Hochschulen als Weiterbildungsanbieter - Formate wissenschaftlicher Weiterbildung stellen sich der Praxis - Eine Studie in Kooperation mit
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Hochschulen als Weiterbildungsanbieter Formate wissenschaftlicher Weiterbildung stellen sich der Praxis Eine Studie in Kooperation mit:
Inhalt Zur Sache Handlungsbedarfe Lebenslanges Lernen will gelernt sein: Wie man die Qualität Wie wissenschaftliche Weiterbildung zukünftig wissenschaftlicher Weiterbildung erkennt...................................Seite 4 aussehen sollten – und was sie so für Unternehmen und Teilnehmende leisten.........................................................Seite 15 Executive Summary Qualitätskriterien aus unterschiedlichen Perspektiven: Empfehlungen für die Akteure der Quartären Bildung Was von Unternehmen erwartet und von Hochschulen Was Hochschulen, Unternehmen, Bildungsteilnehmende geboten wird...............................................................................Seite 5 und die Bildungspolitik tun können, um wissenschaftliche Weiterbildung erfolgreicher zu machen.....................................Seite 17 Definition und Einordnung wissenschaftlicher Weiterbildung.............................................................................Seite 6 Perspektive Praxis Im Gespräch mit der FIBAA ......................................................Seite 19 Datenerhebung und Methodik Wie die Wissenschaftler bei dieser Untersuchung Perspektive Praxis vorgegangen sind.......................................................................Seite 8 Im Gespräch mit einem MBA-Studenten...................................Seite 21 Qualitätskriterien und ihre Wahrnehmung Perspektive Wissenschaft.......................................................Seite 22 Welche Merkmale eine Weiterbildung erfüllen muss, um wissenschaftlich zu sein – und wie die einzelnen Forschungsprogramm „Quartäre Bildung“.............................Seite 23 Qualitätskriterien wahrgenommen werden................................Seite 10 Beirat Motivationen, Erwartungen und Befürchtungen Ein Expertenteam aus Wirtschaft, Politik und Warum wissenschaftliche Weiterbildung einer Wissenschaft begleitet die Studie.............................................Seite 24 konventionellen Weiterbildung vorgezogen werden – und wo die Befürchtungen der Bildungsnachfrager liegen.......Seite 12 Literatur...................................................................................Seite 25 Impressum...............................................................................Seite 26 Hochschulen als Weiterbildungsanbieter 3
Zur Sache Lebenslanges Lernen will gelernt Die Zahlen sind überraschend – schließlich sein: Wie man die Qualität wissen- bringen Hochschulen beste Voraussetzungen schaftlicher Weiterbildung erkennt mit, um Weiterbildung anzubieten. Warum das Angebot trotzdem so überschaubar ist Die technologische Entwicklung, der demo- und wie Bildungsnachfrager Weiterbildung graphische Wandel und die immer stärker an Hochschulen überhaupt einschätzen, eingeforderte Flexibilität stellen Unterneh- haben die Wissenschaftler des Instituts für men und ihre Angestellten vor große Her- Performance Management (IPM) zusammen ausforderungen. Diesen kann angesichts mit der Foundation for International Busi- der rasanten Veränderungen auf der tech- ness Administration Accreditation (FIBAA) nologischen und wissenschaftlichen Ebene untersucht. Zudem stellte man sich der Fra- zwangsläufig nur mit neuen Fertigkeiten ge, auf welcher Grundlage wissenschaftliche begegnet werden. Deshalb ist es vor allen Weiterbildung zertifiziert werden sollte, um Dingen das Wissen und Können der Mitar- Qualitätsstandards gewährleisten zu kön- Prof. Dr. Sabine Remdisch Leiterin des beiterinnen und Mitarbeiter eines Unterneh- nen, sowie der grundlegenden Frage, worin Instituts für Performance Management (IPM) mens, das in Zukunft von großer Relevanz der Unterschied zwischen wissenschaftli- an der Leuphana Universität Lüneburg und sein und ein noch wichtigerer strategischer cher und nicht-wissenschaftlicher Weiter- Leiterin des Forschungsprogramms „Qualität Wettbewerbsfaktor werden wird. Hier lautet bildung eigentlich besteht. Das Ergebnis ist und Transparenz in der Quartären Bildung“ das Schlüsselwort „Lebenslanges Lernen“. nicht nur ein aufschlussreicher Überblick Ganz besonders wissenschaftliche Weiter- über die wissenschaftliche Weiterbildung in bildung bietet Bildungsnachfragenden in Deutschland, sondern bildet ebenso konkrete diesem Zusammenhang die Möglichkeit, Handlungsempfehlungen für alle Bildungs- Wissen und Kompetenzen auf den neuesten akteure. Stand zu bringen und das Erlernte effizient im eigenen Betrieb anzuwenden. Der Bedarf Die vorliegende Untersuchung ist Teil des an derartigen Bildungsangeboten nimmt da- vom Stifterverband für die Deutsche Wis- her stetig zu. senschaft initiierten und geförderten For- schungsprogramms „Qualität und Trans- Ein Blick auf den quartären Bildungssektor parenz in der Quartären Bildung“, dessen in Deutschland zeigt allerdings deutlich, Ziel es ist, konkrete Hilfestellungen für Un- dass Hochschulen hierzulande als Anbieter ternehmen und Hochschulen zu entwickeln, von Weiterqualifizierung bisher noch kaum durch die der Quartäre Bildungssektor in eine Rolle spielen. Bis jetzt sind sie nur zu Deutschland langfristig angekurbelt und einem verschwindend geringen Anteil An- verbessert werden soll. laufstelle für Weiterbildungsnachfrager. Es Dr. Volker Meyer-Guckel Stellvertretender liegt eine beträchtliche Dominanz auße- Generalsekretär und Mitglied der Geschäfts- runiversitärer Angebote vor, die sich je nach leitung des Stifterverbandes für die Deutsche Fach häufig mit über doppelt so vielen Kur- Wissenschaft e. V. sowie Initiator des Förder- sen präsentieren (Autorengruppe Bildungs- programms „Quartäre Bildung“ berichterstattung, 2012, S. 149 f.). 4 Hochschulen als Weiterbildungsanbieter
Executive Summary Qualitätskriterien aus unterschiedlichen Perspektiven: Zugang zu neuesten Forschungsergebnissen und Methoden. Motiviert Was von Unternehmen erwartet und von Hochschulen sind sie vielfach durch den Wunsch, durch eine wissenschaftliche Wei- geboten wird terbildung auf der Karriereleiter aufzusteigen. Die Untersuchung „Hochschulen als Weiterbildungsanbieter – Formate Diesen positiven Erwartungen und Motivationen stehen allerdings im- wissenschaftlicher Weiterbildung stellen sich der Praxis“ hat zusam- mer wieder Befürchtungen hoher Belastung und mangelnder Praxis mengetragen, welche Qualitätskriterien für Unternehmen, Hochschulen tauglichkeit gegenüber. Nur wenn an diesen Punkten gearbeitet wird, und Bildungsteilnehmende von entscheidender Wichtigkeit bei der Wahl können Hochschulen sich erfolgreich am Markt für Quartäre Bildung einer wissenschaftlichen Weiterbildung sind. Es wurde dargelegt, wie positionieren. sich die Situation auf dem Markt der quartären Bildung momentan dar- stellt und an welchen Punkten Hochschulen ansetzen können, um ihre Die konkreten Anforderungen an wissenschaftlicher Weiter- Stellung als Anbieter berufsbegleitender Weiterbildung auszubauen. bildung erweisen sich als äußerst vielfältig. Wissenschaftliche Weiterbildung sollte stets aktuelle und hochwertige An der Untersuchung, die in Zusammenarbeit mit der Foundation for Inhalte vermitteln. Neben der fachlichen Qualifizierung sollte auch im- International Business Administration Accreditation (FIBAA) entstanden mer der überfachliche Wissenserwerb beachtet werden (Fach-, Sozial-, ist, haben Vertreter von Unternehmen, Hochschulen und auch Bildungs- Allgemeinwissen). Die Dozierenden müssen dabei ein möglichst breites nachfrager selbst teilgenommen. Mittels einzelner Interviews wurde da- Kompetenzprofil vorweisen können – sowohl was die wissenschaftliche bei ihre Einstellung zu wissenschaftlicher Weiterbildung ermittelt. Ausbildung als auch die praktische Erfahrung anbelangt. Die zentralen Ergebnisse Auch inhaltlich sollte wissenschaftliche Weiterbildung im besten Falle Um als wissenschaftlich zu gelten, müssen die Weiterbildungsforma- Praxisbezug vorweisen können, zum Beispiel durch die Einbindung von un- te bestimmte Qualitätskriterien erfüllen. Diese wiederum werden von ternehmensinternen Projektarbeiten. Auch Foren, Alumni-Netzwerke oder Hochschulen, Unternehmen und Bildungsteilnehmenden teilweise un- die Gründung von Verbünden zwischen Hochschulen und Unternehmen terschiedlich bewertet. So sind die Ausbildung der Dozierenden sowie sind Möglichkeiten, um das Networking zwischen allen Beteiligten auszu- die Qualität der wissenschaftlichen Inhalte wichtige Kriterien für die bauen und so die Praxistauglichkeit der Weiterbildung zu erhöhen. Qualität einer Weiterbildung – darüber sind sich Hochschulen, Unter- nehmen und Bildungsteilnehmende einig. Wie entscheidend Credit- Ein weiterer Punkt, dem Hochschulen mehr Aufmerksamkeit schen- points, Prüfungen und Hochschulen als Anbieter wissenschaftlicher ken sollten, ist eine transparentere Außendarstellung. Was genau Weiterbildung sind, scheint hingegen umstritten. Bildungsteilnehmende durch die Weiterbildung lernen können, muss für Interessenten nachvollziehbar sein und klar kommuniziert werden. Großen Motivationen und Erwartungen stehen ebenso große Nur so können Unternehmen und Bildungsteilnehmende eine passende Befürchtungen gegenüber. Weiterbildung finden. Grundsätzlich ist wissenschaftliche Weiterbildung sowohl für Hoch- schulen als auch für Unternehmen und Angestellte vielversprechend. Der befürchteten hohen Belastung können Hochschulen langfristig nur Denn, so sind alle überzeugt, zur Vermittlung wissenschaftlicher Inhal- mit extrem passgenauen und flexiblen Weiterbildungsformaten begeg- te haben Hochschulen die besten Voraussetzungen. Dementsprechend nen. Auch Unternehmen müssen prüfen, wie sie ihr Personal bei der hoch sind die Erwartungen an die wissenschaftliche Weiterqualifi- Weiterbildung optimal unterstützen können. Mitarbeitende sind darauf zierung: Bildungsteilnehmende bestehen auf Wissens- und Kompe- angewiesen, dass sich die Weiterbildung und die damit verbundenen tenzaufbau, sowohl fachlicher als auch sozialer Art. Sie versprechen Prüfungen mit ihren Ansprüchen reibungslos in ihren beruflichen Alltag sich mehr Problemlösungskompetenz am eigenen Arbeitsplatz durch integrieren lassen. Stichworte sind hier Lernzeiten und flexible Formate. Hochschulen als Weiterbildungsanbieter 5
Definition und Einordnung wissenschaftlicher Weiterbildung Während die deutsche Bildungslandschaft bis zum tertiären Bil- und die Nachfrage nach entsprechenden Angeboten weiter steigen. dungssektor weitgehend strukturiert und von formalen Abschlüssen Außerdem hat sich Weiterbildung als Instrument für die erfolgreiche geprägt ist (Abitur, Bachelor- und Masterabschluss), besteht für die Mitarbeiterbindung erwiesen. anschließenden Phasen im Rahmen des Lebenslangen Lernens ein noch recht undurchsichtiger und unstrukturierter Markt. Die Angebote Quartäre Bildung im engeren Sinne meint dabei ausschließlich die der Weiterbildung während des Berufslebens, der sogenannten Quar- Weiterbildung auf Hochschulniveau, die Angestellte berufsbegleitend tären Bildung, sind bislang wenig formalisiert (vgl. Abb. 1: Lebenslauf belegen können, wohingegen der Begriff im weiteren Sinne auch Kurse der Bildung). privater Institute und Erwachsenenbildungseinrichtungen umfasst. Dabei dürfte die Quartäre Bildung, die sich als Wiederaufnahme or- Ähnlich unterschiedlich kann der Begriff der „wissenschaftlichen Wei- ganisierten Lernens nach Abschluss einer akademischen oder berufli- terbildung“ ausgelegt werden. Ohne klare Begriffsbestimmung bleibt chen Ausbildung definieren lässt, für die deutsche Wirtschaft, beson- er recht unscharf. Deshalb hat man sich im Rahmen dieser Untersu- ders für kleine und mittlere Unternehmen, in den nächsten Jahren eine chung auf die ausführliche Definition von wissenschaftlicher Weiter- immer entscheidendere Rolle spielen. Denn sie liefert den Angestellten bildung gestützt, welche die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeit- das Handwerkszeug, um neuen technologischen, gesellschaftlichen geberverbände (BDA) zusammen mit der Hochschulrektorenkonferenz und wirtschaftlichen Herausforderungen zu begegnen. In Anbetracht (HRK) entwickelt hat. Die aktuellste Version lautet im Detail: des drohenden Fach- und Führungskräftemangels dürfte Weiterbil- dung in den nächsten Jahren deshalb sogar noch wichtiger werden ABB. 1: LEBENSLAUF DER BILDUNG Berufliche Bildung/Berufsfeld Primäre Sekundäre Tertiäre Quartäre Bildung Bildung Bildung Bildung 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Lebensjahre 6 Hochschulen als Weiterbildungsanbieter
„[…] wissenschaftliche Weiterbildung (wird) als Oberbegriff ABB. 2: WEITERBILDUNGSTEILNAHME VON HOCHSCHULABSOLVENTINNEN UND für Hochschulangebote, die die Fortsetzung oder Wiederauf- -ABSOLVENTEN* DES JAHRGANGS 2005 NACH FORMEN DER WEITERBILDUNG** nahme organisierten Lernens zusammenfassen, und damit Kürzere Ausbildung an Hochschulen 23 % der Erweiterung, Vertiefung oder Spezialisierung von früher Längere Weiterbildung an Hochschulen 17 % erworbenem Wissen und Fähigkeiten dienen. In Anlehnung Weiterbildung außerhalb Hochschulen 71 % an § 12 HRG [Anmerkung der Redaktion: Hochschulrahmen- 0 10 20 30 40 50 60 70 80 gesetz] umfasst wissenschaftliche Weiterbildung solche Stu- * nur traditionelle Abschlüsse (Diplom U, Magister, Staatsexamen, künstlerische Abschlüsse, Diplom FH), dienangebote, die nach einem ersten berufsqualifizierenden ohne Bachelor und Master ** Referenzzeitraum: seit dem Studienabschluss; Mehrfachnennungen möglich Quelle: HIS-Absolventenbefragung 2012, zitiert und modifiziert nach Autorengruppe Bildungsbericht- Abschluss sowie einer Phase beruflicher Tätigkeit durchge- erstattung (2012), S. 150 führt werden und sowohl inhaltlich und didaktisch-metho- disch auf Hochschulniveau entsprechend aufbereitet sind als auch das spezifische Zeitbudget Berufstätiger berücksichti- gen.“ – (Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbän- Auch international gesehen, bleiben deutsche Hochschulen in der Ent- de Abt. Bildung / Berufliche Bildung (2007), S. 9) wicklung, Etablierung und professionellen Durchführung der Weiter- bildung in nahezu allen Bereichen hinter den Vergleichsländern zurück Wissenschaftliche Weiterbildung kann also per definitionem sehr un- (Hanft & Knust, 2007, S. 1). Hinzukommt, dass die staatliche Regu- terschiedlich aussehen: Sowohl kurze Seminare als auch umfassende lierung in Bezug auf Weiterbildungsangebote erheblich schwächer als Weiterbildungsstudiengänge können zur wissenschaftlichen Weiter- im primären, sekundären und tertiären Bildungssektor ist. Vielmehr bildung zählen, wobei viele dieser Angebote heute gleichermaßen An- kommt im quartären Bildungssektor dem Markt selbst und dem Wett- teile an Präsenzlehre als auch Fernstudienelemente enthalten. Allen bewerb ein größeres Gewicht zu, was Bedarf und Nachfrage zur allge- Angeboten wissenschaftlicher Weiterbildung ist gemein, dass sie sich meinen Steuerungsinstanz macht (Wolter 2011, S. 15 ff.). sowohl inhaltlich, als auch didaktisch und methodisch auf Hochschul- niveau bewegen. Was Hochschulen ganz konkret tun können, um ihr Angebot an wis- senschaftlicher Weiterbildung professioneller aufzustellen und es Wissenschaftliche Weiterbildung an Hochschulen effizienter zu gestalten, haben Wissenschaftler des Instituts für Per- Vor allem Hochschulen sind optimale Anbieter von Weiterbildung. formance Managements (IPM) im Rahmen dieser Studie untersucht. Obwohl sie beste Voraussetzungen für erfolgreiche wissenschaftliche Dazu wurden unter anderem potenzielle Kunden von wissenschaftli- Weiterbildungsprogramme mitbringen, bleiben sie jedoch bis jetzt hin- cher Weiterbildung nach ihren Erwartungen und Befürchtungen be- ter ihren Potenzialen zurück (vgl. Abb. 2: Weiterbildungsteilnahme von fragt. Außerdem wurden in diesem Zusammenhang die bisherigen Hochschulabsolventinnen und -absolventen des Jahrgangs 2005 nach Qualitätskriterien zur Zertifizierung wissenschaftlicher Weiterbildung Formen der Weiterbildung). untersucht und aufgezeigt, welche von ihnen für die Nachfragenden wirklich relevant sind. Hochschulen als Weiterbildungsanbieter 7
Datenerhebung und Methodik Wie die Wissenschaftler bei dieser Untersuchung vorge- Teil der Stichprobe waren außerdem Bildungsteilnehmerinnen und Bil- gangen sind dungsteilnehmer aus verschiedenen Branchen (Weiterbildung, Verwal- tung, öffentliche und sozialer Sektor). Alle sind Fach- beziehungsweise Von Qualitätskriterien wissenschaftlicher Weiterbildung haben nicht Führungskräfte und zum Zeitpunkt der Befragung im Durchschnitt 47 nur Unternehmen und Hochschulen, sondern auch die Bildungsteil- Jahre alt gewesen. nehmenden selbst eine recht klare Vorstellung. Wie unterschiedlich diese je nach Perspektive ausfällt, haben Wissenschaftler des Ins- Die Befragungsinstrumente: Um detaillierte Informationen zu erfas- tituts für Performance Management (IPM) mit Hilfe einer Befragung sen bot es sich an, mit den einzelnen Personen persönliche Experten- unter Vertretern der drei Statusgruppen (Unternehmen, Hochschule, interviews zu führen. Die Gespräche waren zeitlich auf eine Stunde Bildungsteilnehmende) aufgedeckt. Die Umfrage hat es ermöglicht, begrenzt und wurden mit Hilfe von strukturierten Interviewleitfäden einen ersten Eindruck davon zu gewinnen, wo Gemeinsamkeiten und durchgeführt, die je nach Erhebungsgruppe spezifisch formuliert wa- Unterschiede in der Auffassung von Qualität in der Quartären Bildung ren. liegen. Aufgrund der Stichprobengröße erhebt sie jedoch keinen reprä- sentativen Anspruch. So wurden Hochschulen Fragen mit Schwerpunkt zu angebotenen Weiterbildungsformaten und deren Qualitätsbewertungen gestellt. Die Stichprobe: Bei der vorliegenden Untersuchung waren sowohl Ver- Unternehmen und Bildungsteilnehmende hingegen wurden zu ihren treter von öffentlichen Universitäten und Fachhochschulen als auch Erfahrungen und ihrer Einstellung zu wissenschaftlicher Weiterbil- von Forschungsinstituten und Business Schools aus ganz Deutsch- dung interviewt. Außerdem wurde ein Vergleich von akademischer und land involviert. Die Auswahl umfasste unter anderem die European nicht-akademischer Weiterbildung angeregt. Business School Berlin, die Universität Hannover, die Jadehochschule (Oldenburg), die Hamburger School of Business Administration sowie Abschließend bearbeiteten alle Teilnehmenden einen Fragebogen zur die Leuphana Universität Lüneburg selbst. Bewertung von Qualitätskriterien Wissenschaftlicher Weiterbildung. Grundlage dieses Fragebogens waren unter anderem die Qualitäts- Bei den Studienteilnehmenden aus dem Bereich der Unternehmen kriterien der Foundation for International Business Administration wurde versucht, einen Querschnitt verschiedener Branchen abzubil- Accreditation (FIBAA) (vgl. Fragen- und Bewertungskatalog der FIBAA, den. Eingeladen waren Vertreter aus den Bereichen Handel, Chemie, Stand Juli 2012). Elektronik, Schiffbau, Logistik, Medien Energie und Software, darunter namhafte Unternehmen wie die Deutsche Bank, Hermes Logistik, MLP, Otto Group, Edel AG sowie die Ostfriesische Teegesellschaft. 8 Hochschulen als Weiterbildungsanbieter
Fragen- und Bewertungskatalog der FIBAA zur Zertifi- ii. Berufsintegrierte Methoden zierung von Weiterbildungsangeboten iii. Begleitende Lehrveranstaltungsmaterialien e. Employability Die Foundation for International Business Administration Accre- ditation (FIBAA) zertifiziert seit einigen Jahren auch Angebote im 4. Ressourcen und Dienstleistungen Bereich der Quartären Bildung. Dabei prüft und bewertet sie Wei- a. Lehrpersonal des Zertifikatskurses terbildungsangebote auf Basis eines Fragen- und Bewertungska- i. Wissenschaftliche Kursleitung talogs. Dieser gibt Aufschluss darüber, welche Qualitätskriterien ii. Struktur und Anzahl des Lehrpersonals in Bezug auf die letztendlich für die Zertifizierung entscheidend sind: curricularen Anforderungen iii. Wissenschaftliche Qualifikation des Lehrpersonals 1. Ziele und Strategie iv. Pädagogische/Didaktische Qualifikation des Lehrpersonals a. Logik und Nachvollziehbarkeit der Zielsetzung des Kurskon- v. Praxiskenntnisse des Lehrpersonals zeptes vi. Interne Kooperation b. Positionierung des Zertifikatskurses vii. Betreuung der Teilnehmer durch die Lehrenden i. Positionierung im Weiterbildungs- und Arbeitsmarkt b. Kursmanagement ii. Positionierung im strategischen Konzept der Institution i. Administrative Kursleitung c. Internationale Ausrichtung ii. Ablauforganisation und Verwaltungsunterstützung für Teilnehmer und das Lehrpersonal 2. Zulassung c. Netzwerkbildung a. Fokussierung auf Zielgruppe d. Kooperationen mit Hochschulen und/oder Wirtschaftsunter- b. Zulassungsbedingungen nehmen e. Sachausstattung 3. Umsetzung i. Quantität, Qualität sowie Media- und IT-Ausstattung der a. Struktur Unterrichtsräume i. Struktureller Aufbau des Zertifikatskurses ii. Zugangsmöglichkeit zur erforderlichen Literatur ii. Berücksichtigung des „European Credit Transfer and Ac- cumulation System“ (ECTS) und der Modularisierung 5. Qualitätssicherung iii. Studien- und Prüfungsregularien a. Qualitätssicherung und -entwicklung der Institution sowie die Ein- b. Inhalte bindung der Kursleitung und Kursentwicklung in dieses System i. Logik und konzeptionelle Geschlossenheit der Kursinhalte b. Qualitätssicherung und -entwicklung in Bezug auf Inhalte, ii. Integration von Theorie und Praxis Prozesse und Ergebnisse iii. Methoden, ggf. wissenschaftliche Arbeiten und wissen- c. Instrumente der Qualitätssicherung schaftsbasierte Lehre i. Evaluation durch Teilnehmer iv. Prüfungsleistungen ii. Qualitätssicherung durch das Lehrpersonal c. Überfachliche Qualifikationen (Kommunikationsfähigkeit iii. Fremdevaluation durch Alumni, Arbeitgeber und weitere Dritte und Rhetorik/Kooperations- und Konfliktfähigkeit) d. Dokumentation des Zertifikatskurses d. Didaktik und Methodik i. Beschreibung des Zertifikatskurses i. Logik und Nachvollziehbarkeit des didaktischen Konzepts ii. Certificate Supplement Hochschulen als Weiterbildungsanbieter 9
Qualitätskriterien und ihre Wahrnehmung Welche Merkmale eine Weiterbildung erfüllen muss, um Hohe Kongruenz zwischen Unternehmen, Hochschulen und wissenschaftlich zu sein – und wie die einzelnen Quali- Bildungsteilnehmenden bezüglich der wissenschaftlichen tätskriterien wahrgenommen werden Ausbildung der Dozierenden und der wissenschaftliche In- halte Um als wissenschaftlich zu gelten, muss eine Weiterbildung zwingend Die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer haben bestätigt: Um eine bestimmte Kriterien erfüllen. Welche das sind, haben die Wissen- gute Weiterbildung anbieten zu können, ist wissenschaftlich ausge- schaftler dieser Studie vorab zusammengetragen. Drei Kriterien liefer- bildetes Personal unerlässlich. Dabei haben alle befragten Personen te dabei die Ständige Akkreditierungskommission: Danach muss das betont, dass der akademische Hintergrund des Dozierenden zwar von Angebot erstens in der Verantwortung einer Hochschule liegen, zwei- entscheidender Wichtigkeit für sie ist, sie allerdings genauso eine tens wissenschaftliche Inhalte präsentieren, die sich am Deutschen gewisse Praxiserfahrung schätzen. Neben dem allgemeinen Wunsch Qualifikationsrahmen (DQR) oder Europäischen Qualifikationsrahmen nach hohem Praxisbezug gibt es dafür einen weiteren Grund, wie ein (EQR) orientieren, und drittens durch wissenschaftlich ausgebilde- Interviewteilnehmer erklärt: „So steigt die Glaubwürdigkeit und die te Dozierende geleitet werden. Ergänzt wurde dieser Kriterienkatalog Akzeptanz seitens der Teilnehmenden.“ durch zwei weitere Aspekte, nämlich die Abnahme von Prüfungen und die Vergabe von Creditpoints. Diese Punkte, die vornehmlich auf die Ebenso scheinen die Meinungen der Hochschulen, Unternehmen Foundation for International Business Administration Accreditation und Bildungsteilnehmenden zur Vermittlung wissenschaftlicher In- (FIBAA) zurückgehen, sind zentral für die erfolgreiche Akkreditierung halte sehr ähnlich zu sein. Schließlich sei dies „das wichtigste Ab- einer wissenschaftlichen Weiterbildung, die als Teil des universitären grenzungsmerkmal zu nicht-akademischen Weiterbildungen“ und Ausbildungssystems gesehen wird. entspreche logischerweise der „Erwartung der Teilnehmer“, wie zwei der Interviewten erklären. So ist es demnach ratsam, dass sich wis- Zusammengenommen sind also folgende fünf Qualitätskriterien für senschaftliche Weiterbildung inhaltlich deutlich und konsequent von wissenschaftliche Weiterbildungsformate relevant: nicht-wissenschaftlichen Angeboten unterscheidet. 1. In Verantwortung einer Hochschule Signifikante Unterschiede zwischen Unternehmen, Hoch- 2. Wissenschaftliche Inhalte schulen und Bildungsteilnehmenden bezüglich der Abnah- 3. Wissenschaftlich ausgebildete Dozierende me von Prüfungen, der Vergabe von Creditpoints und der 4. Abnahme von Prüfungen Verantwortlichkeit der Hochschulen 5. Vergabe von Creditpoints Weniger konform fiel die Bewertung der restlichen drei Kriterien inner- halb dieser spezifischen Untersuchung aus: Sowohl bei der Vergabe Einen ersten Eindruck, wie wichtig diese einzelnen Qualitätskriteri- von Creditpoints als auch der Abnahme von Prüfungen scheiden sich en den Vertretern der Unternehmen und Hochschulen sowie den Bil- die Geister. Auch die Tatsache, dass die Weiterbildung in der Verant- dungsnachfragern sind, lieferte die Befragung, die das Institut für wortung einer Hochschule liegen sollte, wurde deutlich unterschiedlich Performance Management durchgeführt hat. Die Ergebnisse sind auf- eingeschätzt. Die Interviews zeigten folgende Momentaufnahme: Das schlussreich, bilden durch die beschränkte Zahl der Studienteilneh- Creditpoint-System scheint den Hochschulen deutlich wichtiger zu menden jedoch nur einen kleinen Ausschnitt der Weiterbildungswirk- sein als den Teilnehmenden und Unternehmen. Eines der befragten lichkeit ab und sind deshalb als Momentaufnahme zu werten. Unternehmen befürchtete sogar negative Konsequenzen durch die Ver- 10 Hochschulen als Weiterbildungsanbieter
gabe von Leistungspunkten: „Die Creditpoints sind für uns irrelevant. schätzen, wenn Weiterbildungsteilnehmende durch Prüfungen gefor- Diese helfen den Menschen höchstens sich wegzubewerben.“ Ein Bil- dert werden, sind die interviewten Bildungsteilnehmenden weniger dungsnachfrager gestand im Gespräch, kaum Sinn in der Vergabe der überzeugt gewesen. „Die Prüfungsleistungen sind doch höchstens für Punkte zu sehen: „Ich habe ein abgeschlossenes Studium und benöti- die Akte oder den Lebenslauf“, meint eine der befragten Personen. ge daher keine Creditpoints mehr.“ Wie allgemeingültig diese beiden Klassische Hochschulstrukturen scheinen allgemein also eher ab- Einschätzungen sind, bleibt allerdings offen. schreckend auf die Nachfragenden zu wirken. Auch bei der Abnahme von Prüfungen scheinen sich Hochschulen, Un- Ob wissenschaftliche Weiterbildung in den Händen der Hochschulen ternehmen und Bildungsteilnehmende uneins zu sein. Während eine liegt, ist für Unternehmen und Teilnehmende prinzipiell unerheblich. der befragten Hochschulen annimmt, dass wissenschaftliche Weiter- Den Hochschulen selbst ist es dagegen sehr wichtig, hierfür verant- bildungsangebote „durch Prüfungen aufgewertet werden und diese wortlich zu sein. den Wissenstransfer unterstützen“ und einige Unternehmen durchaus Hochschulen als Weiterbildungsanbieter 11
Motivationen, Erwartungen und Befürchtungen Warum wissenschaftliche Weiterbildungsangebote ei- Motivation nennen und etwa knapp 40 Prozent zudem auf eine Status- ner konventionellen Weiterbildung vorgezogen wer- verbesserung spekulieren. (Autorengruppe Bildungsberichterstattung, den – und wo die Befürchtungen der Bildungsnachfrager 2012, S. 310). liegen Die vorliegende Untersuchung hat allerdings ebenso gezeigt, dass ei- Um herauszufinden, wie optimale wissenschaftliche Weiterbildungs- nige Motive von Unternehmen und Bildungsteilnehmenden deutlich formate an Hochschulen aussehen müssen, wurden die Studienteil- unterschiedlich bewertet werden. Während Unternehmen wissen- nehmenden nach ihrer Motivation, ihren Erwartungen und ihren Be- schaftliche Weiterbildung in Anspruch nehmen, um ihren Angestell- fürchtungen bezüglich wissenschaftlicher Weiterbildung befragt. Auf ten spezifische Karrierewege zu öffnen, sind Karrierebedürfnisse für diese Faktoren müssen Hochschulangebote für Berufstätige zwangs- die Angestellten hingegen nur ein Grund unter vielen. Ihnen geht es läufig achten und gegebenenfalls Rücksicht nehmen, um optimale vielmehr auch um das persönliche Wachstum. Dies umfasst die Er- Angebote schaffen zu können. weiterung des beruflichen Einsatzfeldes beziehungsweise des eige- nen Netzwerks und den Ausbau der eigenen Sozialkompetenzen. Der Die Motivation: Wissens- und Kompetenzerwerb und Karri- Bildungsbericht 2012 kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: Allge- ereentwicklung meinbildende Kompetenzen werden von annähernd drei Vierteln der Bei der Frage, warum für sie eine wissenschaftliche Weiterbildung in Hochqualifizierten als Ziel für die außeruniversitäre und von 50 bis Frage kommt, konnten die befragten Zielgruppen (Unternehmen/Bil- 60 Prozent auch für die längere Weiterbildung an Hochschulen ge- dungsteilnehmende) insgesamt zehn Antwortmöglichkeiten mit Hilfe nannt (Autorengruppe Bildungsberichterstattung, 2012, S. 151). Die einer Skala bewerten – von nicht wichtig bis wichtig. Außerdem wurde vom Institut für Performance Management durchgeführte Befragung untersucht, in welchen Punkten sich nach Meinung von Unternehmen hat aber gezeigt, dass diese eher fachübergreifenden Kompetenzen und Bildungsteilnehmenden wissenschaftliche und konventionelle von den befragten Unternehmen vergleichsweise als weniger relevant Weiterbildung unterscheiden. wahrgenommen werden. Die wichtigsten Ergebnisse: Unternehmen sehen in wissenschaftli- Auch andere Studien (zum Beispiel HIS-Studie 2011) haben insgesamt chen Weiterbildungsveranstaltungen in erster Linie die Möglichkeit, ähnliche Gründe ermittelt, die zur Aufnahme einer wissenschaftlichen vom neuen Fachwissen der Teilnehmenden zu profitieren: „Der Nutzen Weiterbildung bewegen, wie beispielsweise das fachliche Interesse für das Unternehmen muss jederzeit nachweisbar sein und es muss und die Verbesserung der Berufschancen, die Möglichkeit eine akade- sich eine hohe Relevanz für die zukünftig auszuführende Tätigkeit er- mische Laufbahn einzuschlagen, Kompetenzmängel, die als Defizite geben.“ des ersten Studiums entstanden, auszugleichen oder die Zeit als Ori- entierungsphase zu nutzen. Auch für Teilnehmende selbst steht die Vermittlung von Fachwissen, das sie in der Praxis anwenden können, als Motivation im Vordergrund, Die Erwartungen: Lebenslanges Lernen und Wissensaufbau wie eine Bildungsteilnehmerin begründet: „Vor allem durch die fun- Das Aktualisieren von Wissen durch Lebenslanges Lernen und die dierte Theorie wurde meine Neugierde für das Thema geweckt.“ Einig wissenschaftliche Verankerung, die durch die Durchführung der Wei- sind sich Bildungsteilnehmende und Unternehmen zudem darin, dass terbildung an einer Hochschule, die wissenschaftlichen Inhalte und eine wissenschaftliche Weiterbildung deutlich besser dazu beiträgt, entsprechend ausgebildete Dozierende gewährleistet wird, ist das Status und Ansehen zu erhöhen, als es beispielsweise eine konventi- große Versprechen und ein potenzieller Vorteil wissenschaftlicher ge- onelle Weiterqualifizierung leisten kann. Diese beiden Punkte bestä- genüber konventioneller Weiterbildung. Welche Aspekte wissenschaft- tigt auch der 2012 erschienene Bildungsbericht, in dem 90 Prozent licher Weiterbildung ganz konkret von Unternehmen, Hochschulen und der Befragten die Erweiterung der fachlichen Kompetenz als zentrale Bildungsteilnehmenden geschätzt werden, hat die vorliegende Studie 12 Hochschulen als Weiterbildungsanbieter
im Detail herausgefunden und liefert so einen Eindruck, was von uni- pekten höher aus: Hier sehen zwischen drei und über vier Fünftel ihre versitärer Weiterbildung erwartet wird. Erwartungen erfüllt (vgl. Abb. 3: Erwarteter und realisierter Nutzen von Weiterbildungsveranstaltungen 2010). Die wichtigsten Ergebnisse: Unternehmen sehen in wissenschaftli- chen Weiterbildungsangeboten in erster Linie Potenzial, weil sie ihrer Zusammenfassend betrachtet, sehen alle drei Interviewgruppen Le- Meinung nach Lebenslanges Lernen und Wissensaufbau fördern und benslanges Lernen und Wissensaufbau bei wissenschaftlicher Weiter- aktuelle und hochwertige Inhalte vermitteln, welche dann von den Teil- bildung als zentral an. Unternehmen spekulieren darüber hinaus noch nehmenden in die Praxis überführt werden können. Ein Studienteilneh- auf die Anwendbarkeit des Erlernten in der Praxis. mer, der als Vertreter eines Unternehmens befragt wurde, fasst hierzu treffend zusammen: „Wissenschaftliche Weiterbildung bietet uns va- Die Befürchtungen der Bildungsnachfrager: Zu wenig Pra- lide Informationen, innovative Erkenntnisse und neue Tools basierend xisbezug und zu hohe Kosten auf profundem Wissen.“ Welche Aspekte Bildungsnachfrager bei der Wahl einer wissenschaftli- chen Weiterbildung zögern lassen und welche sie sogar dazu bringen, Hochschulen schätzen wissenschaftliche Weiterbildung hingegen vor eher auf konventionelle Weiterbildung zurückzugreifen, wurde im Rah- allem deshalb, weil an der Universität gelehrte, theoretische Inhalte men dieser Studie ebenfalls untersucht. durch die Bildungsteilnehmenden in die berufliche Praxis überführt werden können und ebenso Lebenslanges Lernen und Wissensaufbau Die wichtigsten Ergebnisse: Als Kernprobleme und damit auch als An- gefördert werden. satzpunkte zur Verbesserung von wissenschaftlichen Weiterbildungs- formaten werden sowohl von Unternehmen als auch von Hochschulen Dass wissenschaftliche Theorien, Methoden und Forschungsergebnis- se im Mittelpunkt stehen, ist die wichtigste Erwartung der Bildungs- teilnehmenden. Darüber hinaus sehen sie bei wissenschaftlichen An- ABB. 3: ERWARTETER UND REALISIERTER NUTZEN VON WEITERBILDUNGSVERANSTALTUNGEN 2010 geboten klare Vorteile beim Wissenserwerb auf allen Ebenen (Fach-, Sozial-, Allgemeinwissen) gegenüber konventioneller Weiterqualifizie- rung. Auch die Punkte, dass Lebenslanges Lernen und Wissensaufbau 15 % gefördert und aktuelle und hochwertige Inhalte vermittelt werden, Eine höhere Position im Beruf erhalten 5% sind für sie von Relevanz. Durch den Besuch von Weiterbildungsveran- 13 % staltungen erhoffen sie sich vor allen Dingen eine höhere persönliche Ein höheres Gehalt bekommen 4% Berufszufriedenheit, gefolgt von einer Verbesserung der Leistungsfä- 37 % higkeit, dem Übernehmen neuer Aufgaben sowie dem Finden eines Ar- Neue Aufgaben übernehmen 23 % beitsplatzes oder neuen Jobs und dem beruflichem Aufstieg und einer Gehaltserhöhung (Autorengruppe Bildungsberichterstattung, 2012, In der Arbeit mehr leisten können 45 % 35 % S. 152). Persönlich zufriedener sein 58 % Welche Erwartungen an Weiterbildung aus Sicht der Teilnehmenden durch mehr Wissen und Können 50 % tatsächlich erfüllt wurden, hat der Bildungsbericht 2012 ergänzend 0 10 20 30 40 50 60 zusammengefasst: Bei nur knapp einem Drittel der Befragten zahlte Erwarteter Nutzen Realisierter Nutzen sich die Weiterbildung in Form einer Gehaltserhöhung, eines beruf- lichen Aufstiegs oder des Findens eines (neuen) Arbeitsplatzes aus. Quelle: TNS Infratest Sozialforschung, AES 2010, zitiert und modifiziert nach Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2012), S. 152 Dafür fällt der wahrgenommene Nutzen bei beruflich-inhaltlichen As- Hochschulen als Weiterbildungsanbieter 13
und Bildungsnachfragern der große Aufwand und die hohe Belastung Über weitere Gründe, die gegen die Aufnahme eines weiteren Studiums für alle Beteiligten genannt. Ein Bildungsteilnehmer beschreibt bei- oder einer Promotion sprechen, wurde in der HIS-Studie (2011, S. 151) spielsweise ein Masterprogramm für Vollzeitbeschäftigte als „Grenz- berichtet. Hierbei handelt sich allerdings weniger um störende Ei- gang in Bezug auf persönliche Ressourcen.“ genschaften, sondern vielmehr um Rahmenbedingungen der wissen- schaftlichen Weiterbildung, die als hinderlich eingeschätzt werden: Unternehmen sehen darüber hinaus noch Schwierigkeiten in den ho- hen Kosten und dem mangelnden Praxisbezug der wissenschaftlichen Der Wunsch, möglichst bald selbst Geld zu verdienen. Weiterbildung: „Wissenschaftliche Weiterbildung ist oftmals zu theo- Ein festes Berufsziel, das kein weiteres Studium voraussetzt. retisch und teuer.“ Dies wird verstärkt durch die Meinung der Unter- Die eventuellen Studiengebühren übersteigen die finanziellen Mög- nehmen, dass konventionelle Weiterbildungsangebote im Allgemeinen lichkeiten. mehr Wissenstransfer ermöglichen und somit deutlich attraktiver für Das Fehlen eines passenden Studienangebotes in der Nähe des Hei- sie erscheinen als wissenschaftliche Weiterbildungen. Den mangeln- matortes. den Praxisbezug bestätigen sogar auch einige der befragten Hoch- Zu hohe Anforderungen bei den Aufnahmebedingungen beziehungs- schulen. weise Zulassungsvoraussetzungen. Unkalkulierbare Anforderungen. Teilnehmende nennen deutlich weniger Gründe, die gegen die Auf- Fehlendes Selbstvertrauen in die eigene Fähigkeit, die Weiterbil- nahme einer wissenschaftlichen Weiterbildung sprechen. Sie sehen dung erfolgreich zu meistern. höchstens das Problem fehlender verfügbarer Plätze bei beliebten Seminaren beziehungsweise Studiengängen. Dies scheint allerdings Fazit eher eine subjektive Empfindung und der schwierigen Suche nach Generell sind wissenschaftliche Weiterbildungsangebote für alle drei passenden Angeboten geschuldet zu sein, da viele Hochschulen über Bildungsakteure verheißungsvoll. Im Sinne des Lebenslangen Lernens zu wenige Interessierte klagen. Warum es für Bildungsnachfrager oft- stellen diese akademischen Weiterqualifizierungen Wissens- und Kom- mals schwer ist, das passende Weiterbildungsangebot zu finden, ist petenzbooster dar, da an den Hochschulen hochwertiges Wissen und Thema einer weiteren Teilstudie dieses Forschungsprogramms, die aktuelle Kenntnisse vermittelt werden. Allerdings stehen diesen posi- unter dem Titel „Qualitätsstandards und Transparenz in der Quar- tiven Erwartungen und Motiven immer wieder auch die Befürchtungen tären Bildung. Orientierung in der berufsbegleitenden Weiterbildung hoher Belastung und mangelnder Praxistauglichkeit gegenüber. Diese und Handlungsempfehlungen für Bildungsakteure“ in einer weiteren Punkte sind die zentralen Hebel, die bewegt werden müssen, damit Broschüre erläutert wird. wissenschaftliche Weiterbildung langfristig attraktiver und fest in der Personalentwicklung von Unternehmen verankert werden. 14 Hochschulen als Weiterbildungsanbieter
Handlungsbedarfe Wie wissenschaftliche Weiterbildungsformate/-angebo- können sollen. Unternehmen suchen nach ständiger Innovation und te zukünftig aussehen sollten – und was sie so für Unter- Weiterentwicklung. nehmen und Teilnehmende leisten Die Befragung hat in diesem Punkt gezeigt, dass sich Unternehmen Nach Feststellung der Motive, Erwartungen und Befürchtungen auf und die einzelnen Bildungsteilnehmenden vor allen Dingen klare Zie- Seiten der Bildungsakteure stellt sich nun die Frage, wie eine wissen- le und Meilensteine auf inhaltlicher Ebene wünschen. Hochschulen schaftliche Weiterbildung ganz konkret aufgebaut und ausgestaltet sollten deshalb deutlich klarer formulieren, was genau Bildungsteil- sein muss, um allen Ansprüchen Genüge zu tun. Hier ist ein Rückgriff nehmende durch die Weiterbildung lernen können. Ebenso wichtig ist auf den Kriterienkatalog sinnvoll, den die Foundation for Internatio- die Beantwortung der Frage, wie genau der Lernprozess gestaltet wird. nal Business Administration Accreditation (FIBAA) nutzt, um wissen- Dabei gilt es, sich nicht nur über gegenseitige Erwartungen auszutau- schaftliche Weiterbildungsformate und Zertifikatskurse zu bewerten. schen, es müssen auch verschiedene Lernkulturen zusammengeführt Viele dieser Kriterien entsprechen denjenigen, die zur Bewertung von werden. Hochschulen sollten anstreben, strategische Partnerschaften Studiengängen genutzt werden: mit Unternehmen zu institutionalisieren, damit Weiterbildungsbezie- hungen in einen größeren Kontext gestellt werden können. 1. Ziele und Strategie 2. Zulassung von Teilnehmenden Außerdem sollten Universitäten deutlich aufmerksamer in Bezug auf 3. Umsetzung (Struktur, Inhalte, Überfachliche Qualifi- die Vermittlung allgemeinbildender Kompetenzen sein. Denn momen- kationen, Didaktik und Methodik, Employability) tan legen sie, wie die Befragung zeigt, am wenigsten Wert auf die 4. Ressourcen und Dienstleistungen (Lehrpersonal, Kurs- überfachlichen Qualifikationen. Dabei werden diese explizit von den management, Netzwerkbildung, Sachausstattung) Teilnehmenden gefordert. Hochschulen sind also angewiesen, in die- 5. Qualitätssicherung sem Punkt umzudenken, wenn sie die Weiterbildungsbedürfnisse der Nachfrager befriedigen wollen. Auch Unternehmen sollten das Poten- Innerhalb der vorliegenden Befragung hatten alle Studienteilnehmen- zial wissenschaftlicher Weiterbildung abseits von der Vermittlung von den die Chance, diese Kriterien mit den jeweils entsprechenden Ein- Fachwissen erkennen und dies entsprechend in ihrem betriebsinternen zelaspekten hinsichtlich ihrer Relevanz zu bewerten. Mit Hilfe dieser Curriculum verankern. Nur so erkennen sie die Erwartungen ihrer An- Einschätzungen war es möglich, Handlungsbedarfe auf Seiten der gestellten an, was für den Erfolg einer Weiterbildung entscheidend Unternehmen und Hochschulen sowie bei den Bildungsteilnehmenden sein kann. selbst aufzudecken und zu benennen. Die Studie hat darüber hinaus gezeigt, dass allen drei befragten Wie Hochschulen der Erwartung begegnen können, dass Gruppen bezüglich des Lehrpersonals die didaktische Qualifikation wissenschaftliche Weiterbildungsangebote einen wichtigen der Dozierenden am wichtigsten ist. Die Studienteilnehmenden stellen Baustein des Lebenslangen Lernens darstellen hohe Anforderungen an die Wissensvermittlung, auch die berufsprak- Wie auf den vorangehenden Seiten erläutert, ist die größte und wich- tische Qualifikation ist von Bedeutung, steht allerdings etwas zurück. tigste Erwartung, die Unternehmen und Bildungsnachfrager an eine Hochschulen sollten daher unbedingt auf die fundierte Ausbildung wissenschaftliche Weiterbildung stellen, die, dass Angestellte im Rah- und pädagogische Kompetenz ihrer Dozierenden Wert legen. Auch men des Lebenslangen Lernens durch die Teilnahme an einer solchen dem Wunsch nach berufspraktischer Qualifikation sollte entsprochen Maßnahme ihr Wissen möglichst problemlos und effektiv aktualisieren werden. Ein breites Kompetenzprofil bei den Lehrenden ist entschei- Hochschulen als Weiterbildungsanbieter 15
dend für die Zufriedenheit der Teilnehmenden und ihrer Unternehmen. Wie Hochschulen der Befürchtung begegnen können, dass Zudem ist ein gutes zahlenmäßiges Betreuungsverhältnis zwischen wissenschaftliche Weiterbildung für alle Beteiligten eine Teilnehmenden und Dozenten wichtig. hohe Belastung bedeutet Nicht nur viele Bildungsnachfrager befürchten eine hohe, zusätzliche Wie Hochschulen der Befürchtung begegnen können, dass Belastung durch eine wissenschaftliche Weiterbildung, auch Unter- wissenschaftliche Weiterbildungsangebote wenig praxist- nehmen scheuen den vermeintlichen Mehraufwand, wie die vorliegen- auglich sind de Untersuchung gezeigt hat. Diese Befürchtung resultiert oftmals Wie zuvor angeführt, befürchten Unternehmen und Bildungsnachfra- aus falschen Erwartungen und Ansprüchen an eine wissenschaftliche ger oftmals, dass wissenschaftliche Weiterbildungsformate im Ge- Weiterbildung. gensatz zu konventionellen Angeboten weniger praxisnah sind. In der Befragung wurde dies teilweise sogar von den Hochschulen bestätigt. Für Teilnehmende und Unternehmen ist deshalb entscheidend, vor Es gibt also Nachholbedarf in puncto Praxistauglichkeit: Theorie und Beginn der Maßnahme zu verstehen, welche Inhalte und Ziele hinter Praxis müssen in wissenschaftlicher Weiterbildung noch besser ver- der jeweiligen wissenschaftlichen Weiterbildung stecken. Dement- bunden werden. sprechend sollte eine zielführende Außendarstellung zur obligatori- schen Aufgabe der Hochschulen werden. Im Detail müssen Angebote Ein Ansatzpunkt hierzu kann in der Intensivierung der Kooperation zwi- transparent und nachvollziehbar sein, damit die Unternehmen und schen Hochschulen und Unternehmen liegen. Nur so sind maximale Bildungsteilnehmenden entsprechend planen und sich für die passen- Konvergenzen und Synergien zwischen dem theoretischen Input und de Weiterbildung entscheiden können. der Anwendung des Erlernten zu erreichen. Im Sinne aller Beteiligten sollten deshalb Verbünde zwischen Hochschulen und Unternehmen Außerdem sollten Prüfungsregularien für wissenschaftliche Weiterbil- gegründet und gepflegt werden. Weitere Möglichkeiten, um das Net- dungsformate genau festgelegt sein. Hier muss Rechtssicherheit herr- working zwischen allen Beteiligten auszubauen, sind Veranstaltungen, schen. Allerdings sollten sie dabei unbedingt auf die Anforderungen Foren oder Alumni-Netzwerke. Nur durch eine auf langfristige Partner- der Teilnehmenden abgestimmt sein. Das ist an vielen Hochschulen schaft angelegte Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Hoch- noch nicht der Fall: Teilnehmende wünschen sich hier deutlich mehr schulen wird eine passgenaue Weiterbildung umsetzbar sein. Flexibilität, um die Prüfungen in ihren Arbeitsalltag integrieren zu kön- nen. Hier bietet es sich an, die geforderte Prüfungsleistung zusammen Die Gestaltung von Weiterbildungsformaten sollte flexible Lehr- und mit den Qualifikationszielen und der Dokumentation auszuarbeiten. Lernprozesse ermöglichen und der besonderen Lebenssituation Be- So kann die Passung optimiert und den Teilnehmenden überflüssige rufstätiger angepasst sein; dies gilt für die Gestaltung der Lernzeiten, Mehrarbeit erspart werden. die Auswahl von Lehrenden mit Praxishintergrund, die entsprechende Methodik, praxisnahe und maßgeschneiderte Bildungsformate mit Blended Learning-Anteilen und die Integration von Fallstudien aus der Praxis. Die Weiterbildungsangebote der Hochschulen müssen sich be- rufsbegleitend in den Arbeitsrhythmus einpassen lassen, Theorie mit Praxis verbinden, den Transfer des Gelernten in die Praxis ermöglichen und somit möglichst direkte Erfolge am Arbeitsplatz erzielen. 16 Hochschulen als Weiterbildungsanbieter
Empfehlungen für die Akteure der Quartären Bildung Was Hochschulen, Unternehmen, Bildungsteilnehmende Kriterien sorgfältig auswählen und die Lehrleistung kontinuierlich und die Bildungspolitik tun können, um wissenschaftli- evaluieren. che Weiterbildung erfolgreicher zu machen Ansatzpunkte für Unternehmen Ansatzpunkte für Hochschulen Die Studienergebnisse zeigen, dass Unternehmen die Entwicklungsbe- Hochschulen sollten, um besser auf die Bedürfnisse der Bildungsnach- dürfnisse ihrer Mitarbeitenden ernster nehmen und nicht nur funktio- frager eingehen zu können, intensivere Dialoge führen und Abstim- nal bewerten sollten. Zudem ist es für Unternehmen empfehlenswert, mungsprozesse auf Augenhöhe mit Unternehmen und Teilnehmenden regelmäßig Bildungsbedarfsanalysen durchzuführen, die ihnen ein ex- gestalten. Hier sind beispielsweise Matching-Workshops denkbar. aktes Bild der Potenziale, Fähigkeiten und Erwartungen der einzelnen Mitarbeitenden liefern. Haben sie so den spezifischen Bedarf ermittelt, Notwendig sind auch Angebote der Hochschulen für Lernbegleitung sollten sich die Unternehmen bei der Suche nach einem passenden und Lernmanagement, durch die in der Regel die Steigerung des Ler- Weiterbildungsangebot nicht nur an Außenkriterien wie beispielsweise nerfolgs und eine größere Lernmotivation erzielt – und so auch bis- der Reputation der Hochschule, sondern ebenso an der detaillierten lang in der Weiterbildung unerfahrene Mitarbeiter interessiert werden Ausgestaltung und an dem Transferpotenzial der Weiterbildung ori- können. entieren. Hochschulen sollten zudem unbedingt verinnerlichen, dass die Durch- Weiterhin ist wichtig, dass auch Unternehmen ihren Teil dazu bei- führung stetiger Evaluationen sinnvoll ist, um Verbesserungspotenzi- tragen müssen, um die Qualität wissenschaftlicher Weiterbildung zu ale freizulegen. verbessern, denn ohne ihre Mitarbeit sind beispielsweise Bildungs- partnerschaften, Praxisprojekte und Fallstudien nicht möglich. Unter- In erster Linie sollte dem oft bemängelten Praxisbezug Aufmerksam- nehmen sollten durch eine enge Kooperation mit den Hochschulen an keit zuteilwerden. So muss der theoretische Input einer jeden Veran- der Konzipierung passgenauer Angebote mitwirken und ihre interne staltung unbedingt immer hinsichtlich seiner Übertragbarkeit in die Personalentwicklung mit den externen wissenschaftlichen Formaten Praxis geprüft werden. Hier könnten Bildungspartnerschaften unter- abstimmen. stützend wirken. Auch die Erstellung von Case Studies oder die Einbin- dung von Projektarbeiten aus den jeweiligen Unternehmen steigert den Unternehmen sollten außerdem das Engagement ihres Personals an- Praxisbezug und somit die Zufriedenheit der Bildungsteilnehmenden. erkennen, indem sie die Kosten der Weiterbildung zumindest teilweise übernehmen oder durch andere Angebote, zum Beispiel Freistellung, Damit sich Bildungsnachfrager zurechtfinden und passende Angebote die Weiterbildungsaktivitäten der Mitarbeitenden unterstützen. überhaupt erst finden können, ist eine detaillierte und transparente Beschreibung der jeweiligen wissenschaftlichen Weiterbildungsfor- Ansatzpunkte für Teilnehmende mate von Bedeutung. Hier müssen Hochschulen unbedingt nachlegen. Angestellte sollten ihre Entwicklungsbedürfnisse unbedingt kommu- Der Aufbau eines professionellen Marketings für die Weiterbildungs- nizieren und ihren Vorgesetzten die Notwendigkeit einer wissenschaft- angebote ist notwendig. lichen Weiterbildung für ihre persönliche Entwicklung vermitteln. In diesem Zusammenhang sollten sie Bildungsbedarfsanalysen ansto- Auch die Auswahl der Dozierenden spielt eine Rolle, wie die Studie ßen und ebenso reflektieren, welchen aktuellen Mehrwert eine wis- aufgedeckt hat. Besonders entscheidend sind hier der fachliche senschaftliche Weiterbildung wirklich für sie selbst hat. Dabei muss Background, die Praxiserfahrung und die didaktische Kompetenz der immer auch die Frage berücksichtigt werden, in wie weit die Weiter- Kursleitung. Hochschulen sollten ihr Personal deshalb nach diesen qualifizierung für die (zukünftige) Tätigkeit und Karriere relevant sein könnte. Hochschulen als Weiterbildungsanbieter 17
Wenn die Mitarbeitenden dann an einer Weiterbildung teilnehmen, Die derzeit noch existierende Vielfalt von Kompetenznachweisen sollte sollten sie selbstbewusst die Unterstützung vom Unternehmen ein- sich zukünftig an einem gemeinsamen Rahmen ausrichten, um die fordern, um Arbeiten, Lernen und Privatleben in Einklang zu bringen Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Qualitätsstandards müssen da- (Work-Learn-Life-Balance). Dazu gehören flexiblere Arbeitszeiten so- bei sowohl für das Anrechnungsmodell (Reliabilität und Validität) als wie die Freistellung für Lernzeiten und Prüfungen. Außerdem bietet es auch für die Durchführung des Anrechnungsprozesses (Transparenz sich an, eigene aktuelle berufliche Projekte mit der wissenschaftlichen und Einfachheit der Anwendung) formuliert werden. Weiterbildung zu verknüpfen und so den direkten Mehrwert am Ar- beitsplatz zu erfahren. Außerdem kann die Politik an einer anderen Stelle den Hebel anset- zen: Die Ergebnisse aus der Weiterbildungsforschung müssen kon- Ansatzpunkte für die Bildungspolitik sequent für die Weiterentwicklung einer übergreifenden Strategie des Auch die Bildungspolitik muss ihren Teil dazu beitragen, um wissen- Lebenslangen Lernens genutzt werden. Damit verbunden ist auch das schaftliche Weiterbildung in Deutschland nach vorne zu bringen. Vor Zusammenbringen der unterschiedlichen Akteure in der Quartären allen Dingen die Entwicklung verbindlicher Rahmenbedingungen ins- Bildung (Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, besondere bezüglich der Anrechenbarkeit von Kompetenzen im Zuge Vertreter der Weiterbildungspraxis sowie Bildungsnachfrager) und die der Offenen Hochschule sollte hierbei im Fokus stehen. Sensibilisierung der Unternehmen für das Thema Lebenslanges Ler- nen. 18 Hochschulen als Weiterbildungsanbieter
Sie können auch lesen