Zürcher Wirtschaftsmonitoring - Volkswirtschaftliche Auswirkungen der Corona-Pandemie: Einschätzungen und Prognosen Juni 2020 - Kanton Zürich
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Kanton Zürich Volkswirtschaftsdirektion Amt für Wirtschaft und Arbeit Zürcher Wirtschaftsmonitoring Volkswirtschaftliche Auswirkungen der Corona-Pandemie: Einschätzungen und Prognosen Juni 2020
Inhaltsverzeichnis 3 Kanton Zürich 3 Corona-Pandemie belastet Zürcher Wirtschaft Die Pandemiemassnahmen führten zu einem abrupten Ein- bruch der Wertschöpfung im zweiten Quartal 2020. Praktisch alle Branchen sind betroffen – nur das Baugewerbe und die Banken zeigen weiterhin eine gute Geschäftslage. 9 Berufseinsteigende am stärksten von Zunahme der Arbeitslosigkeit betroffen Junge Erwachsene sind häufig in Branchen wie dem Gastgewerbe und dem Unterhaltungs- sektor tätig, welche von der Corona-Krise stark betroffen sind. 13 Schweiz und 13 Die Weltwirtschaft in der Schockstarre Infolge der Ausland Corona-Pandemie steht die Weltwirtschaft 2020 vor einer Rezession, die Ungewissheit über das Ausmass des wirt- schaftlichen Einbruchs bleibt jedoch hoch. 20 Wirtschaftsdaten & Prognosen Impressum Herausgeber Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) Walchestrasse 19 Postfach 8090 Zürich Redaktion Kommunikation AWA Volkswirtschaftliche Analysen Fachstelle Volkswirtschaft AWA Gestaltung Works Design, Zürich Redaktionsschluss Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 3. Juni Zürcher Wirtschaftsmonitoring / Juni 2020 2
Kanton Zürich Corona-Pandemie belastet Zürcher Wirtschaft Im zweiten Quartal kam es zu einem abrupten Einbruch der Wertschöpfung im Kanton Zürich infolge der Pandemiemassnahmen. Fast alle Branchen sind betroffen, nur das Baugewerbe und die Banken zeigen weiterhin eine gute Geschäftslage. Auch die Erwartungen für die nächsten Monate sind noch sehr durchzogen. Infolge der Lockerung der Lockdown-Massnahmen dürfte es dennoch im zweiten Halbjahr 2020 zu einer starken Erholung kommen und ein guter Teil des Einbruchs wettgemacht werden. Die Arbeits losigkeit steigt bis Ende 2020 weiter an. Der Lockdown zur Eindämmung der Corona-Pandemie, der «schlecht» erachtet wird. Dies ist der Fall in der Industrie, im Mitte März vom Bund angeordnet wurde, hat in der Zürcher Detail- und Grosshandel, in der Branche Verschiedene Dienst- Wirtschaft tiefe Spuren hinterlassen. Alle Branchen vermelden leistungen und wenig überraschend im Gastgewerbe. Das ist starke Einbussen ihrer Geschäftstätigkeit im Frühjahr, erkennt- ein sehr abrupter Wechsel, da die Unternehmen im ersten Quar- lich an der abrupten Verschlechterung ihrer Geschäftslage im tal für alle Branchen noch eine gute Lage rapportiert hatten. zweiten Quartal. Dies ist in Grafik 1 daran ersichtlich, dass alle Kreise unterhalb der waagrechten Mittellinie liegen. Die Ver- Je weiter links der Kreis in der Grafik 1 liegt, umso schlechter schlechterung war in den meisten Branchen so massiv, dass beurteilen die Unternehmen ihre Geschäftslage. Das Gastge- die Geschäftslage von der Mehrheit der Unternehmen als werbe leidet demnach eindeutig am stärksten unter der Krise, deutlich stärker als der Grosshandel. Dieser wiederum leidet stärker als die Verschiedenen Dienstleistungen, der Detailhan- del oder die Industrie. Komponenten der Verschiedenen Dienstleistungen –– Wirtschaftliche Dienstleistungen: Dienstleistungen des Grund- Im Baugewerbe und insbesondere bei den Banken läuft das stücks- und Wohnungswesens, eine Vielzahl von freiberuflichen, technischen und wissenschaftlichen Dienstleistungen, Vermittlung Geschäft dagegen trotz der jüngsten Verschlechterung noch von Temporärstellen. recht gut, ersichtlich an der Position rechts von der senkrech- –– Persönliche Dienstleistungen: Gesundheits- und Sozialwesen, Kunst, Unterhaltung und Erholung, sonstige Dienstleistungen. ten Achse. Mehr zu den Banken folgt auf Seite 6. Im Baugewer- –– Verkehr, Transport, Information und Kommunikation: hier sind die be hat sich die Geschäftslage vor allem bei den kleinen und Teilkomponenten im Titel ersichtlich. 1 Verschlechterung der Zürcher Geschäftslage im 2. Quartal Wertschöpfungsanteile und Geschäftslage im Kanton Zürich Verbesserung zur Vorperiode Veränderung der Geschäftslage gegenüber der Vorperiode 0 schlechte Geschäftslage gute Geschäftslage Banken −20 Baugewerbe Industrie Die aktuellen Daten der Geschäftslage beziehen Detailhandel sich auf die verfügbaren Monate des aktuellen Quartals. Der Vergleich erfolgt zum Mittelwert des −40 Vorquartals. Versch. Dienstleistungen Die Grösse der Kreise steht proportional für den Grosshandel jeweiligen Anteil der Wertschöpfung einer Bran- −60 che an der gesamten Wertschöpfung im Kanton. Die Industrie nimmt dabei einen höheren Anteil als der Detailhandel ein, aber einen kleineren als die verschiedenen Dienstleistungen. Die Banken Gastgewerbe und der Grosshandel sind ebenfalls bedeutende −80 Branchen, gemessen am Anteil ihrer Wertschöp- Verschlechterung zur Vorperiode fung, während das Gastgewerbe und auch das −50 −25 0 25 Baugewerbe ein deutlich geringeres Gewicht Aktuelle Geschäftslage aufweisen. Quellen: BAK Economics (Wertschöpfungsanteil), KOF, ETH Zürich (Geschäftslage im Kanton Zürich) Zürcher Wirtschaftsmonitoring / Juni 2020 3
Kanton Zürich mittleren Firmen im Kanton Zürich verschlechtert, während die von 2009. Zudem hatte sich die Ertragslage seit Anfang Jahr grossen Baufirmen nur eine geringe Trübung ihrer Geschäfts erst wenig verschlechtert, nach einer Aufholphase bis Ende lage vermelden. Das Ausbaugewerbe wurde zudem stärker ge- 2019. Dies dürfte mit der Tatsache zusammenhängen, dass sich troffen als das Bauhauptgewerbe. Offen bleibt, ob dies in einem die Verkaufspreise bis Ende 2019 spürbar erholt und sie seither Zusammenhang mit unterschiedlichen Umsetzungsmöglichkei- erst wenig nachgelassen haben. Diese Verbesserung bei der Er- ten der Hygienemassnahmen steht oder dem Umstand, dass tragslage der Industriebetriebe dürfte die Ausgangslage für die Ausbautätigkeiten einfacher zeitlich verschoben werden konn- jetzige Krise stärken. ten als die Tätigkeiten im Bauhauptgewerbe. Ein genauerer Blick auf die Teilbranchen (Grafik 3, Seite 5) be- Bauhauptgewerbe Arbeiten von Hoch- und Tiefbau z.B. Bau von Gebäuden und stätigt, dass sich die Auftragslage erst in recht beschränktem von Strassen Ausmass verschlechtert hat und die jüngsten Schwankungen Ausbaugewerbe des Bestellungseingangs mehrheitlich im Rahmen der letzten Arbeiten im Bereich Bauinstallation und sonstiger Ausbau, Quartale blieben. Die Teilbranchen Chemie und Pharma sowie z.B. Elektroinstallation, Dämmungsarbeiten, Fussboden- und Papier und Druck zeigen zwar eine etwas getrübte Auftragsla- Plattenlegerei ge im Vergleich zu Ende 2019. Die Lage bei Papier und Druck dürfte allerdings nicht nur durch die Pandemie, sondern auch in- folge des strukturellen Wandels durchzogen sein, wie schon seit Längerem. In den Teilbranchen Elektrische Geräte, Metall so- Die Industrie hält sich verhältnismässig gut wie Maschinen und Fahrzeuge ist keine abrupte Verschlechte- Infolge der Corona-Pandemie haben sich in der Industrie die rung der Lage erkennbar. Insgesamt wurde in der Industrie die meisten Indikatoren etwas verschlechtert, allerdings bisher in Aufschwungs dynamik, welche sich um den Jahreswechsel recht mässigem Ausmass im Vergleich zu früheren rezessiven 2019/2020 angekündigt hatte, durch die Corona-Krise unter- Phasen wie beispielsweise dem Ausbruch der Finanz- und Wirt- brochen. Die Auftragslage hat sich verschlechtert, ein dramati- schaftskrise von Ende 2008. In Grafik 2 ist dies ersichtlich am scher Einbruch wie bei früheren Krisen kann sich allenfalls noch leichten Rückgang des Bestellungseingangs. Der Indikator für zeigen, ist aber bisher nicht erkennbar. Dieses Bild wird durch die in den Sommermonaten erwartete Produktion hat sich im die noch bescheidene Abrechnungsquote von Kurzarbeit in der April stark verschlechtert und im Mai wieder etwas verbessert. Zürcher Industrie bestätigt. Siehe dazu Seiten 11 und folgende. Auch dieser Indikator liegt bisher deutlich über dem Tiefpunkt Allerdings sind die Auftrags-, Produktions- und Lieferprozesse 2 Abnahme der Industrieproduktion in den kommenden Monaten erwartet Auftrags- und Ertragseinschätzung der Zürcher Industrie, saisonbereinigt Höher / Verbesserung 40 20 0 –20 –40 –60 Niedriger / Verschlechterung 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 Ertragslage (letzte 3 Monate) Erwartete Produktion (nächste 3 Monate) Verkaufspreise (letzte 3 Monate) Bestellungseingang (Vorjahresveränderung, geglättet) Quelle: KOF, ETH Zürich Zürcher Wirtschaftsmonitoring / Juni 2020 4
Kanton Zürich 3 Auftragslage in der Industrie erst wenig verschlechtert Kanton Zürich: Bestellungseingänge nach Branchen, Vormonatsveränderung, saisonbereinigt 100 Papier und Druck Metall Chemie und Pharma Maschinen und Fahrzeuge 50 Elektrische Geräte 0 –50 –100 J J A S O N D J F M A M 2019 2020 Quelle: KOF, ETH Zürich 4 Abrupter Einbruch der Geschäftslage im Gastgewerbe Kanton Zürich: Branchenindikatoren im Gastgewerbe, saisonbereinigt 60 Verbesserung 40 20 0 –20 –40 –60 Absatz (im Vergleich zum Vorjahresquartal) Aktuelle Geschäftslage –80 Erwartete Geschäftslage (nächste 6 Monate) Verschlechterung –100 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 Quelle: KOF, ETH Zürich in der Industrie naturgemäss langsamer als im Dienstleistungs- Wirtschaftskrise. Auch die Erwartungen für die kommenden bereich. Die weitere Entwicklung hängt von der Stärke der Erho- sechs Monate sind auf einem Tiefpunkt. Dargestellt sind die lung der Weltwirtschaft und dem Ausmass allfälliger Liefer- Umfrageresultate von Mai 2020. schwierigkeiten infolge der Lockdown-Phasen in den verschiedenen Wirtschaftsregionen ab. Dieses trübe Bild im Gastgewerbe bestätigt sich durch die Ar- beitsmarktindikatoren. So ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit in Schwieriges Jahr für das Gastgewerbe dieser Branche am stärksten ausgeprägt und der Anteil der Be- Der Einbruch der Geschäftsstimmung im Gastgewerbe ist in triebe, die bisher Kurzarbeit angemeldet und abgerechnet ha- den letzten Monaten sowohl abrupt als auch in bisher noch ben, gehört in dieser Branche zu den höchsten, siehe dazu Sei- kaum da gewesenem Ausmass ausgefallen. Der Absatz ist sehr ten 9 und folgende. 2020 dürfte als eines der schwärzesten stark rückläufig und der Indikator für die aktuelle Geschäftslage Jahre in die Annalen des Gastgewerbes eingehen. ist auf ein tieferes Niveau gefallen als während der Finanz- und Zürcher Wirtschaftsmonitoring / Juni 2020 5
Kanton Zürich 5 Bessere Erfolgserwartungen im Zinsgeschäft Kanton Zürich, erwarteter Finanzerfolg im Bankengewerbe, saisonbereinigt 60 Zunahme 40 20 0 –20 –40 Zinsmargen nächste 3 Monate –60 Kommissionssätze nächste 3 Monate Betriebseinkommen nächste 3 Monate Ertragslage nächste 3 Monate Abnahme –80 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Quelle: KOF, ETH Zürich Banken halten sich noch gut stätigen, könnte dies allenfalls einen Nebeneffekt der staatlichen Die Geschäftsstimmung hat sich im Bankensektor im Zuge Kreditunterstützungsprogramme darstellen. der schwächer notierenden Aktienmärkte Anfang des Jahres schon verschlechtert. In der gleichen Zeitspanne hatten sich Hoffnung auf baldige Erholung ebenso die Erwartungen bezüglich der weiteren Entwicklung Die grosse Herausforderung der aktuellen Krise besteht für die der Betriebseinkommen und der gesamten Ertragslage abrupt Weltwirtschaft darin, dass sie alle Wirtschaftsregionen fast eingetrübt, wie in Grafik 5 dargestellt. Die Corona-Krise hat gleichzeitig trifft. Dies spricht an sich für sehr düstere Wirt- dies noch akzentuiert. Insgesamt wird die Geschäftslage von schaftsaussichten in der Schweiz und im Kanton Zürich. Ein der Mehrheit der Banken allerdings noch als gut erachtet, wie Vorteil dieser Krise liegt gleichzeitig aber darin, dass die Be- in Grafik 1 schon gezeigt wurde. schränkungen der wirtschaftlichen Aktivitäten aus gesundheit- lichen Gründen vom Staat «angeordnet» wurden und nicht das Interessanterweise ist gemäss den Bankenumfragen der Finanz Resultat einer wirtschaftlichen Schwäche sind. Entsprechend erfolg bei den Kommissionssätzen durch die Krise unbeein- dürfte die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen mit flusst. Hingegen haben sich die Erwartungen im Mai bezüglich dem Ende des Lockdowns von sich aus wieder zunehmen. des Finanzerfolgs bei den Zinsmargen für die kommenden drei Damit das in genügend grossem Ausmass passiert und allfälli- Monate deutlich verbessert. Da die wirtschaftlichen Aussichten ge Einkommensverluste während des Lockdowns nicht zu gegenwärtig noch sehr durchzogen sind und kaum mit höheren dämpfend wirken, haben die Regierungen fast aller betroffenen Kurzfristzinsen zu rechnen ist, überrascht diese Erwartung. Länder in noch kaum erlebtem Umfang Unterstützungsleistun- Sollte sich diese Entwicklung in den kommenden Monaten be- gen für die Privatwirtschaft gesprochen und so schnell wie Zürcher Wirtschaftsmonitoring / Juni 2020 6
Kanton Zürich möglich auch den Betroffenen zukommen lassen. Dies ist der Die schlechtesten Erwartungen für das dritte Quartal vermeldet zweite aktuelle Pluspunkt. In welchem Ausmass nun die erlitte- der Grosshandel und dies noch vor dem Gastgewerbe. In ge- nen Einkommensverluste den Konsum in allen grossen Indust- ringerem Ausmass erwarten das Baugewerbe, die Industrie rieländern und damit auch in der Schweiz und im Kanton Zürich und die Verschiedenen Dienstleistungen eine weitere spürba- belasten werden oder ob die Konsumfreude sehr schnell wie- re Verschlechterung ihrer Situation. Bei den Banken und im der überhandnehmen und vergangene Einbussen kompensie- Detailhandel sind die Unternehmen etwas optimistischer. Im ren wird, ist schwer vorauszusagen. Detailhandel dürfte die Wiedereröffnung der Geschäfte die Stimmung schon gehoben haben. Die Banken scheinen insge- Vieles spricht dafür, dass eine grössere Vorsicht vorherrschen samt von der Corona-Krise weniger belastet zu sein. wird und die Geschäftstätigkeit in vielen Bereichen nicht wie vorher stattfindet, da noch kein Impfstoff gegen das Coronavi- Die weiteren Aussichten für den Kanton Zürich sind daher merk- rus gefunden wurde. Gleichzeitig ist es auch eine Situation, wo lich gedämpft in Einklang mit den weltweiten Prognosen. Es die Freude darüber, dass der gesundheitliche Schaden für viele ist allerdings zu erwarten, dass sich diese Umfrageresultate geringer als befürchtet ist, sowie eine Vorliebe für den heutigen im Sommer sehr stark erholen werden, im Zuge der Normali- Konsum in den Vordergrund treten und allfälligen Sparmotiven sierung von wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aktivitä- den Rang ablaufen können. Zudem dürften sich viele Unterneh- ten. Die gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung dürfte im Kan- men anpassen und neue Geschäftsmodelle entwickeln. In der ton im ersten Halbjahr 2020 stark eingebrochen sein. Mit der Vergangenheit gab es allerdings kaum vergleichbare Situatio- schrittweisen Aufhebung des Lockdowns ab Mai ist nun eine nen zur heutigen, die nun als Richtwert dienen könnten. Erholung zu erwarten, die sich im Zuge der allmählichen Nor- Die letzten Umfragen der KOF Konjunkturforschungsstelle, die von Ende April bis Mitte Mai und damit noch vor den Locke- rungsschritten von Juni beantwortet wurden, zeigen noch sehr pessimistische Unternehmen. In allen Branchen erwartet die Mehrheitlich wird von Konjunkturexperten für das zweite Halbjahr Mehrheit der Unternehmen eine weitere Verschlechterung ihrer 2020 eine kräftige Erholung des Bruttoinlandprodukts erwartet, die Geschäftslage und dies in einem stärkeren Ausmass als noch sich 2021 fortsetzt, siehe dazu die Ausführungen zu Ausland und Schweiz ab Seite 13. Damit dürfte auch das Bruttoinlandprodukt im im Februar. Kanton Zürich 2020 um 3–7 % einbrechen und 2021 in ähnlichem Ausmass wieder zunehmen. 6 Unternehmen sind wenig optimistisch für die Sommermonate Wertschöpfungsanteile und erwartete Geschäftslage im Kanton Zürich Veränderung zur Vorperiode Veränderung der erwarteten Geschäftslage gegenüber der Vorperiode Verschlechterung Verbesserung der Geschäftslage der Geschäftslage 0 Detailhandel −25 Versch. Dienstleistungen Banken −50 Baugewerbe Industrie Gastgewerbe −75 Grosshandel Veränderung zur Vorperiode −100 −75 −50 −25 0 Erwartete Geschäftslage Quellen: BAK Economics (Wertschöpfungsanteil), KOF, ETH Zürich (Geschäftslage im Kanton Zürich) Zürcher Wirtschaftsmonitoring / Juni 2020 7
Kanton Zürich malisierung des Welthandels verstärken kann. Wie stark und wie schnell diese Erholung ausfällt, hängt nicht nur von der Ausbreitung des Virus ab, sondern auch von der Reaktion der Konsumentinnen und Konsumenten auf die neue Situation. Wenn die Zurückhaltung der Bevölkerung, im öffentlichen Raum Einkäufe zu tätigen und sich zu verpflegen, stark ausfällt und viele Wochen anhält, dürfte die Erholung im Detailhandel, im Gastgewerbe und bei vielen mit dem Tourismus und der Unterhaltungsindustrie verbundenen Unternehmen langsam und mässig ausfallen. Die Entwicklung der Industrie sowie des Grosshandels dürfte vor allem durch die Erholung im Ausland bestimmt werden. Aufgrund der Prognosen für die Weltwirt- schaft ist hier eine langsame Erholung ab dem zweiten Halb- jahr 2020 das wahrscheinlichste Szenario. Die Zahl der Arbeitslosen dürfte, bereinigt um saisonale Ein- flüsse, weiter ansteigen, da sich die Unternehmen an die neue Situation anpassen und die Belegschaft danach ausrichten werden. Dies geht auch mit einer Anpassung des Bezugs von Kurzarbeit einher, siehe dazu Seiten 11 und folgende. Dieses Szenario beruht auf der Annahme, dass ein zweiter Ausbruch der Pandemie verhindert wird. Ein solcher Ausbruch ist natür- lich nicht ganz auszuschliessen und dürfte bei einer zweiten Infektionswelle mit einer schweren Rezession, die bis 2021 an- hält, einhergehen. Dr. Aniela Wirz, Leiterin Fachstelle Volkswirtschaft KOF-Umfragen Die Umfragen der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich ba- Die meisten Fragen sind qualitativer Natur (Antworten: höher, gleich, sieren auf monatlichen und vierteljährlichen Erhebungen bei leitenden tiefer). Aus dem Saldo zwischen den Prozentanteilen der Plus- und Persönlichkeiten von Unternehmen in verschiedenen Branchen: Indust- Minusantworten resultiert die überwiegende Tendenz der erfragten Grös- rie, Bau, Gastgewerbe, Projektierungssektor (Architektur- und Ingeni- se, welche als Indikator in den Grafiken am häufigsten dargestellt wird. eurbüros), Detailhandel, Grosshandel, Finanz- und Versicherungs- dienstleistungen, Verschiedene Dienstleistungen. Zur Abschwächung der Zufallsschwankungen werden in den Grafiken in der Regel saisonbereinigte Daten mit regressionsanalytisch ermittel- Die Branche Verschiedene Dienstleistungen besteht aus folgenden ten Randwerten dargestellt. Die geglätteten Zeitreihen werden zusätz- Unterkategorien: Verkehr, Information, Kommunikation, persönliche und lich noch um Extremwerte bereinigt. freiberufliche, technische und wissenschaftliche Dienstleistungen, Dienstleistungen des Grundstück- und Wohnungswesens, Gesund- Für detaillierte Informationen zu den KOF-Umfragen siehe heits- und Sozialwesen, sonstige Dienstleistungen. www.kof.ethz.ch/surveys/bts Die Antworten aus einem Unternehmen werden mit dessen Beschäfti- gungszahl gewichtet. Die Antworten aller Unternehmen werden zu Pro- duktegruppen und Branchen zusammengefasst. Zürcher Wirtschaftsmonitoring / Juni 2020 8
Kanton Zürich Berufseinsteigende am stärksten von Zunahme der Arbeitslosigkeit betroffen Die Zahl der von Arbeitslosigkeit Die Art und Weise, wie sich die Einschrän- ziehungsweise 1.9 Prozentpunkte ist für betroffenen Personen im Kanton kung der Geschäftstätigkeit der Unterneh- Zürich und die Schweiz seit der Jahr- Zürich ist seit März abrupt an men infolge der Corona-Pandemie am Ar- hundertwende ziemlich einzigartig. gestiegen. Am stärksten waren beitsmarkt auswirkt, ist nach Altersgruppen bisher die jungen Personen zwi- und Branchen sehr unterschiedlich. Am Dieser in den letzten Monaten verzeich- schen 20 und 30 Jahren sowie härtesten betroffen sind bisher Personen, nete Stellenverlust fällt für die Alters- Angestellte des Gastgewerbes, denen direkt gekündigt wurde und die gruppe zwischen 30 und 44 Jahren et- des Bereichs Kunst, Unterhaltung schon arbeitslos oder noch erwerbstätig, was geringer aus und bleibt bei den und Sport, der Reise- und der aber stellensuchend sind. älteren Altersgruppen stabil. Der Anstieg Temporärbranche betroffen. Die der Stellensuchendenquote beträgt bei Ausweitung der Kurzarbeit betrifft Berufseinsteigende bisher stärker den Altersgruppen zwischen 45 und 64 einen noch viel grösseren Teil der betroffen als über 40-Jährige Jahren rund 0.6 Prozentpunkte. Dies Erwerbstätigen, wobei auch hier Die höchsten Stellenverluste erfuhren das Gastgewerbe Spitzenreiter ist. seit Februar 2020, dem Beginn der Co- Die Aussicht auf eine wirtschaft rona-Krise in Europa, Personen zwi- Die Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) liche Erholung im zweiten Halb- schen 20 und 29 Jahren, wie in Grafik 7 registrieren zwei Gruppen von Stellensuchenden: jahr 2020 dürfte entscheidend ersichtlich. Deren Stellensuchenden- –– die Arbeitslosen, die sofort eine neue Stelle an- sein, um weiteren Wellen von Ar- quoten nahmen im März und April im treten können, und –– die Stellensuchenden, die neben den Arbeits beitslosigkeit entgegenzuwirken. Vergleich zum Februar am stärksten zu. losen auch die Erwerbstätigen in gekündigter Bei den 20- bis 24-Jährigen stieg die Stellung enthalten, sowie stellensuchende Per- sonen, die in einem Beschäftigungsprogramm, Quote in dieser Zeit von 3.3 % auf 5.4 % einer Umschulung oder einem Zwischenver- und bei den 25- bis 29-Jährigen von dienst sind. 3.5 % auf ebenfalls 5.4 % in nur zwei Um ein umfassendes Bild der Auswirkungen am Arbeitsmarkt zu zeigen und auch Personen, die Monaten. Ein solcher Anstieg um 2.1 be- sich in einem gekündigten Arbeitsverhältnis befin- den, mit zu berücksichtigen, ist hier die Entwick- lung der Stellensuchenden dargestellt. Entsprechend misst die Stellensuchendenquote den Anteil der Stellensuchenden in dieser Alters- gruppe an der Summe der erwerbsbereiten Per sonen dieses Alters, ganz analog der Arbeits losenquote. 7 Stärkste Zunahme der Arbeitslosigkeit bei den 20- bis 29-Jährigen Stellensuchendenquoten von Februar, März und April 2020 in % 6 Februar 2020 März 2020 April 2020 5 4 3 2 1 0 15–19 Jahre 20–24 Jahre 25–29 Jahre 30–34 Jahre 35–39 Jahre 40–44 Jahre 45–49 Jahre 50–54 Jahre 55–59 Jahre 60–64 Jahre 65 und Gesamt mehr Quelle: SECO Zürcher Wirtschaftsmonitoring / Juni 2020 9
Kanton Zürich entspricht weniger als einem Drittel des stark von der Krise betroffen waren und de Tätigkeiten, deren Zahl der Stellensu- Anstiegs der 20- bis 29-Jährigen. Die in denen wirtschaftliche Schwierigkeiten chenden im Verlauf der Monate März Stellensuchendenquote der 16- bis generell schneller in Kündigungen um- und April 2020 um mehr als das Doppel- 19-Jährigen erlitt keinen Anstieg, ge- gemünzt werden wie im Gastgewerbe, te anstieg beziehungsweise genau um schützt durch ihren Lehrvertrag und die sowie in diversen Branchen im Bereich 107.5 %. In der Beherbergung fiel die Bestimmung des Bundesrates, auch den Unterhaltung, Kunst und Sport oder Tou- Zunahme mit 104 % ähnlich stark aus. Arbeitsausfall von Personen in einem rismus, wie nachfolgend gezeigt wird. Lehrverhältnis durch die Kurzarbeitsent- Nicht überraschend folgen auf den weite- schädigung auszugleichen. Gastgewerbe und Unterhaltungs ren Rängen die Verleih- und Vermittlungs- branchen im Ausnahmezustand branchen, deren Tätigkeiten naturgemäss Die höhere Betroffenheit der Berufsein- Am einschneidendsten haben die Mass- schnell der Auftragslage angepasst wer- steigenden zwischen 20 und 30 Jahren nahmen zur Bekämpfung der Pandemie den: die Vermittlung und Überlassung von dürfte zu einem grossen Teil an ihrer die Unternehmen im Bereich des Touris- Arbeitskräften (+65.1 %) sowie die Ver- noch weniger gefestigten Stellung im Ar- mus, des Gastgewerbes, der Unterhal- mietung von beweglichen Sachen beitsmarkt liegen, welche eine schnelle tung und des Sports getroffen. Entspre- (+59.3 %). Kündigung einfacher macht. Es ist üb- chend war der Anstieg der Arbeits lich, zu Beginn des Arbeitslebens noch losigkeit in diesen Branchen im März Sehr starke Zunahmen der Stellensu- in einem gewissen Suchprozess zu sein und April im Vergleich zu Februar sehr chenden erfuhren die Branchen Dienst- und bei verschiedenen Arbeitgebenden stark, wie in Grafik 8 dargestellt. Die ho- leistungen des Sports, der Unterhaltung Erfahrungen zu sammeln. Entsprechend hen und schnellen Anstiege der Stellen- und der Erholung (+46.6 %), bei den ver- kürzer fallen die Dienstjahre und die ge- suchenden verdeutlichen, wie hart der schiedenen Dienstleistungen von Mes- setzlichen Kündigungsfristen aus, und Arbeitsmarkt in diesen Branchen spielt. se-, Ausstellungs- und Kongressveran- sie sind noch häufiger in Temporäran- staltern (+37.9 %) sowie bei Bibliotheken, stellungen beschäftigt. Tendenziell sind Am stärksten betroffen war die Branche Archiven, Museen, botanischen und sie zudem häufiger in Branchen tätig, die Kreative, künstlerische und unterhalten- zoologischen Gärten (+36.1 %), deren 8 Am stärksten von Arbeitslosigkeit betroffene Branchen Kanton Zürich, Zunahme der Stellensuchenden zwischen Februar und April 2020 32.2 Verkehr und Transport 33.0 Freiberufliche, technische und wissenschaftliche DL Bibliotheken, Archive, Museen, 36.1 botanische und zoologische Gärten 36.7 Information und Kommunikation Zunahme in % Diverse wirtschaftliche Dienstleistungen 37.9 Zunahme der Anzahl Personen (u.a. Messe-, Ausstellungs- und Kongressveranstalter) Erbringung von Dienstleistungen des Sports, 46.6 der Unterhaltung und der Erholung 57.5 Gastronomie 59.3 Vermietung von beweglichen Sachen 65.1 Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften Reisebüros, Reiseveranstalter und Erbringung 67.4 Die gesamte Zahl der Stellensuchenden stieg sonstiger Reservierungsdienstleistungen im Kanton Zürich von Februar bis April 2020 um 104.0 28.6 % oder 9008 Personen an. Insgesamt waren Beherbergung im April damit 40 504 Personen auf der Suche nach einer Arbeit bei den Arbeitsvermittlungs Kreative, künstlerische und 107.5 zentren (RAV) registriert. unterhaltende Tätigkeiten 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) Zürcher Wirtschaftsmonitoring / Juni 2020 10
Kanton Zürich Geschäft per Regierungsbeschluss im fern zu Buche, als die Zunahme der Stel- Schritten weiter gelockert. Bis Ende Mai März zum Erliegen kam. lensuchenden die Anzahl Kündigungen 2020 haben über 30 000 Unternehmen widerspiegelt. eine Voranmeldung von Kurzarbeit beim Die weiteren stark von Arbeitslosigkeit Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kan- betroffenen Branchen litten vorwiegend Gastgewerbe und Nahrungsmittel- tons Zürich eingereicht, wovon potenzi- unter den geringeren Geschäftsmöglich- industrie; Spitzenreiter bei der Kurz- ell rund 360 000 Arbeitnehmende betrof- keiten während des Lockdowns und we- arbeit fen sind. Dies entspricht rund 35 % der niger an direkten Einschränkungen. So Das wahre Ausmass der wirtschaftlichen Beschäftigten des Kantons Zürich, ge- stieg die Arbeitslosigkeit bei Information Auswirkungen des Lockdowns zeigt sich messen am vierten Quartal 2019. Zwar und Kommunikation (+36.7 %), im Ver- in der Verbreitung der Kurzarbeit in die- führen nicht alle Voranmeldungen zu ei- kehr und Transport (+32.2 %) und bei sem Frühjahr. Umsatzeinbrüche infolge nem tatsächlichen Bezug von Kurzar- den Freiberuflichen, technischen und der Auswirkungen des Coronavirus stel- beit, da häufig auch andere Lösungen wissenschaftlichen Dienstleistungen len seit Februar 2020 einen berechtigten gefunden werden. Gemäss den Abrech- (+33 %) ebenfalls stark an. Bei Letzteren Grund für den Bezug von Kurzarbeits- nungen bei der Arbeitslosenkasse Kan- schlugen insbesondere Kündigungen in entschädigung dar und die Bezugsbe- ton Zürich (ALK), welche von ungefähr der Werbung und Marktforschung inso- dingungen wurden seither in mehreren 94 % der Antragstellenden als Kasse ge- Gründe für eine Auszahlungsquote der Kurzarbeit unter 100 %: –– Die Unternehmen beziehen Kurzarbeit, haben aber den Bezug noch nicht bei einer Kasse ab- gerechnet. Sie haben dafür drei Monate Zeit. Abgerechnet haben die Unternehmen mit den 9 Voranmeldungen von Kurzarbeit seit 1. März dringendsten Liquiditätsbedürfnissen. Anteil der Unternehmen und Arbeitnehmenden mit bewilligter Voranmeldung in % –– Unvollständige Angaben können den Abrech- des Branchentotals nungsprozess verlangsamen. Die Abrechnung via Postweg verlangsamt zudem den Prozess Kunst, Unterhaltung und im Vergleich zum Online-Formular. Erholung –– Unternehmen melden Kurzarbeit an, um diese Möglichkeit nutzen zu können. Vielfach brau- Verkehr und Transport chen sie diese Massnahme dann aus wirtschaft- lichen Gründen doch nicht oder finden andere Anteil Arbeitnehmende Lösungen. Detailhandel Anteil Unternehmen Holzwaren, Papier, Pappe und Druckerzeugnisse Gummi- und Kunststoffwaren, Glas und Keramik Baugewerbe Metallerzeugung, Metallerzeugnisse Grosshandel Chemische Industrie, Mineralölverarbeitung Maschinenbau Elektrotechnik, Elektronik, Uhren, Optik Nahrungsmittel, Getränke, Tabak Gastgewerbe 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Quelle: (Kurzarbeit) Amt für Wirtschaft und Arbeit, (Unternehmens- und Beschäftigungsdaten) STATENT 2017 Zürcher Wirtschaftsmonitoring / Juni 2020 11
Kanton Zürich Die Stärke der Erholung ist entscheidend dafür, dass wählt wird, wurden bisher für März knapp das Horten der Arbeitskräfte Grosshandelsfirmen und 19 % der De- 68 % der bewilligten Voranmeldungen wieder in reguläre Be tailhändler Kurzarbeitsentschädigung für von Kurzarbeit abgerechnet. Zwischen den März schon abgerechnet haben. 2013 und 2018 betrug die Auszahlungs- schäftigung mündet Hier scheint die Betroffenheit oder die fi- quote durchschnittlich 45 %. nanzielle Notlage stärker zu sein als in der Industrie oder im Baugewerbe, aber Das Gastgewerbe, welches einen der geringer als im Gastgewerbe. stärksten Anstiege der Arbeitslosigkeit chen stark vertreten. In der Industrie ist erfuhr, ist auch bei der Kurzarbeit Spit- der Bezug von Kurzarbeitsentschädi- Kurzarbeit: Segen oder Zeitbombe? zenreiter. Gut 74 % der Zürcher Unter- gung traditionell gut etabliert und das Die Möglichkeit des Bezugs von Kurzar- nehmen im Gastgewerbe haben einen Horten von Arbeitskräften hat lange Tra- beitsentschädigung entspricht in dieser Antrag auf Kurzarbeit eingereicht und dition, da gute Fachkräfte schwierig zu wirtschaftlich schwierigen Situation bewilligt erhalten, wovon potenziell 83 % finden sind. Auch in der Finanzkrise und einem grossen Bedürfnis der Unterneh- der Beschäftigten dieser Branche be- infolge der abrupten Aufwertung des men und wurde während des Lockdowns troffen wären (siehe Grafik 9, Seite 11). Schweizer Frankens 2015 wurde dieses als sehr willkommene Unterstützung Gemäss Abrechnungen der ALK kam es Instrument häufig eingesetzt. Die frühen wahrgenommen. Der tatsächliche Bezug etwa bei vier Fünftel der Voranmeldun- Voranmeldungen in den Industriebran- ist sehr umfangreich, auch wenn nicht gen für den Monat März bisher zu einer chen müssen in diesem Licht betrachtet alle Voranmeldungen zu einer Umset- Abrechnung von Kurzarbeit, dies betrifft werden, vor allem da die Umsetzungs- zung oder einer Abrechnung von Kurzar- rund 60 % der Betriebe. Dieser Umset- und Abrechnungsquote deutlich tiefer beitsentschädigung geführt haben. In zungs- und Auszahlungsgrad ist einer liegt als im Gastgewerbe. So haben zwar welchem Ausmass die bewilligten Voran- der höchsten. Bei den ebenfalls stark mehr als 72 % der Unternehmen im Be- meldungen in den Industriebranchen tat- von Arbeitslosigkeit betroffenen Bran- reich Elektrotechnik, Elektronik, Uhren sächlich noch ausgenutzt werden, hängt chen wie Kunst, Unterhaltung und Sport und Optik Kurzarbeit angemeldet. Da- auch vom Grad der Erholung ab. Ebenso meldeten bisher nur 18 % der Unterneh- von wären 50 % der Arbeitnehmenden ist die Stärke der Erholung entscheidend men Kurzarbeit an, wovon aber 78 % der der Branche potenziell betroffen, was dafür, dass das Horten der Arbeitskräfte Arbeitnehmenden dieser Branche po- bedeutet, dass vorwiegend kleine und wieder in reguläre Beschäftigungen und tenziell betroffen sind. Dies weil hier vor- mittlere Unternehmen Kurzarbeit bean- nicht in Kündigungen mündet und so den wiegend grosse Unternehmen Kurzar- tragt haben. Bisher haben aber nur 13 % Anstieg der Arbeitslosigkeit nicht zu beit angemeldet haben. der Betriebe tatsächlich Kurzarbeitsent- stark befeuert. Die Bezugsdauer der schädigung für den März abgerechnet. Kurzarbeit beträgt gegenwärtig zwischen Stark betroffen sind zudem die Unter- Im Maschinenbau haben über 67 % der vier und zwölf Monaten, abhängig von nehmen der Branche Herstellung von Unternehmen Kurzarbeit angemeldet der Höhe des Arbeitsausfalls. Die diver- Nahrungsmitteln, Getränken und Tabak, und hier haben bisher ebenfalls nur 14 % sen Lockerungen der Bezugsbedingun- welche ebenfalls einen Branchenanteil der Betriebe die Kurzarbeitsentschädi- gen gelten noch bis Ende August 2020. gung abgerechnet. Im Baugewerbe ist Der kritische Moment folgt danach, wenn es vergleichbar: 35 % der Unternehmen die Kurzarbeit ausläuft und sich Unter- haben Kurzarbeit angemeldet und rund nehmen auf ein längerfristiges Bestehen In der Industrie ist der 9 % davon bisher Kurzarbeitsentschädi- der Corona-Krise einstellen und so die Bezug von Kurzarbeits gung für den März beantragt. Entweder gesamte Belegschaft danach ausrich- entschädigung traditionell benötigten viele dieser Industriebetriebe ten. Dann stellt sich heraus, ob die ge- gut etabliert die Kurzarbeit doch nicht oder der Finanz- genwärtig segensreiche Kurzarbeitsent- druck ist nicht derart hoch, dass sie so- schädigung zur Stabilisierung der fort abrechnen müssten. Beschäftigung diente oder vorwiegend zu einer zeitlichen Verschiebung eines von 74 % an Voranmeldungen vorwei- Im Handel wurde ebenfalls recht gross- Stellenabbaus führte und ihr daher auch sen. Hier haben gemäss ALK für den flächig Kurzarbeit angemeldet, Kurzar- der Eindruck einer Zeitbombe anhaftet. März bisher 32 % der Betriebe mit einer beitsentschädigung aber bisher in be- Der Stellenabbau dürfte dann in dieser bewilligten Voranmeldung Kurzarbeits- deutenderem Ausmass als in der späteren Phasen zudem alle Altersklas- entschädigung abgerechnet, deutlich Industrie abgerechnet. Der Voranmel- sen gleichermassen treffen. weniger als im Gastgewerbe. dungsanteil betrug bei den Unternehmen des Grosshandels rund 50 % und beim Dr. Aniela Wirz, Leiterin Fachstelle Bei den Voranmeldungen von Kurzarbeit Detailhandel 31%. Die Abrechnungen bei Volkswirtschaft sind die verschiedenen Industriebran- der ALK zeigen, dass immerhin 23 % der Zürcher Wirtschaftsmonitoring / Juni 2020 12
Schweiz und Ausland Die Weltwirtschaft in der Schockstarre Die Weltwirtschaft steht 2020 infolge der Corona-Pandemie vor einer Rezession. Auch die Zürcher Handelspartner sind stark betroffen. Im ersten Halbjahr haben die wirtschaftlichen Einschränkungen zur Eindämmung der Pandemie sowohl die Nachfrage als auch das Angebot von Waren und Dienstleistungen sinken lassen. Die Ungewissheit über das Ausmass des wirtschaftlichen Einbruchs auf das Gesamtjahr 2020 bleibt hoch. Der Dienstleistungssektor – bislang ein Stabilitätsfaktor in wirtschaftlichen Schwächephasen – ist besonders stark von der Krise betroffen. Die Corona-Pandemie hat die Weltwirtschaft fest im Griff. schaftliche Entwicklung stark durch den epidemiologischen Während sich zu Jahresbeginn noch Anzeichen einer konjunk- Verlauf der Krise beeinflusst wird. turellen Erholung für das Jahr 2020 angedeutet hatten, kehrte sich die wirtschaftliche Lage ab Februar 2020 schrittweise ins Die erhöhte Unsicherheit spiegelt sich auch im World Econo- Negative. Zunächst betraf der wirtschaftliche Einbruch vor al- mic Policy Uncertainty Index wider, dessen Verlauf in Grafik 1 lem China. Mit der Ausbreitung des Virus in anderen Teilen der dargestellt wird. Der Index basiert auf der Häufigkeit der medi- Welt, allen voran in Europa, und den getroffenen Schutzmass- alen Berichterstattung über wirtschaftspolitische Unsicherhei- nahmen wurden zunehmend auch die fortgeschrittenen Volks- ten in 21 Ländern. Der Index ist bereits im vergangenen Jahr wirtschaften beeinträchtigt. Der Internationale Währungsfonds aufgrund des Handelsstreits zwischen den USA und China auf geht in seiner Aprilprognose davon aus, dass die globale Wert- ein erhöhtes Niveau angestiegen, übertrifft in der Corona-Krise schöpfung in diesem Jahr um 3.0 % niedriger ausfallen wird jedoch alle bisher ausgewiesenen Indexwerte. Global betrach- als 2019. Die Weltwirtschaft steht damit vor einer tieferen Re- tet dürfte der private Konsum auf diese gestiegene Unsicher- zession als zuletzt während der Weltwirtschaftskrise 2009. Be- heit auch nach den Lockerungsmassnahmen noch mit Zurück- reits für 2021 wird jedoch wieder mit einer starken Gegenbe- haltung reagieren und die Nachfrage nach Konsumgütern, wegung und hohen Wachstumsraten gerechnet. Es gilt zu inklusive Dienstleistungen, gedrosselt bleiben. Auch Investiti- beachten, dass aktuelle Konjunkturprognosen einer hohen onsvorhaben dürften aufgrund fehlender Planungssicherheit Unsicherheit unterliegen, unter anderem deshalb, weil die wirt- weiterhin zurückgehalten werden. 1 Unsicherheit erreicht neues Höchstmass World Economic Policy Uncertainty Index, Originaldaten und Trendlinie 400 Corona-Lockdown in Europa 350 Weitere Erhöhung der US-Zölle gegen China 300 Herabstufung US-Bonität Amtsantritt D. Trump Weltwirtschafts- 250 krise 11. September Brexit-Referendum 2001 200 Finanzkrise in Irakkrieg Asien und Eurokrise Russland 150 100 Beginn Handels- streit USA/China Führungswechsel 50 in China Dotcom-Blase 0 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 Quelle: Economic Policy Uncertainty, Thomson Reuters Zürcher Wirtschaftsmonitoring / Juni 2020 13
Schweiz und Ausland Den grössten Herausforderungen steht der Dienstleistungs annualisiert um 15.2 % ab. Es handelt sich dabei um den sektor gegenüber, dessen wirtschaftliche Aktivitäten zur Ein- stärksten Einbruch seit Beginn der Datenreihe vor 25 Jahren. In dämmung der Pandemie am stärksten eingeschränkt wurden. den von der Pandemie besonders betroffenen Ländern fiel der Gemäss globalem Einkaufsmanagerindex sind die Geschäfts- Rückgang noch deutlich stärker aus. Demnach sank das BIP in aktivitäten im Dienstleistungssektor seit Jahresbeginn zur Hälf- Italien annualisiert um 18.8 %, in Spanien um 20.8 % und in te eingebrochen. Die Konsumentendienstleistungen wurden Frankreich um 23.2 %. demnach am stärksten in Mitleidenschaft gezogen. Die Touris- mus- und Erholungsbranche kam fast vollständig zum Erliegen Zu Beginn des zweiten Quartals hat sich die wirtschaftliche und auch die Medienwirtschaft verzeichnet drastische Einbus- Situation in der Eurozone weiter verschlechtert. Zwischen Feb- sen. Einzig die Gesundheitsdienstleistungen nahmen zu. Der ruar und April 2020 ist der Einkaufsmanagerindex der Eurozo- Einkaufsmanagerindex für die globale Industrieproduktion ist ne im verarbeitenden Gewerbe um rund 30 % gesunken und im zwischen Februar und April 2020 hingegen um ein Viertel ge- Dienstleistungsbereich sogar um fast 80 %. Beide Werte liegen sunken. Zuletzt am stärksten betroffen zeigten sich neben der weit unter der Wachstumsschwelle. Die niedrigsten Werte er- Holz- und Papierindustrie auch Hersteller von Baumaterialien. zielten Frankreich, Italien und Spanien. Der Aussenhandel ist durch die geringere Nachfrage sowie Un- terbrechungen in den Lieferketten stark beeinträchtigt. Laut Eine Umfrage in elf europäischen Ländern zeigte im April, dass World Trade Monitor sank das weltweite Handelsvolumen im der stärkste Produktionsrückgang innerhalb des verarbeiten- ersten Quartal 2020 um 2.5 % gegenüber dem Vorquartal und den Gewerbes in der Fahrzeugindustrie registriert wurde. Bei liegt damit wieder auf dem Niveau von 2017. den Dienstleistungen war ein besonders starker Einbruch im Transportwesen festzustellen. Mit Abstand am stärksten be- Wirtschaft in der Eurozone im freien Fall troffen war jedoch die Tourismus- und Erholungsbranche, in Die Corona-Pandemie hat in Europa seit Anfang März zu Aus- der die Leistungserstellung fast komplett ausfiel. Insgesamt gangssperren und Einschränkungen der wirtschaftlichen Akti- befanden sich im April 2020 alle Industrie- und Dienstleis- vitäten geführt. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) sackte im Euro tungsbranchen in den befragten Ländern im abnehmenden raum im ersten Quartal 2020 nach ersten Schätzungen Bereich. 2 Zürcher Handelspartner in der Rezession Prognostiziertes BIP-Wachstum der Zürcher Handelspartner im Jahr 2020 Blau = Europa Rot = USA, Kanada 0 Türkis = Asien Orange = Lateinamerika Veränderung der BIP-Wachstumsrate zum Vorjahr Indien Violett = Russland Golfstaaten Grün = Türkei Rosa = Australien Singapur China Gelb = Golfstaaten −5 Japan Deutschland Hellblau = Israel Russland Frankreich Polen USA −10 Italien Niederlande Spanien Irland Grafik 2 zeigt das erwartete Wirtschaftswachstum für die 31 wichtigsten Zürcher Handelspartner in diesem Jahr. Mit Ausnahme von China und Indien −15 wird für alle aufgeführten Volkswirtschaften ein Negativwachstum in 2020 erwartet. −10 −5 0 5 Prognose der BIP-Wachstumsrate 2020 Quellen: Internationaler Währungsfonds (BIP, Prognose April 2020), Eidg. Zollverwaltung (Warenhandel), Schweizerische Nationalbank (Dienstleistungshandel), BAK Economics (Branchenanteile ZH) Zürcher Wirtschaftsmonitoring / Juni 2020 14
Schweiz und Ausland Die Beschäftigung hat in der Eurozone im ersten Quartal 2020 Annualisierte Wachstumsraten zum ersten Mal seit 2013 abgenommen. Nachdem die Arbeits- verstärken Quartalsdaten losenquote in der Eurozone zum Jahreswechsel stabil bei 7.3 % lag, ist sie im März marginal auf 7.4 % angestiegen. Dies Das Bruttoinlandprodukt (BIP) nach Quartalen wird in Europa und den war jedoch noch zu Beginn der wirtschaftlichen Einschränkun- USA mit unterschiedlicher Systematik ausgewiesen. In den europäi- gen. Gleichzeitig hat sich ein Teil der zuvor als arbeitssuchend schen Statistiken wird das prozentuale Quartalswachstum üblicher- gemeldeten Personen ganz vom Arbeitsmarkt zurückgezogen. weise im Vergleich zum Vorquartal berechnet und veröffentlicht. In den USA wird das prozentuale Quartalswachstum vor der Veröffentlichung Dies unter anderem deshalb, weil eine Teilnahme am Arbeits- hingegen auf das Jahr hochgerechnet und damit eine sogenannte markt aufgrund der Kinderbetreuungssituation im Zuge der Annualisierung vorgenommen. Der Wert simuliert damit ein Jahres- Corona-Einschränkungen nicht mehr möglich war. Dieser Ef- wachstum unter der Annahme eines konstanten Quartalswachstums fekt wirkt dem Anstieg der Arbeitslosenquote entgegen. Der- über vier Quartale hinweg. Der Vorteil des amerikanischen Systems weil zeigen Umfragewerte, dass im April weitere Entlassungen ist, dass die Wachstumsdynamik einfacher mit den Wachstumsraten stattgefunden haben. Die Europäische Zentralbank schätzt, der Vorjahre verglichen werden kann. Der Nachteil besteht jedoch dass die Arbeitslosenquote in der Eurozone im zweiten Quartal darin, dass die einzelnen Quartalswerte um das Vierfache multipliziert auf 9.4 % ansteigen wird. werden und Schwankungen damit stärker ins Gewicht fallen. Im Durchschnitt gehen die Wachstumsprognosen für die Euro- Wenn der amerikanische Notenbankchef also von einem Rückgang des US-BIP im zweiten Quartal 2020 um annualisierte 20 bis 30 % zone von einer BIP-Abnahme um 5.5 % für das Gesamtjahr ausgeht, heisst dies für die reine Quartalssicht, dass das BIP in die- 2020 aus. Für das zweite Halbjahr wird auch hier mit wieder sem Quartal um 5 bis 7.5 % schrumpft. Um eine Vergleichbarkeit zunehmenden wirtschaftlichen Aktivitäten gerechnet, die ei- zwischen den Volkswirtschaften herzustellen, werden die Quartals- nen Teil des wirtschaftlichen Einbruchs im ersten Halbjahr wachstumsraten in dieser Publikation nach der amerikanischen kompensieren. Mit einer Spannbreite der Schätzungen zwi- Systematik annualisiert und fallen in der aktuellen Situation entspre- schen –15 % und +0.4 % liegt die Prognoseunsicherheit je- chend niedrig aus. doch sehr hoch. 3 Wirtschaftsleistung in der EU ist unterschiedlich stark beeinträchtigt Jahreswachstum und annualisiertes BIP-Quartalswachstum in den grössten Volkswirtschaften der EU in % Deutschland 0.6 –8.8 Frankreich 1.3 –23.2 Italien 0.3 –18.8 Spanien 2.0 –20.8 Niederlande 1.8 –6.8 Polen 4.1 –2 Belgien 1.4 Die Wirtschaftsleistung ist in Deutschland –15.6 im ersten Quartal 2020 um annualisierte, also Schweden 1.2 auf das Jahr hochgerechnete 8.8 % gesunken. –1.2 Aus reiner Quartalssicht ist die Wirtschafts Österreich 1.6 leistung in Deutschland im ersten Quartal um –10 2.2 % gegenüber dem Vorquartal gesunken. –25.0 –20.0 –15.0 –10.0 –5.0 0.0 5.0 Gesamtjahr 2019 1. Quartal 2020 (annualisiert) Quelle: Eurostat Zürcher Wirtschaftsmonitoring / Juni 2020 15
Schweiz und Ausland Internationales Umfeld: Abwärtstrends sind deutlich sichtbar Deutsche Wirtschaft ist stark getroffen Deutsche Warenexporte brechen im März 2020 ein Warenexporte in Mrd. EUR, saisonbereinigt Obwohl die deutsche Wirtschaft erst im März 2020 spürbar von den Auswirkungen der Corona-Pandemie erfasst wurde, ist 115 das deutsche Bruttoinlandprodukt (BIP) im ersten Quartal be- reits um annualisierte 8.8 % gesunken. Neben den Staatsaus- gaben konnten lediglich die Bauinvestitionen noch zulegen. 110 Die deutschen Warenexporte sind innerhalb eines Monats um 12 % eingebrochen. Den stärksten Rückgang verzeichnete die 105 Kraftfahrzeugbranche, deren Ausfuhren um fast ein Viertel ab- fielen. Aufgrund geringerer Transportkapazitäten im Luft- und Seeverkehr sind die Preise für den Gütertransport im Export 100 stark angestiegen. Auch auf dem deutschen Arbeitsmarkt macht sich die Krise 95 2015 2016 2017 2018 2019 2020 bemerkbar. Rund 25 % der Beschäftigten in Deutschland Deutsche Warenexporte waren Ende April von Kurzarbeit betroffen. Quelle: Deutsche Bundesbank US-Konsumenten sind geschwächt Gesunkener privater Konsum lässt US-BIP schrumpfen Annualisiertes BIP-Wachstum in Prozent und Wachstumsbeiträge Im März 2020 verhängten 30 US-Bundesstaaten Ausgangs- sperren und schränkten damit auch die wirtschaftlichen Aktivi- 6 täten stark ein. Dies trug dazu bei, dass das US-amerikanische 4 Bruttoinlandprodukt ersten Schätzungen zufolge im ersten Quartal annualisiert um 4.8 % gesunken ist. 2 Die privaten Konsumausgaben machen 70 % des US-ameri- 0 kanischen BIP aus. Der private Konsum sank im ersten Quartal –2 um knapp 2 % gegenüber dem vierten Quartal 2019 und zog das BIP-Wachstum ins Negative. Lediglich die Ausgaben –4 für Lebensmittel nahmen zu. Der Negativtrend dürfte sich im –6 zweiten Quartal weiter verstärken. Die Arbeitslosigkeit ver dreifachte sich im April 2020 auf eine Arbeitslosenquote von –8 2018 2019 2020 BIP privater Konsum 14.7 %. Die Kaufkraft der amerikanischen Konsumenten Investitionen staatlicher Konsum wird dadurch weiter geschwächt. Lageraufbau Nettohandel Quelle: US Bureau of Economic Analysis China kehrt allmählich zurück zur Normalität V-förmiger Einbruch der chinesischen Wirtschaft im Februar 2020 Die chinesische Volkswirtschaft war im Januar 2020 als erste Einkaufsmanagerindex, 50 = keine Veränderung von der Corona-Pandemie betroffen. Entsprechend negativ fiel das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal aus. Das chinesi- 70 sche Bruttoinlandprodukt sank im ersten Quartal annualisiert um 6.8 % gegenüber dem Vorjahresquartal. Im Vergleich zum 60 vierten Quartal 2019 brach die Wirtschaftsleistung sogar um 9.8 % ein. 50 Gegen Ende des ersten Quartals setzte bereits wieder die Gegenbewegung ein. Die Industrie erholte sich dabei schneller 40 als die Dienstleistungsbranche. So lag der Containerumschlag in chinesischen Häfen im März nur noch um rund 1 % unter 30 dem Vorjahreswert. Der Erholungskurs dürfte durch die gesun- kenen wirtschaftlichen Aktivitäten der chinesischen Handels- 20 partner im zweiten Quartal 2020 aber noch gedämpft werden. 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Industrieproduktion Dienstleistungen Quelle: National Bureau of Statistics of China, IHS Markit Zürcher Wirtschaftsmonitoring / Juni 2020 16
Schweiz und Ausland Schweiz: Wirtschaftsleistung auf Rekordtief 70 % eingebrochen. Der KOF-Indikator für den Absatz der Be- Das Schweizer Bruttoinlandprodukt (BIP) wuchs im Gesamt- herbergungsbetriebe ist im zweiten Quartal weiter gesunken, jahr 2019 um 1.0 % nach 2.8 % im Vorjahr 2018. Wie für alle sodass sich die Lage im Verlauf des zweiten Quartals noch- fortgeschrittenen Volkswirtschaften wird auch für die Schweiz mals verschlechtert haben dürfte. Für das Gesamtjahr wird infolge der Corona-Krise 2020 ein Negativwachstum erwartet. von einem Einbruch der Logiernächte um über 30 % ausge- Auch hier unterliegen die Prognosen einer starken Unsicher- gangen. Bei den Verschiedenen Dienstleistungen verzeichnete heit und entsprechend grossen Spannbreiten der Basisszena- die Teilbranche Verkehr, Information und Kommunikation den rien zwischen –5.3 % (BAK Economics) und –6.7 % (SECO). stärksten Einbruch der Geschäftslage, gefolgt von den Wirt- Ersten Berechnungen zufolge sank das annualisierte BIP im schaftlichen Dienstleistungen und den Persönlichen Dienst- ersten Quartal bereits um 10.4 % (zur Systematik der annuali- leistungen. Auch im Grosshandel sind die Bestellungen einge- sierten Quartalswachstumsraten siehe Infokasten auf Seite 15). brochen und die Geschäftslage ist entsprechend schlecht. Die Den mit Abstand grössten Wertschöpfungsrückgang verzeich- grössten Nachfrageeinbussen erlitten kleinere und mittlere Un- net das Gastgewerbe, das gegenüber dem Vorquartal um ternehmen der Branche. Die Lagerbestände haben derweil zu- 23.4 % schrumpfte. Neben der öffentlichen Verwaltung ver- genommen und die Unternehmen sehen noch keine Verbesse- buchten lediglich die Finanz- und Versicherungsdienstleistung rung ihrer Geschäftslage in naher Zukunft. eine Wertschöpfungssteigerung um immerhin 1.5 %. Die Dienstleistungsexporte, zu denen auch der Tourismus zählt, Die Geschäftslage im Detailhandel ist gespalten. Während die gingen um 4.4 % zurück. Die Warenexporte konnten, getragen realen Umsätze im Food-Segment im März und April 2020 im von den chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen, Vergleich zum Vorjahresmonat um stattliche 9 % respektive noch zulegen. Das Bruttoinlandprodukt dürfte im zweiten Quar- 3 % wachsen konnten, fielen die Umsätze im Non-Food-Seg- tal noch einmal stärker zurückgehen, weil die wirtschaftlichen ment im März um 15 % und im April um 40 % ab. Auch die er- Einschränkungen grösstenteils in diesen Zeitraum fielen. Diese wartete Geschäftslage für die Sommermonate läuft in entge- Erwartung wird durch die Umfrageresultate bestätigt. gengesetztem Trend. Hier ist der Non-Food-Sektor jedoch optimistischer und erwartet wieder stark steigende Umsätze. So vermelden die einzelnen Schweizer Branchen mit Beginn Die Schweizer Industrieproduktion konnte im ersten Quartal des zweiten Quartals 2020 allesamt eine Verschlechterung ih- 2020 noch leicht um 0.4 % gegenüber dem Vorjahresquartal rer Geschäftslage. Das Gastgewerbe, die Verschiedenen zulegen, bereits im März zeichnete sich jedoch schon ein Rück- Dienstleistungen und der Grosshandel sind insgesamt am gang der Produktion ab. Im April ist der Bestellungseingang zu- schwersten getroffen. In der Gastronomie ist der Absatz auf dem drastisch eingebrochen. Die Investitionsgüterindustrie hat Rekordniveau gefallen. Bei den Beherbergungen ist die Anzahl die Produktion daraufhin am stärksten eingeschränkt und Logiernächte inländischer Gäste im März innerhalb eines Mo- gleichzeitig die Lagerbestände der Fertigprodukte stark erhöht. nats um fast 60 % und bei den ausländischen Gästen um fast Hier zeigt sich, dass die Nachfrage nach Investitionsgütern in Geschäftslage entwickelt sich nach Einbruch in unterschiedliche Richtungen Schweiz: Einschätzung der Geschäftslage nach Branchen 20 40 0 20 –20 0 –40 –60 –20 –80 –40 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Aktuelle Geschäftslage Gastgewerbe Erwarteter Umsatz Detailhandel (Food) Erwartete Geschäftslage Gastgewerbe Erwarteter Umsatz Detailhandel (Non-Food) Quelle: KOF Konjunkturforschungsstelle, ETH Zürich Zürcher Wirtschaftsmonitoring / Juni 2020 17
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