2020 2021 Tätigkeitsbericht der Geschäftsstellen des Deutschen Anwaltvereins Politik und Gesellschaft DAV und Anwaltschaft Projekte Mitglieder ...

Die Seite wird erstellt Jasper Schüler
 
WEITER LESEN
2020 2021 Tätigkeitsbericht der Geschäftsstellen des Deutschen Anwaltvereins Politik und Gesellschaft DAV und Anwaltschaft Projekte Mitglieder ...
Tätigkeitsbericht der Geschäftsstellen
des Deutschen Anwaltvereins

                 Politik und Gesellschaft
                 DAV und Anwaltschaft
                 Projekte
                 Mitglieder
                 Zahlen

2020
2021
2020 2021 Tätigkeitsbericht der Geschäftsstellen des Deutschen Anwaltvereins Politik und Gesellschaft DAV und Anwaltschaft Projekte Mitglieder ...
Inhalt

Rückblick / Ausblick                ......................................................................................................................................2

                                    DAV und Gesellschaft........................................................................4
Anwaltsrecht                        Berufsrecht...................................................................................................................6
                                    Gebührenrecht.............................................................................................................6
                                    Europäisches Berufs- und Gebührenrecht .................................................................6

Gesetzgebungsausschüsse             Beteiligung des DAV an Gesetzgebungsvorhaben .....................................................7

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit   ....................................................................................................................................13

Politische Kommunikation            ....................................................................................................................................14

Gesellschaftliches Engagement       Menschenrechte.........................................................................................................15
                                    Projekt „European Lawyers in Lesvos“......................................................................16
                                    Contra Rechtsextremismus: Eine Stiftung des Deutschen Anwaltvereins .............16
                                    Anwältinnen und Anwälte in die Schulen ................................................................16

Veranstaltungen                     ....................................................................................................................................17

                                    DAV und Anwaltschaft ...................................................................18
Leitbild                            ....................................................................................................................................19

Arbeitsgemeinschaften im DAV        ....................................................................................................................................20

Aus- und Fortbildung                Deutsche Anwaltakademie ........................................................................................26
                                    Fortbildungsbescheinigung des DAV .......................................................................26
                                    Selbststudium: www.faocampus.de ..........................................................................26

Kommunikation                       Website www.anwaltverein.de ...................................................................................27
                                    Soziale Medien ...........................................................................................................27
                                    DAV-Depesche............................................................................................................27
                                    Europa im Überblick..................................................................................................27
                                    Anwaltsblatt................................................................................................................28
                                    Das Magazin für alle Jurakrisen: katzenkönig..........................................................29
                                    Anwaltsblatt-Stellenmarkt .........................................................................................29

Service                             Anwaltauskunft ..........................................................................................................30
                                    Neues Angebot für Mitglieder: Die DAV-Telefonsprechstunde ...............................30
                                    Anwaltsblatt-Honorartool ..........................................................................................30
                                    Auslandsvereine .........................................................................................................31

DAV – Zahlen und Fakten             Finanzen.....................................................................................................................32
                                    Beteiligungen .............................................................................................................32
                                    Mitgliederentwicklung DAV ......................................................................................33
                                    Mitgliederentwicklung Arbeitsgemeinschaften .......................................................33
                                    Gender-Report ............................................................................................................34
                                    Audit Beruf und Familie ............................................................................................35
                                    Aus den Geschäftsstellen ...........................................................................................35

Namens- und Adressteil              ....................................................................................................................................36

DAV – Die Vorteile von A bis Z      Vorteile der Mitgliedschaft.........................................................................................40
2020 2021 Tätigkeitsbericht der Geschäftsstellen des Deutschen Anwaltvereins Politik und Gesellschaft DAV und Anwaltschaft Projekte Mitglieder ...
Rückblick / Ausblick

                                                        Liebe Kolleginnen und Kollegen,
                                                        liebe Leserinnen und Leser,

                                                        wir freuen uns über Ihr Interesse an unserem Tätigkeitsbericht, mit dem wir über
                                                        die Arbeit des Deutschen Anwaltvereins (DAV) vom 18. Juni 2020 bis 9. Juni 2021
                                                        berichten sowie Zahlen und Fakten zur Verfügung stellen.
                                                            Das Berichtsjahr war geprägt von der Coronapandemie und den damit ein-
                                                        hergehenden Folgen. Der DAV mit seinen hauptamtlich und vielen ehrenamtlich
                                                        Tätigen hat auch in der Coronapandemie seine Leistungsfähigkeit unter Beweis
                                                        gestellt. Er hat mit seinen Ausschüssen zu den zahlreichen Rechtsänderungen im
                                                        Zusammenhang mit der Coronakrise Stellung genommen. Darüber hinaus hat der
                                                        DAV Initiativstellungnahmen veröffentlicht und sich regelmäßig und beharrlich
                                                        an die politischen Akteure gewandt sowie seine Positionen in den Medien publik
                                                        gemacht. Der DAV hat die Mitglieder regelmäßig über die zahlreichen Maßnahmen
                                                        und Rechtsänderungen im Rahmen der Coronapandemie und den Umgang damit
                                                        informiert sowie diverse Fortbildungen online angeboten. Wir haben digitale
                                                        Kommunikationswege genutzt, um mit den Mitgliedern und politischen Akteuren
                                                        sowie der Verwaltung in Kontakt zu bleiben.
                                                            Der Anwaltstag im Jahr 2020 zu dem Thema „Die Kanzlei als Unternehmen“
                                                        fand aufgrund der Coronapandemie ausschließlich virtuell statt. Das war der erste
                                                        rein virtuelle Anwaltstag in der Geschichte des DAV. Es gab so viele Teilnehmer
                                                        wie nie zuvor. Dennoch hatten wir die Hoffnung, den Anwaltstag 2021 wieder
                                                        mit Präsenzveranstaltungen ausrichten zu können. Geplant war ursprünglich ein
                                                        hybrider Anwaltstag, also eine Kombination aus Präsenzveranstaltungen sowie
                                                        digitalen Formaten. Dies ist nun leider aufgrund der anhaltenden Coronapandemie
                                                        nicht möglich. Daher muss auch in diesem Jahr der Anwaltstag mit dem Motto
                                                        „Die Anwaltschaft in besonderer Verantwortung – 150 Jahre Deutscher Anwaltver-
    1 Rechtsanwalt Prof. Niko Härting referierte        ein“ rein virtuell stattfinden. Das ist insbesondere auch mit Blick auf das 150-jährige
      beim virtuellen Anwaltstag 2020 von seiner
      Kanzlei aus.                                      Jubiläum des DAV sehr schade. Wir bieten aber auch in diesem Jahr zahlreiche
    2 Mit Abstand konnte vereinzelt auch persönlicher   und vielfältige Onlineformate an, unter anderem zur Fortbildung und zum rechts-
      Austausch stattfinden, ...
                                                        politischen Austausch. Das Jubiläum wird u. a. mit der Podcast-Reihe „zuRecht-
    3 ... denn nur wenige Veranstaltungen wurden        gehört“: Vom Advocaten zur Anwältin – Anwaltsgeschichten aus 150 Jahren be-
      als Livestream wegen der Coronapandemie
      im DAV-Haus aufgezeichnet.                        gangen, mit der der DAV sich mit seiner vielfältigen Geschichte auseinandersetzt.

1

2                                                        3

    2 / Tätigkeitsbericht 2020/2021
2020 2021 Tätigkeitsbericht der Geschäftsstellen des Deutschen Anwaltvereins Politik und Gesellschaft DAV und Anwaltschaft Projekte Mitglieder ...
Das Berichtsjahr war aber auch von entscheidenden berufsrechtlichen Themen
unabhängig von der Coronapandemie geprägt. Der DAV hat seit langem Reformen
im anwaltlichen Gesellschaftsrecht gefordert. Der Gesetzgeber wurde nun tätig.
Der DAV hat diese Gesetzgebungsverfahren zur großen BRAO-Reform und zum
MoPeG (Gesetz zur Modernisierung des Personengesellschaftsrechts) eng be-
gleitet, unter anderem durch Stellungnahmen, zahlreiche Gespräche mit Politikern
und dem Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, sowie der Teil-
nahme an Anhörungen. Der DAV hat den Anstoß für die große BRAO-Reform gegeben.
Der DAV hat sich auch intensiv mit den Gesetzesentwürfen „Verbraucherschutz im
Inkassorecht“ und „Förderung verbrauchergerechter Angebote im Rechtsdienstleis-
tungsmarkt“ (Erfolgshonorar, Prozessfinanzierung) auseinandergesetzt. Er wird sich          Rechtsanwältin Dr. Sylvia Ruge,
                                                                                            Hauptgeschäftsführerin des DAV
auch weiterhin in die rechtspolitische Diskussion über die Schaffung vergleichbarer Wett-
bewerbsbedingungen für die Anwaltschaft und andere Rechtsdienstleister einbringen.
    Nicht zu vergessen ist der massive Einsatz des DAV im Berichtszeitraum für
die längst überfällige RVG-Anpassung. Diese ist zum 1. Januar 2021 in Kraft
getreten. Der DAV fordert eine regelmäßige Anpassung des RVG, mindestens
einmal in jeder Legislaturperiode.
    Der Schutz des Berufsgeheimnisses ist ein weiteres Thema, für das sich der
DAV im Berichtszeitraum besonders eingesetzt hat und auch in Zukunft einsetzen
wird. Mit großer Besorgnis sehen wir, dass dieser in zahlreichen Gesetzgebungs-
vorhaben tangiert wird. Zu nennen sind beispielhaft das Verbandssanktionsgesetz,
Regelungen im Straf- und Gefahrenabwehrrecht, Geldwäsche, Lobbyregister. Der
DAV hat sich mit Nachdruck für den absoluten Berufsgeheimnisträgerschutz ein-
gesetzt und wird dies auch weiterhin tun. Der DAV hat sich auch intensiv mit der
Anpassung der Verfahrensordnungen im Hinblick auf die Digitalisierung ausein-
andergesetzt und sich in die Diskussionen dazu eingebracht.
    Die Mitgliederversammlung hat nach einem intensiven zweijährigen internen
Prozess der Entwicklung und Diskussion im September 2020 das Leitbild des DAV
und seiner Mitgliedsvereine verabschiedet. Diese gemeinsame Wertevorstellung
und Vision wird dem DAV bei der zukünftigen Ausrichtung und Weiterentwick-
lung des Verbandes Orientierung geben.
    Verbandsintern haben wir uns damit beschäftigt, wie wir unsere Mitglieder
bzw. die Mitglieder der örtlichen Vereine noch besser unterstützen können, vor
allem bei der digitalen Transformation. Wir haben unseren Servicebereich weiter
ausgebaut. Seit Mai 2021 bieten wir eine telefonische Sprechstunde zu berufsrecht-
lichen und vergütungsrechtlichen Fragen an.

Ausblick

2021 ist ein „Superwahljahr“. Es stehen die Bundestagswahl und diverse Landtags-
wahlen an. Der DAV hat gemeinsam mit dem Deutschen Richterbund ein Posi-
tionspapier zur Bundestagswahl 2021 veröffentlicht sowie zusätzlich ein eigenes
Eckpunktepapier. Er wird sich dabei insbesondere für folgende Punkte einsetzen:
Sicherung des Zugangs zum Recht, Verlängerung des Rechtsstaatspaktes, Digital-
pakt für die Rechtspflege, Anpassung der Verfahrensordnungen an die Digitali-
sierung, Berufsgeheimnisträgerschutz, Strafrecht nur als Ultima Ratio, rechtzeitige
Beteiligung der Verbände bei Gesetzesvorhaben, Sicherung der Rechtsstaatlich-
                                                                                               Der Tätigkeitsbericht 2020/2021
keit in der EU. Der DAV wird sich auch dafür stark machen, dass diese Punkte in
                                                                                               der Geschäftsstellen des Deutschen
einem Koalitionsvertrag Berücksichtigung finden. Denn: Die Anwaltschaft ist für                Anwaltvereins umfasst den Zeitraum
einen funktionierenden Rechtsstaat von elementarer Bedeutung.                                  vom 18. Juni 2020 bis zur Mitglieder-
                                                                                               versammlung am 9. Juni 2021.

Wenn Sie Fragen, Anregungen und/oder Ideen haben, sprechen Sie uns bitte an.

                                                                                                              Tätigkeitsbericht 2020/2021 / 3
2020 2021 Tätigkeitsbericht der Geschäftsstellen des Deutschen Anwaltvereins Politik und Gesellschaft DAV und Anwaltschaft Projekte Mitglieder ...
Deutscher
Anwaltverein
und
Gesellschaft

      Anwaltsrecht
      Ausschüsse
      Veranstaltungen
      Berufsrecht
      Interessenvertretung
2020 2021 Tätigkeitsbericht der Geschäftsstellen des Deutschen Anwaltvereins Politik und Gesellschaft DAV und Anwaltschaft Projekte Mitglieder ...
Einleitung

Auf den DAV und die Anwaltschaft ist auch in der Coronakrise Ver-
lass. Trotz aller Einschränkungen und Belastungen hat der DAV die
Interessen der Anwältinnen und Anwälte in gewohnter Qualität ver-
treten. Der DAV ist die freie Stimme der Anwaltschaft und Vordenker
sowie Ideengeber. Der Deutsche Anwaltverein versammelt gut 62.000
Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte in 252 lokalen Anwaltvereinen,
die im In- und Ausland organisiert sind. In 16 Landesverbänden,
30 Arbeitsgemeinschaften sowie 37 Gesetzgebungsausschüssen
engagieren sich Anwältinnen und Anwälte auf freiwilliger Basis.

   Der DAV mit seinen ehrenamtlich und hauptamtlich Tätigen vertritt
die Interessen der Anwaltschaft. Dazu gehören vor allem das Berufs-
recht und das Vergütungsrecht. Aber auch in Gesetzgebungsvor-
haben, die die Anwaltschaft nicht unmittelbar betreffen, bringen die
DAV-Expertinnen und -Experten ihr Wissen und ihre Erfahrungen ein.
Dies geschieht in erster Linie durch die für nahezu alle Rechtsgebiete
eingerichteten Gesetzgebungsausschüsse des DAV. Wir wenden uns
zur Durchsetzung der Interessen unter anderem an die politischen
Akteure und pflegen mit diesen einen vertrauensvollen und kon-
struktiven Austausch. Eine kontinuierliche und intensive Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit ist ein Baustein für unsere erfolgreiche Arbeit.

   Auch auf europäischer Ebene setzen wir uns für die Interessen der
Anwaltschaft ein. Mittlerweile haben zahlreiche Gesetzesänderungen
dort ihren Ursprung. Daher unterhalten wir eine Geschäftsstelle in
Brüssel.

   Der DAV setzt sich für Rechtsstaatlichkeit sowie für Menschen-
rechte ein. Er unterstützt Kolleginnen und Kollegen in mehreren
Ländern, die in ihrer Berufsausübung behindert werden. Die DAV-
Stiftung contra Rechtsextremismus unterstützt Opfer politisch
motivierter Taten.

   In den folgenden Kapiteln finden Sie Schwerpunkte der berufs-
und rechtspolitischen Tätigkeit in der Arbeit der DAV-Gesetz-
gebungsausschüsse, der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie
der Menschenrechtsarbeit.

                                                                         Tätigkeitsbericht 2020/2021 / 5
2020 2021 Tätigkeitsbericht der Geschäftsstellen des Deutschen Anwaltvereins Politik und Gesellschaft DAV und Anwaltschaft Projekte Mitglieder ...
Anwaltsrecht

                                  Berufsrecht

                                  Der DAV setzt sich für einen fairen Wettbewerb zwischen Anwaltschaft und Legal
                                  Tech-Anbietern von Rechtsdienstleistungen ein. Dafür kann er sich maßvolle und
                                  sinnvolle Lockerungen des anwaltlichen Berufsrechts vorstellen. Ein weiteres zen-
                                  trales Anliegen ist die seit Jahren geforderte große BRAO-Reform, die nach dem
                                  DAV-Diskussionsvorschlag von 2018 und dem Vorstandsbeschluss von 2019 nun
                                  Wirklichkeit werden wird. Der Schwerpunkt der Reform liegt im anwaltlichen
                                  Gesellschaftsrecht. Das Gesetzgebungsverfahren zur großen BRAO-Reform hat der
                                  DAV intensiv begleitet und sich beispielsweise bei der Interessenkollision und der
                                  interprofessionellen Zusammenarbeit für sachgerechte Lösungen eingesetzt. In
                                  diesem Zusammenhang steht auch die Reform des Personengesellschaftsrechts,
                                  die mit der Freigabe der GmbH & Co. für die freien Berufe einen Baustein für das
                                  Anwaltsrecht liefert. Stark gemacht hat sich der DAV weiter für den Schutz des
                                  Mandatsgeheimnisses, zum Beispiel im Lobbyregister. Hier hat der DAV eine klare
                                  Abgrenzung anwaltlicher Tätigkeit von reiner Lobbytätigkeit gefordert. So kann
                                  verhindert werden, dass das grundsätzlich begrüßenswerte Lobbyregister mit dem
                                  Mandatsgeheimnis kollidiert. Die Ausweitung der Darlegungs- und Informations-
                                  pflichten durch das Gesetz zum Verbraucherschutz im Inkassorecht hat der DAV
                                  aus diesem Grund abgelehnt.

                                  Gebührenrecht

                                  Der DAV hat sich weiterhin zusammen mit der Bundesrechtsanwaltskammer
                                  (BRAK) intensiv für die längst überfällige Anpassung der gesetzlichen Rechts-
                                  anwaltsvergütung stark gemacht. Bereits 2018 war ein gemeinsamer Forde-
                                  rungskatalog an die seinerzeitige Bundesministerin der Justiz und für Verbraucher-
                                  schutz übergeben worden. Nach vielen Gesprächen mit Rechtspolitikerinnen und
                                  Rechtspolitikern auf Bundes- und Länderebene, in denen die dringende Not-
                                  wendigkeit einer Anpassung deutlich gemacht wurde, fand zwischen dem DAV,
                                  vertreten durch die Präsidentin Edith Kindermann, sowie der BRAK und den
                                  Ländern ein intensiver Austausch statt. Die Länder beharrten auf einer deut-
                                  lichen Anhebung auch der Gerichtskosten, die sie mit erheblichen Mehrkosten
                                  durch eine RVG-Anpassung begründeten. Durch den andauernden Einsatz konnte
                                  das Gesetzgebungsverfahren zum Abschluss gebracht werden und die RVG-
                                  Anpassung zum 1. Januar 2021 in Kraft treten. Bereits jetzt macht der DAV
                                  aber deutlich, dass eine RVG-Anpassung künftig in deutlich kürzeren Abständen
                                  erfolgen muss, einmal in jeder Legislaturperiode.
                                      In den Gesetzesvorhaben zum Inkassorecht und zum Rechtsdienstleistungs-
                                  markt im Zusammenhang mit Legal Tech ist der DAV ebenfalls aktiv geworden,
                                  weil sie auch Auswirkungen auf die Rechtsanwaltsvergütung haben.

                                  Europäisches Berufs- und Gebührenrecht

                                  Die EU-Kommission beobachtet die Entwicklungen im deutschen Rechtsmarkt sehr
                                  genau und steht dazu im engen Austausch mit dem DAV. Dies betrifft auch die
                                  Frage, wie Legal Tech-Anwendungen in den Dienstleistungsmarkt regulatorisch
                                  integriert werden können. Eine Studie zu den Auswirkungen von Regulierung auf
                                  die digitale Automatisierung von Geschäftsabläufen von Unternehmensdienstleis-
                                  tungen wird maßgeblich die Regulierung von Legal Tech betrachten. Auch der EU-
                                  Ministerrat hat „Schlussfolgerungen zu Reallaboren und Experimentierklauseln zur
                                  Bewältigung disruptiver Herausforderungen im digitalen Zeitalter“ angenommen.
                                  Dort werden Rechtsdienstleistungen als ein Bereich genannt, in dem Reallabore
                                  bereits eingesetzt werden. Die EU-Kommission hat Anfang April 2021 eine Neuauf-
                                  lage der Mitteilung zur Berufsreglementierung mit Reformempfehlungen an die
                                  Mitgliedsstaaten veröffentlicht. Der DAV setzt sich zudem weiter aktiv für eine
                                  bindende völkerrechtliche Konvention zum Anwaltsberuf auf Europaratsebene ein.
6 / Tätigkeitsbericht 2020/2021
2020 2021 Tätigkeitsbericht der Geschäftsstellen des Deutschen Anwaltvereins Politik und Gesellschaft DAV und Anwaltschaft Projekte Mitglieder ...
Gesetzgebungsausschüsse

Beteiligung des DAV an Gesetzgebungsvorhaben

Die 37 Gesetzgebungsausschüsse mit ihren 303 Ausschussmitgliedern haben
im Berichtsjahr 94 Stellungnahmen erarbeitet, ein gewaltiges Arbeitspensum,
das durch die Flut an Gesetzesänderungen im Rahmen der Coronakrise und
den damit einhergehenden extrem kurzen Fristen eine besondere Herausforde-
rung war. Den Ausschussmitgliedern und Vorsitzenden gebührt für dieses eh-
renamtliche Engagement besonders große Anerkennung und herzlicher Dank.

Zu den Ausschüssen im Einzelnen:

Regelmäßig gibt der Ausschuss durch seine Beiträge zur Ethikfrage des Monats                 1. DAV-Ausschuss Anwaltsethik
im Anwaltsblatt Diskussions- und Denkanstöße. Dass an Fragen der anwaltlichen                und Anwaltskultur
Berufsausübung mit ethischem Bezug ein großes Interesse besteht, zeigen die zahl-
                                                                                             Vorsitzender
reichen Reaktionen der Leserschaft. Hier entsteht ein lebendiger Austausch mit den           RA Jörg Meister, Mannheim
Autorinnen und Autoren aus dem Ausschuss. Auf dem virtuellen Anwaltstag 2020 gab             Geschäftsführer/in
                                                                                             RA Udo Henke (bis 15.07.2020)
es eine Veranstaltung zu der Frage, wann Geldverdienen für Anwältinnen und Anwälte           RA Dr. Nicolas Lührig/RAin Anne Schnapp
unmoralisch wird.                                                                            (ab 16.07.2020)

Der Ausschuss Anwaltsnotariat hat im Berichtsjahr Stellungnahmen zu der Meldepflicht-        2. DAV-Ausschuss Anwaltsnotariat
verordnung-Immobilien zum Geldwäschegesetz (GwGMeldV-Immobilien), der Moderni-
                                                                                             Vorsitzende
sierung des notariellen Berufsrechts, dem Notariatsaktenverzeichnis sowie dem                RAinuNin Monika Hähn, Lübbecke
Nachlassverzeichnis veröffentlicht. Er steht im ständigen Austausch mit dem Bundes-          Geschäftsführerin
                                                                                             RAin Tanja Brexl
justizministerium, dem Deutschen Notarverband und der Bundesnotarkammer.

Der Ausschuss hat unter anderem Stellungnahmen zu den Gesetzesentwürfen zum                  3. DAV-Ausschuss Arbeitsrecht
Betriebsrätestärkungsgesetz und zum Mobile Arbeit-Gesetz abgegeben. Zum Entwurf
                                                                                             Vorsitzende
für ein Gesetz zur Stärkung der Integrität in der Wirtschaft wurde aus arbeitsrechtlicher    RAin Dr. Nathalie Oberthür, Köln
Sicht Stellung genommen. Den Kontakt zum Bundesministerium für Arbeit und Soziales           Geschäftsführer
                                                                                             RA Max Gröning
führte der Ausschuss durch ein virtuelles Gespräch über aktuelle Themen fort. Auf dem
Deutschen Anwaltstag hat der Ausschuss wieder eine Fachveranstaltung angeboten.

Der Ausschuss beobachtet und begleitet die Gesetzesvorhaben im Bereich Aus-                  4. DAV-Ausschuss
und Fortbildung auf deutscher und europäischer Ebene. Er fordert die gendergerechte          Aus- und Fortbildung
Besetzung der Prüfungskommissionen, die Möglichkeit, schriftliche Prüfungsleistungen
                                                                                             Vorsitzende
in elektronischer Form absolvieren zu können und Chancengleichheit durch Einführung          RAin Sabine Gries-Redeker, Bonn
des Teilzeitreferendariats. Mit dem „Deutschen Anwaltstag für Einsteiger“ bietet er          Geschäftsführerin
                                                                                             RAin Bettina Bachmann
regelmäßig eine Diskussionsplattform speziell für Nachwuchsjuristinnen und -juristen an.

Der Ausschuss stand als verlässlicher Berater zur Verfügung, ohne dass es im Berichts-       5. DAV-Ausschuss Außergerichtliche
zeitraum konkrete Stellungnahmen gegeben hat. Für den Anwaltstag 2021 hat er eine            Konfliktbeilegung
Veranstaltung geplant, die die virtuelle Verhandlung aus Sicht der Beteiligten in gericht-
                                                                                             Vorsitzende
lichen wie außergerichtlichen Verfahren einer interdisziplinären Betrachtung zuführt.        RAin Ulrike Gantenberg, Düsseldorf
                                                                                             Geschäftsführerin
                                                                                             RAin Nicole Narewski

                                                                                                                Tätigkeitsbericht 2020/2021 / 7
2020 2021 Tätigkeitsbericht der Geschäftsstellen des Deutschen Anwaltvereins Politik und Gesellschaft DAV und Anwaltschaft Projekte Mitglieder ...
6. DAV-Ausschuss Bank- und                        Der Ausschuss hat mit dem Ausschuss Handelsrecht zum Referentenentwurf zur Ein-
Kapitalmarktrecht                                 führung elektronischer Wertpapiere Stellung genommen. Außerdem hat der Ausschuss
                                                  sich kritisch zur Muster-Widerrufsinformation für Verbraucherdarlehen geäußert. Mit dem
Vorsitzender
RA Dr. Andreas Fandrich, Stuttgart                Ausschuss Zivilverfahrensrecht hat er sich in einer Stellungnahme zur Kapitalanleger-
Geschäftsführerin                                 Musterverfahrensgesetz-Verlängerung und -Änderung erneut für eine dauerhafte
RAin Christine Martin                             Implementierung des Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz (KapMuG) ausgesprochen.

7. DAV-Ausschuss Berufsrecht                      Kernaufgabe des Ausschusses war die Begleitung der großen BRAO-Reform. Zu den
                                                  umfangreichen Gesetzesentwürfen hat der Ausschuss Stellungnahmen mit ausformu-
Vorsitzender
RA Prof. Dr. Thomas Gasteyer, Frankfurt am Main   lierten Änderungsvorschlägen erarbeitet. Der DAV konnte so weiterhin Vordenker und
Geschäftsführer/in                                Treiber der Reform bleiben. Daneben standen das Lobbyregistergesetz, die Reform
RA Udo Henke (bis 15.07.2020)
RA Dr. Nicolas Lührig/RAin Anne Schnapp
                                                  des Personengesellschaftsrecht als Teil der BRAO-Reform, das Verbandssanktions-
(ab 16.07.2020)                                   recht und Verbraucherschutz im Inkassorecht auf der Agenda.

8. DAV-Ausschuss Corporate Social                 Der Ausschuss nahm im vergangenen Jahr an einer Konsultation der EU-Kommission
Responsibility (CSR) und Compliance               zur nicht-finanziellen Berichterstattung teil. Zusammen mit dem Handelsrechts-
                                                  ausschuss und dem Menschenrechtsausschuss arbeitete er eine Stellungnahme zur
Vorsitzende
RAin Dr. Brigit Spießhofer, Berlin                geplanten Lieferkettenregulierung der EU-Kommission aus. Damit hat sich der DAV
Geschäftsführerin                                 zum geplanten Lieferkettengesetz der Bundesregierung geäußert.
RAin Eva Schriever

9. DAV-Ausschuss                                  Neben der regelmäßigen Teilnahme an den Sitzungen der Bund-Länder-Kommission für
Elektronischer Rechtsverkehr (ERV)                Informationstechnik in der Justiz (BLK) hat sich der Ausschuss mit aktuellen Fragen der
                                                  Digitalisierung im Verfahren befasst. Überdies hat ihn auch das neu angedachte elektroni-
Vorsitzender
RA Martin Schafhausen, Frankfurt am Main          sche Bürger- und Organisationspostfach beschäftigt. Wichtig daneben waren besonders
Geschäftsführerin                                 die praktischen Fragen und rechtlichen Folgen rund um die Formvorgaben aus der
RAin Nicole Narewski                              Elektronischen-Rechtsverkehrs-Verordnung und -Bekanntmachung.

10. DAV-Ausschuss Erbrecht                        Im Anschluss an seine Initiativstellungnahme aus dem Jahr 2017 hat der Ausschuss
                                                  Erbrecht zum Referentenentwurf zur Vereinheitlichung des Stiftungsrechts Stellung
Vorsitzender
RA Prof. Dr. Andreas Frieser, Bonn                genommen und Änderungsvorschläge unterbreitet. Ferner hat er sich mit dem
Geschäftsführerin                                 Ausschuss Anwaltsnotariat in einer Stellungnahme mit der Reform des notariellen
RAin Christine Martin                             Verzeichnisses befasst und einen Belegvorlageanspruch für pflichtteilsberechtigte
                                                  Nichterben gefordert. Wichtig ist dem Ausschuss weiterhin das Thema „Der demenz-
                                                  kranke Erblasser“.

11. DAV-Ausschuss Europarecht                     Der Ausschuss beteiligte sich an den EU-Konsultationen zu dem Weißbuch über Künstliche
Vorsitzende
                                                  Intelligenz, der geplanten Geldwäscheregulierung sowie zum Justizbarometer und dem
RAin Dr. Claudia Seibel, Frankfurt am Main        Rechtsstaatlichkeitsbericht 2020 und 2021. Im Oktober 2020 organisierte der Ausschuss
Geschäftsführerin                                 gemeinsam mit dem Verfassungsrechtsausschuss eine vielbeachtete virtuelle Konferenz
RAin Eva Schriever
                                                  des DAV zu den Folgen des PSPP-Urteils des Bundesverfassungsgerichts mit hochrangigen
                                                  Rednern und über 200 Teilnehmern.

12. DAV-Ausschuss Familienrecht                   In einer Stellungnahme zum Referentenentwurf zur Änderung des Versorgungsausgleichs-
                                                  rechts hat der Ausschuss sich für eine Lösung der vergessenen und übersehenen
Vorsitzender
RAuN Wolfgang Schwackenberg, Oldenburg            Anrechte eingesetzt. Ferner hat er sich mit der Kinderehe auseinandergesetzt und an der
Geschäftsführerin                                 Kinderrechte-Konsultation der EU teilgenommen. Zentrales Projekt des Ausschusses ist
RAin Christine Martin
                                                  eine Initiativstellungnahme zum Abstammungs- und Kindschaftsrecht. Der Ausschuss
                                                  wirkt in Arbeitsgruppen des Bundesjustiz- und des Bundesfamilienministeriums mit.

8 / Tätigkeitsbericht 2020/2021
2020 2021 Tätigkeitsbericht der Geschäftsstellen des Deutschen Anwaltvereins Politik und Gesellschaft DAV und Anwaltschaft Projekte Mitglieder ...
Der Ausschuss setzt sich für die Wahrung rechtsstaatlicher Grenzen in der Sicherheits-   13. DAV-Ausschuss Gefahren-
gesetzgebung ein. Er hat unter anderem Stellung genommen zum Schutz des anwalt-          abwehrrecht
lichen Berufsgeheimnisses in Landespolizeigesetzen, zum anwaltlichen Beistand bei
                                                                                         Vorsitzende
Ingewahrsamnahmen und zum Gesetz über den Bundesnachrichtendienst. Er wirkt              RAin Lea Voigt, Bremen
an einem Forschungsprojekt der Universität München zur Erstellung einer Überwachungs-    Geschäftsführer
                                                                                         RA Max Gröning
gesamtrechnung mit. Hierzu steht er auch im Kontakt mit dem Bundesjustizministerium.

Der Ausschuss äußerte sich in verschiedenen Stellungnahmen zur Umsetzung der             14. DAV-Ausschuss Geistiges Eigentum
Urheberrechtsrichtlinien der Europäischen Union, zum Gesetzesvorschlag zur Stärkung
                                                                                         Vorsitzender
des Verbraucherschutzes im Wettbewerbs- und Gewerberecht und zur Vereinfachung           RA Dr. Jochen Bühling, Düsseldorf
und Modernisierung des Patentrechts. Zusammen mit dem Ausschuss IT-Recht befasste        Geschäftsführerin
                                                                                         RAin Eva Schriever
sich der Ausschuss mit der Anpassung des Urheberrechts an die Erfordernisse des
digitalen Binnenmarktes.

Der Genderausschuss setzt sich für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in      15. DAV-Genderausschuss
der Anwaltschaft und im DAV ein. Im Berichtszeitraum hat der Ausschuss sich mit dem
                                                                                         Vorsitzende
Zweiten Führungspositionengesetz befasst und eine Stellungnahme zu der Möglichkeit       RAin Mechtild Düsing, Münster (bis 30.09.2020)
von Auszeiten für Vorstandsmitglieder zum Zweck der Eltern- oder Pflegezeit oder aus     RAinuNin Silvia C. Groppler, Berlin (ab 01.10.2020)
                                                                                         Geschäftsführerin
ähnlichen Gründen verfasst.                                                              RAin Tanja Brexl

Der Ausschuss Handelsrecht hat ausführliche Stellungnahmen unter anderem zur             16. DAV-Ausschuss Handelsrecht
Modernisierung des Personengesellschaftsrechts, zum Entwurf eines Gesetzes zur
                                                                                         Vorsitzender
Stärkung der Integrität in der Wirtschaft, zum Entwurf eines Finanzmarktintegritäts-     RA Prof. Dr. Gerd Krieger, Düsseldorf
stärkungsgesetzes, zur Modernisierung des deutschen Wertpapierrechts und zum             Geschäftsführer
                                                                                         RA Max Gröning
Entwurf eines Gesetzes über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Lieferketten
sowie zur Konsultation der Europäischen Kommission zu Sustainable Corporate
Governance erarbeitet.

Der Digital Services Act sowie die E-Privacy-Verordnung haben den Ausschuss              17. DAV-Ausschuss Informations-
besonders beschäftigt. Daneben hat er sich auch mit den Fragen des Dateneigentums        recht
beim autonomen Fahren befasst und sich an der Evaluierung des Bundesdatenschutz-
                                                                                         Vorsitzender
gesetzes beteiligt. Zustimmung fand die Novelle des Telemedien- und                      RA Dr. Helmut Redeker, Bonn
Telekommunikationsgesetzes zur Anpassung an die Datenschutz-Grundverordnung              Geschäftsführerin
                                                                                         RAin Nicole Narewski
(DSGVO). Deutliche Kritik hat der Ausschuss bei den Plänen zur Einführung eines
Personenkennzeichens geäußert.

Der Ausschuss hat in seiner Stellungnahme zum Regierungsentwurf eines Gesetzes           18. DAV-Ausschuss Insolvenzrecht
zur Verkürzung der Restschuldbefreiung (drei anstelle von fünf Jahren) erhebliche
                                                                                         Vorsitzender
verfassungsrechtliche Bedenken hinsichtlich der unterschiedlichen Behandlung von         RA Prof. Dr. Klaus Pannen, Hamburg
Verbrauchern und Selbstständigen geäußert. Der Ausschuss hat außerdem zum                Geschäftsführer/in
                                                                                         RA Udo Henke (bis 15.07.2020)
Regierungsentwurf eines Gesetzes zur Fortentwicklung des Sanierungs- und                 RAin Bettina Bachmann (ab 16.07.2020)
Insolvenzrechts Stellung genommen, dem wichtigsten insolvenzrechtlichen
Gesetzgebungsvorhaben der letzten Jahre.

Nachdem das Bundesverfassungsgericht das strafrechtliche Verbot der geschäfts-           19. DAV-Ausschuss Medizinrecht
mäßigen Suizidbeihilfe nach § 217 StGB für nichtig erklärt hatte, befasste sich der
                                                                                         Vorsitzender
Ausschuss im Berichtszeitraum intensiv mit den Gesetzesvorschlägen zur Neuregelung       RA Dr. Rudolf Ratzel, München
des assistierten Suizids.                                                                Geschäftsführerin
                                                                                         RAin Nicole Narewski

                                                                                                             Tätigkeitsbericht 2020/2021 / 9
20. DAV-Ausschuss Menschenrechte          Im Berichtszeitraum hat sich der Ausschuss insbesondere mit der Situation der
                                          Anwaltschaft in der Türkei, in Aserbaidschan und im Iran auseinandergesetzt.
Vorsitzender
RA Stefan von Raumer, Berlin              Gemeinsam mit dem CSR-Ausschuss wurde auf dem Anwaltstag 2020 eine
Geschäftsführerin                         Podiumsdiskussion zum Thema „Corporate Social Responsibility (von Kanzleien) –
RAin Eva Schriever
                                          zwischen Pro bono, Menschenrechtsschutz und Geschäftsmodell“ veranstaltet.
                                          Zudem wurde der Ausschuss beratend bei der Ausarbeitung einer Stellungnahme
                                          zum Lieferkettengesetz einbezogen.

21. DAV-Ausschuss                         Dominierendes Thema war die Reform des Wohnungseigentumsgesetzes, welche
Miet- und Wohnrecht                       schließlich am 1. Dezember 2020 in Kraft trat. Der Ausschuss hat sich – wie in seiner
                                          Stellungnahme – in einer Bundestagsanhörung und in Gesprächen mit Rechtspolitikern
Vorsitzender
RA Michael Drasdo, Neuss                  für eine Abmilderung der reformbedingt gravierenden Gebühreneinbußen für Anwälte
Geschäftsführerin                         eingesetzt – leider vergeblich. Ferner hat der Ausschuss zur Mietspiegelreform und zur
RAin Christine Martin
                                          notwendigen Anpassung der Abgeschlossenheitsbescheinigung Stellung genommen.

22. DAV-Ausschuss Migrationsrecht         Der Ausschuss hat in einer Initiativstellungnahme vorgeschlagen, Personen, die sich
                                          aufgrund der Covid-19-Pandemie bereits im Bundesgebiet aufhalten, vorübergehend
Vorsitzende
RAin Gisela Seidler, München              vom Erfordernis der Nachholung eines Visumverfahrens zu befreien. Das Bundes-
Geschäftsführerin                         innenministerium hat die Anregung aufgenommen. Der Ausschuss hat die Vorschläge
RAin Bettina Bachmann
                                          der EU-Kommission für eine Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems,
                                          soweit sie die Rechtsmittel betreffen, kritisiert: Sie gewährleisteten keinen effektiven
                                          Rechtsschutz.

23. DAV-Ausschuss Privates                Der Ausschuss absolvierte mehrere Sitzungen. Er befasste sich mit der Novellierung
Bau- und Architektenrecht                 der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI), der Änderung der HOAI-
                                          Verordnung, mit den Änderungen der Reglungen bei der Verjährungshemmung bei
Vorsitzende
RAin Dr. Gritt Diercks-Oppler, Hamburg    Streitverkündung sowie mit den Änderungen der Musterbauordnung. Außerdem
Geschäftsführer                           erarbeitete der Ausschuss einen Covid-19-Leitfaden Bau.
RA Udo Henke (bis 15.07.2020)
RA Swen Walentowski (ab 16.07.2020)

24. DAV-Ausschuss                         Der Ausschuss wirkte an Stellungnahmen zur großen BRAO-Reform, zum Verbraucher-
Rechtsdienstleistungsrecht                schutz im Inkassorecht und zur Förderung verbrauchergerechter Angebote im Rechts-
                                          dienstleistungsmarkt mit. Dabei ging es auch um die Fragen, wie der Inkassobegriff nach
Vorsitzender
RA Dr. Fabian Widder, Mannheim            dem Urteil des Bundesgerichtshofs wenigermiete.de von 2019 eingegrenzt werden kann.
Geschäftsführerin                         Darüber hinaus prüfte er mögliche Verstöße gegen das Rechtsdienstleistungsrecht.
RA Manfred Aranowski (bis 15.07.2020)
RA Dr. Nicolas Lührig/RAin Anne Schnapp
(ab 16.07.2020)

25. DAV-Ausschuss RENO                    Der Ausschuss setzt sich mit dem Fokus Anwaltskanzleien und deren Fachkräftebedarf
                                          intensiv für die Zukunft des Ausbildungsberufes der/des Rechtsanwaltsfachangestellten
Vorsitzender
RA Dr. Ulrich Prutsch, Köln               (ReFa oder ReNo) ein. Er unterstützt die Umsetzung einer Neufassung der Fortbildungs-
Geschäftsführerin                         verordnung. Der Ausschuss macht sich für gute und attraktive Bedingungen in den
RAin Bettina Bachmann
                                          Kanzleien stark. Er wirbt auf Fachmessen und Informationsveranstaltungen mit der DAV-
                                          Kampagne „Ein Job für kluge Köpfe“ für den Beruf.

10 / Tätigkeitsbericht 2020/2021
Im Mittelpunkt der Arbeit standen die seit langem geforderte Anpassung der gesetzlich     26. DAV-Ausschuss RVG
geregelten Rechtsanwaltsvergütung durch eine lineare Anpassung sowie strukturelle         und Gerichtskosten
Änderungen. Neben zahlreichen weiteren Einzelthemen wurden insbesondere auch
                                                                                          Vorsitzende
die Gesetzgebungsverfahren zu Änderungen beim Erfolgshonorar im Zusammenhang              RAinuNin Edith Kindermann, Bremen
mit Legal Tech sowie die Änderungen zur Begrenzung von Inkassokosten und die              Geschäftsführer/in
                                                                                          RA Udo Henke (bis 15.07.2020)
Auswirkungen auf die Anwaltstätigkeit intensiv diskutiert und dazu Stellung genommen.     RAin Bettina Bachmann/Sabrina Reckin (ab 16.07.2020)

Der Ausschuss befasste sich in einer Stellungnahme mit der Durchführung elektroni-        27. DAV-Ausschuss Sozialrecht
scher mündlicher Verhandlungen gegen den Willen der Beteiligten. Zudem beteiligte er
                                                                                          Vorsitzender
sich an einer Stellungnahme der AG Sozialrecht zum Sozialschutz-Paket, das in einigen     RA Prof. Dr. Hermann Plagemann, Frankfurt am Main
Punkten der Nachbesserung bedarf sowie an einer Pressemitteilung zur Vielkläger-          Geschäftsführer
                                                                                          RA Manfred Aranowski
gebühr. Die Taskforce Anwalt für Opferrechte vertrat den DAV bei den Sitzungen des
Nationalen Rats gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen.

Der Ausschuss befasste sich intensiv mit der Gesetzgebung im Steuerrecht auf nationaler   28. DAV-Ausschuss Steuerrecht
Ebene, insbesondere mit den steuerlichen Sofortmaßnahmen in der Coronakrise. Weitere
                                                                                          Vorsitzender
Stellungnahmen arbeitete der Ausschuss zu den Themen Jahressteuergesetz und               RA Dr. Klaus Olbing, Berlin
Körperschaftssteuergesetz aus.                                                            Geschäftsführer
                                                                                          RA Manfred Aranowski

Der Ausschuss hat unter anderem zum Verbandssanktionengesetz, zum Gesetz zur              29. DAV-Ausschuss Strafrecht
Verbesserung der strafrechtlichen Bekämpfung der Geldwäsche, zur Fortentwicklung der
                                                                                          Vorsitzender
Strafprozessordnung, zur Verlängerung der Revisionsbegründungsfrist in Strafsachen,       RA Dr. Rainer Spatscheck, München
zum Gesetz zur Bekämpfung der Hasskriminalität und des Rechtsextremismus und zum          Geschäftsführerin
                                                                                          RAin Tanja Brexl
Steuerstrafrecht Stellung genommen. Er hat an Anhörungen im Bundestag teilgenommen
und sich an der Expertengruppe zur Dokumentation der Hauptverhandlung beteiligt.

Der Ausschuss hat gemeinsam mit dem Ausschuss Verwaltungsrecht in seiner                  30. DAV-Ausschuss Umweltrecht
Stellungnahme zum Investitionsbeschleunigungsgesetz die beschleunigenden
                                                                                          Vorsitzender
Maßnahmen für Planungs- und Genehmigungsverfahren für Infrastrukturvorhaben               RA Prof. Dr. Hans-Jürgen Müggenborg, Aachen
begrüßt. Er hält es, um die erstrebte Beschleunigungswirkung zu erreichen, aber für       Geschäftsführerin
                                                                                          RAin Bettina Bachmann
erforderlich, Regelungen zu einer stärkeren Integration des Raumordnungs- und des
Zielabweichungsverfahrens in die Planfeststellungs- und Genehmigungsverfahren
aufzunehmen.

Die Gesetzgebung in der Coronapandemie hat der Ausschuss aufmerksam verfolgt              31. DAV-Ausschuss Verfassungs-
und mit dem Ausschuss Gefahrenabwehrrecht zum Infektionsschutzgesetz Stellung             recht
genommen. Ein weiteres Thema: Die Aufnahme von Kinderrechten in das Grundgesetz.
                                                                                          Vorsitzender
Hier fordert der DAV einen relativen Abwägungsvorrang. Darüber hinaus hat der             RA Prof. Dr. Thomas Mayen, Bonn (bis 18. Mai 2021)
Ausschuss – wie üblich – gegenüber dem Bundesverfassungsgericht in konkreten              Prof. Dr. Christian Winterhoff (ab 19. Mai 2021)
                                                                                          Geschäftsführer
Verfahren Stellung genommen. Die qualifizierten Äußerungen des DAV werden in              RA Dr. Nicolas Lührig
Karlsruhe hochgeschätzt.

Der Ausschuss hat bereits 2017 die Einrichtung eines Wettbewerbsregisters begrüßt.        32. DAV-Ausschuss Vergaberecht
In seiner Stellungnahme zur Wettbewerbsregisterverordnung hat er Klarstellungen und
                                                                                          Vorsitzender
Verfahrenserleichterungen angeregt. Er bedauert, dass der Entwurf keine Regelung          RA Dr. Olaf Otting, Frankfurt am Main
zur Nutzung des in der Verordnung geregelten Portals der Registerbehörde durch            Geschäftsführerin
                                                                                          RAin Bettina Bachmann
Anwältinnen und Anwälte im Auftrag ihrer Mandantschaft enthält.

                                                                                                            Tätigkeitsbericht 2020/2021 / 11
33. DAV-Ausschuss Verkehrsrecht          Der Ausschuss hat die Gesetzgebung auf nationaler und europäischer Ebene intensiv
                                         begleitet. Er hat gemeinsam mit den Ausschüssen Verfassungs- und Strafrecht in
Vorsitzender
RA Oskar Riedmeyer, München              der Stellungnahme zu dem Aussetzungs- und Vorlagebeschluss des Amtsgericht
Geschäftsführerin                        Villingen-Schwenningen zu § 315d Abs. 1 Nr. 3 StGB den Auffangtatbestand im
RAin Bettina Bachmann
                                         Straftatbestand Autorennen für verfassungswidrig gehalten. Die Anforderungen
                                         an die Bestimmtheit einer Norm nach Art. 103 Abs. 2 GG sind nicht erfüllt.

34. DAV-Ausschuss                        Der Ausschuss hat den Dialog mit der Versicherungswirtschaft und anderen
Versicherungsrecht                       Berufsorganisationen fortgesetzt, um für die Anwaltschaft versicherungsrechtliche
                                         Problemstellungen zu lösen. Im Fokus stand dabei die Vermögensschadenhaft-
Vorsitzender
RA Arno Schubach, Frankfurt am Main      pflichtversicherung im Zusammenhang mit dem Entwurf eines Gesetzes zur
Geschäftsführer                          Neuregelung des Berufsrechts der anwaltlichen und steuerberatenden Berufs-
RA Max Gröning
                                         ausübungsgesellschaften sowie zur Änderung weiterer Vorschriften im Bereich
                                         der rechtsberatenden Berufe.

35. DAV-Ausschuss                        Der Ausschuss hat die Zielsetzung des Referentenentwurfs zur Baulandmobilisierung
Verwaltungsrecht                         begrüßt. Er hält jedoch eine Ergänzung der Begründung des Referentenentwurfs in
                                         weitem Umfang für erforderlich. Er regt an einigen Stellen genauere Formulierungen
Vorsitzender
RA Prof. Dr. Matthias Dombert, Potsdam   und Klarstellungen an, um Rechtsstreitigkeiten und erhebliche Verzögerungen bei
Geschäftsführerin                        Wohnbauprojekten zu vermeiden. Der Ausschuss hat gemeinsam mit dem Ausschuss
RAin Bettina Bachmann
                                         Umweltrecht zum Investitionsbeschleunigungsgesetz Stellung genommen.

36. DAV-Ausschuss Zivilrecht             Die zivilrechtlichen Aspekte Künstlicher Intelligenz (KI) sind zentrales Thema: Mit dem
                                         Ausschuss Europa hat der Ausschuss Zivilrecht zum KI-Weißbuch Stellung genommen
Vorsitzender
RA Dr. Christian Bereska, Celle          und sich an einer KI-Studie der EU-Kommission beteiligt. Nach einer Stellungnahme
Geschäftsführerin                        mit dem Ausschuss IT-Recht über den Digital Services Act hat er Hinweise zu zwei
RAin Christine Martin
                                         Referentenentwürfen für verbesserten Verbraucherschutz beim Kauf digitaler Inhalte
                                         gegeben. Ferner war er in einer Bundestagsanhörung zu faireren Verbraucherverträgen.

37. DAV-Ausschuss                        Die Fragen der notwendigen Neugestaltung der Verfahrensordnungen mit Blick auf
Zivilverfahrensrecht                     die Digitalisierung beschäftigten den Ausschuss im Berichtszeitraum auch wegen der
                                         Pandemie ganz besonders. Seine Expertinnen und Experten waren aufgrund der breiten
Vorsitzende
RAin Dr. Michaela Balke, Mannheim        Diskussion um die Modernisierung des Zivilprozesses besonders gefragt. Sie haben
Geschäftsführerin                        sich für den Ausbau der Videoverhandlungen, aber gleichzeitig auch die Beibehaltung
RAin Nicole Narewski
                                         althergebrachter Verfahrensgrundsätze eingesetzt.

12 / Tätigkeitsbericht 2020/2021
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Pressearbeit im 21. Jahrhundert

Adressat der DAV-Pressearbeit ist primär die Öffentlichkeit, mittelbar aber auch
die Politik. Der DAV schafft es durch konsequente Präsenz in den Medien, ein
„Big Player“ für Rechtsthemen zu sein. Seine Expertise und seine Positionierung
sind in der öffentlichen Debatte relevant. Und damit steigt mittelbar der Einfluss
der Anwaltschaft auf politische Entscheidungen.
     Die klassischen Kanäle Pressemitteilung und Pressekonferenz verlieren zwar
generell an Bedeutung – bei juristischen Themen sind sie dennoch nicht ganz zu
vernachlässigen. Die Mischung ist entscheidend, um sowohl in klassischen als
auch in modernen Medienformaten präsent zu sein: Statements, die gezielt ange-
boten und platziert werden, Hintergrundgespräche sowie eine erfolgreiche Twitter-
Präsenz ergänzen die traditionelle Pressemitteilung. Ob in der FAZ, in einer
Regionalzeitung, in einem Fachmedium wie LTO oder in einem Blog wie
Netzpolitik.org: Der DAV ist konsequent medial präsent.
     Inhaltlich drehte sich im Berichtsjahr 2020/21 alles um die Covid-19-Krise.
Hier ging es nicht nur um die Klarstellung, dass die Anwaltschaft systemrelevant
ist – und unabdingbar für den Zugang zum Recht. Der DAV hat auch kontinuier-
lich öffentlich daran erinnert, dass massive Einschränkungen von Grundrechten
einer parlamentarischen Legitimation bedürfen. Überdies waren die Medien immer
sehr dankbar, wenn die Expertinnen und Experten des DAV die verschiedensten          Vieles musste in dem Pandemiejahr
Aspekte der Pandemie rechtlich einordnen konnten.                                    2020/2021 ausfallen, so auch viele
                                                                                     Präsenz-Pressetermine.
     Intensiv begleitet wurde von den Abteilungen Medien und Politische Kommu-
nikation auch die von DAV und BRAK lange geforderte, Anfang 2021 endlich in
Kraft getretene Erhöhung der Gebühren nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz.
     Regelmäßig meldete sich der DAV in den letzten Monaten auch zum Thema
Digitalisierung zu Wort, insbesondere bezogen auf die Prozessordnungen. Dies
wird uns auch im weiteren Jahresverlauf noch begleiten.

Quantität und Qualität – der DAV in den Medien

Jeden Monat wird der DAV im Schnitt in rund 2.600 Meldungen erwähnt. Im
Berichtszeitraum hat der DAV damit eine Reichweite von insgesamt 56 Milli-
arden erreicht – dies entspricht einem Anzeigenäquivalenzwert von fast
500 Millionen Euro.
    Mit 43 Pressemitteilungen und 26 proaktiven Statements allein im rechts-
politischen Bereich sowie mehreren Hundert vermittelten Presseanfragen ist
die Position des DAV in der öffentlichen Diskussion deutlich wahrnehmbar.
    Ob TV, Radio, Print oder Online – Ansprechpersonen des DAV sind für
alle Mediensparten gefragt. Selbst die großen Nachrichtensendungen wie die
„Tagesschau“ (ARD) oder das „heute Journal“ (ZDF) sind regelmäßig an DAV-
Einschätzungen interessiert. Ermöglicht wird dieser Erfolg durch das große
ehrenamtliche Engagement der Kolleginnen und Kollegen in den DAV-
Ausschüssen, DAV-Arbeitsgemeinschaften und örtlichen Anwaltvereinen.

Verbraucherservice als Breitenbindung

Damit rechtliche Hilfe und Anwaltschaft in der Bevölkerung gedanklich positiv
verknüpft sind, ist es wichtig, dass der DAV auch auf den Service- und Ratgeber-
seiten präsent ist. Im Berichtszeitraum gab es rund 170 Verbrauchertipps der
Deutschen Anwaltauskunft und der DAV-Arbeitsgemeinschaften mit einem hohen
Verbreitungsgrad – auch dank der Zusammenarbeit mit dem Themendienst der
dpa. Über diesen werden die regionalen Abonnement-Zeitungen bedient, die zu
einem Großteil Basis für die Meinungsbildung der Bevölkerung sind.

                                                                                                      Tätigkeitsbericht 2020/2021 / 13
Politische Kommunikation

                                              1    2

Insbesondere die Gesetzgebung im Rahmen
der Coronakrise und die Digitalisierung war
Schwerpunkt der Arbeit im Berichtszeitraum.       Aufgabe der Abteilung ist es, die originären Interessen der Anwaltschaft im
                                                  bundespolitischen Umfeld gegenüber den Bundesländern und in Brüssel zu
                                                  vertreten. Ziel ist die langfristige und kontinuierliche Mitgestaltung von politi-
                                                  schen und gesetzlichen Entscheidungsprozessen. Dabei sollen auch die DAV-
                                                  Gesetzgebungsausschüsse unterstützt werden, beispielsweise bei der Repräsen-
                                                  tation der DAV-Position in öffentlichen Anhörungen des Bundestages. Auf-
                                                  gabenschwerpunkte im Berichtszeitraum waren insbesondere die Gesetzgebung
                                                  im Rahmen der Coronakrise, das Vergütungsrecht, im speziellen die Verhand-
                                                  lungen zur RVG-Anpassung, die erfolgreich zu Beginn des Jahres 2021 in
                                                  Kraft getreten ist, das Berufsrecht, insbesondere der Gesetzentwurf zur großen
                                                  BRAO-Reform, die Digitalisierung der Gerichte und der Zivilverfahren, das
                                                  Unternehmenssanktionsrecht, der Schutz des anwaltlichen Berufsgeheimnisses
                                                  und der Schutz der anwaltlichen Berufsausübung im Allgemeinen. Die Bundes-
                                                  tagswahl 2021 ist dabei ein aktueller Fokus der Arbeit der politischen Kommuni-
                                                  kation. Eine Zusammenarbeit mit dem Deutschen Richterbund für ein gemein-
                                                  sames Positionspapier zu rechtspolitischen Themen, sowie die Konzeption eines
                                                  eigenen DAV-Eckpunktepapiers für die Rechtspolitik auf Bundesebene wurden
                                                  verwirklicht. Zur Umsetzung der Ziele wird stetig an der Prioritätenliste politi-
                                                  scher Ziele des DAV gearbeitet und die aktuellen Gesetzgebungsprozesse werden
                                                  beobachtet. Ein Masterplan hilft dabei, passende Gesprächspartner zu identifi-
                                                  zieren und das Ehrenamt sowie die Geschäftsstelle im Gespräch mit der Politik
                                                  zu halten. Aufgabe der Abteilung Politische Kommunikation ist es aber auch,
                                                  regelmäßig über den Fortgang der Interessenvertretung zu berichten. Der DAV
                                                  konnte seine Wahrnehmung insbesondere bei den Abgeordneten erheblich steigern
                                                  und wird vermehrt von der Politik bei Gesetzesvorhaben kontaktiert. Die Anzahl
                                                  der Gespräche mit Vertretern der Legislative wurde erheblich gesteigert.

14 / Tätigkeitsbericht 2020/2021
Gesellschaftliches Engagement

                                                                           1     2

                                                                                     1 So gibt es das Camp Moria auf der Insel Lesbos
                                                                                       nicht mehr. Im September 2020 brannte das
Menschenrechte                                                                         Camp fast vollständig aus.

Der Schutz der Grund- und Menschenrechte ist gemäß § 3 Abs. 2 Satz 3 der             2 Geschäftsführer von ELiL Philip Worthington
                                                                                       im Gespräch (rechts im Bild).
Satzung des DAV eines seiner Hauptziele. Die Aktivitäten konzentrieren sich
auf den Schutz und die Gewährleistung der Menschenrechte in der Berufspraxis.
Im Mittelpunkt steht auch die Sicherung des Zugangs zum Recht sowie die
Wahrung der Rechtsstaatlichkeit im In- und Ausland.
    Der DAV setzte sich weltweit für verfolgte Anwältinnen und Anwälte ein,
so unter anderem gemeinsam mit dem Deutschen Juristinnenbund (djb) und
weiteren (internationalen) Anwaltsorganisationen für die iranische Anwältin
Nasrin Sotoudeh und den chinesischen Menschenrechtsanwalt Chang Weiping.
Der DAV engagierte sich auch im letzten Jahr beim Deutschen Menschen-
rechtsfilmpreis, der im Dezember erstmals virtuell verliehen wurde. Zudem
unterstützte der DAV auch über das Projekt „European Lawyers in Lesvos“
(ELiL) hinaus den Zugang zum Recht an Europas Außengrenzen – kritisiert
wurden unter anderem fehlende Rechtsschutzmöglichkeiten in Bosnien-
Herzegowina sowie gegen die europäische Grenzschutzagentur Frontex.
    Ein Fokus der Menschenrechtsarbeit war im vergangenen Jahr die Türkei.
Der DAV kritisierte die umstrittene Anwaltskammerreform ebenso wie erneute
Verhaftungen von Anwälten in Ankara wie von Aytaç Ünsal und der bedauerlicher-
weise in Haft verstorbenen Ebru Timtik. Unterstützt wurden auch Forderungen
nach einer umfassenden Aufklärung der Ermordung von Tahir Elçi.
    Der Anwaltschaft kommt als Organ der Rechtspflege eine besondere Rolle
und auch Verpflichtung zu, sich für die Aufrechterhaltung rechtsstaatlicher
Grundsätze einzusetzen. Nachdem der vom DAV initiierte Marsch der europäi-
schen Roben aufgrund der Covid-19-Pandemie nicht stattfinden konnte, wurde
gemeinsam mit dem Verfassungsblog der Podcast „We need to talk about the
Rule of Law“ produziert (verfügbar auf allen gängigen Podcast-Plattformen).
    Das Vorgehen der EU-Kommission im Bereich der Rechtsstaatlichkeit war
im vergangenen Jahr ein Schwerpunkt des rechtspolitischen Engagements des
DAV. Sowohl schriftlich als auch in Gesprächen mit Vertretern der EU-Kom-
mission hat der DAV Informationen für den ersten jährlichen Rechtsstaatlich-
keitsbericht der Kommission zugeliefert, der im September 2020 veröffentlicht
wurde. Ebenso hat er sich an der Konsultation zum zweiten Bericht beteiligt.
    Was unser Engagement in einzelnen Staaten angeht, engagiert sich der
DAV im Rahmen des Weimarer Dreiecks der Anwaltschaften zusammen mit

                                                                                                      Tätigkeitsbericht 2020/2021 / 15
der Warschauer und der Pariser Anwaltskammer für die Rechtsstaatlichkeit
                                   und die Lage der Anwaltschaft in Polen.

                                   Projekt „European Lawyers in Lesvos“

                                   2020 war auch ein herausforderndes Jahr für die European Lawyers in Lesvos
                                   (ELiL). Das größte Flüchtlingslager Moria auf Lesbos wurde im September durch
                                   einen Brand vollständig zerstört. Dazu war in den Flüchtlingslagern die Corona-
                                   pandemie allgegenwärtig. Rechtsberatung war zumeist nur außerhalb des Geländes
                                   und über Videokonferenztools möglich. Es gab aber auch gute Nachrichten: Seit
                                   Sommer 2020 bietet ELiL zusätzlich Rechtsberatung auf der griechischen Insel
                                   Samos an. Dazu wurde das Projekt mit mehreren Preisen ausgezeichnet, darunter
                                   der Rule of Law Award der Union Internationale des Avocats (UIA). Nachdem
                                   Prof. Dr. Vasilios Skouris den Aufsichtsratsvorsitz Ende 2020 abgab, wurde
                                   Rechtsanwältin Berit Reiss-Andersen (Vorsitzende des Norwegischen Nobel-
                                   komitees) als Nachfolgerin gewählt.

                                   Contra Rechtsextremismus: Eine Stiftung des Deutschen Anwaltvereins

                                   Bereits im Jahr 2001 gründete der Deutsche Anwaltverein seine Stiftung „Contra
                                   Rechtsextremismus: Eine Stiftung des Deutschen Anwaltvereins – Zweckvermögen“.
                                   Die Stiftung übernimmt die Kosten für Rechtsberatung und Rechtsvertretung
                                   von Opfern rechtsextremistischer und/oder politisch motivierter Gewalttaten,
                                   sofern sie bedürftig sind. Den Opfern soll dadurch ermöglicht werden, ihre
                                   Rechte geltend zu machen. Die Gerichte sind kaum bereit, den Opfern auf Kosten
                                   der Staatskasse Anwälte zur Seite zu stellen mit der Begründung, sie würden
                                   ihre Interessen selbst wahrnehmen können. Doch ohne Anwälte bleiben die
                                   Opfer allein. Und hier hilft die Stiftung. Seit ihrer Gründung konnte die Stiftung
                                   bereits in über 490 Fällen helfen.
                                       Auch Sie haben die Möglichkeit, die weitere Arbeit der Stiftung durch Spenden
                                   oder durch Auflagen (§ 153 a StPO oder Bewährungsauflagen) zu unterstützen.
                                   Leisten Sie einen kleinen oder größeren Beitrag auf das Konto der Stiftung bei
                                   der Berliner Sparkasse, DE41 1005 0000 0190 7526 29, BIC: BELADEBEXXX.
                                   Die Möglichkeit zur Onlinespende finden Sie unter:
                                   https://anwaltverein.de/de/ueber-uns/stiftung-contra-rechtsextremisus/spenden.

                                   Anwältinnen und Anwälte in die Schulen: Rechtsstaat erleben

                                   Im Jahr 2015 hatte der Deutsche Anwaltverein das Projekt „Anwältinnen und
                                   Anwälte in die Schulen“ ins Leben gerufen. Nachdem sich in der Vergangenheit
                                   hier schon einige Anwaltvereine sehr engagiert hatten, sollte dem Projekt im
                                   Jahr 2020 noch einmal neuer Aufschwung verliehen werden. Es wurden dafür
                                   Pilotprojekte definiert, um bei deren erfolgreicher Umsetzung darauf aufsatteln
                                   zu können. Als Pilot-Land wurde Rheinland-Pfalz gewählt. Hier gab es dann
                                   Absprachen mit dem dortigen Bildungsministerium, dass es zunächst einen
                                   „Pilot im Pilot“ an einer Realschule plus in Mainz geben soll. Relativ zeitnah
                                   konnte auch eine entsprechende Schule gefunden werden. Bevor mit dieser
                                   jedoch in die Umsetzungsgespräche gegangen werden konnte, musste das
                                   Projekt aufgrund der Coronapandemie leider auf Eis gelegt werden.

16 / Tätigkeitsbericht 2020/2021
Sie können auch lesen