Von der Realität zur Karte - SwissTopo
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swisstopo Info Kartenlesen Von der Realität zur Karte Karten liefern ein vereinfachtes Bild der Erdoberfläche. Kartenlesen Landeskarten verstehen und nutzen Die Realität Realität Die Umwelt, in der wir leben, ist geprägt von komplexen Strukturen. Seit jeher hat der Mensch das Bedürfnis, diese zu erfassen und die Realität vereinfacht abzubilden. gratis Der Mensch ist sich gewohnt, das Gelände aus einem mehr oder weniger hori- zontalen Blickwinkel zu betrachten. Die Herausforderung besteht darin, sich das G esehene in der Luftbildperspektive vorzustellen. Das Luftbild Luftbild Das Luftbild ist eine fotografische Senkrechtaufnahme der Erdoberfläche und dient als wesentliche Quelle zur Nachführung der Landeskarten. Es sind keine weiteren Inhalte wie zum Beispiel Grenzverläufe oder Schriften vorhanden. Diese müssen erst noch erhoben werden. Die Karte Die Karte ist eine verkleinerte und vereinfachte Abbildung eines Ausschnittes Karte der Erdoberfläche. Sie gibt in übersichtlicher und lesbarer Form möglichst vollständig Auskunft über Siedlungen, Wege, Gewässer, Geländeformen, Vegetation sowie E inzelobjekte. Die Vollständigkeit ist in erster Linie vom Mass- stab – dem Verkleinerungsverhältnis – abhängig. Die sinnvolle Reduktion des Karteninhaltes wird als kartografische Generalisierung bezeichnet. Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Landschaftsgedächtnis der Schweiz Confederazione Svizzera Confederaziun svizra Da sich die Wirklichkeit baulich oder landschaftlich fortlaufend verändert, müssen Karten immer wieder aktualisiert werden. Durch das Aufbewahren Bundesamt für Landestopografie swisstopo früherer Karten entsteht ein Landschaftsgedächtnis der Schweiz. www.swisstopo.ch
Realität Kartensignaturen Signaturen sind grafische Zeichen, welche auf Karten Informa- tionen vermitteln. Sie sind einheitlich, einfach und möglichst selbsterklärend gestaltet. Signaturen sind vergleichbar mit Buchstaben einer Sprache. Um aus der Karte eine Vor- stellung vom Aussehen der Landschaft ableiten oder sich im Gelände rasch orientieren zu können, müssen die Signaturen schnell erkannt werden. Die Kartensignaturen lassen sich in folgende Elementgruppen aufteilen: © pascalimhof.com Punktsignaturen [1] Luftbild Darstellungen von lokalen Objekten. z. B. Bäume, Türme, Höhenkoten, Brunnen Liniensignaturen [2] Darstellungen von Objekten, welche einen linienförmigen Verlauf 2 widergeben. z. B. Flüsse, Bäche, Strassen, Wege, Grenzen 1 Flächensignaturen [3] Darstellungen von flächenartigen Objekten. z. B. Wälder, Seen, Obstanlagen, Deponien Schriften [4] 4 Die Schrift ist ein zusätzliches Element, das Karteninhalte genauer ausführt und erläutert. z. B. Ortsnamen, Flurnamen, Bergnamen 3 Karte N Zeichenerklärung Eine Übersicht der Signaturen für die Schweizer Landeskarten gibt die Zeichenerklärung auf der Webseite von swisstopo. www.swisstopo.ch / kartenlesen
Wasserbecken, Schwimmbecken Brunnen Wasserversorgung (Reservoire, Zisterne, Pumpstation) Kartenmassstab Wasserturm Campingplatz Windturbine Der Kartenmassstab gibt das Verhältnis zwischen einer Strecke Golfplatz Staudamm auf der Karte und derselben Strecke in der Natur an. Schrebergarten Staumauer Freidhof Freizeitanlage / Park 1 km = 10 cm 1 : 10 000 Der Kartenmassstab wird in der Form 1 : Massstabszahl Grosse Massstäbe Parkplatz / Verkehrsfläche angegeben, z. B. 1 : 25 000, und bedeutet in diesem Fall, Gruyères dass 1 cm in der Karte 25 000 cm (250 m) in der Natur Lugano-Agno A1 Flugfeld, Regionalflugplatz, Autobahn, im Bau 1 km = 4 cm Flughafen entspricht. ZÜRICH 1 : 25 000 A52 Autostrasse, im Bau Umrechnungshilfe: Heliport 10m-Strasse (>10m), Hartbelag, Naturbelag 1 : 25 000 4 cm = 1 km 1 kNaturbelag m = 2 cm Kartenstrecke in cm geteilt durch 4 = Naturstrecke in km Spital 8m-Strasse / Klinik (> 8m), Hartbelag, 1 : 50 6m-Strasse (> 6m), Hartbelag, 000 Naturbelag 1 : 50 000 2 cm = 1 km Obstanlage Kartenstrecke in cm geteilt durch 2 = Naturstrecke in km 4m-Strasse (> 4m), Hartbelag, Naturbelag Baumschule 3m-Strasse (> 3m), Hartbelag, 1 kNaturbelag, m = 1 cm nicht befahrbar 1 : 100 000 1 cm = 1 km 1 :Naturbelag, 2m-Strasse (> 2m), Hartbelag, 100 000 nicht befahrbar Kartenstrecke in cm = Naturstrecke in km Reben Gebäude 1m-Weg (< 2m), Steg Grosse Massstäbe / Kleine Massstäbe Unterwerk Hochhaus > 25mRoute Markierte Die Genauigkeit einer Karte ist von ihrem Massstab abhän- 1 km = 0.5 cm Offenes gebäude / Treibhaus / Flugdach Wegstück gig. Eine Karte im grossen Massstab stellt ein Gebiet gross Solarkraftwerk 1 : 200 000 und detailliert dar, eine Karte im kleineren Massstab bildet Kleine Massstäbe Abgelegener Gasthof Durchfahrtssperre es klein ab. Mit kleiner werdendem Massstab nimmt die Deponie Gebäude Kühlturm Treppe (kurz, lang) verfügbare Kartenfläche und der Detaillierungsgrad ab. Hochhaus Kirchturm>/ 25m sakraler Turm 1 km = 0.2 cm 24 Durchgangsstrasse 1 : 500 000 Offenes Kapellegebäude / Treibhaus / Flugdach 288 Verbindungsstrasse A48 Oftringen Abgelegener Gasthof Turm Autobahnanschluss Kühlturm Aussichtsturm 1 km = 0.1 cm V45 Härkingen Autobahnverzweigung Kirchturm Hochkamin / sakraler Turm 1 : 1 Mio Raststätte Thurau Kapelle Triangulationspyramide Welcher Massstab zu welchem Zweck: Turm Bildstock / Gipfelkreuz 1 : 10 000 lokale Orientierung Galerie / gedeckte Brücke 1 : 25 000 Wandern, Bergsteigen, Mountainbiken Aussichtsturm Denkmal 1 : 50 000 Wandern, Radfahren Hochkamin Mauer, Ruine 1 : 100 000 Übersicht Radfahren, motorisierter Verkehr Tunnel Triangulationspyramide Trockenmauer 1 : 200 000 bis motorisierter Verkehr, Übersicht 1 : 1 Mio Bildstock / Gipfelkreuz Lawinenverbauung Die Kartografie versucht, die Symbole sowohl grafisch als auch farblich möglichst realitätsnah darzustellen. Denkmal Sportplatz Mauer, Ruine
Generalisierung Höhenkurven Durch die kartografische Generalisierung wird eine Karte Höhenkurven verbinden Punkte gleicher Höhe. Dank ihnen inhaltlich und grafisch vereinfacht. können Geländeformen wie Hügel und Täler dargestellt werden. Höhenkurven sind Linien in der Karte, die Punkte mit glei- Die gleiche Fläche in cher Höhe verbinden. Der Höhenunterschied zwischen zwei verschiedenen Mass- benachbarten Höhenkurven wird als Äquidistanz bezeichnet. stäben abgebildet. Für die Landeskarten gelten folgende Äquidistanzen: • 1 : 10 000 = 10 m • 1 : 25 000 = Mittelland, Jura: 10 m / Alpen: 20 m • 1 : 50 000 = 20 m • 1 : 100 000 = 50 m • 1 : 200 000 = 100 m Anhand der Höhenkurven können verschiedene, wichtige Aussagen über die Geländeformen gewonnen werden. Durch deren Verlauf und Abstand lassen sich Geländefor- men wie z. B. Bergrücken [1], Täler [2] oder Mulden [3] © naturfreunde.at erkennen. Dabei gelten folgende Grundsätze: 1 : 10 000 Je weiter die Höhenkurven auseinanderliegen, desto flacher Mit kleiner werdendem Massstab nimmt die verfügbare ist das Gelände. [4] Kartenfläche ab, um die entsprechenden Inhalte darzustel- Je näher die Höhenkurven beieinanderliegen, desto steiler len. Bei der Kartenproduktion wird der Inhalt daher nach ist das Gelände. [5] Bedeutung ausgewählt, vereinfacht, zusammengefasst oder hervorgehoben. Dadurch wird eine optimale Lesbarkeit und Verwendbarkeit der Karte angestrebt. Dieser Vorgang wird als kartografische Generalisierung bezeichnet. 1 : 25 000 Beispiel Für die gleiche Landesfläche steht im Massstab 1 : 100 000 hundertmal weniger Platz zur Verfügung als im Massstab 1 : 10 000. 1 : 50 000 Tipp: In den Landeskarten 1 : 10 000, 1 : 25 000 und 1 : 50 000 ent- spricht der Abstand des Koordinatengitters in der Natur im- mer 1 km. 1 : 100 000
Relief und Fels Beschriftungssystem Das Relief und der Fels dienen zur Darstellung des Geländes und Die Beschriftung in Karten ermöglicht das rasche und eindeutige helfen dem Betrachter, zusammen mit den Höhenkurven, bei der Auffinden von Orten und Objekten. Geländeinterpretation. Durch die Betonung von Schattentönen wird eine dreidimensional wirkende Darstel- Je nach Art und Bedeutung des bezeichneten Objektes wird eine bestimmte Schriftart lung erzeugt. Eine Karte wirkt durch die Reliefanwendung plastischer und ist daher in und Schriftgrösse verwendet. So werden zum Beispiel Ortschaften, welche gleich wie Bezug auf die Geländedarstellung wesentlich besser lesbar. die p olitische Gemeinde heissen, aufrechtstehend geschrieben. Alle anderen Ortschaf- Die Felsdarstellung hilft bei der Interpretation von gebirgigen Gebieten und ist in ten sowie Ortsteile und Quartiere werden schrägliegend angeschrieben. Die Grösse Kombination mit den Höhenkurven unverzichtbar. der Siedlungsnamen richtet sich nach der Einwohnerzahl. Relief Um eine gute Lesbarkeit der aus Platzgründen teilweise sehr kleinen Beschriftung zu erreichen, wird in den Schweizer Landeskarten die prägnante serifenlose Frutiger- Schrift verwendet. Die Beleuchtung für das Relief wird von links oben (Nordwest) angenommen. Dies entspricht zwar nicht der natürlichen Besonnung, dafür aber der Gewohnheit des Gehirns. Dieses ist sich gewohnt, dass das Licht von oben kommt. Mit einem hellen Gelb wird die Wirkung der Schattierung verstärkt. Felsdarstellung Schriftbeispiele Die Felsdarstellung der Landeskarten gibt die felsigen Gebiete sehr detailliert und deutlich wieder. Gemeinden Landeskarte mit Relief und Felsdarstellung Orte Ortsteile BASEL LUGANO Oerlikon Bethlehem Berge Piz Bernina Wildhorn Mont Tendre Belchenflue Cima Pescia Pässe Passo del San Gottardo Col de la Croix Hohtürli Oberlugge Gebiets- und Flurnamen Kiental Pfynwald Allmend Grundwald Chlistalde Dank Relief und Felsdarstellung entsteht eine dreidimensional wirkende Karte. Gewässer Thunersee Lac de Joux Greifensee Lago Ritóm Lej dals Chöds
Koordinaten in der Schweiz Produkte und Applikationen Mit Koordinaten kann jeder Punkt der Schweiz exakt ange- Das richtige Produkt für jede Gelegenheit – sowohl analog wie geben werden. auch digital. N Die Schweizer Landeskoordinaten Papierkarten Ausgangspunkt für das Schweizerische Koordina- Nebst dem Landeskartenwerk decken die Papierkarten auch 1300000 tensystem ist Bern mit den Koordinaten Themen wie Wandern, Geologie, Geschichte und Luftfahrt ab. P1 (E1/N1) 2 600 000 / 1 200 000. Mit mySwissMap lässt sich eine personalisierte Karte erstellen. N = 1 200 000 Die erste Zahl bezeichnet die Lage in west-östlicher Infos und Bestellungen unter www.swisstopo.ch /shop E Richtung, die zweite Zahl diejenige in süd-nörd- licher Richtung. Die Millionenstellen 2 und 1 wur- Digitale Produkte den mit der neuen Landesvermessung (Landesver- In digitaler Form sind unter anderem Karten, Luftbilder und Landschaftsmodelle erhältlich. Digitale Standardprodukte sind 1100000 messung 1995) eingeführt. Die Zahlen sind Meterangaben und können darum kostenlos und können frei genutzt werden. E = 2 600 000 2500000 2700000 2800000 auch zum Messen verwendet werden. Mehr Informationen unter www.swisstopo.ch /geodata Geografisches Gradnetz Schweizer Koordinaten Kartenviewer und App Koordinatenangaben auf der Landeskarte Karten und Geodaten lassen sich ganz einfach auf Auf den Landeskarten sind die Schweizer Landes- map.geo.admin.ch entdecken. Mit dem Kartenviewer können koordinaten in Form eines rechtwinkligen Koordi- Geodaten betrachtet und auch ausgedruckt werden. natennetzes eingetragen. In den Massstäben Die swisstopo-App bringt die Landeskarten und viele Themen 1 : 25 000 und 1 : 50 000 handelt es sich um ein für Freizeit und Beruf auf das Smartphone oder Tablet. 1-km-Netz mit einer Maschenweite von 4 cm be- Mehr Informationen unter www.swisstopo.ch /app ziehungsweise 2 cm. Am Kartenrand sind zusätzlich geografische Koor- dinaten in blau zu finden. Die Längen und Breiten sind in Grad und Minuten angegeben. Eine Koordinate bestimmen Ausgangspunkt ist immer der Schnittpunkt zweier 1 160 000 Koordinatenlinien unten links. Von dort aus wer- Nordwert (N): den die Meter gegen Osten und gegen Norden ge- 1 159 800 messen oder geschätzt. Tipp: Um Missverständnisse oder Fehler, speziell 1 159 000 in Notsituationen, zu vermeiden, sollte die Koor- 2 629 000 2 630 000 dinatenangabe immer mit weiteren Ortsangaben Ausgangspunkt: Ostwert (E): 2 629 000 / 1 159 000 2 629 390 ergänzt werden wie beispielsweise Kanton, Ge- meinde, Höhe, Tal oder Gipfelname. Das Hoganthorn hat die Koordinaten: 2 629 390 / 1 159 800 Der Kartenviewer des Bundes – mit eingeblendeten Wanderwegen und der Landeskarte 1 : 50 000.
Kartenlesen leicht gemacht Ein Beispiel: Von Hirsegg nach Kemmeribodenbad Route Grün (via Salwideli) Route Orange (via Alp Schlund – Chlus) Route Rot (via Bodenhütten – Hängst – Schibegütsch) Start- / Zielpunkt Ausschnitt: 1189 Sörenberg, 1 : 25 000
Vorbereitung mit Karten Routenanalyse und Routenwahl Aus der Karte lassen sich etliche Faktoren für die Wahl Eine sorgfältige und überlegte Planung bringt Sicherheit. einer Route interpretieren. Die richtige Karte Route Grün Distanz Für die geplante Route muss die rich- Die Distanz wird mit einem Kartenprogramm am PC, li tige Karte mit dem passenden Aus- 2000 ide n erg auf dem Tablet oder Smartphone ermittelt oder per lw e eb schnitt und dem geeigneten Massstab 1600 Sa hn Distanzmesser oder grober Schätzung auf dem Kar- Sc 1200 gewählt werden. Die Planung mit aktu- tenblatt gemessen. 800 ellen Karten verhindert Überraschun- 0.0 3.0 6.3 9.3km Route Grün: 9.3 km Hirsegg Kemmeribodenbad gen unterwegs. Route Orange: 11.3 km Wird mit digitalen Karten gewandert, Route Rot: 14 km sollte der benötigte Ausschnitt vorgän- gig aufs Smartphone geladen werden Route Orange Höhendifferenz damit er auch offline zur Verfügung d Die Höhendifferenz für Auf- und Abstiege lässt sich lun lus rgl i steht. 2000 ch Ch be durch das Zählen der Höhenkurven ermitteln oder pS ee 1600 Al hn Sc online mittels der Erstellung eines Höhenprofils auto- 1200 Physische Anforderungen 800 matisch errechnen. 0.0 3.0 5.5 8.3 11.3km Aus der Karte lassen sich Distanz, Höhendifferenz bzw. Auf- Hirsegg Kemmeribodenbad Aufstieg Abstieg und Abstiege, sowie die Wegart herauslesen. Mit diesen Route Grün: 330 m 420 m Angaben lassen sich die ungefähre Gehzeit und die Schwie- Route Orange: 720 m 810 m rigkeit einer Route ermitteln und damit einen realistischen Route Rot: 1020 m 1110 m Route Rot Zeitplan erstellen. Das ist wichtig, um abzuschätzen, ob h st tsc Routenanalyse man den Anforderungen gewachsen ist und über die nötige n ng egü te Hä hib h üt Sc rgl i Route Grün: gute Wege und Fahrstrassen, keine stei- Kondition verfügt. 2000 de n e eb 1600 Bo hn e len Auf- oder Abstiege, nirgends ausgesetzt, einfache Sc Routenverlauf 1200 Orientierungsanforderung. 800 Weitere wichtige Einflussfaktoren, Mit Hilfe der Karte lässt sich die Wegart und -beschaffen- 0.0 2.6 5.7 7.9 11 14km Route Orange: Abschnitte auf Pfad, Weg und Fahr- Hirsegg Kemmeribodenbad die bei der Planung zu berücksichti- heit erkennen. Gibt es weglose Abschnitte, steigen die strasse, mässig steile Aufstiege, im Bereich Chlus gen sind: Orientierungsanforderungen. Sind Hindernisse zu queren Distanzen und Höhendifferenzen müssen in der Vor- möglicherweise ausgesetzt, einfache bis mittlere Jahreszeit und Wetter: Ist das Wetter oder enthält die Route ausgesetzte Wege, sollte genügend bereitung unbedingt beachtet werden. Orientierungsanforderung. gut oder ist mit Niederschlag, Gewitter Zeit eingerechnet werden. Route Rot: Abschnitte auf Pfad, Weg, Fahrstrasse und oder Nebel zu rechnen? Ist der Boden tro- weglos. Sehr steile Auf- und Abstiege, die Route über cken oder nass, liegt Laub? Liegt in hö- Markante Wegpunkte bestimmen die Schratten erfordert Trittsicherheit, ausgesetzte heren Lagen Schnee? Es empfiehlt sich bei der Planung markante Wegpunkte zu Passagen auf Grat Hängst bis Schibegütsch, hohe Ori- bestimmen. Dies dient der besseren Orientierung und der Gepäck und Ausrüstung: Trage ich viel entierungsanforderungen mit weglosen Passagen. Etappierung der Route. Gepäck? Sind die Proviant- und Getränke- reserven ausreichend? Ist die Kleidung der Tipp: Geplante Route auf der Karte markieren Routenwahl Jahreszeit entsprechend? Trage ich feste, und mögliche Alternativen für schwierige Ab- Nach der Routenanalyse kann unter Berücksichtigung der Route angepasste Schuhe? schnitte ermitteln. der Einflussfaktoren die passende Route gewählt wer- den.
Marschzeitberechnung für Wanderungen Orientierung im Gelände Die Berechnung der Marschzeit ist ein zentraler Punkt bei Karte ausrichten und Standort bestimmen jeder Tourenplanung. Mit vielen Routenplanungs-Apps lassen sich Marschzeiten Um eine Karte nach Norden auszurichten und den eigenen automatisch berechnen. Standort in der Natur zu bestimmen, leisten heute Navigati- onsgeräte oder Smartphones mit Karten-Apps gute Dienste. Eine Faustformel hilft, die Marschzeit für kleine Gruppen sel- Die Geräte werden mittels Satelliten geortet, wodurch der ber abzuschätzen: Standort festgestellt werden kann. Für Wanderer ist es wich- Richtwert: tig, auch ohne ein technisches Hilfsmittel den eigenen 1 Kilometer flach auf Weg 15 Min. Standort bestimmen zu können. pro 100 m Steigung + 15 Min. pro 200 m mittlerer-steiler Abstieg + 15 Min. Alle topografischen Karten sind genordet, d. h. am oberen leichtes Gefälle 10 % Zeitabzug Kartenrand ist Norden. Um sich mit einer Karte in der Natur orientieren zu können, ist es wichtig, zuerst die Nordrich- Beispiel tung zu bestimmen. Die rote Route von Hirsegg nach Kemmeribodenbad ergibt die folgenden Eckwerte: Karte ausrichten Distanz von 14 km 14 x 15 Min. = 210 Min. Am einfachsten wird die Karte mit dem Kompass nach Nor- Aufstieg von 1000 m 10 x 15 Min. = 150 Min. den gerichtet. Die Karte kann aber auch anhand gut er- 300 m steiler Abstieg 1.5 x 15 Min. = 22.5 Min. kennbarer Linien in der Natur wie Strassen, Flussläufe oder 5 km leichtes Gefälle – 0.1 x (5 x 15 Min.) = –7.5 Min. Waldränder ausgerichtet werden. Geschätzte Marschzeit (inkl. kurzer Pausen): = 375 Min. Standort bestimmen = 6 h 15 Min. Ist die Karte nach Norden ausgerichtet, sucht man markante Punkte in der näheren Umgebung (z. B. Kirchturm, Brücke, Weitere Faktoren Strassenkreuzung) und ordnet diese der Karte zu. Die Marschzeitberechnung kommt dort zum Karte mit Hilfe des Kompasses oder auf dem Zuge, wo keine Zeitangaben vorhanden sind. Schneller als üblich: Smartphone automatisch ausrichten. alleine, ohne Gepäck, bei kühleren Temperaturen, auf guten Wegen, bei leichtem Gefälle, am Morgen gut ausgeruht Langsamer als üblich: in Gruppen, mit schwerem Gepäck, bei Hitze, in schwie- rigem Gelände, nach dem Mittag, mit zunehmender Dauer der Tour, im Schnee Tipp: Die Papierkarte lässt sich auch mit dem Smartphone ausrichten. Dazu die Kompassfunktion nutzen und das Ge- Wichtig: Pausen separat zur Marschzeit hinzurechnen und rät entlang der Koordinatengitterlinien auf die Papierkarte Pausenplätze mit Hilfe der Karte im Voraus einplanen. legen. Zusammen drehen bis beides gegen Norden zeigt.
Kompass als Orientierungshilfsmittel Orientierungsarbeit unterwegs Einnorden und Richtungsübertragung Der Daumengriff hilft Orientierungsfehler zu vermeiden. Einnorden mit Kompass Der Kompass Für die Orientierung ist eine aktuelle Karte hilfreich. Unter- 1. Kompassnadel zeigt nach Norden. Durch die naturbedingte Ausrichtung der Magnetnadel wegs wird das Gelände regelmässig mit der Karte ver- nach Norden, erleichtert der Kompass die Orientierung im glichen, um sicherzustellen, dass man sich auf der richtigen Gelände. Dieser Vorteil kommt vor allem bei Nebel oder in Route befindet. unübersichtlicher Umgebung (z. B. Wald) zum Tragen. Die Nordrichtung anzuzeigen und die Übertragung einer Daumengriff Richtung von der Karte ins Gelände, sind die Hauptaufga- Die Karte wird am besten auf einen handlichen Ausschnitt ben des Kompasses. gefaltet. Für den Gebrauch ist die Karte stets nach Norden zu orientieren, so dass das Kartenbild analog zur Landschaft Einnorden liegt. Der Daumen auf dem jeweiligen Standort erleichtert 2. Kompassnadel und Karte zeigen nach Norden. Mit dem Kompass lässt sich die Nordrichtung sicher und das Kartenlesen erheblich. einfach bestimmen. 1. Kompass längs an Koordinatengitter anlegen Orientierungsfehler 2. Beides drehen, bis die Magnetnadel zur Nordmarkierung Stimmt die Information auf der Karte nicht mehr mit dem zeigt. Gelände überein, liegt oft ein Orientierungsfehler vor. Fehler beim Kartenlesen sind schnell passiert, zuerst sollte Die Richtungsübertragung aber geprüft werden, ob die Karte aktuell ist oder ob Infor- Die Übertragung einer Richtung von der Karte ins Gelände mationen fehlen (z. B. neues Gebäude, neuer Weg). Falls geschieht nach der 3-Punkte-Regel: tatsächlich ein Fehler beim Kartenlesen passiert ist, ruhig 1. Auf der Karte die Kompasslängskante an die Verbin- bleiben und systematisch vorgehen. dungslinie vom Standpunkt A zum Zielpunkt B anlegen. 2. Drehdose anpassen, bis die Süd-Nord-Linien der Dose parallel zu jenen der Karte laufen (Nordmarkierung Mit dem Daumengriff weiss man immer wo auf Richtungsübertragung oben). der Karte man sich befindet. 1. 2. 3. 3. Drehung des Kompasses, bis sich der Nordteil der Mag- netnadel auf der Nordmarke der Dose einspielt. Die Kom- passlängskante zeigt die gewünschte Marschrichtung. Checkliste bei Fehlern • Karte nach möglichen markanten Standorten absuchen Zu beachten: • zurückgelegte Strecke seit dem letzten sicheren Standort • In der Nähe von Metallgegenständen, Fahrzeugen und überdenken, finden wir Merkmale auf der Karte? Wenn Hochspannungsleitungen kann die Magnetnadel empfind- nicht: lich gestört werden. • Rückkehr zum letzten sicheren Standort. Gelingt dies Drei Schritte um eine Richtung aus der Karte in • Keine grosse Genauigkeit bei der Richtungsübertragung nicht: die Natur zu übertragen. erwarten und darum die Route in kurze Teilstrecken glie- • Punkt mit grosser Übersicht suchen und sich einen Über- dern. blick verschaffen (Anhöhe, Kreuzung, Waldränder)
GNSS – Globales Navigationssatellitensystem Satellitengestützte Navigation Navigieren ohne Orientierungsmerkmale dank Satelliten- Dank Satellitentechnologie leisten Navigationsgeräte und Smart- technologie phones wertvolle Dienste bei der Orientierung im Gelände. Die Systeme Position Globales Navigationssatellitensystem (englisch: global navigation Die Geräte liefern primär Koordinaten und Höhe des aktu- satellite system) oder GNSS ist der Oberbegriff für alle existierenden ellen Standortes und können diese auf einer digitalen Karte und im Aufbau begriffenen Satellitennavigationssysteme. darstellen. Beispiele sind: • GPS (Global Positioning System) der USA Navigation • GLONASS (Global Navigation Satellite System) von Russland Anhand von zuvor eingegebenen Wegpunkten kann eine • Galileo der Europäischen Union Route begangen werden. Das Gerät zeigt laufend die Dis- • Beidou der Volksrepublik China tanz und die Richtung zum nächsten Punkt an. Alle diese Systeme basieren auf einer Satellitenkonstellation von Smartphones bieten dank integriertem Satel- litenempfänger und Karten-Apps gute Möglich- Tracking 24 – 30 Satelliten, welche die Erde in einer Höhe von ca. 20 000 km Satellitenbahnen um die Erde keiten zur Orientierung. Unterwegs werden laufend die Positionen bestimmt und zweimal pro Tag umkreisen. gespeichert. Nach der Tour kann die Route auf dem Gerät oder am Computer ausgewertet werden. Zur Positionsbestimmung braucht es mindestens vier Satel- Hinweis: Verfügbarkeit und liten Tipps Genauigkeit von Satellitensyste- Globale Navigationssatellitensysteme ermöglichen weltweit und • Koordinaten-Einstellungen men können aufgrund von rund um die Uhr dreidimensionale Positionsbestimmungen, wobei Das Gerät auf das Schweizer Koordinatennetz Signalabschattungen (z. B. in en- die Signale von mindestens 4 Satelliten empfangen werden müssen. (Swiss Grid / CH-1903+) einstellen. gen Tälern, Wäldern, dicht be- Dazu braucht es einen Satelliten-Empfänger, wie er heute in allen • Genauigkeit bauten Gebieten) oder in Folge Smartphones eingebaut bzw. als separates Gerät in verschiedenen Um Genauigkeit zu erhöhen: Standort wechseln, von Mehrwegausbreitung Ausführungen auf dem Markt erhältlich ist. Die Genauigkeit für die Arm ausstrecken oder später messen. (z. B. Reflexionen an Gebäuden) Lagekoordinaten beträgt ungefähr 5 bis 10 Meter. Für die Höhen- • Batterie / Akku eingeschränkt sein. bestimmung muss in der Regel mit zwei- bis dreifach schlechteren Gerät nur kurz einschalten, Ersatzbatterien oder Werten gerechnet werden. Powerbank mitführen. Achtung: Ein Navigationsgerät erkennt keine Gefahren wie Gletscherspalten oder lawinengefährdete Hänge. Satelliten- gestützte Navigation bietet viele Möglichkeiten und Hilfe- stellungen, ersetzt aber weder Kartenlese- noch Bergkennt- nisse. Als Rückfallebene eine Karte im Gepäck zu haben, ist nie falsch.
Karten auf dem Smartphone Sicherheit und Notfall Smartphones bieten eine Fülle an Funktionalitäten – Gefahren vermindern und richtig reagieren auch zum Navigieren. Zur Orientierung bilden Smartphones mit Karten-Apps eine günstige Wer mit Karten unterwegs ist, bewegt sich oft in den Bergen und in unwegsamem und vielseitige Alternative zu einem Navigations-Gerät. Mit dem Gelände. Dies birgt Gefahren. Eine gute Vorbereitung und ein defensives Verhalten un- Smartphone lassen sich viele praktische Funktionen vereinen. terwegs sind wichtig, um Unfälle zu vermeiden. Im Notfall Ruhe bewahren, Übersicht Die geplante Route wird einfach eingegeben und führt den Wande- gewinnen, nachdenken und handeln. rer zu seinem Ziel. Das Ampel-Schema hilft beim Verhalten bei einem Notfall. Mit dem integrierten Satellitenempfänger kann die Position fast jederzeit bestimmt werden – auch ohne Mobilfunknetz. Situation überblicken • Was ist geschehen? Zu beachten: Rot = Schauen • Wer ist beteiligt? • Wer ist betroffen? • Die meisten Smartphones sind nicht für den Outdoor-Einsatz • Wie viele sind betroffen? gedacht, also weder robust noch wetterfest. Gefahren erkennen • Die satellitengestützte Navigation, die Darstellung von Karten • Gefahr für Unfallopfer? und die häufig aktivierte Hintergrundbeleuchtung verbrauchen Gelb = Denken • Gefahr für Helfende? viel Energie. • Gefahr für andere Personen? • In entlegenen Gebieten besteht keine Netzverbindung um Karten Für Sicherheit sorgen herunterzuladen. Grün = Handeln Nothilfe leisten • Die Displays vieler Smartphones sind im Sonnenlicht nur schwer abzulesen. Fachhilfe 112 Internationale Notrufnummer • Wer ruft an? alarmieren 144 Sanitätsnotruf • Was ist passiert? Kartenausschnitte und Route vorgängig herunterladen und 1414 Rega • Wann ist es passiert? mit Offline-Karte navigieren. • Wo (genaue Ortsangabe mit Ersatz-Akku oder Powerbank mitnehmen und unnötige Funk- Koordinaten und Ortsnamen)? tionen deaktivieren. • Wie viele Verletzte? Papierkarte als Rückfallebene mitnehmen. • Weitere Gefahren? Bei Helikopter-Alarmierung zusätzlich: • Stromleitungen • Seile • Wetter am Unfallort Die swisstopo-App Signale für den Rettungshelikopter: Die App bringt die Landeskarten der Schweiz zusammen mit vielen weiteren Themen Tipp: In unwegsamem Gelände zuerst die Rega JA Hilfe notwendig wie Wandern, Velofahren, Schneesport oder Aviatik aufs Smartphone. alarmieren. (Arme nicht bewegen) Die kostenlose Notfall-App der Rega Y wie Yes übermittelt bei einer Alarmierung NEIN Keine Hilfe notwendig auch gleich die Standortangaben des (Arme nicht bewegen) Anrufers. N wie No www.swisstopo.ch /app Jetzt kostenlos downloaden www.swisstopo.ch / kartenlesen © 2021 Bundesamt für Landestopografie swisstopo, 3084 Wabern
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