Voll das Leben trotz Handicap - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
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ak-report.at Nr. 7/Dezember 2019 50. Jahrgang Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich Seiten 4-6 Voll das Leben trotz Handicap Karin Neuwirth forscht und unterrichtet an der Universität Linz. © Florian Dolzer
Das Ende der GUT ZU WISSEN Sozialpartnerschaft? Ein Milliardenraub an den Beschäftigten Ö sterreichs Arbeitnehmer/-innen haben im Vorjahr 255 Milli- onen Über- und Mehrstunden geleistet. Wie viele diese Über- und Mehrstunden wurden weder in Zeit noch in Geld abgegolten? der reichsten und lebenswertesten a) Keine b) 21 Millionen c) 43 Millionen Länder der Welt. Das Funktionieren der Sozialpartnerschaft basiert auf Die Auflösung finden Sie auf Seite 14. einigen wichtigen Prinzipien. Ne- ben der gegenseitigen Akzeptanz der handelnden Personen und dem gesunden Augenmaß – was ist dem Gegenüber zumutbar? – braucht KURZ & BÜNDIG es auch ein ausgewogenes Verhält- Andrea Heimberger nis zur Politik. Die Vereinnahmung Hohe Preisunterschiede beit, im Team. Wir wollen die wahren Leistungsträger/-innen Chefredakteurin durch Parteien ist gefährlich. Wenn bei Installateuren die Loyalität zur Partei wichtiger ist unserer Gesellschaft ins gebüh- als der Interessensausgleich mit den Die AK-Konsumentenschüt- rende Licht rücken. Nominie- Sozialpartnern, ist dies das Ende der zer/-innen haben bei 122 Gas- ren Sie Ihre „Helden des All- Was ist mit unserer Sozialpartnerschaft. Die Regierung und Wasser-Installationsunter- tags“. Infos dazu auf ak-report.at. wiederum muss den Sozialpartnern nehmen im ganzen Bundesland vielgerühmten auf Augenhöhe begegnen und ihre die Preise erhoben. Die Unter- wichtige Arbeit akzeptieren. schiede sind enorm: Die Fach- Karenzanrechnung: Sozialpartnerschaft All das war während der türkis- arbeiterstunde schwankt zwi- Gewinn für Frauen blauen Regierung leider nicht mehr schen 45,60 und 95,80 Euro, für los? Diese Frage stel- der Fall. Eineinhalb Jahre lang die Anfahrt werden zwischen Früher zur sechsten Urlaubs- wurde die Arbeitnehmerseite massiv 11,40 und 60,90 Euro verrech- woche, längere Kündigungsfris- len sich derzeit viele zurückgedrängt. Die Unternehmer net. Alle Angaben finden Sie ten, höhere Pension, Berücksich- interessen wurden deutlich mehr übersichtlich auf ak-report.at. tigung bei Lohnvorrückungen: Menschen. Zu Recht. berücksichtigt als die gemeinsamen Von der vollen Anrechnung der Anliegen. Die Unternehmervertreter Rechtsanspruch auf Karenz (zwei Jahre pro Kind) Es schaut auch gar haben den Dialog mit AK und Ge- Pflege- und Papamonat auf dienstzeitabhängige Ansprü- werkschaften beendet und lieber auf che profitieren Arbeitnehmerin- nicht gut aus. Kooperation mit der Regierung ge- Vorbei sind die Zeiten, in de- nen erheblich. Nach dem Ende setzt. Wirtschaftskammerpräsident nen Arbeitnehmer/-innen beim der schwarz-blauen Regierung Harald Mahrer geht sogar so weit, Papamonat oder bei der Pflege- konnte dieser längst überfällige jene als „Gegner der Republik“ zu auszeit vom guten Willen des Schritt endlich durchgesetzt D ie Sozialpartnerschaft ist in den Augen vieler Österreicherinnen und Österreicher eine wichtige Ein- bezeichnen, die eine andere Meinung zum 12-Stunden-Tag haben als er. Auf der Kollektivvertragsebene Arbeitgebers abhängig waren. Jetzt gibt es einen Rechtsan- spruch darauf – die Freistellun- werden. Achten Sie darauf, dass Ihnen die Zeiten tatsächlich an- gerechnet werden! richtung. Sie genießt bei den Men- und in vielen Betrieben funktioniert gen sind nur noch zu melden. schen nach wie vor hohes Ansehen. die Sozialpartnerschaft allerdings Ausnahme: Bei der Pflege gilt Die Zusammenarbeit zwischen den noch recht gut. Ob auch die neue der Rechtsanspruch nur in Fir- Ohne Abschläge in Sozialpartnern Arbeiterkammer und Regierung künftig wieder verstärkt men ab fünf Beschäftigten und die Pension: AK berät Gewerkschaft, Wirtschaftskammer auf die Sozialpartner setzen wird, für maximal vier Wochen. Mehr sowie Landwirtschaftskammer hat bleibt offen. Tut sie es nicht, zerstört zu Meldefristen sowie Voraus- Wer 45 Jahre gearbeitet hat, sich in den vergangenen Jahrzehn- sie mutwillig ein jahrzehntealtes setzungen auf ak-report.at. kann ab 2020 abschlagsfrei in ten mehr als bewährt und gilt als österreichisches Erfolgsrezept, das Pension gehen: ein historischer einer der wesentlichen Erfolgsfakto- international höchste Anerkennung Helden des Alltags vor Erfolg für die hart arbeitenden ren unseres Landes. Der Bereitschaft genießt. Menschen, zu dem die AK we- den Vorhang holen zum Miteinander und bewussten sentlich beigetragen hat. Für Interessensausgleich verdanken wir Ihre AK und ORF suchen Men- die Betroffenen mit ihren zahl- unsere positive Wirtschaftsentwick- schen, die sich besonders für reichen Fragen hat die AK eine lung und unseren funktionierenden andere einsetzen: in Vereinen, Hotline eingerichtet. Sie ist un- Sozialstaat. Mit diesem erfolgreichen im direkten Umfeld, in der Ar- ter 050/6906-4562 erreichbar. Modell wurde Österreich zu einem andrea.heimberger@akooe.at Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich Nr. 7, Dezember 2019, 50. (74.) Jahrgang. Erscheint siebenmal im Jahr. Medieninhaberin, Herausgeberin und Redaktion: Kammer für Arbeiter und Angestellte für Oberösterreich, Volksgartenstraße 40, 4020 Linz Telefon: +43 (0)50 6906-2182, E-Mail: kommunikation@akooe.at Redaktion: Dominik Bittendorfer, Rainer Brunhofer, Robert Eiter, Isabell Falkner, Nina Gruber PEFC zertifiziert (CvD), Gabriele Fehringer, Ines Hafner, Andrea Heimberger (Leitung), Ulrike Mayr (CvD), Andreas Dieses Produkt stammt Nöhmayer (Bild), Michael Petermair, Hans Promberger, Norbert Ramp, Margit Schrenk, Walter aus nachhaltig gedruckt nach der Richtlinie Sturm, Wolfgang Zeintlhofer (Produktion, Layout, Bild). bewirtschafteten Wäldern „Druckerzeugnisse“ des öster und kontrollierten Quellen reichischen Umweltzeichens, Fotos: Erwin Wimmer. Auflage: 547.000 www.pefc.at Gutenberg-Werbering GmbH, UW-Nr. 844 Hersteller: Gutenberg-Werbering Gesellschaft m.b.H., Verlagspostamt 4000 (4020) Linz Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: siehe https://ooe.arbeiterkammer.at/impressum.html 2 report Die nächste Ausgabe erscheint am 22. Jänner 2020.
Warum Klimaschutz Es führt kein Weg daran vorbei, den Ausstoß klimaschädlicher Gase eine soziale Frage ist – wie Co2 – in den nächs- ten Jahren deutlich zu reduzieren. Das „Wie“ ist allerdings eine hoch tigten, die Hälfte davon in Ober- brisante Verteilungsfrage. österreich. Betroffen wären auch noch zahlreiche weitere Branchen K limapolitik muss sozial gerecht sein, sonst wird sie zu Recht nicht akzeptiert. Die oberen Ein- wie Handel, Reparatur und War- tung. Für diese Arbeitnehmerin- nen und Arbeitnehmer müssen kommensschichten verursachen Konzepte entwickelt werden, die viel mehr CO2-Emissionen als die Arbeitsplätze sichern, die Qualifi- Wenigverdiener. Diese sind noch zierung fördern und die Menschen dazu stärker von den Umweltbe- vor negativen sozialen Auswirkun- lastungen betroffen. Durch CO2- gen schützen. Nur dann werden Steuern würden sie im Verhältnis sie den nötigen Strukturwandel zu ihren Einkommen besonders mittragen. drastisch zur Kasse gebeten (siehe untenstehender Kasten). Mit Klimainvestitionen Ein Beispiel: Einen Pendler mit die Konjunktur ankurbeln niedrigem Einkommen werden auch noch so hohe Umweltsteu- Für ein solches Programm müs- ern auf Sprit nicht zum Umsteigen sen Milliardenbeträge mobilisiert bewegen, wenn er keine passende werden. Es wäre aber auch ein bei- Öffi-Verbindung hat. Auf was soll spielloser Konjunktur-Motor. Die er denn umsteigen? Er zahlt dann treibende Kraft kann nur der Staat zwar deutlich mehr fürs Fahren, sein, denn die bisherigen „markt- stößt dabei aber genau so viel CO2 konformen“ Lösungsstrategien aus wie zuvor. Und vielleicht fehlt haben auf breiter Front versagt. ihm dann das Geld für eine um- „Schuldenbremsen“, die den Staat weltfreundlichere Heizung. Auto-Pendler/-innen haben erst dann eine Chance, umweltfreundlich zur Arbeit zu zu blindem Sparen zwingen, sind Während seine Chefin aus Steu- kommen, wenn das öffentliche Verkehrsangebot deutlich besser und billiger wird. Gift für das Klima. Eine kaputtge- ermitteln einen Zuschuss für ein sparte Infrastruktur und eine zer- teures Elektroauto bekommt, wird politik miteinander verknüpft. Im Wohnungen, einen ökologischen störte Umwelt sind die größten der Pendler, der sich nur einen al- Rahmen dieses Programms müs- Umbau der Landwirtschaft und Lasten, die man künftigen Genera- ten Diesel leisten kann, zusätzlich sen der öffentliche Nah- und Fern- klimafreundliche Technologien. tionen aufbürden kann. abkassiert. So subventioniert er den verkehr ausgebaut und verbilligt, Zigtausende neue Arbeitsplätze In Zeiten, in denen der Staat sich schicken Tesla der Chefin mit. Und Strom und Wärme komplett auf würden dadurch entstehen. zinslos Geld leihen kann und die am Ende muss er sich von selbstge- erneuerbare Energien umgestellt Manche Branchen wird das vor Rezession bereits an die Tür klopft, rechten Besserverdienenden noch werden. große Herausforderungen stellen muss die Politik auf sozial-ökologi- als „Umweltsünder“ beschimpfen Weiters braucht es tausende – etwa die Fahrzeugindustrie mit sche Investitionen setzen, die sich lassen. bezahlbare und energieeffiziente derzeit rund 30.000 direkt Beschäf- langfristig rentieren. Durch Millio- närssteuern und das Schließen von Umstieg gelingt nur bei Steuerschlupflöchern für Großkon- zerne und Superreiche müssen die realistischen Alternativen Verursacher der Krise an den Um- Dem Klima und dem Pendler ist nur geholfen, wenn man ihm Reich sein baukosten beteiligt werden. eine realistische und preiswerte Alternative anbietet. Dafür müsste belastet Klima Mehr Infrastruktur und Soziales statt Klimastrafen massiv in den Ausbau des öffent- lichen Verkehrs und in niedrigere Ticketpreise investiert werden. Um das zu finanzieren und die Men- D ie Organisation Oxfam hat errechnet, dass die reichsten zehn Prozent rund die Hälfte der CO2-Emissionen verursa- Bleibt Österreich beim Klima- schutz weiterhin untätig, wird es schon bald Milliardenstrafen für schen zum Umstieg zu bewegen, Dr. Johann Kalliauer chen. Sie fliegen und konsumieren mehr, verfehlte Klimaziele hageln. können Umweltsteuern durchaus AK-Präsident haben größere Häuser und Autos. Ihr Und noch teurer werden die er- eine Rolle spielen. Aber nur im ökologischer Fußabdruck ist zehnmal so forderlichen Anpassungen und die Rahmen eines Gesamtkonzeptes, groß wie jener der unteren 50 Prozent. Schäden, wenn der Temperaturan- das auch die soziale Ungleichheit Höhere Steuern auf klimaschädliche Produkte wie Benzin oder stieg nicht gestoppt wird. Geld, das bekämpft. Ölheizungen treffen aber vor allem kleine und mittlere Einkommens- viel besser in öffentliche Infrastruk- Nötig ist ein sozial-ökologisches bezieher/-innen, die nicht das Geld für Ökoinvestitionen oder teure tur und die Herstellung sozialer Investitionsprogramm, das Um- Produkte aus Bioläden haben. Am umweltschädlichen Lebensstil Gerechtigkeit investiert wäre. welt-, Arbeitsmarkt- und Sozial- der Reichen ändert sich hingegen nichts. „Klimapolitik muss daher walter.sturm@akooe.at vor allem für soziale Gerechtigkeit sorgen“, fordert AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. report 3
Yes, we can! Voll im Leben trotz Behinderung: Besondere Menschen mi Signe Bergmann ist Physiotherapeutin, Eiskunstlauf- lehrwartin, Tanzpädagogin und Shiatsu-Praktikerin. Trotz ihrer Sehbehinderung führt sie ein selbstbe- stimmtes, aktives Leben. Menschen mit Behinderun- gen können fast alles schaffen. Wenn man sie lässt. © Florian Dolzer 4 report
it besonderen Stärken A ls Signe Bergmann sieben Jahre alt war, erhielten sie und ihre Eltern die niederschmetternde Di- ßen Leidenschaften Eiskunstlauf und Tanzen. Für ihre Arbeit mit den Pati- Weile seine Augen leiht, bis ich mich in dem neuen Programm zu- rechtfinde“, so die Physiotherapeu- den Köpfen. Menschen mit Beein- trächtigungen finden oft nur sehr schwer einen Job. Während die agnose: „Nervus opticus atrophie“, entinnen und Patienten hat die tin. Ihren Beruf lebt sie mit voller Arbeitslosigkeit im Herbst 2019 Sehnervschädigung. Seither lebt Physiotherapeutin ihre ganz ei- Leidenschaft: „Ich habe mir damit generell zurückging, stieg sie bei die heute 52-Jährige mit einer Seh- genen Methoden entwickelt. Bei einen Herzenswunsch erfüllt.“ Menschen mit Behinderungen an. behinderung. Sie braucht für das den administrativen Aufgaben wie Ein selbstbestimmtes Leben. Das tägliche Leben spezielle Hilfsmittel etwa Dokumentations- und Com- ist es, was Menschen mit Beein- Nicht sichtbar, aber wie Lupenbrille und Bildschirm puterarbeit ist sie auf Hilfsmittel trächtigungen wollen. Und das ist immer präsent lesegeräte, die das Lesen und Schrei- angewiesen. „Hier bekomme ich auch ihr gutes Recht: dazugehören, ben wesentlich erleichtern. Diese von meinem Arbeitgeber jede Un- teilhaben und selbst bestimmen – „Zu oft werden nur die Beein- helfen ihr auch bei ihrer Arbeit terstützung, die ich brauche“, be- kurz Inklusion. Das ist ein Men- trächtigungen gesehen und nicht in der Psychiatrischen Tagesklinik die Potenziale“, so Gerhard Ga- für Erwachsene und der akutpsy- bauer. Er ist Behindertenvertrau- chiatrischen Station am Neuromed » Viel zu oft werden nur die ensperson bei der Firma Tann Campus in Linz. Dort ist Signe papier in Traun und selbst Betroffe- Bergmann Teil von spezialisierten Beeinträchtigungen und nicht die ner: In Folge seiner Erkrankung an Teams, die unter anderem Men- Morbus Crohn lebt er seit mittler- schen begleiten, die lernen müs- Potenziale der Menschen gesehen. « weile 30 Jahren mit einem künstli- sen, mit einer Körperveränderung chen Darmausgang. Seine Behinde- zu leben. „Viele unserer Patienten Gerhard Gabauer, Drucker und Behindertenvertrauensperson rung ist nicht sichtbar, aber immer haben ein ähnliches Schicksal wie präsent. „Wir arbeiten an großen ich. Sie haben nach einem Unfall Druckermaschinen, hantieren mit oder einer Krankheit quasi über richtet sie, zum Beispiel spezielle schenrecht und als solches auch Papierbahnen, Papierrollen und Nacht eine körperliche Behinde- Zoom-Programme auf den Com- in der UN-Konvention über die mit schweren Farbkannen. Da rung. Die psychische Belastung putern oder eine extra Begleitper- Rechte von Menschen mit Behin- muss ich besonders aufpassen, dass ist da oft enorm“, berichtet Signe son während der EDV-Schulungen derungen geregelt. Gerade in der meiner Stomaversorgung nichts Bergmann. Mit viel Erfahrung und auf neue Software. „Da brauche ich dann jemanden, der mir für eine Arbeitswelt gibt es leider nach wie vor zu viele Barrieren, vor allem in Weiter auf Seite 6 » großem Fachwissen Als Physiotherapeutin hilft sie den Betroffenen dabei, wieder ein selbstbestimmtes Leben starten zu können. Mit Heilgymnastik, geziel- ter Behandlung, vielen Gesprächen und viel Einfühlungsvermögen – eine Therapie für Körper, Seele und Geist. Ihre vermeintliche Schwä- che, die Beeinträchtigung ihres Sehsinns, hat die Linzerin zu ihrer Stärke gemacht. Sie hat ein extrem ausgeprägtes Körpergefühl. Vieles, das andere Menschen sehen, kann sie spüren. „Physiotherapeuten ar- beiten mit allen Sinnen. Bei mir sind der Gehörsinn und der Tast- sinn besonders ausgeprägt. So er- stelle ich meine Befunde“, schildert Signe Bergmann. Ihr eigenes Körperbewusstsein © Florian Dolzer trainiert sie regelmäßig: durch Wahrnehmungsübungen, durch viel Bewegung – wie Skifahren und Bergwandern – und durch ihre gro- Gerhard Gabauer bewältigt trotz seiner Beeinträchtigung Job und Alltag und engagiert sich darüber hinaus noch für andere. report 5
die Familie – ist Karin Neuwirth trotzdem ihren Weg gegangen. Zielstrebig bis an die Johannes-Ke- pler-Uni in Linz, wo sie sich als stellvertretende Vorständin des In- stituts für Legal Gender Studies in der Frauen- und Geschlechterfor- schung einen Namen gemacht hat, Studierende unterrichtet und sich so für eine bessere Welt engagiert. © Florian Dolzer Von ihrer Beeinträchtigung ließ sie sich nie aufhalten. „Gerechtigkeit und Gleichstellung, das waren im- Mag.a Dr.in Karin Neuwirth mit ihren Studierenden im barrierefreien Hörsaal. Lehren und Forschen trotz Beeinträchtigung. mer meine großen Anliegen“, so die Rechtswissenschafterin. Schon als Studentin ist sie durch passiert“, schildert er. Das hindert Behinderten kann im Betrieb eine ihr Interesse und ihre Leidenschaft den 54-Jährigen aus Traun nicht Behindertenvertrauensperson ge- für diese Themen aufgefallen – ihre daran, seit Jahrzehnten in jeder wählt werden. „Das macht Sinn, damalige Professorin hat sie des- Tag- und Nachtschicht alles zu ge- denn Betriebsräte, die nicht selbst halb besonders unterstützt. „Als ben und sich darüber hinaus noch von einer Behinderung betroffen klar war, ich könne nach dem Stu- für andere einzusetzen: Denn Ger- sind, sind mit dem Thema oft über- dium an der Uni bleiben und hier hard Gabauer vertritt auch die In- fordert“, erzählt Gerhard Gabauer. arbeiten, ist viel Druck von mir teressen seiner 25 Kolleginnen und An die Politik richtet er klare For- abgefallen“, erinnert sich die ge- Kollegen mit Beeinträchtigungen derungen: „Der Kündigungsschutz bürtige Waldviertlerin, die heute in der Firma. Als Behindertenver- für Menschen mit Behinderungen in Linz lebt. Berufswunsch erfüllt: trauensperson ist er Ansprechpart- darf keinesfalls gelockert werden. Neues erforschen und Wissen wei- ner Nummer eins für sie und für Die letzte Aufweichung 2011 hatte tergeben. Ihre Vorlesungen sind bei die Geschäftsführung. Er hört zu, fatale Folgen, weil sich die Zahl den Studierenden sehr beliebt. Es vermittelt und sucht nach Lösun- der arbeitslosen Kollegen mit Be- gibt viel positives Feedback. Dem- hinderung seither massiv erhöht nächst feiert Karin Neuwirth ihr hat!“ Für diesen Kündigungs- 25-jähriges Dienstjubiläum. schutz kämpft er und mit ihm die » Wir Menschen mit Behinderungen Arbeiterkammer. Sie fordert einen Die Arbeit wird stärkeren Schutz für begünstigte anstrengender müssen manchmal stärker und wohl Behinderte. Sein Engagement für andere hat Den Großteil ihrer Arbeitszeit auch überzeugender sein. « Gerhard Gabauer stärker gemacht verbringt Karin Neuwirth am und hilft ihm jeden Tag, sein eige- Computer. Es gibt viel zu organi- Mag.a Dr.in Karin Neuwirth, Rechtswissenschafterin an der Uni Linz nes Schicksal anzunehmen. sieren, zu lesen und zu schreiben. Das ist anstrengend, denn ihre Ein- Unbeirrbar in Richtung schränkungen an den Händen und gen. Weil er genau weiß, wovon Fingern verschlimmern sich mit erfolgreiches Leben er spricht und was Menschen mit zunehmendem Alter, die Schmer- Beeinträchtigungen brauchen. Mit einer Beeinträchtigung, die zen in den Gelenken werden stär- Sein Engagement endet aber nicht auf den ersten Blick erkennbar ist, ker. Auch die Kraft lässt nach. Doch am Betriebstor. Gerhard Gabauer lebt seit 47 Jahren Mag.a Dr.in Karin davon lässt sich Karin Neuwirth möchte auch Sprachrohr über die Neuwirth. Sie ist mit Achondropla- nicht beirren: „Ich werde so lange Firma hinaus sein und hat daher sie – Kleinwüchsigkeit – zur Welt arbeiten, wie ich kann.“ Sie schließt im ÖGB ein neues Forum mitbe- gekommen. Sie musste sich schon auch nicht aus, noch ein neues Stu- gründet, das sich um die Interessen sehr früh „innerlich stark machen“, dium zu beginnen. von Menschen mit Beeinträchti- wie sie es selbst beschreibt, denn als Stark bleiben, an sich glauben, gungen kümmert und eine Anlauf- Kind wurde oft mit dem Finger auf niemals aufgeben. Karin N euwirth, stelle für alle Behindertenvertrau- sie gezeigt. Ausgestattet mit dem Gerhard Gabauer und Signe Berg- enspersonen in Oberösterreich ist. richtigen Rüstzeug – viel Selbst- mann zeigen vor, wie es geht. Ab fünf sogenannten begünstigten vertrauen und Anerkennung durch ulrike.mayr@akooe.at 6 report
Sinnlose Flucht Doping im Sport über- © Medienhaus Schwazrach rascht niemanden mehr. Aber dass immer mehr in die Sucht Arbeitnehmer/-innen zu leistungssteigernden Mitteln greifen, um ihren Berufsalltag zu bewäl Psychologe und Suchtexperte tigen, ist erschreckend. Dr. Reinhard Haller K enianische Dauerläufer, ame- rikanische Sprinter, russische Biathletinnen, österreichische Ski- Wegschauen langläufer oder Radrennfahrer jeg- bringt nichts licher Nation – sie alle tun es und es erstaunt niemanden mehr. Aber Dr. Reinhard Haller grün- Doping gibt´s nicht nur im Sport, dete die erste Suchtpräventi- denn auch Arbeitnehmer/-innen onsstelle Österreichs und ist müssen im Wettlauf um Marktan- einer der renommiertesten teile und Produktionssteigerung Psychiater des Landes. Höchstleistungen erbringen – und Was sind die Hauptgründe das unter immer höherem Zeit- für „Doping“ am Arbeitsplatz? druck und bei steigender Arbeits- Der Arbeitsdruck erhöht sich dichte. Dem Irrglauben, dass man merkbar. Die Arbeitnehmer wol- seiner Kreativität und Leistungsfä- len immer ihr Bestes geben, higkeit mit diversen Mittelchen auf © AdobeStock viele überfordern sich allerdings die Sprünge helfen kann, verfallen dabei. Manche glauben, mit che- immer mehr Menschen. mischen Mitteln nachhelfen zu Arbeitsbedingungen beeinflus- Der steigende Druck am Arbeitsplatz belastet zunehmend. Die Folge: Immer mehr müssen. Die Folgen sind psychi- sen massiv unser gesamtes Leben. Beschäftigte greifen zu süchtigmachenden Mitteln. sche Störungen wie Burnout. Gute können sogar bei privaten Wie erkenne ich Suchtverhal- Problemen stabilisierend wirken, So ist zum Beispiel Spielsucht ich mich an die Sicherheitsver- ten bei Kollegen? schlechte hingegen verheerende zwar grundsätzlich nichts Neues, trauensperson oder den Betriebs- Zum Beispiel, wenn die Kolle- Auswirkungen haben und etwa aber Smartphone und Onlinespiele rat wenden? Dazu haben wir den gen immer öfter zwischendurch Suchtverhalten begünstigen oder haben die Gefahr, nach Glücks- Suchtexperten Dr. Reinhard Haller rausgehen oder verstärkt zittern gar auslösen – ob durch Stress, spielen süchtig zu werden, stark befragt (siehe rechte Spalte). oder schwitzen. Die Leistungen überlange Arbeitszeiten oder stän- ausgeweitet. Betriebliche Präventionspro- beginnen zu schwanken, das dige Verfügbarkeit. Immerhin wur- Doch was tun, wenn eine Kol- gramme, die helfen, Suchtgefahr Wesen verändert sich. Sie wer- den die Tabus um Sucht in der Ar- legin oder ein Kollege durch ver- frühzeitig zu erkennen und gegen- den freudloser oder reizbarer. beitswelt in den letzten Jahren auf- mehrte Ungenauigkeit oder Un- zusteuern, bietet auch das Institut Wie reagiere ich richtig, wenn gebrochen. Immer mehr Betriebe pünktlichkeit auffällt? Soll ich sie Suchtprävention. ich ein Suchtproblem vermute? unterstützen mittlerweile betrof- oder ihn darauf ansprechen? Soll hans.promberger@akooe.at Das ist schwierig, weil man fene Mitarbeiter/-innen anstatt sie eine Schamschwelle überwinden zu kündigen. muss. Wenn man das Anspre- Forderungen der AK chen vermeidet, tut man den Reagieren, wenn Kollegen Betroffenen aber nichts Gutes. Es braucht Mut, aber auch kon- Suchtsymptome zeigen Die früher oft gewohnte „Halbe“ am Arbeitsplatz gehört angesichts D ie Arbeitgeber sind gesetzlich verpflichtet, für gute und or- dentliche Arbeitsbedingungen Urlaubswoche für alle nach 25 Dienstjahren und die Absiche- rung gesetzlicher Feiertage. struktiven Druck, um Beratung zuzulassen. Wichtig ist, Angst zu nehmen, aber auch der Zusam- der Unfallgefahr beim Hantie- zu sorgen (Fürsorgepflicht). Der • Maßnahmen, die sich aus menhalt zwischen Betriebsrat, ren mit gefährlichen Stoffen oder Präventionsgedanke in den Be- der Evaluierung der psychi- Geschäftsführung und Kollegen. Maschinen großteils der Vergan- trieben muss aus Sicht der AK schen Belastungen am Ar- Der Arbeitsplatz muss unbedingt genheit an, aber es tun sich neue allerdings noch weiter forciert beitsplatz ergeben, sind rasch erhalten werden, weil dieser oft Problemfelder auf – zum Beispiel werden: umzusetzen. das letzte Netz ist. der Missbrauch von Tabletten und • Es gilt, den Leistungsdruck zu • Mitbestimmungsrechte von Wie kann man die Denkleis- Medikamenten zur Leistungs- reduzieren und die steigenden Betriebsräten/-innen bei Prä- tung natürlich steigern? steigerung. Das größte Problem: Anforderungen mit Bildungs- vention und Personalbemes- Neben Bewegung, ausrei- „Doping für das Gehirn“ lässt die maßnahmen und zusätzlichem sung gehören ausgebaut und chend Schlaf und gesunder Er- Betroffenen lange leistungsfähig Personal auszugleichen. gestärkt. nährung ist es wichtig, den eige- erscheinen und erschwert es Ver- • 12-Stunden-Tag und vor allem • Es soll in allen Unternehmen nen Rhythmus zu finden – ohne wandten, Bekannten und Arbeits- 60-Stunden-Woche müssen ein verpflichtendes Eingliede- chemische Hilfe. Man sollte sich kollegen/-innen, Suchtverhalten wieder abgeschafft werden. rungsmanagement für Beschäf- selbst Pausen gönnen, keine Ar- früh zu erkennen. • Mehr Erholungsphasen schaf- tigte nach langen Krankenstän- beit mit nach Hause nehmen und Auch Verhaltenssüchte werden fen, etwa durch eine sechste den geben. Freizeitalternativen schaffen. zunehmend zur Herausforderung. report 7
Erfolgreicher Betriebsrat Seit zwei Jahren ist Heinz Strobl Betriebsrats vorsitzender bei der Firma Borbet in Ranshofen. In perfekte Lage des Betriebsratsbüros dieser kurzen Zeit hat er gleich hinter dem Firmeneingang schon viel weitergebracht. erleichtert zudem die Kommuni- kation. „Manche kommen in der Früh schnell vorbei oder am Weg D ie Firma Borbet in Ranshofen ist Teil der deutschen Bor- bet-Gruppe mit weltweit rund zur Kantine. Zumeist geht es dabei um Lohnfragen, Arbeitszeit oder Pensionierungen, gar nicht so sel- 5.000 Beschäftigten. In Ranshofen ten auch um private Probleme“, sind 760 Arbeiter/-innen und 100 sagt der Betriebsrat. Angestellte tätig. Sie fertigen jähr- Eines der wichtigen Anliegen lich etwa vier Millionen Alufelgen. der Arbeiter/-innen und ihres Be- Konzernweit sind es 20 Millionen. triebsrates ist es, dass Überstunden Die jüngsten Turbulenzen in der nicht nur ausgezahlt, sondern auch deutschen Automobilbranche sieht als Zeitausgleich konsumiert wer- Arbeiterbetriebsrat Heinz Strobl den können. „Vielen ist Freizeit recht gelassen: „Wir beobachten wichtiger als Geld. Für sie haben die Entwicklung genau, aber der- wir erreicht, dass bis zu 30 Über- zeit sind wir gut ausgelastet.“ stunden in Zeit ausgeglichen wer- den. Der Rest wird ausgezahlt“, Wirtschaftskrise beinahe Borbet-Betriebsrat Heinz Strobl (Mitte) mit Agim Pacolli (re.) und Marian Galetan. sagt der Betriebsratsvorsitzende. unbeschadet überstanden nommen. Bei der heurigen Neu- triebliche Mitbestimmung. Alles, Nachtschwerarbeit für Auch die große Wirtschafts- wahl des Betriebsrates hat er mit was ein Betriebsrat wissen muss. mehr als 300 Arbeiter krise in den Jahren 2008/2009, seiner Liste einen beachtlichen Er- Seine Berufskarriere hatte Heinz in der viele Automobilhersteller folg eingefahren und neun von elf Strobl einst als Koch und Kellner Derzeit bemüht sich der Be- und ihre Zulieferer ins Strudeln Mandaten gewonnen. Innerhalb begonnen. „Dann habe ich jahre- triebsrat darum, dass alle betroffe- gekommen waren, überstand die von 16 Monaten konnte der neue lang auf Saison gearbeitet. Aber da- nen Arbeiter/-innen in die Nacht- Borbet-Gruppe beinahe unbescha- Betriebsrat mehr als 300 neue Ge- mit war irgendwann Schluss, weil schwerarbeitsregelung kommen, det. „Unsere Eigentümer lassen werkschaftsmitglieder werben und die Gastronomie mit einer Familie damit sie mit 57 Jahren in Pension immer ausreichend Kapital im den Anteil im Betrieb von 52 auf 97 kaum vereinbar ist“, erzählt er. 2002 gehen können. „Neue Messun- Unternehmen, damit der Konzern Prozent steigern. heuerte Strobl bei Borbet an und gen haben eine nächtliche Lärm für Krisen gerüstet ist“, berichtet Seit zwei Jahren bildet sich arbeitete bis 2017 in der Produk- belastung von mehr als 84 Dezibel Heinz Strobl. Heinz Strobl intensiv als Betriebs- tion. Das hilft ihm bei der Betriebs- ergeben. Davon sind mindestens Der 44-Jährige ist seit vier Jah- rat weiter: Grundausbildung, ratsarbeit, weil er mit den Anliegen 300 Leute betroffen“, sagt Heinz ren Mitglied des Betriebsrates, vor Arbeitsrecht, Arbeitszeit, soziale der Belegschaft in den Produkti- Strobl. zwei Jahren hat er den Vorsitz über- Kompetenz, Lohnverrechnung, be- onshallen bestens vertraut ist. Die dominik.bittendorfer@akooe.at AC H T U N G , B I S S I G ! AK half nach Kündigung: Hassliebe im Winter: 5.000 Euro erkämpft Die satanischen Kekse N achdem sie gekündigt worden war, ließ eine 50-jährige Han- delsangestellte aus dem Bezirk besonders bei den erweiterten Öff- nungszeiten, die im Handel zum Teil gelten – wurde der Arbeitneh- H ochangesehen sind die Kolleginnen und Kollegen, die im Ad- vent kleine Kostproben ihrer Kekskreationen ins Büro mitbrin- gen. Doch während der Feiertage wendet sich das Blatt. Wer am Linz-Land ihre Endabrechnung bei der Arbeiterkammer kontrollieren. Dabei wurde schnell klar: Der Be- merin Geld vorenthalten. Und zu- sätzlich fehlten auch 300 Euro als Ersatz für offenen Urlaub. 27. Dezember Kekse bringt, erntet noch ein mitleidiges Lächeln, trieb, in dem sie vier Jahre lang als Die Arbeiterkammer musste spätestens ab dem 7. Jänner aber gibt’s Reaktionen, als hätte man 25-Stunden-Teilzeitkraft gearbeitet mehrmals intervenieren, ehe der eine Mischung aus Gammelfleisch und Schimmelbrot angeboten. hatte, hatte mehrmals das Arbeits- ehemalige Arbeitgeber der Frau Schuld ist das eine Vanillekipferl, das man sich nach dem mehrgän- recht verletzt. insgesamt 5.000 Euro nachzahlte. gigen Weihnachtsmenü unbedingt noch reinziehen musste. Dem Zunächst einmal war die Frau Geld, das sie ohne Hilfe der AK nie armen Keks wird kurzerhand die Verantwortung für Gänsebraten, fristwidrig gekündigt worden. Die bekommen hätte! Das ist nur ein Käseplatte, Sekt, Wein und Schnaps angelastet. Sollten wir daher die Expertinnen und Experten der Fall von vielen aus der Beratungs- potentiellen Unglückskekse – analog zu den Glückskeksen beim Arbeiterkammer Oberösterreich praxis der AK. Insgesamt haben Chinesen – mit kleinen warnenden Sprüchen versehen? Sicher nicht! stellten auch fest, dass beim Weih- die Rechtsexperten/-innen der Bei der nachweihnachtlichen Keksphobie handelt es sich um ein nachtsgeld 800 Euro zu wenig Arbeiterkammer Oberösterreich Phänomen, das sich bis November wieder legt. ak-report@akooe.at ausbezahlt worden waren. Damit im Vorjahr fast 100 Millionen Euro nicht genug: Bei den Zuschlägen – erkämpft. 8 report
Augen auf beim Geschenkekauf: © AdobeStock Gutscheine und Online-Shopping D er Weihnachtsstress hat uns fest im Griff. Die allgegenwär- tige Frage lautet „Was soll ich nur für Geschäfte einer ganzen Stadt. Damit haben die Beschenkten mehr Auswahl beim Einlösen. chen Geschenken. Hier sollte man darauf achten, schenken?“ Eine Pudelmütze, So- Manche Firmen versuchen es Waren nur bei se- cken oder doch ein Kaffeehäferl mit einem Ablaufdatum auf den riösen Anbietern mit einem kecken Spruch drauf? Gutscheinen. Das ist aber unzuläs- zu kaufen. Erken- Eine beliebte Alternative: Der Ge- sig. Gutscheine sind grundsätzlich nen lassen sich schenkgutschein. Hier ist sicher, 30 Jahre gültig – ein AK-Erfolg! solche an dem Rund ums Schenken gibt es einiges zu beachten. Bei dass die beschenkte Person dafür Wenden Sie sich bei Problemen Österreichischen Fragen und Problemen hilft der AK-Konsumentenschutz. etwas bekommen kann, was sie an den Konsumentenschutz der E -C o m m e r c e - wirklich mag oder gut brauchen Arbeiterkammer. Gütezeichen. Besonders vorsichtig Bedenken Sie auch, dass eine per- kann. sollten Sie bei Angeboten sein, die sönliche Shop-Empfehlung von Aber Vorsicht: Wird das Unter- Zu günstig, um wahr sehr günstig erscheinen. Um das Freunden/-innen oder Familie nehmen, das den Gutschein ausge- Risiko möglichst gering zu hal- wesentlich verlässlicher ist als an- zu sein? Finger weg! stellt hat, zahlungsunfähig, verliert ten, gilt: Bei unbekannten Händ- onyme Bewertungen im Internet. auch der Gutschein seinen Wert. Wenn’s doch ein Packerl sein lern möglichst auf Rechnung Weitere hilfreiche Infos und Tipps Unser Tipp: Schenken Sie Gut- soll, suchen viele im Internet nach kaufen. Ganz nach dem Motto rund ums Schenken finden Sie auf scheine für Einkaufszentren oder Schnäppchen oder außergewöhnli- „zuerst die Ware, dann das Geld“. ak-report.at. Berichte von der Straße: im Einsatz für die „Kupfermuckn“ Die Straßenzeitung keit. Die Verkäuferinnen und Ver- käufer der „Kupfermuckn“ müssen „Kupfermuckn“ gibt einen Ausweis tragen, der auf den Menschen, die obdachlos ersten Blick erkennbar ist. So kön- sind, ein Stück ihrer nen die Käuferinnen und Käufer Lebensqualität und ihrer sicher sein, dass der Betrag auch wirklich den Betroffenen zu Gute Würde zurück. kommt. L eo war obdachlos. Vor fünf Jah- ren hat er noch in abgestellten Zug-Waggons geschlafen. Nicht al- Weihnachtszeit erhöht die Hilfsbereitschaft leine, sondern mit bis zu 25 ande- Allerdings sind die „Geschäfte“ ren Obdachlosen. Damals war für schon mal besser gelaufen. Laut ihn noch alles ganz anders, Alkohol „Kupfermuckn“-Team ist die Be- war sein ständiger Begleiter. Eines reitschaft, die Zeitung zu kaufen, Tages entschied er sich, sein Leben in den letzten Jahren leicht zu- zu ändern. Er lernte Mag. Heinz rückgegangen. „Auch der Verweis Zauner kennen, den Chefredak- von manchen Verkaufsplätzen er- teur der Straßenzeitung „Kupfer- leichtert die Arbeit nicht gerade. muckn“ – ein Kultur- und Beschäf- Leo (li.) mit seinem Chefredakteur Heinz Zauner und der Zeitung „Kupfermuckn“. Aber Jammern hilft nichts“, sagt tigungsprojekt des Vereins ARGE Heinz Zauner. „Wenigstens jetzt in Obdachlose in Linz. Heute ist Leo fen. Die Verkäuferinnen und Ver- tikel festgelegt und verteilt werden. der Weihnachtszeit sind doch viele Teil des Redaktionsteams. käufer erwerben die Zeitungen Heinz Zauner: „Unsere Redakteure Menschen bereit, unsere Zeitung selber und verkaufen sie dann wei- schreiben über ihren Alltag und er- zu kaufen“, so der Redaktionsleiter. Bei jedem Wetter ter. Der Gewinn bleibt bei ihnen. zählen vom Leben auf der Straße.“ Er und sein Team blicken positiv So verdienen sie sich eigenes Geld Es gibt 250 „Kupfermuckn“-Ver- in die Zukunft – besonders Leo. Er auf der Straße und bekommen gleichzeitig einen käufer/-innen in Oberösterreich hat mittlerweile seine eigene kleine Viele kennen die freundlichen Teil ihrer Würde zurück. und genauso viele Schicksale. Die Wohnung, zwei Katzen leben bei Gesichter jener Menschen, die bei Die Zeitung wird von den Ob- Gründe, warum Menschen auf der ihm. Für die „Kupfermuckn“ wird jedem Wetter ihre Zeitung verkau- dachlosen großteils auch selbst ge- Straße landen, sind ganz unter- er weiter schreiben: „Das ist genau fen. Das Projekt „Kupfermuckn“ schrieben. Es gibt wöchentlich eine schiedlich: Gewalt in der Familie, meins“, so Leo. hilft Menschen, sich selbst zu hel- Sitzung, bei der die Themen für Ar- Suchtkrankheit oder Arbeitslosig- nina.gruber@akooe.at report 9
Nachmittagsbetreuung: Familien werden häufig im Stich gelassen Wenn mittags die Schule durch alle Instanzen zu kämpfen. Dass dies überhaupt notwendig endet, kommt die Frage: ist, ist an sich schon ein Skandal. Wohin mit den Kids? Eine Immer wieder sprechen Politiker/ Mutter aus dem Mühlvier- -innen von Wahlfreiheit bei Beruf tel hat mit viel Herzblut und Familie. Leere Worthülsen. Vor allem bei den Sechs- bis 14-Jäh- für eine Lösung gekämpft. rigen gibt es riesige Defizite, wie auch eine AK-Recherche zeigt: zu A nita Kugler ist Mutter von fünf Buben und liebt ihren Job in der IT-Branche. Sie wollte von An- wenig Nachmittagsbetreuung und kaum ganztägige Schulformen. fang an nur eines: Beruf und Fami- Von Wahlfreiheit lie gut vereinbaren. Dafür musste keine Spur sie kämpfen wie eine Löwin. Und zwar monatelang! Dabei würden Ganztagesschu- Eigentlich wollte sie „nur“ er- len, in denen Unterricht, Freizeit reichen, dass drei ihrer Burschen und Förderung über den Tag ver- anstatt in die Volksschule ihres teilt sind, Eltern entlasten. Der Aus- Wohnortes in eine Ganztages- Langer Kampf mit Happy End: Anita Kugler mit ihren Söhnen Leon, Mike und Max. bau solcher Schulen aber stagniert. schule im benachbarten Freistadt Bei der Nachmittagsbetreuung gehen dürfen. „Ich arbeite drei nicht zu. Und auch sonst beka- Öffentlichkeit schon auf den Fall gibt es nach wie vor zu viele Ge- Tage die Woche. Der Hort bei uns men wir von niemandem Unter- aufmerksam wurde, gab es grünes meinden mit völlig unzureichen- hat aber nicht täglich geöffnet. Ich stützung“, berichtet Anita Kugler. Licht. Anita Kugler: „Als berufs dem Angebot. Dazu kommt, dass brauche eine andere Lösung für Eine Instanz schob der anderen tätige Mutter am Land machst du Nachmittagsbetreuung für viele meine Buben“, so die 37-Jährige. den Ball zu. So ging es den ganzen dir wirklich einiges mit. Das ging Familien zu teuer ist. Einen Rechtsanspruch auf einen Sommer über. Anita Kugler schrieb so weit, dass ich mir sogar anhören Anita Kugler hat sich die pas- Platz in einer ganztägigen Schule E-Mails, Briefe, führte Telefonate, musste, ich solle halt zuhause sende Schule für ihre Kinder hart gibt es aber nicht. Und für einen traf sich mit Gemeinde- und Lan- bleiben.“ erkämpft. Ihr Appell: „Wir brau- Schulsprengelwechsel sind eine despolitikern/-innen und war mit Mit diesen haarsträubenden Er- chen mehr Unterstützung. Die Po- Reihe von Genehmigungen not- den Nerven schon fast am Ende. fahrungen ist die Familie nicht al- litik darf berufstätige Eltern nicht wendig. Ein Spießrutenlauf be- Erst als sie am Gemeindeamt da- lein. Allerdings schaffen es nur die alleine lassen.“ gann. „Die Gemeinde stimmte mit drohte, wegzuziehen und die wenigsten, sich derart unbeirrbar ulrike.mayr@akooe.at A K A M S C H AU P L AT Z Auszeichnung für Museum Arbeitswelt E rich Schwarz, Vizepräsident der AK Oberösterreich und Betriebs- ratsvorsitzender von MAN, freut sich über die Auszeichnung für das Museum Arbeitswelt Steyr mindestens genauso wie Geschäfts- führerin Mag.a Katrin Auer. „Ich bin mit dem Museum Arbeitswelt seit seiner Eröffnung im Jahr 1987 verbunden. Es passt einfach per- fekt in die traditionsreiche Industrie- und Arbeiterstadt Steyr“, sagt AK-Vizepräsident Erich Schwarz gratuliert Museum-Arbeitswelt-Geschäfts Erich Schwarz, der sich gut an die bahnbrechende Ausstellung führerin Mag.a Katrin Auer zum Österreichischen Museumspreis 2019. „Arbeit-Mensch-Maschine“ vor 32 Jahren erinnert. Katrin Auer betont: „Das ganze Team freut sich sehr über den Preis. Museum Arbeitswelt Steyr in der Region und seiner Arbeitswelt tief Er ist eine Anerkennung für die leidenschaftliche und idealistische verwurzelt ist, mit seinen Themen aber weit darüber hinausreicht“. Arbeit, die von vielen Menschen seit mehr als 30 Jahren im und rund Derzeit läuft die Ausstellung „Arbeit ist unsichtbar“. 2021 wird das ums Museum geleistet wurde.“ Der Österreichische Museumspreis Museum Teil der Landesausstellung „Adel-Bürger-Arbeiter. Der Weg ist die höchste staatliche Auszeichnung für Museen in Österreich. In zum modernen Oberösterreich“ sein. Mit der AK-Leistungskarte gibt‘s der Begründung wird unter anderem darauf hingewiesen, dass „das ermäßigten Eintritt ins Museum. 10 report
Schwangere Kabarett: Das Leben © Reinhard Winkler diskrimiert kann ein Hund sein W erdende Mütter sind gesetz- lich besonders geschützt, un- ter anderem gibt es während e iner J eder Zweite hat am Monats- ende kein Geld mehr am Konto, glaubt an Außerirdische und dass und Blitzgneißern entführt Habrin- ger unterhaltsam Probezeit ein Diskrimierungs er bald ins Burnout schlittert. Mo- in sein Miniuni- verbot. Dennoch versuchen man- ment: Geht’s uns wirklich schon so versum des öster- che Arbeitgeber/-innen immer schlecht? reichischen (Un-) wieder, Schwangere los zu werden, Wesens. Rudi Habringer streift mit viel Humor durch die und nur selten gibt es dafür ein an- Habringer auf skurriler Erleben kann k ompliziert-tragikomischen Abgründe des Alltags. deres Motiv als das der Schwanger- man die sehens- Tour durch den Alltag schaft. So wurde auch das Arbeits- und hörenswerte Tour von der ßigte Vorver- verhältnis einer Beschäftigten in In seinem neuen (Musik-)Kaba- Satire zu Romanen und Erzäh- k a u f s k a r t e n en Sie Gewinn ! Tickets uf einem Sozialberuf in der Probezeit rett „Das Leben ist ein Hund“ lotet lungen, von Kolumnen und Es- um 13 Euro. trotz Schwangerschaft aufgelöst. Rudi Habringer aus, was das Leben says zu kabarettistischen Songs Der AK-Re- ng a Die werdende Mutter akzeptierte mit uns macht und was wir aus un- und wieder zurück an sieben port verlost Verlosu a k -r e p ort.at das allerdings nicht und ging mit serem Leben machen: witzig, schräg Abenden im Jänner und Feb- zudem für die Hilfe der Arbeiterkammer dagegen und aus dem Vollen schöpfend. ruar 2020 in ganz Oberösterreich. einzelnen Ver- vor. Mit Erfolg: Sie erhielt ihren Mit Hilfe von Suderanten, Stadt- Mit der AK-Leistungskarte erhält anstaltungen unter Job zurück. neurotikern, G‘scheitwascheln man bei den Veranstaltern ermä- ak-report.at jeweils 4 x 2 Karten. „Oida, Mama tschü amoi“: Wenn wir unsere Kinder nicht verstehen Was ist das für 1 Life? Sprache ist etwas Lebendiges, sie verändert sich ständig. Sie dient Diese eher rhetorische nicht nur der Verständigung, son- Frage Ihres Kindes könn- dern auch der Abgrenzung, im Fall ten Sie mit „Yolo“ kon- der Jugendsprache der Abgren- tern. Allerdings ist „Yolo“ zung von den Erwachsenen und besonders von den Eltern. Kein schon etwas angestaubt. Grund zur Panik also. Wichtig ist, dass Kinder lernen, was sie wo sa- Y ou Only Live Once. Du lebst nur einmal. Das bedeutet „Yolo“. Oder anders ausgedrückt: gen können. Beim Bewerbungsge- spräch den Personalchef mit „Yo, was geht ab, Mann?“ zu begrüßen, Scheiß dir nix. Leider, so die Toch- ist eher nicht empfehlenswert. © AdobeStock ter, ist der Ausdruck „sowas von Wie also mit der innerfamiliä- 2017“. Der Spruch „Was ist das für ren Sprachverwirrung umgehen? 1 Life?“ dagegen wird dem österrei- Kein Grund für Eltern, zu verzweifeln: Jugendliche haben ihre eigene Sprache. Pädagogen/-innen der SOS-Kin- chischen Rapper Money Boy zuge- derdörfer haben zu diesem Thema ordnet. Er wurde 2016 zum öster- für verwirrte Eltern, die ihre Kin- mit dem Geschlecht der Angespro- ein paar lebensnahe Tipps formu- reichischen Jugendsatz des Jahres der nicht mehr verstehen. chenen zu tun hat. „Ich bin kein liert. Den Link dazu finden Sie auf gekürt. 2018 war das Jugendwort des Oida“, ist in dieser Situation also ak-report.at. Jahres übrigens „Oida“. Ein Wort, definitiv die falsche Antwort. ak-report@akooe.at Lebensnahe Tipps für das seine Bedeutung in den letz- ten Jahren nicht nur verändert, besseres Verständnis sondern auch vervielfältigt hat. Es Kleines Glossar gängiger Ausdrücke der Jugendsprache Seit 1999 ermittelt die For- kann Erstaunen ausdrücken, Aner- schungsstelle für Österreichisches kennung oder Missfallen, je nach Fail bzw. Epic Fail . . . . . . . . Fehler bzw. Riesenfehler Deutsch an der Karl-Franzens-Uni- Betonung. Oder es kann einfach als Vollhonk . . . . . . . . . . . . . Trottel versität in Graz das Österreichi- Füllwort verwendet werden. „Oida, Beef . . . . . . . . . . . . . . . . Streit sche Wort des Jahres. Seit 2010 Mama tschü amoi“, heißt „Mama, dissen . . . . . . . . . . . . . . . schmähen wird auch ein Jugendwort (oder jetzt beruhige dich einmal“, wo- zach . . . . . . . . . . . . . . . . schwierig, unangenehm Jugendspruch) des Jahres gekürt. bei man wieder wissen muss, dass in da Hood . . . . . . . . . . . . in der Nachbarschaft Und das ist gut so, denn es gibt ei- „tschün“ für „chillen“ steht und https://www.sos-kinderdorf.at/presse/aussendungen/sos-familientipps-jugendsprache nen Hauch von Orientierungshilfe „Oida“ weder mit dem Alter noch report 11
AK-Zukunftsfonds unter dem Motto „Arbeit- Projekte für die digitale Mit dem AK-Zukunftsfonds fördert die Arbeiterkammer Oberösterreich Projekte, die den Beschäftigten bei der Bewältigung der Digitalisierung helfen. Dafür werden Geschulte Mitarbeiter in fünf Jahren 30 Millionen Euro ausgeschüttet. In der ersten Runde unterstützt die AK 16 Projekte. für die Tischlerei 4.0 Die Firma Lidauer hat Arbeitsabläufe digitalisiert. W enn von der Digitalisierung der Arbeitswelt die Rede ist, dann geht es zumeist um techni- in den Vordergrund rücken. Nicht gefördert werden hingegen Pro- jekte zur Digitalisierung und Auto- Nun werden die Mitarbeiter dafür speziell geschult. schen Fortschritt, rasante Entwick- lungen oder Schlagworte wie In- dustrie 4.0 oder künstliche Intel- matisierung von Produktionspro- zessen sowie Projekte, die keinen konkreten Nutzen für Arbeitneh- W enn bei der Tischlerei Lidauer in Scharnstein eine Bestellung eingeht und im Büro der dazugehörige Auftrag geschrieben wird, dann sind sämtliche Materialanforderungen bereits digital ligenz, aber ganz selten um das, mer/-innen bringen. Es geht beim hinterlegt. Der Kommissionierer sieht am Tablet, was er für die was die Arbeitnehmerinnen und Zukunftsfonds also nicht um Ge- Monteure einpacken muss. Im Lager wird das kontrolliert. Arbeitnehmer brauchen, um in winnmaximierung und Einspa- dieser digitalen Arbeitswelt beste- rungspotenziale, sondern um bes- hen zu können. Man hört nur, dass sere Arbeitsbedingungen in der durch Automatisierung und Di- digitalen Arbeitswelt. gitalisierung viele Jobs wegfallen, Damit hat die AK offensicht- neue Berufsbilder entstehen oder lich einen Nerv getroffen. Denn manche Beschäftigte einfach nicht bereits in der ersten Runde haben mehr gebraucht werden. sich 32 Betriebe und Organisati- onen um eine Förderung bewor- 30 Millionen Euro ben. Eine Jury aus nationalen und internationalen Experten/-innen in fünf Jahren hat 16 Projekte für förderungs- Darum hat die AK Oberöster- würdig befunden. Mit dabei sind reich den AK-Zukunftsfonds ins Betriebe unterschiedlicher Größe Leben gerufen. In fünf Jahren wer- quer durch alle Branchen: Vom den 30 Millionen Euro für Projekte Landmaschinenbauer mit mehr zur Verfügung gestellt, die den Be- als 1.000 Mitarbeitern/-innen über Firmenchef Wolfgang Sparber (Mitte) setzt auf qualifizierte Mitarbeiter. schäftigten bei der Bewältigung eine kleine Tischlerei mit 45 Leu- des digitalen Wandels helfen. Ge- ten bis hin zum Energieversorger, „Seit wir diese Arbeitsabläufe digital machen, sind wir in der fördert werden Projekte, die sich zur mobilen Pflege oder zur Wei- Kommissionierung und auch in der Kontrolle weniger fehleranfäl- einerseits mit der Digitalisierung terbildungseinrichtung. Drei die- lig. Der Mitarbeiter, der im Auslieferungslager kontrolliert, muss die der Arbeitswelt befassen und an- ser Projekte hat der AK-Report un- richtige Zahl eingeben, damit er ein grünes Häkchen bekommt“, be- dererseits einen konkreten Nutzen ter die Lupe genommen. richtet Firmenchef Wolfgang Sparber. Auch die Produktion wurde für Arbeitnehmer/-innen in Ober- digitalisiert: „Jedes Teil bekommt einen Barcode, mit dem die Ma- österreich stiften. Die Projekte sol- Gemeinsam die schinen gesteuert werden“, sagt der Geschäftsführer. len den Beschäftigten die Arbeit er- Zukunft gestalten leichtern und das Wohl der Beleg- Effiziente Abläufe, bessere Arbeitsbedingungen schaft Während die ersten Initiati- ven bereits gestartet sind, wird in Ihm ist es aber nicht nur wichtig, dass die Arbeitsabläufe verbes- den Betrieben schon wieder an sert werden, sondern dass seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter neuen Ideen getüftelt. Wir sind bei dieser technischen Entwicklung nicht auf der Strecke bleiben. Sie Reichen ein! gespannt auf die nächsten Pro- Darum hat die Firma im Juli ein Projekt gestartet, das die Beschäf- jekte. Wie gestalten Sie die tigten für die Digitalisierung im Betrieb fit machen soll. ekt Ihr Proj Arbeitsbedingungen in der Aus einer Mitarbeiterbefragung wurde ein Maßnahmenkatalog digitalen Berufswelt? Was mit 41 Punkten entwickelt. Davon wurden 21 Punkte sofort ange- azu auf Mehr d rt.at passiert in Ihrer Firma, damit gangen, wie etwa die Verbesserung der Kommunikation und Infor- ak-repo alle beim technischen Wandel mation im Betrieb. Es wurde genau angeschaut, welche Mitarbei- mitkommen? Gestalten wir ge- terin und welcher Mitarbeiter welche Schulungen braucht, um auf meinsam die Jobs der Zukunft! den digitalisierten Maschinen arbeiten zu können. dominik.bittendorfer@akooe.at 12 report
-Menschen-Digital“: Arbeitswelt AEC in Linz: Neues Interaktives, digitales Museum, neuer Beruf Stimmungsbarometer Im neu gestalteten Ars Electronica Center in Linz Bei der Caritas für Betreuung und Pflege gibt es wurden zwei Berufe miteinander verschmolzen. ein neues digitales Instrument zur Mitgestaltung. D er neue Bereich im dritten Untergeschoß des Ars Electronica Center (AEC) vereint Technik und Wissensvermittlung auf ganz neue Art. Zugleich Werkstatt und Ausstellung – das erfordert von den Mitarbeitern/-innen sowohl technisches Wissen und prak- tisches Geschick als auch museumspädagogische Kompetenzen. Bisher gab es im AEC die Museumstechniker, die zusammengebaut, geschraubt, verlötet und repariert haben. Und es gab die Infotrai- ner/-innen, die den Besuchern/-innen die Inhalte der Ausstellung erklärt haben. Symbiose aus Techniker und Wissensvermittler Mit der Eröffnung des „Machine Learning Studios“ wurden diese beiden Berufe zu einem verschmolzen. Vier Museumstechniker/-in- nen und 15 Infotrainer/-innen arbeiten derzeit im neuen Berufsbild des Techtrainers. So auch Jakob Luckeneder, gelernter Druckvor- Margit Mayr, Kerstin Klauser, Sonja Zauner (vorne) und Thomas Siegl (v. l.). stufentechniker, jahrelang in einer Druckerei tätig und seit Juli im AEC beschäftigt. Die neue Form der Zusammenarbeit hat beiden Seiten geholfen, Konflikte frühzeitig zu lösen. Denn früher mangelte es oftmals an A lle fünf Jahre eine Mitarbeiterbefragung – das ist zu wenig, um die Befindlichkeiten, Anliegen und Sorgen der Beschäftigten in der Pflege erfassen zu können. Denn die täglichen Belastungen Kommunikation, gegenseitigem Verständnis für die Arbeitsabläufe, im Umgang mit alten und kranken Menschen setzen vielen Mitar- Prioritäten und Bedürfnisse der jeweils anderen Berufsgruppe. beitern/-innen zu. Darum hat die Caritas für Betreuung und Pflege ein neues, innovatives Instrument eingeführt, das permanent die Zufriedenheit der Pfleger/-innen misst, ihnen Raum zur Meinungs- äußerung und zur Mitgestaltung des Arbeitsumfeldes gibt. Das Pro- jekt „CareEcho 4.0“ hat von der Jury des AK-Zukunftsfonds grünes Licht bekommen. Dampf ablassen und eigene Ideen einbringen Immer, wenn sich eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter im Haus Borromäus in der Linzer Betlehemstraße am Computer an- meldet, werden ihr oder ihm sieben zufällig gewählte Fragen aus einem eigens für die Caritas entwickelten Katalog gestellt. Dabei geht es um das Befinden bei der Arbeit, um das eigene Wohlbefin- den und die Gesundheit, um die Arbeitsaufgaben und Arbeitsbedin- gungen, um die Meinung zur Organisation, zu den Führungskräften und um die Identifikation mit dem Arbeitgeber. Zudem gibt es Jakob Luckeneder (2. v. l.) ist einer von 19 Techtrainern/-innen im AEC. die Möglichkeit, „Dampf abzulassen“ und Ideen einzubringen. Die Fragen und Antworten liefern ein unmittelbares, engmaschiges Das Projekt „Techtrainer“ wurde beim AK-Zukunftsfonds einge- Feedback zur konkreten Arbeitszufriedenheit. Das kommt der reicht, weil es die Arbeitsbedingungen der beiden größten Beschäf- Caritas und ihren Mitarbeitern/-innen zugute. Bis Anfang nächs- tigtengruppen im Ars Electronica Center – der Techniker/-innen ten Jahres sollen fast 1.000 stationäre und mobile Beschäftigte das und der Infotrainer/-innen – verbessert. Das befand auch die Jury. Tool nutzen können. report 13
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