Unfallprävention im Erwachsenensport - Barbara Pfenninger Bern, 2020 Fachdokumentation 4.057
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Inhalt Einleitung 4 Definition von Massnahmen 18 Sport im Erwachsenenalter 4 1. Gesetze, Richtlinien, Weisungen 18 Sport und Bewegung mit 2. Infrastruktur, Sportanlage, Umwelt 18 Erwachsenen sicher anleiten 4 3. Material, (Schutz-)Ausrüstung 18 Didaktische und unfallpräventive Analyse 4 4. Setting, Regeln 18 5. Angepasste Lernarrangements 18 1. Was kann passieren? 6 6. Haltung, Motivation 19 Das Unfallgeschehen analysieren 6 7. Wissen, Kenntnisse 19 Unfalldefinition 6 8. Körperliche und sporttechnische Voraussetzungen 19 2. Warum kann es passieren? 8 9. Risikokompetenz 19 Risikofaktoren analysieren 8 10. Verhalten im Notfall 19 Verhältnisbezogene Risikofaktoren 8 Verhaltensbezogene Risikofaktoren 8 5. Sport- und Bewegungsangebote für ältere Erwachsene 20 3. Wie kann es verhindert werden? 10 Das Unfallgeschehen analysieren 20 Verhältnisprävention 10 Gleichgewichts- und Krafttraining Verhaltensprävention 10 für die Sturzprävention 20 Drei Strategien um Unfälle zu verhindern 10 Qualitätslabel «sichergehen.ch» für Kurse 21 Mein Unfallpräventionskonzept 13 Fazit 22 4. Was wird umgesetzt? 17 Umsetzung und Implementation Notizen 23 der Massnahmen 17 Direkt zu weiteren Informationen 24 Fachdokumentationen 26 Impressum 27
Unfallprävention im Erwachsenensport Anmerkungen zur Arbeitsweise mit der Broschüre In der Mitte der Broschüre «Unfallprävention im Erwachsenensport» befindet sich das Arbeitsinstrument für die Leitenden (S. 13 – 16). Es kann herausgenommen werden zum Erstellen eines Unfallpräventions- konzepts für die eigene Sportart. Davor und danach (S. 4 –12 und S. 17–22) ist die Theorie beschrieben. Als Arbeitshilfe sind dort auch die Fragen des Arbeitsinstruments ex- emplarisch anhand der Sportart Bergwandern beantwortet. Ergänzende Literatur findet man mittels QR -Codes in den Kapiteln. Eine Liste sämtlicher QR -Codes befindet sich am Ende der Broschüre auf den Seiten 24 und 25.
Einleitung Regelmässige Bewegung und Sport tragen viel zur Lebensqualität bei und erhalten die Selbstständigkeit bis ins hohe Alter. Um lange von den positi- ven Effekten profitieren zu können, soll der Sport möglichst verletzungs- und beschwerdefrei ausgeübt werden können. Dafür müssen Leitende über Grundkenntnisse der Unfallprävention verfügen. Was kann passieren? Sport im Erwachsenenalter Didaktische und unfallpräventive Analyse Sport und Bewegung tragen wesentlich zu guter Jeder Sportaktivität mit Erwachsenen geht eine Gesundheit und Wohlbefinden bei. Unter Anleitung didaktische Analyse durch die Leitenden voraus. einer Fachperson und in einer Gruppe mit Gleich- Diese beinhaltet das Festlegen der Ziele unter gesinnten macht es Spass, sich zu bewegen. Die Berücksichtigung der Befindlichkeit und des Kön- vielfältigen sportlichen Angebote für Erwachsene nens der Teilnehmenden, der Situation, der Umwelt Warum kann es passieren? verfolgen unterschiedlichste Zielsetzungen. Diese und des Zustandes des benötigten Materials. bewegen sich zwischen leistungsorientiert und funktionserhaltend. Zur Planung einer sportlichen Aktivität gehört die Beantwortung folgender Fragen: Sport und Bewegung mit 1. Was kann passieren? Erwachsenen sicher anleiten 2. Warum kann es passieren? Neben sportartenspezifischen und andragogi- 3. Wie kann es verhindert werden? schen Kompetenzen sollte eine Leiterin/ein Leiter 4. Was wird umgesetzt? sich mit der Unfallprävention in der eigenen Sport- art auseinandersetzen. Ein verantwortungsvoller Nach Beantwortung dieser Fragen haben Leitende Umgang mit den sportartenspezifischen Risiken ist nach vier Arbeitsschritten eine genaue Vorstellung Wie kann es verhindert werden? ein Schlüssel zu einer umsichtigen Trainings- und davon, was sie in ihrem Angebot konkret für die Angebotsplanung. Verletzungsprävention tun können. Die vier Fragen werden prozessartig fortwährend neu beantwortet, Jede Sportart, jede Bewegungsform weist ein typi- da die Sicherheitsgedanken permanent den Unter- sches Grundrisiko auf, das zu Unfällen mit Verlet- richt begleiten. Dies geschieht sowohl bei der Pla- zungen führen kann (z. B. ein Misstritt auf einer nung neuer Aktivitäten als auch während einer Lek- Unebenheit beim Bergwandern). Dieses Restrisiko tion oder sogar einem spezifischen Übungssetting. nehmen Sporttreibende in Kauf. Dass aber bei- spielsweise auf einer geleiteten Velotour ein Unfall mit schweren Verletzungen wegen mangelnder Rekognoszierung passiert, kann nicht hingenom- men werden. Grundsätzlich sind Erwachsene für das, was sie «Bei allen Angeboten gilt: Schwere Verletzungen aufgrund Was wird umgesetzt? tun, selber verantwortlich. Begeben sie sich für eine sportliche Aktivität in die «Obhut» einer Leite- rin oder eines Leiters, erwarten sie zu Recht, dass von Unfällen und Fehlbelastungen diese oder dieser alles Erforderliche und Zumutba- sind möglichst zu vermeiden.» re für ihre Unversehrtheit unternimmt. Somit gilt es für Leitende, ihr Angebot umsichtig vorzubereiten und so anzuleiten, dass die nötigen Sicherheitsvor- kehrungen von den Teilnehmenden als sinnvoll empfunden und eigenverantwortlich mitgetragen werden. 4 Einleitung
Was kann passieren? 4. Was wird 1. Was kann umgesetzt? passieren? Warum kann es passieren? Systematische Umsetzung Unfallanalyse der Massnahmen 4 Wie kann es verhindert werden? 1 3 2 3. Wie kann es 2. Warum kann verhindert werden? es passieren? Was wird umgesetzt? Interventionsanalyse Risikoanalyse Unfallprävention im Erwachsenensport Einleitung 5
1. Was kann passieren? Kenntnisse über das Unfallgeschehen in einer Sportart oder Bewegungs- form sind eine Voraussetzung, um Unfälle zu verhüten. Zur Analyse wird die Unfallstatistik konsultiert. Was kann passieren? Das Unfallgeschehen analysieren Folgen gilt es in jedem Fall zu verhindern. Unter Daten zu Unfallzahlen pro Sportart sowie zur Ver- schweren Verletzungen versteht man Verletzungen letzungslokalisation (betroffene Körperpartien) mit längerem Spitalaufenthalt, längerer Arbeitsun- findet man im jährlich publizierten «Status» der fähigkeit oder bleibenden Schäden. BFU . Wenn es dort zur gesuchten Sportart keine offizielle Unfallstatistik gibt, müssen andere Infor- mationsquellen ausfindig gemacht oder eine eige- Die Unfallstatistik gibt Auskunft darüber, ne Einschätzung vorgenommen werden. was passiert, wenns passiert: • Wie viele und welche Unfälle ereignen sich in Unfalldefinition der eigenen Sportart oder Bewegungsform? Ein Unfall ist definiert als «ein plötzlich eintreten- • Gibt es besonders schwere und/oder des Ereignis». Im Sport gibt es aber oft auch Ver- besonders häufige Verletzungen? letzungen, die auf chronische Fehl- oder Überbe- lastungen zurückzuführen sind. Besonders die • Welche Körperteile sind betroffen? schweren Verletzungen und Unfälle mit tödlichen (Verletzungslokalisation) Aktueller Status Alle BFU -Ratgeber → Statistik der Nichtberufsunfälle Sport und Bewegung und des Sicherheitsniveaus → Sportartenspezifische in der Schweiz Information Entwicklung der Anzahl Verletzter nach Sportart, 2005 –2017 Sportartengruppe 2005 2010 2015 2017 Ø 2013-2017 Ballspiele 119 680 137 590 135 330 136 940 136 200 Bergsport, Wandern 19 280 22 430 28 680 37 540 29 470 Flugsport 770 950 1100 1 190 1 050 Rad- und Rollsport 27 740 30 740 31 700 35 780 32 810 Turnen, Leichtathletik 27 030 26 670 31 780 39 120 31 550 Wassersport 17 490 19 040 19 440 17 290 18 670 Wintersport 89 900 91 300 88 060 88 560 90 370 Andere Sport- und Spielarten 76 720 79 250 80 370 75 730 78 480 Total 378 610 407 970 416 460 432 150 418 600 Quelle: BFU -Hochrechnung 6 Was kann passieren?
Was kann passieren? Was kann passieren? Beantwortung der Fragen im Mittelteil • Misstritte mit Bänderverletzung am Fussgelenk (Seite 13) am Beispiel Bergwandern. sind häufig, führen aber meist nicht zu schweren Verletzungen mit Folgeschäden. 1. Unfallanalyse generell (bedarf einer periodischen Überprüfung) 2. Unfallanalyse für eine spezifische Aktivität (pro Aktivität vornehmen) Wie viele und welche Unfälle ereignen sich in meiner Sportart? Was könnte während einer einzelnen Aktivität (z. B. einer Lektion, einem Anlass, einer Tour) passieren? • Jährlich 24 000 Verletzte beim Wandern und Bergwandern in der Schweiz. Die meisten in • Ein Teilnehmer stolpert oder rutscht aus und der Altersgruppe 17–64 Jahre, über ein Drittel verstaucht sich das Fussgelenk. in der Altersgruppe 65+; mehr Frauen als • Eine Teilnehmerin rutscht aus und bricht sich Männer. beim Sturz das Handgelenk und blutet am Knie. • Die meisten Unfälle sind Stürze oder Abstürze. • Verletzungslokalisation: Die meisten Verletz- 3. Unfallanalyse für die Durchführung ungen betreffen Unterschenkel und Sprung- einzelner Elemente der Aktivität gelenk, Knie sowie Handgelenk/Hand/Finger. Was könnte z. B. bei einer besonders schwierigen Gibt es besonders schwere Unfälle? Tödliche Übung, einer anspruchsvollen Spielform, der Unfälle, schwere Verletzungen mit längerem heiklen Passage einer Tour passieren? Spitalaufenthalt, längerer Arbeitsunfähigkeit • Ein Teilnehmer rutscht an einer exponierten oder bleibenden Schäden? Stelle aus und fällt den Hang hinunter und • Bei Stürzen und vor allem Abstürzen können verletzt sich dabei schwer am Kopf. die Verletzungen tödlich sein. • Eine Teilnehmerin rutscht bei der Querung eines • 40 Bergwandernde und Wandernde pro Jahr Altschneefeldes aus, rutscht über das Schnee- verletzen sich tödlich, davon sind drei Viertel feld hinunter und prallt in einen Felsblock. Männer; fast die Hälfte ist über 60 Jahre alt. Gibt es in meiner Sportart Unfälle, die besonders häufig vorkommen? • Beim Bergwandern führen hauptsächlich Stürze zu Verletzungen, meist verursacht BFU -Ratgeber Bergwandern durch Stolpern oder Ausrutschen. → Präventionstipps Unfallprävention im Erwachsenensport Was kann passieren? 7
2. Warum kann es passieren? Nur wer die Risikofaktoren in der eigenen Sportart oder Bewegungsform kennt, kann sinnvolle Massnahmen zur Minimierung der Risiken definieren. Eine gezielte Auseinandersetzung mit den Risikofaktoren ist daher notwendig. Risikofaktoren analysieren Erwachsenensportleitende haben das Ziel, in ihrem Unterricht die schweren Unfälle zu vermeiden und das gesamte Unfallausmass möglichst klein zu halten. Sie analysieren die Risikofaktoren und wä- gen ab, welche Risiken beim Leiten ihres Sportan- Warum kann es passieren? gebots in Kauf genommen werden können und welche verhindert werden müssen. Dabei gilt es zu bedenken, dass ein Risikofaktor a. selten auftreten, aber zu einem schweren Unfall führen kann. Beispiel: Auf einer Schneeschuhtour in Gelände mit weniger als 30 ° Hangneigung geht eine Lawine nieder und verschüttet einen Teil der Gruppe. b. häufig vorkommen kann, ohne gravierende Folgen zu haben. Beispiel: Bei der Block- übung im Volleyballtraining erleidet eine Verhaltensbezogene Risikofaktoren Spielerin eine Verstauchung von drei Fingern Diese Risikofaktoren haben z. B. zu tun mit Ge- der rechten Hand. schlecht, Alter, Verhalten sowie Wissen und Können der Teilnehmenden. Es ist schwierig, die verhaltens- Verhältnisbezogene Risikofaktoren bezogenen Risikofaktoren dauerhaft zu beeinflussen. Diese Risikofaktoren haben z. B. mit Sportinfra- Bei der Planung und Durchführung von Aktivitäten struktur, Ausrüstung, Wetter, Wegzustand, aber berücksichtigen Leitende sowohl die Voraussetzun- auch mit Ausbildungsstandards und fehlenden gen und Fähigkeiten wie auch die aktuelle Befindlich- oder unvollständigen Reglementen/Vorgaben einer keit, die Erwartungen und damit die Motivationslage Organisation zu tun. Insbesondere bei Outdoor- ihrer Teilnehmenden. sportarten gilt es, diese Risikofaktoren in die Über- legungen miteinzubeziehen und sicherheitsorientiert Verhaltensbezogene Risikofaktoren können sein: zu planen und zu (re)agieren (z. B. bei Wetterum- • Mangelnde Risikokompetenz (z. B. Überschät- schlag Route ändern). zung der eigenen Leistungsfähigkeit) Verhältnisbezogene Risikofaktoren können sein: • Mangelhafte Koordination und Kondition • Physiologischer Zustand einer Person • Mangelhafte Sportanlage • Vor-Verletzungen • Mangelhafte Sportgeräte/Ausrüstung • Einstellung zum Tragen der Schutzausrüstung • Fehlendes oder mangelhaftes Durchsetzen des Tragens der Schutzausrüstung • Plötzlicher Wetterwechsel • Mangelhafte Ausbildung von Leitenden «Es gibt verhaltensbezogene sowie verhältnisbezogene Risikofaktoren. Meist führt eine Kombination von beiden zu einem Unfall.» 8 Warum kann es passieren?
Warum kann es passieren? Warum kann es passieren? Beantwortung der Fragen im Mittelteil Fazit: Ein Risikofaktor (hier: Schnee bzw. Schneefeld (Seite 14) am Beispiel Bergwandern. auf Bergwanderweg an unüblicher Stelle) kann selten vorkommen und gravierende Folgen haben. Welches sind die Risikofaktoren in meiner Sportart? Beispiel häufiger Unfall: Misstritt Beispiel schwerer Unfall: Absturz Am Ende einer langen Wanderung macht jemand Bei der Querung eines Schneefelds auf dem Berg- einen Misstritt und überdehnt sich dabei die Bänder wanderweg rutscht jemand aus und stürzt ab. Die (verstauchtes Fussgelenk). Person ist schwer verletzt. Verhältnisbezogene Risikofaktoren: Verhältnisbezogene Risikofaktoren: • Steiniger Weg • Rutschiger Weg • Hoher Tritt • Schnee • Gelände mit Absturzgefahr Verhaltensbezogene Risikofaktoren: Verhaltensbezogene Risikofaktoren: • Müdigkeit • Schuhe ohne feste, griffige Sohle • Falsche Einschätzung der Gefahr • Unaufmerksamkeit • Überschätzung • Überforderung • Müdigkeit • Falsche Schuhwahl (ohne feste, griffige Sohle) Fazit: Ein Risikofaktor (hier: Müdigkeit) kann häufig • Mangelndes Gleichgewicht vorkommen, ohne gravierende Folgen zu haben. Unfallprävention im Erwachsenensport Warum kann es passieren? 9
3. Wie kann es verhindert werden? Um Unfälle und Verletzungen zu verhindern, gilt es wirksame Präventions- massnahmen zu definieren. Diese sind aktivitätenspezifisch und können je nach Gruppenzusammensetzung variieren. Es werden Massnahmen der Verhältnis- und der Verhaltensprävention unterschieden, wobei grundsätz- lich gilt: Verhältnis- vor Verhaltensprävention. Verhältnisprävention Beispiel: Beim Spiel auf einem Rasenplatz ist im Verhältnispräventive Ansätze in der Unfallprävention Spielfeld eine lochartige Vertiefung, die zu schwe- betreffen zum Beispiel eine sichere Infrastruktur, ren Verletzungen führen kann. gewartete Sportgeräte, intaktes Material oder ge- eignete Organisationsformen. Gelingt es, sichere Strategie 1: und/oder fehlerverzeihende Verhältnisse zu ge- Das Loch wird gefüllt und frischer Rasen angesät, währleisten, wird das Verletzungsrisiko für alle damit der Platz wieder eben ist. Sporttreibenden gesenkt. Optimale Verhältnisprä- vention hat einen hohen Wirkungsgrad, daher wird Strategie 2: sie priorisiert. Das Spielfeld wird so gelegt, dass das Loch deut- lich ausserhalb des Spielfeldes liegt. Verhaltensprävention Massnahmen, die auf die Förderung von sicheren Strategie 3: Verhaltensweisen der Sporttreibenden zielen (eige- Es werden Spielregeln so eingeführt und durchge- nes Risikoverhalten, aktueller Leistungsstand, an- setzt, dass die Spielerinnen und Spieler nicht in den gemessenes Warm-up, etc.), sind auch wirksam, oft Bereich des Loches gelangen (Strafpunkte) und aber aufwendiger in der Umsetzung. Die richtige das Loch wird zusätzlich z. B. mit Trassierband Wie kann es verhindert werden? Einstellung und (Schutz-)Ausrüstung sowie eine gekennzeichnet. Ungenügend wäre es in diesem angepasste Selbsteinschätzung und Konzentration Fall, allen Teilnehmenden zu sagen, sie sollen auf- bei der Sportausübung bringen einen zusätzlichen passen und nicht ins Loch hineintreten. Sicherheitsgewinn. Die erste Strategie ist am wirksamsten, in der Rea- Drei Strategien um Unfälle zu verhindern lität aber nicht immer umsetzbar. Kann die zweite Um Unfälle zu verhindern oder deren Folgen zu Strategie angewendet werden, ist sie der dritten mindern können drei verschiedene Strategien an- vorzuziehen, da die zweite Strategie auch auf die gewendet werden: Verhältnisse und nicht auf das Verhalten abzielt. Die dritte Strategie wird in der Unterrichtsrealität 1. Gefahr entfernen am meisten gewählt. Die Leitenden wählen Mass- 2. Gefahr und Gefährdete trennen nahmen, die das Verhalten der Teilnehmenden 3. Gefährdete schützen, zu sicherheitsorientiertem beeinflussen. Dazu gehört auch, längerfristig Stra- Handeln anleiten und über die Gefahr informieren tegien zu entwickeln, die sicherheitsorientiertes, eigenverantwortliches Handeln der Teilnehmenden begünstigen sowie allfällige Widerstände (z. B. «Wozu soll ich einen Helm tragen? Mir ist noch nie etwas passiert.») abbauen. Für die Definition der Massnahmen für die eigene Sport- oder Bewegungsaktivität können die zentra- len Aspekte auf den Seiten 18 und 19 herangezo- gen werden. Weitere Tipps und Informationen zu Sicherheitsmassnahmen finden sich im jeweiligen BFU -Ratgeber, bei mobilesport.ch sowie in den Publikationen des BASPO «Sicherheit im Erwach- senensport esa» und «Faktor Mensch». 10 Wie kann es verhindert werden?
Wie kann es verhindert werden? Beantwortung der Fragen im Mittelteil informiert, Umkehr und Alternativen sind (Seite 15) am Beispiel Bergwandern. festgelegt und besprochen. • Körperliche Voraussetzungen: Es ist bekannt, Mit welchen Massnahmen, Interventionen was die Teilnehmenden leisten können. Recht- können Unfälle in meinem Angebot verhindert zeitige und genügend Pausen sind eingeplant. werden? Das Schwierigkeitsniveau ist der Gruppe angepasst, für Schwächere gibt es evtl. eine • Infrastruktur, Umwelt (Meteo): Schwierigkeit der Abkürzung. Route ist abgeklärt, allgemeine Verhältnisse auf der Tour und Wettervorhersage werden • Risikokompetenz: Schüsselstellen sind definiert berücksichtigt, Varianten sind eingeplant. und das Verhalten ist vorbesprochen. Die Zeitplanung ist festgelegt und wird laufend • Material, Schutzausrüstung: Feste Schuhe kontrolliert. mit griffiger Sohle, wetterfeste Kleidung, Karte, Verpflegung sind vorhanden. • Notfall: Die Notfallapotheke mit Rettungsdecke ist eingepackt, das Handy aufgeladen. Die • Organisationsform: Mindestens zwei Begleit- Notfallnummer in den Bergen ist bekannt (112). personen sind anwesend. Es ist festgelegt, wer Alternativ wurde eine Notfall-App herunter- am Anfang und wer am Schluss der Gruppe geht. geladen. Drittpersonen sind informiert (Route/ • Einstellung, Motivation: Die Teilnehmenden Zeitplan). sind über die Dauer und die Anforderungen Alle BFU -Ratgeber Sport und Bewegung → Sportartenspezifische Information Wie kann es verhindert werden? Faktor Mensch → Sicher unterwegs sein Outdoor-Aktivitäten → 3×3 – unterwegs sein Sicherheit im Erwachsenensport esa → Das Wichtigste in Kürze Gruppe sicher und effizient begleiten → Das Wichtigste in Kürze mobilesport.ch → Plattform für Sportunterricht und Training Unfallprävention im Erwachsenensport Wie kann es verhindert werden? 11
«Ein Leben lang in Bewegung sein – und dies möglichst verletzungsfrei: Dazu tragen Erwachsenensportleitende wesentlich bei. In der Planungsphase und auch während der Lektion oder Aktivität ist die Auseinander- setzung mit den Sicherheitsaspekten zentraler Bestandteil ihrer Tätigkeit.» 12
Mein Unfallpräventionskonzept für Der gesunde Menschenverstand allein genügt leider oft nicht, um Unfälle zu verhindern. Nur mit einem systematischen Vorgehen können die Teilnehmenden vor Verletzungen geschützt werden. Diese Arbeitsblätter dienen der Auseinandersetzung mit der eigenen Sportaktivität. 1. Was kann passieren? Welche Unfälle passieren in meinem Sport- oder Bei den Fragen 2 und 3 beziehst du immer das dir Bewegungsangebot generell? verfügbare Wissen zum Unfallgeschehen in deiner Die Unfallanalyse bezieht sich einerseits generell Sportart und zur Zusammensetzung deiner Gruppe auf dein Sport- oder Bewegungsangebot (Frage 1) in die Überlegungen mit ein. Die Unfallanalyse soll- und andererseits situativ auf einzelne Aktivitäten/ te periodisch überprüft werden. Lektionen (Frage 2) sowie auf spezifische Elemente der Aktivitäten/Lektionen (Frage 3). Es geschieht die se werden also eine dreistufige Beurteilung. l B e rg wandern o rt e t. pie b eantw Am B eis u f S eite 7 e n a Frag 1. Generelle Unfallanalyse für mein Sport- oder Bewegungsangebot Wie viele und welche Unfälle ereignen sich in meiner Sportart? Gibt es besonders schwere Unfälle? Tödliche Unfälle, schwere Verletzungen mit längerem Spitalaufenthalt, längerer Arbeitsunfähigkeit oder bleibenden Schäden? Gibt es Unfälle in meiner Sportart, die besonders häufig vorkommen? 2. Unfallanalyse für eine spezifische Aktivität Was könnte während einer einzelnen Aktivität (z. B. einer Lektion, einem Anlass, einer Tour) passieren? 3. Unfallanalyse für die Durchführung einzelner Elemente der Aktivität Was könnte zum Beispiel bei einer besonders schwierigen Übung, einer anspruchsvollen Spielform, der heiklen Passage einer Tour passieren? 13
2. Warum kann es passieren? Welches sind die Risikofaktoren in meinem Sport- oder Bewegungsangebot? Übertrage mögliche schwere und häufige Unfälle nun in diese Tabelle und mache dir Gedanken zu den Risikofaktoren bezogen auf Verhalten und Verhält- nisse. Halte deine Überlegungen in der Tabelle fest. diese werden l B e rg wandern rt e t. pie b eantwo Am B eis a u f S. 9 Fragen Schwere Unfälle Verhältnisbezogene Risikofaktoren Verhaltensbezogene Risikofaktoren 1 2 3 Häufige Unfälle Verhältnisbezogene Risikofaktoren Verhaltensbezogene Risikofaktoren 4 5 6 14
3. Wie kann es verhindert werden? Mit welchen Massnahmen/Interventionen können Wähle aus den Massnahmen auf S. 18/19 drei bis Unfälle in meinem Angebot verhindert werden? fünf aus, die für deine Sportart zentral sind. Be- Aus all den bisherigen Überlegungen triffst du jetzt schreibe die Massnahmen, die du triffst, um die die sportartspezifischen Entscheidungen. Dabei Risikofaktoren der schweren und häufigen Unfälle definierst du diejenigen Massnahmen, die in der in deinem Angebot zu minimieren. eigenen Aktivität die höchste Wirksamkeit zur Ver- diese werden hinderung von Unfällen versprechen. Gleichzeitig l B e rg wandern o rt e t. pie machst du dir Gedanken zur Umsetzbarkeit der Am B eis 1 b eantw a u f S. 1 Massnahmen. Fragen Verhältnisbezogene Massnahmen/Interventionen Verhaltensbezogene Massnahmen/Interventionen Auswahl aus Massnahmen S. 18/19 Auswahl aus Massnahmen S. 18/19 15
4. Was wird umgesetzt? Was kann in meiner Gruppe langfristig umgesetzt werden? Damit du Massnahmen zur Unfallprävention in deinem Sport- oder Bewegungsangebot langfristig umsetzen kannst, ist es wichtig, dass du dir im Vorfeld auch Gedanken zu deren konkreten Um- setzbarkeit machst. die se werden l B e rg wandern o rt e t. p ie Am B eis 7 b eantw a u f S. 1 Fragen Fazit Unfallprävention in meinem Angebot Das setze ich sofort um: Das ist längerfristig zu planen und braucht noch weitere Abklärungen, nämlich: 16
4. Was wird umgesetzt? Letztlich wirken diejenigen Massnahmen, die längerfristig von der Sportgruppe umgesetzt, beibehalten und mitgetragen werden. Darum sind Überlegungen zur Umsetzbarkeit von Anfang an wichtig. Was wird umgesetzt? Beantwortung der Fragen im Mittelteil (Seite 16) am Beispiel Bergwandern. Das setze ich sofort um: Schuhe: Ich fordere bereits bei der Ausschreibung, dass alle feste Schuhe mit griffiger Sohle tragen und kontrolliere die Schuhe vor dem Abmarsch. Ich thematisiere die Schuhwahl bei der nächsten Wanderung: Welche Schuhe passen zu wem und zu Umsetzung und Implementation der welchem Gelände und warum? Massnahmen Nicht jede unfallpräventive Massnahme, die auf Einstellung: Ich informiere die Teilnehmenden vor dem Papier Sinn macht, lässt sich auch langfristig der Wanderung über die Wettervorhersage und die in der Gruppe umsetzen. Möglichkeit einer Planänderung oder einer früh- zeitigen Umkehr, damit es später keine langen Darum ist es wichtig, sich von Anfang an über Diskussionen gibt. die Umsetzbarkeit der Massnahmen Gedanken zu machen. Als Leiterin oder Leiter stellt man Müdigkeit: Ich informiere im Voraus über die kondi- sich daher folgende Fragen: tionellen und technischen Anforderungen der Tour. • Verfüge ich über das nötige Wissen, um den Ich plane genügend Pausen und Zeitreserven ein, Teilnehmenden gegenüber überzeugend damit auch die Schwächeren nicht müde werden und argumentieren zu können? konzentriert bleiben. Kann ich sie von der Massnahme überzeugen? Längerfristige Planung/Umsetzung: • Ist die Massnahme angemessen? Begleitpersonen: Ich baue einen Pool an Begleit- • Können meine Teilnehmenden die Massnahme Was wird umgesetzt? personen auf. Ziel ist, immer dieselben mitnehmen umsetzen, haben sie die nötigen Vorkenntnisse? zu können, die ich gut kenne (Motivation, Erfahrung • Kann ich die Massnahme durchsetzen? etc.) und die wissen, was ich von ihnen erwarte. • Welche Hindernisse gibt es bei der Umsetzung (z. B. mangelnde Finanzen bei Fitness: Ich motiviere die Teilnehmenden, ein Touren- Schutzausrüstung)? buch zu führen, damit sie wissen, wann sie welche Tour geschafft haben und was sie leisten können. • Brauche ich zusätzliche Hilfe bei der Ich empfehle den Teilnehmenden Übungen für zu Umsetzung (z. B. vom Club/Verein)? Hause, um Gleichgewicht und Trittsicherheit zu • Wer unterstützt mich (z. B. der Abwart verbessern. der Anlage)? • Ist die Massnahme nachhaltig? Unfallprävention im Erwachsenensport Was wird umgesetzt? 17
Definition von Massnahmen Im Idealfall wird eine Kombination von verhaltens- und verhältnisbezoge- nen Massnahmen definiert und umgesetzt. Ihr Nutzen und ihre Wichtigkeit variieren stark je nach Sportartengruppe. So sind beispielsweise beim Wandern ganz andere Präventionsaspekte wichtig als beim Spielsport oder Geräteturnen in der Halle. Es geht also darum, für die eigene Sportart 3. Material, (Schutz-)Ausrüstung a. eine Auswahl der relevanten Aspekte Geprüftes, passendes und intaktes Material zu treffen, um die sportartspezifischen (auch Geräte) ist eine Voraussetzung für Risikofaktoren zu minimieren, sicheres Sporttreiben (z. B. griffige Schuhe oder korrekte Sehhilfe). Die persönliche b. die entsprechenden Präventionsmassnamen Schutzausrüstung kann Unfälle meistens auf Verhältnis- und Verhaltensebene zu nicht verhindern, aber deren Folgen deutlich formulieren, mindern. Leitende schaffen Rahmenbe- c. die Massnahmen auf ihre Umsetzbarkeit zu dingungen, die das Tragen der persönlichen überprüfen und die Umsetzung in die Wege Schutzausrüstung für alle Teilnehmenden zu leiten. möglich machen. Die Leitenden überprüfen die Schutzausrüstung regelmässig. 1. Gesetze, Richtlinien, Weisungen Gesetze im engeren Sinn gibt es im Sport Wird das Material regelmässig überprüft und nur wenige. Aber anerkannte Richtlinien und gewartet? Ist die Schutzausrüstung komplett Regeln, wie z. B. die FIS -Regeln im Schnee- und passend? sport, werden bei Unfällen mit juristischen Folgen oftmals beigezogen. Deshalb ist es 4. Setting, Regeln wichtig, (Verbands-)Reglemente oder Insbesondere bei Mannschaftssportarten ist Ähnliches in der eigenen Sportart zu kennen für die Verletzungsprävention entscheidend, und einzuhalten. dass fair und nach Regeln gespielt wird. Die Teilnehmenden sollten wissen, was in ihrer Gibt es in der eigenen Sportart Richtlinien Sportart gilt, und die Spielleitung muss die oder Reglemente, die es zu beachten gilt Regeln durchsetzen und gegebenenfalls an (z. B. kantonale Richtlinien, Verbandsregle- das Können der Teilnehmenden anpassen. mente, Weisungen des Veranstalters/der Institution)? Wie können allfällige Vorgaben Kennen die Teilnehmenden die Regeln im eigenen Angebot umgesetzt werden? in ihrem Sportsetting oder in der Sportart? Werden diese durchgesetzt? Wissen die 2. Infrastruktur, Sportanlage, Umwelt Teilnehmenden, wo sie sich für die Sportart Eine intakte resp. eine mangelhafte Infra- wichtige Informationen beschaffen können? Was wird umgesetzt? struktur hat entscheidenden Einfluss auf das Verletzungsrisiko. Dasselbe gilt für gute 5. Angepasste Lernarrangements oder schlechte Wetterbedingungen. Leitende Ein gut organisierter Sportbetrieb hilft, sorgen dafür, dass die benützte Infrastruktur Verletzungen zu verhindern. Beispielsweise optimal bereitsteht oder gewählt wird. im Wasser, beim Radfahren im Verkehr, beim Klettern, aber auch beim Geräteparcours Wie ist z. B. der Zustand der Wege (rekog- oder dem Spiel in der Halle ist ein klar und noszieren!), des Sportplatzes oder der übersichtlich organisierter Betrieb von Sporthalle? Ist das Schwimmbad beaufsich- entscheidender Bedeutung für die Sicherheit. tigt? Ist die Schneeschuhroute markiert Bei heterogenen Gruppen (unterschiedliche und vor Lawinen gesichert? Wie ist die Vorkenntnisse, Leistungsniveaus etc.) Wetterprognose? ist in gewissen Phasen des Unterrichts das Individualisieren der Aufgabenstellung ausschlaggebend für die Sicherheit. 18 Definition von Massnahmen
Welches sind die geeigneten Organisations- Unternehmungen ist das Einplanen von formen in der eigenen Sportart? Tragen sie Reserven wichtig. Um Unfälle zu minimieren, zur Sicherheit bei? Können die Teilnehmenden sollen Ehrgeiz und Leistungssteigerung diese aktiv mitgestalten? Bei welchen stets mit Besonnenheit einhergehen. In Lektionsteilen muss individualisiert werden, heterogenen Gruppen ist die Methodenwahl um Über- oder Unterforderung zu vermeiden? entscheidend. Sie ermöglicht allen ein Ist die Borg-Skala zur subjektiven Belas- Training auf ihrem Leistungsstand. Es gibt tungseinschätzung bekannt? Menschen, die Mühe bekunden, ihren sport- lichen Eifer der körperlichen Leistungsfähig- keit und persönlichen Technik anzupassen. Borg-Skala Beinhaltet das Aufwärmen sportartenspezi- → Skala für subjektives fische Kräftigungsübungen zur Gelenksta- Belastungsempfinden bilisation? Sind die Voraussetzungen, das Können, die Befindlichkeit der Teilnehmen- den bekannt? Ist der Gesundheitszustand 6. Haltung, Motivation der Teilnehmenden bekannt (evtl. Gesund- Bei einem geleiteten Sportangebot ist es heitsfragebogen)? Sind Reserven eingeplant wichtig, die Haltung und die Motivation der (genügend Zeit, allmähliche Belastungsstei- Teilnehmenden zu kennen. Bei besonders gerung, regelmässige Pausen und Stärkung risikofreudigen Teilnehmenden sollten die usw.)? sportlichen Herausforderungen möglichst fehlerverzeihend sein. 9. Risikokompetenz Der «gekonnte Umgang mit Risiken» prägt Werden die Ziele gemeinsam mit den sowohl die Planungsphase als auch die Teilnehmenden geplant und besprochen? Durchführung einer sportlichen Aktivität. Gelingt es, ein motivierendes Klima zu Vorhandene Risiken gilt es früh zu erkennen, schaffen, in dem es auch drin liegt, bei einer zu analysieren und zu beurteilen, damit zu schweren Aufgabe auszusetzen? Wie sicherheitsorientierte Entscheidungen sind die Teilnehmenden zu risikobewusstem gefällt und umgesetzt werden können. Je Verhalten zu motivieren? nach Situation kann dies eine Veränderung/ Anpassung der Aktivität erfordern und 7. Wissen, Kenntnisse nötigenfalls auch den Verzicht auf ein Neben einer risikobewussten Einstellung geplantes Vorhaben bedeuten, z. B. bei sich braucht es auch die richtigen Kenntnisse verschlechternder Wetterlage (eine über Unfallprävention. Es geht um die Alternative findet sich immer). angepasste Vermittlung der relevanten Fakten, die es den Teilnehmenden erlauben, Werden «Gefahrensignale» früh genug sich möglichst sicher zu verhalten. Dabei erkannt (bezogen auf Personen und gilt allerdings: Wissen allein meistert noch Umfeld)? Gibt es einen Plan B? Wie wird in keine heikle Situation! der Gruppe mit dem Risiko umgegangen? Gibt es eine Variante, wenn die Situation zu Was müssen die Teilnehmenden über die risikoreich wird? Wo liegt der «Umkehr- Sportausübung wissen, damit sie richtig mit punkt»? Wie ist der Umgang mit Alkohol? Was wird umgesetzt? dem Risiko umgehen können? Bilden sich Leitende regelmässig weiter in ihrer Sportart, 10. Verhalten im Notfall sind sie auf dem neuesten Wissensstand? Passiert trotzdem ein Unfall, so können durch das richtige Verhalten im Notfall die Folgen 8. Körperliche und sporttechnische gemindert werden. Es empfiehlt sich, ein Voraussetzungen Notfallszenario ab und zu mit der eigenen Ein sportartspezifisches Aufwärmen gehört Sportgruppe durchzuspielen. an den Anfang jeder Bewegungsaktivität – inkl. umfassender Mobilisation der Gelenke. Liegt ein angepasstes Notfallkonzept vor? Zudem helfen gezielte Kräftigungs- und Wie steht es mit der Erste-Hilfe-Kompetenz? Gleichgewichtsübungen, die Gelenke zu Ist definiert, wer wen alarmiert, wer Erste stabilisieren und damit Verletzungen zu Hilfe leistet, was die Übrigen tun? Ist die minimieren oder deren Schwere zu reduzie- Notfallapotheke ausreichend ausgerüstet? ren. Bei herausfordernden sportlichen Ist der Akku des Handys aufgeladen? Unfallprävention im Erwachsenensport Definition von Massnahmen 19
5. Sport- und Bewegungsangebote für ältere Erwachsene Sport und Bewegung gehören für viele Menschen bis ins hohe Alter zum Alltag – das ist sehr positiv. Dabei gewinnt Gleichgewichts- und Krafttraining mit zunehmendem Alter an Bedeutung und muss Bestandteil jeder Lektion sein. Das Unfallgeschehen analysieren der Schweiz ca. 88 000 Personen über 65 Jahre Sport und Bewegung im Alter tragen per se zur und erleiden Verletzungen, die eine ärztliche Be- Unfallprävention bei. Wenn trotzdem etwas pas- handlung oder sogar einen Spitalaufenthalt nach siert, fallen die Verletzungen bei trainierten älteren sich ziehen. Rund 1600 von ihnen sterben an den Erwachsenen in der Regel weniger gravierend aus Folgen eines Sturzes. Auch bei den 17- bis 64 -Jäh- als bei untrainierten. Zudem trägt Bewegung, vor rigen ist die Häufigkeit dieses Unfallhergangs auf- allem auch die Bewegung und der Sport an der fallend: über 125 000 Verletzte und 82 Todesfälle frischen Luft, viel zur Lebensqualität im Alter bei. gibt es pro Jahr. Und dies sind nur die Stürze aus dem Haus- und Freizeitbereich; Stürze, die im Sport Gleichgewichts- und Krafttraining für die passieren, sind hier nicht mitgerechnet. Sturzprävention Ab ungefähr 50 Jahren gewinnt das Gleichge- Durch regelmässiges Training können viele Stürze wichts- und Krafttraining zunehmend an Bedeu- verhindert werden. Da ein Sturz in fortgeschritte- tung. Muskelmasse, Gleichgewichts- und Reakti- nem Alter oft zum Verlust der Unabhängigkeit führt, onsfähigkeit nehmen im Alter ab – das führt zu hilft das Training, die Selbstständigkeit bis ins hohe vielen Stürzen. Im Durchschnitt stürzen pro Jahr in Alter zu verlängern. Für wirksames sturzpräventives Training gilt: • 3-mal pro Woche mindestens 30 Minuten Gleichgewicht und Kraft trainieren, d. h. 10 Minuten Kraft (Beine und Rumpf) und je 10 Minuten statisches (im Stehen) und dynami- sches (in der Fortbewegung) Gleichgewicht. • Angeleitetes Training in einer Gruppe ist sehr wirksam, es kann mit Heimtraining ergänzt werden. • Die Übungen variieren und die Intensität steigern (Progression beachten). • Kognitiv-motorische Übungen miteinbeziehen. Auf sichergehen.ch finden sich entsprechende Übungsprogramme, Weiterbildungsangebote und eine Kursplattform. «Gleichgewichts- und Krafttraining ist in jedem Fall wirksam gegen Stürze. Es sollte daher Inhalt jedes Sport- und Bewegungsangebots für über 50-jährige sein.» 20 Sport- und Bewegungsangebote für ältere Erwachsene
Qualitätslabel «sichergehen.ch» für Kurse Damit das sturzpräventive Training effektiv ist, Training zur müssen gewisse trainingswissenschaftliche Krite- Sturzprävention rien in Bezug auf Inhalte und Belastungsnormative → BFU -Fach- eingehalten werden. Das Label «sichergehen.ch» dokumentation 2.104 stellt dies sicher. So werden Kurse mit sturzprä- ventiven Inhalten – diese Inhalte können in jedes Sportangebot integriert werden – vom Zielpublikum einfacher erkannt. BFU -Dossier Stürze verhindern Für Informationen zum Kurslabel schreiben Sie → Informationen zu eine E-Mail an: Sturzprävention → info@sichergehen.ch sichergehen.ch → Übungsprogramme und Kursplattform Wirksamkeit eines Trainingsprogramms zur Sturzprävention → BFU -Report Nr. 74 Unfallprävention im Erwachsenensport Sport- und Bewegungsangebote für ältere Erwachsene 21
Fazit Unfallprävention in geleiteten Sport- und Bewe- So sind Leitende in der Lage, für ihre Sportart im gungsangeboten ist ein kontinuierlicher Prozess. Allgemeinen, für eine Lektion mit einem heraus- Eine geübte Leiterin, ein geübter Leiter beurteilt die fordernden, vielleicht neuen Inhalt oder für eine Sicherheit in ihrem/seinem Angebot ständig neu. spezifische, sehr komplexe Übung die entspre- Diese Sicherheitsbeurteilung läuft parallel zum chenden Sicherheitsüberlegungen zu machen und Unterricht immer mit. Sie enthält einen ständigen den Teilnehmenden spannende und herausfor- Abgleich der momentanen Situation im Unterricht dernde Aufgaben zu stellen – die sie in ihrer Sport- oder während einer Aktivität mit den geltenden Si- art motivieren und ihnen Erfolge garantieren. Un- cherheitsstandards. verletzt kann man bis ins hohe Alter von Sport und Bewegung profitieren und die Lebensqualität er- Um dies verlässlich zu gewährleisten, ist die halten oder verbessern. Auseinandersetzung mit den folgenden Fragen unabdingbar: Gutes Gelingen! 1. Was kann passieren? 2. Warum kann es passieren? 3. Wie kann es verhindert werden? 4. Was wird umgesetzt? 22 Fazit
Notizen Unfallprävention im Erwachsenensport Notizen 23
Direkt zu weiteren Informationen Aktueller Status → Statistik der Nichtberufsunfälle und des Sicherheitsniveaus Outdoor Aktivitäten in der Schweiz → 3×3 – unterwegs sein Alle BFU -Ratgeber Sport und Bewegung Sicherheit im → Sportartenspezifische Erwachsenensport esa Information → Das Wichtigste in Kürze Gruppe sicher und BFU -Ratgeber Bergwandern effizient begleiten → Präventionstipps → Das Wichtigste in Kürze Faktor Mensch → Sicher unterwegs sein 24
BFU -Dossier mobilesport.ch Stürze verhindern → Plattform für Sportunterricht → Informationen zu und Training Sturzprävention Borg-Skala sichergehen.ch → Skala für subjektives → Übungsprogramme Belastungsempfinden und Kursplattform Wirksamkeit eines Trainingsprogramms Training zur Sturzprävention zur Sturzprävention → BFU -Fachdokumentation 2.104 → BFU -Report Nr. 74 25
Fachdokumentationen Sport und Bewegung Haus und Produkte Nr. 2.011 Nr. 2.019 Skate- und Bikeparks Bäderanlagen – Sicherheitsempfehlungen für Planung, Bau und Betrieb Nr. 2.020 Sporthallen – Sicherheitsempfehlungen Nr. 2.026 für Planung, Bau und Betrieb Gewässer – Tipps zur Sicherung von Klein- gewässern Nr. 2.040 Mountainbike-Anlagen – Leitfaden Nr. 2.104 für Planung, Bau und Betrieb Training zur Sturzprävention – Manual für Kraft- und Gleichgewichtstraining zur Sturzprävention im Nr. 2082 Alter Sichere Bewegungsförderung bei Kindern – Leitfaden für Kindergärten, (Tages-)Schulen, Nr. 2.120 Kindertagesstätten, Spielgruppen und Horte Sturzprävention in Alters- und Pflegeinstitutionen – Analyseinstrument und Fachinformationen als Nr. 2.257 Leitfaden für die Praxis Schlittelanlagen – Leitfaden für Planung, Signalisation, Betrieb und Unterhalt Nr. 2.348 Spielplätze – Planung und Gestaltung von sicheren Nr. 2.270 Spielplätzen im öffentlichen Aussenbereich Signalisation Mountainbike-Pisten Sämtliche Publikationen sind kostenlos und auf bestellen.bfu.ch zu finden – direkt zum Herunterladen oder zum Bestellen. Einige Fachdokumentationen sind nur in deutscher Sprache erhältlich, mit Zusammenfas- sungen auf Französisch und auf Italienisch. 26 Fachdokumentationen
Impressum Herausgeberin Druck / Auflage BFU , Beratungsstelle für Unfallverhütung Ast&Fischer AG , Wabern / 2., überarbeitete Auflage Postfach, 3001 Bern 2020, 5 500 Exemplare, gedruckt auf FSC -Papier +41 31 390 22 22 info@bfu.ch © BFU 2020 bfu.ch / bestellen.bfu.ch, Art.-Nr. 4.057 Alle Rechte vorbehalten. Verwendung unter Quellen- angabe (siehe Zitationsvorschlag) erlaubt. Kommer- Autorin zielle Nutzung ausgeschlossen. Barbara Pfenninger, wissenschaftliche Mitarbeiterin Sport und Bewegung, BFU Zitationsvorschlag Pfenninger B. Unfallprävention im Redaktion Erwachsenensport. 2., überarbeitete Auflage. Hansjürg Thüler, Leiter Sport und Bewegung, BFU Bern: Beratungsstelle für Unfallverhütung BFU ; 2020. Fachdokumentation 4.057 Begleitgruppe DOI : 10.13100/BFU .4.057.01.2020 • Monique Walter, Beraterin Sport Abbildungsverzeichnis und Bewegung, BFU • Cornelia Wettstein, Erwachsenensport esa, • Seite 7: Unterer Segnesboden, Flims BASPO (UNESCO Welterbe Tektonikarena Sardona) Copyright: LAAX / Philipp Ruggli • Othmar Brügger, Leiter Forschung Haus und Sport, BFU • Seite 17: ©SchweizMobil • Übrige: Getty Images Umsetzung • Isabel Bühler, Sachbearbeiterin Sport und Bewegung, BFU • Abteilung Publikationen / Sprachdienst, BFU • Noord, Agentur für Konzeption und Formgebung, Bern Unfallprävention im Erwachsenensport Impressum 27
Die BFU macht Menschen sicher. Als Kompetenzzentrum forscht und berät sie, damit in der Schweiz weniger folgenschwere Unfälle passieren – im Strassenverkehr, zu Hause, in der Freizeit und beim Sport. Für diese Aufgaben hat die BFU seit 1938 einen öffent- lichen Auftrag. 4.057.01 – 08.2020; © BFU Beratungsstelle für Postfach, 3001 Bern Unfallverhütung info@bfu.ch bfu.ch
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