Wie Content den Handel der Zukunft verändert - Ein Blick ins Jahr 2030
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So shoppen wir 2030 Content, Consumer, Commerce Liebe Leser*innen, es sagt sich immer so leicht: Wir, die Produktqualität. In der Vergangenheit fehlten Gesellschaft, die Wirtschaft, der Handel – wir vielfach die Möglichkeiten, die Ansprüche alle digitalisieren uns immer mehr. Aber, was in dem Maße zu stellen – und verlässlich heißt das genau, zum Beispiel in Bezug auf zu beurteilen, unter welchen Bedingungen unser Einkaufsverhalten? Wir kaufen immer sämtliche Produkte hergestellt und wie sie häufiger über Online-Shops, -Plattformen durch die Welt geschifft worden sind. Heute und Social-Media-Kanäle ein, manchmal haben wir über das Internet und die sozialen auch direkt über Influencer*innen, die uns von Medien Zugriff auf solche Informationen, Follower*innen zu Konsument*innen machen. und das hat uns anspruchsvoller gemacht: Wir wollen informiert und individuell betreut Mit unserem Verhalten verändern wir den werden! Der Handel hat das – zumindest Handel, aber der Handel verändert auch uns: in Teilen – begriffen und umsorgt uns mit Wir stellen neue – höhere! – Ansprüche an individueller Ansprache und passgenau auf Verfügbarkeit, Nachhaltigkeit oder uns zugeschnittenen Angeboten. 2 «»
So shoppen wir 2030 Warum kann der Handel das? Weil er uns kennt – zwar nicht persönlich, aber Aber bei der Entwicklung des digitalen das ist auch gar nicht nötig. Er kennt uns als Handels stehen wir, wenn nicht am Anfang, Persona, als idealtypische Konsument*innen, so doch vor einem großen Sprung: Noch mehr deren Verhalten vorhersehbar ist. Das intelligent genutzte Daten, die zunehmende macht uns vorhersagbar. Unsere Wünsche Virtualisierung über VR- und AR-Brillen, die lassen sich so mehr oder weniger individuell uns den Zugang ins Metaverse bescheren, befriedigen. Das geht, weil wir bei unseren in dem digitale und physische zu hybriden Streifzügen durch das Internet und in den Welten verschmelzen werden – das alles wird sozialen Medien fortlaufend und in großer den Commerce der Zukunft prägen. Menge Daten produzieren. Content ist von entscheidender Bedeutung Als Standortinitiative für die Medien- und sich als Content-produzierende Industrie Digitalbranche wirft nextMedia.Hamburg darauf einzustellen, haben wir im Rahmen immer einen genauen Blick auf Content und unseres Programms Content Foresight das seine Macher*innen. So auch hier. vorliegende Whitepaper gestaltet. Content spielt bei der Entwicklung des Mit ihm wagen wir einen szenischen Blick in Handels eine herausragende Rolle: das Jahr 2030, also weit nach vorne. Wie bei Die Konsument*innen wollen wissen, was sie allen Vorhersagen geht es auch hier weniger kaufen sollen. Sie erwarten eine individuelle darum, die Zukunft stilsicher vorherzusagen und kanalgerechte Ansprache. Aus dieser als mehr darum, aktuelle Technologien und Aufgabenstellung erwächst ein neues Trends zu extrapolieren, damit Anbieter*innen Geschäftsmodell für die Content-Branche, sowie Konsument*innen sich schon heute die individuelle Inhalte – Texte, Bilder, Videos darauf einstellen und vorbereiten können. und interaktive Elemente – entlang der gesamten hybriden Wertschöpfungskette produzieren muss. Um die wachsende Wir wünschen viel Spaß Bedeutung von Content zu verstehen und beim Lesen! 3 «»
So shoppen wir 2030 Fahren auf (lange) Sicht: Die Foresight-Methode Mit dem Programm Content Foresight Trends in realistische Umgebungen bringen. erarbeiten wir gemeinsam mit Hamburger So bauen wir Stück für Stück eine Welt auf, in Unternehmen und Organisationen an der der künftige Lösungsräume entstehen. Schnittstelle von Content und Commerce Antworten auf Fragen der Zukunft. So können die Teilnehmenden von Content Foresight und nun auch Ihr, als Leser*innen Dafür nutzen wir die nach wissenschaftlichen dieses Papers, ein Stück weit in die Standards erarbeitete Foresight-Methode. Zukunftswelt eintauchen, sich selbst dazu Sie bietet uns einen Ansatz, um Innovations- – zum Beispiel als Konsument*innen – in potenziale systematisch und langfristig Stellung bringen und eine eigene Meinung zu identifizieren und ihre Realisierung zu dazu herausbilden. Als Handeltreibende unterstützen. Für die Identifizierung nutzen oder Content-Produzent*innen könnt Ihr Eure wir Frameworks wie STEEP oder PESTLE, über Geschäftsmodelle darauf überprüfen, wie die wir soziale, technische, ökonomische, zukunftsfähig sie ausgerichtet sind und wo es ökologische, rechtliche und politische noch Verbesserungspotenzial gibt. Trends herausarbeiten. Wenn wir die Trends verstanden haben, analysieren wir sie Weitere Informationen sowie eine Übersicht hinsichtlich ihrer potenziellen Einflüsse und über unsere Projektpartner findet Ihr auf Auswirkungen. unserer Webseite: Aus dieser Analyse schließlich entwickeln wir Content Foresight Szenarien, in denen wir Entwicklungen und 6,2% 7% der 30- bis 39-Jährigen kaufen monatlich Produkte auf Empfehlung 42,2% kaufen Waren bevorzugt offline würden Daten preisgeben, um von einer KI beim Online-Shopping von Influencern hin ein unterstützt zu werden 15,1% möchten mit einer VR-Brille 26,7% der 30- bis 39-Jährigen wünschen sich online einkaufen können eine stärkere Verbindung von virtueller und realer Welt beim Online-Shopping Civey-Umfrage, Dezember 2022, 2.500 Befragte. 4 «»
So shoppen wir 2030 Die Welt von Content und Commerce im Jahr 2030 Jederzeit verfügbarer Content, an Bedeutung verlieren. E-Grocery hat in datengetriebene Shopping-Erlebnisse und der Welt von Mia und Leon, in der Welt des nahtlose Übergänge zwischen digitalen und Jahres 2030, einen Marktanteil von 15 Prozent. physischen Welten, smarten Endgeräten und Insgesamt steht Online inzwischen für mehr dem Ladengeschäft an der Ecke – der Handel als 21 Prozent des Umsatzes im gesamten des kommenden Jahrzehnts ist geprägt deutschen Einzelhandel und hat sich von innovativen Technologien, veränderten gegenüber dem Jahr 2020 fast verdoppelt. gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und neuartigen Geschäftsmodellen. Leon und Mia sind seit vielen Jahren befreundet. Ein hohes Maß an Leon und Mia sind Teil dieser neuen Automatisierung bestimmt den Alltag von Welt. Geboren im ersten Jahrzehnt beiden – und darüber auch der Content, der des 21. Jahrhunderts gehören sie zu sie auf verschiedenste Wege erreicht. Denn einer Generation, die bereits mit einer digitale Dienstleistungen aller Art – begleitet Vielzahl höchst unterschiedlicher Social- und moderiert von entsprechenden Inhalten Media-Plattformen aufgewachsen ist, – sind die Norm in einer Gesellschaft, deren die verschiedenste Content-Kanäle im Überalterung sich in den letzten Jahren weiter Kindesalter kennengelernt hat und über beschleunigt hat, deren Erwerbsbevölkerung die Jahre hinweg erlebte, wie digitale fortwährend geschrumpft ist und die im Jahr Endgeräte ihren festen Platz in immer mehr 2030 doch zugleich diverser und vielfältiger Lebensbereichen finden. aufgestellt ist als jemals zuvor. Als beide die sechste und siebte Klasse Die zwei Szenarien dieses Whitepapers besuchten, beschleunigte die Corona- begleiten Leon und Mia in ihren Alltag Pandemie die Entwicklung hybrider und geben uns so die Gelegenheit, zwei Lebens- und Arbeitswelten. Gleichzeitig Protagonist*innen des Jahres 2030 über die verschärfte sich der Wettbewerb rund um Schulter und damit in die Zukunft von Content die Bereitstellung von Content in einer Welt und Commerce zu blicken. immer weiter, in der analoge Schaufenster 5 «»
So shoppen wir 2030 Zwischen KI und kreativem Business: Bahn frei für die Creator Economy Mia ist Creator. Im Grunde ist sie das fast schon ihr ganzes Leben lang. Doch heute bestreitet sie genau damit ihren Lebensunterhalt. Die Creator Economy ist seit wenigen Jahren die wichtigste Branche in Deutschland. Als Mia zur Schule ging, eröffneten YouTube-Creator über Nacht bereits ganze Restaurantketten und launchten erfolgreich eigene Produktserien. Dennoch ergab eine Civey-Umfrage 2022, dass gerade einmal 2,1 Prozent der befragten Verbraucher*innen einmal oder öfter im Jahr Produkte aufgrund der Empfehlung von Social-Media-Influencer*innen kaufen. Deutlich heraus stachen schon damals die 30- bis 39-Jährigen – oder vielmehr Mias Eltern. In ihrer Altersgruppe lag der Anteil „Influencer*innen“, stöhnt Mia genervt. Von der Social-Influencer*innen-Einkaufenden denen sprechen doch ohnehin nur noch die immerhin bei 6,2 Prozent. Generationen ihrer Eltern und Großeltern. Heute gibt es nur noch Creator wie sie – „Heute würde diese und diese dirigieren mit ihrem Content die Verkaufsentscheidungen von Millionen. Umfrage wohl zu einem Mia kooperiert mit Marken und ist ihre eigene ganz anderen Ergebnis Brand MiaY. Sie lizensiert ihren Content kommen“, und nutzt zugleich das Wissen über die Vorlieben ihrer Community. Durch den Erfolg ihres Contents weiß Mia genau, was sich denkt sich Mia, während sie die holografische, Käufer*innen wünschen, welche Produkte und KI-gestützte Nachricht ihres Freundes Lösungen sie brauchen, für welche sie bereit Leon über ihre Datenbrille abruft. sind zu bezahlen. Und gemeinsam mit Dritten entwickelt sie diese und stellt sie bereit. 6 «»
So shoppen wir 2030 KI überall: Content-Creation mit dem Algorithmus Mia ist als Creator in verschiedenen Die großen, früheren Monopole einzelner Super-Apps unterwegs. Als Kombination Internet-Plattformen sind Geschichte. Jene, aus Content-Stream, Marktplatz und die überlebt haben, monetarisieren als Tech- Bezahlsystem haben sie das klassische Dienstleister vor allem ihre Datenbestände Internet zu großen Teilen abgelöst und aus der Vergangenheit, um immer verknüpfen Social-Media mit digitalen leistungsstärkere KI-Modelle für die Content- Ausspielwegen wie Fernsehen oder Rundfunk. Produktion anbieten zu können. Niemand surft mehr auf verschiedenen Seiten online, sondern bewegt sich in der Regel nur Die Weiterentwicklung der KI hat in den noch innerhalb der jeweiligen Super-App, vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass die mit einer Vielzahl von Mini-Anwendungen die Produktion von neuem Content heute aufwartet und so zum Shoppen, Chatten und grundsätzlich jedem offensteht. KI kann Texte dem Konsum verschiedenster Medien einlädt. erstellen, Bilder, Videos oder auch Musik. Der Erfolg von OpenAI Im Jahr 2022 hat vor allem die Organisation OpenAI mit seinen KI-Lösungen für mediale Aufmerksamkeit gesorgt. Im April stellte OpenAI DALL-E 2.0 vor – eine Lösung, die maschinelles Lernen nutzt, um Bilder zu erstellen. Im Dezember folgte die Anwendung ChatGPT, bei der maschinelles Lernen und natürliche Sprachverarbeitung für das Erstellen von Konversationen zum Einsatz kommen. Die Menge an Content ist im Zuge dieser es gewohnt, dass hochqualitativer Content Entwicklung regelrecht explodiert – und hat – abgestimmt auf individuelle Bedürfnisse die Ansprüche der Konsument*innen und der und Vorlieben – jederzeit in großen Mengen Creator grundlegend verändert. Die damit verfügbar ist; und das über die Grenzen der herangewachsene Instant-Generation ist verschiedensten Devices hinweg. 7 «»
So shoppen wir 2030 Als Content- Sommelier auf der Suche nach Relevanz Ihren Job hat Mia ihrer Familie einmal Relevanzfilter fungieren im Content- so erklärt: In einer Welt, in der die KI die Zeitalter auf sämtlichen Kanälen längst Content-Creation übernimmt, braucht es als automatisierte, digitale Türsteher. Wie jene, die der KI eine Richtung vorgeben gelingt es also, Content zu entwickeln, der und aus den Ergebnissen auswählen. „Ein nahtlos funktioniert, und ihn mit Produkten Sommelier sucht den besten Wein aus, ich zu verknüpfen, die für die Zielgruppe höchste den besten Content“, sagt sie. Tatsächlich Relevanz besitzen? Das ist eine der zentralen ist ihre Aufgabe sehr viel weitreichender. Fragen, mit denen sich Mia regelmäßig Sichtbarkeit für ihren Content herzustellen, ist auseinandersetzen muss – ebenso wie mit der nämlich die eigentliche Herausforderung in Frage der Kosten. einer unübersichtlichen Content-Landschaft. Die KI gibt’s im Abo Das Bereitstellen verschiedenster KI-Modelle Das Recht am Content liegt immer einzig und -Tools für die Content-Creator-Szene und allein beim Creator. Doch was tun, ist längst ein eigener, ausgewachsener wenn der Content nahezu identisch ist? Eine Geschäftszweig. Lizenz- und Abo-Modelle endgültige Antwort auf diese Frage fehlt sowie auch Umsatzbeteiligungen sichern den bislang. Auf internationaler Ebene ist das Betreiber*innen der jeweiligen KI fortdauernde Recht am eigenen Content Gegenstand Einnahmen und lassen sie am Erfolg der ebenso kontroverser Debatten wie der Creator-Economy teilhaben. Datenschutz. War Europa einst mit der DSGVO noch vorgeprescht, haben inzwischen Mia nutzt eine Vielzahl verschiedener KI und zahlreiche andere Staaten und Regionen kombiniert sie für ihren Content – schon ihre Alternativen formuliert, sodass global allein, um Duplikate zu verhindern. In der stärker gerungen wird als jemals zuvor, wem Vergangenheit musste sie selbst einige welche Daten zur Verfügung stehen sollten. Male erleben, dass andere Creator einen Aufgrund ihrer schieren Bevölkerungsgröße identischen Content im Angebot hatten, weil und der dadurch vorhandenen Trainingsdaten sie schlichtweg dieselbe KI im Einsatz hatten erzielten dabei gerade asiatische Länder wie wie sie selbst. China und Indien besonders große Fortschritte bei der Entwicklung von Content-KI, die für Mia jedoch nicht ohne Weiteres verfügbar ist. 8 «»
So shoppen wir 2030 Die Realität ist das, was die Creator- Szene daraus macht Gemeinsam ist vielen Content-Formaten, individualisierten Content für Käufer*innen dass sie die Möglichkeiten von Augmented- bereitstellt? Für Mia ist kaum vorstellbar, und Virtual-Reality für sich nutzen. dass solche Unternehmen heutzutage noch Unternehmen, die frühzeitig in die passenden überleben können. Produktionstechnologien investiert haben, können sich dort heute gemeinsam Content-Erstellung ist für Mia selbst mit den Content-Creatorn besonders inzwischen ein fester Bestandteil ihres Alltags. erfolgreich positionieren. Dabei ging es für Eine KI überprüft fortwährend ihren Messenger diese Unternehmen nicht nur darum, eine – sind Nachrichten relevant, erhält sie eine entsprechende Infrastruktur aufzubauen, kurze Benachrichtigung. Lässt sich aus sondern beispielsweise auch personelle dem Inhalt der Nachricht Content kreieren, Ressourcen vorzuhalten, also IT-Expert*innen, schickt die KI erste Vorschläge direkt mit. Mia die sich intensiv mit den Möglichkeiten von entscheidet, verfeinert, wählt aus. Jeden AR/VR für das eigenen Geschäftsmodell Tag, rund um die Uhr – als Teil der Creator- auseinandersetzen. Ein Modelabel ohne Economy. IT-Expert*innen und Creator-Abteilung, die 9 «»
So shoppen wir 2030 2030: Eine Welt zum Shoppen Für heute hat sich Leon eine ausgedehnte schon lange nicht mehr begibt. Und noch Shoppingtour vorgenommen. Sein Freundin besser: Statt dort immer nur dieselben zehn Mia hat keine Zeit, sie muss sich um ihr Markenshops besuchen zu können, die in Creator-Business kümmern. Nachher sind der Vergangenheit oftmals das Bild jeder sie zum gemeinsamen Streaming-Abend halbwegs größeren Stadt prägten, kann verabredet – kein Problem, denn sie sind ja Leon jetzt auf ein buntes Sammelsurium von beide zuhause. Einkaufsmöglichkeiten zurückgreifen – von der Edelboutique über den Klamotten-Discounter Leon trägt eine randlose Brille, die ihm im bis hin zur inhaber*innengeführten Sammlung Grunde längst die überfüllte Fußgängerzone von Nippes und Kunsthandwerk. ersetzt, in die sich der Anfang 20-Jährige Alles ist vernetzt In seine vernetzte Brille, die inzwischen mehr Ähnlichkeit mit Designermodellen bekannter Anbieter hat, als mit den klobigen Rahmen der 2020er Jahre, bekommt Leon via Hologramm jede beliebige Shopping- Umgebung eingespielt. Er kann sich dort auch räumlich so bewegen, als wäre er vor Ort. Zu jedem Verkaufsprodukt, das er bei seinen Touren sieht, bekommt er auf Wunsch Zusatzinformationen zu den Produkten, Zutaten, Nachhaltigkeit oder Herstellungsbedingungen. Diese Infos kann er ganz einfach mit einer Fingergeste oder einem Sprachbefehl abrufen. 10 «»
So shoppen wir 2030 Alles bleibt real Trotz der Hologramme und Avatare verliert Würden wir Leon fragen, wie das heißt, wo er Leon aber niemals den visuellen, auditiven da ist, würde er mit den Schultern zucken: und sinnlichen Kontakt zu seiner direkten Umwelt. Das ist ihm wichtig, und nicht nur, damit er nicht mit dem kleinen Zeh vor „Wirklichkeit vielleicht?“ das nächste Tischbein rennt, sondern weil er damit virtuelle und reale Welt nahtlos Der Begriff Metaverse, unter dem wir dieses verbinden kann und in beiden Welten Szenario schon vor zehn Jahren diskutiert ansprechbar ist. So kann er sich zum Beispiel haben, hat sich nicht durchgesetzt – wohl mit einem neuen Hut vor den Spiegel stellen auch, weil sich niemand so recht vorstellen und schauen, ob – und wie – er ihm steht. wollte, in virtuellen Umgebungen einzukaufen. Oder er nimmt den neuen Stift als Hologramm Das jedenfalls hat eine Civey-Umfrage aus in die Hand und schreibt mit ihm auf ein dem Jahr 2022 gezeigt. Damals sagten drei leeres Blatt, das nicht aus Papier ist, sondern von vier Leuten, dass sie niemals mit einer VR- aus einem adaptiven Material, das seine Brille einkaufen gehen würden. Und sechs von Eingaben direkt in Daten verwandelt. zehn Befragte lehnten es damals ab, virtuelle und reale Welt miteinander zu verschmelzen. Nahtlos shoppen Aber damals wussten sie ja noch nicht, Angebote machen zu können. Und das wie nahtlos das wirklich geht. Im Grunde heißt nicht, dass Leons Cousin bei seiner geht es Leon vor allem darum, dass er Shoppingtour nur auf Sachen trifft, die ihm über die modernen Technologien – Brille, gefallen und sich womöglich deutlich von Sprachsteuerung, Hologramme und Avatare dem unterscheiden, was Leon zu sehen – ein wirklich sinnliches und individuelles bekommt; auch 2030 gibt es noch immer Shopping-Erlebnis genießen kann – oder Unschärfen und Überraschungen, aber das doch wenigstens das, was er dafür hält. ist kein Zufall und kein Fehler, sondern Teil Denn in Wirklichkeit schaffen es die Shops des Erlebnisses. Physische und virtuelle Welt auch 2030 nicht, auf jeden einzelnen sind dabei maximal miteinander verbunden. Kundenwunsch individuell einzugehen. Sie Die klassischen Shopping-Meilen gibt es arbeiten mit einer Unmenge von Daten, die auch weiterhin. Viele stationäre Läden aber weniger individuell als prototypisch nutzen die Möglichkeiten von AR- und VR- sind: Männer im Alter zwischen 30 und 35 Technologien, um Kund*innen zu begeistern beispielsweise, also nach ihrem Studium oder auch konkrete Mehrwerte zu schaffen oder einer Berufsausbildung, in ihrem – beispielsweise bei der Anprobe von ersten oder zweiten gut bezahlten Job. Schmuck, Kosmetik oder Kleidung. Manches Familienplanung ist ein Thema, aber Möbelhaus geht inzwischen sogar noch keins, das schon abgeschlossen ist. Es einen Schritt weiter und stellt weiße Möbel als sind Männer wie beispielsweise Leons Projektionsflächen in seinem Ladengeschäft Cousin – dieses Kategorie-Wissen reicht, aus, die mit hochgradig individuellen AR- und um ihnen individuell auf sie zugeschnittene VR-Designs bespielt werden. 11 «»
So shoppen wir 2030 Shopping & Gamification Apropos: Wenn Leon will, kann er seine Shoppingtour auch als Adventure bestellen, denn nicht nur physische und virtuelle Welten sind zusammengewachsen, sondern auch Ernst und Spiel, wenn man es denn so gegenüberstellen will. „Adventure Shopping“ verspricht auf jeden Fall richtig viel Spaß, wenn es darum geht, sich einen Weg durch die Menge an Zombies freizukämpfen. Ist das nun die schöne neue Welt, die schon in den 2020er Jahren versprochen wurde? Damals ging es vor allem um Kundennähe, Erlebnisse und Nachhaltigkeit. Kann die neue Shoppingwelt diese Versprechen tatsächlich einhalten? 12 «»
So shoppen wir 2030 Die Welt zuhause Bei Kundennähe und Erlebnissen macht Leon Sozialstandards für die Produktion von einen dicken Haken dran: „Na klar, denn wie Konsumgütern, auch das ist Leon wichtig, sonst kann ich durch die ganze Welt reisen, haben sich stark verbessert: Anbieter*innen ohne die Wohnung verlassen zu müssen! wie Hersteller*innen müssen längst Wie könnte ich sonst abwechslungsreiche transparent nachweisen, dass sie bei der Shopping-Erlebnisse ohne große Mühen Fertigung, beim Transport und im Handel die und an einem einzigen Ort vorfinden!“ Beteiligten fair bezahlen und menschenwürdig Nachdenklich wird er jedoch, wenn er an das behandeln. Diese Transparenz sorgt für einen haptische Erleben denkt. Die neue Welt ist Wettbewerbsdruck, der die Sozialstandards noch immer visuell. Das Fühlen, Schmecken in der Produktion fortwährend verbessert. Es und Riechen sind auf der Strecke geblieben. sind genau diese Dinge, die auch Leon noch Außerdem ist das AR-VR-Design des Sofas am wichtigsten sind und die er sich bei seiner am Ende auch nicht alles, was zählt. Da Shopping-Tour immer zeigen lässt. besteht aus Leons Sicht dann doch noch Nachholdbedarf. Bei Nachhaltigkeit wird er Dabei ist er nicht einmal auf die Brille energisch: „Ich verbrauche keine Energie, um angewiesen. Leon hat ein sogenanntes von A nach B und dann nach C zu kommen“, Whitebook, in dem er gemütlich auf dem Sofa sagt er. blättern kann. Keine der Seiten ist bedruckt, sondern schlicht weiß, daher kommt der Name. Aber über eine einfache Geste oder „Für die virtuellen Produkte mit einem kurzen Sprachbefehl kann er die müssen auch keine Seiten über Hologramme mit Infos sowie mit Bildern oder Videos der Produkte füllen Rohstoffe verbraucht lassen. Gut möglich, dass ihm dabei Mia begegnet, die beruflich solche Informationen werden und niemand muss produziert und anbietet. Aber genauso gut ist dafür für wenig Geld in es denkbar, dass irgendeine Modedesignerin, einer der vielen Fernsehköche oder eine irgendwelchen Fabriken Heimwerkerin Leon direkt mit Tipps und Tricks versorgt, die früher einmal „Life Hacks“ hießen. schuften. Ja, das ist Dafür muss Leon zwar etwas bezahlen, aber nachhaltig!“ das ist es ihm wert, denn so kauft er sich nichts, was er nicht auch brauchen kann. Und was ist mit den virtuellen Welten, wie Unterm Strich ist das dann sogar preiswerter! entstehen die, was ist daran nachhaltig? Immerhin haben die meisten Anbieter*innen Nein, Leon will nicht zurück in enge zumindest daran gearbeitet, die und oft doch sehr ähnlich aussehende Rechenleistung für diese Welten deutlich Fußgängerzonen. Er liebt es, vom Sofa aus CO2-neutraler oder gar -negativ zu in die (virtuelle) Welt zu ziehen, Shopping liefern. Der Anteil erneuerbarer Energien als echtes Erlebnis zu genießen und dabei ist zuungunsten der fossilen Brennstoffe alles zu erfahren, was er wissen will. Für ihn und nicht zuletzt durch einen massiven ist es, wenn nicht die, so doch immerhin Ausbau von Photovoltaikanlagen in den eine Welt, und es ist die einzige Welt, die er Metropolregionen auf fast 80 Prozent sich wünscht. Sein Cousin ist da übrigens gestiegen – und bleibt damit knapp anderer Meinung und nutzt gerne die unter dem von der Bundesregierung ein vielen spannenden Anwendungen, die der Jahrzehnt zuvor festgelegten Wert. Die stationäre Handel ihm als Kunde vor Ort bietet. 13 «»
So shoppen wir 2030 Manches aus den Szenarien mag aus heutiger Sicht zunächst kontraintuitiv oder unwahrscheinlich klingen. Doch beim näheren Hinsehen finden sich schon heute viele Ansätze, die fortgeschrieben in den skizzierten Lebenswelten von Leon und Mia münden (können). Doch was bedeutet das in der Konsequenz und in zunehmendem Maße in die Content- für Unternehmen und Creator, für Content- Creation unseres Alltags mit hineinspielt. Produzent*innen und nicht zuletzt die Der Datenschutz und die Datensicherheit, Konsument*innen? Klar ist bereits, dass der Umgang mit Augmented- und Virtual- die Bedeutung von Content im Commerce Reality-Technologien, Fragen der Originalität zunimmt – und das in all seinen Facetten. und des Urheberrechts – über all das Klar ist auch, dass die Bedeutung digitaler sollten frühzeitig gesellschaftliche Diskurse Technologien einerseits weiter zunehmen wird, begonnen und zentrale Fragen abschließend sich andererseits jedoch auch eine Vielzahl geklärt werden, um die Weiterentwicklung der von Akteur*innen mit ihren Ansätzen auf dem Content-Creation im Commerce-Sektor nicht Markt bewehren und die Aufmerksamkeit länger auszubremsen und einzigartige, neue der Nutzer*innen dabei miteinander teilen Kundenerlebnisse schaffen zu können. müssen. Schließlich sehen wir doch schon heute Investitionen in Know-how und neue die Möglichkeiten des Missbrauchs. Deep Technologien für die frühzeitige Positionierung Fakes werden eine zunehmend wichtige in der neuen Content-Welt sind daher für Rolle spielen. Wie wird sich solcher Content Handel und Content-Creator gleichermaßen künftig erkennen und verhindern lassen? Das eine wichtige Voraussetzung, um in Zukunft gilt es, schnellstmöglich zu klären. Ähnliches im Kampf um die Aufmerksamkeit der Massen gilt für das Thema der digitalen Identitäten. bestehen und die nachgefragte Qualität Auch die Protagonist*innen in unseren über alle Kanäle hinweg gleichermaßen Szenarien kommen nicht umhin, sich auf bereitstellen zu können. Alle Beteiligten neue, intelligente Weisen in ihrer digitalen stehen damit auch vor der Frage, welche Alltagswelt zweifelsfrei ausweisen zu können. Teile der Wertschöpfungskette sich künftig mit Creative AI ersetzen lassen und wie sich Wir sollten die Antworten auf all diese Fragen die Technologie möglichst gewinnbringend suchen, die zugehörigen Debatten führen einsetzen lässt. und die Weichen in Richtung Zukunft stellen. Die Content-Welt, die uns in zehn Jahren Schon heute lassen sich die Debatten erwartet, können wir im Hier und Heute anstoßen und führen, die notwendig sein mitgestalten. Die Chance, das zu tun, sollten werden, wenn künstliche Intelligenz zukünftig wir wahrnehmen. 14 «»
So shoppen wir 2030 Innovationen fördern und sichtbar machen Wir sind die erste Anlaufstelle und Innovationsförderung für die Hamburger Medien- und Digitalbranche. Unser Fokus liegt auf zukunftsfähigen Geschäftsmodellen an der Schnittstelle von Content zu Technologie. Wir sind Teil der Hamburg Kreativ Gesellschaft mbH und werden von der Stadt Hamburg getragen. Unser Ziel ist, Hamburgs Spitzenposition als Medien- und Digitalstandort weiter auszubauen. Die Grundlage für die Szenarien des vorliegenden Whitepapers hat nextMedia.Hamburg 2022 gemeinsam mit dem Carlsen Verlag, der pilot Agenturgruppe, Radio Marketing Service (RMS), Stein Promotions und blish während des Innovationsprogrammes Content Foresight erarbeitet. Methodisch begleitet wurde der Prozess von der Foresight-Agentur Rohrbeck Heger. Jetzt unseren Newsletter abonnieren 15 «»
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