Gemeindebrief vage Wege - Wege wagen - September Oktober November 2020 - Fastly

Die Seite wird erstellt Lena Brückner
 
WEITER LESEN
Gemeindebrief vage Wege - Wege wagen - September Oktober November 2020 - Fastly
Gemeindebrief
       Evangelisch-Lutherische Gemeinde Bozen
       Comunità Evangelica Luterana di Bolzano

vage Wege -
  Wege wagen

September • Oktober • November 2020
Gemeindebrief vage Wege - Wege wagen - September Oktober November 2020 - Fastly
Evangelisch-Luth. Gemeinde                Unterwegs auf dem Grat
Col di Lana 10, 39100 Bozen             Von einer richtigen Gratwanderung ge-
T. 0471 281293                          träumt haben wohl viele in den Wochen
Email: info@chiesa-evangelica.it        zwischen dem 10. März und dem 8. Mai.
Bürozeiten: Mo-Mi-Fr 8.30-12.30         Auf dem Berg sein, inmitten der Natur, über
Di+Do 8.30-13.30 Uhr                    sich nur den endlosen Himmel und ein paar
                                        Wolken. Sonne und Wind auf der Haut spü-
Kirchenvorstand / Consiglio             ren. Gehen können, wohin und wie lange
Ulrike Becker, Kuratorin/curatrice man möchte. Frei sein…
T. 348 2339968
Barbara Gödel, Vizekuratorin/           Zwei Monate Lockdown, eingesperrt in den
vicecuratrice                           eigenen vier Wänden, das war auch eine
Caroline von Hohenbühel, Schatz- Gratwanderung - der ganz anderen Art. Ein
meisterin/Tesoriera                     Auf und Nieder der verschiedensten Emoti-
Michael Jäger,                          onen und Erfahrungen. Angst, Hoffnung,
Annett Weissenburger,                   Euphorie (z. B. bei den Balkonaktionen),
Friedrich Menke, Miriam Weiß,           Einsamkeit, Verzweiflung, Trauer, Aufleh-
Helga Lott, Kathrin Kötz                nung, kreativer Schöpfergeist. Wenn sich
                                        das Leben von heute auf morgen so schlag-
Bankverbindungen / Coordinate artig ändert, wenn alles, was unseren ge-
bancarie                                wohnten Alltag ausmacht, plötzlich aufge-
IBAN: IT 39Q0604511602                  hoben ist - Arbeit, Schule, Training, Frei-
000002 100000                           zeit, Gottesdienst – dann wird dies selbst für
BIC: CRBZIT2B002                        die stabilsten Zeitgenossen zu einer Grat-
                                        wanderung. Ein ständiges Bemühen um
Herausgeber ist der Kirchenvorstand     Gleichgewicht, inneres und äußeres. Es gibt
Il Notiziario viene edito dal Consiglio Menschen, die diesen Balanceakt überra-
Redaktion und Gestaltung / Redazio- schend gut bewältigt haben, andere wurden
ne ed impaginazione: Michael Jäger      völlig aus der Bahn geworfen. Wiederum
Korrektur / correzione: Helga Lott,     andere haben beschlossen, ihr Leben zu än-
Gudrun Rathjens
                                        dern oder zumindest anders als bisher anzu-
Druck / Stampa: Hausdruckerei / in      gehen.
proprio Auflage /Tiratura: 1000 Stk./     Eine tiefe Erfahrung, die Spuren hinterlas-
copie                                     sen hat. Die Distanz von einem Meter, die
                                          uns zu den anderen auferlegt ist, hat tiefgrei-
Redaktionsschluss des nächsten Hef-
                                          fende Folgen. Die Angst auch. Und zur Ta-
tes, das die Monate Dezember bis
Februar 21 umfasst, ist der 31. Okto-
                                          gesordnung zurückkehren, als sei nichts ge-
ber 2020. Bitte bis dahin alle Beiträge   schehen, das schaffen wohl nur die wenig-
und Termine bekanntgeben.                 sten.
                                          Nicole Dominique Steiner
                                             2
Gemeindebrief vage Wege - Wege wagen - September Oktober November 2020 - Fastly
Auf ein Wort

Liebe Leserinnen und Leser,
wir waren mal wieder in der Presse.
Wir Kirche. Spaß gemacht hat es kei-
nem. Zunächst gab es die Schelte, Kir-
che hätte in der Corona-Krise zu wenig
Präsenz gezeigt, zu bescheiden auf das
Insistieren der eigenen Systemrelevanz
verzichtet, sich rar gemacht und die
Gläubigen sich selbst bzw. der grassie-
renden Seuche überlassen. Wie bitte?
Mit Kritik an der Kirche habe ich
grundsätzlich kein Problem, auch Sati-
re vertrage ich gut, und wenn man sich         eigene persönliche Präferenzen
von Berufs wegen auch hinter den Ku-           und mit der gehörigen Option, sich auf
lissen bewegt, kann man durchaus auf           ungewohntem Terrain kräftig zu bla-
Kritikwürdiges stoßen, wie anders? Es          mieren. Ich habe nur staunen können,
fängt ja schon mit dem Blick auf die           was meinen Kollegen und vielen eh-
eigene Person an. Wer wollte sich da           renamtlichen Mitarbeiterinnen und
kritisches Nachfragen verbieten kön-           Mitarbeitern da alles eingefallen ist,
nen?                                           um Nähe zu leben, Kontakt zu halten,
Aber nicht so, nach dem in der großen          Gottes kräftigendes Wort weiter-
Gesamtschau für mich doch sehr aner-           zugeben, Einsamkeit und Sorgen zu
kennenswerten Auftreten der Kirche in          durchbrechen, und sei es nur für einen
schwierigsten Zeiten. Priester, die sich       Augenblick. Und zu überraschen – ja,
in der Seelsorge an Sterbenden infi-           ich gebe es gerne zu, auch das
ziert haben und dann der Vernunft ge-          schwang sicher gelegentlich mit. Und
horchend, auch selbst Abstand leben            für all das, vom Schreibtisch aus, ein
mussten. Der Verzicht auf Präsenz-             paar gelehrte abfällige Zeilen zirkulie-
Gottesdienste, des Lebens wegen, die-          ren lassen? Das stieß mir doch ordent-
ses kostbaren Gutes, das eben mehr             lich auf.
wiegt als sonst tonnenschwere Dog-
men und jahrtausendealte heilige Tra-          Und kaum in den Backen hin und her
ditionen. Die Findigkeit, mit der als          geschoben und schließlich ausge-
statisch, „beamtisch“, vormodern beur-         spuckt, kam das Nächste schwer ver-
teilte Institutionen samt ihrer ohnehin        daulich im Magen zu liegen. Diesmal
gern kritisierten Mitarbeiter („Gott           nüchtern in Gestalt von Zahlen. Noch
selbst ginge ja, aber das Bodenperso-          nie sind so viele Menschen in einem
nal ...“) neue Wege gefunden und sich          Jahr aus den christlichen Kirchen in
digitalisiert haben, womöglich gegen           Deutschland ausgetreten wie 2019,
                                           3
Gemeindebrief vage Wege - Wege wagen - September Oktober November 2020 - Fastly
800.000. Bei damals noch brummen-             nach Austausch und Geborgenheit,
der Konjunktur – man darf auf die             Erfahrungen des Glücks wie des
Zahlen für 2020 gespannt sein...              Scheiterns und Bedürftige wird es wei-
                                              terhin unter uns geben und damit den
Auf diese Presseinformation kann man          Auftrag, dafür Resonanzräume zu
aber nun nicht empört beleidigt und           schaffen und die Hand zu reichen.
mit gekränkter Eitelkeit reagieren. Ei-
ne solche Entwicklung wirft ganz an-          Fast bin ich ein wenig neidisch auf
dere Fragen auf, wird es weiterhin un-        meine jüngeren Glaubensgenossen, die
ter uns geben und damit den Auftrag,          diese aufregenden Entwicklungen
dafür Resonanzräume zu schaffen und           noch länger mitgestalten und beobach-
die Hand zu reichen.                          ten können. Wir befinden uns wohl am
                                              Beginn eines großen Reformationspro-
Auch die nach unserer eigenen Mitver-         zesses von Kirche. Wieder einmal. Das
antwortung. Aber nun nicht in dem             muss nicht ängstigen, denn anders als
üblichen Sinne, wohl doch zu wenig            ihre Glaubwürdigkeit und Botschaft
getan und nicht entschieden genug             sind ihre Größe und Gestalt nicht in
kirchliches Leben kreiselschnell ge-          Stein zu meißeln und schon gar kein
peitscht zu haben. „Lasst uns austre-         Selbstzweck. Die auf den Eckstein
ten“ - haben wir denn nicht gerade als        Jesu Christi gegründete Kirche darf
evangelische Kirche der Freiheit selbst       selbst ruhig elastisch sein, um sich
betont, dass jeder Christ mündig sein         ganz den Menschen zuneigen zu kön-
Verhältnis zu Gott gestalten darf und         nen - und so wie Gott immer neu mit
ein Kirchenaustritt nicht zugleich das        dem Wort der Gnade zur Welt kom-
Ticket zur ewigen Verdammnis ist?             men, mitten hinein, da hin, wo das Le-
Predigten wir selbst denn nicht einer         ben pulsiert .
Zugehörigkeit aus Freiwilligkeit und
Überzeugung das Wort? Anstelle einer
geborenen Mitgliedschaft, die sich            Ihr/Eurer Pfarrer Michael Jäger
vielleicht verborgen sogar auch gesell-
schaftlichen Zwängen oder dem Zerr-
bild eines eifersüchtig strafenden Got-
tes verdanken könnte. Wie bedauerlich
jede einzelne Entfremdung von Kirche
ist und uns nicht in Ruhe lassen kann,
am Bedarf an Kirche wird es dennoch
auch in Zukunft nicht mangeln, das ist
für mich so sicher wie das Amen in der
Kirche. Religiöse Fragen, die Suche

                                          4
Gemeindebrief vage Wege - Wege wagen - September Oktober November 2020 - Fastly
Auf ein Wort
Care lettrici, cari lettori,
siamo assurti di nuovo agli onori della         lete hanno trovato nuove vie e si sono
cronaca. Noi come chiesa. Non è stato           digitalizzate col loro "personale di ter-
divertente.                                     ra" sempre volentieri criticato (Dio in
Dapprima la sgridata, perché la chiesa          persona andrebbe ancora, ma il perso-
si sarebbe dimostrata poco presente             nale di terra…), facendolo non di rado
durante la crisi dovuta al coronavirus,         in contrasto con le proprie peculiari
rinunciando con troppa ritrosia a riba-         inclinazioni e con il rischio concreto di
dire la propria rilevanza nel sistema,          gran brutte figure alle prese con un
rendendosi latitante e abbandonando i           ambito poco conosciuto.
fedeli a sé stessi e all'epidemia dila-
gante.                                          Non smettevo di stupirmi su quanto
                                                non fosse venuto in mente ai miei col-
Come sarebbe? Le critiche alla chiesa           leghi e a un gran numero di collabora-
non mi creano, in linea di principio,           trici e collaboratori del volontariato
alcun problema, sopporto bene anche             per vivere la vicinanza, mantenere i
la satira, e quando per motivi profes-          contatti, trasmettere la corroborante
sionali ci si deve muovere anche dietro         parola di Dio e infrangere almeno per
le quinte, si può senz'altro incappare in       un attimo il muro della solitudine e
aspetti criticabili, come potrebbe esse-        delle preoccupazioni.
re diversamente? Già a partire dallo
sguardo sulla propria persona; chi si           E per sorprendere - sì, lo ammetto vo-
sogna di voler vietare osservazioni             lentieri, anche questo a volte è certa-
critiche?                                       mente entrato in gioco. E per tutto que-
Non però di questo genere, dopo una             sto impegno, da una qualche scrivania
presenza della chiesa nel complesso             si mettono insieme e si fanno circolare
veramente molto apprezzabile in tempi           un paio di frasette saccenti e sprezzan-
così difficili.                                 ti? Questa, devo dire, non mi è andata
Sacerdoti che si sono contagiati al con-        giù. E dopo questo boccone, passato da
tatto con i moribondi e che hanno poi           una guancia all'altra prima di essere
dovuto tenersi a distanza per ovvie             infine espulso, ne è giunto un altro,
ragioni. La rinuncia ai culti in presenza       difficile da digerire, fin nello stomaco.
per amore della vita, bene prezioso che         Stavolta asciutto, sotto forma di cifre.
ha un peso ben superiore ai ponderosi           Mai tanti abbandoni di chiese cristiane
dogmi e alle millenarie sacre tradizio-         in Germania come nel 2019, ben
ni.                                             800.000. Allora, col Paese in piena
L'inventiva con la quale istituzioni            crescita. Staremo a vedere i dati del
giudicate statiche, burocratiche, obso-         2020…

                                            5
Gemeindebrief vage Wege - Wege wagen - September Oktober November 2020 - Fastly
A questa notizia di stampa però non si          ranno a esistere tra di noi assieme al
può reagire offendendosi, indignandosi          compito di creare spazi di risonanza e
feriti nell'amor proprio. Una simile            di tendere la mano. Sono quasi un po'
evoluzione dà adito a tutt'altre doman-         invidioso dei nostri fedeli più giovani,
de, ad esempio su una nostra corre-             che potranno condividere e seguire
sponsabilità. Ma non nel senso di non           ancor più a lungo questi emozionanti
aver fatto abbastanza e di non aver             sviluppi. Probabilmente siamo all'ini-
fatto girare con sufficiente decisione la       zio di un grande processo di riforma
vita della chiesa a mo' di trottola.            della chiesa. Ancora una volta. Ciò
"Lasciateci andare" - non abbiamo for-          non deve impaurire, perché diversa-
se sottolineato proprio come chiesa             mente dalla sua credibilità e dal suo
evangelica della libertà il fatto che           messaggio, la sua grandezza e la sua
ogni cristiano possa vivere libero da           immagine non si possono scolpire in
tutele il proprio rapporto con Dio, e           pietra, né tantomeno sono fini a sé
che l'uscita dalla chiesa non sia ipso          stesse.
facto il biglietto per la dannazione e-         La chiesa fondata sulla pietra angolare
terna?                                          di Gesù Cristo può ben permettersi di
Per quanto deprecabile e inquietante            essere flessibile per potersi protendere
sia ogni singola alienazione della chie-        tutta verso l'umanità e tornare, come
sa, il bisogno di essa non mancherà             Dio, sempre di nuovo con la parola
nemmeno in futuro, ne sono certo co-            della Grazia nel mondo, proprio là,
me dell'amen in chiesa. Questioni reli-         dove la vita pulsa.
giose, la ricerca di scambi e sicurezze,
                                                Il Vostro Pastore Michael Jäger
esperienze di felicità e di fallimenti,
nonché persone bisognose continue-                           traduzione: Christian Zarske

                                    Weltende
                         Es ist ein Weinen in der Welt,
                      Als ob der liebe Gott gestorben wär,
         und der bleierne Schatten, der niederfällt, lastet grabesschwer.
                    Komm, wir wollen uns näher verbergen...
                       Das Leben liegt in aller Herzen
                               wie in Särgen.
                        Du, wir wollen uns tief küssen ...
                      Es pocht eine Sehnsucht an die Welt,
                           an der wir sterben müssen.
                               Else Lasker-Schüler

                                            6
Gemeindebrief vage Wege - Wege wagen - September Oktober November 2020 - Fastly
Aus dem Kirchenvorstand

Gedanken des Abschieds – Ulrike Becker
Viele von Ihnen, von euch                                 An alle haben wir gute
wissen es bereits: Ich werde                              und schöne Erinnerungen:
mich in diesem Jahr auf der                               Pfarrer Zebe, Pfarrer
Gemeinde- Generalversamm-                                 Friedrich, Pfarrer Welker
lung im September nicht noch                              und jetzt Michael Jaeger.
einmal als Kuratorin zur Wahl                             Für den Kirchenvorstand
stellen, auch nicht mehr als                              bedeuten die Wahlen im-
Kirchenvorstand unserer Ge-                               mer einschneidende Zäsu-
meinde.                                                   ren und für die beiden
                                              Kuratoren im Vorfeld sehr viel Arbeit.
An Begründungen fehlt es nicht: Zum
einen sollten 12 Jahre tatsächlich ge-        Und immer hat mein familiäres und
nug sein, um Platz für jüngere zu ma-         privates Leben ein bisschen auch hier
chen, und um der einen oder anderen           in der Gemeinde stattgefunden: Pfarrer
persönlichen „Marotte“ eine andere            Zebe hatte uns 2003 im Pustertal ge-
Sichtweise entgegenzusetzen. Und ich          traut, was unseren offiziellen Eintritt in
musste mich irgendwann ergeben: der           diese Gemeinde dokumentiert, und
Beruf als Finanz- und Verwaltungsvor-         mich danach zusammen mit dem da-
stand eines italienischen Unterneh-           maligen und langjährigen Kurator, Dr.
mens mit weltweit nahezu 50.000 Mit-          Fraenkel, „überredet“, fortan mehr
arbeitern, die auch „behütet“ sein wol-       Verantwortung zu übernehmen. Unse-
len, als Mutter von „nur“ zwei heran-         re erste Tochter wurde im Jahr 2007
wachsenden Kindern (klar, gibt es da          geboren und acht Monate später, im
auch einen Vater und Ehemann) und             April 2008, wurde ich in mein Amt
der ewige Anspruch, es immer allen            eingeführt.
recht und gut zu machen, konnte nur in
diese Richtung zeigen.                        Die Stillzeiten wurden damals auch in
Wie man zudem in den Annalen dieser           den Vorstandssitzungen eingehalten.
Gemeinde nachlesen kann, waren auch           Eine weitere glücklose, darauf aber die
meine Vorgänger nicht länger als 12           erfolgreiche Schwangerschaft unseres
Jahre im Amt.                                 Sohnes fällt auch in diese Zeit. Ich
                                              habe großes Glück gehabt, immer ei-
Einschließlich eines sehr kurzzeitig          nen aktiven und freundschaftlich ver-
amtierenden, aber dafür umso energi-          bundenen Vorstand um mich herum zu
scheren Vakanzpfarrers freue ich mich         haben, der mir auch dann zur Hilfe
darüber, mittlerweile mit dem vierten         kam, wenn ich einmal nicht präsent
Pfarrer zusammenarbeiten zu können.           sein konnte.

                                          7
Gemeindebrief vage Wege - Wege wagen - September Oktober November 2020 - Fastly
Trotz allen Einsatzes gab es auch schö-       ten, danach ausgeführten Innenausbau
ne Momente, menschliche Erfahrun-             ein wirklich schöner Treffpunkt so-
gen, die weit über die bürokratischen         wohl für unsere Gemeinde als auch für
Pflichten hinausgingen. Die unabän-           die vielen uns besuchenden Musiklieb-
derlichen genannten Pfarrerwechsel,           haber geworden ist. So manches Kon-
gerichtlich verordnete Sachwalter-            zert mit auch anderen eingeladenen
schaften, das ständige Auseinanderset-        Künstlern „von draußen“ ist mir in
zen mit Mietern und staatlichen Stel-         Erinnerung geblieben. - Leider haben
len, Investitionsentscheidungen und           wir immer noch zu wenig Besucher
die Sorge um das (weltliche!) Vermö-          und nur ganz selten können wir ein
gen der Gemeinde stehen dem direkten          volles Haus melden.
Kennenlernen anderer Konfessionen,
                                              Zu nennen sind auch die Erhal-
Treffen mit den anderen ELKI Mit-
                                              tung des evangelischen Friedhofs in
gliedern, der geleisteten Hilfestellung
                                              der Oberau, der zusammen mit der
an den hierher Geflüchteten und deren
                                              Kapelle zu einem gepflegten und viel-
Dankbarkeit gegenüber, sowie dem im
                                              besuchten Ort geworden ist, der Aus-
Vorstand einschließlich Pfarrern ge-
                                              bau des Gemeindehauses mit der neu-
meinsam getragenen Gedanken von
                                              en Küche, dem Jugendraum im Keller,
der Verantwortung „für eine wichtige
                                              dem geräumigen Gemeindesaal, der
Sache“. Die Klausur-Zusammen-
                                              uns als vielgenutzter Treffpunkt zur
künfte des Vorstands am Ritten sind
                                              Verfügung steht, ebenso wie der Gar-
dafür ein lebendiges Beispiel.
                                              ten, der uns im Sommer immer wieder
Als Fixpunkte in diesen vergangenen           Gelegenheit zum Feiern gibt.
zwölf Jahren erscheinen mir insbeson-
                                              Wir hatten die Mühen der Vorberei-
dere erwähnenswert: meine festliche
                                              tung, aber auch das Vergnügen, die
Einführung als Kuratorin, die zeit-
                                              gesamte ELKI mit ihrer Synode im
gleich in das Jahr des 110. Gründungs-
                                              Jahr 2016 in Nals begrüßen zu dürfen.
jubiläums unserer Gemeinde fiel. Aber
                                              Ebenso wie die Visitation (eine offi-
auch die damals oft kontrovers geführ-
                                              zielle Prüfung durch die Organe der
te Beratschlagung um und die Ausfüh-
                                              ELKI in Rom und ggf. der EKD in
rung der Arbeiten um die neue Orgel,
                                              Hannover) bereits im Jahr 2013 haben
die ohne das konstruktive Mitwirken
                                              wir aber auch diese Probe hervorra-
unseres fantastischen Organisten,
                                              gend gemeistert.
Herrn Tutzer, nicht so schön geworden
wäre. Und wenn man die anderen Kir-           Die überkonfessionellen Gottesdienste
chen der ELKI mit der unseren ver-            und Zusammenkünfte sind jedes Mal
gleicht, muss man zugeben, dass die           eine Bereicherung für uns und ein po-
Orgel zusammen mit dem durchdach-             sitives Signal für die Welt draußen.

                                          8
Gemeindebrief vage Wege - Wege wagen - September Oktober November 2020 - Fastly
Aus dem Kirchenvorstand
  Öffentlichkeitsarbeit. Aufgrund unse-         Wiederbelebung der Kinder- und Ju-
  rer inzwischen guten Beziehungen zur          gendarbeit, Krabbelgruppen, Singkrei-
  Lokal- und Regionalpolitik sowie zu           se u. v. m.
  anderen privaten Institutionen, die uns
  wohlgesonnen auch immer wieder                Auch wir im Vorstand als Abbild die-
  Spenden zukommen lassen, wissen               ser Gemeinde sind durchaus lebendig,
  wir: Man nimmt von uns Notiz! Das             folgen nicht immer eingetretenen Pfa-
  sollten wir nicht unterschätzen und           den und/oder sind (sofort) einer Mei-
  weiter ausbauen.                              nung zu einzelnen vorgebrachten Pro-
  Die 2016 und 2017 begangenen Jubi-            jekten. Die inzwischen begründeten
  läumsfeierlichkeiten anlässlich der 500       Freundschaften zu den ELKI Nachbar-
  Jahre Reformation waren ein weiterer          gemeinden im Nord-Westen (Meran)
  Meilenstein in den vergangenen 12             und im Süden (Verona) geben davon
  Jahren, der uns öffentliches Ansehen          Zeugnis und müssen weiter gepflegt
  und Aufmerksamkeit entgegenge-                werden. Das Problem der Flüchtlinge
  bracht hat.                                   kam über Nacht und betrifft die ge-
                                                samte Gemeinschaft: Wir als Christen
  Wir sind eine lebendige und manchmal          und in unserer Organisation als lokale
  recht lebhafte Gemeinde, die, wenn sie        Kirchengemeinde können uns dem
  auch die eine oder andere Institution         nicht verschließen.
  beerdigt (Beispiel: Frauenverein),
  plötzlich wieder andere Aktivitäten aus       Ganz am Schluss möchte ich allen
  dem Hut zaubert: ein inzwischen re-           Mitstreitern im Vorstand herzlich dan-
  gelmäßiger Praktikantenaustausch mit          ken, die mit mir zusammen die letzten
  der evangelischen Kirche in Deutsch-          12 Jahre gegangen sind, und vielleicht
  land, gemeinsame Freizeiten mit der           diese Zeilen lesen und denen ich nicht
  evangelischen österreichischen Kirche,        persönlich danken kann.

            Ökumenischer Bibelabend 20.10. um 20 Uhr im Gemeindesaal
               Die Monate des „Lockdown“ hatten es in sich. Wir haben Lagerkol-
Quarantäne     ler erlebt. Wir hätten uns manchmal eine Gebrauchsanweisung für
in der Bibel   ein friedliches Miteinander zuhause gewünscht. Doch Quarantäne -
               „ungefähr vierzig“ - kann noch ganz andere Bedeutungen haben. In
    40 Tage
               der Bibel ist die Vierzig etwa höchst präsent, in guten wie in schlech-
Einsamkeit     ten Zeiten. Von 40 Tagen Sintflut über die 40 Flucht-Tage des Elia
               hin zu Jesu 40 Wüstentagen der inneren Einkehr.

                                            9
Gemeindebrief vage Wege - Wege wagen - September Oktober November 2020 - Fastly
Liebe Gemeinde,
nachdem die für Mai geplante Gene-            unterstützt werden, würde damit die
ralversammlung aus gut bekannten              Wahl-Liste bereichert.
Gründen nicht stattfinden konnte, neh-        Die Vorstellungen der Kandidaten sind
men wir nun einen 2. Anlauf und hof-          im Gemeindebrief, auf unserer Web-
fen, Sie/euch am 20. September zur            seite oder ausgedruckt am Anschlag-
Generalversammlung 2020 begrüβen              brett im Gemeindehaus und im Kir-
zu dürfen.                                    chenvorraum zu finden.

Die Versammlung wird in der Kirche            Im Anschluss an die Generalversamm-
stattfinden, sodass wir die Anwendung         lung würden wir gerne mit Bratwurst
der aktuell vorgeschriebenen sanitären        und anderen Leckereien unser Ge-
Sicherheitsmaßnahmen im Fall einer            meindefest nachholen, was bei der der-
zeitlichen Verlängerung gewährleisten         zeitigen Situation jedoch noch nicht
können. So wie wir das ja schon flei-         verlässlich zugesagt werden kann.
ßig in unseren Gottesdiensten üben.           Vorsicht ist geboten. Wir müssen aber
                                              nicht auf die Andacht vor der GV ver-
Ein Punkt der Tagesordnung sieht              zichten. Sie wird gute Gefühle hervor-
Wahlen in den Kirchenvorstand vor,            rufen, die dann bestimmt auch auf der
da vier Kirchenvorsteher, Ulrike Be-          GV zum Ausdruck kommen.
cker, Friedrich Menke, Caroline von
Hohenbühel und ich infolge abgelaufe-         Während ich schreibe, herrscht bei
ner Dienstzeit das Amt ablegen. Ulrike        vielen freudige Ferienstimmung. Bei
Becker, 12 Jahre lang unsere Kuratorin        anderen wächst leider in dieser Zeit
und Friedrich Menke, sicherlich eine          das Gefühl der Einsamkeit. Wir ver-
historische Figur in unserer Gemeinde,        gessen nicht, den Weg zu ihnen zu
treten nicht zur Wiederwahl an.               finden.

Der Wahlausschuss des Kirchenvor-             Wenn dann im September der Gemein-
standes schlägt folgende Kandidaten           debrief alle erreicht hat, sind wir viel-
vor:                                          leicht schon inmitten der Vorbereitun-
Christiane Mühlhäusler, Friedhelm             gen für ein feierliches und fröhliches
Wemhöner, Caroline von Hohenbühel             Beisammensein.
und Bärbel Gödel.                             Mit zuversichtlichen Grüßen
Aus der Gemeinde sind bislang keine
Vorschläge eingegangen. Sollten sich          Bärbel Gödel, Vizekuratorin
noch Kandidaten finden und von min-
destens 5 Gemeindegliedern schriftlich

                                         10
Kandidatur
Barbara Gödel
Bärbel rief man mich in der                             Unter anderem auch meine
Familie. Meine Eltern waren                             Muttersprache. Ich arbeite als
Flüchtlinge, entwurzelt.                                Deutschlehrerin mit Erwach-
Meine Mutter evangelisch,                               senen und Kindern.
mein Vater katholisch. Reli-                            Fremdsprachen waren schon
gion war kein Grund zum                                 zu Schulzeiten meine Lieb-
Streit. Meine Eltern ließen                             lingsfächer und ich machte
mich evangelisch taufen, in                             eine Ausbildung als Wirt-
der Marienkirche in Hanau, wo ich              schaftsdolmetscher und Auslandskor-
aufgewachsen bin. In der Marienkirche          respondent in Englisch und Franzö-
wurde ich auch konfirmiert. Niemand            sisch. Italienisch war eigentlich nicht
in meiner Familie suchte Trost oder            geplant. Sprachkenntnisse, die es er-
Kraft in der Kirche. Meine religiöse           möglichen, sich mit Menschen anderer
Erziehung überließ man dem Pfarrer.            Nationen und Kulturen zu verständi-
Ich denke mit Dankbarkeit an ihn zu-           gen, sich kennen zu lernen und sich
rück. Meine Eltern erzogen mich zur            auszutauschen, voneinander zu lernen.
Verantwortung und zum Respekt ande-            Miteinander zu gehen. Wieweit dies
ren gegenüber. Eigentlich ganz evan-           mit meinem evangelischen Glauben
gelisch.                                       zusammenhing, wurde mir erst richtig
Als ich zum ersten Mal die Kirche hier         durch mein Handeln während dieser 6
in Bozen betrat, bemerkte ich eine ge-         Jahre als Kirchenvorsteher bewusst.
wisse Ähnlichkeit mit meiner Kirche            Bewusst wurde mir auch, dass ich über
in Hanau und ich fühlte mich zu Hau-           meinen eigenen Schatten gesprungen
se, wie in meiner Jugendzeit.                  war, dass ich viel zu lernen hatte, be-
                                               wusst wurden mir meine Grenzen,
Seit 47 Jahren ist mein Zuhause in Ita-        meine Zweifel, aber auch meine Stär-
lien, bei meinem italienischen Mann,           ken.
unseren beiden Kindern und unseren 5
                                               Mein Konfirmationsspruch war mir ein
Enkelkindern, unseren italienischen
                                               ständiger Wegweiser: „Du aber bleibe
Verwandten, Freunden und Bekannten.
                                               in dem, was du gelernt hast.“ 2. Timo-
Unsere Kinder wurden katholisch ge-
                                               theus 3,18.
tauft und ich bekam so einen Einblick
in die katholische Kirche. Niemals             Gemeinschaft - Ökumene und interre-
versuchte man, mich zu bewegen, zum            ligiöse Beziehungen - Zukunft. In die-
katholischen Glauben zu konvertieren,          sen Bereichen würde ich gerne dieser
man zeigte eher Respekt und Interesse.         Gemeinde und meiner Kirche weiter-
Ich habe viel von den Italienern lernen        hin dienen.
können und sie haben von mir gelernt.

                                          11
Friedhelm Wemhöner
In Kürze: Mein Name:                                    1988 kam ich als Expatriate
Friedhelm Wemhöner,                                     über meine weltweit tätige Be-
verheiratet, zwei Kinder.                               ratungsfirma und nach Ablegen
Deutsch-Deutscher für                                   der Berufsexamina in das von
die Tiroler unter uns.                                  mir damals mit vielen Sehn-
Beruf: derzeit noch                                     süchten beladene Italien. Be-
(sehr) aktiver Steuerbe-                                rufssitz Mailand, mit Mandan-
rater und Wirtschafts-                                  ten von Turin bis Triest, und
prüfer, zugelassen in                                   von Brixen bis Bari. Die Be-
Deutschland und Italien. Etwas mehr:             gründung unseres Bozener Büros
                                                 schließlich hat mich 1992 endgültig
Geboren 1959 in Herford/Westfalen,               hierher verschlagen. Die Provinz hatte
lutherisch bereits seit 1523, getrieben          mich wieder.
durch die Augustiner und die Fürstab-
tei, und in diesem Sinne erzogen und             Der Wunsch nach mehr Geborgenheit
aufgewachsen in einer der bekannten              (späte Einsicht) hat mich dann nach
Unternehmerfamilien: der Großvater               einer Frau und einer eigenen Familie
als Unternehmensgründer war gleich-              umschauen lassen, die ich tatsächlich
zeitig auch Hilfsprediger und Diakon             in Barcelona getroffen habe. Ur-
in Bethel, die älteste Tochter musste            sprünglich aus dem eigentlich katholi-
als berufene Diakonissin (erst Mutter-           schen – aber immer schon toleranten –
haus Sarepta, dann Alten Eichen in               Ruhrgebiet, hat meine Frau auch die
Hamburg) wirken und mein Vater war               kirchliche, evangelische Trauung ge-
aktives Mitglied im Posaunen- und                wollt…. Damals gab’s Pfarrer Zebe,
Kirchenchor am Münster.                          der uns nicht nur in Unterrasen/
                                                 Antholz getraut, sondern –zusammen
Noch heute bekomme ich eine Gänse-               mit Dr. Fraenkel – uns beiden auch
haut, wenn ich „Tochter Zion“ höre,              überredet hatte, mehr Verantwortung
das am meisten gespielte Lied auf den            in der ELKI zu übernehmen.
adventlichen Zügen durch die Gemein-             Im selben Jahr – 2003 – offizieller
de, die ich als kleiner Junge in der Käl-        Eintritt in unsere Gemeinde. Zunächst
te begleiten durfte. Konfirmation,               war ich Rechnungsprüfer hier in Bo-
Tanzschule, Abi, alles nach behütetem,           zen, dann Rechnungsprüfer in Rom bei
bürgerlichem Plan. Wehrdienst, Uni-              der ELKI, letzteres bis heute.
versität und fachliche Ausbildung dann           Klingt solide, und wäre es auch, wenn
bei einer Kanzlei in Düsseldorf. Die             wir nicht als Familie insbesondere we-
„Kirche“ war damals ganz weit weg.               gen unserer Berufstätigkeit so viel

                                            12
Kandidatur

unterwegs und an verschiedenen Orten            müssen. Ich werde also mehr Zeit ha-
beheimatet wären.                               ben, und würde diese gerne in das, was
                                                mir wichtig geworden ist, investieren:
In einigen Monaten werde ich aber               Familie (insbesondere unsere Kinder),
satzungsbedingt meinen offiziellen              Italien, Wandern, Literatur, gelebter
Beruf an den Nagel hängen und wieder            christlicher Glaube und Engagement
mal eine Neuausrichtung probieren               für andere.

Caroline von Hohenbühel

Ich bin seit sehr langem im Kirchen-
vorstand, die meiste Zeit in der Funkti-
on der Schatzmeisterin.
In den letzten Jahren hat sich zu vielen
allgemeinen Aufgaben um Kirche,
Haus, Gemeinde und Orgel, auch die
Arbeit in der Diakonie entwickelt.

Momentan ist sie mein Herzensanlie-             Deshalb stelle ich mich noch einmal
gen mit Schwerpunkt Integration und             zur Wahl für den Vorstand und möchte
Hilfe für Personen, die hier in Südtirol        mich gerne mit Erfahrung auf Kirchen-
durch das soziale Netz fallen. Mir ist          und Gemeindeebene mit Herz, Zahlen
es wichtig, mich um den Nächsten zu             und Hausverstand einbringen.
kümmern und unseren Glauben nach
außen zu vertreten.

Besuchsdienst - Auf der Gesprächswippe
Was braucht es, damit ein Gespräch gut in der Balance ist? Wir schauen uns dazu
auch ein Gespräch, das Jesus geführt hat, genauer an. Für alle, die gerne im Rah-
men der Gemeinde Besuche übernehmen und sich darauf vorbereiten möchten.
Di. 20.10, 15.30 Uhr im Gemeindesaal

                                           13
Liebe Gemeindemitglieder,                                           Christiane
unserem Pfarrer Michael Jäger ist es                                Mühlhäusler
gelungen, mich zu der Kandidatur für
die nächsten Vorstandswahlen zu mo-
tivieren und so freue ich mich, dass
ich mich für dieses verantwortungs-
                                               einem Stipendium in Padua verschlug
volle Amt in die Liste der Kandidaten
                                               es mich dann nach Italien; in Venedig
einreihen darf.
                                               heiratete ich 1983, mein Mann und ich
Wer mich noch nicht so gut kennt, soll
                                               lebten dann vier Jahre in Padua, bis
jetzt ein bisschen von mir erfahren.
                                               wir schließlich nach Bozen umzogen,
Ich bin in Freiburg im Breisgau im
                                               wo unsere beiden Söhne geboren wur-
Dreiländereck Deutschlands geboren,
                                               den. Inzwischen arbeite ich seit über
meine Mutter kam aus dem Osten
                                               dreißig Jahren bei der Familienbera-
Deutschlands und war also evange-
                                               tung FABE als Psychotherapeutin.
lisch, mein Vater war als gebürtiger
                                               Dieser Beruf erfüllt mich immer noch
Freiburger katholisch und meine El-
                                               und ich denke, dass ich nach meiner
tern beschlossen, dass wir vier Kinder
                                               Pensionierung 2021 noch privat ein
im evangelischen Glauben aufwachsen
                                               bisschen weiterarbeiten werde und
sollten, da meine Mutter für die Erzie-
                                               mich dem Nächsten in seinen Sorgen
hung zuständig war. Allerdings wurde
                                               und Nöten widmen möchte.
zu Hause nie ein Unterschied oder
eine Wertung vorgenommen, wir wa-              Was meine Vorstellungen zu den
ren eben alle Christen. Dafür bin ich          künftigen Aufgaben in der Gemeinde
dankbar, denn ein Kampfgeist oder ein          betrifft, so stelle ich mir vor, meine
Konkurrenzdenken widerspricht m. E.            professionellen Fähigkeiten für die
einer toleranten und reifen Haltung.           Koordination zwischen der Bozner
Nach meinem Abitur arbeitete ich ein           Gemeinde und den „Zweig- Gemein-
halbes Jahr in einem Altenheim in              den“ einzusetzen bzw. die Kommuni-
Mannheim; dort verstand ich das erste          kation untereinander zu fördern, Sie/
Mal, dass Menschen mit einem festen            Euch für neue Ideen zu motivieren,
Glauben mit ihrem Altsein besser um-           sowie das Gemeinschaftsleben und
gehen können und dem bevorstehen-              den Gemeinschaftssinn zu pflegen.
den Tod viel gelassener entgegensehen          Nicht zuletzt ist mir auch die musikali-
können als die anderen, denen diese            sche Begleitung in den Gottesdiensten
Dimension fehlt. Diesen Eindruck ha-           und Konzerten ein besonderes Anlie-
be ich für mein ganzes Leben                   gen, da musikalische Klänge eine be-
„gespeichert“. Nach dieser Erfahrung           sondere spirituelle Atmosphäre herzu-
wählte ich das Studium der Pädagogik           stellen vermögen.
und Psychologie, das ich an der Uni-
versität Würzburg abschloss. Nach              Herzlich Christiane Mühlhäusler
                                          14
Kirche und Covid

Unsere Kirchengemeinde und die Digitalisierung
Wer hätte sich vorgestellt, dass ein            eine/r wird den ersten analogen Got-
Online-Gottesdienst eine durchaus               tesdienst mit Masken und ohne Gesang
wertvolle Alternative zum gewohnten             und Geselligkeit vielleicht als sehr be-
Gottesdienst sein kann?                         fremdend und sogar bedrückend emp-
Aus der Not eine Tugend machen –                funden haben. Ich beispielsweise habe
diese alte Redewendung hat sich wäh-            mich nach dem ersten Gottesdienst in
rend des Lock-Downs wahrscheinlich              der Kirche nach den Stimmungsbildern
vielfach bewährt.                               der letzten Online-Gottesdienste zu-
Man wurde plötzlich und zwangsläufig            rückgesehnt.
kreativ, was unser Pfarrer, der sich            Das war aber nur der Anfang einer
allmählich zum Regisseur entwickelte,           zunehmenden Digitalisierung, denn
mit der Zusammenstellung ausgewähl-             nachdem der Gottesdienst in der Kir-
ter Sequenzen zu beeindruckenden On-            che wieder erlaubt war, entstanden die
line-Gottesdiensten bewiesen hat. Die           beliebten Balkongedanken, die zusam-
zahlreichen Komplimente, die er dafür           men mit den Nachrichten, den Gedan-
bekommen hat, zeugen von Anerken-               kenpfaden, mit Pastor Valentino und
nung und Dankbarkeit.                           dem „Angedachten“ auf der Homepa-
                                                ge unserer Kirchengemeinde zu finden
Es war durchaus wohltuend, wenn man             sind.
sich während jener Monate der Aus-              Wenn man noch bedenkt, dass der nun
gangssperre daheim einen Moment der             wieder regelmäßig – allerdings weiter-
Ruhe gönnte, um sich in diese reich-            hin unter Einhaltung der Sicherheits-
haltigen Gottesdienste zu vertiefen.            vorkehrungen - stattfindende sonntäg-
Den Auftakt bildete stets die Ansicht           liche Gottesdienst live übertragen
unserer vertrauten Christuskirche,              wird, was von einigen Gemeindemit-
dann folgten schöne Musikeinlagen,              gliedern genutzt und durchaus als ein
die Lesungen und die Worte des Pfar-            Gewinn betrachtet wird, so kann man
rers, die zwar nicht von der Kanzel             rückblickend nur feststellen, dass die
kamen, uns aber auch zu Hause nicht             zunehmende Digitalisierung unsere
minder angesprochen haben.                      Gemeinde durchaus
Und wer vorher oder danach noch Zeit            bereichert hat.
und Lust hatte, konnte auch in die Got-
tesdienste anderer Elki-Gemeinden
hineinschnuppern. So gewöhnte man
sich im Laufe der Zeit an diese digitale
Form des Gottesdienstes, ja sie wurde
einem immer vertrauter, und manch               Helga Lott
                                           15
7 Wochen ohne
“7 Wochen ohne“ heißt die alljährlich          sollten. Wer würde sich dem verschlie-
wiederkehrende Fastenaktion der                ßen können? Die Spanier haben be-
evangelischen Kirche in Deutschland.           wundernswert ihr Schicksal angenom-
7 Wochen sind dabei die Strecke der            men. Nach den ersten Tagen entwi-
Passionszeit, in der man sich auf die          ckelte sich sogar ein gewisser Humor
kommende Karwoche und den österli-             in der Situation.
chen Höhepunkt des Kirchenjahres               In der Gemeinde haben wir begonnen
vorbereiten soll!                              einen Telefondienst aufzubauen und
7 Wochen ohne soll die Sinne schär-            den Kontakt zu den ältesten Gemein-
fen, zum Nachdenken anregen - neue             demitgliedern zu halten und zu intensi-
Impulse im Alltag geben! 7 Wochen.             vieren. Im Pfarrhaus wurden ein
Die Zahl, so gesprochen, vermittelt            Flüchtling und eine alleinerziehende
Machbarkeit. Was soll es, 7 Wochen -           Mutter mit ihrem Kind aufgenommen -
das schafft man. Aber jeder der schon          denn der Lockdown war nicht nur ein
einmal probiert hat, 7 Wochen auf et-          körperlicher, er war auch ein ökonomi-
was zu verzichten, der weiß, wie lange         scher. Gerade die prekären Beschäfti-
diese Tage werden können!                      gungsverhältnisse verloren sofort ihre
Als über den Lockdown in Spanien das           ökonomische Basis.
erste Mal gesprochen wurde, tauchte
die Zahl 15 auf. 15 Tage erbittet die          In der Woche vor Palm-Sonntag wurde
Regierung von euch. Nicht 20, nicht            schnell klar, das sich die Situation
18 - nein, nur 15 - ein bisschen mehr          nicht entspannte, im Gegenteil, sie
als das Doppelte von 7.                        schien sich zu verschärfen. Mit Schre-
Dass aus den 15 dann 7 wurden, nicht           cken entnahm man der Zeitung die
Tage, sondern Wochen, dass diese lan-
gen 49 Tage dann auf allen lasteten
wie ein „Passion Retable“ aus der Se-
mana Santa in Sevilla, das leicht meh-
rere 100 kg wiegt, das konnte am An-
fang wirklich niemand ahnen oder
auch nur vermuten!

Am Anfang stand also Hoffnung, dass
zu Ostern alles wieder vorbei sein wür-
de, sollten es doch nur 15 Tage ab dem
13. März sein. 15 Tage in der Passi-
onszeit, die Entbehrungen bringen

                                          16
Kirche und Covid
extremen Opferzahlen und wurde er-           sundheitswesens, es schien nun Früch-
schüttert von den Ausnahmesituatio-          te zu tragen.
nen, in der sich Land, und Gesund-           Der Kurs der Lockerung aus dem
heitswesen wiederfanden. Trauriger           Lockdown fand nach langen 49 Tagen
Höhepunkt war die Verwandlung der            schlussendlich seinen Ausgang in
Eisstadien in Leichenhallen.                 mehreren Phasen hin zu einer „neuen
                                             Normalität.“
Auch unsere Gemeinde hatte dieser
Schrecken erreicht. Die ersten Opfer         Wie hält man eine solche Zeit durch?
aus der Gemeinde mussten betrauert           Nur, indem man vor Augen hat, was
werden. Zu dem schmerzhaften Ver-            droht. Spanien hat ganz tief in den Ab-
lust kam die Erschwernis, richtig Ab-        grund geblickt. Mir ist nicht eine Fa-
schied zu nehmen. Oft mussten ein-           milie bekannt, die nicht von einer Co-
fachste Rituale reichen, um großen           vid Erkrankung erzählen konnte oder
Schmerz zu lindern.                          einen Trauerfall im näheren oder wei-
Nach Ostern wurde die Situation über-        teren Umfeld beklagen musste. Allen
sichtlicher, aber nach bald 30 Tagen         war klar, der Lockdown, das Festhal-
im Lockdown wurde klar, das würde            ten an Regeln, es ist eine Bedingung
nicht reichen. Inzwischen konnte man         im Kampf gegen Covid 19.
initiativ werden. Unsere Gemeinde hat
mit Hilfe der deutschen Botschaft ein        Wenn jetzt Menschen Covid verharm-
kleines Diakonie-Projekt auf den Weg         losen, dann würde ich gerne die Bilder
gebracht. Die unmittelbare Versorgung        mit ihnen teilen, Bilder von Kranken-
von Menschen mit Lebensmitteln,              häusern mit erschöpften Ärzten und
Pflege und Beistand konnte angeboten         verzweifelten Angehörigen, Bilder von
werde. Doch nun begannen die Tage            Eislaufstadien als provisorische Lei-
lang zu werden. Der zivile Ungehor-          chenhallen, Bilder von Menschen die
sam wuchs trotz der bemerkenswerten          unter den Langzeitfolgen von Covid
Disziplin der Spanier und der politi-        leiden. Der Anblick bleibt! Der Mut
sche Druck durch die Oppositionspar-         der Spanier hat sie ertragen lassen, was
teien wurde größer.                          in der Passionszeit am Anfang wie
Als nach 40 Tagen erste Lockerungen          eine Auszeit zur Kontemplation wirkte
in Aussicht gestellt wurden, Menschen        und sich bald in einen kollektiven Alp-
wieder nach draußen gehen durften            traum verwandelte. 7 Wochen ohne
war es wie eine Befreiung aus einer          alles - in der Isolation!
Haft. Doch das gemeinsame Ziel der
Eindämmung der Todeszahlen, der
Verhinderung des Kollapses des Ge-           Pfarrer Simon Döbrich, Madrid

                                        17
SEPTEMBER

Datum    Uhrzeit             Ort                        Veranstaltung

Di. 01   20.00 Evangelische Christuskirche   Ökum. GD z. Tag der Schöpfung m.
                                             Einführung n. Ökumenebeauftragten
Fr. 04   20.00 Evangelische Christuskirche   Orgelkonzert mit D. Beilschmidt

So. 06   10.00 Evangelische Christuskirche   Gottesdienst mit Pfr. Jäger

Mi. 09   18-21 Gemeindesaal                  Bunter Aperitif
So. 13   10.00 Evangelische Christuskirche   Gottesdienst m. Pfr. Jäger, Taufe u.
                                             anschließender Konfi-Anmeldung
         11.00                               Proben Singende Gemeinde
         17.00 Erhardskirche Brixen          Gottesdienst mit Pfr. Jäger
Di. 15   15.30 Kirche und Gemeindesaal       Mini-Gottesdienst
         19.00 Veranda Pfarrhaus             KV-Sitzung
Sa. 19   ab 15 Gemeindesaal                  Konfi-Treffen zum Kennenlernen
         ab 18 Jugendabend                   im Anschluss Abendessen u. geselli-
                                             ges Beisammensein
So. 20   10.00 Evangelisches Pfarrhaus       Andacht mit Generalversammlung
                                             und Gemeindefest
Mo. 21   19.00 Gemeindesaal                  Proben Singende Gemeinde

Di. 22   13.00 Stoanerne Mandln              Wanderung

Do. 24   19.00 Universitätskapelle Trient    Gottesdienst mit Pfr. Jäger
So. 27   10.00 Evangelische Christuskirche   Gottesdienst mit Pfr. Jäger
         20.00                               Jubiläumskonzert mit L.Tutzer
Di. 29   15.30 Gemeindesaal                  Krabbelgruppe
               Kirche Mariahilf Zinggen      Kindergottesdienst

Rai– Sendetermine
TV - Nachgedacht: 31. Oktober um 20.20 Uhr und um 22.30 Uhr
Radio - Auf ein Wort: 9.-14.11. um 6.55 Uhr
                                      18
OKTOBER

Datum    Uhrzeit             Ort                            Veranstaltung

So. 04   10.00 Evangelische Christuskirche     Gottesdienst mit Pfr. Jäger
         11.00                                 Proben Singende Gemeinde
         17.00 Erhardskirche Brixen            Gottesdienst mit Pfr. Jäger
         20.00 Christuskirche Bozen            Konzert mit Vania Dal Maso

Di. 06   15.30 Kirche und Gemeindesaal         Mini-Gottesdienst
         19.00 Veranda Pfarrhaus               KV-Sitzung
Fr. 09   bis So Rom                            ELKI-Synode

So.11    10.00 Evangelische Christuskirche     Gottesdienst m. Prädikantin Taxer

Mi. 14   18-21 Gemeindesaal                    Bunter Aperitif

Sa. 17   ab 15 Gemeindesaal                    Ökum.Treffen mit Taizé-Jugend im
         ab 18 Jugendabend                     Anschluss geselliges Beisammensein
So. 18   10.00 Evangelische Christuskirche     Gottesdienst mit Pfr. Jäger
         15.00 Giardino delle Religioni        Erfahrungen im Corona Lockdown

Mo. 19   19.00 Gemeindesaal                    Proben Singende Gemeinde

Di. 20   15.30 Gemeindesaal                    Besuchsdienst
         20.00                                 Ökumenischer Bibelabend
Do. 22   19.00 Universitätskapelle Trient      Gottesdienst mit Pfr. Jäger

Fr. 23   16.00 Gemeindeküche                   Brotbacken für Erntedank
So. 25   10.00 Evangelische Christuskirche     Familiengottesdienst zu Erntedank

Mo. 26   07.15 Treffpunkt Bahnhof Bozen        Tagesfahrt Venedig

Di. 27   15.30 Gemeindesaal                    Krabbelgruppe

                                          19
NOVEMBER

Datum    Uhrzeit                Ort                         Veranstaltung
So. 01    10.00    Evangelische Christuskirche   Gottesdienst z. Reformationstag m.
                                                 Pfr. Jäger
          17.00    Erhardskirche Brixen          Gottesdienst mit Pfr. Jäger
So. 08    10.00    Evangelische Christuskirche   Gottesdienst mit Prädikantin Lier
Mo. 09    19.00    Gemeindesaal                  Proben Singende Gemeinde
          20.00    Teatro Cristallo Bozen        Religionen und Gastfreundschaft
Di. 10    15.00    Gemeindesaal                  Filmnachmittag
          19.00    Veranda Pfarrhaus             KV-Sitzung
Mi. 11    17.00    Pfarrhof                      St. Martinsfeier m. Laternenumzug
          18-21    Gemeindesaal                  Bunter Aperitif
Fr. 13    bis So Passeiertal                     Konfi-Freizeit
So.15     10.00    Evangelische Christuskirche   Gottesdienst m. Prädikantin Müller
Mo. 16    19.00    Gemeindesaal                  Proben Singende Gemeinde
Di. 17    15.30    Kirche Mariahilf, Zinggen     Kindergottesdienst
Do. 19    20.30    Dominikanerkirche Bozen       Ökumenisches Gebet
Fr. 20    15.00    Christuskirche                Proben Krippenspiel
          16.00    Gemeindesaal                  Origami-Faltarbeiten f. Weihnachten
So.22     10.00    Evangelische Christuskirche   Gottesdienst zum Totensonntag
          15.00    Evangelischer Friedhof        Andacht auf dem Friedhof
          20.00    Evangelische Christuskirche   Orgelkonzert mit Leonhard Tutzer
Di. 24    15.30    Gemeindesaal                  Krabbelgruppe
Do. 26    19.00    Universitätskapelle Trient    Gottesdienst mit Pfr. Jäger
Sa. 28    13.30    Christuskirche                Proben Krippenspiel
          15.00    Gemeindesaal                  Adventskranzbinden
So. 29    10.00    Evangelische Christuskirche   Familiengottesdienst zum 1. Advent
          11.00                                  Proben Singende Gemeinde
                                          20
Kirche und Covid
Covid 19 – eine Bibelstelle?
„Die Verkündigung darf nicht ver-              te Kilometer entfernt sind gleich weit
stummen.“, sagt der Pfarrer, während           von mir weg - einen Mausklick - so
wir den Aushang mit der Absage sämt-           nah und so fern. Ich besuche die Boz-
licher Veranstaltungen an die Kirchen-         ner Online-Gottesdienste und erlebe
tür hängen. Eine Stunde später nehme           eine neue Verbundenheit zu eurer Ge-
ich die erste Folge meines Podcasts            meinde. Und zwischendurch sitze ich
auf. Ich bin Jugendreferentin in einer         kichernd vorm Bildschirm und schaue
Pfarrgemeinde unweit von Linz und es           Kindergottesdienste, allen voran natür-
ist mir wichtig, meinen Jugendlichen           lich Pastor Valentino.
von Gott, der Bibel und meinem Glau-
ben zu erzählen. Später stelle ich den
Podcast auch auf Facebook. Likes und
Rückmeldungen von Menschen, die
mit Kirche wenig am Hut haben und
Menschen, die ich seit Jahren nicht
mehr gesehen habe. Plötzlich relativie-
ren sich die Distanzen: Die Menschen
zwei Häuserblocks weiter oder hunder-          Carla Thuile

Online-Gottesdienst zu Ostern

                                          21
Erlebter Corona-Alltag
Der Frühling hatte sich gerade mit zar-        zähl- und auch nicht mehr überschau-
ten Vorboten angekündigt und ich               bar waren: Es galt der 6-monatige Not-
sehnte mich schon sehr nach Sonne              stand in Italien und die „Auto-
und Licht, als es ganz plötzlich ge-           Dichiarazione“ zum Verlassen des
schah:                                         Hauses und Erledigen von (bitte nur
Ja was denn? Was genau geschah denn            von lebensnotwendigen) Einkäufen
da eigentlich Anfang März im Jahre             wurden zum bürokratischen Ersatz-
2020 nach Christi?                             Alltags-Ritual. Blöd, wer keinen Dru-
                                               cker und kein Internet daheim hatte.
Soeben waren die Faschingsferien un-           Das ganz nebenbei.
serer Kinder geendet, als schon wieder
Schulen und Kindergärten schlossen.            Aber genau das geschah.
„Bitte große Menschen-Ansamm-                  Nun gab es also plötzlich Menschen,
lungen meiden“, hieß es ja davor               die Klopapier und Essen horteten, es
schon. „Ein gefährliches Sars-Virus            folgten Mundschutz-Träger und -innen
gehe um, vermutlich aus Wuhan, Chi-            als nunmehr ganz normal dem europäi-
na stammend(…), hohe Ansteckungs-              schen Straßenbild zugehörig, Denunzi-
gefahr, bitte Regeln beachten, Hände           anten machten Schule, Garten- und
waschen und so, am besten gar nicht            Balkon-Hätscheleien standen hoch im
mehr husten - gefährlich!“ Offizieller         Kurs, Hefeknappheit wurde festge-
Grund daher also: höhere Gewalt. Die           stellt, Bewegungsunfreiheit legte mir
Schließungen und Ausgangssperren -             schmerzlich ans Herz, unsere unsagbar
später als „der Lock-Down“ betitelt -          kostbare Freiheit künftig mehr zu ach-
griffen immer weiter um sich. Zualler-         ten und zu ehren, Zahlen über Zahlen
erst waren es Eltern, die daheim blei-         flackerten auf unseren Bildschirmen
ben durften, um „Home-Schooling“ zu            und um eins oben drauf zu setzen,
kosten oder „Home-office“ mit Zwer-            wurden auch noch deftige Polemiken
gen im Geäst zu betreiben (ein toller          ausgetragen, die gut und gerne zur
Psycho-Sport übrigens); dann langsam           Verfestigung der allgemeinen Verwir-
mehr und mehr alle Normalos bis auf            rung sorgten.
wenige; in Deutschland auch als                Da war ich also: Mitten in einem un-
„Systemrelevante“ bekannt geworden;            vorstellbaren Alptraum, und das mit
die geh’n bestimmt noch in die Ge-             dem Zwicken in den Arm wollte ein-
schichte ein!                                  fach nicht funktionieren. Der einzige
                                               Trost, nicht alleine damit zu sein, war
Auf meine Fragen folgten Nachrich-             nur mittelgroß.
ten, und auf Verordnungen noch mehr
Verordnungen; bis diese nicht mehr             Was also nun, was tun?
                                          22
Kirche und Covid
Die anfängliche „Ich rette die Welt-           burtswehen gab, da es Technisches
Euphorie“ war längst verflogen und             und Visuelles auch zu schaffen galt.
ein übermäßiger Nachrichtenkonsum              All das zum Glück mit Meraner Kopi-
verbesserte keineswegs die Lage, also          lotin, deren Gedankenströme mich tru-
übte ich mich in Abstinenz, dies schien        gen und mir viele glückliche Stunden
mir besser bekömmlich. Und irgend-             auf hoher See und trotz Sturm bescher-
wann versuchte ich einfach Gegenteili-         ten.
ges zu tun: Nachrichten selbst zu (re)         Vom Schreiben musste ich mich je-
produzieren und dann auch nur die              doch in der Zeit nach „Phase 2“ dann
„guten“. Einfach mal selbst polemisch          erst wieder entwöhnen; es war mir
sein und die Dualität als gegeben neh-         doch tatsächlich ans Herz gewachsen.
men, mit ihr spielen - why not? Ein            Dies hier ist bloß ein kleiner legitimer
BLOG kam zur Welt „good news“,                 Rückfall.
und schon steckte ich in der besten
selbstausgeknobelten Beschäftigungs-           Eva Kaufmann, Designer und Lock-
therapie, wenngleich es 2 Nächte Ge-           Down-Bloggerin

                                    Corona
       Aus der Hand frißt der Herbst mir sein Blatt: wir sind Freunde.
           Wir schälen die Zeit aus den Nüssen und lehren sie gehn:
                       die Zeit kehrt zurück in die Schale.
                             Im Spiegel ist Sonntag,
                           im Traum wird geschlafen,
                              der Mund redet wahr.
            Mein Aug steigt hinab zum Geschlecht der Geliebten:
                                 wir sehen uns an,
                             wir sagen uns Dunkles,
                wir lieben einander wie Mohn und Gedächtnis,
                   wir schlafen wie Wein in den Muscheln,
                   wie das Meer im Blutstrahl des Mondes.
     Wir stehen umschlungen im Fenster, sie sehen uns zu von der Straße:
                            es ist Zeit, daß man weiß!
              Es ist Zeit, daß der Stein sich zu blühen bequemt,
                        daß der Unrast ein Herz schlägt.
                           Es ist Zeit, daß es Zeit wird.
                                    Es ist Zeit.
                                  Paul Celan
                                          23
Corona aus der Perspektive einer New Yorker Pfarrerin

Die Pandemie hat New York wie viele             nicht nur arbeitslos, sondern ohne
andere Städte und Landstriche rund              Krankenversicherung
um den Globus hart getroffen. Als der           Als allererstes traf es die am Rande der
Lockdown Mitte März von einem Tag               Gesellschaft stehenden Menschen: ille-
auf den nächsten über uns hereinbrach,          gale Immigranten, aber auch Minoritä-
war nichts mehr so wie es vorher war.           ten und Bevölkerungsanteile mit dunk-
Die Digitalisierung der Gemeindear-             ler oder farbiger Hautfarbe, die auf-
beit und die gleichzeitige Verstärkung          grund des systemischen Rassismus
der seelsorgerlichen und gottesdienstli-        besonders hart von der Pandemie und
chen Angebote stellte unsere kleine             ihren unterschiedlichen Auswirkungen
Gemeinde am Big Apple vor große                 betroffen waren. Daher verstärkten wir
Herausforderungen. Doch mit der Pan-            unsere Zusammenarbeit mit der jüdi-
demie kamen weitere Schwierigkeiten             schen Tafel, um im Auftrag Jesu wie
hinzu, die wir in dieser Weise nicht            es in Mt. 25 steht, Hungrige zu speisen
vorhergesehen hatten: Die Zahl der              und Durstigen zu trinken zu geben.
Arbeitslosen kletterte innerhalb kür-
zester Zeit auf Rekordmarken, die die           Kaum aber kehrte etwas Ruhe am Big
Zahlen der Weltwirtschaftskrise von             Apple mit einer leichten Senkung der
2007 und sogar die der Great Depressi-          Erkrankungs- und Sterberaten ein,
on von 1929 übertraf. In einem ökono-           brach durch die Ermordung von
mischen System, dem der reine Kapi-             George Floyd eine neue Krise über uns
talismus zugrunde liegt, ist solch eine         herein. Dieser Mord hatte wieder den
Entwicklung katastrophal, da in den             systemischen Rassismus der Vereinig-
USA an eine Arbeitsstelle zumeist eine          ten Staaten von Amerika zum Vor-
Krankenversicherung gekoppelt ist.              schein treten lassen. In vielen Städten,
Nun waren viele Millionen Menschen              unter ihnen selbstverständlich auch

                                           24
Kirche und Covid
New York, gingen Menschen auf die              Corona-Erkrankungen sind erfreulich
Straßen, um gegen diese Ungerechtig-           niedrig im Staat New York. Durch
keit zu protestieren. Ein heiliger Zorn        neue Gesetzgebung ist mehr Transpa-
als Ausdruck eines Schreies nach Ge-           renz und Verantwortlichkeit in der Po-
rechtigkeit erfasste die ganze Stadt.          lizeiarbeit hergestellt worden. Vor uns
Selbstverständlich war ich Teil dieser         liegt nun ein langer Weg der Gesun-
Demonstrationen, denn die Benachtei-           dung und einer Vertrauensbildung. Mit
ligung von farbigen Bürgerinnen und            Sorge blicke ich gegenwärtig gen
Bürgern widersprach zutiefst dem               Herbst, denn die Zahl der Erkrankun-
Doppelgebot der Liebe.                         gen in anderen US-amerikanischen
Gleichzeitig verstand ich aufgrund             Staaten steigt rasant an und die Sorge
meines Dienstes als ehrenamtliche Po-          aufgrund der Präsidentschaftswahl
lizeiseelsorgerin auch die Nöte und            lässt keine langanhaltende Entspan-
Gedanken der Polizisten vor Ort. Seit          nung erahnen.
fünf Jahren begleite ich die örtliche
Polizeistation im Rahmen des                   Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie
„Neighborhood Community Policing               uns als Geschwistergemeinde im Glau-
Projects“. Ein schwieriges Spannungs-          ben in dieser schweren Zeit durch Ihr
feld, das mir so manche schlaflose             Gebet tragen würden.
Nacht bereitete.
Inzwischen hat sich die Lage Ende Juli         Ihre Pfarrerin
etwas beruhigt. Die Zahlen der neuen           Miriam Groß, New York

Ein etwas anders Mab1 Finale
Das Mab1 Finale war in diesem Jahr etwas anders. Es fand nicht real sondern
online statt. Auch wenn die Erfahrung anders war, da man sich nicht persönlich
treffen konnte, hat es trotzdem viel Spaß gemacht. Normalerweise dauert der Ab-
schluss des ersten Ausbildungsteils drei Tage. Diesmal haben wir uns halt einen
Tag vor dem Bildschirm versammelt. Oliver Binder hatte den Tag super gut ge-
plant. Erst gab es eine kurze Runde, in der alle über ihre Erfahrung mit der eh-
renamtlichen Mitarbeit in der Gemeinde berichtet haben. Anschließend haben
wir in Gruppen gearbeitet bzw. nach der Mittagspause Einzelarbeit gemacht. Zu
kurz gekommen ist leider das Freizeitprogramm, also die Spiele am Abend, das
Singen und Plaudern mit den anderen Teilnehmern. Auch wenn alles geklappt
hat, hoffe ich, dass die nächsten MAB-Veranstaltungen wieder irgendwo stattfin-
den, wo wir alle zusammen sind. Denn das ist doch eine andere Erfahrung, näm-
lich die von Gemeinschaft.
                                                                   Muriel Palma

                                          25
Auch die Musik nimmt wieder ihren Lauf
Wie schön wäre es, wenn wir jetzt bereits zwei Bach-Konzerte mit Hausorganist
Leonhard Tutzer an unserer gerade zehn Jahre alt gewordenen Ghilardi-Orgel
hätten genießen können! Gott hat anders verfügt. Es hat gedauert, bis wir uns
wieder trauen konnten, in die Zukunft zu blicken. Zu groß war - ist immer noch -
die Angst vor einer zweiten Welle der Pandemie, um erneut Pläne für die nahe
und fernere Zukunft zu schmieden. Jetzt ist es aber endlich wieder so weit: Die
bevorstehenden Konzerte in der Bozner Christuskirche stehen fest und finden
wie gewohnt um 20 Uhr statt.

Den Auftakt wird am 4. September
der Leipziger Universitätsorganist
Daniel Beilschmidt bilden: Im Rah-
men vom vertrauten Festival Bozner
Orgelsommer wird er ein Konzert mit
Stücken aus dem norddeutschen Ba-
rock (Buxtehude, Bruhns) und eigenen
Improvisationen bestreiten.

                                               Und dies, um den Bau eines Brust-
                                               werks in unsere Orgel zu finanzieren.
                                               Ein Brustwerk ist quasi eine kleinere
                                               zusätzliche Orgel, die ganz nahe am
                                               Organisten, d. h. direkt vor seiner/ihrer
                                               Brust platziert ist (daher der Name).
                                               So ein Werk ist typisch für norddeut-
                                               sche Barockorgeln und stellt deshalb
                                               die logische Fortsetzung und Vollen-
Am 27. September 2020 wird Leon-               dung von Ghilardis Projekt von vor
hard Tutzer coronabedingt nun ein              zehn Jahren dar.
halbes Jahr verspätet den zehnten Jah-
restag der Ghilardi-Orgel mit einem            Geplant sind insgesamt vier neue Re-
Konzert feiern. Dieses Konzert ist aber        gister. Schwer aufzufassen ist aber das,
zugleich als Auftakt zu einem groß             was Tutzer vorhat, um dieses Projekt
angelegten Zyklus konzipiert: Tutzer           umzusetzen: Bachs Orgelwerk umfasst
beabsichtigt, innerhalb von gut fünf           recht viele Opusnummern, deren
Jahren und 26 Konzerten J. S. Bachs            Schwierigkeitsgrad von mittelschwer
Gesamtwerk für Orgel aufzuführen!              bis sehr schwer reicht!

                                          26
Musik

                                              Am 4. Oktober um 20 Uhr wird
                                              Vania Dal Maso, Professorin am Kon-
                                              servatorium zu Verona, wird drei ihrer
                                              Instrumente, allesamt Nachbauten von
                                              Saitenklavieren aus dem 15. Jahrhun-
                                              dert, einige von den ältesten erhaltenen
                                              Stücken der Literatur für Tasteninstru-
                                              mente, zunächst kurz beschreiben (in
                                              italienischer Sprache) und anschlie-
                                              ßend darauf spielen: Ein weiterer, viel-
                                              leicht ungeahnter Genuss.

Die Worte können den Umfang dieses
extrem ambitionierten Vorhabens
kaum fassen. Uns Gemeindeglieder
und das Bozner Publikum erwartet im
Durchschnitt alle drei bis vier Monate                        Vania Dal Maso
ein Konzert mit dem glänzendsten Re-
pertoire, das je für die Königin der
Instrumente bestimmt wurde, und dies          Tutzers zweites Konzert ist bereits auf
fünf Jahre lang! Ein Ohrenschmaus             den 22. November festgelegt: Immer
ohnegleichen.                                 sonntags, immer 20 Uhr. Nachgeholt
Um diesem Projekt die Resonanz zu             nach dem kulturellen Neustart nach
geben, die ihm gebührt, ist auch eine         der Hochphase der Corona-Pandemie
Pressekonferenz geplant. Bach dürfte          wird auch ein weiteres Konzert alter
sich freuen, dass das alles rund um           Musik in unserer Kirche, in dem ein
seinen Geburtstag geschieht: Er wurde         höchst interessantes und selten gespiel-
am 21. März 1685 nach dem damali-             tes Repertoire vorgestellt wird.
gen Kalender, am 31. März nach dem
heutigen geboren.                                                Pierluca Lanzilotta

                                         27
Sie können auch lesen