Teilgeber*innen - Evangelisch-reformierte Landeskirche ...

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Teilgeber*innen - Evangelisch-reformierte Landeskirche ...
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Kirchenblatt für die Evangelisch-reformierten Kirchgemeinden beider Appenzell   AZB 9100 Herisau

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                iplome
     Erstmals D
                Berufstitel
     Und neuer                  Seite 17
                       mehr auf
                                                                                Teilgeber*innen
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Biblische Betrachtung

                       Kartoffeln und Erntedank
                                                                                Braut in Frage kamen. So jedenfalls will es die Legende.
              Und der Herr, Gott, nahm den Menschen und setzte                  1500 verschiedene Kartoffelsorten, das tönt nach sehr
              ihn in den Garten Eden, damit er ihn bebaute und                  viel und ist es ja auch. Wenn man aber weiss, dass es
              bewahrte. 1 Mose 2,15                                             früher über 4300 Sorten gab, dann wird deutlich, dass
                                                                                sich in Lateinamerika Ähnliches abspielt wie in Eu-

             Ende August tat sich in Speicher Erstaunliches: Jung
             und Alt stand auf einem Acker und grub Kartoffeln                                Am Beispiel der Kartoffeln
             aus. Der Anlass dafür war das 200jährige Jubiläum
             der «Sonnengesellschaft». Diese war in ihrer langen                              wird deutlich, dass man
             Geschichte nicht nur um die Bildung der Bewohnerin-
             nen und Bewohner Speichers bemüht, sondern auch
                                                                                              voneinander lernen kann.
             um die Linderung des Hungers.
                                                                                ropa: die Sortenvielfalt wird immer kleiner. Inzwischen
             1831 gründete sie eine «Anstalt zur Beförderung der                gibt es Projekte von Mission 21, in den Dörfern der
             Kartoffelanpflanzung», kaufte 120 Zentner Kartoffeln               Anden wieder alte Sorten einzuführen, die resistenter
             und liess von der Kanzel herab verkünden, dass allen               sind gegen Kartoffelkrankheiten.
             «unbemittelten Bewohnern, welche zur Kartoffelan-                     An diesem Beispiel wird deutlich, wie sehr Bauern
             pflanzung Lust haben», Saatkartoffeln zur Verfügung                überall auf der Welt mit ähnlichen Schwierigkeiten zu
             gestellt würden. Über 100 Personen meldeten sich,                  kämpfen haben: Erhalt der Sortenvielfalt versus Wirt-
             114 Zentner Saatkartoffeln wurden verteilt.                        schaftlichkeit, Preiszerfall, Nachwuchssorgen.
                Zur Erinnerung daran wurde in diesem Jahr in Ge-                   Am Beispiel der Kartoffeln wird aber auch deutlich,
             meinschaftsarbeit ein Kartoffelacker bestellt. Ende Sep-           dass man voneinander lernen kann. Europäische Hilfs-
             tember war die Bevölkerung eingeladen, die Früchte                 werke bereichern mit ihren Forschungserkenntnissen
             der Arbeit bei einem «Kartoffelfest» zu geniessen.                 die Anbaumethoden in den Anden, umgekehrt haben
                                                                                wir die Kartoffeln nur, weil die Inkas sie schon vor
                                                                                5000 Jahren in den Anden anbauten.
                                                                                   (Nebenbei bemerkt war es gar nicht einfach, die
                                                                                Kartoffel als Nahrungsmittel in Europa breiten Bevölke-
                                                                                rungskreisen schmackhaft zu machen. Der Preussenkö-
                                                                                nig Friedrich II liess sogar ein grosses Kartoffelfeld von
                                                                                seinen «langen Kerls» genannten Soldaten bewachen.
                                                                                Er hoffte, dass die Leute gwundrig würden, was denn
                                                                                da so Kostbares wachse, dass es von Soldaten bewacht
                                                                                werden müsse …)
                                                                                   Erntedank bedeutet also Dankbarkeit für alles, was
                                                                                wir hier bei uns von Gott zur Verfügung gestellt bekom-
                                                                                men haben: ein Land mit einem Klima, das weitgehend
                                                                                von Extremen verschont bleibt; ein Land mit einer gu-
                                                                                ten, verlässlichen Infrastruktur – alles Voraussetzungen
                                                                                dafür, dass wir gut wirtschaften können.
                                                                                   Erntedank bedeutet aber auch Dank dafür, was wir
             Mehr als nur eine Knolle – und gefährdet wie wir selber.           anderen Menschen und Kulturen zu verdanken haben.
             Quelle: Pixabay, Christof Giakkas                                  Beim Blick über den eigenen Tellerrand gibt es da nicht
                                                                                nur Kartoffeln zu entdecken, sondern noch sehr viel
             Dass die Kartoffelvielfalt noch viel grösser als in Spei-          mehr: Bananen, Papayas, Orangen, Topinambur, Ma-
             cher sein kann, haben wir 2016 auf einer Gemeinde-                 niok – die Schöpfung ist wunderbar reich an Formen,
             reise nach Bolivien gemerkt. 1500 verschiedene Kar-                Farben, Geschmäckern und Menschen, alles und alle
             toffelsorten gibt es dort, darunter solche, die so wun-            geschaffen, weil Gott Freude an der Fülle hat.
             derbare Namen tragen wie «Die Schwarze, die die                       Diesen Reichtum sollen wir im Namen Gottes be-
             Schwiegertochter zum Weinen bringt». Der Name                      bauen und bewahren – selbstverständlich nicht nur für
             rührt daher, dass nur diejenigen Frauen, die die stark             uns, sondern für alle Menschen.
             gefurchte Knolle sauber schälen konnten, früher als                                                 Pfrn. Sigrun Holz, Speicher

MAGNET Nr.8/2020                                                            2
Teilgeber*innen - Evangelisch-reformierte Landeskirche ...
Editorial

          Impressum                    Liebe Leserin,
 Kirchenblatt für die Evan-
 gelisch-reformierten Kirch-           lieber Leser
 gemeinden beider Appenzell
 (erscheint monatlich)
 Herausgegeben im Auftrag
 der Synode der Evangelisch-
                                       «Wir geben dem Boden etwas von dem zurück, was er uns
 reformierten Landeskirche             schenkt», sagt der Gärtner von Schloss Wartegg. Als Biopro-
 beider Appenzell
                                       dukte noch belächelt wurden und lange bevor Worte wie Bio-
 Redaktionskommission
 Carlos Ferrer, Grub-Eggersriet        diversität in aller Munde waren, pflegte er seinen Garten
 (cf); Judith Husistein, Stein (jh);   bereits nach biologischen Grundsätzen. Und er setzt sich für       Judith Husistein, Mitglied der
 Isabelle Kürsteiner, Walzenhau-                                                                          Redaktionskommission
 sen (iks); Jonathan Németh,           den Anbau alter, fast verschwundener ProSpezieRara-Sorten
 St.Gallen (jn); Annette Spitzen-      und deren Fortbestand ein.
 berg, Reute-Oberegg (as);
 Karin Steffen, Schachen bei              Inzwischen ist den meisten Menschen bewusst geworden,
 Reute (ks); Lars Syring, Präs.,       dass unser aller Leben eng mit der Natur verbunden ist und
 Bühler (sy)
                                       ohne ein ausgewogenes Zusammenspiel aller Lebewesen lang-
 Redaktion
 Heinz Mauch-Züger (hmz)               fristig nicht funktioniert. Auch die Ausserrhoder Baubehörden-
 Steinbruggen                          tagung befasste sich kürzlich umfassend mit dem Thema Bio-
 9063 Stein
 Tel. 071 278 74 87                    diversität, und der Kanton unterstützt Schulen dabei, statt ein-
 magnet@ref-arai.ch                    töniger Rasen oder Steinfelder vielfältige, artenreiche Wiesen
 Magnet-Download
 www.ref-arai.ch                       und Hecken mit einheimischen Pflanzen zu gestalten.
 Produktion                               Wer weiss, vielleicht haben auch bei Ihnen die unerwarteten
 Appenzeller Druckerei AG,             Einschränkungen der letzten Monate dazu beigetragen, die
 9100 Herisau
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                                       Schönheit vor unserer Haustüre und im eigenen Land wieder
 Sie bitte direkt der örtlichen        zu entdecken. Dankbar zu sein für das, was die Natur uns
 Kirchgemeinde
                                       schenkt. Achtsamer und mit Wertschätzung mit der Schöpfung
 WEMF
 Beglaubigte Auflage 3300              umzugehen, so wie es zum Beispiel in den Anden in Peru
 Magnet online                         üblich ist, wo Mutter Erde bewusst geehrt wird.
 www.magnet.jetzt
                                          Vielleicht haben Sie sich vorgenommen, weiterhin das Brot
                                       selbst zu backen, Früchte zu konservieren, einheimischen
                                       Zuckerhutsalat statt importierten Kopfsalat zu kaufen, Bio-
                                       und regionale Produkte zu bevorzugen und damit etwas von
                                       diesem speziellen Sommer in die Zukunft zu retten. Ein guter
                                       Anfang.
                                          Ich lade Sie ein, mit allen Sinnen zu geniessen. Freuen Sie
                                       sich über den Strassenkreisel, auf dem eine farbenfrohe Blu-
                                       menwiese langsam am Verblühen ist. Spüren Sie den Morgen-
                                       tau auf der Wiese. Lassen Sie Ihre Augen mit den letzten
                                       Schmetterlingen dieses Sommers tanzen. Bewundern Sie den
                                       Himmel, der nur im Herbst so tiefblau ist. Hören Sie bewusst
                                       das Rascheln, wenn Sie im Wald durch Laubhaufen spazieren.
                                       Riechen Sie den letzten Fenchel im Garten, die Äpfel an den
                                       Bäumen.

                                         Ich wünsche Ihnen wunderschöne Herbsttage.

Titelbild: Im Einklang
Illustration Jonathan Németh

                                                                 3                                                     MAGNET Nr.8/2020
Teilgeber*innen - Evangelisch-reformierte Landeskirche ...
Thema

   Unordnung im Garten – notwendig
             Was gibt es schöneres, als eine bunt blühende Blu-            steht es nicht zum Besten. Ein Drittel aller Tier- und
             menwiese auf der es summt und brummt? Stunden-                Pflanzenarten sind bedroht, viele bereits verschwun-
             lang kann ich um unser Haus streifen und Ausschau             den. Wertvolle Lebensräume ebenso. Immer mehr Or-
             halten nach Wildkräutern und Blüten, welche unse-             ganisationen und Verbände unterstützen deshalb Pri-
             ren Speisezettel ergänzen. Blühende Wildblumen fin-           vatpersonen in ihrem Bestreben um mehr Biodiversität.
             den so den Weg in unsere Salatschüssel, aus Wild-             Das 25-Jahr-Jubiläum des «Rüütiger Feeschters», Infor-
             kräutern gibt es Tinkturen und Tees gegen allerlei            mationsblatt der Gemeinde Reute, löste im Dorf einen
             Gebresten und zarte Brennnesselspitzen erfreuen               richtigen Wildblumen-Hype aus. Am letztjährigen Ad-
             uns in einer nahrhaften Suppe.                                ventsmarkt verteilte die Redaktion Tüten mit Wildblu-
                                                                           mensamen und einer Anleitung für die Aussaat auf ei-
             Natürlich ist es nicht jedermanns Sache, im eigenen           nem Quadratmeter. Dazu gab es ein Fähnchen zur
             Garten Brennnesseln wuchern zu lassen, zumal diese            Kennzeichnung. Aus den ursprünglich geplanten 25
             sich ja gerne unbescheiden und rücksichtslos ausbrei-         Quadratmetern Wildblumenwiese wurden schlussend-
             ten. Auch macht eine hohe Blumenwiese nicht überall           lich 53, welche Insekten und Menschen gleicherma-
             Sinn. Den eigenen Garten soll jeder so geniessen kön-         ssen erfreuen. Natürlich sind 53 Quadratmeter einen
             nen, wie er es wünscht, mit einem Liegestuhl unter            Tropfen auf den sehr heissen Stein, trotzdem sind sie
             dem Apfelbaum oder einem Spielplatz für die Kinder.
             Trotzdem findet sich sicher in einer abgelegeneren
             Ecke ein Plätzchen, das für mehr Artenvielfalt zur Ver-
             fügung stehen könnte.                                               Wildkräuter bereichern
             Wildblumen-Hype                                                     unseren täglichen Speisezettel.
             Mittlerweile ist es vielen bewusst. Um den Zustand der
             Artenvielfalt in der Schweiz und auf der ganzen Welt

                                                                                                                                    Nicht perfekt
                                                                                                                                    aber mit
                                                                                                                                    Freude
                                                                                                                                    hergestellt:
                                                                                                                                    Wildbienen-
                                                                                                                                    hotel von
                                                                                                                                    Schülerinnen
                                                                                                                                    und Schülern
                                                                                                                                    aus Reute.

MAGNET Nr.8/2020                                                       4
Teilgeber*innen - Evangelisch-reformierte Landeskirche ...
Thema

Das Bera-         ein Zeichen und wecken das Bewusstsein für die               Erlebbare Räume für Schülerinnen und Schüler                       Das 25-Jahr-
tungsteam         Schönheit einer wilden Wiese und die Notwendigkeit           Das umweltfreundlich zu gestaltende Schulareal soll                jubläum «Rüü-
Stefan Schefer                                                                                                                                    tiger Feesch-
                  von etwas Unordnung im eigenen Garten. Es muss               nicht nur ökologisch aufgewertet werden, sondern
und Karin                                                                                                                                         ter» liess 53
Meier infor-
                  nicht ein englischer Rasen sein.                             auch den Schülerinnen und Schülern sinnvolle Räume                 Quadratme-
miert über                                                                     und Plätze bieten. Der Fussballplatz wird also nicht zur           ter Wildblu-
wünschens-        Naturnahe Aufwertung des Schulareals                         Wildblumenwiese. Dafür lädt eine Hecke mit Wildge-                 menwiesen
werte und         Begeistert nahm im Frühjahr unser Hauswart Jorge Es-         hölz allenfalls ein, aus den verschiedenen ungiftigen              erblühen.
umsetzbare        teban, anlässlich einer kantonalen Fachtagung, einen         Wildbeeren mit den Schülerinnen und Schülern eine                  Doch zuerst
Biodiversitäts-                                                                                                                                   musste diese
                  Gutschein in Empfang. Dieser bot eine Beratung für die       Konfitüre zu kochen oder direkt von der Hecke zu na-
Projekte.                                                                                                                                         angelegt
Lehrer David      naturnahe Aufwertung des Schulareals. Oftmals schei-         schen. Der von der kantonalen Fachstelle für Natur                 werden.
Mühlbacher        tern solche Unterfangen ja nicht am Willen, etwas zu         und Landschaft initiierte Beratungstermin beinhaltet,
zeigt, was        ändern, sondern am fehlenden Fachwissen. Wo macht            nebst der Begehung vor Ort, auch eine Zusammenstel-
bereits umge-     eine Wildhecke Sinn, kann eine Fassade begrünt wer-          lung von naturnahen Aufwertungen, eine grobe Zeit-
setzt wurde
                  den, wie und wann muss eine Wildblumenwiese ge-              und Kostenplanung sowie Anleitungen zu Unterhalt
(von links).
                  mäht werden. Unterhalt, Pflege und Wirtschaftlichkeit        und Pflege. Die Zeit- und Kostenplanung ermöglicht es,
                  sind dabei ebenso wichtig, wie die Umsetzbarkeit der         den politischen Gremien konkrete Vorschläge zu un-
                  Projekte. Rund einen halben Tag nahmen sich Stefan           terbreiten und deren Entscheidungen zugunsten von
                  Schefer, Schefer Gartengestaltung aus Trogen, und Ka-        mehr Biodiversität somit zu erleichtern.
                  rin Meier, Landschaftsarchitektin von ARNAL Büro für
                                                                               Bewahrung der Schöpfung
                                                                               Auch in den Kirchgemeinden ist Potenzial für mehr
                                                                               Ökologie und Biodiversität vorhanden. Wie wird die
         Wertvolle Lebensräume für                                             Kirche im Winter geheizt oder wie lassen sich die
                                                                               brach liegenden Flächen auf dem Friedhof naturnah
         bedrohte Tier- und Pflanzenarten                                       gestalten? Die «oeku», Kirche und Umwelt, engagiert
                                                                               sich als ökumenischer Verein bereits seit 1986 für öko-
         sind bereits verschwunden.                                            logische Fragen in und um die Kirchen. Sie berät Kirch-
                                                                               gemeinden in Umweltfragen, bietet Aus- und Weiter-
                                                                               bildungen für Mesmerinnen, Mesmer und Liegen-
                                                                               schaftsverantwortliche. Sie gibt aber auch Inputs zu
                  Natur und Landschaft AG aus Herisau, Zeit, um ge-            Gottesdienstfeiern, dem kirchlichen Unterricht und
                  meinsam mit dem Hauswart, einem Lehrervertreter              der Erwachsenenbildung. Die «oeku» setzt sich für
                  und der Schulpräsidentin das Potenzial des Schulareals       nichts weniger ein als die Bewahrung der Schöpfung.
                  und der angrenzenden gemeindeeigenen Flächen zu                                                                 Karin Steffen
                  ergründen. Biodiversität ist an der Schule Reute schon
                  länger ein Thema. So legten die Mittelstufenschüler
                  gemeinsam mit ihrem Lehrer David Mühlbacher im
                                                                               Weitere Informationen
                  letzten Jahr eine Wildblumenwiese an und bauten ein          www.feeschter.ch – 25 Jahre Rüütiger Feeschter: Verschiedene
                  grosses Wildbienenhotel. Auch das schon länger beste-        Bilder der neu angelegten Wildblumenwiesen
                  hende Weidenhaus trägt zur Artenvielfalt bei.                www.oeku.ch – Kirche und Umwelt

                                                                           5                                                                  MAGNET Nr.8/2020
Teilgeber*innen - Evangelisch-reformierte Landeskirche ...
Thema

                          Zerbrechliches Leben
                             an der Grenze
             Das Leben an der Grenze fasziniert. Karawanen
             ziehen auf Sylt ihre Wege zwischen Himmel und
             Erde. Stapfen an der Flutkante zwischen Meer und
             Strand. An dieser Grenze dann auch sich selbst
             spüren und einnorden. Wo stehe ich? Wo ist mein
             Platz im Fluss des Lebens? Habe ich festen Boden
             unter den Füssen? Oder schwanke ich hin und her
             wie ein Stück Treibholz, das seinen Weg zum Land
             sucht?

                                                                     Nicht überall finde ich Wege. Manche Pfade sind
                                                                     für mich verschlossen. Und doch ist Platz genug,
                                                                     am Schild vorbei zu gehen. Dahinter liegt das
                                                                     Brutgebiet der Vögel. Will ich das wirklich – den
                                                                     Lebensraum anderer zerstören? Oder gebe ich mich
                                                                     zufrieden mit dem, was mir möglich ist?

                                                                     Nichts, was ich baue, wird hier Bestand haben.
                                                                     Früher oder später zerfällt alles. Die Natur ist
                                                                     stärker. Sowieso. Ihr ist es gleichgültig, ob es mich
                                                                     gibt oder nicht. Sie macht einfach weiter. Das
                                                                     Leben lebt. Schon vor mir. Und auch nach mir. Jetzt
                                                                     darf auch ich leben. Inmitten von anderem Leben.
                                                                     Leben und leben lassen.

MAGNET Nr.8/2020                                                 6
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                                                               Wir schützen unseren Lebensraum. Manchmal
                                                               sogar vor der Natur. Die Tetrapoden sollen ver-
                                                               hindern, dass das Meer die Insel frisst. Sie wird
                                                               kleiner. Mit jeder Sturmflut bricht ein Stück weg.
                                                               Würde nicht künstlich jedes Jahr neuer Sand
                                                               aufgespült, wäre die Insel massiv gefährdet.
                                                               Und mit ihr der Mensch. Und Haus und Hof.

Das Meer ist stärker. Zweidrittel der Welt sind mit
Wasser bedeckt. Tendenz steigend.

Der Strandkorb schützt auch. Vor dem Wind.
Vor dem Sand, den er mitträgt. Und manchmal
auch vor der Sonne. Je nachdem, wer drin sitzt.
Je nach persönlichen Vorlieben.

                                                               Bei Sturm fällt so ein Strandkorb schon mal um.
                                                               Das wundert die Möwe nicht. Sie kann im Sturm
                                                               gleiten. Stromlinienförmig. Nicht so klobig wie des
                                                               Menschen Bauwerk. Und wenn es ihr zu viel wird,
                                                               macht sie in einer ruhigen Ecke eine Pause.

                                               Bilder sy

Die Kraft des Windes nutzt die Möwe zum Fliegen.
Und der Mensch gewinnt so Energie. Ob das schön
ist, ist eine andere Frage.

Wir leben auf der Grenze. Ein äusserst kreativer
Ort.
                                           Lars Syring

                                                           7                                                       MAGNET Nr.8/2020
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Thema

                                 Es geht auch anders
             Es begann im Jahre 2011 mit der Idee für eine insek-          neuen Geschäftsansatz «retten statt töten» wurde die
             tizidfreie Fliegenscheibe mit dem Namen «Flippi».             bisherige Unternehmensphilosophie auf den Kopf ge-
             Da kein Werbebudget für dieses Produkt vorhanden              stellt.
             war, sollte ein anderer Weg beschritten werden. Das
             Projekt «Nullstern-Hotel» der Gebrüder Ricklin aus            Umdenken
             St. Gallen war in dieser Zeit medial weit verbreitet          Die Einsicht in eine andere Vorgehensweise im Um-
             und zeigte auf, wie mit kleinem finanziellen Aufwand          gang mit Insekten war ein intensiver Prozess nicht nur
             eine grosse Werbewirkung erreicht werden konnte.              für Reckhaus selber, sondern für alle im Unternehmen
             Agathe Nisple stellte den Kontakt mit Frank und Pa-           und in seinem persönlichen Umfeld. Insekten sind
             trick Riklin her, alles schien gut zu laufen.                 hässlich, sie stören und sie sind schädlich. Es gibt viel
                                                                           zu viele von ihnen, da macht es nichts aus, wenn man
             Verunsicherung                                                sie tötet; es bleiben immer noch mehr als genug. Die
             Die Herren Konzeptkünstler Ricklin jedoch fragten             Einsicht, dass die Tötung von Insekten nicht nur im
             beim ersten Zusammentreffen Herrn Dr. Reckhaus, Ge-           Haushalt mit Fliegenklatsche und chemischen Mitteln
             schäftsführer der Reckhaus GmbH in Bielefeld und der          stattfindet, sondern in weitaus grösserem Ausmass in
             Reckhaus AG in Gais, welchen Wert für ihn eine Fliege         der Ausbreitung der modernen menschlichen Lebens-
             habe und dass er als Insektenkiller doch mal den Weg          weise durch Verdichtung von Böden, einseitigen An-
             des Insektenretters beschreiten könnte. Fazit der Rick-       baumethoden, übermässiges Eingrenzen der Lebens-
             lins: Wir machen die Aktion nur, wenn wir «Fliegen            räume und durch den Einsatz von Spritzmitteln in
             retten».                                                      praktisch allen landwirtschaftlichen Bereichen, macht
                Das Treffen endete abrupt, der Konzeptgedanke je-          deutlich, dass Grenzen überschritten werden, die letzt-
             doch blieb hängen. Die Rücksprache mit der Gattin, als        lich schädliche Auswirkungen und für uns Menschen
             Kunsthistorikerin mit aussergewöhnlichen Denkansät-           selber haben werden.
             zen vertraut, änderte jedoch nichts. Auch sie fand es
             etwas zu ver-rückt. Doch der Konzeptgedanke nagte
             weiter. Nach zwei schlaflosen Nächten der Anruf bei
             den Ricklins – wir machen es. Wir retten Fliegen.
                                                                                                 Insekten sind hässlich,
             Überzeugungsarbeit                                                                  sie stören und sie sind
             Und nun begann die Phase der Überzeugungsarbeit.
             Eine austarierte Information des Vertreters der Ge-                                 schädlich.
             schäftsbank über eine anstehende, aussergewöhnliche
             Aktion sollte mal von dieser Seite die Wogen glätten.
             Die eigenen Eltern, welche das Unter-
             nehmen 1956 gegründet hatten, weil-
             ten auf ihrer ersten Kreuzfahrt und
             wurden, weit weg, telefonisch mit ir-
             ritierten Bekannten konfrontiert, die
             vom Projekt erzählten.
                 Die Reckhaus ist ein bekannter
             Name in der Branche und die Firma in
             Bielefeld gilt als GmbH & Co mit Stand-
             orten im deutschen Bielefeld, und in
             Gais (Reckhaus AG) ist ein etabliertes
             Unternehmen im Bereich der Insek-
             tenbekämpfung im Haus. Mit dem

                    Hans-Dietrich Reckhaus inmitten einer
                   seiner Ausgleichsflächen zur Förderung
                                      der Insektenvielfalt.
                                     Bild zVg Daniel Ammann

MAGNET Nr.8/2020                                                       8
Teilgeber*innen - Evangelisch-reformierte Landeskirche ...
Thema

Frank und
Patrick
Ricklin den-
ken «anders-
rum» – die
Wahrneh-
mung steigt.
Quelle: Bild zVg.,
Reimar Ott

                     Neuorientierung
                     Der Prozess der Neuorientierung und damit der Umdis-                        Wir machen die Aktion nur,
Eine Fülle von
Informationen
                     ponierung des eigenen unternehmerischen Verhaltens
                     wird zum schmalen Pfad zwischen etabliertem Ge-
                                                                                                 wenn wir ‹Fliegen retten›.
zum Thema            schäftsverhalten und unverhohlenem Spott in den Me-
Insekten und         dien und von Verbänden. So, wie eine Fliege an der
ihre Rolle für
                     Zimmerdecke eine ganz andere Sichtweise des Raumes
das Zusam-
menleben.            hat, in dem sie sich mit uns befindet, galt es, sich eine       Ein Lernprozess, den nur auf sich nimmt, wer innerlich
Quelle: Bild zVg.    neue Sichtweise der vertrauten Umgebung anzueignen.             von der Richtigkeit des eingeschlagenen Weges über-
                                                                                     zeugt ist.
                                                                                        Die Bedeutung und damit der Wert von Insekten
                                                                                     sind vielen Zeitgenossen unbekannt. Meldungen über
                                                                                     Heuschrecken – oder wie in diesem Jahr bei uns Wes-
                                                                                     penplagen – bestätigen nur die ablehnenden Denkmus-
                                                                                     ter. Dass Insekten äusserst nützliche Tiere sind, die
                                                                                     einen entscheidenden Anteil daran haben, dass die
                                                                                     Spezies Mensch sich überhaupt so entwickeln konnte,
                                                                                     braucht stetige Aufklärung.

                                                                                     Erkenntnis
                                                                                     Hans-Dietrich Reckhaus begann über die Auswirkun-
                                                                                     gen seiner herkömmlichen Produkte nachzudenken
                                                                                     und erkannte daran, dass es neben der Vernichtung
                                                                                     auch Alternativen für den Erhalt der Tiere braucht.
                                                                                     Und so entstand ein neues Geschäftsmodell durch die
                                                                                     Entwicklung von Alternativen zur bisherigen Vernich-
                                                                                     tungsstrategie. Produkte, die nicht töten, sondern im
                                                                                     Gegenteil Lebensräume ermöglichen und fördern, wo
                                                                                     Insekten sich vielfältig entwickeln können, damit ihre
                                                                                     Ausrottung verhindert werden kann.

                                                                                 9                                                     MAGNET Nr.8/2020
Teilgeber*innen - Evangelisch-reformierte Landeskirche ...
Thema

                                                                                   Learnings – auch für die Kirche?
                                                                                   Kann die Kirche etwas lernen, von dem, was sich hier
                                                                                   im Bereich der Wirtschaft ereignet hat. Reckhaus ist
                                                                                   zurückhaltend, meint jedoch, dass der Blick über den
                                                                                   Tellerrand ausschlaggebend für seinen Erfolg gewesen
                                                                                   ist. Die Kirche mit ihrer langen Tradition ist in viel stär-
                                                                                   kerem Masse an Vorgaben gebunden, die nicht einfach
                                                                                   so verändert werden können. Für Reckhaus war

                                                                                       Die Kirche mit ihrer langen Tradition
                                                                                       ist in viel stärkerem Masse an
                                                                                       Vorgaben gebunden, die nicht
                                                                                       einfach so verändert werden können.

                                                                                   der Dialog mit der Kunst so ein Blick über den Teller-
                                                                                   rand. Er weist hin auf Papst Johannes Paul II, der vor
                                                                                   25 Jahren Galileo Galilei rehabilitierte und damit das
                                                                                   mit ihm entstandene neue Weltbild anerkannte. (Die
                                                                                   Erde ist nicht mehr Mittelpunkt des Universums. Anm.
                                                                                   Red.) Welche mutigen Entscheidungen braucht es
                                                                                   heute? Kann auch hier die Kunst Impulse liefern? Oder
Neuerschei-                                                                        eine Wirtschaft, die anders tickt als bisher?
nung Herbst
                    Die Kunstaktion «Fliegen retten in Deppendorf»                    Auf die Frage, mit welchen Stichworten Hans-Dieter
2020 – span-
nende Zusam-        brachte eine Entwicklung in Gang, die, ähnlich wie das         Reckhaus den Prozess mit «Fliegen retten» zusammen-
menhänge            «Nullstern-Hotel»-Projekt der Riklin-Künstler, seine           fasst, antwortet er: «Radikal, konsequent, folgerichtig,
garantiert.         ihre Resonanz in den Medien fand. Mit der Öffentlich-          querdenkend, respektvoll, ungewöhnlich, abenteuer-
Quelle: Bild zVg.   keit verdichtete sich auch der Kontakt zu Leuten, die          lich, sinnstiftend.» Hinter dieser Wortfolge stecken
                    mit ihren Forschungen bereits belegbare Fakten zur             schlaflose Nächte, Tage der Verunsicherung, Gesprä-
                    Nützlichkeit und Bedeutung der Insekten vorweisen              che um Gespräche mit Familienmitgliedern, Geschäfts-
                    konnten. Die ver-rückte Idee gewann an Ernsthaftig-            partnern, Freundinnen und Freunden, Lernerfahrun-
                    keit in der Wirtschaft und Politik und beschleunigte           gen, Enttäuschungen und Erfolge bis hin zu nationalen
                    den fundamentalen Wandel in der unternehmerischen              und europäischen Preisverleihungen für Nachhaltig-
                    Ausrichtung.                                                   keit.
                       «Die Fixierung auf Geld, mit dem man dann sinn-                Insektenbekämpfung und Insektenrettung müssen
                    volle Projekte unterstützen kann, ist der falsche An-          sich nicht widersprechen. «Von aussen erscheint es
                    satz», so Hans-Dietrich Reckhaus. «Von Anfang an               widersprüchlich, doch es fühlt sich sehr richtig an.
                    sinnvolle Produkte herstellen, die nicht nur verbrau-          Auch wenn ihn zuvor noch niemand gegangen ist, es
                    chen, sondern auch ermöglichen, macht deutlich mehr            ist mein Weg. So lange man einen guten Kompass für
                    Sinn und ist langfristig die zielführendere Art von In-        eigene Werte hat, scheint das Ziel erreichbar. Diesen
                    vestitionen.»                                                  Kompass hat der Dialog mit den Künstlern bei mir frei-
                       Aus der Entwicklung entstand das Gütesiegel «In-            gelegt. Das Gespräch über die ethischen Aspekte mei-
                    sect-Respect» für einen neuen Umgang mit Insekten.             ner Geschäftstätigkeit hat mich auf ein Abenteuer ge-
                    Neben der Veränderung des Produktesortiments arbei-            schickt, das ich als Teil meines Lebens wahrnehme»,
                    tete Reckhaus intensiv an der Schaffung von aufkläreri-        fasst Hans-Dietrich Reckhaus die letzten Jahre zusam-
                    scher Literatur und Informationsvideos zum Thema.              men.
                       Im Herbst 2020 erscheint das Buch «Fliegen lassen».                                                       Heinz Mauch-Züger
                    Es ist das dritte Buch zum Themenbereich und, wie die
                    Vorgänger, sicherlich wieder angefüllt mit erstaunli-
                    chen Informationen aus der Welt der Insekten und dem           Mehr Informationen zum Projekt gibt’s auf magnet.jetzt –
                    Zusammenwirken von Menschen und Insekten.                      wählen, anschauen und staunen!

MAGNET Nr.8/2020                                                              10
Thema

             Erfahrungen mit Gott sammeln
                  Selbstgespräche eine Landpfarrers. Teil 16                         Weh. Dann fährt er fort:] Mit jedem Atemzug atmet je-
                                                                                     der Mensch den Namen Gottes. Und in der religiösen
                  Herr Syring, neulich habe ich gehört, wie jemand sei-              Praxis wissen wir, dass die Macht, die wir anrufen, an-
                  nem Pfarrer erklärt hat, warum er Sonntags nicht zum               wesend ist.
                  Gottesdienst kommt. «Sonntags bin ich immer am
                  Wandern. Da bin ich Gott auch nahe.» Habe Sie das                  Und die Natur?
                  auch schon mal gehört?                                                Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich meine
                     Ja. [Er nickt.] Und das ist – einerseits – eine gute Be-        Meditationen verändern, wenn ich das draussen ma-
                  gründung! Viele Gotteserfahrungen, von denen die Bi-               che. In der Natur also. Als ich das Herzensgebet gelernt
                  bel berichtet, finden tatsächlich in der Natur statt.              habe, darüber hatten wir ja auch schon gesprochen,
                  Mose begegnet Gott im brennenden Dornbusch. Elia                   habe ich bemerkt, wie meine Gebete vom Kopf ins
                  im Wind. Jakobus, Petrus und Johannes sehen ebenfalls              Herz herunter gewandert sind. Und seit ich in der Na-
                  auf einem Berg, wie Jesus zu strahlen beginnt. Aber –              tur bete oder meditiere oder übe oder wie immer Sie
                  andererseits – sehe ich nicht, warum das gegen den                 das nennen wollen, ist mein Gebet nochmal tiefer ge-
                  Gottesdienst spricht. Mich tröstet das «auch». «Da bin             sackt. [Seine Hand wandert vom Kopf runter auf die
                  ich Gott auch nahe.» Also schliesst er zumindest nicht             Höhe des Herzens, hält dort kurz an und geht runter
                  aus, dass er Gott auch im Gottesdienst begegnen                    bis zum Bauchnabel.]
Gottesdienst
als natürliche
                  könnte. Das beruhigt mich irgendwie.
Praxis der                                                                           Und jetzt konkret. Wie machen Sie das?
Verbunden-        Ok. Wenn Sie das so sehen, verstehe ich es besser. Wel-               Ich gehe zu einem schönen Platz in der Natur. Blick
heit. ob in der   che Bedeutung hat die Natur denn für Ihre Glaubens-                auf den Säntis. Oder in die Nähe eines Baumes. Oder
Ortskirche        praxis? Sie hatten uns ja auch noch eine Übung ver-                ans Meer. Je nachdem, wo ich gerade bin. Dort bleibe
oder draus-
sen an einem
                  sprochen.                                                          ich stehen oder setze mich hin. Möglichst aufrecht.
Ort, der uns         Richtig. Gut, dass Sie mich erinnern. Ich knüpfe an             Augen halb geschlossen oder auf Unendlich fokussiert.
gut tut.          das letzte Gespräch an. Wir hatten gesagt, dass es mög-            Dann nehme ich meinen Atem wahr. Und dann denke
Quelle: sy        lich sei, das Hören mit dem Ohr des Herzens zu üben.               ich beim Einatmen: Jah. Und beim Ausatmen: Weh. Ich
                                                                                     habe den Mund geschlossen. Mit geöffnetem Mund
                                                                                     wird der Mund irgendwann trocken. Das finde ich un-
                                                                                     angenehm. Oder es fängt an zu kitzeln, weil Ameisen
                                                                                     hineinkriechen. [Er lacht.]
                                                                                        Wenn Sie so üben, werden Sie bemerken, wie Sie
                                                                                     langsam ruhig werden. Das klappt am Anfang vielleicht
                                                                                     nur kurz. Weil Ihnen viele Gedanken durch den Kopf
                                                                                     schiessen. Das ist nicht schlimm. Das ist normal. Das
                                                                                     macht nichts. Wenn Sie merken, dass Ihre Gedanken
                                                                                     abschweifen, kehren Sie einfach wieder zu Ihrem
                                                                                     Atem zurück. Jah-Weh, Jah-Weh.
                                                                                        Und dann üben Sie, solange Sie können. So lange Sie
                                                                                     mögen. Und immer wieder.

                                                                                     Oder Sie setzen sich in eine Kirche. Und wenn Sie nicht
                                                                                     sitzen oder stehen mögen, dann gehen Sie spazieren.
                                                                                     Oder Joggen. Das alles hängt ja nicht an der Form,
                                                                                     oder?
                  Dazu hatten Sie auf den Atem verwiesen.                               Nein. Eben. Wir können so eine Gotteserfahrung ja
                     Genau. In der Sprache der Bibel atmet Gott in uns.              doch nicht herbeizwingen. Wir können uns aber vor-
                  Und so ahmt der Name Gottes, den uns die hebräische                bereiten. Und darum geht es bei aller spirituellen Pra-
                  Bibel offenbart, unseren Atem nach. Der Name JHWH                  xis. Und wer so übt, wird irgendwann merken, dass das
                  ist ein Wort, bei dem wir weder den Mund, noch die                 Gebet von alleine mitläuft. Und so betet er nicht mehr,
                  Zunge bewegen müssen, wenn wir durch die Nase at-                  sondern ist selbst Gebet geworden.
                  men. Der Name Gottes ist reiner Atem. Das ist eigent-
                  lich schon die ganze Übung. Jah-Weh. [Er atmet das                 Lars Syring führte dieses Gespräch mit sich selbst in der Frische des
                  Wort mehrmals. Beim Einatmen: Jah. Beim Ausatmen:                  Septembers 2020.

                                                                                11                                                                    MAGNET Nr.8/2020
Thema

             Pachamama –
     Mutter Erde und das gute Leben
             Ich sitze im Sommer 2012 in einem Theatersaal in
             Cusco, der einstigen Hauptstadt der Inkas und heute
             die Zentrumsstadt der gleichnamigen Provinz in den
             Anden Perus. Ich schaue mir eine Aufführung an von
             traditionellen Volkstänzen. Ich staune über die präch-
             tigen Kostüme, für jeden Tanz werden andere ver-
             wendet, über die Vielfalt der Tänze, dieses Fest der
             Sinne für Augen und Ohren.

             Es folgt ein Tanz, bei dem die Ernte der Oca gefeiert
             wird, einer feinen, süsslichen Knolle, die in den Anden
             wächst. Männer und Frauen schreiten im Kreis, graben
             imaginär in der Erde, füllen ihre Körbe, teilen und
                                                                                                                                        Markt als Ort
             schöpfen daraus einander, und aus imaginären Krügen
                                                                                                                                        des Austau-
             wird Wasser gereicht. In mir breitet sich eine Andacht                                                                     sches von
             aus, als ich diesen Tanz in mich aufnehme. Und mir                                                                         Nahrung und
             wird klar: «das ist Erntedank!». Diese Dankbarkeit,                                                                        Beziehung.
             diese Ernsthaftigkeit, diese Feierlichkeit, und diese
             Freude, sie wird spürbar mit jeder Geste, jeder Bewe-          auch für die Blätter des Cocastrauchs, der in den An-
             gung dieser Choreografie, in den Gewändern und in              den eine sowohl medizinische als auch spirituelle Be-
             jeder Note der Musik.                                          deutung hat. Bei uns ist die Pflanze in Verruf, weil sich
                Gott wird da gedankt, und auch Pachamama, der               aus ihr das gefährliche, süchtig machende Kokain ge-
             Mutter Erde, die die Früchte hervorbringt, die Tiere           winnen lässt. Doch in den Anden, wo die Blätter tradi-
             und Menschen nährt. Ich habe nicht schlecht gestaunt,          tionell mit Kalk gekaut werden, was das in geringen
             als ich erfuhr, dass über 4000 Kartoffelsorten in den          Mengen vorhandene Kokain in ein harmloses Alkaloid
             Anden vorkamen, denn die Anden sind die Wiege der              verwandelt, dienen die Blätter dazu, mehr Sauerstoff
             Kartoffeln, und über 200 Maissorten in den etwas tie-          im Blut aufnehmen zu können, in dieser Höhe sehr
             feren Lagen. Und dazu kommen noch weitere Knollen              wichtig und zentrales Mittel gegen Höhenkrankheit.
             wie eben die Oca, oder Maca und weitere mehr. Welch            Dazu dienen sie als oft einzige Calciumquelle. Und
             ein Reichtum! Dieser muss der kargen Erde mit nur              diese Blätter werden auch immer wieder auf die Erde
             einer Regenzeit auf 3400–3800 m ü. M. aber oft abge-           gestreut als Respektsbezeugung für Mutter Erde. Dass
             rungen werden. Dabei werden Methoden entwickelt,               der Abfall leider genauso auf die Erde gestreut wird, ist
             die Früchte der Erde langfristig haltbar zu machen. Die        allerdings eine andere Geschichte, da geschieht jetzt
             Chuñoknolle wird gefriergetrocknet. Das heisst, sie            zum Glück ein Bewusstseinswandel.
             wird nachts auf die gefrorene Erde gelegt und tagsüber
             wird mit blossen Füssen das Wasser aus ihnen heraus-                                                                       Mit viel Arbeit
             gestampft. Sie werden dann mit der Zeit ganz trocken                                                                       angepflanzt,
                                                                                                                                        gepflegt und
             und bleiben so fast über Jahrzehnte haltbar und sind
                                                                                                                                        geerntet – mit
             Garanten gegen Hungerzeiten. Eingeweicht in Wasser                                                                         Dankbarkeit
             können sie wieder gebraucht werden. Doch erstmals                                                                          empfangen und
             gelingt dieser Prozess nicht immer, weil wegen der Kli-                                                                    zubereitet – im
             maerwärmung die Nächte zu warm sind und die                                                                                Reich der Knollen
             Chuñoernte verdirbt.                                                                                                       lebt noch etwas
                                                                                                                                        vom Bewusstsein
                Der Respekt für die Erde kommt auch zum Tragen,
                                                                                                                                        des Angewiesen-
             indem beim Essen und vor allem beim Trinken immer                                                                          seins. Die Folge:
             etwas an die Erde gegeben wird. Das heisst, wenn eine                                                                      Freude und Dank-
             Flasche mit Chicha (Maisbier) die Runde macht, dann                                                                        barkeit.
             wird der erste Schluck ausgelehrt für die Erde, eine                                                                       Quelle asw

             Respektsbezeugung, und der letzte dann auch. Dies gilt

MAGNET Nr.8/2020                                                       12
Thema

Der Tanz als
Ausdruck der
Dankbarkeit
für das, was
die Erde gibt.
Quelle as

                 Früher, bevor die spanischen Eroberer kamen, war               bau. Da erinnere ich mich an Paulus, wie er in seinem
                 klar: alles, was man der Erde entnimmt, das muss man           Brief an die Römer schreibt: «Wir wissen ja, dass die
                 ihr in irgendeiner Form wieder zurückgeben. Im Acker-          gesamte Schöpfung jetzt noch leidet und stöhnt wie
                 bau ging dies auf mit dem Wechsel des Erntens und              eine Frau in den Geburtswehen.» (Röm 8, 22).
                 neu Einpflanzens. Doch anders ist es bei den Erzen.               Buen vivir – gutes Leben oder auf Quetchua «Sumak
                 Wenn man einem der Berge Erz entnahm, Gold oder                Kausay» ist ein zentrales Prinzip bei den Andenvölkern,
                 Silber oder anderes, dann gab man dem Berg wieder              welches ein gutes Leben in Einklang miteinander und
                 etwas zurück. Man schenkte ihm andere Steine und               mit der Erde beinhaltet. Eigentlich ist es nicht ganz
                 legte sie an den Ort der Entnahme, möglichst in dersel-        präzis übersetzt, denn Sumak heisst schön, nicht gut.
                 ben Menge. Und man bedankte sich beim Berg für die             Dieses Leben beinhaltet eines, das Materielles einbe-
                 Erze. Grösser könnte der Unterschied nicht sein zur            zieht, Soziales (dazu gehören die Beziehungen, die Ge-
                 heutigen, rücksichtslosen Ausbeutung durch internati-          meinschaft) und das spirituelle Leben. Dieses gute Le-
                 onale Grosskonzerne in den Minen, bei denen zum                ben darf nicht auf Kosten anderer Mitglieder der Ge-
                 Teil ganze Berge rücksichtslos abgetragen werden, die          meinschaft gehen und auch nicht auf Kosten der natür-
                 Umwelt vergiftet wird mit Quecksilber oder anderem             lichen Lebensgrundlagen der Natur. Es zielt auf ein
                 und ganze Dörfer enteignet werden für diesen Raub-             Leben in Harmonie mit dem Mitmenschen und der
                                                                                Natur. Dazu gehören Grosszügigkeit, Gastfreundschaft
                                                                                und Teilen.
                                                                                   Und in der Tat, ein solches Leben ist geprägt von
                                                                                Schönheit: Von der Schönheit der Vielfalt der Natur mit
                                                                                ihren unglaublich vielen Sorten, von der Schönheit ei-
                                                                                nes Lebens in Harmonie, eines Lebens im Tanz und
                                                                                Einklang mit der Schöpfung.
                                                                                   Wenn ich mich an meine Aufenthalte dort erinnere,
                                                                                fühle ich mich reich beschenkt von diesem tiefen Res-
                                                                                pekt gegenüber unserer Erde. In dieser Dankbarkeit im
                                                                                Tanz, in dieser Feier der Vielfalt, habe ich erneut die
                                                                                Worte der Schöpfungsgeschichte erfahren: «und siehe,
                                                                                es war sehr gut!».

                                                                                                                     Annette Spitzenberg

                                                                           13                                                        MAGNET Nr.8/2020
Thema

                             Natürlich verwöhnen
             Von leichtem Rosenduft umweht, werde ich im                     Dessertköchin genau, aus welchen Rosenblüten oder
             Schloss Wartegg in Rorschacherberg in eine Mär-                 Kräutern sie aromatischen Sirup herstellen kann, um
             chenwelt versetzt. Hier könnte Dornröschen gelebt               damit jederzeit besondere Süssspeisen zu kreieren. Na-
             haben und der englische Park würde Kobolde und                  türlich findet auch die Floristin im Garten fast alles,
             Elfen begeistern. Auf der Terrasse des Schlossres-              was sie für den perfekten Blumenschmuck im Restau-
             taurants sehe ich zwischen den Bäumen das Glitzern              rant und im ganzen Haus braucht. Ein besonderes Beet
             des Bodensees und die weissen Segelschiffe, lausche             mit Teekräutern lädt die Hotelgäste ein, sich ihre Lieb-
             dem Gesang der Vögel und lasse mich kulinarisch                 lingssorte selber zu schneiden und in der Teeküche
             verwöhnen. «Vierzehn», so heisst der Salat auf mei-             zuzubereiten. Im Sommer kann die Schlossküche 40
             nem Teller. Vierzehn? Ich sehe Grünes in allen Schat-           Prozent des Bedarfes an Gemüse, Kräutern und Früch-
             tierungen und Formen, farbige Blütenblätter der                 ten aus dem eigenen Garten beziehen. Viele andere
             Ringelblume und Kamille, schmecke Fenchel und Thy-              Produkte kommen teilweise direkt von Biobauernhö-
             mian, Spitzwegerich und Schnittlauch. Es scheint mir,           fen in der Nachbarschaft, vom Appenzellerland bis ins
             als wäre der Koch mit der Schere durch den Garten               Rheintal oder dem Thurgau.
             spaziert und hätte sich überall bedient.
                                                                             Schlossschafe und Schlossbienen
             Ich will es genauer wissen und darf mit auf Sammeltour.         Eintönigen, kurzgeschnittenen Rasen findet man im
             Ausgerüstet mit Chromstahlgefäss und Schere ziehen              Schlosspark nicht. Dafür Frühlingswiesen voller
             wir los. Schon bevor wir den Garten erreichen, bückt            Schneeglöcklein und Osterglocken. Im Sommer blühen
             sich die Köchin nach Kleeblättern Löwenzahn und                 artenreiche Blumenwiesen, umschwärmt von Insekten
             Spitzwegerich. Im grossen Gemüse- und Blumengarten              und Schmetterlingen. Das Wollgras schimmert weiss
             folgen Schafgarbenblüten, Kamille, Borretsch, Melisse,          und im Herbst leuchten die Bäume in allen Farben.
             Lavendelminze und noch vieles mehr. Vierzehn Sa-                Eine Herde Bündner Oberländer Schafe, ebenfalls eine
             chen müssen es sein, wie der Name sagt – diesmal sind           ProSpecieRara-Sorte, weidet auf den Wiesen des Parks
             es weit mehr. Der Salat verändert sich im Laufe der             und neben dem kleinen Haus der «Schlossbienen»
             Jahreszeiten, so wie sich das Angebot in der Natur ver-         sorgt eine spezielle Bienenweide dafür, dass jederzeit
             ändert.                                                         genug Nahrung für die Tierchen vorhanden ist.              Düfte sam-
                                                                                                                                        meln –
                                                                                                                                        Auge und
             Vom Biogarten auf den Teller                                    Nationales Gartendenkmal
                                                                                                                                        Gaumen wer-
             Was diesen Salat auszeichnet, zieht sich als roter Faden        Die 13 Hektaren grosse Englische Parkanlage von 1860       den verwöhnt.
             durch alle Bereiche des Schlosses. Achtsamkeit und              mit ihrem alten, artenreichen Baumbestand, den klei-       Quelle: jh
             Natürlichkeit. Lange bevor Bio im Trend lag, entschied
             sich die Schlossbesitzerfamilie Mijnssen, ihren Betrieb
             nach biologischen Grundsätzen zu bewirtschaften und
             sich auch in der Schlossküche auf biologisch angebaute
             und produzierte Produkte zu beschränken. Durch das
             Wirken eines überzeugten Biogärtners mit einem enga-
             gierten Team überrascht der Garten immer wieder mit
             seiner Vielfalt an Blumen, Beeren, Kräutern und Ge-
             müse. Der sorgsame Umgang mit dem Boden und den
             Pflanzen ist im demeterzertifizierten Garten selbstver-
             ständlich. Mit biodynamischen Präparaten wird der
             Gartenerde und dem Kompost eine Art Heilmittel ver-
             abreicht, welches Wachstum und Qualität der Pflanzen
             fördert. «Wir geben dem Boden damit etwas von dem
             zurück, was er uns schenkt», erklärt der Schlossgärtner.
             Neben bekannten Pflanzen wachsen im Schlossgarten
             viele alte, vom Aussterben bedrohte ProSpecieRara
             Sorten.

             Rosmarinsorbet und Appenzellerquark
             Dank eines ideenreichen Küchenteams wird das Som-
             mergefühl auf das ganze Jahr ausgedehnt. So weiss die

MAGNET Nr.8/2020                                                        14
Thema

Einfach schön
– bei jedem
Wetter.
Quelle:
patotra.com

                                                                                deckten, war ein Zufall. Ihr Entschluss, das Schloss und
                                                                                den Park zu kaufen und der Öffentlichkeit zugänglich
                                                                                zu machen, ein Glücksfall. Nach mehrjährigen, sorgfäl-
                                                                                tig geplanten und ausgeführten Umbauten konnte
                                                                                1998 das Hotel eröffnet werden. Die Verbindung von
                                                                                Ursprünglichem und Neuem ist ausgezeichnet gelun-
                                                                                gen. Die hellen Räume, teilweise ausgestattet mit Holz
Überreiche
Fülle mit viel                                                                  aus dem Park, wirken schlicht und elegant. Das prunk-
Geschmack.                                                                      volle geschnitzte Treppengeländer, die kunstvolle
Quelle: jh                                                                      Stuckdecke im Treppenhaus oder das einzigartige tür-
                                                                                kise Bad jedoch erinnern an Zeiten, als Adlige im
                 nen Bächen und Lichtungen scheint beinahe unbe-                Schloss ein und aus gingen.
                 rührt. Diese grüne Oase mit einem durchdachten Netz
                 an Sapazierwegen ist frei zugänglich und trotz der             Ein Schloss für alle
                 Nähe zur Strasse hört man vor allem den Gesang der             Familie Mijnssen wollte einen Ort schaffen, an dem
                 Vögel und leises Wasserrauschen. Nur sorgsam aufge-            sich Gäste wohl fühlen, dem Alltag entfliehen und sich
                 schichtete Asthaufen, welche Kleintieren Unterschlupf          in schönster Umgebung verwöhnen lassen können.
                 bieten, zeugen davon, dass hier das Gartenteam und             Heute ist das Schloss gleichzeitig Hotel, Restaurant, Se-
                 Freiwillige viele Arbeitsstunden leisten, um den Park          minarhotel und Begegnungsort für Konzerte und an-
                 zu pflegen.                                                    dere kulturelle Veranstaltungen. Die herzliche Gast-
                                                                                freundschaft, der natürliche, ungezwungene Umgangs-
                 Rettung vor dem Zerfall                                        ton, das feine Essen in Bioqualität und die einzigartige
                 Mitten in dieser Naturoase steht das leuchtend weisse          Umgebung ziehen Gäste jeden Alters und verschie-
                 Schloss mit Zinnen, roten Ziegeldächern und einem              denster Herkunft an. Auch Kinder fühlen sich im weit-
                 stolzen Turm. Der romantische, schmiedeeiserne Tor-            läufigen Park und auf dem Spielplatz wohl. Und sollte
                 bogen ist rosenumrankt, schmuckvolle Balkone zieren            es regnen, sorgt das liebevoll eingerichtete Kinder-
                 die Fassade und eine Terrasse lädt zum Verweilen ein.          spielzimmer dafür, dass keine Langeweile aufkommt.
                 Kaum zu glauben, dass diesem Gebäude vor 30 Jahren             Niemand muss adlig sein, um einmal in einem richti-
                 der Verfall drohte und für Teile des Parks Überbauungs-        gen Schloss zu wohnen. So können Wünsche erfüllt
                 pläne vorhanden waren. Dass Christoph und Angelika             und Märchen wahr werden.
                 Mijnssen das baufällige Objekt in den 90-er Jahren ent-                                                  Judith Husistein

                                                                           15                                                         MAGNET Nr.8/2020
Weitblick

                       Es geht wieder los!                                                          Konzert Hackbrett und Orgel
                                                                                                      Mit Hans Sturzenegger und Elisabeth Sager

                                                                                                  Hans Sturzenegger aus Spei-
                                                                                                  cher ist ein über unsere Region
                                                                                                  hinaus bekannter und versier-
                                                                                                  ter Hackbrettspieler. Er spielt
                                                                                                  sowohl in verschiedenen Ap-
                                                                                                  penzeller- Formationen als
                                                                                                  auch solistisch zur Freude sei-
                                                                                                  ner Zuhörer. Elisabeth Sager
                                                                                                  war von 1975 bis 2019 als Or-
                                                                                                  ganistin in Bühler sowie mit
                                                                                                  Teilpensen in Gais und Teufen
                                                                                                  tätig. In einer dieser Kirchen
             Nicht alle Menschen sind in der glück-    Daten vormerken:                           war es auch, wo die beiden Mu-
             lichen Lage am Sonntag Familie, Freun-    1. November, 6. Dezember.                  siker sich trafen und begannen,
             de und Bekannte um sich zu haben. Im      2021: 3. Januar, 7. Februar, 7. März.      gemeinsam zu musizieren, bei
             Sunntigs-Kafi finden Alleinstehende,      Jeweils von 9.30 bis 17.00 Uhr in der      Hochzeiten, Beerdigungen und
             Alleinerziehende oder auch Familien ei-   Oase, MZG Waldstatt.                       Sonntagsgottesdiensten. Die
             nen Ort, in dem sie Menschen begeg-                                                  Kombination von Hackbrett
             nen, sich austauschen, miteinander        Infos: Sonja Schwald, sonja.schwald@       und Orgel war anfänglich eher
             spielen oder einfach in einer Gemein-     bluewin.ch und Helene Müller, helene.      unüblich, gewann aber schnell
             schaft verweilen können.                  mueller@bluewin.ch                         sehr viel Sympathie bei den Zu-
                                                                                                  hörern. Am Konzert in Heiden
                                                                                                  werden Werke aus Barock und

                                  SILENTIUM
                                                                                                  Klassik zu hören sein, sowie löpfige und
                                                                                                  besinnliche Melodien aus der Volksmu-
                                                                                                  sik. Sonntag, 25. Oktober, 17.00, evan-
                                    In der Musik die Stille finden                                gelische Kirche Heiden. Eintritt frei,
                                                                                                  Kollekte. Herzlich willkommen!

                                                                                                                                 Oberer Graben 42 | 9000 St.Gallen
                                                                                                                                 071 220 81 80 | info@efh-sgapp.ch
                                                                                                                                 www.efh-sgapp.ch

                                                                                                     WIR MACHEN FRAUEN                                      IN NOTLAGEN   STARK
             Stille als Klangerfahrung – das nächs-    sie hörbar. Die anderen Werke gruppie-
             te Programm des Appenzeller Kam-          ren sich um dieses Stück und berühren
             merorchesters lotet Gegensätze in         in sehr unterschiedlicher musikalischer
             der musikalischen Ausdruckskraft          Sprache ebenfalls den Gegensatz zwi-
                                                                                                              WIR SIND EINE BERATUNGS-
             aus. Im Mittelpunkt der Konzerte am       schen Extra- und Introvertiertheit. Da-
                                                                                                              STELLE FÜR FRAUEN.
             Samstag, 7. November 2020, 19 Uhr,        bei geht Pärt mit «Silentium» in die
             in der Aula der Kantonsschule Trogen      Randgebiete des Klangs mit extremem
                                                                                                              INFORMIEREN SIE SICH ÜBER
             und am Sonntag, 8. November 2020,         Pianissimo und von den Soloviolinen                    UNSER ANGEBOT. www.efh-sgapp.ch
             17 Uhr, in der Tonhalle St.Gallen steht   (Christine Baumannn und Werner Mei-
             Mozarts bekanntes Klarinettenkon-         er) gespielten extremen Höhen. Die                     IHRE SPENDE GIBT POWER,
             zert KV 622 mit Ignazio Pisana als So-    Stille als Klangerfahrung und das Still-               VIELEN DANK!
             list.                                     stehen der Zeit ist musikalisch umge-                                                       Jetzt spenden!
                                                                                                                                                       Jetzt spenden!
                 Mozarts bekanntes Klarinettenkon-     setzt in den beiden Liedern von Dow-                   Für Spenden:
                                                                                                              IBAN CH34 0900 0000 9000 2683 8
             zert in A-Dur KV 622 – mit dem Solis-     land mit Maria Walpen als Solistin. Res-
                                                                                                              oder ganz einfach mit der
             ten Ignazio Pisana – lotet mit seiner     pighi schliesslich bildet mit seinem an
                                                                                                              Twint App.
             Spielfreude im ersten und letzten Satz    barocke Vorbilder anknüpfenden Werk                                                        Mit TWINT App scannen
                                                                                                                                                   und Betrag eingeben.
             und dem verinnerlichten langsamen         «Antiche danze ed arie» die Klammer
             Zwischensatz die Pole der musikali-       zwischen diesen Kompositionen. Ein-
             schen Ausdruckskraft aus und macht        tritt frei, Kollekte.
                                                                                                                                                   Mit TWINT App scannen
                                                                                                                                                    und Betrag eingeben.

MAGNET Nr.8/2020                                                         16
Weitblick

             Erstmals Diplome
                              Und neuer Berufstitel
Die Diplomfeier des TDS Aarau vom
29. August war der Schlusspunkt im
Prozess der staatlichen Anerkennung.
23 Studierende der Pilotklasse nah-
men in der Stadtkirche Aarau zwei
Diplome entgegen: Eines in Sozialdia-
konie und zum ersten Mal auch ein
Diplom in Gemeindeanimation HF.              solventen nachgeschickt», erklärte er
                                             vor der Diplomübergabe.                     selber, sondern: «Die Superhelden seid
Rektor Christoph Schwarz hob hervor,            Diese war denn auch der Höhepunkt        ihr, die ihr uns diese Ausbildung ermög-
dass vor einigen Tagen der Schlussbe-        der Feier. Begleitet von einem Zuspruch     licht habt: Eltern, Dozierende, Vor-
richt der Expertenkommission ange-           aus der Bibel überreichten drei Dozen-      stand, Begleiterinnen unserer berufli-
kommen sei: «Unsere Schule wird für          tinnen und vier Dozenten des TDS            chen Ausbildung, TDS-Leitung …», so
die staatliche Anerkennung vorbehalt-        Aarau die Diplome. Sie gratulierten         der Moderator.
los empfohlen», freute er sich. So sei er    zum erfolgreichen Bestehen des vier-            Ueli Frey, Präsident des TDS Aarau,
zuversichtlich, dass bald die definitive     jährigen Lehrgangs.                         bedankte sich für die Wertschätzung
eidgenössische Anerkennung eintref-             Die Diplomklasse führte engagiert        der Diplomklasse. Angelehnt an ein Bi-
fen werde. «Das Diplom in Gemeinde-          durch die Feier, welche sie unter das       belwort aus dem Hebräerbrief ermutig-
animation ist ein vorläufiges, das defini-   Motto «Superhelden» gestellt hatte.         te er die Diplomierten: «Jesus Christus
tive wird den Absolventinnen und Ab-         Dieses beziehe sich nicht etwa auf sie      ist derselbe, vor vier Jahren – als euer
                                                                                         Studium anfing – , heute – beim Start in
                                                                                         eure berufliche Aufgabe, und auch in

                          Cabane H                                                       vier Jahren!»

                                                                                         Ausgerüstet mit einer starken
                             Kunst, Kultur und Stille                                    inneren Überzeugung
                                                                                         Karin Härry, Bibliothekarin des TDS
                                             Dank grosszügiger Spenden konnte sie        Aarau, ermutigte die Diplomklasse in
                                             fachmännisch restauriert und 2017 fei-      ihrer Festpredigt zum Einsatz für die
                                             erlich eröffnet werden. Heute wird die      Mitmenschen aus einer starken inne-
                                             Cabane als Rückzugsort und Raum der         ren Überzeugung heraus: «Wie die Su-
                                             Stille geschätzt, sie kann jedoch auch      perhelden (aus dem Kino) sich für das
                                             für feierliche Anlässe oder besondere       Gute einsetzen: Setzt auch ihr das Ge-
                                             Veranstaltungen gemietet werden. Jähr-      lernte verantwortungsvoll ein!» In An-
                                             lich lädt der Verein «Cabane H» zudem       lehnung an die sinnbildliche Waffenrüs-
                                             Kunstschaffende ein, den Raum als tem-      tung (aus dem Epheserbrief) ermutigte
                                             poräres Atelier und Galerie zu nutzen.      Karin Härry die Diplomierten: «Rüstet
                                                 Nach Ausstellungen von Margrit          euch mit der Rüstung der richtigen
                                             Edelmann Oertli, 2018, und Walter An-       Überzeugung. Verlasst euch mit dem
jh. Sie waren ein Markenzeichen der          gehrn, 2019, kann noch bis Dezember         Schild des Glaubens auf Jesus Christus.
Expo 02 – die sieben kleinen, rosti-         2020 die dritte Installation in der Caba-   Vertraut darauf, dass die Verbindung
gen Kapellen am Ufer des Murten-             ne besucht werden: «Subjektive Karto-       mit ihm euch Kraft gibt, damit ihr in
sees. Im Auftrag der schweizerischen         graphie Wartegg». In filigranen Papier-     dem Moment, wenn das Leben euch
Landeskirchen hatte Stararchitekt            schnitten setzte die Künstlerin Sandra      auf die Probe stellt, das Richtige tun
Jean Nouvel die «Cabanes» entwor-            Kühne, Zürich, ihre Wahrnehmungen           könnt.»
fen.                                         und Wege im Schlosspark Wartegg um.             Eine Absolventin und ein Absolvent
                                             Scheinbar frei im Raum schwebend            liessen die Anwesenden teilhaben an
2008 kam eine Cabane als Schenkung           wurde daraus ein faszinierendes, drei-      den Höhen und Tiefen der letzten vier
ins Appenzellerland, mit der Auflage,        dimensionales Weggespinst, in wel-          Jahre. In Bildern und Anekdoten wur-
sie öffentlich zugänglich zu machen.         chem laufend neue Details aus dem           den Ereignisse wie die Gemeinschafts-
Die Initianten gründeten einen Verein        Park und den Eindrücken der Künstle-        wochen hochgehalten. Mit Dozieren-
und bemühten sich jahrelang, einen           rin entdeckt werden können. Die Caba-       den wurde auch mal gerungen um eine
Standort im Appenzellerland zu finden.       ne kann täglich besucht werden. Den         Reduktion der Aufgabenlast. Natürlich
Dies war nicht möglich und so erwies         Schlüssel erhalten Sie an der Réception     durfte auch die «Liebes-Statistik» nicht
es sich als Glücksfall, die Cabane nach      von Schloss Wartegg.                        fehlen: Von den 29 Studierenden ver-
neun Jahren im Schlosspark Wartegg,              Kontakt: Maria Schnellmann, info@       lobten sich oder heirateten 14, darun-
Rorschacherberg platzieren zu dürfen.        bfagmbh.ch, Telefon 071 891 69 58.          ter ein Paar aus der Klasse.

                                                               17                                                            MAGNET Nr.8/2020
Weitblick                                                                        Agenda

                                                                                                                                              KAPELLE SCHWÄGALP
                                                                                       Gottesdienstbeginn jeweils um 9.45 Uhr

                                                                                       Vollständige Übersicht auf www.magnet.jetzt unter
                                                                                       Service>Gemeindeseiten>Schwägalp Kapelle

                                                                                       Situation COVID-19
                                                                                       Erkundigen Sie sich bitte auf der Webseite der Landeskirche
                                                                                       beider Appenzell www.ref-arai.ch über die Durchführung der
                                                           Quelle: Alliance Sud        Gottesdienste.

                       Beschämender Deal                                               Sonntag, 4. Oktober: Käthi Meier-Schwob, Goldach
                                                                                       Sonntag, 11. Oktober: Hans Jörg Fehle, Wattwil
                   Agrarreform und Konzernverantwortung                                Sonntag, 18. Oktober: Hans Jörg Fehle, Wattwil

             Ende August beschloss die Wirtschaftskommission des                       www.ref-urnaesch.ch                                                         URNÄSCH
             Ständerats, die vom Bundesrat initiierte Agrarreform                      Pfr. Markus Grieder      071 364 11 63   pfarramt-urnaesch@bluewin.ch
             AP22+ zu stoppen. In diesem Zusammenhang berichtete
                                                                                       Sonntag, 4. Oktober
             die Sonntagszeitung über einen Deal zwischen Markus Rit-
                                                                                            9.30       Gottesdienst, Ellen Schout, Oberuzwil,
             ter, Präsident des Schweizerischen Bauernverbands (SBV)
                                                                                                       Kollekte: Verein Trauer nach Suizid
             und Ruedi Noser, Economiesuisse-naher FDP Ständerat
             des Kantons Zürich. Um die Agrarreform, die von einem                     Sonntag, 11. Oktober
             Teil der Schweizer Landwirte abgelehnt wird, zu stoppen,                       9.30       Gottesdienst, Ellen Schout, Oberuzwil,
             erkaufte sich Ritter die Unterstützung der FDP.                                           Kollekte: Stiftung Kinder und Familie
                                                                                       Sonntag, 18. Oktober
             Der Preis: Bauernpräsident Ritter will sich bei seinem Ver-                    9.30       Gottesdienst, Ellen Schout, Oberuzwil,
             band für die Verabschiedung der Nein-Parole zur Konzernver-                               Kollekte: Bibelkollekte
             antwortungsinitiative stark machen. «Wir schlagen unserer                 Sonntag, 25. Oktober
             Basis die Nein-Parole vor und wollen dann auch dafür kämp-                     9.30       Gottesdienst, Pfr. Markus Grieder, Kollekte:
             fen. Es braucht eine gute Zusammenarbeit unter den Wirt-                                  Religion und Gesellschaft Ost und West
             schaftsverbänden», lässt sich Ritter in der Sonntagszeitung
                                                                                       Sonntag, 25. Oktober
             zitieren. Und weiter: «Wir sind schon der Meinung, dass wir
                                                                                            9.30       Sonntagschule
             als grosse Wirtschaftsverbände in grundlegenden Fragen zu-
             sammenarbeiten sollten.» Ich finde diesen Deal unverständ-                Freitag, 30. Oktober
             lich, empörend und gefährlich. Unverständlich, weil die                       19.30       Taizé-Abendgebet
             Schweizer Landwirte von der Initiative nicht betroffen sind.              Freitag, 30. Oktober
             Es gibt also keinen Grund, warum der SBV überhaupt eine                       15.00       Bibelstunde im WPZ
             Parole dazu verfassen sollte.
                                                                                       Samstag, 31. Oktober
                 Empörend, weil im Gegensatz zu den Schweizer Bauern                        9.00       bis 11.00, Kontemplation im Chor der Kirche
             die Landwirte in den Entwicklungsländern sehr wohl von der
             Initiative betroffen sind, beziehungsweise von deren Umset-
             zung profitieren würden. So haben zum Beispiel Bauernfami-                www.ref-herisau.ch                                                          HERISAU
             lien in Liberia oder Indonesien Land an Palmölfirmen verlo-               Pfrn. Esther Furrer        071 354 70 62 Studienurlaub bis Ende Nov.
             ren, die darauf Plantagen errichteten. In beiden Ländern sind                                        esther.furrer@ref-herisau.ch
                                                                                       Pfr. Peter Solenthaler     071 354 70 61 peter.solenthaler@ref-herisau.ch
             auch Schweizer Firmen in diese Machenschaften involviert.
                                                                                       Pfr. Jakob Bösch Stv.      071 354 70 62 jakob.boesch@ref-herisau.ch
             Sie könnten bei einer Annahme der Initiative in Zukunft,
                                                                                       Pfrn. Anna Katharina Breuer      071 354 70 64
             wenn sie Menschenrechte verletzen, endlich zur Rechen-                                                     annakatharina.breuer@ref-herisau.ch
             schaft gezogen werden. Aus Solidarität mit ihren Berufskolle-             Pfrn. Johanna Spittler     071 354 70 63 johanna.spittler@ref-herisau.ch
             ginnen und -kollegen in diesen Ländern sollten die Schweizer              Marcel Künzle              071 354 70 65 jugendarbeit@ref-herisau.ch
             Bäuerinnen und Bauern daher für die Konzernverantwor-                     Jugendarbeit

             tungsinitiative stimmen und am 29. November dafür ein JA                  Annalies Taverna           071 354 70 60 sekretariat@ref-herisau.ch
                                                                                       Sekretariat                Mo–Fr 9–11.30, 14–16 Uhr
             in die Urne legen. Gefährlich ist dieser Deal, weil er die
                                                                                       Beatrix und Daniel         071 351 26 15 mesmer@ref-herisau.ch
             Glaubwürdigkeit von demokratischen Prozessen untergräbt.                  Künzle Mesmerdienst
             Ganz zu schweigen von der Glaubwürdigkeit des Schweize-
                                                                                       Sonntag, 4. Oktober
             rischen Bauernverbands.
                                                                                           10.00       Gottesdienst mit Predigtnachgespräch, Pfrn.
                 Noch haben die 106 Mitglieder der Landwirtschaftskam-
                                                                                                       Johanna Spittler, Kirchgemeindehaus (KGH)
             mer des Bauernverbandes keine Parole zur Konzernverant-
             wortungsinitiative gefasst. Ich hoffe sehr, dass sich die dort            Sonntag, 11. Oktober
             vertretenen Schweizer Bäuerinnen und Bauern klar gegen                        10.00       Gottesdienst, Pfr. Jakob Bösch, KGH
             die politischen Ränkespiele ihres Präsidenten aussprechen –               Samstag, 17. Oktober
             und sich solidarisch mit ihren Kolleginnen und Kollegen zei-                  17.00       Gottesdienst mit dem Herbsttage-Team,
             gen.                                Tina Goethe – Brot für Alle                           Mitwirkung: Band Impuls, kath. Kirche

MAGNET Nr.8/2020                                                                  18
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