Unisono 04/2021 - Kleine Stimmen ganz groß - der SingBus auf Sachsen-Tour Franziska Kuba: Jetzt will ich die Welt erobern - Musikbund ...
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04/2021
unisono
Zeitschrift des Sächsischen Chorverbandes e.V.
Kleine Stimmen
ganz groß –
der SingBus
auf Sachsen-Tour
Franziska Kuba:
Jetzt will ich
die Welt erobern
Luise Neuhaus-Wartenberg:
Wir müssen
entschlossen handeln
Chorwelten laden
2022 nach Chemnitz ein
Hier spielt die Musik!
konzentrierte,
inspirierende Probenarbeit
in geschichtsträchtigem Ambiente
Landesmusikakademie Sachsen im Schloss Colditz
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EDITORIAL
LIEBE INHALT
LESERINNEN UND LESER, THEMA AUS DEN CHÖREN
Kleine Stimmen ganz groß 150 Jahre Chorgesang
SEITE 4 – 7 SEITE 17
Glückselig und unvergesslich
CHOR-PODIUM SEITE 18 – 20
wir hätten uns wohl alle einen Jetzt will ich die Welt erobern Ein kleines Lied
klangvollen Abschied mit festlichen SEITE 8 – 10 von Mensch zu Mensch
Advents- und Weihnachtsliedern VERBANDSLEBEN Gesangverein »Germania« auf Tour
aus diesem Jahr gewünscht. Die SEITE 21
Cloudlösung für Chöre
Hoffnung auf einen konzertanten Wir gründen einen
Workshops im Januar
Ausklang des Jahres, die bei uns neuen Männerchor
Sächsisches Chorleiterseminar SEITE 22
allen im Sommer keimte, erstarb wird verschoben
im Herbst. Unsere SCV-Präsidentin Meracante sang
SEITE 11
mit Kathy Kelly
Luise Neuhaus-Wartenberg appel- Um bald wieder singen zu können, SEITE 23
liert nicht umsonst in dieser Ausga- müssen wir entschlossen handeln
Konzertplanung in
be an Sie, entschlossen alles zu tun, SEITE 12 – 13
Dr. Uwe Winkler, Zeiten der Pandemie
um dem Virus Einhalt zu gebieten. Chefredakteur CHOR-JUBILÄUM / EHRUNGEN SEITE 24
Sicherlich, wir werden mit dem Co- Mail: unisono@s-cv.de Aus dem Speisesaal WETTBEWERBE
rona-Virus weiter leben müssen. der Möplü Chorwelten laden
Unbeschwert gemeinsam singen auf die Bühnen nach Chemnitz ein
werden wir 2022 nur können, wenn wir Situationen, wie wir sie SCV und seine SEITE 25
aktuell in Sachsen in diesen Wochen erleben, gemeinschaftlich, ja Regionalverbände gratulieren
NACHRUF
solidarisch verhindern. (Seiten 12 - 13) SEITE 14
In Gedenken an
Eine gelungene Überraschung Hannelore Günther
Wie fröhlich das gemeinsame Singen ist, zeigten ausgelassen Kin- SEITE 15 SEITE 26
der aus Rochlitz, Großenhain und Dresden, als der SingBus der Eins als Frauenchor gegründet
Deutschen Chorjugend, unterstützt von unserer Sächsischen SEITE 16 CHOR-LITERATUR / BÖRSE
Licht über Licht
Chorjugend, in Rochlitz seinen Abschluss-Stopp auf Sachsen-Tour
SEITE 26
einlegte. (Seiten 4 - 7) Kinderchorland Sachsen. Von diesem träumt
nicht nur die Sächsische Chorjugend. Dass in jedem Ort Sachsens
mindestens ein Kinder- oder auch ein Jugendchor beheimatet ist,
dürfte ein Herzenswunsch eines jeden von uns sein. Die Erfüllung
dieses Wunsches wird jedoch unser aller Mittun erfordern. Wir
möchten Sie einladen, unsere Sächsische Chorjugend bei der Rea- IMPRESSUM
lisierung des Kinderchor-Programms in Sachsen zu unterstützen,
damit dieser Traum wahr wird. Herausgeber: Für unverlangt eingesandte
Sächsischer Chorverband e.V. Manuskripte, Fotos, Materialien
Ihren Traum lebt bereits die in Leipzig wohnende Chorleiterin Geschäftsstelle: übernimmt die Redaktion keine
Franziska Kuba. Im Finale des Deutschen Chordirigentenpreises Bahnhofstraße 1 Haftung. Die Redaktion behält sich die
in Berlin erhielt die 30-jährige den Publikumspreis. (Seiten 8 – 10) 09669 Frankenberg/Sachsen sinnwahrende Kürzung von Beiträgen
Tel: (037206) 480965 vor. Nachdruck oder fotomechanische
Dazu und zum erfolgreichen Abschluss ihrer Förderung durch das Fax: (037206) 480967 Wiedergabe, auch auszugsweise, nur
Forum Dirigieren des Deutschen Musikrates möchten wir gratu- Mail: geschaeftsstelle@s-cv.de mit Zustimmung der Redaktion.
lieren. Glückwünsche gehen ebenso an Rolf Schneider in Chem- Internet: www.s-cv.de Mit Namen des Verfassers veröffent-
Redaktionskollegium: lichte Artikel stellen nicht unbedingt
nitz. Für seine großen Verdienste um das Chorwesen in Chemnitz Chefredaktion: die Meinung des Präsidiums oder
und Sachsen ehrte ihn die Stadt Chemnitz mit der Eintragung in Dr. Uwe Winkler (V. i. S. d. P.) der Redaktion dar.
das Goldene Buch der Stadt. (Seite 15) Diese Ehrung, mit der der unisono@s-cv.de Redaktionsschluss für die
Redakteure der Teilverbände: Ausgabe 01/2022: 15. Februar 2022
Musikbund Chemnitz den 90-jährigen überraschte, zeigt auch, Christine Damm (LCV)
wie wertvoll Chorgesang in unserem kulturellen und gesellschaft- presse.lcv@gmail.com »unisono« kann zum Preis von 10 Euro
Gudrun Frohmader (MBC) für 4 Ausgaben abonniert werden.
lichen Zusammenleben ist. Wenden Sie sich bitte schriftlich
redaktion@musikbund-chemnitz.de
Angelika Hauffe (OSCV) an die Geschäftsstelle des SCV (Bahn-
Wünschen wir uns, dass wir 2022 unseren Gesang wieder einem hofstr.1, 09669 Frankenberg/Sa.).
redaktion@oscvev.de
großen Publikum zu Gehör bringen und uns alle wieder an ihm Margit Günther(WSCV) Das Abonnement ist bis
erfreuen können. Besinnliche Weihnachten und einen vor allem ws-chorverband@web.de spätestens 6 Wochen vor dem
jeweiligen Redaktionsschluss
gesunden Neustart in das Jahr 2022. schriftlich kündbar.
Satz und Layout:
Ihr Doc Winkler MediaServices FOTONACHWEIS:
Baderberg 2 • 01662 Meißen Titelseite: Ausgelassenheit auf der
Tel.: (03 521) 459 11 66 kleinen Bühne des SingBusses in
Fax.: (03212) 8924263 Rochlitz. Foto: Doc Winkler
Druck: Druckerei Dämmig, Chemnitz Editorial: Foto: Selina Grunicke
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THEMA
KLEINE STIMMEN GANZ GROSS
In jedem Ort ein Kinderchor! – Sachsens Chorjugend träumt vom Kinderchorland Sachsen
beobachtet und aufgeschrieben von Robert Seidel und Uwe Winkler
Kinderlachen. Es scheint, Hans Hoch wünschte sich auf der kleinen Bühne des Singbusses gerade lieber einen
Sack Flöhe hüten zu dürfen. Um ihn herum greifen Mädchen und Jungen nach den Klanginstrumenten. „Ich,
ich, ich“, ruft ein Knirps fordernd. „Jetzt warte doch mal ab“, fährt ihn ein bezopftes Mädchen mit schrillem
Ton an. Sie traut sich das. Das Mädchen mit dem Zopf ist einen Kopf größer als der Steppke. Hans Hoch verteilt
aus dem Koffer weiter ein »B« und ein »C«. „Stellt Euch mal so auf, wie ich es Euch vorhin gesagt habe.“ Ein
Mädchen fragt eine Betreuerin – oder ist es gar die eigene Mama? –, ob sie nun mitsingen könne oder nicht.
Ihr bittender Blick erlaubt nur eine Bejahung der Frage. Vor dem zum SingBus umgebauten Kleinst-LKW mit
der aufgeklappten Bühne im Bauch des Fahrzeugaufsatzes beobachtet Clara Schürle zufrieden schmunzelnd
das quirlige Treiben. Sie leitet für die Deutsche Chorjugend das Projekt Kinderchorland und ist für den Sing-
Bus verantwortlich. Gleich soll auf der Bühne das abschließende Begegnungskonzert beginnen. Clara Schürle
schaut über den Rochlitzer Marktplatz, wo sich noch immer Mädchen und Jungen in einer interaktiven Sing-
und Kling-Ausstellung ausprobieren. Hier stehen Annalena und Leonore unter der SingDusche hinter einem
durchsichtigen Plastikvorhang und versuchen, im Duett zur Melodie des eingespielten Liedes mitzusingen und
sich selbst dabei zu hören. Am Rhythmus-Roulette bestaunen Kinder, wie sich ihre Melodie verändert, wenn
sie den Tonspeicherchip verschieben und zu kleinen Komponisten werden. An einer dritten Station erklärt die
Leipziger Chorleiterin Hannah Ewald am Stimmmodel, wie die Tonerzeugung im Hals funktioniert. Vor der
Bühne liest man das Motto des Tages auf einer Wand aus großen Würfeln: ZUSAMMEN SINGEN WIR STÄRKER.
Als irgendwann eines der herumtollenden Kinder dagegen rennt, purzelt der Mottoturm in sich zusammen.
Schon bald greift sich das eine und andere Kind einen der Würfel und platziert sich damit vor der Bühne, um
den nun auftretenden jungen Chören zu lauschen, mitzusingen und diese zu beklatschen.
Kinderchorland. Es ist ein Traum, den Sachsens Chorju- dung, konnte aber schon vorher bei der Umsetzung dieser
gend eine Woche lang in den letzten September- und ers- Idee auf die Unterstützung des Sächsischen Chorverbandes
ten Oktobertagen in die ländlichen Regionen unseres Frei- bauen. Der SingBus wurde 2020 letztlich von Corona ge-
staates getragen hat: In jedem Ort Sachsens soll es einen stoppt. Die Chorjugend in Sachsen gründete sich im Dezem-
Kinderchor geben. Natürlich ist auch ein Jugendchor will- ber 2020 und machte sich dafür stark, den SingBus 2021
kommen. Die Vision entworfen hat die Deutsche Chorju- auf Tour zu bringen. Abermals stotterte ab Frühjahr coron-
gend. Sie will mit dem Programm »Kinderchorland« Chöre abedingt der Motor. Im Frühsommer ging alles ganz schnell.
mit Kindern und Jugendlichen in Deutschland beraten und Ab Juni 2021 fuhr der SingBus der Deutschen Chorjugend
ihnen Angebote zur Fortbildung unterbreiten. Neue Chöre durch die Republik und machte in jedem Bundesland, vor
sollen initiiert, bestehende musikalisch-pädagogisch un- allem in ländlichen Räumen, Station. Nach Sachsen kam der
terstützt und miteinander vernetzt sowie Aktive in Kinder- Bus im Spätsommer. Die ursprünglich geplanten fast zwei-
und Jugendchören zum gemeinsamen Austausch animiert einhalb Wochen schrumpften letztlich auf eine Woche. Lei-
werden. Mit dem SingBus-Projekt, in Fachkonferenzen, bei denschaftlich engagierten sich Almuth Kreutz, Maja Selina
Angeboten zur Mitarbeit der inhaltlichen Entwicklung des Seidel und Stefan Jänke von der Sächsischen Chorjugend,
Konzeptes »Mündiges Musizieren« und von Maßstäben für um die SingBus-Stationen in Großenhain, Riesa, Mildenau,
eine qualitätsvolle Kinderchorarbeit wird das »Kinderchor- Leisnig, Leipzig und Rochlitz für die Kinder- und Jugend-
land« Impulse erhalten. chöre erlebnisreich zu gestalten und die Werbung für ein
Schon im letzten Jahr sollte der SingBus durch Deutsch- wachsendes Kinderchorland Sachsen erfolgreich auf die
land touren. Sachsen hatte sich damals als Startpunkt in Bühne zu bringen. Ohne das Organisationsteam der Deut-
den Tourenplan eingetragen, da sich das in Leipzig geplante schen Chorjugend um Clara Schürle, Lisa Meier und Max
Deutsche Chorfest vorzüglich als solcher eignete. Die Säch- Guder wäre die SingBus-Tour ebenso wenig denkbar gewe-
sische Chorjugend befand sich zu dieser Zeit noch in Grün- sen wie ohne die hilfreiche Begleitung durch die örtlichen
Verwaltungen und Institutionen.
In Rochlitz machte der SingBus am zweiten Samstag im
Eine Idee ergreift Sachsen. Die Deutsche Chorjugend initiierte das Pro-
Oktober Station. Die Tour de Saxe endete hier. Sonnig und
gramm »Kinderchorland«, das auch in Sachsen Wirklichkeit werden soll.
Foto: Doc Winkler dennoch kühl empfing der Herbst die über 30 Kinder und
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THEMA
Zum Begegnungskonzert zeigten die Kinder am Nachmittag, was sie morgens gelernt haben. Foto: Doc Winkler
interessierten Erwachsenen auf dem Rochlitzer Marktplatz. dern und unter der Klang-Dusche oder spielten Rhyth-
Es wurde ein spannender, ereignisreicher, informativer, vor mus-Roulette.
allem aber ein singender und klingender Tag. An der Bühne Für die mitgereisten Erwachsenen gab es parallel dazu ein
auf dem Marktplatz gab es für alle ein kurzes Willkommen. »casual improvised Get-Together«. In diesem spontan zu-
Rochlitz stellvertretender Bürgermeister Dirk Richter freute sammengerufenen Beisammensein tauschten sich die Ak-
sich für seine Stadt, SingBus-Initiatoren und Kinder begrü- teure und interessierte Musikschaffende darüber aus, was
ßen zu dürfen. Vom Markt zogen die kleinen Choristen ins für den Aufbau und für eine musische Kinder- und Jugend-
Rochlitzer Schloss. Im Workshop probten sie gemeinsam, arbeit wünschenswert und vorstellbar ist. Diskutiert wurde
angeleitet von Friederike Stahmer, Professorin für Kinder- ebenso, was ein Kinderchorland vor Ort leisten kann und
und Jugendchorleitung an der Hochschule für Musik, The- braucht.
ater und Medien Hannover, die zudem den Mädchenchor Im Begegnungskonzert überraschten die Kinder einmal
der Sing-Akademie zu Berlin leitet. Am Digitalklavier un- mehr, wie schnell, sicher und gut sie Lieder aufnehmen und
terstützte sie Tobias Brommann, vormals Kantor am Ber- mit welcher großen Freude sie diese darbieten können. Der
liner Dom. Die vorgestellte Literatur war für die Kinder neu Projektchor »Chorona« der Laborschule Dresden erweiterte
und unbekannt. Mit viel Leidenschaft, guter Laune und viel unter der Leitung seines Chorleiters Hans Hoch die musika-
Witz brachte Friederike Stahmer Kindern des Projektchores lische Darbietung mit eigenem Repertoire und erfüllte bei
»Chorona« der Laborschule Dresden, jungen Singenden aus »Shalom Chaverim« und »Hejo, spann den Wagen an« zu-
Rochlitz und Radebeul die mitgebrachten Lieder nahe. Zu sammen mit dem Publikum den Marktplatz mit wunderba-
»Early in the Morning« wurde sich noch einmal gestreckt rer und berührender Klangharmonie. Großen Anteil daran
und herzhaft gegähnt, um dann ganz munter (Name ist an- hatten die Sängerinnen des Rochlitzer Frauenchores, die
gefragt) und (Name ist angefragt), ein französisches Lied aus der Tagespresse vom SingBus-Tag erfuhren und einfach
aus Kanada, gemeinsam zu singen. kamen.
Nachmittags ging es zum zweiten Probenabschnitt zurück Vier Chöre warteten besonders gespannt auf die Vergabe
auf den Marktplatz. Dort hatte mittlerweile der SingBus des Kinderchorlandpreises Sachsen. Lediglich »Die bunten
seine kleine mobile Bühne ausgeklappt. Die Kinder nah- Tauben« Leipzig, der Jugendchor Großenhain-Reiners-
men von ihr Besitz, festigten die Lieder, die sie vormittags dorf-Ebersbach, der Projektchor »Chorona« und der Kin-
frisch gelernt hatten, studierten ein weiteres neues Lied ein, derchor der Trinitatisschule Riesa hatten sich für den Preis
eine Vokalisenballade mit dazu passenden Bewegungen. In beworben, trotz wiederholter persönlicher Ansprache und
erstaunlich kurzer Zeit hatten die Kinder ein 15-minütiges viel Werbung. Die Jury entschloss sich, jeden dieser Chöre
Programm aufführungsreif. Zwischendurch erforschten sie auszuzeichnen. Sie hatte dafür gute Gründe: Mit dem ersten
die Stationen der auf dem Markt aufgebauten Sing- und Platz wurde der Kinderchor »Die bunten Tauben« aus Leip-
Kling-Ausstellung, probierten sich aus, staunten und lach- zig ausgezeichnet. „Beim Kinderchor »Die bunten Tauben«
ten herzhaft am Modell zu den menschlichen Stimmbän- unter der Leitung von Hannah Ewald steht das gemeinsame
6
THEMA
Annalena und Leonore haben viel Spaß unter der Klangdusche.
Fotos: Doc Winkler
Hans Hoch mit seinem Projektchor der Laborschule Dresden.
Singen unter einem ganzheitlichen pädagogischen Ansatz.
Unter Einbezug von Vielfalt, Kreativität und persönlichem
Ausdruck werden in dem erst vor kurzem gegründeten Chor
Kinder angesprochen, die sonst weniger Zugänge zu musi-
kalischen Angeboten erreichen. Besonders überzeugten die
Synergieeffekte, die durch die gleichzeitige Wahrnehmung
musikalischer und organisatorischer Aufgaben unter Parti-
zipation der Kinder entstehen“, urteilte die Jury.
Der »Jugendchor Großenhain-Reinersdorf-Ebersbach«
unter Leitung von Stefan Jänke erhielt einen zweiten Platz.
Hier überzeugten das über Jahre kontinuierlich ausgebaute
Netzwerk und die großen Partizipationsmöglichkeiten der
Kinder und Jugendlichen. Den dritten Platz teilten die Kin- Aufgeregt auf der kleinen SingBus-Bühne vor großem Publikum auf
der des Projektchores »Chorona« der Laborschule Dresden dem Rochlitzer Marktplatz.
des Omse e.V., die mit ihrem Chorleiter Hans Hoch ihren
Preis vor Ort entgegennahmen, und der »Chor der Trinita-
tisschule Riesa«, ebenfalls geleitet von Stefan Jänke.
Das für den Folgetag geplante digitale Fach- und Ver-
netzungstreffen fiel wegen zu geringer Anmeldungen aus.
Nächstes Jahr wird es einen neuen Anlauf geben.
Mit der SingBus-Station in Rochlitz wurde für die betei-
ligten und ausgezeichneten Chöre ein kleines Stückchen
des Traumes Kinderchorland wahr. Clara Schürle hofft und
wünscht, „dass die Singbus-Tour in Sachsen nachhaltige
Früchte für die Kinder- und Jugendchorszene tragen wird.
Lasst uns gemeinsam daran arbeiten; an einem Kinderchor-
land Sachsen.“
Interessenten, die die Entwicklung des Sächsischen Kinderchor-
landes vorantreiben möchten, können sich an Max Guder (max.
guder@deutsche-chorjugend.de) wenden oder bei ihm für das Fach-
und Vernetzungstreffen 2022 schon jetzt anmelden. Zusammen singen wir stärker – das demonstrierten die Mädchen und
www.kinderchorland.de Jungen aus Sachsen während der SingBus-Tour durch den Freistaat.
7
CHOR-PODIUM
JETZT WILL ICH DIE WELT EROBERN
Eine Leipziger Chordirigentin erobert in Berlin die Herzen des Publikums und ihres Chores
von Uwe Winkler
Als der Schlussapplaus aufbrann-
det, fällt von Franziska Kuba die
Anspannung des vorangegangenen
Dirigats langsam ab. Sie verharrt
in ihrer Schlussgeste, bedankt sich
mit leichtem Kopfnicken bei ihrem
Chor. Dann dreht sie sich zu ihrem
Publikum in der Berliner Sophien-
kirche um, verneigt sich, genießt
die zu ihr aus den Bankreihen der
Veranstaltungskirche dringenden
Bravo-Rufe.
Eine Woche hatte Franziska Kuba
Zeit, ihr Dirigat für den 4. Deutschen
Chordirigentenpreis 2021 mit dem
RIAS Kammerchor Berlin einzustu-
dieren. Ein großes Erlebnis sei dies für
sie gewesen, blickt sie wenige Stunden
nach der Generalprobe am Vormittag
in der Sophienkirche mitten in Berlin Geschafft. Julia Selina Blank und Franziska Kuba haben sich in den vier Jahren der Förderung
durch das Forum Dirigieren schätzen gelernt. Nach ihren offiziellen »Meisterstücken« im Fina-
auf diese Tage zurück. Diese erfahre- le des Deutschen Chordirigentenpreises freuen sie sich sichtlich über ihren Abschluss.
nen Sängerinnen und Sänger Stunden Foto: Doc Winkler
später in einem öffentlichen Konzert
durch vier anspruchsvolle Chorstücke onalen Chordirigenten, ein forderndes chor, dem Rundfunkchor Berlin und
führen zu dürfen, sei für eine junge Arbeitsprogramm mit Berufschören, natürlich mit dem RIAS Kammerchor.
Chordirigentin wie sie eine riesige semiprofessionellen Ensembles und Franziska Kuba liegt das körperbe-
Chance. „Ich habe in diesen Tagen viel hochqualifizierten Laienchören. Da- tonte Dirigat der zur Auswahl gestell-
von diesen professionellen Musikerin- neben beweisen sich die jungen Di- ten Stücke. Die Jury unter keinem
nen und Musikern gelernt“, zeigt sie rigentinnen und Dirigenten in ihren geringeren als dem Chefdirigenten
sich dankbar. Der Chor habe sie sehr eigenen Projekten und beruflichen und Künstlerischen Leiter des RIAS
offen empfangen und sehr fordernd in Engagements. (Lesen Sie dazu das Kurz- Kammerchor Berlin, Justin Doyle, hat
den Tagen begleitet. Schon dies allein porträt.) den Finalisten äußerst anspruchsvolle
mache es für sie so wertvoll, im Finale Mit der in Oslo wohnhaften Julia Chorstücke zur Auswahl gestellt. Aus
des Deutschen Chordirigentenpreises Selina Blank und John Lidfors, einem Chorsätzen von Francisco Guerrero,
stehen zu dürfen. inzwischen in Los Angeles ansässigen Robert Schumann, von Jonathan Har-
Seit 2017 wurde Franziska Kuba im freischaffenden Dirigenten, treten an vey und der Bach-Familie Johann Lud-
Forum Dirigieren des Deutschen Mu- diesem Novemberabend in Berlin zwei wig, Johann Christoph und Johann
sikrates gefördert. Junge talentierte weitere junge, am Beginn ihrer Karrie- Ludwig konnten sich die Finalisten
Chordirigentinnen und -dirigenten er- re stehende Chorleitende an das Pult. ihre vier Stücke auswählen.
halten in diesem Forum wertvolle Im- „Ich habe beide in den letzten Jahren Franziska Kuba entschied sich für »O
pulse für ihre künstlerische Entwick- im Forum Dirigieren kennengelernt. sacrum convivium« (Francisco Guer-
lung. Vor zwei Jahren qualifizierte sich Wir schätzen uns sehr“, so Franziska rero), »Herr, lässest du deinen Diener«
die aus Sande im Friesland stammen- Kuba. Dennoch werden alle drei an (Johann Christoph Bach), »Zuver-
de, in Leipzig wohnende 30-jährige diesem Abend jede*r für sich um den sicht« aus »Vier Doppelchöre op. 141«
Dirigentin für die zweite Förderstufe. Deutschen Chordirigentenpreis wett- (Robert Schumann) und »Gloria« aus
Das finale Chorkonzert in der So- eifern. Neben dem Preisgeld in Höhe »Missa Brevis« (Jonathan Harvey). In
phienkirche beschloss diese Etappe ih- von 5000 Euro warten auf den Preis- der Berlin-Woche vor dem Konzert
rer Karriere. Hinter den Stipendiaten träger Projekte und Einstudierungen hatte sie täglich eine Stunde Zeit, die-
des Forums liegen Meisterkurse mit mit Partnerchören des Forums Diri- se Stücke mit dem RIAS Kammerchor
namhaften nationalen und internati- gieren, so mit dem WDR Rundfunk- Berlin einzustudieren. Persönlich be-
8
CHOR-PODIUM
Nochmals proben für das Konzert am Abend. Generalprobe in der Berliner Sophienkirche. Fotos: Doc Winkler
reitete sie sich zuvor intensiv auf die-
se Zeit vor. Sie lernte so alle Stimmen IM KURZPORTRÄT
selbst zu singen und auf dem Klavier
zu spielen. „Ich wollte möglichst tief Franziska Kuba studierte Schulmusik
in die Partitur einsteigen“, begründet an der Hochschule für Musik und The-
sie ihren Ansatz. Zudem studierte sie ater Leipzig, absolvierte an der Hoch-
die Biografien der Komponisten, um schule für Musik Weimar ein Chordi-
möglichst umfassend in die Entste- rigierstudium bei Jürgen Puschbeck
hung der Werke einzudringen. Letzt- und Gunter Kahlert. In einem weiteren
lich suchte sie nach ihrer eigenen In- Studienkurs beschäftigte sie sich an
terpretation der Werke, erschloss sich der Hochschule für Musik und Theater
die Stücke emotional, dirigierte sie zur Leipzig mit historischem Gesang. Ein Lächeln für den Chor.
Probe vor Freundinnen und Freunden. Im Sommer 2021 war sie als Chordi-
Die Emotionen, die die Stücke in ihr Vocalconsorts Leipzig. 2019 gründete
rektorin beim Bundesjugendorchester
freisetzen, lebt sie an diesem Abend sie das Ensemble für alte und zeitge-
und der Opera Jeunesse tätig. Sie leite-
in der Sophienkirche am Pult. Beein- nössische Musik »Neue Kammer«.
te in der Spielzeit 2020/21 als Chordi-
druckend, wie sie den Chor mitnimmt, Franziska Kuba hatte einen Lehr-
rektorin zwei Produktionen am Schau-
diesen anspricht, ihn führt. Der be- auftrag für Chorleitung an der Musik-
spiel Leipzig. Außerdem übernahm sie
rühmte Funke springt nicht nur zu hochschule Freiburg und übernahm
die Einstudierung von »The World to
den Sängerinnen und Sängern über. eine Assistenz bei Cornelia von Kers-
Come« beim Rundfunkchor Berlin und
Auch das Publikum quittiert das Di- senbrock, Leiterin des Opernfestivals
dirigierte hier Vorstellungen.
rigat mit lebhaftem, anerkennendem im Chiemgau Gut Immling.
Seit 2017 wurde Franziska Kuba
Applaus. Später am Abend werden die vom Forum Dirigieren gefordert, war Besonders stolz ist die Leipzigerin
zahlreichen Gäste in der Sophienkir- im gleichen Jahr Choir Master der auf ihren Chor »chorbeau«, den sie
che Franziska Kuba für ihr Dirigat den Swakopmunder Musikwoche in Na- in Leipzig leitet. Unter ihrer Leitung
Publikumspreis zusprechen. mibia. 2018 übernahm sie am Schau- wuchs der Chor von 30 auf inzwischen
Anders als das Publikum es an die- spielhaus Leipzig die Chorleitung bei 80 Mitglieder und ist heute eine feste
sem Abend in einer Momentaufnahme Faust I und Faust II. Im gleichen Jahr Institution in der Leipziger und sächsi-
sah, sprechen die acht Jurymitglie- wurde sie künstlerische Leiterin des schen Laienchorszene.
der an diesem Abend John Lidfors
9
CHOR-PODIUM
Im Zwiegespräch mit »ihrem« Chor beim abendlichen Konzert. Foto: Doc Winkler
den 4. Deutschen Chordirgentenpreis lerische Gesamt–entwicklung ein, die letzten Jahre anstrengend waren und
zu. Die Jury, zu der namhafte Chor- die jungen Chorleitenden während der die zurückliegenden Tage und Stun-
professorinnen und -professoren Förderung durch das Forum Dirigieren den sie nochmals hart forderten. Jetzt
und Chordirektoren, mit Johannes nahmen. „will ich die Welt erobern“, antwortet
Schendel auch ein Mitglied des RIAS Franziska Kuba zeigt sich nach der sie augenzwinkernd auf die Frage,
Kammerchores und mit der Leipziger Verleihung der Preise dennoch glück- wie es bei ihr nun weitergehe. Trotz
MDR-Musikjournalistin Grit Schulze lich. Die sympathische 30-jährige des begleitenden herzlichen Lachens
eine studierte Musikerin und erfahre- atmet nach der Anstrengung durch: meint die ehrgeizige Chordirigentin
ne Chorkennerin gehörten, bezog in „Endlich ist es vorbei, erst einmal ist aus Leipzig das ernst.
ihre Bewertung maßgeblich die künst- der Druck weg!“ Sie gesteht, dass die www.dirigentenforum.de
Das Forum Dirigieren
Das Forum Dirigieren ist das För- Chordirigentinnen und -dirigenten. Das Forum Dirigieren wird durch
derprogramm des Deutschen Musi- Es ist der einzige Wettbewerb dieser die Beauftragte der Bundesregierung
krates für den dirigentischen Spit- Art in Deutschland. für Kultur und Medien gefördert.
zennachwuchs in Deutschland. In Die Kandidatinnen und Kandida- Der Deutsche Chordirigentenpreis
Meisterkursen werden Talente ge- ten für den Preis werden über einen wird von der Deutschen Orchester-
fördert und ihnen die künstlerische mehrjährigen Zeitraum ausgewählt vereinigung (DOV) und der Verei-
Begegnung der jungen Dirigenten- und gefördert. nigung deutscher Opernchöre und
generation mit national und inter- Bühnentänzer (VdO) gestiftet.
Über die Vergabe des Preises ent-
national renommierten Dirigenten- www.dirigentenforum.de/deutscher-chordiri-
scheidet nicht nur eine Momentauf-
persönlichkeiten ermöglicht. gentenpreis/chordirigentenpreis/
nahme, sondern die künstlerische
Der Deutsche Chordirigentenpreis Entwicklung der Stipendiaten im
bildet den Höhepunkt und Abschluss Zeitraum der Förderung.
der Förderung junger talentierter
10VERBANDSLEBEN
WORKSHOP-ANGEBOT
CLOUDLÖSUNG FÜR CHÖRE
FÜR DIE CHORARBEIT
Noch freie Kontingente für Buchung vorhanden Zwei Online-Workshops mit Profis der Agentur DiG/
Plus Berlin bietet der Sächsische Chorverband seinen
Mitte November unterbreitete der Sächsische Chorverband Chören zum Jahresbeginn an.
seinen Mitgliedschören das Angebot einer Online-Speicher- Workshop 1 (Pressearbeit); 19. Januar, 18 Uhr:
lösung (»Cloudlösung«) über den Service von Nextcloud. Ausgangslage, Prinzipien und Mittel moderner Presse-
Darauf haben sich einige Interessenten gemeldet, die inzwi- arbeit, Umgang mit JournalistInnen, Krisenkommu-
schen ihren Zugang erhalten haben. Das Kontingent für die- nikation, Aufbau von Presseverteilern, Struktur und
se Cloudlösung ist allerdings noch nicht ausgeschöpft. Somit Best Practice bei Pressemitteilungen.
kann weiteren Chören eine eigene Cloud angeboten werden. Workshop 2 (Social Media), 26. Januar, 18 Uhr:
Das Angebot umfasst im Einzelnen: Eine eigene Cloud pro Ver- Grundlagen, Wann und für wen ist Social Media sinn-
ein/Chor mit einem Speicherplatz von bis zu 100 GB (Ihre Daten voll?, Does and Don'ts der Social-Media-Arbeit, 10 Ge-
gehören Ihnen, wir haben keinen Einblick). Die DSGVO-konforme bote eines modernen Social-Media-Auftrittes.
Speicherung, da die Server in Deutschland stehen. Ein integriertes Nach Anmeldung über geschäftsstelle@s-cv.de werden die
Office-Paket für kollaboratives Arbeiten über den Internetbroswer Zugangsdaten an Interessenten versendet.
(gemeinsam an geteilten Dokumenten arbeiten). Eine eigenstän-
dige Nutzerverwaltung durch Ihren Verein/Chor (d.h., Sie bestim- SÄCHSISCHES CHORLEITERSEMINAR
men selbst, wer welche Inhalte lesen und bearbeiten darf). Die
Kostenübernahme durch den Sächsischen Chorverband e. V. bis WIRD VERSCHOBEN
Dezember 2024. Das Sächsische Chorleiterseminar in Freiberg / Sa.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte per E-Mail die muss auf Grund der aktuellen Situation verschoben
Geschäftsstelle des SCV (geschaeftsstelle@s-cv.de). werden. Den neuen Termin entnehmen Sie bitte der
Internetseite des Sächsischen Chorleiterseminars.
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aufgeschrieben von Uwe Winkler
Die Advents- und Weihnachtszeit ist üblicherweise die Hochzeit des Chor-
gesangs. Lange übten sich im Spätsommer und Frühherbst unsere Chöre
in der Vorfreude auf diese Zeit, probten, stellten Programme zusammen,
tüftelten an Konzepten für Außenauftritte und zumindest an kleinen,
zumindest in personell reduzierten Chor-Besetzungen möglichen Kon-
zerten. Lange hielten die Organisatoren auch des Gewandhaussingens
sächsischer Chöre daran fest, Anfang Dezember doch nach Leipzig zum
traditionsreichen Adventssingen einladen zu können. Jedoch machte die
anhaltende Pandemie auch in diesem Jahr jeglichen Advents- und Weih-
nachtskonzertplänen einen Strich durch die Rechnung. In Sachsen sind
Proben, Konzerte und Auftritte nach den jüngsten Verordnungen nicht
erlaubt. In anderen Bundesländern hingegen dürfen Chöre zwar proben
und auftreten, aber hier überlegen Chöre, ob Konzerte zur Weihnachts-
zeit zu verantworten sind. „Die aktuelle Situation ist für viele Chöre, vor
allem für unsere Laienchöre in Sachsen, äußerst unbefriedigend, ja frus-
trierend“, zeigt sich Luise Neuhaus-Wartenberg, Präsidentin des Sächsi-
schen Chorverbandes, in dieser sonst so freudigen Zeit für Chöre traurig.
„Wir dürfen dennoch nicht resignieren. Wenn wir bald wieder gemein-
sam singen wollen, müssen wir jetzt entschlossen handeln.“
Sie haben sich vor wenigen Wochen mit lamentieren über Einschränkungen,
sehr klaren, emotionalen Worten an die die getroffen werden, und merken da- Luise Neuhaus-Wartenberg.
Sängerinnen und Sänger, an die Chorlei- bei nicht, dass wir selbst unser gesell- Foto: Hanna Totzke
tungen und Vereinsvorstände gewandt schaftliches und insbesondere auch
und die aktuelle Situation der Pandemie in kulturelles Leben einschränken. Das band sich nicht stärker für Ihre Mitglieder
Sachsen und deren Auswirkungen auf die ist für mich unerträglich schmerzhaft, ins Zeug werfen müssen?
Kulturlandschaft, auf das Chorsingen be- denn ohne die Kultur uns derzeit ein Die Antworten auf diese beiden
schrieben. Sie appellieren in persönlichen wichtiges Mittel von Austausch, Dis- Fragen fallen mir tatsächlich nicht
Worten letztlich an alle, sich impfen zu kussion, ja auch von Reibung, von leicht. Zur ersten Frage: Sicherlich
lassen. Was hat Sie zu einem solchen ein- Miteinander und Füreinander, auch hätte manches besser bedacht, ab-
drücklichen Appell bewogen? von gesellschaftlicher Selbstvergewis- gewogen und auch vom Kultur- und
Die aktuelle Corona-Situation ver- serung einfach fehlt. Jenseits davon Freizeitbereich abgewendet werden
langt sehr Vielen sehr Viel ab und ja, geht es auch immer um Geld und Fi- können. Vielleicht trifft das sogar
auch mir, mich als Präsidentin unseres nanzierung. Da stecken ja Menschen mehr noch für die Kulturbereiche zu,
Chorverbandes und als Politikerin klar dahinter. Und die arbeiten unermüd- die existentiell von dieser Krise be-
zu positionieren und dafür zu werben, lich. Ohne dass es hier langfristige droht sind. Leichtfertig hat aus mei-
dass wir alle gemeinsam unseren Teil Maßnahmen und eine andere Form ner Sicht jedoch niemand in Sachsen
dazu beitragen, diese Pandemie in den der sozialen Absicherung gibt, wer- Entscheidungen getroffen. Womit ich
Griff zu bekommen. Über ein Jahr den wir in arge Bedrängnis kommen, auch schon bei der zweiten Frage bin.
formulieren wir immer wieder diesen die Vielfalt in dieser gesamten Branche Denn in den zurückliegenden Mona-
Anspruch. Über ein Jahr hoffen wir aufrecht erhalten zu können. Und die ten haben wir in unterschiedlichsten
alle gemeinsam, dass uns dies gelingt, Vielfalt ist gerade in Zeiten wie diesen Gremien, in persönlichen Gesprächen
das Virus in seiner Ausbreitung einzu- grundlegend für den Zusammenhalt mit den zuständigen Ministerinnen
dämmen. Doch am Ende dieses Jahres einer Gesellschaft. und Ministern im Freistaat, in Diskus-
erleben wir im wahrsten Sinn des Wor- Wurde aus Ihrer Sicht die Kultur- und sionsrunden und in Positionspapieren
tes ein Trauerspiel: Das Corona-Virus Freizeitbranche seitens der politischen unsere Interessen artikuliert und auf
grassiert weiter. Die Impfquote in Entscheidungsträger der Pandemie zu Lösungen gedrungen. Natürlich ist es
Sachsen spottet jeder Beschreibung. leichtfertig geopfert? Anders gefragt: Hät- auch für mich unbefriedigend, wenn
Wir diskutieren und diskutieren, wir ten Verbände wie der Sächsische Chorver- wir es als Laienchöre abermals sind,
12VERBANDSLEBEN
die neben Kultur-, Freizeit-, gastro- und voreilige Versprechen führen zu läufen zu schützen. Die Zahlen der
nomischen und touristischen Ange- immer weniger Vertrauen. Und es fehlt Patientinnen und Patienten auf den
boten eine gehörige Last der Pande- an Vertrauen in staatliche Institutio- Intensivstationen lassen keine ande-
mie schultern müssen. Wir haben in nen. Das hat auch etwas damit zu tun, re Interpretation zu. Ohne einen ge-
den zurückliegenden Monaten vieles dass wir keine Fehlerkultur zulassen, waltigen Impffortschritt werden uns
versucht, endlich aus dieser Situation ja bis hin, dass es möglich sein muss, Verordnungen wie die aktuelle nicht
herauszukommen. Doch wir haben sich auch entschuldigen zu können nur bis in den Januar hinein begleiten,
uns im Sommer beruhigen lassen, und zu sagen, „das ist unsere erste Kri- sondern uns auch 2022 immer wieder
dass alles gut werde. Politisch wähn- se derartigen Ausmaßes und wir haben treffen.
ten wir uns schon in einer Nachphase die Situation vor einem halben Jahr Wir aber wollen endlich wieder un-
der Pandemie. Die jetzige Situation zu anders, aus heutiger Sicht betrachtet, beschwert gemeinsam singen, zu Kon-
Weihnachten und zum Jahreswechsel sogar falsch eingeschätzt.“ Und es geht zerten auftreten und unser Publikum
ist auch der fehlenden Vorbereitung um Solidarität, die leider fehlt. Auch mit unseren Liedern erfreuen. Leipzig
zuzuschreiben, warnende Rufe an- wir in unserem Chorverband sind uns und Sachsen will im Frühjahr 2022
hand von Modellrechnungen, „dass ab uneins darüber, welches der richtige Gastgeber des größten Chorsängerfes-
Herbst die Zahlen wieder steigen wer- Weg aus dieser Pandemie sein könn- tes in Deutschland sein. 2020 musste
den, das Gesundheitswesen eine Ver- te. Auf meinen Brief von vor einigen es wegen Corona abgesagt werden.
schnaufpause braucht, dass wir nichts Wochen gab es unzählige Rückmel- Übrigens als eines der ersten großen
unversucht lassen dürfen, um Räume dungen, darunter eine Menge Mails Veranstaltungen in Deutschland über-
abzusichern, in denen Menschen zu- mit herzlichem Dank, andere mit har- haupt. Wir tragen als Gastgeber eine
sammenkommen“, kurz gesagt, wie ter Kritik. Über die Tonalität mancher Verantwortung für alle Sangesfreu-
machen wir unser Land Krisen siche- Äußerungen, über Vergleiche, die die digen, die wir nach Leipzig einladen,
rer, sind leider verhallt oder wurden zu Geschichte und unsere Verantwortung und für alle, die uns hören und sehen
wenig ernst genommen. vergessen, war ich zutiefst schockiert möchten. Auch dies sollten wir als Sän-
und habe angemessen reagiert. Mei- gerinnen und Sänger, als Chorvereine,
Sie schreiben demnach der sächsischen nungsfreiheit und das Recht darauf Chorleitungen und Chorvorstände se-
Politik eine Schuld an der aktuellen Situa- bedeutet nicht, dass alle anderen ihre hen. Wir stehen in diesen Tagen nicht
tion zu? Meinung teilen oder unwidersprochen nur vor leeren Proben- und Konzert-
Ach wissen Sie, mit der Schuld gera- lassen. Wir brauchen die argumentati- sälen in dieser Weihnachts- und Zeit
de in einer so schlimmen Krise ist das ve Auseinandersetzung und die zivili- des Jahreswechsels. Wir stehen auch
so eine Sache. Ich habe sehr viel zu kri- sierte Debatte, die verlässlich durch vor ernsthaften Entscheidungen, die
tisieren. Und tue das auch laut. Aller- unser Grundgesetz gerahmt wird. unser Chorleben im Jahr 2022 beein-
dings denke ich, dass das, was wir im Ich bleibe bei meiner Überzeugung flussen werden. Ich wünsche uns dafür
Moment erleben, nicht nur eine Krise und eindringlichen Bitte an jeden und Mut, Wohlwollen und ein entschlosse-
für das Leben und die Gesundheit aller jede von uns: Lassen Sie sich impfen. nes Handeln.
ist, sondern auch eine Krise unserer Auch ein drittes Mal. Die Impfung
Demokratie. Wir müssen ganz klar be- scheint unter diesen Umständen die
schreiben, was unser demokratischer einzige Möglichkeit, einen großen
Staat tun und leisten kann. Falsche Teil der Menschen vor schweren Ver-
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13CHOR-JUBILÄUM
AUS DEM SPEISESAAL DER MÖPLÜ AUF DIE BÜHNEN
Frauenchor Kirchberg feierte ein halbes Jahrhundert seines Bestehens
von Yvonne Scheithauer, WSCV
Für das »Halbe-Jahrhundert-Ju- Chorleiter Kantor Junghans. Schon
biläum« hatte der Frauenchor bald sangen über 30 Frauen hier ge-
Kirchberg ein großes Festkonzert meinsam im Chor, der später von Her-
im Saal des Kirchberger Rathauses mann Hofmann, Musiklehrer an der
geplant. Fehlende sängerische Fit- Ernst-Schneller-Schule in Kirchberg,
ness wegen fehlender, coronabe- geleitet wurde.
dingt ausgefallener Proben wie or- Im Juni 2012 verabschiedete sich der
ganisatorische Vorbereitungen aus Chor Hermann Hofmann, der mit 85
Zeitgründen ließen dieses Vorha- Jahren wohl einer der ältesten Chor-
ben nicht zu. Gefeiert wurde den- leiter Deutschlands war. Die Leitung
noch, wenn auch in einem kleinen übernahm Gitta Schneider, Gründerin
Rahmen. des Akkordeonorchesters Zwickauer
Land und Fachlehrerin für Akkordeon,
Dorothea Obst, Bürgermeisterin der Klavier und Chorgesang. Während ihres
Stadt Kirchberg, würdigte das Wirken Studiums lernte sie auch Komposition
des Chores in der Stadt Kirchberg und und Arrangement. Mit ihrem Schwung
stellte eine finanzielle Unterstützung und mit ihren Bearbeitungen für den Chorleiterin Gitta Schneider und ihr Jubilä-
für die Chorarbeit in Aussicht. Margit Chor wagen sich die Damen heute an umsgeschenk des Chores.
Günther, Vorstandsmitglied des WSCV, Foto: Rudolf Schneider
Udo-Jürgens-Interpretationen, Come-
ehrte fünf Frauen für ihr 40- bzw. dian-Harmonists-Titel, pflegen weiter
50-jähriges Singen im Chor. den Volksliedgesang und wagen sich wollt‘ ein Chor auf Reisen geh’n und da-
Drei Gründungsmitglieder des Cho- auch an klassische Musik. bei zurück in die Kindheit seh’n“.
res sind noch aktiv. Sie erinnerten sich Zum Jubiläum überraschte der Frau- www.frauenchor-kirchberg.de
an den Beginn im Speisesaal der Mö- enchor seine Gäste mit einem von Gitta
belstoff- und Plüschwerke Kirchberg, Schneider in der chorgesangslosen Zeit
dem ehemaligen Möplü-Werk, mit dem geschriebenen Arrangement von „Es
DER SCV UND SEINE REGIONALVERBÄNDE GRATULIEREN
25 JAHRE CHORLEITUNG 50 JAHRE SINGEN IM CHOR • Gudrun Kimm, Erzigkeit Ilona –
• Michael Janze – chór Budyšin • Eberhard Klose – Männerchor beide Frauenchor Kirchberg e. V.
Dresden-Striesen e. V. • Gabriele Landrock,
70 JAHRE SINGEN IM CHOR • Gerda Schmolke, Lore Albert, Kathrin Haehnel, Maria Heinzel –
• Helga Fiedler – Blema-Chor Rosi Schubert – alle Stadtchor Thalheim e. V.
»Gerhard Hirsch« Aue e. V. Frauenchor Kirchberg e. V.
25 JAHRE SINGEN IM CHOR
65 JAHRE SINGEN IM CHOR • Barbara Groh, Lucie Beyer – beide
• Ev Lindner, Helga Müller,
• Gerta Schütze – Chor »Friedrich Wolf« Dresden e.V.
Silvia Wittig –
Chor »Friedrich Wolf« Dresden e. V. • Georg Höhne – Männergesang-
alle Heidenauer Singekreis e. V.
• Waldtraut Oertel – verein 1860 Löbnitz e. V.
• Ursula Modemann –
Heidenauer Singekreis e. V. • Petra Händel – Blema-Chor
Stadtchor Thalheim e. V.
»Gerhard Hirsch« Aue e. V.
60 JAHRE SINGEN IM CHOR 20 JAHRE SINGEN IM CHOR
• Ulrich Junghans – 40 JAHRE SINGEN IM CHOR
• Heidi Emmrich, Sylvia Heyn,
Männerchor Dresden-Striesen e. V. • Annemarie Scholz,
Hans-Peter Miersch,
• Werner Naujokat, Rolf Zetzsche Kerstin Schönherr –
Maik Zschierlich –
– beide Männerchor Germania beide Heidenauer Singekreis e. V.
alle Heidenauer Singekreis e. V.
Benndorf e. V. • Wolfgang Schlegel, Wolfgang May
– beide Männergesangverein 10 JAHRE SINGEN IM CHOR
Elterlein e. V. • Gabriele Hoffmann, Detlev Zorn –
beide Volkschor Leipzig
14EHRUNG
EINE GELUNGENE ÜBERRASCHUNG
Rolf Schneider wird mit dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Chemnitz geehrt
von Gudrun Frohmader, MBC
Eigentlich sollte er zur Chor-Ma-
tinee beim Chemnitzer Bürgerfest
am 12. September im Stadthallen-
park nur einige Lieder aller drei
beteiligten Chöre dirigieren. Das
dachte jedenfalls Rolf Schneider
und tat es mit sichtlicher Freude,
mit fordernder Leidenschaft und
altbekanntem Temperament, das
seinen 90 Jahren in jeglicher Wei-
se spottete und auch den Sänge-
rinnen und Sängern diese Freude
ins Gesicht schrieb. „Singen soll
Spaß machen und das soll man
doch auch sehen“, lautete seine
klare Ansage.
Nach dem gemeinsamen Kanon
»Dona nobis pacem« der Augustus-
burger Choryfeen, des Kammerchores
Chemnitz und des Florian-Geyer-En-
sembles Chemnitz kam es dann an-
ders, als Rolf Schneider es ahnen Rolf Schneider setzt seine Unterschrift im Beisein von Oberbürgermeister Sven Schulze ins Gol-
konnte. Ein festlicher Tisch mit einem dene Buch der Stadt Chemnitz.
Fotos: Wolfgang Schmidt
großen Blumengesteck wurde auf die
Bühne geschoben und der Chemnitzer
Oberbürgermeister Sven Schulze bat
Rolf Schneider zur Eintragung in das
Goldene Buch der Stadt.
Initiiert hatte der Musikbund
Chemnitz diese Überraschung für
den langjährigen Leiter des Flori-
an-Geyer-Ensembles und Begründer
des Arbeitersängerfestes in Karl-
Marx-Stadt, das noch heute unter
dem neuen Namen Sängerfest nati-
onale und internationale Chöre in
Chemnitz vereint.
Noch vieles mehr wusste Musik-
bund-Vizepräsident Uwe Weise in
seiner Laudatio über die Verdienste
Rolf Schneiders um die Chormusik zu
berichten. Um so freudiger dirigier-
te der überraschte Geehrte nach dem Leidenschaftlich wie man ihn kennt: Rolf Schneider beim Dirigieren der beteiligten Chöre zum
festlichen Akt den gemeinsamen Titel Chemnitzer Bürgerfest. Auch die Zuhörer waren dabei gefragt.
»Heut ist ein wunderschöner Tag«, be-
vor jeder der drei Chöre solo Einblick den zierlichen Mann mit dem großen des Musikbundes Chemnitz in der
in sein Repertoire gab. Noch einmal Herzen für die Chormusik, denn jeder Markuskirche in der vorderen Reihe.
vereinten sich die drei Ensembles zum „seiner Floris“ hatte eine für ihn mit- Gewundert hat sich darüber niemand.
Schluss unter Schneiders Dirigat zum gebracht. Schließlich ist dieses Fest ja sein Kind.
Lied »Die Gedanken sind frei«. Und Einen knappen Monat später saß www.musikbund-chemnitz.de
dann regnete es förmlich Rosen auf Rolf Schneider beim 35. Sängerfest
15CHORJUBILÄUM
EINST ALS FRAUENCHOR GEGRÜNDET
Chor Arion Glesien wollte 50-jähriges ein Jahr lang feiern
von Jörg Meißner, LCV
Der Chor Arion Glesien bei seinem Jubiläumskonzert in der Kirche Altscherbitz. Foto: Ute Meißner
2021 sollte für den Chor Arion Gle- 1990 konstituierte sich der Frau- es nur ein kleines Event ohne Gast-
sien ein besonderes Jahr werden. enchor als Verein. Ihr 25-jähriges Be- chöre und ein Freiluftkonzert. Ein
Das 21. Nordsächsische Chorfesti- stehen feierten die Sängerinnen aus zweites Konzert zum Dorffest folgte.
val »Glesiener Chorfrühling«, das Glesien sechs Jahre danach noch als Die Hoffnung stieg, Der Chor hoffte,
Konzert zum Dorffest in Glesien, Frauenchor Glesien e.V. Schon im glei- seine Festkonzerte und das geplante
ein Benefizkonzert in Leipzig, ein chen Jahr verstärkten sich die Frauen Benefizkonzert Anfang Oktober mit
gemeinsames Chorkonzert zum 3. mit vier Männerstimmen und traten den befreundeten Chören doch noch
Oktober mit dem Chor der Part- fortan als gemischter Chor bei Kon- durchführen zu können. Dann sagten
nerstadt und das Jubiläumskon- zerten auf, reisten zu Sängertreffen, der Chor der Partnerstadt Bühl ab, der
zert mit befreundeten Chören Jubiläen, zu Festen, nahmen am inter- MGV Arion Gießen und letztlich auch
sollten das 50. Jubiläumsjahr des nationalen Chorfest am Bodensee und der Veranstalter des Benefizkonzerts.
Chores »Arion Glesien« kulturell an zahlreichen Veranstaltungen teil. Es blieb nur noch das Festkonzert in
füllen. 1971 wurde in Glesien ein Erstmals lud der Chor im Jahr 2000 der Kirche Schkeuditz-Altscherbitz,
Frauenchor gegründet. Der Chor zum »Glesiener Chorfrühling« ein, mit dem gleichzeitig die Schkeuditzer
ist heute unter dem Namen Chor das inzwischen als „Nordsächsisches Kulturtage eröffnet wurden. EDieses
Arion Glesien bekannt. Chorfestival Glesiener Chorfrühling« wurde jedoch ein tolles Konzert voller
alljährlich Anfang Mai Chöre vereint. Emotionen.
Am 16. Oktober 1971 hatte der Chor
(Die Ausschreibung finden Sie auf der Der Chor und sein Chorleiter Thomas
unter der Leitung von Änne Laue sei-
Website des SCV.) Holfeld machten das Jubiläumskon-
nen ersten großen Auftritt zur Na-
Als die Sängerinnen und Sänger zu- zert zu einem richtig guten Höhepunkt
mensgebung der Oberschule »Wilhelm
fällig die alte Vereinsfahne des Gesang- der Gründung des einstigen Frauen-
Pieck« Glesien. Es folgten Auftritte
vereins Arion Glesien 1867 fanden, chores. Der Oberbürgermeister der
zu verschiedenen Festen, zu Veran-
beschäftigten sie sich mit der Chorge- Stadt Schkeuditz, Rayk Bergner, wür-
staltungen der Landwirtschaftlichen
schichte in ihrem Ort. In Würdigung digte den Chor Arion Glesien für sein
Produktionsgenossenschaften (LPG),
der bis 1867 reichenden Gesangsge- Engagement für die Kultur in seiner
in Schulen und auf Chortreffen. Die
schichte beschloss der Chor 2014, sich Stadt. Die Vizepräsidentin des Leip-
kulturelle Arbeit des Chores wurde oft
in Chor Arion Glesien umzubenennen. ziger Chorverbandes Sigrun Schläfer
geehrt und gewürdigt. Der Chor wurde
Anders als gedacht wurde 2021 we- überbrachte Grüße des Vorstandes und
unter anderem »Hervorragendes Volks-
gen Corona nicht zum erhofften, lange zeigte sich beeindruckt von der Leis-
kunstkollektiv« und »Ausgezeichnetes
vorbereiteten Jubiläumsjahr. Anstelle tung des Chores.
Volkkunstkollektiv.
des Nordsächsischen Chorfestivals gab www.chor-glesien.de
16AUS DEN CHÖREN
150 JAHRE CHORGESANG
Ausstellung im Heimatmuseum Borsdorf über Chöre in Borsdorf, Panitzsch und Zweenfurth
von Christine Damm, LCV
Über 150 Jahre lang ertönte ent-
lang der Parthendörfer nahe Leip-
zig Chorgesang. Die neun Chöre auf
dem Gebiet der heutigen Gemeinde
Borsdorf sind längst Geschichte.
Um die Erinnerung an hunder-
te von Sängerinnen und Sängern
wachzuhalten, ehemalige Dirigen-
ten zu würdigen sowie besondere
Menschen, die ihr Herzblut in „ih-
ren“ Chor fließen ließen, arbeitete
der Heimatverein Borsdorf deren
Chorgeschichte(n) auf.
1868 begründete die »Liedertafel« Pa-
nitzsch den Chorgesang in den an dem
Flüsschen Parthe gelegenen Dörfern.
Noch im 19. Jahrhundert entstanden
in Borsdorf und 1925 in Zweenfurth
Männergesangvereine. Alle drei Chöre
überstanden den Zweiten Weltkrieg.
Nach den Kriegswirren trafen sich Ju-
gendliche aus Panitzsch und gründeten
1947 den »Klampfenchor Panitzsch«.
Schon bald erlebte dieser Chor einen
Zulauf aus den anderen Dörfern, vor
allem aus Borsdorf. An der Oberschule
Borsdorf entstand zudem ein Schul-
chor, der neben sich schulischen Ver-
anstaltungen auch in das Borsdorfer
Dorfleben einbrachte. Zweenfurther
Frauen organisierten sich ab 1966 in
einem Frauenchor. Aus diesem wur-
de 1981 ein gemischtes Ensemble,
die »Chorgemeinschaft Zweenfurth«.
Zwölf Jahre lang existierte in Panitzsch Blicke in die Ausstellung im Heimatmuseum Borsdorf. Fotos: Heimatverein Borsdorf
zudem ein Gospelchor namens »Mo-
SchuKeKeBa«. Dieser ging aus den sin- katen bestückte Litfaßsäule zu sehen. und Borsdorf mit 49 dazugehörigen
genden »Kirchenmäuse« Panitzsch her- In Vitrinen belegen Zeitdokumente, Fahnennägeln, historische Banner und
vor und trat ergänzend zu diesem auf. Urkunden und Objekte die Aktivitäten eine Schirmmütze des Deutschen Sän-
Allen Chören war die Freude am mit- der Chöre. Zu hören sind außerdem gerbundes von 1920 aus.
einander Singen, der soziale Zusam- Konzertmitschnitte des Männerchors Die Sonderausstellung ist noch bis
menhalt und ein geselliges Chorleben Borsdorf aus den 1950er Jahren. Ende Februar 2022 im Heimatmuse-
gemeinsam. Alte Chroniken, »Goldene Die Teilnahme an Sängerfesten des um Borsdorf, Leipziger Str. 5, zu sehen.
Bücher«, historische Protokolle, Pro- Deutschen und des Sächsischen Sän- Geöffnet ist jeden Freitag von 15.00
gramme und Fotos, die aus Archiven gerbundes war bis in die 1930er Jahre – 18.00 Uhr. Zusätzliche Öffnungszei-
und durch die Mithilfe der Bevölkerung für die drei Männergesangvereine be- ten werden auf der Website des Vereins
zusammengetragen wurden und in deutend. Das ist nicht nur auf den Fotos bekanntgegeben. Individuelle Termine
Schautafeln in der Ausstellung zu se- zu sehen. Der Borsdorfer Heimatverein können vereinbart werden unter Tel.
hen sind, dokumentieren dies. Neben stellt dazu die Vereinsfahne der »Lie- 034291-22912.
historischer Chorkleidung und Musik- dertafel« Panitzsch von 1885, Fahnen- www.heimatverein-borsdorf.de
instrumenten ist eine mit Konzertpla- stangen der Männerchöre Panitzsch
17AUS DEN CHÖREN
GLÜCKSELIG UND UNVERGESSLICH
Gesangverein zu Langenbernsdorf entsendete »Götterfunken« und viel Zuversicht
von Uwe Winkler
Auf der Empore der Sachsenlandhalle hatte sich der Chor aufgestellt. Foto: Thomas Divossen
Der Zahl Sieben wird hierzulande Glück zugeschrieben. In Ostasien hingegen sieht man das ganz anders: Da ist
die Sieben eher eine Unglückszahl. In Langenbernsdorf indes scheint das eine wie das andere zu gelten: Sieben
Jahre nachdem sich ein ganzes Dorf sängerisch aufmachte, sein Publikums mit bester Laienchor-Sinfonik zu er-
obern, wollte sich der Gesangverein zu Langenbernsdorf e. V. 2020 an einen ganz großen Komponisten wagen.
Ludwig van Beethovens Neunte sollte es sein, mit der Schillerschen Ode »An die Freude« wollten die Langen-
bernsdorfer Sängerinnen und Sänger »Götterfunken« aus ihren Kehlen in die Welt entsenden. Doch schon nach
wenigen Proben verstummten in Langenbernsdorf die Chorstimmen. Corona zog über das Land, es erstarb jedes
Glücksgefühl, mit dem sich das singende Dorf-Projekt in Westsachsen bereits auf den Weg zu einem großen Er-
eignis gemacht hatte.
Anke Götz' Augen leuchten dennoch Dorfgasthof »Weißes Roß« ein.
glückselig, als die Sopranistin im Ge- „Silvester 2019 erklang auf dem
sangverein im Rückblick vom Werden, Augustusplatz in Leipzig zum Jahres-
Sterben und Wiederaufstehen des ehr- wechsel Beethovens »Neunte«. Ich trat
geizigen Projektes erzählt. Denn vor gerade durch die Tür der Oper hinaus
wenigen Wochen und mit einem Jahr auf den Platz, als der Chorsatz ange-
Verspätung führten die Langenberns- stimmt wurde. Es war so ein erhabe-
dorfer nun doch Ludwig van Beetho- ner, glückseliger Moment. Unvergess-
vens »Sinfonie Nr. 9 in d-Moll op. 125« lich!“, erzählt Anke Götz. Wenige Tage
mit dem Schlusschor über Friedrich nach diesem furiosen Start in das Jahr
Schillers Ode »An die Freude« vor ei- 2020 schlug Liedermeister Michael
nem begeisterten Publikum auf. Zwei- Pauser auf der ersten Probe des neuen
mal gastierte der Gesangverein in der Jahres dem Chor vor, im damals anste-
Sachsenlandhalle in Glauchau. Deren henden Beethoven-Jahr sich an einen
große Bühne tauschte der Chor über- besonderen Höhepunkt zu wagen. „Als Die Sopranistin Anke Götz ist immer noch
haupt erstmals gegen die eigene im ich dann die ersten Noten selbst sang glückselig und begeistert. Foto: Doc Winkler
18Sie können auch lesen
