Weiterentwicklung der schulpraktischen Lehrerausbildung im Lehramt für sonderpädagogische Förderung in Nordrhein-Westfalen - Juni 2018
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Weiterentwicklung der schulpraktischen Lehrerausbildung im Lehramt für sonderpädagogische Förderung in Nordrhein-Westfalen Juni 2018
Vorwort Eine veränderte Schulrealität und die einhergehen- de Umgestaltung der Tätigkeitsfelder im Lehramt für sonderpädagogische Förderung erfordern, dass sich auch der Vorbereitungsdienst dem inklusiven schu- Die vorliegenden Leitgedanken sind in gemein- lischen Wandel verpflichtet. Für die Ausbildung von samer Verantwortung aller Seminarleitungen für Lehrkräften für sonderpädagogische Förderung be- sonderpädagogische Förderung im Land Nord- deutet dies, dieser Weiterentwicklung einen Profes- rhein-Westfalen entstanden. sionalisierungsanspruch zugrunde zu legen, der der schulischen Realität gerecht wird und die Qualität der Wir bedanken uns ganz herzlich bei: Ausbildung ortsunabhängig sichert. Michael Angenendt, ZfsL Lüdenscheid Die vorliegenden Leitgedanken geben der Neuaus- Mechthild Guth-Einhaus, ZfsL Münster richtung der 2. Phase der Lehrerausbildung im Sinne Dorothee Braun, ZfsL Siegburg dieses Anspruchs nun eine konkrete Richtung. So Birgit Hilgers, ZfsL Dortmund formulieren sie grundsätzliche Qualitätsmerkmale Angela Cornelissen, ZfsL Duisburg der Ausbildung im Lehramt für sonderpädagogische Jutta Löbbel, ZfsL Köln Förderung, die unabhängig vom Ausbildungsort für Ralph Diehm, ZfsL Bielefeld die Seminarentwicklungsarbeit handlungsleitend Rüdiger Mertens, ZfsL Düsseldorf sein sollen. Sie werden ergänzt von erklärtem Ori- Silke Ernesti, ZfsL Paderborn entierungswissen und Basiskompetenzen in jenen Elfi Quiram-Jurkiewicz, ZfsL Solingen Förderschwerpunkten und Unterrichtsfächern, die Renate Di Majo, Zfsl Engelskirchen nicht nur im Gemeinsamen Lernen eine große Rele- Heinz Schick, ZfsL Jülich vanz haben. So sollen alle Lehramtsanwärterinnen Stefan Gernemann, ZfsL Hamm und Lehramtsanwärter im Lehramt für sonderpäda- Richard Schmitz, ZfsL Kleve gogische Förderung am Ende ihrer Ausbildung - auf Dr. Jürgen Thamm, ZfsL Gelsenkirchen Basis der Handlungsfelder des Kerncurriculums - über Handlungskompetenz bezogen auf die Förderschwer- punkte Lernen, Sprache sowie Emotionale und soziale Die Arbeit wurde begleitet von der Steuergruppe: Entwicklung und die Unterrichtsfächer Deutsch und Mathematik verfügen. MSB: Martina Nußbaum, Karsten Block BR Arnsberg: Barbara Wachenberg BR Düsseldorf: Johannes Mulders ZfsL-L: Frank Giersiefen SL-SF: Mechthild Guth-Einhaus, Silke Ernesti, Michael Angenendt Unser besonderer Dank gilt den Kolleginnen und Kollegen, die mit großem Engagement und Fachkom- petenz in den einzelnen Arbeitsgruppen zum Orien- tierungswissen und den Basiskompetenzen mitge- wirkt haben. Förderschwerpunkt Sprache Bettina Olland, ZfsL Bielefeld Melanie Nöller, ZfsL Dortmund Karin Bauer-Menschik, ZfsL Köln Marianne Wieland, ZfsL Solingen –1–
Unterrichtsfach Mathematik Jan Blome, ZfsL Bielefeld Claudia Eversberg, ZfsL Lüdenscheid Achim Giesen, ZfsL Köln Stephan Franke, ZfsL Duisburg Dem Ganzen Claudia Wölki-Paschvoss, ZfsL Gelsenkirchen eine Richtung geben … Förderschwerpunkt Emotionale und soziale Entwicklung Renate Weber, ZfsL Bielefeld Annika Mirbach, ZfsL Dortmund Brigitte Schulz, ZfsL Jülich Heinz-Georg Lehmacher, ZfsL Düsseldorf Barbara Strumann, ZfsL Münster Unterrichtsfach Deutsch Michael Jacobi, ZfsL Paderborn Ute Belch, ZfsL Hamm Mechthild Nickels, ZfsL Siegburg Urda Reis, ZfsL Kleve Christa York-Friedhoff, ZfsL Münster Förderschwerpunkt Lernen Annette Schmalz, ZfsL Paderborn Dr. Sandra Mubaraka, ZfsL Lüdenscheid Norbert Bonn, ZfsL Engelskirchen Sabine Braunschweig, ZfsL Duisburg Natascha Stahl-Morabito, ZfsL Gelsenkirchen Düsseldorf/Arnsberg, im Juni 2018 Martina Nußbaum Ministerium für Schule und Bildung Barbara Wachenberg Bezirksregierung Arnsberg Johannes Mulders Bezirksregierung Düsseldorf –2–
Inhaltsverzeichnis Präambel Seite 4 Leitgedanken Seite 5 Orientierungswissen und Basiskompentenzen in den Förderschwerpunkten Sprache Seite 6 Lernen Seite 23 Emotionale und soziale Entwicklung Seite 31 Orientierungswissen und Basiskompentenzen in den Unterrichtsfächern Deutsch Seite 40 Mathematik Seite 48 –3–
Präambel Das Land Nordrhein-Westfalen hat die rechtliche Grundlage für die schulische Umsetzung der VN-Be- hindertenrechtskonvention geschaffen. Das Gemeinsame Lernen an allgemeinen Schulen ist gesetzlich verankert. Da die berufliche Realität aller Lehrerinnen und Lehrer immer in Abhängigkeit zum jeweiligen schulischen Einsatz gedacht werden muss, ist das professionelle Handeln diesem Wandel verpflichtet und wirkt sich somit auf die Ausbildung von Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärtern in allen Lehrämtern aus. Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter für das Lehramt für sonderpädago- gische Förderung werden auch an allgemeinen Schu- len ausgebildet. Die derzeitige Schulrealität und somit auch die Ausbildungsbedingungen für Lehramtsanwärterin- nen und Lehramtsanwärter in Nordrhein-Westfalen sind je nach Region sehr unterschiedlich. Der An- spruch an die Qualität der Ausbildung muss unabhän- gig vom Ausbildungsort - Förderschule oder allgemei- ne Schulen des Gemeinsamen Lernens - sein. Nachfolgende Leitgedanken für die Ausbildung im Lehramt sonderpädagogische Förderung sollen eine landesweit abgestimmte, gleichwertige Ausbildung im Land Nordrhein–Westfalen gewährleisten. Sie stehen für das zeitgemäße Selbstverständnis eines Lehramtes und formulieren den Auftrag zur kontinu- ierlichen Seminarentwicklung im Lehramt für sonder- pädagogische Förderung. –4–
Leitgedanken An den Orten sonderpädagogischer Förderung, an denen Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwär- ter im Lehramt für sonderpädagogische Förderung ausgebildet werden, unterrichten sie. Sie sind Lehrerinnen und Lehrer für alle Schülerin- nen und Schüler. Folgende Qualitätsmerkmale zeichnen die Ausbil- dung im Lehramt für sonderpädagogische Förderung aus: Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter im Lehramt für sonderpädagogische Förderung · entwickeln ein Selbstverständnis als systemisch gleichberechtigt eingebundene Lehrerinnen und Lehrer. • planen und gestalten herausfordernde Lernsitua- tionen für alle Schülerinnen und Schüler. • lernen, dass und wie sonderpädagogische Förde- rung im Unterrichtsfach wirksam wird. • vertiefen auf der Grundlage ihrer universitären Ausbildung ihre förderschwerpunktspezifische Ex- pertise; sie sichern Orientierungswissen und ent- wickeln Basiskompetenzen für die Förderung von Schülerinnen und Schülern in den Förderschwer- punkten Lernen, Sprache und Emotionale und sozi- ale Entwicklung. • vertiefen ihre spezifische unterrichtsfachliche Ex- pertise in den grundständig studierten Fächern; sie sichern Orientierungswissen und entwickeln Ba- siskompetenzen für den Unterricht in Deutsch und Mathematik. • lernen, sich in multiprofessionellen Kontexten über das System Schule hinaus zu vernetzen und ihre Expertise aktiv einzubringen. –5–
Orientierungswissen und Basiskompetenzen im Förderschwerpunkt Sprache Vorbemerkung Das hier formulierte Orientierungswissen und die Die vorgesehene Kompetenzerweiterung kann bei dazu gehörenden Basiskompetenzen sind grundle- weitem nicht alle Bereiche und Facetten des Förder- gend bedeutsam für ein verantwortungsvolles Han- schwerpunkts abdecken. Damit ist sie keineswegs deln im gemeinsamen Lernen. Die Entwicklung der vergleichbar mit der Qualifizierung einer grundstän- Basiskompetenzen kann als ein Baustein im Rahmen dig im Förderschwerpunkt Sprache ausgebildeten einer 18-monatigen Ausbildung jedoch nur angesto- Lehrkraft. Eine gezielte Sensibilisierung soll jedoch ßen werden. Es ist daher notwendig, berufsbeglei- ein frühzeitiges Erkennen von Spracherwerbsstörun- tend spezifische Fortbildungsangebote zur Vertiefung gen ermöglichen und damit eine frühe spezifische bereit zu stellen. Förderung begünstigen. Überblick Hand- Orientierungswissen Basiskompetenzen Anwendungsbeispiele lungs- Die Lehramtsanwärterinnen und Die Lehramtsanwärterinnen und Die Lehramtsanwärterinnen und feld Lehramtsanwärter … Lehramtsanwärter … Lehramtsanwärter … … kennen den Verlauf eines ungestörten Spracherwerbs. ... wissen um die Notwendigkeit ... erkennen und gewichten 1 U/L frühzeitiger Intervention und sprachliche Abweichungen. Unterstützung bei Kindern mit sprachlich-kommunikativen … analysieren anhand Beeinträchtigungen. von Audiomitschnitten … können Fehler in Schüler- oder Mitschriften … kennen die vier Sprach- äußerungen lokalisieren, Schüleräußerungen. 2 U/L ebenen und die dazugehörigen Teilkompetenzen. benennen und der entsprechenden … kennen Merkmale Sprachebene zuordnen. eines gestörten Spracherwerbs 3 U/L bezogen auf die einzelnen ... können gegebenenfalls Sprachebenen und mögliche Aus- fachliche Unterstützung wirkungen auf schulisches Lernen. einfordern. … können Beobachtungs- und Diagnoseinstrumente zur Erfassung … kennen Beobachtungs- … nutzen ein Instrument zur sprachlicher Kompetenzen nutzen und Diagnoseinstrumente Erfassung der sprachlichen 4 U/L und gegebenenfalls fachliche zur Erfassung sprachlicher Kompetenzen einer Schülerin / Unterstützung einfordern. Kompetenzen. eines Schülers ihrer Lerngruppe. ... können sich an kooperativen Förderplanungen beteiligen. –6–
Hand- Orientierungswissen Basiskompetenzen Anwendungsbeispiele lungs- Die Lehramtsanwärterinnen und Die Lehramtsanwärterinnen und Die Lehramtsanwärterinnen und feld Lehramtsanwärter … Lehramtsanwärter … Lehramtsanwärter … … kennen professionelle … können mittels ihrer Lehrerspra- Techniken der Lehrersprache che als sprachliches Vorbild dienen. (korrektives Feedback, … können in geeigneten Situationen Impuls- und Fragetechniken). fehlerhafte Schüleräußerungen … üben im Seminar korrigieren, ohne die Lernenden 5 U/E und in der Schule ... kennen Prinzipien für den zu beschämen. den Einsatz der Techniken. Abbau von sprachlich-kommunikativen … können den Sprachumsatz der Barrieren. Lernenden durch geeignete Techniken erhöhen. … können entsprechende erste ent- wicklungsbezogene Fördermaßnah- … kennen Zusammenhänge men planen und durchführen. zwischen phonologischen Sprach- störungen und Schriftspracherwerb … erproben Methoden und … können mit Kolleginnen und Materialien im Seminar und, 6 U/L/B Kollegen beraten, welche Maßnah- ... kennen Möglichkeiten zur wenn möglich, men im Rahmen des Schriftsprach- Prävention von auch im Unterricht. erwerbs zu berücksichtigen sind. Lese-Rechtschreib- Schwierigkeiten. ... können gegebenenfalls fachliche Unterstützung einfordern. ... kennen Möglichkeiten ...können Maßnahmen zur individueller Leistungserhebung ... erproben die Bewertung von sprachlich-kommunikativen 7 U/L und -bewertung Lernprodukten und entwickeln Differenzierung und zum bei SuS mit Förderbedarf alternative Aufgabenstellungen. Nachteilsausgleich anwenden. im Bereich Sprache. … eruieren die standortbezogenen Möglichkeiten der Kooperation (z.B. mit außerschulischen Einrich- tungen, mit Förderschulen, …). … wissen, dass es Möglichkeiten … können mit außerschulischen … eruieren, ob bereits ein standort- der Kooperation, Einrichtungen und Eltern bezogenes Netzwerk besteht. der Netzwerkbildung kooperieren. … eruieren, welche regionalen Mög- und der Unterstützung gibt. lichkeiten der Unterstützung es gibt 8 B/S … können nach Absprache mit (z.B. durch das Schulamt, …) … wissen, dass spezifische Sprach- allen Beteiligten Eltern … erkundigen sich über Therapie störungen gegebenenfalls standortbezogen beraten und und die Empfehlungen für die fachtherapeutisch behandelt auf außerschulische Unterstüt- schulische Förderung einer betrof- werden müssen. zungsangebote verweisen. fenen Schülerin/ eines betroffenen Schülers (sofern in den eigenen Lerngruppen vorhanden) und be- richten ggf. darüber im Seminar. … wissen, auf welche Fachliteratur … verschaffen sich einen Überblick sie zurückgreifen können. über fachrichtungsspezifische 9 U/L ----------- ... kennen Möglichkeiten der Literatur und fachspezifischen Fortbildung. Fortbildungsangebote. –7–
Indikatoren für sprachfördernden Unterricht Die Lehrkräfte · adaptieren Medien und Texte an die sprachlichen Voraussetzungen der SuS · nutzen Visualisierungen und (z.B. lesetechnische Hilfen, Satz- und Textvereinfa- handlungsbegleitendes Sprechen chungen, strukturelle Reduktion, zur Unterstützung des Sprachverständnisses, semantisch-lexikalische Hilfen/Strategien), · nutzen Wortschatzarbeit als grundlegendes · analysieren Fachinhalte bzgl. der sprachlichen An- Unterrichtsprinzip, forderungen und der sprachlichen Lernchancen, · verwenden sprachlich konstante Muster in · demonstrieren modellhaft sprachliche sich wiederholenden unterrichtlichen Zielstrukturen, Handlungskontexten oder Ritualen, · bieten Anlässe für metasprachliche Reflexion, · verwenden eine klare, deutliche und altersentsprechende Lehrersprache, · stärken Selbst- und Mitbestimmung bzgl. der sprachlichen Kompetenzerweiterung, · gestalten einen allgemein sprachanregenden Unterricht, · setzen sich mit Möglichkeiten der Sprachförderung im Team-Teaching auseinander, · schaffen prototypische Unterrichtskontexte wie Sprachrituale, Wortschatzspiele, Erzählkreise u.a., · nutzen kooperative Lernformen zur Förderung kommunikativer Fähigkeiten, · reduzieren Störreize und sichern die auditive Aufmerksamkeit, · erkennen die Notwendigkeit einer Unterrichtsgestaltung, die auch von · regen zum eigenständigen Monitoring des Sprach- sprachspezifischen Förderbedarfen ausgeht verstehens an, und holen sich fachrichtungsspezifische Unterstützung. –8–
Literaturempfehlungen Basisliteratur Bezirksregierung Düsseldorf (2013): 1. Themenheft Inklusion. Grundlagen und Hinweise für die Förderung von sprachenwicklungsgestörten Kindern in der Schuleingangsphase der Grundschule https://www.brd.nrw.de/schule/inklusion.html Zielgruppe: Grundschullehrerinnen und -lehrer sowie sonderpädagogische Lehrkräfte, die nicht in der Fach¬richtung Sprache ausgebildet sind. Inhaltsbereiche: Grundlegende Prinzipien der Unterrichtsgestaltung, Darstellung der verschiedenen Sprachebenen, diagnostische Hinweise und konkrete Vorschläge zur sprachlichen Förderung in den Fächern Deutsch und Mathematik. Reber, K., Schönauer-Schneider, W. (2014): Bausteine sprachheilpädagogischen Unterrichts. 3. Auflage. München. Grundlagenwissen zu den Bereichen Aussprache, Wortschatz, Grammatik und Sprachverständnis. Kriteriengeleitete Beobachtungsbögen und Hinweise zu weiteren sprachdiagnostischen Verfahren sowie Material und Literaturhinweise. Darstellung übergreifender Techniken der Lehrersprache, des metasprachlichen Arbeitens und des handlungsbegleitenden Sprechens im Unterricht. Methodischer Aufbau und anschauliche Beispiele der unterrichtlichen Förderarbeit in den Bereichen Aussprache, Wortschatz, Grammatik und Sprachverständnis. http://www.reinhardt-verlag.de/_pdf_media/Reber_TabellenBausteine.pdf Weiterführende Literatur A Primarstufe Achhammer, B. (2014): Pragmatisch-kommunikative Fähigkeiten fördern. Reinhardt-Verlag. München. Überblick über die Entwicklung pragmatisch-kommunikativer Fähigkeiten und möglicher Störungen. Erläuterung verschiedener Diagno- severfahren und therapeutischer Ansätze. Beschreibung des Therapiekonzepts PraFit (Therapie pragmatischer Fähigkeiten mit Improvisa- tionstechniken). Berg, M. (2011): Kontextoptimierung im Unterricht. Praxisbausteine für die Förderung grammatischer Fähigkeiten. München. Sehr praxisbezogene Umsetzung des Therapiekonzepts „Kontextoptimierung“ im Unterricht mit einer Fülle anregender Förderformate bei klar umschriebenen Zielstrukturen. Dieses Buch bietet eine umfassende Ideen¬sammlung, die unmittelbar in die Praxis umgesetzt werden kann. Bezirksregierung Köln (2012): DEMEK. Deutschlernen in mehrsprachigen Klassen. Köln. Integratives Konzept zum Deutschlernen in allen Fächern. Ziel ist das Erreichen aller im Lehrplan vorgesehen Kompetenzen in den Berei- chen Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Kannengieser, Simone (2009): Sprachentwicklungsstörungen: Grundlagen, Diagnostik und Therapie. München Umfassendes Fachwissen, sehr zu empfehlen für alle Studierende und an einer vertiefenden Auseinander¬setzung interessierte Personen mit Grundlagenwissen. In übersichtlichen Kapiteln werden Symptome und Störungsbilder auf den einzelnen Spracherwerbsebenen ver- tiefend erläutert und diagnostische und therapeutische Methoden und Ansätze zusammengefasst. –9–
Mayer, Andreas (2010): Gezielte Förderung bei Lese- und Rechtschreibstörungen. Reinhardt-Verlag, München. Auf der Basis grundlegender wissenschaftlicher Erkenntnisse werden Zusammenhänge zwischen der phonologischen Informationsverar- beitung, sprachlichen Fähigkeiten und unterschiedlichen Teilkompetenzen des Lesens und Schreibens sehr verständlich dargestellt. Nach einem Überblick über gängige diagnostische Verfahren werden zahlreiche Praxisvorschläge in Verbindung mit folgenden, insbesondere für das Erstlesen bedeutsamen Ebenen vorgestellt: Förderung der phonologischen Bewusstheit, • Automatisierung der Graphem-Phonem-Korrespondenzen, • Erlernen des phonologischen Rekodierens, • Automatisierung der Worterkennung, • Leseverständnis, schriftsprachlicher Ausdruck, Rechtschreibung. Motsch, H.-J. (2006): Kontextoptimierung. Förderung grammatischer Fähigkeiten in Therapie und Unterricht. 2. überarb. Aufl.. Reinhardt-Verlag, München. Darstellung einer nachweislich sehr effektiven Methode zum Abbau von Blockaden im Grammatikerwerb und zum gezielten Aufbau grammatischer Strukturen in Therapie und Unterricht, veranschaulicht über praktische Beispiele. Motsch, H.-J., Marks, D.-K. & Ulrich, T. (2015): Wortschatzsammler. Evidenzbasierte Strategietherapie lexikalischer Störungen im Kindesalter. Reinhardt-Verlag, München Über Techniken der Elaboration des Wortschatzes hinaus geht es vor allem um die Vermittlung wirksamer Strategien, um lexikalische Lücken zu erkennen und die Fähigkeit zur Speicherung und zum Abruf neuer Wörter zu verbessern. Ebenso wie mit der Kontextoptimie- rung (s.o.) stellt Prof. Motsch ein nachweislich wirksames Therapiekonzept vor, das auch in der unterrichtlichen Arbeit einzusetzen ist und das die Grundlage für viele Anwendungsformate bietet. Mußmann, J. (2012): Inklusive Sprachförderung in der Grundschule. München. Das Buch befasst sich mit Möglichkeiten der unterrichtsintegrierten Sprachförderung im inklusiven Setting und geht dabei auch auf die Situation mehrsprachiger Schülerinnen und Schüler ein. Neben der Entfaltung einer Didaktik für den Förderschwerpunkt Sprache im inklusiven Unterricht sind Kooperation und Beratung weitere Themenschwerpunkte. Reber, K. (2009): Prävention von Lese- und Rechtschreibstörungen im Unterricht. Systematischer Schriftspracherwerb von Anfang an. München. Unterrichtskonzept zum Schriftspracherwerb mit der Zielorientierung „Prävention statt Intervention“. Explizite Darstellung der Zielset- zungen, Anwendungsbereiche, Prinzipien und Inhalte. Konkrete Beschreibung einzelner Lernfelder und Erläuterung des systematischen Schriftspracherwerbs. Beispiele für die Klasse 1 (inklusive prototypischem Jahresplan) und für die Klassen 2-4. Schmidt, Marc: Sprachtherapie mit mehrsprachigen Kindern. München 2014 Vorstellung und Erläuterung des auf den Prinzipien der Kontextoptimierung beruhenden Therapieformats „Kontrastoptimierung“. Ziel- gruppe: Therapeutinnen und Therapeuten, aber auch für Pädagoginnen und Pädagogen nicht zuletzt über die Darstellung der Besonder- heiten der Erstsprachen Türkisch, Russisch, Polnisch, Portugiesisch und Französisch und deren Gegenüber-stellung mit dem Deutschen erhellend und hilfreich. Spreer, Markus (2013): Erfassung sprachlicher Fähigkeiten in inklusiven schulischen Settings - Beobachtungsmaterialien und Diagnoseverfahren im Überblick. Praxis Sprache 4/2013, 241- 246 Umfassender Überblick über Beobachtungsmaterialien und Diagnoseverfahren zur Erfassung sprachlicher Fähigkeiten im Schulalter, Schwerpunkt Grundschule. – 10 –
B Sekundarstufe I Arbeitsgemeinschaft der Anni-Braun-Schule. (2010): Bergedorfer Screening zur Sprach- und Lesekompetenz. Informelles Überprüfungsverfahren für das Fach Deutsch. Hamburg: Persen. Leistungs- und Entwicklungsdiagnose für die Klassen 5-9 in den Bereichen Hörverstehen, Lese-verstehen, lexikalische Kompetenz, syntak- tisch-morphologische Kompetenz und Textproduktion. Theoretische Grundlagen, Anwendungs- und Auswertungsanleitungen, Profilbö- gen, Fallbeispiele, Fördermöglichkeiten. Bastians, E. (2015): „Wer weiß was? – Wow! Wortschatz!“ Fach-/Wortschatz-Lernstrategie-Training (FWLT). Praxis Sprache 3/2015, 175-178 Adaption des Konzepts „Wortschatzsammler“ (vgl. Motsch, Marks, Ulrich) für die Sekundarstufe I im Rahmen des inklusiven Unterrichts. Ringmann, Svenja (Herausgeber); Siegmüller, Julia (Herausgeber) (2014): Handbuch Spracherwerb und Sprach¬entwicklungsstörungen. Jugend- und Erwachsenenalter. München: Elsevier. Eines der wenigen Bücher, die sich mit Sprache und Sprachentwicklungsstörungen im Jugend- und Erwachsenenalter befassen. Inhalte: Fachbeiträge, sprachbiografische Darstellungen, Diagnostik, Fallbeschreibungen, spezifische Förderung im Unterricht, spezielle Themen wie Poltern, Fremdsprachenlernen bei LRS, funktionaler Analphabetismus, Einstieg ins Berufsleben. Ruppert-Guglhör, Irina; Schlamp-Diekmann, Franziska (2015): Diagnostik von Sprachentwicklungsstörungen im Jugendalter. In: Praxis Sprache (4); S. 261-265. Hilfreicher Überblick über informelle und standardisierte Testverfahren zur Diagnostik von Sprachentwicklungsstörungen im Jugendalter. Seiffert, Heiko (2017): Spezifische Sprachförderung im Fachunterricht. In: Praxis Sprache (1); S. 29-34. Über die Forderung eines allgemein sprachsensiblen Fachunterrichts hinaus befasst sich Seiffert mit der Konzeptualisierung einer spezifi- schen Sprachförderung, die gezielt an gestörten Sprach-verarbeitungsmechanismen ansetzt. Zusammenhänge zwischen Lernbarrieren, Folgen für den Fachunterricht und spezifischen Fördermaßnahmen werden aufgezeigt und ein Überblick über den Gesamtprozess der spezifischen Sprachförderung im Fachunterricht gegeben. Seiffert, Heiko (2015): Sprachförderung bei Sprachentwicklungsstörungen im Jugendalter. In: Praxis Sprache (3); S. 167-171. Seiffert zeigt Barrieren für das Lernen im Unterricht mit sprachentwicklungsgestörten Schülerinnen und Schülern auf sowie mögliche persistierende Funktionsbeeinträchtigungen. Er befasst sich mit Schule als Sprachlernort und zeigt Ziele, Kennzeichen und Settings von Interventionen bei Jugendlichen mit Sprachentwicklungsstörungen auf. Seiffert, Heiko (2012): Sprachassistenz im Mathematikunterricht. In: Sprachförderung und Sprachtherapie in Schule und Praxis (2); S. 72-80. Darstellung des Konzepts der semantisch-lexikalischen Sprachassistenz am Beispiel des Mathematikunterrichts in den Klassen 5 und 6. Vorstellung spezifischer Formate, mit denen Lernbarrieren, die durch semantisch-lexikalische Defizite ausgelöst werden, überwunden werden sollen. – 11 –
Web-Links / Netzwerke Bundesvereinigung Stotterer-Selbsthilfe e.V.: www.bvss.de Deutsche Gesellschaft für Sprachheilpädagogik https://www.dgs-ev.de/ Deutsche Gesellschaft für Sprachheilpädagogik Landesgruppe Rheinland, Fortbildungsverzeichnis http://www.dgs-rheinland.de/fortbildungen/fortbildungsverzeichnis/ Dortmunder Mutismus-Therapie-Zentrum http://spa.tu-dortmund.de/cms/spa/de/dortmuz/angebote-fachpersonen/dortmut-therapie/index.html Mutismus Selbsthilfe e.V.: http://www.mutismus-selbsthilfe.de/ Stillleben e.V. - Selektiver Mutismus: http://www.selektiver-mutismus.de/ Praxis Sprache Fachzeitschrift / Themenhefte der dgs (Deutsche Gesellschaft für Sprachheilpädagogik) kostenfrei für Mitglieder der dgs https://www.dgs-ev.de/index.php?id=372 SPRACHHEILWIKI Sprachheilpädagogische und sprachtherapeutische Wissensplattform http://www.sprachheilwiki.de/ Sprachförderung und Sprachtherapie in Schule und Praxis Fachzeitschrift / Themenhefte Auch als Einzelhefte beziehbar über https://www.verlag-modernes-lernen.de/zeitschriften/sprachfoerderung Stotterer-Selbsthilfe Köln e.V. http://koeln.stottern.info/ Verfahren zur Erhebung des Sprachstandes bei Schulanfängern des Peckhauser Arbeitskreises www.vesspa.de – 12 –
Arbeitsmaterial Auszüge aus anamnestischen und diagnostischen Erhebungen Vorschläge für den Einsatz in der Seminararbeit: · Problemorientierte Sensibilisierung für den Förderschwerpunkt Sprache (z. B. als Einstieg) · Arbeitsauftrag zur Entwicklung einer fallorientierten Lösungsstrategie Zum Schulanfang Kind 1 (5;7 J.) - Ergebnisse einer informellen hen Einschränkungen sowohl im Umfang des Lexi- Sprachüberprüfung / Screening kons als auch in der Vernetzung und Strukturierung der Einträge. Hinzu kommen die oben beschriebenen Phonetik-Phonologie instabilen phonologischen Repräsentationen, die den Das Allgemeinverständnis der spontansprachli- Spracherwerb empfindlich stören. chen Äußerungen ist erheblich eingeschränkt. Auch auf Nachfragen und bei deutlich verlangsamter Pragmatik-Kommunikation Sprechweise des Kindes konnten Sprechabsichten NN äußerte sich zu Alltagssituationen und ging auf nicht immer geklärt werden. In der Analyse des vor- Fragen ein. Kommunikative Absichten waren durch handenen Phoneminventars und der prozesshaften die oben beschriebenen Einschränkungen deutlich Veränderungen fallen vor allem Probleme auf struk- begrenzt. Soziale Routinen und hilfreiche Wendun- tureller Ebene auf. Betroffen sind alle Prozessebenen gen bzw. Floskeln wurden in dieser Kontaktphase (Silbenstruktur, Substitution, Assimilation). nicht beobachtet. Morphologie-Syntax Die spontansprachlichen und evozierten Äuße- Kind 2 (5;3 J.) Ergebnisse einer informellen rungen des Kindes beschränken sich auf einfache, Sprachüberprüfung / Screening fehlerhaft gebildete Sätze und Satzfragmente. Früh erworbene, grundlegende Regeln des Sprachsystems In der Anamnese des Kindes zeigen sich bereits in (V2-Regel, st-Markierung, Genus-verwendung, Ver- der Muttersprache ein deutlich verspäteter Sprechbe- bflexionen) sind nicht erworben und betreffen die ginn mit anschließend auffälliger Sprachentwicklung Satz- und Formenbildung gleichermaßen. Der Ent- sowie Verzögerungen im Bereich der motorischen wicklungsstand entspricht hier kaum dem eines drei- Entwicklung. jährigen Kindes. Einhergehend mit dem gestörten und nicht ab- Semantik-Lexikon geschlossenen Erstspracherwerb zeigen sich auch In der orientierenden Überprüfung wurde mehr als erhebliche Probleme beim Erwerb der Zweitsprache 50% des kindgemäßen und ausschließlich Inhalts- Deutsch. Bei einer myofunktionellen Störung treten wörter betreffenden Zielwortschatzes nicht benannt. im Deutschen ähnliche Lautbildungsfehler wie im Betroffen sind sowohl die expressiven als auch die re- Polnischen auf. Im logopädischen Bericht vom … wird zeptiven Leistungen. Verknüpfende und beziehungs- zusätzlich auf Schwächen in der auditiven Wahrneh- stiftende sprachliche Mittel wurden nicht verwendet mung hingewiesen, die sich in den Bereichen der Lau- (u.a. sehr frühe Funktionswörter). Insgesamt beste- tidentifikation und –lokalisation zeigen. – 13 –
Ein verspäteter Sprechbeginn, ein dauerhaft gerin- Der mit dem Kindergarteneintritt einsetzende Er- ger Sprechantrieb und die insgesamt verlangsamte werb der Zielsprache Deutsch verlief bisher ebenfalls und inhomogen verlaufende Sprachentwicklung in sehr zögernd und inhomogen. Neben Verhaltensunsi- beiden Sprachen ziehen zudem erhebliche Entwick- cherheiten entwickelte NN ab dem 4. Lebensjahr eine lungsrückstände sowohl im Bereich des Lexikonum- Stottersymptomatik, die ihn anhaltend und deutlich fangs als auch in der Anlage und Organisation der se- in seiner Kommunikation beeinträchtigt und mit mantischen Netzwerke nach sich. zunehmendem Störungsbewusstsein verbunden ist. - Die besorgten Eltern nahmen frühzeitig logopädische Eine Überprüfung der grammatischen Leistungen Hilfe in Anspruch, die zur Zeit in russischer Sprache im Polnischen wie im Deutschen zeigen gleicherma- und schwerpunktmäßig als Stottertherapie erfolgt. ßen eine unvollständige Satzbildung und Schwierig- keiten, Formen, Strukturen und Regelhaftigkeiten zu Nach der ebenfalls im Alter von 4 Jahren im Kinder- erkennen bzw. altersgemäß zu verwenden. garten obligatorisch durchgeführten Sprach-überprü- fung wurde NN zu einem Sprachförderkurs verpflich- Deutliche Anzeichen von Störungsbewusstsein tet. Zusätzlich wurde eine Ergotherapie begonnen (Wegdrehen des Kopfes, sehr leises Sprechen, Verwei- und bis heute beibehalten. gerung sprach¬licher Äußerungen u.a.) mit Rückzugs- Im Juni und September … erfolgten auf Veranlas- verhalten wirken sich hinderlich auf Entwicklungs- sung der sehr besorgten Eltern testpsychologische fortschritte des Kindes aus. und neurologische Untersuchungen. Die fachärztli- chen Berichte vom … und vom … stellte die Mutter zur Als förderbedürftig werden auch die feinmoto- Entscheidungs¬findung zur Verfügung. Im Bericht rischen Leistungen gesehen, die sich in einer noch vom ... werden in der Diagnosestellung wesentlich ungünstigen Stift¬haltung (Fausthaltung) und Stift- eine „deutliche feingrob¬motorische Koordinations- führung zeigen, verbunden mit einem sehr geringen störung bei Hypotonie“, eine „Redeflussstörung (Stot- Antrieb zu bildhaften und (vor-)schriftlichen Darstel- tern)“ und eine „expressive Sprach¬entwicklungsstö- lungen. rung auf verschiedenen Ebenen bei Bilingualität“ und bei „fremdbefundlich durchschnittlicher Intelligenz“ Nach der Überprüfung der intellektuellen Leis- aufgeführt (Anm.: überprüft mit der K-ABC). tungsfähigkeit .... zeigt das Testprofil ein insgesamt durchschnittliches Leistungsvermögen. In der Sekundarstufe I Kind 3 (5;5 J.) - Hinweise zur Anamnese Jährliche Überprüfung des Förderbedarfs und Vorbefunde am Ende der Klasse 7 Wie verfahren Sie weiter bei der Frage nach dem D. ist ein sehr zuverlässiger, fleißiger und einsatz- Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung und bereiter Schüler, der gerne alle Aufgaben übernimmt, Förderschwerpunkte? die ihm übertragen werden. Dank seiner guten Ar- beitshaltung kann er in allen Fächern gut mitarbeiten. NN wurde als Kind russischer Eltern in Deutsch- Wichtige Förderbereiche sind weiterhin: land geboren. Nach unauffälliger Schwangerschaft und Geburt fallen in der Anamnese ein deutlich ver- - Sprachverständnis späteter Sprechbeginn und eine nicht altersgemäße motorische Entwicklung des Kindes auf. Die Hörfähig- Hier steht – auch nach intensiver Förderung - das keit wurde nach Angaben der Eltern frühzeitig über- Monitoring des Sprachverstehens im Vordergrund: prüft und blieb o.B. Obwohl die Eltern konsequent D. ist es nach wie vor meist nicht klar, wenn er eine und ausschließlich russisch mit ihren beiden Kindern Wortbedeutung nicht kennt oder einen Zusammen- sprachen, blieben NNs muttersprachliche Leistungen hang nicht versteht, sondern nur erahnt. Die Unter- in der Wahrnehmung und Einschätzung der Eltern scheidung zwischen Vermutung und Wissen und eine weit hinter den Leistungen zurück, die vergleichswei- immer konsequentere Fragehaltung sind immer noch se der ältere Sohn auf entsprechenden Altersstufen das vordringliche Ziel auf dieser Ebene. zeigte. – 14 –
- Semantisch-lexikalische Sprachebene Fallbeispiel Justin (8) D. kennt inzwischen viele Wörter des alltäglichen Durch einen Umzug wechselt Justin (8) zum Som- Gebrauchs, viele Wörter, die in seinem Alter für eine mer die Schule und wird dann in Ihre Klasse 3 aufge- gelungene Kommunikation notwendig wären, kennt nommen. Die abgebende Grundschule ist sich nicht er aber nicht oder kann sie nicht abrufen. Neben der sicher, ob ein Förderbedarf im Bereich Sprache vorlie- schon genannten Fragehaltung braucht er nach wie gen könnte. vor eine Elaboration der Wörter in den inhaltlichen Bereichen der verschiedenen Unterrichtsfächer. Aufgabe: - Morphologisch-syntaktische Sprachebene Welche Beobachtungen der Kollegin weisen auf einen Förderbedarf im Bereich Sprache hin? D. verwendet inzwischen die Subjekt-Verb-Kongru- enz und die Verbzweitstellung sicher, die Verbendstel- Welche weitergehende Diagnostik würden lung im Nebensatz und die Akkusativmarkierung ge- Sie empfehlen? lingen meistens. Unsicher ist er vor weiterhin – auch zweitsprachbedingt – bei der Genusmarkierung und Sie beschulen Justin bis zu den Herbstferien auch im Gebrauch des Dativs. und beobachten ihn weiter. Unter welchen Voraussetzungen würden Sie - Emotionalität dann ein AO-SF beantragen? Hier braucht D. vor allem eine Stärkung des Selbst- Das berichtet die abgebende Kollegin: bewusstseins und der Motivation durch Aufgaben- stellungen mit hoher Erfolgswahrscheinlichkeit. Justin hat nur sehr schwer Lesen und Schreiben gelernt. Er hatte gar keine Vorerfahrungen mit Schrift - Soziabilität und liest bis heute sehr stockend. Er lässt Laute weg oder vertauscht Laute, so dass es immer wieder zu D. ist durchgängig sehr kooperativ und hat keine Verlesungen kommt. Seine Sprache war zu Beginn Schwierigkeiten in schulischen Partner- oder Grup- seiner Einschulung nur schwer verständlich. Wir penarbeiten. Er ist aber sozial sehr unsicher und hat mussten uns zunächst einmal in seine Aussprache außerschulisch keine Kontakte mit Gleichaltrigen. einhören, um ihm überhaupt folgen zu können. Die Versuche der Eltern, ihn für einen Verein oder Mann- Aussprache ist jetzt besser geworden, es kommt aber schaftssport zu interessieren, sind bisher an dieser teilweise noch zu Ungenauigkeiten. Unsicherheit gescheitert. Die Eltern haben nun aus diesem Grund eine Gesprächstherapie für D. initiiert. Seine Sätze folgen nicht immer den grammati- schen Regeln. Er bildet nur einfache Sätze, lässt dabei aber manchmal Artikel und Präpositionen weg oder setzt das Verb an die falsche Stelle. Im Mathematikunterricht arbeitet Justin sehr ger- ne mit. Hier liegt seine absolute Stärke. Er bewegt sich bereits sicher mit allen Rechenoperationen im 100er- Raum. Er kann Zahlen addieren, subtrahieren, multi- plizieren und dividieren. Das Einmaleins bereitet ihm keine Probleme. Allerdings bereiten ihm Textaufga- ben manchmal Schwierigkeiten, da er nicht weiß, auf welche Rechnung die Textbeschreibung hinausläuft. Ebenso fällt ihm die Präsentation von Rechenwegen schwer. Er möchte Aufgaben, die er ohne Probleme bewältigt, anderen nicht erklären. Ebenso fallen ihm Problemlöseaufgaben schwer. Er kann mit seinen Mit- – 15 –
schülerinnen und Mitschülern nur schwer mathe- Anders ist das im Sportunterricht in der Turnhalle. matisch argumentieren. Sehr gerne arbeitet er allein Justin schafft es dort nur selten im Sitzkreis zu sitzen und rechnet viele Aufgaben in hoher Geschwindigkeit. und dem Gespräch zu folgen. Er beginnt dann seine Nachbarn zu stören und hört der Lehrkraft nicht zu. Justin ist ein bewegungsfreudiges Kind, das Schwie- Oft muss er neben der Lehrkraft sitzen und während rigkeiten hat, im Unterricht still an seinem Platz zu der Erklärung am Rücken berührt werden, damit er sitzen. Gerne spielt er in den Pausen Fußball, Fangen, nicht stört. Verstecken. Er mag alle Sportspiele, bei denen er sich viel bewegen kann. In den Pausen entstehen selten Besonders auffällig ist sein Verhalten in den Um- Konflikte mit ihm. kleideräumen der Turn- oder Schwimmhalle. Hier kommt es immer wieder zu Konflikten mit den Mit- schülerinnen und Mitschülern. Er nimmt ihnen Din- ge weg, boxt sie oder schreit so laut, dass es für sie unerträglich ist. Wir haben Glück, dass wir noch eine zweite Lehrerumkleide haben. Wenn er sich dort um- zieht, dann kommt er sehr viel entspannter in den Un- terricht. Im Schwimmbad fällt ihm die Teilnahme am Un- terricht ebenfalls schwer, obwohl er sehr gut schwim- men, tauchen und springen kann. Er ist eigentlich ein Bewegungstalent. Oft sitzt er aber auf der Bank, da er bei den Anweisungen nicht zugehört hat oder nicht aus dem Wasser kam, obwohl das Zeichen gegeben wurde. Im Sachunterricht fällt auf, dass Justin alle Arbei- ten gerne durchführt, die einen Praxisbezug haben und ihn sozial nicht überfordern. Er mag es in der Partnergruppe Blätter zu sammeln oder Forscherauf- gaben auf dem Schulhof zu lösen. Ebenso mag er es, wenn es in der Klasse ganz ruhig ist und ich eine Ge- schichte vorlese, obwohl er selbst häufig für Unruhe sorgt. Den Musikunterricht mag er gar nicht, obwohl so viel mit Instrumenten ausprobiert werden kann. Er wird schon immer ganz unzufrieden, wenn er weiß, dass gleich die Musikstunde kommt. – 16 –
Tabelle: Schulung des sprachheilpädagogischen Blicks im Unterricht - Beobachtungsbeispiele Was könnte aus Wie könnten Sie Ihre Beobachtungen aus dem Was könnten andere Gründe sprachheilpädagogischer Vermutung weitergehend Unterricht für dieses Verhalten sein? Sicht dahinterstecken? überprüfen? Max ist stark abgelenkt. Bei jeder Bewegung auf dem Nachbartisch wird die Aufmerksamkeit weg vom Unterricht gelenkt. Buchstaben und Silben werden von Laura in der Schriftsprache vertauscht. Marvin liest stockend. Lilith spricht nur in einem sehr einfachen Satzbau. – 17 –
Was könnte aus Wie könnten Sie Ihre Beobachtungen aus dem Was könnten andere Gründe sprachheilpädagogischer Vermutung weitergehend Unterricht für dieses Verhalten sein? Sicht dahinterstecken? überprüfen? Vanessa vertauscht Satzelemente in ihrer Stellung im Satz. Wenn mehr als zwei Arbeitsaufträge genannt werden, fängt Ben nicht mit der Arbeit an. Dario liest lieber Bücher für jüngere Kinder. Er mag keine Bücher aus seiner Altersgruppe. Denis kann Gelesenes nicht wiedergeben. Nele meldet sich nicht im Unterricht. – 18 –
Was könnte aus Wie könnten Sie Ihre Beobachtungen aus dem Was könnten andere Gründe sprachheilpädagogischer Vermutung weitergehend Unterricht für dieses Verhalten sein? Sicht dahinterstecken? überprüfen? Es scheint so als würde Leonie arbeiten, bei der individuellen Zuwendung wird aber deut- lich, dass sie wartet, bis die Nachbarin fertig ist, um die Ergebnisse dann abzuschreiben. Kim nuschelt. Kaya wird in Turnhallen und Schwimmbädern aggressiv, hört nicht zu, stört. Pjotr vertauscht in der Aussprache /t/ und /k/, /d/ und /g/. Pia spricht lautgetreu, vertauscht aber in der Schrift /t/ und /k/, /d/ und /g/. – 19 –
Was könnte aus Wie könnten Sie Ihre Beobachtungen aus dem Was könnten andere Gründe sprachheilpädagogischer Vermutung weitergehend Unterricht für dieses Verhalten sein? Sicht dahinterstecken? überprüfen? Marc stottert. Leo kann Konflikte nicht verbal klären, sondern wird handgreiflich. Maurice hat keinen Lippenschluss. Der Mund steht immer offen. Er ist häufig krank. Tabelle: Schulung des sprachheilpädagogischen Blicks im Unterricht - Blankotabelle für eigene Beobachtungen a) Füllen Sie die Tabelle auf der Folgeseite anhand eigener Schülerbeobachtungen aus. b) Übertragen Sie Anhaltspunkte aus dem beiliegenden Fallbeispiel in die Leertabelle auf der darauf folgenden Seite und beantworten Sie die Fragen. – 20 –
Was könnte aus Wie könnten Sie Ihre Beobachtungen aus dem Was könnten andere Gründe sprachheilpädagogischer Vermutung weitergehend Unterricht für dieses Verhalten sein? Sicht dahinterstecken? überprüfen? – 21 –
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Orientierungswissen und Basiskompetenzen im Förderschwerpunkt Lernen Leitfrage Welches Orientierungswissen und welche Basis- und Schülern mit Lern- und Entwicklungsstörungen kompetenzen müssen LAA der weiteren Fachrichtun- handlungsfähig zu sein? gen erwerben, um bei der Arbeit mit Schülerinnen Überblick Voraussetzungen der Informationsverarbeitung Bereichsspezifisches Wissen Basiskompetenzen Motivation Handlungssteuerung Lernaktivität Abbildung: Voraussetzungen erfolgreichen Lernens Gerald Matthes: Individuelle Lernförderung bei Lernstörungen, Kohlhammer 2009, S. 26 – 23 –
Überblick über das Orientierungswissen und die Basiskompetenzen Bezogen auf die Entwicklungsstörungen stellen Schwierigkeiten beim Lernen beeinflussen nach- die Schülerinnen und Schüler mit Lernstörungen eine haltig alle Bereiche des Lebens- auch und besonders große Gruppe dar, die eine besondere Herausforde- über die Schulzeit hinaus. rung für die schulische Förderung und die Gestaltung von Lernprozessen darstellt. Schülerinnen und Schü- LAA weiterer Fachrichtungen im Lehramt son- ler mit dem Förderschwerpunkt Lernen benötigen derpädagogische Förderung benötigen deswegen aufgrund ihrer gravierenden Lernstörungen unbe- grundlegendes Orientierungswissen über den För- dingt sonderpädagogische Unterstützung in allen derschwerpunkt Lernen und über den zieldifferenten Unterrichtsfächern und in außerunterrichtlichen Bildungsgang Lernen, um an allen Orten sonderpäda- Fördermaßnahmen. Allgemeine pädagogische und gogischen Förderung handlungsfähig zu werden. didaktische Differenzierung und Individualisierung bilden hierfür eine Grundlage, genügen jedoch nicht, um die Entwicklung der betroffenen Schülerinnen und Schüler zu unterstützen und zu fördern. Zieldifferenzierter Bildungsgang Lernen Grundlegendes Orientierungswissen sind die LAA wissen… rechtlichen Rahmenbedingungen des zieldifferenten um den zieldifferenten Bildungsgang Lernen und Bildungsganges Lernen sowie die Vorgaben zur indivi- die damit verbundenen rechtlichen Bestimmungen duellen Leistungsbeurteilung (gem. AO-SF). gem. AO-SF. ---> Sie bewerten die Leistung auf der Basis indivi- dueller Ziele, die im Förderplan dokumentiert werden. Diagnostik Die Grundlage allen Lehrerhandelns ist die Diag- nostik in den Fächern verknüpft mit den diagnosti- schen Erkenntnissen zu den relevanten Entwicklungs- bereichen. – 24 –
Entwicklungsbereiche Hand- Orientierungswissen Basiskompetenzen Anwendungsbeispiele lungs- Die Lehramtsanwärterinnen und Die Lehramtsanwärterinnen und feld Lehramtsanwärter … Lehramtsanwärter … … nutzen dieses … wissen um die spezifischen Orientierungswissen in Besonderheiten der Lerngruppe konkreten Handlungssituationen der Schülerinnen und Schüler 1 orientiert an den mit dem FSP Lernen in den Handlungsfeldern des nachfolgend ausgewählten Kerncurriculums und entwickeln Entwicklungsbereichen. so Basiskompetenzen. … gestalten Lehr-Lernprozesse unter besonderer Berücksichtigung · Matthes. der Erkenntnisse über den Erwerb Individuelle Lernförderung von Wissen und Fähigkeiten. · Differenzierungsangebote … vermitteln und fördern (z.B. E-I-S-Prinzip, Lern- u. Arbeitsstrategien sowie Differenzierungsmatrizen (Sasse), insbesondere Methoden des Inklusionsdidaktische Netze selbstbestimmten und eigenver- (Heimlich und Kahlert)) antwortlichen Arbeitens. · Selbstkontroll- … erkennen / diagnostizieren / u. Selbstregulationsstrategien, bestimmen Lernausgangslagen Elaborationsstrategien, und mögliche Barrieren für lern- Motivations- u. Emotionsstrategien, beeinträchtigte Schülerinnen und Kognition: Kooperationsstrategien, Schüler und wirken an deren Abbau Stützstrategien (Metakognition) (präventiv) mit. … wissen um die entwicklungspsychologischen · Selbstständige Aufgabenbewälti- … wirken an der individuellen Grundlagen (z.B. Piaget, Bruner). gung, exekutive Aspekte der Förderplanung mit, formulieren 2 U/L Steuerung, Planung, Kontrolle, individuelle Kompetenzerwartun- … wissen um Lernstrategien methodische Kompetenzen gen für Unterrichtsfächer und und Metakognition leiten daraus differenzierte (z.B. Mandl/Friedrich). · Einsicht in förderschwerpunktspe- Lernaufgaben ab, die im Anforde- zifische Förderprogramme rungsniveau und in den Zugangs- … wissen um Lernsteuerung. (z.B. Denktraining, Lerntraining) weisen den jeweiligen Lernvoraus- setzungen entsprechen , · Selbstkonzeptinventar dem langfristigen Aufbau individu- (Eggert/Reichenbach) eller Kompetenzen dienen und sinnvoll in das Lernen der Gesamt- · Einfluss des Selbstkonzeptes auf gruppe integriert werden. Lernprozesse und Lern- und Leistungsmotivation … nutzen und planen unterschiedli- (z.B. Attribuierung) che Formen der Lerninitiierung und Lernsteuerung zur individu- · Empowerment und Förderung ellen Förderungen unter Berück- eines positiven Selbstkonzeptes sichtigung von Lernschwierigkeiten und Lernhindernissen. --> Fortsetzung nächste Seite – 25 –
Entwicklungsbereiche Hand- Orientierungswissen Basiskompetenzen Anwendungsbeispiele lungs- Die Lehramtsanwärterinnen und Die Lehramtsanwärterinnen und feld Lehramtsanwärter … Lehramtsanwärter … Emotionalität und … planen Lernprozesse kognitiv Sozialverhalten: aktivierend und fördern selbstbe- stimmtes Lernen und Arbeiten … kennen Ergebnisse durch die Vermittlung individuell 3 L/U der Resilienzforschung . geeigneter Lern- und Selbstregulationsstrategien. … kennen Konzepte zur Stärkung des Selbstkonzepts. … stärken bei Schülerinnen und Schülern mit Lernschwierigkeiten · Besonderheiten in Bezug auf und Lernblockaden Lern- und Anfangsunterricht Deutsch – Leistungsbereitschaft unter Umgang mit Lese-Rechtschreib- Berücksichtigung des schulischen schwierigkeiten Sprache/Kommunikation: Selbstkonzeptes. · sprachsensibler (Fach-)Unterricht … wissen um den Zusammenhang … agieren dem Sprachstand 4 L/U (Leisen), DAZ, zwischen Lernbeeinträchtigung angemessen, nutzen und beachten und verzögerter, erschwerter bei der Erstellung von Unterrichts- · Verwendung „leichter Sprache“ Sprachentwicklung. medien und in Gesprächen Prinzipien der „leichten Sprache“. · Lesestrategien · Funktionaler Analphabetismus Besondere Bedeutung der Herkunft Hand- Orientierungswissen Basiskompetenzen Anwendungsbeispiele lungs- Die Lehramtsanwärterinnen und Die Lehramtsanwärterinnen und feld Lehramtsanwärter … Lehramtsanwärter … … wissen um die wechselseitige Beziehung von prekären · Durchführung von Diagnostik … planen, gestalten und reflektieren Lebenssituationen zum Sprachstand Migrationssensiblen/Sprachsensib- (Armut, Arbeitslosigkeit, (z.B. Grießhaber 2013) len/ Gendersensiblen Unterricht. Migration, bildungsferne Primärsozialisation…) · Analyse/Überarbeitung von 1 U/L … berücksichtigen Kompetenzen auf das Lern- und Materialien und Medien in Bezug in der deutschen Sprache Leistungsverhalten auf kognitiven, sprachlichen, migrationssensibel (z.B. Werning, R., Lütje-Klose, kulturellen Anspruch und Inhalt in Leistungssituationen. B. 2012 / Heimlich, U. 2016 / Heimlich, U. und Wember, · Arbeiten mit Fallbeispielen F. 2012) – 26 –
Berufsorientierung und Lebensgestaltung Hand- Orientierungswissen Basiskompetenzen Anwendungsbeispiele lungs- Die Lehramtsanwärterinnen und Die Lehramtsanwärterinnen und feld Lehramtsanwärter … Lehramtsanwärter … · Kooperation mit außerschulischen Partnern(Ansprechpartner, regionale Partner, Berufsberater, Bildungswerke, Beratungsstellen…) … setzen sich mit Arbeitswelten und Erwerbstätigkeiten und … wissen um die wesentlichen · Beispielhafte Einsichtnahme deren Bedingungen auseinander. Aspekte (z.B. rechtliche Vorgaben) in Konzepte zur bei der Vorbereitung auf die Berufs- und Lebensorientierung … diskutieren und beschreiben 1 U/B Berufs- und Lebenswelt für (z.B. KAOA, Schülerpraktika , verschiedene Formen und Schülerinnen und Schüler Schülerfirmen, Langzeitpraktika) Alternativen des im zieldifferenten · Auseinandersetzung mit Zusammenlebens und Bildungsgang Lernen. Grundfragen der der gesellschaftlichen Teilhabe. selbstständigen Lebensführung (Lebenshaltungskosten, Organisation des eigenen Haushaltes, Möglichkeiten der Freizeitgestaltung etc.) Literaturempfehlungen Grundlagenliteratur Förderschwerpunkt Lernen Eberwein, Hans (Hrsg.) (1996) Handbuch Lernen und Lernbehinderung- Aneigungsprobleme, Neues Verständnis von Lernen, Integrationspädagogische Lösungsansätze, Weinheim, Basel, Beltz Verlag Eberwein bietet mit diesem Buch eine solide Grundlage der wesentlichen Ansätze, Arbeitsbereiche, Begriffe und Definitionen an und ist auch heute durchaus noch von Relevanz auf bezogen auf das Gemeinsame Lernen und auf Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogi- schem Unterstützungsbedarf im Lernen. Einhellinger, Ch. u.a. (Hrsg.) (2013) Studienbuch Lernbeeinträchtigungen, Oberhausen, ATHENA Verlag Das Studienbuch, das vor allem für Einsteiger in die Lehramtsausbildung konzipiert wurde, gibt einen guten Überblick über Störungs- bilder und die Genese von Lernbeeinträchtigungen. Thematisiert werden u.a.: Der Zusammenhang von Armut und Lernen, Aspekte der Stigmatisierung, Lernen bei Traumatisierung, Schriftspracherwerb, Bedeutung der direkten Instruktion, Metakognition. Eser, K.H.; Ziegler, M. (2016) Lernbehinderung die Behinderung „auf den zweiten Blick“, Remseck, Stuttgart, Lernen Fördern Publikation des Bundesverband zur Förderung von Menschen mit Lernbehinderungen, Ausschnitt der Buchvorstellung: “ Wenn Menschen in ihrem Lernen beeinträchtigt/behindert sind, dann steht dies für eine tiefgreifende Beeinträchtigung des zentralen Merkmals mensch- licher Existenz. […] Was passiert, wenn Menschen in ihrem Lernen beeinträchtig sind? Was bedeutet „Lernbehinderung“ genau? Wie kann man Lernbehinderungen erkennen und beschreiben? Wie können nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch noch Erwachsene mit Lernbehinderungen gefördert, gefordert und so unterstützt werden, dass sie selbstverständlich teilhaben können – am Arbeitsleben wie in der Gesellschaft.“ – 27 –
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