Vergangenheit? RICHTUNG - Barmherzige-Schwestern-Foederation
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Nr. 2 April | Mai | Juni 2019 Zeitschrift der Föderation Vinzentinischer Frauengemeinschaften RICHTUNG Vergangenheit?
Inhalt Inhalt 3 VORWORT 4 GEISTLICHES WORT Zum Titelbild FÖDERATION: 6 Ein etwas anderer Rückblick auf die Sabbatzeit 2018 8 Länderübergreifendes Angebot für junge Menschen 9 Impressionen aus den USA (6) VINZENTINISCHE SPIRITUALITÄT: 11 Thomas McKenna: Beten mit Vinzenz von Paul 11 BETRACHTUNG: Selige Marguerite Rutan, Tochter der christlichen Liebe 13 GEBETE: Tischgebete mit Worten des hl. Vinzenz 14 AUS UNSERER GESCHICHTE: Vor 50 Jahren: Auf dem Weg zur Föderation Richtung Vinzentinischer Gemeinschaften Vergangenheit? 16 BILDMEDITATION: Eine rückwärtslaufende Uhr? Beim Zwischen Abschied und Erwartung genauen Hinsehen hat jeder sicher 22 50 JAHRE heute: Persönliche Erfahrun- gestaunt. Es gibt sie, als Scherzarti- gen eines früheren heute-Autors kel. Mancher wünscht sich vielleicht 25 STATEMENT: Eine Berufungsgeschichte diese Uhr, um mehr Zeit zum Leben zu haben. 26 AUGSBURG: 20 Jahre Vinzentinischer Kreis Doch die Zeit hat ihre Gesetzmäßig- 29 HILDESHEIM: keiten. Der gegenwärtige Augenblick, Frühere Generaloberin verstorben das Hier und Jetzt, ist die Zeit zum 29 STRASSBURG-HEPPENHEIM: Leben. Was war, ist Vergangenheit, Gemeinsames Generalkapitel, an die ich mich erinnern kann. Die gemeinsame Leitung vor mir liegende Zukunft ist Geschenk Gottes, für das ich immer wieder 30 UNTERMARCHTAL: Neuer Priester- danken sollte, in guten und schwe- licher Begleiter eingesetzt ren Zeiten, auch jetzt beim Lesen... 31 LITERATURTIPP: In den Himmel wachsen Text: Sr. Ursula Bittner 31 IMPRESSUM Foto: Heidi Bittner 32 DIE LETZTE SEITE: Er ist an meiner Seite 2
Vorwort Liebe Leserinnen und Leser! N un hat es auch das „heute 2“ geschafft, bei Ihnen anzukommen. Der des früheren heute-Autors P. Michael Böhles CSS zeigen uns, wie sich Gott „in Zu- Titel „RICHTUNG Vergan- fällen“ zeigt. In Heft 3 und 4 genheit?“ mit der rückwärts- werden wir weitere Zeitzeu- laufenden Uhr mahnt uns, gen zu Wort kommen lassen. im gegenwärtigen Augen- Im „Geistlichen Wort“ Sr. M. Elisabeth blick, im „Hier und Jetzt“, ermutigt uns Generaloberin unser Leben zu gestalten. Schw. Blandine Klein, das Dennoch ist es erlaubt und ganze Jahr hindurch das Os- wichtig, gerade bei runden terlob nicht verstummen zu Jubiläen, wie 50 Jahre heute lassen und aus dieser Freude und 50 Jahre „Geburtsstunde und Dankbarkeit zu leben. der Föderation“, mit Dank- Freuen dürfen wir uns auch barkeit zurückzuschauen über das neue Buch „Beten und mutig voranzugehen. mit Vinzenz von Paul“ von Allen, die dazu beigetra- Thomas McKenna, das Sr. gen haben, dass das heute M. Karin Weber für uns aus Wolfgang Dausch entstanden ist und weiter dem Englischen übersetzen lebendig bleibt und dass sich ließ und das unseren vin- Gottes Wege sein können die Föderation so großartig zentinischen Gebetsschatz und wie sie dennoch zum entwickelt, sei herzlich gra- bereichert. Eine Reihe der Ziel führen, wenn wir bereit tuliert und gedankt! Betrachtungen über vin- sind, nach seinem Willen Beim Lesen über die Ge- zentinische Selige eröffnet zu fragen und uns von ihm schichte der Föderation wird Marguerite Rutan, eine führen zu lassen. Durch die spürbar, mit wieviel Liebe, Märtyrerin der Französi- Beiträge der Mutterhäuser Ausdauer und Engagement schen Revolution, die trotz wissen wir voneinander, die einzelnen Gemeinschaf- Verfolgung und schließ- können aneinander Anteil ten diesen Weg gegangen lich Verurteilung zum Tod nehmen und spüren unsere sind. Wie sie die zeitgemäße ihrem Glauben und somit Verbundenheit. Erneuerung des Ordens- Gott treu blieb. Das Bild Wir wünschen Ihnen viel lebens zu den Quellen des und die Bildmeditation in Freude beim Lesen. Mögen Ursprungs führte und wie der Mitte des Heftes öffnen Sie die Gewissheit haben, sie dadurch ihre Zusam- uns für das Pfingstereignis, dass ER in allen Situationen, mengehörigkeit spürten sodass auch wir befähigt die das Leben bringt, an Ihrer und diesen Weg bis heute sind, wie die Apostel Zeu- Seite ist und Sie mit SEINEM fortsetzen. Möge unser aller gen der Liebe zu sein. Die Segen begleitet. weiterer Weg von Gottes Se- Berufungsgeschichte von gen begleitet sein. Auch die Sr. Johanna Maria aus Fulda Sr. M. Elisabeth Auberger persönlichen Erfahrungen zeigt uns, wie verschlungen und Wolfgang Dausch 3
Geistliches Wort Liebe Schwestern, liebe interessierte und mit unserer Umgebung webt. Es heißt „im Herzen die Leserinnen und Leser! Liebe zum Armen bewahren in einer Haltung der Aufmerk- samkeit und des Teilens“. zu bekleiden und dich deiner An die Auferstehung Verwandtschaft nicht zu ent- glauben, das bedeutet, an ziehen?“ (Jes 58,6-7) den Gott all der Durchgänge Wir kamen am Ende und all der Befreiungen unserer Reise an mit der glauben, derjenigen Israels Ankündigung von Ostern, durch das Rote Meer, den- diesem Gesang des Exsultet, jenigen Christi bei seinem der die Heilsgeschichte auf- Abstieg in das Reich des To- greift, um uns einzuladen, die des, unsere von den Fesseln Auferstehung zu verstehen, der Sünde und den Schwie- anzunehmen und zu feiern, rigkeiten, die mit Alter und die unsere Freude und unsere Krankheit verbunden sind. Schwester Blandine Klein, Hoffnung ist. An die Auferstehung glau- Generaloberin in Straßburg Das Exsultet in der Oster- ben, das heißt, an den immer nacht zu singen, die Auferste- gegenwärtigen Gott glauben, W ir haben Ostern ge- feiert, aber die Worte (siehe Seite 5) aus dem „Ex- hung des Herrn zu feiern, das bedeutet, sich an die große Zärtlichkeit und das Erbar- der uns leitet, der uns liebt. Wir sind zum Glück berufen zur Gemeinschaft mit dem sultet“ sollen das ganze Jahr men Gottes zu erinnern, die- Herrn und mit unseren hindurch immer wieder aufs ses Schöpfergottes, Erlösers Brüdern und Schwestern, Neue in unseren Kirchen, und Heiligmachers in der zur vollen Erkenntnis seiner den Kapellen unserer Kon- Geschichte der Menschheit Herrlichkeit, in die unend- vente ertönen, und ich hoffe, und in der unseres Lebens, liche Liebe, die alles über- auch in unseren Herzen. und heute sein immer neues windet. An die Auferstehung Wir haben unseren Handeln zu verwirklichen. glauben, bedeutet für uns, „in Weg „Ostern entgegen“ vor An die Auferstehung unserer Sendung als Barm- dem Hintergrund dieses glauben heißt, an das Leben herzige Schwester zu bleiben fordernden Wortes Gottes begonnen: „Ist nicht das ein Fasten, wie ich es wünsche: »An die Auferstehung glauben die Fesseln des Unrechts zu heißt, an das Leben glauben.« lösen, die Stricke des Jochs zu entfernen, Unterdrückte glauben, an das gute Leben, bis zum Ende in der Freude freizulassen, jedes Joch zu das Gott uns anbietet, das unserer Weihe“. zerbrechen? Bedeutet es nicht, heißt, an das Leben glauben, An die Auferstehung glau- dem Hungrigen dein Brot zu das stärker ist als der Tod, ben heißt, in Versetzungen brechen, obdachlose Arme heißt, an das Leben glauben, einwilligen, heißt unserer Re- ins Haus aufzunehmen, wenn das sich aus den Beziehungen signation widersagen, heißt du einen Nackten siehst, ihn in unseren Gemeinschaften sich öffnen für die Fremdheit 4
Geistliches Wort Gottes und für sein kosten- loses Geschenk. An die Auferstehung glauben, das ist die Freude aufnehmen, die jedes Mal geboren wird, wenn wir uns für den Anderen öffnen, die hervorquillt, wenn wir in Treue unseren Dienst tun, die hervorsprudelt, wenn wir Verzeihung erfahren oder erbitten. An die Auferstehung glauben heißt, die Freude ernten, die entsteht, wenn wir uns Zeit nehmen, die Gaben Gottes im Gebet aufzuneh- men, wenn wir dort blei- ben, um „den Blick und die Leidenschaft Gottes für unsere vielschichtige Welt zu teilen“. Lassen wir also diese Freude in uns wachsen, so wie der Saft in dieser Früh- lingszeit hochsteigt, nutzen wir diese österliche Zeit, um auf neue Weise die Erzählun- Ostern 2019 gen der österlichen Erschei- Frohlocket, ihr Chöre der Engel, nungen zu durchschreiten. Mit dem lebendigen frohlocket, ihr himmlischen Scharen, Christus ist Ostern die Ge- lasset die Posaune erschallen, schichte unseres Weges ge- preiset den Sieger, den erhabenen König! worden – eines demütigen Lobsinge, du Erde, und einfachen, aber treuen und beharrlichen Weges, überstrahlt vom Glanz aus der Höhe! der uns dahin bringt, „uns Licht des großen Königs umleuchte dich. von uns selbst leer zu machen Siehe, geschwunden ist allerorten das Dunkel. und uns mit Jesus Christus zu Gekommen ist das heilige Osterfest. bekleiden“. (Vinzenz von Paul XI, 343) Dies ist die selige Nacht, in der Christus Feiern wir, teilen wir und die Ketten des Todes zerbrach und danken wir. Christus ist aufer- aus der Tiefe als Sieger emporstieg. standen, Halleluja! Er ist der Herr der neuen Schöpfung. 5
Föderation Rückblick auf die Sabbatzeit 2018 Es waren für die Teilnehmerinnen gute Tage, wohltuend für Seele und Leib, eine gute Mischung zwischen geistiger Tätigkeit, Gebet und Stille sowie Erholung und Freizeit. Dazu ein etwas anderer Bericht über Die Tage waren gut vorbereitet, durchdacht, die besonderen Wochen: strukturiert, gleich am Montag wurden wir in den Verlauf eingeführt. I ch berichte hier etwas über die Sabbatzeit 2018 in Saverne. Zu dieser besonderen Auszeit kamen alle gern. Doch zuvor – ganz korrekt – das wurde besonders betont: „Hier ist alles französisch“ – für uns manches ungewohnt. Am 29. September sind 12 Schwestern dort Das Essen war köstlich, es hat meistens allen angekommen, einige hatte die lange Anreise geschmeckt, vielleicht hat manche um den ziemlich mitgenommen. Rettungsring sogar etwas zugelegt? Aus fünf verschiedenen Mutterhäusern sind Das Grundthema des Kurses war: Frauen im wir zusammengelaufen und waren geschwind Neuen Testament! Also bekannte Frauen, aber ein lebhaft-bunter Haufen. auch namenlose, die niemand kennt. Nach einem herzlichen Willkommensgruß an Über all diese kann man in der Bibel vieles der Rezeption bekamen wir Zimmerschlüssel lesen, hört Geschichten von ihnen und lernt und erste Information. kennen ihr Wesen. Gebetszeiten und Gottesdienste standen täg- lich auf dem Programm, zur Heiligen Messe in »Hier ist alles französisch – für uns die Hauskapelle ein Pfarrer von draußen kam. manches ungewohnt.« Am zweiten Samstag fuhren wir zu einer Messe in eine Wallfahrtskapelle, zur „Mutter vom guten Brunnen“, bei einer heilsamen Tags drauf, am Sonntag, gingen alle in die Quelle. Pfarrkirche zur Messe, dieser besondere Ein Bischof begrüßte uns gar in diesem Pilger- Gottesdienst auf Französisch weckte gleich kirchlein dort, wir zapften auch Heilwasser unser Interesse. uns und nahmen’s mit fort. Am Nachmittag hörten wir etwas über das Zurück im Haus war dann ein wenig Reine- Haus und die Kapelle, später gingen wir noch machen angesagt, und danach war für alle durch den Garten und bis zur Quelle. frei, auch noch am nächsten Tag. 6
Föderation Erst am Montag früh traten wir wieder zur Zur Sonntagsmesse pilgerten wir noch mal in Fortsetzung an und plagten uns weiter mit die Pfarrkirche vor Ort, die dieses Mal der uns diesen Bibelfrauen dann. schon bekannte Pfarrer feierte dort. Mit manchen von ihnen taten wir uns beson- Ein sehr lebendiger Gottesdienst, sicher für ders schwer, wo holte Sr. Luitraud nur all die alle Anwesenden ein Genuss, die deutschen hintergründigen Gedanken her? Schwestern bekamen vom Ambo her auch einen Gruß. Sie fand stets zwischen den Zeilen so viele unbekannte Aspekte, die keine von uns jemals beim Lesen entdeckte. »Wir konnten auftanken Geschickt verstand sie es, uns zu animieren, dass wir versuchten, manche Kapitel vorwärts und sind jetzt wieder und zurück zu buchstabieren. zum Neuanfang bereit.« Nach Gebet und Arbeit zog es uns dann oft in die schöne Natur hinaus, der Wald ist ganz nah oder im Garten beim Teich sitzen hinterm Haus. Der Rest des Tages war frei, azurblauer Him- mel, die Sonne schien heiß, für einen solch Fast zwei Wochen im Haus der Quelle waren herrlichen Herbst sei dem Herrn auch ein rasch vorbei, wir hörten, lernten und erlebten Lobpreis. dort vielerlei. Montagvormittag zogen wir dann über die Zu einem Straßburg-Ausflug waren wir am zwei Wochen Bilanz, was war und was brachte Freitag eingeladen, das war eine schöne Ab- die Sabbatzeit oder was fehlte ganz? wechslung und ein Höhepunkt in diesen Tagen. Gelernt haben wir sicher von den biblischen Pünktlich 9 Uhr ging mit Bus und Pkw ab hier Frauen, man sollte ihre Geschichten und auch die Reise los, und unser aller Vorfreude war andere Texte genauer anschauen. schon sehr groß. Vielleicht erwarteten manche hier auch ganz Dort gab es vieles zu hören, zu erleben und andere Sachen? Aber es ist nicht leicht, stets zu sehen, so ein Straßburg-Trip ist fürwahr allen alles recht zu machen. lohnenswert und schön. Grundsätzlich war es für uns eine erholsame und gute Zeit. Wir konnten auftanken und »Das Grundthema des Kurses war: sind jetzt wieder zum Neuanfang bereit. Frauen im Neuen Testament.« Sr. Luitraud sei von hier schon ein herz- liches Danke gesagt, sie hat sich mit unserem Stummsein oft recht lange geplagt. Darüber könnte ich jetzt noch einiges berich- Am Spätnachmittag kam per Zug der Exer- ten, aber ich muss bald enden mit den vielen zitienleiter an, wir alle waren schon gespannt, Geschichten. wer ist wohl dieser Mann? Am Samstag stand für uns ein „Wüstentag“ Gleich beim Abendessen und später bei der auf dem Plan, und der hat uns zur Einkehr Einstiegsrunde, stellten wir uns kurz vor und recht gut getan. auch er gab von sich Kunde. 7
Föderation Das erste Beschnuppern tat uns allen gleich Allen im Haus, die halfen, uns umsorgten gut, er redete nicht so geschwollen und er von früh bis Nacht, sei ein ganz großes Lob machte uns Mut. und von Herzen DANKE gesagt. Seine Vorträge waren kurzweilig, alle waren Wir fühlten uns wohl hier und wir haben’s stets ganz Ohr, Glaube, Hoffnung, Liebe und genossen, vielleicht ist heimlich beim Abschied Aussicht auf das Jenseits kamen drin vor. mancher ein Tränlein geflossen? Bei den Mahlzeiten erlebten wir ihn als Drei Wochen sind nun um und die Sabbatzeit einen geselligen Typ, sein Schmunzeln oder ist zu Ende, wir fahren alle heimwärts und es herzhaftes Lachen uns nicht verborgen blieb. beginnt eine Tagesrhythmuswende. Beim Erzählen haben wir an seinen Lippen Die Zeit hier war angenehm und das Herbst- gehangen, diese drei besonders schönen Tage wetter immer gut, wir gehen aus dem Haus sind allzu schnell vergangen. der Quelle mit viel Elan und frischem Mut. Mit meinem langen Vortrag komme ich so Beim Ausgang sagen wir noch mal allen langsam zum Schluss, doch zuvor den Danke und Adieu dem Haus der Quelle und fleißigen Geistern hier noch herzlich gedankt den Schwestern, bei euch war es schön. werden muss. Sr. Angelina Thiel, Fulda Länderübergreifendes Willst Du einfach mal etwas anderes tun? Brauchst Du ANGEBOT für junge Menschen mal andere Menschen um Dich? Willst Du Natur spü- Vom 8. bis 15. Juli 2019 in Saverne/Elsass ren? Brauchst Du mal Zeit für Stille, Gebet? Brauchst U nter dem Titel „Finde deinen Weg - auf der Suche nach dem Sinn des Du einen Raum für Fra- gen, die Du so gern stellen möchstest? Lebens“ gestalten Schwes- Die Woche wird geleitet tern der Föderation Vinzen- von Schwester Blandine tinischer Gemeinschaften Klein (Straßburg, Schwes- aus Deutschland, Frankreich ter Helen Rast (Zams) und Österreich in der Zeit und Schwester M. Hanna vom 8. bis 15. Juli 2019 in Schmaus (Hildesheim). Saverne/Elsass ein Angebot für junge Menschen im Alter Information und Anmeldung von 16 bis 20 Jahren. per E-Mail bei den drei In der Ankündigung Leiterinnen unter: bklein. heißt es: „Hast Du Sehn- spupgenerale@free.fr oder sucht nach einer Auszeit? sh.rast@mutterhaus-zams.at Bist Du auf der Suche nach Finde deinen Weg – auf der Suche oder sr.m.hanna@vinzentine- dem Sinn Deines Lebens? nach dem Sinn des Lebens rinnen-hildesheim.de 8
Vinzentinische Familie Impressionen aus den USA (6) „Möchten sie unser Versuchskaninchen werden?“ M it dieser Frage konfron- tierte mich ein Professor in der „School of Public Ser- binden. Das Vorgehen ist komplett neu und ich werde somit die Gelegenheit er- Auf der Suche nach einer geeigneten vinzentinischen Einrichtung bin ich schnell vice“ im Februar. Auch wenn halten, nicht nur für mich fündig geworden und habe die Amerikaner eigentlich und meine Zukunft in der die „Colorado Vincentian von einem „Versuchsschwein“ Österreichisch-Deutschen Volunteers“ (CVV) in Den- sprechen, ist das Gleiche Provinz der Vinzentiner ver für mein Projekt aus- gemeint wie in Deutschland. etwas zu entwickeln, sondern gesucht. Diese Einrichtung Ich war gespannt, was sich auch für meine Fakultät an wurde vor 25 Jahren von hinter dieser Frage verbergen der DePaul-Universität. dem Ehepaar Mary Fances würde und sagte spontan und Bill Jaster aus einer ja. Die Frage drehte sich Vincentian Volunteers Vinzenzkonferenz heraus um meine Masterarbeit in Professor Diamond erklär- gegründet. „Nonprofit Management“ te mir, dass sein Vorschlag Es sieht seinen Zweck und ein damit verbundenes für mich darin besteht, im darin, jungen Menschen im Projekt. Ich hatte zu diesem Rahmen eines 200 Stunden Alter von 22 bis 30 Jahren Zeitpunkt noch keinen blas- umfassenden Praktikums eine Möglichkeit zu bieten, sen Schimmer, über welches ein Projekt zu begleiten, zu Gemeinschaftsleben zu Thema ich meine Arbeit analysieren und eine Hypo- entdecken, den Armen im schreiben soll. Der Vorschlag these zu entwickeln und zu Namen des hl. Vinzenz von meines Professors drehte sich prüfen. Meine Gedanken Paul zu dienen und spirituell zunächst darum, dass die drehen sich seit längerem und persönlich zu wachsen. Fakultätskonferenz beschlos- um das Thema: „Was bedeu- Das Projekt lässt sich am sen hatte, die Masterarbeiten ten vinzentinische Leitung besten mit einem Freiwil- mehr mit praktisch relevan- und vinzentinisches Charis- ligen Sozialen Jahr (FSJ) in ten Gesichtspunkten zu ver- ma im 21. Jahrhundert?“ Deutschland vergleichen. 9
Vinzentinische Familie Jedes Jahr von August bis Teilnehmer überwiegend aus Dienst im CVV-Programm Ende Juli nächsten Jahres den USA teil, einige kommen vinzentinische Werte der leben die Teilnehmer in zwei auch aus Europa. Seit Beginn Ehrenamtlichen im 21. Häusern, in denen sie von des Projekts wurden 628.000 Jahrhundert?“ 2. Was ist die vier Hauptamtlichen des Stunden von den Teilneh- Rolle eines vinzentinischen Trägervereins unterstützt und mern geleistet, was inklusive Leiters, einer vinzentinischen begleitet werden. Dazu ge- Lohnkosten, Nebenkosten Leiterin im 21. Jahrhundert hören: Exerzitien, wöchent- und Versicherungen einen am Beispiel des CVV-Pro- liche Gruppenreflexionen, Gegenwert von mehr als 5,7 gramms? wöchentliche Eucharistie- Millionen Dollar entspricht. Die akademischen Regeln feiern, Diskussionsrunden Diese Summe sparen die so- in den USA schreiben vor, mit externen Theologen und zialen Einrichtungen durch dass alle wissenschaftlichen Philosophen und wöchent- die Freiwilligen des vinzenti- Arbeiten mit statistischen liche Einzelreflexionen. nischen FSJ. Untersuchungen begleitet Seit Beginn des Programms werden müssen. Aus diesem arbeiten die CVV mit mehr Forschungsfragen Grund musste ich ergänzend als 30 Einrichtungen zu- und Hypothese zu den beiden Fragen noch sammen, die kirchlich oder Nach einem dreitägigen Be- eine Hypothese entwickeln. öffentlich getragen werden. such Ende März war für Diese Hypothese wird durch Dazu gehören: Frauenhäuser, mich klar, dass dies der die statistische Auswertung Obdachlosenwohnheime, ideale Platz für mich und eines Fragenkatalogs entwe- Tageseinrichtungen für Dro- mein Anliegen sein wird. Zu der belegt oder widerlegt. genabhängige, Einrichtun- Beginn des neuen Quartals Meine Hypothese lautet: gen für Waisen, für Kinder habe ich gleich damit be- Das CVV-Programm hat die von Drogenabhängigen, gonnen, meine Forschungs- Möglichkeit, bei den Pro- psychisch kranke Menschen fragen und meine Hypo- grammteilnehmern vinzen- und Menschen mit körper- these zu formulieren. Zum tinische Werte zu verstärken lichen Einschränkungen. jetzigen Zeitpunkt zeichnen und positiv zu beeinflussen. Jedes Jahr nehmen am Pro- sich zwei Fragen ab: 1. In Liebe Leserinnen und gramm zwischen 15 und 20 welchem Maß beeinflusst der Leser des heute, ich hoffe, dass ich Ihnen einen kurzen Einblick in den Sinn und Fortschritt meines Studiums geben konnte. Ich bin davon überzeugt, dass ich relevante Ergebnisse für mich und un- sere vinzentinische Familie finden werde. Im nächsten Heft kann ich sicherlich wei- tere Informationen liefern. Bleiben Sie gesund und froh in ihrem Dienst für Gott und die Menschen! Vinzentinische Freiwillige mit Schwester Janet Francis Ihr P. Andreas Müller, CM 10
Spiritualität/Betrachtung Thomas MCKENNA: Beten mit VINZENZ VON PAUL M it meiner Aufgabe als Föderationsreferentin übernahm ich damals von New York. Über viele Jahre war er als Dozent am Priesterse- minar und später als Novizen- Sr. Veronika Häusler auch den meister in der amerikanischen Auftrag, das Büchlein von Ostprovinz der Vinzentiner Thomas McKenna, „Praying tätig. Er ist bekannt für seine with Vincent de Paul“, das es Exerzitien zur vinzentinischen bis dahin nur in englischer Spiritualität und Verfasser zahl- Sprache gab, ins Deutsche reicher theologischer Artikel. übersetzen und drucken zu Das Büchlein eignet sich sehr lassen. Jetzt ist es endlich gut für Exerzitien bzw. Medita- soweit: Das Büchlein wurde tionen für sich allein oder mit Anfang April ausgeliefert. Gruppen. Beim mehrmaligen Thomas McKenna, Beten mit Dr. Thomas F. McKenna CM Korrekturlesen habe ich es Vinzenz von Paul, 160 Seiten, lehrt Spiritualität an der St. richtig liebgewonnen. erschienen 2019, John’s Universität in Jamaica, Sr. M. Karin Weber, Untermarchtal ISBN978-3-8306-7946-2, 14,95 € Selige Marguerite Rutan, und in den Grundbegriffen der Architektur und Buch- Tochter der christlichen Liebe haltung. Schon in jungen Jahren war sie in der Lage, Märtyrerin der Französischen Revolution im väterlichen Unternehmen die Buchhaltung zu leiten. In einem seiner letzten Briefe hat Generalsuperior Tomaž Mavrić vorgeschla- dern geboren und von ihren frommen Eltern im christli- chen Glauben erzogen. Ihr Durch ihre fromme Mutter hörte sie auch über Vinzenz von Paul und sein gen, sich mit den seligen der Vater war Steinmetz und Wirken; gab es doch in Metz Vinzentinischen Familie zu Architekt, die Mutter sorgte einen Konvent mit Barmher- beschäftigen. Diesen Gedan- sich um die große Familie zigen Schwestern. Zu diesen ken greife ich für die heute- und die Erziehung ihrer Schwestern, zu ihrem Leben Hefte in diesem Jahr auf und Kinder. Der Vater erkannte und Wirken, fühlte sich stelle dieses Mal die selige schon früh, dass Marguerite Marguerite hingezogen. In Marguerite Rutan vor. ein intelligentes Mädchen ihr wuchs immer mehr die Marguerite Rutan wurde ist. Deshalb unterrichtete Gewissheit, dass sie selbst am 23. April 1736 in Metz als er selbst sie in Mathematik, als Barmherzige Schwester achtes von fünfzehn Kin- geometrischem Zeichnen leben möchte, um für Arme 11
Betrachtung und Notleidende da zu sein. richtete sie für diese Kinder Der Wunsch, im Geist des Klassenräume ein, um sie zu Evangeliums zu leben und unterrichten. Auch schwan- mit anderen zusammen ihr gere Frauen in Not nahm Leben in der Spiritualität des sie auf und begleitete sie hl. Vinzenz zu teilen, wurde während dieser Zeit. in ihr immer stärker. So trat Das Hospital in Dax galt sie mit 20 Jahren ins Postu- schon bald als Vorzeige- lat bei den Barmherzigen Spital und konnte, aufgrund Schwestern ein und begann seines guten Rufes und weil ein Jahr später, an ihrem es solide aufgestellt war, er- 21. Geburtstag das Noviziat weitert werden. Aufgrund im Seminar in Paris. Schon ihres überdurchschnittlichen fünf Monate später wurde sozialen Engagements ge- sie zum Dienst in ein Hos- noss Sr. Marguerite in der pital in Pau gesandt. Zwei Bevölkerung hohes Anse- ihrer Schwestern traten bald hen. Sie und ihre Mitschwes- nach ihr ebenfalls in die tern betreuten die Patienten Gemeinschaft ein, worüber mit Fachkompetenz, Hin- Sr. Marguerite sehr glück- gabe und Nächstenliebe. Die selige Sr. Marguerite Rutan lich war. Allerdings musste (Bildnachweis: Snapshot of Sr. Von den Bewohnern der sie miterleben, dass beide Marguerite Rutan, D.C., Martyr of Stadt wurden die Schwes- Schwestern jung starben. the French Revolution) tern sehr geschätzt und erfuhren großes Ansehen. Die Schwestern wiederum »Für sie standen immer die pflegten einen guten Kontakt zu ihnen. Menschen im Vordergrund.« Während der Französischen Nach ihrem Dienst im aufgrund ihres sorgfältigen Revolution Spital in Pau war sie in Wirtschaftens stabilisierten Mit dem Ausbruch der verschiedenen Hospitälern sich die Einrichtungen, in Französischen Revolution tätig, bis sie 1779 als Schwes- denen sie tätig war. Für Sr. begannen die Schwierig- ter Dienerin nach Dax kam. Marguerite standen jedoch keiten auch für die Schwes- Dank ihrer Ausbildung und immer die Menschen im tern. Priester und Schwes- Begabung übernahm sie Vordergrund. So sorgte sie tern wurden aufgefordert, überall, wo sie war, nicht überall bei den Waisenkin- den Treueeid der Nation zu nur Dienste in der Kranken- dern dafür, dass sie in den schwören, nur dann durften pflege, sondern auch Aufga- Einrichtungen leben konn- sie im Amt bleiben. Wer dies ben in der wirtschaftlichen ten, Lesen und Schreiben nicht tat, riskierte sein Le- Leitung der Einrichtungen. lernten und eine Ausbildung ben. Sr. Marguerite und ihre Dank ihres Weitblicks, ihrer bekamen. Überall wo sie Schwestern weigerten sich, organisatorischen und Ver- war, nahm sie sich der vielen diesen Eid zu schwören und waltungsfähigkeiten und Straßenkinder an. In Dax ihr geistliches Leben aufzu- 12
Betrachtung geben. Zunächst wurden sie sen Entschluss wurden nicht ben, unserer Hoffnung und in der Pflege gebraucht und zugelassen. unserem Gottvertrauen. Ein durften aufgrund ihres hohen Am 9. April 1794 wurde Jahr nach ihrem Tod erklärte Ansehens weiterhin im Spital sie zusammen mit einem der Bezirksdirektor von Dax: in Dax tätig sein. Als 1792 Priester durch die Guillotine „Die Stadtgemeinde von Dax alle Ordensgemeinschaften hingerichtet. Vier Monate wird lange um diese tugend- aufgelöst und die Ordens- nach ihrem Tode war die hafte Frau trauern, die durch tracht verboten wurde, legten Schreckensherrschaft der Charakterfestigkeit an ihrer sie nur den Schleier ab und Französischen Revolution religiösen Überzeugung fest- ersetzen diesen durch ein vorbei. Sr. Marguerite war hielt und aufgrund von nicht bäuerliches Kopftuch. Sie die letzte Vinzentinerin, die bewiesenen Vorwürfen auf widmeten sich weiterhin den hingerichtet wurde, weil unmenschliche Weise geopfert Armen und Kranken. Im sie zu ihrem Glauben und wurde.“ Vertrauen auf Gott blieben ihrem gottgeweihten Leben sie trotz der Unruhen, Ver- stand. Ihre Aufrichtigkeit, Seligsprechung haftungen und Hinrichtun- Geradlinigkeit, ihr Mut, ihr Am 1. Mai 1795 fand in der gen weiterhin in Dax. Gottvertrauen und ihre Kapelle des Spitals in Dax Hingabe sind für uns alle ein feierlicher Gedenkgottes- Verhaftung und ein leuchtendes und be- dienst statt, und am 19. Juni Verurteilung zum Tod stärkendes Zeichen, auch 2011 wurde sie in Dax selig Trotz allen Ansehens, das in unserer konflikthaften gesprochen. Ihr Gedenktag Sr. Marguerite genoss, war Zeit und Welt Zeugnis zu ist der 9. April. sie der Revolutionsbehörde geben von unserem Glau- Sr. M. Karin Weber, Untermachtal ein Dorn im Auge. Sobald sich ihnen die Möglichkeit bot, unterstellten sie ihr, dass sie die Soldaten bestochen Tischgebete mit Worten des hl. Vinzenz hätte, um sie zu beeinflus- Vor dem Mittagessen sen. Das war für die Revo- lutionsbehörde Anlass, Sr. Gott, wir haben uns in der Mitte des Tages zum Essen versam- Marguerite am 24. Dezem- melt und damit unser Tageswerk unterbrochen. Lasst uns mit einem Wort des hl. Vinzenz Rückschau halten. Er sagte: „Wir sol- ber 1793 zu verhaften. Bei len alles für Gott tun, ohne die Achtung der Menschen zu suchen ihrem Verhör wurde sie und auf ihren Beifall zu rechnen.“ Stärke uns mit diesen Gaben böswillig beschimpft und für den weiteren Verlauf dieses Tages und segne uns: „Im Namen angeklagt. Sr. Marguerite des Vaters...“ war bald klar, dass ihr Ende bevorstand. In Demut und Nach dem Mittagessen im Vertrauen auf Gott ließ Gott, wir danken dir für die Stärkung des Leibes, um die zwei- sie alle Verleumdungen und te Tageshälfte zu bestehen. In schwierigen Situationen höre auf Demütigungen über sich unsere Bitte mit Worten des hl. Vinzenz. Er empfiehlt uns ver- trauend zu beten: „Herr, wenn du an meiner Stelle stündest, was ergehen. So wurde sie vom würdest du jetzt tun?“ Mit diesem Gedanken und deinem Segen Revolutionsgericht zum Tod lasst uns weiter durch den Tag gehen: „Im Namen des Vaters...“ verurteilt; eine Verteidigung Sr. Ursula Bittner und Widerspruch gegen die- 13
Aus unserer Geschichte Vor 50 JAHREN machten sich die Mutterhäuser auf den WEG ZUR FÖDERATION Vinzentinischer Gemeinschaften 1734 Strasbourg 1858 Untermarchtal 1921 Heppenheim 1841 Paderborn 1832 München 1846 Freiburg 1834 Fulda 1823 Zams Mananthavady/Indien Mananthavady/Indien Mananthavady/Indien Mananthavady/Indien 1857 Hildesheim 1839 Innsbruck 1862 Augsburg 1842 Szathmar Suwon/Korea 1844 Salzburg 1844 Zagreb 1832 Wien 1841 Graz Tanzanie Peru 1955 Treviso 1941 Meran Tanzanie Peru D ie Föderation Vinzentini- scher Gemeinschaften be- steht seit dem 15. April 1971, jedes christlichen Lebens und zum Geist des Ursprungs der einzelnen Institute, zugleich Zusammenschlüsse, wenn sie nahezu gleiche Satzungen haben und ihre Gebräuche dem Tag ihrer Approbation. aber deren Anpassung an vom selben Geist beseelt sind.“ Sie ist, wie so vieles in der die veränderten Zeitverhält- (n° 22) Auch im Kirchenrecht Kirche, das uns inzwischen nisse.“ (n° 2) wurde dieser letzte Text aufge- selbstverständlich geworden „Wo es angebracht erscheint, nommen. ist, Tochter des Konzils. Zwei sollen Institute und Klöster Wie auch sonst in der Texte aus Perfectae Caritatis eigenen Rechts, die irgendwie Kirche, war in vielen Ge- waren wegweisend: „Zeit- zur gleichen Ordensfamilie meinschaften das Leben den gemäße Erneuerung des gehören, mit Gutheißen des Texten vorausgegangen. Viele Ordenslebens heißt ständige Hl. Stuhles Föderationen strebten nach Reform, viele Rückkehr zu den Quellen untereinander anstreben oder suchten nach einer zeitge- 14
Aus unserer Geschichte mäßen Erneuerung ihres vom hl. Vinzenz von Paul“ Und sie wurde uns sichtbar, Ordenslebens, im inneren benennen konnten. denn gerne lud Chère Mère und im äußeren Bereich. Die Entstehung, das Marie-Ange Vogel (General- Dieses Suchen voraus führte Wachsen einer Gemeinschaft, oberin von 1946 bis 1964) die paradoxerweise zurück zu ist nie einfach wie so ein ge- Tochterkongregationen nach den Quellen, zum Geist des rader Strich: Es sind Lebens- Straßburg ein, so zu einem Ursprungs. geschichten, die jede Kongre- Treffen der Obern 1956, elf Und auf diesem Weg der gation reichlich dokumen- Jahre nach der leidvollen Zeit Erneuerung, in einem „Zu- tieren kann. (Einige haben es des 2. Weltkrieges, ebenso rück zum Ursprung“ fanden schon sehr lebhaft im heute 1962 zu ihrem Professjubilä- wir zusammen. Wir, das waren die »In einem ›Zurück zum Ursprung‹ Gemeinschaften, die in der Zeitspanne eines Jahrhun- fanden wir zusammen.« derts (1823 bis 1921) direkt oder indirekt von Straßburg getan). Und immer wieder um. Und gerne reiste sie in die aus gegründet wurden. finden wir zu Beginn den deutschen Mutterhäuser. Mut und die Großherzigkeit Schon bahnte sich die Die Soeurs de la Charité unserer Mutter Vinzenz spätere Föderation ihren in Straßburg Sultzer (Generaloberin der Weg. Monsignore Mack, Straßburg, d.h. die Soeurs de Straßburger Kongregation Superior in Untermarchtal, la Charité de Strasbourg, 1734 von 1813 bis 1868). In diesen unermüdlicher Initiator dieses in Saverne im Elsass durch Anfängen gründet eigentlich Werkes, sagte 1971 in einem dessen Bischof Cardinal de die heutige Föderation. Rückblick: „Die Besinnung Rohan gegründet, nach Aus- Den Schwestern im Straß- auf den Geist des Ursprungs bildung der ersten Schwes- burger Mutterhaus war diese führte zum ersten Mal im tern bei den Paulus-Schwes- Ausdehnung stets bewusst; Jahre 1956, auf Einladung tern in Chartres. Obwohl die stolz erklärten sie uns die Pos- von Mutter Marie-Ange, alle von dort mitgebrachte Regel tulats- und Noviziatsleiterin. Tochter-Kongregationen ins sehr vinzentinische Akzente Allerheiligen-Kloster von hatte, vergingen noch einige Straßburg. Die im Jahr 1966 Jahre, bis der erste Superior in der vinzentinischen Arbeits- Antoine Jeanjean die Schwes- gruppe fester geknüpften Bande tern für das Leben und Wir- zwischen den Kongregationen ken des hl. Vinzenz (1737 trugen von Jahr zu Jahr mehr heilig gesprochen) begeisterte dazu bei, dass die Erneuerung und ihren Dienst an den dieser Gemeinschaften und Armen, den Kranken, an den ihrer Konstitutionen gemäß Findelkindern u.a.m. unter den Weisungen des II. Vatica- sein Patronat stellte. nums mit vereinten Kräften So kam es, dass die von und zielstrebig angepackt Straßburg aus gegründeten werden konnten.“ Gemeinschaften sich als „Barmherzige Schwestern Mère M. Ange Vogel k Weiter auf Seite 18 15
Bildmeditation ZWISCHEN Abschied UND Erwartung Text: Sr. Ursula Bittner Foto: Heidi D er Evangelist Lukas schildert nachösterliche Begegnungen zwischen den Wenn wir uns im täglichen gemeinsamen Beten wie die Jünger damals für das Kom- Bittner Jüngern und Jesus, so auch men des Heiligen Geistes diese: „Er führte sie hinaus in öffnen, so wird sich etwas in die Nähe von Betanien und uns verändern. Wir können während er sie segnete, wurde im Alltag zu Zeugen der Liebe er zum Himmel emporgeho- werden, die unser Denken, ben.“ (Lk 24,50-51) Dieser Reden und Handeln verändert. Abschied von Jesus war nötig, Dieses Verhalten macht die Tage vor Pfingsten kostbar. »Wir können im Alltag zu Den Geist erwarten: Zeugen der Liebe werden.« Sehnsucht im Suchen und Hoffen um den Jüngern und damit im Glauben! auch uns die geistige Nähe im Pfingstereignis zu schenken. Komm, In dieser Erwartung stehen Heiliger wir auch heute vor Pfingsten. Geist! 16
„Himmelfahrt“ in der Pfarrkirche in Schwefe 17
Aus unserer Geschichte daran beteiligt. (Zams und ein Hindernis: Es galt, eine Wien beschlossen einstweilen, geschichtsbedingte, kirchen- eigene Wege der Erneuerung rechtliche Situation zu klären, zu gehen.) Von August 1968 bevor wir eine Föderation bis Februar 1971 tagten wir gründen, einen Zusammen- etwa acht Mal mit einem Text- schluss von gleichgestellten vorschlag aus Untermarchtal Kongregationen. Denn zu und mit Vorlagen, die in der der Zeit, 1969, hatten drei Zwischenzeit in jeder Kon- Gemeinschaften noch den gregation ausgearbeitet wur- Status von Provinzen des den. Der daraus erstellte Text Straßburger Mutterhauses: wurde von den verschiedenen Freiburg und Fulda seit wir Gemeinschaften, mit einigen päpstlichen Rechtes geworden Superior Msgr. Georg Mack spezifischen Abänderungen, sind (1871) und Heppenheim (Untermarchtal) als vorläufige Lebensordung seit der Errichtung (1921). approbiert und adaptiert. Der (Nur kurz zur Erläuterung: 1966 – hiermit erwähnte Su- französische Text für Straß- Genau ein Jahrhundert vor perior Mack die gemeinsame burg war keine Übersetzung, unseren jetzigen Bemühungen Tagung in Fulda. Ihr voraus- aber in den Grundideen dem scheiterte in Rom der Versuch gegangen war eine Begeg- deutschen ganz treu. einer Approbation gemein- nung der Generaloberinnen samer Konstitutionen für 5 der Vinzentischen Gemein- Umfragen über den selbstständige Kongregationen. schaften in Untermarchtal Beitritt zur Föderation Dies benötigte, so Rom, einen aus Anlass der Jahreskon- Gemeinsamer Ursprung, Zusammenschluss. Es geschah ferenz der Ordensobern nahezu gemeinsame Satzun- für Fulda und Freiburg, die Deutschlands im Mai 1966. gen, die Bedingungen eines so Provinzen von Straßburg engeren Zusammenschlusses wurden; Heppenheim wurde Ein starkes, geistliches waren geschaffen. nach dem 1. Weltkrieg als Fundament In ihrem Treffen vom solche errichtet.) Es folgten 1967 und 1968 März 1969 geben die 10 Ge- In Wirklichkeit aber und zwei weitere wichtige Ver- neraloberinnen ihre Zustim- im öffentlichen Recht ihres sammlungen in Paderborn. mung, eine Föderation zu Landes waren die 3 „Provin- Alle drei sind in folgenden errichten. Noch muss in den zen“ selbstständige Kongre- Broschüren festgehalten: einzelnen Gemeinschaften gationen. Doch alle 5 Jahre „Auf neuen Wegen – Erbe bei allen Schwestern diesbe- musste ein gemeinsamer Be- und Auftrag – Die Spiritua- züglich eine Umfrage gehal- richt nach Rom, dessen Syn- lität des hl. Vinzenz (mit P. ten werden. Jede Kongrega- these in Straßburg zusam- Dodin CM)“. tion wird abstimmen, ob sie mengestellt wurde. Und bei So war ein starkes, geistli- der Föderation Vinzentini- jedem Wahlkapitel kamen ches Fundament gegeben, scher Gemeinschaften beitre- delegierte Schwestern der 3 und die Erarbeitung einer ten will und die Zustimmung „Provinzen“ nach Straßburg. gemeinsamen Lebensord- ihres Bischofs einholt. Im Dezember 1964, bei der 1. nung begann. Zuerst 12, dann Auf diesem Weg stand Wahl von Mère M. Angélique 10 Gemeinschaften waren für einige unter uns noch Otter, der Nachfolgerin von 18
Aus unserer Geschichte Mère M. Ange Vogel, war dies noch der Fall; im Feb- ruar 1971, bei ihrer Wieder- wahl, war es schon anders; denn nun komme ich zu unserem Hürdenlauf: Im Frühjahr 1969 haben wir in Freiburg, Fulda, Heppenheim und Straßburg in Reformka- piteln abgestimmt und die Ergebnisse gingen am 10. Mai 1969 nach Rom, in einem Treffen der vinzentinischen Gemeinschaften 18.-20. November 1970 in Straß- ausführlichen Brief der burg (Foto: Archiv München) Straßburger Generaloberin mit folgenden Bitten: empfehlen“. Schon am 10. neuer Vorschlag der Religi- 1. die 4 genannten Gemein- Juli erhielt Bischof Elchinger osen-Kongregation findet schaften zu autonomen Kon- die Antwort: ein großes Nein noch weniger Anklang: die gregationen zu erheben mit dem Vorschlag, dass die 4 3 Provinzen in Deutschland 2. diesen Kongregationen den Provinzen bestehen bleiben sollen ein Institut bilden, Eintritt in eine Föderation – sollen, unter einem effektiven Straßburg ein anderes. Im die in Gründung steht – zu Generalat. In Rom wünsche festen Willen, eine Lösung ermöglichen. Genannt waren man sich ein Zueinander zu finden, wandte sich jede auch die übrigen Mitglieder, und nicht ein Auseinander. Provinz mit den jeweiligen von deren Kapiteln und den Nicht angekommen war, dass Bischöfen von Mainz, Fulda zuständigen Bischöfen auch die wir dieses Auseinander nur und Freiburg eigens an Rom, Zustimmung eingegangen war: ersuchten, um ein besseres mit der Bitte selbstständige die Barmherzigen Schwestern Zueinander zu finden. Kongregation zu werden. vom hl. Vinzenz von Paul der Wieder treffen sich die 4 Am 11. April 1970 kom- Mutterhäuser München, Augs- in Fulda am 1. und 2. Okto- men die Obern der 4 betrof- burg, Innsbruck, Paderborn, ber und senden ein neues fenen Gemeinschaften in Hildesheim und Untermarch- Bittschreiben nach Rom. Ein Mannheim zusammen und tal. Die geplanten Statuten der richten mit Bischof Elchinger Föderation waren beigefügt. ein sehr ausführliches Schrei- 3. die Genehmigung, eine vor- ben an Rom. Noch einmal läufige Lebensordnung einzu- legen sie die Gründe dar: Was führen gemäß den Weisungen „de facto“ war, sollte „de jure“ des Konzils. klargestellt werden. Dieser In einem 2. Brief vom 12. Schritt zur Selbstständigkeit Juni 1969 bestätigte Mon- ziele nicht auf Trennung, signore Elchinger, Bischof sondern auf den vom Konzil von Straßburg, diese Bitten bei erwünschten Zusammen- der Religiosen-Kongregation. schluss. Es folgte das Dekret, Er wiederholte, begründete Bischof Léon Arthur Elchinger so ersehnt, dass ich es hier sie und wollte sie „wärmstens (Straßburg) zitiere: 19
Aus unserer Geschichte Durch ein weiteres De- Sacra Congregatio pro Religiosis et Institutis Saecularibus; Prot.n.12639 :68 S.6 kret wurde am 13.11.1971 DEKRET die Kongregation von INNS- Die Generaloberin und die Provinzoberinnen der Barmherzigen Schwes- BRUCK, mit Provinzen tern von Straßburg, die einfache Gelübde ablegen, haben dem Hl. Stuhl MERAN und TREVISO, nach wiederholt die Bitte vorgetragen, die eine Ordensfamilie möge der vor- Zustimmung deren General- gegebenen besonderen Verhältnisse wegen in vier Institute aufgeteilt kapitel und deren Bischof werden: nämlich in die von Straßburg, Freiburg, Fulda und Heppen- der Föderation eingegliedert. heim. Darum teilt die Hl. Kongregation für die Religiosen und die Säku- Diese Approbationen, zuerst larinstitute nach reiflicher Prüfung des Sachverhalts und unter Achtung der Befürwortung der betreffenden Ortsordinarien die vorgenannte für 6 Jahre gegeben, wurden Ordensfamilie, kraft des vorliegenden Dekrets, und errichtet, der Bitte wiederholt bestätigt und erst entsprechend, vier Institute nach kanonischem Recht. Die einzelnen am 10. Mai 1994 endgültig Institute sollen jedoch ein Generalkapitel zur Wahl der Generaloberinnen zugesagt. Monsignore Mack und deren Ratsschwestern abhalten, gemäß den Bestimmungen der sagte darauf, den hl. Vinzenz Konstitutionen und unter Beachtung der übrigen Rechtsbestimmungen. zitierend: „Die Werke Gottes Etwas Gegenteiliges darf nicht entgegen stehen. haben ihre Zeit. Wenn diese Gegeben zu Rom an 6. Juni 1970 J. Cardinal Antoniutti, Praef. gekommen ist, dann verwirk- licht sie Gott, nicht früher Noch im selben Jahr, vom 18. bis 20. November, fand im und nicht später.“ Straßburger Mutterhaus die konstituierende Sitzung der 10 000 Schwestern führte Vinzentinichen Föderation statt, unter Vorsitz von Supe- die so entstandene Föderation rior Mack. Die Grundsteine waren gelegt. Das Votum von zusammen. In den beinahe 50 9 Kongregationen lag vor. Ihnen galt das Dekret vom 15. Jahren ihrer jungen Geschich- April 1971, das die Föderation Vinzentinischer Gemein- te sind die Zahlen der Schwes- schaften errichtete und deren Statuten approbierte: tern überall geringer gewor- den, aber die Föderation ist gewachsen, hat sich weltweit Sacra Congregatio pro Religiosis et Institutis Saecularibus; Prot.n.F.S.25-1 :71 ausgedehnt: Die Kongregati- DEKRET onen von WIEN und ZAMS Die Generaloberinnen von neun Kongregationen der Barmherzigen sind ihr 2007 und 2010 beige- Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul, nämlich von AUGSBURG, FREIBURG, treten, so wie die Kongrega- FULDA, HEPPENHEIM, HILDESHEIM, MÜNCHEN, PADERBORN, STRASSBURG tion in INDIEN, Mutterhaus und UNTERMARCHTAL, haben mit Zustimmung ihrer jeweiligen General- Manathavady, selbstständig kapitel dem Hl. Stuhl in Demut die Bitte vorgetragen, er möge zwischen seit 1994, nachdem sie als Re- ihren Ordensfamilien eine Föderation nach den vorgelegten besonderen gion durch das Indien-Referat Statuten errichten, und haben Ihm ihre Gründe dargelegt. Diese Hl. der Gemeinschaften Pader- Behörde hat daraufhin den ganzen diesbezüglichen Fragenkomplex born, Freiburg, Fulda und reiflich geprüft und die Ordinarien der betreffenden Diözesen gehört. Sie Heppenheim schon immer errichtet hiermit eine Föderation der genannten Institute für die Dauer vertreten war. Die feierliche von sechs Jahren. Ferner approbiert und bestätigt diese Hl. Behörde die Statuten dieser Föderation gemäß dem Exemplar, das diesem Dekret Aufnahme der Kongregation angefügt ist, ebenfalls auf sechs Jahre, unter den üblichen Voraussetzun- in KOREA, von Paderborn gen. Etwa bestehende gegenteilige Verfügungen werden wirkungslos. ausgegangen, geschah 2004, Gegeben zu Rom am 15 April 1971 gez.: J. Card.Antoniutti, Präfekt bei der Jahreskonferenz auf dem Odilienberg im Elsass. In 20
Aus unserer Geschichte Afrika bringen die Schwestern in den Statuten vorgesehen so die Technik der Zeit. den Geist und den Dienst (sie befinden sich im Anhang Dank an die gesamte Vin- der Föderation nach TAN- jeder Lebensordnung), blieb zentische Familie, an FAM- ZANIA, ETHIOPIEN und jede Kongregation souverän VIN und MEGVIS, die uns bald KENYA, in der großen und musste die Approbation immer wieder kostbares Region der Schwestern von einholen, in Rom oder beim Gut erschließen. Dank allen Untermarchtal und durch die Ortsbischof, je nach Recht. Schwestern, die durch ihren Provinz Mitundu (Innsbruck). So bekam z.B. die Straßbur- Einsatz, ihren Dienst und Hier möchte ich noch- ger Regel die Approbation ihr Gebet Föderation und mals an die Erarbeitung der der Religiosen-Kongregation, Lebensordnung mitgeprägt Lebensordnung erinnern. nach mehrfachem Hin und haben. Ihnen gelte, was Während unsere Obern sich Her, am 2.2.1986. Sr. Teresa Slaby, derzeitige einsetzten, die Föderation zu Mit großer Dankbarkeit Vorsitzende und General- verwirklichen, arbeiteten wir gedenken wir heute all den oberin in Hildesheim, von tüchtig in jeder Kongregation Brüdern und Schwestern, die ihrer lieben Schwester M. und in einer Zentralkommis- diesen Weg mit uns gingen, Hildegard Theinert (gest. am sion an neuen Konstitutionen denen wir die Entstehung, 26. Februar 2019) schrieb: (Ich selber, damals unter dem das Werden und Wachsen „Schwester M. Hildegard Namen Soeur André-Joseph, unserer Föderation verdan- engagierte sich leidenschaft- erlebte mich wie eine Art ken: Superior Mack (Unter- lich für die 1971 gegründete Brücke zwischen dem Text der marchtal), erster geistlicher Föderation Vinzentinischer deutschsprachigen Kongrega- Beirat der Föderation, ge- Gemeinschaften. Durch ihre tionen und der französischen storben1982; Superior Grösch aktive Mitgestaltung gemeinsa- Fassung). Zuerst war es die (Fulda), Gründer und lange mer Themen und Treffen trug vorläufige Lebensordnung, Hauptredaktor unserer sie zum Zusammenwachsen die wir 1969, 1970 für einige Zeitschrift heute, gestorben der Föderation bei. Sie beteilig- Jahre mit auf den Weg beka- men. 10 Jahre später erlebten wir noch einmal ein wahres »Die Föderation hat „Ringen um die Lebensord- sich weltweit ausgedehnt.« nung“ – so der Titel eines Heftes. Nach ernster Vorarbeit 1979; all unseren Superioren, te sich über viele Jahre an der in jeder Gemeinschaft erstell- die oft unsere Theologen Erarbeitung der gemeinsamen ten wir den gemeinsamen waren; allen Generaloberin- Lebensordnung. Die Vertiefung Text in einer Arbeitskommis- nen, angefangen mit Mutter der vinzentinischen Spirituali- sion, brachten ihn wiederholt Archangela (Paderborn), tät als Quelle und Inspiration vor den Föderationsrat, der erste Vorsitzende der Föde- für die Gemeinschaften war ihr über die Texte abstimmte, oft ration, den Sekretärinnen, dabei ein Herzensanliegen.“ nach langer Diskussion und genannt sei Schwester Lucia Gott segne diese unsere Föde- Abänderungen. Berühmte (Freiburg), gestorben 1988, ration und alle Menschen, in Experten wurden herangezo- die große Mengen Notizen in deren Dienst sie mit verein- gen, so in München Erzbi- Form und Text brachte, mit ten Kräften steht. schof Joseph Ratzinger und der ich Kilometer Tonband Soeur M. Antoinette Dr. Scheuermann. Doch, wie abhörte und niederschrieb, Waechter, Strasbourg 21
50 Jahre heute „Dankbarkeit ist die sind unergründlich. Aber sie führen immer zum Ziel…“ (Heinz Rühmann hat dies in der Rolle des Erinnerung des Herzens.“ „Pater Braun“ humorig-ernsthaft umgesetzt!) Wie bekannt, war P. Josef Hennen als früherer Novizen- Persönliche Erfahrungen Meister seiner Ordensgemeinschaft auch ein be- eines früheren heute-Autors gehrter Exerzitienleiter, vor allem für die einzelnen Kongregationen der „Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul“. Das heute-Heft feiert heuer sein 50-jähriges Über den „Umweg“ von Hannover (zum Bistum Jubiläum. Die Redaktion staunte nicht schlecht, Hildesheim gehörig) erfuhr ich auch von seiner als der Spiritanerpater Michael Böhles zum Qualität als Seelenführer, als ich 1968 vom damali- Jubiläum gratulierte und sich als Autor aus der gen Regens des Priesterseminars Sankt Georgen Anfangszeit zu erkennen gab. Die Redaktion (P. Georg Mühlenbrock SJ) als Vertretung für seinen bat ihn, aus seiner Sicht zurückzublicken. Wir Vortrag im Priesterseminar und vor KFB-Mitgliedern freuen uns, dass er dieser Bitte nachkam. nach Trier hin entsandt wurde. Obwohl P. Hennen auch in Trier ansässig war, blieb er mir persönlich A us der Sicht von Generationen sind fünfzig Jahre gewissermaßen nur ein „Wimpernschlag“ der Geschichte – doch für den einzelnen Menschen ist noch unbekannt; dort konnte ich eine von ihm begleitete Person kennenlernen, deren Ehe er als Traupriester Mitte der 50er Jahre in der Hauskapelle so eine Zeitspanne beinahe schon der „größtmög- des Kölner Vinzentiner-Provinzialates eingesegnet liche Verbrauch eigenen Lebens“?! Denn für das hatte. Ein längeres Gespräch mit ihr weckte meine Individuum gilt: „Man lebt nur einmal – sagen die Neugier auf Pater Hennen, der in Sachen Spirituali- Narren. Man lebt nur einmal – sagen die Weisen.“ tät eine „Kapazität“ zu sein schien. Also schrieb ich Diese „Einmaligkeit“ ist kurioserweise durch ihm einen Brief, worin ich ihn um eine Begegnung den Zeitschrift-Titel förmlich aufgebrochen, „denn und um einen Erfahrungsaustausch bat. Doch er der Augen-Blick in der Zeit ist jener Schnitt-Punkt beantwortete beides nicht (ob dies einer ‚discretio der Gegen-Wart, in welchem Vergangenheit auf- spiritualis‘ = ‚geistliche Zurückhaltung‘ geschuldet gehoben und Zukunft ergriffen wird im Hier und war, blieb offen). Jetzt des HEUTE – und mittendrin begegnet uns die Der Zufall sorgte für eine Antwort: Mitte der Ewigkeit Gottes, die uns berührt und wandelt und 60er-Jahre war ich als Kirchenchor-Dirigent enga- zugleich Dauer, Festigkeit und Beweglichkeit in-eins giert worden anlässlich der Einweihung der neuen gewährt“ (nach Hildegard von Bingen, Gertrud von Pfarrkirche „Hl. Kreuz“ zu Gögglingen; so ergab Le Fort und Pierre Teilhard de Chardin). sich damals ein (indirekter) Bezug zu „Barmher- Wenn man so will, war diese „Optik“ 1969 die zigen Schwestern“: OStR. Max Müller – Religions- Grundlage von heute, aufgenommen durch die lehrer/Schuldekan in Ulm sowie Pfarr-/Bauherr damalige Herausgeber-schaft/Schriftleitung von in Gögglingen – bewohnte mit seiner leiblichen P. Josef Hennen CM (Trier) und Superior Aloys Schwester Maria (diese war zuvor in Wangen/All- Grösch (Fulda). Für viele Jahre zeichneten sie ver- gäu als Krankenschwester der dortigen Kinderklinik antwortlich für Inhalt und Konzeption. tätig gewesen, welche „Untermarchtal“ betrieb) In dieses Team „geriet“ ich Anfang der 70er und drei Nichten das Pfarrhaus. „Das Auge bischöf- Jahre auf äußerst zufällige Weise – ganz im Sinne lichen Wohlgefallens“ fiel auf diese „Familie“: Max von G.K. Chestertons Einsicht: „Gottes Wege Müller wurde Prälat, Domkapitular und Domdekan 22
50 Jahre heute (als Leiter der Schulabteilung des Bistums) – und so kam es zum Umzug von Gögglingen nach Rotten- burg. Der Kontakt zu den Müllers blieb bestehen, und deren Gastlichkeit auch. Davon profitierte auch Mutter Böhles! Ein mehrtägiger Besuch bescherte uns eines Tages auch einen Ausflug ins Oberland; Prälat Müller hatte mir großzügig sein Auto und seine Schwester anvertraut, so dass die Mutter eine kundige Beglei- terin an ihrer Seite hatte! Auf dem Rückweg kamen wir auch durch Obermarchtal, von wo aus man die große Klosteranlage Untermarchtals erblickte. Die ehemalige Krankenschwester wusste dort ihre frü- P. Michael Böhles (r.) 1984 mit einem Begleiter auf der here Oberin ansässig; also fuhren wir hinunter. Mir Winklmoosalm kam dunkel die Erinnerung hoch, dass der Vinzen- tiner/Lazarist Josef Hennen doch wohl Vinzentine- marchtal bekam dank der Erbauung der neuen rinnen kennen müsste? Also bat ich die Begleiterin, Mutterhauskirche eine besondere Verbindung zur sie möge bei der Oberin mal „nachhaken“. Sie kam Föderation mit dem dortigen Superior Georg Mack mit der Oberin im Arm lachend zurück: „Ja, den als ihrem ersten Geistlichen Beirat – ihm durfte ich kennen sie – der ist hier!“ zum „Silbernen“ die Festansprache halten. So wurde ich zu seinem Zimmer geführt und Fazit: Was den Inhalt und Aufbau des heute- klopfte an: Er öffnete sie, sah mich fragend an „Ja – Heftes angeht, so wurde damals jenes „Gerüst“ als Sie wünschen?“. Ich erklärte ihm den Zusammen- tragfähig erkannt und genutzt, das auch heute hang, woraufhin er bemerkte: „Da haben Sie aber noch erkennbar ist: Neben den Mitteilungen aus Glück gehabt! Denn morgen reise ich wieder ab!“ den Niederlassungen und Mutterhäusern gilt spiri- Auf meine Nachfrage „Wohin?“ kam die über- tuellen Themen/Anregungen in Wort und Bild die raschende Antwort: „Nach Heppenheim, an die besondere Aufmerksamkeit neben geschichtlichen Bergstraße – für drei Wochen.“ „Das passt ja ganz Erinnerungen wie aktuellen Berichterstattungen. hervorragend – die Mutter und ich fahren morgen Damals erstellten P. Hennen, Sup. Grösch und be- ebenfalls nach Hause zurück, nämlich an eben die- auftragte Schwestern Jahresthemen, die dann im se Bergstraße!“ Dank dieser Zufälligkeiten konnten Team erarbeitet wurden (mir fiel es zu, Ideen zu wir uns dann mehrmals in Heppenheim treffen liefern und bei deren Umsetzung mitzuwirken). und austauschen. Dies war der Beginn einer lang- Das eigentliche „Ver-Dienst“ war primär diese Er- jährigen Freundschaft sowie der Mitarbeit beim kenntnis: Wir verdienen alle unsere Begegnungen. heute (da ich anno 1968 auch als „Chef-Redakteur“ Sie sind uns vom Schicksal zugewiesen und haben der „sankt georgener blätter“ in Frankfurt/Main eine Bedeutung, die zu enträtseln uns aufgetra- Erfahrungen gesammelt hatte, war P. Hennens gen ist. Sie enthüllen uns das Geheimnis unserer Interesse an einer Mitarbeit geweckt!). Er engagier- Bindung und unserer Freiheit. te mich in der Folge auch als „Ersatzmann“ für Versteht man den Zufall positiv in dem Sinne, Exerzitien-Kurse (was mich nach Innsbruck, Meran, dass er auch als „Inkognito Gottes“ verstanden Trier, Paderborn, Bad Adelholzen, Heppenheim, werden darf, dann gilt gerade aus geistlicher Sicht: Köln und Freiburg führte). Der Bezug zu Unter- „Was im gerade eben zufällig daherkommt, ist k 23
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