WENDEPUNKT RIO wie geht es nach Olympia weiter? - Matyas Szabo kam ins Viertelfinale - Deutscher Fechter-Bund
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Offizielles Organ des Deutschen Fechter-Bundes e. V. Nr. 5 • 2016 • 35. Jahrgang • 5273 WENDEPUNKT RIO wie geht es nach Olympia weiter? Matyas Szabo kam Claudia Bokel ist ins Viertelfinale neue DFB-Präsidentin
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EDITORIAL I N H A LT FECHTFORUM 4 O LY M P I S C H E S P I E L E Nicht verzetteln 6 Damenflorett: Zwischen Traum und Albtraum 10 Herrenflorett: „Denke noch immer Es gibt viel an die letzten zwei Sekunden“ Herrensäbel: Hartung spürt den 12 zu tun Druck des Mitfavoriten Säbel-Ass Szabo: „Alle sind 14 Armin Stadter verrückt im Kopf” 16 Die Olympischen Spiele in Rio sind vorbei. Positive Überraschungen für den Fechterjugend: So haben Tim und Deutschen Fechter-Bund sind ausgeblieben. Jahrelange Leistungsträger werden Denise Olympia erlebt 18 möglicherweise ihre Karriere kurz über lang beenden. Die Weichen für die Zukunft müssen gestellt oder nachjustiert werden. Von daher ist es für uns wichtig, die DFB finanzielle öffentliche Förderung für den Leistungssport zu erhalten. Claudia Bokel neue Präsidentin 20 Die leistungssportlichen Strukturen mit dem Fokus auf die kommenden Anti-Doping-Volontäre treffen sich 26 olympischen Zyklen und den Nachwuchsleistungssport müssen geschaffen und schnell umgesetzt werden. Der DFB wird sich anstrengen, auf allen Ebenen seine Ressourcen besser auszunutzen. Jeder Kaderathlet und Leistungsträger soll künftig SERIE zusätzlich zu den Bundeskaderlehrgängen die Möglichkeit haben, regelmäßig an Richtig oder falsch: Strittige zentralen Trainingsmaßnahmen unserer Bundesstützpunkte teilzunehmen, ohne Kampfrichterentscheidungen 23 den Heimatverein zu verlassen. Nach der schulischen Laufbahn müssen zudem die Rahmenbedingungen FECHTEN IM URLAUB geschaffen werden, den Trainingsmittelpunkt an die Leistungszentren des DFB zu „Warum nicht im Urlaub mal verlagern. Hier müssen entsprechende „leistungssportfreundliche“ Ausbildungs- den Degen auspacken?“ 24 und Studienplätze generiert werden. Zur Zukunft gehört weiterhin, dass der Breitensport unabdingbare Voraussetzung LANDESVERBÄNDE für den Leistungssport ist und bleiben wird. Wir müssen weiter versuchen, Berlin 27 leistungsorientierte Breitensportler in die Struktur einzubinden, damit keine Hessen 28 deutliche quantitative Reduzierung der Leistungsgruppen nach der Juniorenzeit eintritt. Ein erster Ansatz hierfür war der von den Teilnehmern sehr positiv Nordbaden 29 aufgenommene Wettkampflehrgang für Breitensportler, der vor Ostern in Nordrhein, Saarland 31 Heidenheim stattfand. Schleswig-Holstein, Südwest 31 Mit der Einführung der Trainerplakette für die erfolgreichen Trainer der Württemberg 31 Medaillengewinner der Deutschen Meisterschaften der Altersklassen der A- und B-Jugend sowie der Junioren ist es zudem gelungen, die Motivation MENSCHEN DES SPORTS der engagierten und für die Nachwuchsentwicklung eminent wichtigen Jürgen Kelm zum 80. 31 ehrenamtlichen Trainer zu verbessern. Trauer um Werner Pechmann 31 Es gibt viel zu tun auf allen Ebenen. Lasst uns alle daran arbeiten, dass es mit dem Fechtsport in Deutschland wieder aufwärts geht. TERMINE 34 Armin Stadter Vizepräsident Breitensport des DFB IMPRESSUM 34 fechtsport magazin 5/2016 3
FECHTFORUM Olympia-Ausrüstung von Joppich versteigert Für einen guten Zweck ist die Fechtaus- rüstung des viermaligen Herrenflorett- Weltmeisters Peter Joppich, die er bei den Olympischen Spielen in Rio getragen hat, versteigert worden. Der Erlös von 300,00 Euro kam dem Star4Kids-Projekt „Bola Pra Frente Rio de Janeiro” zugute - einem der größten sportlichen Kinderhilfsprojekte in Rio de Janeiro. Die Versteigerung hatte Uni- ted Charity, Deutschlands größtes Charity- Auktionsportal, vorgenommen. #Fencingmob in Italien Der italienische Fechtverband hat am 18. September wieder zu einem #Fencingmob aufgerufen – nicht nur die Clubs im Land sondern weltweit. Im vergangenen Jahr hat- Versteigerung für einen guten Zweck: Peter Joppichs olympische Fechtausrüstung ten die Italiener mit Erfolg diese Aktion zur Foto: United Charity (Mitglieder-)Werbung für den Fechtsport ins Leben gerufen. Beim Fencingmob sollten „Grünes Band“ für Clubs wieder kreativ mit Aktionen außerhalb Fechtclub Moers der Fechthallen zeigen, wie faszinierend der Sport ist. Als Kulissen für den öffentlichen Dem Fechtclub Moers ist „Das Grüne Band Klingenzauber sollten das Colosseum in Rom, für vorbildliche Talentförderung im Verein“ der Eifel-Turm in Paris oder der Picadilly Cir- für 2016 verliehen worden. Verbunden ist cus in London einbezogen werden. Die Fotos die Auszeichnung für herausragende Nach- dieser globalen Aktion sind von den Organi- wuchsförderung mit einer Förderprämie satoren auf Facebook, Twitter and Instagram von 5000 Euro. Der Verein aus Moers ist (#Fencingmob16) veröffentlicht worden. einer von 50 Vereinen die vom Deutschen Olympischen Sportbund und der Commerz- Böttcher neuer Herrendegen- bank ausgewählt wurden. „Die Konzepte Bundestrainer Der neue Herrendegen-Bundestrainer der diesjährigen Preisträger sind auf einem Mario Böttcher. Foto: Augusto Bizzi sehr hohen Niveau“, sagte Michael Vesper, Neuer Herrendegen-Bundestrainer ist Mario Jurymitglied des „Grünen Bandes“ und Vor- Böttcher. Er tritt die Nachfolge von Didier DFB bewusst ein Zeichen für einen Neuan- standsvorsitzender des DOSB. Das „Grüne Ollagnon an, der in die Schweiz zurück- fang“, erklärte DFB-Vizepräsident Armin Band“ wird seit 30 Jahren vergeben. kehrt, um dort neuer Degen-Nationaltrainer Stadter. Zum ersten Mal in der jüngeren zu werden. Der 34 Jahre alte Böttcher war Vergangenheit übernimmt ein junger Trai- Fechter von Hacker-Attacke vier Jahre lang für die Herrendegen-Junio- ner, der die Trainerakademie in Deutschland bei WADA betroffen ren des DFB verantwortlich, mit denen er erfolgreich abgeschlossen hat, die Gesamt- 2015 die Mannschafts-Weltmeisterschaft in verantwortung für eine Waffe.“ Unter den Sportlern, deren Daten bei Taschkent gewinnen konnte. Der gebürtige der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) Dresdner gehörte von 1999 bis 2005 dem Nach Olympia-Treffer: bei Hacker-Attacke ausgespäht und im Bundeskader des DFB als Degenfechter an. Kuss löste Kritik aus Netz veröffentlich wurden, ist auch ein Sein bestes internationales Ergebnis war der Fechter: Gauthier Grumier, der mit dem 2. Platz beim Junioren-Weltcupturnier in Ni- Die Tunesierin Ines Boubakri hat bei den französischen Herrendegen-Team den mes 2001. Das Studium zum Diplom-Trainer Olympischen Spielen in Rio de Janeiro Olympiasieg in Rio de Janeiro feierte. an der Trainerakademie in Köln schloss er Bronze gewonnen – die bislang einzige Me- Eine russische Hacker-Gruppe unter dem 2006 mit dem „Sehr gut“ ab. Seit 2006 ist daille für ihr Land. Nach ihrem Sieg küsste Namen „Fancy Bears“ hatte medizinische er in Tauberbischofsheim als Degentrainer sie ihren Ehemann Erwan Le Péchoux, der Daten von Sportstars, darunter die der tätig, zunächst für den FC Tauberbischofs- ebenfalls im Fechten für die französische deutschen Leichtathleten Robert Harting heim und seit März 2015 für den Deutschen Mannschaft Silber holte. Der Kuss löste in und Christina Obergföll, von der WADA- Fechter-Bund. „Mit Mario Böttcher setzt der Tunesien viel Kritik von Konservativen aus. Datenbank runter geladen. 4 fechtsport magazin 5/2016
IOC-Chef Bach besucht Fechter Thomas Bach wollte bei seinen ersten Som- merspielen als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees alle Sportarten we- nigstens einmal besuchen. Für den Olympia- sieger mit der deutschen Herrenflorett-Mann- schaft von 1976 war es mehr als nur eine Plficht auch bei den Fechtern vorbeizuschau- en – und die Waffe in die Hand zu nehmen. 1,5 Millionen Euro Prämien für Rio-Athleten Die Deutsche Sporthilfe zahlt 1,5 Millionen Euro an die deutschen Athleten bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Das Geld erhalten die 180 in Rio erfolgreichen, geförderten Sportler. Von Gold (20.000 Euro) über Silber (15.000) und Bronze (10.000) bis zum 8. Platz (1500 Euro) werden Prämien Mehr als nur eine Pflicht – IOC-Chef Bach bei den olympischen Fechtwettkämpfen Foto: Serge Timacheff ausgeschüttet. Athleten aus Mannschaften, Teams, Staffeln und Booten erhalten dabei die volle jeweilige Individualprämie. An das „Wenn ein Sportdress wie der Burkini mus- Nicht zuletzt erinnert der Dachverband da- Beachvolleyball-Duo Laura Ludwig/Kira limischen Frauen ermöglicht, ihren eigenen ran, dass bei den Olympischen Spielen in Walkenhorst, als Beispiel, gehen somit für Vorstellungen entsprechend an den Strand Rio de Janeiro Frauen aus verschiedenen Gold 40.000 Euro, für den Ruder-Achter (mit oder ins Schwimmbad zu gehen, dann ist er Ländern mit Hidschab (Kopftuch) ihre Wett- Steuermann), der auf den Silberrang fuhr, ein Kleidungsstück der Integration“, heißt kämpfe bestritten haben wie die US-Fechte- werden 135.000 Euro ausgeschüttet. Die es in einer Stellungnahme des Deutschen rin Ibtihaj Muhammad. Prämien werden von der Deutschen Sport- Olympischen Sportbundes (DOSB). Ähnlich hilfe in monatlichen Raten ausgezahlt. Der äußerte sich die Designerin des Burkinis, 20-Euro-Gedenkmünze DOSB ermöglicht die Sporthilfe-Prämien die australische Muslimin Aheda Zanetti, in „50 Jahre Deutsche Sporthilfe“ durch Zuschüsse aus seiner nationalen und einem Artikel im britischen Guardian: „Als internationalen Olympiavermarktung. ich im Jahr 2004 den Burkini erfand, wollte Die Bundesregierung wird eine 20-Euro- ich damit den Frauen Freiheit geben, nicht Gedenkmünze „50 Jahre Deutsche Sport- 92 Prozent der deutschen Olympiastarter nehmen.“ hilfe“ prägen lassen und die im Mai 2017 2016 in Rio de Janeiro sind im Laufe ihrer ausgeben. Damit wird die 1967 gegründe- Karriere von der Deutschen Sporthilfe geför- Für den DOSB ist der Burkini daher ein te Sporthilfe gewürdigt, die erfolgreichste dert worden oder werden bis heute unter- Kleidungsstück der (sportlichen) Freiheit, private Förderinitiative im europäischen stützt. das soziale Teilhabe ermöglicht. Bei einem Sport. Der Entwurf der Münze stammt von Strand- oder Schwimmbadverbot bestünde der Künstlerin Adelheid Fuss aus Geltow. Die Burkini-Debatte die Alternative nicht darin, dass die betrof- Die Münzen in der Prägequalität Stempel- fenen Frauen einen Bikini oder Badeanzug glanz werden zum Nennwert (20 Euro) über In den Medien war eine Debatte darüber tragen, sondern dass sie auf das Schwim- die Deutsche Bundesbank in den Verkehr entbrannt, welche Kleidung muslimische men im Meer verzichten müssten und sie gebracht. Die Ausgabe der Münzen in der Frauen in der Öffentlichkeit tragen dürfen damit aus dem öffentlichen Raum ausge- Sammlerqualität Spiegelglanz erfolgt zu und ob Burka, Niqab oder Hidschab Aus- schlossen würden. Dass das Verbot in Nizza einem über dem Nennwert liegenden Ver- druck der religiösen Freiheit oder der Unter- vom obersten französischen Verwaltungsge- kaufspreis. Die Verkaufsstelle für Sammler- drückung von Frauen sind. Durch den Bur- richt aufgehoben wurde, mahne an, dass in münzen der Bundesrepublik Deutschland kini, einem zweiteiligen, körperbedeckenden liberalen Gesellschaften die Wahl der Klei- (VfS) wird über den genauen Preis und die Schwimmanzug für muslimische Frauen, dungsstücke Teil der Menschrechte sei, heißt Bestellmodalitäten vor Ausgabe der Münze hat die Debatte auch den Sport erreicht. es weiter in der DOSB-Erklärung. informieren. fechtsport magazin 5/2016 5
Nicht verzetteln Bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro ist die Überraschung für die deutschen Fechter ausgeblieben. Medaillenlos kehrte das Quartett Carolin Golubytskyi, Peter Joppich, Max Hartung und Matyas Szabo zurück – erstmals seit 1980. Neben den Schwimmern waren die Fechter aus DOSB-Sicht die Verlierer der Rio-Spiele. Was nun? Matyas Szabo kam am weitesten bei den Olympischen Spielen in Rio. Foto: Serge Timacheff fechtsport magazin 5/2016 7
O LY M P I S C H E S P I E L E E s geht um die Zukunft des deutschen Fechtens. Nicht erst die Olympi- schen Spiele in Rio haben gezeigt, dass der An- schluss an die Weltspitze verloren gegangen ist. In Brasilien waren nur noch vier Einzelkämpfer des Deutschen Fechter-Bundes am Start – und keine Mann- schaft. Jeder der vier deutschen Fechter hat das Beste gegeben, sich optimal auf die Gefechte auf der olympischen Planche vorbereitet – für eine Medaille hat es nicht gereicht. Schon in London 2012 zeichnete sich ab, dass die internationale Konkurrenz nur noch schwer zu attackieren ist. Silber durch Britta Heidemann im Damendegen und Bronze durch das Florett-Team waren die Medail- lenausbeute. Warum kann die Nation, die zu Zeiten von Emil Beck der Nabel der Fecht-Welt war, nur noch bedingt Paroli bieten? Sind es hausge- machte Probleme, überkommene Strukturen Hoffnungsträgerin für die Sommerspiele in Tokio: Degenfechterin Alexandra Ndolo oder haben die anderen, erfolgreicheren Foto: Augusto Bizzi Länder bessere Methoden, bessere Trainer, bessere Fechter? Warum sind Itali- und ohne Tabus in die Gespräche und wol- en, Frankreich und Russland die len gemeinsam Ideen für eine nachhaltige Konstanten in der Weltspitze? Der DFB-Sportdirektor Planung entwickeln“, erklärte Ressel. Warum gelingt es kleineren Sven Ressel weiß: Es gibt viel zu tun! Ländern, wie Ungarn oder Wie sich die Leistungssportreform des DOSB Rumänien, regelmäßig Olym- auf den DFB auswirken wird, ist im Ganzen pia-Medaillen abzuräumen? nicht bekannt, Details sickerten aber schon Warum kommen mittlerweile durch. „Ich gehe davon aus, dass der DOSB die Olympiasieger und Me- sieht, dass der Fechtsport auch zukünftig daillengewinner auch aus Süd- investiert“, sagt Res- Medaillenoptionen bietet und wir dabei korea, den USA oder Tunesien? sel. Damit könne man unterstützt werden sollen“, sagte Ressel. Als Fragen über Fragen! mehr und bessere Trainer sicher gelte aber auch, dass es keine pau- ins Land holen oder selbst ent- schale Förderung mehr geben wird, sondern Die deutschen Fechter wurden öffentlich wickeln, die Reisen zu Weltcup-Turnieren eine auf die sechs Disziplinen bezogene. mit den Schwimmern vom Deutschen Olym- umfänglich finanzieren und regelmäßige Das heißt: Die erfolgreicheren Waffengat- pischen Sportbund (DOSB) als die großen zentrale Trainingsmaßnahmen veranstalten. tungen werden mehr unterstützt. Verlierer der Rio-Spiele hingestellt. „Das trifft uns schon schwer“, bekennt DFB- Ideen entwickeln Deshalb wird es immer wichtiger werden, Sportdirektor Sven Ressel. „In der öffent- die Fecht-Disziplinen in den Leistungszent- lichen Wahrnehmung zählen nur Medail- Mehr Geld dürfte es für den DFB im Zuge ren noch stärker zu konzentrieren, zu bün- len.“ Er verweist darauf, dass auch andere der im kommenden Jahr greifenden Leis- deln und klare Konzepte umzusetzen. „Wir Zweikampfsportarten ähnliche Probleme tungssportreform kaum geben. Was tun? haben Schwerpunkte an den Standorten de- haben – Boxen oder Judo zum Beispiel. In einem internen Bundestrainer-Meeting finiert“, so Ressel. „Es macht beispielsweise vom 14. bis 16. November im Hochspessart keinen Sinn, in Tauberbischofsheim über öf- Eine der Ursachen der Misere seien sicher- werden Strategien und Prozesse entwickelt fentliche Fördermittel Säbel zu finanzieren.“ lich die fehlenden finanziellen Mittel, um sowie Ziele definiert, wie man aus der Krise in der ersten Weltliga konstant mitspielen herauskommt und schon im nächsten olym- Vielmehr sollen in den Zentren die Waffen zu können. „In Italien, Frankreich und Russ- pischen Zyklus die Weichen für eine erfolg- gestärkt werden, die dort schon stark sind. land wird erheblich mehr in den Fechtsport reiche Zukunft stellt. „Wir gehen ganz offen In TBB soll weiterhin der Schwerpunkt auf 8 fechtsport magazin 5/2016
Damenflorett und Herrendegen gelegt wer- zwei Stipendien 2200 Euro monatlich – den. In Bonn wird die Arbeit im Herrenflo- nach den Sommerspielen muss er mit 750 Rico Braun. „Es gibt die Chance, dass wir in rett und Damendegen – sowie über regio- Euro auskommen. acht Jahren wieder Teams und Einzelfechter nale Prozesse in Leverkusen und Solingen in haben, die um Medaillen kämpfen können“, beiden Degendisziplinen sowie in Bonn im hofft Ressel. Auch für die Olympischen Spie- Damenflorett Nachwuchs – forciert. Heiden- „Es gibt die Chance, le 2020 in Tokio sieht er Möglichkeiten, hier heim soll sich vor allem auf Damendegen dass wir in acht Jahren und da vorne mit dabei zu sein: „Athleten und den Herrendegen-Nachwuchs konzent- wie unsere Säbeljungs und Alexandra Ndo- rieren. In Leipzig wird die Entwicklung der wieder Teams und lo, um nur einige zu nennen, haben eine Degen-Talente Priorität haben. In den Flo- Einzelfechter haben, gute Perspektive.“ rettdisziplinen ist Berlin dafür vorgesehen. Und Dormagen bleibt die Säbel-Hochburg. die um Medaillen Nicht auf Biegen und Brechen „Wir wollen keine Verzettelung“, lautet die kämpfen können.“ Maxime von Ressel. Die Heim-Weltmeisterschaften 2017 in Sven Ressel Leipzig könnten die Chance bieten, erste Be- Mehr Athletik und mentales Training lege für die Erneuerung des DFB zu liefern. Für die jungen Fechter bieten sie auf jeden Mit der vorgesehenen, noch stärkeren Kon- Fall eine Plattform, wichtige Erfahrungen zentration der Kräfte und starken Fechter auf der großen Bühne zu sammeln – und könnte die Trainingsarbeit eine neue Qua- etablierte Kräfte wie der viermalige Florett- lität bekommen. Allerdings gehört auch Weltmeister Peter Joppich haben die Mög- zu den Überlegungen, wie die Methodik lichkeit, vielleicht mit einem weiteren Me- und die Inhalte verändert werden müssen, daillenerfolg ihre Karriere zu veredeln. um wieder international auf Augenhöhe zu kommen. „Wir werden das Mentale und Klar ist aber auch, dass bei einem Umbruch die Athletik zusätzlich verstärken“, erklärte und mit einer Jugend-Offensive auch bei Ressel. Ist Rio der Wendepunkt gewesen? einer Heim-WM keine Bäume ausgerissen Foto: dpa Picture-Alliance GmbH werden können. „Auf Biegen und Brechen Zugleich muss daran gearbeitet werden, wie Medaillen in Leipzig zu holen, wird nicht man den Topathleten eine größtmögliche gehen, wenn man mit vielen jungen Leuten Fokussierung auf den Sport ermöglichen Da nach den Rio-Spielen auch ein Generati- antreten will“, sagte Ressel. kann. Finanzielle Absicherung, Studium, onswechsel stattfindet und Stars wie Britta Beruf sind die Stichworte. DFB-Aktivenspre- Heidemann ihre Karriere ausklingen lassen, Es gibt viel zu tun und es gibt ein Bei- cher Max Hartung, einer der besten Säbel- bleibt die Frage nach der Perspektive für die spiel, das Hoffnung macht. Der Deutsche fechter der Welt, hat im ZDF-Sportstudio kommenden acht Jahre. „Da ist schon noch Schützen-Bund blieb 2012 in London ohne vor Kurzem vorgerechnet, wie Topathleten Optimismus“, sagte Ressel. Es gebe schließ- Olympia-Medaille – 2016 in Rio konnte der in Deutschland gefördert werden: Vor den lich starke Nachwuchsfechter wie beispiels- Verband über vier Medaillen jubeln. Rio-Spielen bekam er durch Sporthilfe und weise Leonie Ebert, Nadine Stahlberg oder Andreas Schirmer Gute Trainer sind ein wichtiger Baustein für die Zukunft: die Bundestrainer Uli Schreck, Vilmos Szabo und Andrea Magro. Foto: Helge Ulrich fechtsport magazin 5/2016 9
O LY M P I S C H E S P I E L E : D A M E N F L O R E T T Pech im ersten Gefecht Carolin Golubytskyi verletzt sich im ersten Gefecht gegen Hanna Lyczbinska aus Polen beim 0:2, gibt aber nicht auf und verliert 9:14. Zwischen Traum und Albtraum Mit ganz viel Rückenwind ging es für Carolin Golubytskyi nach Rio de Janeiro: Dritter Platz bei der Europameisterschaft in Torun, erfolgreiches Trainingslager in New York – die Tauberbischofsheimerin fühlte sich gut. Doch in Brasilien kam alles ganz anders. D er 10. August 2016 sollte ihr ment dachte ich: Okay, ich habe mir ein Die Olympischen Spiele in Rio waren nicht perfekter Tag werden. Darauf Band gerissen. Mein Knie war sehr instabil“, perfekt. Wenn es schnell gehen musste, ging hat Carolin Golubytskyi mit erinnert sich Golubytskyi. Sie brachte das es in der Regel langsam. Trotz Verzögerun- Bundestrainer Andrea Magro Gefecht dennoch zu Ende. Mit 9:14 unter- gen kam es zu einer intensiven Behandlung. und ihrer Trainingsgruppe akribisch hinge- lag sie ihrer Kontrahentin. „Als mein Arzt sagte, dass nichts gerissen arbeitet. Ausgerechnet ihr eigener Körper sei, ist mir ein Stein vom Herzen gefallen. stoppte sie. Beim Stand von 0:2 musste „Es war eine Katastrophe“ Zum Glück brauchte ich keine OP!“ Glück im Golubytskyi nach einem Angriff ihrer Geg- Unglück für Carolin Golubytskyi. nerin Hanna Lyczbinska aus Polen behan- „Zu meinem Wettkampftag kann ich leider delt werden. nicht viel sagen: Er war kurz und der Weg Auf der Fahrt ins Krankenhaus und auch ins Krankenhaus dafür sehr lang“, sagt die danach hatte die 30-Jährige viel Zeit zum „Caro“ biss auf die Zähne, versuchte es wei- Tauberbischofsheimerin. „Es war eine Kata- Nachdenken. Über sich selbst und ihre ter. Dabei spürte sie zu diesem Zeitpunkt strophe, alles war gesperrt. Wir haben zwei sportliche Laufbahn. „Drei Olympische Spie- schon längst, dass es sehr ernst ist. Immer Stunden zur Poliklinik gebraucht, obwohl le und jedes Mal wollte ich eine Medaille. wieder fasste sie sich ans Bein, sackte zwi- man normalerweise in 20 Minuten da sein Das habe ich bis jetzt leider nicht erreicht. schenzeitlich zusammen. „Im ersten Mo- sollte.“ Im Laufe meiner Karriere habe ich viele 10 fechtsport magazin 5/2016
edaillen gewonnen, viele Erfolgserlebnis- M als Teil der deutschen Olympiamannschaft, se gehabt, viele Enttäuschungen erlebt – das ist unbeschreiblich.“ Die Olympischen und doch kann ich sagen, dass ich sehr Spiele 2016 waren für Carolin Golubytskyi Keine Olympia-Medaille glücklich und zufrieden mit dem bin, was ein Erlebnis irgendwo zwischen Traum und seit 1980 für DFB ich erreicht habe.“ Albtraum. Im Vergleich zu Peking und Lon- Für die deutschen Fechter gab es bei don seien das Essen und die Hygiene im Olympischen Spielen in Rio erstmals seit Knie ist noch schmerzempfindlich Olympischen Dorf eine echte Herausforde- 36 Jahren keine Medaille. Die Medaillenge- rung gewesen. „Es war schlecht“, findet die winne von 1980 bis 2012: Golubytskyi ist mit sich im Reinen. Sie hat Fechterin. Dieses Fazit gelte aber nicht für 2012 LONDON – 2 Medaillen hart trainiert und trotz Verletzung in ihrem die gesamten Spiele. Im Gegenteil: Vieles Silber Britta Heidemann (Degen) olympischen Gefecht alles gegeben, eine habe sie fasziniert. „Die Brasilianer waren echte Kämpferin eben. Nach Platz neun in sehr liebenswert und voller Energie“, das Bronze Herrenflorett-Team Peking 2008 und Rang zwölf in London habe sich auch auf die Athleten übertragen. 2008 PEKING – 2 Medaillen Gold Benjamin Kleibrink (Florett) Inzwischen liegen die Spiele eine „Mein Wettkampftag war kurz und Weile zurück. Die Fechterin hatte Gold Britta Heidemann (Degen) der Weg ins Krankenhaus sehr lang.“ Zeit, den nötigen Abstand zu ge- 2004 ATHEN – 2 Medaillen winnen. „Mental geht es mir sehr Silber Damendegen-Team Carolin Golubytskyi gut. Körperlich mache ich langsam Bronze Herrendegen-Team Fortschritte, aber mein Knie ist noch 2000 SYDNEY – 5 Medaillen 2012 landete die Florettfechterin in Rio sehr schmerzempfindlich. Es wird wohl noch 2016 auf Position 18. Trotz des für sie per- eine Weile dauern, bis ich zurück auf die Silber Ralf Bißdorf (Florett) sönlich enttäuschenden Resultats bleiben Fechtbahn kann“, sagt Golubytskyi. Zu kon- Silber Rita König (Florett) aber auch viele schöne Erinnerungen. „Die kreten Zielen wollte sie sich deshalb noch Bronze Herrensäbel-Team Atmosphäre bei den Olympischen Spielen nicht äußern. „Im Moment ist mein Ziel, Bronze Damenforett-Team ist immer einmalig. Mit so vielen Sportlern wieder fit zu werden. Den Rest lasse ich auf in einem Dorf zu leben und bei der Eröff- mich zukommen.“ Bronze Wiradech Kothny (Säbel) nungsfeier in das Stadion einzumarschieren, Vassili Golod 1996 ATLANTA – 1 Medaille Bronze Damenflorett-Team 1992 BARCELONA – 3 Medaillen Gold Herrendegen-Team Gold Herrenflorett-Team Silber Damenflorett-Team 1988 SEOUL – 8 Medaillen Gold Anja Fichtel (Florett) Gold Arndt Schmitt (Degen) Gold Damenflorett-Team Silber Sabine Bau (Florett) Silber Herrenflorett-Team Silber Herrendegen-Team Silber Udo Wagner (Herrenflorett/DDR) Bronze Zita Funkenhauser (Florett) 1984 LOS ANGELES – 5 Medaillen (Boykott der DDR) Gold Herrendegen-Team Gold Damenflorett-Team Silber Herrenflorett-Team Silber Matthias Behr (Florett) Silber Cornelia Hanisch (Florett) 1980 MOSKAU – keine Medaillen Die Enttäuschung für Carolin Golubytskyi ist groß nach dem schnellen Aus bei Olympia. (Boykott der Bundesrepulik Deutschland) Fotos: Serge Timacheff fechtsport magazin 5/2016 11
O LY M P I S C H E S P I E L E : H E R R E N F L O R E T T Nach dem Achtelfinal-Aus: In Rio konnte Peter Joppich das Aus nicht erzwingen. Foto: dpa Picture-Alliance GmbH „Denke noch immer an die letzten zwei Sekunden“ Peter Joppich - dieser Name steht für Qualität, Leidenschaft und Erfolg. In den Geschichtsbüchern des Fechtsports hat er sich längst verewigt: Weltmeister, Europameister, Olympia-Dritter mit dem Team. In Rio wollte er nach der ersehnten Einzelmedaille greifen, doch daraus wurde wieder nichts. Ein Blick zurück, ein Blick nach vorne. R io de Janeiro. 7. September 2016, hat, dass das Turnier vorbei ist. Und da wir Peter Joppich Einzelweltmeister geworden, Peter Joppich steht im Achtel- keine Mannschaft haben, war auch Olympia einmal mit der Mannschaft. Hinzu kommt finale der Olympischen Spiele. vorbei.“ Plötzlich war da diese Leere. Immer die lang ersehnte olympische Bronzemedaille Zwei Sekunden vor Schluss führt wenn sie da ist, braucht Peter Joppich Zeit mit dem Team in London. „2012 ist die ganz sein italienischer Gegner Giorgio Avola mit für sich. „Uli kam nochmal zu mir, hat kurz große Last abgefallen“, sagt der 33-Jährige. 14:13. Joppich muss volles Risiko gehen, so was gesagt. Natürlich hatte ich auch etwas „Bis dahin bin ich der olympischen Medaille wie er es schon oft getan hat. Mit seinem Kontakt nach Hause mit Ina. Ich musste das immer ein bisschen hinterhergelaufen.“ außergewöhnlichen Talent und großem Ehr- erst einmal für mich verdauen.“ Immer kont geiz hat er das Glück in solchen Momenten rolliert, immer reflektiert – der Koblenzer In Rio war die Ausgangslage eine andere. häufig erzwungen, diesmal leider nicht. zeigt auch in den Momenten großer Enttäu- Joppich wusste, worauf es ankommt, muss- Der Italiener trifft, gewinnt, jubelt. Joppich schung wahre Größe. te niemandem etwas beweisen. Tagesform, grüßt, gratuliert, geht. „Die Gefühle sind in mentale Stärke, die richtigen Gegner zum solchen Situationen schwer in Worte zu fas- Kaum einer kennt die Rahmenbedingungen richtigen Zeitpunkt und ein bisschen Glück – sen“, sagt er. „Man weiß, dass man verloren großer Wettkämpfe so gut wie er. Viermal ist um eine Medaille zu gewinnen, muss wirk- 12 fechtsport magazin 5/2016
lich alles passen. Die Vorbereitung war in- tensiv, der Florettfechter ist mit einem guten Gefühl nach Brasilien geflogen. Auch in Rio Heidemann in IOC-Athletenkommission gewählt gab es ein fixes Programm: morgens Fecht- Die deutschen Fechter haben am Ende der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro doch noch training in der Halle, Mittagessen, Pause, einen Sieg gefeiert. Britta Heidemann wurde in die Athletenkommission des Internationa- Fitness, Abendessen. Immer an seiner Seite: len Olympischen Komitees gewählt. Die 33 Jahre alte Olympiasiegerin von 2008 tritt in dem Bundestrainer Uli Schreck und Peking-Olym- Gremium die Nachfolge ihrer einstigen Damendegen-Teamkollegin Claudia Bokel an, die piasieger Benjamin Kleibrink. „Es war super, zuletzt Vorsitzende der Kommission war und nach acht Jahren ausscheiden musste. dass Benny mit dabei war. Er hat mich die ganze Zeit unterstützt“, sagt Joppich. Britta Heidemann ist mit den meisten Stimmen in die Athleten- kommission des IOC gewählt worden. „Manchmal ist es brutal“ Foto: Gerd Polster Am Tag des Wettkampfs war der sympa- thische Blondschopf angespannt, aber „Ich habe nicht getanzt.“ nicht nervös. „Es war fast so wie immer“, (Britta Heidemann auf die Frage, wie sie Wahlkampf so Joppich. Der Gang in die Halle, das im Olympischen Dorf gemacht hat) Aufwärmprogramm. Der Rahmen sei ein bisschen strenger gewesen als sonst, an- sonsten wäre aber alles gleich. Heidemann erhielt bei der Wahl mit 1603 Stimmen der 23 Kandidaten die meisten Stimmen. Insgesamt hatten 5185 der 4:9 lag Peter Joppich in seinem ersten 11.245 Athleten bei den Rio-Spielen gewählt. Sie durfte nur drei Olympia-Gefecht gegen den Franzosen Enzo Wochen lang im Olympischen Dorf von Rio Wahlkampf betreiben. Lefort zwischenzeitlich hinten. Doch der Ko- blenzer startete eine furiose Aufholjagd und Die Degenfechterin hatte die Aufgabe im IOC nicht aus eigener Initiative angestrebt, son- drehte auf 14:10 zu seinen Gunsten. Lefort dern war von der Athletenkommission des Deutschen Olympischen Sportbundes gefragt worden, ob sie als Kandidatin zur Verfügung stehen würde. „Das war nicht auf meiner fiel dabei sogar zwischenzeitlich ein Smart- Agenda, also ein Wunschjob, den ich mir vorgenommen habe“, sagte Heidemann. „Aber das phone aus der Fechthose. Kurios. Mit 15:13 passt für mich, weil ich selbstständig bin. Und meine große Hoffnung ist, mit diesem Job im gewann Peter Joppich. Danach folgte das Hintergrund vor allem in Deutschland auch noch etwas zu verbessern für die Athleten.“ Ob Aus im Viertelfinale gegen Avola. „Natürlich sie auch noch einmal auf die Planche zurückkehrt, ließ sie bisher offen. ist das alles nicht komplett weg. Natürlich AS denke ich noch immer an den Moment, an die letzten zwei Sekunden“, sagt Joppich. „Aber so ist der Sport, manchmal ist es bru- tal. Enttäuscht war ich, ein bisschen leer Russland war nach dem Doping-Skandal auch – aber irgendwie geht es auch weiter.“ keineswegs am Boden, die Fechter des Landes schon gar nicht. Papa Joppich Foto: Serge Timacheff Und wie es weitergeht! Kurz vor den Spie- len ist Peter Joppich zum ersten Mal Vater geworden. Seine langjährige Freundin Ina Gorius brachte Töchterchen Nova zur Welt. Nova, die Neue, hat das Leben von Joppich verändert. „Es war schön, nach Hause zu kommen. Da vergisst man alles schnell“, sagt er. Durch Rio hat er das halbe Leben seiner Tochter verpasst. Nach einem ge- meinsamen Urlaub auf Mallorca richtet sich Russland durfte mitfechten – mit Erfolg sein Blick schon wieder nach vorne. „Ich habe immer noch Spaß am Fechten und Russland durfte trotz nachgewiesenen Staatsdopings im Land doch bei den Olympischen will weitermachen. Der Fokus liegt auf dem Spielen in Rio an den Start gehen. Das Internationale Olympische Komitee verzichtete auf einen kompletten Ausschluss und ersuchte die Weltverbände, jeden Athleten auf einen WM-Jahr 2017. Die Heim-Welttitelkämpfe Verstoß gegen die Anti-Doping-Regeln zu überprüfen. Der Internationale Fecht-Verband mit sind wichtig, darauf freue ich mich“, sagt dem russischen Präsidenten Alisher Usmanow ließ alle für Rio nominierten Fechter teilneh- der Florett-Virtuose. Für alles andere werde men. Russlands Fechter waren mit viermal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze wieder er sich die nötige Zeit nehmen. eines der erfolgreichsten Länder. Vassili Golod fechtsport magazin 5/2016 13
O LY M P I S C H E S P I E L E : H E R R E N S Ä B E L Der US-Amerikaner Daryl Homer (r.) hatte die Unbeschwertheit bei Olympia, die Max Hartung fehlte. Foto: Serge Timacheff Hartung spürt den Druck des Mitfavoriten Er war ein Mitfavorit auf eine Säbel-Medaille. Max Hartung, Weltmeisterschafts-Dritter und Vizeeuropameister von 2015, hatte sich viel vorgenommen für die Olympischen Spiele in Rio. Mit der Medaille hat es nicht geklappt. Nun hofft er in vier Jahren auf eine neue Chance. M it der Leichtigkeit des Seins psychischen Last werden kann. So geht es nicht herbeiführen, wenn man vorher zwei ist schwer umzugehen. Car- Prüfungskandidaten, Sportlern und so ging Trainingseinheiten weniger in der Woche pe diem heißt es, genieße es in Rio Max Hartung. macht oder sich mal ein Bierchen gegönnt den Tag. Oder: „Ich habe hätte.“ Schon nach zwei Gefechten auf der doch nichts zu verlieren.“ Wenn man doch „Ja, ich habe mir den Druck selbst gemacht, olympischen Planche war Schluss. Gegen immer mit so einer inneren Einstellung an weil ich wusste, wie viel ich investiert und Yemi Geoffrey Apathiy aus Benin gelang wichtige Aufgaben herangehen könnte, gearbeitet habe, wie viel Energie und Kraft ein klarer 15:9-Auftakterfolg, doch danach wäre manches gewonnen. „Der Mensch tickt es mich gekostet hat“, sagt der geborene kam schon die Ernüchterung: Im Achtelfi- aber nicht so. Wer Erfolge und Titel anstrebt, Aachener. Er hätte es nicht anders machen nale unterlag er dem US-Amerikaner Daryl weiß, wie schnell der Druck wachsen, gleich- können. „Den Zustand der Lockerheit, wenn Homer mit 12:15. „Ich war ein paar Tage gültig wie gut vorbereitet man ist, und zur man sich etwas vornimmt, kann man auch total neben der Kappe, weil ich mir so viel 14 fechtsport magazin 5/2016
v orgenommen hatte“, erzählt Hartung. „Es „Ich hatte erst das Gefühl, jetzt erst recht war schwer, den Wettkampf nach dem Aus und schnell wieder loslegen zu müssen, aber gestellt. „Es gibt viel zu tun, und ich hoffe, noch mit zu verfolgen und zu sehen, wie auf lange Sicht ist es sicher besser, wenn ich dass mit dem dann neu gewählten Präsi- Homer bis zur Silbermedaille marschiert ist.“ mir im olympischen Jahr etwas Zeit neh- dium ein Weg aus der Talsohle führt und Zumal Weltmeister Alexej Jakimenko in sei- me und auf andere Gedanken komme und eine neue Einigkeit entsteht“ so Hartung. nem Lauf überraschend ausgeschieden war. wieder motiviert einsteige“, meint Hartung. „Das ist meine Hoffnung und Bitte, dass es endlich wieder um Sport geht, gerade um „Der Lauf zur Medaille wäre, den Leistungssport, wie er gestaltet werden Max Hartung nimmt nachdem Jakimenko rausgeflo- kann. Die Sportpolitik im Fechter-Bund soll- nach Olympia eine gen war, machbar gewesen“, te kein Selbstzweck sein.“ Fecht-Auszeit, um meint Hartung. „Das war dann wieder mit eine große Chance, die ich Lust attackieren Nach Ende seiner Fecht-Pause wird es für nicht genutzt habe.“ Eine zu können. ihn aber vor allem darum gehen, wie es mit umfangreiche taktisch-tech- Foto: Augusto Bizzi dem Herrensäbel weitergeht. Schließlich nische Analyse, warum es hat sich Ex-Weltmeister Nicolas Limbach gegen Homer nicht gereicht auf unbestimmte Zeit vom Leistungssport hat, ließ er bleiben. „Ich habe Im Prinzip will er den zurückgezogen, um sich um seine berufliche keine Ursachenforschung betrie- Säbel in den Schrank Perspektive zu kümmern. „Ich denke schon, ben, weil die nächsten Olympischen stellen, lieber mal wieder ki- dass wir eine schlagkräftige Truppe haben Spiele weit weg sind und ich damit nichts cken, um beim nächsten Besuch im werden, auch wenn es schade ist, dass Nico anfangen kann“, sagt er. ZDF-Sportstudio an der Torwand zu treffen. nicht mehr dabei ist“, sagt Hartung. „Man „Wenn ich mal nicht in Dormagen in der hat es im Training gemerkt, was er für eine Von Olympia zu sehr beeindruckt Halle stehe, werde ich wieder richtig Lust ganz andere Qualität in die Gruppe bringt.“ bekommen.“ Nur so viel: Daryl Homer habe jene Ich- Immerhin sei das deutsche Säbel-Team 2015 habe-nichts-zu verlieren-Mentalität gehabt. Hoffen auf neue Einigkeit aber auch ohne Limbach und dafür mit „Er hatte ein ganz schlechtes Jahr, ist volles Benedikt Wagner, Richard Hüber, Matyas Risiko gegangen und wurde dafür belohnt“, Als Aktivensprecher des DFB will er sich Szabo und ihm Europameister geworden. „Da erklärt Hartung. „So bin ich auch die letz- aber nicht bis zum nächsten Jahr zurückzie- haben wir eine gute, junge Truppe zusam- te WM angegangen. Da kam ich in einen hen. Vielmehr möchte er mithelfen, dass der men. Wenn wir bis Tokio den langen Atem Flow, habe mich meinen Impulsen hinge- Fechter-Bund wieder bessere Zeiten erlebt. haben, können wir dort konkurrenzfähig sein geben und frei gefochten. Das ist mir in Die Weichen werden dafür auf dem Deut- und eine Chance haben, oben mitzuspielen.“ Rio nicht gelungen.“ Erfolg und Misserfolg schen Fechtertag am 5. November in Bonn Andreas Schirmer lägen eben dicht beieinander. „Ich denke auch, dass mich die Olympischen Spiele be- eindruckt haben“, bekennt Hartung ehrlich. „In London war ich Außenseiter und habe meine beste Performance abgerufen, eben- so bei der WM 2015. Bei den Rio-Spielen war es erstmals nicht so.“ Wenn er noch mal bei Olympia teilnehme könne, werde er sich wieder genauso professionell vorbereiten, „aber zugleich an Strategien arbeiten, damit gut umzugehen“. Auszeit vom Fechten Bis Ende des Jahres will der Student für Soziologie, Politik und Wirtschaft an der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen eine Auszeit vom Fechten nehmen und seine Ba- chelor-Arbeit fertig schreiben. Das Thema der Arbeit hat natürlich mit Sport zu tun: „Die Sportförderung in nicht organisierten Sportarten“ – mit anderen Worten: Wie funktioniert Sport abseits von Olympia und Das mögliche Säbel-Team der Zukunft: Benedikt Wagner, Richard Hübers, Matyas Szabo, Verbänden? und Max Hartung (v. l.) Foto: Augusto Bizzi fechtsport magazin 5/2016 15
O LY M P I S C H E S P I E L E : H E R R E N S Ä B E L Säbel-Ass Szabo: „Alle sind verrückt im Kopf” Das Größte für einen Sportler sind die Olympischen Spiele. Wer das einzigartige Spektakel zum ersten Mal erlebt wie Säbelfechter Matyas Szabo in Rio, muss aber aufpassen, sich nicht überwältigen und ablenken zu lassen vom eigentlichen Ziel: zu fechten und den größtmöglichen Erfolg zu haben. E ndlich mal für längere Zeit abzuschalten und eine Pause vom Fechten zu machen, tat Matyas Szabo gut. „Es musste mal sein”, sagt der 25-jährige Dormagener nach seinem USA-Aufenthalt. „Ich hatte in den letzten Jahren immer mal etwas Urlaub zwischendurch, aber drei Wochen hatte ich lange nicht.” Ganz weg vom Fechten sei er aber nicht gekommen. „Meine Patentante und ihr Mann haben einen Fechtclub in Los Angeles.” Der Sohn des Bundestrainers Vilmos Szabo ist bei den Sommerspielen in Rio Achter geworden und war damit bester deutscher Starter. „Wenn man mich vor Olympia ge- fragt hätte, ob ich mit Platz acht zufrieden wäre, hätte ich den auf jeden Fall genom- men”, sagte Szabo Junior. Da aber der Amerikaner Daryl Homer sein Viertelfinal- Gegner war – wie zuvor der von Max Har- Im Gefecht mit dem Bulgaren Pancho Paskov Fotos: Serge Timacheff tung – und er verlor, hielt sich die Zufrie- denheit in engen Grenzen. „Ich kann auf den achten Platz stolz sein, aber am es bei Olympia? „Mich hat noch nie jemand Ende habe ich mich über den Ver- „Er ist einer der angesprochen und gefragt: Wie war es bei lauf geärgert.” besten Trainer“: der WM?” Matyas Szabo Um Leben und Tod und sein Vater Die Olympischen Spiele sind noch mehr ein Vilmos. (einschüchterndes) Spektakel, wenn man Dabei ging es ihm ähnlich das erste Mal dabei ist wie Szabo. Man wird wie seinem Säbel-Kumpel neu eingekleidet, medial steigt die Auf- Hartung: Olympia ist eine an- merksamkeit. „Es ist sehr schön, dass man dere Hausnummer als eine WM. viel Wertschätzung erfährt. Dadurch steigt „Das olympische Turnier hat eine das macht alle ziem- auch für den Fechter die Wichtigkeit des ganz andere Dynamik. Ob da vorher lich nervös”. Es sei halt Turniers”, sagt er. „Und wenn man morgens einer schlecht gefochten hat oder nicht, so, dass „vieles im Leben von zum Turnier fährt, sind alle verrückt im Kopf. zählte nicht mehr”, sagt Szabo. „Ich habe den Spielen abhängt” und wie man als Es klingt komisch: Schon wenn die Qualifika- schon im Herrenflorett die Gefechte gese- Sportler angesehen werde. „Wenn ich meine tion beginnt, drehen alle am Rad. Für viele hen und festgestellt, Olympia ist eine ganz Karriere als Fechter anschaue, ist das nicht geht es da um Leben und Tod.” andere Geschichte ist.” schlecht – mit dem Mannschaft-Weltmeis- tertitel 2014 oder dem EM-Sieg 2015 mit Bereits die Olympia-Qualifikation hätte Der wesentliche Unterschied sei, dass die dem Team”, meint Szabo. Aber es sei etwas Nerven gekostet. „Ich möchte eigentlich nie Spiele nur alle vier Jahre stattfinden – „und anderes, wenn man gefragt werde, wie war wieder eine Einzel-Qualifikation fechten. 16 fechtsport magazin 5/2016
Ich hatte so viele schlaflose Nächte”, erzählt Szabo. „So eine Qualifi- kation würde ich mir nicht mehr geben wollen.” Wirklich? „Wenn ich darüber nachdenke, wie es in Rio war, kann ich sagen: Es hat sich doch gelohnt!” „Es war leider etwas kurz“ Zumal er in Rio noch etwas ganz Besonderes erleben durfte, nämlich als einer von fünf Athleten die olympische Fackel im Olympischen Dorf zu tragen. „Ich wusste gar nicht, was los war. So viel Glück konnte ich überhaupt nicht haben. Echt ein tolles Gefühl”, berichte- te Szabo. „Es war leider etwas kurz. Ich würde das gern noch einmal machen.” Unbeschreiblich sei zum Beispiel auch das Gefühl beim Einmarsch ins Olympiastadion gewesen – „richtig abgefahren” wie das Fechtturnier selbst. „Ich kann deshalb jedem Nachwuchsfechter nur empfehlen, sich den Arsch aufzureißen, um sich für Olympia zu qualifizieren”, sagt er. „Es lohnt sich.” Szabo will auf jeden Fall bis Tokio 2020 weitermachen und sich mit der Mannschaft qualifizieren, die in Japan „eine realistische Chance hat, eine Medaille zu holen”. Der Spaß am Fechten sei nach den Feri- en in den USA schon wieder zu spüren. „Ich habe jetzt genug Pause gemacht und freue mich, wieder anzufangen und auf die nächsten vier Jahre mit den Jungs.” Ob er in den nächsten vier Jahren auch im Einzel eine Me- daille gewinnen kann, wie es ihm 2011 mit Gold bei der U20-WM gelang? „Ich glaube, mir fehlt noch etwas die Erfahrung”, sagt Szabo. Er habe dies auch erst im letzten Junioren-Jahr geschafft. Deshalb habe er sich vor Rio vor- genommen, erst einmal die Olympia-Qualifikation zu schaf- fen. „Natürlich hätte ich mir gewünscht, eine Medaille zu gewinnen, weil ich die Qualität besitze, weil ich ja schon Weltcupturniere gewonnen habe”, so Szabo. „Doch ich brau- che noch etwas, ein Weltcup ist keine WM. Ich mache mir da keine großen Sorgen, dass ich es bisher noch nicht ge- schafft habe.” Schließlich habe er noch „ein bisschen Zeit” und wenn es bis 2020 dauern sollte. „Wenn ich in Tokio eine Einzel- oder Mannschaftsmedaille hole, dann ist mir das auch recht, dann brauche ich vorher keine WM- Medaille”, meint Szabo. Sein Vater Vilmos wird ihn in den nächsten Jahren gern helfen, sich weiterzuentwickeln. „Ich wäre nicht so weit gekommen, wenn ich mit jemand anderen ge- arbeitet hätte”, sagt Filius Szabo, der auch nicht ver- hehlt, dass es mal zwischen Vater und Sohn kracht. „Es ist nichts für jedermann, mit seinem eigenen Vater zusammen zu trainieren. Ich würde aber mit keinem tauschen wollen, weil ich glaube, dass er einer der besten Trainer ist und ich mit ihm auf einer Wellenlänge bin.” Andreas Schirmer Bester Fechter bei den Rio-Spielen: Matyas Szabo wird Olympia-Achter
O LY M P I S C H E S P I E L E : F E C H T E R J U G E N D Denise Brachert und Tim Schupp im Olympischen Dorf So haben Tim und Denise Olympia erlebt Das Fechterjugend-Duo Denise Brachert und Tim Schupp war als Teil des Deutschen Olympischen Jugendlagers in Rio. Für das fechtsport-Magazin haben die zwei ihre Eindrücke und Erlebnisse in Tagebuchform skizziert. Nach unserem 12-stündi- Am zweiten Tag haben Heute begann die Pin- gen Flug kamen wir ziem- wir erfahren, dass wir zwei Jagd. Denn man konnte Tag 1 lich erschöpft in unserer Tag 2 der 13 Glücklichen sind, Tag mit nahezu jedem Fan Unterkunft, der „Escola die das Olympische Dorf 3&4 von überall auf der Welt, Alemã Corcovado“ (Deut- besuchen dürfen! Dort die kleinen Metallanste- sche Schule Rio de Janeiro) im Stadtteil Bo- haben wir viele deutsche und internatio- cker tauschen. Beim ersten Besuch der tafogo an. Wir wurden herzlich begrüßt und nale Athleten getroffen – unter anderem Wettkampfstätten wurde uns auch das waren beeindruckt von dem großzügigen die beiden Säbelfechter Max Hartung und hohe Sicherheitsaufgebot bewusst: Etwa Schulgelände mit toller Außenanlage und Matyas Szabo, mit denen wir uns kurz un- alle 50 Meter war ein Soldat stationiert. dem herrlichen Blick auf den Zuckerhut und terhalten konnten. Wir waren begeistert von Sehr erlebnisreich, war auch das Projekt die Christus-Statue. Am Abend wurden un- der besonderen Atmosphäre im Dorf. Der „Rio bewegt. Uns“, in dessen Rahmen wir sere Olympia-Karten vergeben und wir hat- Tag wurde mit einem Besuch im Deutschen uns mit Kindern und Jugendlichen aus der ten unsere ersten Workshops. Später haben Haus in Rio abgerundet, wo wir auch noch Favela austauschen konnten. Wir hatten wir die Eröffnungsfeier verfolgt. Britta Heidemann begegnet sind. diverse gemeinsame Aktivitäten, wie das 18 fechtsport magazin 5/2016
IOC-Präsident, hat dem Deutschen Haus ei- nen Besuch abgestattet und wir konnten ihn vor Ort treffen. Am Tag darauf ging es für Tim zum Bogenschießen. Denise morgens Golf und am Abend Basketball. Sie hatte das Glück, das Spiel USA gegen Serbien aus der ersten Reihe verfolgen zu dürfen. Um auch das Umland von Rio kennenzulernen, wan- Tag derten wir auf den Morro 9 & 10 da Urca, den Hügel neben dem Zuckerhut. Nachdem wir die fantastische Aussicht genossen hat- Tim mit Annekatrin Thiele aus dem Ruder-Doppelvierer ten, konnten wir nach der Rückwanderung die schöne Atmosphäre am Strand der nahge- legenen Bucht erleben. Am Abend fuhren wir in den Olympia-Park, um ein Basketballspiel zwischen Kroatien und Nigeria anzuschauen. Da wir den tollen Strand in Rio noch nicht so richtig genutzt hatten, durften wir am nächs- ten Morgen nochmals an die Copacabana fahren. Am Nachmittag gab es einen Vortrag zur dualen Karriere als Leistungssportler. An- schließend hörten wir einen Vortrag zum The- ma Doping, und Dopingprävention. Die Christus-Statue ist das wohl bekannteste Wahrzei- Tag 11, chen von Rio, also wollten 12 & 13 wir uns diesen Ausflug auf keinen Fall entgehen lassen. Später ging es zum nächsten Bas- ketballspiel, diesmal sahen wir das Spiel Brasilien gegen Kroatien. Am Tag darauf machten wir eine Wanderung auf den Berg Pedran Bonita. Im Anschluss an diesen Denise und Tim mit Säbelfechter Max Hartung Ausflug folgte der Besuch eines spannen- den Hockeyspiels. Abends waren wir ins Bauen eines Modells der Olympia-Stadt der und Finale im Damenflorett sehen. Die At- Deutsche Generalkonsulat zum Athleten- Zukunft, die möglichst nachhaltig und um- mosphäre in der Halle war gigantisch und empfang eingeladen. Dort wurden wir vom weltfreundlich sein sollte. das Jugendlager war besonders von den deutschen Konsul und Botschafter herzlich Säbelgefechten begeistert. Als Andenken empfangen. Den vorletzten Tag verbrachten Für Tim stand der zweite haben wir uns beide natürlich das offizielle wir mit Politikern aus dem Sportausschuss Strandbesuch an der Co- Rio 2016 Fecht-Shirt gekauft. des Deutschen Bundestags. Tag pacabana auf dem Plan. 5&6 Dort fand das Beachvolley- Ein erfolgreicher Tag für die Am Abend fand unsere ballturnier statt. Er bekam deutsche Olympiamann- Abschlussfeier statt. Wir die Möglichkeit, vier spannende Vorrunden- Tag schaft. Im Deutschen Haus Tag 14 hatten über 50 Sportler spiele, darunter sogar ein Spiel der deut- 7&8 hatten wir die Gelegen- und Politiker eingeladen, schen Mannschaft, zu sehen. Parallel ging heit, mit den Medaillenge- für die wir auch eine kleine es für Denise zum Turnen. Sie durfte das winnern der beiden Doppelvierer-Teams zu Show und eine Danksagung vorbereitet hat- Mannschaftsfinale der Damen sehen. Am feiern. Die Schützin Barbara Engleder, die ten. Alles in allem war Rio ein einzigartiges nächsten Tag ging es für uns beide in den sich ebenfalls eine Goldmedaille ergattern Erlebnis und wir sind glücklich, dass wir die Olympic Park. Dort stand Fechten auf dem konnte, wurde ebenfalls euphorisch im Haus Olympischen Spiele im Jugendcamp haut- Programm. Wir durften das Halbfinale und empfangen. Alle waren super drauf und fei- nah miterleben durften. Finale im Herrensäbel sowie das Halbfinale erten ausgiebig. Sogar Thomas Bach, der Aufgezeichnet von Vassili Golod fechtsport magazin 5/2016 19
DFB Wieder eine Frau an der Spitze: Claudia Bokel neue Präsidentin Der Deutsche Fechter-Bund hat wieder eine Präsidentin. Die frühere Degen-Weltmeisterin Claudia Bokel ist vom Hauptausschuss einstimmig in das Spitzenamt gewählt worden. Nach Erika Dienstl ist sie die zweite Frau an der Spitze des Verbandes. Die gebürtige Niederländerin tritt die Nachfolge von Dieter Lammer an, der zuletzt kommissarisch die Geschäfte des DFB führte. vernetzt. Sie wurde 2001 Weltmeisterin und 2006 Europameisterin. Von 1989 bis 1992 lebte Bokel im Bonner Fechtinternat und sie wurde 1992 sowie 1993 Junioren- Weltmeisterin. Nach ihrer aktiven Karriere war die studierte Chemikerin von 2008 bis 2016 Mitglied des Internationalen Olympi- schen Komitees und gehörte von 2012 als Vorsitzende der Athletenkommission dem IOC-Exekutivkomitee an. Als DFB-Präsidentin wird eine ihrer vordring- lichen Aufgaben sein, im engen Austausch mit dem Deutschen Olympischen Sportbund und unter Berücksichtigung der Leistungs- sportreform des DOSB Strukturen im Ver- band zu schaffen, um das deutsche Fechten international wieder hoffähig zu machen. Viel Erfahrung im Spitzensport gesammelt Die neue Präsidentin des DFB: Claudia Bokel Foto: Norbert Rembarz Auch die gebürtige Rumänin Reka Szabo kennt den Spitzensport und seine Mecha- I nismen aus eigener Erfahrung – als einstige n der Bonner DFB-Zentrale ging es am dium an. Weitere Mitglieder des Führungs- Topfechterin und Funktionärin. Sie gehörte Vormittag des 8. Oktobers sehr schnell. gremiums sind Armin Stadter (Breitensport/ der Fechtabteilung von Steaua Bukarest an Nach knapp zwei Stunden hatte der Senioren), Henning von Reden (Finanzen) und gewann 1987 WM-Silber mit der rumä- Hauptausschuss mit 17 von 20 anwe- und Aktivensprecher Max Hartung. nischen Florett-Mannschaft und Olympia- senden Landespräsidenten die beiden wich- Bronze 1992 in Barcelona. 1993 zog sie mit tigen personellen Entscheidungen getroffen. Gut vernetzt ihrem Mann und heutigen Herrensäbel-Bun- Einstimmig wurde Claudia Bokel zur neuen destrainer Vilmos, Szabo und Sohn Matyas Präsidentin gewählt. Ebenso einmütig fiel die Die 43 Jahre alte Claudia Bokel ist nach nach Deutschland um. Sie startete danach Entscheidung, dass Reka Szabo zukünftig als Erika Dienstl die zweite Frau, die den für den TSV Bayer Dormagen. Vizepräsident Leistungssport die deutschen Fechter-Bund anführt. Nach dem Zweiten Fechter wieder in die Erfolgsspur zurückfüh- Weltkrieg gab es zuvor insgesamt acht Prä- 1994 gewann sie in Athen sowohl im Ein- ren soll. Formal bestätigt wird die Wahl vom sidenten: Erwin Casmir (1949-1957), Otto zel als auch mit der Mannschaft WM-Gold. Deutschen Fechtertag am 5. November in Adam (1957-1972), Elmar Waterloh (1972- 1995 wurde sie in Keszthely Einzel-Europa- Bonn, wo sich das komplette Präsidium dem 1978), Klaus Dieter Güse (1978-1986), meisterin. Danach folgten bis 2003 zahl- Votum der Delegierten stellen muss. Erika Dienstl (1986-2000), Gordon Rapp reiche weitere Medaillengewinne bei den (2000-2014) und Lothar Blase (2014-2016) großen Titelkämpfen. Inzwischen ist die Dieter Lammer, der seit dem Rücktritt von sowie als Interimspräsident Dieter Lammer. Wahl-Dormagenerin hauptamtliche Leis- Lothar Blase im Januar 2015 kommissarisch Die ehemalige Weltklasse-Degenfechterin tungssportkoordinatorin für das Fechten in die Amtsgeschäfte des DFB führte, gehört kennt sich im Leistungssport hervorragend Nordrhein-Westfalen. als Vizepräsident Internationales dem Präsi- aus und ist national wie international gut Andreas Schirmer 20 fechtsport magazin 5/2016
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