Teilgeber*innen - Evangelisch-reformierte Landeskirche ...
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magnet Kirchenblatt für die Evangelisch-reformierten Kirchgemeinden beider Appenzell AZB 9100 Herisau Oktober 2020 Nr.8 107.Jahrgang iplome Erstmals D Berufstitel Und neuer Seite 17 mehr auf Teilgeber*innen
Biblische Betrachtung Kartoffeln und Erntedank Braut in Frage kamen. So jedenfalls will es die Legende. Und der Herr, Gott, nahm den Menschen und setzte 1500 verschiedene Kartoffelsorten, das tönt nach sehr ihn in den Garten Eden, damit er ihn bebaute und viel und ist es ja auch. Wenn man aber weiss, dass es bewahrte. 1 Mose 2,15 früher über 4300 Sorten gab, dann wird deutlich, dass sich in Lateinamerika Ähnliches abspielt wie in Eu- Ende August tat sich in Speicher Erstaunliches: Jung und Alt stand auf einem Acker und grub Kartoffeln Am Beispiel der Kartoffeln aus. Der Anlass dafür war das 200jährige Jubiläum der «Sonnengesellschaft». Diese war in ihrer langen wird deutlich, dass man Geschichte nicht nur um die Bildung der Bewohnerin- nen und Bewohner Speichers bemüht, sondern auch voneinander lernen kann. um die Linderung des Hungers. ropa: die Sortenvielfalt wird immer kleiner. Inzwischen 1831 gründete sie eine «Anstalt zur Beförderung der gibt es Projekte von Mission 21, in den Dörfern der Kartoffelanpflanzung», kaufte 120 Zentner Kartoffeln Anden wieder alte Sorten einzuführen, die resistenter und liess von der Kanzel herab verkünden, dass allen sind gegen Kartoffelkrankheiten. «unbemittelten Bewohnern, welche zur Kartoffelan- An diesem Beispiel wird deutlich, wie sehr Bauern pflanzung Lust haben», Saatkartoffeln zur Verfügung überall auf der Welt mit ähnlichen Schwierigkeiten zu gestellt würden. Über 100 Personen meldeten sich, kämpfen haben: Erhalt der Sortenvielfalt versus Wirt- 114 Zentner Saatkartoffeln wurden verteilt. schaftlichkeit, Preiszerfall, Nachwuchssorgen. Zur Erinnerung daran wurde in diesem Jahr in Ge- Am Beispiel der Kartoffeln wird aber auch deutlich, meinschaftsarbeit ein Kartoffelacker bestellt. Ende Sep- dass man voneinander lernen kann. Europäische Hilfs- tember war die Bevölkerung eingeladen, die Früchte werke bereichern mit ihren Forschungserkenntnissen der Arbeit bei einem «Kartoffelfest» zu geniessen. die Anbaumethoden in den Anden, umgekehrt haben wir die Kartoffeln nur, weil die Inkas sie schon vor 5000 Jahren in den Anden anbauten. (Nebenbei bemerkt war es gar nicht einfach, die Kartoffel als Nahrungsmittel in Europa breiten Bevölke- rungskreisen schmackhaft zu machen. Der Preussenkö- nig Friedrich II liess sogar ein grosses Kartoffelfeld von seinen «langen Kerls» genannten Soldaten bewachen. Er hoffte, dass die Leute gwundrig würden, was denn da so Kostbares wachse, dass es von Soldaten bewacht werden müsse …) Erntedank bedeutet also Dankbarkeit für alles, was wir hier bei uns von Gott zur Verfügung gestellt bekom- men haben: ein Land mit einem Klima, das weitgehend von Extremen verschont bleibt; ein Land mit einer gu- ten, verlässlichen Infrastruktur – alles Voraussetzungen dafür, dass wir gut wirtschaften können. Erntedank bedeutet aber auch Dank dafür, was wir Mehr als nur eine Knolle – und gefährdet wie wir selber. anderen Menschen und Kulturen zu verdanken haben. Quelle: Pixabay, Christof Giakkas Beim Blick über den eigenen Tellerrand gibt es da nicht nur Kartoffeln zu entdecken, sondern noch sehr viel Dass die Kartoffelvielfalt noch viel grösser als in Spei- mehr: Bananen, Papayas, Orangen, Topinambur, Ma- cher sein kann, haben wir 2016 auf einer Gemeinde- niok – die Schöpfung ist wunderbar reich an Formen, reise nach Bolivien gemerkt. 1500 verschiedene Kar- Farben, Geschmäckern und Menschen, alles und alle toffelsorten gibt es dort, darunter solche, die so wun- geschaffen, weil Gott Freude an der Fülle hat. derbare Namen tragen wie «Die Schwarze, die die Diesen Reichtum sollen wir im Namen Gottes be- Schwiegertochter zum Weinen bringt». Der Name bauen und bewahren – selbstverständlich nicht nur für rührt daher, dass nur diejenigen Frauen, die die stark uns, sondern für alle Menschen. gefurchte Knolle sauber schälen konnten, früher als Pfrn. Sigrun Holz, Speicher MAGNET Nr.8/2020 2
Editorial Impressum Liebe Leserin, Kirchenblatt für die Evan- gelisch-reformierten Kirch- lieber Leser gemeinden beider Appenzell (erscheint monatlich) Herausgegeben im Auftrag der Synode der Evangelisch- «Wir geben dem Boden etwas von dem zurück, was er uns reformierten Landeskirche schenkt», sagt der Gärtner von Schloss Wartegg. Als Biopro- beider Appenzell dukte noch belächelt wurden und lange bevor Worte wie Bio- Redaktionskommission Carlos Ferrer, Grub-Eggersriet diversität in aller Munde waren, pflegte er seinen Garten (cf); Judith Husistein, Stein (jh); bereits nach biologischen Grundsätzen. Und er setzt sich für Judith Husistein, Mitglied der Isabelle Kürsteiner, Walzenhau- Redaktionskommission sen (iks); Jonathan Németh, den Anbau alter, fast verschwundener ProSpezieRara-Sorten St.Gallen (jn); Annette Spitzen- und deren Fortbestand ein. berg, Reute-Oberegg (as); Karin Steffen, Schachen bei Inzwischen ist den meisten Menschen bewusst geworden, Reute (ks); Lars Syring, Präs., dass unser aller Leben eng mit der Natur verbunden ist und Bühler (sy) ohne ein ausgewogenes Zusammenspiel aller Lebewesen lang- Redaktion Heinz Mauch-Züger (hmz) fristig nicht funktioniert. Auch die Ausserrhoder Baubehörden- Steinbruggen tagung befasste sich kürzlich umfassend mit dem Thema Bio- 9063 Stein Tel. 071 278 74 87 diversität, und der Kanton unterstützt Schulen dabei, statt ein- magnet@ref-arai.ch töniger Rasen oder Steinfelder vielfältige, artenreiche Wiesen Magnet-Download www.ref-arai.ch und Hecken mit einheimischen Pflanzen zu gestalten. Produktion Wer weiss, vielleicht haben auch bei Ihnen die unerwarteten Appenzeller Druckerei AG, Einschränkungen der letzten Monate dazu beigetragen, die 9100 Herisau Adressänderungen melden Schönheit vor unserer Haustüre und im eigenen Land wieder Sie bitte direkt der örtlichen zu entdecken. Dankbar zu sein für das, was die Natur uns Kirchgemeinde schenkt. Achtsamer und mit Wertschätzung mit der Schöpfung WEMF Beglaubigte Auflage 3300 umzugehen, so wie es zum Beispiel in den Anden in Peru Magnet online üblich ist, wo Mutter Erde bewusst geehrt wird. www.magnet.jetzt Vielleicht haben Sie sich vorgenommen, weiterhin das Brot selbst zu backen, Früchte zu konservieren, einheimischen Zuckerhutsalat statt importierten Kopfsalat zu kaufen, Bio- und regionale Produkte zu bevorzugen und damit etwas von diesem speziellen Sommer in die Zukunft zu retten. Ein guter Anfang. Ich lade Sie ein, mit allen Sinnen zu geniessen. Freuen Sie sich über den Strassenkreisel, auf dem eine farbenfrohe Blu- menwiese langsam am Verblühen ist. Spüren Sie den Morgen- tau auf der Wiese. Lassen Sie Ihre Augen mit den letzten Schmetterlingen dieses Sommers tanzen. Bewundern Sie den Himmel, der nur im Herbst so tiefblau ist. Hören Sie bewusst das Rascheln, wenn Sie im Wald durch Laubhaufen spazieren. Riechen Sie den letzten Fenchel im Garten, die Äpfel an den Bäumen. Ich wünsche Ihnen wunderschöne Herbsttage. Titelbild: Im Einklang Illustration Jonathan Németh 3 MAGNET Nr.8/2020
Thema Unordnung im Garten – notwendig Was gibt es schöneres, als eine bunt blühende Blu- steht es nicht zum Besten. Ein Drittel aller Tier- und menwiese auf der es summt und brummt? Stunden- Pflanzenarten sind bedroht, viele bereits verschwun- lang kann ich um unser Haus streifen und Ausschau den. Wertvolle Lebensräume ebenso. Immer mehr Or- halten nach Wildkräutern und Blüten, welche unse- ganisationen und Verbände unterstützen deshalb Pri- ren Speisezettel ergänzen. Blühende Wildblumen fin- vatpersonen in ihrem Bestreben um mehr Biodiversität. den so den Weg in unsere Salatschüssel, aus Wild- Das 25-Jahr-Jubiläum des «Rüütiger Feeschters», Infor- kräutern gibt es Tinkturen und Tees gegen allerlei mationsblatt der Gemeinde Reute, löste im Dorf einen Gebresten und zarte Brennnesselspitzen erfreuen richtigen Wildblumen-Hype aus. Am letztjährigen Ad- uns in einer nahrhaften Suppe. ventsmarkt verteilte die Redaktion Tüten mit Wildblu- mensamen und einer Anleitung für die Aussaat auf ei- Natürlich ist es nicht jedermanns Sache, im eigenen nem Quadratmeter. Dazu gab es ein Fähnchen zur Garten Brennnesseln wuchern zu lassen, zumal diese Kennzeichnung. Aus den ursprünglich geplanten 25 sich ja gerne unbescheiden und rücksichtslos ausbrei- Quadratmetern Wildblumenwiese wurden schlussend- ten. Auch macht eine hohe Blumenwiese nicht überall lich 53, welche Insekten und Menschen gleicherma- Sinn. Den eigenen Garten soll jeder so geniessen kön- ssen erfreuen. Natürlich sind 53 Quadratmeter einen nen, wie er es wünscht, mit einem Liegestuhl unter Tropfen auf den sehr heissen Stein, trotzdem sind sie dem Apfelbaum oder einem Spielplatz für die Kinder. Trotzdem findet sich sicher in einer abgelegeneren Ecke ein Plätzchen, das für mehr Artenvielfalt zur Ver- fügung stehen könnte. Wildkräuter bereichern Wildblumen-Hype unseren täglichen Speisezettel. Mittlerweile ist es vielen bewusst. Um den Zustand der Artenvielfalt in der Schweiz und auf der ganzen Welt Nicht perfekt aber mit Freude hergestellt: Wildbienen- hotel von Schülerinnen und Schülern aus Reute. MAGNET Nr.8/2020 4
Thema Das Bera- ein Zeichen und wecken das Bewusstsein für die Erlebbare Räume für Schülerinnen und Schüler Das 25-Jahr- tungsteam Schönheit einer wilden Wiese und die Notwendigkeit Das umweltfreundlich zu gestaltende Schulareal soll jubläum «Rüü- Stefan Schefer tiger Feesch- von etwas Unordnung im eigenen Garten. Es muss nicht nur ökologisch aufgewertet werden, sondern und Karin ter» liess 53 Meier infor- nicht ein englischer Rasen sein. auch den Schülerinnen und Schülern sinnvolle Räume Quadratme- miert über und Plätze bieten. Der Fussballplatz wird also nicht zur ter Wildblu- wünschens- Naturnahe Aufwertung des Schulareals Wildblumenwiese. Dafür lädt eine Hecke mit Wildge- menwiesen werte und Begeistert nahm im Frühjahr unser Hauswart Jorge Es- hölz allenfalls ein, aus den verschiedenen ungiftigen erblühen. umsetzbare teban, anlässlich einer kantonalen Fachtagung, einen Wildbeeren mit den Schülerinnen und Schülern eine Doch zuerst Biodiversitäts- musste diese Gutschein in Empfang. Dieser bot eine Beratung für die Konfitüre zu kochen oder direkt von der Hecke zu na- Projekte. angelegt Lehrer David naturnahe Aufwertung des Schulareals. Oftmals schei- schen. Der von der kantonalen Fachstelle für Natur werden. Mühlbacher tern solche Unterfangen ja nicht am Willen, etwas zu und Landschaft initiierte Beratungstermin beinhaltet, zeigt, was ändern, sondern am fehlenden Fachwissen. Wo macht nebst der Begehung vor Ort, auch eine Zusammenstel- bereits umge- eine Wildhecke Sinn, kann eine Fassade begrünt wer- lung von naturnahen Aufwertungen, eine grobe Zeit- setzt wurde den, wie und wann muss eine Wildblumenwiese ge- und Kostenplanung sowie Anleitungen zu Unterhalt (von links). mäht werden. Unterhalt, Pflege und Wirtschaftlichkeit und Pflege. Die Zeit- und Kostenplanung ermöglicht es, sind dabei ebenso wichtig, wie die Umsetzbarkeit der den politischen Gremien konkrete Vorschläge zu un- Projekte. Rund einen halben Tag nahmen sich Stefan terbreiten und deren Entscheidungen zugunsten von Schefer, Schefer Gartengestaltung aus Trogen, und Ka- mehr Biodiversität somit zu erleichtern. rin Meier, Landschaftsarchitektin von ARNAL Büro für Bewahrung der Schöpfung Auch in den Kirchgemeinden ist Potenzial für mehr Ökologie und Biodiversität vorhanden. Wie wird die Wertvolle Lebensräume für Kirche im Winter geheizt oder wie lassen sich die brach liegenden Flächen auf dem Friedhof naturnah bedrohte Tier- und Pflanzenarten gestalten? Die «oeku», Kirche und Umwelt, engagiert sich als ökumenischer Verein bereits seit 1986 für öko- sind bereits verschwunden. logische Fragen in und um die Kirchen. Sie berät Kirch- gemeinden in Umweltfragen, bietet Aus- und Weiter- bildungen für Mesmerinnen, Mesmer und Liegen- schaftsverantwortliche. Sie gibt aber auch Inputs zu Natur und Landschaft AG aus Herisau, Zeit, um ge- Gottesdienstfeiern, dem kirchlichen Unterricht und meinsam mit dem Hauswart, einem Lehrervertreter der Erwachsenenbildung. Die «oeku» setzt sich für und der Schulpräsidentin das Potenzial des Schulareals nichts weniger ein als die Bewahrung der Schöpfung. und der angrenzenden gemeindeeigenen Flächen zu Karin Steffen ergründen. Biodiversität ist an der Schule Reute schon länger ein Thema. So legten die Mittelstufenschüler gemeinsam mit ihrem Lehrer David Mühlbacher im Weitere Informationen letzten Jahr eine Wildblumenwiese an und bauten ein www.feeschter.ch – 25 Jahre Rüütiger Feeschter: Verschiedene grosses Wildbienenhotel. Auch das schon länger beste- Bilder der neu angelegten Wildblumenwiesen hende Weidenhaus trägt zur Artenvielfalt bei. www.oeku.ch – Kirche und Umwelt 5 MAGNET Nr.8/2020
Thema Zerbrechliches Leben an der Grenze Das Leben an der Grenze fasziniert. Karawanen ziehen auf Sylt ihre Wege zwischen Himmel und Erde. Stapfen an der Flutkante zwischen Meer und Strand. An dieser Grenze dann auch sich selbst spüren und einnorden. Wo stehe ich? Wo ist mein Platz im Fluss des Lebens? Habe ich festen Boden unter den Füssen? Oder schwanke ich hin und her wie ein Stück Treibholz, das seinen Weg zum Land sucht? Nicht überall finde ich Wege. Manche Pfade sind für mich verschlossen. Und doch ist Platz genug, am Schild vorbei zu gehen. Dahinter liegt das Brutgebiet der Vögel. Will ich das wirklich – den Lebensraum anderer zerstören? Oder gebe ich mich zufrieden mit dem, was mir möglich ist? Nichts, was ich baue, wird hier Bestand haben. Früher oder später zerfällt alles. Die Natur ist stärker. Sowieso. Ihr ist es gleichgültig, ob es mich gibt oder nicht. Sie macht einfach weiter. Das Leben lebt. Schon vor mir. Und auch nach mir. Jetzt darf auch ich leben. Inmitten von anderem Leben. Leben und leben lassen. MAGNET Nr.8/2020 6
Thema Wir schützen unseren Lebensraum. Manchmal sogar vor der Natur. Die Tetrapoden sollen ver- hindern, dass das Meer die Insel frisst. Sie wird kleiner. Mit jeder Sturmflut bricht ein Stück weg. Würde nicht künstlich jedes Jahr neuer Sand aufgespült, wäre die Insel massiv gefährdet. Und mit ihr der Mensch. Und Haus und Hof. Das Meer ist stärker. Zweidrittel der Welt sind mit Wasser bedeckt. Tendenz steigend. Der Strandkorb schützt auch. Vor dem Wind. Vor dem Sand, den er mitträgt. Und manchmal auch vor der Sonne. Je nachdem, wer drin sitzt. Je nach persönlichen Vorlieben. Bei Sturm fällt so ein Strandkorb schon mal um. Das wundert die Möwe nicht. Sie kann im Sturm gleiten. Stromlinienförmig. Nicht so klobig wie des Menschen Bauwerk. Und wenn es ihr zu viel wird, macht sie in einer ruhigen Ecke eine Pause. Bilder sy Die Kraft des Windes nutzt die Möwe zum Fliegen. Und der Mensch gewinnt so Energie. Ob das schön ist, ist eine andere Frage. Wir leben auf der Grenze. Ein äusserst kreativer Ort. Lars Syring 7 MAGNET Nr.8/2020
Thema Es geht auch anders Es begann im Jahre 2011 mit der Idee für eine insek- neuen Geschäftsansatz «retten statt töten» wurde die tizidfreie Fliegenscheibe mit dem Namen «Flippi». bisherige Unternehmensphilosophie auf den Kopf ge- Da kein Werbebudget für dieses Produkt vorhanden stellt. war, sollte ein anderer Weg beschritten werden. Das Projekt «Nullstern-Hotel» der Gebrüder Ricklin aus Umdenken St. Gallen war in dieser Zeit medial weit verbreitet Die Einsicht in eine andere Vorgehensweise im Um- und zeigte auf, wie mit kleinem finanziellen Aufwand gang mit Insekten war ein intensiver Prozess nicht nur eine grosse Werbewirkung erreicht werden konnte. für Reckhaus selber, sondern für alle im Unternehmen Agathe Nisple stellte den Kontakt mit Frank und Pa- und in seinem persönlichen Umfeld. Insekten sind trick Riklin her, alles schien gut zu laufen. hässlich, sie stören und sie sind schädlich. Es gibt viel zu viele von ihnen, da macht es nichts aus, wenn man Verunsicherung sie tötet; es bleiben immer noch mehr als genug. Die Die Herren Konzeptkünstler Ricklin jedoch fragten Einsicht, dass die Tötung von Insekten nicht nur im beim ersten Zusammentreffen Herrn Dr. Reckhaus, Ge- Haushalt mit Fliegenklatsche und chemischen Mitteln schäftsführer der Reckhaus GmbH in Bielefeld und der stattfindet, sondern in weitaus grösserem Ausmass in Reckhaus AG in Gais, welchen Wert für ihn eine Fliege der Ausbreitung der modernen menschlichen Lebens- habe und dass er als Insektenkiller doch mal den Weg weise durch Verdichtung von Böden, einseitigen An- des Insektenretters beschreiten könnte. Fazit der Rick- baumethoden, übermässiges Eingrenzen der Lebens- lins: Wir machen die Aktion nur, wenn wir «Fliegen räume und durch den Einsatz von Spritzmitteln in retten». praktisch allen landwirtschaftlichen Bereichen, macht Das Treffen endete abrupt, der Konzeptgedanke je- deutlich, dass Grenzen überschritten werden, die letzt- doch blieb hängen. Die Rücksprache mit der Gattin, als lich schädliche Auswirkungen und für uns Menschen Kunsthistorikerin mit aussergewöhnlichen Denkansät- selber haben werden. zen vertraut, änderte jedoch nichts. Auch sie fand es etwas zu ver-rückt. Doch der Konzeptgedanke nagte weiter. Nach zwei schlaflosen Nächten der Anruf bei den Ricklins – wir machen es. Wir retten Fliegen. Insekten sind hässlich, Überzeugungsarbeit sie stören und sie sind Und nun begann die Phase der Überzeugungsarbeit. Eine austarierte Information des Vertreters der Ge- schädlich. schäftsbank über eine anstehende, aussergewöhnliche Aktion sollte mal von dieser Seite die Wogen glätten. Die eigenen Eltern, welche das Unter- nehmen 1956 gegründet hatten, weil- ten auf ihrer ersten Kreuzfahrt und wurden, weit weg, telefonisch mit ir- ritierten Bekannten konfrontiert, die vom Projekt erzählten. Die Reckhaus ist ein bekannter Name in der Branche und die Firma in Bielefeld gilt als GmbH & Co mit Stand- orten im deutschen Bielefeld, und in Gais (Reckhaus AG) ist ein etabliertes Unternehmen im Bereich der Insek- tenbekämpfung im Haus. Mit dem Hans-Dietrich Reckhaus inmitten einer seiner Ausgleichsflächen zur Förderung der Insektenvielfalt. Bild zVg Daniel Ammann MAGNET Nr.8/2020 8
Thema Frank und Patrick Ricklin den- ken «anders- rum» – die Wahrneh- mung steigt. Quelle: Bild zVg., Reimar Ott Neuorientierung Der Prozess der Neuorientierung und damit der Umdis- Wir machen die Aktion nur, Eine Fülle von Informationen ponierung des eigenen unternehmerischen Verhaltens wird zum schmalen Pfad zwischen etabliertem Ge- wenn wir ‹Fliegen retten›. zum Thema schäftsverhalten und unverhohlenem Spott in den Me- Insekten und dien und von Verbänden. So, wie eine Fliege an der ihre Rolle für Zimmerdecke eine ganz andere Sichtweise des Raumes das Zusam- menleben. hat, in dem sie sich mit uns befindet, galt es, sich eine Ein Lernprozess, den nur auf sich nimmt, wer innerlich Quelle: Bild zVg. neue Sichtweise der vertrauten Umgebung anzueignen. von der Richtigkeit des eingeschlagenen Weges über- zeugt ist. Die Bedeutung und damit der Wert von Insekten sind vielen Zeitgenossen unbekannt. Meldungen über Heuschrecken – oder wie in diesem Jahr bei uns Wes- penplagen – bestätigen nur die ablehnenden Denkmus- ter. Dass Insekten äusserst nützliche Tiere sind, die einen entscheidenden Anteil daran haben, dass die Spezies Mensch sich überhaupt so entwickeln konnte, braucht stetige Aufklärung. Erkenntnis Hans-Dietrich Reckhaus begann über die Auswirkun- gen seiner herkömmlichen Produkte nachzudenken und erkannte daran, dass es neben der Vernichtung auch Alternativen für den Erhalt der Tiere braucht. Und so entstand ein neues Geschäftsmodell durch die Entwicklung von Alternativen zur bisherigen Vernich- tungsstrategie. Produkte, die nicht töten, sondern im Gegenteil Lebensräume ermöglichen und fördern, wo Insekten sich vielfältig entwickeln können, damit ihre Ausrottung verhindert werden kann. 9 MAGNET Nr.8/2020
Thema Learnings – auch für die Kirche? Kann die Kirche etwas lernen, von dem, was sich hier im Bereich der Wirtschaft ereignet hat. Reckhaus ist zurückhaltend, meint jedoch, dass der Blick über den Tellerrand ausschlaggebend für seinen Erfolg gewesen ist. Die Kirche mit ihrer langen Tradition ist in viel stär- kerem Masse an Vorgaben gebunden, die nicht einfach so verändert werden können. Für Reckhaus war Die Kirche mit ihrer langen Tradition ist in viel stärkerem Masse an Vorgaben gebunden, die nicht einfach so verändert werden können. der Dialog mit der Kunst so ein Blick über den Teller- rand. Er weist hin auf Papst Johannes Paul II, der vor 25 Jahren Galileo Galilei rehabilitierte und damit das mit ihm entstandene neue Weltbild anerkannte. (Die Erde ist nicht mehr Mittelpunkt des Universums. Anm. Red.) Welche mutigen Entscheidungen braucht es heute? Kann auch hier die Kunst Impulse liefern? Oder Neuerschei- eine Wirtschaft, die anders tickt als bisher? nung Herbst Die Kunstaktion «Fliegen retten in Deppendorf» Auf die Frage, mit welchen Stichworten Hans-Dieter 2020 – span- nende Zusam- brachte eine Entwicklung in Gang, die, ähnlich wie das Reckhaus den Prozess mit «Fliegen retten» zusammen- menhänge «Nullstern-Hotel»-Projekt der Riklin-Künstler, seine fasst, antwortet er: «Radikal, konsequent, folgerichtig, garantiert. ihre Resonanz in den Medien fand. Mit der Öffentlich- querdenkend, respektvoll, ungewöhnlich, abenteuer- Quelle: Bild zVg. keit verdichtete sich auch der Kontakt zu Leuten, die lich, sinnstiftend.» Hinter dieser Wortfolge stecken mit ihren Forschungen bereits belegbare Fakten zur schlaflose Nächte, Tage der Verunsicherung, Gesprä- Nützlichkeit und Bedeutung der Insekten vorweisen che um Gespräche mit Familienmitgliedern, Geschäfts- konnten. Die ver-rückte Idee gewann an Ernsthaftig- partnern, Freundinnen und Freunden, Lernerfahrun- keit in der Wirtschaft und Politik und beschleunigte gen, Enttäuschungen und Erfolge bis hin zu nationalen den fundamentalen Wandel in der unternehmerischen und europäischen Preisverleihungen für Nachhaltig- Ausrichtung. keit. «Die Fixierung auf Geld, mit dem man dann sinn- Insektenbekämpfung und Insektenrettung müssen volle Projekte unterstützen kann, ist der falsche An- sich nicht widersprechen. «Von aussen erscheint es satz», so Hans-Dietrich Reckhaus. «Von Anfang an widersprüchlich, doch es fühlt sich sehr richtig an. sinnvolle Produkte herstellen, die nicht nur verbrau- Auch wenn ihn zuvor noch niemand gegangen ist, es chen, sondern auch ermöglichen, macht deutlich mehr ist mein Weg. So lange man einen guten Kompass für Sinn und ist langfristig die zielführendere Art von In- eigene Werte hat, scheint das Ziel erreichbar. Diesen vestitionen.» Kompass hat der Dialog mit den Künstlern bei mir frei- Aus der Entwicklung entstand das Gütesiegel «In- gelegt. Das Gespräch über die ethischen Aspekte mei- sect-Respect» für einen neuen Umgang mit Insekten. ner Geschäftstätigkeit hat mich auf ein Abenteuer ge- Neben der Veränderung des Produktesortiments arbei- schickt, das ich als Teil meines Lebens wahrnehme», tete Reckhaus intensiv an der Schaffung von aufkläreri- fasst Hans-Dietrich Reckhaus die letzten Jahre zusam- scher Literatur und Informationsvideos zum Thema. men. Im Herbst 2020 erscheint das Buch «Fliegen lassen». Heinz Mauch-Züger Es ist das dritte Buch zum Themenbereich und, wie die Vorgänger, sicherlich wieder angefüllt mit erstaunli- chen Informationen aus der Welt der Insekten und dem Mehr Informationen zum Projekt gibt’s auf magnet.jetzt – Zusammenwirken von Menschen und Insekten. wählen, anschauen und staunen! MAGNET Nr.8/2020 10
Thema Erfahrungen mit Gott sammeln Selbstgespräche eine Landpfarrers. Teil 16 Weh. Dann fährt er fort:] Mit jedem Atemzug atmet je- der Mensch den Namen Gottes. Und in der religiösen Herr Syring, neulich habe ich gehört, wie jemand sei- Praxis wissen wir, dass die Macht, die wir anrufen, an- nem Pfarrer erklärt hat, warum er Sonntags nicht zum wesend ist. Gottesdienst kommt. «Sonntags bin ich immer am Wandern. Da bin ich Gott auch nahe.» Habe Sie das Und die Natur? auch schon mal gehört? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich meine Ja. [Er nickt.] Und das ist – einerseits – eine gute Be- Meditationen verändern, wenn ich das draussen ma- gründung! Viele Gotteserfahrungen, von denen die Bi- che. In der Natur also. Als ich das Herzensgebet gelernt bel berichtet, finden tatsächlich in der Natur statt. habe, darüber hatten wir ja auch schon gesprochen, Mose begegnet Gott im brennenden Dornbusch. Elia habe ich bemerkt, wie meine Gebete vom Kopf ins im Wind. Jakobus, Petrus und Johannes sehen ebenfalls Herz herunter gewandert sind. Und seit ich in der Na- auf einem Berg, wie Jesus zu strahlen beginnt. Aber – tur bete oder meditiere oder übe oder wie immer Sie andererseits – sehe ich nicht, warum das gegen den das nennen wollen, ist mein Gebet nochmal tiefer ge- Gottesdienst spricht. Mich tröstet das «auch». «Da bin sackt. [Seine Hand wandert vom Kopf runter auf die ich Gott auch nahe.» Also schliesst er zumindest nicht Höhe des Herzens, hält dort kurz an und geht runter aus, dass er Gott auch im Gottesdienst begegnen bis zum Bauchnabel.] Gottesdienst als natürliche könnte. Das beruhigt mich irgendwie. Praxis der Und jetzt konkret. Wie machen Sie das? Verbunden- Ok. Wenn Sie das so sehen, verstehe ich es besser. Wel- Ich gehe zu einem schönen Platz in der Natur. Blick heit. ob in der che Bedeutung hat die Natur denn für Ihre Glaubens- auf den Säntis. Oder in die Nähe eines Baumes. Oder Ortskirche praxis? Sie hatten uns ja auch noch eine Übung ver- ans Meer. Je nachdem, wo ich gerade bin. Dort bleibe oder draus- sen an einem sprochen. ich stehen oder setze mich hin. Möglichst aufrecht. Ort, der uns Richtig. Gut, dass Sie mich erinnern. Ich knüpfe an Augen halb geschlossen oder auf Unendlich fokussiert. gut tut. das letzte Gespräch an. Wir hatten gesagt, dass es mög- Dann nehme ich meinen Atem wahr. Und dann denke Quelle: sy lich sei, das Hören mit dem Ohr des Herzens zu üben. ich beim Einatmen: Jah. Und beim Ausatmen: Weh. Ich habe den Mund geschlossen. Mit geöffnetem Mund wird der Mund irgendwann trocken. Das finde ich un- angenehm. Oder es fängt an zu kitzeln, weil Ameisen hineinkriechen. [Er lacht.] Wenn Sie so üben, werden Sie bemerken, wie Sie langsam ruhig werden. Das klappt am Anfang vielleicht nur kurz. Weil Ihnen viele Gedanken durch den Kopf schiessen. Das ist nicht schlimm. Das ist normal. Das macht nichts. Wenn Sie merken, dass Ihre Gedanken abschweifen, kehren Sie einfach wieder zu Ihrem Atem zurück. Jah-Weh, Jah-Weh. Und dann üben Sie, solange Sie können. So lange Sie mögen. Und immer wieder. Oder Sie setzen sich in eine Kirche. Und wenn Sie nicht sitzen oder stehen mögen, dann gehen Sie spazieren. Oder Joggen. Das alles hängt ja nicht an der Form, oder? Dazu hatten Sie auf den Atem verwiesen. Nein. Eben. Wir können so eine Gotteserfahrung ja Genau. In der Sprache der Bibel atmet Gott in uns. doch nicht herbeizwingen. Wir können uns aber vor- Und so ahmt der Name Gottes, den uns die hebräische bereiten. Und darum geht es bei aller spirituellen Pra- Bibel offenbart, unseren Atem nach. Der Name JHWH xis. Und wer so übt, wird irgendwann merken, dass das ist ein Wort, bei dem wir weder den Mund, noch die Gebet von alleine mitläuft. Und so betet er nicht mehr, Zunge bewegen müssen, wenn wir durch die Nase at- sondern ist selbst Gebet geworden. men. Der Name Gottes ist reiner Atem. Das ist eigent- lich schon die ganze Übung. Jah-Weh. [Er atmet das Lars Syring führte dieses Gespräch mit sich selbst in der Frische des Wort mehrmals. Beim Einatmen: Jah. Beim Ausatmen: Septembers 2020. 11 MAGNET Nr.8/2020
Thema Pachamama – Mutter Erde und das gute Leben Ich sitze im Sommer 2012 in einem Theatersaal in Cusco, der einstigen Hauptstadt der Inkas und heute die Zentrumsstadt der gleichnamigen Provinz in den Anden Perus. Ich schaue mir eine Aufführung an von traditionellen Volkstänzen. Ich staune über die präch- tigen Kostüme, für jeden Tanz werden andere ver- wendet, über die Vielfalt der Tänze, dieses Fest der Sinne für Augen und Ohren. Es folgt ein Tanz, bei dem die Ernte der Oca gefeiert wird, einer feinen, süsslichen Knolle, die in den Anden wächst. Männer und Frauen schreiten im Kreis, graben imaginär in der Erde, füllen ihre Körbe, teilen und Markt als Ort schöpfen daraus einander, und aus imaginären Krügen des Austau- wird Wasser gereicht. In mir breitet sich eine Andacht sches von aus, als ich diesen Tanz in mich aufnehme. Und mir Nahrung und wird klar: «das ist Erntedank!». Diese Dankbarkeit, Beziehung. diese Ernsthaftigkeit, diese Feierlichkeit, und diese Freude, sie wird spürbar mit jeder Geste, jeder Bewe- auch für die Blätter des Cocastrauchs, der in den An- gung dieser Choreografie, in den Gewändern und in den eine sowohl medizinische als auch spirituelle Be- jeder Note der Musik. deutung hat. Bei uns ist die Pflanze in Verruf, weil sich Gott wird da gedankt, und auch Pachamama, der aus ihr das gefährliche, süchtig machende Kokain ge- Mutter Erde, die die Früchte hervorbringt, die Tiere winnen lässt. Doch in den Anden, wo die Blätter tradi- und Menschen nährt. Ich habe nicht schlecht gestaunt, tionell mit Kalk gekaut werden, was das in geringen als ich erfuhr, dass über 4000 Kartoffelsorten in den Mengen vorhandene Kokain in ein harmloses Alkaloid Anden vorkamen, denn die Anden sind die Wiege der verwandelt, dienen die Blätter dazu, mehr Sauerstoff Kartoffeln, und über 200 Maissorten in den etwas tie- im Blut aufnehmen zu können, in dieser Höhe sehr feren Lagen. Und dazu kommen noch weitere Knollen wichtig und zentrales Mittel gegen Höhenkrankheit. wie eben die Oca, oder Maca und weitere mehr. Welch Dazu dienen sie als oft einzige Calciumquelle. Und ein Reichtum! Dieser muss der kargen Erde mit nur diese Blätter werden auch immer wieder auf die Erde einer Regenzeit auf 3400–3800 m ü. M. aber oft abge- gestreut als Respektsbezeugung für Mutter Erde. Dass rungen werden. Dabei werden Methoden entwickelt, der Abfall leider genauso auf die Erde gestreut wird, ist die Früchte der Erde langfristig haltbar zu machen. Die allerdings eine andere Geschichte, da geschieht jetzt Chuñoknolle wird gefriergetrocknet. Das heisst, sie zum Glück ein Bewusstseinswandel. wird nachts auf die gefrorene Erde gelegt und tagsüber wird mit blossen Füssen das Wasser aus ihnen heraus- Mit viel Arbeit gestampft. Sie werden dann mit der Zeit ganz trocken angepflanzt, gepflegt und und bleiben so fast über Jahrzehnte haltbar und sind geerntet – mit Garanten gegen Hungerzeiten. Eingeweicht in Wasser Dankbarkeit können sie wieder gebraucht werden. Doch erstmals empfangen und gelingt dieser Prozess nicht immer, weil wegen der Kli- zubereitet – im maerwärmung die Nächte zu warm sind und die Reich der Knollen Chuñoernte verdirbt. lebt noch etwas vom Bewusstsein Der Respekt für die Erde kommt auch zum Tragen, des Angewiesen- indem beim Essen und vor allem beim Trinken immer seins. Die Folge: etwas an die Erde gegeben wird. Das heisst, wenn eine Freude und Dank- Flasche mit Chicha (Maisbier) die Runde macht, dann barkeit. wird der erste Schluck ausgelehrt für die Erde, eine Quelle asw Respektsbezeugung, und der letzte dann auch. Dies gilt MAGNET Nr.8/2020 12
Thema Der Tanz als Ausdruck der Dankbarkeit für das, was die Erde gibt. Quelle as Früher, bevor die spanischen Eroberer kamen, war bau. Da erinnere ich mich an Paulus, wie er in seinem klar: alles, was man der Erde entnimmt, das muss man Brief an die Römer schreibt: «Wir wissen ja, dass die ihr in irgendeiner Form wieder zurückgeben. Im Acker- gesamte Schöpfung jetzt noch leidet und stöhnt wie bau ging dies auf mit dem Wechsel des Erntens und eine Frau in den Geburtswehen.» (Röm 8, 22). neu Einpflanzens. Doch anders ist es bei den Erzen. Buen vivir – gutes Leben oder auf Quetchua «Sumak Wenn man einem der Berge Erz entnahm, Gold oder Kausay» ist ein zentrales Prinzip bei den Andenvölkern, Silber oder anderes, dann gab man dem Berg wieder welches ein gutes Leben in Einklang miteinander und etwas zurück. Man schenkte ihm andere Steine und mit der Erde beinhaltet. Eigentlich ist es nicht ganz legte sie an den Ort der Entnahme, möglichst in dersel- präzis übersetzt, denn Sumak heisst schön, nicht gut. ben Menge. Und man bedankte sich beim Berg für die Dieses Leben beinhaltet eines, das Materielles einbe- Erze. Grösser könnte der Unterschied nicht sein zur zieht, Soziales (dazu gehören die Beziehungen, die Ge- heutigen, rücksichtslosen Ausbeutung durch internati- meinschaft) und das spirituelle Leben. Dieses gute Le- onale Grosskonzerne in den Minen, bei denen zum ben darf nicht auf Kosten anderer Mitglieder der Ge- Teil ganze Berge rücksichtslos abgetragen werden, die meinschaft gehen und auch nicht auf Kosten der natür- Umwelt vergiftet wird mit Quecksilber oder anderem lichen Lebensgrundlagen der Natur. Es zielt auf ein und ganze Dörfer enteignet werden für diesen Raub- Leben in Harmonie mit dem Mitmenschen und der Natur. Dazu gehören Grosszügigkeit, Gastfreundschaft und Teilen. Und in der Tat, ein solches Leben ist geprägt von Schönheit: Von der Schönheit der Vielfalt der Natur mit ihren unglaublich vielen Sorten, von der Schönheit ei- nes Lebens in Harmonie, eines Lebens im Tanz und Einklang mit der Schöpfung. Wenn ich mich an meine Aufenthalte dort erinnere, fühle ich mich reich beschenkt von diesem tiefen Res- pekt gegenüber unserer Erde. In dieser Dankbarkeit im Tanz, in dieser Feier der Vielfalt, habe ich erneut die Worte der Schöpfungsgeschichte erfahren: «und siehe, es war sehr gut!». Annette Spitzenberg 13 MAGNET Nr.8/2020
Thema Natürlich verwöhnen Von leichtem Rosenduft umweht, werde ich im Dessertköchin genau, aus welchen Rosenblüten oder Schloss Wartegg in Rorschacherberg in eine Mär- Kräutern sie aromatischen Sirup herstellen kann, um chenwelt versetzt. Hier könnte Dornröschen gelebt damit jederzeit besondere Süssspeisen zu kreieren. Na- haben und der englische Park würde Kobolde und türlich findet auch die Floristin im Garten fast alles, Elfen begeistern. Auf der Terrasse des Schlossres- was sie für den perfekten Blumenschmuck im Restau- taurants sehe ich zwischen den Bäumen das Glitzern rant und im ganzen Haus braucht. Ein besonderes Beet des Bodensees und die weissen Segelschiffe, lausche mit Teekräutern lädt die Hotelgäste ein, sich ihre Lieb- dem Gesang der Vögel und lasse mich kulinarisch lingssorte selber zu schneiden und in der Teeküche verwöhnen. «Vierzehn», so heisst der Salat auf mei- zuzubereiten. Im Sommer kann die Schlossküche 40 nem Teller. Vierzehn? Ich sehe Grünes in allen Schat- Prozent des Bedarfes an Gemüse, Kräutern und Früch- tierungen und Formen, farbige Blütenblätter der ten aus dem eigenen Garten beziehen. Viele andere Ringelblume und Kamille, schmecke Fenchel und Thy- Produkte kommen teilweise direkt von Biobauernhö- mian, Spitzwegerich und Schnittlauch. Es scheint mir, fen in der Nachbarschaft, vom Appenzellerland bis ins als wäre der Koch mit der Schere durch den Garten Rheintal oder dem Thurgau. spaziert und hätte sich überall bedient. Schlossschafe und Schlossbienen Ich will es genauer wissen und darf mit auf Sammeltour. Eintönigen, kurzgeschnittenen Rasen findet man im Ausgerüstet mit Chromstahlgefäss und Schere ziehen Schlosspark nicht. Dafür Frühlingswiesen voller wir los. Schon bevor wir den Garten erreichen, bückt Schneeglöcklein und Osterglocken. Im Sommer blühen sich die Köchin nach Kleeblättern Löwenzahn und artenreiche Blumenwiesen, umschwärmt von Insekten Spitzwegerich. Im grossen Gemüse- und Blumengarten und Schmetterlingen. Das Wollgras schimmert weiss folgen Schafgarbenblüten, Kamille, Borretsch, Melisse, und im Herbst leuchten die Bäume in allen Farben. Lavendelminze und noch vieles mehr. Vierzehn Sa- Eine Herde Bündner Oberländer Schafe, ebenfalls eine chen müssen es sein, wie der Name sagt – diesmal sind ProSpecieRara-Sorte, weidet auf den Wiesen des Parks es weit mehr. Der Salat verändert sich im Laufe der und neben dem kleinen Haus der «Schlossbienen» Jahreszeiten, so wie sich das Angebot in der Natur ver- sorgt eine spezielle Bienenweide dafür, dass jederzeit ändert. genug Nahrung für die Tierchen vorhanden ist. Düfte sam- meln – Auge und Vom Biogarten auf den Teller Nationales Gartendenkmal Gaumen wer- Was diesen Salat auszeichnet, zieht sich als roter Faden Die 13 Hektaren grosse Englische Parkanlage von 1860 den verwöhnt. durch alle Bereiche des Schlosses. Achtsamkeit und mit ihrem alten, artenreichen Baumbestand, den klei- Quelle: jh Natürlichkeit. Lange bevor Bio im Trend lag, entschied sich die Schlossbesitzerfamilie Mijnssen, ihren Betrieb nach biologischen Grundsätzen zu bewirtschaften und sich auch in der Schlossküche auf biologisch angebaute und produzierte Produkte zu beschränken. Durch das Wirken eines überzeugten Biogärtners mit einem enga- gierten Team überrascht der Garten immer wieder mit seiner Vielfalt an Blumen, Beeren, Kräutern und Ge- müse. Der sorgsame Umgang mit dem Boden und den Pflanzen ist im demeterzertifizierten Garten selbstver- ständlich. Mit biodynamischen Präparaten wird der Gartenerde und dem Kompost eine Art Heilmittel ver- abreicht, welches Wachstum und Qualität der Pflanzen fördert. «Wir geben dem Boden damit etwas von dem zurück, was er uns schenkt», erklärt der Schlossgärtner. Neben bekannten Pflanzen wachsen im Schlossgarten viele alte, vom Aussterben bedrohte ProSpecieRara Sorten. Rosmarinsorbet und Appenzellerquark Dank eines ideenreichen Küchenteams wird das Som- mergefühl auf das ganze Jahr ausgedehnt. So weiss die MAGNET Nr.8/2020 14
Thema Einfach schön – bei jedem Wetter. Quelle: patotra.com deckten, war ein Zufall. Ihr Entschluss, das Schloss und den Park zu kaufen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ein Glücksfall. Nach mehrjährigen, sorgfäl- tig geplanten und ausgeführten Umbauten konnte 1998 das Hotel eröffnet werden. Die Verbindung von Ursprünglichem und Neuem ist ausgezeichnet gelun- gen. Die hellen Räume, teilweise ausgestattet mit Holz Überreiche Fülle mit viel aus dem Park, wirken schlicht und elegant. Das prunk- Geschmack. volle geschnitzte Treppengeländer, die kunstvolle Quelle: jh Stuckdecke im Treppenhaus oder das einzigartige tür- kise Bad jedoch erinnern an Zeiten, als Adlige im nen Bächen und Lichtungen scheint beinahe unbe- Schloss ein und aus gingen. rührt. Diese grüne Oase mit einem durchdachten Netz an Sapazierwegen ist frei zugänglich und trotz der Ein Schloss für alle Nähe zur Strasse hört man vor allem den Gesang der Familie Mijnssen wollte einen Ort schaffen, an dem Vögel und leises Wasserrauschen. Nur sorgsam aufge- sich Gäste wohl fühlen, dem Alltag entfliehen und sich schichtete Asthaufen, welche Kleintieren Unterschlupf in schönster Umgebung verwöhnen lassen können. bieten, zeugen davon, dass hier das Gartenteam und Heute ist das Schloss gleichzeitig Hotel, Restaurant, Se- Freiwillige viele Arbeitsstunden leisten, um den Park minarhotel und Begegnungsort für Konzerte und an- zu pflegen. dere kulturelle Veranstaltungen. Die herzliche Gast- freundschaft, der natürliche, ungezwungene Umgangs- Rettung vor dem Zerfall ton, das feine Essen in Bioqualität und die einzigartige Mitten in dieser Naturoase steht das leuchtend weisse Umgebung ziehen Gäste jeden Alters und verschie- Schloss mit Zinnen, roten Ziegeldächern und einem denster Herkunft an. Auch Kinder fühlen sich im weit- stolzen Turm. Der romantische, schmiedeeiserne Tor- läufigen Park und auf dem Spielplatz wohl. Und sollte bogen ist rosenumrankt, schmuckvolle Balkone zieren es regnen, sorgt das liebevoll eingerichtete Kinder- die Fassade und eine Terrasse lädt zum Verweilen ein. spielzimmer dafür, dass keine Langeweile aufkommt. Kaum zu glauben, dass diesem Gebäude vor 30 Jahren Niemand muss adlig sein, um einmal in einem richti- der Verfall drohte und für Teile des Parks Überbauungs- gen Schloss zu wohnen. So können Wünsche erfüllt pläne vorhanden waren. Dass Christoph und Angelika und Märchen wahr werden. Mijnssen das baufällige Objekt in den 90-er Jahren ent- Judith Husistein 15 MAGNET Nr.8/2020
Weitblick Es geht wieder los! Konzert Hackbrett und Orgel Mit Hans Sturzenegger und Elisabeth Sager Hans Sturzenegger aus Spei- cher ist ein über unsere Region hinaus bekannter und versier- ter Hackbrettspieler. Er spielt sowohl in verschiedenen Ap- penzeller- Formationen als auch solistisch zur Freude sei- ner Zuhörer. Elisabeth Sager war von 1975 bis 2019 als Or- ganistin in Bühler sowie mit Teilpensen in Gais und Teufen tätig. In einer dieser Kirchen Nicht alle Menschen sind in der glück- Daten vormerken: war es auch, wo die beiden Mu- lichen Lage am Sonntag Familie, Freun- 1. November, 6. Dezember. siker sich trafen und begannen, de und Bekannte um sich zu haben. Im 2021: 3. Januar, 7. Februar, 7. März. gemeinsam zu musizieren, bei Sunntigs-Kafi finden Alleinstehende, Jeweils von 9.30 bis 17.00 Uhr in der Hochzeiten, Beerdigungen und Alleinerziehende oder auch Familien ei- Oase, MZG Waldstatt. Sonntagsgottesdiensten. Die nen Ort, in dem sie Menschen begeg- Kombination von Hackbrett nen, sich austauschen, miteinander Infos: Sonja Schwald, sonja.schwald@ und Orgel war anfänglich eher spielen oder einfach in einer Gemein- bluewin.ch und Helene Müller, helene. unüblich, gewann aber schnell schaft verweilen können. mueller@bluewin.ch sehr viel Sympathie bei den Zu- hörern. Am Konzert in Heiden werden Werke aus Barock und SILENTIUM Klassik zu hören sein, sowie löpfige und besinnliche Melodien aus der Volksmu- sik. Sonntag, 25. Oktober, 17.00, evan- In der Musik die Stille finden gelische Kirche Heiden. Eintritt frei, Kollekte. Herzlich willkommen! Oberer Graben 42 | 9000 St.Gallen 071 220 81 80 | info@efh-sgapp.ch www.efh-sgapp.ch WIR MACHEN FRAUEN IN NOTLAGEN STARK Stille als Klangerfahrung – das nächs- sie hörbar. Die anderen Werke gruppie- te Programm des Appenzeller Kam- ren sich um dieses Stück und berühren merorchesters lotet Gegensätze in in sehr unterschiedlicher musikalischer der musikalischen Ausdruckskraft Sprache ebenfalls den Gegensatz zwi- WIR SIND EINE BERATUNGS- aus. Im Mittelpunkt der Konzerte am schen Extra- und Introvertiertheit. Da- STELLE FÜR FRAUEN. Samstag, 7. November 2020, 19 Uhr, bei geht Pärt mit «Silentium» in die in der Aula der Kantonsschule Trogen Randgebiete des Klangs mit extremem INFORMIEREN SIE SICH ÜBER und am Sonntag, 8. November 2020, Pianissimo und von den Soloviolinen UNSER ANGEBOT. www.efh-sgapp.ch 17 Uhr, in der Tonhalle St.Gallen steht (Christine Baumannn und Werner Mei- Mozarts bekanntes Klarinettenkon- er) gespielten extremen Höhen. Die IHRE SPENDE GIBT POWER, zert KV 622 mit Ignazio Pisana als So- Stille als Klangerfahrung und das Still- VIELEN DANK! list. stehen der Zeit ist musikalisch umge- Jetzt spenden! Jetzt spenden! Mozarts bekanntes Klarinettenkon- setzt in den beiden Liedern von Dow- Für Spenden: IBAN CH34 0900 0000 9000 2683 8 zert in A-Dur KV 622 – mit dem Solis- land mit Maria Walpen als Solistin. Res- oder ganz einfach mit der ten Ignazio Pisana – lotet mit seiner pighi schliesslich bildet mit seinem an Twint App. Spielfreude im ersten und letzten Satz barocke Vorbilder anknüpfenden Werk Mit TWINT App scannen und Betrag eingeben. und dem verinnerlichten langsamen «Antiche danze ed arie» die Klammer Zwischensatz die Pole der musikali- zwischen diesen Kompositionen. Ein- schen Ausdruckskraft aus und macht tritt frei, Kollekte. Mit TWINT App scannen und Betrag eingeben. MAGNET Nr.8/2020 16
Weitblick Erstmals Diplome Und neuer Berufstitel Die Diplomfeier des TDS Aarau vom 29. August war der Schlusspunkt im Prozess der staatlichen Anerkennung. 23 Studierende der Pilotklasse nah- men in der Stadtkirche Aarau zwei Diplome entgegen: Eines in Sozialdia- konie und zum ersten Mal auch ein Diplom in Gemeindeanimation HF. solventen nachgeschickt», erklärte er vor der Diplomübergabe. selber, sondern: «Die Superhelden seid Rektor Christoph Schwarz hob hervor, Diese war denn auch der Höhepunkt ihr, die ihr uns diese Ausbildung ermög- dass vor einigen Tagen der Schlussbe- der Feier. Begleitet von einem Zuspruch licht habt: Eltern, Dozierende, Vor- richt der Expertenkommission ange- aus der Bibel überreichten drei Dozen- stand, Begleiterinnen unserer berufli- kommen sei: «Unsere Schule wird für tinnen und vier Dozenten des TDS chen Ausbildung, TDS-Leitung …», so die staatliche Anerkennung vorbehalt- Aarau die Diplome. Sie gratulierten der Moderator. los empfohlen», freute er sich. So sei er zum erfolgreichen Bestehen des vier- Ueli Frey, Präsident des TDS Aarau, zuversichtlich, dass bald die definitive jährigen Lehrgangs. bedankte sich für die Wertschätzung eidgenössische Anerkennung eintref- Die Diplomklasse führte engagiert der Diplomklasse. Angelehnt an ein Bi- fen werde. «Das Diplom in Gemeinde- durch die Feier, welche sie unter das belwort aus dem Hebräerbrief ermutig- animation ist ein vorläufiges, das defini- Motto «Superhelden» gestellt hatte. te er die Diplomierten: «Jesus Christus tive wird den Absolventinnen und Ab- Dieses beziehe sich nicht etwa auf sie ist derselbe, vor vier Jahren – als euer Studium anfing – , heute – beim Start in eure berufliche Aufgabe, und auch in Cabane H vier Jahren!» Ausgerüstet mit einer starken Kunst, Kultur und Stille inneren Überzeugung Karin Härry, Bibliothekarin des TDS Dank grosszügiger Spenden konnte sie Aarau, ermutigte die Diplomklasse in fachmännisch restauriert und 2017 fei- ihrer Festpredigt zum Einsatz für die erlich eröffnet werden. Heute wird die Mitmenschen aus einer starken inne- Cabane als Rückzugsort und Raum der ren Überzeugung heraus: «Wie die Su- Stille geschätzt, sie kann jedoch auch perhelden (aus dem Kino) sich für das für feierliche Anlässe oder besondere Gute einsetzen: Setzt auch ihr das Ge- Veranstaltungen gemietet werden. Jähr- lernte verantwortungsvoll ein!» In An- lich lädt der Verein «Cabane H» zudem lehnung an die sinnbildliche Waffenrüs- Kunstschaffende ein, den Raum als tem- tung (aus dem Epheserbrief) ermutigte poräres Atelier und Galerie zu nutzen. Karin Härry die Diplomierten: «Rüstet Nach Ausstellungen von Margrit euch mit der Rüstung der richtigen Edelmann Oertli, 2018, und Walter An- Überzeugung. Verlasst euch mit dem jh. Sie waren ein Markenzeichen der gehrn, 2019, kann noch bis Dezember Schild des Glaubens auf Jesus Christus. Expo 02 – die sieben kleinen, rosti- 2020 die dritte Installation in der Caba- Vertraut darauf, dass die Verbindung gen Kapellen am Ufer des Murten- ne besucht werden: «Subjektive Karto- mit ihm euch Kraft gibt, damit ihr in sees. Im Auftrag der schweizerischen graphie Wartegg». In filigranen Papier- dem Moment, wenn das Leben euch Landeskirchen hatte Stararchitekt schnitten setzte die Künstlerin Sandra auf die Probe stellt, das Richtige tun Jean Nouvel die «Cabanes» entwor- Kühne, Zürich, ihre Wahrnehmungen könnt.» fen. und Wege im Schlosspark Wartegg um. Eine Absolventin und ein Absolvent Scheinbar frei im Raum schwebend liessen die Anwesenden teilhaben an 2008 kam eine Cabane als Schenkung wurde daraus ein faszinierendes, drei- den Höhen und Tiefen der letzten vier ins Appenzellerland, mit der Auflage, dimensionales Weggespinst, in wel- Jahre. In Bildern und Anekdoten wur- sie öffentlich zugänglich zu machen. chem laufend neue Details aus dem den Ereignisse wie die Gemeinschafts- Die Initianten gründeten einen Verein Park und den Eindrücken der Künstle- wochen hochgehalten. Mit Dozieren- und bemühten sich jahrelang, einen rin entdeckt werden können. Die Caba- den wurde auch mal gerungen um eine Standort im Appenzellerland zu finden. ne kann täglich besucht werden. Den Reduktion der Aufgabenlast. Natürlich Dies war nicht möglich und so erwies Schlüssel erhalten Sie an der Réception durfte auch die «Liebes-Statistik» nicht es sich als Glücksfall, die Cabane nach von Schloss Wartegg. fehlen: Von den 29 Studierenden ver- neun Jahren im Schlosspark Wartegg, Kontakt: Maria Schnellmann, info@ lobten sich oder heirateten 14, darun- Rorschacherberg platzieren zu dürfen. bfagmbh.ch, Telefon 071 891 69 58. ter ein Paar aus der Klasse. 17 MAGNET Nr.8/2020
Weitblick Agenda KAPELLE SCHWÄGALP Gottesdienstbeginn jeweils um 9.45 Uhr Vollständige Übersicht auf www.magnet.jetzt unter Service>Gemeindeseiten>Schwägalp Kapelle Situation COVID-19 Erkundigen Sie sich bitte auf der Webseite der Landeskirche beider Appenzell www.ref-arai.ch über die Durchführung der Quelle: Alliance Sud Gottesdienste. Beschämender Deal Sonntag, 4. Oktober: Käthi Meier-Schwob, Goldach Sonntag, 11. Oktober: Hans Jörg Fehle, Wattwil Agrarreform und Konzernverantwortung Sonntag, 18. Oktober: Hans Jörg Fehle, Wattwil Ende August beschloss die Wirtschaftskommission des www.ref-urnaesch.ch URNÄSCH Ständerats, die vom Bundesrat initiierte Agrarreform Pfr. Markus Grieder 071 364 11 63 pfarramt-urnaesch@bluewin.ch AP22+ zu stoppen. In diesem Zusammenhang berichtete Sonntag, 4. Oktober die Sonntagszeitung über einen Deal zwischen Markus Rit- 9.30 Gottesdienst, Ellen Schout, Oberuzwil, ter, Präsident des Schweizerischen Bauernverbands (SBV) Kollekte: Verein Trauer nach Suizid und Ruedi Noser, Economiesuisse-naher FDP Ständerat des Kantons Zürich. Um die Agrarreform, die von einem Sonntag, 11. Oktober Teil der Schweizer Landwirte abgelehnt wird, zu stoppen, 9.30 Gottesdienst, Ellen Schout, Oberuzwil, erkaufte sich Ritter die Unterstützung der FDP. Kollekte: Stiftung Kinder und Familie Sonntag, 18. Oktober Der Preis: Bauernpräsident Ritter will sich bei seinem Ver- 9.30 Gottesdienst, Ellen Schout, Oberuzwil, band für die Verabschiedung der Nein-Parole zur Konzernver- Kollekte: Bibelkollekte antwortungsinitiative stark machen. «Wir schlagen unserer Sonntag, 25. Oktober Basis die Nein-Parole vor und wollen dann auch dafür kämp- 9.30 Gottesdienst, Pfr. Markus Grieder, Kollekte: fen. Es braucht eine gute Zusammenarbeit unter den Wirt- Religion und Gesellschaft Ost und West schaftsverbänden», lässt sich Ritter in der Sonntagszeitung Sonntag, 25. Oktober zitieren. Und weiter: «Wir sind schon der Meinung, dass wir 9.30 Sonntagschule als grosse Wirtschaftsverbände in grundlegenden Fragen zu- sammenarbeiten sollten.» Ich finde diesen Deal unverständ- Freitag, 30. Oktober lich, empörend und gefährlich. Unverständlich, weil die 19.30 Taizé-Abendgebet Schweizer Landwirte von der Initiative nicht betroffen sind. Freitag, 30. Oktober Es gibt also keinen Grund, warum der SBV überhaupt eine 15.00 Bibelstunde im WPZ Parole dazu verfassen sollte. Samstag, 31. Oktober Empörend, weil im Gegensatz zu den Schweizer Bauern 9.00 bis 11.00, Kontemplation im Chor der Kirche die Landwirte in den Entwicklungsländern sehr wohl von der Initiative betroffen sind, beziehungsweise von deren Umset- zung profitieren würden. So haben zum Beispiel Bauernfami- www.ref-herisau.ch HERISAU lien in Liberia oder Indonesien Land an Palmölfirmen verlo- Pfrn. Esther Furrer 071 354 70 62 Studienurlaub bis Ende Nov. ren, die darauf Plantagen errichteten. In beiden Ländern sind esther.furrer@ref-herisau.ch Pfr. Peter Solenthaler 071 354 70 61 peter.solenthaler@ref-herisau.ch auch Schweizer Firmen in diese Machenschaften involviert. Pfr. Jakob Bösch Stv. 071 354 70 62 jakob.boesch@ref-herisau.ch Sie könnten bei einer Annahme der Initiative in Zukunft, Pfrn. Anna Katharina Breuer 071 354 70 64 wenn sie Menschenrechte verletzen, endlich zur Rechen- annakatharina.breuer@ref-herisau.ch schaft gezogen werden. Aus Solidarität mit ihren Berufskolle- Pfrn. Johanna Spittler 071 354 70 63 johanna.spittler@ref-herisau.ch ginnen und -kollegen in diesen Ländern sollten die Schweizer Marcel Künzle 071 354 70 65 jugendarbeit@ref-herisau.ch Bäuerinnen und Bauern daher für die Konzernverantwor- Jugendarbeit tungsinitiative stimmen und am 29. November dafür ein JA Annalies Taverna 071 354 70 60 sekretariat@ref-herisau.ch Sekretariat Mo–Fr 9–11.30, 14–16 Uhr in die Urne legen. Gefährlich ist dieser Deal, weil er die Beatrix und Daniel 071 351 26 15 mesmer@ref-herisau.ch Glaubwürdigkeit von demokratischen Prozessen untergräbt. Künzle Mesmerdienst Ganz zu schweigen von der Glaubwürdigkeit des Schweize- Sonntag, 4. Oktober rischen Bauernverbands. 10.00 Gottesdienst mit Predigtnachgespräch, Pfrn. Noch haben die 106 Mitglieder der Landwirtschaftskam- Johanna Spittler, Kirchgemeindehaus (KGH) mer des Bauernverbandes keine Parole zur Konzernverant- wortungsinitiative gefasst. Ich hoffe sehr, dass sich die dort Sonntag, 11. Oktober vertretenen Schweizer Bäuerinnen und Bauern klar gegen 10.00 Gottesdienst, Pfr. Jakob Bösch, KGH die politischen Ränkespiele ihres Präsidenten aussprechen – Samstag, 17. Oktober und sich solidarisch mit ihren Kolleginnen und Kollegen zei- 17.00 Gottesdienst mit dem Herbsttage-Team, gen. Tina Goethe – Brot für Alle Mitwirkung: Band Impuls, kath. Kirche MAGNET Nr.8/2020 18
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