Unser Schwerpunkt liegt auf der Basisdermatologie
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Interview HOMESTORY allergie+haut2 «Unser Schwerpunkt liegt auf der Basisdermatologie» Mit einem engen Freund eine eigene Praxis gründen – diesen Traum haben sich PD Dr. med. Martin Glatz und Dipl. med. Peter Bures erfüllt und im Frühjahr 2019 die Facharztklinik «allergie+haut²» in Uster eröffnet. Im persönlichen Gespräch erzählen die beiden u. a., wann ihre Wege sich das erste Mal gekreuzt haben und wie die ersten zwei Jahre mit ihrer eigenen Praxis verlaufen sind. N icht nur steht bei beiden gleichermas- sen unbedingt das Wohlbefinden der Patienten im Mittelpunkt – sie ergänzen anderen um kontinuierlich für meine Patienten da zu sein. Beides ist an einer Klinik eher schwierig. Zukunft möglicherweise gemeinsam zu gestalten, ist bereits recht früh gekeimt. Martin und ich lernten uns sich auch fachlich hervorragend. Der M. Glatz: Für mich war der Weg in damals am Universitätsspital Zürich Schwerpunkt von PD Glatz’ Arbeit liegt – die eigene Praxis nicht von Beginn an während unserer Facharztausbildung entsprechend seiner zusätzlichen Ausbil- klar vorgegeben. Ich verbrachte viele zum Dermatologen kennen und haben dung zum Facharzt für Allergologie und Jahre meiner ärztlichen Tätigkeit in der rasch gemerkt, dass wir uns ausge- klinische Immunologie – auf entzündli- medizinischen Forschung, u. a. während zeichnet verstehen und gleichermassen chen Hauterkrankungen und allergischen eines dreijährigen Aufenthalts an den den Patienten im Zentrum unserer Reaktionen. Dipl. med. Bures hingegen National Instit utes of Health in den Arbeit als Arzt sehen. führt mit grosser Leidenschaft und Kom- USA, für die Forschung zum spannen- petenz dermatochirurgische Eingriffe den Thema Mikrobiom und atopische Wie ist diese doch manchmal recht durch. Dermatitis. Obwohl mir die Arbeit in heikle erste Phase nach der Neugrün- der Forschung grosse Freude bereitet dung verlaufen? Ihre Facharztklinik «allergie+haut2» hat, musste ich feststellen, dass mir auf- P. Bures: Martin und ich haben uns wurde im April 2019 eröffnet. Was grund der Doppelbelastung Klinik/For- bereits in den Jahren vor der Eröffnung waren die Beweggründe für die Grün- schung weniger Zeit für die Patienten als Fachärzte etabliert. Somit hatten wir dung Ihrer eigenen Praxis? und privat für ein erfüllendes Familien- beide von Beginn an ein solides Netz- P. Bures: Ich habe schon früh von leben blieb. werk von Zuweisern und viele unserer einer eigenen Praxis geträumt, zum einen P. Bures: Die Idee, in unserem Beruf ehemaligen Patientinnen und Patienten um selbstständig zu arbeiten und zum zusammenzuarbeiten und unsere sind weiterhin zu uns gekommen. 24 Dermatologie & Plastische Chirurgie 3 / 2021
Interview HOMESTORY zudem verstärkt Patientenanfragen per E-Mail oder Telefon erhalten und ver- sucht, soweit möglich, unsere Patienten auch ohne direkten Kontakt zu betreuen. Jedoch arbeiten wir in einem Fachgebiet, in dem eine direkte Untersuchung oft notwendig ist. M. Glatz: Die fotografische Auf- nahme eines einzelnen betroffenen Haut areals ersetzt z. B. keine Untersuchung der ganzen Haut und den ärztlichen Gesamteindruck vom Zustand des Patien- ten. In der Allergologie sind zudem häu- Unsere Gesprächspartner: fig Testungen vonnöten, die wir durch Dipl. med. Peter Bures die gute Ausstattung unserer Praxis mit Facharzt für Dermatologie und Venerologie eigenem Labor gleich vor Ort vornehmen E-Mail: bures@allergie-haut.ch können. Dazu zählen etwa Patch- und PD Dr. med. Martin Glatz Prick-Tests, Lungenfunktions- und Provo- Facharzt für Dermatologie und Venerologie kationstestungen sowie Blutanalysen. Facharzt für Allergologie und klinische Unterstützt werden wir dabei von unse- Immunologie ren eigens geschulten medizinischen Pra- E-Mail: glatz@allergie-haut.ch xisassistentinnen, die hervorragende Arbeit leisten. Wie gelingt Ihnen die harmonische aus diesem Grund gibt es schweizweit Arbeit als medizinisches Zweierteam? nur sehr wenige Fachärzte dieser Fach- Wie teilen Sie die Verantwortlichkeiten? richtung. In meinem Jahrgang 2017 M. Glatz: Wir treffen prinzipiell alle haben damals gar nur fünf weitere Ärzte grossen Entscheidungen gemeinsam. gemeinsam mit mir diese Ausbildung Dadurch, dass wir oft ähnliche abgeschlossen. Ansichten haben, kommt es nie zu grö- Ursprünglich hatte ich keinesfalls vor, sseren Konflikten. Wir schätzen den res- mich in Richtung Allergologie weiterzu- pektvollen Austausch untereinander – bilden. Im Zuge der Ausbildung zum gerade bei anspruchsvollen Patienten- Dermatologen absolvierte ich aber eine fällen tut es gut, eine zweite Meinung dreimonatige Rotation im Bereich Aller- zu hören. gologie am USZ. Und ich stellte fest: was P. Bures: Im medizinischen Bereich für ein spannendes, vielfältiges Fach! M. Glatz: Ja, erfreulicherweise hatten bestimmt unser jeweiliges Fachgebiet den Nach meiner Rückkehr aus den USA wir von Anfang an viele Patienten. Alltag. Martin behandelt schwerpunkt- bekam ich dann die Ausbildungsstelle mäßig die allergologischen Fälle und ich zum Facharzt für Allergologie und klini- Hat Ihnen die Covid-19-Pandemie, die übernehme innerhalb der Dermatologie sche Immunologie angeboten. Ich habe ein Jahr nach der Gründung Ihrer Pra- viele Patienten der Chirurgie. Dadurch, es noch keinen Tag bereut, mir dieses xis die Schweiz erfasst hat, grosse dass Martin und ich uns schon lange Wissen angeeignet zu haben. Meine bei- Schwierigkeiten bereitet? sowohl privat als auch beruflich sehr gut den Ausbildungen ergänzen sich perfekt P. Bures: Natürlich war der Beginn der kennen, besteht zwischen uns ein tiefes und es gibt einen steigenden Bedarf an Pandemie alles andere als berechenbar. Vertrauensverhältnis. Dies erleichtert Ärzten mit allergologisch-immunologi- Wir konnten jedoch mit unserem Team auch die Diskussionen, wenn wir einmal scher Expertise, u. a. bedingt durch die ein solides Sicherheitskonzept erarbeiten, unterschiedlicher Meinung sind. rasante Zunahme der Zahl an Patienten wie Wegführung, getrennte Wartezim- mit Allergien und entzündlichen Hauter- mer und vieles mehr. Dr. Glatz, Sie haben zusätzlich zum krankungen in unseren Breitengraden. M. Glatz: Geholfen hat uns dabei Facharzt der Dermatologie den Dies ist auch in unserem Praxisalltag natürlich, dass wir in unserer Praxis über Facharzt für Allergologie und klinische immer wieder ersichtlich. sehr grosszügige Räumlichkeiten – mehr Immunologie. Was war Ihre Motivation als 500 m2 – verfügen. für diese doppelte Ausbildung? Dipl. med. Bures, Sie sind Beisitzer des P. Bures: Wir sind froh, dass wir so M. Glatz: Das Fach der Allergologie Vereins DermaNet, des Kompetenznet- trotz Pandemie stets für die dermatologi- ist ein typisches Zweitfach, welches sich zes niedergelassener Dermatologen schen Anliegen der Zuweiser und Patien- noch dazu durch eine lange Ausbildungs- Schweiz. Was sind Ihre Beweggründe ten verfügbar sein konnten. Wir haben dauer von sechs Jahren auszeichnet. U. a. für dieses Engagement? Dermatologie & Plastische Chirurgie 3 / 2021 25
Interview HOMESTORY P. Bures: Der initiale Antrieb dafür Net. Somit erfolgte die Erweiterung des gesund wachsen. Demnach haben wir war, Patienten mit schwerem Verlauf Netzwerks auf andere Bereiche der Der- nun eine versierte Podologin mit Ausbil- einer Psoriasis bestmöglich zu unterstüt- matologie, wo neue Therapiemöglichkei- dung an der Höheren Fachschule ange- zen. In den letzten Jahren konnten durch ten entstanden sind, zum Beispiel bei der stellt, die sich bestens auch mit kompli- die vielen neuen therapeutischen Ansätze atopischen Dermatitis. zierten Fussproblemen auskennt. in der Behandlung der Psoriasis hervorra- M. Glatz: Zudem planen wir auch im gende Erfolge für den Patienten erzielt Gibt es Pläne für die zukünftige Ent- ärztlichen Bereich und anderen ergän- werden. In unserer Praxis ist es uns ein wicklung Ihrer Praxis? zenden Gebieten, zum Beispiel der Anliegen, unseren Patienten die gesamte P. Bures: Entscheidend für die Ernährungsberatung von allergologi- Bandbreite dieser modernen Therapien Zukunft unserer Praxis ist es, dass wir schen Patienten, aufzustocken. anbieten zu können. Mit der Gründung langfristig weiterhin die Bedürfnisse von PsoriNet wurde eine Plattform zum unserer Patienten in den Mittelpunkt Bieten Sie auch ästhetische Behandlun- Austausch unter Kollegen geschaffen, die stellen und qualitativ optimal erfüllen. gen an? sich mit Therapien mit Biologika beschäf- Wir wollen entsprechend dem Bedarf und P. Bures: Für uns ist es entscheidend, tigen. 2019 wurde aus PsoriNet Derma- den Bedürfnissen unserer Patienten dass wir die komplette Bandbreite der dermatologischen und allergologischen Fälle abdecken wollen und können. Meine Leidenschaft ist ausserdem die dermatologische Chirurgie, in die ich in meiner Zeit an der Uniklinik auch viel Arbeit investiert habe. Selbstverständlich wollen wir auch den ästhetischen Bedürf- nissen unserer Patienten gerecht werden und bieten entsprechende Behandlungen an. M. Glatz: Unser Schwerpunkt liegt jedoch auf der Basisdermatologie und wir möchten auf jeden Fall weiterhin zualler- erst eine Praxis für gute, fundierte Basis- dermatologie bleiben. Aus welchem Grund haben Sie sich ent- schieden, Ihre Praxis in Uster zu eröff- nen? M. Glatz: Bei der Suche nach einem geeigneten Standort waren wir für das Gebiet der ganzen Deutschschweiz offen. 26 Dermatologie & Plastische Chirurgie 3 / 2021
Interview HOMESTORY P. Bures: Uster ist immerhin die dritt Gerade in der dermatologischen Aller- allem“ von Bill Bryson. Wenn sich mal grösste Stadt im Kanton Zürich, und als gologie benötigt es oft umfassende und eine grössere Zeitlücke auftut, verreise wir hier die Räumlichkeiten gefunden daher zeitaufwendige Beratungen, um ich auch gern nur mit meiner Frau. Kürz hatten, war es schnell entschieden. Das z. B. auch Patienten mit Beschwerden lich haben wir Wien besichtigt, eine wun Einzugsgebiet umfasst zudem ein noch unklarer Ätiologie bestmöglich zu derbare Stadt. Für mich gab es dann auch viel grösseres Gebiet als nur die Gemein betreuen. Wie schaffen Sie denn den gleich Wiener Schnitzel im Original. ◼ de Uster. Die Nachfrage war von Anfang Spagat aus exzellenter Beratung und an da. begrenzten Zeitressourcen? Wir danken für das Gespräch! P. Bures: Für uns steht ganz klar der Was sind für Sie die schönsten Momente Patient im Mittelpunkt. Es lohnt sich Das Interview führte der ärztlichen Tätigkeit, welches die immer, genügend Zeit in das Gespräch Jasmin Gerstmayr, MSc herausforderndsten? mit dem Patienten zu investieren. M. Glatz: Zufriedene Patienten Dadurch gelangt man in der Regel ziel machen mich sehr glücklich. Die atopi strebiger und präziser zu einer Diagnose Fotomaterial: sche Dermatitis beispielsweise ist eine und einer auf die Bedürfnisse des Patien Sämtliche Fotos zum Artikel © allergie+haut 2 Hauterkrankung, die die Lebensqualität ten abgestimmten Therapie. der Betroffenen massiv beeinträchtigt. M. Glatz: In der Allergologie gibt es Mit den neuen, zielgerichteten Therapien zudem glücklicherweise ein größeres stehen uns sehr erfolgversprechende Zeitkontingent, dass einem Behandler Therapeutika zur Verfügung. Unlängst pro Patient zur Verfügung steht. konnten wir einen Patienten mit einem Biologikum behandeln, welcher darauf Wenn es der stressige Praxisalltag denn hin zum ersten Mal seit 30 Jahren juck zulässt: Womit verbringen Sie Ihre reiz- und beschwerdefrei war. Er war arbeitsfreien Stunden? überglücklich, sein Sozial- und Berufsle P. Bures: Wir sind beide Freunde der ben haben sich stark zum Positiven ver guten Küche und kochen sehr gerne ändert. Ein wunderbarer Fall. zusammen (am liebsten Wiener Schnit Als herausfordernd empfinde ich hin zel) oder gehen gemeinsam eine neue gegen Missverständnisse in der Arzt-Pati Beiz ausprobieren. Und natürlich steht enten-Kommunikation und das Gefühl, für uns beide die Familie im Mittelpunkt. einem Patienten nicht so helfen zu kön Ich gehe zum Beispiel sehr gerne mit mei nen, wie man gerne möchte. ner Frau in die Berge. P. Bures: Ich freue mich immer sehr, M. Glatz: Zeit mit meinen zwei Kin wenn wir von Patienten das Feedback dern zu verbringen, ist mir sehr wichtig. bekommen, dass sie sich endlich abgeholt Ausserdem lese ich gerne historische und verstanden fühlen und ihnen zudem Romane und fachfremde Sachbücher, wie wirklich geholfen worden ist. unlängst „Eine kurze Geschichte von fast Dermatologie & Plastische Chirurgie 3 / 2021 27
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