BDV-BLICKPUNKT MIT AKTUELLEN VERBANDSMELDUNGEN - BDV BAYERN
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BdV-Blickpunkt andsmeldunge n rb ellen Ve mit aktu Ausgabe September 2021 Bund der Vertriebenen · Vereinigte Landsmannschaften Landesverband Bayern · Am Lilienberg 5 · 81669 München SFVV-Dokumentationszentrum in Berlin eröffnet SPD-Landtagsfraktion setzt Dialog mit BdV fort Landesvorstand besucht Vertriebeneneinrichtungen
Grußwort politisch-medialer Klasse“. Diese Entwick- Wir dürfen uns über das breite politische lung wird unterlegt mit aktuellen Ergebnis- Angebot freuen, das durch die Wahlvor- sen einer Umfrage des Allensbach-Instituts. schläge von rund 40 Parteien bereitgehal- Demnach haben weniger als die Hälfte der ten wird. Jeder kann entsprechend seinen Deutschen das Gefühl, „in Deutschland kön- Vorstellungen seine Wahl treffen. Und das ne man seine politische Meinung frei sa- ist gut so. Vergessen sollten wir aber nicht, gen“. 44 Prozent gaben an, „es sei besser, dass es bei der Bundestagswahl am 26. Sep- vorsichtig zu sein“. tember auch um die künftige Förderung der Als Themen, bei denen man besonders auf- Vertriebeneneinrichtungen, die Beseitigung passen müsse was man sage, nannten 59 der Ungerechtigkeiten im Rentenrecht für Prozent den Islam und 38 Prozent Vater- die Spätaussiedler und die Fürsorge für die landsliebe und Patriotismus. Die ohne in den Heimatgebieten verbliebenen Lands- Grundlage immer häufiger benutzte, ver- leute geht. meintlich gendergerechte Sprache wird von In wenigen Wochen werden neu gewählte der Mehrheit als „Bevormundung“ gese- Frauen und Männer unsere Interessen im hen und führt in nicht geringer Zahl – wie Deutschen Bundestag vertreten und eine es der Kommentator Reinhard Müller be- neue Bundesregierung bilden. Wie in der schreibt – zum „Gefühl der Abgehobenheit Vergangenheit ist der Bund der Vertriebe- von den Sorgen und Nöten der kleinen Leu- nen bereit, die neuen Abgeordneten zu be- te“. raten und bei der Durchsetzung gemeinsam Eine solche Stimmung im Land kann die als notwendig erachteter Schritte zu unter- Liebe Landsleute, Heimatvertriebenen und Aussiedler sowie stützen. deren Nachkommen nicht kalt lassen. Ihre Heute gilt aber unser Dank der amtieren- liebe Leserinnen und Leser! Familien waren es, die nach dem Zweiten den Bundesregierung mit Bundeskanzlerin Die Corona-Pandemie hat uns eine Ver- Weltkrieg mit dem Verlust ihrer ange- Dr. Angela Merkel an der Spitze. Ihr haben schnaufpause gegönnt. Das gesellschaftli- stammten Heimat die Hauptlast für die Ver- wir zu verdanken, dass die Dokumenta- che Leben hat wieder Fahrt aufgenommen. brechen der nationalsozialistischen Schre- tionsstätte „Flucht, Vertreibung, Versöh- Auch die landsmannschaftlichen Verbände ckensherrschaft mit ihren ungezählten nung“ vor kurzem in Berlin eröffnet wer- sind mit einer breiten Palette an Veranstal- Millionen von Opfern, rein aus geographi- den konnte und die finanziellen Leistungen tungen weitgehend „ins normale Leben“ zu- schen Gründen, zu tragen hatten. In einer für die Einrichtungen nach Paragraph 96 rückgekehrt. Zeit, als unser Land noch in Trümmern lag, Bundesvertriebenengesetz kräftig ausge- Nunmehr wird aber überdeutlich, dass die schworen unsere Landsleute Rache und Ver- weitet wurden. Nahezu jährlich bekannte Pandemie nachhaltig ihre Spuren hinter- geltung ab und traten für ein demokrati- sich die Kanzlerin höchst persönlich bei un- lassen und die Gesellschaft verändert hat. sches freies Deutschland in einem geeinten seren Jahresempfängen zu den Heimatver- Zuhauf berichten die Lokalzeitungen über Europa ein. Sie hatten damals mehr als vie- triebenen und ihren Verbänden. Egal, wie bereits erfolgte oder drohende Vereinsauf- le andere ihrer Landsleute am eigenen Leib jeder individuell die Arbeit der Kanzlerin lösungen, beachtliche Austritte aus Sport- erfahren, was es heißt, wenn sich eine Ge- beurteilt, für die Heimatvertriebenen be- vereinen und Verbänden sowie einen wohl sellschaft wegduckt und sich dem „Main- deutete ihre Ära einen großen Schritt nach dauerhaften Rückgang des sonntäglichen stream“ tatenlos ergibt, obwohl man ihn für vorne. Gottesdienstbesuches. falsch hält. Ich wünsche Ihnen, dass Sie gesund und vor Auch wenn die Politik sich müht, ein Stück Daher rufe ich Sie eindringlich auf, an freien allem vor Corona verschont bleiben. Alles „Normalität“ herbeizuführen, ist ein weite- demokratischen Wahlen unbedingt teilzu- Gute für Sie und Ihre wertvolle Arbeit. res Phänomen zu beobachten, das zur Be- nehmen. Die Wahlkabine ist nach wie vor der sicherste Ort, seinen Beitrag für die künf- Ihr sorgnis, vor allem aber zum Nachdenken Anlass gibt. Die Frankfurter Allgemeine tige Ausrichtung unseres Landes zu leisten. schrieb am 16. Juni von einer „wachsen- Überlassen wir die Zukunft Deutschlands den Kluft, einer Entfremdung von Volk und nicht den anderen! Christian Knauer, BdV-Landesvorsitzender Impressum Herausgeber: Bund der Vertriebenen, Vereinigte Landsmannschaften Landesverband Bayern e. V. Am Lilienberg 5, 81669 München, Telefon (0 89) 48 14 47, Fax (0 89) 48 26 21 Redaktion: Christian Knauer (verantwortlich), Susanne Sorgenfrei, Susanne Marb Layout: Christian Knauer Texte: Martin Aerzbäck, Bayerisches Kulturzentrum der Deutschen aus Russland, Christa Eichler, Marc-Pawel Halatsch, Informationsdienst für Aussiedler und Vertriebene der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Christian Knauer, Christoph Martin Labaj, Susanne Marb, Ost- und Westpreußenstiftung in Bayern, Erich Plischke, Pressestelle der Aussiedler- und Vertriebenenbeauftragten (StMAS), Pressestelle der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Andreas Schmalcz, Hans Schmuck, Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“, Zentrum gegen Vertreibungen. Bilder: Martin Aerzbäck, Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales (StMAS), Christa Eichler, Generalkonsulat der Republik Ungarn, Jörg Koch (Staatskanzlei), Susanne Marb, Ch. Stabe, Sudetendeutsche Zeitung, R. Urban/Wochenblatt pl. Hinweis: Sie erhalten regelmäßig den BdV-Blickpunkt mit aktuellen Informationen zu den Themen der deutschen Heimatvertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler. Um Ihnen den Blickpunkt zukommen zu lassen, haben wir Ihre Kontaktdaten gespeichert. Diese Daten werden ausschließlich für den Versand des BdV-Blickpunktes verwendet und nicht an Dritte weitergegeben. Falls Sie unser Magazin nicht weiterbeziehen möchten, können Sie den Bezug jederzeit ohne Begründung widerrufen. Ihre Daten werden in diesem Fall vollständig gelöscht. Bitte richten Sie Ihren Widerruf an oben genannten Herausgeber. Die einzelnen Berichte geben die Meinung der Verfasser und nicht unbedingt die des BdV-Bayern wieder. Satz: fm Dienstleistung, Schrobenhausener Straße 29, 86551 Aichach, Telefon (0 82 51) 5 1100 Druck: LestiDruck, Kirchenstraße 9, 85250 Altomünster, Telefon (0 82 54) 83 34, E-Mail: lesti-druck@t-online.de BdV-Blickpunkt September 2021 BdV 2
BdV-Landesverband Trotz Corona: Stilles Gedenken an Opfer von Flucht und Vertreibung vor der Gedenktafel in der Staatskanzlei Von links: Christian Knauer, Sylvia Stierstorfer, Staatministerin Carolina Trautner und Karl Freller. Fotos: S. M. Mit einem stillen Gedenken und der 27. August in Hessen. Der damalige Mi- mat gefunden haben, und deren Nach- Niederlegung von Blumengebinden ge- nisterpräsident Horst Seehofer drückte kommen verpflichtet fühle. dachten am Sonntag, 27. Juni, Bayerns dabei die Hoffnung aus, „dass der lan- Seit 2015 wird der Gedenktag bundes- Sozialministerin Carolina Trautner, MdL, desweite Gedenktag die Erinnerung an weit begangen. Er wurde auf den 20. Juni Landtagsvizepräsident Karl Freller, MdL, Flucht und Vertreibung wach halte und gelegt, der schon im Jahr 2000 von der und die Beauftragte der Bayerischen die Bedeutung von Heimat im Zeitalter Vollversammlung der Vereinten Natio- Staatsregierung für Aussiedler und Ver- der Globalisierung vermittle“. Hessens nen zum Weltflüchtlingstag ausgerufen triebene, Sylvia Stierstorfer, MdL, ge- Ministerpräsident Volker Bouffier beton- worden war. In Bayern wird dieser seit- meinsam mit Bayerns BdV-Landesvor- te, dass mit einem landesweiten Ge- her immer in zeitlicher Nähe begangen. sitzenden, Altlandrat Christian Knauer, denktag ein Zeichen dafür gesetzt wer- Dadurch biete man die Gewähr, dass nach den Opfern von Flucht und Vertreibung. de, „dass Vertreibung Unrecht sei und dem offiziellen Gedenken in der Bundes- Aufgrund der Pandemie-Regelungen mus- bleibe“. Das Erinnern an Flucht und Ver- hauptstadt, dem Erinnern an die 14 Milli- ste auch heuer auf eine öffentliche Ver- treibung sei besonders wichtig für die jun- onen deutschen Heimatvertriebenen auch anstaltung verzichtet werden. Stattdessen ge Generation. Seehofer: „Wir erinnern im Freistaat die gewünschte Aufmerk- fand man sich in kleinem Kreis an der in Europa an unsere gemeinsame Ge- samkeit zuteilwerde. Während die SPD- Gedenktafel in der Bayerischen Staats- schichte, an die Höhepunkte und auch an Landtagsfraktion in den Jahren vor dem kanzlei ein. die dunklen Seiten, weil wir miteinander Corona-Ausbruch stets eine Woche vor In einer anschließend veröffentlichten in die Zukunft gehen wollen.“ dem bundesweiten Gedenktag zu einem Presseerklärung erinnerte die Sozialmi- BdV-Landesvorsitzender Christian Knau- großen Vertriebenenempfang in den Bay- nisterin an das Schicksal der Heimatver- er dankte den Teilnehmern der kurzen erischen Landtag eingeladen hatte, wur- triebenen und ihren Beitrag zum Wieder- Gedenkzeremonie und attestierte, dass de der entsprechende Staatsakt unter Ein- aufbau Bayerns nach dem Zweiten sich Bayern stets der Anliegen der Hei- beziehung der Landtagsfraktionen meist Weltkrieg. „Ohne die Heimatvertriebe- matvertriebenen und Aussiedler ange- acht Tage später, überwiegend in der Bay- nen wäre Bayern heute nicht so, wie es nommen habe. Auch in den letzten Jah- erischen Staatskanzlei in feierlicher Form ist.“ Die deutschen Heimatvertriebenen ren hätten Staatsregierung und Landtag abgehalten. seien vielfach getrennt von Familie, Freun- nicht nur verbal schöne Worte für die Be- Sowohl die Staatsregierung als auch alle den und Bekannten und mit so gut wie troffenen gefunden, sondern entschlos- im Landtag vertretenen Parteien waren nichts außer dem, was sie am Leib tru- sen gehandelt. Mit dem Bau des Sude- sich dabei stets einig, dass der Gedenk- gen, in Bayern angekommen und hätten tendeutschen Museums in München sei tag den Willen und die Kraft zu Versöh- sich gleich nach ihrer Ankunft mit gro- ein Jahrhundertbauwerk entstanden, die nung und Neuanfang sowie zum gesell- ßem Engagement für den Wiederaufbau symbolische Entschädigung der deutschen schaftlichen Zusammenhalt veranschau- eingesetzt. Zwangsarbeiter wäre ohne politische liche, auf dessen Fundament den heute Vorreiter für den zwischenzeitlich bundes- Unterstützung aus München niemals um- in Deutschland aus 190 Nationen leben- weit begangenen Gedenktag waren die gesetzt worden. Die angelaufene Reali- den Menschen eine Heimat geboten wer- Länder Hessen und Bayern. Sie gedach- sierung der vier in der Koalitionsverein- de. Zudem werde dabei manifestiert, dass ten erstmals am 14. September 2014 mit barung festgeschriebenen Kulturzentren der eingeschlagene Weg der Aussöhnung landesweiten Gedenktagen der Opfer von für die Heimatvertriebenen zeuge davon, mit den europäischen Nachbarn und der Flucht und Vertreibung. Grundlagen bil- dass sich der Freistaat gegenüber den 2,1 Einigung Europas fortgesetzt werde, um deten die einschlägigen Kabinettsbe- Millionen vertriebenen Deutschen aus als verlässliche Partner gemeinsam Frie- schlüsse vom 15. Mai in Bayern und vom dem Osten, die in Bayern eine neue Hei- den und Freiheit zu wahren. BdV BdV-Blickpunkt September 2021 3
BdV-Landesverband Dialog bekräftigt: SPD-Landtagsfraktion unterstützt den Aufbau von Kulturzentren der Heimatvertriebenen Dass der Bund der Vertriebenen (BdV) BdV-Landesvorstandes und der Landes- schen Prag und München ein wichtiger in Bayern zwischenzeitlich hohes Anse- vorsitzenden der Landsmannschaften. Or- Meilenstein auf dem Weg zum Brücken- hen genießt und sich zu einem gefragten ganisator der Zusammenkunft war der bau zwischen Tschechien und den Sude- Gesprächspartner entwickelt hat, wurde vertriebenenpolitische Sprecher der Frak- tendeutschen. Durch fortwährende Be- Anfang Juli bei einem Parlamentarischen tion, Volkmar Halbleib. suche im Nachbarland will man den Abend, zu dem die SPD-Landtagsfrak- Letzterer freute sich über die große Re- Prozess des Dialogs unterstützen und für tion ins Maximilianeum geladen hatte, sonanz von Seiten des BdV im Hinblick einen Abbau des „schädlichen Nationa- überdeutlich. Seit 2000 war es die neun- auf die SPD-Einladung. Die rückblickend lismus“ werben. „Nur wer miteinander te Zusammenkunft dieser Art. Selten zu- nicht mehr so richtig zu verstehenden An- spricht, kann Vertrauen aufbauen und Vor- vor präsentierten sich die Gastgeber aber laufschwierigkeiten bei den ersten Ge- urteile abbauen“, so Halbleib wörtlich. so hochrangig wie heuer. So waren der sprächsrunden seien völlig überwunden. BdV-Landesvorsitzender Christian Knau- neue bayerische SPD-Landes- und Frak- Heute verfolgten beide Partner in vielen er würdigte den Dialog mit der SPD-Frak- tionsvorsitzende Florian von Brunn, der Bereichen die gleichen Ziele. Seine Land- tion als „wichtigen Baustein“ für eine frühere Fraktionsvorsitzende Horst Ar- tagsfraktion freue sich mit dem BdV über neue gesellschaftliche Sichtweise auf die nold, Landtagsvizepräsident Markus Rin- die Fertigstellung des Dokumentations- Arbeit des BdV und seiner Landsmann- derspacher, die parlamentarische Ge- zentrums „Flucht, Vertreibung, Versöh- schaften. Durch das aufeinander zugehen schäftsführerin der Fraktion, Dr. Simone nung“ in Berlin und des Sudetendeut- auf fast alle im Landtag vertretenen Par- Strohmayr, und der Hofer Abgeordnete schen Museums in München. Für seine teien und einer Vielzahl gesellschaftlicher Klaus Adelt ausgesprochen kompetente Kolleginnen und Kollegen war zudemGruppen sei es dem BdV in den letzten Gesprächspartner für die Mitglieder des die Überwindung der Sprachlosigkeit zwi- zwanzig Jahren gelungen, in der Mitte der Gesellschaft anzukommen. Heute gäbe es im Freistaat nur noch wenige Vor- behalte gegen den BdV und seine Ver- bände, da sich nicht zuletzt wegen der gegenwärtigen weltweiten Vertreibungen der Blick auf das Schicksal von Heimat- vertriebenen und Aussiedler verändert habe. Zunehmend werde auch die Brücken- funktion seiner Landsleute für eine ech- te Verständigung mit den östlichen Nach- barländern immer mehr erkannt und die ostdeutsche Kultur als integraler Be- standteil der gesamtdeutschen Kultur ge- sehen. Knauer dankte der SPD-Fraktion für die Unterstützung der BdV-Anliegen Von links: Volkmar Halbleib, Christian Knauer, SPD-Landesvorsitzender Florian im Bayerischen Landtag und die vor- von Brunn und die Parlamentarische Geschäftsführerin Dr. Simone Strohmayr. bildliche Arbeit der vertriebenenpoliti- BdV-Blickpunkt September 2021 BdV 4
BdV-Landesverband schen Sprecher von CSU, SPD und Freien gen nicht, um in den Genuss der Verbes- Wählern. serungen zu kommen. Hier müsse in der SPD-Landesvorsitzender Florian von nächsten Legislaturperiode nachgebes- Brunn überraschte seine Gäste mit der sert werden. Vieles von dem, was von Offenlegung seiner familiären Wurzeln, Parteien versprochen wurde, sei nicht er- die nach Stettin und Schweidnitz führten. füllt worden. Dies habe zu erheblichen Gemeinsam mit Vizepräsident Markus Enttäuschungen in vielen Aussiedlerfa- Rinderspacher sicherte er den Lands- milien geführt. mannschaften die Unterstützung seiner Ans Herz gelegt wurden den SPD-Parla- Partei beim Aufbau der im Koalitions- mentariern auch Besuche bei den in den vertrag von CSU und Freien Wählern ver- Heimatgebieten verbliebenen deutschen einbarten Kulturzentren für die Deutschen Minderheiten. Es sei wichtig, den poli- aus Russland, die Banater Schwaben, die tisch Verantwortlichen zu zeigen, dass der Siebenbürger Sachsen und die Donau- deutschen Politik die Rahmenbedingun- schwaben zu. Es wäre eine Tragik, wenn gen unter denen ihre Landsleute dort zu das in liebevoller ehrenamtlicher Arbeit leben hätten, nicht gleichgültig seien. Die zusammengetragene Kulturgut im Frei- Zusammenkünfte seien zudem auch eine staat verloren gehen würde. Beide Poli- Anerkennung ihrer wertvollen Brücken- tiker dankten dem BdV für dessen Auf- Freut sich über BdV-Dokumentation: funktion in Europa und Motivation für SPD-Landes- und Fraktionsvorsitzender geschlossenheit bei der Bewältigung der Florian von Brunn (rechts). Fotos: S. M. deren Arbeit. Fluchtbewegungen der Gegenwart. Mit Dass die SPD-Fraktion in Bayern weiter- den Migrationsberatungsstellen leiste der Sachsen, Herta Daniel, die Beseitigung hin den Vertriebenen gewogen bleibt, wur- Verband eine wertvolle Hilfe bei der Ein- der Ungerechtigkeiten bei der Berech- de auch an der Ankündigung ihres ver- gliederung von Menschen, die in Deutsch- nung der Renten für die Spätaussiedler triebenenpolitischen Sprechers deutlich, land Asyl oder eine fortwährende Dul- ans Herz. Zwar sei mit der Einführung dass voraussichtlich am 6. November der dung erhalten hätten. der Grundrente ein wertvoller Schritt in 14. Vertriebenenempfang in ununterbro- Der SPD als „soziales Gewissen“ legte die richtige Richtung erfolgt, viele ihrer chener Folge im Maximilianeum statt- die Ehrenvorsitzende der Siebenbürger Landsleute erfüllten aber die Bedingun- finden wird. Bayerischer Vertriebenenbeirat konstituiert In Anwesenheit von Staatsministerin Ca- nen Regelungen und Maßnahmen in die- schen Landsmannschaft), Sozialministe- rolina Trautner hat sich am 29. Juli der sem Bereich gehört werden. Unser Bild rin Carolina Trautner, MdL, Christoph Beirat für Vertriebenen- und Spätaus- zeigt die neuen Mitglieder des Gremi- Stabe (Landesvorsitzender der Lands- siedlerfragen des Bayerischen Staatsmi- ums. Von links Josef Zellmeier (Landes- mannschaft der Ost- und Westpreußen), nisteriums für Familie, Arbeit und Sozi- vorsitzender der Karpatendeutschen Werner Kloos (Landesvorsitzender des ales konstituiert. Das 2007 als Nachfol- Landsmannschaft Slowakei), MdL, Ma- Verbandes der Siebenbürger Sachsen), ger des „Hauptausschusses für Flücht- rion Klein (Innenministerium), Ute Linck Dr. Alfred Lange (Landesvorsitzender des linge und Ausgewiesene“ ins Leben ge- (Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Bundes der Danziger), Robert Pötzsch rufene Gremium hat die Aufgabe, die Wohlfahrtspflege), Christian Knauer (Bei- (1. Bürgermeister, Waldkraiburg), Prof. Bayerische Staatsregierung in allen die ratsvorsitzender und Landesvorsitzender Dr. Andreas Otto Weber (Haus des Deut- Heimatvertriebenen, Aussiedler und Spät- des Bundes der Vertriebenen), Susanne schen Ostens), Annemarie Raith (Sozial- aussiedler betreffenden Fragen sachver- Moras (Staatskanzlei), Steffen Hörtler ministerium), Dr. Wolfgang Freytag (So- ständig zu beraten. Er soll zu allgemei- (Landesvorsitzender der Sudetendeut- zialministerium). Foto: StMAS BdV BdV-Blickpunkt September 2021 5
BdV-Landesverband Geste der Anerkennung: Ehrenamtsbeauftragte Eva Gottstein würdigte freiwilliges Engagement in den Landsmannschaften Es lag ihr schon seit über einem Jahr am gliedern dabei gezeigte ehrenamtliche En- der Senefelder-Schule in Treuchtlingen Herzen, konnte aber wegen der Corona- gagement sei „essentiell für die Gesell- folgerichtig, sich 1994 den Freien Wäh- Pandemie erst am 14. Juli im Haus des schaft und Balsam für die Seele“. lern anzuschließen. Nach ihrem kommu- Deutschen Ostens stattfinden: das Zeigen Mit ihrem freiwilligen Engagement bil- nalpolitischem Engagement in der Stadt einer Geste der Wertschätzung des ehren- deten die Mitarbeiter in den Kreis- und und dem Landkreis Eichstätt, schaffte sie amtlichen Engagements innerhalb des Bun- Ortsgruppen eine wichtige Säule der Ge- 2008 den Einzug in den Bayerischen Land- des der Vertriebenen und seiner Lands- sellschaft und schafften mit ihrer ehren- tag, wo sie seit 1. Dezember 2018 das Amt mannschaften durch die Beauftragte der amtlichen Arbeit einen unbezahlbaren der Ehrenamtsbeauftragten der Bayeri- Bayerischen Staatsregierung für das Eh- Wert. Daher sei es ihr wichtig, besonders schen Staatsregierung wahrnimmt. Trotz renamt, Eva Gottstein, MdL. Zehn lang- am „Internationalen Tag des Ehrenamtes“ ihrer hohen beruflichen Verpflichtung enga- jährig aktive Mitstreiter durfte BdV-Lan- ihren tiefsten Respekt und ihren größten giert sich auch die Parlamentarierin selbst desvorsitzender Christian Knauer stell- Dank auch an diesen Personenkreis aus- ehrenamtlich unter anderem im Katholi- vertretend für hunderte von Funktionsträ- zusprechen. Zudem sei es erfreulich, dass schen Deutschen Frauenbund, dem Fami- gern im Freistaat hierfür vorschlagen, wo- an die 47 Prozent der über 14-Jährigen in lienpflegewerk und dem Landesfrauenrat. bei auffiel, dass dabei Vertreter „aus der er- Bayern sich im Ehrenamt engagieren. Im Gespräch wünschten sich die Vertrete- sten Reihe“ weitgehend unberücksichtigt rinnen und Vertreter der Landsmann- blieben. Knauer: „Es ist immer schwierig schaften die langfristige Sicherung ihres eine Auswahl zu treffen. Die Vorgeschla- mitgebrachten Kulturguts. Wegen des zu- genen sollten die Bandbreite der Aktiven nehmenden Ablebens der Erlebnisgene- repräsentieren und wegen des notwendi- ration erfordere die Aufrechterhaltung des gen Aufwands nicht allzu weit vom Eh- Ehrenamtes gerade in ihren Verbänden eine rungsort entfernt wohnen.“ starke Unterstützung durch hauptamtliche Dass für die FW-Abgeordnete die Vertrie- Mitarbeiter. Einhellig begrüßt wurde die benenarbeit eine Herzensangelegenheit Koaltionsvereinbarung von CSU und darstellt, wurde schon in ihrer Begrüßung Freien Wählern im Hinblick auf die Schaf- deutlich. Dabei hatte sie unterstrichen, dass fung von Kulturzentren für die Deutschen die Heimatvertriebenen und Aussiedler aus Russland, die Banater Schwaben, die Freuen sich über den gelungenen Dia- fester Bestandteil der Bayerischen Ge- log: Ehrenamtsbeauftragte Eva Gott- Siebenbürger Sachsen und die Donau- schichte sind. „Ohne die Aufbauleistun- stein (FW), Mdl, und BdV-Landesvorsit- schwaben. Bei deren Umsetzung wünsche gen und die kulturellen und wirtschaft- zender Christian Knauer. Fotos: S. M. man sich, dass sich diese auch zu lebendi- lichen Erfahrungen der rund zwei Mil- gen Orten für Kulturveranstaltungen der Keinen Hehl machte die Freie Wähler Ab- lionen heimatlos gewordenen Menschen Tanz- und Gesangsgruppen entwickeln geordnete aus ihren familiären Wurzeln in aus dem Osten, die nach dem Zweiten Welt- würden. den früheren deutschen Osten, da ihre Vor- krieg in Bayern unterkamen, wäre der Frei- fahren aus Ostpreußen stammen. Gemäß staat nicht das, was er heute ist.“ Die Lands- mannschaften und Heimatkreis- und dem aus Königsberg stammenden „Weg- BdV-Landesverband Bayern bereiter des mündigen Bürgers“, dem ortsgemeinschaften seien seit jeher wich- Philosophen Immanuel Kant, habe sie sich Stadtsparkasse Augsburg tige Brückenbauer in die Nachbarländer schon seit frühester Jugend für politische IBAN: und wichtige Wegbereiter für ein starkes Themen interessiert. Daher war es für die DE02 7205 0000 0251 0149 08 und geeintes Europa. Das von den Mit- ehemalige Schulleiterin des Realschulzugs BdV-Blickpunkt September 2021 BdV 6
BdV-Landesverband Gespräch mit BR: Heimatvertriebene sind Teil Bayerns und wollen als Teil seiner Geschichte im BR vorkommen Der digitale Spartensender „BR-Heimat“ gebe es in ganz Bayern – diese müssten ligen Intendanten Wilhelm gebeten wur- des Bayerischen Rundfunks ist grund- aber begeistert werden. Daher sei es wich- de, einiges über das Brauchtum in Bayern sätzlich bereit, vermehrt Beiträge über die tig, „brauchbare Medieninformationen“ zusammenzustellen, auf die Entwicklung Kultur und das Brauchtum der Deutschen zu bieten. Hierzu gehörten auch Listen über seines Senders. Obwohl erst seit Lichtmess aus dem Osten in sein Programm aufzu- Personen, die etwas zum Programm bei- 2015 als digitaler Sendeplatz der Hörer- nehmen. Diese Zusicherung gab dessen tragen wollen. In den im Aufbau befind- schaft angeboten, sei „BR-Heimat“ mitt- verantwortlicher Redaktionsleiter Stefan lichen Kulturzentren der Heimatvertrie- lerweile der erfolgreichste digitale Sender Frühbeis (linkes Bild) bei einem Treffen benen sollten professionelle Mitarbeiter seiner Anstalt. Zudem erwarte er ein wei- mit den Kulturreferenten der Landsmann- diese Aufgaben übernehmen. Für einen teres Ansteigen der Quote, da sich die di- schaften, das am 16. Juni im Haus des Deut- „Ratsch im Radio“ müssten vorweg Per- gitalen Radios immer mehr verbreiten und schen Ostens in München stattfand. Aus- sonen gesucht werden, die gut „sprechen“ UKW in Europa auslaufen würden. gelöst durch eine Anregung seines könnten.Außerdem sei es von Vorteil, wenn Als Vertreter der Landsmannschaft Schle- Landsmanns Karl Heider aus Bayreuth, Dialekte noch beherrscht würden. Weiter sien betonte der oberbayerische BdV-Be- versucht BdV-Landesvorsitzender Chris- regte er die Anfertigung eines „Kalenda- zirksvorsitzende Paul Hansel, dass die Ver- tian Knauer seit einigen Monaten Verbes- riums“, über die besonderen Festtage in triebenen einen Teil Bayerns und seiner serungen in der Medienpräsenz zu errei- den einzelnen Regionen und die Bekannt- Geschichte darstellten. Wörtlich: „Wir sind chen: „Auch der Bayerische Rundfunk hat gabe ausgesuchter Veranstaltungen hier- ein Teil Bayerns und haben das Selbstbe- sich als öffentlich-rechtlicher Sender am zu an. wusstsein, als Teil bayerischer Geschich- Auftrag des § 96 Bundesvertriebenenge- Die von den Verbänden gewünschten Pro- te auch im BR vorzukommen!“ Auch er setzes zu orientieren“, gibt er sich selbst- grammbeiträge müssten überregional inter- sehe in einer konstruktiven Zusammenar- bewusst. Demnach hätten Bund und Län- essant sein, wobei das Geschehen inner- beit zahlreiche Möglichkeiten, das BR- der das Kulturgut der Vertreibungsgebiete halb Bayerns den Schwerpunkt bilden Programm von Seiten der Landsmann- im öffentlichen Bewusstsein zu erhalten. müsse. Als nicht zielführend bezeichnete schaften und Kultureinrichtungen zu Dieses Anliegen habe er der neuen Inten- er den Vorschlag, für die ostdeutsche Kul- bereichern. Martina Kerl, Kulturreferen- dantin des BR, Dr. Katja Wildermuth, bei tur eigene Sendefenster zu schaffen. Die tin der Pommerschen Landsmannschaft, ihrem Besuch in der BdV-Geschäftsstelle Vertriebenen seien heute so gut integriert, wünschte sich ein stärkeres Bewusstsein vorgetragen. daher böten sich genügend Möglichkei- dafür, dass etwa ein Viertel der bayerischen Auch wenn die Redaktion von Frühbeis ten, die von den Heimatvertriebenen ge- Bevölkerung „Vertriebenenwurzeln“ hät- für dieses Anliegen vollkommen offen- machten Angebote in verschiedene The- te. Die Tanz- und Spielgruppen Ihna und stehe, stecke möglicherweise der „Teufel menfelder einzubringen. So könnten auch Leba seien gelungene Beispiele für das Zu- im Detail“. Seine Programmverantwort- für die Hörerschaft interessante Verbin- sammenwirken von Einheimischen und lichen seien aufgrund der engen Personal- dungen zwischen Vergangenheit in den Vertriebenen. Peter-Dietmar Leber von bemessung auf die Zulieferung guter Bei- Heimatgebieten und der Gegenwart in Bay- den Banater Schwaben regte an, die Blas- träge und gewisser Vorarbeiten angewie- ern hergestellt werden. Seine Redaktion kapellen der Vertriebenen, in denen auch sen. Von daher empfehle er den Lands- und er würden gerne mit Kontakten arbei- viele Einheimische mitwirkten, im Pro- mannschaften geeignete Persönlichkeiten ten, die von den Landsmannschaften ge- gramm vorzustellen. Zudem gäbe es be- in entsprechenden Seminaren zu schulen. nannt werden müssten. Von einer „neuen merkenswerte Lebensläufe von ostdeut- Aufgabe „der Zulieferer“ sei es, eine ge- Schublade“ halte er nichts. schen Kulturschaffenden. Georg Horwath, wisse Struktur zu entwerfen und gutes Ma- Stolz zeigte sich der Redaktionsleiter, der Vorsitzender des Kulturvereins der Do- terial anzubieten. BR-Korrespondenten vor Jahren als „Volkskundler“ vom dama- nauschwaben, verwies auf die weltgrößte BdV BdV-Blickpunkt September 2021 7
BdV-Landesverband donauschwäbische Trachtensammlung im treterin der Sudetendeutschen Lands- Deutschen aus Russland in Nürnberg, be- Haus der Donauschwaben in Haar. mannschaft die Nennung von Kontakt- richtete von Schwierigkeiten beim Bemü- Doris Hutter, Kulturreferentin des Ver- personen, an die man die kulturellen An- hen mit dem Studio Franken Kontakte auf- bandes der Siebenbürger Sachsen, unter- gebote herantragen könne. zubauen. Gemeinsam mit Müller wünschte stützte nachdrücklich die Überlegungen Dass die Bemühungen der Landsmann- er sich, dass die einzelnen Volksgruppen von Stefan Frühbeis, die ostdeutschen Kul- schaften Kontakte zum BR herzustellen in in der Zukunft stärker „als Mosaiksteine turthemen nicht auf eigenen Sendeplätzen der Vergangenheit nicht immer zu positi- des ganzen bayerischen Volkes“ dargestellt zu präsentieren. Nach ihrer Überzeugung ven Ergebnissen geführt hatten, davon be- würden. wollten die Vertriebenen keinen Separa- richtete Gertrud Müller von den Ober- Als nächsten Schritt will Landesvorsit- tismus. Vielmehr sollten passende Themen schlesiern. Sie beklagte, dass sie vielfach zender Christian Knauer den Landesvor- gemeinsam ausgesucht werden. Hier habe an den Bayerischen Rundfunk Einladun- stand und die Landesvorsitzenden der sie mit ihrer Gruppe schon entsprechende gen geschickt habe, von dort aber nie eine Landsmannschaften über das Gespräch in- Vorarbeit geleistet. Resonanz erhalten hätte. Auch Waldemar formieren und das weitere Vorgehen ab- Christina Meinusch wünschte sich als Ver- Eisenbraun, Leiter des Kulturzentrums der sprechen. Text/Fotos: S. M. Stabwechsel: Dr. Dorith Müller neue BdV-Vertreterin in der Akademie für Politische Bildung Tutzing ganisationen der Erwachsenenbildung zum Auseinandersetzung mit der Geschichte Beiratsvorsitzenden und Gerti Oswald, des Nationalsozialismus und der DDR, Vertreterin der Industrie- und Handels- eine Stätte der Weiterbildung für alle, die kammern, zu dessen Stellvertreterin ge- zur politischen Meinungsbildung beitra- wählt. Weiter gehören folgende Persön- gen und diese fördern wollen, ein Treff- lichkeiten dem Beirat der Akademie für punkt fürAkteure aus Politik, Wissenschaft, Politische Bildung (Stand: Mai 2021) an: Bildung, Medien und Öffentlichkeit – für Prof. Dr. Martin Balle, Verband Bayeri- offenen Meinungsaustausch und kon- scher Zeitungsverleger, Markus Blume, struktive Kontroversen, ein Ort der For- MdL, CSU, Bernd Buckenhofer, Kom- schung und der Publikation fachspezifi- munale Spitzenverbände, Prof. Dr. Eugé- scher Studien und Beiträge nia da Conceição-Heldt, Reformrektorin der Hochschule für Politik, München, Christian Doleschal, MdEP, Ring politi- Werden Sie unser scher Jugend, Matthias Fack, Bayerischer BdV-Fördermitglied! Jugendring, Mary Fischer, Freie Wähler, Daniel Föst, MdB, FDP, Katharina Geiger, Die Institution besteht seit 1957. Vom Bay- Frauenorganisationen, Rainer Gross, AfD, erischen Landtag als Anstalt des öffent- Als neue Vertreterin des Bundes der Ver- Robert Günthner, Gewerkschaften, Pfar- lichen Rechts durch ein Akademiegesetz triebenen, hat die stellvertretende Landes- rer Udo Hahn, Evangelische Kirche, Na- gegründet, fördert sie die politische Bil- vorsitzende Dr. Dorith Müller seit 17. Mai tascha Kohnen, MdL, SPD, Pankraz Männ- dung überparteilich und festigt die Prinzi- ihren Platz im Beirat der Akademie für Po- lein, Lehrerinnen- und Lehrerverbände, pien der freiheitlich-demokratischen litische Bildung in Tutzing. Sie ist Nach- Dr. Dorith Müller, Vertriebenenverbände, Grundordnung. Ihre gesetzlich garantier- folgerin von Dr. Alfred Lange, der in den Andrea Roth, Bayerischer Journalisten- te Unabhängigkeit und ihr Renommee als Vertriebenenbeirat beim Bayerischen So- Verband, Thomas von Sarnowski, Bünd- Forum für Wissenschaft, Politik und Bil- zialministerium gewechselt ist. Dorith Mül- nis 90/Die Grünen, Klothilde Schmöller, dungsarbeit machen sie weltweit einzig- ler wurde 1957 in Nürnberg geboren und Bayerischer Landes-Sportverband, Prof. artig. Die Akademie wird wesentlich aus war nach dem Studium der Biologie über Dr. Hermann Sollfrank, Bayerische Uni- Mitteln des Staatshaushaltes des Freistaats 30 Jahre in einem Pharmakonzern tätig. versitäten und Hochschulen, Gunther Bayern finanziert. Sie hat das Recht der Seit 2017 engagiert sie sich als Mitglied Strobl, Bayerischer Bauernverband, Wal- Selbstverwaltung im Rahmen der Geset- im Vorstand der Landesgruppe Bayern der ter Taubeneder, MdL, CSU, Dipl. oec. Ul- ze. Sudetendeutschen Landsmannschaft für rich Wagner, Handwerkskammern, Dr. Interessen und Anliegen der Vertriebenen Bruno Waldvogel, Verband Freier Berufe aus dem Sudetenland, der Heimat ihrer in Bayern, Prälat Dr. Lorenz Wolf, Katho- Stiftung „Zentrum Mutter, die aus Galtenhof, Kreis Tachau lische Kirche, Anna Zisler, Israelitische gegen Vertreibungen“ im Egerland stammt. Im Herbst 2020 wur- Kultusgemeinden. Spendenkonto: de Müller als Nachfolgerin von Alfred Die Akademie für Politische Bildung in Kipplinger zur Vizevorsitzenden des BdV Tutzing ist ein Forum der Information und Deutsche Bank AG gewählt. Kommunikation über aktuelle und grund- DE76 3807 0024 0317 1717 00 Auf der konstituierenden Sitzung wurde sätzliche Themen der nationalen und inter- BIC: DEUTDEDB380 Dr. Christian Hörmann, Vertreter der Or- nationalen Politik, ein Raum der kritischen BdV-Blickpunkt September 2021 BdV 8
Aus dem Freistaat Beitrag zur Bildung: Themenheft „Flucht und Vertreibung“ überzeugt durch modernen generationenübergreifenden Ansatz Ende 2020 waren weltweit 82,4 Millionen Menschen auf der Flucht. Flucht und Ver- treibung prägten und prägen auch die deut- sche Geschichte. Angesichts der Tatsache, dass jeder vierte Bürger in Deutschland aus einer Familie von Heimatvertriebenen stammt, ist es erstaunlich, dass dieses The- ma in den letzten Jahrzehnten und auch bei der Erinnerung an 75 Jahre Kriegsende stark in den Hintergrund gerückt ist. Die- se Lücke füllt das neue Themenheft „Flucht und Vertreibung“ der Bayerischen Lan- deszentrale für politische Bildungsarbeit und der Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Ver- triebene. Es bringt dieses schwierige Ka- pitel der deutschen Geschichte wieder ins Bewusstsein. Neben einem umfassenden Überblick über die historischen Fakten durch renommierte Autorinnen und Autoren, steht die Frage nach der Bedeutung für heutige Genera- Präsentieren im Bayerischen Landtag stolz das erste Exemplar des Themenhefts, von tionen in Form von generationenübergrei- links: Ministerpräsident Dr. Markus Söder, MdL, Rupert Grübl, Leiter der Bayerischen fenden Interviews im Fokus. Landeszentrale für politische Bildungsarbeit und Staatsbeauftragte Sylvia Stierstor- fer, MdL. Foto: Jörg Koch, Staatskanzlei Die Verfasser widmen sich darin ganz ver- schiedenen Aspekten von Flucht und Ver- wenn die Flucht- und Vertreibungserleb- war ein epochaler Einschnitt in der deut- treibung nach 1945: den unterschiedlichen nisse in den Familien nicht mehr themati- schen Geschichte. Das vorliegende The- Herkunftsorten, dem Umgang Bayerns mit siert werden, so haben sie doch ihre Spu- menheft nimmt ihr Schicksal in den Blick Geflüchteten und Vertriebenen sowie den ren hinterlassen. Unser Themenheft gibt und lässt die Betroffenen zu Wort kom- Auswirkungen der Zuwanderung auf die einen reflektierten, differenzierten Ein- men. Ich hoffe, dass dadurch eine gesell- deutsche, hier insbesondere auf die baye- blick in die historische Dimension und will schaftliche Debatte zu diesem Thema an- rische (Nachkriegs-)Gesellschaft. Es bie- einen generationenübergreifenden Dis- geregt wird. Denn Flucht und Vertreibung tet fachliche Grundlageninformationen, kurs anstoßen. Mein besonderer Dank gilt sind unser aller Geschichte in einem Land, aber auch nachdenklich stimmende Denk- der Beauftragten der Bayerischen Staats- in dem jeder Vierte aus einer Familie von anstöße zu diesem wichtigen Teil der deut- regierung für Aussiedler und Vertriebene, Heimatvertriebenen stammt.“ schen Geschichte. Sylvia Stierstorfer, MdL, für ihre Initiati- Das Themenheft „Flucht und Vertreibung“ Der Direktor der Landeszentrale, Rupert ve zu diesem Projekt und die vertrauens- ist ab sofort bei der Bayerischen Landes- Grübl, erläutert den modernen Ansatz des volle Zusammenarbeit.“ zentrale für politische Bildungsarbeit, Engl- Projekts: „Angesichts der Dimension der Die Aussiedler- und Vertriebenenbeauf- schalkinger Str. 12, 81925 München be- Ereignisse fällt eine nüchterne Auseinan- tragte Sylvia Stierstorfer betont: „Die Ver- stellbar. Ansprechpartnerin ist Dr. Maria dersetzung immer noch nicht leicht. Auch treibung von bis zu 14 Millionen Menschen Magdalena Fröhlich, 0 89/9 54 1154-17. Sudetendeutsche bestätigen Bernd Posselt Christa Naaß neue Präsidentin der Bundesversammlung Ende Juni hat die Sudentendeutsche baden-württembergischen Kollegen Klaus Neue Präsidentin der Bundesversamm- Bundesversammlung mit deutlichen Hoffmann und Heike Maas aus Wasser- lung wurde die mittelfränkische Be- Mehrheiten Bernd Posselt sowohl als burg/Inn. Zum Schatzmeister wurde Bür- zirkstags-Vizepräsidentin Christa Naaß. Sprecher der Sudetendeutschen Volks- germeister Toni Dutz aus Wiesau beru- Die ehemalige SPD-Landtagsabgeord- gruppe sowie als Bundesvorsitzenden der fen. Als Beisitzer erhielten Claudia nete löst Reinfried Vogler ab, der am 2. Sudetendeutschen Landsmannschaft für Beikircher, Ellwangen, Regine Löffler- Juli seinen 90. Geburtstag feiern konnte. vier weitere Jahre bestätigt. Klemsche, Böblingen, Margaretha Mi- Zu ihren Stellvertretern wurden Alexan- Zu Posselts Stellvertretern bestimmten chel, Pegnitz, Raimund Paleczek, Mün- der Klein aus dem Chiemgau und der frü- die Delegierten den bayerischen SL-Lan- chen, und Robert Wild, Bamberg, das here Landrat von Nürnberg, Helmut desvorsitzenden Steffen Hörtler, seinen Vertrauen. Reich, gewählt. BdV BdV-Blickpunkt September 2021 9
Aus dem Freistaat Prominenter Besuch: FW-Fraktionsvorsitzender Florian Streibl und MdL Bernhard Pohl besuchen Donauschwaben Von links: Gastgeberin Evi Hübner, der Vorsitzende des Donauschwäbischen Kulturvereins Georg Horwath, Bernhard Pohl, MdL, BdV-Landesvorsitzender Christian Knauer und FW-Fraktionsvorsitzender Florian Streibl. Fotos: S. M. Das „Haus der Donauschwaben“ in Haar, ben“, so Florian Streibl. Durch die Koali- Richtung“ bewertete Knauer die erst kürz- mit seiner weltgrößten donauschwäbischen tionsvereinbarung mit der CSU, im Hin- lich erfolgte Herausgabe der Publikation Trachtensammlung ist immer wieder Be- blick auf die Schaffung eines „Donau- „Einsichten und Perspektiven“ zum The- suchsziel von Politikern unterschiedlich- schwäbischen Kulturzentrums“, habe sei- ma Flucht und Vertreibung durch die Bay- ster Ebenen und Parteien. Jüngstes Bei- ne Fraktion den festen Vorsatz, den vorge- erische Landeszentrale für politische Bil- spiel hierfür war eine rund zweistündige fundenen Kulturschatz nicht nur zu sichern, dung. Visite, zu der sich der Vorsitzende der Land- sondern die Kultur und das Wirken der Einig war man sich beim abschließenden tagsfraktion der Freien Wähler, Florian Donauschwaben breit in die Mitte der Ge- kleinen Imbiss mit donauschwäbischen Streibl, MdL, und dessen vertriebenenpo- sellschaft zu tragen. Spezialitäten, dass zur Sicherung des durch litischer Sprecher, Bernhard Pohl, MdL, Dass bei der Vermittlung des Wissens über die Landsmannschaften gesammelten Kul- eingefunden hatten. die jahrhundertelange östliche Siedlungs- turguts möglichst rasch zentrale Einrich- Für die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen geschichte der Deutschen nicht nur den ei- tungen geschaffen werden müssten. Vie- und Mitarbeiter um Interimsvorsitzende genen Familien, sondern auch der Schule les, so Knauer, drohe sonst nach dem Eva Hübner und den Vorsitzenden des Don- Ableben der Sammlungsbetreuer verloren auschwäbischen Kulturvereins, Georg Hor- zu gehen, das wäre „ein unwiederbring- wath, sind dies bewegende Momente, se- licher Verlust wertvollen Kulturgutes“. hen sie doch in diesen Besuchen eine hohe Heute seien die Familien der Heimatver- Wertschätzung ihres Engagements. Letz- triebenen und Aussiedler nicht mehr „eine teres kam auch im Gästebucheintrag der besondere Spezies“, sondern integraler Be- beiden Politiker zum Ausdruck, in der das standteil der bayerischen Gesellschaft. Haus als „beeindruckendes Zeugnis der Ohne die Vertriebenen und ihre Nach- Zeitgeschichte“ und „wichtiges Dokument kommen hätte sich Bayern nicht so entwi- für die Bedeutung der Deutschen aus Ost- ckelt, wie man es heute vorfände. Jede vier- europa für die bayerische Geschichte“ ge- te Familie habe Wurzeln in den deutschen würdigt wird. Osten. Von daher gehöre das Kulturgut der Es war Dienstag, der 3. August, am späten erhebliche Bedeutung zukommt, davon Deutschen aus den einstigen deutschen Vormittag, an dem die Gäste aus dem Bay- zeigte sich der vertriebenenpolitische Spre- Reichs- oder Siedlungsgebieten auch zum erischen Landtag sich in Haar bei Mün- cher der Freien Wähler, Bernhard Pohl, Kulturschatz Bayerns. chen einfanden, um sich durch einen gut überzeugt. Dass er damit auch ein aktuel- Fraktionschef Streibl sicherte dem BdV einstündigen Rundgang einen Einblick in les Anliegen der Landsmannschaften traf, am Ende des Besuches nicht nur die Unter- die Siedlungsgeschichte, die Kultur und bestätigte BdV-Landesvorsitzender Chris- stützung seiner Fraktion bei den einschlä- die Vertreibung der Donauschwaben aus tian Knauer, der die Landespolitiker eben- gigen Themen, sondern auch die Fortset- dem heutigen Serbien zu verschaffen. So falls zuvor begrüßt hatte. Zwar fänden sich zung des Dialogs mit den Landsmann- zeigten sich die FW-Politiker zutiefst be- in den bayerischen Lehrplänen genügend schaften im Rahmen eines Parlamentari- eindruckt von der stattlichen Sammlung Vorgaben für eine Berücksichtigung die- schen Abends im nächsten Frühjahr zu. von Exponaten, die hier anzutreffen ist. ser Themen, der Schlüssel liege aber hier Mit der FW-Fraktion im Oberbayerischen „Es ist zutiefst bewundernswert, was Sie bei den Lehrkräften. Daher wünsche man Bezirkstag wolle man wegen einer Er- und Ihre Landsleute hier in ausnahmslos sich hier eine Verstärkung in der Lehrer- weiterung bzw. der Sanierung des Hauses ehrenamtlicher Tätigkeit geschaffen ha- fortbildung. Als „Schritt in die richtige der Donauschwaben das Gespräch suchen. BdV-Blickpunkt September 2021 BdV 10
Aus dem Bund Ehrenvolle Auszeichnung: Bundespräsident a.D. Joachim Gauck erhielt Franz-Werfel-Menschenrechtspreis der Stiftung ZgV Am 4. Juli wurde Bundespräsident Dr. h.c. staatliches, kollektives und individuelles die Opfer deutscher Opfer wurden.“ Im Joachim Gauck in der Frankfurter Pauls- Unrecht verbunden werde. Schon früh hät- Rückblick erkenne man, wie notwendig kirche mit dem Franz-Werfel-Menschen- te er sich für ein Zentrum gegen Vertrei- und heilsam die Diskussionsprozesse wa- rechtspreis der Stiftung „Zentrum gegen bungen ausgesprochen und die Notwen- ren. Vertreibungen“ ausgezeichnet. Die Ent- digkeit eines Erinnerungsortes für die Der Altbundespräsident machte zugleich scheidung über den Preisträger erfolgte deutschen Flüchtlinge und Vertriebene er- deutlich, dass Flucht und Vertreibung kei- durch die Jury bereits im Jahre 2020. Sie kannt. Der Beauftragte wörtlich: „Es wider- ne Themen der Vergangenheit seien, son- würdigte mit der Preisverleihung das um- sprach Ihrem Grundverständnis von Wür- dern, dass aus dem selbsterfahrenen Leid fangreiche und vielfältige Wirken des Alt- de und Recht, diesen Menschen und ihren von Flucht und Vertreibung der Deutschen bundespräsidenten, der in unterschied- in den letzten Jahrzehnten eine besondere lichen Funktionen, zuletzt als höchster Empathie für andere Menschen mit Flucht- Repräsentant des Staates, die Verletzung und Vertreibungserfahrungen erwachsen von Menschenrechten durch Völkermord, konnte. Es sei gelungen, nicht im eigenen Vertreibung und Genozid angeprangert Leid zu verharren, sondern empfänglich hat. Die Verleihung konnte wegen der Pan- zu werden für das Schicksal anderer. Er er- demie-Notlage im vergangenen Jahr je- innerte daran, dass sich mehr als ein Pro- doch nicht stattfinden und wurde jetzt nach- zent der Weltbevölkerung, nämlich 82 geholt. Millionen Menschen, im vergangenen Jahr Der Vorsitzende der Stiftung, Dr. Christe- Nachkommen ein sichtbares Zeichen staat- auf der Flucht befand. an Wagner, würdigte den Preisträger mit lichen Gedenkens für das erlittene Leid den Worten: „Wir wollen Sie heute ehren und Unrecht zu verweigern!“ für Ihr jahrelanges unerschütterliches Ein- In seinen Dankesworten erinnerte der Preis- Bisherige Preisträger treten gegen Flucht und Vertreibung. Sie träger an die Anfänge der Stiftung und die 2003 Dr. Mihran Dabag, sind ein Bundespräsident der klaren und Diskussion über die Schaffung einer Er- innerungsstätte für die Opfer von Flucht Věra Vítová, mutigen Worte gewesen. Im Mittelpunkt Petr Kulíšek sowie Ihres Wirkens stand und steht Ihr Kampf und Vertreibung in Berlin. Dass man heu- te dort stehe, wo man stehe, hätte viel En- Jan Piňos für die Freiheit und Ihr unermüdliches Wer- ben für den Wert der Freiheit.“ Hessens gagement, Entschiedenheit und Standfes- 2005 Bischof Ministerpräsident Volker Bouffier lobte tigkeit erfordert. Wohl fast alle hätten Dr. Franjo Komarica als Schirmherr des Franz-Werfel-Men- dazugelernt. Hierzu zählten viele Betrof- 2007 György Konrad schenrechts- preises das „Zentrum gegen fene, die imstande waren, über den eige- 2009 Herta Müller Vertreibungen“ für seine erinnerungspo- nen Schatten zu springen und ihr Leid in 2010 David Vondráček litische Arbeit: „Die Verleihung des Franz- den historischen Kontext einzuordnen. Auch viele Liberale und Linksliberale hät- 2012 Prof. Dr. Karl Schlögel Werfel-Menschenrechtspreises ist wich- ten erkannt, „dass, wer das Leid von Deut- 2014 Rick Ostermann tige Erinnerungsarbeit. Sie verbindet das Gedenken an Leid mit einer Sensibilität schen anerkennt, die deutsche Schuld kei- 2016 Freya Klier für die Probleme der Gegenwart.“ Der Mi- neswegs leugnen muss, sondern einfach 2018 Prof. Dr. Michael Wolffsohn nisterpräsident weiter: „Der Preisträger Dr. zur Kenntnis nimmt, dass auch Deutsche Joachim Gauck hat sich das Gedenken an Flucht und Vertreibung, den Kampf gegen die Ursachen dieses Leids und den bedin- gungslosen Einsatz für Menschenrechte zur Lebensaufgabe gemacht. Er hat das Traumata der Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg besonders in seine Betrachtungen aufgenommen. Dr. Joachim Gauck hat die Auszeichnung da- her mehr als verdient.“ In seiner Laudatio auf den Preisträger be- tonte der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Min- derheiten, Dr. Bernd Fabritius, dass Joa- chim Gauck in der allgemeinen Wahrneh- mung mit dem Gespür für Freiheit sowie für Recht und Gerechtigkeit, mit dem Ein- satz für die Benachteiligten und Unter- drückten und mit dem Aufbegehren gegen BdV BdV-Blickpunkt September 2021 11
Aus dem Bund Zusicherung: CDU/CSU wollen die historischen Ostgebiete weiter im Bewusstsein der Bevölkerung halten Der Deutsche Bundestag hat in seiner letz- Deutschen mit Vertriebenenhintergrund soziologische Gruppe der CDU/CSU- ten Sitzungswoche den aktuellen Bericht sowie mehr als drei Millionen (Spät-)Aus- Fraktion im Deutschen Bundestag, die seit der Bundesregierung zu den Fördermaß- siedlern weiter „Luft nach oben, um die 1949 besteht, hat sich eben nicht zu einem nahmen gemäß Bundesvertriebenenge- historischen deutschen Ostgebiete im Be- parlamentarischen Fossil, sondern zu ei- setz (BVFG) debattiert. Dabei hat die wusstsein des gesamten deutschen Volkes nem neuen Impulsgeber der deutschen Er- CDU/CSU-Fraktion ihren „beharrlichen und des Auslandes erhalten zu können“. innerungspolitik entwickelt.“ Er sei froh Gestaltungswillen in der Erinnerungspo- Damit dieser Kurs fortgesetzt wird, hätte und erleichtert, dass das 75 Millionen Euro litik und die Bedeutung des deutschen Kul- man erreicht, dass im künftigen Regie- teure Dokumentationszentrum zu Flucht turerbes im östlichen Europa“ bekräftigt. rungsprogramm der Union diesem Poli- und Vertreibung rechtzeitig zum Ende der Es sei der Union gelungen, so der stellver- tikbereich ein eigener Absatz gewidmet Legislaturperiode fertiggeworden sei. tretende Vorsitzende der CDU/CSU- werde. Ziel ist es nun, das Berliner Deutschland- Bundestagsfraktion, Thorsten Frei, seit der Der Bund der Vertriebenen hat zwischen- haus als einzigartiges Dokumentations-, Regierungsübernahme 2005 die Förder- zeitlich die darin enthaltende Kernforde- Bildungs- und Forschungszentrum, etwa mittel des Bundes von damals 12 Millio- rung, „das Amt des Bundesbeauftragten durch den Einzug weiterer nach Bundes- nen Euro auf jetzt 31 Millionen Euro fast der Bundesregierung für Aussiedlerfragen vertriebenengesetz geförderter Bundes- zu verdreifachen und damit die von Rot- und nationale Minderheiten durch eine ex- einrichtungen – gerade für die jüngeren Grün vollzogenen massiven Kürzungen ponierte Stellung in der Bundesregierung Generationen – auszubauen. Die Union vergessen zu machen. Damit, so der Ab- zu stärken“, einhellig begrüßt. Positiv wur- werde dabei am Postulat des ehemaligen geordnete, „konnte eine beispiellose Mo- de auch die Absicht aufgenommen, die Bundespräsidenten Richard von Weizsä- dernisierung der bundesweiten Einrich- Bundesförderung nach § 96 Bundesver- cker in seiner berühmten Rede zum 8. Mai tungen wie dem Westpreußischen Lan- triebenengesetz wieder in einem Ressort 1945 festhalten: „Wir müssen der histori- desmuseum bei Münster oder dem Ost- zusammenzuführen. Notwendig wäre auch schen Wahrheit ins Auge sehen, ohne Be- preußischen Landesmuseum in Lüneburg eine spürbare Stärkung der Hilfspolitik für schönigung und ohne Einseitigkeit.“ Die mit komplett neuen Dauerausstellungen die deutschen Minderheiten in den 27 Staa- historische Wahrheit sei, so Pols, allerdings auf den Weg gebracht werden“. ten Europas und Zentralasiens. Sie seien heute in Gefahr. Seine Fraktion beobach- Trotzdem sehen er und der Vorsitzende der durch ihre Brückenfunktion von un- te mit großer Sorge, dass die Erinnerungs- Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und schätzbarem Wert, wenn es um Dialog, kultur und Deutung des Zweiten Welt- deutschen Minderheiten, Eckhard Pols, Frieden und deutsche Interessen in unse- krieges widersprüchlicher, ja umstrittener MdB, mit Blick auf den jährlichen Etat ei- rer Nachbarschaft geht. sei denn je. Darauf wolle man reagieren nes großstädtischen Staats- oder Stadtthe- Stolz zeigte sich Eckhard Pols über die Ar- und die Leitlinien der Geschichtspolitik aters und angesichts von vielen Millionen beit seiner Vertriebenengruppe. „Unsere ausrichten. Fremdrentengesetz – Frage sozialer Gerechtigkeit Der Deutsche Gewerkschaftsbund und die Gruppe der etwa 2,4 Millionen Spätaus- haben wir drei Änderungsvorschläge er- Linkspartei haben Bundesinnenminister siedler ist durch Kürzungen im Fremd- arbeitet und dem Bundesarbeitsministe- Horst Seehofer vorgeworfen, die geplan- rentengesetz in den 1990er Jahren heute rium übermittelt: Erstens eine Anhebung te Erhöhung der Hartz-IV-Sätze zu blo- massiv von Altersarmut bedroht. Umso der durch das Fremdrentengesetz gede- ckieren, um Verbesserungen bei den Ren- unverständlicher ist, dass das zuständige ckelten Renten für Spätaussiedler um fünf ten für Spätaussiedler durchzusetzen. Dazu Bundesarbeitsministerium eine Änderung Entgeltpunkte, zweitens eine Vereinfa- erklären Thorsten Frei, der für Vertriebe- des Gesetzes bisher abgelehnt hat. Die No- chung des Verfahrens bei der Anrechnung ne, Aussiedler und deutsche Minderheiten vellierung des Fremdrentengesetzes ist je- ausländischer Renten und drittens eine ein- zuständige Stellvertretende Vorsitzende doch eine mindestens genauso wichtige malig nachzuholende gemeinsame Erklä- der CDU/CSU-Bundestagsfraktion sowie soziale Notwendigkeit wie die Anpassung rung von Kindererziehungszeiten von den Eckhard Pols, der Vorsitzende der Grup- der Hartz-IV-Regelsätze. Deshalb muss Eltern. Da die Prüfungen des Bundesar- pe der Vertriebenen, Aussiedler und deut- die von uns geforderte Novelle auf die Ta- beitsministeriums seit Beginn der Legis- schen Minderheiten. gesordnung des nächsten Koalitionsaus- laturperiode andauern und zu keinem Er- Thorsten Frei: „Die Kritik des DGB und schusses gesetzt werden. Völlig verfehlt gebnis geführt haben, sehen wir darin eine der Linken an Bundesinnenminister Horst erachte ich es in diesem Fall, Leistungs- Diskriminierung der Bevölkerungsgrup- Seehofer ist vollkommen überzogen und empfänger und Rentenbezieher gegen- pe der über 2,4 Millionen Spätaussiedler. entspricht nicht den Tatsachen. Die Be- einander auszuspielen.“ Dabei wird vollkommen ausgeblendet, hauptung eines Online-Portals, der Mi- Eckhard Pols: „Die Arbeits- und Vertrie- dass die Altersstruktur der nach Deutsch- nister habe die Hartz-IV-Anhebung mit benenpolitiker der CDU/CSU-Bundes- land gekommenen Aussiedler sehr vor- seiner Forderung nach einem Renten-Här- tagsfraktion haben die im Koalitionsver- teilhaft war und aufgrund der hohen Er- tefallfonds für Spätaussiedler verknüpft, trag vereinbarte Prüfung der Alterssiche- werbsbeteiligung diese und deren Kinder ist falsch. Richtig ist, dass es großen Druck rung für Spätaussiedler vorgenommen und in erheblichem Maße in das deutsche Ren- und riesigen Handlungsbedarf gibt. Die klaren Handlungsbedarf festgestellt. Dazu tensystem einbezahlt haben. BdV-Blickpunkt September 2021 BdV 12
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