Unsicherheit spornt Fußballer an - ZEW
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ZEWnews Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH www.zew.de · www.zew.eu September 2009 Forschungsergebnisse · Veranstaltungen · Veröffentlichungen Leserbefragung: Damit wir noch besser auf Ihre Bedürfnisse eingehen können, möchten wir die Leserinnen und Leser der elektronischen Ausgabe der ZEWnews um ihre Meinung zur Publikation bitten. Füllen Sie hier die Leserumfrage direkt am Bildschirm aus. Sie benötigen nur wenige Minuten. Wir bedanken uns für Ihre Unterstützung. www.zew.de/ZEWnewsLeserumfrage2009 Unsicherheit spornt Fußballer an Fußballer, deren Nominierung für die Nationalelf unsicher ist, sind in den Monaten die nicht am Nominierungswettbewerb vor einer Welt- oder Europameisterschaft deutlich einsatzfreudiger als bereits sicher teilnahmen. Sicher nominierte Fußballer nominierte Spieler. Letztere lassen sogar in ihrer spielerischen Leistung nach. Die erzielten dagegen nicht mehr Tor- Chance, im Nationalkader zu spielen, motiviert besonders jüngere Fußballer zu er- schüsse als die Spieler der Vergleichs- höhter Leistung. Das belegt eine aktuelle Studie des Zentrums für Europäische Wirt- gruppe. Sie gewannen sogar im Schnitt schaftsforschung (ZEW). In ihr wurden mit Daten aus der deutschen Fußball-Bundes- 1,5 Zweikämpfe pro Spiel weniger als liga die Leistungsanreize von Nominierungswettbewerben untersucht. Kameraden und Gegner außerhalb des Nominierungswettbewerbs. Im Durch- schnitt wurden 12,2 Zweikämpfe pro Spiel gewonnen. Jüngere sind stärker motiviert Leistung auf dem Platz zu zeigen, lohnt sich also am meisten für die Sportler, deren Nominierung ungewiss ist, da sie die Nominierungsentschei- dung weitgehend selbst in der Hand haben. Spieler, die sich ihrer (Nicht-) Nominierung sicher sind, haben da- gegen kaum Anreize, sich überdurch- Foto: www.digitalstock.de schnittlich anzustrengen, da sie die Entscheidung kaum mehr beeinflussen Die Studie (Discussion Paper Nr. 09- vornherein nicht als Teilnehmer an der können. Sicher nominierte Spieler hal- 027) wertet verschiedene Leistungs- Euro 2008 in Frage kamen, also nicht ten sich sogar eher zurück, um Verlet- merkmale wie etwa erzielte Tore, ge- im Nominierungswettbewerb standen. zungen zu vermeiden und damit ihre wonnene Zweikämpfe oder angenom- Es zeigt sich, dass die Leistungs- mene Pässe aus der Bundesliga-Saison anreize im Nominierungswettbewerb IN DIESER AUSGABE 2006/2007 sowie 2007/2008 aus. In asymmetrisch verteilt sind. Spieler mit Unsicherheit spornt Fußballer an . . . . . . . 1 diesen Zeitraum fiel die Qualifikation einer mittleren Wahrscheinlichkeit in Experten befürworten Weiterentwicklung zur Fußball-Europameisterschaft 2008, den Nationalkader aufgenommen zu des Clean Development Mechanism . . . . 2 die in Österreich und der Schweiz aus- werden, reagierten stark positiv auf die Moderate Dynamik der getragen wurde. Das heißt, viele Spieler Möglichkeit, bei der Euro 2008 für das Immobilienpreise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 der deutschen Fußball-Bundesliga hat- Heimatland auf dem Platz zu stehen. Nachgefragt: Mittelständler kalkulieren ten in den Monaten vor der Euro 2008 Für Fußballer, deren Nominierungswahr- wirtschaftliche Schwächephasen ein . . . 4 Gelegenheit, sich durch ihre gezeigten scheinlichkeit sehr hoch war, wurde da- Studieren lohnt – Planung ist notwendig . . 5 Leistungen dem Nationalteam ihres je- gegen kein positiver, zum Teil sogar ein Ergebnisse der ZEWnews-Leserumfrage 2009 . . . . . . . . . . 6 weiligen Landes zu empfehlen. Die Stu- negativer Effekt des Nominierungs- ZEW Summer Workshop . . . . . . . . . . . . . . . 7 die betrachtete insgesamt 165 Spieler wettbewerbs nachgewiesen. So erziel- Konferenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 aus 12 Ländern, die am Nominierungs- ten in den Monaten vor der Euro 2008 ZEW Intern, ZEW Discussion Papers . . . . . 9 wettbewerb für die Euro 2008 teil- Spieler mit mittleren Nominierungs- Daten und Fakten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 nahmen und verglich deren Leistungen wahrscheinlichkeiten durchschnittlich Standpunkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 mit 81 Spielern aus 33 Ländern, die von 27 Prozent mehr Torschüsse als Spieler,
2 | ZEWnews September 2009 FORSCHUNGSERGEBNISSE Teilnahme am Wettbewerb nicht zu ge- tionalkader zu empfehlen, erzielten im Ende seiner aktiven Zeit zusteuert. Die fährden.Schließlich belegt die Studie, Durchschnitt sogar knapp einen Ball- Erkenntnisse dieser Studie haben Rele- dass jüngere Spieler am stärksten auf kontakt weniger als Gleichaltrige, die vanz in zahlreichen Situationen im Ge- die Möglichkeit reagieren, in die Natio- nicht am Nominierungswettbewerb teil- schäfts- und Alltagsleben. Inwieweit nalelf berufen zu werden. So erzielten nahmen. Im Durchschnitt erzielten Bun- beispielsweise die Perspektive einer Fußballer im Alter von 20 Jahren im desligaspieler ca. 57 Ballkontakte pro möglichen Beförderung die Motivation Nominierungswettbewerb für die Euro Spiel. Dies zeigt, dass die Teilnahme von Mitarbeitern erhöht, hängt ent- 2008 durchschnittlich 4,5 Ballkontakte an einem internationalen Turnier für scheidend davon ab, welche Chancen pro Spiel mehr als ihre Altersgenossen, die zukünftige Karriere eines jungen sich einzelne Mitarbeiter ausmalen. die nicht am Nominierungswettbewerb Spielers von größerer Bedeutung ist Jeanine Miklós-Thal, teilnahmen. 30jährige Spieler, die die als für die Karriere eines älteren Spie- ZEW und University of Rochester Möglichkeit hatten, sich für den Na- lers, der möglicherweise schon auf das Hannes Ullrich, hannes.ullrich@zew.de Experten befürworten Weiterentwicklung des Clean Development Mechanism Ende Dezember 2009 wollen sich die Teilnehmer der Weltklimakonferenz in Kopen- duktionsanlagen zu investieren. Diese hagen auf ein Nachfolgeabkommen für das Kioto-Protokoll verständigen. Ehrgei- Neuinvestitionen würden dann lang- zige Ziele zur CO2-Reduktion sollen umgesetzt werden. Im Rahmen des neuen fristig die CO2-Emissionen senken. KfW/ZEW-CO2-Panels wurden Klimaexperten gefragt, wie Entwicklungs- und 71 Prozent der im KfW/ZEW-CO2-Panel Schwellenländer künftig stärker in den Klimaschutz einbezogen werden können. Befragten glauben, dass sektorale Ab- Die Experten sprechen sich dafür aus, den Clean Development Mechanism in kommen ein Bestandteil eines zukünf- einem Kioto-Folgeabkommen fortzuführen, mahnen allerdings Veränderungen an. tigen CDM sein sollten und dass Re- duktionszertifikate bei nachgewiese- Durch das Kioto-Protokoll wurde der So sprechen sich 65 Prozent der Um- ner Senkung des CO2-Ausstoßes ohne Clean Development Mechanism (CDM) frageteilnehmer für die Aufnahme von weitere Kontrollen ausgegeben werden ins Leben gerufen. Dieser ermöglicht es Projekten in den CDM aus, die auf die könnten. CO2-Emittenten, die Reduktionsver- sogenannte CCS-Technologie setzen. Im KfW/ZEW-CO2-Panel wurden die pflichtungen unterliegen, Treibhausgase Die Abscheidung und unterirdische Experten auch dazu befragt, ob sie sich in Entwicklungs- und Schwellenländern Speicherung von CO2 (CCS) wird seit Atomenergie als Chance für Entwick- zu vermeiden, wo keine Emissionsre- einigen Jahren als Möglichkeit zur Ver- lungs- und Schwellenländer zur CO2-ar- duktionsziele gelten. Für den Emittenten ringerung des CO2-Ausstoßes diskutiert. men Energieproduktion vorstellen könn- ist die Reduktion klimaschädlicher Emis- ten. Eine Mehrheit von 80 Prozent sionen in diesen Ländern oftmals gün- spricht sich gegen diesen Vorschlag Sektorale Abkommen als Chance stiger und die Entwicklungsländer profi- aus und plädiert dafür, dass Kernener- tieren von den finanziellen Mitteln und Ferner werden globale sektorale Ab- gie auch in Zukunft nicht im CDM ent- den neuen Technologien, die durch den kommen von den Experten als Chance halten sein sollte. In den vergangenen CDM ins Land kommen, etwa wenn CDM- zur Reduzierung von Treibhausgasen Monaten wurde ferner diskutiert, ob po- Projekte erneuerbare Energien forcieren. gesehen. Eine mögliche Ausgestal- litische Maßnahmen einzelner Länder Die Mehrzahl der im Rahmen des tungsvariante könnte so aussehen, zum Klimaschutz direkt mit Reduktions- KfW/ZEW-CO2-Panels befragten Exper- dass Unternehmen bestimmter Bran- zertifikaten belohnt werden sollten. Bei ten hält den CDM für ein sinnvolles In- chen in Entwicklungs- und Schwellen- den im KfW/ZEW-CO2-Panel befragten strument zur effizienten Vermeidung von ländern das Recht erhalten, Emissions- Experten stößt dieser Vorschlag auf CO2 und zur Unterstützung von Entwick- zertifikate zu verkaufen, sofern sie ihre Skepsis. 44 Prozent lehnen den Vor- lungsländern. Gleichwohl ist die Mehr- CO2-Emissionen im Vergleich zu einem schlag ab, da eine derartige Maßnahme heit der Umfrageteilnehmer überzeugt, festgelegten Zeitraum reduzieren konn- falsche Anreize setzen könnte. dass Veränderungen am Mechanismus, ten. Dadurch hätten die betroffenen Näheres zum KfW/ZEW-CO2-Panel etwa die Förderung neuer Projektarten, Unternehmen in den Entwicklungslän- unter: www.zew.de/co2panel notwendig sind. dern Anreize, in klimafreundlichere Pro- Peter Heindl, heindl@zew.de
ZEWnews September 2009 | 3 FORSCHUNGSERGEBNISSE Moderate Dynamik der Immobilienpreise Anders als in vielen ausländischen Märkten sind die Wohnungspreise in Deutschland auf rund 23 Prozent (Westdeutschland). in den vergangenen Jahren kaum gestiegen. Allerdings haben sich die Preise in Ost- Zudem variiert die Mietbelastung er- und Westdeutland sehr unterschiedlich entwickelt. Während die Preise für Wohn- heblich mit der Einkommenshöhe. immobilien seit Mitte der 1990er Jahre im Westen weitgehend stagnieren, sind die Haushalte mit relativ hohen Einkommen Preise in den neuen Bundesländern erheblich zurückgegangen. Dies sind Ergebnisse (über 3.200 Euro netto) haben im West- eines Gutachtens zur gesamtwirtschaftlichen Perspektive der deutschen Immobilien- en eine durchschnittliche kalte Mietbe- wirtschaft, das vom ZEW in Kooperation mit dem Institut der deutschen Wirtschaft und lastung von rund 17 Prozent des Netto- dem Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie der Universität Mannheim erstellt wurde. einkommens. Bei Haushalten mit weni- ger als 1.300 Euro Nettoeinkommen Ein Blick auf den langfristig angeleg- haben erheblich stärker zugenommen wird die Marke von 30 Prozent teilweise ten BulwienGesa-Index für Wohnimmo- als die Nettokaltmieten und die Ver- deutlich überschritten. Hier ist aller- bilien, der als arithmetisches Mittel aus braucherpreise. Seit 1991 haben sich dings zu berücksichtigen, dass öffentli- Preis- und Mietindizes für Reihen- die Preise für Haushaltsenergie fast che Wohnkostenunterstützung, etwa häuser, Eigentumswohnungen und verdoppelt. Wohngeld oder die Erstattung der Unter- Mietwohnungen berechnet wird, zeigt, kunftskosten für Empfänger von Arbeits- dass die Preis- und Mietentwicklung losengeld II, nicht eingerechnet sind. Starke Mietpreisbelastung für seit 1997 in drei Zyklen verlaufen sind. Zwischen west- und ostdeutschen Einpersonenhaushalte Die beiden ersten Zyklen endeten Mitte Haushalten zeigen sich im Durchschnitt der 1980er Jahre und in den späten Die privaten Haushalte geben derzeit nur geringfügige Unterschiede in der 1990er Jahren. Der aktuelle Zyklus ver- rund ein Viertel ihres verfügbaren Mietbelastung. Die durchschnittlich ge- läuft dagegen erheblich gedämpfter und Einkommens für die Bruttokaltmiete ringeren Einkommen der ostdeutschen ohne die starken Preisausschläge nach (Kaltmiete zuzüglich kalter Nebenkos- Haushalte werden durch die geringeren oben wie in den vergangenen Jahren ten) aus, einschließlich der Heizkosten Mieten kompensiert. (siehe Grafik). sind es rund 30 Prozent. Deutliche Das aktuelle Gutachten „Wirtschafts- Unterschiede zeigen sich dabei zwi- faktor Immobilien. Die Immobilienmärk- schen Haushalten verschiedener Größe. te aus gesamtwirtschaftlicher Perspek- Steigende Nebenkosten Kleinere Haushalte haben relativ höhere tive“ ist als Sonderausgabe der Zeit- Während die Preise für Wohnimmo- Mietbelastungen zu tragen. Im Durch- schrift für Immobilienökonomie bei der bilien im Westen nach einem deut- schnitt belaufen sich diese auf knapp Gesellschaft für Immobilienwirtschaft- lichen Anstieg in der ersten Hälfte der 29 Prozent Bruttokaltmiete für Ein- liche Forschung unter www.gif-ev.de 1990er Jahre weitgehend stagnieren, personenhaushalte, für Haushalte mit erhältlich. ist im Osten Deutschlands seit 1995 im vier und mehr Personen dagegen nur Dr. Peter Westerheide, westerheide@zew.de Durchschnitt ein deutlicher Preisrück- gang in allen Segmenten (Reihenhäuser, Bulwien-Wohnimmobilienindex für Deutschland Einfamilienhäuser, Eigentumswohnun- Verbraucherpreisindex (linke Achse) Index Wohnen (linke Achse) Veränderungsrate Index Wohnen (rechte Achse) gen) festzustellen. Die Preisrückgänge 250 10% sind dabei je nach Objekttyp und Da- tenquelle unterschiedlich. Sie betragen 8% zwischen rund acht und 22 Prozent. 200 Die Kaltmieten für neue Wohnungen Veränderungsrate p.a. in % 6% haben sich seit 1975 ungefähr verdop- 150 4% 1975 = 100 pelt. Ihr Anstieg blieb hinter der Ent- wicklung der gesamten Verbraucher- 2% 100 preise (plus 125,8 Prozent) zurück. Stärker als die Verbraucherpreise sind 0% die Mieten für wiedervermietete Wohn- 50 -2% ungen gestiegen (plus 177,2 Prozent). Kostentreiber bei den Wohnkosten 0 -4% waren die Nebenkosten. Sowohl die 1975 1977 1979 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 kalten Nebenkosten als auch die Aus- Quellen: BulwienGesa AG, Deutsche Bundesbank, ZEW-Berechnungen. Bis 1989 Westdeutschland, danach Deutschland. gaben für Heizung und Warmwasser
4 | ZEWnews September 2009 WIRTSCHAFTSPOLITISCHE ANALYSE Nachgefragt: Wie schlägt sich der deutsche Mittelstand in der Krise ? Mittelständler kalkulieren wirtschaftliche Schwächephasen ein Großkonzerne, die in der Rezession zum Teil große Probleme haben, dominieren die wachstumsorientiert und zu teuer kriti- öffentliche Diskussion. Wie aber schlägt sich der deutsche Mittelstand? Dr. Christian siert. Nun erweist sie sich aber als ver- Rammer, stellvertretender Leiter des Forschungsbereichs Industrieökonomik und gleichsweise krisenresistent, da diese Internationale Unternehmensführung am ZEW, analysiert die Unternehmensstra- Unternehmen kaum direkte Auswirkun- tegien und Perspektiven des Mittelstands in der aktuellen Wirtschaftskrise. gen der Bankenkrise zu spüren bekom- men. Und was noch wichtiger ist: Viele Wie hart trifft die Wirtschaftskrise Konjunkturpakte für eine stabile Nach- Mittelständler kalkulieren wirtschaft- den Mittelstand in Deutschland? frage. Kräftige Nachfragerückgänge liche Schwächephasen von Anfang an Der deutsche Mittelstand umfasst – müssen dagegen die exportorientierten mit ein und legen in den guten Jahren wie immer man ihn konkret abgrenzen Unternehmen und die Investitions- ein finanzielles Polster für die auftrags- mag – rund drei Millionen Unterneh- güterhersteller verkraften, da die Ab- schwachen Zeiten an. Gewinne werden men. Es liegt auf der Hand, dass nicht satzmärkte weltweit eingebrochen sind. also in guten Jahren nur zum Teil aus- alle diese Firmen die Rezession in Wer wird in der Krise mehr Federn geschüttet oder in Übernahmen und gleicher Weise spüren. Es gibt eine große lassen – der Mittelstand oder die Groß- andere risikoreiche Investitionsvor- Zahl von Mittelständlern, die durch die unternehmen? haben gesteckt. Mit dem anderen Teil Krise hart getroffen wurden. Es gibt Die meisten mittelständischen Un- werden Rücklagen gebildet. Mit diesen aber auch viele Unternehmen, die sich ternehmen werden die Krise sicherlich finanzieren die Unternehmen dann in bislang vor negativen Auswirkungen souverän durchstehen, vor allem weil wirtschaftlich schwierigen Zeiten bei- schützen konnten. Relativ gut geht es sie eine solide, langfristig ausgelegte spielsweise die Entwicklung neuer Pro- etwa denjenigen Unternehmen, die die Finanzierungs- und Unternehmensstra- dukte und Technologien, mit denen sie Binnennachfrage bedienen, also z.B. tegie verfolgen. So ist die Eigenkapital- dann beim nächsten Aufschwung in Konsumgüter oder Dienstleistungen für quote vieler Mittelständler hoch, bei den Markt gehen. Konsumenten in Deutschland anbieten. Bankkrediten wendet sich der Betrieb Setzt der Mittelstand im Vergleich Denn dank arbeitsmarktpolitischer meist nur an die eigene Hausbank und mit den Konzernen also stärker auf Maßnahmen wie beispielsweise dem viele Projekte werden kurzfristig über alte Kaufmannstugenden anstatt auf Kurzarbeitergeld ist die Konsumlaune Kontokorrentkredite finanziert. In der Gewinnmaximierung? der Deutschen weitgehend ungetrübt Vergangenheit wurde diese Finanzie- So plakativ würde ich das nicht und auch der Staat sorgt durch seine rungsstrategie zwar gerne als wenig sagen. Richtig ist aber, dass langfris- tig orientierte Mittelständler in einer Boomphase nicht jede sich bietende Dr. Christian Rammer, Jahrgang 1966, studierte Re- Wachstumsmöglichkeit nutzen. Sie bau- gionalwissenschaften an der Universität Wien und en ihre Kapazitäten eher langsam aus. der TU Wien. Nach seiner Promotion 1997 wechselte Dadurch wachsen sie zwar in der Hoch- er zum Austrian Research Center. Seit dem Jahr konjunktur nicht so schnell wie die 2000 am ZEW tätig, fungiert er heute als stellvertre- großen Konzerne, in der Rezession ha- tender Leiter des Forschungsbereichs Industrieöko- ben sie dafür aber auch weniger Über- nomik und Internationale Unternehmensführung. kapazitäten und eine günstigere Kos- tenstruktur. Sie tun sich aus diesem Foto: ZEW Seine Forschungsschwerpunkte sind die Innova- tionsökonomik und der Wissenstransfer zwischen Grund leichter, durch die Krise zu kom- Wirtschaft und Wissenschaft. Rammer leitet die men. Sie müssen nicht so tiefe Ein- jährliche Innovationserhebung des ZEW (Mannheimer Innovationspanel) und schnitte vornehmen wie etwa Unter- erstellt die ZEW-Beiträge zu den Themen Innovation und Gründungen für den nehmen, die in der Hochkonjunktur jährlichen Bericht der „Expertenkommission Forschung und Innovation“ der ihre Kapazitäten kräftig ausgeweitet Bundesregierung. Neben seinem Engagement in verschiedenen wissenschaft- haben oder riskante Übernahmen ein- lichen Arbeitsgemeinschaften berät Rammer unter anderem die Europäische gegangen sind. Kommission zu Fragen der Innovationspolitik. Dr. Christian Rammer, rammer@zew.de Kathrin Böhmer, boehmer@zew.de
ZEWnews September 2009 | 5 WIRTSCHAFTSPOLITISCHE ANALYSE Studieren lohnt – Planung ist notwendig Studieren bietet vielfältige Entfaltungsmöglichkeiten und intellektuelle Heraus- sind noch wichtiger als die Lebenshal- forderungen. Ärzte, Anwälte, Künstler, Ingenieure und Manager gestalten das tungskosten. Sie geben an, wie viel Gemeinwesen, und Wissenschaftler tüfteln an der Welt von übermorgen. Lohnt es Geld man verdienen könnte, wenn man sich immer noch, zu studieren? Immerhin ist bereits heute jeder Fünfte Erwerbstätige statt zu studieren arbeiten würde. Als ein Akademiker und 45 von 100 Personen eines Jahrgangs erreichen inzwischen die Anhaltspunkt für die Opportunitätskos- Studienberechtigung, mit weiter steigender Tendenz. Studieren bleibt dennoch ein ten gelte das in Westdeutschland beo- Privileg, nicht zuletzt auch aus ökonomischer Sicht. bachtete Bruttomonatseinkommen für alle Erwerbstätigen unter 30 Jahren, Die Bildungsrendite bezieht sich auf ckeln wird, weiß man natürlich vorher die nicht studiert haben. Es liegt bei den Ertrag, der durch den Erwerb eines nicht. Damit ist auch die Bildungsrendite rund 1.500 Euro. Ein Bachelor-Studium Studienabschlusses erwirtschaftet wer- eine Erwartungsgröße. Da Geld und Zeit dauert drei bis vier Jahre. Ein Master- den kann. Unsere empirische Studien knapp sind, sind ökonomische Überle- Studiengang dauert zusätzlich ein bis zeigen, dass jedes zusätzlich investier- gungen, die den Nutzen eines Studiums zwei Jahre. Die Lebenshaltungskosten te Ausbildungsjahr den Studierenden dessen Kosten gegenüberstellen, not- in fünf Jahren Studium liegen im im Schnitt eine Bildungsrendite von wendig und hilfreich für ein erfolgreiches Schnitt bei 42.000 Euro (ohne Betrach- fünf bis sechs Prozent im Erwerbsleben Studium. tung von möglichen Preissteigerun- gen). Außerdem fallen etwa 5.000 Euro Studiengebühren an. Für ein fünfjähri- ges Studium verzichtet ein Stu- dierender 60 Monate lang auf 1.500 Euro Einkommen. Höhe des künftigen Einkommens Wie viel kann man mit einem akade- mischen Berufsabschluss verdienen? Zwar kann niemand das Monatsein- kommen eines jungen Akademikers in der Zukunft vorhersagen. Dennoch kann man einige Erfolgsfaktoren nen- nen. Das Einkommen hängt von der Be- gabung und von den im Studium erwor- benen Kompetenzen ab. Es wird da- Foto: www.digitalstock.de rüber hinaus von Faktoren beeinflusst, die zum Zeitpunkt des Studienab- erbracht hat. Dieser Wert kann sich se- Eckwerte für die wirtschaftliche Seite schlusses am Arbeitsmarkt vorherr- hen lassen, auch im Vergleich etwa mit des Studierens lassen sich mit wenigen schen, etwa wie viele andere Akademi- Investitionen in Aktienanlagen oder an- Daten veranschaulichen. Die genannten ker der gleichen Fachrichtung auf den deren Wertpapieren. Zahlen sind Durchschnittswerte, die Arbeitsmarkt strömen oder ob die Die Bildungsrendite ist jedoch für sich je nach Studienort und Präferenzen Arbeitsmärkte reguliert sind. Letzteres jeden verschieden. Ähnlich wie bei unterscheiden werden. ist in Deutschland beispielsweise bei Investitionen in Wertpapiere können Ärzten und Apothekern der Fall. Geis- sich Investitionen in Bildung für den tes- und Sozialwissenschaftliche Stu- Kosten des Studiums einzelnen mehr oder weniger als sechs diengänge sind vielfach beliebter als Prozent rentieren. Tatsächlich scheint Zu den Kosten des Studierens zählen Natur- und Ingenieurswissenschaften. es eine hohe Bandbreite zu geben. Ne- zunächst die Lebenshaltungskosten. Dies hat oft zur Folge, dass es relativ gative Bildungsrenditen sind ebenso Das sind im Monat rund 700 Euro für zur Nachfrage mehr Absolventen von verbreitet wie Werte von 10 bis 15 Pro- Miete, Nahrung, Kleidung, Bücher, etc. Geistes- und Sozialwissenschaften zent oder mehr. sowie die Studiengebühren. Sie betra- gibt. Das kann die Arbeitsverdienste Wie sich das individuelle Erwerbs- gen etwa 500 Euro pro Semester. Die drücken und die Übergangsphase zwi- einkommen nach einem Studium entwi- Opportunitätskosten des Studierens schen Studienabschluss und Erwerbs-
6 | ZEWnews September 2009 WIRTSCHAFTSPOLITISCHE ANALYSE tätigkeit verlängern. Auch die gesamt- 15 Jahren zu schaffen. Studieren ist somit ist vor allem eine Folge der höheren wirtschaftliche Lage und die Wettbe- ökonomisch sinnvoll, solange die Investitionen in Ausbildung, deren Er- werbsfähigkeit der Unternehmen spie- Gegenwartsbezogenheit nicht zu hoch trag durch intensivere Tätigkeit im len eine Rolle. wird. Die Gegenwartsbezogenheit gibt Erwerbsleben entsprechend gesteigert Die durchschnittlichen Bruttomo- an, wie viel ein Euro heute verglichen werden kann. natsseinkommen von Akademikern im mit einem Euro in der Zukunft wert ist. Wichtig für ein erfolgreiches Stu- Alter unter 30 Jahren betrugen im Jahre Falls Gegenwart und Zukunft dium ist letztlich die Intensität des Stu- 2007 etwa 2.500 Euro. Die für Akade- etwa gleich bewertet werden, lohnt sich dienwunsches. Ein intensiver Studien- miker erfreuliche weitere Nachricht ist: ein Studium fast immer. wunsch garantiert, dass trotz der Dieser Wert verdoppelt sich nach etwa Mühen des Studierens und den Ablen- 15 Berufsjahren. Auch danach steigen kungen im Studienalltag der Abschluss Längere Lebensarbeitszeit die Einkommen noch weiter, jedoch mit im Blick bleibt. Auch lässt sich ein in- geringerer Rate. Die Einkommen der In der wirtschaftlichen Realität ar- tensiver Studienwunsch durch entspre- Nichtakademiker weisen solche Steige- beiten diejenigen, die mehr und länger chende Planung meist auch finanziell rungsraten nicht auf. Nun kann sich je- in ihre Ausbildung investiert haben, realisieren. Geld ist zwar knapp, kann der angehende Akademiker ausrechnen, länger. Akademiker im Alter unter aber bei guter Planung in ausreichender wie lange man etwa braucht, um die 30 Jahren arbeiten fast zehn Prozent Menge von der Familie, Stiftungen oder Kosten des Studiums zu erwirtschaften. länger als die nicht akademisch gebil- Förderbanken beschafft werden. In aller Regel ist das im Laufe von 10 bis deten Kollegen und Kolleginnen. Das PD. Dr. Friedhelm Pfeiffer, peiffer@zew.de ZEW INTERN Ergebnisse der ZEWnews-Leserumfrage 2009 Im April 2009 hatten die Leserinnen ausgaben im Januar/Februar und im Insbesondere inhaltliche Anregungen und Leser der ZEWnews wieder Gele- Juli/August beigefügt ist, wird stark be- aus der Leserbefragung wird die ZEW- genheit, im Rahmen einer schriftlichen achtet. 93 Prozent der Umfrageteilneh- news Redaktion aufgreifen, um den Befragung ihre Meinung zu den Inhalten mer bewerten den Informationsgehalt Mehrwert für die Leser weiter zu er- und der Informationsaufbereitung die- der ZEWnews-Beiträge als sehr gut oder höhen. Wir bedanken uns herzlich bei ser Informationsschrift zu sagen. Die gut. Auch der Verständlichkeit der Texte allen Leserinnen und Lesern, die sich Leserbefragung zeigt, dass insbeson- und Grafiken wird ein gutes Zeugnis an unsere Umfrage beteiligt haben und dere die ZEWnews-Rubriken Wirtschafts- ausgestellt (siehe Abbildung). auf diesem Wege aktiv an der Gestal- politische Analyse, Forschungsergeb- 87 Prozent der Umfrageteilnehmer tung der ZEWnews mitwirken. nisse und Standpunkt stark beachtet nutzen die ZEWnews vorrangig als In- Kathrin Böhmer, boehmer@zew.de werden. Darüber hinaus erhält die ZEW- formationsquelle für berufliche Zwecke. Gunter Grittmann, grittmann@zew.de news gute Noten für Verständlichkeit und Informationsgehalt. Beurteilung der ZEWnews im Hinblick auf … Die Medienforschung geht davon sehr gut gut befriedigend schlecht sehr schlecht aus, dass der Rücklauf von schriftlichen Leserbefragungen üblicherweise zwi- Informationsgehalt 45,5% 47,5% 7% der Beiträge schen 1,5 und fünf Prozent liegt. Auf die ZEWnews-Abonnentenumfrage antwor- Verständlichkeit teten 2,3 Prozent der Leser. Bei den 49,5% 49,5% der Texte Schwerpunktteilen, die regelmäßig der ZEWnews beiliegen, stößt vor allem der Verständlichkeit 44% 48% 8% Schwerpunkt Innovationen, der jedes der Grafiken Jahr im März erscheint, auf großes Inter- 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil der Teilnehmer der Leserbefragung in % esse. Aber auch der Schwerpunkt Ener- Quelle: ZEW giemarkt, der den ZEWnews-Doppel-
ZEWnews September 2009 | 7 ZEW SUMMER WORKSHOP Forum für junge Arbeitsökonomen Der ZEW Summer Workshop für junge Nachwuchswissenschaftler stand in diesem fachlichen, formalen und sprachlichen Jahr im Zeichen „Neuer Perspektiven der Arbeitsmarktökonomik“. 25 hervorragende Fallen vor dem Veröffentlichungserfolg Nachwuchswissenschaftler aus Amerika, Asien, Australien und Europa kamen im Juli lauern. Barbara Hey vom Servicebe- 2009 nach Mannheim, um ihre Arbeiten mit erfahrenen Forschern zu diskutieren. reich Wissenstransfer und Weiterbil- dung des ZEW referierte über wirkungs- Im Rahmen des Summer Workshops nometrische Herangehensweise, wie sie volle Vortragstechniken für Wissen- vermittelten drei international renom- auch für das ZEW charakteristisch ist. schaftler. Als besonderen Service gab mierte Professoren in Vorlesungen Ein- sie den Teilnehmern individuelles Feed- blicke in neue Entwicklungen auf dem back zu ihren eigenen Vorträgen und Tipps für die Karriere Gebiet der empirischen Arbeitsmarkt- Posterpräsentationen. forschung. Deborah Cobb-Clark von Der ZEW Summer Workshop bietet Viel Raum wurde der Kommunika- der Australian National University unter- dem wissenschaftlichen Nachwuchs tion der jungen Wissenschaftler unter- richtete zu Geschlechterunterschieden nicht nur ein Forum für den intensiven einander eingeräumt. So standen ein am Arbeitsmarkt. Sie stellte die öko- wissenschaftlichen Austausch. Er ver- Ausflug nach Heidelberg oder ein ge- nomischen Konsequenzen sexueller Be- mittelt auch praktische Tipps für die meinsames Barbecue mit den Mitar- lästigung am Arbeitsplatz und die Ursa- wissenschaftliche Karriere. Dan Hamer- beitern des Forschungsbereichs Ar- chen von Lohndifferenzialen zwischen mesh erklärte den Teilnehmern in einer beitsmärkte am ZEW auf dem Pro- Frauen und Männern in den Mittelpunkt. speziellen Vorlesung, wie sie ihre Chan- gramm. Der ZEW Summer Workshop Markus Frölich von der Universität cen für Veröffentlichungen in renom- bot für die jungen Wissenschaftler so- Mannheim präsentierte neue ökono- mierten Fachzeitschriften verbessern mit eine hervorragende Gelegenheit, metrische Verfahren zur Evaluation ar- können. Anhand vieler praktischer Bei- internationale Kontakte aufzubauen. beitsmarktpolitischer Maßnahmen. spiele zeigte er anschaulich, welche Susanne Steffes, steffes@zew.de Dan Hamermesh von der University of Texas diskutierte die Möglichkei- ten zur ökonomischen Forschung auf Zwei Nachwuchsforscher teilen sich den Heinz-König-Young-Scholar-Award Basis von Zeitverwendungsdaten. Er erläuterte Vor- und Nachteile dieser Zum Abschluss des ZEW Summer speziellen Daten und welche innova- Workshop 2009 wurde zum tiven Fragestellungen sich damit unter- sechsten Mal der Heinz-König- suchen lassen. Young-Scholar-Award für die be- Die eingeladenen Nachwuchswis- sten vorgestellten Forschungsar- senschafter, die aus fast 100 Bewer- beiten verliehen. Der in diesem bern ausgewählt wurden, konnten ihre Jahr von der ProMinent Dosier- eigene Forschung in Vorträgen, Poster technik gestiftete Forschungs- Foto: ZEW Sessions und Diskussionsrunden prä- preis ging erstmals zu gleichen sentieren. Das Spektrum der vorge- Teilen an zwei Forscher: Christina Christina Felfe, Alexander M. Danzer (Mitte), Prof. stellten Arbeiten reichte von klassi- Felfe von der Universität St. Gal- Dr. Andreas Dulger (rechts), Dr. Holger Bonin (links) schen Arbeitsmarktthemen wie der len und Alexander M. Danzer von Analyse von Arbeitslosigkeit oder der der University of London. wartete vorübergehende Einkom- Beschäftigung älterer Arbeitnehmer Die ausgezeichnete Arbeit von mensverluste schützen können, un- über Studien, die sich mit der Lebens- Christina Felfe untersucht, welche Ar- tersucht die Arbeit von Alexander M. zufriedenheit von Arbeitslosen oder mit beitsbedingungen dazu beitragen Danzer. Der jährlich vom ZEW verlie- dem Einfluss des 11. September auf die können, dass Mütter nach einer Baby- hene Heinz König Young Scholar Diskriminierung australischer Immi- pause rasch in den Beruf zurückkeh- Award erinnert an Professor Heinz granten beschäftigten. Besonders be- ren. Sie nutzt die Regelungen zur El- König, den Gründungsdirektor des reichernd wirkte das weite Spektrum ternzeit in Deutschland, um nach- ZEW. Die Auszeichnung ist mit einem der genutzten Daten. So befassten sich zuweisen, dass Frauen umso früher Preisgeld von 5.000 Euro dotiert und Forschungsarbeiten mit Arbeitsmarkt- wieder in die Betriebe kommen, je at- bietet zusätzlich die Möglichkeit zu problemen in der Ukraine, Südafrika traktiver ihr Arbeitsplatz gestaltet ist. einem mehrmonatigen Forschungs- und Togo. Ein verbindendes Element Ob sich Arbeitnehmer gegen uner- aufenthalt am ZEW. der Arbeiten war die meist mikroöko-
8 | ZEWnews September 2009 KONFERENZEN ZEW-Konferenz zur Ökonomie von IKT Anfang Juli 2009 trafen sich am ZEW über 40 Wissenschaftler aus Deutschland, zur Verfügung gestellt. Die Studie unter- anderen europäischen Ländern, Israel und den Vereinigten Staaten zu einer Konfe- sucht den Einfluss dieses Ereignisses renz zum Thema „Die Ökonomie von Informations- und Kommunikationstechnolo- auf DVD-Verkäufe und Produktpiraterie gien (IKT)“. Die Konferenz wurde bereits zum siebten Mal von der ZEW-Forschungs- von NBC’s Inhalten. Die empirische gruppe Information- und Kommunikationstechnologien ausgerichtet, diesmal mit Analyse findet einen signifikanten An- finanzieller Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft. stieg von illegalem Herunterladen von NBC Sendungen nach deren Abzug vom iTunes Store. Open Source Software-Projekte Neil Gandal (Tel Aviv University, Israel) stellte eine Studie zur Rolle von Wissens-Spillover zwischen Open Sour- ce Software-Projekten (OSS) vor. Bei OSS erfolgt die Softwareentwicklung dezentralisiert, über einen offengeleg- ten Quellcode im Internet. Mit Daten der Internetseite Sourceforge.net, des größten Speicherortes von OSS-Projek- ten und deren Beteiligten im Internet, Foto: ZEW untersuchen die Autoren der Studie Die Teilnehmer der ZEW-Konferenz zur Ökonomie von Informations- und Kommunikationstechnologien welche Projekte besonders intensiv ver- netzt sind und welche isoliert bearbei- Zum Auftakt der Veranstaltung für die digitale Beschaffung von Videos tet werden. Die Studie zeigt, dass Pro- präsentierte Michael Smith (Carnegie und Musik die Konsumenten davon ab- jekte häufiger heruntergeladen werden, Mellon University, USA) eine empiri- hält, sich illegale Kopien dieser Pro- und deshalb als erfolgreicher gelten sche Studie zu der Frage, ob digitale dukte zu besorgen (Produktpiraterie). können, wenn diese stark vernetzt sind. Vertriebsstrukturen für Videos und Mu- Der Ansatz nutzt Daten aus einer Art Das Programm sowie die insgesamt sik zu einem bedeutenden Rückgang natürlichem Experiment: Im Dezember 23 Beiträge der diesjährigen Konferenz des Umsatzes für diese Produkte auf 2007 hatte der amerikanische Fernseh- stehen zum Download bereit unter herkömmlichen, physikalischen Ab- sender NBC seine Sendungen von ftp://ftp.zew.de/pub/ zew-docs/veran- satzmärkten führen. Die Studie unter- Apple’s iTunes Store abgezogen und staltungen/ICT2009/ programm.pdf sucht, ob die Existenz legaler Märkte erst im September 2008 dort wieder Margit Vanberg, vanberg@zew.de Neue Perspektiven der Makroökonomik Am 7. und 8. Juli 2009 fand am ZEW eine Konferenz zu den neuesten Entwicklungen durch diese Interventionen das Wachs- in der Makroökonomik statt. Sie wurde gemeinsam von der Universität Mannheim tum allerdings schwächer aus als ohne und dem ZEW organisiert. Insgesamt konnten nahezu 60 Wissenschaftler aus Staatseingriff. Angesichts der teilweise Europa und Nordamerika begrüßt werden. erheblichen staatlichen Maßnahmen in Form von Konjunkturpaketen in den Harald Uhlig von der Universität nisse, dass staatliche Eingriffe insbe- Vereinigten Staaten und Europa stießen Chicago präsentierte neue Ergebnisse sondere durch Erhöhung der Staats- Uhligs Ergebnisse auf großes Interesse. über die Wirkung finanzpolitischer ausgaben aber ebenso durch Steuerer- Der Vortrag von Michael Burda von Eingriffe des Staates in die Wirtschaft. leichterungen zwar kurzfristig oft posi- der Humboldt Universität zu Berlin be- Uhlig argumentierte auf Basis theore- tiv auf das Wirtschaftswachstum wirken schäftigte sich mit dem so genannten tischer sowie ökonometrischer Ergeb- können. Langfristig, so Uhlig, falle Shimer-Puzzle, demzufolge theoretische
ZEWnews September 2009 | 9 KONFERENZEN Standard-Arbeitsmarktmodelle die Vo- Arbeitslosenquote sowie der Stellenan- hat, oder ob makroökonomische Grös- latilität von Arbeitslosenquote sowie gebote erklärt werden. sen auf eine Änderung der Volatilität Stellenangeboten nicht hinreichend er- Einen auf methodische Aspekte von Schocks reagiert haben. klären können. ausgerichteten Vortrag hielt Helmut Neben diesen zentralen Vorträgen Folgt man der Argumentation von Lütkepohl vom University Institute in der Hauptredner umfasste die Konfe- Burda, so kann das Problem dadurch Florenz zur Identifizierung von Schocks renz weitere hochklassige Präsentatio- gelöst werden, dass lohnsteuerfinan- in strukturellen vektorautoregressiven nen aus verschiedenen Bereichen der zierte Sozialabgaben in das Modell ein- Modellen. Lütkepohl und seine Koau- Makroökonomie wie beispielsweise der bezogen werden. Wird die Abhängigkeit toren nutzen dazu einen Markov- Arbeitsmarktökonomie, der Konjunk- der Bruttolöhne von der Lohnsteuer Switching Ansatz, um etwa die Frage turanalyse, der Fiskalpolitik sowie der berücksichtigt, so kann ein großer Teil zu klären, ob die Geldpolitik eines Lan- Geldpolitik. der beobachteten Schwankungen der des sich über einen Zeitraum verändert Andreas Sachs, sachs@zew.de Joshua Angrist referiert beim ZEW Research Seminar Ende Juli gab es im ZEW Research Seminar ein besonderes Highlight. Joshua arch Associate am National Bureau of Angrist vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) diskutierte mit Wissen- Economic Research in Cambridge, Mas- schaftlern aus allen Forschungsbereichen des ZEW Ergebnisse seiner laufenden sachusetts. Zu seinen Forschungsin- Arbeit zur Bedeutung der Autonomie und Flexibilität von Schulen. teressen gehören die Bildungspoiltik, Erfolgsanreize, Einwanderung und öko- Seine empirischen Untersuchungen Joshua Angrist gehört zu den füh- nemtrische Verfahren. Er war Berater zu diesem Thema beruhen auf einem renden angewandten empirischen Wirt- der israelischen und der Regierung der groß angelegten schulpolitischen Expe- schaftsforschern. Er ist Professor am Vereinigten Staaten zu Arbeitsmarkt- riment in den Vereinigten Staaten. Der MIT Economics Department und Rese- fragen und lehrt Methoden der Pro- Bundesstaat Massachusetts räumt seit grammevaluation. Vor kurzem ist sein einigen Jahren manchen Schulen mehr viel beachtetes Buch „Mostly Harmless Entscheidungsfreiheit bei der Auswahl Econometrics“ bei Princeton University ihrer Lehrer, der Lerninhalte und beim Press erschienen. Management der Finanzen ein. Angrist Beim ZEW Research Seminar geben stellt die Frage, ob dies zu besseren ZEW-Wissenschaftler und externe Refe- schulischen Leistungen von Schülern renten Einblicke in den Forschungsstand führt. Er erklärte, dass ältere Schüler in ausgewählter Fachgebiete und For- Schulen mit mehr Autonomie sehr viel schungsprojekte. Besondere Highlights bessere Schulleistungen zeigen als in sind die Vorträge renommierter nationa- anderen Schulen. Dies zeigten sowohl Foto: ZEW ler und internationaler Wissenschaftler. klassische Regressionsanalysen als Prof. Angrist während seines Vortrags am ZEW Dr. Holger Bonin, bonin@zew.de auch Lotterieverfahren, die eine zufälli- ge Verteilung der Schüler auf die Schu- len ausnutzen, um kausale Wirkungen ZEW INTERN zu messen. Vor allem die Fortschritte der Schüler in Mathematik seien be- ZEW-Präsident gehört Mindestlohnausschuss der Bundesregierung an merkenswert, betonte Angrist. Die Hälf- te des Leistungsunterschieds zwischen Der Präsident des ZEW, Wolfgang chen mit geringer Tarifbindung ent- schwarzen und weißen Schülern könnte Franz, wurde von der Bundesregierung scheiden soll. Das Gremium wird ge- geschlossen werden, wenn alle Schüler in ein Beratungsgremium berufen, leitet von Klaus von Dohnanyi. Weitere auf die Reformschulen gingen anstatt welches als Hauptausschuss auf der Mitglieder sind Jutta Allmendinger, auf die herkömmlichen öffentlichen Basis des Mindestarbeitsbedingungs- Dieter Hundt, Otto Kentzler, Michael Schulen, so sein Fazit. gesetzes über Mindestlöhne in Bran- Sommer und Otto Ernst Kempen.
10 | ZEWnews September 2009 ZEW INTERN ZEW DISCUSSION PAPERS Nr. 09-038, Katja Coneus, Maresa ZEW-Studie mit Best-Paper-Award 2008 prämiert Sprietsma: Intergenerational Transmis- sion of Human Capital in Early Child- Die am ZEW entstandene Studie über Preisgeld von 1.000 Euro dotiert. Dieses hood. „Die Wirkung des Kündigungsschutzes geht zu gleichen Teilen an die Nr. 09-037, Holger Stichnoth: The Opti- auf die Stabilität junger Beschäfti- Autoren der Studie, Bernhard Boock- mal Choice of a Reference Standard for gungsverhältnisse“ wurde mit dem mann, Daniel Gutknecht und ZEW- Income Comparisons: Indirect Evidence Best-Paper-Award 2008 der Zeitschrift Wissenschaftlerin Susanne Steffes. Die from Immigrants' Return Visits. für ArbeitsmarktForschung (ZAF) aus- Studie untersucht, ob neu begonnene Nr. 09-036, Holger Stichnoth, Karine gezeichnet. Der Award ist mit einem Beschäftigungsverhältnisse in Deutsch- Van der Straeten: Ethnic Diversity and land instabiler werden, wenn sie unter Attitudes Towards Redistribution: A Re- das Kündigungsschutzgesetz fallen. view of the Literature. Die Ergebnisse zeigen einen signifi- Nr. 09-035, Holger Bonin: 15 Years of kanten Anstieg der Beschäftigungs- Pension Reform in Germany: Old Suc- stabilität nach einer Probezeit von etwa cesses and New Threats. 180 Tagen. Während der Probezeit Nr. 09-034, Christina Elschner, Jost sind Beschäftigungsverhältnisse etwa Henrich Heckemeyer, Christoph Spen- Foto: ZEW gleich stabil, unabhängig davon, ob gel: Besteuerungsprinzipien und effek- Susanne Steffes teilt sich mit ihren Ko-Autoren sie später unter den Kündigungsschutz tive Unternehmenssteuerbelastungen den Best-Paper-Award 2008. fallen oder nicht. in der Europäischen Union. ■ Neues ZEW-Seminarprogramm erschienen Das neue ZEW-Seminarprogramm ist er- und Symposien reichen von Ökonome- modulare Erweiterung zur Betriebswirt- schienen. Vom Oktober 2009 bis Juni trie über Finanzmarktmanagement, Un- schaftslehre oder die Konjunkturana- 2010 bietet das ZEW wieder zahlreiche ternehmensführung und Organisation lyse für Praktiker. Im Frühjahr 2010 Expertenseminare und Symposien an. sowie Steuern und öffentliche Finanz- wird ein neues Symposium mit Schwer- Diese werden gemeinsam von Wissen- wirtschaft bis hin zu Soft Skills wie etwa punkt Innovation am ZEW stattfinden, schaftlern und erfahrenen Praktikern Präsentationstechniken. Auch bewährte in welches die Ergebnisse der aktuellen konzipiert und durchgeführt. Dadurch Seminarklassiker werden im neuen Innovationsforschung einfließen. ist gewährleistet, dass die Seminar- Seminarprogramm angeboten, bei- Das neue Seminarprogramm finden Sie inhalte den neuesten Stand der For- spielsweise die Immobilienmarktana- unter www.zew.de/weiterbildung schung wiedergeben und gleichzeitig lyse, oder das Qualifizierungsprogramm Weitere Informationen: mit praxisrelevanten Beispielen ange- Ökonometrie. Darüber hinaus werden Katrin Cerquera, Tel. 0621/1235-245, reichert sind. Die Themen der Seminare neue Themen aufgegriffen, etwa die E-Mail k.cerquera @zew.de ■ Veranstaltung im Staatsministerium zum Abschluss des Forschungsprojekts FAZIT Inwiefern sind moderne Informations- Württemberg“ (FAZIT) untersucht. Ende Seite des ZEW zeichnete die „For- und Kommunikationstechnologien (IKT) Juli 2009 wurde nun der Abschluss des schungsgruppe Informations- und Kom- in baden-württembergischen Unterneh- FAZIT-Projekts mit einer Veranstaltung munikationstechnologien“ für FAZIT ver- men verbreitet? Wie verwenden die im Staatsministerium von Baden-Würt- antwortlich. Sie hat sieben repräsenta- Unternehmen IKT bei der Organisation temberg begangen. Das Land Baden- tive Befragungen mit variierenden ihrer Geschäftstätigkeiten? Können IKT Württemberg hatte FAZIT mit insgesamt Schwerpunktthemen zur Verbreitung in Unternehmen und im privaten Be- rund drei Millionen Euro gefördert. Es und Nutzung innovativer IT-Anwendun- reich zukünftig zur Verbesserung von war vom Projektträger MFG Stiftung gen in baden-württembergischen Unter- Wettbewerbsfähigkeit und Lebensqua- Baden-Württemberg gemeinsam mit nehmen durchgeführt und die Ergeb- lität beitragen? Fragen wie diese wur- den Partnern Fraunhofer Institut für Sys- nisse jeweils in einem ausführlichen den vier Jahre lang im Rahmen des „For- tem- und Innovationsforschung (ISI) in Forschungsbericht zusammen gestellt. schungsprojekts für aktuelle und zu- Karlsruhe und dem Zentrum für Europä- Die Forschungsberichte aller Projektpart- kunftsorientierte IT- und Medientechno- ische Wirtschaftsforschung (ZEW) in ner sind unter www.fazit-forschung.de logien und deren Nutzung in Baden- Mannheim durchgeführt worden. Von kostenfrei erhältlich.
ZEWnews September 2009 | 11 DATEN UND FAKTEN ZEW-Finanzmarkttest im August 2009 100 80 EZB: Vorerst konstante Zinsen erwartet 60 40 Die Erwartungshaltung bezüglich der bevorstehenden geld- 20 politischen Entscheidungen hat sich merklich verändert. 0 Knapp ein Viertel der Experten ist der Ansicht, dass die EZB -20 in Folge der besseren Konjunkturaussichten die Zinsen an- -40 heben wird. 72,3 Prozent der befragten Analysten erwarten -60 -80 jedoch nach wie vor, dass die Zinsen im kommenden halben -100 Jahr konstant bleiben. Dies dürfte daran liegen, dass der Aug 07 Feb 08 Aug 08 Feb 09 Aug 09 konjunkturelle Aufschwung noch fragil ist und die Unterstüt- zung der Geldpolitik benötigt. Saldo der positiven und negativen Einschätzungen bezüglich der kurzfristi- gen Zinsen im Euroraum in sechs Monaten. Quelle: ZEW Sandra Schmidt, s.schmidt@zew.de 60 Euroraum: Stimmung hellt sich auf 40 20 Der Optimismus der Finanzmarktexperten kehrt im August 0 zurück. Die Konjunkturerwartungen für die Eurozone legen -20 um 15,4 auf 54,9 Punkte zu. Unterstützt wird diese Erwartung vom aktuellen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts. Es fällt -40 mit einer Veränderungsrate von minus 0,1 Prozent im Quar- -60 talsvergleich deutlich besser aus als in den Vorquartalen. -80 Da andere wichtige Industrienationen ebenfalls Stabilisie- -100 Aug 07 Feb 08 Aug 08 Feb 09 Aug 09 rungstendenzen erkennen lassen, dürften sich auch die Ex- Saldo der positiven und negativen Einschätzungen bezüglich der Konjunktur- portaussichten verbessern. situation im Euroraum in sechs Monaten. Quelle: ZEW Sandra Schmidt, s.schmidt@zew.de KfW/ZEW-CO2-Indikator: Leichter Anstieg Deutsche Medienwirtschaft setzt der CO2-Preise erwartet auf Prozessinnovationen Preisobergrenze/Preisuntergrenze Mittelwert Anteil der befragten Unternehmen in % 100 35 80 30 60 25 Euro pro Tonne CO2 40 20 15 20 10 0 2007 2008* 2009* 5 keine Innovationsaktivitäten Produkt- und Prozessinnovationen 0 noch nicht bekannt nur Prozessinnovationen nur Produktinnovationen Okt 2009 Juni 2010 2008 – 2012 2013 – 2020 Quelle: ZEW *Planzahlen von Mitte 2008. Quelle: ZEW, Mannheimer Innovationspanel Marktexperten erwarten einen leichten Anstieg der Preise Die Innovationsaktivitäten im Mediensektor (Verlag, für CO2-Emissionszertifikate. Bis Oktober 2009 wird mit Druck, Rundfunk, Film) zielen derzeit stark auf Prozessin- einem durchschnittlichen Preis von 13,80 bis 15,50 Euro novationen. Der Anteil der Unternehmen, die Mitte 2008 pro Tonne CO2 gerechnet. Bis Mitte 2010 sind Preise bis zu für die Jahre 2008 und 2009 die Einführung neuer Produk- 17,60 Euro pro Tonne CO2 möglich. Für die gesamte Han- te planten, sinkt auf 25 Prozent. Der Anteil der Prozess- delsperiode von 2008 bis 2012 gehen die Umfrageteilneh- innovatoren wird den Planungen zufolge dagegen nur auf mer von einem durchschnittlichen Preis von maximal 20,90 32 Prozent (2008) und 31 Prozent (2009) absinken. Die Euro pro Tonne CO2 aus. In der dritten Periode des europä- eingetrübte Wirtschaftslage erhöht offenbar die Anreize, ischen Emissionshandels von 2013 bis 2020 wird ein An- mehr in effizientere Prozesse zu investieren. Das Umfeld stieg des CO2-Preises auf bis zu 30,50 Euro erwartet. Der für Produktneuheiten hat sich – auch durch die rückläufi- KfW/ZEW-CO2-Indikator wird vierteljährlich veröffentlicht. gen Werbeerlöse – verschlechtert. Peter Heindl, heindl@zew.de Dr. Christian Rammer, rammer@zew.de
12 | ZEWnews September 2009 STANDPUNKT Konjunkturtests Nach Lage der Dinge haben Finanzmarkttests stimmt – wie bei anderen vergleichbaren die Finanzmarktexperten des Indikatoren – mit dem bekannten „harten“ Daten ebenfalls im ZEW-Finanzmarkttests im Hin- Wesentlichen überein. blick auf die konjunkturelle Ent- wicklung in Deutschland Recht Obwohl sicherlich von hohem wissenschaftlichen Interesse, behalten. Seit November letzten spielt eine untergeordnete Rolle bei der Beurteilung des ZEW- Jahres begannen sich die Ein- Indikators, inwieweit die dort geäußerten Ansichten Ausdruck schätzungen bezüglich der Konjunktur in sechs Monaten auf- eines „Herdenverhaltens“ der Finanzmarktexperten sind. Es zuhellen, wenngleich die negativen Beurteilungen bis ins Jahr wäre im Gegenteil ziemlich verwunderlich, wenn sie nicht 2009 überwogen. Die harten Konjunkturdaten bestätigen die häufig miteinander kommunizierten und die Meinungen von Erwartungen der Finanzmarktexperten. Nach Angaben des Kollegen bei ihren eigenen Erwartungen berücksichtigten. Statistischen Bundesamtes auf der Basis einer Schnellschät- Möglicherweise ist der ZEW-Indikator zudem etwas volatiler zung, die erfahrungsgemäß später einer Revision unterliegen als vergleichbare Indikatoren, obwohl dieser visuelle Eindruck wird, ist die dramatische Abwärtsbewegung des realen Brutto- an der jeweiligen Skalierung der unterschiedlichen Indikatoren inlandsprodukts im zweiten Quartal dieses Jahres zum Still- liegen mag und einer empirischen Überprüfung bedarf. stand gekommen – also genau sechs Monate, nachdem sich die Konjunkturerwartungen des ZEW anfingen zu verbessern. Alles in allem haben also die „weichen“ Konjunkturindi- katoren wie der ZEW-Finanzmarkttest richtig gelegen. Zu Der bis März dieses Jahres bestehende negative Saldo aus überschwänglichem Lob besteht indes kein Anlass, die „wei- positiven und negativen Einschätzungen warnt aber zugleich chen“ Konjunkturindikatoren haben diese Rezession ebenso vor euphorischen Einlassungen, so als ob wir die Krise über- wenig weit im voraus gesehen wie andere Prognosen. Sie standen hätten. Zwar legte das reale Bruttoinlandsprodukt im sind somit ein brauchbares Werkzeug im Instrumentenkasten zweiten Quartal dieses Jahres mit vorläufig 0,3 v. H. zaghaft zu der Prognostiker – nicht mehr, aber auch nicht weniger. und vielleicht fällt das dritte Quartal noch besser aus. Aber Deutschland wurde mit seiner Wirtschaftsleistung auf etwa Um im Finanzmarktbereich zu bleiben, so stellt die weitere das Jahr 2005 zurückgeworfen und es wird geraumer Zeit be- konjunkturelle Entwicklung die Zentralbanken vor große Her- dürfen, bis wir wieder an das Niveau vor der Krise anknüpfen ausforderungen. Sie müssen die Gratwanderung bewältigen, können. Wir sind mit dem Aufzug rasant ein paar Stockwerke einerseits die Zinsen nicht zu früh anzuheben und damit die tiefer gesaust und müssen nun erst einmal auf dem Weg nach wirtschaftliche Erholung zu beeinträchtigen, andererseits die oben mit der Rolltreppe vorlieb nehmen. Und schließlich: Auf Liquidität, mit der sie die Geldmärkte angesichts der Finanz- dem Arbeitsmarkt steht uns das Schlimmste vermutlich noch krise geflutet haben, wieder rechtzeitig einzusammeln, um In- bevor, obschon das Schlimmste nicht ganz so schlimm ausfal- flationsgefahren einzudämmen. Die Europäische Zentralbank len dürfte, wie noch vor Kurzem befürchtet. nimmt ihr Mandat einer Sicherung der Preisniveaustabilität sehr ernst und sollte sich eventuellem politischen Druck, es Die Erwartungen im Rahmen des ZEW-Finanzmarkttests damit nicht zu ernst zu nehmen, erwehren. entsprachen bis jetzt also – zeitversetzt um sechs Monate – der beobachteten Entwicklung. Vergleichbare Konjunkturin- dikatoren haben dies erst deutlich später als der ZEW-Indikator signalisiert, der ZEW-Indikator besitzt also einen gewissen zeitlichen Vorlauf vor ihnen. Die Lagebeurteilung des ZEW- ZEW news – erscheint zehnmal jährlich I M PR E S S U M Herausgeber: Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH (ZEW) Mannheim, L 7, 1 . 68161 Mannheim . Postanschrift: Postfach 10 34 43 . 68034 Mannheim . Internet: www.zew.de, www.zew.eu Präsident: Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Franz · Kaufmännischer Direktor: Thomas Kohl Redaktion: Kathrin Böhmer, Telefon 0621/1235-103, Telefax 0621/1235-222, E-Mail boehmer@zew.de Gunter Grittmann, Telefon 0621/1235-132, Telefax 0621/1235-222, E-Mail grittmann@zew.de Nachdruck und sonstige Verbreitung (auch auszugsweise): mit Quellenangabe und Zusendung eines Belegexemplars © Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH (ZEW), Mannheim, 2009
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