Klima Stadt Plan Lüneburg - Klimaentscheid Lüneburg
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Klima Stadt Plan Lüneburg Klimastadtplan Lüneburg 04/2021 1
Klimastadtplan Lüneburg 04/2021 2
Inhalt 04 Intro Die Maßnahmen 08 Strom 10 Gebäude und Wärme 12 Verkehr 14 Industrie 16 Aktiver CO2-Entzug 18 Nice to have 20 Kosten und Aufwände 22 Finanzierung 24 Der Klimastadtplan-Generator Anhang 27 Eingabe 28 Gesamtergebnisse 30 Ergebnisse für die Kommune Lüneburg 34 Ergebnisse nach Sektoren 39 Danksagung 41 Quellen 42 Der individuelle Klimaplan Klimastadtplan Lüneburg 04/2021 3
Lasst uns Lüneburg gemeinsam klimaneutral machen Die Klimakrise ist eine sehr ernste Gefahr für un- sere Zukunft und die Zukunft unserer Kinder. Schon Wo wollen wir hin? heute hat die Klimakrise unsere Stadt und unser Um- land erreicht: Ein Hitzesommer folgt dem anderen, zu Wir haben es jetzt in der Hand und entscheiden wenig Regen und verlorene Ernten, Wasserknappheit über die Zukunft. Wir können mutig Verantwortung und verdorrte Bäume, Waldbrandalarm im Frühling. übernehmen und in eine Zukunft mit maximal 1,5 Machen wir weiter wie bisher, wird sich die Tem- Grad Erhitzung aufbrechen – schnell, fair, effektiv und peratur auf der Erde innerhalb der Lebenszeit unserer gemeinsam. Diese Aufgabe bietet viel Raum für Er- Kinder und Enkel um drei bis vier Grad erhöhen. Auf findergeist, stärkt unseren Gemeinsinn und fördert ein einem Fieberthermometer wären wir dann bei 40 bis innovatives lokales Unternehmertum. Es lockt eine 41°C, das ist akut lebensbedrohlich. Ähnlich lebens- Zukunft mit behaglichen und sparsamen Häusern, die bedrohlich ist ein solches Ausmaß der Erhitzung auch durch saubere Energien aus der Region versorgt wer- für die Menschheit auf der Erde. Die Wissenschaft den. Eine Zukunft, in der wir uns bequem und sicher zeichnet erschreckende Szenarien mit Überflutun- durch eine wunderschöne und leise Stadt bewegen – gen, Dürrekatastrophen und Hungersnöten, die welt- mit dem Fahrrad, mit dem Bus oder im sonnenbetrie- weit Konflikte und Kriege schüren und zu nie dagewe- benen Elektroauto. senen Völkerwanderungen und Flüchtlingsströmen Städte wie Kopenhagen machen uns vor, dass führen, auch innerhalb von Europa. Niemand will das. diese Zukunft möglich ist. Und gleichzeitig machen die Kopenhagener ihre Stadt damit zu einem beson- ders attraktiven und lebenswerten Ort. Wie sind wir in diese Krise geraten? Wie kommen wir dahin? Wir leben heute in historisch einmaligem Wohl- Der Klimaschutz-Umbau in Lüneburg gleicht stand. Diesen Wohlstand haben unsere Eltern und dem Zehn-Jahres-Projekt zur Mondlandung in den Großeltern erst ermöglicht. Sie haben den Großteil 1960ern. Um große Investitionen in Zukunftstechno- der komfortablen Häuser gebaut, in denen wir heute logien zu lenken, brauchen wir ebenso wie die Men- wohnen. Sie haben das Auto für viele verfügbar ge- schen damals eine mutige Zielsetzung. macht – eine bis dato unbekannte Freiheit. Sie haben Deshalb muss unser Lüneburg beschließen, mit Kohle, Öl und Gas eine günstige Energieversor- - bis 2030 klimaneutral zu werden und damit sei- gung aufgebaut. nen Beitrag zum 1,5-Grad-Ziel zu leisten, Für diesen Wohlstand sind wir dankbar! Und - unverzüglich einen dafür tauglichen, detailliert gleichzeitig merken wir heute, dass dieser Wohlstand durchkalkulierten und überprüfbaren Aktions- mit hohen Umweltbelastungen einhergeht und wir ab- plan zu erstellen, hängig wurden von Öl- und Gasimporten. Das zu er- kennen tut weh! - die ersten sichtbaren Schritte mit Signalwirkung sofort einzuleiten. Klimastadtplan Lüneburg 04/2021 4
Der Klimastadtplan Wirtschaft: Förder- und Beratungspro- gramme; Effizienz- und Einsparmaßnahmen Um bis 2030 klimaneutral zu werden, halten wir genauso für die Industrie, wie auf der Ge- mit dem hier vorliegenden Klimastadtplan für werbe-Ebene; Unterstützung bei ressourcen- Lüneburg einen strategischen Fahrplan in den Hän- effizienten Kreislaufkonzepten durch ein aus- den. Klimaneutralität bedeutet, dass in Lüneburg gefeiltes Entsorgungs- und Recycling-Sys- im Jahr 2030 nur so viele Treibhausgase emittiert tem. werden, wie aktiv wieder gebunden werden kön- nen. Klimawissenschaftler*innen, Expert*innen für Aktiver CO2-Entzug: Neubauten aus Holz; kommunale Klimaschutzkonzepte und Praktiker*in- aus Grünschnitt und Klärschlamm in Pyrolyse- nen haben übersichtlich durchgerechnet, wie viele anlagen Wärme und Strom gewinnen; dabei Treibhausgas-Emissionen1 mit welchen Maßnahmen Kohlenstoff dauerhaft in Pflanzenkohle bin- eingespart werden, wie viel das kostet und auch ein- den, die als wertvoller Rohstoff vielfältig ein- spart, wie viele Arbeitsplätze damit geschaffen wer- gesetzt werden kann. den und wie viel Personal dafür benötigt wird (mehr zu den Berechnungen auf Seite 23). Der Klimastadt- Der Klimastadtplan lädt ein, nicht nur zu reden, plan hilft, konkret zu werden – mit Planungen im städ- sondern auch zu machen. Und er liefert die Basis für tischen Haushalts- und Stellenplan und konkret um- einen detailliert durchkalkulierten und überprüfbaren gesetzten Maßnahmen draußen auf der Straße. Aktionsplan. Die wichtigsten Stellschrauben, um die Erderhit- Wenn wir jetzt vorangehen, sind wir Leuchtturm zung bei 1,5 Grad abzubremsen, heißen: Kräftige für viele andere Städte. Den Weg zur Klimaneutralität Energieeinsparung, eine deutlich höhere Energieeffi- verfolgen wir gemeinsam mit Konstanz, Essen und zienz und die rasche Umstellung aller Verbrauchsbe- vielen anderen Kommunen, die per Klimaentscheid reiche auf saubere und 100 % erneuerbare Energie. auf das 1,5-Grad-Ziel zusteuern. Und damit Klima- In folgenden Handlungsfeldern gilt es jetzt, Maßnah- schutz für alle zum einfachsten und günstigsten Weg men voranzutreiben und umzusetzen: wird, brauchen wir bessere bundespolitische Wei- chenstellungen. Unsere Stadtmütter und -väter ermu- Strom: Ausbau lokaler Energieerzeugung tigen wir daher, gemeinsam mit vielen anderen Städ- durch Sonne und Wind inklusive intelligenter ten eine Dynamik für faire gesetzliche Spielregeln zu Anpassung des Verbrauchs vor Ort; Flexible entfachen. Speicherung (Power-to-X) z.B. in Form von Grünem Wasserstoff für die Zeiten, in denen wenig Wind weht oder die Sonne nicht lacht. Wir haben es in der Gebäude: Dämmung und energetische Sa- nierung fast aller Gebäude; Effizient heizen Hand. mit Sonne und Umweltwärme; Übergreifende Wir sind überzeugt: Wir müssen das tun. Weil wir Förder- und Beratungsprogramme (Sanie- unsere Kinder lieben und unsere Städte und Land- rung, Energieeffizienz, Energiegewinnung). schaften. Weil es uns eine Gänsehaut auf dem Rü- cken bereitet, uns vorzustellen, wie man in einigen Verkehr: Sichere und gut ausgebaute Rad- Jahrzehnten auf unsere Generation zurückblicken wege; Attraktive und hochfrequente öffentli- wird und sagen wird: "Das war eine große Zeit der che Verkehrsnetze; Umstieg auf saubere, Bürger*innen aus Lüneburg, als sie in nur 10 Jahren elektrische Fortbewegung; Autoarme Innen- diesen zukunftssichernden Umbau durchgezogen ha- städte mit neuen Flanier-, Grün-, und Spielflä- ben, damit ihre Kinder und Enkel und alle zukünftigen chen als sichere und gesunde Aufenthalts- Generationen gut und friedlich leben können.“ räume im Freien. 1 Treibhausgase (THG) sind Moleküle wie Kohlenstoff- gaspotential dieser Gase unterschiedlich hoch ist, wer- dioxid (CO2), Methan (CH4) oder Lachgas (N2O), die zur den sie zur besseren Vergleichbarkeit in CO2-Äquiva- Erwärmung der Atmosphäre führen. Da das Treibhaus- lente (CO2e) umgerechnet. Klimastadtplan Lüneburg 04/2021 5
Unser klimaneutrales Lüneburg ist… Innovativ – Wir fördern neue Generationengerecht – Jung und Ideen und setzen sie beherzt Alt gestalten gemeinsam unsere um. Stadt und profitieren davon. Zukunftsfähig – Wir blicken mutig und selbstsicher nach vorn. Nachhaltig – Kommende Generationen können hier so gut leben wie wir jetzt. Handlungsfähig – Wir kommen vom Reden zum Sozial – Die Stadtgesell- Unabhängig – Handeln und zeigen, wo schaft handelt gemeinsam Hand in Hand arbeiten es lang geht. im Sinne aller Bürger*innen. wir für eine gute Zu- kunft unserer Kinder. Unternehmerisch - Unsere Unterneh- men können kalkulieren, welche Chan- Fair – Wir leben Klimagerechtigkeit cen auf sie zukommen und wirtschaften und schaffen ein gutes Leben für erfolgreich gemeinwohlorientiert. alle Menschen. Anpassungsfähig – Auf sich Attraktiv – Unsere Stadt ist le- häufende Wetterextreme haben benswert! Leise, grün, gesund. wir die richtigen Antworten ge- funden und sind vorbereitet. Klimastadtplan Lüneburg 04/2021 6
Anteile der Sektoren an den aktuellen CO2e-Emissionen Verkehr 26% Strom 43% Industrie- prozesse 5% Wärme 26% Der Weg zur Klimaneutralität 2030 2020 2030 700 600 CO2e-Emissionen (Tsd. t) 500 400 300 200 100 0 -100 Strom Wärme Industrie Verkehr CO2-Entzug in Kommune CO2-Entzug außerhalb Klimastadtplan Lüneburg 04/2021 7
HANDLUNGSFELDER UND MAßNAHMEN Strom Sonnen- und Wind- Energie für unsere Stadt 96 % 14 Mio. € CO2e-Einsparung bis 2030 laufende Kosten p.a. in Lüneburg 10 Mio. € 1.268 Investitionen p.a. in Lüneburg Neue Vollzeitstellen in Lüneburg Klimastadtplan Lüneburg 04/2021 8
Schon heute ist unser alltägliches, technisch ge- - Ausbau von Windenergie auf Freiflächen prägtes Leben ohne Strom kaum denkbar. Mit Zu- oder durch Kooperation mit den Umlandge- nahme von elektrisch betriebenen Bussen, Bah- meinden und benachbarten Landkreisen nen, Autos und smarten Kleinstfahrzeugen sowie mit stromgespeisten Wärmepumpen in der Gebäudehei- Parallel zum EE-Ausbau Speicherung, zung, werden wir noch sorgsamer mit unserem Ener- flexible Produktion und Nutzung: gieverbrauch umgehen müssen. Strom muss zudem - Zeitlicher Ausgleich von Erneuerbarem Darge- zukünftig vollständig aus erneuerbaren Energien er- bot und Verbrauch auf Verteilnetzebene durch zeugt werden. Die Stromerzeugung aus Wind und geeignete Preissignale und intelligente Geräte (Easy Smart Grid) Sonne ist unter Einbeziehung der Klimaschadenskos- ten bereits heute wesentlich preiswerter als aus Gas, - Flexibler Einsatz von mit grünem Wasserstoff Kohle oder Öl. betriebener Kraft-Wärme-Kopplung (Wasser- Aktuell wird etwa die Hälfte unseres Stroms aus stoff-KWK) in Zeiten, in denen wenig Sonnen- und Windenergie zur Verfügung steht (Kalte erneuerbaren Energien erzeugt (Fraunhofer ISE, Dunkelflaute) 2020), vor allem mit Solar- und Windenergie. Lüne- burg kann hier sehr viel mehr erreichen: Auf unseren - Produktionsüberschüsse lokal in Großspeichern Dachflächen können wir bereits umfassend Solar- vorhalten energie nutzen und ausbauen. Reichen diese nicht aus, gibt es genug Flächen in der Kommune oder im Anreize setzen und fördern: Umland, die wir z.B. als Agrophotovoltaik gleichzeitig - Förder- und Beratungsprogramme für Energie- zur Nahrungsmittel- und Energieerzeugung nutzen effizienz und Energiesparen in Privathaushal- können. Windenergie werden wir überwiegend aus ten, Liegenschaften und Betrieben auf- und um- dem Umland beziehen, partner*innenschaftlich mit setzen den ländlichen Räumen. - Für Bürger*innen Beteiligungsmöglichkeiten an Lüneburg kommt hier eine wichtige Rolle zu: den Investitionen und Gewinnen von lokal er- Kommunen haben über die Konzessionsvergabe der zeugtem EE-Strom schaffen Energienetze entscheidenden Einfluss darauf, wie ef- fizient wir mit dem vor Ort erzeugten Sonnen- und Alle wichtigen Technologien, die wir für die er- Windstrom umgehen. Geeignete Preissignale werden neuerbare kommunale Energiewende brauchen, ste- den zeitlichen Ausgleich von erneuerbarem Angebot hen seit Jahrzehnten zur Verfügung. Sobald die Ver- und Verbrauch vor Ort unterstützen und dadurch Lei- braucher*innen die Klimaschadenskosten für Kohle, tungsverluste und den Einsatz fossiler Kraftwerke und Öl und Gas z.B. durch eine spürbare CO2-Bepreisung Kosten sparen. Geräte, wie z.B. Kühlgeräte, werden tragen müssen, wird die Wirtschaftlichkeit kommuna- zukünftig so gebaut, dass sie selbstständig „entschei- ler Klimaneutralität noch deutlicher. den“, ob gerade genug Sonnen- oder Windstrom zur Lüneburg muss hier mitziehen. Unsere Bür- Verfügung steht oder ob sie sinnvoller zu einem an- ger*innen und Hausbesitzer*innen sowie unser loka- deren Zeitpunkt Strom aus dem Netz beziehen (Easy les Gewerbe und unsere Handwerksbetriebe werden Smart Grid). Bürger*innen und Unternehmen werden auf die günstigeren erneuerbaren Energien setzen zukünftig einen stärkeren Einfluss auf das Energie- und diese installieren und nutzen. Die erneuerbaren system und seine wirtschaftlichen Erträge haben. Energien wie Wind, Sonne und Wasserstoff-KWK werden uns und unsere vielzähligen technischen Ge- Das sind unsere Ziele: räte in Zukunft zuverlässig, sauber und günstig mit Strom versorgen – wir müssen unsere Stadt auf diese Dezentraler Ausbau von erneuerbaren Zukunft vorbereiten, unsere Wirtschaft dabei fördern Energien (Lokaler EE-Ausbau): und sie an die Innovationschancen heranführen. - Photovoltaik auf allen geeigneten Dächern, Fassaden und Flächen unserer Stadt oder im Umland Klimastadtplan Lüneburg 04/2021 9
HANDLUNGSFELDER UND MAßNAHMEN Gebäude und Wärme Wohnen und Arbeiten ohne CO2e-Ausstoß 84 % 68 Mio. € CO2e-Einsparung bis 2030 laufende Kosten p.a. in Lüneburg 127 Mio. € 1.773 Investitionen p.a. in Lüneburg Neue Vollzeitstellen in Lüneburg Klimastadtplan Lüneburg 04/2021 10
Behaglich, wohnlich, gemütlich – auch das be- Hausbesuchen, Beratung, Information, Nachha- kommen wir klimaneutral hin. Deutschlandweit gehen ken und Begleitung aktuell etwa 30% der gesamten CO2e-Emissionen auf den Betrieb von Gebäuden zurück (Bundesminis- Neu- und Umbau ab jetzt zukunftsfähig: terium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicher- - Klimakriterien in alle Formen der Raumplanung heit, 2019). Diese entstehen vor allem bei der Bereit- und Bauplanung aufnehmen stellung von Warmwasser und Raumwärme. Bei der - Endenergieeinsatz für Heizwärme und Warm- Bilanzierung wird eine Hälfte davon nicht den Gebäu- wasser auf 35 - 70 kWh/(m² a) begrenzen (bei den, sondern der Energiewirtschaft zugerechnet (Pro- Wärmepumpen davon ca. 1/3) duktion von Strom und Fernwärme). Die andere - Neubauten nur noch genehmigen, wenn der Hälfte entsteht bei Verbrennungsprozessen direkt in Nutzwärmebedarf unter 35 kWh/(m² a) liegt den Gebäuden. Egal wo wir das verrechnen, ein knappes Drittel - Genehmigung für Umbauten an Auflagen zur der Gesamtemissionen Deutschlands können wir CO2e-Einsparung binden über unsere Gebäude einsparen – unsere Eigen- - In städtebaulichen Verträgen Mindestenergie- heime und Wohnungen, unsere Werkstätten, Büros, standards durchsetzen Schulen, unsere Rathäuser. - Kommunale Satzungen anpassen: Gebote für Wir müssen also über Gebäude, Wohnen und dekarbonisierte Wärmenetze-Anschlüsse sowie Sanieren sprechen. Das Sanieren von Gebäuden ist Verbote der Verbrennung fossiler Energieträger höchst sinnvoll, um Energie und damit auch Emissio- aufnehmen nen einzusparen. Durch Gebäudesanierungen von - Mit pflanzenbasierten Baustoffen wie Holz Neu- 1990 bis 2017 sind die CO2e-Emissionen im Gebäu- bauten zu Kohlenstoff-Speichern machen debereich in Deutschland bereits um fast 40% gesun- - Einsatz von klimaschädlichem Beton zum abso- ken – diese Entwicklung kann und muss beschleunigt luten Ausnahmefall machen: konsequenter Er- werden. satz durch klimafreundliche Baustoffe; Keller und Tiefgaragen vermeiden Das sind die Maßnahmen für klimaneutrales Die umfassende energetische Sanierung der Wohnen: Gebäude unserer Stadt ist eine große Herausforde- Wärmesanierung in allen Gebäuden: rung, auch finanziell. Wir fordern unsere Politik- und - Bis 2030 alle privaten und kommunalen Ge- Verwaltungsspitzen auf, sich bei der Landes- und bäude auf einen Nutzwärmebedarf von 70 Bundesregierung für ausreichend dimensionierte För- kWh/m² sanieren, z.B. mit biogenen Dämmstof- dertöpfe einzusetzen. fen Um bis 2030 90% des Gebäudebestandes zu Wärme klimaneutral erzeugen: sanieren, brauchen wir eine Ausbildungsoffensive im - Mit mehr Wärmepumpen Umweltwärme umfas- Handwerk und substantielle Finanzmittel außerhalb send nutzen des kommunalen Etats. Ebenso muss eine faire Auf- - Solarthermie und Photovoltaik auf unseren Dä- teilung der Investitionen, der Kosten und der Einspa- chern voranbringen: Sonnenkollektoren zur rungen zwischen öffentlicher Hand, Mieter*innen und Brauchwassererwärmung und Heizungsunter- Vermieter*innen umgesetzt werden. In all diesen Fel- stützung sowie Solarstrom durch Photovoltaik dern ist der Bund gefragt und von den Kommunen an- zur Versorgung von Wärmepumpen zutreiben. - Klimaneutrale Fern- und Nahwärme vorantrei- ben durch Netzausbau und Anlagen zur Kraft- Auch wenn der optimale bundespolitische Rah- Wärme-Kopplung mit grünem Wasserstoff men noch auf sich warten lässt, dürfen wir nicht die - Bei kommunalen Wohnungsbaugesellschaften Hände in den Schoß legen. Wir können unmittelbar und für Neubaugebiete die richtigen Standards beginnen, die energetische Modernisierung der Ge- durchsetzen bäude in unserer Kommune zu planen und umzuset- Systematische flächendeckende Forcierung zen. der Wärmesanierung: - Flächendeckende Energie- und Wärmeleit- pläne für kommunal koordinierte Energieversor- gung kurzfristig aufstellen und abarbeiten - Private Sanierungsquote massiv erhöhen durch Förderung und “Klinkenputz-Kampagnen” mit Klimastadtplan Lüneburg 04/2021 11
HANDLUNGSFELDER UND MAßNAHMEN Verkehr Von A nach B ohne Nebenwirkungen: klimaneutrale Mobilität 87 % 65 Mio. € CO2e-Einsparung bis 2030 laufende Kosten p.a. in Lüneburg 29 Mio. € 1.046 Investitionen p.a. in Lüneburg Neue Vollzeitstellen in Lüneburg Klimastadtplan Lüneburg 04/2021 12
Vier von fünf Menschen wollen Städte und eine - Radschnellwege für die Pendler*innen, Verkehrspolitik, bei der man gut und sicher auch ohne Bike&Ride-Stationen für die Umlandeinpend- Auto unterwegs sein kann (Umweltbundesamt, 2017). ler*innen anlegen Städte mit modernem Verkehrskonzept haben gleich- - Subvention von Lastenrädern zeitig deutlich geringere CO2e-Emissionen als die au- - Sichere Kreuzungen und die Einhaltung der toverwöhnenden Städte der 70er Jahre. Verkehrsregeln forcieren Für den menschengerechten Umbau unse- rer Städte braucht es Haltung, Klarheit und beherztes Zupacken. Denn Flächen umwidmen heißt hier fast Ein engmaschiges, hochfrequentes ÖPNV- Netz ausbauen und betreiben: immer, die Privilegierung der Autofahrer*innen zu- - Haltestellendichte für Schnell- und Verteiler- gunsten von Fußgänger*innen, Radler*innen oder busse gezielt variieren ÖPNV-Fahrgästen abzubauen. So wird an der Flä- chengerechtigkeit angesetzt und es entstehen neue - Taktraten und Nachtverkehre gezielt ausbauen Flanier-, Spiel- und Begegnungsräume für Jung und - Elektrofahrzeuge statt Dieselbusse Alt in der Stadt. Auch Gesundheitsförderung durch - Sharing-Angebote gezielt ergänzen, ohne die Bewegung an der frischen Luft und der Schutz von ÖPNV-Nutzung zu ersetzen Leib und Leben durch weniger Unfälle, Abgase und Verkehrslärm sind angenehme Nebeneffekte, über die sich Stadtbewohner freuen. Flächenprivilegien für mehr Sicherheit im Fuß- und Radverkehr umwidmen: Über die Stadt- und Siedlungsplanung sowie die - Flächen für Fußgänger*innen und Radverkehr ÖPNV-, Rad- und Fußverkehrsplanung kann in ausweiten, Pkw-Fläche reduzieren und auto- Lüneburg direkter Einfluss auf unsere Verkehrsstruk- freie Stadtquartiere sicherstellen tur und -nutzung genommen werden. Veränderun- gen werden in unser aller alltägliches Leben eingrei- - Flächendeckendes Parkraum-Management ein- führen, um Parksuchverkehr zu reduzieren, fen. Das ist eine Herausforderung, die sich lohnt: Die Parkraumüberwachung intensivieren, Parkge- klimaneutrale moderne Mobilität bringt mehr Stadt- bühren teurer als ÖPNV-Tickets machen und Lebensqualität und sorgt für die Zukunft unserer Kinder und Enkel. - Tempo 30 und 20 als Regelgeschwindigkeiten der Haupt- bzw. Nebenstraßen einführen, um In Wien startet gerade der weitreichendste Ver- Umstieg anzustoßen und Sicherheit für die an- kehrsvolksentscheid – alle dortigen Maßnahmen sind deren zu erhöhen Vorbild für die beherzte Umgestaltung hin zur klima- neutralen Mobilität. Viele Städte in Deutschland und Den Umstieg auf die Mikro- bis Europa haben sich bereits auf den Weg gemacht und XXL-Elektromobilität forcieren: Großes erreicht: Fahrradfreundliche Städte wie Ko- - Den gesamten öffentlichen Fuhrpark auf E-An- penhagen oder Bocholt und Nahverkehrsstädte wie trieb umstellen Karlsruhe oder Bremen zeigen, wie klimaschonende - Ladesäulen für Privat-Pkw sowie E-Bikes stark Mobilität geht. ausbauen Das sind unsere Ziele: - Abgashaltige Verkehre ausschließen und die Zufahrt zur Stadt einschränken Zum Zufußgehen einladen: Die Corona-Krise zeigt uns, wie leise und ent- - Attraktive Fußgänger*innenzonen gestalten spannt unsere Stadt sein kann, wenn ein Großteil - Parkplätze umwidmen, Spielstraßen und auto- der Autofahrten verschwindet. Diese Qualität wol- freie Teilstücke in Nebenstraßen einrichten len wir erreichen – und dabei gleichzeitig mobil - Durch weniger und kürzere Wartezeiten an sein. Politik und Verwaltung sind gefordert, an- Fußgängerampeln schneller vorankommen und hand dieser Handlungsansätze ein konkretes Ver- eher mal das Auto stehen lassen kehrsaktionsprogramm für Lüneburg auszuarbei- ten, um im Verkehr bis 2030 klimaneutral zu wer- Mit sicherer und attraktiver Radinfrastruk- den. Es hilft uns allen – unserer Gesundheit, un- tur den Umstieg aufs Rad beschleunigen: serem Klima und unserer Stadt. - Zwei Meter breite, geschützte Radwege an al- len Hauptstraßen einrichten - Echte Fahrradstraßen und 20 km/h-Nebenstra- ßen einrichten Klimastadtplan Lüneburg 04/2021 13
HANDLUNGSFELDER UND MAßNAHMEN Industrie Klimafreundliche Betriebe 96 % 5 Mio. € CO2e-Einsparung bis 2030 laufende Kosten p.a. in Lüneburg 0 Mio. € * 7 Investitionen p.a. in Lüneburg Neue Vollzeitstellen in Lüneburg * Die hier bezifferten Investitionskosten sind so gering, da das Gros der benötigten Maßnahmen im Stromsektor eingepreist ist. Klimastadtplan Lüneburg 04/2021 14
Der Anteil der lokalen Unternehmen an den Contract of difference), für die es Steuerver- kommunalen CO2e-Emissionen kann von Kommune günstigungen oder harte Förderung von be- zu Kommune sehr unterschiedlich sein. Der zugrun- stimmten Maßnahmen gibt deliegende Klimastadtgenerator hat die kleineren Un- ternehmen, insbesondere aus dem Bereich Gewerbe, Betriebsberatung für klimaneutrale Handel und Dienstleistungen (GHD), bereits in den Abläufe im Office-, Transport- und Abschnitten zu Strom, Wärme und Mobilität mitbilan- Prozessbereich ziert. Die dort diskutierten Maßnahmen gelten dem- - Klimaeffiziente Mobilitätslösungen entsprechend genauso für Wirtschaftsbetriebe, da es - Klimafreundlich modernisierte Betriebsgebäude z.B. wenig Unterschied macht, ob es sich um ein zu und -gelände anstoßen sanierendes Wohn-, Handels- oder Dienstleistungs- - Dezentrale und erneuerbare Energieversorgung gebäude handelt. In diesem Abschnitt werden des- (inklusive Abwärmenutzung) fördern halb vor allem Zahlen und Maßnahmen genannt, die bei energieintensiven Unternehmen zusätzlich zum - Neutral-Office-Bewegungen anstoßen, denn auch PC, Licht und das Pendeln der Beleg- Tragen kommen. Der Klimastadtplangenerator unter- schaft kann klimaneutral erfolgen scheidet hierzu vor allem industrielle Prozesse mit Temperaturen 500°C. Mit einer Art DAX für Treibhausgase kann für Abwärmepotentiale nutzen - Das Abwärmepotential vieler energieintensiver viele Unternehmen genau beziffert werden, auf wel- Unternehmen ist nach wie vor groß, um z.B. ches Temperaturniveau wir zusteuerten, wenn sich nahe gelegene Gebäude zu beheizen. Hier sind alle Unternehmen so verhielten (right. based on entsprechende Geschäftsmodelle in Zusam- science UG, 2019). So marschiert z.B. Daimler mit menarbeit zwischen Kommune und Unterneh- seinem Wirken in Richtung 2,8-Grad-Erhitzung. Tat- men zu forcieren oder entwickeln. sächlich liegen die meisten Unternehmen voll auf Kurs zur Klimakatastrophe: Viele peilen zwischen 3,0 Energie-Audits, und 4,5 Grad an. und 1,5-Grad-Siegel anstoßen Mit kommunalen Hebeln wie z.B. konkreten Kli- - Bestehende gesetzliche Anforderungen, wie maschutzkriterien für die Ansiedlung von Gewerbebe- z.B. Energie-Audits, Nachhaltigkeitsberichte trieben wird es gelingen, in Zusammenarbeit mit In- einfordern, Schlussfolgerungen kommunizieren dustrie- und Handelskammer (IHK), Handwerkskam- und durch gezielte Anreize seitens der Kom- mune unterstützen. mer (HK) sowie den zahlreichen örtlichen Unterneh- mensvertretungen die Betriebe der lokalen Wirtschaft - Best-practice-Beispiele dokumentieren und zum rasch auf 1,5-Grad-Kurs zu bringen. Die Kommune Standard erklären (Benchmarking). kann im Rahmen ihrer Möglichkeiten beim Genehmi- - Energieintensive Unternehmen in kommunale gen, Fördern und Best-Practice-Beraten nötige “Stup- Verwaltungs- und Genehmigungsabläufe integ- ser” geben. rieren, bestehende Netzwerke nutzen oder neue aufbauen. Maßgeschneiderte Lösungen für die In Zusammenarbeit mit unserer Kommune sol- Branchen werden forciert: len daher auch die ortansässigen Betriebe in Lüneburg wie im Umland aktiv dazu aufgefordert wer- Industrie-Beratung für mehr den, Verantwortung zu übernehmen und ihre Unter- Prozesswärme und Strom aus nehmen in eine klimaneutrale Produktion zu führen. erneuerbaren Energien Lüneburg muss dazu eine verbindliche, dauerhafte - Spezifische Beratung, wie Prozesse, die hohe und faire Klima-Allianz mit der lokalen Wirtschaft auf- Temperaturen erfordern, vermieden bauen – eine Partnerschaft, die ein starkes Signal oder auf erneuerbare Energien (Wärmepumpe, aussendet: Gemeinsam machen wir unsere Stadt für Solarthermie, EE-Stromnutzung, grüner Was- serstoff) umgestellt werden (Hamburg Institut, uns, unsere Kinder und Enkel klimaneutral, wirt- kein Datum) schaftsstark und lebenswert! Das umfassende Ein- schwenken auf den 1,5-Grad-Pfad gelingt für unsere lokale Wirtschaft besonders dann, wenn die EU, der Vertragliche Vereinbarungen Bund und die Länder die richtigen Rahmenbedingun- - Vertragliche Vereinbarungen mit den Unterneh- men zur Treibhausgasminderung (Carbon gen (wie z.B. CO2-Preis, Grenzsteuerausgleich u.v.m.) schaffen. Klimastadtplan Lüneburg 04/2021 15
HANDLUNGSFELDER UND MAßNAHMEN Aktiver CO2-Entzug Kohlenstoff langfristig binden und dabei Energie und andere wert- volle Rohstoffe gewinnen 27.906 t 1 Mio. € Aktiver CO2-Entzug p.a. laufende Kosten p.a. in Lüneburg 1 Mio. € 9 Investitionen p.a. in Lüneburg Neue Vollzeitstellen in Lüneburg Klimastadtplan Lüneburg 04/2021 16
Für das 1,5-Grad-Ziel werden wir den Ausstoß fortschreitenden Klimawandel und maximale klimaschädlicher Treibhausgase erheblich reduzie- Kohlenstoff-Senken zu schaffen. ren. Darüber hinaus müssen wir der Atmosphäre zu- - Förderung der langfristigen stofflichen Holznut- sätzlich aktiv Kohlenstoff entziehen. Das macht beim zung, (Bauen mit Holz, Recycling von Altholz). Pflanzenwachstum erst einmal die Natur für uns. Wir - Ausbau von Wald- und Brandschutzmaßnah- können diese Prozesse unterstützen und dafür sor- men (z.B. Errichtung von Brandschneisen, Auf- gen, dass der Kohlenstoff langfristig gebunden bleibt stockung von Personal) und nicht zurück in die Atmosphäre gelangt. Humus- boden und Wald sind wichtige Kohlenstoffspeicher, Humusaufbau fördern: deren Kapazitäten durch gezielte Bewirtschaftung viel - Humusgehalt in landwirtschaftlich genutzten stärker für den Klimaschutz genutzt werden müssen. Flächen erhöhen und Kohlenstoff binden Humus besteht zur Hälfte aus Kohlenstoff und im (vgl. Humusprojekt Ökoregion Kaindorf Wald lässt sich die Biomasse mit Speichereffekt mehr (Ökoregion Kaindorf, kein Datum)) als verdoppeln, wenn die Nutzung nicht auf maxima- - Mit regionalen Partner*innenschaften und Bo- len Holzertrag ausgerichtet wird. denzertifikats-Systemen Humusaufbau beloh- Nach der Ernte erfüllt Holz eine Doppelfunktion nen und anschieben (z.B. nach Konzepten von als Kohlenstoffspeicher und Nutzmaterial: Solange es Positerra und CO2-Land) etwa als Baumaterial oder in Möbeln Verwendung fin- - Nachhaltige Bewirtschaftung der landwirtschaft- det, bleibt der Kohlenstoff gebunden. Es gilt also, die lichen Flächen fördern und so zugleich deren Speicherkapazität für CO2 durch einen breiten Ein- Fruchtbarkeit erhöhen (Hecken, Blühstreifen, satz, lange Einsatzzeiten und intelligente Nachnut- Agroforstsysteme) zungen möglichst weit auszudehnen. Insbesondere im Baugewerbe kann Holz in sehr großem Umfang Pyrolyse von Biomasse anschieben, eingesetzt werden und viele Baustoffe mit schlechter Pflanzenkohle herstellen und verwerten Klimabilanz ersetzen. Leider folgt heute am Ende der letzten Nutzung - Kurzfristige Planungen für Pyrolyse-Prozesse ausarbeiten: Grünschnitt, landwirtschaftliche häufig der klimapolitische Sündenfall – das Holz wird Reststoffe, Waldrestholz, Altholz und Klär- verbrannt und CO2 gelangt wieder in die Atmosphäre. schlamm nicht verbrennen, sondern zu Pflan- Mit moderner Technik können wir hier anknüpfen, ei- zenkohle veredeln nen Teil des Kohlenstoffs gebunden halten, thermi- - Geeignete Anlagen für Pyrolyse auswählen, sche Energie gewinnen und einen wertvollen neuen Angebote einholen, Investitionsentscheidungen Rohstoff herstellen. vorbereiten und treffen Pyrolyse heißt das Verfahren, bei dem Holzpro- dukte und andere pflanzliche Stoffe wie Grünschnitt - Stoffströme umleiten, um Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen und Emissionen gespeicherten unter Abschluss von Sauerstoff erhitzt werden. Bei Kohlenstoffs zu vermindern; Kaskadennutzung diesem Vorgang wird Energie frei, die zur Strom- und vom Baum über verschiedene Nutzhölzer bis Wärmegewinnung genutzt werden kann. Anders als zur Pflanzenkohle sicherstellen bei der Verbrennung bleibt jedoch keine Asche, son- - Kommunale Entsorgungswirtschaft anpassen dern feste Pflanzenkohle übrig. Mit jeder Tonne Pflan- und für alle Maßnahmen ausreichend Bera- zenkohle verhindert man für mehrere Jahrhunderte tungskapazitäten schaffen (A.R. Zimmerman, 2013), dass 3 Tonnen CO2 zurück in die Atmosphäre gelangen. Pflanzenkohle ist ein vielseitiger und hochwertiger Rohstoff, der u.a. in der Für die Maßnahmen des aktiven CO2-Entzugs sind besonders das Grünflächenamt, die Forstver- Landwirtschaft (Stalleinstreu, Güllebehandlung), der waltung sowie die entsprechenden Entsorgungs- Gebäudekonstruktion (Isolierung, Luftreinigung) und körperschaften und Unternehmen gefragt. Satzun- der Industrie (Anodenherstellung, Kohlefaser) zum gen und Genehmigungsvorgaben müssen geän- Einsatz kommt. dert werden, Stoffmengen sind zu analysieren und entsprechende Kapazitäten vorrausschauend zu Das sind unsere Ziele: dimensionieren, zu entscheiden und vorzuhalten. Die Idee der Entsorgung muss einer Idee von lo- Wald als Kohlenstoffspeicher kalen Stoffkreisläufen Platz machen. bewirtschaften, Holz langfristig nutzen: - Einführung einer nachhaltigen Waldbewirtschaf- tung mit den Zielen, Resilienz gegenüber dem Klimastadtplan Lüneburg 04/2021 17
HANDLUNGSFELDER UND MAßNAHMEN Nice to have Kleine, aber feine Impulsgeber In Sachen Klimaneutralität werden viele Ideen diskutiert, um auch qualitative Aspekte des Klima- schutzes zu realisieren – und das ist gut so. Einige dieser Maßnahmen erzielen kaum eine CO2e-Reduktion, auch wenn sie sich charmant an- hören. Andere Maßnahmen können aber auch Pro- zessbeschleuniger sein, die dem 1,5-Grad-Ziel zum Durchbruch verhelfen. Klimastadtplan Lüneburg 04/2021 18
Klimaschutz darf auch Spaß machen. Klima- - Einweg-Kunststoff und Plastik reduzieren: schutz darf auch die einfachen, naheliegenden Kommunale Verpackungssteuern einführen, Maßnahmen enthalten – auch wenn diese viel- Coffee-to-go-Plastikbecher ächten, Mehrweg- leicht nur einen kleinen Beitrag leisten werden. Es Systeme protegieren und den Einsatz von Mehrweg kommunikativ fördern, ersetzt aber kann sinnvoll sein, diese Stupser auch mit Priorität verbindliche gesetzliche Vorgaben nicht. umzusetzen, weil sie einen hilfreichen gemeinsa- men Schwung bereiten. Aber wir dürfen es nicht - 365-Euro-Tickets bis hin zu kostenlosem ÖPNV einführen: Mit Schnupper- und Über- dabei belassen, denn: Den entscheidenden Aus- brückungsangeboten Kund*innen locken und schlag geben letztendlich die harten Infrastruktur- erhalten. Eine Kostensenkung ersetzt aber umbaumaßnahmen und die wichtigsten Verhal- den Angebotsausbau nicht, denn wo kein An- tensänderungen. gebot, hilft auch kein Geschenk. Noch um- weltfreundlicherer Fahrrad- und Fußverkehr Die folgenden Ideen können hilfreich sein – muss aber bessergestellt sein und kombiniert auch wenn sie nur einen kleineren Beitrag leis- werden. ten: - Solar-Begrüßungsgeschenke für Neubür- ger*innen: Über örtlichen Stromnetzbetrei- - Stadtbegrünung: Das Pflanzen von Bäumen ber mit dem Verschenken von Balkonmodu- oder das Anlegen von Blühwiesen oder be- len bis zu einem Fünftel des Haushaltsstrom- grünten Haltestellen macht die Stadt schö- verbrauchs produzieren und einen Anreiz in ner. Aber: Junge Bäume speichern nur sehr die richtige Richtung setzen, ersetzt aber den geringe Mengen CO2. Um eine Tonne CO2 kompletten Bezug von Ökostrom nicht. aufnehmen zu können, muss beispielsweise eine Buche rund 80 Jahre alt werden. Sie speichert also 12 bis 13 Kilogramm CO2 pro - Mit kommunalen Förderanteilen Wärmesa- Jahr. Um eine Tonne pro Jahr zu kompensie- nierung triggern: Sanierungsprämien “an- ren, bräuchte man rund 80 Bäume. Für die preisen”, um den Anstoß zu geben, ersetzt bundesdurchschnittlichen Emissionen von aber nicht die erforderlichen massiven För- 10 t CO2 pro Bürger*in wären das also 800 dervolumen seitens des Bundes. Bäume und damit ein kleiner Wald. Dennoch: Bäume sind in der Stadt aus vielen anderen Gründen eine sehr sinnvolle Sache. Denken - Eine lokale Einspar-Begeisterung entwi- Sie nur an ihren kühlenden Schatten. Mit ckeln: Den Einstieg pfiffig anschieben, wie Grünzügen sorgen sie für Frischluftschneisen im Rhein-Hunsrück-Kreis, wo örtliche Flä- in der Stadt. Bäume halten die Luft feucht, chen für Windanlagen verpachtet werden; mit die Temperaturen niedriger und machen uns den Einkünften Fördertöpfe füllen oder plaka- Menschen das Leben angenehm. Damit stel- tiv Dorf-Carsharing mit Elektroautos starten. len sie ein wirksames Mittel zur nötigen An- Das ersetzt aber forcierte Programme nicht. passung an den Klimwandel dar. Grünmaß- nahmen ersetzen aber das Einsparen nicht. - Privatflächenversiegelung besteuern: Ge- ringe Grünflächenanteile auf Privatgrundstü- cken mit lokaler Abgabe besteuern, damit die Hausbesitzer*innen es nicht zu „grau“ trei- ben, ersetzt aber die Entsiegelung von Ver- kehrsflächen nicht. Klimastadtplan Lüneburg 04/2021 19
Kosten und Aufwände So drehen wir das große Rad 558.855 t 1.783 € CO2e-Einsparung p.a. bis 2030 Kommunale Ausgaben p.a und Ein- wohner*in bis 2030 4.038 Mio. € 4.103 Eingesparte Kosten durch effektiven Geschaffene lokale Arbeitsplätze zur Klimaschutz Umsetzung in Lüneburg 4.377 Mio. € 1.654 Ausgelöste Investitionen bis 2030 in Von der Stadt Lüneburg angestellte Lüneburg oder beauftragte Menschen Klimastadtplan Lüneburg 04/2021 20
Umsetzung mit großer Zahl – Dreisatz Ein starker Hebel für nachhaltige ernst genommen Investitionen statt Konsumausgaben Eigentlich ist es ganz einfach: Ein*e Planer*in Neben der Planung werden wir 805 Mio. € in die kann sich in hoher Qualität um ein bestimmtes Bau- Hand nehmen, um unsere kommunalen Liegenschaf- volumen kümmern, z.B. kann ein*e gute Radver- ten energetisch auf Vordermann zu bringen. Mit un- kehrsplaner*in 300 - 700.000 Euro pro Jahr verpla- serem Programm schaffen und sichern wir 4.103 Ar- nen, bauen und koordinieren. Soll mehr verbaut wer- beitsplätze in der Region und gestalten uns eine städ- den, wird ein entsprechendes Vielfaches an Pla- tische Infrastruktur, von der viele Generationen von ner*innen benötigt – Schummeln fällt einem auf die Stadtbewohner*innen profitieren werden. Die dafür Füße und verfehlt das 1,5-Grad-Ziel. notwendigen Ausgaben sind nachhaltige Investitio- Lüneburg nimmt die Klimawende ernst und nen im besten Sinne, die uns alle zukünftige Hand- schiebt 805 Mio. € kommunale und 4.377 Mio. € Ge- lungsmöglichkeiten eröffnen und Kosten von 4.038 samtinvestitionen bis 2030 an. Dieses Klima-Wirt- Mio. € vermeiden. schaftswunder schafft und sichert 4.103 qualifizierte regionale Arbeitsplätze. Mit bundesweiter CO2-Abgabe kommu- Dafür brauchen wir 1.654 Planer*innen und nalen Klimaschutz finanzieren Mitarbeiter*innen, die bei der oder für die Stadt die notwendige Infrastruktur planen und Maßnahmen an- Kommunen sind die Handlungsebene, auf der schieben. An dieser Größenordnung wird von Anfang Emissionen maßgeblich entstehen und beeinflusst an der Umsetzungswille und Erfolg gemessen, denn werden können. ohne rechtzeitige und umfassende Planung und Per- Die Stadtverwaltung und ihre Spitze sind gefor- sonalstärke lassen sich die Emissionen nicht reduzie- dert, sich auf allen politischen Ebenen für eine ergie- ren. Die Bürger*innen beurteilen den Umsetzungswil- bige Finanzierung einzusetzen. Ab 2021 ist bereits len tatsächlich an dieser Zahl der neuen oder umge- ein CO2-Preis von 25€/t CO2 eingeführt worden. Die- widmeten Stellen. ser muss jedoch bei mindestens 50€ liegen, um eine Lenkungswirkung zu entfalten, und perspektivisch auf Planungsförderung als Chef*insache 180€/t CO2 steigen. Dies entspricht den wahren Kli- maschadenskosten, wie sie vom Umweltbundesamt Doch wie soll das gehen? Heute stehen für Pla- (Umweltbundesamt, 2019) berechnet worden sind. nungs- und Umsetzungsaufgaben zu wenig Stellen Bundesweit erhoben, müssen dessen Einnahmen zu zur Verfügung. Wenn die Förderung von Planungstä- einem relevanten Teil in die Finanzierung der kommu- tigkeiten zur Chef*insache gemacht und alle Ressour- nalen Klimawende fließen. Gleichzeitig verbessert ein cen mobilisiert werden, lässt sich dieser Klimastadt- CO2-Preis die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung für jede plan umsetzen. Genügend Städte im In- und Ausland Klimaschutzaktivität – seien es Investitionen oder All- haben bei entsprechendem Willen und beherztem tagsentscheidungen – und setzt damit für alle Ak- Anpacken Großartiges erreicht. teur*innen in der Stadt das richtige Signal. Direkt bei der politischen Leitung muss eine neue Stabsstelle zur Gesamtplanung, ämterübergrei- So können politische Aktivitäten der fenden Koordination, Transparenz- und Öffentlich- Stadt für einen CO2-Preis aussehen: keitsarbeit eingerichtet werden – und zwar mit den fä- higsten Mitarbeiter*innen. Vorhandene Planungsab- - Aktivitäten auf Landes- und Bundesebene über teilungen werden konsequent in Richtung klima- den Wahlkreis-, Landes- und Bundestagsabge- freundlicher Projekte ausgerichtet: Dazu wird qualifi- ordneten ziert, umgeschult oder eingestellt, was das Zeug hält. - Initiativen bei den kommunalen Spitzenverbän- Vergleichbare Neuausrichtungen wurden jüngst den wie Deutscher Städtetag, Deutscher schon im Bereich des Radverkehrs umgesetzt – z.B. Städte- und Gemeindebund und Deutscher in Berlin, wo die Planungskapazitäten von zwei Per- Landkreistag sonen auf über 70, also um den Faktor 35, erhöht - Initiativen in weiteren kommunalen Verbänden wurden. und Interessensvereinigungen, wie z.B. ICLEI, Klimabündnis, C40 Klimastadtplan Lüneburg 04/2021 21
Finanzierung Das Geld ist da – es muss nur richtig verteilt werden Nie war die Dringlichkeit für effektiven und zügi- gen Klimaschutz in Kommunen höher als jetzt. Und nie waren die Rahmenbedingungen günsti- ger, um in kommunale Klimaschutzmaßnahmen zu investieren. Um den Klimaschutz in der eigenen Kommune voranzutreiben, sollten drei Finanzie- rungssäulen – zu unterschiedlichen Anteilen – in den Blick genommen werden: kommunale Eigen- mittel, Förderprogramme und Steuereinnahmen des Bundes. Klimastadtplan Lüneburg 04/2021 22
Kommunale Eigenmittel - Kredite, Zuschüsse (max. 80%) und Kredite mit Die kommunalen Haushalte sind begrenzt. Doch Tilgungszuschuss wenn die Mittel klug eingesetzt werden, lohnt sich Kli- - Gefördert werden konkrete Maßnahmen wie maschutz auch finanziell: Energieberatung, Gebäudesanierung und Wär- - Klimaschutz als freiwillige kommunale Aufgabe meinfrastruktur ganz oben auf die Agenda nehmen und mit an- deren freiwilligen Projekten (Kunst, Kultur, Sozi- ales etc.) zusammendenken statt in Konkurrenz Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) um kommunale Mittel. (Kreditanstalt für Wiederaufbau, kein Datum) - Klimaschutzinvestitionen in Gebäude, Infra- - Kredite, Zuschüsse (max. 80%) und Kredite mit struktur, Mobilitätsträger und Energieerzeugung Tilgungszuschuss auf Basis von erneuerbaren Energien vor Ort - Gefördert werden Mobilitätskonzepte oder ener- erhöhen die regionale Wertschöpfung und stei- gieeffiziente Quartiersversorgung wie KfW 432 gern das Gewerbesteueraufkommen. für energetische Stadtsanierung - Energieeinsparungen und dadurch sinkende Energiekosten mit Intracting (Finanzierung aus Weitere Förderprogramme und sich selbst, mittels der durch die energetischen Finanzierungsmöglichkeiten: Maßnahmen eingesparten Geldmittel) fördern - EU: Europäischer Fonds für regionale Entwick- (Bsp. Universität Kassel (Hessisches lung im Schwerpunktbereich CO2-arme Wirt- Ministerium der Finanzen, 2017)) schaft (EFRE), Programm zur Regionalentwick- - Finanzierung wird durch die langfristig sehr lung LEADER günstigen Zinskonditionen begünstigt - Besonders für projektbezogene Klimaschutz- maßnahmen unter Einbezug der Bürgerschaft: Förderprogramme Instrumente wie Klimaschutzfonds, Crowdfun- Es gibt zahlreiche Förderprogramme, die von ding oder Sponsoring durch örtliche Stiftungen und Fördervereine Kommunen aber auch von Haushalten, Unternehmen oder anderen öffentlichen Einrichtungen in Anspruch genommen werden können, siehe www.co2on- Abbau klimaschädlicher Subventionen und neue line.de/foerdermittel/. Diese Übersicht konzentriert Steuern sich auf kommunale Förderungen: Ein Großteil der notwendigen Mittel müssen auf Bundesebene erhoben und an die Kommunen umver- Förderungen vom Bund: teilt werden. Diese Übersicht möglicher Steuern ist nicht vollständig und unterschätzt laut BMU die abzu- Nationale Klimaschutzinitiative (NKI) des bauenden klimaschädlichen Subventionen, dennoch BMU: die Kommunalrichtlinie (Nationale ergeben sich in Summe etwa 80 Mrd. € bzw. 1000€ Klimaschutzinitiative, kein Datum) pro Jahr und Einwohner, die im Klimaschutz einge- - Zuschüsse zwischen 20% und 65%, vereinzelt setzt werden könnten. bis zu 100%. Um 10% erhöhte Zuschüsse für fi- nanzschwache Kommunen und Braunkohlere- Klimaschädliche Subventionen vom Bund viere, im Rahmen des Corona-Konjunkturpa- im Jahr 2012 (Umweltbundesamt, 2016) kets bis Ende 2021 - Verkehr (28,6 Mrd. €) - Gefördert werden Klimaschutzkonzepterstel- - Land- und Forstwirtschaft (5,8 Mrd. €) lung und Umsetzung erster Maßnahmen z.B. Klimaschutzmanager-Stellen, Beleuchtungsan- - Bau- und Wohnungswesen (2,3 Mrd. €) lagen, Modellprojekte, Klimaschutz an Schulen, - Energiebereitstellung und -nutzung klimafreundliche Mobilitätskonzepte (20,3 Mrd. €) - Ist kombinierbar mit Förderprogrammen der Bundesländer Steuern nach offiziellen Entwürfen - Die passenden Fördermöglichkeiten können - Pkw-Maut (3,6 Mrd. €) (Bundesministerium für über den NKI-Förderlotsen ausgewählt werden: Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), 2019) www.klimaschutz.de/foerderlotse/ - Plastiksteuer (1,4-2 Mrd. €) (Seifert, 2020) - CO2-Steuer bei 50€/t CO2 statt 25€/t CO2 laut BMWi mit BAFA und KfW: BEHG (16,6 Mrd. €) (Deutscher Bundestag, Deutschland macht’s effizient (Bundesministerium 2019) für Wirtschaft und Energie, 2020) Klimastadtplan Lüneburg 04/2021 23
Der Klimastadtplan-Generator So geht’s Dieser Klimastadtplan basiert auf einem Expert*innen-Tool für den kommunalen Klima- schutz – dem Klimastadtplan-Generator von Ger- manZero. Klimastadtplan Lüneburg 04/2021 24
Der Klimastadtplan-Generator boostet - Basierend auf 180€/t CO2 (Empfehlung UBA) den kommunalen Klimaschutz 4. Einsparungen, die an anderer Stelle entste- In vielen Kommunen wird über Klimaschutz ge- hen, wurden nur für die Mehrkostenberech- sprochen, ohne die Tragweite und die Eingriffstiefe nung überschlagen für das 1,5-Grad-Ziel gut zu kennen. - Weniger Kosten bei fossilen Energien etc. GermanZero ändert das und hat mit etwa dreißig Kli- - Keine regionalökonomische Rückkopplung maschutzexpert*innen und Wissenschaftler*innen den Klimastadtplan-Generator erstellt. Der Klimastadtplan-Generator erhebt keinen Das Expert*innen-Tool kalkuliert für die wichtigs- wissenschaftlichen Genauigkeits- oder Vollständig- ten Maßnahmenbereiche des kommunalen Klima- keitsanspruch. Er zeigt eine erste Größenordnung an- schutzes per Überschlagsrechnungen die jeweiligen hand regionaler Daten auf. Neben dem Erfahrungs- Einsparpotenziale der energiebedingten Treibhaus- wissen und den Einschätzungen der Expert*innen gas-Emissionen sowie die benötigten Finanz- und und Wissenschaftler*innen sind in die Entwicklung Personalaufwendungen zur Planung und Umsetzung des Klimastadtplan-Generators Datenbanken (z. B. der Maßnahmen. Die Rechnungen liefern eine erste Regionaldatenbank des Statistischen Bundesamtes Größenordnung auf strategischer Planungsebene (Statistisches Bundesamt, 2020), Zensus und dienen als Orientierung für das 1,5-Grad-Ziel. (Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Der Klimastadtplan-Generator funktioniert für 2011)) und Studien (z.B. (Fraunhofer ISE, 2020) jede Kommune in Deutschland mit mehr als 5.000 (infas, DLR, IVT und infas 360 (im Auftrag des BMVI), Einwohner*innen basierend auf Bundesdurch- 2018) (Öko-Institut e.V. und Fraunhofer ISI, kein schnittswerten. Zudem lässt sich das Umsetzungs- Datum) (Fraunhofer ISE, 2020)) eingeflossen. zieljahr 2030, 2035 o.ä. und das „Klimaschutz- Anstrengungsniveau“ bei der Ausprägung einzelner Maßnahmen feinjustieren. Auch zusätzliche Maßnah- Dem Klimastadtplan-Generator liegen men und lokale Daten können ergänzt werden. Für folgende Annahmen zugrunde: jede Kommune erstellt der Klimastadtplan-Generator dann einen individuellen Klimastadtplan, ersetzt da- - Zunächst stehen zur Berechnung Werte aus Regionaldatenbanken zur Verfügung. Diese mit aber keinen ausdifferenzierten Klimaschutzplan, können bei Bedarf durch genauere Angaben für den sonst bis zu 200.000 Euro Auftragsvolumen von der Stadt Lüneburg ersetzt werden. erforderlich sein können. Dieser Klimastadtplan wurde anhand der kon- - Die berechnete CO2e-Einsparung unterstellt, dass neben den aufgeführten Maßnahmen kreten Eckwerte und Prognosen der Stadt Lüneburg übergreifende Verhaltensänderungen und er- erstellt. Er macht damit klar, was echter Klimaschutz höhte Energieeffizienzen erreicht werden. bedeutet und was zu tun ist, um klimaneutral zu wer- den. - Es werden die wesentlichen Maßnahmen dar- gelegt, die bereits heute zur Verfügung ste- hen, um Emissionen zu mindern. Über alle Maßnahmen hinweg und für - Wenn in einzelnen Maßnahmenbereichen zu- jedes Maßnahmenpaket berechnet der sätzlicher Strom aus erneuerbaren Energien Klimastadtplan-Generator: zum Einsatz kommt, so wird die Menge in dem Bereich Strom bilanziert. 1. CO2e-Emissionen und -Einsparung - Der Klimastadtplan ist technologieoffen ange- - Endenergiebasierte Territorialbilanz legt. Im Tool wurde jedoch vereinfachend mit bestimmten Technologien gerechnet. 2. Benötigte Investitionen, laufende Kosten - Der Zeitwert des Geldes wurde bei der Be- (Personal, Wartung) und Arbeitsplätze rechnung vernachlässigt. - Zur Planung und Auslösung der Maßnahmen (durch die Kommune) - Die Lücke zur kompletten Klimaneutralität kann nur durch Maßnahmen wie Konsumver- - Zur Umsetzung der Maßnahmen (gesamt und zicht und weiteren aktiven CO2-Entzug außer- Anteil der Kommune) halb des kommunalen Territoriums geschlos- sen werden. 3. Einsparung gegenüber Klimaschadens- kosten bei Nichthandeln Klimastadtplan Lüneburg 04/2021 25
Anhang Die Zahlen Alle Werte, die mit dem Klimastadtplan-Generator errechnet wurden, in übersichtlichen Tabellen. Klimastadtplan Lüneburg 04/2021 26
Eingabe Eine zentrale Rolle kommt dem Starter*innenteam der Kommune bei der Kalibrie- rung des Klimastadtplans zu. Durch lokale Datenerhebung und Diskussion können die Klimaambitionen gewichtet werden. Unter „Ihre Angaben“ finden sich die ge- wählten Einstellungen für Lüneburg. Erklärung zu den Maßnahmen-Einstellungen Bei allen übergeordneten Maßnahmen werden die maximalen Potentiale errechnet. Sollen diese komplett ausgeschöpft werden, wird „Vorreiter“ ausgewählt. Bei „Basis“ werden etwa 90 % der Maßnahmen umge- setzt und bei „Etwas weniger“ lediglich 80 %. Alle Annahmen auf dieser Seite fließen in den Klimastadtplan- Generator ein. Maßnahmen Annahmen Ihre Angaben Strom Ausbau erneuerbarer Energien - Strom Vorreiter Gebäude und Wärme Energetische Gebäudesanierung und Neubauten Basis Ausbau erneuerbarer Energien - Wärme Vorreiter Industrie Ausbau erneuerbarer Energien - Industrieprozesse Etwas weniger Verkehr Stadtteilentwicklung für kürzere Wege Vorreiter Umweltfreundliche Verkehrsmittel Ausbau ÖPNV Vorreiter Ausbau Fuß-/Radverkehr Vorreiter Rückbau PKW-Infrastruktur (Fahrbahnen, Parkplätze) Vorreiter Flächendeckende Parkraumbewirtschaftung Basis Umstieg auf alternative Antriebe Etwas weniger Aktiver CO2-Entzug Negativemissionen durch Biomasse Vorreiter Klimastadtplan Lüneburg 04/2021 27
Gesamtergebnisse Zahlen zur CO2e-Einsparung, den Gesamtkosten und vermiedenen Kosten Erklärung zur CO2e-Einsparung Ausgehend von den heutigen kommunalen Emissionen wird mithilfe der gewählten Eingaben ermittelt, wie hoch die CO2e-Emissionen und die reale Emissionsreduktion im Zieljahr 2030 sein werden. Die verbleiben- den Emissionen im Zieljahr müssen zusätzlich durch extraterritorialen CO 2-Entzug (im Umland, außerhalb der kommunalen Fläche) eingespart werden. CO2e-Einsparung CO2e-Emissionen der CO2e-Emissionen der CO2e-Einsparung der Kom- Kommune heute Kommune im Zieljahr mune im Zieljahr Tausend t % Tausend t % Tausend t Einsparungen ggü. 2020 Gesamt 586 100% 27 100% 559 95% Strom (inkl. zusätzlicher Bedarf 250 43% 10 36% 241 96% aus anderen Bereichen) Gebäude (Wärme) 153 26% 24 90% 128 84% Industrie (Prozesswärme und - 29 5% 1 4% 28 96% kälte) Verkehr 154 26% 20 73% 134 87% CO2-Entzug 0 0% -28 -103% 28 Erklärung zu Kosten und Personal Für eine realistische Umsetzung des Klimastadtplans ist die Kenntnis der damit verbundenen Kosten uner- lässlich. Da die meisten Anschaffungen einen Nutzungszeitraum von bis zu 30 Jahren haben, werden diese über den entsprechenden Zeitraum abgerechnet. Die wirtschaftsfördernden Investitionen erfordern auch eine hohe Zahl an Fachpersonal und die dafür notwendige Ausbildung. Ein Vollzeitäquivalent (VzÄ) wird je nach Branche mit 40.000 bis 100.000€ angesetzt. Kosten und Personal Investitionen (Mio. Laufende Kosten (Mio. EUR) Personalbedarf EUR) bis 2050 (VzÄ) Gesamt pro Jahr Gesamt pro Jahr pro Jahr Gesamt (Planung und Umsetzung) 4.377 168 4.422 152 4.103 davon Anteil der Kommune 805 47 2.652 88 1.654 Strom (inkl. zusätzlicher Bedarf aus anderen 259 10 416 14 1.268 Bereichen) Gebäude (Wärme) 3.809 127 2.028 68 1.773 Industrie (Prozesswärme und -kälte) 2 0 18 5 7 Verkehr 293 29 1.944 65 1.046 CO2-Entzug 14 1 15 1 9 Klimastadtplan Lüneburg 04/2021 28
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