WEM GEHÖRT DIE STADT? - STADT ARBEITNEHMERINNEN INTERESSEN IM URBANEN RAUM - ARBEITERKAMMER WIEN
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Stadt ArbeitNehmerInnen Interessen im Urbanen Raum Wem GeHört die Stadt? Öffentlicher Raum: Stark begrenzt, aber schwer begehrt Seite 4 Dialog: Wem gehört die Mariahilfer Straße? Seite 10 Nr 01/2012
Rollsplitt Wenn das Smart Meter tickt Kalt Warm Smart Meter: Die Vision vom großen Bruder nähert sich in Form eines kleinen digitalen Energie-Spions. D er alte Gaszähler ist bald Geschichte. Geht es nach der Europäischen Union, werden 95% der gängi gen Geräte (für Strom, Erdgas, Fernwärme) bis 2018 durch digitale Smart Meters ersetzt. Digitaler Übereifer: Jede Viertelstunde sammelt und übermittelt der intelli gente Zähler den gemessenen Verbrauch. Einerseits Wiener Charta Miteinander aus kann der Energiekonsum detailliert bestimmt und die kommen über Integration bis zur Kosten in Folge gesenkt werden – zusätzlich lässt sich Sauberkeit in der Stadt. In der die Energie auch ferngesteuert abschalten. Andererseits ersten Phase der Wiener Charta- offenbart das eifrige Gerät, wie viele Menschen in der Gespräche wurden 1848 Themen Wohnung sind und was sie gerade tun. Wie bei der via Internet eingebracht. Einzelne Vorratsdatenspeicherung (Internet, Telefon) wird der Anliegen werden bereits in Dialog Verbraucher zum praktischen Datenpaket. Eine Fund gruppen diskutiert: Jede Wienerin grube für die Polizei, kommerzieller Nutzen für Firmen, und jeder Wiener kann auch gute Beute für Hacker. Die Umstellungs selbst Charta-Gespräche organi kosten sollen den Haushalten angelas sieren. Die Stadt stellt dafür kos tet werden. Grund genug für die AK, tenlos ModeratorInnen zur Ver die Smart Meters zeitgerecht zu fügung. Ebenfalls eingeladen sind stoppen. Mit der Petition Organisationen und Unterneh „Zwangszähler – Nein danke!“ men, die sich aktiv beteiligen hat die Mietervereinigung möchten. Ziel ist es, möglichst bereits eine Unterschriftenaktion viele Meinungen und Bedürfnisse gestartet. Info und Petition unter in der Wiener Charta zu berück www.mietervereinigung.at Karl Kollmann sichtigen. www.charta.wien.at Bemerkenswert: Herbert Tumpel, AK Präsident „Über die Charta sollen die Menschen in Wien miteinander ins Gespräch kommen, auch andere kennen und verstehen lernen. Denn wo Vielfalt ist, gibt es immer auch Konflikte: Aber im Miteinander statt Milch Malheur Für einen Liter frische Vollmilch berappen Wiene im Gegeneinander liegt die Chance, diese Konflikte für alle Beteiligten rInnen durchschnittlich 0,89 Euro, in besser zu lösen. Wir werden unseren Beitrag dazu leisten!“ Berlin ist das Grundnahrungsmittel schon für 0,51 Euro zu haben. Die Stadt Wien startete am 19. März 2012 das Projekt Wiener Charta, damit wer Differenz: 74,5 Prozent! Im aktuellen den die Weichen für ein respektvolles und dauerhaft gutes Klima in Wien gestellt. In AK Preismonitoring wurden die der Wiener Charta sollen die wesentlichen Grundsätze für ein gutes Zusammen 40 preiswertesten Lebensmittel leben festgeschrieben werden. Jede Wienerin und jeder Wiener ist eingeladen, (Test in acht Supermärkten und seine persönlichen Vorstellungen und Ideen einzubringen (www.charta.wien.at). Diskontern) verglichen. Ergebnis: Wir kaufen um stolze 8,9 Prozent (Nettopreise) teurer ein. Die Wett bewerbsbehörde muss prüfen, ob So erreichen Sie uns: Impressum: Preissteigerungen gerechtfertigt stadt@akwien.at Medieninhaber und Herausgeber AK-Wien, Prinz-Eugen-Straße 20–22, sind, fordert die AK. Eine Beweis 1040 Wien E-Mail stadt@akwien.at Telefon 01/501 65-DW Redaktion lastumkehr für Marktmissbrauch im Erwin Schuh(1), ÖVP Wien, Wien Energie/Martin Stickler, fotolia Mag. Thomas Ritt (Leitung), Mag. Christian Resei, Jakob Fielhauer MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Dr. Karl Kollmann, DI Michael Klug, Handel muss klarstellen, wie die DI Gregor Lahounik, DI Christian Pichler Sekretariat Inge Lipsky (DW Preise zustande kommen. 3047) Konzept und Produktion Jakob Fielhauer, www.fielhauer.at Druck R12, 1120 Wien In der AK Stadt veröffentlichte Artikel müssen nicht notwendigerweise die Meinung der AK Wien wiedergeben. Offenlegung gemäß Mediengesetz, Par. 25: Medieninhaber und Hersteller: Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien, 1040 Wien, Prinz-Eugen-Straße 20–22; Präsident: Mag. Herbert Tumpel; AK Stadt thematisiert relevante Kommunalthemen für Wiener ArbeitnehmerInnen. Die Blattlinie entspricht jenen Grundsätzen, die im Arbeiterkammergesetz 1992 BGBl. Nr. 626/1991 idgF festgehalten sind. wien.arbeiterkammer.at/meinestadt AK Stadt · Seite 2
Armut ohne Dämmung Bundes-Energiesparförderungen Editorial machen Wien zum Klimafeind und lassen Bedürftige frieren. Die Stadt muss für alle nutzbar Bundes-Energiesparförderung pro Einwohner 2011 sein V € 14,77 K € 13,20 NÖ € 11,35 oÖ € 10,80 T € 8,61 B € 8,32 S € 6,92 Thomas Ritt, Leiter Abteilung € Kommunalpolitik der AK Wien st 5,60 Bundesländer W € 1,22 AK Stadt ist neu – viermal im Jahr werden wir ein kommuna les Thema aus Sicht der Arbeit nehmerInnen unter die Lupe Quelle Kommunalkredit nehmen. Da mag sich der eine D ie erste Bilanz für das Jahr 2011 ist zum Frösteln. Zwar vergibt die Umweltförderungskommission für Energiesparmaßnahmen bis 2014 400 Millionen Euro, doch für Städter und einkommens schwache Bevölkerungsgruppen bleibt kaum etwas übrig. Die Energiespritze zielt allein auf solvente oder andere fragen – was geht das die Arbeiterkammer an? Die sollen sich doch um Arbeits Einfamilienhausbesitzer ab. Als „Sanierungsscheck für Private“ kommen den Privathaushalten jährlich markt, Arbeitsrecht und Sozial 70 Millionen Euro für Heizungsumstellung und Wärmedämmung zugute. Nach Wien fließt kaum etwas versicherung kümmern! Das tun von den Fördermitteln – umgerechnet ist jeder Vorarlberger fast 15 Euro Förderung wert, jeder Kärntner wir auch – doch was nützt das rund 13 Euro und der Wiener nur einen Euro. Grund für diese Schieflage sind Förderbedingungen, die beste Einkommen und die Mieter generell ausschließen, ebenso de facto den mehrgeschossigen Eigentumswohnbau. Trotz mini sicherste Pension, wenn man maler Änderungen für 2012 wird dieser Weg beibehalten und das Bundesgeld für ökonomisch-ökolo vorne und hinten abgezockt gisches Wohnen fließt weiter an gutsituierte Hausbesitzer. TR wird, wenn die Luft nicht zum Atmen reicht oder wenn man einfach keine bezahlbare Woh nung findet und stundenlang zur METROPOLE UNTER SPANNUNG Arbeit fahren muss. Deshalb ver tritt die AK die ArbeitnehmerIn Berlin Am Energie-Tisch wird gemeinsam nen auch in einem umfassenden für eine optimale Zukunft der Berliner Sinn: etwa beim Konsumenten Energieversorgung gearbeitet. schutz bei der Umweltpolitik und S pannende Kooperation. „Die Berliner Energienetze sollen ab 2015 wieder von einer landeseigenen Gesellschaft betrieben werden“, erklärt „Energie-Tisch auch in der Kommunalpolitik. Es ist eben nicht egal, wie lange man zur Arbeit fährt, ob das Berlin“-Sprecher Stefan Taschner. Noch bis Ende 2014 Wohnen bezahlbar ist und wie Gleichgewicht bewahren! ist der schwedische Energiekonzern Vattenfall beauf das Wohn- und Arbeitsumfeld Wien. Runde zwei für die Früh tragt, doch das Berliner Bündnis aus 40 Organisationen ausschaut. lings-Aktion „Wien radelt zur steuert nicht bloß die Rekommunalisierung von Strom In der ersten Nummer der „AK Arbeit“ mit Gewinnspiel. Mit der und Fernwärme an – in Zukunft soll erneuerbare und Stadt“ fragen wir uns, wem die Initiative von AK, Stadt Wien und dezentral erzeugte Energie die Großstadt speisen. Stadt eigentlich gehört – klingt IG Fahrrad werden Arbeitneh Taschner: „Damit die Petition im Berliner Senat behan banal, ist es aber nicht: Viele merInnen zum Umstieg auf den delt wird, müssen wir bis Ende Juni 20.000 Unterschrif unterschiedliche Verteilungskon Drahtesel motiviert. Zwei- bis ten sammeln.“ Wird sie abgelehnt, sollen 140.000 Men flikte spielen sich im begrenzten vierköpfige Firmen-Teams sind schen für einen Volksentscheid unterzeichnen. CR Raum der Stadt ab – die Kon zugelassen: Anmelden, Pedal- www.berliner-energietisch.net flikte sind vielfältig und müssen Kilometer eintragen und zumin auch ausgetragen werden. Nur dest die Hälfte der Arbeitstage in eines – das als Tendenz interna den Job radeln. Bis 1. Mai mach tional schon sichtbar ist, geht ten in Wien 4.200 Menschen aus gar nicht: Privatisierung des 660 Betrieben mit. Zum Radeln öffentlichen Raums nach dem haben auch Burgenland, Ober Motto „wer zahlt schafft an“ – österreich und die Steiermark das führt zur armen Stadt: arm aufgerufen. CR an Funktion, arm an Chancen www.wien.radeltzurarbeit.at Stefan Taschner fordert kommunale Energienetze in Berlin. und arm an Lebensqualität. AK Stadt · Seite 3 wien.arbeiterkammer.at/meinestadt
Thema Wem gehört die Stadt? Von der heiklen Kunst gemeinsamen Raum zu nutzen Begrenzt, beliebt und heiß umstritten. Vom Park bis zum Platz will die Wiener Bevölkerung den öffentlichen Raum für sich nutzen, Privatinves- toren wollen das auch – eine heikle Gratwanderung. Von Christian Pichler und Michael Klug Z ahlen sprechen Klartext. Mit 1.731.444 EinwohnerInnen, 771.420 unselbststän dig Beschäftigten, 226.483 SchülerInnen, stadt – der kleinste Bezirk – durch eine dichte Bebauung geprägt. Kein Einzelfall: Barcelona weist eine vergleichbare Bebauungsstruktur 170.347 StudentInnen, 81.279 Arbeitsstät auf, ganze drei Viertel der Stadt sind verbaut. ten und 674.526 Autos seien nur einige Nut zergruppen genannt, die Anforderungen an Mobilität braucht Fläche den öffentlichen Raum in Wien stellen. Ihre Der städtischen Verbauung steht das Mobili berechtigten Wünsche und Ansprüche ver tätsbedürfnis der BewohnerInnen entgegen. binden und trennen die Gruppen, haben Gerade im dicht gedrängten innerstädtischen formalrechtlich und in der öffentlichen Mei Gebiet ist öffentlicher Raum ein knappes Gut nung völlig unterschiedliche Wertigkeiten. und ist dementsprechend gefragt. Große Oftmals der Auftakt für einen großen Interes Teile der Wiener Bausubstanz stammen aus senskonflikt. Es gilt, gegensätzliche Nut Zeiten, in denen noch kein Autoverkehr exis zungsansprüche bei unterschiedlichen tierte. Die Straßenquerschnitte waren auf die Standorten, diversen baulichen Strukturen Erfordernisse der damaligen Verkehrsträger und deren Umgebung abzuwägen und (Pferdekarren, Fußgänger) ausgerichtet. In möglichst optimale Nutzvarianten und Kom der Gründerzeit, ab den 1840er Jahren, binationen zu finden. Es geht um räumliche manifestierten sich immer dichtere Nutzun Gestaltung mit Qualität, ebenso wie um gen (85% Bebauung möglich) und immer à technische Funktionalität, wirtschaftliche Effizienz, ökologische Verträglichkeit und soziale Ausgewogenheit. Denn das Ergebnis dieses Prozesses prägt das Bild der Stadt. AutorInnen: Öffentlicher Raum ist begrenzt Das Wichtigste zuerst DI Michael Klug und Doch die Struktur einer Stadt offenbart: Es Der öffentliche Raum muss DI Christian Pichler gibt nicht beliebig viel Fläche. Manch Bau öffentlich bleiben! Wien wird sind Raumplaner und blöcke sind größtenteils seit Jahrhunderten von den Menschen unter Mitarbeiter der Abtei unverändert. Der Raum dazwischen kann schiedlich genutzt. Diese Nut lung Kommunalpolitik nicht – ohne größere Eingriffe, die meist zergruppen haben Wünsche, der AK Wien. einen Abbruch und Neubau bedeuten – die einander widersprechen beliebig vermehrt werden. So hat sich die können. Das Platzangebot in Dimensionierung mancher Straßen über einer Stadt ist aber begrenzt. Tausende von Jahren nicht verändert, wie Oft setzen sich bestimmte die immer noch ablesbaren Begrenzungen Gruppen auf Kosten anderer des römischen Lagers Vindobona in der durch. Etwa Autoverkehr auf Wiener Innenstadt zeigen. Kosten von Öffis oder die Gast Erwin Schuh, Lisi Specht, shootandgo/feelhower Die Detailbetrachtung der Bezirke macht ronomie auf Kosten nicht eines sehr deutlich: Rahmenbedingungen kommerzieller Ruhezonen. Es und Ausgangslagen sind nicht überall gleich. besteht die Gefahr, der Zurück Donaustadt weist einen Grünflächenanteil drängung des öffentlichen von mehr als 50 Prozent auf. Nur etwas Raums. Die AK fordert: Er muss mehr als ein Viertel der Bezirksfläche ist ver ohne Kosten und ohne Diskrimi baut. Im Gegensatz dazu, wird die Josef nierungen zugänglich sein. wien.arbeiterkammer.at/meinestadt AK Stadt · Seite 4
Kommentar ES WAR EINMAL LEBENSRAUM IN BEWEGUNG Innerer Ruhepol. Zum vierten Mal jährt sich heuer der Ankick der ersten Fußball-Europa meisterschaft in Wien. Während fußballtechnisch vielleicht mehr drinnen gewesen wäre, übertraf der positive städtebauliche Einfluss des Großereignisses alle Erwartungen. Das Stadt zentrum schien aus seinem Dornröschenschlaf gerissen, Fanzosen am Ring und kleinere, spontane Straßenfeste gewannen die Oberhand. Pro gnostizierte Exzesse und das totale ÖAMTC-Verkehrschaos fanden einfach nicht statt. Der öffentliche Raum ist begrenzt – auch Kommunalpolitik ist Verteilungspolitik. Der öffentliche Raum wurde als das begriffen, was er sein soll: Platz für Kommunikation und Begegnung. Statt diesen schmälere Straßenquerschnitten (15 bis 17 Seit einigen Jahren ist ein Umdenken festzu frischen Wind zu nutzen und Meter mit 1,70 bis 2,30 Meter breiten Geh stellen. Mittlerweile findet eine Umverteilung den Raum entsprechend wegen). Zum Vergleich: Die New Yorker zum Umweltverbund (Öffentlicher Verkehr, zu gestalten, wurde eifrig Sidewalks sind mindestens vier Meter breit, Fußgänger- und RadfahrerInnen) statt. Beim an der Wiederherstellung in Berlin sind vier bis acht Meter die Regel. In öffentlichen Verkehr wurden Beschleuni des Vertrauten gearbeitet: der Gegenwart hat die Verkehrspolitik zu gungsmaßnahmen durchgeführt, räumlich hochgeklappte Gehsteige in entscheiden, wem welcher Teil des öffentli wurde ihm mehr Gewicht gegeben: Die vie den frühen Abendstunden, chen Raums innerhalb dieser städtischen len „Haltestellenkaps“ erlauben den Fahr nächtens geschlossene Lokale. Vorgaben zusteht. gästen ein niveaufreies Ein- und Aussteigen, Zum Leidwesen von 150.000 In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verhindern oftmals das gefährliche Durch Beschäftigten und 200.000 wurde immer mehr Raum für den Autover fahren des Haltestellenbereichs. Nun werden täglichen Geschäfts- und kehr reserviert. Die Konzentration manifes Mindestgehsteigbreiten von zwei Metern Lokalbesuchern verdrängten tierte sich schließlich auch im allmählichen definiert, Gehsteigabsenkungen und –vor Verkehrsbänder und Feinstaub Verschwinden von Aufenthaltsflächen oder ziehungen in Kreuzungsbereichen angelegt die Flaniermeilen und öffentli deren Entwertung durch Verkehrslärm und und FußgängerInnen bei stark befahrenen chen Treffpunkte. Ihren Retour Luftverschmutzung. Nicht gerade idyllisch ist Straßenzügen nicht mehr in unattraktive gang in den Schlafmodus ein Spaziergang am Wienfluss in der Höhe Unterführungen verbannt. Stattdessen wer versteht die Bezirksvorstehung Hadikgasse, seit dort ein Zubringer der den niveaufreie Querungshilfen angelegt. als Verpflichtung gegenüber Westautobahn ist. Auch der Gürtel diente Die Albertina Passage, jahrzehntelang Fuß 8.000 Innenstadt-Bewohnern. einst dem Flanieren. gängerunterführung zwischen Oper und à Selbstverständlich kann nicht jeden Tag EM-Finale sein und freilich sind die Anwohner vor negativen Effekten zu Hauptwohnsitzwohnungen in Wien für 2010: Dominant sind historische Gründerzeitbauten schützen, doch eine Politik des Hauseigentümer (Einfamilienhaus) 6,5% Stillstands schafft höchstens Verwandte der Hauseigentümer 0,5% Ruhm bei der nächsten Wohnungseigentümer 13,4% Mikado-Weltmeisterschaft. Hauptmieter 75,8% Gemeindewohnung 24,3% Gregor Lahounik GBV-Wohnung 19,0% ist Raumplaner Private Mietwohnung 32,4% in der Abteilung Untermieter 1,7% Umwelt und Sonstige Rechtsverhältnisse (Dienstwohnungen, etc.) 2,1% Verkehr der Quelle: Mikrozensus, Statistik Austria. AK Wien AK Stadt · Seite 5 wien.arbeiterkammer.at/meinestadt
Thema Wem gehört die Stadt? Um der Kommerzialisierung Des Öffentlichen Raums entgegenzuwirken, müssen auch Gebühren, die die öffentliche Hand für die Nutzung durch Private ein hebt, Die Knappheit Dieses Raums WiderSpIegeln. à Operngasse, wurde 2009 wegen Bau Beleuchtung, höchst unangenehme Duftno mängeln gesperrt – nun ist es wieder mög ten und oft berechtigt gefühlte Unsicherheit. lich, den Ring bei der Oper höchst offiziell oberirdisch zu queren. Statt Fußgänger Fahrrad stellt Ansprüche durch die Tiefe zu schleusen, beherbergt die Nebst zufriedenen FußgängerInnen sollen Albertina Passage nun einen Dinner Club auch RadfahrerInnen nicht zu kurz kommen. gleichen Namens. Ähnliche Adaptionen Ein Ziel der Wiener Verkehrspolitik ist es, den erfuhren die Babenberger Passage (heute Radverkehrsanteil deutlich zu steigern. Club Passage) und die Unterführung zum Weitere Radwege und Radabstellanlagen Riesenrad (heute Konzerthalle Fluc-Wanne). werden eingerichtet, um die notwendige Ein Ziel der Wiener Ver In ihrer ursprünglichen Funktion wurden die Infra s truktur zu verbessern. Der Ver kehrspolitik muss sein, dass Passagen für die dort beheimateten Läden teilungskampf um die öffentliche Fläche der Umweltverbund deutlich immer unattraktiver, die Kundschaft wurde kann anhand der Radabstellplätze gut beob zulegt. rar. Schuld daran waren u.a. die schlechte achtet werden. Allzu häufig werden sie am Gehsteig und nicht auf Fahrbahnniveau errichtet, was zur Einschränkung der Mindestgehsteigbreite und Beeinträchtigung der Gehrelationen führt. Auch die Errichtung von Radverkehrsanlagen auf Gehsteigen, Zahlen Daten FAkten wie etwa der Ring-Radweg, führt zu Konflik ten zwischen FußgängerInnen und Rad Wien, Stadt der Gegensätze fahrerInnen. Die scheinbar unsichere Lösung von Rad In Wien sind die Grünflächen Bebauung geprägt. 70 Prozent fahrstreifen auf der Fahrbahn ist im unterschiedlich verteilt. Im der Josefstadt sind verbaut, 35,4 Kreuzungsbereich viel konfliktfreier und Gesamtgebiet beträgt ihr Anteil Prozent der Stadt und 26,4 entschleunigt den Stadtverkehr, geht aber 45,6 Prozent, in der Donaustadt Prozent in der Donaustadt. Ein oftmals auf Kosten von Parkplätzen. Es sind es 55,7 Prozent, während es großer Teil aller Gebäude sind scheint offenbar einfacher, Maßnahmen für in der Josefstadt nur 1,8 Prozent Wohnbauten. In Wien bedecken den Radverkehr auf Kosten der schwächsten Grünes gibt. Im Gegensatz dazu, sie 24,8 Prozent der Stadt, in der VerkehrsteilnehmerInnen – den Fußgänge wird die Josefstadt, der kleinste Josefstadt 61,1 Prozent und in rInnen – durchzuführen. Trotzdem weist der Bezirk Wiens, durch eine dichte Donaustadt 17,3 Prozent. Modal Split (Verkehrsmittelwahl aller Wege in Prozent) in Wien eine eindeutige Entwicklung Wien nach Nutzungsklassen Trotz unterschiedlicher Rahmenbedingungen: Wien ist eine „grüne Stadt“, der Grünflächen Anteil in Wien beträgt fast 50%. Geschichte Baufläche gesamt 35,4% Wohnbaugebiet 24,8% Grünfläche 45,6% Kultur, Sport und öff. Einrichtungen 4,5% Vindobona Vor 2.000 Jahren Gewässer Verkehrsflächen 4,7% 14,4% shootandgo, Grafik: Fielhauer, beigestellt Die Strukturen des römischen Militärlagers Vindobona sind an den Verkehrsflächen der Wiener Innenstadt nach fast 2000 Jahren noch erkennbar. Die Dimensionierung der Straßen hat Quelle: MA41, Realnutzungskartierung 2009 sich über diesen Zeitraum erhalten. wien.arbeiterkammer.at/meinestadt AK Stadt · Seite 6
hin zu den Verkehrsarten des Umweltver einen Aufenthalt wenig attraktiv – die bundes auf. bewährten öffentlich zugänglichen Park Durch die historische Bevorzugung des bänke wurden längst verdrängt. Um der Autos wurden Teile der Stadt unattraktiv, Kommerzialisierung entgegenzuwirken, sozial Schwächere mussten mit den Gege müssen für den öffentlichen Raum klare benheiten leben, während vermögendere Gestaltungskonzepte und Rahmenbedin Bevölkerungsschichten in ruhigere Regionen gungen entwickelt werden, bzw. müssen die umsiedelten. Eine der Folgen war die Entlee Gebühren, die die öffentliche Hand für die rung der inneren Bezirke und die Entwick Nutzung des öffentlichen Raums durch Pri lung des „Speckgürtels“ um Wien. Die pla vate einhebt, den heutigen Erfordernissen Die Gefahr von Kommerziali nerische Antwort auf dieses Phänomen, ist angepasst werden. sierung und Privatisierung des die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum öffentlichen Raums ist groß. zu erhöhen und wiederum attraktive inner Investitionen sind privat städtische Freiflächen anzubieten, die einer Weil das öffentliche Budget knapp ist, inves Flucht ins Umland von Wien entgegen tieren vermehrt Privatpersonen oder Unter wirken. Doch die Gefahr von Kommerziali nehmen in den öffentlichen Raum. Ende sierung und Privatisierung des öffentlichen 2013 werden die Bognergasse und die Raums ist groß. Wie am Beispiel Mariahilfer Seitzergasse in der Wiener Innenstadt zu Straße ersichtlich, machen der Wildwuchs einer Fußgängerzone umgewandelt und an Warenpräsentation und die oftmals über damit ein „Prachtstück der Kernzone Wiens zogene inflationäre Anlage von Schanigärten verlängert“, wie es Bezirksvorsteherin à Das Ballspielen ist glücklicherweise erlaubt. Ein Käfig mag zwar hässlich sein, aber er hilft, Konflikte zu vermeiden. Käfig den optischen Eindruck des Platzes stören würde. Im Wettbewerb zur Umgestal tung des Platzes mussten die ArchitektInnen der Jury zwei Varianten der Platzgestaltung Neugestaltung des Volkertplatzes vorlegen, eine mit Ballkäfig, Das zähe Ringen um Kompromisse eine ohne. Bezirksvertretung, FachjurorInnen, Vertreter der BewohnerInnen und Unterneh Den Volkertplatz nützen viele verschiedene nerInnen gegründet und MigrantInnen ein men des umliegenden Grätzels Gruppen. Marktstandler, Marktkunden, geladen, sich zu beteiligen. Piktogramme entschieden einstimmig gegen Lokalgeher, Jugendliche und Kinder aus sollten die Sprachbarrieren überbrücken. den Drahtverbau. Das Ball beengten Wohnverhältnissen (oft aus zuge Einige Wünsche wurden nicht umgesetzt – spielen am Volkertplatz ist wanderten Familien), Eltern und auch die in etwa eine bauliche Abgrenzung zum Ver glücklicherweise erlaubt, doch den letzten Jahren zugezogenen Bobos. Vor kehrsraum, wie es die Eltern kleinerer Kinder geht es bisweilen auf Kosten so der Umgestaltung standen viele Marktge wollten – doch auf Bänke und ausreichend mancher Glasscheibe in der schäfte leer, es gab oft Konflikte zwischen Spielfläche konnten sich die Gruppen unter Umgebung. Die Betroffenen den Standlern und den spielenden Kids. einander einigen. wenden sich nun wieder an die Inzwischen wurde ein Teil des Marktes Gebietsbetreuung (GB* 2/20; abgerissen, um die freigewordene Fläche für Diskussion um Ballspielkäfig www.gbstern.at). Ein Käfig mag andere Bedürfnisse nutzbar zu machen. Im Bis zum Schluss waren sich die Beteiligten zwar hässlich sein, aber er hilft, Rahmen eines Grätzelmanagements, inten darüber nicht einig, ob ein Ballspielkäfig Konflikte zu vermeiden. Jetzt siv von der Gebietsbetreuung begleitet, wur errichtet werden sollte. Die ballspielenden wird im Grätzel wieder disku den die Ansprüche der Nutzergruppen erho Jugendlichen waren dafür, weil sie richtig tiert, ob der Käfig nicht doch ben. Arbeitskreise mit Beteiligung der Anrai losbolzen wollen, viele dagegen, weil der errichtet wird. AK Stadt · Seite 7 wien.arbeiterkammer.at/meinestadt
Thema Wem gehört die Stadt? Beispiel Augarten: Park besucherInnen legen sich rund um die Blumen beete. Damit kämpfen sie gegen die Nutzung des Parks als rein historischer Barockgarten an. à Ursula Stenzel ausdrückt. Die Neuge vorschreiben, was den Menschen am Platz staltung wird rund 1,5 Millionen Euro kosten, erlaubt ist und was nicht. doch die Finanzen des ersten Bezirks wer den dadurch nicht belastet. Die Unterneh Grünes wird genutzt mensgruppe Signa, die dort eine Luxus- Ein weiteres Phänomen ist die Aneignung Shoppingmeile baut, übernimmt die Kosten von Freiflächen durch unterschiedliche Nut der Oberflächengestaltung. zerInnengruppen. Ein treffliches Beispiel ist Privatinvestitionen erfordern aber Rahmen der Wiener Augarten im dichtbebauten bedingungen unter denen der öffentliche Gründerzeitviertel der Leopoldstadt. Der Raum auch öffentlich bleibt. Es muss Interessenskonflikt zwischen Denkmalschutz gewährleistet werden, dass aus der Privati und aktuellen Nutzungsbedürfnissen wird sierung von Teilräumen keine Zugangsbe auf den, in den letzten Jahren angelegten, schränkungen und Hierarchien entstehen, Ziergärten sehr gut sichtbar. Da die Grünflä die sozialräumliche Segregationstendenzen chen vorher als Liegewiesen dienten, platzie in den Stadtteilen auf den Freiraum übertra ren sich erholungssuchende Parkbesuche gen. Beispiel Einkaufszentren: Da es in vielen rInnen jetzt rund um die Blumenbeete. Damit Stadtteilen nach wie vor Mangel an ausrei kämpfen sie gegen die Nutzung des Areals chend Räumen für Jugendliche gibt, halten als rein historischer Barockgarten an. Der sich die Kids gerade in der kalten Jahreszeit Park ist attraktiv, dementsprechend siedeln sehr häufig in Einkaufszentren auf. In den sich neue, junge Bevölkerungsgruppen an kommerziell genutzten Räumen stoßen die und treten damit auch in Konkurrenz zu den Jugendlichen naturgemäß auf Widerstand eingesessenen BewohnerInnen – der Augar der Geschäftsleute, die mittels Security ten macht das spürbar. Gerade Familien mit Grenzen setzen. In der Millennium-City pat Migrationshintergrund leben teilweise noch rouillieren Sicherheitsleute sogar mit Hun immer in sehr beengten, gesundheitsschäd den. Der Berliner Potsdamer Platz ist das lichen Wohnungen und verbringen sehr viel bekannteste Beispiel, wo private Investoren Zeit im öffentlichen Raum. Naturgemäß à Wie viel Platz braucht der Mensch? Missverhältnis t Gehsteigbreite Wien 80, 20, 80 cm 3,63 Euro Viele Gehwege in Wien stammen noch aus der Für einen Schanigarten auf der Straße beträgt shootandgo, beigestellt Gründerzeit mit Breiten zwischen 1,70 bis 2,30 die Abgabe ganze 3,63 Euro pro m2 und Jahr. Meter. Sehr eng im Vergleich zu den New Yorker Hochgerechnet auf einen Parkplatz ist das ein Fahrbahn Side Walks, die mindestens vier Meter breit sind. Parkpickerl um nur 43 Euro. 80 20 80 cm wien.arbeiterkammer.at/meinestadt AK Stadt · Seite 8
ergeben sich dadurch andere Ansprüche an Freiflächen und den öffentlichen Raum als Interview bei Singlehaushalten. Wichtig ist: Diese Konflikte sind sozialer Art und nicht ethni Das Glück vom gangbaren Raum schen Ursprungs. Die Tabelle auf Seite 5 gibt einen Überblick Geograph Walter Matznetter forscht in der über die Wiener Wohnverhältnisse: Nach wie Stadtentwicklung von Metropolen und weiß den vor dominiert die Mietwohnung. Insbeson amerikanischen Freiheitstraum zu hinterfragen. dere in den „klassischen Gründerzeitvierteln“ mit historischem Baubestand, sind eigene Ist Europa mit öffentlichem Gibt es weitere Tendenzen das Freiflächen nur einem kleinen Teil der Bevöl Raum verwöhnt? Ja, vor dem Öffentliche zurückzudrängen? kerung zugänglich. Umso stärker ist dort die Gegensatz der amerikanischen Unter dem Vorwand des Daten Bedeutung des öffentlichen Raums. Regelungen muss man die groß schutzes sind Informationen ver Partizipative Methoden können mithelfen, artige Weite des öffentlichen schwunden. Früher war der Bau mögliche künftige Konflikte der unterschied Raums in den meisten europäi werber stets im Klartext auf einer lichen NutzerInnengruppen in Grenzen zu schen Ländern schätzen. Ein Bautafel ausgewiesen. Seit einigen halten. Mit Beteiligung dieser Gruppen kann österreichischer Wald etwa kann Jahren ist er anonymisiert. Dann es gelingen, deren Bedürfnisse auch in im Eigentum eines Bauern sein, muss man mühsam recherchieren. Neugestaltungen von Freiflächen einfließen aber er wird dir nicht mit der Flinte In Deutschland darf nur jemand zu lassen. Gebietsbetreuungen und Agenda- nachrennen. In Amerika ist die Einblick in das Grundbuch neh 21-Prozesse auf Stadtteilebene sind mittler Welt in Privat-Territorien parzelliert, men, wenn er nachweisen kann, weile in Wien etabliert und können die Kom Spaziergänge sind nur auf öffentli dass er einen wichtigen Grund für munikation zwischen Bürokratie/Verwaltung chen Footpaths oder im National diese Nachforschung hat. und den BewohnerInnen unterstützen. park möglich. Welche Anzeichen sehen Sie in Offen heißt Dialog Wie viel Freiheit bleibt in den Wien? Das Verhökern von Für Wien ist in den kommenden Jahren ein Städten? In europäischen Städ Gehsteigflächen als Schanigärten starkes Bevölkerungswachstum prognosti ten wundert man sich, wenn etwas in den Geschäftsstraßen. Der ziert. Eine Diskussion über Flächen- und verboten wird. In Amerika ist der Gehsteig gehört allen, doch die Nutzungsverteilungen in der Stadt ist unum öffentliche Raum zurückgedrängt, Passanten werden immer mehr gänglich, um auch in Zukunft die geforderte dort gibt es viele Regeln. Es ist eingeengt. Außerdem führt der städtische Lebensqualität zu gewährleisten. dort etwa oft verboten, Alkohol an aktuelle Bauboom dazu, dass Zur Sicherung einer hochwertigen Entwick öffentlichen Plätzen zu konsumie Baustellen immer mehr öffentliche lung müssen Anforderungen an den öffentli ren. Das erste Mal, wo ich hier in Flächen belegen: Die Sonnenfels chen Raum stärker in den Fokus rücken: Der Europa auf Widerstände gestoßen gasse wurde wegen eines Dach öffentliche Raum einer Stadt muss ein ver bin, war in einem Budapester Ein bodenausbaus gesperrt und der netztes Gesamtsystem bilden, das auf kaufszentrum unter amerikani öffentliche Verkehr wird wegen möglichst vielfältige und nicht eindeutige schem Management. Ich machte den Bauarbeiten zur privaten oder hierarchisch strukturierte Weise mitein ein Foto und der Wachdienst Shoppingmeile in der Bogner ander in Beziehung steht. Konflikte sollten bestand darauf, dass ich es gasse extra umgeleitet. erfasst und grundsätzliche Kriterien für lösche. Lösungen erarbeitet werden. Gibt es so etwas wie Territorial- Der öffentliche Raum muss öffentlich sein: Er Kein Einzelfall mehr... Wie in Kämpfe? Es ist eher ein Nebenei muss ohne Kosten und ohne Diskriminierun Budapest gilt das Foto nander. In den Parks von Neuler gen zu jeder Zeit zugänglich und für alle grafierverbot auch beim Factory- chenfeld spielen die Migrantenkin Nutzungen verfügbar sein, wenn sie Dritte Outlet in Salzburg, doch dagegen der in den Ballkäfigen während die nicht gefährden oder belasten. Natürlich wird muss man Widerstand leisten, so Bobos andere Flächen des Areals es – aufgrund des nicht unbeschränkt vor wie beim Trinkverbot auf den beanspruchen. Noch gibt es viel handenen Raums – notwendig sein, unter Enzis im Wiener Museumsquartier. Raum, doch am Yppenplatz wer dem Aspekt des sozialen Ausgleichs zu Die Frage ist, wie privat ist das den die Markthallen langsam von handeln. So wird in Zukunft der öffentliche Museumsquartier? Inlokalen abgelöst. Raum unter dem Blickwinkel der Fairness neu verteilt werden müssen. Den F lächen der Verkehrsarten des Umweltverbundes, der Gestaltung von nicht kommerzialisierten Dr. Walter Matznetter ist Aufenthaltsbereichen und der Optimierung Assistenzprofessor an der Fakultät der Wohnumgebung muss stärkere Priorität für Geowissenschaften, Geographie zukommen. Denn gerade gezielte „Investitio und Astronomie. Er ist mit Robert nen“ in den öffentlichen Raum sozial Musil Herausgeber des Buchs benachteiligter Stadtteile sichern die Lebens „Europa: Metropolen im Wandel“, qualität der gesamten Stadt. Mandelbaum Verlag Wien. AK Stadt · Seite 9 wien.arbeiterkammer.at/meinestadt
Thema Wem Gehört die Stadt? Zwischen Mariahilfer Straße und Potsdamer Platz Einkaufsmeilen dienen dem Konsumverhalten, doch dieser öffentliche Raum soll viele Funktionen erfüllen. Beim Mariahilf-Dialog setzt sich die AK für die Berücksichtigung dieser Ansprüche ein. Von Thomas Ritt Ö ffentlicher Raum muss unterschiedlich genutzt werden können. Das zeigt sich auch in der spannenden Diskussion um die Mariahilfer Strasse: Nichtkommerzielle Aufent Neugestaltung der Mariahilfer Straße: haltsräume, Vorrang für Nebst Einkäufern treffen sich Jugendliche FussgänGer und die QUalität zum Abhängen, suchen Angestellte einen der Öffis sind Wichtig Platz für die Rauchpause, ziehen gelegent lich Demonstrationen gegen die Innenstadt und eifern Straßenmusikanten um Aufmerk Widerstand sogar eine Anzeige wegen Der Potsdamer Platz samkeit – Autos, Radler und freilich Fußgän Hausfriedensbruch. in Berlin gleicht ger wollen auch vorwärts kommen. Grund genug für einen intensiven Mariahilf- einem öffentlichen Viele Ansprüche treffen aufeinander und tre Dialog: Im Herbst 2011 diskutierten die Stadt Raum, doch betteln, ten auch in Konkurrenz – die Planung wird Wien, die Bezirke Mariahilf und Neubau mit demonstrieren, zur Verteilungspolitik und macht den Prozess AnrainerInnen, BesucherInnen und Gewer verteilen von Flug nicht gerade leichter. Doch gerade unter betreibenden über die Neugestaltung (Kas blättern oder das schiedlichste Nutzungen verschaffen der ten Seite 11). Bis Sommer 2012 finden Sammeln von Spen Stadt einen deutlichen Mehrwert. Völlig Fachworkshops statt, bei denen die Detail den sind verboten. konträr funktioniert der Berliner Potsdamer planung erarbeitet werden soll. Platz. Einst zentrale Einöde, wuchs in weni gen Jahren – geschaffen von den Investoren AK Wien: Vorrang für FußgängerInnen Sony und Daimler – ein lebhafter privatwirt Die AK Wien ist in der Diskussion vertreten schaftlich betriebener Stadtraum heran. Ein und hat inhaltliche Schwerpunkte einge Shopping- und Vergnügungs-Raum mit bracht: Nichtkommerzielle Aufenthaltsräume klaren Regeln und Zielen: Profitmaximierung müssen geschaffen werden und soweit – Wer zahlt, schafft an. behördlich möglich, sollen sämtliche Waren Der Potsdamer Platz gleicht einem öffentli und Schanigärten von Gehwegen entfernt chen Raum, doch er ist es nicht. Diverse werden. Vorrang für FußgängerInnen, eine Nutzungsmöglichkeiten sind verboten: etwa konfliktfreie Führung und angepasste Betteln, Demonstrieren, Verteilen von Flug Geschwindigkeiten beim noch notwendigen AutorIn: blättern oder das Sammeln von Spenden. Liefer-, AnrainerInnen- und Radverkehr. Die Mag. Thomas Ritt ist Wer ohne Konsumation herumlungert, kann Qualität des öffentlichen Verkehrs muss Volkswirt, Leiter der vom Wachdienst in den tatsächlichen öffent zumindest auf gleichem Niveau erhalten Abteilung Kommunal lichen Raum verwiesen werden, riskiert bei bleiben. politik in der AK Wien und leitet die Redak tion von AK Stadt. Das Konzept der AK für die Mariahilfer Straße: Schaffung von nichtkommerziellen Aufenthaltsräumen, Entfernung von Waren und Schanigärten von Gehwegen sowie Anpassung der Geschwindigkeiten beim Individualverkehr. wien.arbeiterkammer.at/meinestadt AK Stadt · Seite 10
West West West BHF BHF BHF Neubaugürtel Neubaugürtel Neubaugürtel Kaiserstraße Kaiserstraße Kaiserstraße Schottenfeldgasse Schottenfeldgasse Schottenfeldgasse Stumperg. Stumperg. Stumperg. Zieglergasse Zieglergasse Zieglergasse Webgasse Webgasse Webgasse Andreasgasse Andreasgasse Andreasgasse O.-Bauer.- O.-Bauer.- O.-Bauer.- Gasse Gasse Gasse Neubaugasse Neubaugasse Neubaugasse Ma Ma Ma ria ria ria Zollergasse Zollergasse Zollergasse hilf hilf hilf Esterhazyg. Esterhazyg. Esterhazyg. er er er Str Str Str aß aß aß Kirchengasse Kirchengasse Kirchengasse e e e Amerling- Amerling- Amerling- straße straße straße Nelkeng. Nelkeng. Nelkeng. Barnabiteng. Barnabiteng. Barnabiteng. Stiftgasse Stiftgasse Stiftgasse Karl Karl Karl Schweighoferg. Schweighoferg. Schweighoferg. Capistrang. Capistrang. Capistrang. MQ MQ MQ Museumspl. Museumspl. Museumspl. Königsklosterg. Königsklosterg. Königsklosterg. Rahlgasse Rahlgasse Rahlgasse 1. Getreidemarkt 2. Getreidemarkt 3. Getreidemarkt Dialog und Diskussion zur Neugestaltung Drei Varianten für die Zukunft der Mariahilfer Straße Variante kurz Variante mittel Variante groß Die kürzeste Lösung zur Umgestaltung der Die mittlere Version der neuen Mariahilfer In diesem Vorschlag wird die Mariahilfer Straße Mariahilfer Straße beschränkt sich auf den Straße zieht sich von der Kaiserstraße bis zur zwischen Gürtel und 2er-Linie umgestaltet. Die Bereich Andreasgasse und Kirchengasse. Stiftgasse. Sie kann an drei Stellen mit dem Fahrbahnaufteilung ist gleich wie in der mittle Sie ist in diesem Abschnitt eine reine Fuß Auto überquert werden. Eine derzeitige Park- ren Variante. Die Mariahilfer Straße kann an vier gängerzone. Der Bereich Stiftgasse bis und Fahrspur soll für Schanigärten genutzt Stellen mit dem Auto überquert werden, von Kirchengasse ist eine Einbahn stadtaus werden, die übrig gebliebene Fläche soll für der Karl-Schweighofergasse in die Theobald wärts. Eine Möglichkeit zur Querung der den Lieferverkehr, für Rad und AnrainerInnen gasse, Zollergasse – Nelkengasse, von der Mariahilfer Straße gibt es von der Zollergasse reserviert sein. Die übrigen Parkplätze sollen Andreasgasse in die Esterhazy und Otto-Bauer in die Nelkengasse. zu Lieferzonen umgewandelt werden. gasse sowie Schottenfeldgasse – Webgasse. Was sich Menschen auf der Mariahilfer StraSSe wirklich wünschen Ruheinseln inmitten der Hektik Andrea Müller: Ich arbeite rund Silvia Rotaro: Es ist lästig, sich 13 Stunden pro Tag in der durch eine Menge von Leuten zu Schönheitsbranche und kann kämpfen, die vor einem Eisstand mich in der Pause auf der warten, wenn man es eilig hat. Mariahilfer Straße einfach nicht Viel zu viele Menschen sind auf ausruhen. Du bist immer in einer der Mariahilfer Straße. Die Leute Andrea Müller Silvia Rotaro Vojislav Vasic und Christina Gajic Menschenmenge und es gibt sind wie ferngesteuert, du wirst keinen Platz, wo ich entspannen permanent angerempelt. und vielleicht eine Jause essen Eine Fußgängerzone wie am hilfer Straße und haben zum kämen auch nicht auf die Idee, shootandgo, Grafik: Fielhauer, beigestellt kann. Einmal bin ich mit dem Stephansplatz und mehr Bänke Glück einen Pausenraum in in der Freizeit hierher zu kom Auto hergefahren, ich habe wären gut. unserer Firma. Wenn man zu men. Besonders am Samstag 45 Minuten gebraucht, um vom Mittag in ein Lokal geht, ist alles ist es eine Katastrophe, denn Westbahnhof in die Stiftgasse zu Vojislav Vasic und Christina zu voll und es dauert zu lange, mit Kindern kann man hier nicht kommen. Gajic: Wir arbeiten in der Maria bis das Essen kommt. Wir spazieren gehen. AK Stadt · Seite 11wien.arbeiterkammer.at/meinestadt
AK Stadt E-Mail stadt@akwien.at Telefon 01/501 65-3047 Internet wien.arbeiterkammer.at/meinestadt P.b.b. Verlagsort 1040 Wien Erscheinungsort Wien Zulassungsnummer: 12Z039252 M Kostenlos Bestellen Schlaue Ratgeber und wichtige Informationen. Die Publikationen der Arbeiterkammer Gut informiert unterweGs Ihre rechte als Fahrgast NEUE DVD wien.arbeiterkammer.at Die richtige Ausbildung für mein Kind! Gut informiert2.indd 1 11.05.2010 15:32:31 Welche Schule, welcher Job passen zu meinem Kind? Was können Sie tun, damit Ihr Kind seine Wunschaus Fahrgastrechte Verkehrslärmschutz Pendlerfahrplan bildung auch machen kann. In acht Sprachen erhältlich: Diese Broschüre informiert, Ein konkreter Überblick, Hier finden Sie die wichtigsten Deutsch, Albanisch, Bosnisch/Kroatisch/Serbisch, was Sie bei Problemen im welche staatliche Förderung Fahrzeiten für Schnell- und Englisch, Kurdisch, Romanes, Russisch und Türkisch. öffentlichen Verkehr tun es für Lärmschutzmaß Regionalbahnlinien, der Bad können und welche Rechte nahmen an Wohnungen und ner Bahn und U-Bahn in Wien Sie als Fahrgast haben. Gebäuden gibt. und im Großraum Wien. Stadtpunkte Stadtpunkte AK Studie: Parkraumbewirtschaftung in Wien Andreas Riesenfelder Pendlerinnenstudie Wien Jürgen Bierbaumer-Polly (WIFO), Peter Mayerhofer (WIFO) WIENS STADTWIRTSCHAFT IM KONJUNKTURZYKLUS Was bedeutet die Ausweitung des Parkpickerls für die PendlerInnen? im Auftrag der AK Wien Entwicklung gleichlaufender und vorlaufender Indikatoren zur regionalen Wirtschaftsentwicklung im Auftrag der AK Wien Rund 250.000 ArbeitnehmerInnen, die in Wiener Firmen beschäftigt sind, wohnen in Niederösterreich oder im Burgenland. Sie sind als Tages 1 3 pendlerInnen mit zahlreichen Problemen auf dem Arbeitsweg konfrontiert. GerechtiGkeit muss sein GerechtiGkeit muss sein Die Studie umfasst die Auswertung von Pendlerdaten inklusive Quell-Ziel- Verflechtungen und Verkehrsmittelwahl sowie eine Quantifizierung bzw. Abschätzung der Zahl der betroffenen PendlerInnen. Weiters wurden dar PendlerInnenstudie Wien Konjunkturzyklus auf aufbauend die Auswirkungen der geplanten Regelungen untersucht. Wer sind die Wien-PendlerIn Diese Studie analysiert die Daraus wurden Schlussfolgerungen gezogen und schließlich Empfehlun nen, woher kommen sie und Konjunkturentwicklung in gen abgeleitet. Eine davon ist der Ausbau des öffentlichen Verkehrs im welchen Erwerbsformen Wien. Sie untersucht die Wiener Umland. Ein Best Pratice Kapitel mit nationalen und internationalen gehen sie nach? Mit 86 Tabel Indikatoren der regionalen Beispielen beschließt diese Studie. len zur Veranschaulichung. Wirtschaftsentwicklung. Bestellen Sie Ihre gewünschten AK Publikationen oder ein Gratis-Abo von AK Stadt unter stadt@akwien.at oder Telefon: 01/50165-3047
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