Vom Kind-Sein und Ankommen - Begegnung auf Augenhöhe Selbstbestimmt leben mit psychischer Erkrankung - AWO Weser-Ems

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Vom Kind-Sein und Ankommen - Begegnung auf Augenhöhe Selbstbestimmt leben mit psychischer Erkrankung - AWO Weser-Ems
Nr. 2                      Das Magazin der AWO Weser-Ems
2020

  Begegnung
  auf Augenhöhe                                            Demokratie
  Selbstbestimmt leben mit
  psychischer Erkrankung
                                                             trotzt der
                                                            Pandemie
  Vom Kind-Sein
                                                            Bezirkskonferenz der
                                                                 AWO Weser-Ems

  und Ankommen
  Integrationsprojekt „Stark in die Zukunft“
Vom Kind-Sein und Ankommen - Begegnung auf Augenhöhe Selbstbestimmt leben mit psychischer Erkrankung - AWO Weser-Ems
VO RWO RT

Liebe Leser*innen,
wir hoffen, Sie blicken auf einen ange-
nehmen Sommer zurück und k              ­ onnten
die F    ­ erienzeit n­ utzen, um die ­„Marie“ zu
­begutachten. Wir freuen uns über die zahl-
 reichen positiven Rückmeldungen, die
 uns zu u     ­ nserem neuen Magazin erreicht
 ­haben. Nun halten Sie schon die zweite
  ­Ausgabe in I­ hren Händen, der Herbst hält
   Einzug in unsere Region, und auch die
   ­Bezirkskonferenz steht kurz bevor. Hier
    ­werden u   ­ nsere sozial-, fach- und verbands-
     politischen ­Weichen für die Zukunft ge-
             ­ arüber informieren wir in dieser
     stellt. D
     Ausgabe genauer.

Die AWO ist für viele Menschen nicht nur
ein gedankliches, sondern auch ein tat-
sächliches Z ­ uhause. Deshalb widmen wir
uns in dieser „­ Marie“ den besonderen
­Wohneinrichtungen der AWO. Menschen
 mit einer p
           ­ sychischen Erkrankung oder
 seelischen Behinderung finden bei ­uns die
Möglichkeit, offen und weitgehend selbst-
 bestimmt zu leben.

Zudem erfahren Sie wieder Unterhaltsames
und Wissenswertes aus den ­Regionen. Erst-
malig gibt es auch ein Gewinnspiel für alle
Rätselfreund*innen.

Wir wünschen Ihnen einen schönen
­goldenen O
          ­ ktober, gemütliche Stunden, um
 in der „Marie“ zu schmökern, und dass Sie
 und Ihre Lieben weiterhin gesund bleiben!

Dr. Harald Groth          Thomas Elsner
Vorsitzender              Hauptgeschäftsführer

AWO Bezirksverband Weser-Ems e. V.
Vom Kind-Sein und Ankommen - Begegnung auf Augenhöhe Selbstbestimmt leben mit psychischer Erkrankung - AWO Weser-Ems
12 34
Inhalt

                                            22 26
                          18                                                                                      24
                                                                                                                                           06
                                                                                                       08                                                       42
                                              Gesellschaft                      Hintergrund
                                              12 | Begegnung auf Augenhöhe      25 | Was ist eigentlich ...
                                              Selbstbestimmt leben mit          Toleranz?
                                              psychischer Erkrankung
                                                                                26 | Demokratie trotzt
                         Gemeinschaft         16 | Bundesteilhabegesetz         der Pandemie                     Leben                    Unterhaltung
          Diese                               Einfach erklärt                   Die Bezirkskonferenz der
          Marie ist      08 | Sozial                                            AWO Weser-Ems                    22 | Vom Kind-Sein       06 | Miteinander leben
                                              17 | Hilfe bekommen
          online         20 | Kinder          durch Psychosoziale ­A ssistenz   32 | So funktioniert die
                                                                                                                 und Ankommen             Ideen und Tipps für Nachhaltigkeit
                                                                                                                 Integrationsprojekt
    www.awo-ol.de                             und besondere Wohnformen          Bezirkskonferenz                                          40 | Rätselseite mit ­Gewinnspiel
                         34 | Organisiert                                                                        „Stark in die Zukunft“
                                                                                Wer ist dabei? Wie läuft das
                                               18 | Sprachrohr für Teilhabe                                                               44 | Kinderseite
    awo.oldenburg                                                               alles ab und was kannst du als   24 | AWO & ICH
                                               Hannah Mogdans, Leiterin der                                                               Spaß & Rätsel
                                                                                Mitglied bewirken?               Amina Hanan erzählt,
    AWO Bezirksverband                         Wohnanlage Sutthausen, erzählt
                                                                                                                 warum sie dabei ist
    Weser-Ems e. V.                            von ihrer Arbeit und ihrem       42 | Moi dat du hier büst!
                                              ­Werdegang                        Der AWO Wohnpark Up Fehn
    weseremsawo
                                                                                feiert Eröffnung

4                                                                                                                                                                          5
Vom Kind-Sein und Ankommen - Begegnung auf Augenhöhe Selbstbestimmt leben mit psychischer Erkrankung - AWO Weser-Ems
U N TER H A LT U N G / MI T E I NAND E R L E BE N

         Miteinander
                                                                                                                                 Plastikfrei einkaufen mit
                                                                                                                                 Obst- und Gemüsenetzen
                                                                                                                                 500 Gramm Trauben sind in 19 Gramm Plastik ­verpackt,

            leben
                                                                                                                                 und auch bei Tomaten, Pilzen und Karotten sieht es
                                                                                                                                 nicht ­besser aus. Während die einzelnen Verpackun-
                                                                                              Auf dem                            gen zunächst nicht groß ins Auge fallen, entsteht beim
                 Ideen und Tipps für Nachhaltigkeit
                                                                                              Drahtesel                          ­Wocheneinkauf eine ganze Menge Müll. Müll, der nicht
                                                                                              zur                                 entstehen muss. ­Welche Möglichkeiten gibt es, um beim
                                                                                              Arbeit ...                          Einkaufen auf Plastik zu ­verzichten? Sicher sind Obst-
                                                                                                                                  und Gemüsenetze eine ­Alternative.

        Was ist Fairtrade?
        Fairtrade heißt gerechter Handel. Er verbindet Konsument*in-                          Ein*e Berufspendler*in, der*die
        nen, Unternehmen und Produzentenorganisationen. Das bedeu-                            werktags je 5 km mit dem Rad      Diese Apps helfen,
                                                                                                                                                                                         Too Good To Go
                             tet bessere Preise für Kleinbauernfamilien                       zur Arbeit und zurück fährt,      nachhaltiger zu leben
                                                                                                                                                                                         Rette gutes Essen als Takeaway. Mehr als ein
                             ­sowie menschenwürdige Arbeitsbedingun-                          anstatt das Auto zu benutzen,     Apps unterstützen nicht nur dabei, die
                                                                                                                                                                                         Drittel aller produzierten Lebensmittel landet
                              gen für ­Beschäftigte auf Plantagen in Ent-                     kann im Jahr rund 300 kg CO2-     ­Fitness zu steigern, seinen Urlaub zu
                                                                                                                                                                                           weltweit im Müll. Too Good To Go möchte diese
                              wicklungs- und Schwellenländern. Die Viel-                      Emissionen einsparen. Der          ­organisieren oder Spiele zu spielen.
                                                                                                                                                                                                    Verschwendung bekämpfen, indem es sich
                              falt ist bei Fairtrade-Produkten enorm:                         Radverkehr ist gemeinsam mit        Apps können auch helfen, das
                                                                                                                                                                                                     dafür einsetzt, dass produziertes Essen
                              Kaffee, Kakao, Bananen, Baumwolle, Saft,                        dem Fußverkehr die klima-           ­Leben nachhaltiger zu gestalten.
                                                                                                                                                                                                      auch konsumiert wird.
                              Schnittblumen und mehr. Fairtrade hat                           schonendste Fortbewegungs-
                                                                                                                                codecheck
                              schon viel ­erreicht. Trotzdem gibt es noch                     art. Darüber hinaus ist Rad-                                                                              GrünZeit
                                                                                                                                Der Lebensmittel & ­Kosmetik
                              viel zu tun, um die ­Vision, Welthandel fair(er)                fahren nicht nur gut für unsere                                                                            Mit der App GrünZeit erfährt man ein-
                                                                                                                                Produkt Scanner codecheck
                              zu gestalten, zu verwirklichen. Übrigens gibt                   Umwelt, sondern auch für das                                                                                fach und überall, wann klimafreundli-
                                                                                                                                ist ein Shopping-Berater für ­
                              es im ­Onlineshop von AWO International faire                   eigene Wohlbefinden, denn                                                                                   ches, h
                                                                                                                                                                                                                ­ eimisches Gemüse Saison hat.
                                                                                                                                einen g­ esunden und bewuss-
                              ­Produkte zu bestellen: Fairsüßen Sie Ihren                     Radfahren hält fit.
                                                                                                                                ten ­Einkauf. In wenigen
        Tee mit fair gehandeltem Rohrzucker. ­Trinken Sie fairen Bio-Kaf-                                                                                                                                      Apropos Saison ...
                                                                                                                                ­Sekunden erfährt man
        fee aus Nicaragua oder fairen Bio-Tee aus Indien.                                                                                                                                                      Obst und Gemüse regional und
                                                                                                                                 z. B., was die ­Inhaltsstoffe
                                                                                                                                                                                                               saisonal einzukaufen hilft der
                                                                                                                                 bedeuten oder ob sich
                                                                                                                                                                                                               Umwelt und den Menschen.
                                                                                                                                 ­Mikroplastik darin versteckt.
    Wie viel wärmer ist 1 Grad?                                                                                                                                                                                Obst im Oktober
    Wird es wirklich immer wärmer? Kann man ein Grad Unterschied über-                                                                                                                                         • Äpfel
    haupt spüren? Kinder wollen verstehen, was Klimawandel bedeutet. In                                                                                                                                        • Birnen
    anschaulichen Bildern und kurzen Texten werden die Zusammenhänge                                                                                 #wirarbeitendran                                          • Weintrauben
    erklärt: Warum gibt es auf der Erde verschiedene Klimazonen? Wie funk-                                                                           Die Vereinten Nationen setzen sich mit 17 Zielen          • Zwetschgen
    tioniert der Treibhauseffekt? Es wird auch gezeigt, wie unser Handeln                                                       für nachhaltige Entwicklung ein, die bis 2030 erreicht werden sollen.
                                                                                                                                                                                                               Gemüse im Oktober
    im Alltag das Klima beeinflusst. Und wie jede*r die Erde schützen kann!                                                     Sie heißen Sustainable Development Goals, kurz SDGs. Viele dieser
                                                                                                                                                                                                               • Auberginen
    Das Buch, welches erklärt, was beim Klimawandel passiert, wurde in der                                                      Ziele haben einen direkten Bezug zu den AWO Grundwerten. Aus die-
                                                                                                                                                                                                               • Blumenkohl
    ­Kategorie Junior-Wissensbücher zum besten Wissenschaftsbuch des                                                            sem Grund hat der AWO Bundesverband die Kampagne #wirarbeiten-
                                                                                                                                                                                                               • Kartoffeln
     ­Jahres 2020 ausgezeichnet.                                                                                                dran entwickelt, um Nachhaltigkeit auch in der AWO zu fördern. Alle
                                                                                                                                                                                                               • Kürbisse
      ISBN 978-3-407-75469-1. Erschienen im Verlag Beltz & Gelberg.                                                             Infos unter www.wirarbeitendran.awo.org

6                                                                                                                                                                                                                                                 7
Vom Kind-Sein und Ankommen - Begegnung auf Augenhöhe Selbstbestimmt leben mit psychischer Erkrankung - AWO Weser-Ems
A W O G E M E I N S C H A F T / S OZ I AL

                                                                                                                                                                                                                                    Kerstin Saathoff und

                           Gemeinschaft
                                                                                                                                                                                                     Unterstützung
                                        AWO
                                                                                                                                                                                                                                    Jacqueline Ritter
                                                                                                                                                                                                     im Alltag
                                                                                                                                                                                                     AWO in Oldenburg

                                                                                                                                                                                                     Seit Anfang Juli wird das
                                        SOZIAL                                                                                                                                                       Seniorenbüro der AWO in
                                                                                                                                                                                                     Oldenburg von Jacqueline
                                                                                                                                                                                                     Ritter geleitet. Sie folgt der
                                                                                                                                                                                                     Kollegin Meike Ache, die
                                                                                                                                                                                                     nach fast 38 Jahren Tätig-
                                                                                                                                                                                                     keit für die AWO in den Ru-
                                                                                                                                                                                                     hestand gegangen ist. Mit der Nachfolge übernimmt Frau
                                                                                                                                                                                                     Ritter auch das Projekt „Hand in Hand“, ein Projekt der of-
                                                                                                                                 Konzert vor der Haustür
                                                                                                                                                                                                     fenen Altenhilfe, welches von der Stadt Oldenburg geför-
                                                                                                                                 AWO Wohnanlage Schüttdorf
                                                                                                                                                                                                     dert wird und in diesem Jahr 10-jähriges Bestehen hat.

                                                                                                                                 Die triste Corona-Zeit wurde Anfang Juli vom Gilde-Spiel-
                                                                                                                                                                                                     Aller guten Dinge sind drei: Auch für ein neues Projekt im
                                                                                                                                 mannszug Schüttorf mit einem Ständchen für alle sozia-
                                                                                                                                                                                                     Raum Oldenburg und Ammerland ist Frau Ritter Ansprech-
           Die AWO Weser-Ems lebt Gemeinschaft. In unseren Regionen, Kreisverbänden,                                             len Einrichtungen unterbrochen. Auch an der Wohnanlage
                                                                                                                                                                                                     partnerin. Das von der Aktion Mensch geförderte Projekt
              Ortsvereinen und in den einzelnen Einrichtungen steht das Miteinander                                              der AWO in Schüttdorf erfreuten die Spieler*innen die Be-
                                                                                                                                                                                                     „AWO hilft“ setzt vor allem in der Zeit der Pandemie dar-
            immer im Fokus. Gemeinsam entwickeln wir neue Konzepte, pflegen schöne                                               wohner*innen mit ihrer Musik. Dabei wurden die Abstands-
                                                                                                                                                                                                     auf, füreinander da zu sein und sich gegenseitig zu unter-
            Traditionen und kommen zusammen – offen für alle, die dabei sein möchten.                                            regeln selbstverständlich eingehalten. Viele genossen die
                                                                                                                                                                                                     stützen. Ehrenamtliche helfen Menschen, bei denen sich
                                                                                                                                 aufmunternden Melodien auf ihren Terrassen. Danke an
                                                                                                                                                                                                     durch die neue Situation ein Unterstützungsbedarf erge-
                                                                                                                                 den Spielmannszug für die schöne Unterhaltung!
                                                                                                                                                                                                     ben hat, durch Begleitung beim Einkaufen, Spaziergänge
                              Musik verbindet – trotz Sicherheitsabstand
                                                                                                                                                                                                     und mit einem offenen Ohr. Interner Projektpartner ist
                    AWO Nachbarschaftsbüro Deichhorst organisiert „Wanderndes Konzert“                                           Gemeinsam gegen Langeweile
                                                                                                                                                                                                     die AWO Trialog Weser-Ems. Die Kollegin Kerstin Saathoff,
                                                                                                                                 Rasteder*innen spenden Unterhaltung
                                                                                                                                                                                                     langjährige Mitarbeiterin und Leiterin der Psychosozialen
Der Tag der Nachbar*innen am 29. Mai wurde in                     geworfen oder im Eimer heruntergelassen wurden. Auf-                                                                               Assistenz Stadt Oldenburg und Landkreis Ammerland, un-
                                                                                                                                 Die Beratungsstelle für Freiwilligendienste der AWO hatte
­Delmenhorst-Deichhorst mit einem „Wandernden Kon-                grund der Kontaktbeschränkungen mussten alle in ihren                                                                              terstützt „AWO hilft“.
                                                                                                                                 mit Beginn der coronabedingten Kontaktbeschränkun-
 zert“ gefeiert. Da ein Straßen-                                                         Wohnungen bleiben, aber eine
                                                                                                                                 gen einen Aufruf gestartet. Dem Motto „Gemeinsam gegen
 fest wegen der Corona-Pande-                                                            ältere russische Dame tanzte für                                                                            Wenn auch Sie unterstützen möchten oder jemanden ken-
                                                                                                                                 Langeweile“ folgten viele Rasteder Bürger*innen und stell-
 mie nicht möglich war, hat das                                                          alle auf den Rasenflächen zwi-                                                                              nen, dem das Projekt guttun würde, zögern Sie nicht. Ihre
                                                                                                                                 ten Spiele und Bücher für Kinder und Jugendliche zur Ver-
 AWO Nachbarschaftsbüro über                                                             schen den Häusern und ani-                                                                                  Ansprechpartnerin, Jacqueline Ritter, freut sich über die
                                                                                                                                 fügung. Im Gespräch mit dem Familienbüro der Gemein-
 die Musikschule „Strings“ zwei                                                          mierte die Nachbar*innen zum                                                                                Kontaktaufnahme.
                                                                                                                                 deverwaltung entstand die Idee, die restlichen Spiele und
 Musiker engagiert, die an ver-                                                          Mitklatschen und Mittanzen auf                                                                              Telefon: 0441 36105972 oder 0176 10005464
                                                                                                                                 Bücher dem Treffpunkt „MitEinAnder“ zur Nutzung zu über-
 schiedenen Standorten für die                                                           den Balkonen.                                                                                               E-Mail: jacqueline.ritter@awo-ol.de
                                                                                                                                 lassen. Die Begegnungsstätte „MitEinAnder“ existiert bereits
 Bewohner*innen musiziert ha-
                                                                                                                                 seit fünf Jahren und wird durch eingeworbene Projektmit-
 ben. Ein Akkordeonspieler und                                                             Maria Margraf und Cornelia
                                                                                                                                 tel finanziert. Rund 200 Spiele und Bücher gingen schließ-
 ein Saxophonist sorgten für gute                                                          Lindemann-Ridder vom AWO
                                                                                           ­
                                                                                                                                 lich in die Hände der Kreisvolkshochschule  ­Ammerland
 Laune und Begeisterung. Sie                                                               Nachbarschaftsbüro Deichhorst
                                                                                                                                 über. Die Sammlung wurde von der AWO übergeben und
 spielten bekannte Stücke mit                                                              und der Vorsitzende des Stadt-
                                                                                                                                 vom Treffpunkt „MitEinAnder“ an Familien verteilt.
 jazzigem Einschlag, Balkanmu-                                                             teilbeirates Reiner Franke verteil-
                                                                                                                                   Anne Brandt (links), Abteilungsleiterin der Beratungsstelle für
 sik und Evergreens. Dafür wurden sie mit Süßigkeiten und         ten kleine Tüten mit Aufmerksamkeiten für die Kinder und               Freiwilligendienste, Nadine Daries, Sozialpädagogische
 kleinen Geldgeschenken belohnt, die von den Balkonen             Rosen für die Frauen.                                                                 Fachkraft vom Treffpunkt „MitEinAnder“

8                                                                                                                                                                                                                                                             9
Vom Kind-Sein und Ankommen - Begegnung auf Augenhöhe Selbstbestimmt leben mit psychischer Erkrankung - AWO Weser-Ems
A W O G E M E I N S C H A F T / S OZ I AL

Willkommene Aufmerksamkeiten                                         Gegen Einsamkeit und Isolation
Marianne-Sternberg-Haus in Jever                                     AWO Kreisverband Grafschaft Bentheim                         Zusammen stark
                                                                                                                                  AWO und Diakonie in Norden
Danke für die vielen liebevollen Zuwendungen von Ge-                 Die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Daniela De Ridder
schäftsleuten aus Jever und Umgebung, aber auch von                  war zu Gast beim AWO Kreisverband Grafschaft Bentheim        Um in der Corona-Krise die Versorgungssicherheit
­privaten ehrenamtlichen Helfer*innen: Eis vom italieni-             e. V. in Nordhorn und kam mit Geschäftsführer ­Thomas        für alle Kund*innen der AWO und Diakonie in N    ­ orden
 schen Eiscafé Cortina, frischer Kuchen vom Bäcker, päd-             Foppe, dem stellvertretenden Vorsitzenden Eduard             ­sicherzustellen, tauschten sich die Geschäftsführun-
 agogische Spiele der Firma Stuckenbrok, selbstgenähte               ­Reimers sowie der Pflegedienstleitung Dietlinde Rüther       gen und Pflegedienstleitungen beider Wohlfahrtsver-
 Mundschutze, ein Frühlingsstrauß, Süßigkeiten oder eine              ins Gespräch. Dabei standen vor allem die Auswirkungen       bände bei einem gemeinsamen Treffen aus. „Wir wer-
 Gesangsstunde vor der Einrichtung. Viele Menschen haben              der Corona-Pandemie auf soziale Einrichtungen im Fokus.      den uns ­gegenseitig in ­allen Bereichen unterstützen,
 in den letzten Wochen durch diese Gesten gezeigt, dass sie                                                                        sodass die pflegerische Versorgung unserer Kund*in-
                                                                     Dass vor allem ältere und pflegebedürftige Menschen
 die Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen wertschätzen                                                                             nen s­ ichergestellt werden kann. Unsere ambulanten
                                                                     besonders von den Einschränkungen im Alltag betrof-
 und die tägliche Arbeit am Menschen unter den aktuellen                                                                           Pflegekund*innen bei AWO und ­Diakonie brauchen sich
                                                                     fen sind, machte De Ridder im Austausch deutlich. Ihr sei
 Verhältnissen zu würdigen wissen.                                                                                                 diesbezüglich keine Sorgen m ­ achen“, so Florian Eiben,   Vielen Dank
                                                                     es deshalb wichtig, für diese Personengruppe eine aus-
                                                                                                                                   AWO Kreisverband Norden e. V., und Dieter Hülsebus,        für die Blumen
                                                                     gewogene Balance zwischen Schutz und Kontakt zu fin-
Spuckschutz-Spende                                                                                                                 ­Diakonie Norden.                                          Blumenspende für den
                                                                     den, um der sozialen Isolation entgegenzutreten. Über
Sprachheilkindergarten Aurich                                                                                                                                                                 AWO Wohnpark Wiesmoor
                                                                     den Wegfall des geselligen Miteinanders berichtete auch      Gemeinsam betonten beide Geschäftsführer, dass sie
                                                                     Eduard Reimers: „Viele Senior*innen haben sich regelmä-      stolz auf ihre Mitarbeiter*innen sind, die sich in die-
Großartigen Einsatz zeigten Dennis Theilken und sein                                                                                                                                          Besonders groß war die
                                                                     ßig in unseren Einrichtungen zum Kaffeetrinken getrof-       ser Krise vorbildlich engagieren und sich vor allem Ge-
­Vater, Haralt Theilken. Sie bauten für die Arbeit der thera-                                                                                                                                 Freude über eine Blumen-
                                                                     fen, gemeinsam gelacht und sich ausgetauscht. Nun sind       danken um die Versorgung der Menschen in der Re-
 peutischen Mitarbeiter*innen im Sprachheilkindergarten                                                                                                                                       spende von Lars Dehne, In-
                                                                     die Begegnungsstätten menschenleer – viele Senior*in-        gion machen. „Unsere Mitarbeiter*innen sind immer
 Aurich Spuckschutze aus Plexiglas. Danke für das hand-                                                                                                                                       haber von Dehne Topfpflan-
                                                                     nen leiden unter der Einsamkeit.“ Auch Dietlinde Rüther      ­‚systemrelevant‘ gewesen, aber erst jetzt merken viele,
 werkliche Geschick und den ehrenamtlichen Einsatz.                                                                                                                                           zen in Wiesmoor. Nachdem Beate Gressler, Leiterin
                                                                     nimmt in der ambulanten Pflege zunehmend das Prob-            was täglich im ambulanten Pflegebereich von den Kräf-
                                                                                                                                                                                              der Einrichtung in Wiesmoor, ­einen Artikel über die
                                                                     lem der sozialen Isolation wahr. Nicht selten seien die       ten geleistet wird.“ Derzeit werden von beiden Verbän-
                                                                                                                                                                                              geplante Entsorgung der Pflanzen gelesen hat, bat sie
                                                                     Mitarbeiter*innen des Pflegedienstes der einzige soziale      den täglich circa 600 Kunden*innen ambulant versorgt.
                                                                                                                                                                                              um eine Spende für den Wohnpark. Lars Dehne kam
                                                                     Kontakt, den die Menschen am Tag hätten. Die Bundes-
                                                                                                                                  „Wir wünschen uns, dass dieses bei allen Verantwort-        dem Wunsch nach, und so erreichte die Blütenpracht
                                                                     tagsabgeordnete kennt die schwierige Situation und äu-
                                                                                                                                  lichen in der Politik und auch bei den Krankenkassen        schon am nächsten Tag die Einrichtung. Kaum hatte
                                                                     ßert sich klar: „Es ist wichtig, dass wir nun Perspektiven
                                                                                                                                  zukünftig berücksichtigt wird“, so Eiben und Hülsebus       der Hausmeister die Blumen eingepflanzt, bewunder-
                                                                     aufzeigen: Wie kann soziales Leben unter Einhaltung des
                                                                                                                                  weiter. Um die ambulanten Pflegedienste in der aktu-        ten erste Bewohner*innen bereits die bunte Vielfalt.
                                                                     Infektionsschutzes zukünftig stattfinden?“
                                                                                                                                  ellen Situation von bürokratischen Aufgaben zu entlas-
                                                                                                                                                                                              Die Bewohner*innen in der Pflegeeinrichtung
                                                                     Dennoch gab es im Gespräch auch zuversichtliche Töne.        ten, wäre es daher derzeit erforderlich, dass die Lan-
                                                                                                                                                                                              ­Wiesmoor erleben seit Wochen eine Ausnahmesitu-
                                                                     Thomas Foppe erläuterte, dass der Kreisverband bislang       desverbände der Krankenkassen in Niedersachsen
                                                                                                                                                                                               ation. Um diese schwierige Phase ein wenig aufzu-
                                                                     gut durch die Krise gekommen sei. Auch dank der heraus-      kurzfristige, unbürokratische und einheitliche Verein-
                                                                                                                                                                                               fangen, wurde das Betreuungsprogramm erweitert:
                                                                     ragenden Arbeit der rund 130 Mitarbeiter*innen und der       barungen auf den Weg bringen, um zum Beispiel die
                                                                                                                                                                                               Es wurde ein iPad angeschafft und die Angehörigen
                                                                     etwa 70 ehrenamtlichen Helfer*innen sei die AWO in der       ärztlichen Verordnungen für einen längeren Zeitraum
                                                                                                                                                                                               ­haben nun die Möglichkeit, mit den Bewohner*in-
                                                                     Grafschaft Bentheim gut aufgestellt.                         sicherzustellen.
                                                                                                                                                                                                nen zu skypen oder per Videoanruf Kontakt auf-
                                                                                                                                  „Auch das Bereitstellen von ausreichendem Schutzma-           zunehmen. Einige Bewohner*innen nähen unter
                                                                                                                                  terial wie Masken und Schutzkittel sollte dringend zen-       Anleitung der Betreuungskraft Mund-Nasen-Schutz-
                                                                                                                                  tral im Land Niedersachsen o ­ rganisiert werden, damit       masken für das Personal. Für ein strahlendes Gesicht
                                                                                                                                  wir unsere Kunden*innen und Mitarbeiter*innen aus-            bei den Senior*innen sorgen auch die Briefe und
 v. l. n. r. Eduard Reimers,                                                                                                      reichend schützen können“, so AWO Geschäftsführer             Karten der Familie. Außerdem erreichen zahlreiche
     Dr. Daniela De Ridder,
              Thomas Foppe,                                                                                                       ­Florian ­Eiben. Die AWO und die Diakonie ­stehen seit        gemalte Bilder mit lieben Grüßen von Kindern die
             Dietlinde Rüther                                                                                                      über 100 Jahren den Menschen in unserer Region, ins-         Einrichtung – eine sehr schöne Geste, über die sich
                                                                                                                                   besondere in Notsituationen zur Verfügung.                   alle freuen.
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Vom Kind-Sein und Ankommen - Begegnung auf Augenhöhe Selbstbestimmt leben mit psychischer Erkrankung - AWO Weser-Ems
GESE LLSCH ARFU
                                   T B/ RPSYC
                                          I K / HI
                                                KATS CEHE
                                                       GOERR
                                                           I EK R ANKU NG E N                                                               GES ELLS C HA FT / PFLEGE

      Begegnung auf                                                             I
                                                                                      ch hätte vorab nie vermu-          Petra-Marias Leben war nicht im-        gefiel mir aber gar nicht.“ Ihr Bild
                                                                                      tet, dass es hier so schön ist“,   mer ganz einfach. Sie wuchs bei         der "besonderen Wohnformen"
                                                                                      schwärmt Petra-Maria Stol-         den Großeltern auf, die Mutter be-      war damit negativ gezeichnet. Dass

       Augenhöhe
                                                                                zenberg, Bewohnerin der Wohn-            reits psychisch erkrankt und lei-       das nicht überall so sein muss, er-
                                                                                anlage am Mühlenhof in Rastede –         der auch recht uneinsichtig. Das        lebt sie seit gut 5 Jahren. So lange
                                                                                eine Einrichtung der AWO Trialog         brachte Petra-Maria als Erwach-         wohnt sie bereits in Rastede und
                                                                                Weser-Ems GmbH für Menschen              sene an ihre Grenzen. Sie wollte        lebt aktuell in der Wohngemein-
                                                                                mit psychischer Erkrankung. „So          sich so viel wie möglich um sie         schaft Helgoland. „Okay, die Män-
     Selbstbestimmt wohnen und leben. Das ist es, was sich Menschen mit
                                                                                viel Grün draußen, das Schwimm-          kümmern, war damit allerdings           ner in meiner WG sind manchmal
      psychischen Erkrankungen wünschen. Die AWO Trialog Weser-Ems              bad gleich nebenan und ich kann          völlig überfordert und brauchte ir-     etwas faul, aber wir kriegen das
              erfüllt ihnen diesen Wunsch auf besondere Weise.                  selbstbestimmt alles so gestalten,       gendwann selbst Hilfe. „Ich hatte       hin“, erzählt sie lachend. Wichtig
                                                                                wie ich das möchte“, ergänzt sie be-     mir vor Rastede bereits eine an-        ist ihr auch, dass sie ihre Rückzugs-
                                                                                geistert.                                dere Einrichtung angesehen. Die         möglichkeit hat. In ihrem Einzel-

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Vom Kind-Sein und Ankommen - Begegnung auf Augenhöhe Selbstbestimmt leben mit psychischer Erkrankung - AWO Weser-Ems
GESE LLSCH A F T / PSYC HI S C HE E R K R ANKU NG E N

                                          der!“, wirft EX-IN Genesungsleiter              so gut wie möglich wieder selbst in    DIE AWO TRIALOG WESER EMS
                                          Daniel Bock ein, dem dieses Thema               die Hand nehmen.“ Massive Ängste       MACHT WAS GENAU?
                                          besonders am Herzen liegt.                      begleiteten ihn lange Zeit, doch er    Janne Koch, Sozialreferentin und
                                                                                          lernte im Verlauf seiner Genesung      Prokuristin der Trialog, erklärt
                                          Daniel ist ein sogenannter EX-IN                anders damit umzugehen. So kam         das so: „Wir bieten Menschen mit
                                          (Experte durch Erfahrung in der                 auch sein Selbstbewusstsein Stück      psychischer Erkrankung ein vor-
                                          Psychiatrie). Ein Betroffener also,             für Stück zurück und plötzlich hatte   übergehendes oder dauerhaftes
                                          der während seiner Genesungs-                   er auch wieder Ziele im Leben.         Zuhause inklusive notwendiger
                                          phase die Ausbildung zum EX-IN                                                         Assistenz. Dabei bringen wir die
                                          machte. Er empfindet es als haar-               In der Wohnanlage ist EX-IN Daniel     Betroffenen selbst, ihre Angehöri-
                                          sträubend, dass Menschen mit psy-               für die Bewohner*innen Zuhörer,        gen und professionelle Unterstüt-
                                          chischen Erkrankungen wie Aliens                Ansprechpartner, Sprachrohr und        zer*innen zusammen.“
                                          angesehen werden. Als gefährliche               Vertrauter auf Augenhöhe. Beide
                                          Gestalten wie Joker aus der Batman-             Seiten profitieren davon und er        Als bedauerlich sieht sie die Tatsa-
                                          Filmreihe. Und wenn bei den vielen              würde sich wünschen, dass mehr         che, dass kaum jemand von diesem
                                                                                                                                                                           Der Garten der Wohnanlage am Mühlenhof in Rastede
                                          Kriminalserien die Tore zur Psych-              EX-INs auch in Kliniken zugelassen     Unterstützungsangebot Kenntnis
            Petra-Maria Stolzenberg       iatrie geöffnet werden, bekommen                werden. „Persönliche Erfahrun-         hat. Und dass Menschen mit psy-
                                          wir dabei Szenarien einer gespens-              gen in dem Bereich kannst du kei-      chischen Erkrankungen eine oft         Nicht ganz unschuldig an der Tatsa-      Sofern Angehörige Auffälligkeiten
zimmer zeigt sie stolz auf ihre ei-                                                       nem Lehrbuch entnehmen.“ Dass          jahrelange Odyssee hinter sich         che sieht sie, wie ihre beiden Vor-      bei Partner*innen, Kindern oder
genen Möbel, die sie mitbringen           Ich wollte mein Leben                           er exakt nachempfinden kann, was       bringen müssen, bis sie beispiels-     redner*innen, die Stigmatisierung        Geschwistern feststellen, hilft ent-
konnte. „Das gibt mir ein Gefühl          so gut wie möglich                              auch die Betroffenen fühlen, macht     weise in der Wohnanlage Rastede        solcher Krankheitsbilder. „Das führt     scheidend ein offener Umgang.
von Zuhausesein.“                         wieder selbst in die                            seine Arbeit in der Wohnanlage so      oder in einem anderen Angebot          dazu, dass die Erkrankten selbst         Dazu möchte Janne Koch auch die
                                          Hand nehmen.                                    wertvoll.                              ankommen können.                       lange schweigen, sich schämen und        Erkrankten selbst ermutigen, wenn
Inzwischen kennt sie ihren Körper                                                                                                                                       große Ängste entwickeln, anstatt ak-     sie merken, dass irgendetwas aus
sehr gut. Wenn sie spürt, dass eine       tischen Welt vermittelt, die real in                                                                                          tiv zu werden.“                          dem Lot gerät. „Eine psychische Er-
Krise im Anmarsch ist, spricht sie        der vermittelten Form gar nicht                                                                                                                                        krankung ist nichts Verwerfliches,
sofort mit einem*r Mitarbeiter*in         existiert. Daniels Krankheitsver-                                                                                             Aktuell leben 59 Klient*innen in         Gefährliches und schon gar nichts,
der AWO darüber. Meist hilft ihr          lauf begann bereits in 2008.                                                                                                  Rastede, die von 30 Mitarbeiten-         wofür man sich schämen müsste“,
dann, die Medikation vorüberge-                                                                                                                                         den betreut werden. Alle sind frei-      betont sie. Erste Anlaufstelle neben
hend zu erhöhen. Und wenn das             DIAGNOSE: PSYCHOSE –                                                                                                          willig und gerne dort. „Das Angebot      Haus- und Fachärzt*innen ist der
nicht ausreicht, lässt sie sich kurz-     UND DANACH DAS GANZE                                                                                                          der AWO Trialog Weser-Ems GmbH           sozialpsychiatrische Dienst des Ge-
zeitig in der Klinik behandeln. „Das      ­PROGRAMM!                                                                                                                    gestaltet sich so individuell wie die    sundheitsamtes. Die Berater*innen
ist gar nicht schlimm“, resümiert          „Ich weiß, wie es sich anfühlt, mit                                                                                          Klient*innen selbst. Die grundsätz-      dort ebnen den Weg für alles Wei-
sie. „Das hilft mir sogar sehr und ich     einer solchen Diagnose relativ ab-                                                                                           liche Arbeit untergliedert sich in die   tere. Sie unterstützen beispielsweise
werde dabei nicht als Notfall einge-       gestempelt und als Notfall in einer                                                                                          drei Fachbereiche Soziale Teilhabe,      auch bei der Antragstellung für As-
stuft. Das ist mir wichtig.“               Klinik unter Fremdbestimmung un-                                                                                             Arbeit + Beschäftigung und Sucht         sistenz-Angebote in Rastede. Mit
                                           tergebracht zu sein.“ Wie er sagt,                                                                                           + Prävention“, erklärt Janne Koch        Erweiterung des Bundesteilhabe-
Mit ihrer Erkrankung geht sie offen        holte er sich da selbst wieder raus.                                                                                         weiter. „Selbstbestimmung hat da-        gesetzes Anfang des Jahres wurden
um. Und das hat seine Gründe: Das          „In der Akutphase sind Betroffene                                                                                            bei oberste Priorität. Alles wird ge-    die Rechte für Menschen mit seeli-
Bild in der Gesellschaft von Men-          wenig reflektiert. Das war auch bei                                                                                          meinsam mit den Klient*innen und         scher Behinderung in puncto Selbst-
schen mit psychischen Erkrankun-           mir so. Doch als es mir langsam                                                                                              nach deren Bedürfnissen entschie-        bestimmung und sozialer Teilhabe
gen ist ihrer Meinung nach falsch.         besser ging, suchte ich mir aktiv                                                                                            den“, schließt die Prokuristin ihre      entscheidend gestärkt. Mehr dazu
                                                                                              Daniel Bock                                              Janne Koch
Und es macht Angst! „Kein Wun-             Hilfe. Denn ich wollte mein Leben                                                                                            Ausführungen.                            auf den nachfolgenden Seiten.

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Vom Kind-Sein und Ankommen - Begegnung auf Augenhöhe Selbstbestimmt leben mit psychischer Erkrankung - AWO Weser-Ems
GESE LLSCHA
                                                               R UFBTR/I KBU/ ND
                                                                              KATE EST
                                                                                     G EOIRL IHABE
                                                                                              E    G E S E TZ                                                                                                                                                                                                GES ELLS C HA FT / H I LFE BEKOMMEN

     BTHG (Bundesteilhabegesetz)                                                                                                                                                                                                                                                                 Hilfe bekommen
     Gesetz zur Stärkung der Teilhabe und Selbstbestimmung                                                                                                                                                                                                                          Im Mittelpunkt unserer sozialpsychiatrischen Aktivitäten steht
                von Menschen mit Behinderungen                                                                                                                                                                                                                                        die Wiederherstellung größtmöglicher Eigenkompetenz bei
                                                                                                                                                                                                                                                                                            weitgehend selbstständiger Lebensführung ...
                                                                       Ausgrenzung                        Inklusion                                                                          mehr Möglichkeiten
     Umsetzung der Be-                                    Einrichtungszentrierung                         Personenzentrierung                                                                der Teilhabe und
     hindertenrechtskon-                                        Fremdbestimmung                           Selbstbestimmung                                                                   mehr Selbstbestim-
                                                                         Betreuung                        Assistenz                                                                                                                                                 ... durch Psychosoziale ­                     ... sowie durch besondere
     vention der Vereinten                                             Kostenträger                       Dienstleister
                                                                                                                                                                                             mung für Menschen
                                                                                                                                                                                                                                                                    Assistenz ...                                 ­Wohnformen an folgenden
     Nationen (UN-BRK)                                          Defizitorientierung                       Ressourcenorientierung                                                             mit Behinderungen
                                                                                                                                                                                                                                                                    Wir bieten professionelle psychosozi-        ­Standorten:
                                                                                                                                                                                                                                                                    ale Assistenz-Angebote für Menschen              Wohnanlage Sutthausen (Bild oben)
                                                                                  Mehrere Leistungen                                                                           Abstimmung                                                                           mit einer psychischen Erkrankung in              Wohnlage Am Mühlenhof in Rastede

                                                                                                                           Gesamtplanverfahren
                                                                                                                                                 für die Eingliederungshilfe
                                                          Teilhabeplanverfahren

        PERSONEN-                                                                wie aus einer Hand                                                                           der Leistungen                                                                       allen Lebensbereichen in ­Oldenburg,              (Bild unten)
                                                                                  • ein einziger Reha-                                                                         aufeinander                                                                          Landkreis O­ ldenburg, Landkreis                 Wohnanlage Am Schölerberg
                             eigenverantwortlich

                                                                                    Antrag reicht                                                                              • Überprüfung der Qualität                                                          ­Ammerland, ­Osnabrück, Landkreis                  in ­Osnabrück
                                                                                  • Betroffener                                                                                  der Leistungen                                                                    ­Osnabrück und ­Delmenhorst.                      Wohnanlage Schlichthorst in Merzen
                             selbstbestimmt,

                                                                                    entscheidet                                                                                • B.E.Ni (Bedarfs-
                                                                                    mit über                                                                                                                                                                       Mehr Informationen unter:                       Mehr Informationen unter:
                                                                                                                                                                                 Ermittlungsinstrument
                                                                                    Bedarf an                                                                                    Niedersachsen)                                                                    www.awo-psa.de                                  www.awo-ol.de/Psychische-Erkrankungen/Besondere-Wohnformen
                                                                                    Leistungen

                                                                                                                                                                                                                                                                    Inhalte der individuellen               Voraussetzungen                              SIE HABEN FRAGEN?
                                                                                                                                                                                                                                                                   ­Unterstützung ­können sein                Freiwilligkeit
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Gerne informieren und

                                                                                                                                                 §
                                                                                    einfacher Zugang zu unab-                                                                                                                                                         Entwicklung und Förderung               Volljährigkeit
                                                                                                                                                                               Artikeländerungen
                                                          Ergänzende unabhängige

                                                                                    hängigen Beratungsstellen                                                                                                                                                                                                                                         beraten wir Sie unabhängig
       ZENTRIERUNG                                                                  Beratung durch ebenfalls
                                                                                                                                                                               im SGB IX und SGB XII                                                                  von Perspektiven
                                                                                                                                                                                                                                                                      Bewältigung von und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Individueller Hilfebedarf
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Wunsch nach
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            und kostenfrei.
                                                                                    von Behinderung betroffene
                                                                                                                                           Eingliederungshilfe ist nicht
                                                                                    Menschen                                                                                                                                                                          Umgang mit Krankheitsfolgen              sozialer Teilhabe
                                                          Teilhabeberatung

       STATT FÜRSORGE-                                                                                                                     mehr Teil der Sozial-                                                                                                                                                                                         Rufen Sie uns an unter
       SYSTEM – MODERNES                                                                                                                   hilfe, Betroffene                                                                                                          Sinnvolle Tagesstruktur und ­	          Vorliegen ­einer ­
                                                                                                                                           müssen nicht
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           0441 4801-247
       TEILHABERECHT                                                                                                                                                                                                                                                  Alltagsbewältigung                       psychiatrischen
                                                                                                                                           länger große
                                                                                                                                                                                                                                                                      Stärkung vorhandener ­	                  Erkrankung bzw.
                                                                                                                                           Teile von Ein-                                                                                                                                                                                          Oder schreiben Sie uns eine E-Mail:
       LEISTUNGEN AM BE-                                                                                                                   kommen                                                                                                                     Fähigkeiten                              einer seelischen
       DARF DES EINZELNEN                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   info@awo-ol.de
                                                                                                                                           und Vermögen                                                                                                               Hilfe in K
                                                                                                                                                                                                                                                                               ­ risensituationen              Behinderung
       ORIENTIERT                                                                                                                          einsetzen

                                                                                                                                                                                                                                                                                          Schon gewusst?
                   Leistungen unabhängig
                   von der Wohnform, nur
                   noch abhängig von in-                                                     Be h ind er ung sb egri ff                                                                                                                                               Der 10. Oktober ist der Tag der seelischen Gesundheit
                                                                                                                                                                                                                                                                   An diesem Tag soll für die Zunahme psychischer Erkrankungen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Folgende Fragen können wir
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             u. a. mit Ihnen klären:
                   dividuellen Bedarfen                                                                                                                                                      t-
                                                                                                                                                                                                                                                                   sensibilisiert und Hilfsangebote für Betroffene aufgezeigt werden.           Welche Assistenzform ist eine
                                                                                                                                                                                  tel gte Barrie wel
                                                                                                                                                                                                ren

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Option für mich?

                                                                                                                                 x
                                                                                                                                                                                     lung- nd um
                                                                                                           träc
                                                                                                           Sinnesbeein-

     Assistenzleistungen zur selbst-
                                                                                                                                                                                                                                                                    Was ist mit den Kosten?                                                     Erfülle ich die V­ oraussetzungen?
                                                                                                               htigungen

     bestimmten und eigenständigen
                                                                                                                                                                                          u

     Bewältigung des Alltags                                                                                                                                                                                                                                        Die Kosten der Leistungen können auf Antrag vom zuständi-                   Welche Einrichtung ist in ­meiner Nähe?
                                                                                                                                                                                      n

                                                                                                                                                                                                                                                                    gen Träger der Eingliederungshilfe übernommen werden. Erste                 Wer übernimmt in meinem Fall die
                                                                                                                                                                               in edi
                                                                                                                                                                                 b
                                                                                                                                                                                 s

     Erleichterung der Beschäftigung von Menschen mit                                                                                                                                         e                                                                    ­Anlaufstelle kann die Ergänzende unabhängige Teilhabebera-                  Kosten?
     Behinderungen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt                                                                                                                                                                                                                 tungsstelle (EnTB) sein. Weitere Informationen erhalten Sie gerne           Welche Anträge muss ich ­stellen?
                                                                                                                                                                                                                  © AWO Bezirksverband Weser-Ems e. V. – 09/2020

         Reformstufe 1                             Reformstufe 2                                   Reformstufe 3                                                                         Reformstufe 4                                                              in e­ inem persönlichen Gespräch mit uns.                                   An wen kann ich mich wenden?
         Januar/April 2017                         Januar 2018                                     Januar 2020                                                                           Januar 2023

16                                                                                                          AWO Weser-Ems • www.awo-ol.de                                                                                                                                                                                                                                                17
Vom Kind-Sein und Ankommen - Begegnung auf Augenhöhe Selbstbestimmt leben mit psychischer Erkrankung - AWO Weser-Ems
G E S E L LS C H A F T / PSYC HI S C HE E R K R ANKUN GEN
                                                                                                                                                                                    Wie sieht die Arbeit mit psychisch Erkrankten aus?

Sprachrohr
                                                                                                                                                                                    Es geht um Unterstützung, Assistenz und Förderung von
                                                                   für diejenigen Menschen als Sprachrohr zu
                                                                                                                                                                                    hilfsbedürftigen Menschen und um die Begleitung in
                                                                   wirken, die sich außerhalb gesellschaftli-
                                                                                                                                                                                    Krisen. Dabei ist das Prinzip der Arbeit immer personen-

für Teilhabe
                                                                   cher Normen bewegen“, erklärt sie ihr En-
                                                                                                                                                                                    zentriert. Das bedeutet, jede*r einzelne Klient*in gibt den
                                                                   gagement in eigenen Worten. Wie sie sagt,
                                                                                                                                                                                    Weg vor, um einen möglichst hohen Grad an Selbststän-
                                                                   hatte sie schon als Kind einen ausgeprägten
                                                                                                                                                                                    digkeit zu gewinnen. Dieser sieht bei allen anders aus.
                                                                   Gerechtigkeitssinn und ist damit groß ge-
                                                                   worden, Haltung zu zeigen – und seine Mei-
                                                                                                                                                                                    Was für ein Typ sollte ich sein, um in Einrichtungen
                                                                   nung nicht nur zu äußern, sondern damit
                                                                                                                                                                                    für psychische Erkrankungen zu arbeiten?
                                                                   auch für Benachteiligte einzustehen. Men-
                                                                                                                                                                                    Du bist ein gerechtigkeitsliebender Mensch, dem das
                                                                   schen mit seelischen Erkrankungen liegen
                                                                                                                                                                                    Thema Chancengleichheit am Herzen liegt.
                                                                   ihr dabei besonders am Herzen.

                                                                                                                                                                                    Wie könnte ein beruflicher Weg aussehen?
                                                                   BEISPIELSWEISE SABINE*:
                                                                                                                                                                                    • Praktika in Einrichtungen der Sozialpsychiatrie
                                                                   Eine junge Frau, gebeutelt vom Leben mit
                                                                                                                                                                                    • Ausbildung zur Erzieher*in, Heilerziehungspfleger*in
                                                                   einer schweren gesundheitlichen Krise.
                                                                                                                                                                                      oder Pflegefachmann*frau z. B. in einem Kindergarten,
                                                                   Die Zeit in der Wohnanlage gab ihr Halt.
                                                                                                                                                                                      im Schul- oder Hortbereich
                                                                   Sie begann eine Ausbildung zur OP-Helferin
                                                                                                                                                                                    • Ausbildung zum*r Sozialassistenten*in: Die schulische
                                                                   und bekam ihr Leben wieder in den Griff.
                                                                                                                                                                                      Ausbildung erfolgt an Berufsfachschulen, dauert i. d. R.
                                                                   „Tschüss und danke für alles“, so ihre Worte,
                                                                                                                                                                                      2 Jahre und führt zu einer staatlichen Abschlussprü-
                                                                   als sie irgendwann wieder selbstständig le-
                                                                                                                                                                                      fung. Es gibt auch Ausbildungen, die nach internen Re-
                                                                   ben konnte und in ihre eigene Wohnung
                                                                                                                                                                                      gelungen der Bildungsanbieter durchgeführt werden.
                                                                   übersiedelte.
                                                                                                                                                                                    • Ergänzung durch eine sozialpsychiatrische Zusatzaus-
                                                                                                                                                                                      bildung: Die SPZA vermittelt Basiswissen zur Orientie-
                                                                   ZURÜCK ZU IHREM WERDEGANG,
                                                                                                                                                                                      rung im psychiatrischen Alltag und Handlungskompe-
                                                                   der trotz eines „zwangsweisen“ Umweges
                                                                                                                                                                                      tenz in unterschiedlichen Problemlagen auf Grundlage
                                                                   recht geradlinig verläuft: Praktikum, Ausbil-
                                                                                                                                                                                      einer gemeindepsychiatrischen Perspektive. Es handelt
                                                                   dung zur Erzieherin mit Schwerpunkt Heim-
                                                                                                                                                                                      sich i. d. R. um eine berufsbegleitende Weiterbildung,
                                                                   erziehung, Sozialassistentin, Fachkraft für
                                                                                                                                                                                      die rund 2 bis 3 Jahre dauert.
Hannah Mogdans ist gelernte Erzieherin und mit 29 Jahren           Wohnen, sozialpsychiatrische Zusatzausbil-
                                                                                                                                                                                    • ambulante Dienste
bereits Leiterin der Wohnanlage Sutthausen. Was diesen             dung, Einrichtungsleiterin.
­Beruf für sie so spannend macht, erklärt sich nachfolgend aus                                                                                                                      Wie und wo kann ich mich bewerben?
 ihrer persönlichen Geschichte.                                    „Ob Schulabgänger*innen oder Menschen in
                                                                                                                                                                                    Bewerber*innen für offene Stellen oder Ausbildungs-

I
                                                                   sozialen Berufen, die sich verändern möch-
                                                                                                                                                                                    plätze können sich per E-Mail unter jobs@awo-ol.de
      ch wusste schon als Schülerin, dass ich in der Wohnanlage    ten – ihnen steht der Weg in diese Tätig-
                                                                                                                                                                                    oder über die Stellenbörse bewerben.
      Sutthausen arbeiten möchte“, erzählt Hannah M    ­ ogdans    keit jederzeit offen“, erklärt sie motivierend.
                                                                                                                                                                                    www.awo-stellenboerse.de
      stolz. Und da es leider keinen direkten Weg zu diesem Ziel   Zwar gibt es keine direkte spezifische Aus-
                                                                                                                                                                                    Die Bewerbungen leiten wir an die entsprechenden
gibt, suchte sie einfach den für sich besten heraus. Wie man       bildung dafür. Doch wie man an Hannahs
                                                                                                                                                                                    ­ inrichtungen weiter.
                                                                                                                                                                                    E
sieht, mit Erfolg! Mit 29 Jahren leitet sie die Wohnanlage. Die    Werdegang sehen kann, finden sich immer
AWO ermöglichte es ihr, bereits im jungen Alter solch eine ver-    Möglichkeiten. *Name von der Redaktion geändert
                                                                                                                                                                                    Noch Fragen?
antwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen.
                                                                                                                                                                                    Für die Themen Praktika, Aus- und Zusatzausbildung im
                                                                                                                                                                                    Bereich psychischer Erkrankungen ist unsere Ansprech-
Wenn sie über ihren Beruf spricht, klingt ihre Stimme energie-
                                                                                                                                                                                    partnerin Sabrina Eilers auch gern persönlich da:
geladen. Die Ärmel hochkrempeln, etwas in der Welt bewegen                                                                         Eindrücke aus der AWO Wohnanlage Sutthausen:
                                                                                                                                           Außenansichten, Zimmer eines Klienten,
                                                                                                                                                                                    E-Mail: sabrina.eilers@awo-ol.de
zu können, das klingt deutlich dabei durch. „Es ist total schön,
                                                                                                                                Ton-Arbeiten der Klient*innen, Gemeinschaftsküche   Telefon: 0441 4801209

18                                                                                                                                                                                                                                         19
A W O G E M E I N S C H A F T / K I ND E R

                                                                                                  Zeit für Bewegung

                 GemeinschaftAWO                                                                  Spende für neues Spielgerät für
                                                                                                  den Sprachheilkindergarten Aurich

                                                                                                  Landschaften bauen, mit Geschicklichkeit

                            KINDER                                                                erkunden und neue Abenteuer erleben –
                                                                                                  das ist ab sofort im Sprachheilkindergar-
                                                                                                  ten Aurich möglich. Dank einer Spende der
                                                                                                  Glücksspirale konnten neue Spielgeräte für
                                                                                                  den Bewegungsraum angeschafft werden.
                                                                                                  Die besonders stabilen Holzgeräte wurden
                                                                                                  vor etwa hundert Jahren von der Pädago-
                                                                                                  gin Elfriede Hengstenberg entwickelt. Sie
                                                                                                  fördern die Achtsamkeit und das Körperbe-
                                                                                                  wusstsein von Kindern. Außerdem werden
                                                                                                  sie durch das Spiel mit den Geräten sprach-
                                                                                                  lich aktiviert, indem sie über ihre Vorhaben
                                                                                                  reden, Absprachen treffen und kleine Rol-
                                                                                                  lenspiele durchführen.

                                     Alles wird gut
                 Mal- und Bastelpakete vom AWO Kreisverband Wittmund
                                                                                                                                                 Trost und Pflaster für den Teddy
     Für Kinder und Jugendliche veränderte             „Alles wird gut“ wurden geplant. Päck-                                                    Erste-Hilfe-Kurs im
     sich durch die coronabedingten Kon-               chen mit Anschreiben, Kontaktdaten                                                        Sprachheilkindergarten Aurich
     taktbeschränkungen vieles: Sie konn-              sowie Mal-, Bastel- und Rätselvorschlä-
     ten sich nicht mit Freund*innen treffen,          gen wurden vorbereitet und den Kin-                                                       Auch in diesem Jahr hatten die Kinder des
     nicht in die Schule, auf den Spiel- oder          dern vor die Haustür gelegt.                                                              Sprachheilkindergartens Aurich wieder
     Sportplatz gehen. Trotzdem haben die                                                                                                        viel Spaß bei der Ersten Hilfe, die vom DRK
     Mitarbeiterinnen des AWO Kreisver-                Unter den Vorschlägen war auch ein Re-                                                    Ortsverband Aurich durchgeführt wurde.
     bandes Wittmund, die in der Jugend-               genbogenbild. Das Zeichen der Hoff-                                                       Die Kinder durften ihr Lieblingskuscheltier
     betreuung tätig sind, Kontakt zu ihnen            nung und der Verbundenheit sollte den                                                     mitbringen und es mit Pflaster und Ver-
     gehalten und sich etwas einfallen las-            Kindern in dieser schwierigen Zeit Mut                                                    band versorgen. Dabei lernten sie, dass
     sen. Viele Anrufe der Kinder zeigten,             machen. Die Regenbogenausmalbilder                                                        auch Trösten eine wichtige Erste-Hilfe-Maß-
     dass diese nicht nur Langeweile haben,            wurden zurückgesandt und mit einem                                                        nahme ist, die jede*r ausführen kann.
     sondern auch gerne mit ihren Betreue-             Preis für jedes Kind honoriert. An Ide-
     rinnen etwas besprechen möchten. So               enreichtum der kleinen Künstler*innen
     kamen die Betreuerinnen auf die Idee,             mangelte es nicht, und es entstand, als
     gemeinsam etwas zu tun, ohne sich                 alle Bilder aneinandergereiht wurden,
     zu treffen. Wöchentliche Mal-, Rätsel-            eine lange bunte Kette, welche die Hoff-
     und Bastelaktionen unter dem Motto                nung der Kinder widerspiegelte.

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L E B E N / VO R O RT

                             Vom Kind-Sein
                             und Ankommen
          Sich in der Fremde nicht mehr fremd fühlen – das ist es, was das Integrationsprojekt
          „Stark in die Zukunft“ des AWO Kreisverbandes Wittmund bewirkt und dabei sogar
               außergewöhnliche Freundschaften zwischen Jung und Alt entstehen lässt.

E
        ine bunt gewürfelte Truppe aus geflüchteten        dort so zu Hause, dass sie während der Ausgangsbe-
        Kindern und sympathischen Senior*innen ge-         schränkungen aufgrund von Corona ständig sehn-
        ben gemeinsam ein Krippenspiel zum Besten          suchtsvoll nachfragen: „Wann d
                                                                                        ­ ürfen wir endlich wie-
und lassen das Publikum staunen. Dieses fulminante         derkommen?“
Ende einer tollen Begegnung beginnt zunächst recht
schüchtern:                                                An ein Mädchen erinnert sich Projektleiterin Sabine
                                                           Behrens besonders: Sie sprach weder Deutsch noch
Mit einem vorsichtigen ersten Kennenlernen von Jung        Englisch und war extrem zurückhaltend. Doch all-
und Alt im gemeinsamen Stuhlkreis. Doch die anfäng-        mählich taute sie auf, lernte unsere Sprache und be-
lichen Berührungsängste sind nach kurzer Zeit verflo-      ginnt nun eine Ausbildung. Eine bewegende Ver-
gen. Leonore Determann, Vorsitzende des AWO Kreis-         wandlung, die den Mitwirkenden Kraft gibt. Denn
verbandes Wittmund, erzählt: „Ich konnte gar nicht so      die Projektarbeit ist nicht immer einfach, etwa durch
viele Matratzen und Decken nachholen, wie plötzlich        offen gezeigten Rassismus. Davon lassen sich die Pro-
Stimmen laut wurden, an diesem Abend im Gemein-            jektverantwortlichen ­jedoch nicht abhalten und sind
schaftshaus übernachten zu wollen.“ Sie beschreibt         weiter engagiert dabei. Wer auch Lust hat, an den
die dabei entstandenen Verbindungen als „Ein Herz          ­verschiedenen Aktivitäten des Projektes teilzuneh-
und eine Seele“. Auch deswegen, da die Senior*innen         men, ist herzlich willkommen.
aus teils eigenen Erfahrungen sehr gut nachvollziehen
können, wie sich die Kinder nach einer Flucht fühlen.

Das beschriebene Teilprojekt steht stellvertretend für
unterschiedliche Angebote unter dem Dach „Stark in                                                                                 Esens                Friedeburg               Wittmund                   Utarp
die Zukunft“ – ein Integrationsprojekt der AWO, das
                                                                                                                           Mehrgenerationenhaus    „JuSt bi´t Bad“           AWO Wittmund          „Kumm Rinn“
von der Aktion Mensch gefördert wird. Verteilt auf
                                                                                                                           „Im Giebel“             Jugend- und Sozialtreff   Friedenstraße 16      Hermann-Heeren-Weg 1
vier Standorte (Esens, Friedeburg, Wittmund, Utarp)                                                                WO?     Westerstraße 12         Schützenweg 23            26409 Wittmund        26556 Utarp
im Landkreis Wittmund werden dabei vielfältige An-
                                                                                                                           26427 Esens             26446 Friedeburg
gebote gemacht, von der Müttergruppe bis zur betreu-
ten Freizeit: wirkliches Ankommen im neuen Land,
                                                                                                                           mittwochs               freitags                  mittwochs             mittwochs 15.30–18.30 Uhr
basteln, die Schrecken der Flucht vergessen und ein-
fach mal wieder Kind sein. Die Kinder fühlen sich
                                                                                                                   Wann?   16.00–18.30 Uhr         16–18 Uhr                 14.30–16.30 Uhr       für Eltern 14.00–15.30 Uhr
                                                                                                                           Telefon: 04971 947430   Telefon: 04465 7035       Telefon: 04462 6634   Telefon: 04975 7776936

22                                                                                                                                                                                                                          23
LE BEN / A WO UN D I C H                                                                                                             HINT ERGRUND / W A S I ST EI GEN TLI C H . . . ?

          AWO
           &
          ICH
Viele Menschen sind dabei – sie engagieren sich                                                                                                 Was ist eigentlich
                                                                                                                                                    Toleranz?
ehrenamtlich, sind sozial- oder verbandspolitisch
aktiv oder unterstützen durch ihren Mitgliedsbei-
trag sowie über Spenden soziale Arbeit und Hilfen
der AWO. Ganz unterschiedliche Beweggründe                                                                                                                                     Mit unserem Demowagen waren wir beim CSD in Oldenburg dabei.

                                                                                                                 U
bringen sie zusammen.
                                                                                                                           nsere Gesellschaft und       bedeutet, Menschen in ihrer Welt-                  und Dialog ein, um Vorurteilen mit

A
                                                                                                                           auch die AWO stellen Orte    anschauung anzuerkennen und sie                    schlagkräftigen Argumenten zu be-
         mina Hanan lebt mit ihrem Mann und ihren            Jetzt freut es mich, dass meine Kinder und ich
                                                                                                                           dar, an denen Menschen       nicht eines Besseren belehren zu                   gegnen.
         Kindern in Esens. Im Rahmen des Projektes           mittwochs nun endlich wieder ins Mehrgenera-
                                                                                                                 mit unterschiedlichen Meinun-          wollen oder sie zu verspotten.
         „Stark in die Zukunft“ der AWO und der Aktion       tionenhaus können, um alle zu sehen. Während
                                                                                                                 gen, Gewohnheiten oder Weltan-                                                            Toleranz lebt von einem freien und
Mensch besucht sie mit ihren Kindern jeden Mittwoch          der Ausgangsbeschränkungen aufgrund von
                                                                                                                 schauungen zusammen kommen.            Jedoch sind noch heute besonders                   gleichberechtigten Austausch. An-
das Mehrgenerationenhaus der AWO. Wir haben sie ge-          Corona fanden die Treffen nicht mehr statt. Da
                                                                                                                 Der Begriff Toleranz stammt ur-        Minderheiten häufig mit feindse-                   dere Ideen oder Verhaltensweisen
fragt: „Warum bist du dabei?“                                stand ich oft nur am Fenster unserer Wohnung,
                                                                                                                 sprünglich aus dem Lateinischen        ligen Bemerkungen oder sogar ge-                   sind so lange zu akzeptieren, wie sie
                                                             Leonore unten an der Straße und wir winkten uns
                                                                                                                 „tolerare“ und heißt übersetzt         walttätigen Übergriffen konfron-                   mit unseren Grundrechten und den
„Vor drei Jahren kam ich mit meinen Kindern nach Esens.      zu. Jetzt ist alles wieder etwas entspannter. Die
                                                                                                                 „erdulden“. Dies bedeutet, die An-     tiert, etwa weil sie eine dunkle                   AWO Werten im Einklang stehen.
Mein Mann lebte zu diesem Zeitpunkt schon seit zwei Jah-     Kinder konnten am ersten Schultag nach den
                                                                                                                 sicht von anderen Menschen anzu-       Hautfarbe haben, eine Person                       Unser Eintreten für eine Gesell-
ren dort. Durch den Krieg in Syrien waren wir gezwungen,     Sommerferien nachmittags ausgelassen spielen
                                                                                                                 erkennen und neben der eigenen         gleichen Geschlechts lieben oder                   schaft in Vielfalt ist mit unserer Ar-
unsere Heimatstadt Aleppo zu verlassen. Anfangs war es       und ich habe mit Freundinnen ein paar Runden
                                                                                                                 gelten zu lassen. Tolerantes Verhal-   eine Behinderung haben. Die AWO                    beit für eine gerechte Gesellschaft
schwer, Fuß zu fassen in einem fremden Land, in dem          ‚Mensch ärgere dich nicht‘ gespielt. Ich hoffe,
                                                                                                                 ten zeigt sich dadurch, dass Mit-                                                         eng verbunden.
ich niemanden kannte und dessen Sprache ich nicht            dass das Projekt weiter fortgesetzt wird und
                                                                                                                 menschen nachsichtig, respektvoll
beherrschte. Die Menschen um Leonore Determann               künftig auch anderen Menschen helfen kann.“                                                Toleranz lebt von
                                                                                                                 und freundlich behandelt werden,                                                          Doch auch die Toleranz hat sprich-
hießen mich aber sofort in ihren Reihen willkommen.
                                                                                                                 gerade wenn jemand anders ist
                                                                                                                                                        einem freien und                                   wörtlich ihre Grenzen. Es gibt Situ-
Ich konnte dort an Deutschkursen teilnehmen und man                            AWO & DU
                                                                                                                 oder denkt als man selbst.             gleichberechtigten                                 ationen oder Meinungen, die nicht
beriet mich in behördlichen Angelegenheiten, z. B. wie ich      Freiheit, Toleranz, Gerechtigkeit und                                                   Austausch.                                         mehr toleriert werden können,
selbst ein Formschreiben auf Deutsch aufsetze. Hilfe            Gleichheit sind auch Ihre Werte? Sie
                                                                                                                 Ein gutes Beispiel für Toleranz ist                                                       etwa menschenverachtende Äuße-
zur Selbsthilfe sozusagen. So entwickelte sich auch eine        möchten in Not geratene Menschen
                                                                                                                 das Thema Religion: Auch wenn          stellt sich gegen jede Form von                    rungen oder kriminelle Handlun-
echte Verbindung zwischen uns. Sie sind ein Teil meiner         ­unterstützen oder neue Projekte z. B. für
                                                                                                                 eine Person selbst nicht gläubig       Diskriminierung, Extremismus                       gen. Hier ist es wichtig, das Ver-
Familie geworden, der jederzeit für uns da ist. Außerdem         Kinder und Jugendliche auf den Weg
                                                                                                                 ist und das Verhalten nicht nach-      oder Rassismus gegenüber Men-                      halten nicht stillschweigend zu
kann ich mich selber einbringen. Bei der interkulturellen        bringen? Dann werden Sie Teil ­unserer
                                                                                                                 vollziehen kann, wird die Religion     schen oder Gruppen. Gleichzeitig                   akzeptieren, sondern Haltung zu
Woche habe ich Taboulé für alle gekocht und verschiedene         ­Gemeinschaft.
                                                                                                                 anderer Menschen toleriert. Dies       setzt sich die AWO für Aufklärung                  zeigen und zu widersprechen.
Teevariationen aus Ostfriesland und Syrien zubereitet.

24                                                                                                                                                                                                                                           25
HINT ERGRUND / BEZ I R KSKO NFE RE NZ

     Demokratie
       trotzt der                   Für ein politisches, soziales
                                    und gesellschaftliches

      Pandemie
                                    Miteinander:
                                    die Bezirkskonferenz der AWO
                                    Weser-Ems im November 2020

             D
                        ie Bezirkskonferenz ist das höchste Gremium
                        der AWO. Es setzt sich aus den von den Mitglie-
                        dern gewählten Delegierten zusammen. Aus
             ­allen Kreisverbänden des Bezirksverbandes kommen
              die Delegierten zusammen, um über verbands- oder so-
              zialpolitische Inhalte zu entscheiden. In Form von An-
              trägen bestimmen sie über die zukünftige Ausrichtung
              der AWO. Bedingt durch die Corona-Pandemie wurde
              die Konferenz vom 20. Juni auf den 1. November 2020
              verschoben.

             Die demokratische Mitbestimmung hat eine fundamen-
             tale Bedeutung für die AWO und entspricht ihrem his-
             torisch gewachsenen Selbstverständnis. Gerade in die-
             sen Zeiten sind diese Strukturen wichtiger denn je für
             das politische, soziale und gesellschaftliche Miteinan-
             der. Der AWO Bezirksverband Weser-Ems e. V. kommt
             seiner Verantwortung daher unter zweierlei Gesichts-
             punkten nach. Zum einen wird die Konferenz zeitnah
             zum ursprünglich geplanten Termin durchgeführt, um
             die regelmäßige Legitimation durch die Teilhabe der
             Mitglieder zu gewährleisten. Zum anderen findet sie in
             der Weser-Ems-Halle in Oldenburg unter Beachtung ei-
             nes umfangreichen Hygienekonzepts statt, sodass alle
             notwendigen Abstände eingehalten werden. In diesem
             Jahr stehen sowohl die Vorstandswahlen als auch eine
             umfassende Satzungsänderung auf der Tagesordnung.

26                                                                        27
HINT ERGRUND / BEZ I R KSKON FER EN Z

                                                                                                              Bezirkskonferenz
                                                                                                              der AWO Weser-Ems
                                                                                                              Auf der Bezirkskonferenz wurden 2016 zahlreiche Anträge beschlossen, die
                                                                                                              auf vielerlei Weise Widerhall auf den politischen Ebenen erlebten. Mit den
                                                                                                              ­vorliegenden Anträgen für die diesjährige Bezirkskonferenz macht sich der
                                                                                                               AWO Bezirksverband Weser-Ems e. V. wiederum daran, auch für die nächsten
                                                                                                               ­Jahre sozial- und gesellschaftspolitische Vorhaben auf den Weg zu bringen.

                                        Worum geht es bei der Satzungsänderung?                                                            Qualitätsstandards in KiTas

                       Die Delegierten entscheiden darüber,       über ein umfangreiches Kontroll- und        Fehlende Fachkräfte, verstärkte Nachfrage        2018 verabschiedete Gute-KiTa-Gesetz der
                       ob das ehrenamtliche Vorstandsmodell       Sicherungssystem gegenüber dem ge-          von Familien, kaum freie Plätze – das be-        Bundesregierung. Forderungen des AWO Be-
                       durch ein Präsidialmodell ersetzt wird.    schäftsführenden Vorstand verfügen. Die     schrieb die Situation im Feld der Kinderbe-      zirksverbandes Weser-Ems wie ein besse-
                       Bedingt ist dies durch die zunehmenden     Brückenfunktion zwischen den beiden         treuung schon vor der Corona-Krise. Neu          rer Betreuungsschlüssel, die weitere Quali-
                       Aufgaben und die damit einhergehende       Gremien nimmt hierbei der Präsidialaus-     hinzugekommen sind eingeschränkte Öff-           fizierung von Mitarbeiter*innen oder auch
                       Verantwortung, die bislang rein ehren-     schuss wahr. Dieser besteht aus der*dem     nungszeiten, Personalausfälle sowie eine         die Stärkung von Leitungskräften wurden
                       amtlich vom Vorstand bewältigt wird. Die   Vorsitzenden des Präsidiums sowie den       starke Belastung der Leitungen aufgrund          im Gesetz berücksichtigt. Dennoch besteht
                       Satzungsänderung sieht vor, dass der eh-   Stellvertreter*innen.                       der weltweiten COVID19-Pandemie.                 weiterer dringender Handlungsbedarf. Aus
                       renamtliche Vorstand zu einem ehrenamt-                                                                                                 diesem Grund wird auf der Bezirkskonferenz
                       lichen Präsidium wird, das durch einen     Hinzu kommen kleinere Änderungen im         Ein zentraler Antrag der Bezirkskonferenz        über einen Antrag mit weiteren Forderun-
                       hauptamtlichen Vorstand, den es selbst     Bereich der Abgabenordnung und ande-        2016 forderte, die Qualitätsstandards in den     gen entschieden. Dieser umfasst zum Bei-
                       benennt, ergänzt wird. Die Verantwortung   rer Gesetzgebungen, etwa zum dritten Ge-    KiTas zu verbessern. Seither verzeichnen         spiel die Verstetigung der Mittel über die Be-
     Arbeitsgruppe                         des Tagesgeschäfts     schlecht und der Rechtsprechung über        wir eine positive Entwicklung bei diesem         fristung bis 2022 hinaus, die Bündelung der
           Satzung:
                                           geht hierbei zu gro-   Delegiertenschlüssel.                       Thema, gerade im Hinblick auf das Ende           Ressourcen von Bund, Ländern und Kom-
Dr. Lothar Knippert
 (Stellvertretender                        ßen Teilen auf das                                                                                                  munen als Gemeinschaftsaufgabe, die tarif-
 Vorsitzender AWO                          Hauptamt über, wel-    Seit der letzten Bezirkskonferenz im Juni                                                    liche Ausbildungsvergütung für Berufsfach-
    Bezirksverband
    Weser-Ems e. V.)                       ches durch die stra-   2016 in Emden haben sich zahlreiche Ent-                                                     schüler*innen und Quereinstiegsprogramme
                                           tegischen Leitlinien   wicklungen vollzogen. Auf den nächsten                                                                            nachhaltig und stärker
    Wolfgang Wulf
     (Vorsitzender                         und die Aufsicht des   Seiten geben wir einen Überblick zu den                                                                           zu finanzieren.
    Fachausschuss                          Präsidiums beglei-     damaligen Beschlüssen, den bisherigen
    Verbandliches)
                                           tet wird. Das Präsi-   sozialpolitischen Veränderungen und Er-                                                                           Ulla Groskurt
                                                                                                                                                                                    (Vorsitzende
                                           dium würde nach        rungenschaften und den vorliegenden An-                                                                           Fachausschuss Kinder,
                                           der neuen Satzung      trägen für die diesjährige Konferenz.                                                                             Jugend und Familie)

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H I N TER G R U N D / BE Z I R K S KO NF E R E NZ

                                                   Pflege stärken, Eigenanteile deckeln                                                   Armut entgegentreten: Rente, Wohnen, soziale Infrastruktur

                                        Die Corona-Krise hat ge-                    weisen wissenschaftliche Studien wie das     Zudem standen auf der Bezirkskonferenz         lang nur vereinzelt in den
                                        zeigt, welch wichtige, sys-                 Bremer Rothgang-Gutachten den Weg,           2016 viele weitere sozialpolitische The-       niedersächsischen Städten
                                        temrelevante Arbeit täg-                    wie ein entsprechendes bundesweites          men auf der Antragsagenda. Die Delegier-       und Gemeinden.
                                        lich in der Pflege geleistet                Personalbemessungsverfahren aussehen         ten stimmten für einen Antrag zum Thema
                                        wird. Vor diesem Hinter-                    könnte. Mit Blick auf die steigenden Ei-     Rente, der unter anderem ein bedingungs-       Auf der Bezirkskonferenz
                                        grund wird deutlich, wie                    genanteile in der Pflege wurde auf der Be-   freies Alterseinkommen forderte, um dro-       2020 richtet sich der Blick
                                        wichtig es jetzt ist, die seit              zirkskonferenz beschlossen, die Investi-     hender Altersarmut entgegenzuwirken. Mit       auf die soziale Infrastruk-
                                        Jahren bestehenden He-                      tionskosten von Pflegeheimen wieder in       Einführung der Grundrente ab 2021 konnte       tur vor Ort. In einem An-
                                        rausforderungen in die-                     angemessenem Umfang öffentlich zu fi-        hier ein Teilerfolg erzielt werden, jedoch     trag wird die Stärkung des
                                        sem Bereich anzugehen.                      nanzieren. Hier gibt es von den Ländern      sieht die AWO die daran gekoppelte Ein-        Quartiersmanagements
                                        Es herrscht ein großer                      noch keine entsprechenden Signale.           kommensprüfung weiterhin kritisch.             gefordert, mit dem Ziel
                                        Personalbedarf, der je-                                                                                                                 einer flächendeckenden
                                        doch auf einen gleichzei-                   Auf der diesjährigen Bezirkskonferenz        Ein weiterer beschlossener Antrag beinhal-     Versorgung der Gemein-
                                        tig wachsenden Fachkräf-                    liegt ein Antrag zur Reform der gesetzli-    tete die Stärkung des sozialen Wohnungs-       wesenarbeit. Ein zentra-
                                        temangel trifft. Es besteht                 chen Pflegeversicherung vor, in dem zum      baus und die Förderung von kommunalen          les Merkmal ist dabei die
                                        weiter gesellschaftlicher                   einen für eine Deckelung des Eigenan-        Wohnungsbaugesellschaften. Hier be-            Kopplung von neuen An-
                        Konsens darüber, dass mehr Ressourcen                       teils von Pflegebedürftigen plädiert wird    steht auf Bundes-, Landes- und kommuna-        geboten an bereits bestehende soziale Ein-
                        in das System Pflege fließen müssen. Al-                    und zum anderen nachdrücklich eine bun-      ler Ebene weiterer Handlungsbedarf. Das        richtungen und eine langfristige, am bes-
                        lerdings ist aufgrund der Deckelung der                     deseinheitliche Methodik zur Personal-       Bündnis für bezahlbares Wohnen von Um-         ten unbefristete Förderung durch Land und
                        Beiträge zur Pflegeversicherung nicht ge-                   bemessung in der Pflege gefordert wird.      weltminister Olaf Lies wie auch das neue       Kommune. Die Erfahrung bei bestehenden
                        klärt, woher diese Mittel kommen sollen.                    Zudem liegen Anträge zum Ausbau des          Mieterschutzgesetz auf Landesebene ha-         Projekten zeigt schon länger, dass solcher-
                                                                                    Pflegestärkungsgesetzes sowie der Per-       ben hier Fortschritte gebracht. Fest ver-      lei Vorhaben nur Erfolg haben, wenn sie
      Andrea Meyer-Garbe Auf der Bezirkskonferenz 2016 beschlos-                    sonalgewinnung in der Pflege vor, in de-     ankerte soziale Wohn-Mixe bei der Aus-         über Jahrzehnte öffentlich unterstützt wer-   Dr. Harald Groth
              (Vorsitzende                                                                                                                                                                                                    (Vorsitzender
­Fachausschuss Pflege und sen die Delegierten, dass bundeseinheitli-                nen für unbürokratische Verfahren und        schreibung neuer Wohnbaugebiete auf            den. Dafür ist der gesellschaftliche Ertrag   AWO Bezirksverband
      Eingliederungshilfe) che Standards in der Personalbemessung                   eine sachgerechtere Refinanzierung ge-       kommunaler Ebene finden sich jedoch bis-       für die gesamte Kommune spürbar.              Weser-Ems e. V.)
                        in der Pflege notwendig sind. Inzwischen                    worben wird.

                                   Autonomie in Eingliederungshilfe und Psychiatrie sichern                                                                       Tarifvertrag Soziales

                        Im Hinblick auf das Bundesteilhabege-                       cherung haben müssen. Zwar wurde im          Der AWO Bezirksverband Weser-Ems e. V.         entgegenzuwirken, ist ein für alle gülti-
                        setz, das Ende 2016 erlassen wurde, be-                     BTHG festgelegt, dass der Zugang gleich-     fordert bereits seit vielen Jahren einen Ta-   ger Tarifvertrag das entscheidende Mit-
                        schloss die Bezirkskonferenz im gleichen                    rangig ist, jedoch bestehen bei der Leis-    rifvertrag Soziales. Mit einer Resolution      tel. Beim AWO Frühjahrsempfang im März
                        Jahr einen Antrag zur besseren gesetz-                      tungsabgrenzung weiterhin Probleme,          machten die Delegierten auf der Bezirks-       2020 erklärte Arbeitsminister Hubertus
                        lichen Abbildung der Schnittstelle zwi-                     die auf das Ermessen von Verwaltung und      konferenz 2016 deutlich, dass ein flächen-     Heil, dass er sich ebenfalls für einen Ta-
                        schen Pflege und Eingliederungshilfe.                       Trägern verlagert und bis heute nicht zu-    deckender, allgemeinverbindlicher Tarif-       rifvertrag einsetze. Während der Corona-
                        Dieser machte deutlich, dass pflegebe-                      friedenstellend gelöst wurde. Diese Fra-     vertrag dringend notwendig ist, um die         Krise verstärkte er diese Forderung und
                        dürftige behinderte Menschen gleicher-                      gen begleiten wir auch im Hinblick auf       Abwärtsspirale, die in der Pflege seit 20      stellte eine baldige Umsetzung in Aussicht.
                        maßen Zugang zu den Leistungen der                          die aktuell komplexe Umsetzung des Bun-      Jahren über die Lohnkosten geführt wird,       Sollte dieser Weg sich als nicht gangbar
                        Eingliederungshilfe und der Pflegeversi-                    desteilhabegesetzes.                         zu stoppen. Um diesen Abwärtstrend zu          erweisen, werden wir uns für ein nieder-
                                                                                                                                 stoppen, die Attraktivität sozialer Berufe     sächsisches Tariftreuegesetz für die sozi-
                                                                                                                                 zu erhöhen und dem Fachkräftemangel            alen Dienste einsetzen.

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