Klima Stadt Plan Heidelberg

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Klima Stadt Plan Heidelberg
Klima
Stadt
Plan
Heidelberg

Klimastadtplan Heidelberg 12/2020
                                    1
Inhalt

03             Intro

Die Maßnahmen

07             Strom

09             Gebäude und Wärme

11             Verkehr

13             Industrie
15             Aktiver CO2-Entzug
17             Nice to have

19             Kosten und Aufwände

21             Finanzierung

23             Der Klimastadtplan-Generator

Anhang

26             Eingabe

28             Gesamtergebnisse
30             Ergebnisse für die Kommune Heidelberg

34             Ergebnisse nach Sektoren

39             Danksagung

41             Quellen

42             Der individuelle Klimaplan

Klimastadtplan Heidelberg 12/2020
                                       2
Lasst uns Heidelberg
gemeinsam
klimaneutral machen
     Die Klimakrise ist eine sehr ernste Gefahr für un-
sere Zukunft und die Zukunft unserer Kinder. Schon            Wo wollen wir hin?
heute hat die Klimakrise unsere Stadt und unser Um-
land erreicht: Ein Hitzesommer folgt dem anderen, zu               Wir haben es jetzt in der Hand und entscheiden
wenig Regen und verlorene Ernten, Wasserknappheit             über die Zukunft. Wir können mutig Verantwortung
und verdorrte Bäume, Waldbrandalarm im Frühling.              übernehmen und in eine Zukunft mit maximal 1,5
     Machen wir weiter wie bisher, wird sich die Tem-         Grad Erhitzung aufbrechen – schnell, fair, effektiv und
peratur auf der Erde innerhalb der Lebenszeit unserer         gemeinsam. Diese Aufgabe bietet viel Raum für Er-
Kinder und Enkel um drei bis vier Grad erhöhen. Auf           findergeist, stärkt unseren Gemeinsinn und fördert ein
einem Fieberthermometer wären wir dann bei 40 bis             innovatives lokales Unternehmertum. Es lockt eine
41°C, das ist akut lebensbedrohlich. Ähnlich lebens-          Zukunft mit behaglichen und sparsamen Häusern, die
bedrohlich ist ein solches Ausmaß der Erhitzung auch          durch saubere Energien aus der Region versorgt wer-
für die Menschheit auf der Erde. Die Wissenschaft             den. Eine Zukunft, in der wir uns bequem und sicher
zeichnet erschreckende Szenarien mit Überflutun-              durch eine wunderschöne und leise Stadt bewegen –
gen, Dürrekatastrophen und Hungersnöten, die welt-            mit dem Fahrrad, mit dem Bus oder im sonnenbetrie-
weit Konflikte und Kriege schüren und zu nie dagewe-          benen Elektroauto.
senen Völkerwanderungen und Flüchtlingsströmen                     Städte wie Kopenhagen machen uns vor, dass
führen, auch innerhalb von Europa. Niemand will das.          diese Zukunft möglich ist. Und gleichzeitig machen
                                                              die Kopenhagener ihre Stadt damit zu einem beson-
                                                              ders attraktiven und lebenswerten Ort.
Wie sind wir in diese
Krise geraten?                                                Wie kommen wir dahin?
     Wir leben heute in historisch einmaligem Wohl-                Der Klimaschutz-Umbau in Heidelberg gleicht
stand. Diesen Wohlstand haben unsere Eltern und               dem Zehn-Jahres-Projekt zur Mondlandung in den
Großeltern erst ermöglicht. Sie haben den Großteil            1960ern. Um große Investitionen in Zukunftstechno-
der komfortablen Häuser gebaut, in denen wir heute            logien zu lenken, brauchen wir ebenso wie die Men-
wohnen. Sie haben das Auto für viele verfügbar ge-            schen damals eine mutige Zielsetzung.
macht – eine bis dato unbekannte Freiheit. Sie haben               Deshalb muss unser Heidelberg beschlie-
mit Kohle, Öl und Gas eine günstige Energieversor-            ßen,
gung aufgebaut.                                               -    bis 2030 klimaneutral zu werden und damit sei-
     Für diesen Wohlstand sind wir dankbar! Und                    nen Beitrag zum 1,5-Grad-Ziel zu leisten,
gleichzeitig merken wir heute, dass dieser Wohlstand
                                                              -    unverzüglich einen dafür tauglichen, detailliert
mit hohen Umweltbelastungen einhergeht und wir ab-
                                                                   durchkalkulierten und überprüfbaren Aktions-
hängig wurden von Öl- und Gasimporten. Das zu er-                  plan zu erstellen,
kennen tut weh!
                                                              -    die ersten sichtbaren Schritte mit Signalwirkung
                                                                   sofort einzuleiten.

Klimastadtplan Heidelberg 12/2020
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Der Klimastadtplan                                                Wirtschaft: Förder- und Beratungspro-
                                                                  gramme; Effizienz- und Einsparmaßnahmen
     Um bis 2030 klimaneutral zu werden, halten wir               genauso für die Industrie, wie auf der Ge-
mit dem hier vorliegenden Klimastadtplan für                      werbe-Ebene; Unterstützung bei ressourcen-
Heidelberg einen strategischen Fahrplan in den Hän-               effizienten Kreislaufkonzepten durch ein aus-
den. Klimaneutralität bedeutet, dass in Heidelberg                gefeiltes Entsorgungs- und Recycling-Sys-
im Jahr 2030 nur so viele Treibhausgase emittiert                 tem.
werden, wie aktiv wieder gebunden werden kön-
nen. Klimawissenschaftler*innen, Expert*innen für                 Aktiver CO2-Entzug: Neubauten aus Holz;
kommunale Klimaschutzkonzepte und Praktiker*in-                   aus Grünschnitt und Klärschlamm in Pyrolyse-
nen haben übersichtlich durchgerechnet, wie viele                 anlagen Wärme und Strom gewinnen; dabei
Treibhausgas-Emissionen1 mit welchen Maßnahmen                    Kohlenstoff dauerhaft in Pflanzenkohle bin-
eingespart werden, wie viel das kostet und auch ein-              den, die als wertvoller Rohstoff vielfältig ein-
spart, wie viele Arbeitsplätze damit geschaffen wer-
                                                                  gesetzt werden kann.
den und wie viel Personal dafür benötigt wird (mehr
zu den Berechnungen auf Seite 23). Der Klimastadt-
                                                                   Der Klimastadtplan lädt ein, nicht nur zu reden,
plan hilft, konkret zu werden – mit Planungen im städ-
                                                             sondern auch zu machen. Und er liefert die Basis für
tischen Haushalts- und Stellenplan und konkret um-
                                                             einen detailliert durchkalkulierten und überprüfbaren
gesetzten Maßnahmen draußen auf der Straße.
                                                             Aktionsplan.
      Die wichtigsten Stellschrauben, um die Erderhit-
                                                                   Wenn wir jetzt vorangehen, sind wir Leuchtturm
zung bei 1,5 Grad abzubremsen, heißen: Kräftige
                                                             für viele andere Städte. Den Weg zur Klimaneutralität
Energieeinsparung, eine deutlich höhere Energieeffi-
                                                             verfolgen wir gemeinsam mit Konstanz, Essen und
zienz und die rasche Umstellung aller Verbrauchsbe-
                                                             vielen anderen Kommunen, die per Klimaentscheid
reiche auf saubere und 100 % erneuerbare Energie.
                                                             auf das 1,5-Grad-Ziel zusteuern. Und damit Klima-
In folgenden Handlungsfeldern gilt es jetzt, Maßnah-
                                                             schutz für alle zum einfachsten und günstigsten Weg
men voranzutreiben und umzusetzen:
                                                             wird, brauchen wir bessere bundespolitische Wei-
                                                             chenstellungen. Unsere Stadtmütter und -väter ermu-
     Strom: Ausbau lokaler Energieerzeugung
                                                             tigen wir daher, gemeinsam mit vielen anderen Städ-
     durch Sonne und Wind inklusive intelligenter            ten eine Dynamik für faire gesetzliche Spielregeln zu
     Anpassung des Verbrauchs vor Ort; Flexible              entfachen.
     Speicherung (Power-to-X) z.B. in Form von
     Grünem Wasserstoff für die Zeiten, in denen
     wenig Wind weht oder die Sonne nicht lacht.
                                                             Wir haben es in der
     Gebäude: Dämmung und energetische Sa-
     nierung fast aller Gebäude; Effizient heizen            Hand.
     mit Sonne und Umweltwärme; Übergreifende
                                                                  Wir sind überzeugt: Wir müssen das tun. Weil wir
     Förder- und Beratungsprogramme (Sanie-
                                                             unsere Kinder lieben und unsere Städte und Land-
     rung, Energieeffizienz, Energiegewinnung).
                                                             schaften. Weil es uns eine Gänsehaut auf dem Rü-
                                                             cken bereitet, uns vorzustellen, wie man in einigen
     Verkehr: Sichere und gut ausgebaute Rad-
                                                             Jahrzehnten auf unsere Generation zurückblicken
     wege; Attraktive und hochfrequente öffentli-            wird und sagen wird: "Das war eine große Zeit der
     che Verkehrsnetze; Umstieg auf saubere,                 Bürger*innen aus Heidelberg, als sie in nur 10 Jahren
     elektrische Fortbewegung; eine autoarme In-             diesen zukunftssichernden Umbau durchgezogen ha-
     nenstadte mit neuen Flanier-, Grün-, und                ben, damit ihre Kinder und Enkel und alle zukünftigen
     Spielflächen als sichere und gesunde Aufent-            Generationen gut und friedlich leben können.
     haltsräume im Freien.

1
 Treibhausgase (THG) sind Moleküle wie Kohlenstoff-          gaspotential dieser Gase unterschiedlich hoch ist, wer-
dioxid (CO2), Methan (CH4) oder Lachgas (N2O), die zur       den sie zur besseren Vergleichbarkeit in CO2-Äquiva-
Erwärmung der Atmosphäre führen. Da das Treibhaus-           lente (CO2e) umgerechnet.

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Unser klimaneutrales
   Heidelberg ist…
 Innovativ – Wir fördern neue
                                               Generationengerecht – Jung und
 Ideen und setzen sie beherzt
                                               Alt gestalten gemeinsam unsere
 um.
                                               Stadt und profitieren davon.

     Zukunftsfähig – Wir blicken
     mutig und selbstsicher nach vorn.                Nachhaltig – Kommende
                                                      Generationen können hier
                                                      so gut leben wie wir jetzt.

Handlungsfähig – Wir
kommen vom Reden zum                   Sozial – Die Stadtgesell-         Unabhängig –
Handeln und zeigen, wo                 schaft handelt gemeinsam          Hand in Hand arbeiten
es lang geht.                          im Sinne aller Bürger*innen.      wir für eine gute Zu-
                                                                         kunft unserer Kinder.

        Unternehmerisch - Unsere Unterneh-
        men können kalkulieren, welche Chan-
                                                             Fair – Wir richten uns an dem
        cen auf sie zukommen und wirtschaften
                                                             aus, was für alle möglich ist.
        erfolgreich gemeinwohlorientiert.

                                             Anpassungsfähig – Auf sich
  Attraktiv – Unsere Stadt ist le-           häufende Wetterextreme haben
  benswert! Leise, grün, gesund.             wir die richtigen Antworten ge-
                                             funden und sind gewappnet.

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Anteile der Sektoren an den aktuellen
CO2e-Emissionen
                                                  Verkehr
                                                   21%

                                                                                                 Strom
                                                                                                  40%
                                         Industrie
                                            5%

                                                            Wärme
                                                             34%

Der Weg zur Klimaneutralität 2030
                                                      2020                                     2030
                              1.200

                              1.000
   CO2e-Emissionen (Tsd. t)

                               800

                               600

                               400

                               200

                                 0

                               -200

                                Strom   Wärme   Industrie    Verkehr   CO2-Entzug in Kommune   CO2-Entzug außerhalb

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HANDLUNGSFELDER UND MAßNAHMEN

Strom

Sonnen- und Wind-
Energie für unsere
Stadt

93 %                                         34 Mio. €
CO2e-Einsparung bis 2030
                                             laufende Kosten p.a. in Heidelberg

29 Mio. €                                    3.530
Investitionen p.a. in Heidelberg
                                             neue Vollzeitstellen in Heidelberg

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Schon heute ist unser alltägliches, technisch ge-       -    Ausbau von Windenergie auf Freiflächen oder
prägtes Leben ohne Strom kaum denkbar. Mit Zu-                     durch Kooperation mit den Umlandgemeinden
nahme von elektrisch betriebenen Bussen, Bah-                      und benachbarten Landkreisen.
nen, Autos und smarten Kleinstfahrzeugen sowie mit
stromgespeisten Wärmepumpen in der Gebäudehei-                     Parallel zum EE-Ausbau Speicherung,
zung, werden wir noch sorgsamer mit unserem Ener-                  flexible Produktion und Nutzung:
gieverbrauch umgehen müssen. Strom muss zudem                 -    Zeitlicher Ausgleich von erneuerbarem Darge-
zukünftig vollständig aus erneuerbaren Energien er-                bot und Verbrauch auf Verteilnetzebene durch
zeugt werden. Die Stromerzeugung aus Wind und                      geeignete Preissignale und intelligente Geräte
                                                                   (Easy Smart Grid).
Sonne ist unter Einbeziehung der Klimaschadenskos-
ten bereits heute wesentlich preiswerter als aus Gas,         -    Flexibler Einsatz von mit grünem Wasserstoff
Kohle oder Öl.                                                     betriebener Kraft-Wärme-Kopplung (Wasser-
      Aktuell wird etwa die Hälfte unseres Stroms aus              stoff-KWK) in Zeiten, in denen wenig Sonnen-
                                                                   und Windenergie zur Verfügung steht (Kalte
erneuerbaren Energien erzeugt (1), vor allem mit So-
                                                                   Dunkelflaute).
lar- und Windenergie. Heidelberg kann hier sehr viel
mehr erreichen: Auf unseren Dachflächen können wir            -    Produktionsüberschüsse lokal in Großspeichern
bereits umfassend Solarenergie nutzen und aus-                     vorhalten.
bauen. Reichen diese nicht aus, gibt es genug Flä-
chen in der Kommune oder im Umland, die wir z.B.
                                                                   Anreize setzen und fördern:
als Agrophotovoltaik gleichzeitig zur Nahrungsmittel-         -    Förder- und Beratungsprogramme für Energie-
und Energieerzeugung nutzen können. Windenergie                    effizienz und Energiesparen in Privathaushal-
werden wir überwiegend aus dem Umland beziehen,                    ten, Liegenschaften und Betrieben auf- und um-
partnerschaftlich mit den ländlichen Räumen.                       setzen.
       Heidelberg kommt hier eine wichtige Rolle zu:          -    Für Bürger*innen Beteiligungsmöglichkeiten an
Kommunen haben über die Konzessionsvergabe der                     den Investitionen und Gewinnen von lokal er-
Energienetze entscheidenden Einfluss darauf, wie ef-               zeugtem EE-Strom schaffen.
fizient wir mit dem vor Ort erzeugten Sonnen- und
Windstrom umgehen. Geeignete Preissignale werden
                                                                    Alle wichtigen Technologien, die wir für die er-
den zeitlichen Ausgleich von erneuerbarem Angebot
                                                              neuerbare kommunale Energiewende brauchen, ste-
und Verbrauch vor Ort unterstützen und dadurch Lei-
                                                              hen seit Jahrzehnten zur Verfügung. Sobald die Ver-
tungsverluste und den Einsatz fossiler Kraftwerke und         braucher*innen die Klimaschadenskosten für Kohle,
Kosten sparen. Geräte, wie z.B. Kühlgeräte, werden
                                                              Öl und Gas z.B. durch eine spürbare CO2-Bepreisung
zukünftig so gebaut, dass sie selbstständig „entschei-
                                                              tragen müssen, wird die Wirtschaftlichkeit kommuna-
den“, ob gerade genug Sonnen- oder Windstrom zur              ler Klimaneutralität noch deutlicher.
Verfügung steht oder ob sie sinnvoller zu einem an-
                                                                    Heidelberg muss hier mitziehen. Unsere Bür-
deren Zeitpunkt Strom aus dem Netz beziehen (Easy
                                                              ger*innen und Hausbesitzer*innen sowie unser loka-
Smart Grid). Bürger*innen und Unternehmen werden              les Gewerbe und unsere Handwerksbetriebe werden
zukünftig einen stärkeren Einfluss auf das Energie-
                                                              auf die günstigeren erneuerbaren Energien setzen
system und seine wirtschaftlichen Erträge haben.
                                                              und diese installieren und nutzen. Die erneuerbaren
                                                              Energien wie Wind, Sonne und Wasserstoff-KWK
Das sind unsere Ziele:                                        werden uns und unsere vielzähligen technischen Ge-
                                                              räte in Zukunft zuverlässig, sauber und günstig mit
     Dezentraler Ausbau von erneuerbaren                      Strom versorgen – wir müssen unsere Stadt auf diese
     Energien (Lokaler EE-Ausbau):                            Zukunft vorbereiten, unsere Wirtschaft dabei fördern
-    Photovoltaik auf allen geeigneten Dächern,
                                                              und sie an die Innovationschancen heranführen.
     Fassaden und Flächen unserer Stadt oder im
     Umland.

Klimastadtplan Heidelberg 12/2020
                                                          8
HANDLUNGSFELDER UND MAßNAHMEN

Gebäude und Wärme

Wohnen und Arbeiten
ohne CO2e-Ausstoß

86 %                                          123 Mio. €
CO2e-Einsparung bis 2030                      laufende Kosten p.a. in Heidelberg

226 Mio. €                                    3.178
Investitionen p.a. in Heidelberg              neue Vollzeitstellen in Heidelberg

Klimastadtplan Heidelberg 12/2020
                                          9
Behaglich, wohnlich, gemütlich – auch das be-               Neu- und Umbau ab jetzt zukunftsfähig:
kommen wir klimaneutral hin. Deutschlandweit gehen          -    Klimakriterien in alle Formen der Raumplanung
aktuell etwa 30% der gesamten CO2e-Emissionen                    und Bauplanung aufnehmen
auf den Betrieb von Gebäuden zurück (2). Diese ent-         -    Endenergieeinsatz für Heizwärme und Warm-
stehen vor allem bei der Bereitstellung von Warmwas-             wasser auf 35 - 70 kWh/(m² a) begrenzen (bei
ser und Raumwärme. Bei der Bilanzierung wird eine                Wärmepumpen davon ca. 1/3)
Hälfte davon nicht den Gebäuden, sondern der Ener-
                                                            -    Neubauten nur noch genehmigen, wenn der
giewirtschaft zugerechnet (Produktion von Strom und              Nutzwärmebedarf unter 35 kWh/(m² a) liegt
Fernwärme). Die andere Hälfte entsteht bei Verbren-
nungsprozessen direkt in den Gebäuden.                      -    Genehmigung für Umbauten an Auflagen zur
                                                                 CO2e-Einsparung binden
     Egal wo wir das verrechnen, ein knappes Drittel
der Gesamtemissionen Deutschlands können wir                -    In städtebaulichen Verträgen Mindestenergie-
über unsere Gebäude einsparen – unsere Eigen-                    standards durchsetzen
heime und Wohnungen, unsere Werkstätten, Büros,             -    Kommunale Satzungen anpassen: Gebote für
Schulen, unsere Rathäuser.                                       dekarbonisierte Wärmenetze-Anschlüsse sowie
     Wir müssen also über Gebäude, Wohnen und                    Verbote der Verbrennung fossiler Energieträger
Sanieren sprechen. Das Sanieren von Gebäuden ist                 aufnehmen
höchst sinnvoll, um Energie und damit auch Emissio-         -    Mit pflanzenbasierten Baustoffen wie Holz Neu-
nen einzusparen. Durch Gebäudesanierungen von                    bauten zu Kohlenstoff-Speichern machen
1990 bis 2017 sind die CO2e-Emissionen im Gebäu-
                                                            -    Einsatz von klimaschädlichem Beton zum abso-
debereich in Deutschland bereits um fast 40% gesun-              luten Ausnahmefall machen: konsequenter Er-
ken – diese Entwicklung kann und muss beschleunigt               satz durch klimafreundliche Baustoffe; Keller
werden.                                                          und Tiefgaragen vermeiden
                                                                  Die umfassende energetische Sanierung der
Das sind die Maßnahmen für klimaneutrales
                                                            Gebäude unserer Stadt ist eine große Herausforde-
Wohnen:
                                                            rung, auch finanziell. Wir fordern unsere Politik- und
    Wärmesanierung in allen Gebäuden:                       Verwaltungsspitzen auf, sich bei der Landes- und
-   Bis 2030 alle privaten und kommunalen Ge-               Bundesregierung für ausreichend dimensionierte För-
    bäude auf einen Nutzwärmebedarf von 70                  dertöpfe einzusetzen.
    kWh/m² sanieren, z.B. mit biogenen Dämmstof-                  Um bis 2030 90% des Gebäudebestandes zu
    fen                                                     sanieren, brauchen wir eine Ausbildungsoffensive im
    Wärme klimaneutral erzeugen:                            Handwerk und substantielle Finanzmittel außerhalb
-   Mit mehr Wärmepumpen Umweltwärme umfas-                 des kommunalen Etats. Ebenso muss eine faire Auf-
    send nutzen                                             teilung der Investitionen, der Kosten und der Einspa-
-   Solarthermie und Photovoltaik auf unseren Dä-           rungen zwischen öffentlicher Hand, Mieter*innen und
    chern voranbringen: Sonnenkollektoren zur               Vermieter*innen umgesetzt werden. In all diesen Fel-
    Brauchwassererwärmung und Heizungsunter-                dern ist der Bund gefragt und von den Kommunen an-
    stützung sowie Solarstrom durch Photovoltaik            zutreiben.
    zur Versorgung von Wärmepumpen
-   Klimaneutrale Fern- und Nahwärme vorantrei-                  Auch wenn der optimale bundespolitische Rah-
    ben durch Netzausbau und Anlagen zur Kraft-             men noch auf sich warten lässt, dürfen wir nicht die
    Wärme-Kopplung mit grünem Wasserstoff                   Hände in den Schoß legen. Wir können unmittelbar
-   Bei kommunalen Wohnungsbaugesellschaften                beginnen, die energetische Modernisierung der Ge-
    und für Neubaugebiete die richtigen Standards           bäude in unserer Kommune zu planen und umzuset-
    durchsetzen                                             zen.
    Systematische flächendeckende Forcierung
    der Wärmesanierung:
-   Flächendeckende Energie- und Wärmeleit-
    pläne für kommunal koordinierte Energieversor-
    gung kurzfristig aufstellen und abarbeiten
-   Private Sanierungsquote massiv erhöhen durch
    Förderung und “Klinkenputz-Kampagnen” mit
    Hausbesuchen, Beratung, Information, Nachha-
    ken und Begleitung

Klimastadtplan Heidelberg 12/2020
                                                       10
HANDLUNGSFELDER UND MAßNAHMEN

Verkehr

Von A nach B ohne
Nebenwirkungen:
klimaneutrale Mobilität

85 %                                          40 Mio. €
CO2e-Einsparung bis 2030                      laufende Kosten p.a. in Heidelberg

26 Mio. €                                     695
Investitionen p.a. in Heidelberg              neue Vollzeitstellen in Heidelberg

Klimastadtplan Heidelberg 12/2020
                                         11
Vier von fünf Menschen wollen Städte und eine           -   Radschnellwege für die Pendler*innen,
Verkehrspolitik, bei der man gut und sicher auch ohne             Bike&Ride-Stationen für die Umlandeinpend-
Auto unterwegs sein kann (3). Städte mit modernem                 ler*innen anlegen
Verkehrskonzept haben gleichzeitig deutlich gerin-            -   Sichere Kreuzungen und die Einhaltung der
gere CO2e-Emissionen als die autoverwöhnenden                     Verkehrsregeln forcieren
Städte der 70er Jahre.
      Für den menschengerechten Umbau unse-                       Ein engmaschiges, hochfrequentes ÖPNV-
rer Städte braucht es Haltung, Klarheit und beherztes             Netz ausbauen und betreiben:
Zupacken. Denn Flächen umwidmen heißt hier fast               -   Haltestellendichte für Schnell- und Verteiler-
immer, die Privilegierung der Autofahrer*innen zu-                busse gezielt variieren
gunsten von Fußgänger*innen, Radler*innen oder
                                                              -   Taktraten und Nachtverkehre gezielt ausbauen
ÖPNV-Fahrgästen abzubauen. So wird an der Flä-
chengerechtigkeit angesetzt und es entstehen neue             -   Elektrofahrzeuge statt Dieselbusse
Flanier-, Spiel- und Begegnungsräume für Jung und             -   Sharing-Angebote gezielt ergänzen, ohne die
Alt in der Stadt. Auch Gesundheitsförderung durch                 ÖPNV-Nutzung zu ersetzen
Bewegung an der frischen Luft und der Schutz von
Leib und Leben durch weniger Unfälle, Abgase und                  Flächenprivilegien für mehr Sicherheit im
Verkehrslärm sind angenehme Nebeneffekte, über                    Fuß- und Radverkehr umwidmen:
die sich Stadtbewohner freuen.                                -   Flächen für Fußgänger*innen und Radverkehr
      Über die Stadt- und Siedlungsplanung sowie die              ausweiten, Pkw-Fläche reduzieren und auto-
ÖPNV-, Rad- und Fußverkehrsplanung kann in                        freie Stadtquartiere sicherstellen
Heidelberg direkter Einfluss auf unsere Verkehrs-             -   Flächendeckendes Parkraum-Management ein-
struktur und -nutzung genommen werden. Verände-                   führen, um Parksuchverkehr zu reduzieren,
rungen werden in unser aller alltägliches Leben ein-              Parkraumüberwachung intensivieren, Parkge-
greifen. Das ist eine Herausforderung, die sich lohnt:            bühren teurer als ÖPNV-Tickets machen
Die klimaneutrale moderne Mobilität bringt mehr               -   Tempo 30 und 20 als Regelgeschwindigkeiten
Stadt- und Lebensqualität und sorgt für die Zukunft               der Haupt- bzw. Nebenstraßen einführen, um
unserer Kinder und Enkel.                                         Umstieg anzustoßen und Sicherheit für die an-
      In Wien startet gerade der weitreichendste Ver-             deren zu erhöhen
kehrsvolksentscheid – alle dortigen Maßnahmen sind
Vorbild für die beherzte Umgestaltung hin zur klima-              Den Umstieg auf die Mikro- bis
neutralen Mobilität. Viele Städte in Deutschland und              XXL-Elektromobilität forcieren:
Europa haben sich bereits auf den Weg gemacht und             -   Den gesamten öffentlichen Fuhrpark auf E-An-
Großes erreicht: Fahrradfreundliche Städte wie Ko-                trieb umstellen
penhagen oder Bocholt und Nahverkehrsstädte wie               -   Ladesäulen für Privat-Pkw sowie E-Bikes stark
Karlsruhe oder Bremen zeigen, wie klimaschonende                  ausbauen
Mobilität geht.
                                                              -   Abgashaltige Verkehre ausschließen und die
                                                                  Zufahrt zur Stadt einschränken
Das sind unsere Ziele:
                                                              Die Corona-Krise zeigt uns, wie leise und ent-
     Zum Zufußgehen einladen:                                 spannt unsere Stadt sein kann, wenn ein Großteil
-    Attraktive Fußgänger*innenzonen gestalten                der Autofahrten verschwinden. Diese Qualität wol-
                                                              len wir erreichen – und dabei gleichzeitig mobil
-    Parkplätze umwidmen, Spielstraßen und auto-
     freie Teilstücke in Nebenstraßen einrichten
                                                              sein. Politik und Verwaltung sind gefordert, an-
                                                              hand dieser Handlungsansätze ein konkretes Ver-
-    Durch weniger und kürzere Wartezeiten an                 kehrsaktionsprogramm für Heidelberg auszuarbei-
     Fußgängerampeln schneller vorankommen und
     eher mal das Auto stehen lassen                          ten, um im Verkehr bis 2030 klimaneutral zu wer-
                                                              den. Es hilft uns allen – unserer Gesundheit, un-
                                                              serem Klima und unserer Stadt.
     Mit sicherer und attraktiver Radinfrastruk-
     tur den Umstieg aufs Rad beschleunigen:
-    Zwei Meter breite, geschützte Radwege an al-
     len Hauptstraßen einrichten
-    Echte Fahrradstraßen und 20 km/h-Nebenstra-
     ßen einrichten

Klimastadtplan Heidelberg 12/2020
                                                         12
HANDLUNGSFELDER UND MAßNAHMEN

Industrie

Klimafreundliche
Betriebe

97 %                                          1 Mio. €
CO2e-Einsparung bis 2030                      laufende Kosten p.a. in Heidelberg

0 Mio. €                                      3
Investitionen p.a. in Heidelberg              neue Vollzeitstellen in Heidelberg

Klimastadtplan Heidelberg 12/2020
                                         13
Der Anteil der lokalen Unternehmen an den                 günstigungen oder harte Förderung von be-
kommunalen CO2e-Emissionen kann von Kommune                     stimmten Maßnahmen gibt
zu Kommune sehr unterschiedlich sein. Der zugrun-
deliegende Klimastadtgenerator hat die kleineren Un-            Betriebsberatung für klimaneutrale
ternehmen, insbesondere aus dem Bereich Gewerbe,                Abläufe im Office-, Transport- und
Handel und Dienstleistungen (GHD), bereits in den               Prozessbereich
Abschnitten zu Strom, Wärme und Mobilität mitbilan-         -   Klimaeffiziente Mobilitätslösungen
ziert. Die dort diskutierten Maßnahmen gelten dem-          -   Klimafreundlich modernisierte Betriebsgebäude
entsprechend genauso für Wirtschaftsbetriebe, da es             und -gelände anstoßen
z.B. wenig Unterschied macht, ob es sich um ein zu
                                                            -   Dezentrale und erneuerbare Energieversorgung
sanierendes Wohn-, Handels- oder Dienstleistungs-
                                                                (inklusive Abwärmenutzung) fördern
gebäude handelt. In diesem Abschnitt werden des-
halb vor allem Zahlen und Maßnahmen genannt, die            -   Neutral-Office-Bewegungen anstoßen, denn
bei energieintensiven Unternehmen zusätzlich zum                auch PC, Licht und das Pendeln der Beleg-
                                                                schaft kann klimaneutral erfolgen
Tragen kommen. Der Klimastadtplangenerator unter-
scheidet hierzu vor allem industrielle Prozesse mit
Temperaturen  500°C.                     Abwärmepotentiale nutzen
      Mit einer Art DAX für Treibhausgase kann für          -   Das Abwärmepotential vieler energieintensiver
                                                                Unternehmen ist nach wie vor groß, um z.B.
viele Unternehmen genau beziffert werden, auf wel-
                                                                nahe gelegene Gebäude zu beheizen. Hier sind
ches Temperaturniveau wir zusteuerten, wenn sich                entsprechende Geschäftsmodelle in Zusam-
alle Unternehmen so verhielten (4). So marschiert               menarbeit zwischen Kommune und Unterneh-
z.B. Daimler mit seinem Wirken in Richtung 2,8-Grad-            men zu forcieren oder entwickeln.
Erhitzung. Tatsächlich liegen die meisten Unterneh-
men voll auf Kurs zur Klimakatastrophe: Viele peilen            Energie-Audits,
zwischen 3,0 und 4,5 Grad an.                                   und 1,5-Grad-Siegel anstoßen
      Mit kommunalen Hebeln wie z.B. konkreten Kli-         -   Bestehende gesetzliche Anforderungen, wie
maschutzkriterien für die Ansiedlung von Gewerbebe-             z.B. Energie-Audits, Nachhaltigkeitsberichte
trieben wird es gelingen, in Zusammenarbeit mit In-             einfordern, Schlussfolgerungen kommunizieren
dustrie- und Handelskammer (IHK), Handwerkskam-                 und durch gezielte Anreize seitens der Kom-
                                                                mune unterstützen.
mer (HK) sowie den zahlreichen örtlichen Unterneh-
mensvertretungen die Betriebe der lokalen Wirtschaft        -   Best-practice-Beispiele dokumentieren und zum
rasch auf 1,5-Grad-Kurs zu bringen. Die Kommune                 Standard erklären (Benchmarking).
kann im Rahmen ihrer Möglichkeiten beim Genehmi-            -   Energieintensive Unternehmen in kommunale
gen, Fördern und Best-Practice-Beraten nötige “Stup-            Verwaltungs- und Genehmigungsabläufe integ-
ser” geben.                                                     rieren, bestehende Netzwerke nutzen oder
                                                                neue aufbauen.
Maßgeschneiderte Lösungen für die                                In Partnerschaft mit unserer Kommune sollen
Branchen werden forciert:                                   daher auch die ortansässigen Betriebe in Heidelberg
                                                            wie im Umland aktiv dazu aufgefordert werden, Ver-
    Industrie-Beratung für mehr                             antwortung zu übernehmen und ihre Unternehmen in
    Prozesswärme und Strom aus                              eine klimaneutrale Produktion zu führen. Heidelberg
    erneuerbaren Energien                                   muss dazu eine verbindliche, dauerhafte und faire
-   Spezifische Beratung, wie Prozesse, die hohe            Klima-Partnerschaft mit der lokalen Wirtschaft auf-
    Temperaturen erfordern, vermieden                       bauen – eine Partnerschaft, die ein starkes Signal
    oder auf erneuerbare Energien (Wärmepumpe,
                                                            aussendet: Gemeinsam machen wir unsere Stadt für
    Solarthermie, EE-Stromnutzung, grüner Was-
    serstoff) umgestellt werden (5)                         uns, unsere Kinder und Enkel klimaneutral, wirt-
                                                            schaftsstark und lebenswert! Das umfassende Ein-
                                                            schwenken auf den 1,5-Grad-Pfad gelingt für unsere
    Vertragliche Vereinbarungen
                                                            lokale Wirtschaft besonders dann, wenn die EU, der
-   Vertragliche Vereinbarungen mit den Unterneh-
    men zur Treibhausgasminderung (Carbon                   Bund und die Länder die richtigen Rahmenbedingun-
    Contract of difference), für die es Steuerver-          gen (wie z.B. CO2-Preis, Grenzsteuerausgleich
                                                            u.v.m.) schaffen.

Klimastadtplan Heidelberg 12/2020
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HANDLUNGSFELDER UND MAßNAHMEN

Aktiver CO2-Entzug

Kohlenstoff langfristig
binden und dabei
Energie und andere wert-
volle Rohstoffe gewinnen

59.298 t                                      1 Mio. €
aktiver CO2-Entzug p.a.                       laufende Kosten p.a. in Heidelberg

3 Mio. €                                      18
Investitionen p.a. in Heidelberg              neue Vollzeitstellen in Heidelberg

Klimastadtplan Heidelberg 12/2020
                                         15
Für das 1,5-Grad-Ziel werden wir den Ausstoß              -   fortschreitenden Klimawandel und maximale
klimaschädlicher Treibhausgase erheblich reduzie-                   Kohlenstoff-Senken zu schaffen.
ren. Darüber hinaus müssen wir der Atmosphäre zu-               -   Förderung der langfristigen stofflichen Holznut-
sätzlich aktiv Kohlenstoff entziehen. Das macht beim                zung, (Bauen mit Holz, Recycling von Altholz).
Pflanzenwachstum erst einmal die Natur für uns. Wir
                                                                -   Ausbau von Wald- und Brandschutzmaßnah-
können diese Prozesse unterstützen und dafür sor-
                                                                    men (z.B. Errichtung von Brandschneisen, Auf-
gen, dass der Kohlenstoff langfristig gebunden bleibt               stockung von Personal)
und nicht zurück in die Atmosphäre gelangt. Humus-
boden und Wald sind wichtige Kohlenstoffspeicher,
                                                                    Humusaufbau fördern:
deren Kapazitäten durch gezielte Bewirtschaftung viel
                                                                -   Humusgehalt in landwirtschaftlich genutzten
stärker für den Klimaschutz genutzt werden müssen.
                                                                    Flächen erhöhen und Kohlenstoff binden
Humus besteht zur Hälfte aus Kohlenstoff, und im                    (vgl. Humusprojekt Ökoregion Kaindorf (7))
Wald lässt sich die Biomasse mit Speichereffekt mehr
als verdoppeln, wenn die Nutzung nicht auf maxima-              -   Mit regionalen Partnerschaften und Bodenzerti-
                                                                    fikats-Systemen Humusaufbau belohnen und
len Holzertrag ausgerichtet wird.
                                                                    anschieben (z.B. nach Konzepten von Positerra
      Nach der Ernte erfüllt Holz eine Doppelfunktion               und CO2-Land)
als Kohlenstoffspeicher und Nutzmaterial: solange es
etwa als Baumaterial oder in Möbeln Verwendung fin-             -   Nachhaltige Bewirtschaftung der landwirtschaft-
                                                                    lichen Flächen fördern und so zugleich deren
det, bleibt der Kohlenstoff gebunden. Es gilt also, die
                                                                    Fruchtbarkeit erhöhen (Hecken, Blühstreifen,
Speicherkapazität für CO2 durch einen breiten Ein-                  Agroforstsysteme)
satz, lange Einsatzzeiten und intelligente Nachnut-
zungen möglichst weit auszudehnen. Insbesondere
                                                                    Pyrolyse von Biomasse anschieben,
im Baugewerbe kann Holz in sehr großem Umfang
                                                                    Pflanzenkohle herstellen und verwerten
eingesetzt werden und viele Baustoffe mit schlechter
Klimabilanz ersetzen.                                           -   Kurzfristige Planungen für Pyrolyse-Prozesse
      Leider folgt heute am Ende der letzten Nutzung                ausarbeiten: Grünschnitt, landwirtschaftliche
                                                                    Reststoffe, Waldrestholz, Altholz und Klär-
häufig der klimapolitische Sündenfall – das Holz wird
                                                                    schlamm nicht verbrennen, sondern zu Pflan-
verbrannt und CO2 gelangt wieder in die Atmosphäre.                 zenkohle veredeln
Mit moderner Technik können wir hier anknüpfen, ei-
nen Teil des Kohlenstoffs gebunden halten, thermi-              -   Geeignete Anlagen für Pyrolyse auswählen,
                                                                    Angebote einholen, Investitionsentscheidungen
sche Energie gewinnen und einen wertvollen neuen
                                                                    vorbereiten und treffen
Rohstoff herstellen.
      Pyrolyse heißt das Verfahren, bei dem Holzpro-            -   Stoffströme umleiten, um Kreislaufwirtschaft zu
dukte und andere pflanzliche Stoffe wie Grünschnitt                 ermöglichen und Emissionen gespeicherten
                                                                    Kohlenstoffs zu vermindern; Kaskadennutzung
unter Abschluss von Sauerstoff erhitzt werden. Bei
                                                                    vom Baum über verschiedene Nutzhölzer bis
diesem Vorgang wird Energie frei, die zur Strom- und                zur Pflanzenkohle sicherstellen
Wärmegewinnung genutzt werden kann. Anders als
bei der Verbrennung bleibt jedoch keine Asche, son-             -   Kommunale Entsorgungswirtschaft anpassen
                                                                    und für alle Maßnahmen ausreichend Bera-
dern feste Pflanzenkohle übrig. Mit jeder Tonne Pflan-
                                                                    tungskapazitäten schaffen
zenkohle verhindert man für mehrere Jahrhunderte
(6), dass 3 Tonnen CO2 zurück in die Atmosphäre ge-
langen. Pflanzenkohle ist ein vielseitiger und hoch-            Für die Maßnahmen des aktiven CO2-Entzugs
wertiger Rohstoff, der u.a. in der Landwirtschaft (Stal-        sind besonders das Grünflächenamt, die Forstver-
leinstreu, Güllebehandlung), der Gebäudekonstruk-               waltung sowie die entsprechenden Entsorgungs-
                                                                körperschaften und Unternehmen gefragt. Satzun-
tion (Isolierung, Luftreinigung) und der Industrie (Ano-
                                                                gen und Genehmigungsvorgaben müssen geän-
denherstellung, Kohlefaser) zum Einsatz kommt.                  dert werden, Stoffmengen sind zu analysieren und
                                                                entsprechende Kapazitäten vorrausschauend zu
Das sind unsere Ziele:                                          dimensionieren, zu entscheiden und vorzuhalten.
                                                                Die Idee der Entsorgung muss einer Idee von lo-
     Wald als Kohlenstoffspeicher                               kalen Stoffkreisläufen Platz machen.
     bewirtschaften, Holz langfristig nutzen:
-    Einführung einer nachhaltigen Waldbewirtschaf-
     tung mit den Zielen, Resilienz gegenüber dem

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HANDLUNGSFELDER UND MAßNAHMEN

Nice to have

Kleine, aber feine
Impulsgeber
In Sachen Klimaneutralität werden viele Ideen
diskutiert, um auch qualitative Aspekte des Klima-
schutzes zu realisieren – und das ist gut so.
Einige dieser Maßnahmen erzielen kaum eine
CO2e-Reduktion, auch wenn sie sich charmant an-
hören. Andere Maßnahmen können aber auch Pro-
zessbeschleuniger sein, die dem 1,5-Grad-Ziel
zum Durchbruch verhelfen.

Klimastadtplan Heidelberg 12/2020
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Klimaschutz darf auch Spaß machen. Klima-              -   Einweg-Kunststoff und Plastik reduzieren:
schutz darf auch die einfachen, naheliegenden                   Kommunale Verpackungssteuern einführen,
Maßnahmen enthalten – auch wenn diese viel-                     Coffee-to-go-Plastikbecher ächten, Mehrweg-
leicht nur einen kleinen Beitrag leisten werden. Es             Systeme protegieren und den Einsatz von
                                                                Mehrweg kommunikativ fördern, ersetzt aber
kann sinnvoll sein, diese Stupser auch mit Priorität
                                                                verbindliche gesetzliche Vorgaben nicht.
umzusetzen, weil sie einen hilfreichen gemeinsa-
men Schwung bereiten. Aber wir dürfen es nicht              -   365-Euro-Tickets bis hin zu kostenlosem
                                                                ÖPNV einführen: Mit Schnupper- und Über-
dabei belassen, denn: Den entscheidenden Aus-
                                                                brückungsangeboten Kund*innen locken und
schlag geben letztendlich die harten Infrastruktur-             erhalten. Eine Kostensenkung ersetzt aber
umbaumaßnahmen und die wichtigsten Verhal-                      den Angebotsausbau nicht, denn wo kein An-
tensänderungen.                                                 gebot, hilft auch kein Geschenk. Noch um-
                                                                weltfreundlicherer Fahrrad- und Fußverkehr
Die folgenden Ideen können hilfreich sein –                     muss aber bessergestellt sein und kombiniert
auch wenn sie nur einen kleineren Beitrag leis-                 werden.
ten:                                                        -   Solar-Begrüßungsgeschenke für Neubür-
                                                                ger*innen: Über örtlichen Stromnetzbetrei-
-   Stadtbegrünung: Das Pflanzen von Bäumen                     ber mit dem Verschenken von Balkonmodu-
    oder das Anlegen von Blühwiesen oder be-                    len bis zu einem Fünftel des Haushaltsstrom-
    grünten Haltestellen macht die Stadt schö-                  verbrauchs produzieren und einen Anreiz in
    ner. Aber: Junge Bäume speichern nur sehr                   die richtige Richtung setzen, ersetzt aber den
    geringe Mengen CO2. Um eine Tonne CO2                       kompletten Bezug von Ökostrom nicht.
    aufnehmen zu können, muss beispielsweise
    eine Buche rund 80 Jahre alt werden. Sie
    speichert also 12 bis 13 Kilogramm CO2 pro              -   Mit kommunalen Förderanteilen Wärmesa-
    Jahr. Um eine Tonne pro Jahr zu kompensie-                  nierung triggern: Sanierungsprämien “an-
    ren, bräuchte man rund 80 Bäume. Für die                    preisen”, um den Anstoß zu geben, ersetzt
    bundesdurchschnittlichen Emissionen von                     aber nicht die erforderlichen massiven För-
    10 t CO2 pro Bürger*in wären das also 800                   dervolumen seitens des Bundes.
    Bäume und damit ein kleiner Wald. Dennoch:
    Bäume sind in der Stadt aus vielen anderen
    Gründen eine sehr sinnvolle Sache. Denken               -   Eine lokale Einspar-Begeisterung entwi-
    Sie nur an ihren kühlenden Schatten. Mit                    ckeln: Den Einstieg pfiffig anschieben, wie
    Grünzügen sorgen sie für Frischluftschneisen                im Rhein-Hunsrück-Kreis, wo örtliche Flä-
    in der Stadt. Bäume halten die Luft feucht,                 chen für Windanlagen verpachtet werden; mit
    die Temperaturen niedriger und machen uns                   den Einkünften Fördertöpfe füllen oder plaka-
    Menschen das Leben angenehm. Grünmaß-                       tiv Dorf-Carsharing mit Elektroautos starten.
    nahmen ersetzen aber das Einsparen nicht.                   Das ersetzt aber forcierte Programme nicht.

-   Privatflächenversiegelung besteuern: Ge-
    ringe Grünflächenanteile auf Privatgrundstü-
    cken mit lokaler Abgabe besteuern, damit die
    Hausbesitzer*innen es nicht zu „grau“ trei-
    ben, ersetzt aber die Entsiegelung von Ver-
    kehrsflächen nicht.

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Kosten und Aufwände

So drehen wir das
große Rad

984.734 t                                   892 €
CO2e-Einsparung p.a. bis 2030               kommunale Ausgaben p.a und Ein-
                                            wohner*in bis 2030

7.030 Mio. €                                7.423
eingesparte Kosten durch effektiven         geschaffene lokale Arbeitsplätze zur
Klimaschutz                                 Umsetzung in Heidelberg

7.796 Mio. €                                1.955
ausgelöste Investitionen bis 2030 in        von der Stadt Heidelberg angestellte
Heidelberg                                  oder beauftragte Menschen

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Umsetzung mit großer Zahl – Dreisatz                          Ein starker Hebel für nachhaltige
ernst genommen                                                Investitionen statt Konsumausgaben
      Eigentlich ist es ganz einfach: Ein*e Planer*in              Neben der Planung werden wir 1.167 Mio. € in
kann sich in hoher Qualität um ein bestimmtes Bau-            die Hand nehmen, um unsere kommunalen Liegen-
volumen kümmern, z.B. kann ein*e gute Radver-                 schaften energetisch auf Vordermann zu bringen. Mit
kehrsplaner*in 300 - 700.000 Euro pro Jahr verpla-            unserem Programm schaffen und sichern wir 7.423
nen, bauen und koordinieren. Soll mehr verbaut wer-           Arbeitsplätze in der Region und gestalten uns eine
den, wird ein entsprechendes Vielfaches an Pla-               städtische Infrastruktur, von der viele Generationen
ner*innen benötigt – Schummeln fällt einem auf die            von Stadtbewohner*innen profitieren werden. Die da-
Füße und verfehlt das 1,5-Grad-Ziel.                          für notwendigen Ausgaben sind nachhaltige Investiti-
      Heidelberg nimmt die Klimawende ernst und               onen im besten Sinne, die uns alle zukünftige Hand-
schiebt 1.167 Mio. € kommunale und 7.796 Mio. €               lungsmöglichkeiten eröffnen und Kosten von 7.030
Gesamtinvestitionen bis 2030 an. Dieses Klima-                Mio. € vermeiden.
Wirtschaftswunder schafft und sichert 7.423 qualifi-
zierte regionale Arbeitsplätze.                               Mit bundesweiter CO2-Abgabe kommu-
      Dafür brauchen wir 1.955 Planer*innen und
                                                              nalen Klimaschutz finanzieren
Mitarbeiter*innen, die bei der oder für die Stadt die
notwendige Infrastruktur planen und Maßnahmen an-                   Kommunen sind die Handlungsebene, auf der
schieben. An dieser Größenordnung wird von Anfang             Emissionen maßgeblich entstehen und beeinflusst
an der Umsetzungswille und Erfolg gemessen, denn              werden können.
ohne rechtzeitige und umfassende Planung und Per-                   Die Stadtverwaltung und ihre Spitze sind gefor-
sonalstärke lassen sich die Emissionen nicht reduzie-         dert, sich auf allen politischen Ebenen für eine ergie-
ren. Die Bürger*innen beurteilen den Umsetzungswil-           bige Finanzierung einzusetzen. Ab 2021 ist bereits
len tatsächlich an dieser Zahl der neuen oder umge-           ein CO2-Preis von 25€/t CO2 eingeführt worden. Die-
widmeten Stellen.                                             ser muss jedoch bei mindestens 50€ liegen, um eine
                                                              Lenkungswirkung zu entfalten, und perspektivisch auf
Planungsförderung als Chef*innensa-                           180€/t CO2 steigen. Dies entspricht den wahren Kli-
che                                                           maschadenskosten, wie sie vom Umweltbundesamt
                                                              (8) berechnet worden sind. Bundesweit erhoben,
      Doch wie soll das gehen? Heute stehen für Pla-          müssen dessen Einnahmen zu einem relevanten Teil
nungs- und Umsetzungsaufgaben zu wenig Stellen                in die Finanzierung der kommunalen Klimawende flie-
zur Verfügung. Wenn die Förderung von Planungstä-             ßen. Gleichzeitig verbessert ein CO2-Preis die Wirt-
tigkeiten zur Chef*innensache gemacht und alle Res-           schaftlichkeitsbetrachtung für jede Klimaschutzaktivi-
sourcen mobilisiert werden, lässt sich dieser Kli-            tät – seien es Investitionen oder Alltagsentscheidun-
mastadtplan umsetzen. Genügend Städte im In- und              gen – und setzt damit für alle Akteur*innen in der
Ausland haben bei entsprechendem Willen und be-               Stadt das richtige Signal.
herztem Anpacken Großartiges erreicht.
      Direkt bei der politischen Leitung muss eine            So können politische Aktivitäten der
neue Stabsstelle zur Gesamtplanung, ämterübergrei-            Stadt für einen CO2-Preis aussehen:
fenden Koordination, Transparenz- und Öffentlich-
keitsarbeit eingerichtet werden – und zwar mit den fä-        -    Aktivitäten auf Landes- und Bundesebene über
higsten Mitarbeiter*innen. Vorhandene Planungsab-                  den Wahlkreis-, Landes- und Bundestagsabge-
teilungen werden konsequent in Richtung klima-                     ordneten
freundlicher Projekte ausgerichtet: Dazu wird qualifi-        -    Initiativen bei den kommunalen Spitzenverbän-
ziert, umgeschult oder eingestellt, was das Zeug hält.             den wie Deutscher Städtetag, Deutscher
Vergleichbare Neuausrichtungen wurden jüngst                       Städte- und Gemeindebund und Deutscher
schon im Bereich des Radverkehrs umgesetzt – z.B.                  Landkreistag
in Berlin, wo die Planungskapazitäten von zwei Per-           -    Initiativen in weiteren kommunalen Verbänden
sonen auf über 70, also um den Faktor 35, erhöht                   und Interessensvereinigungen, wie z.B. ICLEI,
wurden.                                                            Klimabündnis, C40

Klimastadtplan Heidelberg 12/2020
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Finanzierung

Das Geld ist da –
es muss nur richtig
verteilt werden
Nie war die Dringlichkeit für effektiven und zügi-
gen Klimaschutz in Kommunen höher als jetzt.
Und nie waren die Rahmenbedingungen günsti-
ger, um in kommunale Klimaschutzmaßnahmen zu
investieren. Um den Klimaschutz in der eigenen
Kommune voranzutreiben, sollten drei Finanzie-
rungssäulen – zu unterschiedlichen Anteilen – in
den Blick genommen werden: kommunale Eigen-
mittel, Förderprogramme und Steuereinnahmen
des Bundes.

Klimastadtplan Heidelberg 12/2020
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Kommunale Eigenmittel                                          -    Kredite, Zuschüsse (max. 80%) und Kredite mit
    Die kommunalen Haushalte sind begrenzt. Doch                    Tilgungszuschuss
wenn die Mittel klug eingesetzt werden, lohnt sich Kli-
                                                               -    Gefördert werden konkrete Maßnahmen wie
maschutz auch finanziell:                                           Energieberatung, Gebäudesanierung und Wär-
-   Klimaschutz als freiwillige kommunale Aufgabe                   meinfrastruktur
    ganz oben auf die Agenda nehmen und mit an-
    deren freiwilligen Projekten (Kunst, Kultur, Sozi-
    ales etc.) zusammendenken statt in Konkurrenz                   Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) (12)
    um kommunale Mittel.                                       -    Kredite, Zuschüsse (max. 80%) und Kredite mit
                                                                    Tilgungszuschuss
-    Klimaschutzinvestitionen in Gebäude, Infra-
     struktur, Mobilitätsträger und Energieerzeugung           -    Gefördert werden Mobilitätskonzepte oder ener-
     auf Basis von erneuerbaren Energien vor Ort                    gieeffiziente Quartiersversorgung wie KfW 432
     erhöhen die regionale Wertschöpfung und stei-                  für energetische Stadtsanierung
     gern das Gewerbesteueraufkommen.
-    Energieeinsparungen und dadurch sinkende                       Weitere Förderprogramme und
     Energiekosten mit Intracting (Finanzierung aus                 Finanzierungsmöglichkeiten:
     sich selbst, mittels der durch die energetischen          -    EU: Europäischer Fonds für regionale Entwick-
     Maßnahmen eingesparten Geldmittel) fördern                     lung im Schwerpunktbereich CO2-arme Wirt-
     (Bsp. Universität Kassel (9))                                  schaft (EFRE), Programm zur Regionalentwick-
-    Finanzierung wird durch die langfristig sehr                   lung LEADER
     günstigen Zinskonditionen begünstigt                      -    Besonders für projektbezogene Klimaschutz-
                                                                    maßnahmen unter Einbezug der Bürgerschaft:
                                                                    Instrumente wie Klimaschutzfonds, Crowdfun-
Förderprogramme
                                                                    ding oder Sponsoring durch örtliche Stiftungen
      Es gibt zahlreiche Förderprogramme, die von
                                                                    und Fördervereine
Kommunen aber auch von Haushalten, Unternehmen
oder anderen öffentlichen Einrichtungen in Anspruch
genommen werden können, siehe www.co2on-                       Abbau klimaschädlicher Subventionen und neue
line.de/foerdermittel/. Diese Übersicht konzentriert           Steuern
                                                                     Ein Großteil der notwendigen Mittel müssen auf
sich auf kommunale Förderungen:
                                                               Bundesebene erhoben und an die Kommunen umver-
                                                               teilt werden. Diese Übersicht möglicher Steuern ist
Förderungen vom Bund:
                                                               nicht vollständig und unterschätzt laut BMU die abzu-
   Nationale Klimaschutzinitiative (NKI) des                   bauenden klimaschädlichen Subventionen, dennoch
BMU: die Kommunalrichtlinie (10)                               ergeben sich in Summe etwa 80 Mrd. € bzw. 1000€
                                                               pro Jahr und Einwohner, die im Klimaschutz einge-
-  Zuschüsse zwischen 20% und 65%, vereinzelt
   bis zu 100%. Um 10% erhöhte Zuschüsse für fi-               setzt werden könnten.
   nanzschwache Kommunen und Braunkohlere-
   viere, im Rahmen des Corona-Konjunkturpa-                        Klimaschädliche Subventionen vom Bund
   kets bis Ende 2021                                               im Jahr 2012 (13)
                                                               -    Verkehr (28,6 Mrd. €)
-    Gefördert werden Klimaschutzkonzepterstel-
     lung und Umsetzung erster Maßnahmen z.B.                  -    Land- und Forstwirtschaft (5,8 Mrd. €)
     Klimaschutzmanager-Stellen, Beleuchtungsan-
     lagen, Modellprojekte, Klimaschutz an Schulen,            -    Bau- und Wohnungswesen (2,3 Mrd. €)
     klimafreundliche Mobilitätskonzepte                       -    Energiebereitstellung und -nutzung
-    Ist kombinierbar mit Förderprogrammen der                      (20,3 Mrd. €)
     Bundesländer
-    Die passenden Fördermöglichkeiten können                       Steuern nach offiziellen Entwürfen
     über den NKI-Förderlotsen ausgewählt werden:              -    Pkw-Maut (3,6 Mrd. €) (14)
     www.klimaschutz.de/foerderlotse/                          -    Plastiksteuer (1,4-2 Mrd. €) (15)
                                                               -    CO2-Steuer bei 50€/t CO2 statt 25€/t CO2 laut
    BMWi mit BAFA und KfW:                                          BEHG (16,6 Mrd. €) (16)
Deutschland macht’s effizient (11)

Klimastadtplan Heidelberg 12/2020
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Der Klimastadtplan-Generator

So geht’s
Dieser Klimastadtplan basiert auf einem
Expert*innen-Tool für den kommunalen Klima-
schutz – dem Klimastadtplan-Generator von
GermanZero.

Klimastadtplan Heidelberg 12/2020
                                    23
Der Klimastadtplan-Generator boostet                            3. Einsparung gegenüber Klimaschadens-
den kommunalen Klimaschutz                                      kosten bei Nichthandeln
                                                                -    Basierend auf 180€/t CO2 (Empfehlung UBA)
      In vielen Kommunen wird über Klimaschutz ge-
sprochen, ohne die Tragweite und die Eingriffstiefe             4. Einsparungen, die an anderer Stelle entste-
für das 1,5-Grad-Ziel gut zu kennen.                            hen, wurden nur für die Mehrkostenberech-
GermanZero ändert das und hat mit etwa dreißig Kli-             nung überschlagen
maschutzexpert*innen und Wissenschaftler*innen                  -    Weniger Kosten bei fossilen Energien etc.
den Klimastadtplan-Generator erstellt.                          -    Keine regionalökonomische Rückkopplung
      Das Expert*innen-Tool kalkuliert für die wichtigs-
ten Maßnahmenbereiche des kommunalen Klima-                           Der Klimastadtplan-Generator erhebt keinen
schutzes per Überschlagsrechnungen die jeweiligen               wissenschaftlichen Genauigkeits- oder Vollständig-
Einsparpotenziale der energiebedingten Treibhaus-               keitsanspruch. Er zeigt eine erste Größenordnung an-
gas-Emissionen sowie die benötigten Finanz- und                 hand regionaler Daten auf. Neben dem Erfahrungs-
Personalaufwendungen zur Planung und Umsetzung                  wissen und den Einschätzungen der Expert*innen
der Maßnahmen. Die Rechnungen liefern eine erste                und Wissenschaftler*innen sind in die Entwicklung
Größenordnung auf strategischer Planungsebene                   des Klimastadtplan-Generators Datenbanken (z. B.
und dienen als Orientierung für das 1,5-Grad-Ziel.              Regionaldatenbank des Statistischen Bundesamtes
      Der Klimastadtplan-Generator funktioniert für             (17), Zensus (18)) und Studien (z.B. (1) (19) (20) (21))
jede Kommune in Deutschland mit mehr als 5.000                  eingeflossen.
Einwohner*innen basierend auf Bundesdurch-
schnittswerten. Zudem lässt sich das Umsetzungs-
                                                                Dem Klimastadtplan-Generator liegen
zieljahr 2030, 2035 o.ä. und das „Klimaschutz-An-
strengungs-niveau“ bei der Ausprägung einzelner
                                                                folgende Annahmen zugrunde:
Maßnahmen feinjustieren. Auch zusätzliche Maßnah-
                                                                -    Zunächst stehen zur Berechnung Werte aus
men und lokale Daten können ergänzt werden. Für
                                                                     Regionaldatenbanken zur Verfügung. Diese
jede Kommune erstellt der Klimastadtplan-Generator                   können bei Bedarf durch genauere Angaben
dann einen individuellen Klimastadtplan, ersetzt da-                 von der Stadt Heidelberg ersetzt werden.
mit aber keinen ausdifferenzierten Klimaschutzplan,
                                                                -    Die berechnete CO2e-Einsparung unterstellt,
für den sonst bis zu 200.000 Euro Auftragsvolumen
                                                                     dass neben den aufgeführten Maßnahmen
erforderlich sein können.                                            übergreifende Verhaltensänderungen und er-
      Dieser Klimastadtplan wurde anhand der kon-                    höhte Energieeffizienzen erreicht werden.
kreten Eckwerte und Prognosen der Stadt Heidelberg
                                                                -    Es werden die wesentlichen Maßnahmen dar-
erstellt. Er macht damit klar, was echter Klimaschutz
                                                                     gelegt, die bereits heute zur Verfügung ste-
bedeutet und was zu tun ist, um klimaneutral zu wer-                 hen, um Emissionen zu mindern.
den.
                                                                -    Wenn in einzelnen Maßnahmenbereichen zu-
                                                                     sätzlicher Strom aus erneuerbaren Energien
Über alle Maßnahmen hinweg und für                                   zum Einsatz kommt, so wird die Menge in dem
jedes Maßnahmenpaket berechnet der                                   Bereich Strom bilanziert.
Klimastadtplan-Generator:                                       -    Der Klimastadtplan ist technologieoffen ange-
                                                                     legt. Im Tool wurde jedoch vereinfachend mit
1. CO2e-Emissionen und -Einsparung                                   bestimmten Technologien gerechnet.
-   Endenergiebasierte Territorialbilanz
                                                                -    Der Zeitwert des Geldes wurde bei der Be-
                                                                     rechnung vernachlässigt.
2. Benötigte Investitionen, laufende Kosten
                                                                -    Die Lücke zur kompletten Klimaneutralität
(Personal, Wartung) und Arbeitsplätze
                                                                     kann nur durch Maßnahmen wie Konsumver-
-    Zur Planung und Auslösung der Maßnahmen
                                                                     zicht und weiteren aktiven CO2-Entzug außer-
     (durch die Kommune)
                                                                     halb des kommunalen Territoriums geschlos-
-    Zur Umsetzung der Maßnahmen (gesamt und                         sen werden.
     Anteil der Kommune)

Klimastadtplan Heidelberg 12/2020
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Anhang

Die Zahlen
Alle Werte, die mit dem Klimastadtplan-Generator
errechnet wurden, in übersichtlichen Tabellen.

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Eingabe
Eine zentrale Rolle kommt dem Starter*innenteam der Kommune bei der Kalibrie-
rung des Klimastadtplans zu. Durch lokale Datenerhebung und Diskussion können
die Klimaambitionen gewichtet werden. Unter „Ihre Angaben“ finden sich die ge-
wählten Einstellungen für Heidelberg.

Erklärung zu den Maßnahmen-Einstellungen
Bei allen übergeordneten Maßnahmen werden die maximalen Potentiale errechnet. Sollen diese komplett
ausgeschöpft werden, wird „Vorreiter“ ausgewählt. Bei „Basis“ werden etwa 90 % der Maßnahmen umge-
setzt und bei „Etwas weniger“ lediglich 80 %. Alle Annahmen auf dieser Seite fließen in den Klimastadtplan-
Generator ein.

 Maßnahmen                                                    Annahmen        Lokale Angaben

 Strom
    Ausbau erneuerbarer Energien - Strom                                                          Vorreiter
 Gebäude und Wärme
    Energetische Gebäudesanierung und Neubauten                                                      Basis
    Ausbau erneuerbarer Energien - Wärme                                                             Basis
 Industrie
    Ausbau erneuerbarer Energien - Industrieprozesse                                         Etwas weniger
 Verkehr
    Stadtteilentwicklung für kürzere Wege                                                         Vorreiter
    Umweltfreundliche Verkehrsmittel
         Ausbau ÖPNV                                                                              Vorreiter
         Ausbau Fuß-/Radverkehr                                                                   Vorreiter
         Rückbau PKW-Infrastruktur (Fahrbahnen, Parkplätze)                                       Vorreiter
         Flächendeckende Parkraumbewirtschaftung                                                  Vorreiter
    Umstieg auf alternative Antriebe                                                              Vorreiter
 Aktiver CO2-Entzug
    Negativemissionen durch Biomasse                                                              Vorreiter

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Erklärung zu den zusätzlichen Maßnahmen
Neben den allgemein anwendbaren Maßnahmen zur Treibhausgas-Reduktion kann es lokale Projekte und
Gegebenheiten geben, die zusätzliche Maßnahmen vor Ort möglich machen.

 Zusätzliche Maßnahmen für den Klimastadtplan

 Strom     Große PV Anlage auf dem Airfield bauen
            Windkraftanlage(n) auf dem Königstuhl und anderen umliegenden Bergen bauen
            PV generell fördern - Neubautenpflicht, Denkmalschutz lockern
           PV-überdachte Radwege bauen (z.B. Heidelberg-Walldorf, 14km)
 Ge-       Dämmen fördern Sanieren statt neubauen
 bäude
 und
 Wärme
           Geothermie fördern
           Beim Neubau sollte die CO2-Bilanz des gesamten Lebenszyklus der verwendeten Materialien
           genutzt werden: Herstellung, Transport und Entsorgung
           Biomethan aus der Kompostier-Anlage Wieblingen
 Lokale    Angebot für erneuerbare Energien und „grün“ hergestellte Wärme schaffen
 Wirt-
 schaft
           Informationsangebote für Betriebe schaffen (nachhaltige Lieferketten, verantwortliches Rei-
           sen, Digitalisierung/nachhaltige Büromaterialien)
           Kommunale Betriebe erfassen und Klimabeauftragten anstellen und bei Möglichkeit komplett
           nachhaltig umgestalten
 Verkehr   ÖPNV: elektrifizieren, ausbauen (Gebiet und Taktung), günstiger als Auto machen (privates
           Auto wie Carsharing), Vorrang im Verkehr
           Radverkehr: sichere und breite Radwege, flächendeckend Radabstellmöglichkeiten aus-
           bauen
           Fußverkehr: sicherer und breitere Fußwege für alle (Kinder, Rollstuhlfahrer)
           Lieferverkehr/Güterverkehr: Umstellung auf Lastenräder wo möglich
           Heidelberg für Menschen statt für Autos: Strafen für Falschparker*innen erhöhen, Parkplätze
           reduzieren, verteuern und besseren Zwecken zuführen (z.B. Verkehrsübungsplatz für Kinder),
           autofreie Innenstadt, verkehrsberuhigte Wohngebiete
 Aktiver   Fassaden-Begrünung fördern
 CO2-
 Entzug
           Forstwirtschaft einschränken Klimawäldchen in der Stadt schaffen
 Weitere   Divestment von städtischen Geldern in fossile Energiequellen (Bsp. Stadtwerke Netzwerk Tria-
 Maß-      nel)
 nahmen
           Humusgehalt von landwirtschaftlichen Böden steigern
           Anlegen von Mooren
           Management von Stickstoffkreisläufen in den Böden
           Reduktion von Lebensmittelverschwendung
           Kürzung von Lieferketten
           Luftdichte Lagerung von Gülle, daraus Biogasgewinnung
           Förderung von Bio- und pflanzlicher Ernährung in der außer Haus Verpflegung

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