Neues Leben - Samariteranstalten Fürstenwalde
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t e r we g s Un EN RAN S TA LT SAM ARITE HRIF T DER EITSC DIE Z Neues Leben 01 2021 Gastkommentar Direktorin Barbara Eschen – Neues Leben keimt schon Ausblick Ein neues Gesicht im Vorstand: Nicole Badenius und Jürgen Hancke im Gespräch mit Ulrike Menzel Unterwegs mit... ... Sieglinde Brödel: „Nach vorne schauen und das Positive sehen”
INHALT Einblick 4 Gastkommentar von Direktorin Barbara Eschen 4 6 Ein neues Gesicht im Vorstand: Nicole Badenius und Jürgen Hancke im Gespräch mit Ulrike Menzel 8 Im Ende neues Leben 6 10 Viele neue Möglichkeiten 12 Mut zur Veränderung 12 14 Mittendrin – Die Bewohner*innen- Seiten der Samariteranstalten 8 19 Gordon zieht um 20 Nicos Einzug im Haus Lydia 21 Wie ein verborgener Waldweg 22 Frau Lüths Wunschliste 14 23 Klasse 9a im Hybrid-Unterricht 23 24 Bunter Osterglaube 26 Über Butterbrote und Homeschooling 28 Kleine Freuden und große Wünsche 30 Unterwegs mit Sieglinde Brödel, über Lebenseinstellungen und Krisen- 26 bewältigung 30 24 28 2 UNTERWEGS /2021
DIE SEITE DREI Selbstgebasteltes Schneeglöckchen der Bewohner*innen aus dem Lutherhaus Liebe Leserin, lieber Leser, wann hört Corona auf? Egal, wie lange Corona noch dauert. Wann beginnt neues Leben? Wir leben. Die erste Frage höre ich oft. Wir erleben immer wieder so viel. Ich danke Die zweite Frage gehört für mich dazu. Auch jetzt. Herrn Rose. Sie gehört zum Thema dieser „Unter- Auch in den Samariteranstalten Bei ihm konnte wegs“. und bei „Aufwind”. ich viel über die Davon ist dieses Heft voll. Diakonissen lesen. Wann hört Corona auf? Herr Rose hat unser Archiv geordnet. Das kann niemand beantworten. Lesen Sie die schönen Artikel über Er kommt einmal im Monat Manche sagen: Wir werden mit Corona - neue Bewohnerinnen und Bewohner und arbeitet weiter daran. leben müssen. - andere neue Menschen Im Archiv ist alles gesammelt, - neue Lebensabschnitte was für 130 Jahre Samariteranstalten Wann beginnt neues Leben? - neue Möglichkeiten. wichtig ist. Darauf antwortet Ostern. Das Leben in den Samariteranstalten Ostern feiern wir das neue Leben Jesu war in den letzten Monaten kunterbunt, Die Geschichte der Diakonissen und der aus dem Tod. auch mit Corona. Samariteranstalten zeigt: Jesus wurde getötet, Wenn etwas zu Ende geht, am Kreuz hingerichtet, Träumen Sie mit Frau Lüth humorvoll macht es Platz für Neues. wie ein Verbrecher. über ein Leben ohne Corona. Dabei hatte er nichts Böses getan. Wenn wir Menschen verlieren, Mächtige Menschen ärgerten sich über Lassen Sie sich von Direktorin Eschen dürfen wir für sie auf neues Leben ihn. und Frau Küchler zum neuen Leben lo- bei Gott hoffen. Sie störte, wie er lebte und redete. cken, das wir zu Ostern feiern. Sie wollten ihn weghaben. Auch wenn Corona noch länger dauert, Sie wollten so weiterleben wie bisher. Ich freue mich sehr über jeden Beitrag. können wir uns die Lust auf neues Sie wollten kein neues Leben. Ich danke allen, die hier geschrieben Leben bewahren. Aber das neue Leben war nötig. und gemalt haben. Und wir können einander darauf Ist es immer noch. Direktorin Eschen vom Diakonischen aufmerksam machen, Gegen das Böse und Unrecht, Werk schrieb den Gastbeitrag. was jetzt zum Freuen ist. gegen alles Leid, Sie geht auf den Ruhestand zu. gegen den Tod. Schon bald beginnt der neue Lebensab- Bleiben Sie weiter rücksichtsvoll und schnitt für sie. vorsichtig. Gott weckte Jesus von den Toten auf. Wie schön, dass wir vorher noch ehrli- Freuen Sie sich über alle, Der Tod konnte Jesus nicht festhalten. che Hoffnung von ihr lesen können. die schon geimpft sind, Gottes Liebe zog ihn da hindurch. Ich danke Herrn Kutzker. und lassen sich selbst impfen. Gottes Liebe überwindet das, Er hat das alles ansprechend in Form was Menschen einander antun. gebracht. Feiern Sie fröhlich Ostern. Gottes Liebe schenkt neues Leben. Er hat auch den Artikel über die Ge- Genießen Sie die sechs Wochen Das feiern wir zu Ostern. schichte der Diakonissen in den Samari- Osterzeit bis Himmelfahrt. Das zeigt der Frühling. teranstalten untergebracht, Gott hat immer und überall neues Deswegen wird die Welt jetzt obwohl er lang ist. Leben für uns, kunterbunt. lassen Sie es sich schenken! Das hat Henry Thadewaldt aus dem Haus Lydia so schön gedichtet, Herzlich grüßt – auch von dass wir es Ihnen auf der Rückseite Frau Badenius und Herrn Hancke präsentieren. Das Licht zieht die Blüten aus dem Ihre Boden – wie die Blüten im Garten von Herrn Kutzker und seiner Familie auf dem Titelbild. Das Licht, das Oster-Licht, Pfarrerin Ulrike Menzel Foto: Samariteranstalten Licht des Lebens gegen alles Dunkel, Licht von Gott will unsere Lebens- geister neu wecken. UNTERWEGS 1/2021 3
GASTKOMMENTAR Neues Leben keimt schon Die Welt hat sich verändert. Wir haben uns verändert. Das neue Leben annehmen und mich darüber freuen. Foto: Nadine Redlich Das möchte ich. Ich glaube an eine Auferstehung mitten im Leben, für jede und jeden. uf meinem Regal steht eine Oster- Eigentlich wollen wir doch alle unser einmal 40 Tage gelebt, wie vorher. Son- A karte. Zoe, meine achtjährige Nachbarin aus der 3. Etage hat sie mir „altes Leben“ zurückhaben. dern er hat als Auferstandener eine Brü- cke zwischen Gott und uns Menschen letztes Jahr in den Briefkasten gesteckt. Dennoch wird das alte Leben wohl so geschlagen. Er hat Neues zwischen uns Eine Aufmunterung im ersten Lock- nicht zurückkommen. Die Welt hat sich gestiftet. Das erzählt die Bibel beispiels- down. verändert. Wir haben uns verändert. weise mit dem Bild vom Weizenkorn. Können wir jemals wieder so unbefangen Das Korn fällt in die Erde und „stirbt“ Damals war die Unsicherheit noch viel miteinander umgehen, uns umarmen, wie dort ab. Doch wächst daraus Neues. größer als jetzt: Ärzte wussten wenig früher? Wie können wir dafür sorgen, Nach Tagen des Wartens geht die Saat über Corona und wie sich das Virus ver- dass niemand dauerhaft durch Corona in auf. Rasch wächst der Weizen, über breitet. Wir hatten nur ganz wenige me- Not gerät? Wie müssen wir unser Ge- Nacht. Frisch und hell leuchtet der grüne dizinische Masken, kaum Desinfektions- sundheitssystem und die Schulen und Halm. Mit der Auferstehung ist es wie mittel, kaum Tests, niemand konnte vo- Einrichtungen bauen und gestalten, damit mit dem Weizenkorn: Es wächst etwas raussagen, ob und wann man einen Impf- Pandemien eingedämmt werden? Was Neues, neues Leben, neue Hoffnung. stoff entwickeln würde. Um Menschen müssen wir an unserer Lebensweise än- zu schützen, konnten in allen Kirchenge- dern? Mit welcher Zuversicht gehen wir Auferstehung beginnt mit einem Aufat- bäuden keine Gottesdienste gefeiert wer- in die Zukunft, vor allem die Kinder und men. Die Frauen, die den toten Jesus su- den. Trotzdem dachten wir, nach kurzem Jugendlichen, die ihre Freunde und chen, atmen auf, als sie das leere Grab Durchhalten werden wir unser „altes Freundinnen vermissen? Wie wird das finden. Fürchtet euch nicht, sagen ihnen Leben“ wiederbekommen. neue Leben sein? Die Frage ist schwie- die Engel dort. Die Frauen spüren: Alles Wieder feiern wir Ostern. Wieder mit rig, löst Angst aus. ist anders als sie dachten. Mit Jesus be- großen Einschränkungen. Wir haben uns Da kommt Ostern gerade recht. Ostern ist ginnt Leben neu. Neues Leben nicht nur an vieles wegen der Hygieneregeln ge- das Fest des Lebens. Wir feiern Jesu Auf- für Jesus, sondern für alle Menschen. wöhnt. Es wird geimpft, es wird getestet. erstehung und das heißt: Jesus bekommt Dennoch sind die meisten von uns be- neues Leben geschenkt. Alle, die von sei- Neues Leben nach dem Tod - wie mag sorgt. Denn viele Menschen sind er- nem Tod zutiefst erschüttert waren, be- das aussehen? Werde ich heil und ganz krankt, viele sind gestorben. Das Virus kommen neue Hoffnung. Für sie war sein und ohne meine Macken sein? Ein neuer tritt in neuen Formen auf. So müssen wir Tod das Ende gewesen. Und dann die Mensch? Das wäre schön: fröhlicher zu vorsichtig sein, vor allem zu Hause blei- große Freude: Nicht der Tod hatte das sein, beliebt, attraktiv. Lockige Haare ben, jeder für sich. Für die einen bedeu- Sagen, sondern Gott schenkt Leben, wären schön, und etwas größer und tet das: die Arbeit ist anstrengend mit neues Leben. Neues Leben für Jesus und sportlicher. Alle Sprachen der Welt spre- Maske und Abstand. Oder sie findet zu für alle. chen. Das wär klasse. Ein neuer Mensch Hause statt, mitten in der Familie. An- Dabei wird mir jetzt deutlich: Jesus ist sein. Ein neues Leben haben. Aber wäre dere haben keine Arbeit mehr und ihre nicht einfach in sein altes Leben zurück- ich dann noch ich? Noch wiederzuerken- Not wächst deshalb. Viele sind genervt. gekommen. Er hat nicht einfach noch nen? Im Tod kommen unsere Erfahrun- 4 UNTERWEGS 1/2021
GASTKOMMENTAR gen, unser Wissen und unsere Macht an hung mitten im Leben, für jede und ZUR PERSON ihre Grenzen. Dies Geheimnis löst keine jeden. Wie bei dem Weizenkorn wächst Ostergeschichte auf. Aber wir können Neues, Frisches. Wir werden zuversicht- aufatmen. Wo immer wir hingeraten lich sein und genug Kraft haben, unser auch im Sterben, Christus steht da und Zusammenleben zu gestalten. Wir wer- hält neues Leben aus der Liebe Gottes für den, das neue Leben zu schätzen wissen uns bereit. und unsere Nachbarn auch. Nicht nur die, die nett sind wie Zoe, auch die, die Und unser Leben morgen, und Ostern manchmal nerven, die mich übersehen, 2022? Da machen wir nicht einfach bei die Krach machen. Februar 2020 weiter. Auf keinen Fall. Wir haben der Gefahr ins Auge geschaut. Dieses neue Leben annehmen und mich Viele haben Verluste erlebt, sind von darüber freuen. Das möchte ich. Aufat- Krankheit und Tod erschüttert. Wir erle- men wie die Frauen am Grab und mich Foto: DWBO/Birte Zellentin ben Verteilungskämpfe um Impfstoffe umschauen, was zu tun ist miteinander, und Geld in der ganzen Welt. Worauf und loslegen. Jesus Christus, da bin ich wollen wir bauen? sicher, wird dabei sein. Ich vertraue darauf, dass Jesus Christus auferstanden ist und in den Herzen derer Direktorin Barbara Eschen Pfarrerin Barbara Eschen ist seit 2014 Direk- weiterlebt, denen seine Worte Lebens- torin des Diakonischen Werkes Berlin- hilfe sind. Ich glaube an eine Auferste- Brandenburg-schlesische Oberlausitz und Kirchenrätin der Landeskirche. Zum 1. Juli 2021 geht sie in Ruhestand. Ihre Nachfolge wird gerade bestimmt. Direktorin Eschen bildet zusammen mit Andrea U. Asch den Das Weizenkorn fällt in die Erde und “stirbt” dort ab. Vorstand des Diakonischen Werkes und kümmert sich neben den Arbeitsfeldern Doch wächst daraus Neues. Nach Tagen des Wartens Kindertagesstätten, Jugendhilfe, Existenz- geht die Saat auf. sicherung und Integration sowie Freiwilli- genzentrum vor allem um die öffentliche Wahrnehmung diakonischer Anliegen. UNTERWEGS 1/2021 5
AUSBLICK Foto: Samariteranstalten Unser aktueller Vorstand: Ulrike Menzel (l.), Jürgen Hancke (M.), Nicole Badenius (r.) Ein neues Gesicht im Vorstand Seit 1. März 2021 haben die Samariteranstalten für Ulrike Menzel: Herzlich willkommen in den Samariteranstalten, liebe Frau drei Monate einen Dreiervorstand. Herr Hancke er- Badenius! Wir freuen uns, dass Sie sich reicht nach über dreißig Dienstjahren in den Sama- für uns entschieden haben. Wie sind Sie zu uns gekommen? riteranstalten zum 1. Juni 2021 das Rentenalter. Das Kuratorium wählte Frau Nicole Badenius zu seiner Nicole Badenius: Bisher war ich Koor- dinatorin in der Verwaltung des Vi- Nachfolgerin und ermöglichte eine gemeinsame vantes-Klinikums Kaulsdorf. Ich bin in Einarbeitungszeit mit Herrn Hancke. Sein großes der Region verwurzelt. Mein Partner und ich leben in Petershagen. Dort engagiere Wissen und die jahrzehntelange Erfahrung sollen ich mich ehrenamtlich. Daher habe ich nicht verlorengehen. In einer fröhlichen Vorstands- nach einer Leitungsstelle in der Region geschaut. Die Samariteranstalten wurden runde im Corona-Abstand waren Frau Badenius mir empfohlen. Schon im Auswahlver- und Herr Hancke mit Frau Menzel im Gespräch. fahren fand ich das bestätigt, die offenen und aufrichtigen Gespräche mit allen Beteiligten haben mich beeindruckt. UM: Das freut uns. Auch wir empfanden die Gespräche mit Ihnen als sehr an- genehm und dachten, Sie passen zu uns. Für Ihre 37 Jahre bringen Sie vielfältige Erfahrungen mit, die uns zugutekommen. NB: Nach der Schule arbeitete ich als Jahrespraktikantin in einer Wohngruppe für körperlich und geistig behinderte Menschen in Hamburg. Dabei lernte ich das Leben und Arbeiten in der Eingliederungshilfe zu schätzen. An- schließend absolvierte ich eine Ausbil- dung zur Krankenschwester und schloss ein Masterstudium der Betriebs- wirtschaftslehre ab. Seit 2008 bin ich im 6 UNTERWEGS 1/2021
AUSBLICK Management verschiedener Gesundheits- Jetzt zu sehen, dass sich Schüler, Be- Seite haben. Liebe Frau Badenius, wie und Sozialeinrichtungen tätig. Parallel wohner und Beschäftigte bei uns sehen Sie auf die nächste Zeit? zur Arbeit in Kaulsdorf nahm ich an wohlfühlen, ist die beste Anerkennung, einem Fortbildungsstudium für die ich mir denken kann. Außerdem blieb NB: Ich freue mich über die Chance, Führungskräfte teil. In der Masterarbeit es immer spannend. Wir mussten mit vie- mich mit Ihrer Unterstützung, lieber Herr dazu beschäftigte ich mich mit dem Ent- len Veränderungen umgehen und sie für Hancke, in die Aufgaben als kaufmän- lassungsmanagement der Kranken- die uns anvertrauten Menschen best- nisches Vorstandsmitglied sowie die hauspsychiatrie und erfuhr schon an möglich gestalten. Ich habe mit der sich Zusammenarbeit im Vorstand mit Ihnen, meinem vierten Tag in den Samariter- ständig verändernden Praxis mitgelernt. liebe Frau Menzel, einarbeiten zu kön- anstalten, wie die damit zusammenhän- Das hat Spaß gemacht. Es gab nie Still- nen. Gern möchte ich die Mitarbeiterin- genden Probleme auch uns beschäftigen stand, ich fühlte mich immer mittendrin nen und Mitarbeiter in den Bereichen, die können. im vollen Leben. Einrichtungen und Schulen sowie ihre Ansprechpersonen kennenlernen. Ich UM: Ja, ich genieße die geballte UM: Das merkt man Ihnen an. Wie freue mich auf die Menschen, die in den Fachkompetenz von zwei kaufmänni- sehen Sie auf die nächste Zeit? Samariteranstalten leben, lernen und ar- schen Vorstandsmitgliedern. Die beiten. Ich setze mich gern mit meinen gemeinsame Arbeit gefällt mir sehr. Wie JH: Ich wünsche meiner Nachfolgerin Möglichkeiten dafür ein, die geht es Ihnen in dieser Übergangszeit, für die anstehenden Herausforderungen Wirtschaftlichkeit der Stiftung, die gute lieber Herr Hancke? alles Gute und so viel Freude, wie ich Infrastruktur und Rahmenbedingungen hier hatte und habe. Ich weiß meine Auf- zu sichern, in denen sich alle unsere An- Jürgen Hancke: Ich bin dankbar für gaben bei Frau Badenius in guten Hän- vertrauten und unsere Mitarbeiterinnen dreißig erfüllte, abwechslungsreiche, in- den. Gleichzeitig möchte ich mich auf und Mitarbeiter wohlfühlen. Weiterhin teressante Arbeitsjahre in den Samariter- diesem Wege schon mal vorausschauend wird es auch künftig unser gemeinsames anstalten. Eigentlich hatte ich nicht vor, von allen Kolleginnen und Kollegen, Be- Ziel sein, die einzelnen Leistungsbe- so lange zu bleiben. Aber dann haben wohnern, Schülern und Beschäftigten ve- reiche der Samariteranstalten strategisch mich die Samariteranstalten gepackt. rabschieden. Viele von Ihnen werde ich zu entwickeln, inklusive Wohn- und Und es war absolut die richtige Entschei- bis Ende Mai noch sehen. Ich werde bis Teilhabemöglichkeiten zu schaffen, dung. dahin mit vollem Einsatz arbeiten und Vielfalt zu leben und bestmögliche Bil- mag keine großen Abschiedszeremonien. dungschancen für alle zu ermöglichen. UM: Was verbindet Sie besonders mit den Samariteranstalten? UM: Vielen Dank, dass Sie für dieses UM: Das sehe ich wie Sie und freue Gespräch zur Verfügung standen, lieber mich auf unsere weitere gemeinsame Ar- JH: Ich habe viele Schüler, Bewohner Herr Hancke, und danke, dass wir Sie bis beit. und Beschäftigte kennenlernen dürfen. Ende Mai mit ganzer Energie an unserer Neue Logo-Ideen für die Samariteranstalten Leider ist das bisherige Logo für die digitale Verarbeitung nur schlecht geeignet. Außerdem erschwert es die gemeinsame Präsen- tation mit anderen Logos. Deswegen hat Herr Kutzker neue Logo- Ideen entwickelt. Was sagen Sie? Ihre Meinung interessiert uns. Wir freuen uns über viele Rückmeldungen von Mitarbeiter*innen, Bewohner*innen, Freunden und Partnern der Samariteranstalten an Herrn Kutzker unter m.kutzker@samariteranstalten.de oder auf an- derem schriftlichem Wege. Unter allen Rückmeldungen bis zum 30. April 2021 verlosen wir zehn hübsche Dinge aus dem Christophorus-Shop. Ulrike Menzel UNTERWEGS 1/2021 7
RÜCKBLICK Im Ende neues Leben Foto: Samariteranstalten „Im Ende neues Leben” – das ist unsere Zuversicht für Schwester Annemarie. Sie starb mit Corona, aber nicht von Corona diktiert. Mit ihr geht in den Samariteranstalten die lange Geschichte der Diakonissen zu Ende. m Ende neues Leben. Das zieht sich I wie ein roter Faden durch den Dienst der Diakonissen in den Samariteranstal- Wir sangen ihre Lieblingslieder „Jesu, geh voran auf der Lebensbahn“ (EG 391) und „Lobt froh den Herrn, ihr jugendli- ten. Diakonissen sind evangelische chen Chöre“ (EG 332). Wir hörten auf Frauen, die auf eigenen Besitz verzich- das Bibelwort ihrer Einsegnung als Dia- ten, unverheiratet bleiben, sich einer konisse am 1. Advent 1958: „Aber das ist christlichen Lebens- und Dienstgemein- meine Freude, dass ich mich zu Gott schaft anschließen, um aus der Kraft des halte und meine Zuversicht setze auf Gott Gebetes ganz für andere da zu sein. Dia- den Herrn, dass ich verkündige all dein konissen gibt es nicht mehr viele. Man- Tun.“ (Psalm 73,28). Diese Freude ge- che suchen die Lebens- und winnt der Psalmbeter im Vertrauen auf Dienstgemeinschaft mit anderen Chris- Gott, an dem er festhält, auch wenn es ten, wollen aber heiraten. Das sind dia- ihm viel schlechter geht als denen, die konische Schwestern und Brüder, die Gott verachten. Schwester Annemarie auch zu den Samariteranstalten gehören. war dieses Psalmwort wichtig. Trotz ihres schweren Lebens bewahrte sie sich Die 130jährige Geschichte der Diakonis- die Lebensfreude und blieb innerlich sen in den Samariteranstalten ging am 4. jung. Deswegen sangen wir auch zu Dezember 2020 zu Ende. Da starb im ihrem 90. Geburtstag am 12. März 2020 Katharina von Bora-Haus Schwester das Lied von den jugendlichen Chören, Annemarie Noack, die letzte Fürstenwal- augenzwinkernd mit Humor, wie es zu der Diakonisse. Sie bekam neben ande- Schwester Annemarie passte. ren Krankheiten auch noch Corona mit Fieber und starker Luftnot. Sie war seit Ein Fürstenwalder schrieb mir, als er von langem auf das Sterben vorbereitet. ihrem Tod erfuhr: „Mir tut das sehr, sehr Schon 2016 hatte sie ihren letzten Willen leid. Ich lernte sie zwischen April und aufschreiben lassen und darin auch die September 2016 kennen. Meine Mutter Wünsche für die Beerdigung hinterlegt, wohnte im Katharina von Bora-Haus die wir am 9. Dezember 2020 in eisiger gleich nebenan in der 3. Etage. Jedes Kälte auf dem Samariterfriedhof hielten. Mal, wenn ich sie besuchte, wechselten 8 UNTERWEGS 1/2021
RÜCKBLICK wir ein paar Worte. Sie machte einen so wanderten in die Dachetage, in der die Den notwendigen Neuanfang ermöglich- ruhigen Eindruck, war stets freundlich letzten Diakonissen bis zu ihrem Tod leb- ten Verhandlungen mit dem Posener Dia- und aufgeschlossen - eine richtig Liebe.“ ten. Im Posener Zimmer pflegten sie ihre konissenmutterhaus, dessen 1945 noch Manche kannten auch andere Seiten an Gemeinschaft weiter. Nun steht das Po- 250 Diakonissen durch die Kriegswirren ihr – das wundert nicht bei der harten sener Zimmer allen Bewohnerinnen und weit verstreut wurden, ein neues Zuhause Schule eines Diakonissenlebens, das Bewohnern des Katharina von Bora- suchen mussten und dieses teilweise in nach dem 2. Weltkrieg begann. Hauses offen, die eine gemütliche Um- den Samariteranstalten fanden. Gegrün- gebung für kleinere persönliche Treffen det wurde das „Posener Diakonissen- „Im Ende neues Leben“ – das ist unsere suchen. Und wir halten dort die Erinne- mutterhaus der Samariteranstalten Zuversicht für Schwester Annemarie. Sie rung an die Diakonissen wach, die von Fürstenwalde/Spree“ mit einem Be- starb mit Corona, aber nicht von Corona Anfang an über lange und schwere Jahr- schluss beider Vorstände am 8. Januar diktiert. Weil ihre nächsten Angehörigen zehnte die Hauptlast der Arbeit in den 1947. Feierlich vollzogen wurde die Ver- vor vielen Jahren im Dezember starben, Samariteranstalten trugen. einigung am 25. Juni 1947 im Festsaal war sie überzeugt, dass auch sie im De- der Samariterkirche, die Kirche selbst zember heimgerufen wird. Im sanften Pfarrer Albert Burgdorf gründete 1891 war noch zerstört, sie wurde erst am 11. Tod in den Morgenstunden des 4. De- eine Diakonissenstation für Kranken- September 1949 wieder eingeweiht. zember 2020 vollendete Gott ihr langes pflege in Fürstenwalde. Zwei bis drei bewegtes Leben. Ich wurde zu ihr geru- Diakonissen aus dem Naemi-Wilke-Stift Die Oberin des Posener Mutterhauses fen, konnte für sie beten und sie segnen. in Guben arbeiteten dort. Sie wohnten bei Emma Lichtenberg stand auch dem ver- Ich konnte ihr Lieder singen, wie sie es Burgdorfs im Pfarrhaus neben der altlu- einigten Mutterhaus vor. Ihr haben die selbst unzählige Male an Sterbebetten im therischen Kirche an der Wilhelm-Külz- Samariteranstalten viel zu verdanken. Lutherhaus getan hat. Sie hauchte ihr Straße in Fürstenwalde. Das Über weite Strecken leitete sie die Sa- Leben bei den an Jesus Christus gerich- Fürstenwalder Diakonissenmutterhaus, mariteranstalten allein, da Pfarrer Hoff- teten Liedzeilen aus: „Was wird ge- das anfangs nicht so hieß, um dem Gu- mann zwischen 1952 und 1954 wegen schehn, wenn wir dich sehn, wenn du uns bener Mutterhaus keine Konkurrenz zu seiner sich verschlechternden Gesundheit heim wirst bringen, wenn wir dir ewig machen, begann 1892 mit drei Diakonis- immer wieder länger ausfiel. Sein Nach- singen!“ (EG 152,4) sen. In der Region war es schwer, junge folger Pfarrer Kopelke amtierte nur drei Frauen für das harte Diakonissenleben zu Jahre. Dann kam Pfarrer Karl Märker, Die 130jährige Geschichte von Diako- gewinnen. Das Fürstenwalder Mutter- der in zehn guten Jahren die Samariter- nissen in den Samariteranstalten war von haus blieb klein, 1916 und 1928 ist die anstalten gemeinsam mit Oberin Lich- vielen Neuanfängen geprägt. Von 1947 Zahl von 25 Diakonissen belegt. tenberg aus der Existenzkrise führte. bis 1997 wohnten die Diakonissen im Lutherhaus, das 1926 gebaut worden In den Zeiten der beginnenden national- Allerdings stand auch 1968 wieder ein war, um in der Fürsorge für alte Men- sozialistischen Herrschaft waren die Sa- Neuanfang an. Immer mehr Diakonissen schen neue Wege zu gehen. Ehepaare mariteranstalten durch innerfamiliäre gingen in Ruhestand und starben. konnten dort gemeinsam ihren Lebens- Konflikte der Familie Burgdorf ge- Schwester Annemarie war die letzte, die abend verbringen. Nach dem Einzug der schwächt. 1935 gab es einen konfliktrei- 1958 neu in das Mutterhaus eingetreten Diakonissen in die unteren beiden Eta- chen Neuanfang mit Pfarrer Karl war. Mit Direktor Wolfgang Matzke gen, wurden in der oberen Etage weiter- Friedrich Hoffmann und Oberin Luise kamen 1968 viele neue Ideen in die Sa- hin alte Menschen gepflegt. Schwester Lindau, die anders als Pfarrer Hoffmann mariteranstalten. Er wurde auch deswe- Annemarie leitete diese Station mit gro- NSDAP-Mitglied war. Wie sie zu den gen berufen, um in Fürstenwalde eine ßer Freude bis 1991. Sie erzählte immer Ermordungen von Menschen mit geisti- Ausbildungsstätte zu gründen und so wieder, wie schwer ihr der Auszug aus gen Behinderungen und psychischen dem Mangel an Mitarbeitenden wirksam dem Lutherhaus Anfang November 1997 Krankheiten durch die Nationalsozialis- zu begegnen. Am 15. September 1969 fiel. Das neu erbaute Katharina von ten stand, ist umstritten. War sie dem ei- startete das Seminar für Psychiatriedia- Bora-Haus wurde am 12. März 1998 fei- gentlichen Ausmaß der „Euthanasie“- konie mit zunächst vier Schülerinnen. erlich eingeweiht. Das Mutterhaus- Verbrechen gegenüber ahnungslos oder Die anspruchsvolle Ausbildung hat viele Schild und einige Erinnerungsstücke setzte sie den Anstaltsleiter unter Druck, stark geprägt, die heute noch in den Sa- als er versuchte, für die mariteranstalten arbeiten. In der Diakonissen mit Oberin Lichtenberg, um 1950 den Samariteranstalten Korczak-Schule wird die niveauvolle Anvertrauten Schlim- Ausbildungstradition der Samariteran- meres zu verhüten? stalten unter den gegenwärtigen Rah- Oberin Lindau kehrte menbedingungen mit eigenen Akzenten 1945/46 nach Schles- fortgeführt. wig-Holstein zurück, nachdem Pfarrer Hoff- Mögen sich weiterhin Menschen finden, mann sie entlassen die in den Samariteranstalten gern mit hatte. Das Diakonissen- anderen gemeinsam leben, lernen und ar- mutterhaus bestand nur beiten! Foto: Samariteranstalten noch aus acht Diakonis- sen ohne Oberin. Ulrike Menzel UNTERWEGS 1/2021 9
CHRISTOPHORUS-WERKSTÄTTEN Maurice Perret verpackt hier die Holzkalender. Die Arbeitsweise des Druckers ist genial. Man hat eine Grafik, ein Foto, ein Schriftzug oder Ähnliches und kann das auf fast alle festen Stoffe drucken. Wie ein normaler Farbdrucker werden die Farben aufgedruckt und durch eine nach- laufende UV-Lampe sofort ausgehärtet. Natürlich haben wir die Bilder für den Jahreskalender vorher auch gedruckt – aber im Siebdruckverfahren. Dabei konnte man immer nur eine einzelne Farbe drucken. Die Kalenderbilder haben neun Farben, also brauchte man neun Durchläufe um ein Bild vollständig zu haben. Und was ist, wenn sich was än- dert? Dann mussten neue Filme und neue Siebe erstellt werden, um andere Bilder Foto: Markus Kutzker oder Farben zu drucken. Ein Fotodruck war nicht möglich. Herr Perret ist nicht der einzige Teilneh- mer, der den Drucker bedient. Seine Kol- legen tun das auch, im Wechsel zu den Viele neue Möglichkeiten parallellaufenden Arbeiten tauschen sie die gedruckten Bilder gegen die noch lee- ren Bildplatten aus. Während der Druck- zeit werden die Kalender verpackt oder In den Christophorus-Werkstätten läufts rund. die Holzkarten mit den Monatsnamen, Wochentagen und Zahlen per Siebdruck Herr Hettwer, der Abteilungsleiter für den Bereich bedruckt. Eigenproduktion, gibt uns einen Einblick in den Mit der Umstellung auf die neue Technik Alltag der Siebdruckabteilung. eines UV-Druckers hat ein neuer Weg begonnen, altbekannte Produkte neu und individuell herzustellen. Mit der neuen Drucktechnik können wir individuelle er tägliche Start ist nach einem Jahr Wünsche von Kunden erfüllen. Wir kön- D zur Routine geworden. Jeden Mor- gen die gleichen Handgriffe: weiße Farbe nen beispielsweise beim Holzkalender für jeden Monat ein Bild drucken – in Fo- schütteln, Startknopf drücken, Laptop toqualität. hochfahren, die Druckkopfreinigung… Herr Perret weiß genau, was zu tun ist. Es lassen sich verrückte Sachen machen. Der UV-Drucker ist startklar. Herr Per- Man kann sich das Familienfoto auf eine ret holt sich das Ok vom Gruppenleiter Plexiglasplatte als rahmenloses Bild dru- zum Arbeitsstart. Nun geht es los. Die cken lassen. Eine alte zerkratzte Schall- Bilderplatten werden an den Anschlag platte wird zum Beispiel zur Wanduhr gelegt, gereinigt und die Maschine zum mit dem Foto vom Sonnenuntergang Startpunkt gefahren. Dabei stellt sich der oder der Lieblings-Bergkulisse. UV-Drucker die Druckhöhe selbststän- dig ein. Wie ein Profi zieht Herr Perret Neben dem UV-Drucker haben wir mit die Druckdatei mit der Maus am Laptop einer Lasermaschine noch eine zweite von Software zu Software. Die ersten neue Technik angeschafft. Die Idee, Pro- Bilder für den Holzkalender werden ge- dukte zu individualisieren hat uns ange- druckt. So wird es den ganzen Tag trieben, eine Lasermaschine Michael Rückert am UV-Drucker gehen… anzuschaffen. Gleich zum Anfang der 10 UNTERWEGS 1/2021
CHRISTOPHORUS-WERKSTÄTTEN Anschaffung kam der Lockdown. Wir Geschenke zum Valentinstag. Aber auch brauchten plötzlich Stoffmasken. Da half Prototypen von Produktverpackungen uns die Maschine mit dem kompletten aus Pappe und Papier erleichtern uns die Zuschnitt für Maske und Bänder. Durch Arbeit und tragen zur Zufriedenheit von den exakten Zuschnitt konnten die wei- Stammkunden bei. teren Arbeiten schneller und besser aus- geführt werden. Mit der Entwicklung der Zurück zu Herrn Perret und seinen Kol- Gesichtsvisiere konnten wir Herrn Kie- legen am UV-Drucker und im Siebdruck. sewetter unterstützen. Auch hier erfolgte Das Tageswerk ist geschafft. Es sind alle der Zuschnitt der PET-Folie komplett mit Bilder für 15 Jahreskalender fertig ge- dem Laser. Es folgte die 1ct-Maske, bei druckt. Die Kalender vom Vortag sind der die Klipps aus 5mm-Acrylglas aus- verpackt. Vorgepackte Kalender warten gelasert wurden. So lernten wir im Lock- auf die Bilder von heute. Eine tägliche Foto: Markus Kutzker down sehr schnell die umfangreichen Reinigung der Druckereinheit wird von Arbeitsmöglichkeiten der Lasermaschine Herrn Perret vorbereitet und vom Grup- kennen. penleiter ausgeführt. Mittlerweile haben wir neue Auftragge- Geschafft, morgen geht es weiter. Stempel können bei Sven Hettwer bestellt ber gewonnen. Wir individualisieren werden. Frühstücksbretter, wir schneiden Mesh- Sven Hettwer gewebe zu, was als Polstermaterial bei Laufgeschirren für Hunde dient. Eine weitere neue Arbeit durch Mithilfe der Foto: Markus Kutzker Lasermaschine ist die Herstellung von Stempelplatten. Die ersten von uns her- gestellten Stempel sind bereits in den Sa- mariteranstalten im Einsatz. Auch das Holz für unsere Tischkalender wird ge- lasert. Wenn die handwerklichen Tätig- keiten zur Herstellung der Kalenderteile erledigt sind, werden per Lasergravur alle Beschriftungen graviert. Neben diesen Arbeiten bringen uns un- sere Mitarbeiter und Kunden immer wie- der auf neue Ideen und Möglichkeiten. Wie zum Beispiel das Lasern von Bil- dern, das Gravieren von Hochzeitseinla- dungskarten in Plexiglas und kleine Die Zahlen und Buchstaben des Holztischkalenders wurden mit der Lasermaschine bearbeitet. Betroffen erfuhren wir, dass Frau Dagmar Hertneck, Foto: Samariteranstalten langjährige Mitarbeiterin der Christophorus-Werkstätten, nach schwerer Krankheit am 8. März 2021 verstorben ist. Seit 1988 war Frau Hertneck über Jahrzehnte für die Samariteranstalten tätig, stets mit besonderem Engagement und Einsatz für die ihr anvertrauten Menschen. Frau Hertneck hinterlässt ihre Spuren auch in den Herzen der Beschäftigten und Mitarbeitenden. Wir sind dankbar für ihren Dienst und trauern um sie. Wir erbitten für ihre Familie Gottes Beistand und für sie neues Leben in Gottes Ewigkeit. Ulrike Menzel Frank-Michael Würdisch UNTERWEGS 1/2021 11
MITARBEITERVERTRETUNG Mut zur Veränderung Foto: Markus Kutzker Es bringt nichts, immer nur Gegenargu- Stephanie Lemke von der Mitarbeitervertretung mente zu suchen oder zu streiten, um spricht sich in ihrem Beitrag für einen beherzten eine Erneuerung zu vermeiden. Vielmehr plädiere ich dafür, sich auf neue Lebens- Umgang mit Veränderungen in der Arbeitswelt und Arbeitssituationen einzulassen. Un- aus. sere Gedanken zu nutzen, aufbauende Gespräche mit anderen Mitarbeitenden zu führen und mit Engagement sich ein- elche Bedeutung haben Verände- W rungen im Arbeitsleben für uns? Wünschen Mitarbeitende überhaupt Neu- zusetzen, dass sich etwas verändert. Wenn alle mitmachen, kann das sogar Spaß machen. Wir erweitern unseren Ho- anfänge in ihrem Beruf? Was soll neu rizont. sein, wie kann ich etwas ver- ändern? Möchte ich über- haupt ein neues Leben oder Ein Leben zu verändern, heißt nicht behalte ich doch lieber das immer, dass wir es von uns aus wollen, Gewohnte? Es gibt Men- schen, denen fehlt der Mut. sondern mitunter auch dazu geleitet Es ist die Ungewissheit: was werden, ein neues Leben zu beginnen. passiert, wenn… Als Mitarbeitende sollten wir darauf be- All diese Fragen regen mich zum Nach- dacht sein, ein Ziel vor Augen zu haben denken an und ich finde, jeder Tag kann und Erfolgserlebnisse gemeinsam zu dafür genutzt werden, dass wir privat schaffen. Dazu gehören Kompromisse, oder dienstlich „neustarten“ können. die ausgehandelt werden wollen. Und na- türlich, dass wir wertschätzend miteinan- Manchmal sind es bestimmte Anlässe, der arbeiten. die wir brauchen, um uns zu verändern – wie zum Beispiel die jetzige Corona- Uns als Mitarbeitervertretung (MAV) Pandemie. liegt sehr am Herzen, dass wir für jede*n Mitarbeiter*in eine gute Ansprechperson Ich frage mich: Wofür es gut ist, dass ein und eine verlässliche Vertretung sind. Wandel oder ein Neuanfang eintritt? Ich Wir möchten bei Veränderungen im Ar- sehe immer einen positiven Aspekt darin. beitsleben unsere Unterstützung anbie- 12 UNTERWEGS 1/2021
MITARBEITERVERTRETUNG ten. Es ist unser Bestreben, dass alle Mit- bezüglich des Corona-Testverfahrens arbeitenden einen positiven Blick behal- wird er ab April in den Samariteranstal- Foto: Markus Kutzker ten, auch wenn die jetzige Situation es ten als „Leiter des Testteams“ weiter be- mitunter erschwert. Wir entwickeln ein schäftigt. Er ist bereit, uns in der jetzigen neues Leben, auch wenn unsere Welt ge- Situation zu unterstützen und nimmt rade etwas anders tickt als wir uns das diese Stelle als wertschätzenden Auftrag vorstellen. Wir werden aus unserem Ge- an. Wir freuen uns, dass er noch bleibt wohnten gezwungenermaßen herausge- und wir ihn ab und an noch auf dem Ge- holt und müssen immer wieder auf neue lände sehen können. Vorgaben im Hinblick auf die Ein- schränkungen durch Corona-Maßnah- Wir freuen uns auch, dass Winne Müller men reagieren und danach arbeiten. zur Unterstützung im Testgeschehen Nutzen wir diese Veränderung als zwei Bundeswehrsoldaten an seiner Seite Sprungbrett für mehr Flexibilität und hat. Die Soldaten helfen ihm beim Tes- etwas Neues im Leben. ten der Mitarbeitenden aus den Wohnbe- reichen. Einen Neuanfang hat auch beispielsweise Winne Müller gemacht. Unser langjähri- Wer hätte gedacht, dass bei uns Bundes- Winfried “Winne” Müller in seinem Büro ger Mitarbeiter und Mitglied der Spre- wehrsoldaten im Einsatz sind? Wer hätte chergruppe der MAV hat Ende März gedacht, dass sich nun viele Mitarbei- seinen letzten Arbeitstag in den Samari- tende regelmäßig einem Corona-Test un- teranstalten. Er würde nun in den Ruhe- terziehen. Es sind ungewöhnliche Zeiten. stand gehen. Aber aufgrund seiner hohen Gestalten wir sie mit, gemeinsam. Einsatzbereitschaft und Zuverlässigkeit Stephanie Lemke Foto: Markus Kutzker Martin-Stefan Oeser (links im Bild) und Michael Baudisch (rechts) von der Bundeswehr waren bis Anfang März für drei Wochen im Erwachsenen- Wohnbereich tätig. Die Soldaten halfen bei der laut Eindämmungsverord- nung verpflichtenden Tests der Mitarbeiter*innen im Paul-Gerhardt-Haus. Die beiden Männer sind bereits das dritte Team der Bundeswehr. Wir sind dankbar für diese Unterstützung und hoffen auf Fortsetzung. UNTERWEGS 1/2021 13
rin mittend Hallo liebe Leser*innen der „Mittendrin“, obwohl wir uns leider dieses Mal nicht zum Redaktions- Kreis treffen konnten, sind trotzdem so viele tolle Texte und Bilder zusammen gekommen. Sie sind alle in den Wohnbereichen entstanden. Dafür ein großes DANKESCHÖN! Vielen Dank auch an alle, die dabei geholfen haben. Die Redakteure haben bestimmt alle das fröhliche Treffen bei Kaffee und Kuchen, das Präsentieren der eigenen Beiträge sowie den anerkennenden Applaus sehr vermisst. Aber umso mehr freuen wir uns alle auf den nächsten Redaktions-Kreis. Bis dahin allen eine gute Zeit und ein gesegnetes Osterfest. Ihre/Eure Heike Bůžek Leiterin Redaktions-Kreis Phillipp Graf 14 UNTERWEGS 1/2021
mittend rin Jürgen Baltzer Freude im Leben Ich freue mich wenn Corona vorbei ist. Es wird langsam Zeit das Normalität rein kommt. Und das man zusammen- kommen kann, da freut man sich. Da kann man wieder ins Kino, Konzert, Essen, Ausflug, Schwimmen, Urlaub, gehen. Die Menschen kommen wieder aus den Häusern raus, weil der Frühling kommt. Es blüht alles so schön. Zu Ostern freue ich mich auf schöne bunte Ostereier. Martina Lupitz Günter Hausmann UNTERWEGS 1/2021 15
rin mittend Andreas Rehfeld Alexander Teske Überall jetzt neues Leben erwacht, so dass unser Herzchen lacht. Die Schneeglöckchen fangen im Garten an zu sprießen und jetzt können wir die Sonne auch draußen wieder genießen. Und auch die Vögel zwitschern fröhlich ihre Lieder, viele von ihnen kommen bereits aus dem Süden wieder. An den Sträuchern erwachen die ersten zarten Knospen zu neuem Leben. Was kann es denn Schöneres geben? Karin Hecht und die Bewohner*innen vom Lutherhaus 2 Thomas Kitzerow 16 UNTERWEGS 1/2021
mittend rin Renate Petzold Wolfgang Flegel im frühling: bald sind die bäume nicht mehr kahl und weich bedeckt, es werden zweige dran sein und tal himmel auch die schwalben kehren zurück zu ostern: können wir eierfärben und bemalen und ostereier suchen die feiertage zu ostern mag ich sehr, wir grillen auch zu ostern meine Wünsche: wenn corona vorbei ist freue ich mich wieder auf gruppenurlaub und auf die disco und baden gehen. normale pausenzeiten in der werkstatt wären schön. Alexander Liebe Ilse Prüfer UNTERWEGS 1/2021 17
Inlay Mittendrin_Layout 1 17.03.2021 15:14 Seite 1 mittend rin Gedanken aus dem Lindenhof Ilse Prüfer: Ich wünsche mir, dass die Krankheit weggeht. Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und möchte wieder Gottesdienste besuchen. Wir freuen uns auf die Blumen. Wir wollen wieder singen. Margarete Rammelfanger: Ich freue mich darauf, dass ich wieder meine Schwester und Familie Müller besuchen darf. Dann wollen wir ein schönes Fest feiern. Ich freue mich über die schönen Schnee- glöckchen. Gisela Stelse: Ich freue mich schon auf den Sommer, wenn die Sonne scheint. Dann freue ich mich darauf, wieder Eis zu essen, einkaufen zu gehen, Urlaub im Hotel zu machen und Besuch zu bekommen. Christina Gläser: Ich möchte meine Schwester wieder besuchen. Ich freue mich, wenn die Osterglöckchen wachsen. Ich möchte wieder singen!
Inlay Mittendrin_Layout 1 17.03.2021 15:14 Seite 2 mittend rin Gedanken aus dem Lindenhof Waltraud Diehr: Ich möchte bald wieder zum Einkaufen gehen können und in den Urlaub fahren oder Eis essen gehen oder ins Kino. Nancy Mädler: Ich freue mich darauf, wieder zur Arbeit in die WfbM zu fahren. Ich freue mich auf Ausflüge mit einem Gaststätten- besuch, auf Kino oder einfach nur in einem Geschäft zu bummeln. Klaus-Dieter Schwalbe: Wenn Corona vorbei ist, möchte ich wieder meinen Freund besuchen. Ich freue mich auf den Frühling. Da werden die Bäume wieder grün und da wachsen die Blätter. Das sieht toll aus. Es bleibt länger hell.
rin mittend „Lichterbaum” von Gerda Schrader Gedanken zum neuem Leben von Waltraud Diehr: Frühling – Sonne – die Blumen – die Vögel Träume – Spaziergänge – Zeit haben Sommer – Besuche – Urlaub – einkaufen Neues Leben – Andreas Rehfeld: Ich möchte gerne umziehen, z.B. nach Berlin Und nach Föhrenbühl, in die Werkstufe und zur Kathie. Bilder von Gisela Stelse 18 UNTERWEGS 1/2021
AUS DEN BEREICHEN Gordon zieht um Gordon erzählt im Interview, was ihm zum neuen Lebensabschnitt durch den Kopf geht. Annika Hochhuth sprach mit ihm. enn junge Menschen in das Haus gelernt mein Zimmer ordentlich zu hal- wenn ich älter bin und noch mehr gelernt W Bethesda ziehen, ist klar: Sie zie- hen irgendwann wieder aus. Ganz indi- ten und sauber zu machen, wasche meine Wäsche und helfe anderen. Das alles habe, möchte ich eine eigene Wohnung haben.“ viduell werden die Kinder und bringe ich in den Erwachsenen-Wohnbe- Jugendlichen auf das Erwachsenwerden reich mit. Jetzt gerade mache ich ein Frau Hochhuth: „Wann denkst du wird vorbereitet. Ein neuer Lebensabschnitt ist Fahrradtraining. Ich habe mir einen An- das sein?“ spannend, kann aber auch beängstigend hänger zum Geburtstag gewünscht und sein. Mit Beendigung der Schule steht bekommen. Jetzt habe ich die Möglich- Gordon: „Vielleicht in dreißig Jahren.“ der Auszug an. Im Erwachsenenwohnen keit mit Fahrrad einkaufen zu fahren. begegnen die Jugendlichen neuen Mitbe- Aber das muss ich noch üben, ich fühle Frau Hochhuth: „Danke für das Ge- wohnern, neuen Mitarbeitern und mögli- mich noch nicht so sicher.“ spräch.” cherweise auch neuen Strukturen. Auch Gordon zieht demnächst aus. Viele Fra- Frau Hochhuth: „Bist du schon aufge- gen begleiten ihn täglich, die die Kolle- regt?“ gen gemeinsam mit Gordon beantworten. Gordon: „Ja sehr.“ Frau Hochhuth:„Wann bist du in das Frau Hochhuth: „Auf was freust du dich Christoffelhaus gezogen?“ im neuen Lebensabschnitt?“ Gordon: „Ich glaube 2005, aber ganz si- Gordon: „Auf neue Freunde. Ich hoffe cher bin ich nicht.“ trotzdem auch die alten Freunde regel- mäßig zu treffen.“ Frau Hochhuth: „Seit wann lebst du im Haus Bethesda?“ Frau Hochhuth: „Hast du ein großes Ziel?“ Gordon: „Ich bin am 14.09.2016 hier ein- gezogen. Es war ein Mittwoch.“ Gordon: „Ich ziehe erstmal in das Lu- therhaus. Darauf freue ich mich. Dort Frau Hochhuth: „Was hast du gelernt wohnen Freunde von mir, mit denen ich und kann es dich im neuen Lebensab- schon im Bethesda zusammen gewohnt schnitt unterstützen?“ Foto: Samariteranstalten habe. Ich möchte nach meiner Ausbil- dung in der Werkstatt nach Stralsund zie- Gordon: „Die Mitarbeiter haben mit mir hen und dort in einem Erwachsenen- die Selbstversorgung trainiert. Ich kann wohnheim leben. Ich habe dort mal Ur- einen Einkaufzettel schreiben, hole mir laub gemacht und fand es dort so schön.“ dienstags mein Essengeld und gehe an- Interviewpartner für einen Moment ohne Maske schließend einkaufen. Ich versorge mich Frau Hochhuth: „Möchtest du immer in aber dafür mit Wissen über Wohnbereiche: zum Frühstück und Abendbrot selbst. einem Wohnheim leben?“ Die Kinder-Wohnbereiche Bethesda und Christoffel- Am Wochenende koche ich auch regel- haus beherbergen insgesamt ca. 60 Kinder und mäßig selbst, auch dafür kaufe ich ein. Gordon: „Die nächsten Jahre schon. So Jugendliche. Im Lutherhaus wohnen ca. 40 Mit wenig Unterstützung schaffe ich das fühle ich mich sicher. Vielleicht später, Erwachsene. Alle Häuser sind in Fürstenwalde. schon gut. Im Haus Bethesda habe ich UNTERWEGS 1/2021 19
AUS DEN BEREICHEN Foto: Samariteranstalten Eindrücke vom Einzug eines neuen Bewohners sehr facettenreich und lebendig wird das Etwas aufgeregt, gespannt und sehr interessiert bisherige Leben stellvertretend durch die bereiteten wir Mitarbeiter*innen uns auf den be- Mutter geschildert. Von vielen Erlebnis- sen und prägenden Momenten der letzten vorstehenden Neueinzug von Herrn Nico L. vor. 25 Jahre im häuslichen Umfeld wird um- fassend berichtet. Frau L. lässt uns sehr ico ist ein junger Mann mit autisti- freundlich teilhaben an ihrem Wissen N scher Spektrumsstörung, der bisher im häuslichen Umfeld seiner Familie und ihren Erfahrungen mit ihrem Sohn. Alle diese Informationen sind von un- lebte. Der Einzug stellt für alle Beteilig- schätzbarem Wert und sehr wichtig für ten eine große Herausforderung dar, be- die weitere Lebensgestaltung und Arbeit sonders aber natürlich für ihn selbst und mit Nico. auch für seine Familie. Um diesen Neueinzug gut vorzubereiten, Am 01. März war es soweit. Nico zog in wurden in den vergangenen Wochen um- die Wohngruppe 3 des Hauses Lydia in fangreiche Vorbereitungen und Bespre- Lindenberg ein. chungen im Team organisiert und durchgeführt. Sein Zimmer wurde frisch Er beobachtete zunächst sehr viel und gemalert und die Möbel aufgebaut. jede Situation. Er betrachtete uns alle sehr genau. Seine großen blauen Augen Für Nico ist dieser Einzug in das Haus wirkten auf mich, als wollten sie mir Lydia eine sehr gravierende Verände- sagen, dass er zunächst erst einmal nur in rung in seinem Leben. Um ihm und auch unserer Nähe sein möchte. Dieses Be- seiner Mutter diesen komplizierten Pro- dürfnis erfüllte ich ihm gern. Meine zess etwas zu erleichtern, planten wir neuen Eindrücke und Erfahrungen mit mehrere gemeinsame „Kennenlern- Nico gab ich gern an die nächsten dienst- Tage“. habenden Mitarbeiter weiter. In dieser aufregenden „Vorzeit“ des Ein- Ich war überglücklich, als ich Nico am zugs kam es zu verschiedensten geplan- nächsten Morgen nach dem Aufstehen ten, aber auch außerplanmäßigen entspannt begrüßen konnte. Es scheint Gesprächen. Diese Gespräche waren von so, dass die ersten wichtigen Schritte des einer sehr großen Offenheit und Authen- Ankommens im „neuen Leben“ gelungen tizität geprägt. sind. „Beeindruckend, wie Nico ein Es war für mich sehr beeindru- Ich freue mich auf die spannende Zeit, Zimmer und letztlich die Wohn- ckend zu erleben, wie eine neue die gemeinsamen Momente und positi- Persönlichkeit ein Zimmer und ven Erlebnisse. gruppe mit neuem Leben erfüllt letztlich die Wohngruppe sowie und bereichert.“ das gesamte Haus mit neuem Steffi Lehmann Leben erfüllt und bereichert. Als Mitarbeiterin im Haus Lydia 20 UNTERWEGS 1/2021
AUS DEN BEREICHEN Das Bild zeigt die im Haus Lydia Wohnenden und Arbeitenden. Alle sind vor der Fotoaufnahme negativ getestet. Im Haus Lydia in Lindenberg wohnen 18 erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung und Autismus-Spektrum-Störung. Wie ein verborgener Waldweg Jeder Neuanfang bringt nicht nur Vorfreude, sondern auch Ängste mit sich. o auch für mich, Monique Rogoll. Im Wenn ich das Haus Lydia beschreiben S Juni 2020 verließ ich mein gewohn- tes Arbeitsfeld in den Christophorus- sollte, dann wäre es für mich ein verbor- gener Waldweg. Dieser Waldweg ist VON UNS GEGANGEN SIND Werkstätten, um mich neuen, beruflichen nicht einfach und für jedermann leicht Herausforderungen im Haus Lydia zu begehbar. Dafür kann man aber umso im Katharina von Bora-Haus: stellen. mehr schöne und wunderbare Dinge er- Ängste drängten sich zeitweise in den blicken. Ingo Noppe (88) Vordergrund, wie zum Beispiel: am 04. Dezember 2020 Und je länger man verweilt, sich Zeit Werde ich mein gewohntes und wertge- nimmt, die Augenblicke registriert und Annemarie Noack (90) schätztes Arbeitsumfeld, Kolleg*innen ganz bewusst wahrnimmt, desto mehr of- am 04. Dezember 2020 und Klient*innen vermissen? Kann ich fenbaren sich die Besonderheiten und die alle neuen Aufgaben erfüllen? Kann ich Einzigartigkeit. Gisela Heinrich (84) den an mich gestellten Erwartungshal- am 09. Februar 2021 tungen gerecht werden? Gelegentlich kann es geschehen, dass man über eine Wurzel stolpert, jedoch Anneliese Tittlbach (86) Doch aus anfänglichen Ängsten wurden kann man sich stets darauf verlassen, am 11. Dezember 2020 sehr bald tolle Momente: dass jemand da ist, der einen auffängt. Bewohner*innen mit so vielen, unter- Karla Thieme (63) schiedlichen Interessen und Begabungen, Es gibt für mich keinen schöneren Weg, am 18. Dezember 2020 engagierte Mitarbeiter*innen mit den den ich gehen möchte. verschiedensten Stärken, Fähigkeiten Otto Hausdorf (84) und dem festen Willen, sich weiter zu am 19. Dezember 2020 entwickeln sowie gemeinsam etwas Monique Rogoll Neues aufzubauen. Teamkoordinatorin Haus Lydia Kurt Nicolaus (94) am 21. Dezember 2020 Else Hermann (87) am 12. Februar 2021 Helga Hasler (85) am 18. Februar 2021 aus dem Erwachsenen-Wohnbereich: Florian Mutz (29) am 23. Dezember 2020 Wolfgang Paul (84) am 12. Januar 2021 UNTERWEGS 1/2021 21
BURGDORF-SCHULE Das Corona-Virus, dargestellt mit roten “Spikes” Foto: Centers for Disease Control and Prevention Bei Astra auch an Opel denken Wir alle hoffen, dass die nun schon ein Jahr währende Pandemie in absehbarer Zukunft beherrschbar sein wird. Wahrscheinlich werden wir noch mit Einschränkungen leben müssen. Aber Träume sind Foto: Anke Lüth natürlich erlaubt. Und so könnte ein neues Leben nach Corona aus- sehen: 50 Wünsche, aus denen hoffentlich bald Wirklichkeit werden. 1. Keine Maske tragen 22. Im Morgenkreis mit den Kindern 39. Alle Freunde und Verwandte wieder 2. Andere lächeln sehen singen bei der Arbeit wissen 3. Freunde treffen 23. Die Kinder zurück zur Selbst- 40. Demütig sein 4. Freunde umarmen ständigkeit führen 41. Die Natur mehr achten 5. Den alten Eltern unbefangen 24. Mit der Klasse Ausflüge machen 42. Die Natur unbedingt beschützen begegnen 25. Zur Klassenfahrt aufbrechen 43. Umweltbewusster leben 6. Die Enkel sehen 26. Mehr Nähe zulassen 44. Den Politikern für ihre 7. Auf Abstand verzichten 27. Kein Desinfektionsmittel in der Anstrengungen danken 8. Weniger im Internet einkaufen Nähe haben 45. Bei Astra auch an Opel denken 9. Regelmäßig zum Friseur gehen 28. In alle Richtungen laufen können 46. Respekt vor den Altenpflegern 10. Im Verein Sport treiben 29. Keine Infektionszahlen mehr hören haben 11. Ins Kino gehen 30. Nicht über Mutationen nachdenken 47. Froh sein, in Europa zu leben 12. Eine Party feiern 31. Geimpft worden sein 48. Mit Respekt an all jene denken, die 13. Gemeinsam aus einem Glas trinken 32. In der Autowerkstatt Kaffee trinken es nicht geschafft haben 14. Wieder zur Sprachenschule gehen 33. Beim Zahnarzt Zeitungen lesen 49. Bei Spikes an Laufschuhe denken 15. Urlaubspläne machen 34. Christian Drosten als Räuchermann 50. Das Leben feiern 16. Spontan an die Ostsee fahren auf den Tisch stellen 17. Ins Konzert gehen 35. Stolz darauf sein, die Pandemie mit- Diese Liste passt in jede Hosentasche 18. Im Fußballstadion feiern geschafft zu haben und kann beliebig ergänzt, angepasst 19. Miteinander tanzen und singen 36. Erinnerung an 14 Tage Quarantäne oder abgehakt werden. Sie ist " to go". 20. Ins Restaurant gehen 37. Niemals FFP 4 tragen zu müssen Auf das neue Leben! 21. In der Schule alle Fächer 38. Ehrfürchtig an die Wissenschaftler Anke Lüth unterrichten denken 22 UNTERWEGS 1/2021
BURGDORF-SCHULE Klasse 9a im Hybrid-Unterricht Die Förderschulen ‘geistige Entwicklung’ waren anders als die übrigen Schulen immer komplett geöffnet. Die Schüler*innen konnten bis Ende Februar zuhause bleiben, wenn ihre Eltern das entschieden. Dank Smartboards und iPads war das Lernen dennoch für alle möglich. Lara: „Videokonferenzen waren gut, dass ich alle wieder sehen konnte. Es war auf jeden Fall besser als keinen Kontakt zur IMPRESSUM Schule. Arbeitsblätter haben wir kontrolliert, aber Schule vor „Unterwegs“ Ort ist besser.” Die Zeitschrift der Samariteranstalten Michelle: „Die Maskenpflicht im Gebäude und das Lüften stört mich beson- Herausgeberin: ders. Ich freue mich darauf, wenn alle Schüler und Lehrer wieder Samariteranstalten anwesend sind.” August-Bebel-Str. 1-4 15517 Fürstenwalde Emily: „Ich fand es toll, dass wir mit so wenigen Schülern auch beson- Geschäftsstelle: dere Dinge tun konnten, z.B. im Kunstunterricht. Wir hatten Langewahler Straße 70 auch einen veränderten Stundenplan, das war prima. Außerdem 15517 Fürstenwalde hatten die Lehrer mehr Zeit für jeden einzelnen.” Redaktionskreis: Ulrike Menzel, Mario Stein, Leonie: Markus Kutzker, Anke Lüth, „Ich vermisse meine Kirchengemeinde und meine Jugendgruppe.” Reinhard Weiß, Nora Küchler, Max: Frank-Michael Würdisch, Stephanie „Ich wünsche mir endlich wieder meine Freunde umarmen zu Lemke, Martin Kronberg, Andreas können. Der körperliche Kontakt fehlt mir schon sehr.” Dittkrist, Monique Rogoll, Heike Bůžek, Redaktionskreis „mittendrin“ – Bewohner*innen der Samis Layout: Markus Kutzker Tel.: 03361/567-198 m.kutzker@samariteranstalten.de Foto Deckblatt: Markus Kutzker Druck: Druckerei Oehme Papier: Eural EcoPro (100% recycelt) Spendenkonten: – Sparkasse Oder-Spree IBAN: DE 96 1705 5050 3010 1349 66 BIC: WELADED1LOS – KD-Bank eG Foto: Samariteranstalten Die Bank für Kirche und Diakonie IBAN: DE 73 3506 0190 1550 1130 11 BIC: GENODED1DKD Hybrid-Unterricht: Präsenz- und Distanzlernen gleichzeitig UNTERWEGS 1/2021 23
SO BUNT IST UNSER GLAUBE Kreuz – Mandelzweig – leeres Grab: der Tod vom Leben besiegt, ein Aquarell von Nora Küchler (März 2021) Bunter Osterglaube In dem Wort „Ostern“ verstecken sich vielfältige Geschichten. Es ist spannend zu sehen, wie alles zusammenhängt. Und was ein religiöses Fest mit neuem Leben zu tun hat. O S T E R E I J E S U S verurteilt. Jesus saß alleine im Garten Gethsemane und seine Jünger haben in Das bunt bemalte Osterei kennt jeder. Neues Leben. Das ist eher eine Über- der Zeit geschlafen. Aber woher kommt es? Das Ei ist Sinn- schrift zur Geburt. Doch jetzt feiern wir bild des Lebensanfangs, noch dazu in der nicht den Geburtstag von Jesus – das Jesus wurde gekreuzigt und verstarb. Frühlingszeit, wenn die ersten Küken wäre Weihnachten, sondern Ostern. schlüpfen. Doch wie kommt das Osterei Wenn auch gesellschaftlich das kleinere Wenn einer weiß, wie Leid sich anfühlt, zu seinem Namen? Fest, so ist Ostern das größte Fest für die dann ist es Jesus Christus. Der Theologe In der Fastenzeit war es früher üblich, Christen. Dietrich Bonhoeffer hat es so zum Aus- keine Eier zu essen. Um die gelegten und druck gebracht: „Christus litt in Freiheit, nicht verzehrten Eier haltbar zu machen, Jesus war ungefähr 33 Jahre alt. Er ist in Einsamkeit, Abseits und in Schanden wurden sie gekocht. Anschließend er- viel umhergezogen, ist Menschen begeg- an Leib und Geist und seither viele Chris- hielten sie Farbe, um sie von den unge- net und hat sie in ihrem Leiden und ihren ten mit ihm.“ kochten Eiern zu unterscheiden. Und Freuden gesehen. Er hat Hände gereicht dann, am Ostersonntag, gab es endlich und warme Worte geschenkt und von wieder Eier - und vielleicht auch das ein Gott erzählt. Die Begeisterung der Men- oder andere Küken im Hühnerstall. schen war nach wie vor groß, doch auch TOD Mit der harten Schale ist das Ei ein Sym- die Zahl der Gegner wuchs. Er feierte als bol im Christentum geworden. Jude mit seinen Anhängern noch Pessach Doch Jesus Christus, Gottes Sohn, ist nur Die harte Schale – der Tod und das Grab (weiteres dazu siehe unten), was wir als drei Tage lang tot. Am dritten Tag ist von Jesus. Das schlüpfende Küken – die letztes Abendmahl kennen. Und dann seine Auferstehung. Sein neues Leben. Auferstehung Jesu, der den Tod über- kam es, dass er verraten wurde, aus sei- Seine Jünger und Freunde können es wunden hat. nen eigenen Reihen. Er wurde zum Tode kaum glauben, manche zweifeln sogar 24 UNTERWEGS 1/2021
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