Fit für den Wissenswettbewerb - Wissensmanagement in KMU erfolgreich einführen
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Impressum Herausgeber Das Bundesministerium für Wirtschaft und Bundesministerium für Wirtschaft Technologie ist mit dem audit berufundfamilie® und Technologie (BMWi) für seine familienfreundliche Personalpolitik Öffentlichkeitsarbeit ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von 11019 Berlin der berufundfamilie gGmbH, einer Initiative der www.bmwi.de Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, verliehen. Stand November 2013 Gestaltung und Produktion PRpetuum GmbH, München Autor Ronald Orth Competence Center Wissensmanagement Bereich Unternehmensmanagement Fraunhofer Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik (IPK), Berlin Diese und weitere Broschüren erhalten Sie bei: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Diese Broschüre ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit des Referat Öffentlichkeitsarbeit Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie. E-Mail: publikationen@bundesregierung.de Sie wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum www.bmwi.de Verkauf bestimmt. Nicht zulässig ist die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informationsständen Zentraler Bestellservice: der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Telefon: 030 182722721 Aufkleben von Informationen oder Werbemitteln. Bestellfax: 030 18102722721
Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2. Ziel und Aufbau des Leitfadens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 3. Gestaltungsfelder des Wissensmanagements . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 4. Vorgehen zur Einführung von Wissensmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 4.1 Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 4.2 Schritt 1: Initiieren eines WM-Projektes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 4.3 Schritt 2: Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 4.4 Schritt 3: Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 4.5 Schritt 4: Implementierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 4.6 Schritt 5: Evaluierung und Nachhaltigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 5. Fit-Werkzeuge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 5.1 Arbeitshilfen / Werkzeuge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 5.2 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 5.3 Weblinks und Portale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 6. Fit für den Wissenswettbewerb – die Projekte der Initiative im Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 7. Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
4 1. Einleitung Wissen ist ein entscheidender Standortfaktor für Das „Managen“ von Wissen stellt kein grundsätzlich Deutschland. Der systematische und effektive Umgang neues Thema dar. Schon immer haben Unternehmen mit der Ressource Wissen ist allerdings für viele Unter- den Umgang mit Wissen mehr oder weniger bewusst nehmen längst noch keine Selbstverständlichkeit. Das gestaltet, ohne dass dieses unter dem Begriff „Wissens- Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie management“ zusammengefasst wurde. Wichtig ist, (BMWi) hat daher bereits im Jahr 2002 die Initiative dass die eingeführten Maßnahmen dazu beitragen, „Fit für den Wissenswettbewerb“ gestartet, um ins konkrete Probleme im Unternehmen zu lösen, um besondere kleine und mittelständische Unternehmen damit die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Wissens- (KMU) auf ihrem Weg in die Wissensgesellschaft zu management ist folglich nie Selbstzweck, sondern unterstützen. immer nur Mittel zum Zweck. Im Rahmen der Initiative wurden erprobte Konzepte Für KMU geht es heute gerade darum, an diesen Erfah- und Methoden zum Wissensmanagement (WM) in die rungen anzusetzen, die vorhanden Potenziale vor dem KMU-Praxis überführt. Angesichts knapper personeller Hintergrund der Unternehmensziele zu identifizieren und zeitlicher Kapazitäten ging es dabei insbesondere und systematisch weiter zu entwickeln. Die zentrale um Konzepte, die sich mit konkreten Herausforderun- Fragen lauten: Welche Ziele will ich mit meinen Wis- gen der Unternehmen beschäftigten und pragmatische sensmanagementaktivitäten erreichen? Welche Prob- Lösungen anbieten. Ziel war es, die Anwendung von leme sollen gelöst werden? Welche Methoden und Ver- Wissensmanagement in KMU zu begleiten und zu eta- fahren können zur Problemlösung beitragen? blieren und somit die Unternehmen ‚fit‘ für die Her- ausforderungen des Wissenswettbewerbs zu machen. Einen „Königsweg“ zum Wissensmanagement gibt es Die Erfahrungen aus den vielen geförderten Wissens- nicht. Dieser Leitfaden dient als Orientierungshilfe und management-Aktivitäten sind in diesen Leitfaden ein- liefert Ihnen das nötige Wissen und Handlungsemp- geflossen. fehlungen für die Gestaltung in Ihrem Unternehmen. Wissensmanagement in KMU „Als ich anfing, mich mit dem Thema zu beschäfti- gen, wurde hauptsächlich in Hardware wie Fabriken Der Dreh- und Angelpunkt wirtschaftlichen Erfolgs ist und Maschinen investiert. Heute legen Unterneh- die Wertschöpfungskette. Entlang dieser werden geeig- men einen viel größeren Wert auf Kunden, IT-Sys- nete Verfahren und Werkzeuge benötigt, die helfen teme, Forschung und Entwicklung, Ausbildung und Wissen in Nutzen umzuwandeln. Beim Wissensmanage Kompetenzentwicklung. Die Buchhaltung spiegelt ment geht es darum, das Wissen in den Köpfen der diese Faktoren aber nicht wider. Wir müssen diese Mitarbeiter und im Betrieb insgesamt zu erschließen. Vorstellung erweitern, um zu verstehen, wie die Demnach müssen neben technischen Grundlagen Zukunft erfolgreich gestaltet werden kann.“ auch die Mitarbeiter und die Unternehmensorgani Prof. Leif Edvinsson, Wissensmanagement-Pionier sation in die Betrachtung einbezogen werden. Dies gelingt in der Regel durch die Kombination von tech- nischen Hilfsmitteln wie Vorlagen, Intranet, Wikis u. ä. mit mitarbeiterorientierten Maßnahmen wie Partizi- pation, Anreizen und Qualifizierung.
1. Einleitung 5 Wissensmanagement in der Praxis: Status quo und geplante Maßnahmen im deutschen Mittelstand Die aktuelle Studie „Wettbewerbsfaktor Wissensmanagement” zeigt: Das Thema Wissensmanagement steht auf der Agenda von KMU. Dabei wird deutlich, dass z.B. der Internetzugriff am Arbeitsplatz oder die Nutzung eines internen Informationssystems in den meisten Unternehmen heute zum Alltag gehört. Den größten Nachhol- bedarf sehen die Mittelständler insbesondere darin, Maßnahmen zu ergreifen, um strategische Wissensdefizite zu identifizieren. Auch das Lernen aus (abgeschlossenen) Projekten, die kontinuierliche Weiterbildung und ein systematisches Ideenmanagement sollen zukünftig ausgebaut werden. Darüber hinaus wird der Erfahrungs- transfer und der gezielte Einsatz von ‚Best Practices‘ und Benchmarking als wichtig erachtet, um von anderen Unternehmen zu lernen. 100 „Trifft voll & ganz zu“ 90 80 16 % haben Maßnahmen um strategische Wissensdefizite zu ermitteln 40 % beabsichtigen derartige Maßnahmen einzuführen 70 60 50 40 30 20 10 0 Erkennung strateg. Entwicklungs- Practice/Benchmarking/ Dokumentation Erfahr/ Wissensdefizite Lernen aus Projekten Kontinuierliche Weiterbildung Umsetzung neue Ideen/KVP Erfahrungen weitergeben andere UN Wissen bewahren partnerschaften Experten Yellow Pages Internes Infosystem Kompetenzen Uni Kooperation Vernetzung v. Experten MA. Internetzugriff am AP WM Maßnahmen: Ist 2010 WM Maßnahmen: Ausbauen 2010 n = 1.209 Quelle: Pawlowsky et al., TU Chemnitz 1
6 2. Ziel und Aufbau des Leitfadens Ziel des Leitfadens ist es, Entscheidern und Projektver- Hierzu zählen insbesondere praxisbewährte Verfahren antwortlichen in KMU bewährte Herangehensweisen zur Selbstdiagnose und umfangreiche Lösungssamm- und Methoden zur Einführung von Wissensmanage- lungen mit Anwendungsbeispielen. Eine Übersicht zu ment aufzuzeigen. Es wird dargestellt, wie Sie mit ausgewählten Werkzeugen finden Sie im fünften Kapi- überschaubaren Mitteln und Budget, Ihren Geschäfts- tel des Leitfadens. erfolg durch die systematische Nutzung von Wissen und Erfahrungen optimieren können. Ergänzt wird Ein Anhang (Kapitel 6) liefert Ihnen einen Überblick dieser Leitfaden durch ein Onlineangebot. Einige Er über Literaturhinweise, weiterführende Informatio- gebnisse aus der Initiative „FIT für den Wissenswettbe- nen und zusätzliches Material, das Sie für tieferge- werb“ stehen Ihnen unter www.mittelstand-digital.de hende Recherche nutzen können. zur Verfügung. Um die im Text dargestellten Konzepte und Beispiele Die zentralen Rahmenbedingungen von Wissens schneller zugänglich zu machen werden an den ent- management werden in Kapitel drei näher beleuchtet, sprechenden Stellen Tipps, Beispiele und (Online)An und es wird ein generelles Verständnis vermittelt, was gebote im Text besonders hervorgehoben. Wissensmanagement leisten kann. Hierzu werden die wichtigsten Voraussetzungen aufgezeigt, die für die Einführung und Anwendung von Wissensmanagement Infos und Tipps: Hinweis auf beson- ders wichtige Erfahrungen, die bei der in Ihrem Unternehmen von Bedeutung sind. Einführung von Wissensmanagement berücksichtigt werden sollten. Im vierten Kapitel erfahren Sie, wie Sie Schritt für Meilensteine am Ende der jeweiligen Schritt Wissensmanagement einführen können, um Phase der WM-Einführung, die Sie Ihre Unternehmensabläufe zu optimieren. Dabei wird zugleich als Checkliste nutzen können aufgezeigt, welche Erfolgsfaktoren und welche Stolper- („Haben wir an alles gedacht?“) steine Sie beachten sollten. So können Sie ein für Ihr „Fit für den Wissenswettbewerb“ – Unternehmen maßgeschneidertes Wissensmanage- die in den Projekten entstanden ment-Konzept entwickeln. Instrumente, Lösungen und Praxis- beispiele zur Einführung von Wissens management werden durch das Für die Einführung von Wissensmanagement wurden „Fit-Logo“ gekennzeichnet. im Rahmen der Initiative „Fit für den Wissenswettbe- werb“ zahlreiche Tools und Arbeitshilfen entwickelt.
7 3. Gestaltungsfelder des Wissensmanagements Ein systematischer Umgang mit der Ressource Wissen Wissensmanagement bewegt sich in den Gestaltungs- wird immer mehr zu einem entscheidendem Faktor dimensionen Mensch, Organisation und Technik. Dies bei der Sicherung der Leistungsfähigkeit von Unter- bedeutet, dass Wissensmanagement Veränderungen im nehmen. Allerdings sind bei der Gestaltung eines gesamten Unternehmen mit sich bringt. Für den betrieblichen Wissensmanagements einige Barrieren Erfolg von Wissensmanagement müssen alle drei und Stolpersteine zu beachten. Dimensionen zusammenwirken.4 Explizites und implizites Wissen Unter explizitem Wissen wird jenes Wissen verstanden, welches in artikulierter, transferierbarer und archivier- barer Form vorliegt. Hierzu zählen beispielsweise Konstruktionspläne, Datenbanken oder Berichte und Tabellen. Implizites Wissen hingegen stellt den Teil des Wissens eines Individuums dar, den es sich im Laufe seiner Ent- wicklung durch Erfahrungen angeeignet hat. Dieser Teil des Wissens ist dem Individuum häufig nicht bewusst präsent und lässt sich – wenn überhaupt – nur recht mühsam in Worte fassen. Dies hat zur Folge, dass sich im- plizites Wissen nicht ohne weiteres übertragen lässt.2, 3 „Explizites Wissen“ – kann kommuniziert und dokumentiert werden Explizites Wissen „Implizites Wissen“ – kann nicht einfach sprachlich ausgedrückt Implizites Wissen werden, z. B. das handwerkliche Fingerspitzengefühl oder das Taktgefühl in der sozialen kommunikation tragen. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass WM Zu Beginn ihres Projektes sollten Sie sich mit den drei Gestaltungsfeldern auseinandersetzen. umso leichter umgesetzt werden kann, je offener und Sie runden somit nicht nur ihr Verständnis von kooperativer es in einem Unternehmen zugeht und je Wissensmanagement ab, sondern können auch mehr Lernbereitschaft und Neugierde bei den Mitar- den Status quo des WM in Ihrem Unternehmen bestimmen. Geeignete Instrumente zur Diagno- beitern vorhanden ist. Wichtig ist es daher, insbeson- se finden Sie im Kapitel 4.3 des Leitfadens. dere im Rahmen des Einführungsprozesses den Nutzen von Wissensmanagement aufzuzeigen. Erfolgsfaktor Mensch Die folgenden Fragestellungen helfen Ihnen bei der Die Mitarbeiter und Führungskräfte eines Unterneh- ersten Betrachtung der Dimension „Mensch“ mens sind Träger von Wissen, Erfahrungen und Kom- petenzen. Sie stellen die Erfolgsfaktoren des Unter →→ Welches Wissen und welche Fähigkeiten unter nehmens dar. Mitarbeiter müssen daher gewonnen stützen die Mitarbeiter bei Ihrer täglichen Arbeit? werden, das Wissensmanagementvorhaben mit zu
8 3. Gestaltungsfelder des Wissensmanagements Das 3-Ebenen-Modell (Mensch, Organisation, Technik) liefert ein einfaches Verständnis zur Gestaltung von Wissensmanagement. Es bietet Ihnen eine Orientierungshilfe und somit auch eine „gemeinsame Sprache“ für die interne Kommunikation des Themas. Wissen ist meist an Personen gebunden. Somit stehen vor allem die Mitarbeiter und ihre Aufgaben im Mittel- punkt von Wissensmanagement. Um den Umgang mit Wissen zu verbessern, sind die richtigen Lösungen auszuwählen. Dabei müssen auch die Unternehmensziele, die Unternehmensprozesse sowie die technische Infrastruktur berücksichtigt werden. Menschen als Wissensträger Communities zum Austausch von Erfahrungen und Wissen Prozess als Verteilendes Fach- Anwendungsfeld von Wissen Wissensportale zur Synchronisation von WM-Aktivitäten in den Prozessen Informationstechnik als Werkzeug der Wissensbasis Quelle: Fraunhofer IPK →→ Wie werden die Mitarbeiter und Führungskräfte chen. Zentral für ein erfolgreiches Wissensmanage- motiviert ihr Wissen zu teilen? ment ist daher eine klare Zieldefinition: Welche Ziele wollen wir mit der Einführung von Wissensmanage- →→ Welche Qualifikation haben die Mitarbeiter in ment in unserem Unternehmen erreichen? Welche der Informations-/Medienkompetenz? konkreten Probleme unseres Unternehmens können wir dadurch lösen? →→ Gibt es im Unternehmen Maßnahmen, diese Qualifikationen systematisch zu entwickeln? Dabei ist davon auszugehen, dass es in jedem Unter- nehmen bereits bewährte Formen des Wissensaustau- sches gibt. Ohne solche Strukturen und Verfahren wäre Erfolgsfaktor Organisation kein Unternehmen überlebensfähig. Ob bewusst oder unbewusst, jedes Unternehmen hat bereits eine beste- Neben den Menschen als eine wichtige Wissensressource hende Praxis des Managements von Wissen, die in den im Unternehmen ist die angemessene Einbettung des unterschiedlichen Unternehmensbereichen verankert Wissensmanagements in bestehende organisatorische ist. Im Gestaltungsfeld „Organisation“ gilt es hier anzu- Strukturen und Abläufe ein wichtiger Erfolgsfaktor. setzen und die bestehenden Verfahren und Methoden Eine effiziente Organisation der Wissensprozesse soll auf ihre Funktions- und Zukunftsfähigkeit hin zu dazu beitragen, die Ziele des Unternehmens zu errei- überprüfen.
3. Gestaltungsfelder des Wissensmanagements 9 Folgende Fragen können Ihnen dabei helfen: Unabhängig davon, welches System sich im konkreten Fall als geeignet erweist, können im Gestaltungsfeld →→ Welche Unternehmensziele werden von der „Technik“ die folgenden Fragen hilfreich sein: Wissensarbeit flankiert? →→ Welche Hilfsmittel sind derzeit im Einsatz bzw. →→ Welches Selbstverständnis existiert im Unter welche Anschaffungen sind geplant? nehmen bezüglich des Wissens? →→ Wo liegen die Schwachstellen von unseren →→ Welche Methoden wurden bisher ergriffen, um aktuellen technischen Lösungen? den Umgang mit Wissen zu verbessern und das Know-how im Unternehmen zu sichern? →→ Welche technischen Kommunikationswege werden im Unternehmen genutzt? →→ Verfügen wir über Beschreibungen der Strukturen und Abläufe unserer Organisation an denen wir →→ Welche Mitarbeiter haben Zugang zu welchen anknüpfen können? Kommunikationswegen und IT-Anwendungen? Erfolgsfaktor Technik In vielen Beispielen aus der Fit-Initiative hat es sich gezeigt, dass im Gestaltungsfeld „Technik“ auf bereits im Unternehmen vorhandene Systeme Die Informationstechnik bietet zahlreiche Lösungen sinnvoll aufgesetzt werden konnte. an, die ein wirksames Wissensmanagement unterstüt- zen. Hierzu zählt z. B. ein gut funktionierendes Intranet oder andere IT-Anwendungen, die Kommunikation und Kooperation erleichtern sowie den bedarfsgerechten „Aufgrund des starken Wachstums unseres Unter- Zugriff auf Informationen ermöglichen. In Abhängig- nehmens in den vergangenen Jahren standen wir keit der zur bewältigenden Aufgabe reicht das Spektrum vor der Herausforderung, die stetig wachsenden von Erweiterungen bestehender Standardanwendungen Wissensbestände zu beherrschen und einem mög- (z. B. Office-Systeme) bis hin zu vollständigen Wissens- lichst großen Mitarbeiterkreis verfügbar zu machen. management-Plattformen, die als eigenständige Kom- Verbesserungspotenziale gab es vor allem in der plettlösung konzipiert sind. Allen technischen Systemen redundanten Datenhaltung aufgrund einer Vielzahl ist dabei gemein, dass sie nur unterstützend wirken. an gewachsenen IT-Systemen.“ Der IT-Einsatz muss sich an bestehenden Unternehmens Patrick Ulmer, Leiter Qualitätsmanagement, J. Schmalz GmbH abläufen orientieren und an diese angepasst werden. Mögliche Barrieren im Wissensmanagement: Quelle: Fraunhofer-Wissensmanagement Community5
10 4. Vorgehen zur Einführung von Wissensmanagement 4.1 Überblick Der Schlüssel zum Erfolg ist ein von Beginn an geplan- Für den Erfolg des ganzen Einführungsprozess gilt fer- tes, enges Zusammenspiel der Faktoren Mensch, Technik ner, dass Maßnahmen eines systematischen Change und Organisation. Um diese Gesichtspunkte gleicher- Managements, d.h. der bewussten Gestaltung von Ver- maßen im Blick zu behalten, bedarf es einer Vorgehens änderungsprozessen im Unternehmen, die Akzeptanz weise, die auch die Knappheit an Ressourcen und von Wissensmanagement begünstigen. Daher sollten Spielräumen von KMU berücksichtigt. von Beginn an alle relevanten „Stakeholder“ (Anspruchs gruppen im Unternehmen) identifiziert und in die In diesem Kapitel wird eine Vorgehensweise zur Ein- Diskussion einbezogen werden. Ziel ist es, die für die führung von Wissensmanagement im Unternehmen Veränderungen notwendige Offenheit zu erzeugen, beschrieben. Diese orientiert sich am sog. CEN-Modell Vertrauen aufzubauen und die unterschiedlichen (s. Box) und gliedert sich in fünf Phasen. Entsprechend Erwartungen aufeinander abzustimmen. Die Gestal- dieser Vorgehensweise wird empfohlen, Wissensma- tung der internen Kommunikation trägt daher maß- nagement zunächst Schritt für Schritt in kleineren geblich zum Gesamterfolg Ihres WM-Projektes bei. Projekten umzusetzen. Tabelle 1 beschreibt die Inhalte der einzelnen Phasen überblicksartig. Jeder Schritt ent- hält Beispiele, bewährte Vorgehensweisen und hilfreiche Abbildung 3.1: Projektmanagement-Schema für die Werkzeuge, die im Rahmen der Initiative „Fit für den WM-Implementierung Wissenswettbewerb“ entwickelt und eingesetzt wurden t und die bei der Einführung von WM in KMU hilfreich en gem sein können. a na geM an Ch Phase E Phase A Meilensteine Evaluierung/ Initiieren eines Europäischer Standard: Initiiert durch das „Euro- Nachhaltigkeit WM Projekts päische Komitee für Normung“ (CEN: Comité Européen de Normalisation) hat eine internatio- Meil e nale Expertengruppe aus der Unternehmenspraxis en stein en stein e Meil und Wissenschaft gemeinsam ein Vorgehens modell zur Einführung von Wissensmanagement Phase D Phase B in KMU entwickelt.6 Implementierung Analyse ne Me tei ile ns ns ile tei Me ne Anhand von Meilensteinen sollten Sie den Erfolg jeder Phase C einzelnen Phase reflektieren. Die Kreislaufdarstellung Entwicklung verdeutlicht den kontinuierlichen Verbesserungsprozess, der Ihre gesamten Wissensmanagementaktivitäten begleiten sollte. Obwohl man für diese Phasen eine natürliche Abfolge vorsehen kann, sind sie in der Quelle: CEN Praxis eng miteinander verzahnt. Phase 1: Initiieren eines WM-Projekts In dieser Phase klären Sie die Ziele des Vorhabens und stellen das Projektteam zusammen. Durch den Einsatz geeigneter Diagnoseinstrumente ermitteln Sie Stärken und Schwächen im Phase 2: Analyse Umgang mit Wissen in Ihrem Unternehmen. Sie definieren Anforderungen, beurteilen die Machbarkeit ausgewählter WM-Lösungen für Phase 3: Entwicklung Ihr Unternehmen und planen deren Einführung. In dieser Phase implementieren Sie ausgewählte WM-Lösung in Ihrem Unternehmen und Phase 4: Implementierung führen, falls erforderlich, begleitende Trainings der Anwender durch. In dieser Phase werten Sie das Projekt sorgfältig aus und planen Maßnahmen zur weiteren Phase 5: Evaluierung/Nachhaltigkeit Verankerung von Wissensmanagement in Ihrem Unternehmen.
11 „Zuerst die Analyse, anschließend die Priorisierung 4.2 Schritt 1: Initiieren eines WM-Projektes von Themen und dann erst loslegen. Eigentlich ziemlich einfach und auf viele andere geschäftliche Die Definition einer Zielstellung ist ein erster wichtiger Bereiche übertragbar. Ich kann dieses Vorgehen nur Schritt auf dem Weg zu einer erfolgreichen WM-Imple weiter empfehlen.“ mentierung. Sie sollten daher zu Beginn (mindestens) die folgenden Fragen beantworten: Warum ist Wissens Sven Wartenberg, Projektmanager Würth Elektronik ICS GmbH management wichtig für unser Unternehmen und für unsere Wettbewerbsfähigkeit? Was wollen wir durch Wissensmanagement langfristig erreichen? Zur Beant- wortung dieser Fragen kann es hilfreich sein, an einem oder mehreren offensichtlichen Problemen anzusetzen und diese als Aufhänger für Ihr WM-Projekt zu nutzen. DiWis-Praxisprobleme: Wie gut ist Ihr Unternehmen in Bezug auf den Umgang mit Wissen? Treffen eines oder mehrere der folgenden Praxisprobleme im Umgang mit Wissen auf ihr Unternehmen zu? Welche dieser Heraus- forderungen haben Sie bereits gemeistert? Das Projekt DiWis hat sechs Praxisprobleme im Umgang mit Wissen herausgearbeitet. Diese können Ihnen bei der Erschließung der zentralen Fragen und Ziele Ihres Wissensmanage ment-Projektes helfen.7 Mehr Informationen erhalten Sie unter www.diwis.net Ziele konkretisieren: In- und Out-Liste Neben der Festlegung der Ziele, „Was wollen wir mit WM bzw. dem WM-Projekt erreichen“, hat es sich bewährt auch zu klären, was nicht Gegenstand des Projektes sein soll. Neben den Projektzielen (In-Liste) werden in der Out-Liste bestimmte Ziele explizit ausgeschlossen. Hierdurch kann unrealistischen Erwartungen oder auch dem Verdacht verdeckter Ziele begegnet werden. Beispiel: „Es ist nicht Ziel des Projektes bzw. von Wissensmanagement Mitarbeiter als Wissensträger ersetzbar zu machen“ (DIN SPEC).8
12 4. Vorgehen zur Einführung von Wissensmanagement WIM-Steps ist ein „vierstufiges Werkzeug zur Unterstützung der Einführung von Wissensmanagement“, das an der TU Dresden entwickelt wurde. Ein Fragebogen liefert Einstiegsinformationen über das Wissensmanage- ment im Unternehmen. Im Anschluss werden im Vorgespräch gemeinsam mit der Geschäftsführung des Unternehmens die Wissensziele und Wissensträger identifiziert. Das Spektrum wird durch ein Analysework- shop und ein Strategiegespräch abgerundet, in dem Handlungssätze zum Wissensmanagement des Unternehmens festgelegt werden.9 Neben der Zielklärung besteht ein weiterer wichtiger Unternehmen sollten von Beginn an einen Projekt Schritt der Initiierungsphase darin, ein Projektteam verantwortlichen bestimmen. So können Maßnah zusammenzustellen und Verantwortlichkeiten zu men leichter umgesetzt werden, die erst während klären. Damit die Teammitglieder den Zeitaufwand des Projektes beschlossen werden. Ein Ansprech- partner für die Mitarbeiter ist ein wichtiger Mitt- für das Projekt abschätzen können, sollte ein Zeitplan ler während des Projekts. Er kann sowohl über erstellt werden. Im Team sollten sowohl fachliche die Ziele als auch über den aktuellen Stand infor- Experten, als auch Personen mit einem gewissen Ein- mieren. fluss im Unternehmen vertreten sein. Führungskräfte oder kompetente Vertreter aus dem Management in das Team einzubinden gewährleistet, dass der Draht Die Erfahrung zeigt, dass die erfolgreiche Einführung zur Unternehmensführung stimmt und somit letztlich von Wissensmanagement davon abhängig ist, ob Sie auch Änderungen bewirkt werden können. einen konkreten Schwerpunkt setzen, wo Sie Wissens- management einführen wollen. Deshalb ist es sinnvoll, zunächst einen Pilotbereich in Ihrem Unternehmen Aus meiner Sicht sollten insbesondere die Mitarbei- auszuwählen, in dem WM besonders erfolgreich oder ter im Unternehmen ausgewählt werden, die Inno- gut demonstriert werden kann. Als Pilotbereich kommt vationen grundsätzlich positiv gegenüberstehen beispielsweise eine Abteilung, ein spezielles Aufgaben- und ein IT-System oder eine Wissensmanagement- gebiet oder ein abgrenzbarer Geschäftsprozess in Frage. initiative angemessen kritisch bewerten können. Jan Henrik Dornberg, FIR e. V. an der RWTH Aachen, Die Auswahl eines geeigneten Pilotprozesses ist Projektleiter WivU-Transfer enorm wichtig für die Motivation der beteiligten Mitarbeiter. Die Vorteile müssen im Verlauf des Pilotprozesses deutlich erkennbar werden, sonst ist Es war wichtig ein geeignetes Projektteam zu die Bereitschaft, Zeit in dieses Projekt zu investieren, bestimmen, um im späteren Verlauf eine gute und sehr gering. tragfähige Akzeptanz bei den Mitarbeitern zu erzeu- Christoph B. Gellenbeck, CLK GmbH gen. Insbesondere die Einbindung der Leitungs- Bildverarbeitung & Robotik ebene in das Projektteam war hierbei für die ener- gieGUT erfolgskritisch, da dies die Relevanz des Themas unterstreicht und wichtige Entscheidungen direkt und schneller getroffen werden konnten Jeanette Rietmann, energieGUT GmbH (aus WivU-Transfer)
4. Vorgehen zur Einführung von Wissensmanagement 13 Prozessorientiertes Wissensmanagement Wissensmanagement-Lösungen sollten eng mit den Arbeits- und Unternehmensprozessen verzahnt werden. Hierdurch soll vermieden werden, dass Wissensmanagement ein von der eigentlichen Arbeit unabhängiges Dasein fristet, weil es dann eher als zusätzliche Last anstatt als Unterstützung empfunden wird. Mehrere Projekte aus der Fit-Initiative folgen einem solchen Ansatz des „prozessorientierten Wissensmanage- ments“ und bieten hierzu entsprechende Werkzeuge an.10 Exemplarischer Prozesssteckbrief: Serviceprozess eines mittelständischen Maschinenbau-Unternehmens Input / Lieferanten Serviceprozess Output Kunden/ Kundenauftrag Kurzbeschreibung des Prozesses z. B. Anlagen- (z. B. Wartung) D Montage und Inbetriebnahme von führer beim Maschinen und Anlagen Kunden geschult versandfertige D Schulung des Bedienpersonals Maschine Gewartete D Reparatur und Wartung und Ersatzteile Maschine D Reklamationsmanagement D Ersatzteilgeschäft Wissensperspektive Die wichtigsten Wissensdomänen im Prozess Wissen über Produkte, Wissen über Kunden, Fachwissen Personelle Wissensträger Materielle Wissensträger Intern: Serviceleiter (Prozessverantwortlicher), Service - Lotus Notes (Kundendatenbank), ERP-System, Fileserver, techniker (18 MA), Sachbearbeiter Innendienst (4 MA), Konstruktionszeichnungen (Papier und elektronisch), Stück Kollegen aus benachbarten Abteilungen: Konstruktion listen, Maschinenhandbücher, Schulungsunterlagen, Fracht - (Ersatzteile), Reklamationen (Fertigung) papiere, Wartungsprotokolle, Montage-/Kundenberichte - Extern: Kunde, Partner/Subunternehmer vor Ort www.wipro-forum.de11 www.wivu-transfer.de12 www.prowis.net13 Darüber hinaus ist es bereits in der Initialisierungs- Erfolgsfaktoren der Initialisierungsphase phase wichtig, mit der internen Kommunikation zu starten. Überlegen Sie, wann und wie Sie Ihren Kolle- gen Informationen zum Projekt weitergeben. Achten Erfolgsfaktoren in dieser Phase, aus Sicht der Sie ferner darauf, wen Sie als Unterstützer in die wei- Projektleiter: tere Planung einbeziehen können. →→ Orientierung an Strategie und Unternehmens zielen Meilensteine Phase 1: →→ Konkreter Bezug zu den Geschäftszielen des Unternehmens Folgende Ergebnisse sollten Sie mit Abschluss der Phase 1 erreicht haben: →→ An bereits bestehende und im Unternehmen →→ Die Ziele des WM-Vorhabens sind geklärt. etablierte Managementinstrumente andocken →→ Der Projektleiter ist festgelegt und das (z. B. Qualitätsmanagement) Projektteam ist zusammengestellt →→ Ein Pilotbereich ist ausgewählt und ein Projektplan ist aufgestellt →→ Klare Zielvorstellung und Prioritäten setzen →→ Die Kollegen sind über das Vorhaben informiert („internes Projektmarketing“) →→ Offenheit und Support der Unternehmens leitung →→ Ressourcen für das Vorhaben einplanen und bereitstellen
14 4. Vorgehen zur Einführung von Wissensmanagement →→ Nutzen (durch Beispiele) verdeutlichen und Stärken und Schwächen im Umgang mit Wissen kön- kommunizieren nen Sie durch unterschiedliche Diagnoseinstrumente aufdecken. Die Fit-Initiative stellt verschiedene Instru- →→ Runden Tisch einrichten mente zur Verfügung, die Sie zur Ermittlung des Status quo in Ihrem Unternehmen nutzen können. Für die →→ Problembewusstsein vorhanden Bestandsaufnahme haben sich in der Praxis insbesondere („Aufhänger“ finden“) Workshop-basierte Verfahren und Mitarbeiterbefra- gungen bewährt (BOX). Durch den Einsatz der Analyse- →→ Einbindung der Mitarbeiter verfahren ergeben sich oftmals erste Verbesserungs- ideen für das Wissensmanagement im Unternehmen. →→ Lösung nicht bereits am Anfang vorwegnehmen →→ Transparenz über den Einführungsprozess „Die Analysephase wurde in zwei Stufen vollzogen: herstellen Zu Beginn erfolgte eine Online-Mitarbeiterbefra- gung und im zweiten Schritt haben wir Workshops durchgeführt. Dank der professionellen Unterstüt- zung und der kontinuierlichen Begleitung durch 4.3 Schritt 2: Analyse einen externen Moderator wurden die priorisierten Handlungsfelder abgeschlossen und ein solider In dieser Phase stellen Sie Ihren gegenwärtigen Status Grundstein für die weitere Entwicklung unseres des Wissensmanagements in Ihrem Unternehmen fest. Wissensmanagements gelegt.“ Jedes Unternehmen hat bereits Vorgehensweisen etab- Falk Zeuner, Geschäftsführer Terrawatt Planungsgesellschaft mbH. liert, wie es mit vorhandenem Wissen umgeht. Viele dieser Verfahren haben sich dabei in der Unternehmens praxis bewährt. Hier gilt es anzusetzen und bestehende Methoden und Prozeduren auf ihre Zukunftsfähigkeit hin zu überprüfen. Methoden der Wissensanalyse Durch den Einsatz von Diagnoseverfahren lassen sich beispielsweise folgende Fragen beantworten: →→ Welches Wissen wird derzeit, in welchen Arbeitsschritten erzeugt oder angewendet bzw. welches Wissen wird zukünftig gebraucht werden? →→ Welche Methoden und Werkzeuge zur Unterstützung des Wissensmanagement nutzt das Unternehmen bereits? →→ Müssen diese Werkzeuge angepasst oder weiterentwickelt werden, um Wissensmanagement zu unterstützen? Den WM-Fitness-Check können Sie als Einzelbewertung oder als Mitarbeiterbefragung durchführen. Das Ergebnis dieser quantitativen Bewertung liefert Ihnen einen Überblick zum Status quo des Wissensmanagements im Unternehmen.14
4. Vorgehen zur Einführung von Wissensmanagement 15 1. Geschäftsprozess, 2. Kernaktivitäten des 2.3: Wissen verteilen Wissensdomäne und Wissensmanagements Wissensträger Welche Methoden,, Instrumente und Hilfsmittel nutzen Sie für die Wissensverteilung? g Die GPO-WM-Analyse führen Sie als Workshop durch, um zu erfahren, in welchen zentralen Reiseberichte der Servicetechniker, Montage- und Abnahmeprotokolle, Reklamationen, E-Mails (Lotus Notes), Telefonate, Besprechungen (vor und nach dem Einsatz; meist informell), Technische Dokumentationen, ERP-System, Fileserver, Fehlerhandbuch Negativ: Wissensgebieten des Unternehmens Verbesserungsbedarf besteht. Im Ergebnis liegt eine qualitative Bewertung zum Umgang mit Wissen in ausgewählten Geschäftsprozessen vor.15 – kein einheitlicher E-Mailverteiler zum Versenden der Berichte – keine Vorlage für Reiseberichte; Inhalte und Qualität variieren stark 4 verteilen – wichtige Informationen und Aufgaben gehen im Tagesgeschäft unter Positiv: – informelle Kommunikation mit anderen Kollegen in der Kaffeepause 3 verteilen funktioniert gut; ist aber eher zufällig (keine Systematik) Verbesserungsvorschläge: 1 verteilen – einheitliche Vorlagen für Reiseberichte erstellen (inkl. Textbausteinen und Fehlercodes; ggf. mehrsprachig für autom. Erstellung Abnahmeprotokoll) – Fehlerhandbuch regelmäßig aktualisieren Bewertungsskala: Kein Handlungsbedarf, mittlerer Handlungsbedarf, hoher Handlungsbedarf Geschäftsprozess: Serviceprozess Wissensdomäne: Wissen über Kunden Die Methode der fragengestützten Informationsflussanalyse stellt ein praktikables und effizientes Instrument zur Diagnose und Verbesserung der vorhandenen Interaktionsstrukturen in Unterneh- men dar. Das IPS-AI-Tool ermöglicht die Analyse eines gesamten Produktdurchlaufs durch das Unternehmen.16 Weitere Informationen finden Sie unter www.mittelstand-digital.de Ein weiterer wichtiger Teil der Analysephase ist die Erfolgsfaktoren der Analysephase Ergebnisrückmeldung aus der Status quo Ermittlung an die Beteiligten. Den identifizierten Verbesserungs- bedarf sollten Sie möglichst zeitnah an die Mitarbeiter Erfolgsfaktoren in dieser Phase, aus Sicht der im Unternehmen zurückmelden. Hierfür bieten sich Projektleiter: beispielsweise interne Rundschreiben oder formelle Treffen an, bei denen dann auch Rückfragen gezielt →→ Systematisches Vorgehen in der Analyse beantwortet werden können. (methodengestützt) →→ Genügend Zeit und Ressourcen einplanen Meilensteine Phase 2: →→ Einbindung aller relevanten Ebenen Folgende Ergebnisse sollten Sie am Ende der Phase →→ Interessenskonflikte und „Fraktionsbildung“ erreicht haben: vermeiden →→ Ein geeignetes WM- Analyseinstrument ist ausgewählt. →→ Die Diagnose wurde durchgeführt: Handlungs →→ Neutrale Prozessbegleitung (externe Moderation) felder und ‚Gute Praktiken‘ im WM wurden identifiziert. →→ Die bisherigen Ergebnisse wurden gegenüber →→ Transparenz: Ergebnisse schnell zurückspiegeln den Mitarbeitern erläutert. →→ Projektmarketing betreiben →→ Wissensbarrieren abbauen
16 4. Vorgehen zur Einführung von Wissensmanagement Die Einbeziehung der Mitarbeiter in die Analyse hat In diesem Zusammenhang kann zwischen zwei ideal sich als sehr sinnvoll herausgestellt. Interessant und typischen WM-Strategien unterschieden werden: erfreulich zugleich war insbesondere die Erkenntnis, Personalisierungsstrategien zielen auf eine Verbes- dass im Unternehmen weitaus weniger Barrieren serung des Wissensaustausches zwischen Personen vorhanden waren als ursprünglich erwartet. Die ab. Dokumentationsstrategien hingegen fokussieren Annahme, dass Mitarbeiter ihr Wissen vornehmlich auf die Kodifizierung bzw. Verschriftlichung von als ihr „persönliches Eigentum“ ansehen, hat sich als explizitem Wissen. Ziel ist es, durch den Einsatz von vollkommen falsch ergeben. Vielmehr war es so, IT-Anwendungen die strukturierte Speicherung dass bei allen Mitarbeitern die Bereitschaft zum und Verteilung von Informationen zu gewährleis- Austausch von Wissen besteht. ten. Die Erfahrung zeigt, dass die ausgewogene Kombination der Strategien die besten Ergebnisse Christian Decker, Geschäftsführer Klöckner DESMA Schuh erzielt.18 maschinen GmbH 4.4 Schritt 3: Entwicklung Sie haben mit dem Projektteam und Ihren Mitarbeitern in der Analyse-Phase die Handlungsfelder identifiziert, in denen sich die Einführung von Wissensmanagement am deutlichsten und schnellsten bemerkbar machen wird. In enger Verbindung mit der Analyse werden nun geeignete Lösungen für das Wissensmanagement ausgewählt und deren Umsetzung geplant. Dabei ist der Gestaltungsspielraum groß. Das Spektrum erstreckt sich von technischen Systemen (Datenbanken, Wikis, Da einige Analyse-Tools mehr umfassen als die Intranet) bis zu Methoden zur Verbesserung der Wis- reine Erhebung des gegenwärtigen Standes von WM, können sie auch schon Vorschläge zur Ent- senskommunikation auf personeller Ebene. Die Praxis wicklung einer WM-Lösung beinhalten. zeigt, dass ein rein technologischer Lösungsansatz genauso wenig zum Erfolg führt, wie eine zu starke Fokussierung auf einzelne Personalaspekte. Daher sollte in jedem Fall eine sinnvolle Kombination einzel- ner WM-Instrumente – sowohl auf technischer als auch auf personeller Ebene – angestrebt werden.17
4. Vorgehen zur Einführung von Wissensmanagement 17 Lösungssammlungen für Ihr Wissensmanagement Sie sollten nun eine Entscheidung darüber treffen, wie die WM-Lösung aussehen soll und welche Methoden und Werkzeuge eingesetzt werden sollen. In diesem Zusammenhang ist es hilfreich, die folgenden Fragen zu über- denken: Haben wir bereits Werkzeuge, die angepasst oder weiterentwickelt werden können? Gibt es alternative Lösungen? Was können wir von externen Anbietern bekommen/zukaufen? Die Fit-Initiative stellt Ihnen auch hier Hilfsmittel bereit. Verschiedene Projekte haben für diese Phase umfang- reiche Lösungssammlungen mit Gestaltungsempfehlungen als Auswahlhilfe entwickelt: Die ProWis-Lösungsbox umfasst ca. 50 Methoden Der multimediale Werkzeugkasten des die Ihnen helfen, den Umgang mit Wissen im WiPro-Portals verknüpft Innovations- und Unternehmen zu verbessern. Zur Unterstützung bei Wissensmanagement in einem prozessorientierten der Methodenauswahl stehen Ihnen verschiedene Ansatz. Filtermöglichkeiten zur Verfügung. www.prowis.net Nun werden gemeinsam Ziele festgelegt und (idealer- weise) mit konkreten Messkriterien hinterlegt. Denn nur so können Sie im Nachhinein erkennen, in welchem Umfang Ihre Maßnahmen gegriffen haben. Mit den definierten Zielen im Blick können nun Lösungskon- zepte ausgearbeitet und hinsichtlich ihrer Machbarkeit bewertet werden. Ob eine Lösung oder eine Maßnahme sinnvoll eingeschätzt wird entscheidet eine Kosten- Nutzen-Betrachtung.
18 4. Vorgehen zur Einführung von Wissensmanagement Auswahl und Priorisierung von WM-Lösungen Oftmals steht ein Unternehmen vor mehreren, konkurrierenden Herausforderungen und es kommen mehrere Lösungen in Frage. In diesem Fall wird eine Priorisierung notwendig. In der Praxis hat sich beispielsweise die Bewertung von Lösungsoptionen anhand der Dimensionen „Umsetzbarkeit“ und „Bedeutung für den Geschäfts- erfolg“ bewährt. Zur Beurteilung der beiden Kriterien bietet sich die Beantwortung der folgenden Fragen an: →→ Wie einfach/schwer erscheint die Umsetzung des Lösungsansatzes nach erster Einschätzung? →→ Wie schnell/langwierig erscheint die Umsetzung? →→ Wie beeinflussbar sind die Auswirkungen der geplanten Maßnahmen? →→ Wie dringlich ist es aktiv zu werden? →→ Wie stark tragen die Herausforderungen zur Gesamtzielerreichung bei? Über diese Bewertung lassen sich prognostizierter Aufwand und Nutzen ins Verhältnis setzen. Dabei hat es sich bewährt mit einfachen Dingen zu beginnen, die dafür einen hohen Nutzen für das Unternehmen mit sich bringen. Beispiel Matrix zur Darstellung der Prioritäten Beispiele für die Prioritätenliste: hoch 5 3 Priorität 1: Expertenverzeichnis anlegen 2: Alte Akten ins Dokumentations- hoch system einpflegen 4 Umsetzbarkeit 1 mittel 3: Ordner und Daten strukturieren 6 mittel und neu benennen gering 4: Intranet-Inhalte für neue Mitarbeiter besser aufbereiten 2 5: Nutzung von Outlook verbessern gering 6: Wöchentliche Versammlung aller MA mit Geschäftsführer. gering mittel hoch Handlungsbedarf/Dringlichkeit Die Analyse hat viele Verbesserungsbedarfe hervor- Meilensteine Phase 2: gebracht. Bei der Würth Elektronik ICS GmbH waren dies zuerst sieben unterschiedliche Handlungsfelder. Folgende Ergebnisse sollten Sie am Ende der Die Gefahr, dass sich ein Unternehmen dann „ver- Phase 3 erreicht haben: rennt“ ist groß. Daher wurden die Handlungsfelder →→ die Ziele für Ihr Wissensmanagement- Programm sind konkret ausgearbeitet. priorisiert und auf letztendlich zwei eingeschränkt. →→ Lösungskonzepte sind entwickelt und auf ihre Machbarkeit geprüft. →→ Das endgültige Design der WM-Lösung ist ausgearbeitet. →→ Die Auswahl geeigneter WM-Methoden und Tools sollte getroffen sein.
4. Vorgehen zur Einführung von Wissensmanagement 19 Erfolgsfaktoren „Entwicklung“ len, einige „Startmaßnahmen“ umzusetzen, die einen ersten Erfolg schnell spürbar machen („Quick Wins“) und zugleich verdeutlichen, dass drängende Probleme Erfolgsfaktoren in dieser Phase, aus Sicht der angegangen werden. Bei der Implementierung von Projektleiter: komplexeren Lösungen (z. B. die Einführung eines neuen IT-Systems) empfiehlt es sich, ein eigenes Pro- →→ Mitarbeiter in Entwicklung einbeziehen, eigene jekt mit entsprechendem Budget und Verantwortlich- Lösungsvorschläge keiten aufzusetzen. Spätestens mit der Umsetzung solcher Wissensmanagementlösung muss auch die →→ Ziele gemeinsam erarbeiten Schulung der Beschäftigten erfolgen, die zukünftig mit dem System arbeiten sollen. →→ Verbindlichkeiten und Verantwortlichkeiten schaffen Die Kristronics GmbH hatte sich entschlossen, ein „Wiki“, ein innerbetriebliches Kommunikations →→ Unternehmenskultur mit einbeziehen: system einzuführen, in dem alle Mitarbeiter gemein Passt die Lösung zu unserer Kultur? sam an denselben Inhalten arbeiten können. Es wurde ein gesondertes Projekt mit eigenem Budget, →→ Prioritäten setzen: leicht umsetzbare, nutzen- Verantwortlichkeiten und Projektplan gestartet. stiftende Punkte zuerst Dies wurde erforderlich, als erkennbar wurde, dass die besonderen Anforderungen an ein Wiki für die- →→ Stärken hervorheben und darauf aufbauen ses Unternehmen mit großer Sorgfalt erarbeitet werden müssen. →→ Schnittstellen zu anderen Bereichen beachten, Bernd Molter, Leiter Entwicklung KRISTRONICS GmbH QM o. ä. →→ Nutzenargumente erarbeiten, kommunizieren Die Einführung bestimmter WM-Lösungen (z. B. →→ Best Practice Beispiele und Netzwerke nutzen Expertenverzeichnisse) kann Aspekte der betrieb- lichen Mitbestimmung berühren. Prüfen Sie daher frühzeitig, inwiefern z. B. der Betriebsrat in →→ Probleme/Krisensituationen mit einbeziehen das Vorgehen einzubinden ist. Prinzipiell ist es ratsam, den Betriebsrat durch frühe Einbindung – ggf. bereits in der Initialisierungsphase – zum Verbündeten und Multiplikator des Projektes zu machen. 4.5 Schritt 4: Implementierung In dieser Phase führen Sie die ausgewählten WM-Lösun In dieser Phase können auch durch Anwenderberichte gen in Ihrem Unternehmen ein. Dies kann mit der aus anderen Unternehmen hilfreich sein, um sich die Anpassung der internen Unternehmensabläufe, der erfolgversprechenden Methoden bei der Umsetzung Schaffung neuer Funktionen (z. B. Wissensmanager, von Wissensmanagement zu erschließen (BOX). Redakteur) oder der Installation neuer IT-Systeme einhergehen. Die Umsetzungsphase dauert in der Regel am längsten, ist aber entscheidend für den Erfolg. Wenn es zu lange dauert, bis das Projekt in Fluss kommt und sich keine signifikanten Vorteile bemerkbar machen, läuft man Gefahr, dass das Interesse einschläft und nur schwer wieder geweckt werden kann. Es ist daher zu empfeh-
20 4. Vorgehen zur Einführung von Wissensmanagement Von anderen Unternehmen lernen Beispiele guter Praxis „Exzellente Wissensorganisation“: Was machen erfolgreiche Unternehmen anders? Wie organisieren sie ihre Wissens- und Informationsströme? Das Projekt „Exzellente Wissensorganisation“ sorgt für die notwendige Transparenz im praktischen Wissensmanagement. Durch konkrete Praxisbeispiele werden Sie an das Thema Wissensmanagement herangeführt.19 Die Unternehmensbeispiele finden Sie zusammengefasst in einer Broschüre, die online Exzellente Wissensorganisationen Auf die Ressource Wissen setzen – unter www.wissensexzellenz.de zur Verfügung steht. 25 Erfolgsbeispiele aus dem Mittelstand www.wissensexzellenz.de Ablauf der Wissenswerkstätten Eine Wissenswerkstatt ist eine Reihe von drei 1. Analyse-Werkstatt: (1 Tag) Prüfungs- 2. Lösungs-Werkstatt: (1 Tag) eintägigen Workshops, bei der sich Teilnehmer Phase: (1 Monat) aus vier Unternehmen gegenseitig beraten, wie Analyse der Ausgangsituation Prüfung von Erprobung der Methoden Methoden- Sie den Umgang mit Wissen in ihren Unter- der Unternehmen Beschreib- ungen und Planung der nehmen verbessern können. Dabei werden sie Vorstellung der Methoden Fallbeispielen für die eigene Umsetzung Anwendung von einem Dialogbegleiter unterstützt, der sein Expertenwissen einbringt und Empfehlungen 4. Ergebnis-Werkstatt: (1 Tag) 3. Umsetzung: (5 Monate) für die WM-Einführung gibt. Einführung/Einsatz der Auswertung der Methoden Umsetzungen Begleitung: Mehr Informationen erhalten Sie unter Planung der Weiterführung Telefon-Coaching in den einzelnen Projektschritten, Textmaterial (Evaluationsbögen, Checklisten etc.), www.diwis.net Erfahrungsaustausch zwischen den Unternehmen In der Implementierungsphase ist es ferner erforder- vorteilhaft erweisen, Prozessbeschreibungen anzupas- lich, die neuen Methoden und Werkzeuge in die Unter- sen und neue Vorlagen und Hilfsmittel zu entwerfen. nehmensabläufe zu integrieren. Hier kann es sich als ProWim wurde im Rahmen des Projektes „WivU“ entwickelt. ProWim ist ein IT-System das den Prozesscharakter des Wissensmanagements unterstützt. Die Darstellung erfolgt z.B. im Intranet mit Zugriff auf modellierte Prozesse einschließlich eines integrierten Dokumenten- managements. Somit ist Wissensmanagement keine zusätzlich Aufgabe mehr, sondern integrativer Bestandteil der Prozessbearbeitung.20 Weitere Informationen und kostenloser Download der Software unter www.wivu-transfer.de
4. Vorgehen zur Einführung von Wissensmanagement 21 Motivation und Change Management als Erfolgsfaktoren der WM-Einführung Der Prozess zur Einführung von Wis- Zielverhalten sensmanagement beginnt nicht – wie Interventionsfelder häufig angenommen – erst mit der n Wollen Motivation ore nachhaltige (technischen) Implementierung aus- akt Verhaltens- Sollen Organisation nsf gewählter WM-Lösungen. Das Funda- änderung io vat ment eines erfolgreichen Wissensma- Können Qualifikation ti Mo nagements wird bereits in der Kennen Kommunikation Strategie- und Analysephase gelegt. Status Quo Barrieren & Treiber (Reaktionstypen) Rahmen- Die Einführung von Wissensmanage- bedingungen ment ist immer auch als Verände- Kultur Aufgaben IT-Systeme rungsprozess innerhalb des Unterneh- mens zu verstehen: Gewohnte Arbeitsroutinen müssen verändert und neue Methoden und Instrumente erprobt werden. Dies bedeutet auch, dass den Mitarbeitern abverlangt wird, einen Lernprozess zu durchlaufen. Daher müssen Faktoren, die eine sol- che Veränderung unterstützen, professionell befördert werden. Um Akzeptanz für die WM-Lösungen und eine nachhaltige Verhaltensänderung zu unterstützen, sind die vier Motivationsfaktoren zu gestalten:21 Motivations Gestaltungsregeln für die Einführung von Die Krautzberger GmbH nutzt ein komplexes IT- faktor Wissensmanagement System für die Verwaltung aller kunden- und pro- Kennen Umfassende Information über Ziele, und duktbezogenen Daten. Die wenigsten Mitarbeiter Erwartungen geben. Transparenz über Ent- nutzten jedoch den vollen Funktionsumfang, so scheidungen und Prozesse herstellen. dass nicht alle relevanten Informationen zur Ver- Können Kompetenzen der Mitarbeiter entwickeln, fügung standen. In einer Umfrage wurden die um den neuen Anforderungen gerecht zu Mitarbeiter gebeten, ihren Schulungsbedarf und werden. die vorhandene Expertise genau zu beschreiben. Sollen Unterstützende Steuerungsmaßnahmen ein- Im Ergebnis der Auswertung wurden Schlüsselan- leiten. Führungskräfte als Multiplikatoren wender (Key-User) des Systems identifiziert, die einsetzen. als Multiplikatoren in internen Schulungen die Wollen Partizipation der Mitarbeiter sicherstellen. wichtigsten Funktionen ihren Kollegen näher Rahmenbedingungen nutzerorientiert gestalten (Feedbackkanäle etablieren). brachten. Markus Gruhn, Assistent der Geschäftsführung Krautzberger GmbH Meilensteine Phase 4 Folgende Ergebnisse sollten Sie am Ende der vierten Phase erreicht haben: →→ Wissensmanagement-Lösungen sind in den vorher definierten Unternehmensbereichen eingeführt. →→ Mitarbeiter/Anwender wurden geschult (Qualifizierungsmaßnahmen)
22 4. Vorgehen zur Einführung von Wissensmanagement Erfolgsfaktoren „Implementierung“ „Ich denke, unser Erfolgsfaktor war zum einen unsere Vorgehensweise und zum anderen unsere Einstellung. Wir haben zuerst die Anforderungen Erfolgsfaktoren in dieser Phase, aus Sicht der aufgenommen, anschließend wurden passende Fit-Projektleiter: Lösungen evaluiert. Unsere Einstellung war: „Lass doch die Leute mal machen“. Wir haben mehr Wert →→ Motivation der Beteiligten sichern darauf gelegt, die Kollegen zu motivieren mit zu machen, als Regularien zu schaffen. →→ Treiber und Unterstützer identifizieren und Sven Wartenberg, Projektmanager Würth Elektronik ICS GmbH einbinden →→ Aktivitäten und Lösungen verständlich kommunizieren („internes Marketing“) 4.6 Schritt 5: Evaluierung und Nachhaltigkeit →→ Nutzenargumentation aufbauen und Erfolgs In Verbindung mit der Umsetzung ist es wichtig, dass geschichten vorstellen Sie sich zeitnah vergewissern, inwieweit das Wissens- management erfolgreich ist. Im Rahmen der Evaluie- →→ Projektmanagement: Planen, überwachen, rung werden daher die Ergebnisse der Implementie- steuern rungsphase zusammengefasst und hinsichtlich des Gesamterfolgs überprüft. Aus diesen Ergebnissen auf- →→ Auswahl Projektteam (z. B. Akzeptanz, bauend können Sie entweder neue Maßnahmen ablei- Entscheidungskompetenz) ten oder die laufenden anpassen. →→ Projektteam mit den nötigen Mitteln und Kompetenzen ausstatten Im Idealfall wurden bereits im Vorfeld für die Ver- besserungspotenziale bzw. für die daraus abgelei- teten WM-Lösungen qualitative und/oder quanti- →→ Schulungen und Qualifizierungsmaßnahmen tative Messkriterien aufgestellt. Diese dienen durchführen Ihnen als Maßstab für die Evaluierung. Um diese Entscheidung treffen zu können, müssen Sie Projektmarketing: Die Firma Kristronics hat beglei- sich mit Methoden der Evaluation bzw. Erfolgsmessung tend für die Einführung des neuen Wikis einen auseinandersetzen. Hierfür bieten sich unterschiedlich Flyer entwickelt, der u.a. im Rahmen der Schulun- Vorgehensweisen an: gen an die Mitarbeiter verteilt wurde. Der Flyer stellte die wichtigsten Funktionen und die zentralen Wiki-Elemente übersichtlich vor. Außerdem enthielt Pilotprojekt auswerten er eine Übersicht mit Nutzenargumenten für die Firma und die Anwender selbst. Für die Roll-out Die Erfahrung zeigt, dass die Erfolgsmessung oft schwie- Phase wurden außerdem Plakate für die Gestaltung rig oder unangemessen aufwändig ist. Daher sollte man der Büroflure eingesetzt, die über die Ziele des Wikis zum Abschluss eines Wissensmanagement-Einführungs informieren. projektes vor allem das Augenmerk auf die Personen richten, die am Projekt direkt beteiligt waren. Hier bietet sich der Einsatz der (Wissensmanagement-)Methode „Projekt-Debriefing“ an. Mit diesem Verfahren wird der Erfolg eines Projektes im Nachhinein bewertet, um daraus für die Zukunft zu lernen bzw. Verbesserungs- maßnahmen abzuleiten.22 Die Beantwortung folgender Fragen steht dabei im Mittelpunkt:
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