Und sie trauen sich doch! - Kathrein Privatbank
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GELD & BÖRSE Anlagestrategien der Private Banker Und sie trauen sich doch! Für die heimischen Privatbanker ist die jüngste Aktienquote erhöht Das alles führt – trotz kurzfristiger Tur- Aktienrally mehr als ein bloßes Strohfeuer. bulenzen (Zypern, Italien, Herabstu- GEWINN hat sich bei ihnen umgehört, wie man fung Großbritanniens) – bei den In- sich jetzt noch richtig positioniert und vor vestmentprofis freilich zu wichtigen Neupositionierungen. Henrik Herr, Rückschlägen schützt. Leiter Private Banking der Credit Suisse in Österreich, verweist auf erste Schrit- VON RAJA KORINEK te: „Vor wenigen Wochen stuften wir Aktien wegen Befürchtungen hinsicht- lich Italien, den Budgetkürzungen in D as tief sitzende Misstrauen vieler Privatanleger gegen- über der globalen Aktienrally den USA und übertriebenem Opti- mismus aus taktischer Sicht auf neutral herab.“ So weit der kurzfristige takti- dauert nun schon genauso lange sche Ansatz. Im Gegensatz dazu die an wie die Hausse selbst. Damit längerfristigere strategische Positionie- hat man freilich bislang auf schöne rung: „Für den strategischen Horizont Ertragschancen verzichtet. Soll man blieben wir für Aktien jedoch überge- jetzt überhaupt noch einsteigen oder wichtet“, betont Herr, „indessen lassen lodert ohnedies nur ein kurzlebiges die zuvor erwähnten Risken nach, wes- Strohfeuer auf den Aktienmärkten? halb wir Aktien auch taktisch wieder Meinhard Platzer, Chef der LGT Schritt für Schritt ausbauen werden.“ Bank Österreich, stimmt gerade diese Zurückhaltung zuversichtlich: „Unsere Rückschläge vorprogrammiert positive Marktmeinung stützt sich Tatsächlich haben gerade die Italien- unter anderem auf die immer noch Wahlen von Ende Februar erneut ge- hohe Skepsis der internationalen zeigt, wie rasch sich Marktteilneh- Investoren gegenüber Risiko- mer verunsichern lassen. Schon veranlagungen sowie auf die ak- im Vorfeld wurden entsprechende tuell moderaten Bewertungen.“ Länderanleihen und Aktien ab- Ein Optimismus, den ande- verkauft. re Profis durchaus teilen. Cons- Von zwischenzeitlichen Tur- tantin Veyder-Malberg, Chef der bulenzen sollte man sich aber Capital Bank: „In Europa und nicht abschrecken lassen. Alfred den USA bewegen sich die Aktien- Reisenberger, Wiener Privatbank: indizes nahe ihrer Höchststände von „Da es noch genügend Dinge in der 2007. Psychologisch ist das eine Hürde. Euro-Zone aufzuarbeiten gilt, bleibt Anders als im Jahr 2007 kommen wir der Markt von Rückschlägen sicher aber heute aus der Krise, anstatt direkt nicht verschont. Die jüngste Vergan- in sie hineinzugehen.“ Zumindest genheit hat aber gezeigt, dass sie sich scheint das die Erwartung der Markt- als attraktive Kaufchancen präsentiert teilnehmer zu sein, so Veyder-Malberg. haben.“ Johannes Nenning, Privatban- Mathias Albert, Vorstand bei der ker der Raiffeisenbank Lech/Arlberg, Bank Gutmann, unterstreicht: „Dieses Der deutsche Leitindex DAX hatte stuft einen vorübergehenden Rückgang Strohfeuer auf den Aktienmärkten Mitte März sein altes Rekordhoch von ohnedies als gesunde Konsolidierung brennt in den USA immerhin schon 8.000 Punkten erstmals wieder ge- ein. vier Jahre.“ Währenddessen werteten knackt (siehe Seite 40). Auch andere In den USA sorgen wiederum die Anleger den Regierungswechsel in Ja- europäische Indizes konnten nach dem andauernden Budgetstreitereien für pan (und die Abwertung des Yen) vor Knick im Jahr 2011 endlich zulegen. In weitere Unsicherheiten. Republikaner wenigen Monaten derart positiv, dass den USA wurden die alten Höchststän- und Demokraten konnten sich zumin- der Nikkei 225 geradlinig nach oben de beim Dow Jones und dem S&P 500 dest auf einen Steuerdeal zu Jahresbe- schnellte. schon früher überschritten. ginn 2013 einigen. Wolfgang Eisl, Chef 54 GEWINN 4/13
GELD & BÖRSE Anlagestrategien der Private Banker Foto: Markus Wache/Lichtstark.com Foto: www.susannestemmer.com Foto: Raiffeisen Private Banking Robert Zadrazil, Bank-Austria-Vorstand Priva- Christian Ohswald, Chef der Raiffeisen Private Wolfgang Traindl, Private-Banking-Chef bei te Banking: „Wir bevorzugen bei Aktien Banking Wien: „Die Charttechnik liefert der Erste Bank: „Bluechips liefern Dividenden Schwellenmärkte und Japan.“ zusätzliche Kaufsignale.“ und repräsentieren reale Substanzwerte.“ der UBS-Niederlassung Österreich, da- negativen Auswirkungen der Fiskal- Nur bei den Ausgabenkürzungen gibt zu: „Der vorläufige politische Kompro- klippe auf die Wirtschaft verbesserte es bislang keinen Kompromiss, am 1. miss in den USA zur Begrenzung der die Aussichten für Aktien insgesamt.“ März traten deshalb automatische Kür- GEWINN 4/13 55
GELD & BÖRSE Anlagestrategien der Private Banker Solide Gewinnaussichten Insgesamt schätzen die Experten die weiteren Aussichten positiv ein. „Die aktuelle Kursentwicklung der Aktien ist durch die Gewinnentwicklung der Unternehmen gerechtfertigt und hat noch weiteres Steigerungspotenzial“, unterstreicht Willibald Gmoser, Leiter Private Banking beim Bankhaus Krentschker. Solide Gewinnaussichten führt auch Christian Nemeth von der Zür- cher Kantonalbank Österreich als einen Foto: Studio Ehringer GmbH der Gründe für weitere Kursanstiege an. Zusätzliche Kaufsignale liefert laut Foto: Herbert Richter Christian Ohswald, Chef der Raiffeisen Private Banking Wien, die Charttech- nik. Bernhard Ramsauer, Vorstandschef der Deut- Aktien sind günstig Helmut Praniess, Direktor der Privatbank: sche Bank Österreich: „Diese Aktienrally „Risikolose Veranlagungen können derzeit Und: Das langjährige durchschnittliche wird mit sehr viel Liquidität befeuert.“ kaum den Erhalt der Kaufkraft sicherstellen“ DAX-KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) von 19 ist derzeit mit elf weit günstiger. zungen ein. Und schon Mitte Mai muss Beim EuroStoxx 600 liegt das KGV Anleihenkäufe der Notenbanken. Bern- sich die US-Regierung erneut mit dem ähnlich tief, und damit ebenfalls unter hard Ramsauer, Vorstandsvorsitzender Schuldenlimit von derzeit 16,5 Billio- dem Schnitt. In den USA deuten die der Deutsche Bank Österreich, bringt nen Dollar auseinandersetzen. Eigent- Zahlen auf einen etwas teureren Markt es überspitzt auf den Punkt: „Diese Ak- lich ist die Obergrenze längst erreicht. hin. Hingegen verharren in Europa tienrally wird nicht mit Stroh befeuert, Weitere Turbulenzen sind also nicht und in den USA die Anleihenrenditen sondern mit Liquidität.“ auszuschließen. auf historisch tiefem Niveau, dank der Zinsen als Alternative zu niedrig Das Zinsargument macht ein Aktien- investment laut Josef Sattler, Leiter Pri- Wichtige Kennzahlen zu den großen Anbietern vate Banking beim Bankhaus Schel- Verwaltetes Ver- Mit- Mindestanlage- hammer & Schattera, jedenfalls umso mögen in Mio. € arbeiter summe in € Bank Austria Private Banking 9.7001 213 500.000 verlockender: „Der Aufwärtstrend Capital Bank - GRAWE Gruppe 9.630 51 100.000 könnte aufgrund der im Vergleich zu Credit Suisse k. A. 49 1.000.000 Anleihenrenditen hohen Dividenden- Deutsche Bank 4.000 70 500.000 renditen weiter anhalten.“ Während Erste Bank 40.0002 65 300.000 zehnjährige deutsche Staatsanleihen Bank Gutmann 13.700 207 k. A. bei rund 1,5 Prozent rentieren, liegen Hypo NÖ k. A. 11 100.000 die Dividendenrenditen in Europa im Hypo Vorarlberg 800 60 75.0003 Schnitt bei vier Prozent, in den USA Bankhaus Kathrein 4.041 74 1.000.000 bei knapp drei Prozent. Dennoch soll- Bankhaus Krentschker 1.000 16 100.000 Lechbank Raiffeisenbank Lech/Arlberg 220 6 keine ten Anleger Jörn Schmäing vom Bank- Liechtensteinische Landesbank (LLB) k. A.4 43 500.000 haus Jungholz zufolge nicht vergessen, Oberbank 4.100 34 250.000 dass Dividenden auch gesenkt werden Raiffeisen Private Banking Wien 3.000 78 150.000 oder ausfallen können. Schoellerbank 7.750 275 500.000 Semper Constantia Privatbank 7.970 17 500.000 Aktien beimischen Bankhaus Spängler k. A. 85 300.000 „Weil risikolose Veranlagungen derzeit UBS Wealth Management k. A. 62 500.000 kaum den Erhalt der Kaufkraft sicher- VKB Bank k. A. 14 250.000 stellen können, erscheint unter diesem Wiener Privatbank k. A. 6 k. A. Zürcher Kantonalbank 620 72 250.000 Aspekt eine maßvolle Beimischung k. A. = keine Angabe; 1) 145 Mrd. Euro als UniCredit-Gruppe; 2) mit Sparkassen; 3) 750.000 bei Private Banking Plus; von Aktien sinnvoll“, so Helmut Pra- 4) keine Angaben für Österreich, 48,7 Mrd. CHF in der gesamten Gruppe per Ende Juni 2011 niess, CEO der Privat Bank. 56 GEWINN 4/13
GELD & BÖRSE Anlagestrategien der Private Banker Leopold mehr als rund 15 Heidenreich, Prozent des De- Chief Investment pots in Aktien zu Officer der Sem- veranlagen. Auf- per Constantia geteilt auf Bran- Privatbank, unter- chen, sollten laut streicht: „Aktien sind Wolfgang Traindl, im Verhältnis zu anderen Private-Banking-Chef Veranlagungsalternativen bei der Erste Bank, insbe- noch immer günstig. Wir er- sondere Bluechips aus den Be- warten einen weiteren Anstieg. reichen Konsum, Pharma und Werterhalt bleibt unser langfristiges Nahrungsmittel in keinem Portfolio Ziel. Substanzaktien mit hoher Divi- fehlen: „Sie liefern Dividenden und re- dendenrendite haben Vorrang.“ präsentieren reale Substanzwerte.“ Ganz oben auf der Prioritätenliste Regional räumt Höllinger derzeit Foto: Studio Huger stehen internationale Bluechips, sprich: europäischen Aktien mehr Kurspoten- globale Konzerne, die gut aufgestellt zial ein: „Sie haben die kräftige Rally sind. Diese Assetklasse schneidet mit der US-Aktien noch nicht mitgemacht.“ einer Durchschnittsnote von 1,7 am Auch Helmut Nuspl, Private Ban- besten ab (siehe Tabelle). Susanne Höl- king der Oberbank, favorisiert Europa: Leopold Heidenreich, Semper Constantia: „Aktien sind im Verhältnis zu anderen Veran- linger, Vorstandschefin der Kathrein „Es sollte von einem wieder tendenziell lagungsalternativen noch immer günstig.“ Privatbank, erklärt die „Vorliebe“ für schwächeren Euro profitieren. Wir be- dieses Aktiensegment: „Derzeit ist Si- vorzugen derzeit Value gegenüber cherheit mehr denn je auch bei Aktien- Growth, da wir zwar von Wachstum in Robert Zadrazil, Bank-Austria-Vor- investments gefragt“, wobei sie kon- der Welt ausgehen, dieses jedoch etwas stand Private Banking, fügt hinzu: „In servativen Anlegern generell rät, nicht schaumgebremst sein sollte.“ den USA ist die Datenlage immer noch
GELD & BÖRSE Anlagestrategie der Private Banker durchaus positiv.“ So überzeugten Chancen in den Emerging Markets ein interessanter Aspekt, hebt Martin jüngst die gestiegenen US-Einzelhan- Tatsächlich rangieren Aktien aus den Greibl, Head of Asset Management delsumsätze, auch der Arbeitsmarkt Schwellenländern gleich auf Platz drei der Meinl Bank, hervor. deutet auf eine Entspannung. Zadrazil in der Tabelle, gemeinsam mit öster- Vom Wachstum in den Schwellen- weiter: „Vieles davon ist in den Ak- reichischen Aktien. Letztere Werte pro- ländern können Anleger etwa mit je- tienkursen aber bereits enthalten. Re- fitieren vor allem von den Schwellen- nen Qualitätstiteln profitieren, die ei- gional favorisieren wir bei den Aktien ländern im Osten, vielen wird großes nen hohen Umsatzanteil in den Emer- die Schwellenländermärkte und Japan, Aufholpotenzial eingeräumt. ging Markets haben, verweist etwa Ni- wobei wir das Kursrisiko beim Yen ab- Vor allem die geringe Verschul- ko Feischl, Private-Banking-Chef der gesichert haben.“ dung einiger der Schwellenländer ist VKB Bank. 58 GEWINN 4/13
GELD & BÖRSE Anlagestrategie der Private Banker der Raiffeisen Vermögensverwaltungs- bank. Sie verweist aber auch auf Wan- del- und Hochzinsanleihen. Bei An- leihen mit hoher Bonität sind die Pri- vatbanker insgesamt neutral bis ne- gativ eingestellt, wie die Tabelle zeigt. Das bedeutet nicht, dass man auf sie verzichten soll: „So lange die Zinsen und die Inflation niedrig bleiben, sind Anleihen sicherer Staaten zur Absiche- rung interessant“, so Meinl-Experte Martin Greibl. „Bei einem Wiederauf- leben der Euro-Krise kann die aufkom- mende Verunsicherung auch auf den Aktienmärkten zu herben Rückschlä- gen führen“, warnt auch Thomas Partel, Foto: Oberbank Leiter Premium Banking der Hypo NÖ. Foto: UBS Doch für Langfristinvestoren sind die Rentenmärkte derzeit auch keine Franz Witt-Dörring, Vorstandschef der Schoel- Alternative. Denn, „die Realrenditen Helmut Nuspl, Private Banking Oberbank: lerbank: „Vorsicht bei einer langfristigen „Bevorzugen derzeit Value gegen Growth. Kapitalbindung bei Rentenpapieren.“ sind auf dem tiefsten Niveau der ver- Gehen von schaumgebremstem Wachstum aus.“ gangenen 100 Jahre, nominelle Zinsen so tief wie seit dem Zweiten Weltkrieg Im Übrigen bieten auch Emerging- nicht mehr. Viel Platz nach unten haben Schoellerbank, zu Vorsicht bei einer Markets-Anleihen teilweise noch Er- Anleihenpreise nicht mehr“, rät Franz langfristigen Kapitalbindung bei Ren- tragschancen, meint Ingrid Szeiler von Witt-Dörring, Vorstandschef der tenpapieren. GEWINN 4/13 59
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