders darauf, ob Gefahren für den fühlen. Nach § 128 des Schweizer Straf Patienten und / oder Umstehende beste- gesetzbuchs ist jede Person im Rahmen hen. Mögliche Gefahren sind zum Beispiel des Zumutbaren dazu verpflichtet, Hilfe zu Brand, Explosion, Absturz oder rollender leisten, wenn ein Mensch in unmittelbarer Verkehr. Erfassen Sie, wenn möglich, schon Lebensgefahr schwebt. Es gibt unter uns aus der Distanz die mögliche Situation Menschen, die kein Blut sehen können. In des Betroffenen, den Unfallhergang, die dieser Situation ist es absolut legitim, sich Verletzungen, die Zeichen einer akuten auf das Zumutbare zu beschränken und Erkrankung. bei der direkten Hilfeleistung am Patien- ten nicht in der ersten Reihe zu stehen. Es 2. Denken gibt in dieser Situation auch andere wich Beurteilen Sie, wie schwerwiegend allfällige tige Aufgaben, wie z. B. die Einweisung Gefahren sind, und richten Sie Ihr Handeln der Ambulanz, die Sie dann sicher in danach aus, indem Sie angemessene Selbst- Absprache mit anderen Ersthelfenden über- schutzmassnahmen vor dem ersten Patien- nehmen können. tenkontakt ergreifen. Zu den wichtigsten Selbstschutzmassnahmen gehören: 5
Einleitung Nach Beachtung der beschriebenen grund- Patient im Kreislaufstillstand vorgegebenen Ablaufschemata eingeleitet sätzlichen Strategie beginnen die Basis- Der Patient ist bewusstlos und reagiert werden. Wenn ein Defibrillator (AED) ver- massnahmen in der Ersten Hilfe immer auch auf Berührung und lautes Anspre- fügbar ist, sollte dieser schnellstmöglich mit einer Beurteilung des Patienten. chen nicht mehr auf Sie. Bei genauer wei eingesetzt werden. Ziel ist es, schnell zu erkennen ob der terer Betrachtung erkennen Sie, dass der Diese Basismassnahmen können und Patient lebensgefährlich bedroht ist und Patient nicht, oder nicht normal atmet. müssen vom Laien ebenso wie von profes- lebensrettende Sofortmassnahmen not- Dieser Patient ist akut lebensgefährlich sionellen Helfern durchgeführt werden. Sie wendig sind. Sie dürfen sich diese Beurtei- bedroht und braucht Ihre sofortigen Wie- umfassen v. a. Alarmierung, Herzmassage lung zutrauen. Unabhängig davon, welche derbelebungsmassnahmen. und Beatmung. Die Techniken dazu können Erkrankungen oder Verletzungen vorlie- Diese dritte Situation stellt die bedroh- in BLS-AED-Kursen erlernt werden. gen, lassen sich die Patienten nach ihrem lichste aller Notfallsituationen dar. Die Wir haben diese Massnahmen in separaten Erscheinungsbild in drei wesentliche Grup- Anzeichen eines Kreislaufstillstands sind, Seminarskripten ausführlich beschrieben. pen einteilen: unabhängig von der Ursache, immer die- selben: Bewusstlosigkeit und abnormale Rettung aus einem Fahrzeug Ansprechbarer Patient Atmung. Diese Zeichen sind ohne appa- Befinden sich nach einem Unfall noch Der Patient ist wach, ansprechbar und in rative Hilfsmittel erkennbar. Unabhän- Verletzte in einem Fahrzeug und können der Lage, Ihnen zu Antworten. Ein sol- gig von Ort und Ursache des Gesche- sich diese nicht selbstständig befreien, cher Patient wird etwaige Bedürfnisse äus- hens sollten so schnell wie möglich Rea- sind Rettungsversuche durch Ersthelfer sern, und Sie können die Massnahmen der nima tionsmassnahmen (BLS) nach den zu unterlassen, weil solche Manöver den Ersten Hilfe danach ausrichten. Bei diesem Patienten liegt meist keine unmittelbare Lebensbedrohung vor. Bewusstloser Patient Der Patient ist bewusstlos und reagiert auch auf Berührung und lautes Ansprechen nicht mehr auf Sie. Bei genauer weite- rer Betrachtung erkennen Sie, dass der Patient eine normale Atmung zeigt. Bei diesem Patienten liegt potenziell eine Lebensbedrohung vor, und als lebensret- tende Sofortmassnahme ist eine Bewusst- losenlagerung notwendig. Da die Lebens- bedrohung Vorrang hat, gilt dies auch bei einer vermuteten Verletzung des Rückens. Ziel ist hier, die Atemwege frei zu halten sowie den Patienten vor einer Aspiration (Eindringen von Mageninhalt in die Lunge) zu schützen. Bleiben Sie danach am Kopf des Patienten, und beurteilen Sie bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes immer wieder neu, ob die Atmung nor- mal bleibt. 6
Helfer wie auch die Opfer gleichermassen stark gefährden können. Einzige – und sehr seltene – Ausnahme: Droht ein Fahrzeug in Brand zu geraten, kann versucht werden, die Verletzten aus dem Auto zu ziehen. Auch in anderen Fällen, in denen ohne sofortige Bergung unmittelbare Lebensgefahr oder der Tod bevorsteht – zum Beispiel, weil sich ein Ein- sturz ankündet oder der Patient bewusstlos ist und nicht mehr normal atmet, sollen Ersthelfer eingreifen. Dies jedoch immer nur, wenn der Helfer bei solchen Aktionen nicht damit rechnen muss, selbst schwer verletzt zu werden. Selbstschutz steht über allen Massnahmen! Alarmierung Wichtige Telefonnummern Wenn Sie beim Rettungsdienst, der Polizei Seit einigen Jahren gelten in der gan- oder der Feuerwehr Hilfe anfordern, findet zen Schweiz die folgenden einheitlichen eine professionelle Abfrage der Gescheh- Notrufnummern: nisse statt. Sie werden in der Regel zualler- Sanitätsnotruf144 erst nach dem Notfallort, also der genauen Feuerwehr118 Adresse, gefragt. Anschliessend erfolgt eine kurze, aber sehr wichtige Abfrage der Polizei117 zentralen Fakten zum Notfall: Rega1414 – Was ist passiert? Vergiftungsauskunft145 – Wo ist der Notfallort? Dargebotene Hand 143 – Wie lautet Ihre Rückrufnummer? – Wie alt ist der Patient? Europäische Notrufnummer 112 – Ist der Betroffene ansprechbar, atmet er? Die europäische Notrufnummer 112 ist in vielen Kantonen aktiv und erleichtert Auch wenn Sie in dieser Situation begreif- zum Beispiel Touristen die Alarmierung licherweise sehr aufgeregt sind, versuchen in Notfallsituationen. Sie unbedingt, diese Fragen ruhig und genau zu beantworten. Das erleichtert dem Rettungsdienst den Notfallort rasch zu fin- den und angemessen zu reagieren. Sollten für den Disponenten schon jetzt Sofort- massnahmen erkennbar sein, wird er Sie dazu anleiten und Sie, falls erforderlich, bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes tele- fonisch unterstützen. 7
Sicherheit, Selbstschutz, Hygiene Informationen Erkennen Handeln Im Rahmen der Ersten Hilfe kann es zu – Nicht jede Bedrohung ist auf den ersten – Das Tragen von Handschuhen minimiert Gefahren für Ersthelfer kommen. Im Wesent- Blick erkennbar das Risiko der Krankheitsübertragung lichen bestehen diese Gefahren in Verlet- – Ampel-Prinzip berücksichtigen stark zungen und Infektionen. An oberster Stelle – Experten bei Bedarf beiziehen – Die hygienische Händedesinfektion steht immer die eigene Sicherheit, wobei (z. B. Sicherheitsbeauftragte, Feuerwehr, reduziert ebenfalls die Übertragung von Vorgehensweise und Massnahmen zum Gifttierexperten, usw.) Krankheiten von Mensch zu Mensch Selbstschutz im Einzelfall anzupassen sind. – Mitmenschen & Retter warnen, wenn erheblich Bedenken Sie aber immer, dass Sie als Erst- beispielsweise Utensilien wie Löffel, – Bei drohender Gewalt immer sofortiger helfer anderer Menschen Leben retten, und Drogen, Spritzen rumliegen Rückzug in Sicherheit nicht das eigene verlieren wollen. Die intakte – Nach Möglichkeit und unter Berücksich- – Polizei alarmieren Haut ist ein fast perfekter Schutz gegen das tigung der eigenen Sicherheit, Betrof- – Fluchtwege offen halten Eindringen von Erregern. Über die verletzte fene aus dem Gefahrenbereich bergen – Dem Betroffenen / Täter niemals den Haut kann aber eine grosse Zahl von Erregern Rücken zuwenden mühelos eindringen, wobei kleinste Wunden – Ruhiges Auftreten, ruhige Sprache ausreichen. Insbesondere der Kontakt mit verwenden Körperflüssigkeiten erhöht das Risiko von Infektionskrankheiten. Besonderheiten im Strassenverkehr: – Verkehr berücksichtigen (vor dem Aussteigen, Überqueren der Strasse usw.) – Auf der Autobahn Schutz hinter der Leitplanke suchen – Warnweste tragen – Das eigene Fahrzeug als Prellbock ver- wenden (zum Absichern der Unfallstelle) – Warnblinklicht und Abblendlicht einschalten, Warndreieck aufstellen (innerorts mindestens 50 Meter von Unfallort, auf Landstrassen mit erhöhter Geschwindigkeit mindestens 100 Meter, auf Autobahnen mindestens 200 Meter) 8
Notfallprävention Typische Stresszeichen sind Herzfrequenz- Nach dem Ereignis bestehen verschiedene und Blutdruckanstieg, Beschleunigung und Möglichkeiten Informationen Vertiefung der Atmung, Unruhe und Kon- – Aktivität und Ablenkung Das zentrale Augenmerk der Notfallprä- zentrationsstörungen, Schwitzen etc. – Informationen über den Zustand des vention ist auf die Verhütung vermeidbarer Als besonders belastend gelten Notfälle mit Opfers einholen (wenn möglich) Ereignisse gerichtet. Dabei wird davon aus- Kindern, Suizidversuche, Konfrontation mit – Analyse der belastenden Gedanken gegangen, dass einige Notfälle schicksalhaft dem Tod, Hilfeleistungen für Freunde oder (Begreifen, was einen ergreift) und unvorhersehbar eintreten, ein grosser Angehörige, eigene Gefährdung, Überfor- – Gespräche (mit Freunden, Angehörigen, Teil jedoch bei ausreichender Aufmerksam- derung der Helfer u.a. Partnern, Vorgesetzten) keit vorhersehbar und damit vermeidbar Da Stress ein subjektives Phänomen ist, wer- – Debriefing, und bei Bedarf ggf. profes ist! Zur Vermeidung gehört es, Risiken zu den ähnliche Situationen von verschiede- sionelle psychologische Unterstützung erkennen, zu bewerten und zu reduzieren. nen Menschen als unterschiedlich belas- Viele Krankheiten lassen sich beispiels- tend erlebt. Das Debriefing (hier im Sinne eines C ritical weise durch die Lebensweise beeinflussen. Incident Stress Debriefing CISD) ist eine So sind die häufigsten Ursachen für einen Erkennen Präventivmassnahme mit dem Ziel eine Herzkreislaufstillstand im Erwachsenenal- Die Zeichen der posttraumatischen Belas- posttraumatische Belastungsstörung zu ver- ter Herz-Kreislauferkrankungen. Und deren tungsreaktion sind die normale Reaktion meiden. In der Akutphase (auf dem Scha- Risikofaktoren (erhöhte Blutfette (Choles- auf aussergewöhnliche Ereignisse. Meist denplatz) werden Opfer betreut, ein rich terin), Rauchen, Bluthochdruck, Überge- sind sie nach 10 bis 14 Tagen spontan ver- tiges Debriefing findet frühestens nach wicht, Zuckerkrankheit und Bewegungs- schwunden. Dauern die Symptome aber 24 Stunden, spätestens nach 7 Tagen statt mangel) lassen sich durch bewusste Lebens- länger als vier Wochen an, sollte an eine und sollten von speziell ausgebildeten Per- führung bzw. medizinische Massnahmen Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD sonen geleitet werden. beeinflussen. Post Traumatic Stress Disorder) gedacht und Bezüglich Unfällen bestehen eine ganze Hilfe zugezogen werden: Reihe von Präventionsmöglichkeiten: – Wiederholtes belastendes Erinnern – Kein Alkohol am Steuer oder beim (Träume, Geräusche, Gerüche, Körper- Bedienen von Maschinen liche Reaktionen, bei Konfrontation mit – Angepasste Geschwindigkeiten im Ereignissymbolen etc.) Strassenverkehr und auf der Piste – Erhöhtes Erregungsniveau mit Schlaf- – Schutzmassnahmen und Ausrüstung störungen, Reizbarkeit, Konzentrations- wie Helm, Gurten und vieles mehr schwierigkeiten etc.) – Symptome verursachen erhebliche Beeinträchtigungen in privaten und Stressverarbeitung nach beruflichen Bereichen belastenden Erlebnissen Handeln Informationen Im Ereignis selber ist das Spektrum der Stress ist eine natürliche Reaktion des Kör- Möglichkeiten eingeschränkt pers auf Druck, Spannung oder Verände- – Selbstinstruktion, z. B. «Einmal tief rung, wobei Stress grundsätzlich positiv durchatmen» erlebt, oder aber negativ empfunden wer- – Kollegen um Unterstützung bitten den kann. – Thematisieren der Situation und des Stresses Im Zusammenhang mit der Ersten Hilfe – Ablösung sicherstellen und annehmen erfahren Helfer oftmals negativen Stress der dann auftritt, wenn zwischen den Anfor- derungen und den subjektiv empfundene Fähigkeiten ein Ungleichgewicht besteht. 9
Rechte, Pflichten, Partner Rechte und Pflichten rufzentrale, denn Partnerorganisationen – Die Feuerwehr entscheidet über den können sich gegenseitig aufbieten (bei Gefahrenbereich und dessen Zutritt Informationen Brandalarm kommt beispielsweise auto- Erste Hilfe kann Leiden lindern und Leben matisch auch die Polizei). Zusammenarbeit mit der Luftrettung retten. Erste Hilfe sollte eine Selbstver- Warnwesten / Gilet können Auskunft über – Übernimmt Transporte in Spitäler, die ständlichkeit gegenüber Hilfebedürftigen Organisation und Funktionen der Personen via Luftweg schneller erreichbar sind sein. geben. Den Anweisungen der professionel- (z. B. Spezialklinik, Zentrumsspital) Gleichwohl befasst sich Art. 128 des len Retter ist strikt Folge zu leisten. – Erreicht abgelegene Einsatzorte (Berge, Schweizerischen Strafgesetzbuchs mit der Waldgebiete usw.) Unterlassung der Nothilfe. Dort heisst es: Zusammenarbeit mit dem Rettungs – Benötigt relativ grosse Landefläche «Wer einem Menschen, den er verletzt hat, dienst (RD) ohne Hindernisse (Strommasten, oder einem Menschen, der in unmittelbarer – Meistens ist der RD innerhalb von Bäume usw.) Lebensgefahr schwebt, nicht hilft, obwohl 15 Minuten vor Ort – Wird in der Regel von Polizei, Feuer- es ihm den Umständen nach zugemutet – Einweisung erleichtert dem RD, den wehr oder Pistenrettung eingewiesen werden könnte, wer andere davon abhält, Einsatzort zu finden – Vorsicht: Gefahr durch die Rotorblätter Nothilfe zu leisten, oder sie dabei behin- – Häufig nimmt der RD Hilfe von und Abwinde: Annäherung an den dert, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Ersthelfern und Passanten in Anspruch Helikopter nur von vorne mit Blick- Jahren oder Geldstrafe bestraft.» – RD nimmt Informationen von Augen- kontakt zum Piloten und erst wenn Dieser Artikel stellt also die unterlassene Hil- zeugen entgegen, besonders, wenn die Rotorblätter stehen! feleistung bei unmittelbarer Lebensgefahr der Betroffene nicht ansprechbar ist unter Strafe. Im Umkehrschluss ist davon auszugehen, dass im Rahmen der Ersten Zusammenarbeit mit der Polizei Hilfe nach bestem Wissen und Gewissen – Polizisten verfügen über eine solide rechtliche Konsequenzen unwahrschein- Grundausbildung in Erster Hilfe lich sind. Insbesondere bei einem lebens- – Werden bei Arbeits- und Verkehrs bedrohlichen Kreislaufstillstand gilt: Ohne unfällen mit Personenschaden meist Wiederbelebungsmassnahmen stirbt der automatisch aufgeboten Patient! – Meistens rasch am Ereignisort, da Die Pflicht zur Nothilfe trifft alle, die dazu bereits in Fahrzeugen auf Patrouille in der Lage sind. Bei Anwesenheit mehre- – Erste Hilfe hat Priorität vor Ermittlungen rer Personen trifft die Hilfspflicht jeden von und Spurensicherung ihnen. Einschränkend wird die Zumutbar- – Sichern Unfallstellen selbständig ab keit der Hilfeleistung gewertet. Dazu gehö- und halten den Weg für Feuerwehr ren der Grad der eigenen Gefährdung bzw. und Rettungsdienst frei Beeinträchtigung, die persönlichen Fähig- – Weisen bei Bedarf den Rettungsheli keiten, die Verfügbarkeit von Hilfsmitteln, kopter ein sowie Ausbildung und Erfahrung. Mindes- tens die Benachrichtigung eines Rettungs- Zusammenarbeit mit der Feuerwehr dienstes ist jedermann zumutbar. – Milizfeuerwehren benötigen in der Regel einige Minuten zum Ausrücken (Ausgangspunkte sind häufig Arbeits- Arbeit mit Partnern oder Wohnort) (FW, RD, Polizei) – Spezialaufgebote wie Hubretter oder Strassenrettungszug können längere Informationen Anfahrtswege haben Nicht immer hat sie der Ersthelfer bestellt. – Feuerwehreinheiten sind streng hierar- Das Aufgebot erfolgt häufig anhand von chisch aufgebaut und jede Einsatzkraft Einsatzstichwörtern durch die Sanitätsnot- hat eine klar definierte Rolle 10
Erkrankungen Krank war jeder von uns schon häufi Störungen der Atemwege / – Hat Ihre Massnahme zum Erfolg geführt ger in seinem Leben. Doch wie erkennt Erstickungsnotfall und Sie erkennen wieder eine normale man, ob es wirklich etwas Gravierendes Atmung bleiben Sie am Kopf des Pati- ist und sofort gehandelt werden muss? Informationen enten und beurteilen Sie immer wieder – Für eine gut funktionierende Atmung neu bis zum Eintreffen des Rettungs- Die folgenden Beschreibungen geben sind freie Atemwege erforderlich. dienstes, ob die Atmung normal bleibt. Hinweise. Wenn ein menschlicher Kör – Fremdkörper (zum Beispiel Speisen oder per schwer krank ist, zeigt er dies in Spielzeuge) können die Atemwege aller Regel erkennbar nach aussen. Die ganz oder teilweise verschliessen. sen Krankheitsausdruck nennt man – Verschlossene Atemwege stellen eine Symptom. Doch aufgepasst: Nicht alle unmittelbare Lebensbedrohung dar. der im Folgenden genannten Symp – Besonders im Säuglings- und Kleinkin- tome – ja, manchmal sogar keines – desalter sollte grosse Aufmerksamkeit zeigen sich immer bei den dargestellten auf die Vermeidung solcher Situationen Krankheitsbildern! Ein Symptom wie gelegt werden, indem verschluckbare beispielsweise starke Bauchschmerzen Kleinteile von Kindern ferngehalten kann auf Probleme völlig unterschied werden licher Art hinweisen, beispielsweise auf eine Blinddarmentzündung oder auch Erkennen auf eine Lebensmittelvergiftung. – Nicht normale Atmung, Schnapp Das sicherste, weil in jedem Fall gül atmung oder bereits ein Atemstillstand tige Kriterium, das uns eine relevante – Erfolglose Atemversuche durch den Gefährdung des Patienten sichtbar Patienten macht, ist deshalb, wenn der Betrof – Gesichtsausdruck von Angst und Panik fene entweder Probleme mit der – Zunehmende Blauverfärbung der Atmung oder dem Bewusstsein hat. Lippen und der Haut Dann ist sofortiges Handeln nötig! – Häufig passende Begleitumstände (Not- fall geschieht zum Beispiel beim Essen) – Im fortgeschrittenen Stadium Bewusst- seinsverlust und Kollaps Handeln – Alarmierung des Rettungsdienstes via Notrufnummer 144 – Als erste Sofortmassnahme Schläge zwischen die Schulterblätter – Gegebenenfalls beim noch wachen Patienten Heimlich-Manöver (siehe Abbildung rechte Spalte) – Wenn die Atemstörung bestehen bleibt und die betroffene Person bewusstlos wird und zusammenbricht, Beginn mit Herzmassage und Beatmung (siehe separates Skript) 11
Erkrankungen Sonstige Störungen Handeln Allergie der Atmung – Alarmierung des Rettungsdienstes via Notrufnummer 144 Informationen Informationen – Lagerung: Unterstützen Sie den Betrof- Allergien sind unangemessene Reaktionen Auch ohne eine Blockierung der Atemwege fenen in der für ihn angenehmsten des Körpers auf Fremdstoffe (Allergene). durch Fremdkörper kann es zu schwerer Lage; bei Luftnot wird diese meistens Häufige Allergene sind Pollen, Tierhaare, Atemnot kommen. Ursache dafür können aufrecht oder sitzend sein Lebensmittel, Eiweisse, Arzneimittel (v.a. Erkrankungen sein, die direkt die Atem – Öffnen beengender Kleidung Antibiotika), Insektengifte, Latex und viele wege betreffen (z. B. Asthma), aber auch Frischluftzufuhr, z. B. durch Öffnen – andere. Allergien können lokale oder aber andere Erkrankungen wie ein Herzinfarkt eines Fensters auch generalisierte Reaktionen auslösen können Luftnot verursachen. Aus diesem – Beruhigen: Machen Sie deutlich, dass und lebensbedrohlich sein. Grund ist es für Ersthelfende schwierig, Sie da sind und den Betroffenen nicht hier eine Unterscheidung zu treffen. Die alleine lassen Erkennen Massnahmen am Patienten sollten einzig – Machen Sie, falls nötig, ein ruhiges – Leichte Allergien machen sich oft «nur» zum Ziel haben, die Atmung zu erleichtern Atemmuster vor mit dem Hinweis an durch Schnupfen und Jucken bemerkbar oder die Luftnot erträglicher zu machen. den Betroffenen, es Ihnen gleichzutun – Häufig zunächst Hautreaktionen Eine Unterstützung des Patienten steht im – Bereiten Sie sich auf im weiteren wie Rötung, Schwellung und Juckreiz Vordergrund. Verlauf möglicherweise erforderliche – Schwerere Reaktionen können zu Atem- Basismassnahmen vor not und Kreislaufreaktionen führen Erkennen – Möglicherweise führt der Betroffene – Deutlich erkennbar nicht normale einen Allergikerausweis bei sich Atmung – Sehr schnelle oder sehr langsame Handeln Atmung – Bei Atemnot alle Massnahmen wie – Unnatürliche Atemgeräusche oben beschrieben (z. B. Pfeifen, Giemen oder Brodeln) – Zusätzlich soll dem Betroffenen bei der – Patient wirkt deutlich angestrengt Einnahme allfällig mitgeführter Medi- – Gesichtsausdruck von Angst und Panik kamente, sowie wenn vorhanden bei – Zunehmende Blauverfärbung der der Anwendung eines Epipen® geholfen Lippen und der Haut werden – Im fortgeschrittenen Stadium Bewusst- seinsverlust und Kollaps 12
Störungen des Kreislaufs / Herzinfarkt Informationen Ursache eines Herzinfarktes ist ein Ver- schluss in der Blutversorgung des Her- zens. Beeinflussbare Risikofaktoren sind Bluthochdruck, Rauchen, Zuckerkrank- heit, Übergewicht und andere. Das bedeu- tet, dass sich die Wahrscheinlichkeit eines Infarkts durch eine bewusste Lebensweise erheblich beeinflussen lässt. Ein Herzinfarkt ist ein potenziell lebensbedrohliches Krank- heitsbild und in der Schweiz eine häufige Todesursache. Eine sofortige Alarmierung des Rettungsdienstes kann für den Betrof- Störungen des Bewusstseins / fenen lebensrettend sein. Bewusstlosigkeit Erkennen Informationen Handeln Die betroffene Person gibt meistens Brust- Zu Bewusstseinsstörungen kann es durch – Alarmierung des Rettungsdienstes via schmerzen mit einem Engegefühl in der Verletzung, Erkrankung oder Vergiftung Notrufnummer 144 Brust an, Schmerzen zum Teil ausstrahlend kommen. Die grösste Gefahr bei einer Bewusstlosenlagerung (Seitenlagerung); – in den linken Arm, Oberbauch oder Rücken. Bewusstseinsstörung liegt im Ersticken. Dies dabei kommt es vor allem darauf an, – Oftmals Luftnot geschieht dadurch, dass in Rückenlage die dass die Atemwege in Seitenlage frei- – Angst, Unruhe, Kaltschweissigkeit erschlaffte Zunge des Bewusstlosen zurück- gehalten werden – Blässe, Übelkeit, Erbrechen sinkt und die Atemwege blockiert oder aber – Wärmeerhalt, zum Beispiel mittels durch Mageninhalt, der unbemerkt in die Rettungsdecke aus Autoapotheke Handeln Lunge gelangt. – Bleiben Sie danach am Kopf des Patien- – Alarmierung des Rettungsdienstes ten und beurteilen Sie immer wieder via Notrufnummer 144 Erkennen neu bis zum Eintreffen des Rettungs- – Beruhigen – Person liegt regungslos am Boden dienstes, ob die Atmung normal bleibt. – Patient zur Vermeidung weiterer – Person reagiert nicht auf Ansprache Anstrengungen anhalten – Kein Öffnen der Augen – Beengende Kleidung – Keine sonstigen Bewegungen öffnen / Frischluftzufuhr – Normale Atmung erkennbar – Den Patienten nach seinem eigenen Wohlgefühl oder Bedürfnis in der Lagerung unterstützen – Wenn möglich Vorbereitungen auf die sich verschlechternde Situation treffen (Anforderung Defi, Erste Hilfe Set, Platz schaffen) – Wenn Sie Aspirin greifbar haben, geben sie es dem ansprechbaren Betroffenen, solange dieser keine bekannte Magen- Darm-Blutung hat und keine Allergie auf Aspirin bekannt ist 13
Erkrankungen Schlaganfall Handeln Unterzuckerung – Alarmierung des Rettungsdienstes via Informationen Notrufnummer 144 Informationen – Ein Schlaganfall entsteht durch den – Versuchen Sie Ruhe auszustrahlen; Alle Zellen des Körpers sind auf Energie Verschluss oder das Einreissen eines zeigen Sie dem wachen Patienten, dass zufuhr angewiesen, um ihre Arbeit leisten Blutgefässes im Gehirn. Sie für ihn da sind und nicht wegge- zu können. Der wichtigste Energieliefe- – Ein Schlaganfall ist ein lebensbedrohli- hen, bis der Rettungsdienst vor Ort ist rant ist Zucker (vor allem Traubenzucker cher Notfall. Eine sofortige Alarmierung – Den Patienten nach seinem eigenem – Glukose). Eine bedrohliche Unterzucke- des Rettungsdienstes ist für den Betrof- Wohlgefühl oder Bedürfnis in der Lage- rung tritt vor allem bei Zuckerkranken fenen deshalb von grösster Wichtigkeit. rung unterstützen (Diabetikern) auf, bei denen es zu Fehlern in – Bei Bewusstlosigkeit und normaler der Insulindosierung gekommen ist. Erkennen Atmung Bewusstlosenlagerung und – Gesichtslähmungen: engmaschige Kontrolle der Atmung Erkennen Betroffener kann nicht pfeifen (siehe Seite 13) – Im Anfangsstadium gegebenenfalls – Halbseitenlähmung: Heisshunger Betroffener kann die Arme nicht – Wesensveränderungen (von still bis seitengleich ausgestreckt halten aggressiv) – Sprachstörungen: – Kaltschweissigkeit Betroffener kann nicht reden oder – Bewusstseinsstörungen bis zur tiefen spricht unklar, verwaschen Bewusstlosigkeit – Eventuell Krämpfe Handeln – Alarmierung des Rettungsdienstes via Notrufnummer 144 – Achten Sie auf Ihren Selbstschutz bei aggressiven Patienten – Bei nicht ansprechbaren Personen Bewusstlosenlagerung und engmaschige Atmungsbeurteilung (siehe Seite 13) – Bei konkretem Verdacht auf Zucker mangel geben Sie dem Betroffenen gezuckerte Getränke, solange dieser noch bei Bewusstsein und in der Lage ist zu schlucken 14
Krampfanfall Gefahr für Ersthelfer besteht durch Infek- Bauchschmerzen tionskrankheiten und Wesensveränderung Informationen des Betroffenen. Informationen Das Gehirn koordiniert alle Aktivitäten des Im Bauch und gleich oberhalb des Bauches Körpers. Durch unterschiedliche Störun- Man unterscheidet bei den Rauschdrogen: im Brustkorb befinden sich die meisten gen kann es zu Krampfanfällen kommen. – Uppers (anregend) wie Alkohol, Kokain, Organe des Menschen. Durch unterschied- Mögliche Ursachen können sein: Epilep- Ecstasy oder Amphetamine lichste Störungen kann es, ausgehend von sie, Hirnverletzungen, Vergiftungen, hohes – Downers (beruhigend) wie Heroin, diesen Organen, zu Erkrankungen und Fieber, Unterzuckerung, Alkohol- oder GHB, Opium oder Cannabis Schmerzen kommen. Der genaue Ort der Drogenentzug. – Halluzinogene wie LSD, Zauberpilze Störung ist für Laien praktisch nicht aus- oder Stechapfel zumachen, für Ihr Handeln in der Ersten Erkennen Hilfe ist dies aber auch unerheblich. – Bewusstseinsstörungen Erkennen – Zuckende Bewegungen der Extremitäten – Bewusstseinsveränderungen wie Erkennen und gegebenenfalls des Körperstamms Euphorie und Verwirrtheit bis hin zum – Plötzliche starke bis sehr starke, – Gegebenenfalls Sturz Bewusstseinsverlust oft krampfartig wiederkehrende – Gegebenenfalls Zungenbiss mit Blutung, – Unruhe, Aggressivität, Halluzinationen, Bauchschmerzen eventuell Schaum vor dem Mund Wahnzustände – Übelkeit, eventuell mit Erbrechen – Mitunter Krampfanfälle – Blässe, eventuell Schwitzen Handeln – Veränderung von Herzfrequenz und – Flache und schnelle Atmung – Achten Sie bei heftigen Zuckungen auf Blutdruck mit erhöhtem Herz- und – Oft typische Schonhaltung (gekrümmt, Ihren Selbstschutz Hirninfarktrisiko angezogene Beine, Hände auf dem – Alarmierung des Rettungsdienstes via – Herzrhythmusstörungen Bauch) Notrufnummer 144 – Häufig sehr grosse oder kleine Pupillen – Betroffenen vor Selbstverletzung Handeln schützen (Platz schaffen, Gegenstände Handeln – Beruhigen Sie den Betroffenen entfernen) – Selbstschutz beachten! – Der Patient hat die für ihn angenehmste – Kein Beissschutz im Krampfanfall – Bewusstlosen in Seitenlage bringen und Lagerung meistens schon selbst be- – Wenn der Betroffene nach dem nicht unbeaufsichtigt „schlafen“ lassen stimmt. Versuchen Sie zu unterstützen, Krampfanfall regungslos und bewusst- – Atmung kontinuierlich überwachen falls notwendig. Eine Lagerung lie- los ist sowie normal atmet, wird er («schnarchende» Geräusche deuten auf gend mit erhöhtem Oberkörper und in die Bewusstlosenlagerung (siehe Verlegung der Atemwege hin!) eventuell ein Kissen oder eine Decken- Seite 13) gebracht – Vor Witterungseinflüssen und Wärme- rolle unter dem Knie bewirken oft – Engmaschige Kontrolle der Atmung verlust schützen Schmerzlinderung. – Schweizerisches Toxikologisches Infor- – Ess-, Trink- und Rauchverbot mationszentrum Tel. 145 kann – Alarmierung des Rettungsdienstes Vergiftungen durch Drogen Auskunft zu Substanzen, Folgen und via Notrufnummer 144 Ersthelfermassnahmen erteilen – Wird der Betroffene bewusstlos, Informationen – Auch Symptome ohne genaue Anga- Bewusstlosenlagerung und engmaschige Als «Droge» bezeichnet man jede Substanz, ben zu Substanzen können hilf- Kontrolle der Atmung die das zentrale Nervensystem (Wahrneh- reich sein, um Therapievorschläge zu mung, Gefühle, Emotionen, Motorik) beein- erhalten flusst und das Bewusstsein verändert. Die – Ggf. Tablettenblister / Drogenreste Auswirkungen sind primär von der Substanz suchen und dem Rettungsdienst und der eigenommenen Menge abhängig, mitgeben aber auch von Alter, Geschlecht, Gewicht, Grösse, Gesundheitszustand und Persönlich- keit des Konsumenten. 15
Obertitel 16
Verletzung Der im wahrsten Sinne des Wortes Sichtbare Blutungen wohl augenscheinlichste Unterschied zwischen Verletzungen und Erkran Informationen kungen besteht darin, dass man die Jeder Mensch hat, je nach Grösse und meisten Verletzungen sofort sieht, vor Gewicht, rund fünf bis sechs Liter Blut, allem, wenn sie bluten. Dieser Anblick die vom Herzen durch den Blutkreislauf ist für den Betroffenen selbst meist gepumpt werden. Das Blut erfüllt eine Viel- schlimm. Dem Helfer hingegen ermög zahl wichtiger Aufgaben, unter anderem licht er die problemlose, weil sicht den Transport von Sauerstoff und Nähr- bare Lokalisation des gesundheitlichen stoffen zu den Zellen. Bei Verletzungen der Problems. Er kann somit sofort ziel Haut und / oder tiefer liegender Gewebe gerichtet eingreifen. kommt es zur Öffnung von Blutgefässen Daneben gibt es ein weiteres wich und zum Austritt von Blut. Grosser Blut tiges Unterscheidungsmerkmal: Er- verlust stellt die grösste Gefahr dar und krankungen sind fast immer auf ein kann lebensbedrohlich werden. Darüber sogenanntes «inneres Geschehen» hinaus besteht bei offenen Verletzungen zurückzuführen, also einen Auslöser, Infektionsgefahr. der im Körperinneren aktiv wurde. Für Verletzungen jedoch braucht es Erkennen etwas, das von ausserhalb des Körpers – Sichtbare Blutung kommt, zum Beispiel ein Velofahrer, – Erkennbare Verletzung und offene der den Kopf auf dem Trottoirrand auf Wunde – Fremdkörper nicht entfernen, sondern schlägt oder eine Hand, die einer Ker – Ausgetretenes Blut am Boden in der Wunde belassen. Wunde, so gut zenflamme zu nahe kommt. Deshalb es geht, bedecken und Fremdkörper sind im folgenden Kapitel auch Not Handeln möglichst mit «Polster» (zum Beispiel fälle wie der Sonnenstich beschrieben, – Schutzhandschuhe anlegen Verbandpäckchen) stabilisieren, damit den mancher Leser spontan wohl nicht – Betroffenen in seiner Lage unterstüt- er sich nicht bewegen kann. der Sparte «Verletzungen» zuordnen zen, Liegen oder Sitzen ist meist – Bei Blutungen, die sich auf diese Weise würde. förderlich nicht stoppen lassen, kann – wenn Wenn Sie sich bei verletzungsbeding – Bei schwerwiegenden Verletzungen erlernt – ein spezielles Tourniquet ten Notfällen die Erste Hilfe zutrauen, und grossem Blutverlust: Alarmierung angelegt werden achten Sie besonders auf Ihren Selbst des Rettungsdienstes via Notruf – Verletzungen dieser Art müssen von schutz. Auslösende Faktoren der Verlet nummer 144 einem Arzt behandelt werden; erst er zung können nicht selten auch noch für – Versuch die Blutung zu stoppen wird dann – nach einer professionellen Sie zur Gefahr werden, ebenso wie Blut – Keine Wundreinigung Lageeinschätzung und unter kontrol- oder andere Körperflüssigkeiten. Die – Wundverband anlegen: sterile Kom lierten Bedingungen – den Fremd erste Beurteilung der Situation und das presse auf die Wunde legen und dann körper entfernen. konsequente Tragen von Schutzhand mit Verband, Dreiecktuch oder notfalls schuhen sind hier besonders ratsam. Pflaster fixieren; keine Salben oder Pulver auftragen – Im seltenen Fall einer sehr starken Blutung als Überbrückungsmassnahme bis zum Eintreffen des Rettungsdiens- tes einen Druckverband anlegen (sterile Kompresse auf die Wunde, darüber ein bis zwei Verbandpäckchen und dann einen festsitzenden Verband anlegen). 17
Verletzungen Nasenbluten Amputation Wasser Plastikbeutel Informationen Informationen – Eine Blutung aus der Nase, die nicht im – Bei einer Amputation werden ein oder Zusammenhang mit einer Kopfverletzung mehrere Körperteile – fast immer im steht, kann verschiedene Ursachen Rahmen eines Unfalls – abgetrennt. haben, zum Beispiel eine Verletzung oder – Am häufigsten sind die Finger betroffen. Entzündung. Mitunter ist sie aber auch – Anfangs ist mitunter keine starke Blu- eine Folge eines zu hohen Blutdrucks. tung feststellbar, später aber kann eine – Gefährlich wird eine solche Blutung nur, solche einsetzen. wenn sie andauert und die Atemwege – Grundvoraussetzung für eine erfolgrei- des Patienten beeinträchtigt oder wenn che Replantation ist eine fachgerechte der Blutverlust erheblich ist. Versorgung des abgetrennten Körper- teils (Amputat). Erkennen – Blut tropft oder rinnt aus der Nase Erkennen – Patient fühlt sich sehr gestört und ver – Körperteil ist gänzlich oder beinahe unsichert, oft sind seine Kleider bereits abgetrennt blutbefleckt, und er hält ein blutge – Je nach Ursache Fehlstellung der betrof- tränktes Taschentuch gegen seine Nase fenen Extremität Amputat (in sterilen – Eventuell Schwindel oder allgemeines – Erkennbare Blutung Verband eingewickelt) Eiswürfel Schwächegefühl – Betroffener ist unruhig und hat Angst Handeln Handeln zwischen Amputat und Eiswasser – Patient soll sitzen und einmal die Nase – Alarmierung des Rettungsdienstes via kommen! schnäuzen, danach Kopf nach vorne Notrufnummer 144 Nicht vergessen, den Beutel dem halten, damit das Blut abfliessen kann – Patient in der Lagerung unterstützen, Rettungsdienst mitzugeben! – Tuch zum Auffangen des Blutes vor meist ist Sitzen oder Liegen sinnvoll die Nase halten – Beruhigen – Versuchen, durch Zusammendrücken – Nach Möglichkeit betroffene Extremität, Ausgeschlagener Zahn der Nasenflügel die Blutung zu stoppen bzw. Extremitätenstumpf hoch halten – Auch ein kaltes, an den Nacken geleg- – Amputationswunde sauber (nach Mög- Information tes Tuch kann helfen, den Blutfluss zu lichkeit steril) bedecken Handelt es sich beim «Amputat» um einen vermindern – Bei starker Blutung eventuell Druck Zahn, kann durch rasches Handeln eine – Bei starker unstillbarer Blutung: verband anlegen (siehe Seite 17) Replantation möglich gemacht werden. Alarmierung des Rettungsdienstes via – Abgetrennte/n Körperteil/- teile suchen Notrufnummer 144 und ohne Reinigungsversuche wie folgt Erkennen weiterversorgen: Der Zahn ist abgebrochen oder gänzlich Amputatverpackung: Amputat in ausgeschlagen. Wundkompresse oder sauberes Tuch einhüllen und in sauberen Plastik Handeln beutel (am besten Gefrierbeutel aus –D en Zahn möglichst in eine spezielle der Küche) legen. Lösung einlegen Beutel verschliessen und diesen dann – Ist solche nicht verfügbar, Zahn im Spei- in einen zweiten, mit Eiswasser gefüll- chel transportieren (aber nicht im Mund) ten Beutel legen. Zweiten Beutel – Rasch einen Zahnarzt oder Zahnklinik ebenfalls verschliessen (s. Abb.). aufsuchen Es darf zu keinem Direktkontakt 18
Knochenbruch & Verstauchung Informationen Knochen und Gelenke bilden den Stütz- und Bewegungsapparat des menschlichen Körpers. Die Bewegung selber wird durch die Muskulatur ermöglicht. Knochen haben eine auf ihre typischen Belastungen ausgerichtete grosse Stabilität, können aber bei Überlas- tung brechen. Erkennen Sichere Bruchzeichen: – Fehlstellung – Offener Bruch mit sichtbaren Knochenfragmenten – Abnorme Beweglichkeit Rückenverletzung Unsichere Bruchzeichen: Informationen – Stabilisieren des Kopf-Hals-Bereichs mit – Schwellung Vom Gehirn laufen die Nervenfasern im dem Halsschienengriff, sofern dieser – Schmerzen Rückenmark durch den Wirbelkanal. Durch erlernt wurde (s. Abb.) – Bluterguss einen Unfall kann es zu einer Verletzung – Bei wachen Motorradfahrern Helm der knöchernen Wirbelsäule, aber auch abnahme durch zwei Helfer, sofern dies Handeln des Rückenmarks kommen. Die Folge der erlernt wurde – Alarmierung des Rettungsdienstes via Rückenmarksdurchtrennung ist eine Quer- – Bei bewusstlosen Motorradfahrern Notrufnummer 144 schnittlähmung. Helmabnahme auch alleine – Lagerung so, wie es dem Betroffenen – Bei Bewusstlosigkeit hat die Bewusst am wenigsten Schmerzen bereitet Erkennen losenlagerung als lebensrettende – Gegebenenfalls behelfsmässige – S chmerzen in der betroffenen Region Sofortmassnahme Vorrang Schienung des Rückens – Wird der Betroffene bewusstlos, – Kühlung zur Schmerzlinderung und – Gegebenenfalls Gefühllosigkeit oder Bewusstlosenlagerung und engmaschige Verzögerung einer Schwellung Missempfindungen in den Beinen, unter Kontrolle der Atmung – Bei Frakturen ohne Fehlstellung even Umständen auch in den Armen – Beruhigen tuell Zugentlastung (s. Abb.) – Unfähigkeit, die Beine und allenfalls – Wärmeerhalt die Arme zu bewegen – Verlust von Temperatur- und Schmerz- Mehr Informationen zur Ersten Hilfe bei Wir- empfinden in den betroffenen belsäulen- und Rückenmarksverletzungen Körperregionen finden Sie in unserem separaten Skript. Handeln – Alarmierung des Rettungsdienstes via Notrufnummer 144 – Stabile Rückenlagerung auf möglichst ebener und harter Fläche – Ansprechbare, wache Patienten mög- lichst nicht mehr bewegen, vor allem Kopf und Rückenbewegungen unbe- dingt vermeiden 19
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