Coaching Magazin - Violeta Mikic
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9 771866 484006 Praxis erleben | Wissen erweitern Coaching Magazin ISSN 1866-4849 Konzeption Spotlight Wissenschaft Team-Coaching | S 24 Chatbots im Coaching | S 34 Gründer-Coaching | S 50 Was Humor im Coaching bewirken kann Andreas Steinhübel im Interview | S 14 Ausgabe 4|2019 www.coaching-magazin.de D/A/CH: 24,80 €
Coaching Magazin – Praxis – Führungskräfte auf der Bühne Die Rolle der individuellen Persönlichkeit im Auftritts-Coaching Von Violeta Mikić Führungskräfte stehen im Blickpunkt. Im Rahmen öffentlicher Auftritte bemerken es aufmerksame Beobachter schnell, wenn die verbal geäußerte Botschaft und der nonverbale Ausdruck nicht miteinander harmonieren. Ein möglicher Grund: Die Art der Inszenierung steht nicht in Überein- stimmung mit der individuellen Persönlichkeit des Protagonisten. Das hier vorgestellte Coaching zielte darauf ab, den Klienten mit seinen Emo- tionen in Kontakt zu bringen und diese – auch unter Einsatz von Schau- spieltechniken – maßgeblich in die Auftrittsgestaltung zu integrieren. 4|2019 – S 29
Coaching Magazin – Praxis – Die Anforderungen an Führungskräfte sind tiert, fast schon menschenscheu. Dies spiegelte schwierige Übung bestand darin, den Klienten heute sehr facettenreich: Zwischen Wissens- sich in seinem Auftreten wider: Seine Beschei- einfühlsam zu ermutigen, urteilsfrei auf sich transfer und Leistungsschau müssen Manager denheit und Scheu waren deutlich zu spüren, selbst zu schauen – sich selbst zu begegnen. Aufbruch stiften und Ziele abstecken können, außerdem war die anstehende Aktionärsver- sowohl persönlich engagiert sein als auch für sammlung sein erster großer öffentlicher Auf- Selbstwahrnehmung – Außenwirkung alle gemeinsam handeln. Nicht zuletzt sollen tritt als Vertreter des Unternehmens. Aktionä- sie natürlich sympathisch sein, sich aber auch re aus der ganzen Welt wurden erwartet. Für Der Klient war groß gewachsen, schlank, wiederum nicht von den Eindrücken anderer das Unternehmen wie für den Klienten war sprach mit monotoner Stimme und nahm abhängig machen. Kurz: Fach- und Führungs- dieser Auftritt von besonderer Bedeutung; er kaum bis gar keinen Augenkontakt auf. Dies kräfte müssen gleichzeitig dirigieren und souf- hatte Symbolcharakter. wirkte sich auf sein verbales und nonverbales flieren. Hier gelassen zu bleiben, wäre selbst Auftreten – auf seinen Bewegungsapparat – für gelernte Schauspieler eine hochkomplexe Der Kommunikationschef machte sich gro- aus. Der Mann erschien in seiner Wirkungs- Vorlage. ße Sorgen, ob die positive Nachricht auch so kompetenz erstarrt und war körperlich extrem ankommen würde. Firmenintern wurde be- angespannt. Insgesamt stellte sich nur schwer Auf Jahrestagungen, Aktionärsversammlun- fürchtet, dass die Aktionäre die guten Zahlen ein Kontakt zwischen ihm und seinem Dia- gen, Präsentationen oder Presseveranstaltun- aufgrund des Auftretens des Klienten nicht logpartner, dem Publikum, her. Der Coach gen verdichtet sich der Anspruch nochmals, glauben und womöglich abspringen würden. erkannte schnell, dass der Klient nicht nur insofern Unternehmenspersonal vor einem Die Situation wurde als hochbrisant einge- unter Schüchternheit, sondern auch unter ei- Publikum zu bestehen hat. Tatsächlich dreht stuft, auch weil die verbleibende Zeit bis zur ner Auftritts-Versagensangst litt. Wenn sich zur sich im Managementsektor einiges um Auf- 1,5-stündigen Präsentation knapp war. Dem Nervosität die Angst dazugesellt, wird ein au- tritt, Szene und Showelemente, nur dass Füh- Klienten wurde ein Coaching zur Vorberei- thentischer Auftritt unmöglich. Seine Atmung rungskräfte nun einmal keine Bühnenangehö- tung angeraten, das er umgehend annahm. Vier war kurz und flach, die Bewegungen waren rige sind. Nach der im Folgenden vorgestellten Coaching-Sitzungen à drei Stunden standen klein und behäbig, seine monotone Stimme und anhand eines Praxisfalls illustrierten bis zur Aktionärsversammlung zur Verfügung. spiegelte sich im Gestus wider. Seine Füße Coaching-Methode müssen sie das aber auch Der Klient sollte für seinen öffentlichen Auf- waren nach innen gerichtet, ein Gang ent- nicht sein. Hier geht es darum – ausgehend tritt vorbereitet und die bereits geschriebene lang der Bühne kaum möglich, da er sich aus vom Charakter und Temperament des Kli- Rede – ideal auf ihn angepasst – inszeniert Angst am Stehpult festhalten musste. Wenn enten – seinen ganz individuellen Stil im öf- werden. Ziel war ein überzeugender, authen- er dieses dann doch verließ, eher vorsichtig, fentlichen Auftritt sichtbar zu machen und so tischer Auftritt, bei dem Inhalt und Ausdruck schleichend, blieb der Radius sehr klein. Seine durch Authentizität zu überzeugen. Bei diesem übereinstimmen. Füße verließen kaum den Boden, die Schultern Coaching lernen Führungskräfte, sich selbst blieben hochgezogen. glaubwürdig zu „performen“, schnellstmöglich Das Ziel: Individuell, authentisch und bühnentauglich zu werden, selbst mit trocke- überzeugend auftreten Seine an sich positive Botschaft widersprach nen Inhalten das Publikum zu unterhalten und seinem Auftreten, das eher seinen Wunsch beim Erwerb dieser Kompetenzen ihre Persön- Der Coach machte deutlich, dass ein erfolgrei- nach Rückzug und Flucht signalisierte. So hät- lichkeit weiterzuentwickeln. cher Auftritt nur in Übereinstimmung mit der ten die Aktionäre die positive Botschaft miss- individuellen Persönlichkeit des Klienten zu ent- verstehen müssen, denn sieht der Zuschauer Praxisfall wickeln sei. Der Klient verstand, dass das Coa- etwas anderes als er hört, ist er irritiert und ching bzw. die individuelle Inszenierung seines wird dem Gesehenen mit einiger Wahrschein- Der Klient war als Global Business Director Auftrittes sich keinesfalls darauf beschränken lichkeit mehr vertrauen als dem Gehörten. Der fachlich und wirtschaftlich sehr erfolgreich, würde, ihm einige Präsentationstechniken an Auftritt bleibt dann als nicht authentisch in hatte die Firma weit nach vorne gebracht, die Hand zu geben. Erinnerung. Das sollte auf jeden Fall verhin- die Zahlen waren hervorragend. Seine erste dert werden. internationale Aktionärsversammlung stand Beobachten, Aufnehmen bevor: Er sollte die Bilanz des laufenden Jahres Um den Coaching-Prozess positiv in Gang zu vorstellen und darüber berichten, wie das Un- Zunächst galt es, den Klienten überhaupt an setzen, galt es, eine Vertrauensebene zwischen ternehmen aktuell aufgestellt war. Inhaltlich seine Selbst- und Fremdwahrnehmung heran- Coach und Klienten herzustellen sowie Poten- gab es keinerlei Grund zur Besorgnis. zuführen. Dafür wurden Filmaufnahmen von tiale und Möglichkeiten für einen gelungenen ihm gemacht. Er sollte sich selbst betrachten, Auftritt anhand seiner individuellen Persön- Allerdings war der Klient bei aller fachlichen ohne dabei ein Urteil zu fällen. Was war rein auf lichkeit zu entwickeln. Dazu musste zunächst Kompetenz und allem Erfolg sehr introver- der Sachebene zu sehen? Die erste, durchaus klargestellt werden, dass es nicht darum gehen 4|2019 – S 30
Coaching Magazin – Praxis – würde, ihm seine Individualität abzutrainieren, wurden auf der Grundlage seiner zurückhal- der Regel nichts anderes als innere Befind- und er sie sich auch nicht mühsam abgewöh- tenden Art, die diesem Anteil seiner Persön- lichkeit. Im Dialog mit dem Coach galt es, die nen sollte. lichkeit innewohnenden Ressourcen und Poten- eigenen Gefühle zu erkennen und zu benennen tiale herausgearbeitet. Nur so konnte er auf der sowie den Mut zu entwickeln, intuitiv auf die Herausforderung: Schüchtern sein und Bühne authentisch und glaubwürdig handeln. Stimmung im Publikum zu reagieren und so dennoch nahbar werden Es galt, die Nachricht so zu übermitteln, wie Resonanz zu erzeugen. sie inhaltlich gemeint war; nämlich die her- Entscheidend für das Coaching in dieser Phase ausragend positiven Ergebnisse des Vorjahres Als dem Klienten klar wurde, dass seine In- war es, den Klienten dabei zu begleiten und zu verkünden. trovertiertheit kein Makel ist, sondern als sein behutsam dorthin zu führen, sich selbst und ureigenes Potential gewürdigt und er ermun- seiner individuellen Persönlichkeit zu vertrauen Es ging dezidiert nicht darum, den häufig noch tert wurde, sie als seine Besonderheit zu nutzen, – ein Aspekt, der für ihn eine besondere Her- geltenden Bildern von Top-Managern, wie sie konnte er frei mit ihr spielen und seine Indi- ausforderung darstellte, zumal öffentliche Auf- zu sein und zu erscheinen haben, zu entspre- vidualität entfalten. Nun konnte er anfangen, tritte häufig von außen an Führungspersön- chen. Solange Führungskräfte nach wie vor bewusst er selbst zu sein. Dies eröffnete ihm lichkeiten herangetragen werden und für jene, ihre Persönlichkeit und Gefühle zu Hause neue Erfahrungen und wirkungsvolle Mög- die ungern vor Publikum auftreten, besonders lassen müssen, bleiben sie kontaktlos, ohne lichkeiten: Fortan konnte er stärker von innen schwierig sind. Der Klient stand enorm unter Zugang zu ihrem inneren Sein. Das führt zu heraus agieren. Dafür musste er kontinuier- Druck und glaubte, er müsse permanent die unbefriedigenden Ergebnissen für alle Seiten. lich weiter in Kontakt mit seinen Gefühlen eigene Persönlichkeit unterdrücken und ent- Mittlerweile ist Wandel in dieser Hinsicht zu gebracht werden. gegen seiner Natur extrovertiert erscheinen. beobachten: Manager dürfen und sollen sogar Das ging mit großen Energie- und Kraftver- nahbarer sein und werden immer mehr dazu Instrumentenmix: Schauspiel, Körper lusten einher, die so für die Entfaltung eines ermuntert, sich mit ihrer individuellen Persön- und Gestaltungsarbeit authentischen Auftritts nicht mehr zur Verfü- lichkeit in der Öffentlichkeit zu zeigen. Nur so gung standen. Er war so sehr damit beschäftigt, stellt sich ein tragfähiger Kontakt her und der Um sie für den Auftritt zu nutzen, wurden dem seine Nervosität und Angst zu unterdrücken, Auftritt überzeugt. Was aber ist zu tun, wenn – Klienten im nächsten Schritt verschiedene In- dass er nicht in der Lage war, das Publikum in wie in diesem Fall – der Klient mit der eigenen strumente aus dem Bereich des Schauspiels seinen Bedürfnissen wahrzunehmen. Es war Schüchternheit hadert? sowie der Atem-, Körper- und Gestalttherapie zu befürchten, dass zwischen ihm und seinen an die Hand gegeben – immer zugeschnitten Zuhörern kein positiver Austausch, keine Re- Perspektivwechsel: Die vermeintliche auf seine Bedürfnisse und Möglichkeiten. sonanz stattfinden würde – etwas, was sich das Schwäche als Ressource (an)erkennen Nachdem psychologisch eine Klärung und Publikum, neben den Informationen, Daten, ein Haltungswechsel stattgefunden hatten, Zahlen und Fakten etc. aber wünscht. Im Coaching wurde dem Klienten eine andere rückte der Körper als Ausdrucksinstrument in Haltung zu seiner vermeintlichen Schwäche den Fokus. Dem Klienten wurde bewusst, dass Umso wichtiger war es, ihn im Coaching da- vermittelt. Dazu musste er sich selbst gut ken- sein Auftritt immer auch Beziehungsarbeit mit rin zu bestärken, mit seiner Persönlichkeit zu nenlernen und mit sich und seinen Emotionen dem Publikum sein wird und Emotionen dabei arbeiten – nicht gegen sie: Schritt für Schritt in Kontakt kommen, denn ein Auftritt ist in eine Schlüsselrolle einnehmen. Alle Gefühle Systemisch denken und beraten 216.000 wirkungsvolle Affirmationen Dieses Buch ist „Sein Buch will dazu anleiten, eine unglaubliche einen individuellen Weg zu Meisterleistung.“ neuer Autorität zu finden, Edgar Schein weist aber weit darüber hin- aus.“ Winfried Kretschmer changeX C. Otto Scharmer Wilhelm Geisbauer Essentials der Theorie U Führen mit Neuer Autorität Sabine Ebersberger / Michael Bohne Grundprinzipien und Stärke entwickeln Der Selbstwert-Generator Anwendungen für sich und das Team Im Handumdrehen zu einem starken Selbstwert 173 Seiten, Kt, 2019 166 Seiten, Kt, 2018 65 Seiten, Wire-o-Bindung, 2019 € 24,95 € 19,95 € 29,95 ISBN 978-3-8497-0274-8 ISBN 978-3-8497-0219-9 ISBN 978-3-8497-0265-6 Auf www.carl-auer.de bestellt – deutschlandweit portofrei geliefert! Unsere finden Sie hier: www.carl-auer.de/ebooks Carl-Auer Verlag a Coaching Magazin 4-19.indd 1 27.09.19 11:01 4|2019 – S 31
Coaching Magazin – Praxis – sind im Körper als Repräsentationsfläche ab- liert, dass er bessere Handlungsoptionen be- auf ihn zu richten? Das erforderte Zeit und ein gebildet. Um das einsetzen zu können, muss- züglich seiner Wirkung bekam. Zu jeder seiner Gefühl für das Publikum. Von den nonverba- te der Klient in Kontakt mit seinem Körper Emotionen wurde ein Gestus miterarbeitet. Es len Signalen des Publikums hängt der Rhyth- kommen, ein Bewusstsein für ihn entwickeln. wurde danach geforscht, welche Gesten er zu mus ab. War es unruhig, konnte der Klient es den unterschiedlichen Gefühlen und Inhal- mit einem gelasseneren Gang beruhigen, und Körperarbeit mit den Mitteln des ten mit einem guten Zugang zu seiner Intro- umgekehrt mit einem dynamischeren Bewe- Schauspiels vertiertheit einsetzen konnte. Dem Klienten gungsstil wecken, da die Bewegungen über das Kontinuierlich wurde eine auf den Klienten konnte gut vermittelt werden, wie wichtig es Auge auf den Zuschauer wirken. Um zu regu- zugeschnittene Performance entwickelt. An- für ihn und das Publikum ist, seine Botschaft lieren, musste der Klient aber die nonverbalen ders als bei Schauspielern, die stets mit ihren auf allen Ebenen (Körper, Sprache, Haltung Signale des Publikums erkennen. Einmal auf Gefühlen in Kontakt sind und eine Rolle jeder- etc.) eindeutig zu zeigen. der Bühne angekommen, folgte die nächste zeit auch körperlich ausfüllen können, muss- Stufe: das Dirigieren der Zuschaueraugen. te beim Klienten diese Haltung so adaptiert Auf der Bühne und mit der Bühne arbeiten Wann sollte der Blick auf die Leinwand, wann werden, dass sie für ihn angemessen zu über- Immer mehr wurde mit der konkreten Büh- auf ihn gerichtet werden? Welche Gesten, nehmen war und seine Schamgrenzen gewahrt nensituation gearbeitet. Es galt, ein Bewusst- Worte und Haltungen konnte er dafür einset- wurden. Diese wurden stets im Auge behalten. sein für die Größe der Bühne, seine eigene zen? Wie wird der Gestus zum Zeigestock? Ein Keinesfalls wurde von ihm etwas eingefordert, Körpergröße, sein Bezug zum Raum etc. zu permanenter Wechsel fand zwischen Sprache für das er sich hätte schämen können. Obers- entwickeln. Wie sollte er auf die Bühne kom- und Gestus statt. Dafür brauchte es aber Mut, te Priorität hatte die Wahrung seiner Integri- men? Der Atmung kam dabei eine besondere denn Angst unterdrückt in der Regel den Ges- tät. Fortwährend wurden seine persönlichen Rolle zu: Bereits während des Aufstehens vom tus. Wie konnte der Gestus zum Dirigenten Grenzen ausgelotet – das Coaching bewegte Stuhl lernte er, die Ausatmung als Kraftimpuls seiner Sprache und Stimme werden? In diesem sich immer auch an der Schwelle zur Persön- zu nutzen. Atmet man beim Aufstehen ein, wie Fall wurde dem Gestus erlaubt, introvertiert lichkeitsentwicklung und -entfaltung. er dies zunächst tat, bremst dies den Laufvor- und ängstlich sein zu dürfen. Das war für den gang ab und man wirkt behäbig. Hochatmung Körper und die innerpsychische Haltung eine Ausgehend davon, dass jeder Gedanke eine beim Gehen wirkt sich ebenfalls sofort negativ notwendige Befreiung. All dies musste der Klient Emotion impliziert und die Kombination aus auf Stimme und Gestus aus: Sie werden dünn in Proben erst einmal erfahren, spüren und Gedanken und Gefühlen nonverbal durch und gebrochen bzw. abgebremst. auch ausprobieren. Dafür brauchte er viel Ver- Gestik, Mimik und Körperhaltung zur in- trauen zum und Sicherheit durch den Coach. dividuellen Ausstrahlung führt, wurden die Welches Tempo war angemessen, wann konn- Gefühle des Klienten mit den Gedanken der te er innehalten, kurz stehenbleiben und dem Gefühle übertragen Rede verbunden und durch Worte so formu- Publikum so die Möglichkeit geben, den Blick Es ging darum, sein authentisches Selbst 4|2019 – S 32
Coaching Magazin – Praxis – freizulegen – sein Gebaren zu finden, wenn blikum in Kontakt. Sobald man auf der Bühne er zuvor ein Bild von sich herstellen wollte, er sich frei, unbeobachtet und nicht bewertet steht, geht es um den Zuschauer und darum, das er weder ausfüllen noch wirklich werden fühlte. Einige Textpassagen wurden seinem das Gesagte beim Hörer ankommen zu lassen, wollte: ein perfekt auf die Bühne zugeschnit- Sprechstil angepasst. Dabei wurde in den von die Wirkung des Gesagten zu steuern und den tener Manager. Gemeinsam wurde ein Weg der PR-Abteilung verfassten Redetext einge- Vortrag so verlaufen zu lassen, dass sich das gefunden, mit dem er sich heute noch bei griffen. Der Inhalt war klar definiert, Stil und Publikum mitgenommen fühlt. Bühnen- und Konferenzauftritten wohlfühlt. Wortwahl mussten jedoch der Persönlichkeit Sobald wir nicht mehr alleine sind, treten wir des Klienten angeglichen und geprobt wer- Zunehmend konnte er seinen Auftritt und die auf. Die Präsenz des Individuums ist dabei das den. Der Coach hat hierfür mit Gefühlslisten eigene Wirkung besser kontrollieren, auch einzige, das zur Glaubwürdigkeit beiträgt. gearbeitet und mit dem Klienten die ihm zur wenn dies selbstverständlich nur bis zu einem Verfügung stehenden und passenden Gefühle bestimmten Grad regulierbar ist. Die Bühne Der Klient tritt mittlerweile viel selbstbewuss- auf die Rede nonverbal übertragen. bietet dafür jedoch mannigfaltige Möglich- ter auf. Er kann seine Wirkung trotz seiner keiten. Begleitet und unterstützt vom Coach nach wie vor bestehenden Schüchternheit Schritt für Schritt wurde der Auftritt durch- wurde er zum Co-Regisseur seines Auftritts. besser steuern und seine Persönlichkeit nun gegangen. Gemeinsam wurde ausgelotet, wie auf das ausrichten, was er zu sagen hat – in viele unterschiedliche Haltungen der Klient Der Coach sprach den Auftritt mit dem ganzen Abhängigkeit zu dem, was er beim Publikum einnehmen und mit welchen Gefühlen er Bühnenteam (Ton, Licht, Anschlussregie) ab. erreichen möchte. diese verbinden konnte. Wo war ein Gedan- Wo steht der Vortragende? Ist eine Leinwand kengang zu Ende und wie konnte das mit ei- mit dabei, wo stehen die Kameras, wie ist das ner passenden Geste, der Mimik, der Stimme Licht zu lenken etc.? Häufig wird dieser Aspekt Die Autorin und Körperhaltung des Klienten verknüpft vernachlässigt, Hauptsache die Bühne ist aus- werden? Konnten Gedankengänge auch als geleuchtet und der Akteur auf der Leinwand Gänge über die Bühne abgeschritten werden? für das Publikum zu sehen. Unterschiedliche Gefühle entsprachen jeweils einem eigenen Gang. Zu klären war, wo war er Für die Vortragenden ist dies häufig eine Dop- sicher, wo motivierend, wo überzeugend und pelbelastung: Auf der einen Seite sprechen sie wo beschwichtigend – all das verbunden mit zu den Zuhörern, auf der anderen Seite sind sie seiner Introvertiertheit. auf der Leinwand zu sehen. Viele müssen sich damit erst anfreunden. Das menschliche Auge Foto: Joachim Gern Kontinuierlich wurde die Gefühlspalette er- nimmt anders war als das der Kamera. Für ei- weitert – auch indem der Coach den Klienten nen gelungenen Auftritt bedarf es all dieser unterstützte, unbewusste Emotionen zu ergrün- Aspekte, die den Akteur ideal in Szene setzen. den. Bei unpassenden, widersprüchlichen Gefühlen wurde nach Alternativen gesucht, Fazit: Introvertiertheit diese dann entsprechend angepasst und aus- als Markenzeichen Violeta Mikić ist Regisseurin für gedrückt. Bei der Begrüßung sagte er z.B.: „Ich Business- und Medienauftritte, freue mich, dass Sie so zahlreich erschienen Für den Klienten wurde seine Introvertiertheit Coach im Bereich Topmanagement sind.“ Dies hat er eher traurig und abweisend zu seinem Markenzeichen, womit er indivi- und spezialisiert auf deklariert. Es gab zwei Möglichkeiten: (1) Das duell und auch ausdrucksstark sein konnte. Persönlichkeitsentwicklung, Gefühl der Freude in Körper, Stimme und Sichtbar wurden auch weitere Aspekte seiner Körpersprache und Kommunikation. Gestus zu integrieren oder (2) die Worte an Persönlichkeit: seine Eleganz und ein ganz Mit individuell zugeschnittenen sein Gefühl anzupassen. Leichter fiel es dem besonderer schüchterner Charme. Der Kli- Methoden der Darstellenden Künste, Klienten, das Gefühl und einige Töne etwas zu ent fühlte sich immer wohler in seiner Haut. der Körperarbeit, der Systemischen verändern. Statt traurig und abweisend wur- Die Bühne wurde so zu einem Ort, an dem er Beratung und der Gestalttherapie den ihm bekannte Gefühle wie ernsthaft und Selbstwirksamkeit erfahren konnte. begleitet sie ihre Klienten aus der schüchtern-charmant integriert. Aus „Ich freue internationalen Wirtschaft, Kultur und mich ...“ wurde: „Es bedeutet mir viel, dass Sie Der Auftritt selbst verlief sehr erfolgreich. Fest- Politik. heute so zahlreich erschienen sind.“ zustellen, dass er auf der Bühne er selbst sein www.violeta-mikic.de darf und damit vom Publikum auch noch Lob www.coach-datenbank.de/coach/violeta- Nachdem der Klient besser in Kontakt mit sich erntet, war für den Klienten ein großes Aha- mikic.html war, kam er auch mehr und mehr mit dem Pu- Erlebnis. Er ist sich bewusst geworden, dass 4|2019 – S 33
Coaching Magazin – Dialog – Impressum Das Letzte Herausgeber: Christopher Rauen Gesellschaft mit beschränkter Haftung Rosenstraße 21 | 49424 Goldenstedt | Deutschland Tel.: +49 541 98256-778 | Fax: -779 E-Mail: coaching-magazin@rauen.de Internet: www.rauen.de Vertretungsberechtigter Geschäftsführer: Dr. Christopher Rauen Sitz der Gesellschaft: Goldenstedt Registergericht: Amtsgericht Oldenburg Registernummer: HRB 112101 USt-IdNr.: DE232403504 Inhaltlich Verantwortlicher i.S.d.P. und gemäß § 5 TMG: Dr. Christopher Rauen (Anschrift wie oben) Redaktion: David Ebermann (de) – Chefredakteur Dr. Christopher Rauen (cr) Alexandra Plath (ap) Dawid Barczynski (db) E-Mail an die Redaktion: redaktion@coaching-magazin.de Abonnement: Jahresabo (4 Ausgaben) | Print: 69,80 € inkl. USt. zzgl. Versandkosten (Deutschland 1,50 € pro EBERMANN: Insbesondere in kleineren Un- EBERMANN: Für den Kulturschock bedarf Ausgabe, EU & Schweiz 4,00 € pro Ausgabe, weltweit ternehmen ist das Du im Kommen, nicht sel- es nicht zwingend einer Auslandsreise. Die 6,00 € pro Ausgabe) | Digital: ab 59,80 € inkl. USt. www.coaching-magazin.de/abo ten auch über Hierarchiegrenzen hinweg. Diese angesprochene Umfrage weist starke bran- Entwicklung stellt nicht nur eine gefühlte Wahr- chenspezifische Unterschiede aus. Demnach Erscheinungsweise: Vierteljährlich heit dar, sondern geht auch aus einer Umfrage hält sich das Sie vor allem unter Beamten Anzeigenredaktion: hervor. Mode oder sinnvoller Kulturwandel? hartnäckig, während es im IT-Bereich eher anzeigen@rauen.de | Tel.: +49 541 98256-778 | Fax: -779 selten vorzufinden ist. Ich denke, das über- Mediadaten & Anzeigenpreise: RAUEN: Vermutlich von beidem etwas. Es rascht Dich nicht … www.coaching-magazin.de/mediadaten.htm kommt eben darauf an, was der Grund und was Konzeption & Gestaltung: www.werdewelt.info das Ziel ist – wenn es das gibt. In den Nieder- RAUEN: Naja, IT und das Internet sind ja Bild-Quellennachweis: Titelseite © vlavetal | S. 4, 24 © Corepics VOF | S. 4, 29 © Annette Shaff | S. 5, 34 © sdecoret | S. 5, 45 © Who is Danny | S. 5, 50,52 landen und Skandinavien ist die Zivilisation für manche Leute bis heute Ausland … äh … © Sergey Nivens | S. 5, 55 © sirtravelalot | S. 32 © metamorworks | S. 37 © jedenfalls noch nicht zusammengebrochen, Neuland. everything possible | S. 39 © Stanislav71 | S. 41 © jakkapan | S. 43 © Lucky Business | S. 47 © Monster Ztudio weil man sich duzt. Benutzung unter Lizenz von Shutterstock.com EBERMANN: In gewisser Weise lag die Druck: FROMM GmbH & Co. KG | EBERMANN: In Schweden löste das ein- Kanzlerin allerdings nicht ganz daneben: Die Breiter Gang 10–16 | 49074 Osnabrück druckhaus@fromm-os.de | www.fromm-os.de heitliche Duzen eine umständliche und recht Folgen der Digitalisierung sind in ihrem Aus- stark von Hierarchie geprägte Sprachordnung maß nur zu erahnen. Die Frage, ob man sich Hinweise: Das Coaching-Magazin und alle enthaltenen Beiträge und ab, heißt es. Angesichts der Debatte um agile siezt oder duzt, ist hingegen für jedermann Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Die Übernahme Unternehmensstrukturen passt das doch heute greifbar. Vielleicht setzt sich früher oder später und Nutzung der Daten bedarf der schriftlichen Zustimmung der Christopher Rauen GmbH. Alle Angaben erfolgen nach hervorragend in den Trend. Wobei nicht nur die Erkenntnis durch, dass echte Wertschät- bestem Wissen, sind jedoch unverbindlich und ohne Gewähr; eine Haftung wird – soweit rechtlich möglich – ausgeschlossen. der ein oder andere überraschte IKEA-Kunde zung ohnehin zwischen den Zeilen zum Aus- Verwendete Bezeichnungen, Markennamen und Abbildungen erkennen lässt, dass das Duzen hierzulande druck kommt … unterliegen im Allgemeinen einem Warenzeichen-, marken- und/ oder patentrechtlichem Schutz der jeweiligen Besitzer. Eine Wie- noch längst keine Selbstverständlichkeit ist. dergabe entsprechender Begriffe oder Abbildungen berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, RAUEN: … was für viele Menschen ebenso dass diese Begriffe oder Abbildungen von jedermann frei nutzbar RAUEN: Ja, kulturelle Veränderungen sind schwer greifbar ist. Nicht jeder kann zwischen sind. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Bildmaterial, Datenträger und Informationen sonstiger Art übernimmt die schwer, denn die zugrundeliegenden Überzeu- den Zeilen lesen – oder ist gewohnt, es zu tun. Coaching-Magazin-Redaktion keine Gewähr. Die Redaktion be- hält sich vor, Leserbriefe / E-Mails – mit vollständigem Namen, gungen sind überwiegend unbewusst. Und im Insofern ist das Duzen schon plakativer und Anschrift und E-Mail-Adresse – auch gekürzt zu veröffentlichen. Übrigen hält man seine Verhaltensweisen für schafft eine scheinbare Nähe, die gefühlt Kom- Bitte teilen Sie uns mit, wenn Sie mit einer Veröffentlichung nicht einverstanden sind. normal und richtig – bis man dann im Ausland plexität reduziert. Und dieses Bedürfnis dürfte ist und erleben kann, dass es auch anders geht. sich noch deutlich steigern. Vielleicht ist das ISSN: 1866-4849 Dann kommt der Kulturschock … ja der eigentliche Kulturwandel? 4|2019 – S 66
Coaching Magazin Praxis erleben | Wissen erweitern Das Coaching-Magazin wendet sich an Coaches, Personalentwickler und Einkäufer in Unternehmen, an Ausbildungsinstitute und potenzielle Coaching-Klienten. Das redaktionelle Ziel ist es, dem Leser eine hochwertige Mixtur aus Szene-Informationen, Hintergründen, Konzepten, Portraits, Praxiserfahrungen, handfesten Tools und einem Schuss Humor anzubieten. Dabei ist der Redaktion wichtig, inhaltlich wirklich auf das Coaching als professionelle Dienstleistung fokussiert zu sein und nicht schon jedes kleine Kunststückchen aus dem Kommunikationstraining in Verbindung mit modischen Lifestyle-Themen zum Coaching hochzustilisieren. 10 – Heftpreis – Praxis erleben | Wissen erweitern Jah Coaching re Das Einzelheft kostet 24,80 € Magazin inkl. 7% USt., zzgl. Versandkosten. ISSN 1868-2243 Konzeption Praxis Philosophie/Ethik Jetzt das Einzelheft bestellen Coaching Coaching bei innogy SE | S 21 Coaching und erweitern enUnternehmensentwicklung | S 32 Grundrecht auf Coaching? | S 55 Prax is erleben | Wiss www.coaching-magazin.de/abo/einzelheft Die Rolle des Coachs ist in der Öffentlichkeit angekommen Magazin Dr. Wolfgang Looss im Interview | S 14 – Abonnement – ISSN 1868-2243 hik Philosophie/Et rbsloser | S 55 Coaching Erwe g Spotlight 33 rn tliche Intel ligenz | S i n Konzeption unditeküns er we hing issen h Coac | S 22en | W Aero Engineserl c Coaching bei MTU eb hndung und Die Abonnement-Laufzeit beträgt 12 Monate bzw. 4 Ausgaben. a Prax is o ng von Terrorfa C a zi n Was Coachiin rb eit lerne14n kann Kr im ala Ralf Gasche im Inter view | S Unsere Digital-Modelle schließen unbegrenzten Zugriff auf Mag www.coaching-magazin.de ein. k hie/Ethi | S 55 Philosop aching-Fragen n Co rauch vo ng Fehlgeb 8-2243 otlight eiternSp r Landschaft | S 38 Print-Abonnement: 69,80 € zzgl. Versandkosten i n er w heit ISSN 186 ag ile h | Wisse Coaching in ht Offen c tion s er22 leben Konzep Prazen brauc a xi Digital-Abonnement: ab 59,80 € | S oaching nz ompeten Co agazin aching-K ations-nCd Transpteraviere Co Organis u ackbein im In w | S 14 Kombi-Abonnement Print & Digital: ab 79,80 € zzgl. Versandkosten Rita Str M Ausgabe 4|2018 nschaft g | S 50 W isse Coachin www.coaching-magazin.de eit im lichk Persön19,80 € D/A/CH: Versandkosten: in, ht Spotlig ching | S 38 ität se Coa Innerhalb Deutschlands: 1,50 € pro Ausgabe; rmalre se im 43 Hypno 68-22 e N o rd di onde 18 22 EU & Schweiz: 4,00 € pro Ausgabe; ption S ing | ng w i s Bes iew | S 14 ISSN Konze t-Coach oachtio-Faceerd-Schaäfer im Interv en elopm ss-Dev Busine e - C Onlin FacProef.-Dr. Elke Berning weltweit: 6,00 € pro Ausgabe Ausgabe 3|2018 azin.de www.coaching-mag € D/A/CH: 19,80 Attraktive Studierendentarife e 2|2018 e Ausgab agazin.d ching-m www.coa CH: 19,80 € D/A/ Jetzt das Abo online bestellen www.coaching-magazin.de/abo |2018 .de be 1 in Ausga ing-magaz oach ,80 € www.c /A/CH: 19 D Mediadaten: www.coaching-magazin.de/mediadaten www.coaching-magazin.de
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