Voll das Leben trotz Handicap - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich

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Voll das Leben trotz Handicap - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
ak-report.at

                                                                          Nr. 7/Dezember 2019
                                                                          50. Jahrgang

                                         Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich

                       Seiten 4-6

                       Voll das Leben
                       trotz Handicap
                       Karin Neuwirth forscht und unterrichtet an der Universität Linz.
    © Florian Dolzer
Voll das Leben trotz Handicap - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
Das Ende der                                                                                                       GUT ZU WISSEN

Sozialpartnerschaft?                                                                                Ein Milliardenraub an den Beschäftigten

                                                                                                   Ö   sterreichs Arbeitnehmer/-innen haben im Vorjahr 255 Milli-
                                                                                                       onen Über- und Mehrstunden geleistet. Wie viele diese Über-
                                                                                                    und Mehrstunden wurden weder in Zeit noch in Geld abgegolten?
                                              der reichsten und lebenswertesten
                                                                                                    a) Keine               b) 21 Millionen                      c) 43 Millionen
                                              Länder der Welt. Das Funktionieren
                                              der Sozialpartnerschaft basiert auf                                                                Die Auflösung finden Sie auf Seite 14.
                                              einigen wichtigen Prinzipien. Ne-
                                              ben der gegenseitigen Akzeptanz
                                              der handelnden Personen und dem
                                              gesunden Augenmaß – was ist dem
                                              Gegenüber zumutbar? – braucht
                                                                                                                   KURZ & BÜNDIG
                                              es auch ein ausgewogenes Verhält-
Andrea Heimberger                             nis zur Politik. Die Vereinnahmung                       Hohe Preisunterschiede                     beit, im Team. Wir wollen die
                                                                                                                                                  wahren Leistungsträger/-innen
Chefredakteurin                               durch Parteien ist gefährlich. Wenn
                                                                                                       bei Installateuren
                                              die Loyalität zur Partei wichtiger ist                                                              unserer Gesellschaft ins gebüh-
                                              als der Interessensausgleich mit den                    Die AK-Konsumentenschüt-                    rende Licht rücken. Nominie-
                                              Sozialpartnern, ist dies das Ende der                 zer/-innen haben bei 122 Gas-                 ren Sie Ihre „Helden des All-
Was ist mit unserer                           Sozialpartnerschaft. Die Regierung                    und Wasser-Installationsunter-                tags“. Infos dazu auf ak-report.at.
                                              wiederum muss den Sozialpartnern                      nehmen im ganzen Bundesland
vielgerühmten                                 auf Augenhöhe begegnen und ihre                       die Preise erhoben. Die Unter-
                                              wichtige Arbeit akzeptieren.                          schiede sind enorm: Die Fach-                       Karenzanrechnung:
Sozialpartnerschaft                              All das war während der türkis-­                   arbeiterstunde schwankt zwi-
                                                                                                                                                        Gewinn für Frauen
                                              blauen Regierung leider nicht mehr                    schen 45,60 und 95,80 Euro, für
los? Diese Frage stel-                        der Fall. Eineinhalb Jahre lang                       die Anfahrt werden zwischen                         Früher zur sechsten Urlaubs-
                                              wurde die Arbeitnehmerseite massiv                    11,40 und 60,90 Euro verrech-                    woche, längere Kündigungsfris-
len sich derzeit viele                        zurückgedrängt. Die Unternehmer­                      net. Alle Angaben finden Sie                     ten, höhere Pension, Berücksich-
                                              interessen wurden deutlich mehr                       übersichtlich auf ak-report.at.                  tigung bei Lohnvorrückungen:
Menschen. Zu Recht.                           berücksichtigt als die gemeinsamen                                                                     Von der vollen Anrechnung der
                                              Anliegen. Die Unternehmervertreter                       Rechtsanspruch auf                            Karenz (zwei Jahre pro Kind)
Es schaut auch gar                            haben den Dialog mit AK und Ge-
                                                                                                       Pflege- und Papamonat                         auf dienstzeitabhängige Ansprü-
                                              werkschaften beendet und lieber auf                                                                    che profitieren Arbeitnehmerin-
nicht gut aus.                                Kooperation mit der Regierung ge-                       Vorbei sind die Zeiten, in de-                 nen erheblich. Nach dem Ende
                                              setzt. Wirtschaftskammerpräsident                     nen Arbeitnehmer/-innen beim                     der schwarz-blauen Regierung
                                              Harald Mahrer geht sogar so weit,                     Papamonat oder bei der Pflege-                   konnte dieser längst überfällige
                                              jene als „Gegner der Republik“ zu                     auszeit vom guten Willen des                     Schritt endlich durchgesetzt

D   ie Sozialpartnerschaft ist in den
    Augen vieler Österreicherinnen
und Österreicher eine wichtige Ein-
                                              bezeichnen, die eine andere Meinung
                                              zum 12-Stunden-Tag haben als er.
                                                 Auf der Kollektivvertragsebene
                                                                                                    Arbeitgebers abhängig waren.
                                                                                                    Jetzt gibt es einen Rechtsan-
                                                                                                    spruch darauf – die Freistellun-
                                                                                                                                                     werden. Achten Sie darauf, dass
                                                                                                                                                     Ihnen die Zeiten tatsächlich an-
                                                                                                                                                     gerechnet werden!
richtung. Sie genießt bei den Men-            und in vielen Betrieben funktioniert                  gen sind nur noch zu melden.
schen nach wie vor hohes Ansehen.             die Sozialpartnerschaft allerdings                    Ausnahme: Bei der Pflege gilt
Die Zusammenarbeit zwischen den               noch recht gut. Ob auch die neue                      der Rechtsanspruch nur in Fir-                   Ohne Abschläge in
Sozialpartnern Arbeiterkammer und             Regierung künftig wieder verstärkt                    men ab fünf Beschäftigten und
                                                                                                                                                     die Pension: AK berät
Gewerkschaft, Wirtschaftskammer               auf die Sozialpartner setzen wird,                    für maximal vier Wochen. Mehr
sowie Landwirtschaftskammer hat               bleibt offen. Tut sie es nicht, zerstört              zu Meldefristen sowie Voraus-                   Wer 45 Jahre gearbeitet hat,
sich in den vergangenen Jahrzehn-             sie mutwillig ein jahrzehntealtes                     setzungen auf ak-report.at.                   kann ab 2020 abschlagsfrei in
ten mehr als bewährt und gilt als             österreichisches Erfolgsrezept, das                                                                 Pension gehen: ein historischer
einer der wesentlichen Erfolgsfakto-          international höchste Anerkennung                        Helden des Alltags vor                     Erfolg für die hart arbeitenden
ren unseres Landes. Der Bereitschaft          genießt.                                                                                            Menschen, zu dem die AK we-
                                                                                                       den Vorhang holen
zum Miteinander und bewussten                                                                                                                     sentlich beigetragen hat. Für
Interessensausgleich verdanken wir              Ihre                                                  AK und ORF suchen Men-                      die Betroffenen mit ihren zahl-
unsere positive Wirtschaftsentwick-                                                                 schen, die sich besonders für                 reichen Fragen hat die AK eine
lung und unseren funktionierenden                                                                   andere einsetzen: in Vereinen,                Hotline eingerichtet. Sie ist un-
Sozialstaat. Mit diesem erfolgreichen                                                               im direkten Umfeld, in der Ar-                ter 050/6906-4562 erreichbar.
Modell wurde Österreich zu einem                                   andrea.heimberger@akooe.at

                                                                                                Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich
                                                                                                Nr. 7, Dezember 2019, 50. (74.) Jahrgang. Erscheint siebenmal im Jahr.
                                                                                                Medieninhaberin, Herausgeberin und Redaktion: Kammer für Arbeiter
                                                                                                und Angestellte für Oberösterreich, Volksgartenstraße 40, 4020 Linz
                                                                                                Telefon: +43 (0)50 6906-2182, E-Mail: kommunikation@akooe.at
                                                                                                Redaktion: Dominik Bittendorfer, Rainer Brunhofer, Robert Eiter, Isabell Falkner, Nina Gruber
                 PEFC zertifiziert                                                              (CvD), Gabriele Fehringer, Ines ­Hafner, Andrea Heimberger (Leitung), Ulrike Mayr (CvD), Andreas
                 Dieses Produkt stammt                                                          Nöhmayer (Bild), Michael Petermair, Hans Promberger, Norbert Ramp, Margit Schrenk, Walter
                 aus nachhaltig                gedruckt nach der Richtlinie                     Sturm, ­Wolfgang Zeintlhofer (Produktion, Layout, Bild).
                 bewirtschafteten Wäldern      „Druckerzeugnisse“ des öster­
                 und kontrollierten Quellen    reichischen Umweltzeichens,
                                                                                                Fotos: Erwin Wimmer. Auflage: 547.000
                 www.pefc.at                   Gutenberg-Werbering GmbH, UW-Nr. 844             Hersteller: Gutenberg-Werbering Gesellschaft m.b.H., Verlagspostamt 4000 (4020) Linz
                                                                                                Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: siehe https://ooe.arbeiterkammer.at/impressum.html
2      report                                                                                   Die nächste Ausgabe erscheint am 22. Jänner 2020.
Voll das Leben trotz Handicap - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
Warum Klimaschutz
   Es führt kein Weg ­daran
         vorbei, den Ausstoß
    ­klimaschädlicher Gase

                                       eine soziale Frage ist
 – wie Co2 – in den nächs-
     ten Jahren deutlich zu
     reduzieren. Das „Wie“
  ist ­allerdings eine hoch­
                                                                                                                         tigten, die Hälfte davon in Ober-
 brisante Verteilungsfrage.
                                                                                                                         österreich. Betroffen wären auch
                                                                                                                         noch zahlreiche weitere Branchen

K   limapolitik muss sozial gerecht
    sein, sonst wird sie zu Recht
nicht akzeptiert. Die oberen Ein-
                                                                                                                         wie Handel, Reparatur und War-
                                                                                                                         tung. Für diese Arbeitnehmerin-
                                                                                                                         nen und Arbeitnehmer müssen
kommensschichten verursachen                                                                                             Konzepte entwickelt werden, die
viel mehr CO2-Emissionen als die                                                                                         Arbeitsplätze sichern, die Qualifi-
Wenigverdiener. Diese sind noch                                                                                          zierung fördern und die Menschen
dazu stärker von den Umweltbe-                                                                                           vor negativen sozialen Auswirkun-
lastungen betroffen. Durch CO2-­                                                                                         gen schützen. Nur dann werden
Steuern würden sie im Verhältnis                                                                                         sie den nötigen Strukturwandel
zu ihren Einkommen besonders                                                                                             mittragen.
drastisch zur Kasse gebeten (siehe
untenstehender Kasten).                                                                                                    Mit Klimainvestitionen
   Ein Beispiel: Einen Pendler mit
                                                                                                                           die Konjunktur ankurbeln
niedrigem Einkommen werden
auch noch so hohe Umweltsteu-                                                                                               Für ein solches Programm müs-
ern auf Sprit nicht zum Umsteigen                                                                                        sen Milliardenbeträge mobilisiert
bewegen, wenn er keine passende                                                                                          werden. Es wäre aber auch ein bei-
Öffi-Verbindung hat. Auf was soll                                                                                        spielloser Konjunktur-Motor. Die
er denn umsteigen? Er zahlt dann                                                                                         treibende Kraft kann nur der Staat
zwar deutlich mehr fürs Fahren,                                                                                          sein, denn die bisherigen „markt-
stößt dabei aber genau so viel CO2                                                                                       konformen“ Lösungsstrategien
aus wie zuvor. Und vielleicht fehlt                                                                                      haben auf breiter Front versagt.
ihm dann das Geld für eine um-                                                                                           „Schuldenbremsen“, die den Staat
weltfreundlichere Heizung.             Auto-Pendler/-innen haben erst dann eine Chance, umweltfreundlich zur Arbeit zu   zu blindem Sparen zwingen, sind
   Während seine Chefin aus Steu-      kommen, wenn das öffentliche Verkehrsangebot deutlich besser und billiger wird.   Gift für das Klima. Eine kaputtge-
ermitteln einen Zuschuss für ein                                                                                         sparte Infrastruktur und eine zer-
teures Elektroauto bekommt, wird       politik miteinander verknüpft. Im        Wohnungen, einen ökologischen            störte Umwelt sind die größten
der Pendler, der sich nur einen al-    Rahmen dieses Programms müs-             Umbau der Landwirtschaft und             Lasten, die man künftigen Genera-
ten Diesel leisten kann, zusätzlich    sen der öffentliche Nah- und Fern-       klimafreundliche Technologien.           tionen aufbürden kann.
abkassiert. So subventioniert er den   verkehr ausgebaut und verbilligt,        Zigtausende neue Arbeitsplätze              In Zeiten, in denen der Staat sich
schicken Tesla der Chefin mit. Und     Strom und Wärme komplett auf             würden dadurch entstehen.                zinslos Geld leihen kann und die
am Ende muss er sich von selbstge-     erneuerbare Energien umgestellt            Manche Branchen wird das vor           Rezession bereits an die Tür klopft,
rechten Besserverdienenden noch        werden.                                  große Herausforderungen stellen          muss die Politik auf sozial-ökologi-
als „Umweltsünder“ beschimpfen           Weiters braucht es tausende            – etwa die Fahrzeugindustrie mit         sche Investitionen setzen, die sich
lassen.                                bezahlbare und energieeffiziente         derzeit rund 30.000 direkt Beschäf-      langfristig rentieren. Durch Millio-
                                                                                                                         närssteuern und das Schließen von
  Umstieg gelingt nur bei                                                                                                Steuerschlupflöchern für Großkon-
                                                                                                                         zerne und Superreiche müssen die
  realistischen Alternativen
                                                                                                                         Verursacher der Krise an den Um-
   Dem Klima und dem Pendler
ist nur geholfen, wenn man ihm
                                                                       Reich sein                                        baukosten beteiligt werden.

eine realistische und preiswerte
Alternative anbietet. Dafür müsste                                     belastet Klima                                      Mehr Infrastruktur und
                                                                                                                           Soziales statt Klimastrafen
massiv in den Ausbau des öffent-
lichen Verkehrs und in niedrigere
Ticketpreise investiert werden. Um
das zu finanzieren und die Men-
                                                                       D ie Organisation Oxfam hat errechnet,
                                                                         dass die reichsten zehn Prozent rund
                                                                     die Hälfte der CO2-Emissionen verursa-
                                                                                                                            Bleibt Österreich beim Klima-
                                                                                                                         schutz weiterhin untätig, wird es
                                                                                                                         schon bald Milliardenstrafen für
schen zum Umstieg zu bewegen,            Dr. Johann Kalliauer        chen. Sie fliegen und konsumieren mehr,             verfehlte Klimaziele hageln.
können Umweltsteuern durchaus            AK-Präsident                haben größere Häuser und Autos. Ihr                    Und noch teurer werden die er-
eine Rolle spielen. Aber nur im                                      ökologischer Fußabdruck ist zehnmal so              forderlichen Anpassungen und die
Rahmen eines Gesamtkonzeptes,            groß wie jener der unteren 50 Prozent.                                          Schäden, wenn der Temperaturan-
das auch die soziale Ungleichheit          Höhere Steuern auf klimaschädliche Produkte wie Benzin oder                   stieg nicht gestoppt wird. Geld, das
bekämpft.                                Ölheizungen treffen aber vor allem kleine und mittlere Einkommens-              viel besser in öffentliche Infrastruk-
   Nötig ist ein sozial-ökologisches     bezieher/-innen, die nicht das Geld für Ökoinvestitionen oder teure             tur und die Herstellung sozialer
Investitionsprogramm, das Um-            Produkte aus Bioläden haben. Am umweltschädlichen Lebensstil                    Gerechtigkeit investiert wäre.
welt-, Arbeitsmarkt- und Sozial-         der Reichen ändert sich hingegen nichts. „Klimapolitik muss ­daher                                   walter.sturm@akooe.at
                                         vor allem für soziale Gerechtigkeit sorgen“, fordert AK-Präsident
                                         Dr. Johann Kalliauer.
                                                                                                                                                   report       3
Voll das Leben trotz Handicap - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
Yes, we can! Voll im Leben trotz Behinderung:

Besondere Menschen mi

                Signe Bergmann ist Physiotherapeutin, Eiskunstlauf-
                lehrwartin, Tanzpädagogin und Shiatsu-Praktikerin.
                Trotz ihrer Sehbehinderung führt sie ein selbstbe-
                stimmtes, aktives Leben. Menschen mit Behinderun-
                gen können fast alles schaffen. Wenn man sie lässt.

                                                                      © Florian Dolzer

4   report
Voll das Leben trotz Handicap - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
it besonderen Stärken
A   ls Signe Bergmann sieben Jahre
    alt war, erhielten sie und ihre
Eltern die niederschmetternde Di-
                                        ßen Leidenschaften Eiskunstlauf
                                        und Tanzen.
                                          Für ihre Arbeit mit den Pati-
                                                                                 Weile seine Augen leiht, bis ich
                                                                                 mich in dem neuen Programm zu-
                                                                                 rechtfinde“, so die Physiotherapeu-
                                                                                                                            den Köpfen. Menschen mit Beein-
                                                                                                                            trächtigungen finden oft nur sehr
                                                                                                                            schwer einen Job. Während die
agnose: „Nervus opticus atrophie“,      entinnen und Patienten hat die           tin. Ihren Beruf lebt sie mit voller       Arbeitslosigkeit im Herbst 2019
Sehnervschädigung. Seither lebt         Physiotherapeutin ihre ganz ei-          Leidenschaft: „Ich habe mir damit          generell zurückging, stieg sie bei
die heute 52-Jährige mit einer Seh-     genen Methoden entwickelt. Bei           einen Herzenswunsch erfüllt.“              Menschen mit Behinderungen an.
behinderung. Sie braucht für das        den administrativen Aufgaben wie            Ein selbstbestimmtes Leben. Das
tägliche Leben spezielle Hilfsmittel    etwa Dokumentations- und Com-            ist es, was Menschen mit Beein-              Nicht sichtbar, aber
wie Lupenbrille und Bildschirm­         puterarbeit ist sie auf Hilfsmittel      trächtigungen wollen. Und das ist
                                                                                                                              immer präsent
lesegeräte, die das Lesen und Schrei-   angewiesen. „Hier bekomme ich            auch ihr gutes Recht: dazugehören,
ben wesentlich erleichtern. Diese       von meinem Arbeitgeber jede Un-          teilhaben und selbst bestimmen –              „Zu oft werden nur die Beein-
helfen ihr auch bei ihrer Arbeit        terstützung, die ich brauche“, be-       kurz Inklusion. Das ist ein Men-           trächtigungen gesehen und nicht
in der Psychiatrischen Tagesklinik                                                                                          die Potenziale“, so Gerhard Ga-
für Erwachsene und der akutpsy-                                                                                             bauer. Er ist Behindertenvertrau-
chiatrischen Station am Neuromed                » Viel zu oft werden nur die                                                ensperson bei der Firma Tann­
Campus in Linz. Dort ist Signe                                                                                              papier in Traun und selbst Betroffe-
Bergmann Teil von spezialisierten            Beeinträchtigungen und nicht die                                               ner: In Folge seiner Erkrankung an
Teams, die unter anderem Men-                                                                                               Morbus Crohn lebt er seit mittler-
schen begleiten, die lernen müs-             Potenziale der Menschen gesehen. «                                             weile 30 Jahren mit einem künstli-
sen, mit einer Körperveränderung                                                                                            chen Darmausgang. Seine Behinde-
zu leben. „Viele unserer Patienten           Gerhard Gabauer, Drucker und Behindertenvertrauensperson                       rung ist nicht sichtbar, aber immer
haben ein ähnliches Schicksal wie                                                                                           präsent. „Wir arbeiten an großen
ich. Sie haben nach einem Unfall                                                                                            Druckermaschinen, hantieren mit
oder einer Krankheit quasi über         richtet sie, zum Beispiel spezielle      schenrecht und als solches auch            Papierbahnen, Papierrollen und
Nacht eine körperliche Behinde-         Zoom-Programme auf den Com-              in der UN-Konvention über die              mit schweren Farbkannen. Da
rung. Die psychische Belastung          putern oder eine extra Begleitper-       Rechte von Menschen mit Behin-             muss ich besonders aufpassen, dass
ist da oft enorm“, berichtet Signe      son während der EDV-Schulungen           derungen geregelt. Gerade in der           meiner Stomaversorgung nichts
Bergmann.

  Mit viel Erfahrung und
                                        auf neue Software. „Da brauche ich
                                        dann jemanden, der mir für eine
                                                                                 Arbeitswelt gibt es leider nach wie
                                                                                 vor zu viele Barrieren, vor allem in               Weiter auf Seite 6
                                                                                                                                                            »
  großem Fachwissen
   Als Physiotherapeutin hilft sie
den Betroffenen dabei, wieder ein
selbstbestimmtes Leben starten zu
können. Mit Heilgymnastik, geziel-
ter Behandlung, vielen Gesprächen
und viel Einfühlungsvermögen –
eine Therapie für Körper, Seele und
Geist. Ihre vermeintliche Schwä-
che, die Beeinträchtigung ihres
Sehsinns, hat die Linzerin zu ihrer
Stärke gemacht. Sie hat ein extrem
ausgeprägtes Körpergefühl. Vieles,
das andere Menschen sehen, kann
sie spüren. „Physiotherapeuten ar-
beiten mit allen Sinnen. Bei mir
sind der Gehörsinn und der Tast-
sinn besonders ausgeprägt. So er-
stelle ich meine Befunde“, schildert
Signe Bergmann.
   Ihr eigenes Körperbewusstsein
                                                                                                                                                                © Florian Dolzer

trainiert sie regelmäßig: durch
Wahrnehmungsübungen, durch
viel Bewegung – wie Skifahren und
Bergwandern – und durch ihre gro-         Gerhard Gabauer bewältigt trotz seiner Beeinträchtigung Job und Alltag und engagiert sich darüber hinaus noch für andere.

                                                                                                                                                      report          5
Voll das Leben trotz Handicap - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
die Familie – ist Karin Neuwirth
                                                                                                                                              trotzdem ihren Weg gegangen.
                                                                                                                                              Zielstrebig bis an die Johannes-Ke-
                                                                                                                                              pler-Uni in Linz, wo sie sich als
                                                                                                                                              stellvertretende Vorständin des In-
                                                                                                                                              stituts für Legal Gender Studies in
                                                                                                                                              der Frauen- und Geschlechterfor-
                                                                                                                                              schung einen Namen gemacht hat,
                                                                                                                                              Studierende unterrichtet und sich
                                                                                                                                              so für eine bessere Welt engagiert.

                                                                                                                           © Florian Dolzer
                                                                                                                                              Von ihrer Beeinträchtigung ließ sie
                                                                                                                                              sich nie aufhalten. „Gerechtigkeit
                                                                                                                                              und Gleichstellung, das waren im-
Mag.a Dr.in Karin Neuwirth mit ihren Studierenden im barrierefreien Hörsaal. Lehren und Forschen trotz Beeinträchtigung.                      mer meine großen Anliegen“, so die
                                                                                                                                              Rechtswissenschafterin.
                                                                                                                                                 Schon als Studentin ist sie durch
                                           passiert“, schildert er. Das hindert      Behinderten kann im Betrieb eine                         ihr Interesse und ihre Leidenschaft
                                           den 54-Jährigen aus Traun nicht           Behindertenvertrauensperson ge-                          für diese Themen aufgefallen – ihre
                                           daran, seit Jahrzehnten in jeder          wählt werden. „Das macht Sinn,                           damalige Professorin hat sie des-
                                           Tag- und Nachtschicht alles zu ge-        denn Betriebsräte, die nicht selbst                      halb besonders unterstützt. „Als
                                           ben und sich darüber hinaus noch          von einer Behinderung betroffen                          klar war, ich könne nach dem Stu-
                                           für andere einzusetzen: Denn Ger-         sind, sind mit dem Thema oft über-                       dium an der Uni bleiben und hier
                                           hard Gabauer vertritt auch die In-        fordert“, erzählt Gerhard Gabauer.                       arbeiten, ist viel Druck von mir
                                           teressen seiner 25 Kolleginnen und        An die Politik richtet er klare For-                     abgefallen“, erinnert sich die ge-
                                           Kollegen mit Beeinträchtigungen           derungen: „Der Kündigungsschutz                          bürtige Waldviertlerin, die heute
                                           in der Firma. Als Behindertenver-         für Menschen mit Behinderungen                           in Linz lebt. Berufswunsch erfüllt:
                                           trauensperson ist er Ansprechpart-        darf keinesfalls gelockert werden.                       Neues erforschen und Wissen wei-
                                           ner Nummer eins für sie und für           Die letzte Aufweichung 2011 hatte                        tergeben. Ihre Vorlesungen sind bei
                                           die Geschäftsführung. Er hört zu,         fatale Folgen, weil sich die Zahl                        den Studierenden sehr beliebt. Es
                                           vermittelt und sucht nach Lösun-          der arbeitslosen Kollegen mit Be-                        gibt viel positives Feedback. Dem-
                                                                                     hinderung seither massiv erhöht                          nächst feiert Karin Neuwirth ihr
                                                                                     hat!“ Für diesen Kündigungs-                             25-jähriges Dienstjubiläum.
                                                                                     schutz kämpft er und mit ihm die
    » Wir Menschen mit Behinderungen                                                 Arbeiterkammer. Sie fordert einen                          Die Arbeit wird
                                                                                     stärkeren Schutz für begünstigte
                                                                                                                                                anstrengender
müssen manchmal stärker und wohl                                                     Behinderte.
                                                                                        Sein Engagement für andere hat                           Den Großteil ihrer Arbeitszeit
auch überzeugender sein. «                                                           Gerhard Gabauer stärker gemacht                          verbringt Karin Neuwirth am
                                                                                     und hilft ihm jeden Tag, sein eige-                      Computer. Es gibt viel zu organi-
Mag.a Dr.in Karin Neuwirth, Rechtswissenschafterin an der Uni Linz                   nes Schicksal anzunehmen.                                sieren, zu lesen und zu schreiben.
                                                                                                                                              Das ist anstrengend, denn ihre Ein-
                                                                                        Unbeirrbar in Richtung                                schränkungen an den Händen und
                                           gen. Weil er genau weiß, wovon                                                                     Fingern verschlimmern sich mit
                                                                                        erfolgreiches Leben
                                           er spricht und was Menschen mit                                                                    zunehmendem Alter, die Schmer-
                                           Beeinträchtigungen brauchen.                 Mit einer Beeinträchtigung, die                       zen in den Gelenken werden stär-
                                           Sein Engagement endet aber nicht          auf den ersten Blick erkennbar ist,                      ker. Auch die Kraft lässt nach. Doch
                                           am Betriebstor. Gerhard Gabauer           lebt seit 47 Jahren Mag.a Dr.in Karin                    davon lässt sich Karin Neuwirth
                                           möchte auch Sprachrohr über die           Neuwirth. Sie ist mit Achondropla-                       nicht beirren: „Ich werde so lange
                                           Firma hinaus sein und hat daher           sie – Kleinwüchsigkeit – zur Welt                        arbeiten, wie ich kann.“ Sie schließt
                                           im ÖGB ein neues Forum mitbe-             gekommen. Sie musste sich schon                          auch nicht aus, noch ein neues Stu-
                                           gründet, das sich um die Interessen       sehr früh „innerlich stark machen“,                      dium zu beginnen.
                                           von Menschen mit Beeinträchti-            wie sie es selbst beschreibt, denn als                      Stark bleiben, an sich glauben,
                                           gungen kümmert und eine Anlauf-           Kind wurde oft mit dem Finger auf                        niemals aufgeben. Karin N  ­ euwirth,
                                           stelle für alle Behindertenvertrau-       sie gezeigt. Ausgestattet mit dem                        Gerhard Gabauer und Signe Berg-
                                           enspersonen in Oberösterreich ist.        richtigen Rüstzeug – viel Selbst-                        mann zeigen vor, wie es geht.
                                           Ab fünf sogenannten begünstigten          vertrauen und Anerkennung durch                                               ulrike.mayr@akooe.at

6       report
Voll das Leben trotz Handicap - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
Sinnlose Flucht
      Doping im Sport über-

                                                                                                                                                           © Medienhaus Schwazrach
   rascht niemanden mehr.
      Aber dass immer mehr

                                       in die Sucht
       Arbeitnehmer/-innen
    zu leistungssteigernden
  ­Mitteln greifen, um ihren
      Berufsalltag zu bewäl­                                                                                                             Psychologe und
                                                                                                                                           Suchtexperte
     tigen, ist erschreckend.
                                                                                                                                     Dr. Reinhard Haller

K   enianische Dauerläufer, ame-
    rikanische Sprinter, russische
Biathletinnen, österreichische Ski-
                                                                                                                                      Wegschauen
langläufer oder Radrennfahrer jeg-                                                                                                    bringt nichts
licher Nation – sie alle tun es und
es erstaunt niemanden mehr. Aber                                                                                                         Dr. Reinhard Haller grün-
Doping gibt´s nicht nur im Sport,                                                                                                     dete die erste Suchtpräventi-
denn auch Arbeitnehmer/-innen                                                                                                         onsstelle Österreichs und ist
müssen im Wettlauf um Marktan-                                                                                                        einer der renommiertesten
teile und Produktionssteigerung                                                                                                       Psychiater des Landes.
Höchstleistungen erbringen – und                                                                                                         Was sind die Hauptgründe
das unter immer höherem Zeit-                                                                                                         für „Doping“ am Arbeitsplatz?
druck und bei steigender Arbeits-                                                                                                        Der Arbeitsdruck erhöht sich
dichte. Dem Irrglauben, dass man                                                                                                      merkbar. Die Arbeitnehmer wol-
seiner Kreativität und Leistungsfä-                                                                                                   len immer ihr Bestes geben,
higkeit mit diversen Mittelchen auf

                                                                                                                      © AdobeStock
                                                                                                                                      viele überfordern sich allerdings
die Sprünge helfen kann, verfallen                                                                                                    dabei. Manche glauben, mit che-
immer mehr Menschen.                                                                                                                  mischen Mitteln nachhelfen zu
   Arbeitsbedingungen beeinflus-       Der steigende Druck am Arbeitsplatz belastet zunehmend. Die Folge: Immer mehr                  müssen. Die Folgen sind psychi-
sen massiv unser gesamtes Leben.       Beschäftigte greifen zu süchtigmachenden Mitteln.                                              sche Störungen wie Burnout.
Gute können sogar bei privaten                                                                                                           Wie erkenne ich Suchtverhal-
Problemen stabilisierend wirken,       So ist zum Beispiel Spielsucht          ich mich an die Sicherheitsver-                        ten bei Kollegen?
schlechte hingegen verheerende         zwar grundsätzlich nichts Neues,        trauensperson oder den Betriebs-                          Zum Beispiel, wenn die Kolle-
Auswirkungen haben und etwa            aber Smartphone und Onlinespiele        rat wenden? Dazu haben wir den                         gen immer öfter zwischendurch
Suchtverhalten begünstigen oder        haben die Gefahr, nach Glücks-          Suchtexperten Dr. Reinhard Haller                      rausgehen oder verstärkt zittern
gar auslösen – ob durch Stress,        spielen süchtig zu werden, stark        befragt (siehe rechte Spalte).                         oder schwitzen. Die Leistungen
überlange Arbeitszeiten oder stän-     ausgeweitet.                               Betriebliche Präventionspro-                        beginnen zu schwanken, das
dige Verfügbarkeit. Immerhin wur-        Doch was tun, wenn eine Kol-          gramme, die helfen, Suchtgefahr                        Wesen verändert sich. Sie wer-
den die Tabus um Sucht in der Ar-      legin oder ein Kollege durch ver-       frühzeitig zu erkennen und gegen-                      den freudloser oder reizbarer.
beitswelt in den letzten Jahren auf-   mehrte Ungenauigkeit oder Un-           zusteuern, bietet auch das Institut                       Wie reagiere ich richtig, wenn
gebrochen. Immer mehr Betriebe         pünktlichkeit auffällt? Soll ich sie    Suchtprävention.                                      ich ein Suchtproblem vermute?
unterstützen mittlerweile betrof-      oder ihn darauf ansprechen? Soll                          hans.promberger@akooe.at                Das ist schwierig, weil man
fene Mitarbeiter/-innen anstatt sie                                                                                                   eine Schamschwelle überwinden
zu kündigen.                                                                                                                          muss. Wenn man das Anspre-

                                         Forderungen der AK
                                                                                                                                      chen vermeidet, tut man den
  Reagieren, wenn Kollegen                                                                                                            Betroffenen aber nichts Gutes.
                                                                                                                                      Es braucht Mut, aber auch kon-
  Suchtsymptome zeigen
   Die früher oft gewohnte „Halbe“
am Arbeitsplatz gehört angesichts
                                        D     ie Arbeitgeber sind gesetzlich
                                              verpflichtet, für gute und or-
                                         dentliche Arbeitsbedingungen
                                                                                  Urlaubswoche für alle nach 25
                                                                                  Dienstjahren und die Absiche-
                                                                                  rung gesetzlicher Feiertage.
                                                                                                                                      struktiven Druck, um Beratung
                                                                                                                                      zuzulassen. Wichtig ist, Angst zu
                                                                                                                                      nehmen, aber auch der Zusam-
der Unfallgefahr beim Hantie-            zu sorgen (Fürsorgepflicht). Der      • Maßnahmen, die sich aus                             menhalt zwischen Betriebsrat,
ren mit gefährlichen Stoffen oder        Präventionsgedanke in den Be-            der Evaluierung der psychi-                         Geschäftsführung und Kollegen.
Maschinen großteils der Vergan-          trieben muss aus Sicht der AK            schen Belastungen am Ar-                            Der Arbeitsplatz muss unbedingt
genheit an, aber es tun sich neue        allerdings noch weiter forciert          beitsplatz ergeben, sind rasch                      erhalten werden, weil dieser oft
Problemfelder auf – zum Beispiel         werden:                                  umzusetzen.                                         das letzte Netz ist.
der Missbrauch von Tabletten und         • Es gilt, den Leistungsdruck zu     • Mitbestimmungsrechte von                               Wie kann man die Denkleis-
Medikamenten zur Leistungs-                 reduzieren und die steigenden         Betriebsräten/-innen bei Prä-                       tung natürlich steigern?
steigerung. Das größte Problem:             Anforderungen mit Bildungs-           vention und Personalbemes-                             Neben Bewegung, ausrei-
„Doping für das Gehirn“ lässt die           maßnahmen und zusätzlichem            sung gehören ausgebaut und                          chend Schlaf und gesunder Er-
Betroffenen lange leistungsfähig            Personal auszugleichen.               gestärkt.                                           nährung ist es wichtig, den eige-
erscheinen und erschwert es Ver-         • 12-Stunden-Tag und vor allem       • Es soll in allen Unternehmen                        nen Rhythmus zu finden – ohne
wandten, Bekannten und Arbeits-             60-Stunden-Woche müssen               ein verpflichtendes Eingliede-                      chemische Hilfe. Man sollte sich
kollegen/-innen, Suchtverhalten             wieder abgeschafft werden.            rungsmanagement für Beschäf-                        selbst Pausen gönnen, keine Ar-
früh zu erkennen.                        • Mehr Erholungsphasen schaf-           tigte nach langen Krankenstän-                      beit mit nach Hause nehmen und
   Auch Verhaltenssüchte werden             fen, etwa durch eine sechste          den geben.                                          Freizeitalternativen schaffen.
zunehmend zur Herausforderung.

                                                                                                                                                                                     report   7
Voll das Leben trotz Handicap - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
Erfolgreicher Betriebsrat
       Seit zwei Jahren ist
Heinz Strobl Betriebsrats­
vorsitzender bei der Firma
   ­Borbet in Ranshofen. In
                                                                                                                               perfekte Lage des Betriebsratsbüros
  dieser kurzen Zeit hat er                                                                                                    gleich hinter dem Firmeneingang
schon viel weitergebracht.                                                                                                     erleichtert zudem die Kommuni-
                                                                                                                               kation. „Manche kommen in der
                                                                                                                               Früh schnell vorbei oder am Weg

D   ie Firma Borbet in Ranshofen
    ist Teil der deutschen Bor-
bet-Gruppe mit weltweit rund
                                                                                                                               zur Kantine. Zumeist geht es dabei
                                                                                                                               um Lohnfragen, Arbeitszeit oder
                                                                                                                               Pensionierungen, gar nicht so sel-
5.000 Beschäftigten. In Ranshofen                                                                                              ten auch um private Probleme“,
sind 760 Arbeiter/-innen und 100                                                                                               sagt der Betriebsrat.
Angestellte tätig. Sie fertigen jähr-                                                                                             Eines der wichtigen Anliegen
lich etwa vier Millionen Alufelgen.                                                                                            der Arbeiter/-innen und ihres Be-
Konzernweit sind es 20 Millionen.                                                                                              triebsrates ist es, dass Überstunden
Die jüngsten Turbulenzen in der                                                                                                nicht nur ausgezahlt, sondern auch
deutschen Automobilbranche sieht                                                                                               als Zeitausgleich konsumiert wer-
Arbeiterbetriebsrat Heinz Strobl                                                                                               den können. „Vielen ist Freizeit
recht gelassen: „Wir beobachten                                                                                                wichtiger als Geld. Für sie haben
die Entwicklung genau, aber der-                                                                                               wir erreicht, dass bis zu 30 Über-
zeit sind wir gut ausgelastet.“                                                                                                stunden in Zeit ausgeglichen wer-
                                                                                                                               den. Der Rest wird ausgezahlt“,
    Wirtschaftskrise beinahe              Borbet-Betriebsrat Heinz Strobl (Mitte) mit Agim Pacolli (re.) und Marian Galetan.   sagt der Betriebsratsvorsitzende.
    unbeschadet überstanden
                                          nommen. Bei der heurigen Neu-              triebliche Mitbestimmung. Alles,            Nachtschwerarbeit für
   Auch die große Wirtschafts-            wahl des Betriebsrates hat er mit          was ein Betriebsrat wissen muss.
                                                                                                                                 mehr als 300 Arbeiter
krise in den Jahren 2008/2009,            seiner Liste einen beachtlichen Er-           Seine Berufskarriere hatte Heinz
in der viele Automobilhersteller          folg eingefahren und neun von elf          Strobl einst als Koch und Kellner            Derzeit bemüht sich der Be-
und ihre Zulieferer ins Strudeln          Mandaten gewonnen. Innerhalb               begonnen. „Dann habe ich jahre-           triebsrat darum, dass alle betroffe-
gekommen waren, überstand die             von 16 Monaten konnte der neue             lang auf Saison gearbeitet. Aber da-      nen Arbeiter/-innen in die Nacht-
­Borbet-Gruppe beinahe unbescha-          Betriebsrat mehr als 300 neue Ge-          mit war irgendwann Schluss, weil          schwerarbeitsregelung kommen,
 det. „Unsere Eigentümer lassen           werkschaftsmitglieder werben und           die Gastronomie mit einer Familie         damit sie mit 57 Jahren in Pension
 immer ausreichend Kapital im             den Anteil im Betrieb von 52 auf 97        kaum vereinbar ist“, erzählt er. 2002     gehen können. „Neue Messun-
 Unternehmen, damit der Konzern           Prozent steigern.                          heuerte Strobl bei Borbet an und          gen haben eine nächtliche Lärm­
 für Krisen gerüstet ist“, berichtet         Seit zwei Jahren bildet sich            arbeitete bis 2017 in der Produk-         belastung von mehr als 84 Dezibel
 Heinz Strobl.                            Heinz Strobl intensiv als Betriebs-        tion. Das hilft ihm bei der Betriebs-     ­ergeben. Davon sind mindestens
   Der 44-Jährige ist seit vier Jah-      rat weiter: Grundausbildung,               ratsarbeit, weil er mit den Anliegen       300 Leute betroffen“, sagt Heinz
 ren Mitglied des Betriebsrates, vor      Arbeitsrecht, Arbeitszeit, soziale         der Belegschaft in den Produkti-           Strobl.
 zwei Jahren hat er den Vorsitz über-     Kompetenz, Lohnverrechnung, be-            onshallen bestens vertraut ist. Die                      dominik.bittendorfer@akooe.at

                 AC H T U N G , B I S S I G !                                        AK half nach Kündigung:
    Hassliebe im Winter:                                                             5.000 Euro erkämpft
    Die satanischen Kekse                                                            N    achdem sie gekündigt worden
                                                                                          war, ließ eine 50-jährige Han-
                                                                                     delsangestellte aus dem Bezirk
                                                                                                                                besonders bei den erweiterten Öff-
                                                                                                                                nungszeiten, die im Handel zum
                                                                                                                                Teil gelten – wurde der Arbeitneh-

    H   ochangesehen sind die Kolleginnen und Kollegen, die im Ad-
        vent kleine Kostproben ihrer Kekskreationen ins Büro mitbrin-
    gen. Doch während der Feiertage wendet sich das Blatt. Wer am
                                                                                     Linz-Land ihre Endabrechnung bei
                                                                                     der Arbeiterkammer kontrollieren.
                                                                                     Dabei wurde schnell klar: Der Be-
                                                                                                                                merin Geld vorenthalten. Und zu-
                                                                                                                                sätzlich fehlten auch 300 Euro als
                                                                                                                                Ersatz für offenen Urlaub.
    27. Dezember Kekse bringt, erntet noch ein mitleidiges Lächeln,                  trieb, in dem sie vier Jahre lang als        Die Arbeiterkammer musste
    spätestens ab dem 7. Jänner aber gibt’s Reaktionen, als hätte man                25-Stunden-Teilzeitkraft gearbeitet        mehrmals intervenieren, ehe der
    eine Mischung aus Gammelfleisch und Schimmelbrot angeboten.                      hatte, hatte mehrmals das Arbeits-         ehemalige Arbeitgeber der Frau
    Schuld ist das eine Vanillekipferl, das man sich nach dem mehrgän-               recht verletzt.                            insgesamt 5.000 Euro nachzahlte.
    gigen Weihnachtsmenü unbedingt noch reinziehen musste. Dem                          Zunächst einmal war die Frau            Geld, das sie ohne Hilfe der AK nie
    armen Keks wird kurzerhand die Verantwortung für Gänsebraten,                    fristwidrig gekündigt worden. Die          bekommen hätte! Das ist nur ein
    Käseplatte, Sekt, Wein und Schnaps angelastet. Sollten wir daher die             Expertinnen und Experten der               Fall von vielen aus der Beratungs-
    potentiellen Unglückskekse – analog zu den Glückskeksen beim                     Arbeiterkammer Oberösterreich              praxis der AK. Insgesamt ­haben
    Chinesen – mit kleinen warnenden Sprüchen versehen? Sicher nicht!                stellten auch fest, dass beim Weih-        die Rechtsexperten/-innen der
    Bei der nachweihnachtlichen Keksphobie handelt es sich um ein                    nachtsgeld 800 Euro zu wenig              ­Arbeiterkammer Oberösterreich
    Phänomen, das sich bis November wieder legt.          ak-report@akooe.at        ausbezahlt worden waren. Damit             im Vorjahr fast 100 Millionen Euro
                                                                                     nicht genug: Bei den Zuschlägen –          erkämpft.

8       report
Voll das Leben trotz Handicap - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
Augen auf beim Geschenkekauf:

                                                                                                         © AdobeStock
Gutscheine und Online-Shopping
D    er Weihnachtsstress hat uns
     fest im Griff. Die allgegenwär-
tige Frage lautet „Was soll ich nur
                                        für Geschäfte einer ganzen Stadt.
                                        Damit haben die Beschenkten
                                        mehr Auswahl beim Einlösen.
                                                                                 chen Geschenken.
                                                                                 Hier sollte man
                                                                                 darauf achten,
schenken?“ Eine Pudelmütze, So-            Manche Firmen versuchen es            Waren nur bei se-
cken oder doch ein Kaffeehäferl         mit einem Ablaufdatum auf den            riösen Anbietern
mit einem kecken Spruch drauf?          Gutscheinen. Das ist aber unzuläs-       zu kaufen. Erken-
Eine beliebte Alternative: Der Ge-      sig. Gutscheine sind grundsätzlich       nen lassen sich
schenkgutschein. Hier ist sicher,       30 Jahre gültig – ein AK-Erfolg!         solche an dem              Rund ums Schenken gibt es einiges zu beachten. Bei
dass die beschenkte Person dafür        Wenden Sie sich bei Problemen            Österreichischen       ­Fragen und Problemen hilft der AK-Konsumentenschutz.
etwas bekommen kann, was sie            an den Konsumentenschutz der             E -­C o m m e r c e -
wirklich mag oder gut brauchen          Arbeiterkammer.                          Gütezeichen. Besonders vorsichtig Bedenken Sie auch, dass eine per-
kann.                                                                            sollten Sie bei Angeboten sein, die sönliche Shop-Empfehlung von
   Aber Vorsicht: Wird das Unter-         Zu günstig, um wahr                    sehr günstig erscheinen. Um das Freunden/-innen oder Familie
nehmen, das den Gutschein ausge-                                                 Risiko möglichst gering zu hal- wesentlich verlässlicher ist als an-
                                          zu sein? Finger weg!
stellt hat, zahlungsunfähig, verliert                                            ten, gilt: Bei unbekannten Händ- onyme Bewertungen im Internet.
auch der Gutschein seinen Wert.           Wenn’s doch ein Packerl sein           lern möglichst auf Rechnung Weitere hilfreiche Infos und Tipps
Unser Tipp: Schenken Sie Gut-           soll, suchen viele im Internet nach      kaufen. Ganz nach dem Motto rund ums Schenken finden Sie auf
scheine für Einkaufszentren oder        Schnäppchen oder außergewöhnli-          „zuerst die Ware, dann das Geld“. ak-report.at.

Berichte von der Straße:
im Einsatz für die ­„Kupfermuckn“
      Die Straßenzeitung                                                                                                 keit. Die Verkäuferinnen und Ver-
                                                                                                                         käufer der „Kupfermuckn“ müssen
    „Kupfermuckn“ gibt
                                                                                                                         einen Ausweis tragen, der auf den
 Menschen, die obdachlos                                                                                                 ersten Blick erkennbar ist. So kön-
     sind, ein Stück ihrer                                                                                               nen die Käuferinnen und Käufer
 Lebensqualität und ihrer                                                                                                sicher sein, dass der Betrag auch
                                                                                                                         wirklich den Betroffenen zu Gute
           Würde zurück.
                                                                                                                         kommt.

L  eo war obdachlos. Vor fünf Jah-
   ren hat er noch in abgestellten
Zug-Waggons geschlafen. Nicht al-
                                                                                                                           Weihnachtszeit erhöht
                                                                                                                           die Hilfsbereitschaft
leine, sondern mit bis zu 25 ande-                                                                                          Allerdings sind die „Geschäfte“
ren Obdachlosen. Damals war für                                                                                          schon mal besser gelaufen. Laut
ihn noch alles ganz anders, Alkohol                                                                                      „Kupfermuckn“-Team ist die Be-
war sein ständiger Begleiter. Eines                                                                                      reitschaft, die Zeitung zu kaufen,
Tages entschied er sich, sein Leben                                                                                      in den letzten Jahren leicht zu-
zu ändern. Er lernte Mag. Heinz                                                                                          rückgegangen. „Auch der Verweis
Zauner kennen, den Chefredak-                                                                                            von manchen Verkaufsplätzen er-
teur der Straßenzeitung „Kupfer-                                                                                         leichtert die Arbeit nicht gerade.
muckn“ – ein Kultur- und Beschäf-       Leo (li.) mit seinem Chefredakteur Heinz Zauner und der Zeitung „Kupfermuckn“.   Aber Jammern hilft nichts“, sagt
tigungsprojekt des Vereins ARGE                                                                                          Heinz Zauner. „Wenigstens jetzt in
Obdachlose in Linz. Heute ist Leo       fen. Die Verkäuferinnen und Ver-         tikel festgelegt und verteilt werden.   der Weihnachtszeit sind doch viele
Teil des Redaktionsteams.               käufer erwerben die Zeitungen            Heinz Zauner: „Unsere Redakteure        Menschen bereit, unsere Zeitung
                                        selber und verkaufen sie dann wei-       schreiben über ihren Alltag und er-     zu kaufen“, so der Redaktionsleiter.
  Bei jedem Wetter                      ter. Der Gewinn bleibt bei ihnen.        zählen vom Leben auf der Straße.“       Er und sein Team blicken positiv
                                        So verdienen sie sich eigenes Geld       Es gibt 250 „Kupfermuckn“-Ver-          in die Zukunft – besonders Leo. Er
  auf der Straße
                                        und bekommen gleichzeitig einen          käufer/-innen in Oberösterreich         hat mittlerweile seine eigene kleine
  Viele kennen die freundlichen         Teil ihrer Würde zurück.                 und genauso viele Schicksale. Die       Wohnung, zwei Katzen leben bei
Gesichter jener Menschen, die bei          Die Zeitung wird von den Ob-          Gründe, warum Menschen auf der          ihm. Für die „Kupfermuckn“ wird
jedem Wetter ihre Zeitung verkau-       dachlosen großteils auch selbst ge-      Straße landen, sind ganz unter-         er weiter schreiben: „Das ist genau
fen. Das Projekt „Kupfermuckn“          schrieben. Es gibt wöchentlich eine      schiedlich: Gewalt in der Familie,      meins“, so Leo.
hilft Menschen, sich selbst zu hel-     Sitzung, bei der die Themen für Ar-      Suchtkrankheit oder Arbeitslosig-                            nina.gruber@akooe.at

                                                                                                                                                  report       9
Voll das Leben trotz Handicap - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
Nachmittagsbetreuung: Familien
werden häufig im Stich gelassen
  Wenn mittags die Schule                                                                                               durch alle Instanzen zu kämpfen.
                                                                                                                        Dass dies überhaupt notwendig
  endet, kommt die Frage:
                                                                                                                        ist, ist an sich schon ein Skandal.
 Wohin mit den Kids? Eine                                                                                               Immer wieder sprechen Politiker/
Mutter aus dem Mühlvier-                                                                                                -innen von Wahlfreiheit bei Beruf
   tel hat mit viel Herzblut                                                                                            und Familie. Leere Worthülsen.
                                                                                                                        Vor allem bei den Sechs- bis 14-Jäh-
für eine Lösung gekämpft.
                                                                                                                        rigen gibt es riesige Defizite, wie
                                                                                                                        auch eine AK-Recherche zeigt: zu

A   nita Kugler ist Mutter von fünf
    Buben und liebt ihren Job in
der IT-Branche. Sie wollte von An-
                                                                                                                        wenig Nachmittagsbetreuung und
                                                                                                                        kaum ganztägige Schulformen.

fang an nur eines: Beruf und Fami-                                                                                        Von Wahlfreiheit
lie gut vereinbaren. Dafür musste
                                                                                                                          keine Spur
sie kämpfen wie eine Löwin. Und
zwar monatelang!                                                                                                           Dabei würden Ganztagesschu-
   Eigentlich wollte sie „nur“ er-                                                                                      len, in denen Unterricht, Freizeit
reichen, dass drei ihrer Burschen                                                                                       und Förderung über den Tag ver-
anstatt in die Volksschule ihres                                                                                        teilt sind, Eltern entlasten. Der Aus-
Wohnortes in eine Ganztages-           Langer Kampf mit Happy End: Anita Kugler mit ihren Söhnen Leon, Mike und Max.    bau solcher Schulen aber stagniert.
schule im benachbarten Freistadt                                                                                        Bei der Nachmittagsbetreuung
gehen dürfen. „Ich arbeite drei        nicht zu. Und auch sonst beka-           Öffentlichkeit schon auf den Fall       gibt es nach wie vor zu viele Ge-
Tage die Woche. Der Hort bei uns       men wir von niemandem Unter-             aufmerksam wurde, gab es grünes         meinden mit völlig unzureichen-
hat aber nicht täglich geöffnet. Ich   stützung“, berichtet Anita Kugler.       Licht. Anita Kugler: „Als berufs­       dem Angebot. Dazu kommt, dass
brauche eine andere Lösung für         Eine Instanz schob der anderen           tätige Mutter am Land machst du         Nachmittagsbetreuung für viele
meine Buben“, so die 37-Jährige.       den Ball zu. So ging es den ganzen       dir wirklich einiges mit. Das ging      Familien zu teuer ist.
Einen Rechtsanspruch auf einen         Sommer über. Anita Kugler schrieb        so weit, dass ich mir sogar an­hören       Anita Kugler hat sich die pas-
Platz in einer ganztägigen Schule      E-Mails, Briefe, führte Telefonate,      musste, ich solle halt zuhause          sende Schule für ihre Kinder hart
gibt es aber nicht. Und für einen      traf sich mit Gemeinde- und Lan-         bleiben.“                               erkämpft. Ihr Appell: „Wir brau-
Schulsprengelwechsel sind eine         despolitikern/-innen und war mit            Mit diesen haarsträubenden Er-       chen mehr Unterstützung. Die Po-
Reihe von Genehmigungen not-           den Nerven schon fast am Ende.           fahrungen ist die Familie nicht al-     litik darf berufstätige Eltern nicht
wendig. Ein Spießrutenlauf be-         Erst als sie am Gemeindeamt da-          lein. Allerdings schaffen es nur die    alleine lassen.“
gann. „Die Gemeinde stimmte            mit drohte, wegzuziehen und die          wenigsten, sich derart unbeirrbar                             ulrike.mayr@akooe.at

                  A K A M S C H AU P L AT Z

     Auszeichnung für
     Museum Arbeitswelt
  E      rich Schwarz, Vizepräsident der AK Oberösterreich und Betriebs-
         ratsvorsitzender von MAN, freut sich über die Auszeichnung für
     das Museum Arbeitswelt Steyr mindestens genauso wie Geschäfts-
     führerin Mag.a Katrin Auer. „Ich bin mit dem Museum Arbeitswelt
     seit seiner Eröffnung im Jahr 1987 verbunden. Es passt einfach per-
     fekt in die traditionsreiche Industrie- und Arbeiterstadt Steyr“, sagt         AK-Vizepräsident Erich Schwarz gratuliert Museum-Arbeitswelt-Geschäfts­
     Erich Schwarz, der sich gut an die bahnbrechende Ausstellung                       führerin Mag.a Katrin Auer zum Österreichischen Museumspreis 2019.
     „Arbeit-Mensch-Maschine“ vor 32 Jahren erinnert.
        Katrin Auer betont: „Das ganze Team freut sich sehr über den Preis.     Museum Arbeitswelt Steyr in der Region und seiner Arbeitswelt tief
     Er ist eine Anerkennung für die leidenschaftliche und idealistische        verwurzelt ist, mit seinen Themen aber weit darüber hinausreicht“.
     Arbeit, die von vielen Menschen seit mehr als 30 Jahren im und rund        Derzeit läuft die Ausstellung „Arbeit ist unsichtbar“. 2021 wird das
     ums Museum geleistet wurde.“ Der Österreichische Museumspreis              Museum Teil der Landesausstellung „Adel-Bürger-Arbeiter. Der Weg
     ist die höchste staatliche Auszeichnung für Museen in Österreich. In       zum modernen Oberösterreich“ sein. Mit der AK-Leistungskarte gibt‘s
     der Begründung wird unter anderem darauf hingewiesen, dass „das            ermäßigten Eintritt ins Museum.

10       report
Schwangere Kabarett: Das Leben

                                                                                                                 © Reinhard Winkler
diskrimiert kann ein Hund sein
W     erdende Mütter sind gesetz-
      lich besonders geschützt, un-
ter anderem gibt es während e­ iner
                                       J  eder Zweite hat am Monats-
                                          ende kein Geld mehr am Konto,
                                       glaubt an Außerirdische und dass
                                                                                 und Blitzgneißern
                                                                                 entführt Habrin-
                                                                                 ger unterhaltsam
Probezeit ein Diskrimierungs­          er bald ins Burnout schlittert. Mo-       in sein Miniuni-
verbot. Dennoch versuchen man-         ment: Geht’s uns wirklich schon so        versum des öster-
che Arbeitgeber/-innen immer           schlecht?                                 reichischen (Un-)
wieder, Schwangere los zu werden,                                                Wesens.                       Rudi Habringer streift mit viel Humor durch die
und nur selten gibt es dafür ein an-                  Habringer auf skurriler      Erleben kann             k
                                                                                                            ­ ompliziert-tragikomischen Abgründe des Alltags.
deres Motiv als das der Schwanger-                                               man die sehens-
                                                      Tour durch den Alltag
schaft. So wurde auch das Arbeits-                                               und hörenswerte Tour von der ßigte Vorver-
verhältnis einer Beschäftigten in        In seinem neuen (Musik-)Kaba-           Satire zu Romanen und Erzäh- k a u f s k a r t e n                       en Sie
                                                                                                                                                Gewinn
                                                                                                                                                                 !
                                                                                                                                                 Tickets uf
einem Sozialberuf in der Probezeit     rett „Das Leben ist ein Hund“ lotet       lungen, von Kolumnen und Es-          um    13  Euro.
trotz Schwangerschaft aufgelöst.       Rudi Habringer aus, was das Leben         says zu kabarettistischen Songs Der AK-Re-
                                                                                                                                                            ng a
Die werdende Mutter akzeptierte        mit uns macht und was wir aus un-         und wieder zurück an sieben port verlost                        Verlosu
                                                                                                                                                  a k -r e p ort.at
das allerdings nicht und ging mit      serem Leben machen: witzig, schräg        Abenden im Jänner und Feb- zudem für die
Hilfe der Arbeiterkammer dagegen       und aus dem Vollen schöpfend.             ruar 2020 in ganz Oberösterreich. einzelnen Ver-
vor. Mit Erfolg: Sie erhielt ihren     Mit Hilfe von Suderanten, Stadt-          Mit der AK-Leistungskarte erhält anstaltungen unter
Job zurück.                            neurotikern, G‘scheitwascheln             man bei den Veranstaltern ermä- ak-report.at jeweils 4 x 2 Karten.

„Oida, Mama tschü amoi“: Wenn
wir unsere Kinder nicht verstehen
      Was ist das für 1 Life?                                                                                                                  Sprache ist etwas Lebendiges, sie
                                                                                                                                            verändert sich ständig. Sie dient
     Diese eher rhetorische
                                                                                                                                            nicht nur der Verständigung, son-
  Frage Ihres Kindes könn-                                                                                                                  dern auch der Abgrenzung, im Fall
    ten Sie mit „Yolo“ kon-                                                                                                                 der Jugendsprache der Abgren-
 tern. Allerdings ist „Yolo“                                                                                                                zung von den Erwachsenen und
                                                                                                                                            besonders von den Eltern. Kein
   schon etwas angestaubt.
                                                                                                                                            Grund zur Panik also. Wichtig ist,
                                                                                                                                            dass Kinder lernen, was sie wo sa-

Y    ou Only Live Once. Du lebst
     nur einmal. Das bedeutet
„Yolo“. Oder anders ausgedrückt:
                                                                                                                                            gen können. Beim Bewerbungsge-
                                                                                                                                            spräch den Personalchef mit „Yo,
                                                                                                                                            was geht ab, Mann?“ zu begrüßen,
Scheiß dir nix. Leider, so die Toch-                                                                                                        ist eher nicht empfehlenswert.
                                       © AdobeStock

ter, ist der Ausdruck „sowas von                                                                                                               Wie also mit der innerfamiliä-
2017“. Der Spruch „Was ist das für                                                                                                          ren Sprachverwirrung umgehen?
1 Life?“ dagegen wird dem österrei-    Kein Grund für Eltern, zu verzweifeln: Jugendliche haben ihre eigene Sprache.                        Pädagogen/-innen der SOS-Kin-
chischen Rapper Money Boy zuge-                                                                                                             derdörfer haben zu diesem Thema
ordnet. Er wurde 2016 zum öster-       für verwirrte Eltern, die ihre Kin-       mit dem Geschlecht der Angespro-                           ein paar lebensnahe Tipps formu-
reichischen Jugendsatz des Jahres      der nicht mehr verstehen.                 chenen zu tun hat. „Ich bin kein                           liert. Den Link dazu finden Sie auf
gekürt.                                   2018 war das Jugendwort des            Oida“, ist in dieser Situation also                        ­ak-report.at.
                                       Jahres übrigens „Oida“. Ein Wort,         definitiv die falsche Antwort.                                                         ak-report@akooe.at

  Lebensnahe Tipps für                 das seine Bedeutung in den letz-
                                       ten Jahren nicht nur verändert,
  besseres Verständnis
                                       sondern auch vervielfältigt hat. Es          Kleines Glossar gängiger Ausdrücke der Jugendsprache
  Seit 1999 ermittelt die For-         kann Erstaunen ausdrücken, Aner-
schungsstelle für Österreichisches     kennung oder Missfallen, je nach             Fail bzw. Epic Fail  .  .  .  .  .  .  .  .             Fehler bzw. Riesenfehler
Deutsch an der Karl-Franzens-Uni-      Betonung. Oder es kann einfach als           Vollhonk  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .         Trottel
versität in Graz das Österreichi-      Füllwort verwendet werden. „Oida,            Beef  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .    Streit
sche Wort des Jahres. Seit 2010        Mama tschü amoi“, heißt „Mama,               dissen  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .     schmähen
wird auch ein Jugendwort (oder         jetzt beruhige dich einmal“, wo-             zach  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .    schwierig, unangenehm
Jugendspruch) des Jahres gekürt.       bei man wieder wissen muss, dass             in da Hood  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .          in der Nachbarschaft
Und das ist gut so, denn es gibt ei-   „tschün“ für „chillen“ steht und             https://www.sos-kinderdorf.at/presse/aussendungen/sos-familientipps-jugendsprache
nen Hauch von Orientierungshilfe       „Oida“ weder mit dem Alter noch

                                                                                                                                                                          report 11
AK-Zukunftsfonds unter dem Motto „Arbeit-

Projekte für die digitale
Mit dem AK-Zukunftsfonds fördert die Arbeiterkammer
Oberösterreich Projekte, die den Beschäftigten bei der
  Bewältigung der Digitalisierung helfen. Dafür werden
                                                                                      Geschulte Mitarbeiter
 in fünf Jahren 30 Millionen Euro ausgeschüttet. In der
           ersten Runde unterstützt die AK 16 Projekte.
                                                                                      für die Tischlerei 4.0
                                                                                       Die Firma Lidauer hat Arbeitsabläufe digitalisiert.

W      enn von der Digitalisierung
       der Arbeitswelt die Rede ist,
dann geht es zumeist um techni-
                                        in den Vordergrund rücken. Nicht
                                        gefördert werden hingegen Pro-
                                        jekte zur Digitalisierung und Auto-
                                                                                      Nun werden die Mitarbeiter dafür speziell geschult.

schen Fortschritt, rasante Entwick-
lungen oder Schlagworte wie In-
dustrie 4.0 oder künstliche Intel-
                                        matisierung von Produktionspro-
                                        zessen sowie Projekte, die keinen
                                        konkreten Nutzen für Arbeitneh-
                                                                                      W     enn bei der Tischlerei Lidauer in Scharnstein eine Bestellung
                                                                                            eingeht und im Büro der dazugehörige Auftrag geschrieben
                                                                                      wird, dann sind sämtliche Materialanforderungen bereits digital
ligenz, aber ganz selten um das,        mer/-innen bringen. Es geht beim              hinterlegt. Der Kommissionierer sieht am Tablet, was er für die
was die Arbeitnehmerinnen und           Zukunftsfonds also nicht um Ge-               Monteure einpacken muss. Im Lager wird das kontrolliert.
Arbeitnehmer brauchen, um in            winnmaximierung und Einspa-
dieser digitalen Arbeitswelt beste-     rungspotenziale, sondern um bes-
hen zu können. Man hört nur, dass       sere Arbeitsbedingungen in der
durch Automatisierung und Di-           digitalen Arbeitswelt.
gitalisierung viele Jobs wegfallen,        Damit hat die AK offensicht-
neue Berufsbilder entstehen oder        lich einen Nerv getroffen. Denn
manche Beschäftigte einfach nicht       bereits in der ersten Runde haben
mehr gebraucht werden.                  sich 32 Betriebe und Organisati-
                                        onen um eine Förderung bewor-
  30 Millionen Euro                     ben. Eine Jury aus nationalen und
                                        internationalen Experten/-innen
  in fünf Jahren
                                        hat 16 Projekte für förderungs-
   Darum hat die AK Oberöster-          würdig befunden. Mit dabei sind
reich den AK-Zukunftsfonds ins          Betriebe unterschiedlicher Größe
Leben gerufen. In fünf Jahren wer-      quer durch alle Branchen: Vom
den 30 Millionen Euro für Projekte      Landmaschinenbauer mit mehr
zur Verfügung gestellt, die den Be-     als 1.000 Mitarbeitern/-innen über            Firmenchef Wolfgang Sparber (Mitte) setzt auf qualifizierte Mitarbeiter.
schäftigten bei der Bewältigung         eine kleine Tischlerei mit 45 Leu-
des digitalen Wandels helfen. Ge-       ten bis hin zum Energieversorger,                „Seit wir diese Arbeitsabläufe digital machen, sind wir in der
fördert werden Projekte, die sich       zur mobilen Pflege oder zur Wei-              Kommissionierung und auch in der Kontrolle weniger fehleranfäl-
einerseits mit der Digitalisierung      terbildungseinrichtung. Drei die-             lig. Der Mitarbeiter, der im Auslieferungslager kontrolliert, muss die
der Arbeitswelt befassen und an-        ser Projekte hat der AK-Report un-            richtige Zahl eingeben, damit er ein grünes Häkchen bekommt“, be-
dererseits einen konkreten Nutzen       ter die Lupe genommen.                        richtet Firmenchef Wolfgang Sparber. Auch die Produktion wurde
für Arbeitnehmer/-innen in Ober-                                                      digitalisiert: „Jedes Teil bekommt einen Barcode, mit dem die Ma-
österreich stiften. Die Projekte sol-     Gemeinsam die                               schinen gesteuert werden“, sagt der Geschäftsführer.
len den Beschäftigten die Arbeit er-
                                          Zukunft gestalten
leichtern und das Wohl der Beleg-                                                       Effiziente Abläufe, bessere Arbeitsbedingungen
schaft                                    Während die ersten Initiati-
                                        ven bereits gestartet sind, wird in              Ihm ist es aber nicht nur wichtig, dass die Arbeitsabläufe verbes-
                                        den Betrieben schon wieder an                 sert werden, sondern dass seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
                                          neuen Ideen getüftelt. Wir sind             bei dieser technischen Entwicklung nicht auf der Strecke bleiben.
                Sie
      Reichen ein!
                                           gespannt auf die nächsten Pro-             Darum hat die Firma im Juli ein Projekt gestartet, das die Beschäf-
                                            jekte. Wie gestalten Sie die              tigten für die Digitalisierung im Betrieb fit machen soll.
              ekt
     Ihr Proj
                                             Arbeitsbedingungen in der                   Aus einer Mitarbeiterbefragung wurde ein Maßnahmenkatalog
                                             digitalen Berufswelt? Was                mit 41 Punkten entwickelt. Davon wurden 21 Punkte sofort ange-
                azu auf
          Mehr d rt.at
                                             passiert in Ihrer Firma, damit           gangen, wie etwa die Verbesserung der Kommunikation und Infor-

           ak-repo
                                            alle beim technischen Wandel              mation im Betrieb. Es wurde genau angeschaut, welche Mitarbei-
                                           mitkommen? Gestalten wir ge-               terin und welcher Mitarbeiter welche Schulungen braucht, um auf
                                          meinsam die Jobs der Zukunft!              den digitalisierten Maschinen arbeiten zu können.
                                                      dominik.bittendorfer@akooe.at

12     report
-Menschen-Digital“:

 Arbeitswelt
  AEC in Linz: Neues                                                         Interaktives, digitales
  Museum, neuer Beruf                                                        Stimmungsbarometer
     Im neu gestalteten Ars Electronica Center in Linz                           Bei der Caritas für Betreuung und Pflege gibt es
      wurden zwei Berufe miteinander verschmolzen.                              ein neues digitales Instrument zur Mitgestaltung.

  D   er neue Bereich im dritten Untergeschoß des Ars Electronica
      Center (AEC) vereint Technik und Wissensvermittlung auf
  ganz neue Art. Zugleich Werkstatt und Ausstellung – das erfordert
  von den Mitarbeitern/-innen sowohl technisches Wissen und prak-
  tisches Geschick als auch museumspädagogische Kompetenzen.
  Bisher gab es im AEC die Museumstechniker, die zusammengebaut,
  geschraubt, verlötet und repariert haben. Und es gab die Infotrai-
  ner/-innen, die den Besuchern/-innen die Inhalte der Ausstellung
  erklärt haben.

    Symbiose aus Techniker und Wissensvermittler
    Mit der Eröffnung des „Machine Learning Studios“ wurden diese
  beiden Berufe zu einem verschmolzen. Vier Museumstechniker/-in-
  nen und 15 Infotrainer/-innen arbeiten derzeit im neuen Berufsbild
  des Techtrainers. So auch Jakob Luckeneder, gelernter Druckvor-            Margit Mayr, Kerstin Klauser, Sonja Zauner (vorne) und Thomas Siegl (v. l.).
  stufentechniker, jahrelang in einer Druckerei tätig und seit Juli im
  AEC beschäftigt.
    Die neue Form der Zusammenarbeit hat beiden Seiten geholfen,
  Konflikte frühzeitig zu lösen. Denn früher mangelte es oftmals an
                                                                             A   lle fünf Jahre eine Mitarbeiterbefragung – das ist zu wenig, um
                                                                                 die Befindlichkeiten, Anliegen und Sorgen der Beschäftigten
                                                                             in der Pflege erfassen zu können. Denn die täglichen Belastungen
  Kommunikation, gegenseitigem Verständnis für die Arbeitsabläufe,           im Umgang mit alten und kranken Menschen setzen vielen Mitar-
  Prioritäten und Bedürfnisse der jeweils anderen Berufsgruppe.              beitern/-innen zu. Darum hat die Caritas für Betreuung und Pflege
                                                                             ein neues, innovatives Instrument eingeführt, das permanent die
                                                                             Zufriedenheit der Pfleger/-innen misst, ihnen Raum zur Meinungs-
                                                                             äußerung und zur Mitgestaltung des Arbeitsumfeldes gibt. Das Pro-
                                                                             jekt „CareEcho 4.0“ hat von der Jury des AK-Zukunftsfonds grünes
                                                                             Licht bekommen.

                                                                               Dampf ablassen und eigene Ideen einbringen
                                                                                Immer, wenn sich eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter im
                                                                             Haus Borromäus in der Linzer Betlehemstraße am Computer an-
                                                                             meldet, werden ihr oder ihm sieben zufällig gewählte Fragen aus
                                                                             einem eigens für die Caritas entwickelten Katalog gestellt. Dabei
                                                                             geht es um das Befinden bei der Arbeit, um das eigene Wohlbefin-
                                                                             den und die Gesundheit, um die Arbeitsaufgaben und Arbeitsbedin-
                                                                             gungen, um die Meinung zur Organisation, zu den Führungskräften
                                                                             und um die Identifikation mit dem Arbeitgeber. Zudem gibt es
  Jakob Luckeneder (2. v. l.) ist einer von 19 Techtrainern/-innen im AEC.   die Möglichkeit, „Dampf abzulassen“ und Ideen einzubringen. Die
                                                                             Fragen und Antworten liefern ein unmittelbares, engmaschiges
     Das Projekt „Techtrainer“ wurde beim AK-Zukunftsfonds einge-            Feedback zur konkreten Arbeitszufriedenheit. Das kommt der
  reicht, weil es die Arbeitsbedingungen der beiden größten Beschäf-         ­Caritas und ihren Mitarbeitern/-innen zugute. Bis Anfang nächs-
  tigtengruppen im Ars Electronica Center – der Techniker/-innen              ten Jahres sollen fast 1.000 stationäre und mobile Beschäftigte das
  und der Infotrainer/-innen – verbessert. Das befand auch die Jury.          Tool nutzen können.

                                                                                                                                                 report 13
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