Vergangenheit? RICHTUNG - Barmherzige-Schwestern-Foederation

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Vergangenheit? RICHTUNG - Barmherzige-Schwestern-Foederation
Nr. 2
                                       April | Mai | Juni 2019

Zeitschrift der Föderation
Vinzentinischer Frauengemeinschaften

                                   RICHTUNG
                  Vergangenheit?
Vergangenheit? RICHTUNG - Barmherzige-Schwestern-Foederation
Inhalt

     Inhalt

3    VORWORT
4    GEISTLICHES WORT                                 Zum Titelbild
     FÖDERATION:
6    Ein etwas anderer Rückblick auf die
     Sabbatzeit 2018
8    Länderübergreifendes Angebot für
     junge Menschen
9    Impressionen aus den USA (6)
     VINZENTINISCHE SPIRITUALITÄT:
11   Thomas McKenna: Beten mit Vinzenz
     von Paul
11   BETRACHTUNG: Selige Marguerite
     Rutan, Tochter der christlichen Liebe
13   GEBETE: Tischgebete mit Worten des
     hl. Vinzenz
14   AUS UNSERER GESCHICHTE: Vor 50
     Jahren: Auf dem Weg zur Föderation                   Richtung
     Vinzentinischer Gemeinschaften                    Vergangenheit?
16   BILDMEDITATION:
                                                Eine rückwärtslaufende Uhr? Beim
     Zwischen Abschied und Erwartung
                                                genauen Hinsehen hat jeder sicher
22   50 JAHRE heute: Persönliche Erfahrun-      gestaunt. Es gibt sie, als Scherzarti-
     gen eines früheren heute-Autors            kel. Mancher wünscht sich vielleicht
25   STATEMENT: Eine Berufungsgeschichte        diese Uhr, um mehr Zeit zum Leben
                                                zu haben.
26   AUGSBURG:
     20 Jahre Vinzentinischer Kreis
                                                Doch die Zeit hat ihre Gesetzmäßig-
29   HILDESHEIM:                                keiten. Der gegenwärtige Augenblick,
     Frühere Generaloberin verstorben           das Hier und Jetzt, ist die Zeit zum
29   STRASSBURG-HEPPENHEIM:                     Leben. Was war, ist Vergangenheit,
     Gemeinsames Generalkapitel,                an die ich mich erinnern kann. Die
     gemeinsame Leitung                         vor mir liegende Zukunft ist Geschenk
                                                Gottes, für das ich immer wieder
30   UNTERMARCHTAL: Neuer Priester-
                                                danken sollte, in guten und schwe-
     licher Begleiter eingesetzt
                                                ren Zeiten, auch jetzt beim Lesen...
31   LITERATURTIPP: In den Himmel wachsen
                                                                    Text: Sr. Ursula Bittner
31   IMPRESSUM                                                          Foto: Heidi Bittner
32   DIE LETZTE SEITE: Er ist an meiner Seite

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Vergangenheit? RICHTUNG - Barmherzige-Schwestern-Foederation
Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser!

N    un hat es auch das
     „heute 2“ geschafft, bei
Ihnen anzukommen. Der
                                des früheren heute-Autors
                                P. Michael Böhles CSS zeigen
                                uns, wie sich Gott „in Zu-
Titel „RICHTUNG Vergan-         fällen“ zeigt. In Heft 3 und 4
genheit?“ mit der rückwärts-    werden wir weitere Zeitzeu-
laufenden Uhr mahnt uns,        gen zu Wort kommen lassen.
im gegenwärtigen Augen-             Im „Geistlichen Wort“        Sr. M. Elisabeth
blick, im „Hier und Jetzt“,     ermutigt uns Generaloberin
unser Leben zu gestalten.       Schw. Blandine Klein, das
Dennoch ist es erlaubt und      ganze Jahr hindurch das Os-
wichtig, gerade bei runden      terlob nicht verstummen zu
Jubiläen, wie 50 Jahre heute    lassen und aus dieser Freude
und 50 Jahre „Geburtsstunde     und Dankbarkeit zu leben.
der Föderation“, mit Dank-      Freuen dürfen wir uns auch
barkeit zurückzuschauen         über das neue Buch „Beten
und mutig voranzugehen.         mit Vinzenz von Paul“ von
Allen, die dazu beigetra-       Thomas McKenna, das Sr.
gen haben, dass das heute       M. Karin Weber für uns aus       Wolfgang Dausch
entstanden ist und weiter       dem Englischen übersetzen
lebendig bleibt und dass sich   ließ und das unseren vin-        Gottes Wege sein können
die Föderation so großartig     zentinischen Gebetsschatz        und wie sie dennoch zum
entwickelt, sei herzlich gra-   bereichert. Eine Reihe der       Ziel führen, wenn wir bereit
tuliert und gedankt!            Betrachtungen über vin-          sind, nach seinem Willen
    Beim Lesen über die Ge-     zentinische Selige eröffnet      zu fragen und uns von ihm
schichte der Föderation wird    Marguerite Rutan, eine           führen zu lassen. Durch die
spürbar, mit wieviel Liebe,     Märtyrerin der Französi-         Beiträge der Mutterhäuser
Ausdauer und Engagement         schen Revolution, die trotz      wissen wir voneinander,
die einzelnen Gemeinschaf-      Verfolgung und schließ-          können aneinander Anteil
ten diesen Weg gegangen         lich Verurteilung zum Tod        nehmen und spüren unsere
sind. Wie sie die zeitgemäße    ihrem Glauben und somit          Verbundenheit.
Erneuerung des Ordens-          Gott treu blieb. Das Bild            Wir wünschen Ihnen viel
lebens zu den Quellen des       und die Bildmeditation in        Freude beim Lesen. Mögen
Ursprungs führte und wie        der Mitte des Heftes öffnen      Sie die Gewissheit haben,
sie dadurch ihre Zusam-         uns für das Pfingstereignis,     dass ER in allen Situationen,
mengehörigkeit spürten          sodass auch wir befähigt         die das Leben bringt, an Ihrer
und diesen Weg bis heute        sind, wie die Apostel Zeu-       Seite ist und Sie mit SEINEM
fortsetzen. Möge unser aller    gen der Liebe zu sein. Die       Segen begleitet.
weiterer Weg von Gottes Se-     Berufungsgeschichte von
gen begleitet sein. Auch die    Sr. Johanna Maria aus Fulda      Sr. M. Elisabeth Auberger
persönlichen Erfahrungen        zeigt uns, wie verschlungen      und Wolfgang Dausch

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Geistliches Wort

Liebe Schwestern, liebe interessierte                             und mit unserer Umgebung
                                                                  webt. Es heißt „im Herzen die
Leserinnen und Leser!                                             Liebe zum Armen bewahren
                                                                  in einer Haltung der Aufmerk-
                                                                  samkeit und des Teilens“.
                                 zu bekleiden und dich deiner         An die Auferstehung
                                 Verwandtschaft nicht zu ent-     glauben, das bedeutet, an
                                 ziehen?“ (Jes 58,6-7)            den Gott all der Durchgänge
                                     Wir kamen am Ende            und all der Befreiungen
                                 unserer Reise an mit der         glauben, derjenigen Israels
                                 Ankündigung von Ostern,          durch das Rote Meer, den-
                                 diesem Gesang des Exsultet,      jenigen Christi bei seinem
                                 der die Heilsgeschichte auf-     Abstieg in das Reich des To-
                                 greift, um uns einzuladen, die   des, unsere von den Fesseln
                                 Auferstehung zu verstehen,       der Sünde und den Schwie-
                                 anzunehmen und zu feiern,        rigkeiten, die mit Alter und
                                 die unsere Freude und unsere     Krankheit verbunden sind.
Schwester Blandine Klein,        Hoffnung ist.                        An die Auferstehung glau-
Generaloberin in Straßburg           Das Exsultet in der Oster-   ben, das heißt, an den immer
                                 nacht zu singen, die Auferste-   gegenwärtigen Gott glauben,

W     ir haben Ostern ge-
      feiert, aber die Worte
(siehe Seite 5) aus dem „Ex-
                                 hung des Herrn zu feiern, das
                                 bedeutet, sich an die große
                                 Zärtlichkeit und das Erbar-
                                                                  der uns leitet, der uns liebt.
                                                                  Wir sind zum Glück berufen
                                                                  zur Gemeinschaft mit dem
sultet“ sollen das ganze Jahr    men Gottes zu erinnern, die-     Herrn und mit unseren
hindurch immer wieder aufs       ses Schöpfergottes, Erlösers     Brüdern und Schwestern,
Neue in unseren Kirchen,         und Heiligmachers in der         zur vollen Erkenntnis seiner
den Kapellen unserer Kon-        Geschichte der Menschheit        Herrlichkeit, in die unend-
vente ertönen, und ich hoffe,    und in der unseres Lebens,       liche Liebe, die alles über-
auch in unseren Herzen.          und heute sein immer neues       windet. An die Auferstehung
    Wir haben unseren            Handeln zu verwirklichen.        glauben, bedeutet für uns, „in
Weg „Ostern entgegen“ vor            An die Auferstehung          unserer Sendung als Barm-
dem Hintergrund dieses           glauben heißt, an das Leben      herzige Schwester zu bleiben
fordernden Wortes Gottes
begonnen: „Ist nicht das ein
Fasten, wie ich es wünsche:
                                    »An die Auferstehung glauben
die Fesseln des Unrechts zu         heißt, an das Leben glauben.«
lösen, die Stricke des Jochs
zu entfernen, Unterdrückte       glauben, an das gute Leben,      bis zum Ende in der Freude
freizulassen, jedes Joch zu      das Gott uns anbietet, das       unserer Weihe“.
zerbrechen? Bedeutet es nicht,   heißt, an das Leben glauben,         An die Auferstehung glau-
dem Hungrigen dein Brot zu       das stärker ist als der Tod,     ben heißt, in Versetzungen
brechen, obdachlose Arme         heißt, an das Leben glauben,     einwilligen, heißt unserer Re-
ins Haus aufzunehmen, wenn       das sich aus den Beziehungen     signation widersagen, heißt
du einen Nackten siehst, ihn     in unseren Gemeinschaften        sich öffnen für die Fremdheit

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Geistliches Wort

Gottes und für sein kosten-
loses Geschenk.
    An die Auferstehung
glauben, das ist die Freude
aufnehmen, die jedes Mal
geboren wird, wenn wir uns
für den Anderen öffnen, die
hervorquillt, wenn wir in
Treue unseren Dienst tun,
die hervorsprudelt, wenn wir
Verzeihung erfahren oder
erbitten.
    An die Auferstehung
glauben heißt, die Freude
ernten, die entsteht, wenn wir
uns Zeit nehmen, die Gaben
Gottes im Gebet aufzuneh-
men, wenn wir dort blei-
ben, um „den Blick und die
Leidenschaft Gottes für unsere
vielschichtige Welt zu teilen“.
    Lassen wir also diese
Freude in uns wachsen, so
wie der Saft in dieser Früh-
lingszeit hochsteigt, nutzen
wir diese österliche Zeit, um
auf neue Weise die Erzählun-
                                            Ostern 2019
gen der österlichen Erschei-
                                          Frohlocket, ihr Chöre der Engel,
nungen zu durchschreiten.
    Mit dem lebendigen                 frohlocket, ihr himmlischen Scharen,
Christus ist Ostern die Ge-                lasset die Posaune erschallen,
schichte unseres Weges ge-           preiset den Sieger, den erhabenen König!
worden – eines demütigen
                                                  Lobsinge, du Erde,
und einfachen, aber treuen
und beharrlichen Weges,                überstrahlt vom Glanz aus der Höhe!
der uns dahin bringt, „uns           Licht des großen Königs umleuchte dich.
von uns selbst leer zu machen     Siehe, geschwunden ist allerorten das Dunkel.
und uns mit Jesus Christus zu
                                        Gekommen ist das heilige Osterfest.
bekleiden“. (Vinzenz von Paul
XI, 343)                              Dies ist die selige Nacht, in der Christus
    Feiern wir, teilen wir und           die Ketten des Todes zerbrach und
danken wir. Christus ist aufer-         aus der Tiefe als Sieger emporstieg.
standen, Halleluja! Er ist der
Herr der neuen Schöpfung. 

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Föderation

      Rückblick auf die Sabbatzeit 2018
     Es waren für die Teilnehmerinnen gute Tage, wohltuend
    für Seele und Leib, eine gute Mischung zwischen geistiger
      Tätigkeit, Gebet und Stille sowie Erholung und Freizeit.

Dazu ein etwas anderer Bericht über                Die Tage waren gut vorbereitet, durchdacht,
die besonderen Wochen:                             strukturiert, gleich am Montag wurden wir in
                                                   den Verlauf eingeführt.

I ch berichte hier etwas über die Sabbatzeit
  2018 in Saverne. Zu dieser besonderen
Auszeit kamen alle gern.
                                                   Doch zuvor – ganz korrekt – das wurde
                                                   besonders betont: „Hier ist alles französisch“ –
                                                   für uns manches ungewohnt.
Am 29. September sind 12 Schwestern dort           Das Essen war köstlich, es hat meistens allen
angekommen, einige hatte die lange Anreise         geschmeckt, vielleicht hat manche um den
ziemlich mitgenommen.                              Rettungsring sogar etwas zugelegt?
Aus fünf verschiedenen Mutterhäusern sind          Das Grundthema des Kurses war: Frauen im
wir zusammengelaufen und waren geschwind           Neuen Testament! Also bekannte Frauen, aber
ein lebhaft-bunter Haufen.                         auch namenlose, die niemand kennt.
Nach einem herzlichen Willkommensgruß an           Über all diese kann man in der Bibel vieles
der Rezeption bekamen wir Zimmerschlüssel          lesen, hört Geschichten von ihnen und lernt
und erste Information.                             kennen ihr Wesen.
                                                   Gebetszeiten und Gottesdienste standen täg-
                                                   lich auf dem Programm, zur Heiligen Messe in
  »Hier ist alles französisch – für uns            die Hauskapelle ein Pfarrer von draußen kam.
        manches ungewohnt.«                        Am zweiten Samstag fuhren wir zu einer
                                                   Messe in eine Wallfahrtskapelle, zur „Mutter
                                                   vom guten Brunnen“, bei einer heilsamen
Tags drauf, am Sonntag, gingen alle in die         Quelle.
Pfarrkirche zur Messe, dieser besondere            Ein Bischof begrüßte uns gar in diesem Pilger-
Gottesdienst auf Französisch weckte gleich         kirchlein dort, wir zapften auch Heilwasser
unser Interesse.                                   uns und nahmen’s mit fort.
Am Nachmittag hörten wir etwas über das            Zurück im Haus war dann ein wenig Reine-
Haus und die Kapelle, später gingen wir noch       machen angesagt, und danach war für alle
durch den Garten und bis zur Quelle.               frei, auch noch am nächsten Tag.

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Föderation

Erst am Montag früh traten wir wieder zur              Zur Sonntagsmesse pilgerten wir noch mal in
Fortsetzung an und plagten uns weiter mit              die Pfarrkirche vor Ort, die dieses Mal der uns
diesen Bibelfrauen dann.                               schon bekannte Pfarrer feierte dort.
Mit manchen von ihnen taten wir uns beson-             Ein sehr lebendiger Gottesdienst, sicher für
ders schwer, wo holte Sr. Luitraud nur all die         alle Anwesenden ein Genuss, die deutschen
hintergründigen Gedanken her?                          Schwestern bekamen vom Ambo her auch
                                                       einen Gruß.
Sie fand stets zwischen den Zeilen so viele
unbekannte Aspekte, die keine von uns jemals
beim Lesen entdeckte.
                                                               »Wir konnten auftanken
Geschickt verstand sie es, uns zu animieren,
dass wir versuchten, manche Kapitel vorwärts
                                                                und sind jetzt wieder
und zurück zu buchstabieren.                                   zum Neuanfang bereit.«
Nach Gebet und Arbeit zog es uns dann oft in die
schöne Natur hinaus, der Wald ist ganz nah oder
im Garten beim Teich sitzen hinterm Haus.              Der Rest des Tages war frei, azurblauer Him-
                                                       mel, die Sonne schien heiß, für einen solch
Fast zwei Wochen im Haus der Quelle waren              herrlichen Herbst sei dem Herrn auch ein
rasch vorbei, wir hörten, lernten und erlebten         Lobpreis.
dort vielerlei.
                                                       Montagvormittag zogen wir dann über die
Zu einem Straßburg-Ausflug waren wir am                zwei Wochen Bilanz, was war und was brachte
Freitag eingeladen, das war eine schöne Ab-            die Sabbatzeit oder was fehlte ganz?
wechslung und ein Höhepunkt in diesen Tagen.
                                                       Gelernt haben wir sicher von den biblischen
Pünktlich 9 Uhr ging mit Bus und Pkw ab hier           Frauen, man sollte ihre Geschichten und auch
die Reise los, und unser aller Vorfreude war           andere Texte genauer anschauen.
schon sehr groß.
                                                       Vielleicht erwarteten manche hier auch ganz
Dort gab es vieles zu hören, zu erleben und            andere Sachen? Aber es ist nicht leicht, stets
zu sehen, so ein Straßburg-Trip ist fürwahr            allen alles recht zu machen.
lohnenswert und schön.
                                                       Grundsätzlich war es für uns eine erholsame
                                                       und gute Zeit. Wir konnten auftanken und
  »Das Grundthema des Kurses war:                      sind jetzt wieder zum Neuanfang bereit.
    Frauen im Neuen Testament.«                        Sr. Luitraud sei von hier schon ein herz-
                                                       liches Danke gesagt, sie hat sich mit unserem
                                                       Stummsein oft recht lange geplagt.
Darüber könnte ich jetzt noch einiges berich-          Am Spätnachmittag kam per Zug der Exer-
ten, aber ich muss bald enden mit den vielen           zitienleiter an, wir alle waren schon gespannt,
Geschichten.                                           wer ist wohl dieser Mann?
Am Samstag stand für uns ein „Wüstentag“               Gleich beim Abendessen und später bei der
auf dem Plan, und der hat uns zur Einkehr              Einstiegsrunde, stellten wir uns kurz vor und
recht gut getan.                                       auch er gab von sich Kunde.

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Vergangenheit? RICHTUNG - Barmherzige-Schwestern-Foederation
Föderation

Das erste Beschnuppern tat uns allen gleich          Allen im Haus, die halfen, uns umsorgten
gut, er redete nicht so geschwollen und er           von früh bis Nacht, sei ein ganz großes Lob
machte uns Mut.                                      und von Herzen DANKE gesagt.
Seine Vorträge waren kurzweilig, alle waren          Wir fühlten uns wohl hier und wir haben’s
stets ganz Ohr, Glaube, Hoffnung, Liebe und          genossen, vielleicht ist heimlich beim Abschied
Aussicht auf das Jenseits kamen drin vor.            mancher ein Tränlein geflossen?
Bei den Mahlzeiten erlebten wir ihn als              Drei Wochen sind nun um und die Sabbatzeit
einen geselligen Typ, sein Schmunzeln oder           ist zu Ende, wir fahren alle heimwärts und es
herzhaftes Lachen uns nicht verborgen blieb.         beginnt eine Tagesrhythmuswende.
Beim Erzählen haben wir an seinen Lippen             Die Zeit hier war angenehm und das Herbst-
gehangen, diese drei besonders schönen Tage          wetter immer gut, wir gehen aus dem Haus
sind allzu schnell vergangen.                        der Quelle mit viel Elan und frischem Mut.
Mit meinem langen Vortrag komme ich so               Beim Ausgang sagen wir noch mal allen
langsam zum Schluss, doch zuvor den                  Danke und Adieu dem Haus der Quelle und
fleißigen Geistern hier noch herzlich gedankt        den Schwestern, bei euch war es schön.
werden muss.                                                                 Sr. Angelina Thiel, Fulda

       Länderübergreifendes                                            Willst Du einfach mal etwas
                                                                       anderes tun? Brauchst Du
    ANGEBOT für junge Menschen                                         mal andere Menschen um
                                                                       Dich? Willst Du Natur spü-
         Vom 8. bis 15. Juli 2019 in Saverne/Elsass                    ren? Brauchst Du mal Zeit
                                                                       für Stille, Gebet? Brauchst

U    nter dem Titel „Finde
     deinen Weg - auf der
Suche nach dem Sinn des
                                                                       Du einen Raum für Fra-
                                                                       gen, die Du so gern stellen
                                                                       möchstest?
Lebens“ gestalten Schwes-                                                  Die Woche wird geleitet
tern der Föderation Vinzen-                                            von Schwester Blandine
tinischer Gemeinschaften                                               Klein (Straßburg, Schwes-
aus Deutschland, Frankreich                                            ter Helen Rast (Zams)
und Österreich in der Zeit                                             und Schwester M. Hanna
vom 8. bis 15. Juli 2019 in                                            Schmaus (Hildesheim). 
Saverne/Elsass ein Angebot
für junge Menschen im Alter                                            Information und Anmeldung
von 16 bis 20 Jahren.                                                  per E-Mail bei den drei
    In der Ankündigung                                                 Leiterinnen unter: bklein.
heißt es: „Hast Du Sehn-                                               spupgenerale@free.fr oder
sucht nach einer Auszeit?                                              sh.rast@mutterhaus-zams.at
Bist Du auf der Suche nach       Finde deinen Weg – auf der Suche      oder sr.m.hanna@vinzentine-
dem Sinn Deines Lebens?          nach dem Sinn des Lebens              rinnen-hildesheim.de

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Vergangenheit? RICHTUNG - Barmherzige-Schwestern-Foederation
Vinzentinische Familie

                                                Impressionen aus den USA (6)

                                                  „Möchten sie
                                            unser Versuchskaninchen
                                                   werden?“

M     it dieser Frage konfron-
      tierte mich ein Professor
in der „School of Public Ser-
                                  binden. Das Vorgehen ist
                                  komplett neu und ich werde
                                  somit die Gelegenheit er-
                                                                     Auf der Suche nach einer
                                                                 geeigneten vinzentinischen
                                                                 Einrichtung bin ich schnell
vice“ im Februar. Auch wenn       halten, nicht nur für mich     fündig geworden und habe
die Amerikaner eigentlich         und meine Zukunft in der       die „Colorado Vincentian
von einem „Versuchsschwein“       Österreichisch-Deutschen       Volunteers“ (CVV) in Den-
sprechen, ist das Gleiche         Provinz der Vinzentiner        ver für mein Projekt aus-
gemeint wie in Deutschland.       etwas zu entwickeln, sondern   gesucht. Diese Einrichtung
Ich war gespannt, was sich        auch für meine Fakultät an     wurde vor 25 Jahren von
hinter dieser Frage verbergen     der DePaul-Universität.        dem Ehepaar Mary Fances
würde und sagte spontan                                          und Bill Jaster aus einer
ja. Die Frage drehte sich         Vincentian Volunteers          Vinzenzkonferenz heraus
um meine Masterarbeit in          Professor Diamond erklär-      gegründet.
„Nonprofit Management“            te mir, dass sein Vorschlag        Es sieht seinen Zweck
und ein damit verbundenes         für mich darin besteht, im     darin, jungen Menschen im
Projekt. Ich hatte zu diesem      Rahmen eines 200 Stunden       Alter von 22 bis 30 Jahren
Zeitpunkt noch keinen blas-       umfassenden Praktikums         eine Möglichkeit zu bieten,
sen Schimmer, über welches        ein Projekt zu begleiten, zu   Gemeinschaftsleben zu
Thema ich meine Arbeit            analysieren und eine Hypo-     entdecken, den Armen im
schreiben soll. Der Vorschlag     these zu entwickeln und zu     Namen des hl. Vinzenz von
meines Professors drehte sich     prüfen. Meine Gedanken         Paul zu dienen und spirituell
zunächst darum, dass die          drehen sich seit längerem      und persönlich zu wachsen.
Fakultätskonferenz beschlos-      um das Thema: „Was bedeu-      Das Projekt lässt sich am
sen hatte, die Masterarbeiten     ten vinzentinische Leitung     besten mit einem Freiwil-
mehr mit praktisch relevan-       und vinzentinisches Charis-    ligen Sozialen Jahr (FSJ) in
ten Gesichtspunkten zu ver-       ma im 21. Jahrhundert?“        Deutschland vergleichen.

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Vergangenheit? RICHTUNG - Barmherzige-Schwestern-Foederation
Vinzentinische Familie

    Jedes Jahr von August bis            Teilnehmer überwiegend aus       Dienst im CVV-Programm
Ende Juli nächsten Jahres                den USA teil, einige kommen      vinzentinische Werte der
leben die Teilnehmer in zwei             auch aus Europa. Seit Beginn     Ehrenamtlichen im 21.
Häusern, in denen sie von                des Projekts wurden 628.000      Jahrhundert?“ 2. Was ist die
vier Hauptamtlichen des                  Stunden von den Teilneh-         Rolle eines vinzentinischen
Trägervereins unterstützt und            mern geleistet, was inklusive    Leiters, einer vinzentinischen
begleitet werden. Dazu ge-               Lohnkosten, Nebenkosten          Leiterin im 21. Jahrhundert
hören: Exerzitien, wöchent-              und Versicherungen einen         am Beispiel des CVV-Pro-
liche Gruppenreflexionen,                Gegenwert von mehr als 5,7       gramms?
wöchentliche Eucharistie-                Millionen Dollar entspricht.         Die akademischen Regeln
feiern, Diskussionsrunden                Diese Summe sparen die so-       in den USA schreiben vor,
mit externen Theologen und               zialen Einrichtungen durch       dass alle wissenschaftlichen
Philosophen und wöchent-                 die Freiwilligen des vinzenti-   Arbeiten mit statistischen
liche Einzelreflexionen.                 nischen FSJ.                     Untersuchungen begleitet
Seit Beginn des Programms                                                 werden müssen. Aus diesem
arbeiten die CVV mit mehr                Forschungsfragen                 Grund musste ich ergänzend
als 30 Einrichtungen zu-                 und Hypothese                    zu den beiden Fragen noch
sammen, die kirchlich oder               Nach einem dreitägigen Be-       eine Hypothese entwickeln.
öffentlich getragen werden.              such Ende März war für           Diese Hypothese wird durch
Dazu gehören: Frauenhäuser,              mich klar, dass dies der         die statistische Auswertung
Obdachlosenwohnheime,                    ideale Platz für mich und        eines Fragenkatalogs entwe-
Tageseinrichtungen für Dro-              mein Anliegen sein wird. Zu      der belegt oder widerlegt.
genabhängige, Einrichtun-                Beginn des neuen Quartals        Meine Hypothese lautet:
gen für Waisen, für Kinder               habe ich gleich damit be-        Das CVV-Programm hat die
von Drogenabhängigen,                    gonnen, meine Forschungs-        Möglichkeit, bei den Pro-
psychisch kranke Menschen                fragen und meine Hypo-           grammteilnehmern vinzen-
und Menschen mit körper-                 these zu formulieren. Zum        tinische Werte zu verstärken
lichen Einschränkungen.                  jetzigen Zeitpunkt zeichnen      und positiv zu beeinflussen.
Jedes Jahr nehmen am Pro-                sich zwei Fragen ab: 1. In           Liebe Leserinnen und
gramm zwischen 15 und 20                 welchem Maß beeinflusst der      Leser des heute, ich hoffe,
                                                                          dass ich Ihnen einen kurzen
                                                                          Einblick in den Sinn und
                                                                          Fortschritt meines Studiums
                                                                          geben konnte. Ich bin davon
                                                                          überzeugt, dass ich relevante
                                                                          Ergebnisse für mich und un-
                                                                          sere vinzentinische Familie
                                                                          finden werde. Im nächsten
                                                                          Heft kann ich sicherlich wei-
                                                                          tere Informationen liefern.
                                                                              Bleiben Sie gesund und
                                                                          froh in ihrem Dienst für
                                                                          Gott und die Menschen! 
Vinzentinische Freiwillige mit Schwester Janet Francis                           Ihr P. Andreas Müller, CM

                                                         10
Spiritualität/Betrachtung

               Thomas MCKENNA:
          Beten mit VINZENZ VON PAUL

    M      it meiner Aufgabe als
           Föderationsreferentin
    übernahm ich damals von
                                     New York. Über viele Jahre war
                                     er als Dozent am Priesterse-
                                     minar und später als Novizen-
    Sr. Veronika Häusler auch den    meister in der amerikanischen
    Auftrag, das Büchlein von        Ostprovinz der Vinzentiner
    Thomas McKenna, „Praying         tätig. Er ist bekannt für seine
    with Vincent de Paul“, das es    Exerzitien zur vinzentinischen
    bis dahin nur in englischer      Spiritualität und Verfasser zahl-
    Sprache gab, ins Deutsche        reicher theologischer Artikel.
    übersetzen und drucken zu        Das Büchlein eignet sich sehr
    lassen. Jetzt ist es endlich     gut für Exerzitien bzw. Medita-
    soweit: Das Büchlein wurde       tionen für sich allein oder mit
    Anfang April ausgeliefert.       Gruppen. Beim mehrmaligen
                                                                           Thomas McKenna, Beten mit
        Dr. Thomas F. McKenna CM     Korrekturlesen habe ich es            Vinzenz von Paul, 160 Seiten,
    lehrt Spiritualität an der St.   richtig liebgewonnen.                erschienen 2019,
    John’s Universität in Jamaica,    Sr. M. Karin Weber, Untermarchtal   ISBN978-3-8306-7946-2, 14,95 €

         Selige Marguerite Rutan,                                          und in den Grundbegriffen
                                                                           der Architektur und Buch-
       Tochter der christlichen Liebe                                      haltung. Schon in jungen
                                                                           Jahren war sie in der Lage,
           Märtyrerin der Französischen Revolution                         im väterlichen Unternehmen
                                                                           die Buchhaltung zu leiten.

In einem seiner letzten
 Briefe hat Generalsuperior
Tomaž Mavrić vorgeschla-
                                     dern geboren und von ihren
                                     frommen Eltern im christli-
                                     chen Glauben erzogen. Ihr
                                                                               Durch ihre fromme
                                                                           Mutter hörte sie auch über
                                                                           Vinzenz von Paul und sein
gen, sich mit den seligen der        Vater war Steinmetz und               Wirken; gab es doch in Metz
Vinzentinischen Familie zu           Architekt, die Mutter sorgte          einen Konvent mit Barmher-
beschäftigen. Diesen Gedan-          sich um die große Familie             zigen Schwestern. Zu diesen
ken greife ich für die heute-        und die Erziehung ihrer               Schwestern, zu ihrem Leben
Hefte in diesem Jahr auf und         Kinder. Der Vater erkannte            und Wirken, fühlte sich
stelle dieses Mal die selige         schon früh, dass Marguerite           Marguerite hingezogen. In
Marguerite Rutan vor.                ein intelligentes Mädchen             ihr wuchs immer mehr die
    Marguerite Rutan wurde           ist. Deshalb unterrichtete            Gewissheit, dass sie selbst
am 23. April 1736 in Metz als        er selbst sie in Mathematik,          als Barmherzige Schwester
achtes von fünfzehn Kin-             geometrischem Zeichnen                leben möchte, um für Arme

                                                     11
Betrachtung

und Notleidende da zu sein.                                           richtete sie für diese Kinder
Der Wunsch, im Geist des                                              Klassenräume ein, um sie zu
Evangeliums zu leben und                                              unterrichten. Auch schwan-
mit anderen zusammen ihr                                              gere Frauen in Not nahm
Leben in der Spiritualität des                                        sie auf und begleitete sie
hl. Vinzenz zu teilen, wurde                                          während dieser Zeit.
in ihr immer stärker. So trat                                             Das Hospital in Dax galt
sie mit 20 Jahren ins Postu-                                          schon bald als Vorzeige-
lat bei den Barmherzigen                                              Spital und konnte, aufgrund
Schwestern ein und begann                                             seines guten Rufes und weil
ein Jahr später, an ihrem                                             es solide aufgestellt war, er-
21. Geburtstag das Noviziat                                           weitert werden. Aufgrund
im Seminar in Paris. Schon                                            ihres überdurchschnittlichen
fünf Monate später wurde                                              sozialen Engagements ge-
sie zum Dienst in ein Hos-                                            noss Sr. Marguerite in der
pital in Pau gesandt. Zwei                                            Bevölkerung hohes Anse-
ihrer Schwestern traten bald                                          hen. Sie und ihre Mitschwes-
nach ihr ebenfalls in die                                             tern betreuten die Patienten
Gemeinschaft ein, worüber                                             mit Fachkompetenz, Hin-
Sr. Marguerite sehr glück-                                            gabe und Nächstenliebe.
                                  Die selige Sr. Marguerite Rutan
lich war. Allerdings musste       (Bildnachweis: Snapshot of Sr.      Von den Bewohnern der
sie miterleben, dass beide        Marguerite Rutan, D.C., Martyr of   Stadt wurden die Schwes-
Schwestern jung starben.          the French Revolution)              tern sehr geschätzt und
                                                                      erfuhren großes Ansehen.
                                                                      Die Schwestern wiederum
     »Für sie standen immer die                                       pflegten einen guten Kontakt
                                                                      zu ihnen.
     Menschen im Vordergrund.«
                                                                      Während der Französischen
    Nach ihrem Dienst im          aufgrund ihres sorgfältigen         Revolution
Spital in Pau war sie in          Wirtschaftens stabilisierten        Mit dem Ausbruch der
verschiedenen Hospitälern         sich die Einrichtungen, in          Französischen Revolution
tätig, bis sie 1779 als Schwes-   denen sie tätig war. Für Sr.        begannen die Schwierig-
ter Dienerin nach Dax kam.        Marguerite standen jedoch           keiten auch für die Schwes-
Dank ihrer Ausbildung und         immer die Menschen im               tern. Priester und Schwes-
Begabung übernahm sie             Vordergrund. So sorgte sie          tern wurden aufgefordert,
überall, wo sie war, nicht        überall bei den Waisenkin-          den Treueeid der Nation zu
nur Dienste in der Kranken-       dern dafür, dass sie in den         schwören, nur dann durften
pflege, sondern auch Aufga-       Einrichtungen leben konn-           sie im Amt bleiben. Wer dies
ben in der wirtschaftlichen       ten, Lesen und Schreiben            nicht tat, riskierte sein Le-
Leitung der Einrichtungen.        lernten und eine Ausbildung         ben. Sr. Marguerite und ihre
Dank ihres Weitblicks, ihrer      bekamen. Überall wo sie             Schwestern weigerten sich,
organisatorischen und Ver-        war, nahm sie sich der vielen       diesen Eid zu schwören und
waltungsfähigkeiten und           Straßenkinder an. In Dax            ihr geistliches Leben aufzu-

                                                   12
Betrachtung

geben. Zunächst wurden sie         sen Entschluss wurden nicht         ben, unserer Hoffnung und
in der Pflege gebraucht und        zugelassen.                         unserem Gottvertrauen. Ein
durften aufgrund ihres hohen           Am 9. April 1794 wurde          Jahr nach ihrem Tod erklärte
Ansehens weiterhin im Spital       sie zusammen mit einem              der Bezirksdirektor von Dax:
in Dax tätig sein. Als 1792        Priester durch die Guillotine       „Die Stadtgemeinde von Dax
alle Ordensgemeinschaften          hingerichtet. Vier Monate           wird lange um diese tugend-
aufgelöst und die Ordens-          nach ihrem Tode war die             hafte Frau trauern, die durch
tracht verboten wurde, legten      Schreckensherrschaft der            Charakterfestigkeit an ihrer
sie nur den Schleier ab und        Französischen Revolution            religiösen Überzeugung fest-
ersetzen diesen durch ein          vorbei. Sr. Marguerite war          hielt und aufgrund von nicht
bäuerliches Kopftuch. Sie          die letzte Vinzentinerin, die       bewiesenen Vorwürfen auf
widmeten sich weiterhin den        hingerichtet wurde, weil            unmenschliche Weise geopfert
Armen und Kranken. Im              sie zu ihrem Glauben und            wurde.“
Vertrauen auf Gott blieben         ihrem gottgeweihten Leben
sie trotz der Unruhen, Ver-        stand. Ihre Aufrichtigkeit,         Seligsprechung
haftungen und Hinrichtun-          Geradlinigkeit, ihr Mut, ihr        Am 1. Mai 1795 fand in der
gen weiterhin in Dax.              Gottvertrauen und ihre              Kapelle des Spitals in Dax
                                   Hingabe sind für uns alle           ein feierlicher Gedenkgottes-
Verhaftung und                     ein leuchtendes und be-             dienst statt, und am 19. Juni
Verurteilung zum Tod               stärkendes Zeichen, auch            2011 wurde sie in Dax selig
Trotz allen Ansehens, das          in unserer konflikthaften           gesprochen. Ihr Gedenktag
Sr. Marguerite genoss, war         Zeit und Welt Zeugnis zu            ist der 9. April. 
sie der Revolutionsbehörde         geben von unserem Glau-             Sr. M. Karin Weber, Untermachtal
ein Dorn im Auge. Sobald
sich ihnen die Möglichkeit
bot, unterstellten sie ihr, dass
sie die Soldaten bestochen
                                        Tischgebete mit Worten des hl. Vinzenz
hätte, um sie zu beeinflus-
                                                           Vor dem Mittagessen
sen. Das war für die Revo-
lutionsbehörde Anlass, Sr.           Gott, wir haben uns in der Mitte des Tages zum Essen versam-
Marguerite am 24. Dezem-             melt und damit unser Tageswerk unterbrochen. Lasst uns mit
                                     einem Wort des hl. Vinzenz Rückschau halten. Er sagte: „Wir sol-
ber 1793 zu verhaften. Bei           len alles für Gott tun, ohne die Achtung der Menschen zu suchen
ihrem Verhör wurde sie               und auf ihren Beifall zu rechnen.“ Stärke uns mit diesen Gaben
böswillig beschimpft und             für den weiteren Verlauf dieses Tages und segne uns: „Im Namen
angeklagt. Sr. Marguerite            des Vaters...“
war bald klar, dass ihr Ende
bevorstand. In Demut und                                 Nach dem Mittagessen
im Vertrauen auf Gott ließ           Gott, wir danken dir für die Stärkung des Leibes, um die zwei-
sie alle Verleumdungen und           te Tageshälfte zu bestehen. In schwierigen Situationen höre auf
Demütigungen über sich               unsere Bitte mit Worten des hl. Vinzenz. Er empfiehlt uns ver-
                                     trauend zu beten: „Herr, wenn du an meiner Stelle stündest, was
ergehen. So wurde sie vom            würdest du jetzt tun?“ Mit diesem Gedanken und deinem Segen
Revolutionsgericht zum Tod           lasst uns weiter durch den Tag gehen: „Im Namen des Vaters...“
verurteilt; eine Verteidigung                                                      Sr. Ursula Bittner
und Widerspruch gegen die-

                                                  13
Aus unserer Geschichte

                        Vor 50 JAHREN machten sich die
                  Mutterhäuser auf den WEG ZUR FÖDERATION
                        Vinzentinischer Gemeinschaften

                                                                                                                                     1734
                                                                                                                                 Strasbourg

                                                                                                                                                                                                                                                        1858 Untermarchtal

                                                                                                                                                                                                                                                                             1921 Heppenheim
                                                                                                                                                                                             1841 Paderborn
                                                                                                   1832 München

                                                                                                                                                                                                                                   1846 Freiburg
                                                                                                                                                     1834 Fulda
                                   1823 Zams

                                                                                                                                                     Mananthavady/Indien

                                                                                                                                                                                              Mananthavady/Indien

                                                                                                                                                                                                                                  Mananthavady/Indien

                                                                                                                                                                                                                                                                             Mananthavady/Indien
                                                                                                                                                                           1857 Hildesheim
                                                                                                                                    1839 Innsbruck
                                                                  1862 Augsburg
                   1842 Szathmar

                                                                                                                                                                                                                    Suwon/Korea
                                                                                   1844 Salzburg
    1844 Zagreb

                                               1832 Wien

                                                                                                                  1841 Graz

                                                                                                                                                                                                                                                        Tanzanie
                                                           Peru

                                                                                                                  1955 Treviso

                                                                                                                                     1941 Meran

                                                                                                                                                     Tanzanie

                                                                                                                                                                            Peru

D    ie Föderation Vinzentini-
     scher Gemeinschaften be-
steht seit dem 15. April 1971,
                                                                                  jedes christlichen Lebens und
                                                                                  zum Geist des Ursprungs der
                                                                                  einzelnen Institute, zugleich
                                                                                                                                                                                                         Zusammenschlüsse, wenn
                                                                                                                                                                                                         sie nahezu gleiche Satzungen
                                                                                                                                                                                                         haben und ihre Gebräuche
dem Tag ihrer Approbation.                                                        aber deren Anpassung an                                                                                                vom selben Geist beseelt sind.“
Sie ist, wie so vieles in der                                                     die veränderten Zeitverhält-                                                                                           (n° 22) Auch im Kirchenrecht
Kirche, das uns inzwischen                                                        nisse.“ (n° 2)                                                                                                         wurde dieser letzte Text aufge-
selbstverständlich geworden                                                       „Wo es angebracht erscheint,                                                                                           nommen.
ist, Tochter des Konzils. Zwei                                                    sollen Institute und Klöster                                                                                               Wie auch sonst in der
Texte aus Perfectae Caritatis                                                     eigenen Rechts, die irgendwie                                                                                          Kirche, war in vielen Ge-
waren wegweisend: „Zeit-                                                          zur gleichen Ordensfamilie                                                                                             meinschaften das Leben den
gemäße Erneuerung des                                                             gehören, mit Gutheißen des                                                                                             Texten vorausgegangen. Viele
Ordenslebens heißt ständige                                                       Hl. Stuhles Föderationen                                                                                               strebten nach Reform, viele
Rückkehr zu den Quellen                                                           untereinander anstreben oder                                                                                           suchten nach einer zeitge-

                                                                                                                                     14
Aus unserer Geschichte

mäßen Erneuerung ihres           vom hl. Vinzenz von Paul“          Und sie wurde uns sichtbar,
Ordenslebens, im inneren         benennen konnten.                  denn gerne lud Chère Mère
und im äußeren Bereich.              Die Entstehung, das            Marie-Ange Vogel (General-
Dieses Suchen voraus führte      Wachsen einer Gemeinschaft,        oberin von 1946 bis 1964) die
paradoxerweise zurück zu         ist nie einfach wie so ein ge-     Tochterkongregationen nach
den Quellen, zum Geist des       rader Strich: Es sind Lebens-      Straßburg ein, so zu einem
Ursprungs.                       geschichten, die jede Kongre-      Treffen der Obern 1956, elf
   Und auf diesem Weg der        gation reichlich dokumen-          Jahre nach der leidvollen Zeit
Erneuerung, in einem „Zu-        tieren kann. (Einige haben es      des 2. Weltkrieges, ebenso
rück zum Ursprung“ fanden        schon sehr lebhaft im heute        1962 zu ihrem Professjubilä-
wir zusammen.
   Wir, das waren die            »In einem ›Zurück zum Ursprung‹
Gemeinschaften, die in der
Zeitspanne eines Jahrhun-             fanden wir zusammen.«
derts (1823 bis 1921) direkt
oder indirekt von Straßburg      getan). Und immer wieder           um. Und gerne reiste sie in die
aus gegründet wurden.            finden wir zu Beginn den           deutschen Mutterhäuser.
                                 Mut und die Großherzigkeit             Schon bahnte sich die
Die Soeurs de la Charité         unserer Mutter Vinzenz             spätere Föderation ihren
in Straßburg                     Sultzer (Generaloberin der         Weg. Monsignore Mack,
Straßburg, d.h. die Soeurs de    Straßburger Kongregation           Superior in Untermarchtal,
la Charité de Strasbourg, 1734   von 1813 bis 1868). In diesen      unermüdlicher Initiator dieses
in Saverne im Elsass durch       Anfängen gründet eigentlich        Werkes, sagte 1971 in einem
dessen Bischof Cardinal de       die heutige Föderation.            Rückblick: „Die Besinnung
Rohan gegründet, nach Aus-           Den Schwestern im Straß-       auf den Geist des Ursprungs
bildung der ersten Schwes-       burger Mutterhaus war diese        führte zum ersten Mal im
tern bei den Paulus-Schwes-      Ausdehnung stets bewusst;          Jahre 1956, auf Einladung
tern in Chartres. Obwohl die     stolz erklärten sie uns die Pos-   von Mutter Marie-Ange, alle
von dort mitgebrachte Regel      tulats- und Noviziatsleiterin.     Tochter-Kongregationen ins
sehr vinzentinische Akzente                                         Allerheiligen-Kloster von
hatte, vergingen noch einige                                        Straßburg. Die im Jahr 1966
Jahre, bis der erste Superior                                       in der vinzentinischen Arbeits-
Antoine Jeanjean die Schwes-                                        gruppe fester geknüpften Bande
tern für das Leben und Wir-                                         zwischen den Kongregationen
ken des hl. Vinzenz (1737                                           trugen von Jahr zu Jahr mehr
heilig gesprochen) begeisterte                                      dazu bei, dass die Erneuerung
und ihren Dienst an den                                             dieser Gemeinschaften und
Armen, den Kranken, an den                                          ihrer Konstitutionen gemäß
Findelkindern u.a.m. unter                                          den Weisungen des II. Vatica-
sein Patronat stellte.                                              nums mit vereinten Kräften
    So kam es, dass die von                                         und zielstrebig angepackt
Straßburg aus gegründeten                                           werden konnten.“
Gemeinschaften sich als
„Barmherzige Schwestern          Mère M. Ange Vogel                 k Weiter auf Seite 18

                                                15
Bildmeditation

           ZWISCHEN
Abschied
 UND Erwartung

         Text:
   Sr. Ursula
      Bittner
  Foto: Heidi
                 D   er Evangelist Lukas
                     schildert nachösterliche
                 Begegnungen zwischen den
                                                   Wenn wir uns im täglichen
                                                   gemeinsamen Beten wie die
                                                   Jünger damals für das Kom-
      Bittner    Jüngern und Jesus, so auch        men des Heiligen Geistes
                 diese: „Er führte sie hinaus in   öffnen, so wird sich etwas in
                 die Nähe von Betanien und         uns verändern. Wir können
                 während er sie segnete, wurde     im Alltag zu Zeugen der Liebe
                 er zum Himmel emporgeho-          werden, die unser Denken,
                 ben.“ (Lk 24,50-51) Dieser        Reden und Handeln verändert.
                 Abschied von Jesus war nötig,     Dieses Verhalten macht die
                                                   Tage vor Pfingsten kostbar.

»Wir können im Alltag zu                                     Den Geist
                                                             erwarten:
Zeugen der Liebe werden.«                                   Sehnsucht
                                                            im Suchen
                                                            und Hoffen
                 um den Jüngern und damit                  im Glauben!
                 auch uns die geistige Nähe im
                 Pfingstereignis zu schenken.                Komm,
                 In dieser Erwartung stehen                  Heiliger
                 wir auch heute vor Pfingsten.                Geist!

                                        16
„Himmelfahrt“ in der Pfarrkirche in Schwefe

17
Aus unserer Geschichte

                                   daran beteiligt. (Zams und       ein Hindernis: Es galt, eine
                                   Wien beschlossen einstweilen,    geschichtsbedingte, kirchen-
                                   eigene Wege der Erneuerung       rechtliche Situation zu klären,
                                   zu gehen.) Von August 1968       bevor wir eine Föderation
                                   bis Februar 1971 tagten wir      gründen, einen Zusammen-
                                   etwa acht Mal mit einem Text-    schluss von gleichgestellten
                                   vorschlag aus Untermarchtal      Kongregationen. Denn zu
                                   und mit Vorlagen, die in der     der Zeit, 1969, hatten drei
                                   Zwischenzeit in jeder Kon-       Gemeinschaften noch den
                                   gregation ausgearbeitet wur-     Status von Provinzen des
                                   den. Der daraus erstellte Text   Straßburger Mutterhauses:
                                   wurde von den verschiedenen      Freiburg und Fulda seit wir
                                   Gemeinschaften, mit einigen      päpstlichen Rechtes geworden
Superior Msgr. Georg Mack          spezifischen Abänderungen,       sind (1871) und Heppenheim
(Untermarchtal)                    als vorläufige Lebensordung      seit der Errichtung (1921).
                                   approbiert und adaptiert. Der    (Nur kurz zur Erläuterung:
1966 – hiermit erwähnte Su-        französische Text für Straß-     Genau ein Jahrhundert vor
perior Mack die gemeinsame         burg war keine Übersetzung,      unseren jetzigen Bemühungen
Tagung in Fulda. Ihr voraus-       aber in den Grundideen dem       scheiterte in Rom der Versuch
gegangen war eine Begeg-           deutschen ganz treu.             einer Approbation gemein-
nung der Generaloberinnen                                           samer Konstitutionen für 5
der Vinzentischen Gemein-          Umfragen über den                selbstständige Kongregationen.
schaften in Untermarchtal          Beitritt zur Föderation          Dies benötigte, so Rom, einen
aus Anlass der Jahreskon-          Gemeinsamer Ursprung,            Zusammenschluss. Es geschah
ferenz der Ordensobern             nahezu gemeinsame Satzun-        für Fulda und Freiburg, die
Deutschlands im Mai 1966.          gen, die Bedingungen eines       so Provinzen von Straßburg
                                   engeren Zusammenschlusses        wurden; Heppenheim wurde
Ein starkes, geistliches           waren geschaffen.                nach dem 1. Weltkrieg als
Fundament                             In ihrem Treffen vom          solche errichtet.)
Es folgten 1967 und 1968           März 1969 geben die 10 Ge-           In Wirklichkeit aber und
zwei weitere wichtige Ver-         neraloberinnen ihre Zustim-      im öffentlichen Recht ihres
sammlungen in Paderborn.           mung, eine Föderation zu         Landes waren die 3 „Provin-
Alle drei sind in folgenden        errichten. Noch muss in den      zen“ selbstständige Kongre-
Broschüren festgehalten:           einzelnen Gemeinschaften         gationen. Doch alle 5 Jahre
„Auf neuen Wegen – Erbe            bei allen Schwestern diesbe-     musste ein gemeinsamer Be-
und Auftrag – Die Spiritua-        züglich eine Umfrage gehal-      richt nach Rom, dessen Syn-
lität des hl. Vinzenz (mit P.      ten werden. Jede Kongrega-       these in Straßburg zusam-
Dodin CM)“.                        tion wird abstimmen, ob sie      mengestellt wurde. Und bei
    So war ein starkes, geistli-   der Föderation Vinzentini-       jedem Wahlkapitel kamen
ches Fundament gegeben,            scher Gemeinschaften beitre-     delegierte Schwestern der 3
und die Erarbeitung einer          ten will und die Zustimmung      „Provinzen“ nach Straßburg.
gemeinsamen Lebensord-             ihres Bischofs einholt.          Im Dezember 1964, bei der 1.
nung begann. Zuerst 12, dann          Auf diesem Weg stand          Wahl von Mère M. Angélique
10 Gemeinschaften waren            für einige unter uns noch        Otter, der Nachfolgerin von

                                                 18
Aus unserer Geschichte

Mère M. Ange Vogel, war
dies noch der Fall; im Feb-
ruar 1971, bei ihrer Wieder-
wahl, war es schon anders;
denn nun komme ich zu
unserem Hürdenlauf: Im
Frühjahr 1969 haben wir in
Freiburg, Fulda, Heppenheim
und Straßburg in Reformka-
piteln abgestimmt und die
Ergebnisse gingen am 10. Mai
1969 nach Rom, in einem           Treffen der vinzentinischen Gemeinschaften 18.-20. November 1970 in Straß-
ausführlichen Brief der           burg (Foto: Archiv München)
Straßburger Generaloberin
mit folgenden Bitten:             empfehlen“. Schon am 10.                neuer Vorschlag der Religi-
1. die 4 genannten Gemein-        Juli erhielt Bischof Elchinger          osen-Kongregation findet
schaften zu autonomen Kon-        die Antwort: ein großes Nein            noch weniger Anklang: die
gregationen zu erheben            mit dem Vorschlag, dass die 4           3 Provinzen in Deutschland
2. diesen Kongregationen den      Provinzen bestehen bleiben              sollen ein Institut bilden,
Eintritt in eine Föderation –     sollen, unter einem effektiven          Straßburg ein anderes. Im
die in Gründung steht – zu        Generalat. In Rom wünsche               festen Willen, eine Lösung
ermöglichen. Genannt waren        man sich ein Zueinander                 zu finden, wandte sich jede
auch die übrigen Mitglieder,      und nicht ein Auseinander.              Provinz mit den jeweiligen
von deren Kapiteln und den        Nicht angekommen war, dass              Bischöfen von Mainz, Fulda
zuständigen Bischöfen auch die    wir dieses Auseinander nur              und Freiburg eigens an Rom,
Zustimmung eingegangen war:       ersuchten, um ein besseres              mit der Bitte selbstständige
die Barmherzigen Schwestern       Zueinander zu finden.                   Kongregation zu werden.
vom hl. Vinzenz von Paul der          Wieder treffen sich die 4               Am 11. April 1970 kom-
Mutterhäuser München, Augs-       in Fulda am 1. und 2. Okto-             men die Obern der 4 betrof-
burg, Innsbruck, Paderborn,       ber und senden ein neues                fenen Gemeinschaften in
Hildesheim und Untermarch-        Bittschreiben nach Rom. Ein             Mannheim zusammen und
tal. Die geplanten Statuten der                                           richten mit Bischof Elchinger
Föderation waren beigefügt.                                               ein sehr ausführliches Schrei-
3. die Genehmigung, eine vor-                                             ben an Rom. Noch einmal
läufige Lebensordnung einzu-                                              legen sie die Gründe dar: Was
führen gemäß den Weisungen                                                „de facto“ war, sollte „de jure“
des Konzils.                                                              klargestellt werden. Dieser
    In einem 2. Brief vom 12.                                             Schritt zur Selbstständigkeit
Juni 1969 bestätigte Mon-                                                 ziele nicht auf Trennung,
signore Elchinger, Bischof                                                sondern auf den vom Konzil
von Straßburg, diese Bitten bei                                           erwünschten Zusammen-
der Religiosen-Kongregation.                                              schluss. Es folgte das Dekret,
Er wiederholte, begründete        Bischof Léon Arthur Elchinger           so ersehnt, dass ich es hier
sie und wollte sie „wärmstens     (Straßburg)                             zitiere:

                                                  19
Aus unserer Geschichte

                                                                                        Durch ein weiteres De-
Sacra Congregatio pro Religiosis et Institutis Saecularibus; Prot.n.12639 :68 S.6
                                                                                    kret wurde am 13.11.1971
                                    DEKRET                                          die Kongregation von INNS-
Die Generaloberin und die Provinzoberinnen der Barmherzigen Schwes-                 BRUCK, mit Provinzen
tern von Straßburg, die einfache Gelübde ablegen, haben dem Hl. Stuhl               MERAN und TREVISO, nach
wiederholt die Bitte vorgetragen, die eine Ordensfamilie möge der vor-              Zustimmung deren General-
gegebenen besonderen Verhältnisse wegen in vier Institute aufgeteilt                kapitel und deren Bischof
werden: nämlich in die von Straßburg, Freiburg, Fulda und Heppen-
                                                                                    der Föderation eingegliedert.
heim. Darum teilt die Hl. Kongregation für die Religiosen und die Säku-
                                                                                    Diese Approbationen, zuerst
larinstitute nach reiflicher Prüfung des Sachverhalts und unter Achtung
der Befürwortung der betreffenden Ortsordinarien die vorgenannte
                                                                                    für 6 Jahre gegeben, wurden
Ordensfamilie, kraft des vorliegenden Dekrets, und errichtet, der Bitte             wiederholt bestätigt und erst
entsprechend, vier Institute nach kanonischem Recht. Die einzelnen                  am 10. Mai 1994 endgültig
Institute sollen jedoch ein Generalkapitel zur Wahl der Generaloberinnen            zugesagt. Monsignore Mack
und deren Ratsschwestern abhalten, gemäß den Bestimmungen der                       sagte darauf, den hl. Vinzenz
Konstitutionen und unter Beachtung der übrigen Rechtsbestimmungen.                  zitierend: „Die Werke Gottes
Etwas Gegenteiliges darf nicht entgegen stehen.                                     haben ihre Zeit. Wenn diese
Gegeben zu Rom an 6. Juni 1970               J. Cardinal Antoniutti, Praef.        gekommen ist, dann verwirk-
                                                                                    licht sie Gott, nicht früher
 Noch im selben Jahr, vom 18. bis 20. November, fand im                             und nicht später.“
 Straßburger Mutterhaus die konstituierende Sitzung der                                 10 000 Schwestern führte
 Vinzentinichen Föderation statt, unter Vorsitz von Supe-                           die so entstandene Föderation
 rior Mack. Die Grundsteine waren gelegt. Das Votum von                             zusammen. In den beinahe 50
 9 Kongregationen lag vor. Ihnen galt das Dekret vom 15.                            Jahren ihrer jungen Geschich-
 April 1971, das die Föderation Vinzentinischer Gemein-                             te sind die Zahlen der Schwes-
 schaften errichtete und deren Statuten approbierte:                                tern überall geringer gewor-
                                                                                    den, aber die Föderation ist
                                                                                    gewachsen, hat sich weltweit
Sacra Congregatio pro Religiosis et Institutis Saecularibus; Prot.n.F.S.25-1 :71    ausgedehnt: Die Kongregati-
                                    DEKRET                                          onen von WIEN und ZAMS
Die Generaloberinnen von neun Kongregationen der Barmherzigen
                                                                                    sind ihr 2007 und 2010 beige-
Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul, nämlich von AUGSBURG, FREIBURG,                treten, so wie die Kongrega-
FULDA, HEPPENHEIM, HILDESHEIM, MÜNCHEN, PADERBORN, STRASSBURG                       tion in INDIEN, Mutterhaus
und UNTERMARCHTAL, haben mit Zustimmung ihrer jeweiligen General-                   Manathavady, selbstständig
kapitel dem Hl. Stuhl in Demut die Bitte vorgetragen, er möge zwischen              seit 1994, nachdem sie als Re-
ihren Ordensfamilien eine Föderation nach den vorgelegten besonderen                gion durch das Indien-Referat
Statuten errichten, und haben Ihm ihre Gründe dargelegt. Diese Hl.                  der Gemeinschaften Pader-
Behörde hat daraufhin den ganzen diesbezüglichen Fragenkomplex                      born, Freiburg, Fulda und
reiflich geprüft und die Ordinarien der betreffenden Diözesen gehört. Sie           Heppenheim schon immer
errichtet hiermit eine Föderation der genannten Institute für die Dauer
                                                                                    vertreten war. Die feierliche
von sechs Jahren. Ferner approbiert und bestätigt diese Hl. Behörde die
Statuten dieser Föderation gemäß dem Exemplar, das diesem Dekret
                                                                                    Aufnahme der Kongregation
angefügt ist, ebenfalls auf sechs Jahre, unter den üblichen Voraussetzun-           in KOREA, von Paderborn
gen. Etwa bestehende gegenteilige Verfügungen werden wirkungslos.                   ausgegangen, geschah 2004,
Gegeben zu Rom am 15 April 1971           gez.: J. Card.Antoniutti, Präfekt        bei der Jahreskonferenz auf
                                                                                    dem Odilienberg im Elsass. In

                                                             20
Aus unserer Geschichte

Afrika bringen die Schwestern    in den Statuten vorgesehen      so die Technik der Zeit.
den Geist und den Dienst         (sie befinden sich im Anhang    Dank an die gesamte Vin-
der Föderation nach TAN-         jeder Lebensordnung), blieb     zentische Familie, an FAM-
ZANIA, ETHIOPIEN und             jede Kongregation souverän      VIN und MEGVIS, die uns
bald KENYA, in der großen        und musste die Approbation      immer wieder kostbares
Region der Schwestern von        einholen, in Rom oder beim      Gut erschließen. Dank allen
Untermarchtal und durch die      Ortsbischof, je nach Recht.     Schwestern, die durch ihren
Provinz Mitundu (Innsbruck).     So bekam z.B. die Straßbur-     Einsatz, ihren Dienst und
    Hier möchte ich noch-        ger Regel die Approbation       ihr Gebet Föderation und
mals an die Erarbeitung der      der Religiosen-Kongregation,    Lebensordnung mitgeprägt
Lebensordnung erinnern.          nach mehrfachem Hin und         haben. Ihnen gelte, was
Während unsere Obern sich        Her, am 2.2.1986.               Sr. Teresa Slaby, derzeitige
einsetzten, die Föderation zu        Mit großer Dankbarkeit      Vorsitzende und General-
verwirklichen, arbeiteten wir    gedenken wir heute all den      oberin in Hildesheim, von
tüchtig in jeder Kongregation    Brüdern und Schwestern, die     ihrer lieben Schwester M.
und in einer Zentralkommis-      diesen Weg mit uns gingen,      Hildegard Theinert (gest. am
sion an neuen Konstitutionen     denen wir die Entstehung,       26. Februar 2019) schrieb:
(Ich selber, damals unter dem    das Werden und Wachsen          „Schwester M. Hildegard
Namen Soeur André-Joseph,        unserer Föderation verdan-      engagierte sich leidenschaft-
erlebte mich wie eine Art        ken: Superior Mack (Unter-      lich für die 1971 gegründete
Brücke zwischen dem Text der     marchtal), erster geistlicher   Föderation Vinzentinischer
deutschsprachigen Kongrega-      Beirat der Föderation, ge-      Gemeinschaften. Durch ihre
tionen und der französischen     storben1982; Superior Grösch    aktive Mitgestaltung gemeinsa-
Fassung). Zuerst war es die      (Fulda), Gründer und lange      mer Themen und Treffen trug
vorläufige Lebensordnung,        Hauptredaktor unserer           sie zum Zusammenwachsen
die wir 1969, 1970 für einige    Zeitschrift heute, gestorben    der Föderation bei. Sie beteilig-
Jahre mit auf den Weg beka-
men. 10 Jahre später erlebten
wir noch einmal ein wahres
                                            »Die Föderation hat
„Ringen um die Lebensord-               sich weltweit ausgedehnt.«
nung“ – so der Titel eines
Heftes. Nach ernster Vorarbeit   1979; all unseren Superioren,   te sich über viele Jahre an der
in jeder Gemeinschaft erstell-   die oft unsere Theologen        Erarbeitung der gemeinsamen
ten wir den gemeinsamen          waren; allen Generaloberin-     Lebensordnung. Die Vertiefung
Text in einer Arbeitskommis-     nen, angefangen mit Mutter      der vinzentinischen Spirituali-
sion, brachten ihn wiederholt    Archangela (Paderborn),         tät als Quelle und Inspiration
vor den Föderationsrat, der      erste Vorsitzende der Föde-     für die Gemeinschaften war ihr
über die Texte abstimmte, oft    ration, den Sekretärinnen,      dabei ein Herzensanliegen.“
nach langer Diskussion und       genannt sei Schwester Lucia     Gott segne diese unsere Föde-
Abänderungen. Berühmte           (Freiburg), gestorben 1988,     ration und alle Menschen, in
Experten wurden herangezo-       die große Mengen Notizen in     deren Dienst sie mit verein-
gen, so in München Erzbi-        Form und Text brachte, mit      ten Kräften steht.
schof Joseph Ratzinger und       der ich Kilometer Tonband                   Soeur M. Antoinette
Dr. Scheuermann. Doch, wie       abhörte und niederschrieb,                 Waechter, Strasbourg

                                              21
50 Jahre heute

   „Dankbarkeit ist die                                       sind unergründlich. Aber sie führen immer zum
                                                              Ziel…“ (Heinz Rühmann hat dies in der Rolle des
Erinnerung des Herzens.“                                      „Pater Braun“ humorig-ernsthaft umgesetzt!) Wie
                                                              bekannt, war P. Josef Hennen als früherer Novizen-
            Persönliche Erfahrungen                           Meister seiner Ordensgemeinschaft auch ein be-
          eines früheren heute-Autors                         gehrter Exerzitienleiter, vor allem für die einzelnen
                                                              Kongregationen der „Barmherzigen Schwestern
                                                              vom hl. Vinzenz von Paul“.
  Das heute-Heft feiert heuer sein 50-jähriges
                                                                   Über den „Umweg“ von Hannover (zum Bistum
  Jubiläum. Die Redaktion staunte nicht schlecht,
                                                              Hildesheim gehörig) erfuhr ich auch von seiner
  als der Spiritanerpater Michael Böhles zum
                                                              Qualität als Seelenführer, als ich 1968 vom damali-
  Jubiläum gratulierte und sich als Autor aus der
                                                              gen Regens des Priesterseminars Sankt Georgen
  Anfangszeit zu erkennen gab. Die Redaktion
                                                              (P. Georg Mühlenbrock SJ) als Vertretung für seinen
  bat ihn, aus seiner Sicht zurückzublicken. Wir
                                                              Vortrag im Priesterseminar und vor KFB-Mitgliedern
  freuen uns, dass er dieser Bitte nachkam.
                                                              nach Trier hin entsandt wurde. Obwohl P. Hennen
                                                              auch in Trier ansässig war, blieb er mir persönlich

A     us der Sicht von Generationen sind fünfzig Jahre
      gewissermaßen nur ein „Wimpernschlag“ der
Geschichte – doch für den einzelnen Menschen ist
                                                              noch unbekannt; dort konnte ich eine von ihm
                                                              begleitete Person kennenlernen, deren Ehe er als
                                                              Traupriester Mitte der 50er Jahre in der Hauskapelle
so eine Zeitspanne beinahe schon der „größtmög-               des Kölner Vinzentiner-Provinzialates eingesegnet
liche Verbrauch eigenen Lebens“?! Denn für das                hatte. Ein längeres Gespräch mit ihr weckte meine
Individuum gilt: „Man lebt nur einmal – sagen die             Neugier auf Pater Hennen, der in Sachen Spirituali-
Narren. Man lebt nur einmal – sagen die Weisen.“              tät eine „Kapazität“ zu sein schien. Also schrieb ich
     Diese „Einmaligkeit“ ist kurioserweise durch             ihm einen Brief, worin ich ihn um eine Begegnung
den Zeitschrift-Titel förmlich aufgebrochen, „denn            und um einen Erfahrungsaustausch bat. Doch er
der Augen-Blick in der Zeit ist jener Schnitt-Punkt           beantwortete beides nicht (ob dies einer ‚discretio
der Gegen-Wart, in welchem Vergangenheit auf-                 spiritualis‘ = ‚geistliche Zurückhaltung‘ geschuldet
gehoben und Zukunft ergriffen wird im Hier und                war, blieb offen).
Jetzt des HEUTE – und mittendrin begegnet uns die                  Der Zufall sorgte für eine Antwort: Mitte der
Ewigkeit Gottes, die uns berührt und wandelt und              60er-Jahre war ich als Kirchenchor-Dirigent enga-
zugleich Dauer, Festigkeit und Beweglichkeit in-eins          giert worden anlässlich der Einweihung der neuen
gewährt“ (nach Hildegard von Bingen, Gertrud von              Pfarrkirche „Hl. Kreuz“ zu Gögglingen; so ergab
Le Fort und Pierre Teilhard de Chardin).                      sich damals ein (indirekter) Bezug zu „Barmher-
     Wenn man so will, war diese „Optik“ 1969 die             zigen Schwestern“: OStR. Max Müller – Religions-
Grundlage von heute, aufgenommen durch die                    lehrer/Schuldekan in Ulm sowie Pfarr-/Bauherr
damalige Herausgeber-schaft/Schriftleitung von                in Gögglingen – bewohnte mit seiner leiblichen
P. Josef Hennen CM (Trier) und Superior Aloys                 Schwester Maria (diese war zuvor in Wangen/All-
Grösch (Fulda). Für viele Jahre zeichneten sie ver-           gäu als Krankenschwester der dortigen Kinderklinik
antwortlich für Inhalt und Konzeption.                        tätig gewesen, welche „Untermarchtal“ betrieb)
     In dieses Team „geriet“ ich Anfang der 70er              und drei Nichten das Pfarrhaus. „Das Auge bischöf-
Jahre auf äußerst zufällige Weise – ganz im Sinne             lichen Wohlgefallens“ fiel auf diese „Familie“: Max
von G.K. Chestertons Einsicht: „Gottes Wege                   Müller wurde Prälat, Domkapitular und Domdekan

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50 Jahre heute

(als Leiter der Schulabteilung des Bistums) – und so
kam es zum Umzug von Gögglingen nach Rotten-
burg. Der Kontakt zu den Müllers blieb bestehen,
und deren Gastlichkeit auch.
     Davon profitierte auch Mutter Böhles! Ein
mehrtägiger Besuch bescherte uns eines Tages
auch einen Ausflug ins Oberland; Prälat Müller
hatte mir großzügig sein Auto und seine Schwester
anvertraut, so dass die Mutter eine kundige Beglei-
terin an ihrer Seite hatte! Auf dem Rückweg kamen
wir auch durch Obermarchtal, von wo aus man die
große Klosteranlage Untermarchtals erblickte. Die
ehemalige Krankenschwester wusste dort ihre frü-             P. Michael Böhles (r.) 1984 mit einem Begleiter auf der
here Oberin ansässig; also fuhren wir hinunter. Mir          Winklmoosalm
kam dunkel die Erinnerung hoch, dass der Vinzen-
tiner/Lazarist Josef Hennen doch wohl Vinzentine-            marchtal bekam dank der Erbauung der neuen
rinnen kennen müsste? Also bat ich die Begleiterin,          Mutterhauskirche eine besondere Verbindung zur
sie möge bei der Oberin mal „nachhaken“. Sie kam             Föderation mit dem dortigen Superior Georg Mack
mit der Oberin im Arm lachend zurück: „Ja, den               als ihrem ersten Geistlichen Beirat – ihm durfte ich
kennen sie – der ist hier!“                                  zum „Silbernen“ die Festansprache halten.
     So wurde ich zu seinem Zimmer geführt und                    Fazit: Was den Inhalt und Aufbau des heute-
klopfte an: Er öffnete sie, sah mich fragend an „Ja –        Heftes angeht, so wurde damals jenes „Gerüst“ als
Sie wünschen?“. Ich erklärte ihm den Zusammen-               tragfähig erkannt und genutzt, das auch heute
hang, woraufhin er bemerkte: „Da haben Sie aber              noch erkennbar ist: Neben den Mitteilungen aus
Glück gehabt! Denn morgen reise ich wieder ab!“              den Niederlassungen und Mutterhäusern gilt spiri-
Auf meine Nachfrage „Wohin?“ kam die über-                   tuellen Themen/Anregungen in Wort und Bild die
raschende Antwort: „Nach Heppenheim, an die                  besondere Aufmerksamkeit neben geschichtlichen
Bergstraße – für drei Wochen.“ „Das passt ja ganz            Erinnerungen wie aktuellen Berichterstattungen.
hervorragend – die Mutter und ich fahren morgen              Damals erstellten P. Hennen, Sup. Grösch und be-
ebenfalls nach Hause zurück, nämlich an eben die-            auftragte Schwestern Jahresthemen, die dann im
se Bergstraße!“ Dank dieser Zufälligkeiten konnten           Team erarbeitet wurden (mir fiel es zu, Ideen zu
wir uns dann mehrmals in Heppenheim treffen                  liefern und bei deren Umsetzung mitzuwirken).
und austauschen. Dies war der Beginn einer lang-             Das eigentliche „Ver-Dienst“ war primär diese Er-
jährigen Freundschaft sowie der Mitarbeit beim               kenntnis: Wir verdienen alle unsere Begegnungen.
heute (da ich anno 1968 auch als „Chef-Redakteur“            Sie sind uns vom Schicksal zugewiesen und haben
der „sankt georgener blätter“ in Frankfurt/Main              eine Bedeutung, die zu enträtseln uns aufgetra-
Erfahrungen gesammelt hatte, war P. Hennens                  gen ist. Sie enthüllen uns das Geheimnis unserer
Interesse an einer Mitarbeit geweckt!). Er engagier-         Bindung und unserer Freiheit.
te mich in der Folge auch als „Ersatzmann“ für                    Versteht man den Zufall positiv in dem Sinne,
Exerzitien-Kurse (was mich nach Innsbruck, Meran,            dass er auch als „Inkognito Gottes“ verstanden
Trier, Paderborn, Bad Adelholzen, Heppenheim,                werden darf, dann gilt gerade aus geistlicher Sicht:
Köln und Freiburg führte). Der Bezug zu Unter-               „Was im gerade eben zufällig daherkommt, ist k

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