Gemeindebrief vage Wege - Wege wagen - September Oktober November 2020 - Fastly
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Gemeindebrief Evangelisch-Lutherische Gemeinde Bozen Comunità Evangelica Luterana di Bolzano vage Wege - Wege wagen September • Oktober • November 2020
Evangelisch-Luth. Gemeinde Unterwegs auf dem Grat Col di Lana 10, 39100 Bozen Von einer richtigen Gratwanderung ge- T. 0471 281293 träumt haben wohl viele in den Wochen Email: info@chiesa-evangelica.it zwischen dem 10. März und dem 8. Mai. Bürozeiten: Mo-Mi-Fr 8.30-12.30 Auf dem Berg sein, inmitten der Natur, über Di+Do 8.30-13.30 Uhr sich nur den endlosen Himmel und ein paar Wolken. Sonne und Wind auf der Haut spü- Kirchenvorstand / Consiglio ren. Gehen können, wohin und wie lange Ulrike Becker, Kuratorin/curatrice man möchte. Frei sein… T. 348 2339968 Barbara Gödel, Vizekuratorin/ Zwei Monate Lockdown, eingesperrt in den vicecuratrice eigenen vier Wänden, das war auch eine Caroline von Hohenbühel, Schatz- Gratwanderung - der ganz anderen Art. Ein meisterin/Tesoriera Auf und Nieder der verschiedensten Emoti- Michael Jäger, onen und Erfahrungen. Angst, Hoffnung, Annett Weissenburger, Euphorie (z. B. bei den Balkonaktionen), Friedrich Menke, Miriam Weiß, Einsamkeit, Verzweiflung, Trauer, Aufleh- Helga Lott, Kathrin Kötz nung, kreativer Schöpfergeist. Wenn sich das Leben von heute auf morgen so schlag- Bankverbindungen / Coordinate artig ändert, wenn alles, was unseren ge- bancarie wohnten Alltag ausmacht, plötzlich aufge- IBAN: IT 39Q0604511602 hoben ist - Arbeit, Schule, Training, Frei- 000002 100000 zeit, Gottesdienst – dann wird dies selbst für BIC: CRBZIT2B002 die stabilsten Zeitgenossen zu einer Grat- wanderung. Ein ständiges Bemühen um Herausgeber ist der Kirchenvorstand Gleichgewicht, inneres und äußeres. Es gibt Il Notiziario viene edito dal Consiglio Menschen, die diesen Balanceakt überra- Redaktion und Gestaltung / Redazio- schend gut bewältigt haben, andere wurden ne ed impaginazione: Michael Jäger völlig aus der Bahn geworfen. Wiederum Korrektur / correzione: Helga Lott, andere haben beschlossen, ihr Leben zu än- Gudrun Rathjens dern oder zumindest anders als bisher anzu- Druck / Stampa: Hausdruckerei / in gehen. proprio Auflage /Tiratura: 1000 Stk./ Eine tiefe Erfahrung, die Spuren hinterlas- copie sen hat. Die Distanz von einem Meter, die uns zu den anderen auferlegt ist, hat tiefgrei- Redaktionsschluss des nächsten Hef- fende Folgen. Die Angst auch. Und zur Ta- tes, das die Monate Dezember bis Februar 21 umfasst, ist der 31. Okto- gesordnung zurückkehren, als sei nichts ge- ber 2020. Bitte bis dahin alle Beiträge schehen, das schaffen wohl nur die wenig- und Termine bekanntgeben. sten. Nicole Dominique Steiner 2
Auf ein Wort Liebe Leserinnen und Leser, wir waren mal wieder in der Presse. Wir Kirche. Spaß gemacht hat es kei- nem. Zunächst gab es die Schelte, Kir- che hätte in der Corona-Krise zu wenig Präsenz gezeigt, zu bescheiden auf das Insistieren der eigenen Systemrelevanz verzichtet, sich rar gemacht und die Gläubigen sich selbst bzw. der grassie- renden Seuche überlassen. Wie bitte? Mit Kritik an der Kirche habe ich grundsätzlich kein Problem, auch Sati- re vertrage ich gut, und wenn man sich eigene persönliche Präferenzen von Berufs wegen auch hinter den Ku- und mit der gehörigen Option, sich auf lissen bewegt, kann man durchaus auf ungewohntem Terrain kräftig zu bla- Kritikwürdiges stoßen, wie anders? Es mieren. Ich habe nur staunen können, fängt ja schon mit dem Blick auf die was meinen Kollegen und vielen eh- eigene Person an. Wer wollte sich da renamtlichen Mitarbeiterinnen und kritisches Nachfragen verbieten kön- Mitarbeitern da alles eingefallen ist, nen? um Nähe zu leben, Kontakt zu halten, Aber nicht so, nach dem in der großen Gottes kräftigendes Wort weiter- Gesamtschau für mich doch sehr aner- zugeben, Einsamkeit und Sorgen zu kennenswerten Auftreten der Kirche in durchbrechen, und sei es nur für einen schwierigsten Zeiten. Priester, die sich Augenblick. Und zu überraschen – ja, in der Seelsorge an Sterbenden infi- ich gebe es gerne zu, auch das ziert haben und dann der Vernunft ge- schwang sicher gelegentlich mit. Und horchend, auch selbst Abstand leben für all das, vom Schreibtisch aus, ein mussten. Der Verzicht auf Präsenz- paar gelehrte abfällige Zeilen zirkulie- Gottesdienste, des Lebens wegen, die- ren lassen? Das stieß mir doch ordent- ses kostbaren Gutes, das eben mehr lich auf. wiegt als sonst tonnenschwere Dog- men und jahrtausendealte heilige Tra- Und kaum in den Backen hin und her ditionen. Die Findigkeit, mit der als geschoben und schließlich ausge- statisch, „beamtisch“, vormodern beur- spuckt, kam das Nächste schwer ver- teilte Institutionen samt ihrer ohnehin daulich im Magen zu liegen. Diesmal gern kritisierten Mitarbeiter („Gott nüchtern in Gestalt von Zahlen. Noch selbst ginge ja, aber das Bodenperso- nie sind so viele Menschen in einem nal ...“) neue Wege gefunden und sich Jahr aus den christlichen Kirchen in digitalisiert haben, womöglich gegen Deutschland ausgetreten wie 2019, 3
800.000. Bei damals noch brummen- nach Austausch und Geborgenheit, der Konjunktur – man darf auf die Erfahrungen des Glücks wie des Zahlen für 2020 gespannt sein... Scheiterns und Bedürftige wird es wei- terhin unter uns geben und damit den Auf diese Presseinformation kann man Auftrag, dafür Resonanzräume zu aber nun nicht empört beleidigt und schaffen und die Hand zu reichen. mit gekränkter Eitelkeit reagieren. Ei- ne solche Entwicklung wirft ganz an- Fast bin ich ein wenig neidisch auf dere Fragen auf, wird es weiterhin un- meine jüngeren Glaubensgenossen, die ter uns geben und damit den Auftrag, diese aufregenden Entwicklungen dafür Resonanzräume zu schaffen und noch länger mitgestalten und beobach- die Hand zu reichen. ten können. Wir befinden uns wohl am Beginn eines großen Reformationspro- Auch die nach unserer eigenen Mitver- zesses von Kirche. Wieder einmal. Das antwortung. Aber nun nicht in dem muss nicht ängstigen, denn anders als üblichen Sinne, wohl doch zu wenig ihre Glaubwürdigkeit und Botschaft getan und nicht entschieden genug sind ihre Größe und Gestalt nicht in kirchliches Leben kreiselschnell ge- Stein zu meißeln und schon gar kein peitscht zu haben. „Lasst uns austre- Selbstzweck. Die auf den Eckstein ten“ - haben wir denn nicht gerade als Jesu Christi gegründete Kirche darf evangelische Kirche der Freiheit selbst selbst ruhig elastisch sein, um sich betont, dass jeder Christ mündig sein ganz den Menschen zuneigen zu kön- Verhältnis zu Gott gestalten darf und nen - und so wie Gott immer neu mit ein Kirchenaustritt nicht zugleich das dem Wort der Gnade zur Welt kom- Ticket zur ewigen Verdammnis ist? men, mitten hinein, da hin, wo das Le- Predigten wir selbst denn nicht einer ben pulsiert . Zugehörigkeit aus Freiwilligkeit und Überzeugung das Wort? Anstelle einer geborenen Mitgliedschaft, die sich Ihr/Eurer Pfarrer Michael Jäger vielleicht verborgen sogar auch gesell- schaftlichen Zwängen oder dem Zerr- bild eines eifersüchtig strafenden Got- tes verdanken könnte. Wie bedauerlich jede einzelne Entfremdung von Kirche ist und uns nicht in Ruhe lassen kann, am Bedarf an Kirche wird es dennoch auch in Zukunft nicht mangeln, das ist für mich so sicher wie das Amen in der Kirche. Religiöse Fragen, die Suche 4
Auf ein Wort Care lettrici, cari lettori, siamo assurti di nuovo agli onori della lete hanno trovato nuove vie e si sono cronaca. Noi come chiesa. Non è stato digitalizzate col loro "personale di ter- divertente. ra" sempre volentieri criticato (Dio in Dapprima la sgridata, perché la chiesa persona andrebbe ancora, ma il perso- si sarebbe dimostrata poco presente nale di terra…), facendolo non di rado durante la crisi dovuta al coronavirus, in contrasto con le proprie peculiari rinunciando con troppa ritrosia a riba- inclinazioni e con il rischio concreto di dire la propria rilevanza nel sistema, gran brutte figure alle prese con un rendendosi latitante e abbandonando i ambito poco conosciuto. fedeli a sé stessi e all'epidemia dila- gante. Non smettevo di stupirmi su quanto non fosse venuto in mente ai miei col- Come sarebbe? Le critiche alla chiesa leghi e a un gran numero di collabora- non mi creano, in linea di principio, trici e collaboratori del volontariato alcun problema, sopporto bene anche per vivere la vicinanza, mantenere i la satira, e quando per motivi profes- contatti, trasmettere la corroborante sionali ci si deve muovere anche dietro parola di Dio e infrangere almeno per le quinte, si può senz'altro incappare in un attimo il muro della solitudine e aspetti criticabili, come potrebbe esse- delle preoccupazioni. re diversamente? Già a partire dallo sguardo sulla propria persona; chi si E per sorprendere - sì, lo ammetto vo- sogna di voler vietare osservazioni lentieri, anche questo a volte è certa- critiche? mente entrato in gioco. E per tutto que- Non però di questo genere, dopo una sto impegno, da una qualche scrivania presenza della chiesa nel complesso si mettono insieme e si fanno circolare veramente molto apprezzabile in tempi un paio di frasette saccenti e sprezzan- così difficili. ti? Questa, devo dire, non mi è andata Sacerdoti che si sono contagiati al con- giù. E dopo questo boccone, passato da tatto con i moribondi e che hanno poi una guancia all'altra prima di essere dovuto tenersi a distanza per ovvie infine espulso, ne è giunto un altro, ragioni. La rinuncia ai culti in presenza difficile da digerire, fin nello stomaco. per amore della vita, bene prezioso che Stavolta asciutto, sotto forma di cifre. ha un peso ben superiore ai ponderosi Mai tanti abbandoni di chiese cristiane dogmi e alle millenarie sacre tradizio- in Germania come nel 2019, ben ni. 800.000. Allora, col Paese in piena L'inventiva con la quale istituzioni crescita. Staremo a vedere i dati del giudicate statiche, burocratiche, obso- 2020… 5
A questa notizia di stampa però non si ranno a esistere tra di noi assieme al può reagire offendendosi, indignandosi compito di creare spazi di risonanza e feriti nell'amor proprio. Una simile di tendere la mano. Sono quasi un po' evoluzione dà adito a tutt'altre doman- invidioso dei nostri fedeli più giovani, de, ad esempio su una nostra corre- che potranno condividere e seguire sponsabilità. Ma non nel senso di non ancor più a lungo questi emozionanti aver fatto abbastanza e di non aver sviluppi. Probabilmente siamo all'ini- fatto girare con sufficiente decisione la zio di un grande processo di riforma vita della chiesa a mo' di trottola. della chiesa. Ancora una volta. Ciò "Lasciateci andare" - non abbiamo for- non deve impaurire, perché diversa- se sottolineato proprio come chiesa mente dalla sua credibilità e dal suo evangelica della libertà il fatto che messaggio, la sua grandezza e la sua ogni cristiano possa vivere libero da immagine non si possono scolpire in tutele il proprio rapporto con Dio, e pietra, né tantomeno sono fini a sé che l'uscita dalla chiesa non sia ipso stesse. facto il biglietto per la dannazione e- La chiesa fondata sulla pietra angolare terna? di Gesù Cristo può ben permettersi di Per quanto deprecabile e inquietante essere flessibile per potersi protendere sia ogni singola alienazione della chie- tutta verso l'umanità e tornare, come sa, il bisogno di essa non mancherà Dio, sempre di nuovo con la parola nemmeno in futuro, ne sono certo co- della Grazia nel mondo, proprio là, me dell'amen in chiesa. Questioni reli- dove la vita pulsa. giose, la ricerca di scambi e sicurezze, Il Vostro Pastore Michael Jäger esperienze di felicità e di fallimenti, nonché persone bisognose continue- traduzione: Christian Zarske Weltende Es ist ein Weinen in der Welt, Als ob der liebe Gott gestorben wär, und der bleierne Schatten, der niederfällt, lastet grabesschwer. Komm, wir wollen uns näher verbergen... Das Leben liegt in aller Herzen wie in Särgen. Du, wir wollen uns tief küssen ... Es pocht eine Sehnsucht an die Welt, an der wir sterben müssen. Else Lasker-Schüler 6
Aus dem Kirchenvorstand Gedanken des Abschieds – Ulrike Becker Viele von Ihnen, von euch An alle haben wir gute wissen es bereits: Ich werde und schöne Erinnerungen: mich in diesem Jahr auf der Pfarrer Zebe, Pfarrer Gemeinde- Generalversamm- Friedrich, Pfarrer Welker lung im September nicht noch und jetzt Michael Jaeger. einmal als Kuratorin zur Wahl Für den Kirchenvorstand stellen, auch nicht mehr als bedeuten die Wahlen im- Kirchenvorstand unserer Ge- mer einschneidende Zäsu- meinde. ren und für die beiden Kuratoren im Vorfeld sehr viel Arbeit. An Begründungen fehlt es nicht: Zum einen sollten 12 Jahre tatsächlich ge- Und immer hat mein familiäres und nug sein, um Platz für jüngere zu ma- privates Leben ein bisschen auch hier chen, und um der einen oder anderen in der Gemeinde stattgefunden: Pfarrer persönlichen „Marotte“ eine andere Zebe hatte uns 2003 im Pustertal ge- Sichtweise entgegenzusetzen. Und ich traut, was unseren offiziellen Eintritt in musste mich irgendwann ergeben: der diese Gemeinde dokumentiert, und Beruf als Finanz- und Verwaltungsvor- mich danach zusammen mit dem da- stand eines italienischen Unterneh- maligen und langjährigen Kurator, Dr. mens mit weltweit nahezu 50.000 Mit- Fraenkel, „überredet“, fortan mehr arbeitern, die auch „behütet“ sein wol- Verantwortung zu übernehmen. Unse- len, als Mutter von „nur“ zwei heran- re erste Tochter wurde im Jahr 2007 wachsenden Kindern (klar, gibt es da geboren und acht Monate später, im auch einen Vater und Ehemann) und April 2008, wurde ich in mein Amt der ewige Anspruch, es immer allen eingeführt. recht und gut zu machen, konnte nur in diese Richtung zeigen. Die Stillzeiten wurden damals auch in Wie man zudem in den Annalen dieser den Vorstandssitzungen eingehalten. Gemeinde nachlesen kann, waren auch Eine weitere glücklose, darauf aber die meine Vorgänger nicht länger als 12 erfolgreiche Schwangerschaft unseres Jahre im Amt. Sohnes fällt auch in diese Zeit. Ich habe großes Glück gehabt, immer ei- Einschließlich eines sehr kurzzeitig nen aktiven und freundschaftlich ver- amtierenden, aber dafür umso energi- bundenen Vorstand um mich herum zu scheren Vakanzpfarrers freue ich mich haben, der mir auch dann zur Hilfe darüber, mittlerweile mit dem vierten kam, wenn ich einmal nicht präsent Pfarrer zusammenarbeiten zu können. sein konnte. 7
Trotz allen Einsatzes gab es auch schö- ten, danach ausgeführten Innenausbau ne Momente, menschliche Erfahrun- ein wirklich schöner Treffpunkt so- gen, die weit über die bürokratischen wohl für unsere Gemeinde als auch für Pflichten hinausgingen. Die unabän- die vielen uns besuchenden Musiklieb- derlichen genannten Pfarrerwechsel, haber geworden ist. So manches Kon- gerichtlich verordnete Sachwalter- zert mit auch anderen eingeladenen schaften, das ständige Auseinanderset- Künstlern „von draußen“ ist mir in zen mit Mietern und staatlichen Stel- Erinnerung geblieben. - Leider haben len, Investitionsentscheidungen und wir immer noch zu wenig Besucher die Sorge um das (weltliche!) Vermö- und nur ganz selten können wir ein gen der Gemeinde stehen dem direkten volles Haus melden. Kennenlernen anderer Konfessionen, Zu nennen sind auch die Erhal- Treffen mit den anderen ELKI Mit- tung des evangelischen Friedhofs in gliedern, der geleisteten Hilfestellung der Oberau, der zusammen mit der an den hierher Geflüchteten und deren Kapelle zu einem gepflegten und viel- Dankbarkeit gegenüber, sowie dem im besuchten Ort geworden ist, der Aus- Vorstand einschließlich Pfarrern ge- bau des Gemeindehauses mit der neu- meinsam getragenen Gedanken von en Küche, dem Jugendraum im Keller, der Verantwortung „für eine wichtige dem geräumigen Gemeindesaal, der Sache“. Die Klausur-Zusammen- uns als vielgenutzter Treffpunkt zur künfte des Vorstands am Ritten sind Verfügung steht, ebenso wie der Gar- dafür ein lebendiges Beispiel. ten, der uns im Sommer immer wieder Als Fixpunkte in diesen vergangenen Gelegenheit zum Feiern gibt. zwölf Jahren erscheinen mir insbeson- Wir hatten die Mühen der Vorberei- dere erwähnenswert: meine festliche tung, aber auch das Vergnügen, die Einführung als Kuratorin, die zeit- gesamte ELKI mit ihrer Synode im gleich in das Jahr des 110. Gründungs- Jahr 2016 in Nals begrüßen zu dürfen. jubiläums unserer Gemeinde fiel. Aber Ebenso wie die Visitation (eine offi- auch die damals oft kontrovers geführ- zielle Prüfung durch die Organe der te Beratschlagung um und die Ausfüh- ELKI in Rom und ggf. der EKD in rung der Arbeiten um die neue Orgel, Hannover) bereits im Jahr 2013 haben die ohne das konstruktive Mitwirken wir aber auch diese Probe hervorra- unseres fantastischen Organisten, gend gemeistert. Herrn Tutzer, nicht so schön geworden wäre. Und wenn man die anderen Kir- Die überkonfessionellen Gottesdienste chen der ELKI mit der unseren ver- und Zusammenkünfte sind jedes Mal gleicht, muss man zugeben, dass die eine Bereicherung für uns und ein po- Orgel zusammen mit dem durchdach- sitives Signal für die Welt draußen. 8
Aus dem Kirchenvorstand Öffentlichkeitsarbeit. Aufgrund unse- Wiederbelebung der Kinder- und Ju- rer inzwischen guten Beziehungen zur gendarbeit, Krabbelgruppen, Singkrei- Lokal- und Regionalpolitik sowie zu se u. v. m. anderen privaten Institutionen, die uns wohlgesonnen auch immer wieder Auch wir im Vorstand als Abbild die- Spenden zukommen lassen, wissen ser Gemeinde sind durchaus lebendig, wir: Man nimmt von uns Notiz! Das folgen nicht immer eingetretenen Pfa- sollten wir nicht unterschätzen und den und/oder sind (sofort) einer Mei- weiter ausbauen. nung zu einzelnen vorgebrachten Pro- Die 2016 und 2017 begangenen Jubi- jekten. Die inzwischen begründeten läumsfeierlichkeiten anlässlich der 500 Freundschaften zu den ELKI Nachbar- Jahre Reformation waren ein weiterer gemeinden im Nord-Westen (Meran) Meilenstein in den vergangenen 12 und im Süden (Verona) geben davon Jahren, der uns öffentliches Ansehen Zeugnis und müssen weiter gepflegt und Aufmerksamkeit entgegenge- werden. Das Problem der Flüchtlinge bracht hat. kam über Nacht und betrifft die ge- samte Gemeinschaft: Wir als Christen Wir sind eine lebendige und manchmal und in unserer Organisation als lokale recht lebhafte Gemeinde, die, wenn sie Kirchengemeinde können uns dem auch die eine oder andere Institution nicht verschließen. beerdigt (Beispiel: Frauenverein), plötzlich wieder andere Aktivitäten aus Ganz am Schluss möchte ich allen dem Hut zaubert: ein inzwischen re- Mitstreitern im Vorstand herzlich dan- gelmäßiger Praktikantenaustausch mit ken, die mit mir zusammen die letzten der evangelischen Kirche in Deutsch- 12 Jahre gegangen sind, und vielleicht land, gemeinsame Freizeiten mit der diese Zeilen lesen und denen ich nicht evangelischen österreichischen Kirche, persönlich danken kann. Ökumenischer Bibelabend 20.10. um 20 Uhr im Gemeindesaal Die Monate des „Lockdown“ hatten es in sich. Wir haben Lagerkol- Quarantäne ler erlebt. Wir hätten uns manchmal eine Gebrauchsanweisung für in der Bibel ein friedliches Miteinander zuhause gewünscht. Doch Quarantäne - „ungefähr vierzig“ - kann noch ganz andere Bedeutungen haben. In 40 Tage der Bibel ist die Vierzig etwa höchst präsent, in guten wie in schlech- Einsamkeit ten Zeiten. Von 40 Tagen Sintflut über die 40 Flucht-Tage des Elia hin zu Jesu 40 Wüstentagen der inneren Einkehr. 9
Liebe Gemeinde, nachdem die für Mai geplante Gene- unterstützt werden, würde damit die ralversammlung aus gut bekannten Wahl-Liste bereichert. Gründen nicht stattfinden konnte, neh- Die Vorstellungen der Kandidaten sind men wir nun einen 2. Anlauf und hof- im Gemeindebrief, auf unserer Web- fen, Sie/euch am 20. September zur seite oder ausgedruckt am Anschlag- Generalversammlung 2020 begrüβen brett im Gemeindehaus und im Kir- zu dürfen. chenvorraum zu finden. Die Versammlung wird in der Kirche Im Anschluss an die Generalversamm- stattfinden, sodass wir die Anwendung lung würden wir gerne mit Bratwurst der aktuell vorgeschriebenen sanitären und anderen Leckereien unser Ge- Sicherheitsmaßnahmen im Fall einer meindefest nachholen, was bei der der- zeitlichen Verlängerung gewährleisten zeitigen Situation jedoch noch nicht können. So wie wir das ja schon flei- verlässlich zugesagt werden kann. ßig in unseren Gottesdiensten üben. Vorsicht ist geboten. Wir müssen aber nicht auf die Andacht vor der GV ver- Ein Punkt der Tagesordnung sieht zichten. Sie wird gute Gefühle hervor- Wahlen in den Kirchenvorstand vor, rufen, die dann bestimmt auch auf der da vier Kirchenvorsteher, Ulrike Be- GV zum Ausdruck kommen. cker, Friedrich Menke, Caroline von Hohenbühel und ich infolge abgelaufe- Während ich schreibe, herrscht bei ner Dienstzeit das Amt ablegen. Ulrike vielen freudige Ferienstimmung. Bei Becker, 12 Jahre lang unsere Kuratorin anderen wächst leider in dieser Zeit und Friedrich Menke, sicherlich eine das Gefühl der Einsamkeit. Wir ver- historische Figur in unserer Gemeinde, gessen nicht, den Weg zu ihnen zu treten nicht zur Wiederwahl an. finden. Der Wahlausschuss des Kirchenvor- Wenn dann im September der Gemein- standes schlägt folgende Kandidaten debrief alle erreicht hat, sind wir viel- vor: leicht schon inmitten der Vorbereitun- Christiane Mühlhäusler, Friedhelm gen für ein feierliches und fröhliches Wemhöner, Caroline von Hohenbühel Beisammensein. und Bärbel Gödel. Mit zuversichtlichen Grüßen Aus der Gemeinde sind bislang keine Vorschläge eingegangen. Sollten sich Bärbel Gödel, Vizekuratorin noch Kandidaten finden und von min- destens 5 Gemeindegliedern schriftlich 10
Kandidatur Barbara Gödel Bärbel rief man mich in der Unter anderem auch meine Familie. Meine Eltern waren Muttersprache. Ich arbeite als Flüchtlinge, entwurzelt. Deutschlehrerin mit Erwach- Meine Mutter evangelisch, senen und Kindern. mein Vater katholisch. Reli- Fremdsprachen waren schon gion war kein Grund zum zu Schulzeiten meine Lieb- Streit. Meine Eltern ließen lingsfächer und ich machte mich evangelisch taufen, in eine Ausbildung als Wirt- der Marienkirche in Hanau, wo ich schaftsdolmetscher und Auslandskor- aufgewachsen bin. In der Marienkirche respondent in Englisch und Franzö- wurde ich auch konfirmiert. Niemand sisch. Italienisch war eigentlich nicht in meiner Familie suchte Trost oder geplant. Sprachkenntnisse, die es er- Kraft in der Kirche. Meine religiöse möglichen, sich mit Menschen anderer Erziehung überließ man dem Pfarrer. Nationen und Kulturen zu verständi- Ich denke mit Dankbarkeit an ihn zu- gen, sich kennen zu lernen und sich rück. Meine Eltern erzogen mich zur auszutauschen, voneinander zu lernen. Verantwortung und zum Respekt ande- Miteinander zu gehen. Wieweit dies ren gegenüber. Eigentlich ganz evan- mit meinem evangelischen Glauben gelisch. zusammenhing, wurde mir erst richtig Als ich zum ersten Mal die Kirche hier durch mein Handeln während dieser 6 in Bozen betrat, bemerkte ich eine ge- Jahre als Kirchenvorsteher bewusst. wisse Ähnlichkeit mit meiner Kirche Bewusst wurde mir auch, dass ich über in Hanau und ich fühlte mich zu Hau- meinen eigenen Schatten gesprungen se, wie in meiner Jugendzeit. war, dass ich viel zu lernen hatte, be- wusst wurden mir meine Grenzen, Seit 47 Jahren ist mein Zuhause in Ita- meine Zweifel, aber auch meine Stär- lien, bei meinem italienischen Mann, ken. unseren beiden Kindern und unseren 5 Mein Konfirmationsspruch war mir ein Enkelkindern, unseren italienischen ständiger Wegweiser: „Du aber bleibe Verwandten, Freunden und Bekannten. in dem, was du gelernt hast.“ 2. Timo- Unsere Kinder wurden katholisch ge- theus 3,18. tauft und ich bekam so einen Einblick in die katholische Kirche. Niemals Gemeinschaft - Ökumene und interre- versuchte man, mich zu bewegen, zum ligiöse Beziehungen - Zukunft. In die- katholischen Glauben zu konvertieren, sen Bereichen würde ich gerne dieser man zeigte eher Respekt und Interesse. Gemeinde und meiner Kirche weiter- Ich habe viel von den Italienern lernen hin dienen. können und sie haben von mir gelernt. 11
Friedhelm Wemhöner In Kürze: Mein Name: 1988 kam ich als Expatriate Friedhelm Wemhöner, über meine weltweit tätige Be- verheiratet, zwei Kinder. ratungsfirma und nach Ablegen Deutsch-Deutscher für der Berufsexamina in das von die Tiroler unter uns. mir damals mit vielen Sehn- Beruf: derzeit noch süchten beladene Italien. Be- (sehr) aktiver Steuerbe- rufssitz Mailand, mit Mandan- rater und Wirtschafts- ten von Turin bis Triest, und prüfer, zugelassen in von Brixen bis Bari. Die Be- Deutschland und Italien. Etwas mehr: gründung unseres Bozener Büros schließlich hat mich 1992 endgültig Geboren 1959 in Herford/Westfalen, hierher verschlagen. Die Provinz hatte lutherisch bereits seit 1523, getrieben mich wieder. durch die Augustiner und die Fürstab- tei, und in diesem Sinne erzogen und Der Wunsch nach mehr Geborgenheit aufgewachsen in einer der bekannten (späte Einsicht) hat mich dann nach Unternehmerfamilien: der Großvater einer Frau und einer eigenen Familie als Unternehmensgründer war gleich- umschauen lassen, die ich tatsächlich zeitig auch Hilfsprediger und Diakon in Barcelona getroffen habe. Ur- in Bethel, die älteste Tochter musste sprünglich aus dem eigentlich katholi- als berufene Diakonissin (erst Mutter- schen – aber immer schon toleranten – haus Sarepta, dann Alten Eichen in Ruhrgebiet, hat meine Frau auch die Hamburg) wirken und mein Vater war kirchliche, evangelische Trauung ge- aktives Mitglied im Posaunen- und wollt…. Damals gab’s Pfarrer Zebe, Kirchenchor am Münster. der uns nicht nur in Unterrasen/ Antholz getraut, sondern –zusammen Noch heute bekomme ich eine Gänse- mit Dr. Fraenkel – uns beiden auch haut, wenn ich „Tochter Zion“ höre, überredet hatte, mehr Verantwortung das am meisten gespielte Lied auf den in der ELKI zu übernehmen. adventlichen Zügen durch die Gemein- Im selben Jahr – 2003 – offizieller de, die ich als kleiner Junge in der Käl- Eintritt in unsere Gemeinde. Zunächst te begleiten durfte. Konfirmation, war ich Rechnungsprüfer hier in Bo- Tanzschule, Abi, alles nach behütetem, zen, dann Rechnungsprüfer in Rom bei bürgerlichem Plan. Wehrdienst, Uni- der ELKI, letzteres bis heute. versität und fachliche Ausbildung dann Klingt solide, und wäre es auch, wenn bei einer Kanzlei in Düsseldorf. Die wir nicht als Familie insbesondere we- „Kirche“ war damals ganz weit weg. gen unserer Berufstätigkeit so viel 12
Kandidatur unterwegs und an verschiedenen Orten müssen. Ich werde also mehr Zeit ha- beheimatet wären. ben, und würde diese gerne in das, was mir wichtig geworden ist, investieren: In einigen Monaten werde ich aber Familie (insbesondere unsere Kinder), satzungsbedingt meinen offiziellen Italien, Wandern, Literatur, gelebter Beruf an den Nagel hängen und wieder christlicher Glaube und Engagement mal eine Neuausrichtung probieren für andere. Caroline von Hohenbühel Ich bin seit sehr langem im Kirchen- vorstand, die meiste Zeit in der Funkti- on der Schatzmeisterin. In den letzten Jahren hat sich zu vielen allgemeinen Aufgaben um Kirche, Haus, Gemeinde und Orgel, auch die Arbeit in der Diakonie entwickelt. Momentan ist sie mein Herzensanlie- Deshalb stelle ich mich noch einmal gen mit Schwerpunkt Integration und zur Wahl für den Vorstand und möchte Hilfe für Personen, die hier in Südtirol mich gerne mit Erfahrung auf Kirchen- durch das soziale Netz fallen. Mir ist und Gemeindeebene mit Herz, Zahlen es wichtig, mich um den Nächsten zu und Hausverstand einbringen. kümmern und unseren Glauben nach außen zu vertreten. Besuchsdienst - Auf der Gesprächswippe Was braucht es, damit ein Gespräch gut in der Balance ist? Wir schauen uns dazu auch ein Gespräch, das Jesus geführt hat, genauer an. Für alle, die gerne im Rah- men der Gemeinde Besuche übernehmen und sich darauf vorbereiten möchten. Di. 20.10, 15.30 Uhr im Gemeindesaal 13
Liebe Gemeindemitglieder, Christiane unserem Pfarrer Michael Jäger ist es Mühlhäusler gelungen, mich zu der Kandidatur für die nächsten Vorstandswahlen zu mo- tivieren und so freue ich mich, dass ich mich für dieses verantwortungs- einem Stipendium in Padua verschlug volle Amt in die Liste der Kandidaten es mich dann nach Italien; in Venedig einreihen darf. heiratete ich 1983, mein Mann und ich Wer mich noch nicht so gut kennt, soll lebten dann vier Jahre in Padua, bis jetzt ein bisschen von mir erfahren. wir schließlich nach Bozen umzogen, Ich bin in Freiburg im Breisgau im wo unsere beiden Söhne geboren wur- Dreiländereck Deutschlands geboren, den. Inzwischen arbeite ich seit über meine Mutter kam aus dem Osten dreißig Jahren bei der Familienbera- Deutschlands und war also evange- tung FABE als Psychotherapeutin. lisch, mein Vater war als gebürtiger Dieser Beruf erfüllt mich immer noch Freiburger katholisch und meine El- und ich denke, dass ich nach meiner tern beschlossen, dass wir vier Kinder Pensionierung 2021 noch privat ein im evangelischen Glauben aufwachsen bisschen weiterarbeiten werde und sollten, da meine Mutter für die Erzie- mich dem Nächsten in seinen Sorgen hung zuständig war. Allerdings wurde und Nöten widmen möchte. zu Hause nie ein Unterschied oder eine Wertung vorgenommen, wir wa- Was meine Vorstellungen zu den ren eben alle Christen. Dafür bin ich künftigen Aufgaben in der Gemeinde dankbar, denn ein Kampfgeist oder ein betrifft, so stelle ich mir vor, meine Konkurrenzdenken widerspricht m. E. professionellen Fähigkeiten für die einer toleranten und reifen Haltung. Koordination zwischen der Bozner Nach meinem Abitur arbeitete ich ein Gemeinde und den „Zweig- Gemein- halbes Jahr in einem Altenheim in den“ einzusetzen bzw. die Kommuni- Mannheim; dort verstand ich das erste kation untereinander zu fördern, Sie/ Mal, dass Menschen mit einem festen Euch für neue Ideen zu motivieren, Glauben mit ihrem Altsein besser um- sowie das Gemeinschaftsleben und gehen können und dem bevorstehen- den Gemeinschaftssinn zu pflegen. den Tod viel gelassener entgegensehen Nicht zuletzt ist mir auch die musikali- können als die anderen, denen diese sche Begleitung in den Gottesdiensten Dimension fehlt. Diesen Eindruck ha- und Konzerten ein besonderes Anlie- be ich für mein ganzes Leben gen, da musikalische Klänge eine be- „gespeichert“. Nach dieser Erfahrung sondere spirituelle Atmosphäre herzu- wählte ich das Studium der Pädagogik stellen vermögen. und Psychologie, das ich an der Uni- versität Würzburg abschloss. Nach Herzlich Christiane Mühlhäusler 14
Kirche und Covid Unsere Kirchengemeinde und die Digitalisierung Wer hätte sich vorgestellt, dass ein eine/r wird den ersten analogen Got- Online-Gottesdienst eine durchaus tesdienst mit Masken und ohne Gesang wertvolle Alternative zum gewohnten und Geselligkeit vielleicht als sehr be- Gottesdienst sein kann? fremdend und sogar bedrückend emp- Aus der Not eine Tugend machen – funden haben. Ich beispielsweise habe diese alte Redewendung hat sich wäh- mich nach dem ersten Gottesdienst in rend des Lock-Downs wahrscheinlich der Kirche nach den Stimmungsbildern vielfach bewährt. der letzten Online-Gottesdienste zu- Man wurde plötzlich und zwangsläufig rückgesehnt. kreativ, was unser Pfarrer, der sich Das war aber nur der Anfang einer allmählich zum Regisseur entwickelte, zunehmenden Digitalisierung, denn mit der Zusammenstellung ausgewähl- nachdem der Gottesdienst in der Kir- ter Sequenzen zu beeindruckenden On- che wieder erlaubt war, entstanden die line-Gottesdiensten bewiesen hat. Die beliebten Balkongedanken, die zusam- zahlreichen Komplimente, die er dafür men mit den Nachrichten, den Gedan- bekommen hat, zeugen von Anerken- kenpfaden, mit Pastor Valentino und nung und Dankbarkeit. dem „Angedachten“ auf der Homepa- ge unserer Kirchengemeinde zu finden Es war durchaus wohltuend, wenn man sind. sich während jener Monate der Aus- Wenn man noch bedenkt, dass der nun gangssperre daheim einen Moment der wieder regelmäßig – allerdings weiter- Ruhe gönnte, um sich in diese reich- hin unter Einhaltung der Sicherheits- haltigen Gottesdienste zu vertiefen. vorkehrungen - stattfindende sonntäg- Den Auftakt bildete stets die Ansicht liche Gottesdienst live übertragen unserer vertrauten Christuskirche, wird, was von einigen Gemeindemit- dann folgten schöne Musikeinlagen, gliedern genutzt und durchaus als ein die Lesungen und die Worte des Pfar- Gewinn betrachtet wird, so kann man rers, die zwar nicht von der Kanzel rückblickend nur feststellen, dass die kamen, uns aber auch zu Hause nicht zunehmende Digitalisierung unsere minder angesprochen haben. Gemeinde durchaus Und wer vorher oder danach noch Zeit bereichert hat. und Lust hatte, konnte auch in die Got- tesdienste anderer Elki-Gemeinden hineinschnuppern. So gewöhnte man sich im Laufe der Zeit an diese digitale Form des Gottesdienstes, ja sie wurde einem immer vertrauter, und manch Helga Lott 15
7 Wochen ohne “7 Wochen ohne“ heißt die alljährlich sollten. Wer würde sich dem verschlie- wiederkehrende Fastenaktion der ßen können? Die Spanier haben be- evangelischen Kirche in Deutschland. wundernswert ihr Schicksal angenom- 7 Wochen sind dabei die Strecke der men. Nach den ersten Tagen entwi- Passionszeit, in der man sich auf die ckelte sich sogar ein gewisser Humor kommende Karwoche und den österli- in der Situation. chen Höhepunkt des Kirchenjahres In der Gemeinde haben wir begonnen vorbereiten soll! einen Telefondienst aufzubauen und 7 Wochen ohne soll die Sinne schär- den Kontakt zu den ältesten Gemein- fen, zum Nachdenken anregen - neue demitgliedern zu halten und zu intensi- Impulse im Alltag geben! 7 Wochen. vieren. Im Pfarrhaus wurden ein Die Zahl, so gesprochen, vermittelt Flüchtling und eine alleinerziehende Machbarkeit. Was soll es, 7 Wochen - Mutter mit ihrem Kind aufgenommen - das schafft man. Aber jeder der schon denn der Lockdown war nicht nur ein einmal probiert hat, 7 Wochen auf et- körperlicher, er war auch ein ökonomi- was zu verzichten, der weiß, wie lange scher. Gerade die prekären Beschäfti- diese Tage werden können! gungsverhältnisse verloren sofort ihre Als über den Lockdown in Spanien das ökonomische Basis. erste Mal gesprochen wurde, tauchte die Zahl 15 auf. 15 Tage erbittet die In der Woche vor Palm-Sonntag wurde Regierung von euch. Nicht 20, nicht schnell klar, das sich die Situation 18 - nein, nur 15 - ein bisschen mehr nicht entspannte, im Gegenteil, sie als das Doppelte von 7. schien sich zu verschärfen. Mit Schre- Dass aus den 15 dann 7 wurden, nicht cken entnahm man der Zeitung die Tage, sondern Wochen, dass diese lan- gen 49 Tage dann auf allen lasteten wie ein „Passion Retable“ aus der Se- mana Santa in Sevilla, das leicht meh- rere 100 kg wiegt, das konnte am An- fang wirklich niemand ahnen oder auch nur vermuten! Am Anfang stand also Hoffnung, dass zu Ostern alles wieder vorbei sein wür- de, sollten es doch nur 15 Tage ab dem 13. März sein. 15 Tage in der Passi- onszeit, die Entbehrungen bringen 16
Kirche und Covid extremen Opferzahlen und wurde er- sundheitswesens, es schien nun Früch- schüttert von den Ausnahmesituatio- te zu tragen. nen, in der sich Land, und Gesund- Der Kurs der Lockerung aus dem heitswesen wiederfanden. Trauriger Lockdown fand nach langen 49 Tagen Höhepunkt war die Verwandlung der schlussendlich seinen Ausgang in Eisstadien in Leichenhallen. mehreren Phasen hin zu einer „neuen Normalität.“ Auch unsere Gemeinde hatte dieser Schrecken erreicht. Die ersten Opfer Wie hält man eine solche Zeit durch? aus der Gemeinde mussten betrauert Nur, indem man vor Augen hat, was werden. Zu dem schmerzhaften Ver- droht. Spanien hat ganz tief in den Ab- lust kam die Erschwernis, richtig Ab- grund geblickt. Mir ist nicht eine Fa- schied zu nehmen. Oft mussten ein- milie bekannt, die nicht von einer Co- fachste Rituale reichen, um großen vid Erkrankung erzählen konnte oder Schmerz zu lindern. einen Trauerfall im näheren oder wei- Nach Ostern wurde die Situation über- teren Umfeld beklagen musste. Allen sichtlicher, aber nach bald 30 Tagen war klar, der Lockdown, das Festhal- im Lockdown wurde klar, das würde ten an Regeln, es ist eine Bedingung nicht reichen. Inzwischen konnte man im Kampf gegen Covid 19. initiativ werden. Unsere Gemeinde hat mit Hilfe der deutschen Botschaft ein Wenn jetzt Menschen Covid verharm- kleines Diakonie-Projekt auf den Weg losen, dann würde ich gerne die Bilder gebracht. Die unmittelbare Versorgung mit ihnen teilen, Bilder von Kranken- von Menschen mit Lebensmitteln, häusern mit erschöpften Ärzten und Pflege und Beistand konnte angeboten verzweifelten Angehörigen, Bilder von werde. Doch nun begannen die Tage Eislaufstadien als provisorische Lei- lang zu werden. Der zivile Ungehor- chenhallen, Bilder von Menschen die sam wuchs trotz der bemerkenswerten unter den Langzeitfolgen von Covid Disziplin der Spanier und der politi- leiden. Der Anblick bleibt! Der Mut sche Druck durch die Oppositionspar- der Spanier hat sie ertragen lassen, was teien wurde größer. in der Passionszeit am Anfang wie Als nach 40 Tagen erste Lockerungen eine Auszeit zur Kontemplation wirkte in Aussicht gestellt wurden, Menschen und sich bald in einen kollektiven Alp- wieder nach draußen gehen durften traum verwandelte. 7 Wochen ohne war es wie eine Befreiung aus einer alles - in der Isolation! Haft. Doch das gemeinsame Ziel der Eindämmung der Todeszahlen, der Verhinderung des Kollapses des Ge- Pfarrer Simon Döbrich, Madrid 17
SEPTEMBER Datum Uhrzeit Ort Veranstaltung Di. 01 20.00 Evangelische Christuskirche Ökum. GD z. Tag der Schöpfung m. Einführung n. Ökumenebeauftragten Fr. 04 20.00 Evangelische Christuskirche Orgelkonzert mit D. Beilschmidt So. 06 10.00 Evangelische Christuskirche Gottesdienst mit Pfr. Jäger Mi. 09 18-21 Gemeindesaal Bunter Aperitif So. 13 10.00 Evangelische Christuskirche Gottesdienst m. Pfr. Jäger, Taufe u. anschließender Konfi-Anmeldung 11.00 Proben Singende Gemeinde 17.00 Erhardskirche Brixen Gottesdienst mit Pfr. Jäger Di. 15 15.30 Kirche und Gemeindesaal Mini-Gottesdienst 19.00 Veranda Pfarrhaus KV-Sitzung Sa. 19 ab 15 Gemeindesaal Konfi-Treffen zum Kennenlernen ab 18 Jugendabend im Anschluss Abendessen u. geselli- ges Beisammensein So. 20 10.00 Evangelisches Pfarrhaus Andacht mit Generalversammlung und Gemeindefest Mo. 21 19.00 Gemeindesaal Proben Singende Gemeinde Di. 22 13.00 Stoanerne Mandln Wanderung Do. 24 19.00 Universitätskapelle Trient Gottesdienst mit Pfr. Jäger So. 27 10.00 Evangelische Christuskirche Gottesdienst mit Pfr. Jäger 20.00 Jubiläumskonzert mit L.Tutzer Di. 29 15.30 Gemeindesaal Krabbelgruppe Kirche Mariahilf Zinggen Kindergottesdienst Rai– Sendetermine TV - Nachgedacht: 31. Oktober um 20.20 Uhr und um 22.30 Uhr Radio - Auf ein Wort: 9.-14.11. um 6.55 Uhr 18
OKTOBER Datum Uhrzeit Ort Veranstaltung So. 04 10.00 Evangelische Christuskirche Gottesdienst mit Pfr. Jäger 11.00 Proben Singende Gemeinde 17.00 Erhardskirche Brixen Gottesdienst mit Pfr. Jäger 20.00 Christuskirche Bozen Konzert mit Vania Dal Maso Di. 06 15.30 Kirche und Gemeindesaal Mini-Gottesdienst 19.00 Veranda Pfarrhaus KV-Sitzung Fr. 09 bis So Rom ELKI-Synode So.11 10.00 Evangelische Christuskirche Gottesdienst m. Prädikantin Taxer Mi. 14 18-21 Gemeindesaal Bunter Aperitif Sa. 17 ab 15 Gemeindesaal Ökum.Treffen mit Taizé-Jugend im ab 18 Jugendabend Anschluss geselliges Beisammensein So. 18 10.00 Evangelische Christuskirche Gottesdienst mit Pfr. Jäger 15.00 Giardino delle Religioni Erfahrungen im Corona Lockdown Mo. 19 19.00 Gemeindesaal Proben Singende Gemeinde Di. 20 15.30 Gemeindesaal Besuchsdienst 20.00 Ökumenischer Bibelabend Do. 22 19.00 Universitätskapelle Trient Gottesdienst mit Pfr. Jäger Fr. 23 16.00 Gemeindeküche Brotbacken für Erntedank So. 25 10.00 Evangelische Christuskirche Familiengottesdienst zu Erntedank Mo. 26 07.15 Treffpunkt Bahnhof Bozen Tagesfahrt Venedig Di. 27 15.30 Gemeindesaal Krabbelgruppe 19
NOVEMBER Datum Uhrzeit Ort Veranstaltung So. 01 10.00 Evangelische Christuskirche Gottesdienst z. Reformationstag m. Pfr. Jäger 17.00 Erhardskirche Brixen Gottesdienst mit Pfr. Jäger So. 08 10.00 Evangelische Christuskirche Gottesdienst mit Prädikantin Lier Mo. 09 19.00 Gemeindesaal Proben Singende Gemeinde 20.00 Teatro Cristallo Bozen Religionen und Gastfreundschaft Di. 10 15.00 Gemeindesaal Filmnachmittag 19.00 Veranda Pfarrhaus KV-Sitzung Mi. 11 17.00 Pfarrhof St. Martinsfeier m. Laternenumzug 18-21 Gemeindesaal Bunter Aperitif Fr. 13 bis So Passeiertal Konfi-Freizeit So.15 10.00 Evangelische Christuskirche Gottesdienst m. Prädikantin Müller Mo. 16 19.00 Gemeindesaal Proben Singende Gemeinde Di. 17 15.30 Kirche Mariahilf, Zinggen Kindergottesdienst Do. 19 20.30 Dominikanerkirche Bozen Ökumenisches Gebet Fr. 20 15.00 Christuskirche Proben Krippenspiel 16.00 Gemeindesaal Origami-Faltarbeiten f. Weihnachten So.22 10.00 Evangelische Christuskirche Gottesdienst zum Totensonntag 15.00 Evangelischer Friedhof Andacht auf dem Friedhof 20.00 Evangelische Christuskirche Orgelkonzert mit Leonhard Tutzer Di. 24 15.30 Gemeindesaal Krabbelgruppe Do. 26 19.00 Universitätskapelle Trient Gottesdienst mit Pfr. Jäger Sa. 28 13.30 Christuskirche Proben Krippenspiel 15.00 Gemeindesaal Adventskranzbinden So. 29 10.00 Evangelische Christuskirche Familiengottesdienst zum 1. Advent 11.00 Proben Singende Gemeinde 20
Kirche und Covid Covid 19 – eine Bibelstelle? „Die Verkündigung darf nicht ver- te Kilometer entfernt sind gleich weit stummen.“, sagt der Pfarrer, während von mir weg - einen Mausklick - so wir den Aushang mit der Absage sämt- nah und so fern. Ich besuche die Boz- licher Veranstaltungen an die Kirchen- ner Online-Gottesdienste und erlebe tür hängen. Eine Stunde später nehme eine neue Verbundenheit zu eurer Ge- ich die erste Folge meines Podcasts meinde. Und zwischendurch sitze ich auf. Ich bin Jugendreferentin in einer kichernd vorm Bildschirm und schaue Pfarrgemeinde unweit von Linz und es Kindergottesdienste, allen voran natür- ist mir wichtig, meinen Jugendlichen lich Pastor Valentino. von Gott, der Bibel und meinem Glau- ben zu erzählen. Später stelle ich den Podcast auch auf Facebook. Likes und Rückmeldungen von Menschen, die mit Kirche wenig am Hut haben und Menschen, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen habe. Plötzlich relativie- ren sich die Distanzen: Die Menschen zwei Häuserblocks weiter oder hunder- Carla Thuile Online-Gottesdienst zu Ostern 21
Erlebter Corona-Alltag Der Frühling hatte sich gerade mit zar- zähl- und auch nicht mehr überschau- ten Vorboten angekündigt und ich bar waren: Es galt der 6-monatige Not- sehnte mich schon sehr nach Sonne stand in Italien und die „Auto- und Licht, als es ganz plötzlich ge- Dichiarazione“ zum Verlassen des schah: Hauses und Erledigen von (bitte nur Ja was denn? Was genau geschah denn von lebensnotwendigen) Einkäufen da eigentlich Anfang März im Jahre wurden zum bürokratischen Ersatz- 2020 nach Christi? Alltags-Ritual. Blöd, wer keinen Dru- cker und kein Internet daheim hatte. Soeben waren die Faschingsferien un- Das ganz nebenbei. serer Kinder geendet, als schon wieder Schulen und Kindergärten schlossen. Aber genau das geschah. „Bitte große Menschen-Ansamm- Nun gab es also plötzlich Menschen, lungen meiden“, hieß es ja davor die Klopapier und Essen horteten, es schon. „Ein gefährliches Sars-Virus folgten Mundschutz-Träger und -innen gehe um, vermutlich aus Wuhan, Chi- als nunmehr ganz normal dem europäi- na stammend(…), hohe Ansteckungs- schen Straßenbild zugehörig, Denunzi- gefahr, bitte Regeln beachten, Hände anten machten Schule, Garten- und waschen und so, am besten gar nicht Balkon-Hätscheleien standen hoch im mehr husten - gefährlich!“ Offizieller Kurs, Hefeknappheit wurde festge- Grund daher also: höhere Gewalt. Die stellt, Bewegungsunfreiheit legte mir Schließungen und Ausgangssperren - schmerzlich ans Herz, unsere unsagbar später als „der Lock-Down“ betitelt - kostbare Freiheit künftig mehr zu ach- griffen immer weiter um sich. Zualler- ten und zu ehren, Zahlen über Zahlen erst waren es Eltern, die daheim blei- flackerten auf unseren Bildschirmen ben durften, um „Home-Schooling“ zu und um eins oben drauf zu setzen, kosten oder „Home-office“ mit Zwer- wurden auch noch deftige Polemiken gen im Geäst zu betreiben (ein toller ausgetragen, die gut und gerne zur Psycho-Sport übrigens); dann langsam Verfestigung der allgemeinen Verwir- mehr und mehr alle Normalos bis auf rung sorgten. wenige; in Deutschland auch als Da war ich also: Mitten in einem un- „Systemrelevante“ bekannt geworden; vorstellbaren Alptraum, und das mit die geh’n bestimmt noch in die Ge- dem Zwicken in den Arm wollte ein- schichte ein! fach nicht funktionieren. Der einzige Trost, nicht alleine damit zu sein, war Auf meine Fragen folgten Nachrich- nur mittelgroß. ten, und auf Verordnungen noch mehr Verordnungen; bis diese nicht mehr Was also nun, was tun? 22
Kirche und Covid Die anfängliche „Ich rette die Welt- burtswehen gab, da es Technisches Euphorie“ war längst verflogen und und Visuelles auch zu schaffen galt. ein übermäßiger Nachrichtenkonsum All das zum Glück mit Meraner Kopi- verbesserte keineswegs die Lage, also lotin, deren Gedankenströme mich tru- übte ich mich in Abstinenz, dies schien gen und mir viele glückliche Stunden mir besser bekömmlich. Und irgend- auf hoher See und trotz Sturm bescher- wann versuchte ich einfach Gegenteili- ten. ges zu tun: Nachrichten selbst zu (re) Vom Schreiben musste ich mich je- produzieren und dann auch nur die doch in der Zeit nach „Phase 2“ dann „guten“. Einfach mal selbst polemisch erst wieder entwöhnen; es war mir sein und die Dualität als gegeben neh- doch tatsächlich ans Herz gewachsen. men, mit ihr spielen - why not? Ein Dies hier ist bloß ein kleiner legitimer BLOG kam zur Welt „good news“, Rückfall. und schon steckte ich in der besten selbstausgeknobelten Beschäftigungs- Eva Kaufmann, Designer und Lock- therapie, wenngleich es 2 Nächte Ge- Down-Bloggerin Corona Aus der Hand frißt der Herbst mir sein Blatt: wir sind Freunde. Wir schälen die Zeit aus den Nüssen und lehren sie gehn: die Zeit kehrt zurück in die Schale. Im Spiegel ist Sonntag, im Traum wird geschlafen, der Mund redet wahr. Mein Aug steigt hinab zum Geschlecht der Geliebten: wir sehen uns an, wir sagen uns Dunkles, wir lieben einander wie Mohn und Gedächtnis, wir schlafen wie Wein in den Muscheln, wie das Meer im Blutstrahl des Mondes. Wir stehen umschlungen im Fenster, sie sehen uns zu von der Straße: es ist Zeit, daß man weiß! Es ist Zeit, daß der Stein sich zu blühen bequemt, daß der Unrast ein Herz schlägt. Es ist Zeit, daß es Zeit wird. Es ist Zeit. Paul Celan 23
Corona aus der Perspektive einer New Yorker Pfarrerin Die Pandemie hat New York wie viele nicht nur arbeitslos, sondern ohne andere Städte und Landstriche rund Krankenversicherung um den Globus hart getroffen. Als der Als allererstes traf es die am Rande der Lockdown Mitte März von einem Tag Gesellschaft stehenden Menschen: ille- auf den nächsten über uns hereinbrach, gale Immigranten, aber auch Minoritä- war nichts mehr so wie es vorher war. ten und Bevölkerungsanteile mit dunk- Die Digitalisierung der Gemeindear- ler oder farbiger Hautfarbe, die auf- beit und die gleichzeitige Verstärkung grund des systemischen Rassismus der seelsorgerlichen und gottesdienstli- besonders hart von der Pandemie und chen Angebote stellte unsere kleine ihren unterschiedlichen Auswirkungen Gemeinde am Big Apple vor große betroffen waren. Daher verstärkten wir Herausforderungen. Doch mit der Pan- unsere Zusammenarbeit mit der jüdi- demie kamen weitere Schwierigkeiten schen Tafel, um im Auftrag Jesu wie hinzu, die wir in dieser Weise nicht es in Mt. 25 steht, Hungrige zu speisen vorhergesehen hatten: Die Zahl der und Durstigen zu trinken zu geben. Arbeitslosen kletterte innerhalb kür- zester Zeit auf Rekordmarken, die die Kaum aber kehrte etwas Ruhe am Big Zahlen der Weltwirtschaftskrise von Apple mit einer leichten Senkung der 2007 und sogar die der Great Depressi- Erkrankungs- und Sterberaten ein, on von 1929 übertraf. In einem ökono- brach durch die Ermordung von mischen System, dem der reine Kapi- George Floyd eine neue Krise über uns talismus zugrunde liegt, ist solch eine herein. Dieser Mord hatte wieder den Entwicklung katastrophal, da in den systemischen Rassismus der Vereinig- USA an eine Arbeitsstelle zumeist eine ten Staaten von Amerika zum Vor- Krankenversicherung gekoppelt ist. schein treten lassen. In vielen Städten, Nun waren viele Millionen Menschen unter ihnen selbstverständlich auch 24
Kirche und Covid New York, gingen Menschen auf die Corona-Erkrankungen sind erfreulich Straßen, um gegen diese Ungerechtig- niedrig im Staat New York. Durch keit zu protestieren. Ein heiliger Zorn neue Gesetzgebung ist mehr Transpa- als Ausdruck eines Schreies nach Ge- renz und Verantwortlichkeit in der Po- rechtigkeit erfasste die ganze Stadt. lizeiarbeit hergestellt worden. Vor uns Selbstverständlich war ich Teil dieser liegt nun ein langer Weg der Gesun- Demonstrationen, denn die Benachtei- dung und einer Vertrauensbildung. Mit ligung von farbigen Bürgerinnen und Sorge blicke ich gegenwärtig gen Bürgern widersprach zutiefst dem Herbst, denn die Zahl der Erkrankun- Doppelgebot der Liebe. gen in anderen US-amerikanischen Gleichzeitig verstand ich aufgrund Staaten steigt rasant an und die Sorge meines Dienstes als ehrenamtliche Po- aufgrund der Präsidentschaftswahl lizeiseelsorgerin auch die Nöte und lässt keine langanhaltende Entspan- Gedanken der Polizisten vor Ort. Seit nung erahnen. fünf Jahren begleite ich die örtliche Polizeistation im Rahmen des Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie „Neighborhood Community Policing uns als Geschwistergemeinde im Glau- Projects“. Ein schwieriges Spannungs- ben in dieser schweren Zeit durch Ihr feld, das mir so manche schlaflose Gebet tragen würden. Nacht bereitete. Inzwischen hat sich die Lage Ende Juli Ihre Pfarrerin etwas beruhigt. Die Zahlen der neuen Miriam Groß, New York Ein etwas anders Mab1 Finale Das Mab1 Finale war in diesem Jahr etwas anders. Es fand nicht real sondern online statt. Auch wenn die Erfahrung anders war, da man sich nicht persönlich treffen konnte, hat es trotzdem viel Spaß gemacht. Normalerweise dauert der Ab- schluss des ersten Ausbildungsteils drei Tage. Diesmal haben wir uns halt einen Tag vor dem Bildschirm versammelt. Oliver Binder hatte den Tag super gut ge- plant. Erst gab es eine kurze Runde, in der alle über ihre Erfahrung mit der eh- renamtlichen Mitarbeit in der Gemeinde berichtet haben. Anschließend haben wir in Gruppen gearbeitet bzw. nach der Mittagspause Einzelarbeit gemacht. Zu kurz gekommen ist leider das Freizeitprogramm, also die Spiele am Abend, das Singen und Plaudern mit den anderen Teilnehmern. Auch wenn alles geklappt hat, hoffe ich, dass die nächsten MAB-Veranstaltungen wieder irgendwo stattfin- den, wo wir alle zusammen sind. Denn das ist doch eine andere Erfahrung, näm- lich die von Gemeinschaft. Muriel Palma 25
Auch die Musik nimmt wieder ihren Lauf Wie schön wäre es, wenn wir jetzt bereits zwei Bach-Konzerte mit Hausorganist Leonhard Tutzer an unserer gerade zehn Jahre alt gewordenen Ghilardi-Orgel hätten genießen können! Gott hat anders verfügt. Es hat gedauert, bis wir uns wieder trauen konnten, in die Zukunft zu blicken. Zu groß war - ist immer noch - die Angst vor einer zweiten Welle der Pandemie, um erneut Pläne für die nahe und fernere Zukunft zu schmieden. Jetzt ist es aber endlich wieder so weit: Die bevorstehenden Konzerte in der Bozner Christuskirche stehen fest und finden wie gewohnt um 20 Uhr statt. Den Auftakt wird am 4. September der Leipziger Universitätsorganist Daniel Beilschmidt bilden: Im Rah- men vom vertrauten Festival Bozner Orgelsommer wird er ein Konzert mit Stücken aus dem norddeutschen Ba- rock (Buxtehude, Bruhns) und eigenen Improvisationen bestreiten. Und dies, um den Bau eines Brust- werks in unsere Orgel zu finanzieren. Ein Brustwerk ist quasi eine kleinere zusätzliche Orgel, die ganz nahe am Organisten, d. h. direkt vor seiner/ihrer Brust platziert ist (daher der Name). So ein Werk ist typisch für norddeut- sche Barockorgeln und stellt deshalb die logische Fortsetzung und Vollen- Am 27. September 2020 wird Leon- dung von Ghilardis Projekt von vor hard Tutzer coronabedingt nun ein zehn Jahren dar. halbes Jahr verspätet den zehnten Jah- restag der Ghilardi-Orgel mit einem Geplant sind insgesamt vier neue Re- Konzert feiern. Dieses Konzert ist aber gister. Schwer aufzufassen ist aber das, zugleich als Auftakt zu einem groß was Tutzer vorhat, um dieses Projekt angelegten Zyklus konzipiert: Tutzer umzusetzen: Bachs Orgelwerk umfasst beabsichtigt, innerhalb von gut fünf recht viele Opusnummern, deren Jahren und 26 Konzerten J. S. Bachs Schwierigkeitsgrad von mittelschwer Gesamtwerk für Orgel aufzuführen! bis sehr schwer reicht! 26
Musik Am 4. Oktober um 20 Uhr wird Vania Dal Maso, Professorin am Kon- servatorium zu Verona, wird drei ihrer Instrumente, allesamt Nachbauten von Saitenklavieren aus dem 15. Jahrhun- dert, einige von den ältesten erhaltenen Stücken der Literatur für Tasteninstru- mente, zunächst kurz beschreiben (in italienischer Sprache) und anschlie- ßend darauf spielen: Ein weiterer, viel- leicht ungeahnter Genuss. Die Worte können den Umfang dieses extrem ambitionierten Vorhabens kaum fassen. Uns Gemeindeglieder und das Bozner Publikum erwartet im Durchschnitt alle drei bis vier Monate Vania Dal Maso ein Konzert mit dem glänzendsten Re- pertoire, das je für die Königin der Instrumente bestimmt wurde, und dies Tutzers zweites Konzert ist bereits auf fünf Jahre lang! Ein Ohrenschmaus den 22. November festgelegt: Immer ohnegleichen. sonntags, immer 20 Uhr. Nachgeholt Um diesem Projekt die Resonanz zu nach dem kulturellen Neustart nach geben, die ihm gebührt, ist auch eine der Hochphase der Corona-Pandemie Pressekonferenz geplant. Bach dürfte wird auch ein weiteres Konzert alter sich freuen, dass das alles rund um Musik in unserer Kirche, in dem ein seinen Geburtstag geschieht: Er wurde höchst interessantes und selten gespiel- am 21. März 1685 nach dem damali- tes Repertoire vorgestellt wird. gen Kalender, am 31. März nach dem heutigen geboren. Pierluca Lanzilotta 27
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