Vom Kind-Sein und Ankommen - Begegnung auf Augenhöhe Selbstbestimmt leben mit psychischer Erkrankung - AWO Weser-Ems
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Nr. 2 Das Magazin der AWO Weser-Ems 2020 Begegnung auf Augenhöhe Demokratie Selbstbestimmt leben mit psychischer Erkrankung trotzt der Pandemie Vom Kind-Sein Bezirkskonferenz der AWO Weser-Ems und Ankommen Integrationsprojekt „Stark in die Zukunft“
VO RWO RT Liebe Leser*innen, wir hoffen, Sie blicken auf einen ange- nehmen Sommer zurück und k onnten die F erienzeit n utzen, um die „Marie“ zu begutachten. Wir freuen uns über die zahl- reichen positiven Rückmeldungen, die uns zu u nserem neuen Magazin erreicht haben. Nun halten Sie schon die zweite Ausgabe in I hren Händen, der Herbst hält Einzug in unsere Region, und auch die Bezirkskonferenz steht kurz bevor. Hier werden u nsere sozial-, fach- und verbands- politischen Weichen für die Zukunft ge- arüber informieren wir in dieser stellt. D Ausgabe genauer. Die AWO ist für viele Menschen nicht nur ein gedankliches, sondern auch ein tat- sächliches Z uhause. Deshalb widmen wir uns in dieser „ Marie“ den besonderen Wohneinrichtungen der AWO. Menschen mit einer p sychischen Erkrankung oder seelischen Behinderung finden bei uns die Möglichkeit, offen und weitgehend selbst- bestimmt zu leben. Zudem erfahren Sie wieder Unterhaltsames und Wissenswertes aus den Regionen. Erst- malig gibt es auch ein Gewinnspiel für alle Rätselfreund*innen. Wir wünschen Ihnen einen schönen goldenen O ktober, gemütliche Stunden, um in der „Marie“ zu schmökern, und dass Sie und Ihre Lieben weiterhin gesund bleiben! Dr. Harald Groth Thomas Elsner Vorsitzender Hauptgeschäftsführer AWO Bezirksverband Weser-Ems e. V.
12 34 Inhalt 22 26 18 24 06 08 42 Gesellschaft Hintergrund 12 | Begegnung auf Augenhöhe 25 | Was ist eigentlich ... Selbstbestimmt leben mit Toleranz? psychischer Erkrankung 26 | Demokratie trotzt Gemeinschaft 16 | Bundesteilhabegesetz der Pandemie Leben Unterhaltung Diese Einfach erklärt Die Bezirkskonferenz der Marie ist 08 | Sozial AWO Weser-Ems 22 | Vom Kind-Sein 06 | Miteinander leben 17 | Hilfe bekommen online 20 | Kinder durch Psychosoziale A ssistenz 32 | So funktioniert die und Ankommen Ideen und Tipps für Nachhaltigkeit Integrationsprojekt www.awo-ol.de und besondere Wohnformen Bezirkskonferenz 40 | Rätselseite mit Gewinnspiel 34 | Organisiert „Stark in die Zukunft“ Wer ist dabei? Wie läuft das 18 | Sprachrohr für Teilhabe 44 | Kinderseite awo.oldenburg alles ab und was kannst du als 24 | AWO & ICH Hannah Mogdans, Leiterin der Spaß & Rätsel Mitglied bewirken? Amina Hanan erzählt, AWO Bezirksverband Wohnanlage Sutthausen, erzählt warum sie dabei ist Weser-Ems e. V. von ihrer Arbeit und ihrem 42 | Moi dat du hier büst! Werdegang Der AWO Wohnpark Up Fehn weseremsawo feiert Eröffnung 4 5
U N TER H A LT U N G / MI T E I NAND E R L E BE N Miteinander Plastikfrei einkaufen mit Obst- und Gemüsenetzen 500 Gramm Trauben sind in 19 Gramm Plastik verpackt, leben und auch bei Tomaten, Pilzen und Karotten sieht es nicht besser aus. Während die einzelnen Verpackun- Auf dem gen zunächst nicht groß ins Auge fallen, entsteht beim Ideen und Tipps für Nachhaltigkeit Drahtesel Wocheneinkauf eine ganze Menge Müll. Müll, der nicht zur entstehen muss. Welche Möglichkeiten gibt es, um beim Arbeit ... Einkaufen auf Plastik zu verzichten? Sicher sind Obst- und Gemüsenetze eine Alternative. Was ist Fairtrade? Fairtrade heißt gerechter Handel. Er verbindet Konsument*in- Ein*e Berufspendler*in, der*die nen, Unternehmen und Produzentenorganisationen. Das bedeu- werktags je 5 km mit dem Rad Diese Apps helfen, Too Good To Go tet bessere Preise für Kleinbauernfamilien zur Arbeit und zurück fährt, nachhaltiger zu leben Rette gutes Essen als Takeaway. Mehr als ein sowie menschenwürdige Arbeitsbedingun- anstatt das Auto zu benutzen, Apps unterstützen nicht nur dabei, die Drittel aller produzierten Lebensmittel landet gen für Beschäftigte auf Plantagen in Ent- kann im Jahr rund 300 kg CO2- Fitness zu steigern, seinen Urlaub zu weltweit im Müll. Too Good To Go möchte diese wicklungs- und Schwellenländern. Die Viel- Emissionen einsparen. Der organisieren oder Spiele zu spielen. Verschwendung bekämpfen, indem es sich falt ist bei Fairtrade-Produkten enorm: Radverkehr ist gemeinsam mit Apps können auch helfen, das dafür einsetzt, dass produziertes Essen Kaffee, Kakao, Bananen, Baumwolle, Saft, dem Fußverkehr die klima- Leben nachhaltiger zu gestalten. auch konsumiert wird. Schnittblumen und mehr. Fairtrade hat schonendste Fortbewegungs- codecheck schon viel erreicht. Trotzdem gibt es noch art. Darüber hinaus ist Rad- GrünZeit Der Lebensmittel & Kosmetik viel zu tun, um die Vision, Welthandel fair(er) fahren nicht nur gut für unsere Mit der App GrünZeit erfährt man ein- Produkt Scanner codecheck zu gestalten, zu verwirklichen. Übrigens gibt Umwelt, sondern auch für das fach und überall, wann klimafreundli- ist ein Shopping-Berater für es im Onlineshop von AWO International faire eigene Wohlbefinden, denn ches, h eimisches Gemüse Saison hat. einen g esunden und bewuss- Produkte zu bestellen: Fairsüßen Sie Ihren Radfahren hält fit. ten Einkauf. In wenigen Tee mit fair gehandeltem Rohrzucker. Trinken Sie fairen Bio-Kaf- Apropos Saison ... Sekunden erfährt man fee aus Nicaragua oder fairen Bio-Tee aus Indien. Obst und Gemüse regional und z. B., was die Inhaltsstoffe saisonal einzukaufen hilft der bedeuten oder ob sich Umwelt und den Menschen. Mikroplastik darin versteckt. Wie viel wärmer ist 1 Grad? Obst im Oktober Wird es wirklich immer wärmer? Kann man ein Grad Unterschied über- • Äpfel haupt spüren? Kinder wollen verstehen, was Klimawandel bedeutet. In • Birnen anschaulichen Bildern und kurzen Texten werden die Zusammenhänge #wirarbeitendran • Weintrauben erklärt: Warum gibt es auf der Erde verschiedene Klimazonen? Wie funk- Die Vereinten Nationen setzen sich mit 17 Zielen • Zwetschgen tioniert der Treibhauseffekt? Es wird auch gezeigt, wie unser Handeln für nachhaltige Entwicklung ein, die bis 2030 erreicht werden sollen. Gemüse im Oktober im Alltag das Klima beeinflusst. Und wie jede*r die Erde schützen kann! Sie heißen Sustainable Development Goals, kurz SDGs. Viele dieser • Auberginen Das Buch, welches erklärt, was beim Klimawandel passiert, wurde in der Ziele haben einen direkten Bezug zu den AWO Grundwerten. Aus die- • Blumenkohl Kategorie Junior-Wissensbücher zum besten Wissenschaftsbuch des sem Grund hat der AWO Bundesverband die Kampagne #wirarbeiten- • Kartoffeln Jahres 2020 ausgezeichnet. dran entwickelt, um Nachhaltigkeit auch in der AWO zu fördern. Alle • Kürbisse ISBN 978-3-407-75469-1. Erschienen im Verlag Beltz & Gelberg. Infos unter www.wirarbeitendran.awo.org 6 7
A W O G E M E I N S C H A F T / S OZ I AL Kerstin Saathoff und Gemeinschaft Unterstützung AWO Jacqueline Ritter im Alltag AWO in Oldenburg Seit Anfang Juli wird das SOZIAL Seniorenbüro der AWO in Oldenburg von Jacqueline Ritter geleitet. Sie folgt der Kollegin Meike Ache, die nach fast 38 Jahren Tätig- keit für die AWO in den Ru- hestand gegangen ist. Mit der Nachfolge übernimmt Frau Ritter auch das Projekt „Hand in Hand“, ein Projekt der of- Konzert vor der Haustür fenen Altenhilfe, welches von der Stadt Oldenburg geför- AWO Wohnanlage Schüttdorf dert wird und in diesem Jahr 10-jähriges Bestehen hat. Die triste Corona-Zeit wurde Anfang Juli vom Gilde-Spiel- Aller guten Dinge sind drei: Auch für ein neues Projekt im mannszug Schüttorf mit einem Ständchen für alle sozia- Raum Oldenburg und Ammerland ist Frau Ritter Ansprech- Die AWO Weser-Ems lebt Gemeinschaft. In unseren Regionen, Kreisverbänden, len Einrichtungen unterbrochen. Auch an der Wohnanlage partnerin. Das von der Aktion Mensch geförderte Projekt Ortsvereinen und in den einzelnen Einrichtungen steht das Miteinander der AWO in Schüttdorf erfreuten die Spieler*innen die Be- „AWO hilft“ setzt vor allem in der Zeit der Pandemie dar- immer im Fokus. Gemeinsam entwickeln wir neue Konzepte, pflegen schöne wohner*innen mit ihrer Musik. Dabei wurden die Abstands- auf, füreinander da zu sein und sich gegenseitig zu unter- Traditionen und kommen zusammen – offen für alle, die dabei sein möchten. regeln selbstverständlich eingehalten. Viele genossen die stützen. Ehrenamtliche helfen Menschen, bei denen sich aufmunternden Melodien auf ihren Terrassen. Danke an durch die neue Situation ein Unterstützungsbedarf erge- den Spielmannszug für die schöne Unterhaltung! ben hat, durch Begleitung beim Einkaufen, Spaziergänge Musik verbindet – trotz Sicherheitsabstand und mit einem offenen Ohr. Interner Projektpartner ist AWO Nachbarschaftsbüro Deichhorst organisiert „Wanderndes Konzert“ Gemeinsam gegen Langeweile die AWO Trialog Weser-Ems. Die Kollegin Kerstin Saathoff, Rasteder*innen spenden Unterhaltung langjährige Mitarbeiterin und Leiterin der Psychosozialen Der Tag der Nachbar*innen am 29. Mai wurde in geworfen oder im Eimer heruntergelassen wurden. Auf- Assistenz Stadt Oldenburg und Landkreis Ammerland, un- Die Beratungsstelle für Freiwilligendienste der AWO hatte Delmenhorst-Deichhorst mit einem „Wandernden Kon- grund der Kontaktbeschränkungen mussten alle in ihren terstützt „AWO hilft“. mit Beginn der coronabedingten Kontaktbeschränkun- zert“ gefeiert. Da ein Straßen- Wohnungen bleiben, aber eine gen einen Aufruf gestartet. Dem Motto „Gemeinsam gegen fest wegen der Corona-Pande- ältere russische Dame tanzte für Wenn auch Sie unterstützen möchten oder jemanden ken- Langeweile“ folgten viele Rasteder Bürger*innen und stell- mie nicht möglich war, hat das alle auf den Rasenflächen zwi- nen, dem das Projekt guttun würde, zögern Sie nicht. Ihre ten Spiele und Bücher für Kinder und Jugendliche zur Ver- AWO Nachbarschaftsbüro über schen den Häusern und ani- Ansprechpartnerin, Jacqueline Ritter, freut sich über die fügung. Im Gespräch mit dem Familienbüro der Gemein- die Musikschule „Strings“ zwei mierte die Nachbar*innen zum Kontaktaufnahme. deverwaltung entstand die Idee, die restlichen Spiele und Musiker engagiert, die an ver- Mitklatschen und Mittanzen auf Telefon: 0441 36105972 oder 0176 10005464 Bücher dem Treffpunkt „MitEinAnder“ zur Nutzung zu über- schiedenen Standorten für die den Balkonen. E-Mail: jacqueline.ritter@awo-ol.de lassen. Die Begegnungsstätte „MitEinAnder“ existiert bereits Bewohner*innen musiziert ha- seit fünf Jahren und wird durch eingeworbene Projektmit- ben. Ein Akkordeonspieler und Maria Margraf und Cornelia tel finanziert. Rund 200 Spiele und Bücher gingen schließ- ein Saxophonist sorgten für gute Lindemann-Ridder vom AWO lich in die Hände der Kreisvolkshochschule Ammerland Laune und Begeisterung. Sie Nachbarschaftsbüro Deichhorst über. Die Sammlung wurde von der AWO übergeben und spielten bekannte Stücke mit und der Vorsitzende des Stadt- vom Treffpunkt „MitEinAnder“ an Familien verteilt. jazzigem Einschlag, Balkanmu- teilbeirates Reiner Franke verteil- Anne Brandt (links), Abteilungsleiterin der Beratungsstelle für sik und Evergreens. Dafür wurden sie mit Süßigkeiten und ten kleine Tüten mit Aufmerksamkeiten für die Kinder und Freiwilligendienste, Nadine Daries, Sozialpädagogische kleinen Geldgeschenken belohnt, die von den Balkonen Rosen für die Frauen. Fachkraft vom Treffpunkt „MitEinAnder“ 8 9
A W O G E M E I N S C H A F T / S OZ I AL Willkommene Aufmerksamkeiten Gegen Einsamkeit und Isolation Marianne-Sternberg-Haus in Jever AWO Kreisverband Grafschaft Bentheim Zusammen stark AWO und Diakonie in Norden Danke für die vielen liebevollen Zuwendungen von Ge- Die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Daniela De Ridder schäftsleuten aus Jever und Umgebung, aber auch von war zu Gast beim AWO Kreisverband Grafschaft Bentheim Um in der Corona-Krise die Versorgungssicherheit privaten ehrenamtlichen Helfer*innen: Eis vom italieni- e. V. in Nordhorn und kam mit Geschäftsführer Thomas für alle Kund*innen der AWO und Diakonie in N orden schen Eiscafé Cortina, frischer Kuchen vom Bäcker, päd- Foppe, dem stellvertretenden Vorsitzenden Eduard sicherzustellen, tauschten sich die Geschäftsführun- agogische Spiele der Firma Stuckenbrok, selbstgenähte Reimers sowie der Pflegedienstleitung Dietlinde Rüther gen und Pflegedienstleitungen beider Wohlfahrtsver- Mundschutze, ein Frühlingsstrauß, Süßigkeiten oder eine ins Gespräch. Dabei standen vor allem die Auswirkungen bände bei einem gemeinsamen Treffen aus. „Wir wer- Gesangsstunde vor der Einrichtung. Viele Menschen haben der Corona-Pandemie auf soziale Einrichtungen im Fokus. den uns gegenseitig in allen Bereichen unterstützen, in den letzten Wochen durch diese Gesten gezeigt, dass sie sodass die pflegerische Versorgung unserer Kund*in- Dass vor allem ältere und pflegebedürftige Menschen die Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen wertschätzen nen s ichergestellt werden kann. Unsere ambulanten besonders von den Einschränkungen im Alltag betrof- und die tägliche Arbeit am Menschen unter den aktuellen Pflegekund*innen bei AWO und Diakonie brauchen sich fen sind, machte De Ridder im Austausch deutlich. Ihr sei Verhältnissen zu würdigen wissen. diesbezüglich keine Sorgen m achen“, so Florian Eiben, Vielen Dank es deshalb wichtig, für diese Personengruppe eine aus- AWO Kreisverband Norden e. V., und Dieter Hülsebus, für die Blumen gewogene Balance zwischen Schutz und Kontakt zu fin- Spuckschutz-Spende Diakonie Norden. Blumenspende für den den, um der sozialen Isolation entgegenzutreten. Über Sprachheilkindergarten Aurich AWO Wohnpark Wiesmoor den Wegfall des geselligen Miteinanders berichtete auch Gemeinsam betonten beide Geschäftsführer, dass sie Eduard Reimers: „Viele Senior*innen haben sich regelmä- stolz auf ihre Mitarbeiter*innen sind, die sich in die- Großartigen Einsatz zeigten Dennis Theilken und sein Besonders groß war die ßig in unseren Einrichtungen zum Kaffeetrinken getrof- ser Krise vorbildlich engagieren und sich vor allem Ge- Vater, Haralt Theilken. Sie bauten für die Arbeit der thera- Freude über eine Blumen- fen, gemeinsam gelacht und sich ausgetauscht. Nun sind danken um die Versorgung der Menschen in der Re- peutischen Mitarbeiter*innen im Sprachheilkindergarten spende von Lars Dehne, In- die Begegnungsstätten menschenleer – viele Senior*in- gion machen. „Unsere Mitarbeiter*innen sind immer Aurich Spuckschutze aus Plexiglas. Danke für das hand- haber von Dehne Topfpflan- nen leiden unter der Einsamkeit.“ Auch Dietlinde Rüther ‚systemrelevant‘ gewesen, aber erst jetzt merken viele, werkliche Geschick und den ehrenamtlichen Einsatz. zen in Wiesmoor. Nachdem Beate Gressler, Leiterin nimmt in der ambulanten Pflege zunehmend das Prob- was täglich im ambulanten Pflegebereich von den Kräf- der Einrichtung in Wiesmoor, einen Artikel über die lem der sozialen Isolation wahr. Nicht selten seien die ten geleistet wird.“ Derzeit werden von beiden Verbän- geplante Entsorgung der Pflanzen gelesen hat, bat sie Mitarbeiter*innen des Pflegedienstes der einzige soziale den täglich circa 600 Kunden*innen ambulant versorgt. um eine Spende für den Wohnpark. Lars Dehne kam Kontakt, den die Menschen am Tag hätten. Die Bundes- „Wir wünschen uns, dass dieses bei allen Verantwort- dem Wunsch nach, und so erreichte die Blütenpracht tagsabgeordnete kennt die schwierige Situation und äu- lichen in der Politik und auch bei den Krankenkassen schon am nächsten Tag die Einrichtung. Kaum hatte ßert sich klar: „Es ist wichtig, dass wir nun Perspektiven zukünftig berücksichtigt wird“, so Eiben und Hülsebus der Hausmeister die Blumen eingepflanzt, bewunder- aufzeigen: Wie kann soziales Leben unter Einhaltung des weiter. Um die ambulanten Pflegedienste in der aktu- ten erste Bewohner*innen bereits die bunte Vielfalt. Infektionsschutzes zukünftig stattfinden?“ ellen Situation von bürokratischen Aufgaben zu entlas- Die Bewohner*innen in der Pflegeeinrichtung Dennoch gab es im Gespräch auch zuversichtliche Töne. ten, wäre es daher derzeit erforderlich, dass die Lan- Wiesmoor erleben seit Wochen eine Ausnahmesitu- Thomas Foppe erläuterte, dass der Kreisverband bislang desverbände der Krankenkassen in Niedersachsen ation. Um diese schwierige Phase ein wenig aufzu- gut durch die Krise gekommen sei. Auch dank der heraus- kurzfristige, unbürokratische und einheitliche Verein- fangen, wurde das Betreuungsprogramm erweitert: ragenden Arbeit der rund 130 Mitarbeiter*innen und der barungen auf den Weg bringen, um zum Beispiel die Es wurde ein iPad angeschafft und die Angehörigen etwa 70 ehrenamtlichen Helfer*innen sei die AWO in der ärztlichen Verordnungen für einen längeren Zeitraum haben nun die Möglichkeit, mit den Bewohner*in- Grafschaft Bentheim gut aufgestellt. sicherzustellen. nen zu skypen oder per Videoanruf Kontakt auf- „Auch das Bereitstellen von ausreichendem Schutzma- zunehmen. Einige Bewohner*innen nähen unter terial wie Masken und Schutzkittel sollte dringend zen- Anleitung der Betreuungskraft Mund-Nasen-Schutz- tral im Land Niedersachsen o rganisiert werden, damit masken für das Personal. Für ein strahlendes Gesicht wir unsere Kunden*innen und Mitarbeiter*innen aus- bei den Senior*innen sorgen auch die Briefe und v. l. n. r. Eduard Reimers, reichend schützen können“, so AWO Geschäftsführer Karten der Familie. Außerdem erreichen zahlreiche Dr. Daniela De Ridder, Thomas Foppe, Florian Eiben. Die AWO und die Diakonie stehen seit gemalte Bilder mit lieben Grüßen von Kindern die Dietlinde Rüther über 100 Jahren den Menschen in unserer Region, ins- Einrichtung – eine sehr schöne Geste, über die sich besondere in Notsituationen zur Verfügung. alle freuen. 10 11
GESE LLSCH ARFU T B/ RPSYC I K / HI KATS CEHE GOERR I EK R ANKU NG E N GES ELLS C HA FT / PFLEGE Begegnung auf I ch hätte vorab nie vermu- Petra-Marias Leben war nicht im- gefiel mir aber gar nicht.“ Ihr Bild tet, dass es hier so schön ist“, mer ganz einfach. Sie wuchs bei der "besonderen Wohnformen" schwärmt Petra-Maria Stol- den Großeltern auf, die Mutter be- war damit negativ gezeichnet. Dass Augenhöhe zenberg, Bewohnerin der Wohn- reits psychisch erkrankt und lei- das nicht überall so sein muss, er- anlage am Mühlenhof in Rastede – der auch recht uneinsichtig. Das lebt sie seit gut 5 Jahren. So lange eine Einrichtung der AWO Trialog brachte Petra-Maria als Erwach- wohnt sie bereits in Rastede und Weser-Ems GmbH für Menschen sene an ihre Grenzen. Sie wollte lebt aktuell in der Wohngemein- mit psychischer Erkrankung. „So sich so viel wie möglich um sie schaft Helgoland. „Okay, die Män- Selbstbestimmt wohnen und leben. Das ist es, was sich Menschen mit viel Grün draußen, das Schwimm- kümmern, war damit allerdings ner in meiner WG sind manchmal psychischen Erkrankungen wünschen. Die AWO Trialog Weser-Ems bad gleich nebenan und ich kann völlig überfordert und brauchte ir- etwas faul, aber wir kriegen das erfüllt ihnen diesen Wunsch auf besondere Weise. selbstbestimmt alles so gestalten, gendwann selbst Hilfe. „Ich hatte hin“, erzählt sie lachend. Wichtig wie ich das möchte“, ergänzt sie be- mir vor Rastede bereits eine an- ist ihr auch, dass sie ihre Rückzugs- geistert. dere Einrichtung angesehen. Die möglichkeit hat. In ihrem Einzel- 12 13
GESE LLSCH A F T / PSYC HI S C HE E R K R ANKU NG E N der!“, wirft EX-IN Genesungsleiter so gut wie möglich wieder selbst in DIE AWO TRIALOG WESER EMS Daniel Bock ein, dem dieses Thema die Hand nehmen.“ Massive Ängste MACHT WAS GENAU? besonders am Herzen liegt. begleiteten ihn lange Zeit, doch er Janne Koch, Sozialreferentin und lernte im Verlauf seiner Genesung Prokuristin der Trialog, erklärt Daniel ist ein sogenannter EX-IN anders damit umzugehen. So kam das so: „Wir bieten Menschen mit (Experte durch Erfahrung in der auch sein Selbstbewusstsein Stück psychischer Erkrankung ein vor- Psychiatrie). Ein Betroffener also, für Stück zurück und plötzlich hatte übergehendes oder dauerhaftes der während seiner Genesungs- er auch wieder Ziele im Leben. Zuhause inklusive notwendiger phase die Ausbildung zum EX-IN Assistenz. Dabei bringen wir die machte. Er empfindet es als haar- In der Wohnanlage ist EX-IN Daniel Betroffenen selbst, ihre Angehöri- sträubend, dass Menschen mit psy- für die Bewohner*innen Zuhörer, gen und professionelle Unterstüt- chischen Erkrankungen wie Aliens Ansprechpartner, Sprachrohr und zer*innen zusammen.“ angesehen werden. Als gefährliche Vertrauter auf Augenhöhe. Beide Gestalten wie Joker aus der Batman- Seiten profitieren davon und er Als bedauerlich sieht sie die Tatsa- Filmreihe. Und wenn bei den vielen würde sich wünschen, dass mehr che, dass kaum jemand von diesem Der Garten der Wohnanlage am Mühlenhof in Rastede Kriminalserien die Tore zur Psych- EX-INs auch in Kliniken zugelassen Unterstützungsangebot Kenntnis Petra-Maria Stolzenberg iatrie geöffnet werden, bekommen werden. „Persönliche Erfahrun- hat. Und dass Menschen mit psy- wir dabei Szenarien einer gespens- gen in dem Bereich kannst du kei- chischen Erkrankungen eine oft Nicht ganz unschuldig an der Tatsa- Sofern Angehörige Auffälligkeiten zimmer zeigt sie stolz auf ihre ei- nem Lehrbuch entnehmen.“ Dass jahrelange Odyssee hinter sich che sieht sie, wie ihre beiden Vor- bei Partner*innen, Kindern oder genen Möbel, die sie mitbringen Ich wollte mein Leben er exakt nachempfinden kann, was bringen müssen, bis sie beispiels- redner*innen, die Stigmatisierung Geschwistern feststellen, hilft ent- konnte. „Das gibt mir ein Gefühl so gut wie möglich auch die Betroffenen fühlen, macht weise in der Wohnanlage Rastede solcher Krankheitsbilder. „Das führt scheidend ein offener Umgang. von Zuhausesein.“ wieder selbst in die seine Arbeit in der Wohnanlage so oder in einem anderen Angebot dazu, dass die Erkrankten selbst Dazu möchte Janne Koch auch die Hand nehmen. wertvoll. ankommen können. lange schweigen, sich schämen und Erkrankten selbst ermutigen, wenn Inzwischen kennt sie ihren Körper große Ängste entwickeln, anstatt ak- sie merken, dass irgendetwas aus sehr gut. Wenn sie spürt, dass eine tischen Welt vermittelt, die real in tiv zu werden.“ dem Lot gerät. „Eine psychische Er- Krise im Anmarsch ist, spricht sie der vermittelten Form gar nicht krankung ist nichts Verwerfliches, sofort mit einem*r Mitarbeiter*in existiert. Daniels Krankheitsver- Aktuell leben 59 Klient*innen in Gefährliches und schon gar nichts, der AWO darüber. Meist hilft ihr lauf begann bereits in 2008. Rastede, die von 30 Mitarbeiten- wofür man sich schämen müsste“, dann, die Medikation vorüberge- den betreut werden. Alle sind frei- betont sie. Erste Anlaufstelle neben hend zu erhöhen. Und wenn das DIAGNOSE: PSYCHOSE – willig und gerne dort. „Das Angebot Haus- und Fachärzt*innen ist der nicht ausreicht, lässt sie sich kurz- UND DANACH DAS GANZE der AWO Trialog Weser-Ems GmbH sozialpsychiatrische Dienst des Ge- zeitig in der Klinik behandeln. „Das PROGRAMM! gestaltet sich so individuell wie die sundheitsamtes. Die Berater*innen ist gar nicht schlimm“, resümiert „Ich weiß, wie es sich anfühlt, mit Klient*innen selbst. Die grundsätz- dort ebnen den Weg für alles Wei- sie. „Das hilft mir sogar sehr und ich einer solchen Diagnose relativ ab- liche Arbeit untergliedert sich in die tere. Sie unterstützen beispielsweise werde dabei nicht als Notfall einge- gestempelt und als Notfall in einer drei Fachbereiche Soziale Teilhabe, auch bei der Antragstellung für As- stuft. Das ist mir wichtig.“ Klinik unter Fremdbestimmung un- Arbeit + Beschäftigung und Sucht sistenz-Angebote in Rastede. Mit tergebracht zu sein.“ Wie er sagt, + Prävention“, erklärt Janne Koch Erweiterung des Bundesteilhabe- Mit ihrer Erkrankung geht sie offen holte er sich da selbst wieder raus. weiter. „Selbstbestimmung hat da- gesetzes Anfang des Jahres wurden um. Und das hat seine Gründe: Das „In der Akutphase sind Betroffene bei oberste Priorität. Alles wird ge- die Rechte für Menschen mit seeli- Bild in der Gesellschaft von Men- wenig reflektiert. Das war auch bei meinsam mit den Klient*innen und scher Behinderung in puncto Selbst- schen mit psychischen Erkrankun- mir so. Doch als es mir langsam nach deren Bedürfnissen entschie- bestimmung und sozialer Teilhabe gen ist ihrer Meinung nach falsch. besser ging, suchte ich mir aktiv den“, schließt die Prokuristin ihre entscheidend gestärkt. Mehr dazu Daniel Bock Janne Koch Und es macht Angst! „Kein Wun- Hilfe. Denn ich wollte mein Leben Ausführungen. auf den nachfolgenden Seiten. 14 15
GESE LLSCHA R UFBTR/I KBU/ ND KATE EST G EOIRL IHABE E G E S E TZ GES ELLS C HA FT / H I LFE BEKOMMEN BTHG (Bundesteilhabegesetz) Hilfe bekommen Gesetz zur Stärkung der Teilhabe und Selbstbestimmung Im Mittelpunkt unserer sozialpsychiatrischen Aktivitäten steht von Menschen mit Behinderungen die Wiederherstellung größtmöglicher Eigenkompetenz bei weitgehend selbstständiger Lebensführung ... Ausgrenzung Inklusion mehr Möglichkeiten Umsetzung der Be- Einrichtungszentrierung Personenzentrierung der Teilhabe und hindertenrechtskon- Fremdbestimmung Selbstbestimmung mehr Selbstbestim- Betreuung Assistenz ... durch Psychosoziale ... sowie durch besondere vention der Vereinten Kostenträger Dienstleister mung für Menschen Assistenz ... Wohnformen an folgenden Nationen (UN-BRK) Defizitorientierung Ressourcenorientierung mit Behinderungen Wir bieten professionelle psychosozi- Standorten: ale Assistenz-Angebote für Menschen Wohnanlage Sutthausen (Bild oben) Mehrere Leistungen Abstimmung mit einer psychischen Erkrankung in Wohnlage Am Mühlenhof in Rastede Gesamtplanverfahren für die Eingliederungshilfe Teilhabeplanverfahren PERSONEN- wie aus einer Hand der Leistungen allen Lebensbereichen in Oldenburg, (Bild unten) • ein einziger Reha- aufeinander Landkreis O ldenburg, Landkreis Wohnanlage Am Schölerberg eigenverantwortlich Antrag reicht • Überprüfung der Qualität Ammerland, Osnabrück, Landkreis in Osnabrück • Betroffener der Leistungen Osnabrück und Delmenhorst. Wohnanlage Schlichthorst in Merzen selbstbestimmt, entscheidet • B.E.Ni (Bedarfs- mit über Mehr Informationen unter: Mehr Informationen unter: Ermittlungsinstrument Bedarf an Niedersachsen) www.awo-psa.de www.awo-ol.de/Psychische-Erkrankungen/Besondere-Wohnformen Leistungen Inhalte der individuellen Voraussetzungen SIE HABEN FRAGEN? Unterstützung können sein Freiwilligkeit Gerne informieren und § einfacher Zugang zu unab- Entwicklung und Förderung Volljährigkeit Artikeländerungen Ergänzende unabhängige hängigen Beratungsstellen beraten wir Sie unabhängig ZENTRIERUNG Beratung durch ebenfalls im SGB IX und SGB XII von Perspektiven Bewältigung von und Individueller Hilfebedarf Wunsch nach und kostenfrei. von Behinderung betroffene Eingliederungshilfe ist nicht Menschen Umgang mit Krankheitsfolgen sozialer Teilhabe Teilhabeberatung STATT FÜRSORGE- mehr Teil der Sozial- Rufen Sie uns an unter SYSTEM – MODERNES hilfe, Betroffene Sinnvolle Tagesstruktur und Vorliegen einer müssen nicht 0441 4801-247 TEILHABERECHT Alltagsbewältigung psychiatrischen länger große Stärkung vorhandener Erkrankung bzw. Teile von Ein- Oder schreiben Sie uns eine E-Mail: LEISTUNGEN AM BE- kommen Fähigkeiten einer seelischen DARF DES EINZELNEN info@awo-ol.de und Vermögen Hilfe in K risensituationen Behinderung ORIENTIERT einsetzen Schon gewusst? Leistungen unabhängig von der Wohnform, nur noch abhängig von in- Be h ind er ung sb egri ff Der 10. Oktober ist der Tag der seelischen Gesundheit An diesem Tag soll für die Zunahme psychischer Erkrankungen Folgende Fragen können wir u. a. mit Ihnen klären: dividuellen Bedarfen t- sensibilisiert und Hilfsangebote für Betroffene aufgezeigt werden. Welche Assistenzform ist eine tel gte Barrie wel ren Option für mich? x lung- nd um träc Sinnesbeein- Assistenzleistungen zur selbst- Was ist mit den Kosten? Erfülle ich die V oraussetzungen? htigungen bestimmten und eigenständigen u Bewältigung des Alltags Die Kosten der Leistungen können auf Antrag vom zuständi- Welche Einrichtung ist in meiner Nähe? n gen Träger der Eingliederungshilfe übernommen werden. Erste Wer übernimmt in meinem Fall die in edi b s Erleichterung der Beschäftigung von Menschen mit e Anlaufstelle kann die Ergänzende unabhängige Teilhabebera- Kosten? Behinderungen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tungsstelle (EnTB) sein. Weitere Informationen erhalten Sie gerne Welche Anträge muss ich stellen? © AWO Bezirksverband Weser-Ems e. V. – 09/2020 Reformstufe 1 Reformstufe 2 Reformstufe 3 Reformstufe 4 in e inem persönlichen Gespräch mit uns. An wen kann ich mich wenden? Januar/April 2017 Januar 2018 Januar 2020 Januar 2023 16 AWO Weser-Ems • www.awo-ol.de 17
G E S E L LS C H A F T / PSYC HI S C HE E R K R ANKUN GEN Wie sieht die Arbeit mit psychisch Erkrankten aus? Sprachrohr Es geht um Unterstützung, Assistenz und Förderung von für diejenigen Menschen als Sprachrohr zu hilfsbedürftigen Menschen und um die Begleitung in wirken, die sich außerhalb gesellschaftli- Krisen. Dabei ist das Prinzip der Arbeit immer personen- für Teilhabe cher Normen bewegen“, erklärt sie ihr En- zentriert. Das bedeutet, jede*r einzelne Klient*in gibt den gagement in eigenen Worten. Wie sie sagt, Weg vor, um einen möglichst hohen Grad an Selbststän- hatte sie schon als Kind einen ausgeprägten digkeit zu gewinnen. Dieser sieht bei allen anders aus. Gerechtigkeitssinn und ist damit groß ge- worden, Haltung zu zeigen – und seine Mei- Was für ein Typ sollte ich sein, um in Einrichtungen nung nicht nur zu äußern, sondern damit für psychische Erkrankungen zu arbeiten? auch für Benachteiligte einzustehen. Men- Du bist ein gerechtigkeitsliebender Mensch, dem das schen mit seelischen Erkrankungen liegen Thema Chancengleichheit am Herzen liegt. ihr dabei besonders am Herzen. Wie könnte ein beruflicher Weg aussehen? BEISPIELSWEISE SABINE*: • Praktika in Einrichtungen der Sozialpsychiatrie Eine junge Frau, gebeutelt vom Leben mit • Ausbildung zur Erzieher*in, Heilerziehungspfleger*in einer schweren gesundheitlichen Krise. oder Pflegefachmann*frau z. B. in einem Kindergarten, Die Zeit in der Wohnanlage gab ihr Halt. im Schul- oder Hortbereich Sie begann eine Ausbildung zur OP-Helferin • Ausbildung zum*r Sozialassistenten*in: Die schulische und bekam ihr Leben wieder in den Griff. Ausbildung erfolgt an Berufsfachschulen, dauert i. d. R. „Tschüss und danke für alles“, so ihre Worte, 2 Jahre und führt zu einer staatlichen Abschlussprü- als sie irgendwann wieder selbstständig le- fung. Es gibt auch Ausbildungen, die nach internen Re- ben konnte und in ihre eigene Wohnung gelungen der Bildungsanbieter durchgeführt werden. übersiedelte. • Ergänzung durch eine sozialpsychiatrische Zusatzaus- bildung: Die SPZA vermittelt Basiswissen zur Orientie- ZURÜCK ZU IHREM WERDEGANG, rung im psychiatrischen Alltag und Handlungskompe- der trotz eines „zwangsweisen“ Umweges tenz in unterschiedlichen Problemlagen auf Grundlage recht geradlinig verläuft: Praktikum, Ausbil- einer gemeindepsychiatrischen Perspektive. Es handelt dung zur Erzieherin mit Schwerpunkt Heim- sich i. d. R. um eine berufsbegleitende Weiterbildung, erziehung, Sozialassistentin, Fachkraft für die rund 2 bis 3 Jahre dauert. Hannah Mogdans ist gelernte Erzieherin und mit 29 Jahren Wohnen, sozialpsychiatrische Zusatzausbil- • ambulante Dienste bereits Leiterin der Wohnanlage Sutthausen. Was diesen dung, Einrichtungsleiterin. Beruf für sie so spannend macht, erklärt sich nachfolgend aus Wie und wo kann ich mich bewerben? ihrer persönlichen Geschichte. „Ob Schulabgänger*innen oder Menschen in Bewerber*innen für offene Stellen oder Ausbildungs- I sozialen Berufen, die sich verändern möch- plätze können sich per E-Mail unter jobs@awo-ol.de ch wusste schon als Schülerin, dass ich in der Wohnanlage ten – ihnen steht der Weg in diese Tätig- oder über die Stellenbörse bewerben. Sutthausen arbeiten möchte“, erzählt Hannah M ogdans keit jederzeit offen“, erklärt sie motivierend. www.awo-stellenboerse.de stolz. Und da es leider keinen direkten Weg zu diesem Ziel Zwar gibt es keine direkte spezifische Aus- Die Bewerbungen leiten wir an die entsprechenden gibt, suchte sie einfach den für sich besten heraus. Wie man bildung dafür. Doch wie man an Hannahs inrichtungen weiter. E sieht, mit Erfolg! Mit 29 Jahren leitet sie die Wohnanlage. Die Werdegang sehen kann, finden sich immer AWO ermöglichte es ihr, bereits im jungen Alter solch eine ver- Möglichkeiten. *Name von der Redaktion geändert Noch Fragen? antwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen. Für die Themen Praktika, Aus- und Zusatzausbildung im Bereich psychischer Erkrankungen ist unsere Ansprech- Wenn sie über ihren Beruf spricht, klingt ihre Stimme energie- partnerin Sabrina Eilers auch gern persönlich da: geladen. Die Ärmel hochkrempeln, etwas in der Welt bewegen Eindrücke aus der AWO Wohnanlage Sutthausen: Außenansichten, Zimmer eines Klienten, E-Mail: sabrina.eilers@awo-ol.de zu können, das klingt deutlich dabei durch. „Es ist total schön, Ton-Arbeiten der Klient*innen, Gemeinschaftsküche Telefon: 0441 4801209 18 19
A W O G E M E I N S C H A F T / K I ND E R Zeit für Bewegung GemeinschaftAWO Spende für neues Spielgerät für den Sprachheilkindergarten Aurich Landschaften bauen, mit Geschicklichkeit KINDER erkunden und neue Abenteuer erleben – das ist ab sofort im Sprachheilkindergar- ten Aurich möglich. Dank einer Spende der Glücksspirale konnten neue Spielgeräte für den Bewegungsraum angeschafft werden. Die besonders stabilen Holzgeräte wurden vor etwa hundert Jahren von der Pädago- gin Elfriede Hengstenberg entwickelt. Sie fördern die Achtsamkeit und das Körperbe- wusstsein von Kindern. Außerdem werden sie durch das Spiel mit den Geräten sprach- lich aktiviert, indem sie über ihre Vorhaben reden, Absprachen treffen und kleine Rol- lenspiele durchführen. Alles wird gut Mal- und Bastelpakete vom AWO Kreisverband Wittmund Trost und Pflaster für den Teddy Für Kinder und Jugendliche veränderte „Alles wird gut“ wurden geplant. Päck- Erste-Hilfe-Kurs im sich durch die coronabedingten Kon- chen mit Anschreiben, Kontaktdaten Sprachheilkindergarten Aurich taktbeschränkungen vieles: Sie konn- sowie Mal-, Bastel- und Rätselvorschlä- ten sich nicht mit Freund*innen treffen, gen wurden vorbereitet und den Kin- Auch in diesem Jahr hatten die Kinder des nicht in die Schule, auf den Spiel- oder dern vor die Haustür gelegt. Sprachheilkindergartens Aurich wieder Sportplatz gehen. Trotzdem haben die viel Spaß bei der Ersten Hilfe, die vom DRK Mitarbeiterinnen des AWO Kreisver- Unter den Vorschlägen war auch ein Re- Ortsverband Aurich durchgeführt wurde. bandes Wittmund, die in der Jugend- genbogenbild. Das Zeichen der Hoff- Die Kinder durften ihr Lieblingskuscheltier betreuung tätig sind, Kontakt zu ihnen nung und der Verbundenheit sollte den mitbringen und es mit Pflaster und Ver- gehalten und sich etwas einfallen las- Kindern in dieser schwierigen Zeit Mut band versorgen. Dabei lernten sie, dass sen. Viele Anrufe der Kinder zeigten, machen. Die Regenbogenausmalbilder auch Trösten eine wichtige Erste-Hilfe-Maß- dass diese nicht nur Langeweile haben, wurden zurückgesandt und mit einem nahme ist, die jede*r ausführen kann. sondern auch gerne mit ihren Betreue- Preis für jedes Kind honoriert. An Ide- rinnen etwas besprechen möchten. So enreichtum der kleinen Künstler*innen kamen die Betreuerinnen auf die Idee, mangelte es nicht, und es entstand, als gemeinsam etwas zu tun, ohne sich alle Bilder aneinandergereiht wurden, zu treffen. Wöchentliche Mal-, Rätsel- eine lange bunte Kette, welche die Hoff- und Bastelaktionen unter dem Motto nung der Kinder widerspiegelte. 20 21
L E B E N / VO R O RT Vom Kind-Sein und Ankommen Sich in der Fremde nicht mehr fremd fühlen – das ist es, was das Integrationsprojekt „Stark in die Zukunft“ des AWO Kreisverbandes Wittmund bewirkt und dabei sogar außergewöhnliche Freundschaften zwischen Jung und Alt entstehen lässt. E ine bunt gewürfelte Truppe aus geflüchteten dort so zu Hause, dass sie während der Ausgangsbe- Kindern und sympathischen Senior*innen ge- schränkungen aufgrund von Corona ständig sehn- ben gemeinsam ein Krippenspiel zum Besten suchtsvoll nachfragen: „Wann d ürfen wir endlich wie- und lassen das Publikum staunen. Dieses fulminante derkommen?“ Ende einer tollen Begegnung beginnt zunächst recht schüchtern: An ein Mädchen erinnert sich Projektleiterin Sabine Behrens besonders: Sie sprach weder Deutsch noch Mit einem vorsichtigen ersten Kennenlernen von Jung Englisch und war extrem zurückhaltend. Doch all- und Alt im gemeinsamen Stuhlkreis. Doch die anfäng- mählich taute sie auf, lernte unsere Sprache und be- lichen Berührungsängste sind nach kurzer Zeit verflo- ginnt nun eine Ausbildung. Eine bewegende Ver- gen. Leonore Determann, Vorsitzende des AWO Kreis- wandlung, die den Mitwirkenden Kraft gibt. Denn verbandes Wittmund, erzählt: „Ich konnte gar nicht so die Projektarbeit ist nicht immer einfach, etwa durch viele Matratzen und Decken nachholen, wie plötzlich offen gezeigten Rassismus. Davon lassen sich die Pro- Stimmen laut wurden, an diesem Abend im Gemein- jektverantwortlichen jedoch nicht abhalten und sind schaftshaus übernachten zu wollen.“ Sie beschreibt weiter engagiert dabei. Wer auch Lust hat, an den die dabei entstandenen Verbindungen als „Ein Herz verschiedenen Aktivitäten des Projektes teilzuneh- und eine Seele“. Auch deswegen, da die Senior*innen men, ist herzlich willkommen. aus teils eigenen Erfahrungen sehr gut nachvollziehen können, wie sich die Kinder nach einer Flucht fühlen. Das beschriebene Teilprojekt steht stellvertretend für unterschiedliche Angebote unter dem Dach „Stark in Esens Friedeburg Wittmund Utarp die Zukunft“ – ein Integrationsprojekt der AWO, das Mehrgenerationenhaus „JuSt bi´t Bad“ AWO Wittmund „Kumm Rinn“ von der Aktion Mensch gefördert wird. Verteilt auf „Im Giebel“ Jugend- und Sozialtreff Friedenstraße 16 Hermann-Heeren-Weg 1 vier Standorte (Esens, Friedeburg, Wittmund, Utarp) WO? Westerstraße 12 Schützenweg 23 26409 Wittmund 26556 Utarp im Landkreis Wittmund werden dabei vielfältige An- 26427 Esens 26446 Friedeburg gebote gemacht, von der Müttergruppe bis zur betreu- ten Freizeit: wirkliches Ankommen im neuen Land, mittwochs freitags mittwochs mittwochs 15.30–18.30 Uhr basteln, die Schrecken der Flucht vergessen und ein- fach mal wieder Kind sein. Die Kinder fühlen sich Wann? 16.00–18.30 Uhr 16–18 Uhr 14.30–16.30 Uhr für Eltern 14.00–15.30 Uhr Telefon: 04971 947430 Telefon: 04465 7035 Telefon: 04462 6634 Telefon: 04975 7776936 22 23
LE BEN / A WO UN D I C H HINT ERGRUND / W A S I ST EI GEN TLI C H . . . ? AWO & ICH Viele Menschen sind dabei – sie engagieren sich Was ist eigentlich Toleranz? ehrenamtlich, sind sozial- oder verbandspolitisch aktiv oder unterstützen durch ihren Mitgliedsbei- trag sowie über Spenden soziale Arbeit und Hilfen der AWO. Ganz unterschiedliche Beweggründe Mit unserem Demowagen waren wir beim CSD in Oldenburg dabei. U bringen sie zusammen. nsere Gesellschaft und bedeutet, Menschen in ihrer Welt- und Dialog ein, um Vorurteilen mit A auch die AWO stellen Orte anschauung anzuerkennen und sie schlagkräftigen Argumenten zu be- mina Hanan lebt mit ihrem Mann und ihren Jetzt freut es mich, dass meine Kinder und ich dar, an denen Menschen nicht eines Besseren belehren zu gegnen. Kindern in Esens. Im Rahmen des Projektes mittwochs nun endlich wieder ins Mehrgenera- mit unterschiedlichen Meinun- wollen oder sie zu verspotten. „Stark in die Zukunft“ der AWO und der Aktion tionenhaus können, um alle zu sehen. Während gen, Gewohnheiten oder Weltan- Toleranz lebt von einem freien und Mensch besucht sie mit ihren Kindern jeden Mittwoch der Ausgangsbeschränkungen aufgrund von schauungen zusammen kommen. Jedoch sind noch heute besonders gleichberechtigten Austausch. An- das Mehrgenerationenhaus der AWO. Wir haben sie ge- Corona fanden die Treffen nicht mehr statt. Da Der Begriff Toleranz stammt ur- Minderheiten häufig mit feindse- dere Ideen oder Verhaltensweisen fragt: „Warum bist du dabei?“ stand ich oft nur am Fenster unserer Wohnung, sprünglich aus dem Lateinischen ligen Bemerkungen oder sogar ge- sind so lange zu akzeptieren, wie sie Leonore unten an der Straße und wir winkten uns „tolerare“ und heißt übersetzt walttätigen Übergriffen konfron- mit unseren Grundrechten und den „Vor drei Jahren kam ich mit meinen Kindern nach Esens. zu. Jetzt ist alles wieder etwas entspannter. Die „erdulden“. Dies bedeutet, die An- tiert, etwa weil sie eine dunkle AWO Werten im Einklang stehen. Mein Mann lebte zu diesem Zeitpunkt schon seit zwei Jah- Kinder konnten am ersten Schultag nach den sicht von anderen Menschen anzu- Hautfarbe haben, eine Person Unser Eintreten für eine Gesell- ren dort. Durch den Krieg in Syrien waren wir gezwungen, Sommerferien nachmittags ausgelassen spielen erkennen und neben der eigenen gleichen Geschlechts lieben oder schaft in Vielfalt ist mit unserer Ar- unsere Heimatstadt Aleppo zu verlassen. Anfangs war es und ich habe mit Freundinnen ein paar Runden gelten zu lassen. Tolerantes Verhal- eine Behinderung haben. Die AWO beit für eine gerechte Gesellschaft schwer, Fuß zu fassen in einem fremden Land, in dem ‚Mensch ärgere dich nicht‘ gespielt. Ich hoffe, ten zeigt sich dadurch, dass Mit- eng verbunden. ich niemanden kannte und dessen Sprache ich nicht dass das Projekt weiter fortgesetzt wird und menschen nachsichtig, respektvoll beherrschte. Die Menschen um Leonore Determann künftig auch anderen Menschen helfen kann.“ Toleranz lebt von und freundlich behandelt werden, Doch auch die Toleranz hat sprich- hießen mich aber sofort in ihren Reihen willkommen. gerade wenn jemand anders ist einem freien und wörtlich ihre Grenzen. Es gibt Situ- Ich konnte dort an Deutschkursen teilnehmen und man AWO & DU oder denkt als man selbst. gleichberechtigten ationen oder Meinungen, die nicht beriet mich in behördlichen Angelegenheiten, z. B. wie ich Freiheit, Toleranz, Gerechtigkeit und Austausch. mehr toleriert werden können, selbst ein Formschreiben auf Deutsch aufsetze. Hilfe Gleichheit sind auch Ihre Werte? Sie Ein gutes Beispiel für Toleranz ist etwa menschenverachtende Äuße- zur Selbsthilfe sozusagen. So entwickelte sich auch eine möchten in Not geratene Menschen das Thema Religion: Auch wenn stellt sich gegen jede Form von rungen oder kriminelle Handlun- echte Verbindung zwischen uns. Sie sind ein Teil meiner unterstützen oder neue Projekte z. B. für eine Person selbst nicht gläubig Diskriminierung, Extremismus gen. Hier ist es wichtig, das Ver- Familie geworden, der jederzeit für uns da ist. Außerdem Kinder und Jugendliche auf den Weg ist und das Verhalten nicht nach- oder Rassismus gegenüber Men- halten nicht stillschweigend zu kann ich mich selber einbringen. Bei der interkulturellen bringen? Dann werden Sie Teil unserer vollziehen kann, wird die Religion schen oder Gruppen. Gleichzeitig akzeptieren, sondern Haltung zu Woche habe ich Taboulé für alle gekocht und verschiedene Gemeinschaft. anderer Menschen toleriert. Dies setzt sich die AWO für Aufklärung zeigen und zu widersprechen. Teevariationen aus Ostfriesland und Syrien zubereitet. 24 25
HINT ERGRUND / BEZ I R KSKO NFE RE NZ Demokratie trotzt der Für ein politisches, soziales und gesellschaftliches Pandemie Miteinander: die Bezirkskonferenz der AWO Weser-Ems im November 2020 D ie Bezirkskonferenz ist das höchste Gremium der AWO. Es setzt sich aus den von den Mitglie- dern gewählten Delegierten zusammen. Aus allen Kreisverbänden des Bezirksverbandes kommen die Delegierten zusammen, um über verbands- oder so- zialpolitische Inhalte zu entscheiden. In Form von An- trägen bestimmen sie über die zukünftige Ausrichtung der AWO. Bedingt durch die Corona-Pandemie wurde die Konferenz vom 20. Juni auf den 1. November 2020 verschoben. Die demokratische Mitbestimmung hat eine fundamen- tale Bedeutung für die AWO und entspricht ihrem his- torisch gewachsenen Selbstverständnis. Gerade in die- sen Zeiten sind diese Strukturen wichtiger denn je für das politische, soziale und gesellschaftliche Miteinan- der. Der AWO Bezirksverband Weser-Ems e. V. kommt seiner Verantwortung daher unter zweierlei Gesichts- punkten nach. Zum einen wird die Konferenz zeitnah zum ursprünglich geplanten Termin durchgeführt, um die regelmäßige Legitimation durch die Teilhabe der Mitglieder zu gewährleisten. Zum anderen findet sie in der Weser-Ems-Halle in Oldenburg unter Beachtung ei- nes umfangreichen Hygienekonzepts statt, sodass alle notwendigen Abstände eingehalten werden. In diesem Jahr stehen sowohl die Vorstandswahlen als auch eine umfassende Satzungsänderung auf der Tagesordnung. 26 27
HINT ERGRUND / BEZ I R KSKON FER EN Z Bezirkskonferenz der AWO Weser-Ems Auf der Bezirkskonferenz wurden 2016 zahlreiche Anträge beschlossen, die auf vielerlei Weise Widerhall auf den politischen Ebenen erlebten. Mit den vorliegenden Anträgen für die diesjährige Bezirkskonferenz macht sich der AWO Bezirksverband Weser-Ems e. V. wiederum daran, auch für die nächsten Jahre sozial- und gesellschaftspolitische Vorhaben auf den Weg zu bringen. Worum geht es bei der Satzungsänderung? Qualitätsstandards in KiTas Die Delegierten entscheiden darüber, über ein umfangreiches Kontroll- und Fehlende Fachkräfte, verstärkte Nachfrage 2018 verabschiedete Gute-KiTa-Gesetz der ob das ehrenamtliche Vorstandsmodell Sicherungssystem gegenüber dem ge- von Familien, kaum freie Plätze – das be- Bundesregierung. Forderungen des AWO Be- durch ein Präsidialmodell ersetzt wird. schäftsführenden Vorstand verfügen. Die schrieb die Situation im Feld der Kinderbe- zirksverbandes Weser-Ems wie ein besse- Bedingt ist dies durch die zunehmenden Brückenfunktion zwischen den beiden treuung schon vor der Corona-Krise. Neu rer Betreuungsschlüssel, die weitere Quali- Aufgaben und die damit einhergehende Gremien nimmt hierbei der Präsidialaus- hinzugekommen sind eingeschränkte Öff- fizierung von Mitarbeiter*innen oder auch Verantwortung, die bislang rein ehren- schuss wahr. Dieser besteht aus der*dem nungszeiten, Personalausfälle sowie eine die Stärkung von Leitungskräften wurden amtlich vom Vorstand bewältigt wird. Die Vorsitzenden des Präsidiums sowie den starke Belastung der Leitungen aufgrund im Gesetz berücksichtigt. Dennoch besteht Satzungsänderung sieht vor, dass der eh- Stellvertreter*innen. der weltweiten COVID19-Pandemie. weiterer dringender Handlungsbedarf. Aus renamtliche Vorstand zu einem ehrenamt- diesem Grund wird auf der Bezirkskonferenz lichen Präsidium wird, das durch einen Hinzu kommen kleinere Änderungen im Ein zentraler Antrag der Bezirkskonferenz über einen Antrag mit weiteren Forderun- hauptamtlichen Vorstand, den es selbst Bereich der Abgabenordnung und ande- 2016 forderte, die Qualitätsstandards in den gen entschieden. Dieser umfasst zum Bei- benennt, ergänzt wird. Die Verantwortung rer Gesetzgebungen, etwa zum dritten Ge- KiTas zu verbessern. Seither verzeichnen spiel die Verstetigung der Mittel über die Be- Arbeitsgruppe des Tagesgeschäfts schlecht und der Rechtsprechung über wir eine positive Entwicklung bei diesem fristung bis 2022 hinaus, die Bündelung der Satzung: geht hierbei zu gro- Delegiertenschlüssel. Thema, gerade im Hinblick auf das Ende Ressourcen von Bund, Ländern und Kom- Dr. Lothar Knippert (Stellvertretender ßen Teilen auf das munen als Gemeinschaftsaufgabe, die tarif- Vorsitzender AWO Hauptamt über, wel- Seit der letzten Bezirkskonferenz im Juni liche Ausbildungsvergütung für Berufsfach- Bezirksverband Weser-Ems e. V.) ches durch die stra- 2016 in Emden haben sich zahlreiche Ent- schüler*innen und Quereinstiegsprogramme tegischen Leitlinien wicklungen vollzogen. Auf den nächsten nachhaltig und stärker Wolfgang Wulf (Vorsitzender und die Aufsicht des Seiten geben wir einen Überblick zu den zu finanzieren. Fachausschuss Präsidiums beglei- damaligen Beschlüssen, den bisherigen Verbandliches) tet wird. Das Präsi- sozialpolitischen Veränderungen und Er- Ulla Groskurt (Vorsitzende dium würde nach rungenschaften und den vorliegenden An- Fachausschuss Kinder, der neuen Satzung trägen für die diesjährige Konferenz. Jugend und Familie) 28 29
H I N TER G R U N D / BE Z I R K S KO NF E R E NZ Pflege stärken, Eigenanteile deckeln Armut entgegentreten: Rente, Wohnen, soziale Infrastruktur Die Corona-Krise hat ge- weisen wissenschaftliche Studien wie das Zudem standen auf der Bezirkskonferenz lang nur vereinzelt in den zeigt, welch wichtige, sys- Bremer Rothgang-Gutachten den Weg, 2016 viele weitere sozialpolitische The- niedersächsischen Städten temrelevante Arbeit täg- wie ein entsprechendes bundesweites men auf der Antragsagenda. Die Delegier- und Gemeinden. lich in der Pflege geleistet Personalbemessungsverfahren aussehen ten stimmten für einen Antrag zum Thema wird. Vor diesem Hinter- könnte. Mit Blick auf die steigenden Ei- Rente, der unter anderem ein bedingungs- Auf der Bezirkskonferenz grund wird deutlich, wie genanteile in der Pflege wurde auf der Be- freies Alterseinkommen forderte, um dro- 2020 richtet sich der Blick wichtig es jetzt ist, die seit zirkskonferenz beschlossen, die Investi- hender Altersarmut entgegenzuwirken. Mit auf die soziale Infrastruk- Jahren bestehenden He- tionskosten von Pflegeheimen wieder in Einführung der Grundrente ab 2021 konnte tur vor Ort. In einem An- rausforderungen in die- angemessenem Umfang öffentlich zu fi- hier ein Teilerfolg erzielt werden, jedoch trag wird die Stärkung des sem Bereich anzugehen. nanzieren. Hier gibt es von den Ländern sieht die AWO die daran gekoppelte Ein- Quartiersmanagements Es herrscht ein großer noch keine entsprechenden Signale. kommensprüfung weiterhin kritisch. gefordert, mit dem Ziel Personalbedarf, der je- einer flächendeckenden doch auf einen gleichzei- Auf der diesjährigen Bezirkskonferenz Ein weiterer beschlossener Antrag beinhal- Versorgung der Gemein- tig wachsenden Fachkräf- liegt ein Antrag zur Reform der gesetzli- tete die Stärkung des sozialen Wohnungs- wesenarbeit. Ein zentra- temangel trifft. Es besteht chen Pflegeversicherung vor, in dem zum baus und die Förderung von kommunalen les Merkmal ist dabei die weiter gesellschaftlicher einen für eine Deckelung des Eigenan- Wohnungsbaugesellschaften. Hier be- Kopplung von neuen An- Konsens darüber, dass mehr Ressourcen teils von Pflegebedürftigen plädiert wird steht auf Bundes-, Landes- und kommuna- geboten an bereits bestehende soziale Ein- in das System Pflege fließen müssen. Al- und zum anderen nachdrücklich eine bun- ler Ebene weiterer Handlungsbedarf. Das richtungen und eine langfristige, am bes- lerdings ist aufgrund der Deckelung der deseinheitliche Methodik zur Personal- Bündnis für bezahlbares Wohnen von Um- ten unbefristete Förderung durch Land und Beiträge zur Pflegeversicherung nicht ge- bemessung in der Pflege gefordert wird. weltminister Olaf Lies wie auch das neue Kommune. Die Erfahrung bei bestehenden klärt, woher diese Mittel kommen sollen. Zudem liegen Anträge zum Ausbau des Mieterschutzgesetz auf Landesebene ha- Projekten zeigt schon länger, dass solcher- Pflegestärkungsgesetzes sowie der Per- ben hier Fortschritte gebracht. Fest ver- lei Vorhaben nur Erfolg haben, wenn sie Andrea Meyer-Garbe Auf der Bezirkskonferenz 2016 beschlos- sonalgewinnung in der Pflege vor, in de- ankerte soziale Wohn-Mixe bei der Aus- über Jahrzehnte öffentlich unterstützt wer- Dr. Harald Groth (Vorsitzende (Vorsitzender Fachausschuss Pflege und sen die Delegierten, dass bundeseinheitli- nen für unbürokratische Verfahren und schreibung neuer Wohnbaugebiete auf den. Dafür ist der gesellschaftliche Ertrag AWO Bezirksverband Eingliederungshilfe) che Standards in der Personalbemessung eine sachgerechtere Refinanzierung ge- kommunaler Ebene finden sich jedoch bis- für die gesamte Kommune spürbar. Weser-Ems e. V.) in der Pflege notwendig sind. Inzwischen worben wird. Autonomie in Eingliederungshilfe und Psychiatrie sichern Tarifvertrag Soziales Im Hinblick auf das Bundesteilhabege- cherung haben müssen. Zwar wurde im Der AWO Bezirksverband Weser-Ems e. V. entgegenzuwirken, ist ein für alle gülti- setz, das Ende 2016 erlassen wurde, be- BTHG festgelegt, dass der Zugang gleich- fordert bereits seit vielen Jahren einen Ta- ger Tarifvertrag das entscheidende Mit- schloss die Bezirkskonferenz im gleichen rangig ist, jedoch bestehen bei der Leis- rifvertrag Soziales. Mit einer Resolution tel. Beim AWO Frühjahrsempfang im März Jahr einen Antrag zur besseren gesetz- tungsabgrenzung weiterhin Probleme, machten die Delegierten auf der Bezirks- 2020 erklärte Arbeitsminister Hubertus lichen Abbildung der Schnittstelle zwi- die auf das Ermessen von Verwaltung und konferenz 2016 deutlich, dass ein flächen- Heil, dass er sich ebenfalls für einen Ta- schen Pflege und Eingliederungshilfe. Trägern verlagert und bis heute nicht zu- deckender, allgemeinverbindlicher Tarif- rifvertrag einsetze. Während der Corona- Dieser machte deutlich, dass pflegebe- friedenstellend gelöst wurde. Diese Fra- vertrag dringend notwendig ist, um die Krise verstärkte er diese Forderung und dürftige behinderte Menschen gleicher- gen begleiten wir auch im Hinblick auf Abwärtsspirale, die in der Pflege seit 20 stellte eine baldige Umsetzung in Aussicht. maßen Zugang zu den Leistungen der die aktuell komplexe Umsetzung des Bun- Jahren über die Lohnkosten geführt wird, Sollte dieser Weg sich als nicht gangbar Eingliederungshilfe und der Pflegeversi- desteilhabegesetzes. zu stoppen. Um diesen Abwärtstrend zu erweisen, werden wir uns für ein nieder- stoppen, die Attraktivität sozialer Berufe sächsisches Tariftreuegesetz für die sozi- zu erhöhen und dem Fachkräftemangel alen Dienste einsetzen. 30 31
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