Vision - Mission - Werte - Evangelisch-reformierte Landeskirche ...

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                                                                                  Post CH AG
Kirchenblatt für die Evangelisch-reformierten Kirchgemeinden beider Appenzell    AZB 9100 Herisau

                                                                        Februar 2022 Nr. 2 109.Jahrgang

                                    ation
                ppenzell er Reform
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Biblische Betrachtung

             Liebe bekehrt, wen(n) sie will
             Sach 8, 23: So spricht Adonaj, mächtig über Heere:
             «In jenen Tagen, da ergreifen, ja ergreifen zehn Men-
             schen aus allen Sprachen der Nationen den Zipfel
             einer einzigen jüdischen Person und sagen: ‹Wir wol-
             len mit euch gehen; denn wir haben gehört: Mit euch
             ist Gott.›»

             Betroffen und mit innerer Scham verlasse ich den Ki-
             nosaal, in dem ich soeben den Dokumentarfilm «apenas
             el sol» («nur die Sonne») der paraguayanischen Regis-
             seurin Arami Ullón gesehen habe. Er dokumentiert
             den Verlust des Lebensraums der indigenen Ayoreo
             durch die Zerstörung des Regenwaldes. Nun hausen
             die zuvor nomadisch lebenden Sippen in kärglichen
             Holzhütten und führen ein ärmliches Leben. Und sie
             haben noch viel mehr verloren als ihre bisherige Le-
             bensweise, sie sind auch spirituell Entwurzelte. Ob
             katholische oder evangelische Missionare, beide haben
             sie den Ayoreo verboten, ihre frühere, naturverbun-         gehen hin und versuchen die anderen zu bekehren,               Jerusalem,
             dene Spiritualität zu leben. Raubbau, Kolonialismus         sondern die Menschen aus allen Völkern kommen und              die Heilige
             und Christentum verbinden sich so zu einer zutiefst         sagen: «Wir merken, mit euch ist Gott. Zeigt uns bitte,        Stadt, die
                                                                                                                                        Symbol sein
             unterdrückenden Mischung.                                   wie das geht. Dürfen wir mit euch kommen, in die Hei-
                                                                                                                                        kann für den
                Ich denke zurück an meine eigene Jugend, als ich         lige Stadt, nach Jerusalem?» Jerusalem, die Heilige            Heiligen Ort
             meine Eltern bekehren wollte, die dies nicht gerade         Stadt, die Symbol sein kann für den Heiligen Ort im            im Inneren, in
             sonderlich schätzten! Meine Motive waren durchaus           Inneren, in welchem Gott wohnt. Wie hatten sie da-             welchem Gott
             von der Sorge und Liebe um sie getrieben, hatte ich         mals gespürt, dass Gott mit den Juden war? Woran wür-          wohnt.
                                                                                                                                        Quelle: zVg.
             doch Angst, wir könnten die Ewigkeit an verschiede-         den Menschen heute merken, dass Gott mit uns ist?
             nen Orten verbringen. Und so eine Ewigkeit ist ja           Wie müssten wir leben als Christen, welche Ausstrah-
             ziemlich lang.                                              lung sollten wir haben als Kirche, als Kirchgemeinde?
                                                                            Mutter Teresa von Kalkutta sagte einst: «Anfangs
                                                                         glaubte ich, bekehren zu müssen. Inzwischen habe ich
                   Wissen erreicht jedoch                                gelernt, dass es meine Aufgabe ist, zu lieben. Und die

                   nicht zwingend das Innere                             Liebe bekehrt, wen sie will.» Die Liebe kann eine
                                                                         Strahlkraft haben nach aussen. Es ist das Doppelgebot
                   eines Menschen.                                       der Liebe, welches Jesus in das Zentrum seines Wir-
                                                                         kens gestellt hat. Je älter ich werde, desto mehr reali-
                                                                         siere ich, dass es kein Ende des Wachstums in der
             Längst habe ich andere Gottesbilder, nicht mehr die         Liebe gibt. Dieses Missionsverständnis fordert mich
             Angst vor einer jenseitigen Hölle bestimmt meinen           sehr viel mehr heraus als mein Früheres, denn es ver-
             Glauben. Dennoch habe ich auch als Christin und Pfar-       langt meine ganze Hingabe mit der immerwährenden
             rerin eine Mission. Dazu gehört elementar angesichts        Frage: «Was dient der Liebe, dem Leben? Wie diene ich
             des Traditionsabbruchs: Wissen vermitteln über un-          ihr/ihm?» Dazu muss man übrigens nicht Pfarrerin
             sere christlichen Wurzeln. Wissen erreicht jedoch           sein.
             nicht zwingend das Innere eines Menschen. Im Vers
             aus dem Sacharja wird ein Missionsverständnis be-                               Annette Spitzenberg, Pfarrerin in Reute
             schrieben, das genau umgekehrt ist. Nicht die Juden

MAGNET Nr.2/2022                                                     2
Vision - Mission - Werte - Evangelisch-reformierte Landeskirche ...
Editorial

          Impressum                Liebe Leserin,
 Kirchenblatt für die Evan-
 gelisch-reformierten Kirch-       lieber Leser
 gemeinden beider Appenzell
 (erscheint monatlich)             In schöner Regelmässigkeit werden in kirchlichen Kreisen die Fragen
 Herausgegeben im Auftrag          ventiliert, wie 1. der Mitgliederschwund aufgehalten und 2. die
 der Synode der Evangelisch-
 reformierten Landeskirche         Kirchenbänke wieder gefüllt werden können. Und tatsächlich: Wer
 beider Appenzell                  sich die Zahlen in der Statistik anguckt, der sieht schnell, dass es
 Redaktionskommission              bergab geht. Unsere Landeskirche verliert Mitglieder. Und die Zahl
 Judith Husi­stein, Stein (jh);
 Isabelle Kür­steiner, Walzen-
                                   der GottesdienstbesucherInnen ist rückläufig. Kontinuierlich. Und
                                                                                                             Lars Syring, Mitglied der
 hausen (iks); Heinz Mauch-        scheinbar unablässig. Ob wir diesen Trend aufhalten, oder gar die         Redaktionskommission
 Züger, Stein (hmz); Jonathan      Trendwende schaffen können? Gott weiss. Ich nicht. Wenn Kirche
 Németh, St.Gallen (jn); Annette
 Spitzenberg, Präs., Reute-        wachsen will, dann war früher meistens von «Mission» die Rede.
 Oberegg (as); Lars Syring,        Nicht nur im Ausland. Auch im Appenzellerland standen am Ende des
 Bühler (sy)
                                   vergangenen Jahrtausends Missionszelte in unseren Dörfern. Ob das
 Redaktion
 Karin Steffen (ks)                den gewünschten Erfolg gebracht hat, werden Sie besser beurteilen
 Oberer Rickenbach 3               können als ich. An wen denken wir heute, wenn wir wieder
 9411 Schachen b. Reute
 Tel. 071 891 64 14
                                   Menschen fischen wollen? An diejenigen, die bewusst ihren Austritt
 magnet@ref-arai.ch                gegeben haben? Das sind immerhin – mit denen zusammen, die sich
 Magnet-Download                   keiner Religion zugehörig fühlen – knappe 29 % der Wohnbevölke-
 www.ref-arai.ch
                                   rung unseres Landes. Oder wollen wir unsere katholischen Geschwis-
 Produktion
 Appenzeller Druckerei AG,
                                   ter (immerhin noch 35 % Marktanteil) missionieren und die Öku-
 9100 Herisau                      mene auf ’s Spiel setzen? Oder riskieren wir den sozialen Frieden und
 Adressänderungen melden           missionieren Muslimen und Musliminnen (5 % Marktanteil)? Dass
 Sie bitte direkt der örtlichen
                                   wir Jüdinnen und Juden (0,2 % Marktanteil) nicht missionieren
 Kirchgemeinde
 WEMF
                                   brauchen – da sind wir uns hoffentlich einig. Gott hat sein Volk nicht
 Beglaubigte Auflage 3300          verstossen. Der Bund besteht. Wer bleibt noch? Die wenigen Men-
 Magnet online                     schen aus den anderen Religionen (7 %), die in der Schweiz leben?
 www.magnet.jetzt
 www.ref-arai.ch
                                   Also: Wen wollen wir Missionieren? Uns selbst (23 %)? Wer ist unsere
                                   Zielgruppe, wenn wir wie Petrus die Netze auswerfen oder wie Pau-
                                   lus den Juden ein Jude und den Griechen ein Grieche werden wollen?
                                   Vielleicht sind das gar nicht die entscheidenden Fragen. Auch wenn
                                   sie uns mit unserer merkantilen Sicht auf das Leben in Fleisch und
                                   Blut übergegangen sind. Vielleicht ist es wichtiger, dass wir so leben,
                                   dass Menschen von sich aus nachfragen: Warum lebst du anders?
                                   Warum nimmt die Angst bei dir nicht überhand? Warum kannst du
                                   trotz allem immer noch fröhlich durch das Leben stapfen? Da juckt
                                   natürlich sofort der alte Nietzsche mit seinem berühmten Zitat: «Die
                                   Christen müssten mir erlöster aussehen. Bessere Lieder müssten sie
                                   mir singen, wenn ich an ihren Erlöser glauben sollte.» Da hat er nicht
                                   Unrecht. Immer noch. Leider. In 20 Jahren im Pfarramt habe ich in
                                   diesem Zusammenhang zwei Sachen gelernt. 1. Ich kann Kirche nicht
                                   alleine machen. Und 2. Ich kann Kirche weder retten noch zu
                                   Grunde richten. Das sind unsere modernen Allmachtsphantasien.
                                   Und nicht nur ich tue gut daran, mich in ein Vertrauen einzuüben,
                                   dass die Sache Gottes nicht von mir abhängt. Selbstverständlich: Ich
                                   kann und soll mich nach bestem Wissen und Gewissen (und mit viel
                                   Freude!) engagieren. Den Rest überlasse ich sehr gerne Gott. Sie
                                   weiss. Das genügt.
Titelbild: Finde den Weg zum
Glauben
Bild: Jonathan Németh

                                                                3                                                        MAGNET Nr.2/2022
Vision - Mission - Werte - Evangelisch-reformierte Landeskirche ...
Thema

                       Wie bringt man mehr
                      Menschen in die Kirche?
                                                   Das alte Haus von Rocky Docky

             Die Spatzen pfeifen es von den Dächern. Der Kirche              Ist es unser Ziel, Menschen in die Kirche zu holen?
             laufen die Menschen davon. Fehlt es ihr an Pfiff? Ist           Vielleicht ist die Frage falsch gestellt! Wäre es nicht
             die Kirche ein Auslaufmodell?                                   verheissungsvoller, das Haus der Träume zu den Men-
                                                                             schen zu bringen? Natürlich meint das nicht, den Aus-
             Die Zahl der Mitglieder ist rückläufig. In meiner Biblio-       getretenen hinterherzurennen. Aber wir müssen uns
             thek füllen die Bücher, die dazu Gescheites sagen,              ehrlich eingestehen, dass eine Ära zu Ende geht. Wir
             ganze Regale. Es handelt sich überwiegend um Analy-             konnten uns darauf verlassen, dass sich die Gemeinden
             sen. Wir wissen tatsächlich sehr gut Bescheid über die          biologisch erneuern und Gemeindeaufbau in erster Li-
             Gründe, warum weniger Menschen in die Kirche kom-               nie darin besteht, getaufte Kinder und ihre Familien zu
             men, vielleicht mehr, als uns guttut. Denn dieses Wis-          sozialisieren und Seniorenferien anzubieten. Das funk-
             sen kann auch lähmen und ein trostloses Kirchenbild             tioniert nicht mehr. Wenn es weitergehen soll mit der
             in unseren Köpfen verfestigen. Mich erinnert es an den          Gemeinde, können wir uns nicht mehr länger auf die
             Refrain eines Schlagers, den ich in Jugendtagen gesun-          Sammlung beschränken, wir müssen die Sendung zu
             gen habe. Es handelt vom alten Haus in Rocky Docky.             den Menschen als Aufgabe der ganzen Gemeinde wie-
             Von ihm heisst es, es habe vieles schon erlebt, sei wüst        derentdecken. Früher nannte man es Mission. Manche
             und leer. Kein Wunder, dass es zittert, kein Wunder,            finden das Wort so gruselig, dass sie es lieber gar nicht
             dass es bebt. Strophe für Strophe wird’s grusliger. Wehe,       in den Mund nehmen. Reden wir ihnen zuliebe von
             wer eintritt. «Dieses Haus hat viele Türen, doch nicht          der Begeisterung, die unseren Glauben belebt und vom
                                                                             Wunsch eines jeden Christenmenschen, seine Hoff-
                                                                             nung mit anderen zu teilen. Reden wir auch vom Ver-
    Eine Mission, die darauf hofft,                                          langen, für Versöhnung zu werben und über die Freude,
                                                                             die sich einstellt, «wenn Geschwister einträchtig bei-
    Nichtchristen mit der Warnung                                            sammen sind» (Ps 133,1). Reden wir von den Träumen

    vor Höllenstrafen in die Kirche zu                                       unseres Hausherrn, seinem Durst nach Gerechtigkeit
                                                                             und dem Feuer, das er gezündet hat. Die Leidenschaft
    locken, ist ein hoffnungsloser Fall.                                     seiner Mission ist der Grund, warum wir Kirche sind.

                                                                             Wer sind wir?
             eine führt hinaus, denn wer drin ist, der bleibt drin in        Ich schreibe ‘wir’. Fühlen Sie sich angesprochen? Hof-
             diesem Haus.» Ich fürchte, es gibt immer mehr Leute,            fentlich! Denn das Wir der Kirche ist ein gastfreundli-
             die ein Rocky Docky-Bild der Kirche haben. Das eigent-          ches und kein exklusives Wir. Alle sind dazu eingela-
             lich Merkwürdige daran ist, dass sie austreten, obwohl          den. Beim Wort Mission spukt vielleicht noch das
             sie nie im Inneren des Hauses waren! Schön wäre es,             Schreckensgespenst einer Drohbotschaft in den Köp-
             sie würden, wenn schon, wenigstens die letzte Strophe           fen herum. Dabei liegt es auf der Hand! Eine Mission,
             des Schlagers mitsingen. Dort heisst es: «Dieses Haus           die darauf hofft, Nichtchristen mit der Warnung vor
             will ich bewohnen, komm vom Wandern ich zurück,                 Höllenstrafen in die Kirche zu locken, ist ein hoff-
             denn das Haus ist voller Wunder und voll heimlicher             nungsloser Fall. Vor allem aber hat eine solche Mission
             Musik. Alle Sterne hör ich singen, und die Schatten am          herzlich wenig mit dem biblischen Ruf in die Nachfolge
             Kamin gleiten zu den Träumen meiner Jugend hin.»                zu tun. Das Wir, welches Christen für sich in Anspruch
                                                                             nehmen, ist ein Wir, das immer dort entsteht, wo
             Die Mission der Kirche                                          Christus angerufen wird (Mt 18,20). ER ist es, der uns
             Nein, die Ballade besingt nicht die Kirche! Aber wir            in sich hineinnimmt. Darum ist das Wir der Kirche we-
             kämpfen als Kirchenleute mit einem vergleichbaren               der vereinnahmend noch ausschliessend. Nicht wir
             Image. Wer die Wunder nicht spürt und die Musik                 haben ihn erwählt, er hat uns erwählt (Joh 15,16).
             nicht hört, sieht nur das Geisterhaus oder die Bruch-           Christus gehört uns nicht, wir gehören zu ihm. Nichts
             bude und verpasst den Eingang zum Haus der Träume.              anderes heisst Kirche.

MAGNET Nr.2/2022                                                         4
Vision - Mission - Werte - Evangelisch-reformierte Landeskirche ...
Thema

                  «Kirche» ist eigentlich ein Fremdwort, das wir nicht
                  mehr erkennen. Im Wort steckt Kyrios, das ist grie-
                  chisch und heisst Herr. Das Adjektiv «kyriokois» be-
                  deutet im Neuen Testament «zum Herrn gehören» und
                  wurde später die Bezeichnung für das Haus, in dem
                  sich die Christen versammelten. Das Wort wurde von
                  byzantinischen Bauleuten, die auf den grossen Kir-
                  chenbaustellen im frühen Mittelalter arbeiteten, in
                  den deutschen Sprachraum importiert. Das Fremdwort
                  wurde einheimisch. Der Name «Kirche» blieb bis
                  heute am Gebäude haften. Er steht für etwas, das alle
                  zu kennen glauben und ist gleichzeitig ein Symbol für
                  etwas, woran immer weniger glauben. Ist es das, was
                  uns Mühe macht? Dass wir eine Minderheit sind?

                  Kirche grösser denken
                  Für viele ist die Gottzugehörigkeit als eigentliche Be-
                  deutung von Kirche ein Fremdwort geworden. Damit
                                                                                       Ralph Kunz (1964) studierte Theologie in Basel,
                  sollten wir uns nicht abfinden. Nicht aus der Angst, sie             Los Angeles und Zürich und ist seit 2004 Profes-
                                                                                       sor für Praktische Theologie an der Universität
                                                                                       Zürich. Er hat mütterlicherseits Appenzeller Wur-
                       Das Wir in der Kirche ist                                       zeln (Enz) und lebt mit der Familie in Winterthur.
                       weder vereinnahmend noch
                       ausschliessend.                                               gelaufen. Das neue Haus, das er bauen wollte, lag ihn
                                                                                     Trümmern. Der Anfang der Kirche war ein messiani-
                                                                                     scher Scherbenhaufen! Wir wissen, warum die Kirche
                  könnten austreten, sondern in der Hoffnung, sie könn-              gegenwärtig schrumpft. Wieviel wichtiger wäre es, zu
                  ten zur Lebensform des Glaubens finden. Wir müssen                 wissen, warum die Jesusbewegung nach dem Tod ihres
                  zugleich damit fertig werden, dass mühselige Restruk-              Herrn nicht in sich zusammengefallen ist? Warum es
                  turierungen der Organisation unumgänglich sind. Der                dem mächtigen Rom nicht gelang, die kleine Sekte aus
                  Spagat ist unvermeidlich. Man kann es auch so sehen:               Palästina zu zerstören? Warum das alte Haus, das wir
                  Weil die Institution Kirche kleiner wird, wird es                  Kirche nennen, immer noch voller Wunder und heim-
                  höchste Zeit, grösser von der Kirche zu denken und                 licher Musik ist?
                  dem Herrn, der den Mühseligen und Beladenen Erqui-
                  ckung zuspricht, mehr zu vertrauen. Klar, es ist ein               Nachfolger sind keine Mitläufer
                  wenig paradox, die Krise der Kirche zum Anlass für                 Christen sollen über die Hoffnung Rechenschaft able-
                  ihren Aufbruch zu erklären, aber, wenn man so will,                gen, die in ihnen ist. (1 Petr 3,15) Wenn sie ihre Kirche
                  auch orthodox. Denn so hat alles angefangen. Am Ende               für einen hoffnungslosen Fall halten, haben sie nicht
                  seiner kurzen Laufbahn sind Jesus die Anhänger davon-              mehr viel zu melden. Christus ohne Kirche ist ein
                                                                                     Geist ohne Körper. Christus widerspricht, weil er uns
                                                                                     verspricht, mit uns zu sein bis ans Ende der Welt. Die
                                                                                     Kirche mag alt sein, aber ihre Vision ist immer noch
                                                                                     neu. Wir brauchen sie, um die Sehnsucht zu nähren,
                                                                                     wir brechen von ihr auf, um dem Visionär nachzuge-
                                                                                     hen, der uns Bilder des offenen Himmels zeigt. Wir
                                                                                     kehren zu ihr zurück, um auf seine Stimme zu hören
                                                                                     und ihm unser Ohr zu leihen, wir vereinen unsere
                                                                                     Stimmen und liegen ihm in den Ohren. Darum reicht
                                                                                     es nicht, nur Mitläufer zu sein. Nachfolger werden und
                                                                                     andere «in die Kirche bringen» heisst, Weggemein-
                                                                                     schaften bilden, die Jesus nachfolgen. Wenn uns daran
                                                                                     nichts liegt, wird die Kirche ein Geisterhaus. Wenn ER
                                                                                     uns vorangeht und wir IHM nachfolgen, wird die Kir-
Viele Leute haben ein Rocky Docky-Bild der Kirche. Doch wer kennt die letzte         che wieder ein Haus der Träume.
Strophe? «…denn das Haus ist voll Wunder und voll heimlicher Musik…».
Quelle: Peter Herrmann, unsplash                                                                                             Prof. Ralph Kunz

                                                                                 5                                                        MAGNET Nr.2/2022
Vision - Mission - Werte - Evangelisch-reformierte Landeskirche ...
Thema

 In welchem Film bin ich eigentlich?
                                                Unsere Geschichte und Jesu Auftrag

             Menschen lieben Geschichten. Im antiken Griechen-               sich Tiere mit ihren Instinkten in den Bahnen bewe-
             land schauten die Bürger Theaterstücke, die ihnen hal-          gen, die ihnen entsprechen, kommen wir immer wie-
             fen, ihr Leben besser zu verstehen. Sie entwickelten            der auf Abwege. Wir alle vermasseln es. Die Bibel
             zwei Arten von Theaterstücken: Tragödien und Komö-              nennt das die Erbsünde. Die Erbsünde ist kein Konst-
             dien. Beide Sorten können wir auch heute in Filmen              rukt, um uns künstlich bei schlechter Laune zu halten,
             oder in Büchern erleben. Bei aller Unterhaltung kann            sie ist eine grundlegende Wahrheit und hat etwas Ega-
             es aber vorkommen, dass wir uns selbst ernsthaft fra-           litäres: Egal wie pünktlich wir sind oder wie tugendhaft
             gen: Wenn die Menschheitsgeschichte einen Sinn hat              wir mit der Natur oder mit Impfungen umgehen, un-
             und ich ja Teil davon bin, was für eine Geschichte ist          sere Motivationen sind oft durch Stolz, Selbstsucht, Ei-
             sie eigentlich? Wenn wir eine lustige Zeit mit Freun-           telkeit oder einem Verlangen nach Anerkennung ver-
             den verbringen, kann es sich anfühlen, als wären un-            dorben.
             sere Leben Teil einer grösseren Komödie. Wenn ich die               Doch anders als viele Gottesvorstellungen dieser
             Nachrichten lese, kommt aber leicht die Frage auf: Ist          Welt, hat sich der Gott der Bibel nach vielen scheinbar
             alles was läuft Teil einer grösseren Tragödie? Mal ganz         gescheiterten Anläufen seiner Boten (den Propheten)
             ehrlich: In welchem Film bin ich eigentlich?                    entschieden, höchstpersönlich in die Tragödie reinzu-
                Es ist schwierig die Welt aus eigener Kraft zu verste-       laufen, um doch noch ein anderes Ende der Geschichte
             hen. Da sind zu viele Puzzlestücke und zu wenige Hin-           zu ermöglichen – das feiern wir an Weihnachten! Gott
             weise, wie sie zusammenpassen. Wie sollen wir das               der Sohn wird Mensch, und kriegt sogar einen Beina-
             alles einordnen? Gottseidank haben wir vom Autoren              men der genau das bedeutet: Immanuel. Gott greift ein
             selbst das Manuskript zum grossen Weltdrama ge-                 und ruft, nicht nur das Volk Israel, sondern Menschen
             kriegt; was notwendig ist für unseren Weg durch das             aus allen Völkern auf, ihm nachzufolgen. In Verbin-
             Leben und zu unserem Heil, offenbart uns Gott in der            dung mit Jesus sollen seine Nachfolger aus jeder Na-
             Bibel. Die Bücher der Bibel geben uns ein sehr nüch-            tion, Hautfarbe und sozialen Schicht ein neues Volk
             ternes und realistisches Bild der Welt und unserer Si-          werden, die Kirche Jesu Christi. Seit 2 000 Jahren hö-
             tuation darin:                                                  ren und erleben immer mehr Menschen den auferstan-
                                                                             denen Jesus, und erzählen begeistert davon wie sie ihn
                                                                             erlebt haben. «Wes das Herz voll ist, des geht der
         Die Erbsünde ist kein Konstrukt,                                    Mund über.» Der Jesus, dem wir in der Bibel begegnen,
                                                                             ruft auch heute Menschen in seine Nachfolge. Jesu
         um uns künstlich bei schlechter                                     Missionsbefehl am Ende vom Matthäusevangelium be-
         Laune zu halten, sie ist eine                                       wegt bis heute seine Nachfolger, die gute Nachricht
                                                                             über Jesus weiterzuerzählen.
         grundlegende Wahrheit.                                                  In welcher Geschichte bin ich nun? Oder besser: In
                                                                             wessen Geschichte bin ich? Das Evangelium ist die Ge-
                                                                             schichte Jesu, und Jesus ruft uns in seine Nachfolge.
             Gott hat uns Menschen als sein Gegenüber geschaffen.            Gott will uns vergeben und wir dürfen als seine Kinder
             Doch wir haben von Anfang an unsere Schwierigkei-               leben und diese frohe Botschaft mit seinem Beistand
             ten: Gegenüber Gott, gegenüber unseren Mitmen-                  weitererzählen. Dazu rüstet Jesus auch uns aus: «Wenn
             schen, und sogar gegenüber der Natur vermasseln wir             der Heilige Geist auf euch herabkommt, werdet ihr mit
             Menschen es immer wieder. Adam und Eva zweifeln                 seiner Kraft ausgerüstet werden, und das wird euch
             an Gott, bezweifeln und übertreten seine Gebote, ihr            dazu befähigen, meine Zeugen zu sein … bis ans Ende
             Sohn Kain tötet seinen Bruder Abel, die Zweifel führen          der Erde.» (Apostelgeschichte 1,8)
             immer mehr zum Verzweifeln. Dieselben zerstöreri-
             schen Muster wiederholen sich bis heute. Während                                           Mike Lotz, Pfarrer in Appenzell

MAGNET Nr.2/2022                                                         6
Vision - Mission - Werte - Evangelisch-reformierte Landeskirche ...
Thema

                  Wie bin ich selber
                 missioniert worden?
Bin ich überhaupt missioniert worden? Diese Frage               der Welt in schwierigen Verhältnissen leben. Das hat
weckt mein skeptisches Interesse. Skeptisch, weil der           mich beeindruckt und überzeugt. So bin ich missio-
Begriff «Mission» in mir verschiedene Bilder weckt.             niert worden.
Wenn ich an die Männer denke, die auf öffentlichen                 Meine «Missionierung» begann früher, in meinem
Plätzen mit schrecklichen Bibelversen predigend um              Elternhaus. Dort gehörte der Glaube selbstverständlich
sich werfen, wird mir übel. Weil diese Art von Mission          dazu. Die Kirche war Teil des Alltags. Später war ich in
das Leben und den Glauben karikiert: Hier ist die böse          einer christlichen Jugendgruppe. Dort wurde ich ermu-
Welt, von der wir ein Teil sind und dort ist Gott, bei          tigt, Fragen an die Bibel zu stellen. Ich habe gelernt,
dem alles gut ist. Mein Leben ist bunter und vielschich-        dass sich Welten auftun, wenn man biblische Texte in
tiger.                                                          den damaligen Kontext stellt. So habe ich mich ent-
   Wer schwarz-weiss predigend die Stadt unsicher               schieden, Theologie zu studieren. Die theologische Fa-
macht, versucht, den sogenannten Missionsbefehl um-             kultät war ein weiterer wichtiger «Missionsort». An
zusetzen, der im 28. Kapitel des Matthäusevangeliums
formuliert ist: Die elf Jünger aber gingen nach Galiläa,
auf den Berg, wohin Jesus sie befohlen hatte. Und als                   Mission ist ein Prozess, bei dem
sie ihn sahen, warfen sie sich nieder; einige aber zwei-
felten. Und Jesus trat zu ihnen und sprach: «Mir ist alle               Glaubende, Nicht-Glaubende und
Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Geht nun
hin und macht alle Völker zu Jüngern: Tauft sie auf den
                                                                        Zweifelnde im Gespräch bleiben.
Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen
Geistes, und lehrt sie alles zu halten, was ich euch ge-        der Uni habe ich viel über den Hintergrund der bibli-
boten habe.»                                                    schen Texte gelernt. Ich habe erfahren, dass die Bibel
   Einige aber zweifelten, heisst es. Die Zweifelnden           nochmal viel bunter wird, wenn man die unterschied-
werden von Jesus nicht aussortiert, weil sie zu wenig           lichen Bedeutungen eines Wortes mit bedenkt. Als
überzeugend missionieren werden oder weil sie zu we-            Pfarrerin werde ich immer wieder missioniert. Manch-
nig glauben. Sie werden von Jesus auch nicht zur Seite          mal, weil jemand eine Frage stellt und von mir eine
genommen und auf Linie gebracht. Jesus schickt die              Antwort erwartet. Oder beim Schreiben einer Predigt.
zweifelnden und die überzeugten Jünger in die Welt                 Mission geschieht im Alltag. Dort, wo jemand zwei-
hinaus. Da bin ich sehr froh drüber. Denn zweifelnd             felt. Dort, wo jemand etwas mehr hofft als andere. Dort,
glaubende Menschen sind mir immer wieder begegnet.              wo jemand eine Situation verändern möchte und am
Ich denke an alte Frauen, die ich in Deutschland ken-           Reich Gottes baut. Dort, wo Menschen gemeinsam be-
nen gelernt habe. Sie hatten den zweiten Weltkrieg              ten. Dort, wo Menschen biblische Texte in den Alltag
erlebt. Und danach haben sie ein Leben lang gerungen            übersetzen. «Meine» Kirche ist eine missionarische
mit Verantwortung und Schuld. Von ihnen habe ich                Kirche. Weil sie im Alltag verankert ist. Weil sie zuhört
gelernt, was Vergebung bedeutet. Dass Menschen auch             und nachfragt. Weil sie die Bibel ernst nimmt. Weil sie
nach einem Krieg – den sie vielleicht sogar richtig fan-        versucht, das Miteinander im göttlichen Horizont zu
den – neu anfangen können. Trotz ihrer Schuld. Weil             sehen. Mission ist ein Prozess, bei dem Glaubende,
Gott uns immer mit offenen Armen empfängt. Das ist              Nicht-Glaubende und Zweifelnde im Gespräch bleiben.
unglaublich entlastend. Was für ein Geschenk! Gleich-
zeitig habe ich bei diesen Frauen beobachtet, dass sie          Also: Missionieren Sie mich ruhig weiter. Und – wenn
der Glaube in der Welt verankert. Dass sie Verantwor-           Sie wollen – werde ich das auch mit Ihnen tun.
tung übernehmen. Für sich, für Menschen aus der
nächsten Umgebung und für Menschen, die sie nicht                             Martina Tapernoux-Tanner, Pfarrerin in Heiden
kennen. Menschen, die an einem ganz anderen Ort auf                                             und Kirchenratspräsidentin

                                                            7                                                          MAGNET Nr.2/2022
Vision - Mission - Werte - Evangelisch-reformierte Landeskirche ...
Thema

                            Was schafft Vertrauen?
                 Mein Konfirmationslehrer – ein Pfarrer aus der Mis-           verlor das Vertrauen in das Gesagte. Immer wieder
                 sion kommend – beharrte darauf, die Bibel sei wort-           fragte ich mich, wie es wohl den Menschen in fernen
                 wörtlich zu lesen und genau so zu verstehen. Als er           Ländern ergangen war, wenn sie solche altmodischen,
                 dann auch noch Beeinträchtigungen bei Kindern als             weltfremden Ansichten präsentiert bekamen. Hatte er
                 eine direkte Folge der Sünden ihrer Eltern sah, war           dort auch keine anderen Meinungen zugelassen son-
                 bei mir ein Trauma gesetzt.

                 Schon der Hoffnungsbund-Leiter war nach heutiger                    Sünde war ein Wort, welches
                 Sicht äusserst konservativ und ich besuchte die Stun-
                 den nur wegen meiner Schulfreundin. Sein Schlussge-
                                                                                     er oft und gerne gebrauchte.
                 bet aber verabscheute ich, denn vor lauter «Inbrunst»
                 rang er mit den Händen und aus seinem Mund lief               dern darin Sünde erkannt? Als der Pfarrer dann von
                 Speichel. Und genau diese absolute Ergebenheit ver-           Beeinträchtigungen sprach, war ich hellwach, denn die
                 langte er auch von uns mit missionarischem Eifer.             Tochter meines Cousins ist mehrfach beeinträchtigt.
                 Sünde war ein Wort, welches er oft und gerne ge-              Mein Cousin und seine Frau kümmern sich liebevoll
                 brauchte. Bei mir aber verursachte seine Art des Unter-       um sie. Nun aber behauptete der Pfarrer allen Ernstes,
                 richts Widerwillen.                                           dass eine Beeinträchtigung bei Kindern nur dann vor-
                                                                               käme, wenn die Eltern gesündigt hätten.

                                                                               In diesen Club will ich nicht
                                                                               Ungläubig hörte ich zu. Diese Aussage eines Pfarrers
                                                                               war in meinen Augen ein Unding; ich wollte und konnte
                                                                               sie nicht glauben. Was richtete er mit solchen Worten
                                                                               an? Sofort meldete ich meine Zweifel – oder war’s
                                                                               blanke Wut – an, wurde jedoch von ihm unterbrochen.
                                                                               Also blieb ich nach der Stunde trotz meines Scheuseins,
                                                                               um nochmals mit ihm zu sprechen. Der Pfarrer aber
                                                                               kanzelte mich ab und drohte, mit meiner Einstellung
                                                                               würde er mich später wohl nicht konfirmieren können.
                                                                               «Gut», dachte ich, «ich werde diesem engstirnigen
                                                                               Club sowieso nicht beitreten, denn das Beste, die Liebe
                                                                               zum Mitmenschen, ist auf der Strecke geblieben.»

                                                                               Jäger schenkte Vertrauen
                                                                               Es kam anders. Er ging und sein Vertreter, der junge
                                                                               Alfred Jäger konfirmierte mich. Noch heute weiss ich,
Für Isabelle
Kürsteiner
                                                                               wie gut ich mich in seinem für damalige Zeiten unkon-
symbolisieren                                                                  ventionellen «Konf»-Unterricht fühlte. Angeregtes Dis-
das lichtarme                                                                  kutieren, im Sommer unter einem Baum, war angesagt,
und das weit-                                                                  das gab mir das Vertrauen in Religion und Pfarrperso-
sichtige Bild                                                                  nen zurück. Der Unterrichtsstoff interessierte, war ak-
die zwei von
                                                                               tuell und aus dem Leben gegriffen. Seine Klarheit und
ihr erlebten
Arten des                                                                      sein positives Denken teilte er genauso mit uns wie
Missionierens.                                                                 seine Zweifel und dann und wann sein Unverständnis
Quelle: iks                                                                    über einen «alten Zopf». So verkündete uns Jäger das
                                                                               Christentum, er missionierte in dem er es vorlebte und
                 Was richtet er damit nur an?                                  war deshalb glaubwürdig. Zum Schluss: Der wohl
                 Jahre später: Der Pfarrer verlangte vollkommenen Ge-          grösste Lausbub unserer Klasse bestand bei seiner Hei-
                 horsam. Schon die kleinsten Störungen wurden von              rat darauf, nur von Alfred Jäger getraut zu werden. So-
                 ihm zur Sünde gestempelt. Als Bücherwurm hatte ich            mit hat der spätere Prof. Dr. Alfred Jäger also nicht nur
                 schon sehr viel gelesen und das Gehörte faszinierte           mich auf liebevolle Art missioniert.
                 mich mit jeder Stunde weniger, entsprach in keiner
                 Weise meinen Vorstellungen, war gar konträr dazu. Ich                                                Isabelle Kürsteiner

MAGNET Nr.2/2022                                                           8
Thema

        Aktiv werden wo es Spass macht
                 Die Frage an John Meier kam, während dem er für                  Sich selber einen Tritt geben
                 die Magnet-Redaktion im Rahmen der GnussBar                      Immer wieder werde von Tierarten gesprochen, die es
                 kochte. Lars Syring fragte ihn: «Wie bringt man mehr             vor dem Aussterben zu schützen gelte. Ganz anders sei
                 Leute in die Kirche, John?» Gemäss seinem Motto:                 es mit dem aktiven Kirchenleben. Hier sähen viele ein-
                 «Nöd schwätze, tue» setzte er kurze Zeit später eine             fach zu, wie es aussterbe. John Meier vertritt die Mei-
                 Idee in die Tat um. John Meier lud zusammen mit                  nung, dass jede Person sich selber dann und wann ei-
                 Vikarin Nicole Bruderer zum gemeinsamen Essen am                 nen Tritt geben müsse, um nicht nur von «Rettungsver-
                 Heiligabend ein.                                                 suchen» zu sprechen, sondern sie auch anzugehen.
                                                                                  «Oft wird gesagt, dass hauptsächlich noch Siebzigjäh-
                 Im Gespräch erklärt John Meier: «Ich habe das Gefühl,            rige die Kirche besuchen. Nun ja, wenn alle das sagen,
                 dass schon viele Leute dieses Thema studiert haben.              aber niemand selber anfängt wieder hinzugehen, dann
                 Oft kommen dann Vorurteile wie ‹Kirche ist langwei-              ist und bleibt es so! Deshalb, manchmal muss man sich
                 lig› auf den Tisch. Mir aber geht es darum, dass alle, die       selber einen Tritt geben.»
                 das lesen, dort aktiv werden, wo es ihnen Spass macht.»
                 John Meier spricht aus Erfahrung, hat er doch schon              Kontakte ergeben sich
                 einiges in Bühler aufgezogen oder mitgetragen. Be-               Ausserdem haben die verschiedenen Aktivitäten von
                 kannt ist die GenussBar (Magnet 9/2021 berichtete).              John Meier seine Bekanntheit gesteigert. So kommt es
                                                                                  heute immer wieder vor, dass er auf der Strasse darauf
                 Mitbeteiligt sein                                                hin angesprochen wird. Es ergeben sich willkommene
                 Wichtig ist ihm, dass er bei den Projekten selber aktiv          Gespräche. Zudem eröffnen die kirchlichen Projekte
                 sein kann. «Hauptsache ist, eine tolle Zeit mit Gott zu          Freiräume. «Ich darf Sachen machen, die ich sonst
                 haben, deswegen steht Spass und Freude im Vorder-                nicht könnte, zum Beispiel in der GnussBar meine Kre-
                                                                                  ativität ausleben. In einer geschützten Werkstätte für
                                                                                  Menschen mit einem körperlichen Handicap wäre das
                                                                                  nie möglich. Oder im Kaffee 55. Da kann ich mich auf
                                                                                  jeden freien Stuhl setzen und werde sofort in der
                                                                                  Runde aufgenommen. Das wäre in einem Standard-
                                                                                  Kaffee nicht der Fall.»

                                                                                  Kirche gegen Einsamkeit
                                                                                  Viele Menschen würden über Einsamkeit klagen, weiss
                                                                                  John Meier. Gerade wie im Kaffee 55, der GenussBar
                                                                                  oder auch bei den anderen Angeboten in Bühler be-
                                                                                  stünde eine wunderbare Atmosphäre. Meier ist über-
                                                                                  zeugt: «Die Kirche macht die Einsamkeit, egal bei wel-
                                                                                  chem Anlass, einfach weg.» Es entsteht sofort eine Ver-
                                                                                  bundenheit bei der Einsamkeit keinen Platz mehr findet.
An Heilig-
abend lud eine
                                                                                  Wünsche zum Schluss
wunderbar
geschmückte                                                                       Gerne würde John Meier wieder einen gemeinsamen
Tafel zum                                                                         Heiligabend organisieren und die GenussBar regelmäs-
gemeinsamen                                                                       sig mittwochs öffnen. Dazu aber benötigt er einen
Essen ein,                                                                        neuen Helfer oder eine Helferin, denn Ehsan Mokhtari
initiiert von
                                                                                  kann ihn nicht mehr unterstützen, weil er eine Arbeits-
John Meier
und Nicole                                                                        bewilligung erhalten hat. Zudem würde John Meier
Bruderer.                                                                         sein GenussBar-Konzept gerne an andere Kirchgemein-
Quelle: zVg.                                                                      den weitergeben und bei den Startvorbereitungen auf
                                                                                  Wunsch mithelfen. «Ich habe Zeit dafür», erklärt er.
                 grund», ist der 38-Jährige überzeugt. Deshalb veran-             «Wir verwerten in der GenussBar nicht nur Lebensmit-
                 staltete er an Heilig Abend zusammen mit Nicole Bru-             tel, die nicht mehr verkauft werden können, das ge-
                 derer ein gemeinsames Abendessen für alle. «Es war               samte Unternehmen ist wirtschaftlich erfolgreich.»
                 mein schönster Heiligabend!» Und, er konnte mit dem
                 Kochen des Menüs etwas zum Gelingen beisteuern.                                                       Isabelle Kürsteiner

                                                                              9                                                       MAGNET Nr.2/2022
Thema

            Was, warum, für wen und wie
             Es war an einem dieser Treffen, welches das Institut            Vision-Statement
             für Jungunternehmer (IfJ*) in den neunziger Jahren              Das sogenannte «Vision-Statement» beantwortet die
             in St. Gallen regelmässig im Restaurant Papagei                 Fragen: Was machen wir? Warum machen wir das? Für
             durchführte. Wer als Neuling auftauchte, durfte sich            wen machen wir das? Die Vision steht für längerfristige
             selbst und sein Unternehmen vorstellen. Das musste              Ziele, für eine angestrebte Zukunft. Sie darf anspruchs-
             jedoch in möglichst kurzer Zeit geschehen. Länger               voll sein, sie sollte die herrschenden Bedingungen je-
             als 60 Sekunden war ganz klar zu lange. 30 bis max.             doch nicht völlig ausklammern. Da sich gegenwärtige
             45 Sekunden war gut.                                            Verhältnisse ändern können, ist es wichtig, die Vision
                                                                             mindestens einmal im Jahr kritisch zu hinterfragen und
             Kurz und bündig                                                 gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen.
             Der Begriff hinter der Übung heisst «elevator pitch»**
             und dieser war in den neunziger Jahren des vergange-            Praxiserfahrungen
             nen Jahrhunderts gewaltig auf dem Vormarsch. Die                Die Vision ist die Grundlage für das, was in den letzten
             Kurzvorstellung wurde dann von den Anwesenden je-               Jahrzehnten in einem Grossteil von Unternehmen und
             weils konstruktiv kritisiert und bei den nächsten Tref-         Institutionen stattgefunden hat: Die Entwicklung von
             fen konnte man es wieder versuchen. Sage kurz und               Leitbildern.
             prägnant wer du bist und was du tust, beziehungs-                  Eine Vision bleibt nur dann wirksam, wenn sie im-
             weise, was dein Unternehmen anbietet und was es mit             mer wieder kritisch angeschaut wird. Der unternehme-
             seinem Angebot will.                                            rische Alltag erfordert, wie im privaten Leben auch,
                                                                             immer wieder Entscheidungen. Die Gefahr der Verzet-
                                                                             telung oder der schleichende Beginn einer neuen Aus-
      Vision ist ein Fixstern, auf den                                       richtung aus Opportunismus sind allgegenwärtig. Die
                                                                             Rückbesinnung auf das, was ursprünglich mal als weg-
      sich die Organisation ausrichtet.                                      weisend definiert wurde, hilft dem Unternehmen nach
                                                                             innen und aussen Kontinuität und damit Zuverlässig-
                                                                             keit aufzubauen und auszustrahlen.
             Die Übung trifft den Kern von unternehmerischem En-
             gagement, nämlich die eigene Überzeugung und Moti-              Nach innen und aussen
             vation. Weshalb tut man, was man tut? Ein guter «ele-           Die Vision definiert nicht nur die längerfristigen Ziele
             vator pitch» ist nicht einfach kurz, er soll anschaulich        mit Blick auf den Kunden und das Angebot. Sie muss
             und nachvollziehbar sein; und er soll emotional berüh-
             ren. Das heisst, Begeisterung ist erlaubt. Kein Fachge-
             schwurbel, keine Höhenflüge, einfache Vergleiche,
             kurze Sätze, nachvollziehbare Logik.
                Selbstverständlich hat es bei mir beim ersten Mal
             nicht geklappt. Der dritte Versuch brachte dann den
             ersten verhaltenen Applaus. Doch bei jedem Besuch,
             wo sich jemand vorstellte, gab es etwas hinzuzulernen.
             Wem das dann letztlich gelang, der wurde als «authen-
             tisch» wahrgenommen. Als glaubwürdig. Hinter die-
             sem ganz praktischen Prozess standen die grossen
             Worte Vision, Mission und Werte.

             Vision
             Der ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt
             (1974–1982) meinte zwar mal, dass es ratsam sei, ei-
             nen Arzt aufzusuchen, wenn man Visionen habe***
             und viele sogenannte Realisten hielten das für eine
             kluge Aussage. Im unternehmerischen Bereich meint
             «Vision» die grundlegende Sicht, weshalb es das Unter-
             nehmen gibt. Es ist eine Art «Fixstern» oder «Leucht-           Unternehmen basieren darauf, was Menschen für wichtig und notwendig halten.
             turm», auf den sich die Organisation ausrichtet und von         Insofern sind wir als Mitarbeitende und Kunden Teil dessen, was mit Unternehmen
             dem her sie ihr Angebot und Handeln definiert.                  gut und was schief läuft. Quelle: hmz

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Thema

auch nach innen den Blick für die Mitarbeitenden und            finden ihre Kunden und richten ihre Erfahrungen an
die Bedingungen zur Angebotserbringung ins Zentrum              ihren Grundsätzen aus. Für sie ist klar, wie sie mit ih-
stellen. Aussen Top – innen Flop wird früher oder spä-          ren Mitarbeitenden umgehen und für sie ist klar, mit
ter zum Bumerang, der viel Aufwand benötigt, wenn               welchen Kunden sie längerfristig zusammenarbeiten
er landet.                                                      wollen und von welchen sie sich wieder trennen, wenn
                                                                ein Projekt abgeschlossen ist.
                                                                   Die klare Vorstellung, wohin man sich in einem ge-
       Der Begriff Mission                                      wissen Zeitraum entwickeln möchte und die Offenheit,
                                                                von jenen zu lernen, die bereits Erfahrungen gemacht
       hat im Volksmund ein                                     haben, bilden die Grundlage für das unternehmerische
       angeschlagenes Image.                                    Netzwerken, welches an den Anlässen von Gewerbe,
                                                                Kanton, Handelskammern, Industrievereinen etc. je-
                                                                weils genutzt wird. Die Überzeugung von der Wirk-
Unternehmer, die sich in der Startphase befinden, müs-          samkeit des eigenen Unternehmens ist ein starker Trei-
sen die Vision zuerst für sich selber oder für das Team,        ber für den Kontakt und die Kommunikation.
welches von Anfang an dabei ist, klären. Ist der Start
erfolgreich und aus dem Duo werden drei, vier, fünf             Werte-voll basiert auf Wertschätzung
oder noch mehr Mitwirkende, gilt es, die ursprüngli-            Vision und Mission sind eingebettet in ein Set von Wer-
che Vision mit den neuen Leuten anzuschauen und sie             ten. Werte wirken immer und überall. Ein Bewusstsein
so anzupassen, dass diese sich identifizieren können.           für Werte ist eine unerlässliche Grundlage für die Stim-
Dieser Prozess wird häufig unterschätzt.                        migkeit und Glaubwürdigkeit unternehmerischen
                                                                Handelns. Wie alles, so sind auch Werte veränderlich.
Mission                                                         Sie verändern sich von Kultur zu Kultur und sie verän-
Der Begriff Mission hat im Volksmund ein angeschlage-           dern sich von Lebensphase zu Lebensphase. Was ei-
nes Image. Das Wort wird oft verknüpft mit der christ-          nem Zwanzigjährigen absolut notwendig erscheint,
lichen Missionierung von anderen Völkern und den                entlockt einem Fünfzigjährigen vielleicht ein Lächeln
damit verbundenen Ungerechtigkeiten, welche die Ko-             oder gar ein Kopfschütteln. Die Erinnerung daran, wie
lonisatoren an den Menschen der jeweiligen Einheimi-            man selbst in diesem Alter war, ist bereits ein Wert,
schen anrichteten. Dass sich diese Missionare nicht             über den es sich lohnen könnte, nachzudenken.
immer nur auf die Seite der Eindringlinge stellten, son-
dern die Seite wechselten und sich für die Einheimi-            Kirche und Mission
schen einsetzten, kam jedoch immer mal wieder vor.              Die unternehmerischen Begriffe Vision, Mission und
Und dass der heutige Missionsbegriff einen grundle-             Werte tragen viel Energie in sich. Aus innerkirchlicher
genden Wandel erfahren hat, ist bei den meisten Leu-            Sicht erscheinen sie extrem verbraucht und ausge-
ten leider nicht bekannt.                                       laugt. Hier könnte man sich ruhig etwas anstecken
                                                                lassen von Jungunternehmer:innen und für sich selbst
Das Mission-Statement                                           oder die Kirchgemeinde mal einen «elevator pitch»
Das «Mission-Statement» beantwortet folgende Fra-               durchführen.
gen: Wohin wollen wir? Wann wollen wir das Ziel er-                                                   Heinz Mauch-Züger
reichen? Wie wollen wir vorgehen? Mission wird hier
zur Grundausrichtung für die gelebte Praxis. Begriffe           *Institut für Jungunternehmer St. Gallen: www.ifj.ch
wie «Strategie» und «Taktik» gehören hierher und
müssen so klar sein, dass sie im Unternehmen selbst             **Elevator Pitch ist eine Methode für die kurze Zusam-
verstanden und praktiziert werden und dass die Kun-              menfassung einer Idee und kann auch für Unterneh-
den sie als verbindlich erfahren können. Hier entsteht,          men und Institutionen angewandt werden. Die Idee
wie bei jeder Einzelperson, die Authentizität. Als au-           basiert auf dem Szenario, eine wichtige Person in einem
thentisch werden Menschen und Unternehmen wahr-                  Aufzug zu treffen und diese dann während der Dauer
genommen, die im Reden und Handeln übereinstim-                  einer Aufzugsfahrt von einer Idee zu überzeugen.
men. So entstehen Vertrauen und der Wille zur Zusam-
menarbeit. Unternehmen mit einer klaren Strategie,              ***Aussage zu Willi Brandts Vorstellungen im Bundes-
wo die Begeisterung bereits in der Vision spürbar ist,           tagswahlkampf 1980

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Weitblick

                     Der humanitäre Auftrag der Religionen
                                                                   Montags-Plaza im Februar

                                                               Ethische und moralische Werte sind              Montag, 7. Februar
                                                               Grundlagen für einen guten gesell-             18.18 Uhr Türöffnung, Bar offen
                                                               schaftlichen Umgang und ein gepfleg-           19.19 Uhr Veranstaltungsbeginn
                                                               tes, respektvolles und rücksichtsvolles
                                                               Miteinander der Menschen. Doch was              Gastgeber: Andreas Ennulat
                                                               sind Werte, was ist Moral, was ist Ethik?       Eintritt frei. Zertifikatspflicht
                                                               Welche Rolle spielen sie heute und mor-
                                                               gen in der Diskussion um Solidarität,           Das Montags-Plaza im Plaza-Bistro,
                                                               Gerechtigkeit und Humanität?                    Kirchplatz 9, 9410 Heiden bietet je-
                                                                  Ein Gespräch mit Bischof Markus              den ersten Montag im Monat Begeg-
                                                               Büchel, Bistum St. Gallen, und der Kir-         nungen mit Persönlichkeiten, Institu-
                                                               chenratspräsidentin der Ev.-ref Landes-         tionen und Vereinen, aus Heiden und
                                                               kirche AR/AI Martina Tapernoux.                 der Region.

            Veranstaltung zu «50 Jahre Frauenstimmrecht»
                                                                          Frauen am Puls

                     Die erste Veranstaltung im Jubiläums-     Nach der Auseinandersetzung mit die-
                     jahr 2021 konnte coronabedingt nicht      sen Themen treffen sich die Frauen in
auenbund St.Gallen – Appenzell
                     durchgeführt werden. Nun wird sie ein
                     Jahr später doch noch stattfinden:
                                                               der Andreas Kirche zu einer kurzen Be-
                                                               sinnung mit Jacqueline Bollhalder,
                                                               geistliche Begleiterin Kantonalverband.
                     FRAUEN AM PULS «Weit über
holischer   Frauenbund Gleichberechtigung hinaus»
                     die                                       Zur Person

2020
                        mit der Referentin Ina Praetorius,     Seit 1987 arbeitet Ina Praetorius als
                         evang. Theologin und Autorin          freie Autorin und Referentin. Sie hatte        Themen Care-Arbeit, Care-Ethik und
                                                               Lehraufträge für Theologische Ethik            Wirtschaftsethik publiziert sie und hält
                     Donnerstag, 3. Februar 2022, 8.30 bis     und Gastvorlesungen an den Universi-           Vorträge. Sie engagiert sich für das Be-
                     12.00 Uhr, Andreas-Saal, Merkurstrasse    täten Zürich, Basel, Bern, Fribourg,           dingungslose Grundeinkommen.
                     3, Gossau                                 Freiburg im Breisgau und Berlin. Das
                                                               2014 gegründete «Netzwerk Care-Re-             Weitere Infos und Anmeldung unter
                     Tagungsinhalt                             volution» hat sie mitinitiiert. Zu den         www.frauenbundsga.ch
                     Das Jubiläumsjahr 50 Jahre Frauen-
                     stimmrecht liegt hinter uns. Viel wurde
                     darüber diskutiert. Erinnerungen wur-
                     den präsent. Vor 51 Jahren wurde den
                     Schweizer Frauen das Stimmrecht ge-
                     währt. Ist damit alles gut? Im Ge-
                     schlechterverhältnis und überhaupt?
                        Nein, denn Gleichberechtigung ist
                     nur eine formale Voraussetzung für das,
                     worum es eigentlich geht: Ein gutes Le-
                     ben für alle Siebeneinhalb Milliarden
                     Erdenbürger im verletzlichen Lebens-

HRES
                     raum Welt.
                        Frauenbewegung ist ein Schatz an
                     guten Ideen für die Zukunft der Mensch-
                     heit. Worin dieser Schatz besteht und
                     wie wir ihn nutzen können, darum soll     Ina Praetorius ist Germanistin und evangelische Theologin, freie Autorin und Referentin
                     es in Gossau gehen.                       in den Arbeitsbereichen Postpatriarchale Ethik und Spiritualität. Quelle: Katja Niederöst

        MAGNET Nr.2/2022                                                          12
Weitblick

                                                    Zu Fuss
                          Aktuelle Ausgabe Evangelische Frauenzeitschrift frauen forum

Wandern und Spazieren haben ange-          zählt von der Freude und von den Mü-
sichts der Corona-Krise bei uns wieder     hen beim Gehen, vom alltäglichen Un-
eine ganz neue Bedeutung erhalten;         terwegs-Sein und von Wander- und Pil-
Joggern begegnen wir in jedem Park,        gerwegen.
und das Pilgern hat in den letzten Jahr-
zehnten einen richtigen Boom erlebt.       frauen forum wird vom «Verein Evange-
Zu Fuss Unterwegs-Sein gilt heute als      lische Zeitschriften Frauen Forum» he-
anerkannte sportliche Betätigung. Frü-     rausgegeben. Die Einzelnummer «Zu
her jedoch war es für die meisten reine    Fuss» kostet 7 Franken, das Jahresabon-
Notwendigkeit. Nur wenigen stand ei-       nement (acht Ausgaben) 38 Franken.
ne Kutsche oder ein Reittier zur Verfü-
gung. Die meisten gingen zu Fuss an die    Bezugsquelle:
Arbeit, zu Besuch oder zum Tanz, die       Geschäftsstelle frauen forum,
einen schleppten Waren auf den Markt,      Margrit Holstein, Hagenachstrasse 7,
die anderen trugen das dort Erstandene     4052 Basel, Tel. 061 311 06 73,
heim. All diese Mühen haben wir nicht      frauenforum@solnet.ch,
mehr. Natürlich sind auch wir jeden Tag    www.zeitschriften-frauenforum.ch
zu Fuss unterwegs, aber das wird uns
erst bewusst, wenn uns eine Blase plagt
                                           Die Aktuelle Ausgabe Evangelische
oder eine grössere Behinderung unsere
                                           Frauenzeitschrift frauen forum «Zu Fuss»
Bewegungsfreiheit einschränkt. Das
                                           erzählt vom alltäglichen Unterwegs-Sein.
Heft «Zu Fuss» von frauen forum er-        Quelle: zVg.

             «Vo gschiide ond tomme Lüüt»
                      Ein vergnüglicher Abend mit verblüffenden Appenzeller Geschichten

                                           Peter Eggenbergers Jahre in der Sahara     sie und deren Verhalten berichtet Eg-
                                           haben seinen Blick für die Schönheiten     genberger mit einem witzigen Augen-
                                           des Appenzellerlandes geschärft. Er        zwinkern. Ein vergnüglicher Abend ist
                                           entdeckte die weitgehend intakte Land-     Ihnen sicher. Peter Eggenberger ist heu-
                                           schaft mit ihren grünen Wiesen, den        te als Publizist, Buchautor und Referent
                                           dunklen Wäldern und sanften Hügeln,        tätig. Die Liebe zur Sprache und zum
                                           dem kristallklaren Wasser und den ori-     Schreiben führte zu einer Reihe von Bü-
                                           ginellen Menschen neu. Menschen, die       chern, die von Ernst Bänziger, Bühler,
                                           als oft aus der Norm fallende Dorforigi-   und Werner Meier, Trogen, illustriert
                                           nale landesweit Berühmtheit erlangten.     worden sind.
                                           Ab den 1980er-Jahren begann er seine
                                           Beobachtungen in Geschichten im Kur-       Mittwoch, 17. Februar 2022 um 20.00
                                           zenberger Dialekt zu verarbeiten. Im       Uhr im Saal des Restaurant Krone, Gais
                                           «Kurzenberg» – dem Appenzellerland
                                           über dem Bodensee und St. Galler           Der humoristische Abend wird von der
                                           Rheintal – gab (und gibt es) blitzge-      Erwachsenenbildung der evang.-ref.
                                           scheite, aber auch reichlich naiv agie-    Kirche Gais organisiert.
                                           rende Zeitgenossen. Und genau über
                                                                                      Eintritt frei, Zertifikatspflicht.
                                           Peter Eggenberger: Drogist, Fremden-
                                           legionär, Lehrer, Logopäde, Journalist,
                                           Buchautor. Quelle: zVg.

                                                              13                                                          MAGNET Nr.2/2022
Weitblick

                                                Barockensemble Anima Mea
                                                  Konzert in der evang.- ref. Kirche Rehetobel

             Am Samstag, 19. Februar 2022 lädt          achtliche Anzahl an Werken in seine         lungen bis hin zu hohen militärischen
             die Lesegesellschaft Dorf Rehetobel        Sammlung aufnehmen. Heinrich Ignaz          Rängen inne. Wohl aus Italien kam die
             im Rahmen der Reihe «Konzerte in           Franz Biber war ein Schüler von J. H.       Sitte, die Trompete zunehmend auch
             Rehetobel» in die Kirche. Das Barock-      Schmelzer und galt als einer der besten     als Soloinstrument, zusammen mit
             ensemble Anima Mea erfreut die Hö-         Geiger und war als Komponist be-            Streichern einzusetzen. Die grosse Be-
             rer mit böhmischer Barockmusik.            rühmt. Von 1668 bis zum Sommer              sonderheit der Kompositionen aus
                                                        1670 wirkte er in Kremsier als Kam-         Kremsier ist die Vielfalt der Besetzun-
             Türöffnung 18.30 Uhr, es gelten die        merdiener und Komponist und Geiger,         gen und die Experimentierfähigkeit der
             Schutzmassnahmen gemäss BAG, kurz-         bevor er von einer Reise an den Salzbur-    Komponisten, was die Besetzung an-
             fristige Änderungen vorbehalten unter      ger Hof unerlaubterweise nicht zurück-      geht.
             www.lgdorf.ch. Eintritt frei (Kollekte).   kehrte und anschliessend am Hof in
                                                        Salzburg Kapellmeister wurde. Sein          Anima Mea Barockensemble
             Das Programm beinhaltet Musik aus          Nachfolger in Kremsier wurde der            Das 2019 gegründete Anima Mea Ba-
             Kremsier, u.a. mit Werken von Heinrich     Trompeter und Komponist Pavel Josef         rockensemble ist eine Gruppe von Spe-
             Ignaz Franz Biber und J.H. Schmelzer:      Vejvanovsky, der seit 1664 Mitglied der     zialisten und Spezialistinnen für histori-
                                                        Hofkapelle war und bis zu seinem Tod        sche Aufführungspraxis aus der Ost-
             In dem kleinen Ort Kremsier (Böhmen)       1693 dort als Leiter der Hofkapelle tätig   schweiz und Deutschland, die auf histo-
             residierte von 1664 bis 1695 der Fürst-    war.                                        rischen Instrumenten musizieren. Alle
             bischof von Olmütz, Karl Liechtenstein        Im Schlossarchiv zu Kremsier liegen      MusikerInnen sind bei international re-
             von Castelcorno (1624 bis 1695). Als       in der sogenannten «Liechtenstein-Kol-      nommierten Barockorchestern tätig.
             weithin bekannter Musikliebhaber un-       lektion» etwa 2 000 Kompositionen aus          Das Ensemble entstand auf Initiative
             terhielt er unter höchsten Qualitätsan-    dieser Zeit. Die meisten dieser Werke       der international bekannten Barock-
             sprüchen eine grosse Hofkapelle. Der       sind Kompositionen für Chor und Inst-       trompeterin Ute Hartwich. Zusammen
             Fürstbischof liess Kremsier während        rumente, dabei einige Messen, die bis       mit befreundeten Musikern, die regel-
             seines Episkopats in eine monumentale      zu siebenchörig angelegt sind. Weit         mässig in verschiedenen Ensembles
             barocke Schlossresidenz umbauen.           über 400 dieser Werke sind Instrumen-       und Orchestern gemeinsame Engage-
             Nach dem Vorbild der Salzburger Bi-        talkompositionen, davon deutlich über       ments haben, entstand der Wunsch, ein
             schöfe und des Wiener Hofes wurde in       hundert mit Beteiligung von Trompe-         eigenes Barockensemble zu gründen.
             Kremsier in der Kirche St. Moritz litur-   ten, Zinken und Posaunen. Trompeter            In der Besetzung 2 Barocktrompeten,
             gische Musik und im Schloss weltliche      spielten im Musikleben des 17. Jahr-        2 Barockgeigen, 3 Barockbratschen, Vi-
             Musik aufgeführt. Dank seiner Kontak-      hunderts eine besondere Rolle. Als          olone/Gambe, Theorbe, Truhenorgel
             te zu Johann Heinrich Schmelzer, dem       Stände im 16. bis 17. Jahrhundert in        und Cembalo, erarbeitet Anima Mea
             führenden österreichischen Komponis-       Deutschland privilegiert, hatten Mit-       festliche und virtuose Werke aus der
             ten und Geiger dieser Zeit, konnte der     glieder des Trompeterkorps am Hofe          Sammlung des Fürstbischofs von Ol-
             Fürstbischof für seine Kapelle eine be-    meist besondere gesellschaftliche Stel-     mütz in Kremsier.

                                          Jubiläum Appenzeller Reformation
                                                 Synodale Projektkommission plant «Usehebe»

             Die Reformation fand im Appenzeller-       verbinden könnte. «Usehebe» wäre eine       der Kirchenlandschaft und bedenkt die
             land erst um 1523 bis ungefähr 1525        Idee, die zum Jubiläum der Appenzeller      Auswirkungen für die Appenzeller Kir-
             statt. Sie könnte im Appenzellerland in    Reformation umgesetzt werden könnte.        che. Sie lanciert Projekte, daher der
             den Jahren 2023 bis 2025 auf verschie-                                                 Name, wie z.B. die Sondersynode als
             dene Weise thematisiert werden.            Wer hat Lust zum Mitdenken, Mitpla-         Weiterbildung für die parlamentarische
                                                        nen und Umsetzen des Projekts? Mel-         Arbeit der Synodalen, den Workshop
             «Usehebe» ist mit Brauchtum verbun-        det euch unverbindlich bei Uschi Hof-       Öffentlichkeitsarbeit, die Impulstage
             den, bedeutet, etwas zu offeriere. Man     männer, Präsidentin der Projektkom-         für Freiwillige usw. Sie ist eine Kom-
             geht vor die Türe und nimmt am Ge-         mission, uschi.hofmaenner@herisau.ch,       mission der Synode mit «Narrenfrei-
             schehen teil. Man zeigt sich als gast-     079 577 81 19.                              heit», welche ermöglicht lustvoll und
             freundlich und reagiert auf Durst und                                                  kreativ Ideen zu gestalten und umzu-
             ermöglicht eine Pause. Das müsste Kir-     Aufgaben der Projektkommission              setzen.
             che sein. Innehalten auf einer anderen     Die Projektkommission diskutiert neue
             Ebene. Das ist die Geste, die man damit    Entwicklungen und Beobachtungen in

MAGNET Nr.2/2022                                                          14
Agenda

                                                                                               Kirche im Kino
KAPELLE SCHWÄGALP
                                                                                               Inhalt: Weil ihr geliebter Hund Todd zu viel bellt, verlieren
            Gottesdienstbeginn jeweils um 9.30 Uhr
                                                                                               Molly und John ihre Wohnung. Das Paar verlässt daraufhin die
            Winterpause bis Ende März 2022!                                                    Grossstadt und stürzt sich Hals über Kopf in die Verwirkli-
            Die Daten 2022 finden Sie, sobald diese erscheinen, auf                            chung eines langgehegten grossen Traums: die Gründung ei-
            www.magnet.jetzt unter Service > Gemeindeseiten >                                  ner eigenen Farm. Auf über 80 Hektar in den kalifornischen
            Schwägalp!                                                                         Hügeln will das Paar mehr Harmonie in sein Leben bringen –
                                                                                               und in das Land, das es ernährt. Was folgt, sind acht Jahre
                                                                                               Arbeit, die den Idealisten alles an Einsatz abverlangen. Diese
URNÄSCH                                                            www.ref-urnaesch.ch        Dokumentation macht Hoffnung und schlägt Wege für neue
            Pfr. Markus Grieder   071 364 11 63   pfarramt-urnaesch@bluewin.ch                 Anbaumethoden, auch bei Hobbygärtnern, vor. Aufgrund der
            Sonntag, 6. Februar                                                                aktuellsten Bestimmungen des Bundesrates gilt momentan
                 9.30       Gottesdienst, Ellen Schout, Oberuzwil                              die 2G-Regel mit Maskenpflicht. Bitte informieren Sie sich
                                                                                               kurzfristig auf unserer Homepage oder im Sekretariat über
            Sonntag, 13. Februar                                                               die neusten Massnahmen. Achtung: Der Anlass findet im
                 9.30       Gottesdienst, Ellen Schout, Oberuzwil                              Kirchgemeindehaus an der Poststrasse 14A statt. Der Eintritt
                 9.30       Sonntagschule                                                      ist kostenlos.
            Freitag, 18. Februar
                                                                                               Sonntag, 6. Februar
                19.30       Taizé-Abendgebet
                                                                                                  17.00    Gottesdienst Leuchtspur, Pfrn. Esther Furrer,
                20.00       Taizé-Treff im Pfarrhaus
                                                                                                           Musik: Diana Sommer, Kirchgemeindehaus
            Samstag, 19. Februar                                                                           (KGH)
                 9.00       bis 11.00 Uhr; Kontemplation im Chor
                            der Kirche                                                         Samstag, 12. Februar
                                                                                                   9.30    Chinderfiir, KGH
            Sonntag, 20. Februar
                 9.30       Gottesdienst, Pfr. Markus Grieder                                  Sonntag, 13. Februar
                 9.30       Sonntagschule                                                         10.00    Gottesdienst im Übergang, Musik: Heidi Meier,
                                                                                                           Kirche
            Freitag, 25. Februar
                19.30       Taizé-Abendgebet                                                   Sonntag, 20. Februar
            Sonntag, 27. Februar                                                                  10.00    Gottesdienst Anders, Ursula Fröhlich,
                 8.45       Jugendgottesdienst                                                             Prädikantin, mit Team, Kirche
                 9.30       Gottesdienst, Pfr. Markus Grieder
                                                                                               Freitag, 25. Februar
                                                                                                  17.17    Jugendgottesdienst, KGH
HERISAU                                                             www.ref-herisau.ch
                                                                                               Wir bewegen uns!
            Pfrn. Esther Furrer      071 354 70 62
                                     esther.furrer@ref-herisau.ch
                                                                                               Liebe Gottesdienstbesucherinnen und -besucher
            Pfr. Peter Solenthaler   071 354 70 61 peter.solenthaler@ref-herisau.ch
                                                                                               Die vier Appenzeller Kirchgemeinden Herisau, Schönen-
            Pfrn. Anna Katharina Breuer     071 354 70 64
                                                                                               grund, Schwellbrunn und Waldstatt führen seit längerer Zeit
                                            annakatharina.breuer@ref-herisau.ch                Fusionsgespräche. Damit die vier Gemeinden die «neuen»
            Pfrn. Johanna Spittler   071 354 70 63 johanna.spittler@ref-herisau.ch             Pfarrerinnen und Pfarrer kennenlernen können, werden in
            Marcel Panzer            071 354 70 65 marcel.panzer@ref-herisau.ch                den Jahren 2022 und 2023 die Pfarrpersonen sich bewegen
            Jugendarbeit                                                                       und in den jeweils anderen Kirchgemeinden Gottesdienste
            Annalies Taverna         071 354 70 60 sekretariat@ref-herisau.ch                  gestalten. An dem Sonntag, an dem in Ihrer Kirchgemeinde
            Sekretariat              Mo–Fr 9–11.30, 14–16 Uhr                                  ein Gast predigt, ist die Ortspfarrperson in der anderen Ge-
            Beatrix und Daniel       071 351 26 15 mesmer@ref-herisau.ch                       meinde, aus der der Gast kommt.
            Künzle Mesmerdienst

            Allgemeine Informationen zu Gottesdiensten                                         Sonntag, 27. Februar
            Die Gottesdienste finden weiterhin ohne Zertifikat statt, da                          10.00    Gottesdienst – Kanzeltausch, Pfrn. Regula
            in den meisten Fällen die maximale Personenanzahl nicht                                        Gamp, Kirche Herisau (09.40 Uhr: Pfarrperson
            erreicht wird. Es werden weiterhin Masken getragen und die                                     aus Herisau, Kirche Waldstatt)
            Kontaktdaten aufgenommen. Am Sonntag wird jeweils eine                                18.30    Jugi+, KGH
            Live-Übertragung in den Raum Nieschberg im 1. UG vorbe-
                                                                                               Zuständig für Abdankungen und telefonische Präsenz
            reitet. Wenn die maximale Besucherzahl 50 Personen über-
                                                                                               in dringenden Fällen:
            schreitet, wird der Gottesdienst live in den Nieschberg über-
            tragen. Jeden Sonntag ist ein Mitglied der Kirchenvorsteher-                       1.– 9. Februar: Pfr. Peter Solenthaler, Tel. 071 354 70 61
            schaft anwesend, das diese Gottesdienstbesuchenden im                              10.–16. Februar: Pfarrperson noch nicht bekannt,
            Nieschberg begrüsst und mit ihnen auf diese Art den Got-                           Tel. 071 354 70 60
            tesdienst feiert.                                                                  17.– 23. Februar: Pfrn. Esther Furrer, Tel. 071 354 70 62
                                                                                               24. Februar – 2. März: Pfarrperson noch nicht bekannt,
            Donnerstag, 3. Februar                                                             Tel. 071 354 70 60
                19.30       Kirche im Kino: The biggest little farm, KGH
                                                                                               Taufsonntage nach dem Gottesdienst

                            magnet
                                                                                               Taufen sind momentan im Familienkreis sonntags nach dem
                                                                                               Gottesdienst um 11.30 Uhr im KGH/Kirche oder in der
                                                                                               Kreuzkapelle möglich. Kontaktieren Sie bitte die dienst-
                                                                                               habende Pfarrperson.

                                                                                          15                                                              MAGNET Nr.2/2022
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